Wookie Trix schrieb:
@Woodstock
Glaube mir, ich kann deine Aufregung verstehen und teile vieler deiner Punkte. Nur siehtst du das ganze wirklich ein wenig durch die rosarote Brille. Ich möchte auch noch mal ein Sprichwort einbringen, das - wie ich meine - bei Susanne Osthoff sehr angebracht ist: "Wer sich den Wölfen zum Frass vor sie Schnauze wirft, muss damit rechnen, gebissen zu werden..."
Hmm ob ich wirkliche eine rosarote Brille auf habe, muss ich mir wirklich mal überlegen (Selbstreflexion ist ja nicht so die Stärke der Gattung Homo Sapiens)
Und ob sich Frau Osthoff den Wölfen zum Frass vor die Schnauze geworfen hat, nur weil sie im Irak geblieben ist, ist IMHO Auslegungssache.
Oder anders gesagt, jeder ist gut darin beraten, den Bock nicht zum Gärtner zu machen. Frau Osthoff hat durch ihr Verhalten - und ich rede jetzt von ihrem Auftreten vor der Entführung - die Gunst vieler stiller Beobachter überspannt. Sie hat alle Vorbehalte ignoriert und ist trotz verschiedener Drohungen im Irak verblieben. Da ist es doch nur verständlich, dass sich einige Leute fragen, ob diese Frau noch alle Bits im Programm hat. Das ist das eine.
Ja sie hat wohl, obwohl es direkte Gefahrenwarnungen auf eine Gefahr für Frau Osthoff gab, den Irak nicht verlassen. Sie ist geblieben und hat auf ihre Kontakte im Irak, ihre Kenntnis des Landes und ihr Glück vertraut.
Ob und wieweit dieses Vertrauen gerechtfertigt war oder nicht, wie weit ihr Handeln "Tollkühn" oder doch "Verantwortungsvoll" war, kann ICH nicht einschätzen. Denn anderst als Frau Osthoff habe ich noch nie den Irak besucht, habe keine Kontakte und Bekannte dort und weiß nur dass was bis hier durchdringt.
Selbst wenn ihr eine gewisse Fahrlässigkeit (was genau ist denn Verantwortliches Verhalten in einer so unsicheren Umgebung? Nur in der Grünen Zone bleiben? Wenn ja, dann sollte man dem deutschen Staat und den ganzen deutschen Hilfsorganisationen viel Geld sparen und sie alle zurück holen, da man allein aus der grünen Zone wohl kaum was bewerkstellen kann.) nicht abzusprechen ist, sollte man doch hier die gleichen Maßstäbe wie bei anderen Entführungsopfer im Irak anlegen. Soweit mir bekannt ist, wurde weder Frau Sgrena (italienische Journalistin) noch den entführten Franzosen, Engländern, Nepalesen, etc. nach der Freilassung Fahrlässigkeit vorgeworfen (hey sie wurden entführt, da MÜSSEN sie ja einen Fehler gemacht haben).
Ich bin der Meinung, dass besonders im Irak man alles richtig machen könnte und dennoch eine erhebliche Gefahr für Leib und Leben eingehen würde.
Ihr war ihre Arbeit wohl wichtiger als ihre eigene Gefahrensituation. Man kann dieses Verhalten als idealistisch und dumm einstufen, ich sehe hier aber eigentlich nur Mut und Engagement, zu dem ich leider nicht in der Lage bin.
Nun ist tatsächlich passiert, was Frau Osthoff in unvernüftiger Weise auf sich genommen hat: sie ist enttführt worden. Und wer sieht sich nun in seiner Annahme bestätigt? Nicht die ach so weise und unbefleckte Frau Osthoff, sondern all die Leutz, die Osthoff für hirnrissig erklärt haben.
Wie schon oben beschrieben, gibt es wohl kaum 100% Sicherheit vor Entführungen im Irak (mal sehen ob man nach der hoffentlichen Freilassung der beiden heute entführten Deutschen auch solche Überlegungen anstellt

) Es gibt nur ein höheres oder ein niedrigeres Risiko.
Frau Osthoff war sich des Risikos bewußt (ich denke jedem Ausländer und jedem Iraki ist dieses Problem mehr als bewußt) und sie hatte leider Pech.
Ich will hier ihre vielleicht dickköpfige Entscheidung nicht verteidigen, doch hier allein den Fehler bei Susanne Osthoff zu suchen ist in meinen Augen falsch.
Ich meine sie ist ja nicht mit nem Auto durch die Gegend gefahren, auf dem "Ich bin Deutsche, holt mich hier raus!" drauf stand.
Und soweit mit bekannt ist/ich es noch erinnere, wurde in dieser Phase der Entführung noch von Verantwortungslosigkeit und nicht von Verücktheit gesprochen, wenn man Frau Osthoff beschrieb.
Jetzt passiert eine weitere Sache, die für all diejenigen Personen spricht, die auf Frau Osthoff mit dem Finger gezeigt haben: Osthoffs Entführung verkommt zur Farce und es tauchen Zweifel an der Darstellung der Ereignisse auf. Ob zurecht oder unzurecht, die Presse weiss diese Entwicklung für sich zu nutzen und unterstellt Frau Osthoff manigfaltiges Versagen, ja sogar kriminelle Absichten. Warum? Ganz klar, weil der Wind momentan aus der Ecke derer weht, die Frau Osthoff für eine Spinnerin halten. Das ist nicht neu. Viele Menschen haben schon ähnliche Schicksale geteilt. Ich denke da z.B. an Boris Becker. Einst würde Böbele als Spitzensportler und Aushängeschild für ganz Deutschland gefeiert und von der Presse vergöttert. Als man gemerkt hat, dass der Typ ausser einem gewissen Talent für gewisse Bälle nichts im Kopf hat, hat sich das Batt gewendet. Und als dann die Sache mit der Besenkammer passiert ist, hatte Becker bei der Presse endgültig ausgestuhlt. Und so ist passiert es eben auch mit Frau Osthoff.
Also sollte man sich nicht gegen den Wind stellen, sondern sich verkriechen und bis zur nächsten Flaute warten? Ist es also Frau Osthoffs Schuld, dass der Wind aus dieser Richtung bläst? Ist es ihre Schuld, dass die Entführung (oder besser die Darstellung der Entführung, denn die Entführung selbst war sicher alles andere als eine Farce) zur Farce verkommt? Was hatte sie (nachdem sie entführt wurde) falsch gemacht außer, dass sie sich nicht so verhalten hat wie die deutsche Gesellschaft und die deutschen Medien es sich gewünscht/vorgestellt haben?
Sie ist nicht heim zur Familie gekommen, hat keine Interviews gegeben, in denen sie der deutschen Gesellschaft gedankt hat und erklärt, dass sie nur der Gedanke an ihre Familie hat durchhalten lassen. Dass sie zwar müde und erschöpft ist, aber jetzt glücklich wieder DAHEIM zu sein.
War die Ablehnung gegen ein solches "normales" Nach-Entführungsleben eine Straftat? War es verboten?
Nein ich glaube nicht.
Susanne Osthoff hat sich als unglaubwürdig und verantwortunglos bewiesen. Sie hat dem Steuerzahler eine menge Unkosten für die Entführung aufgebrummt. Hat dutzende Institutionen dazu genötigt, für sie aktiv zu werden. Das hat eine Menge Geld gekostet. Da ist es ganz normal, dass der Steuerzahler mit Unwollen reagiert und nur darauf wartet, dass Frau Osthoff als Mittäterin überführt wird. Die Presse weiss sehr wohl darum und nützt die Gunst der Stunde, mit schlechter Publicity zum Fall der Susanne Osthoff beizutragen. Das ist weiss Gott nicht schön. Aber Frau Osthoff hat den Bock selber zum Gärtner gemacht. Und solange sie selber nichts zu ihrer vollständigen Rehabilitation beiträgt, wird für sie das Eis dünn bleiben.
Ja sie hat den Steuerzahler eine Menge Unkosten bereitet. (Weil ein Staat nunmal sowohl die rechtliche wie auch die moralische Pflicht hat seine Bürger zu schützen, denn dies ist jedenfalls in meinen Augen die AUFGABE eines Staates). Wir wären auch bereit gewesen dass zu akzeptieren (so wie wir es bei Familie Wallert, den Saharageiseln (mehr oder minder) oder anderen Entführungsopfern) gemacht haben, WENN sie sich dafür aber unseren Konventionen und unseren Wertvorstellungen (heimkommen, mit der Tochter Weihnachten feiern, in die Talkshows gehen) unterwirft.
Das hat sie aber nicht gemacht. Sie ist im Mittleren Osten geblieben. Sie will nicht wieder nach Deutschland heim, da der Mittlere Osten (soweit ich dass aus ihren Aussagen und meinen Schlussfolgerungen sehe) ihre Heimat und ihre Aufgabe geworden ist.
Nochmal was war ihr Fehler (objektiv) außer entführt worden zu sein. Was auch schon anderen Deutschen/Ausländern im Irak passiert ist.
Wo liegt der Unterschied zu Frau Sgrena? Warum wurde in Italien sich darüber gefreut dass sie wieder da ist und nicht sofort nach ihrer eigenen Schuld gesucht (was bei Frau Osthoff wohl mehr als deutlich passiert.)
Ich bin gerne bereit, Frau Osthoff zu glauben, dass sie unschuldig ist und dass sie ein Opfer einer furchtbar miesen PR-Kampagne geworden ist. Aber mir muss Frau Osthoff auch glauben, dass sie den Hexentanz, der um sie gemacht wird, zu einem grossen Teil mitverschuldet hat: dadurch, dass sie alle verspottet hat, die ihr dazu geraten haben, je wieder einen Fuss in den Irak zu setzen.
Gruss, Bea
Du bist bereit ihr zu glauben, dass sie unschuldig ist.

Ich dachte die Unschuldsvermutung im Bezug auf alle Personen bis etwas anderes bewiesen ist, ist eine Normalität und kein Geschenk, dass man dem anderen geben muss.
Wie hat sie alle verspottet (weil sie im Irak geblieben ist (ein Fehler, ja aber wirklich aus Geltungssucht, Besserwisserei oder doch aus Verantwortungsgefühl und Mitgefühl dem irakischen Volke gegenüber?), weil sie entführt worden ist? (ist anderen Leuten auch schon passiert, haben die ihre eigenen Gesellschaften auch verspottet?).
Und ist sie bisher wieder in den Irak zurückgekehrt? NEIN
Hat sie jemals behauptet sofort wieder in den Irak zurück zu wollen? NEIN (oder hat jemand von euch was anderes aus dem Al-Dschasira Protokoll gelesen? Wenn ja dann hätte ich wirklich gerne nen Link oder einen Scan, da ich meine QUellen gerne ohne weitere Verwurstelung/Interpretation durch andere Medien lese).
Ist es möglich, dass sich die Situation im Irak bessert und Frau Osthoff dann wieder die Projekte an denen sie Anteil hat persöhnlich beaufsichtigt. JA
Nochmal, damit wir uns hier nicht missverstehen.
Liebe Bea, schreibe mir einfach mal auf, was genau (welche Tat, welche Aussage) du Frau Osthoff vorwirfst. Wo hat sie einen Fehler gemacht, der die Presse/deutsche Politik/Gesellschaft dazu berechtigt so über sie zu Gericht zu sitzen?
Und ansonsten muss ich annehmen, dass du meinen anderen Argumenten die ich angebracht habe, wohl zustimmst, sonst hättest du (oder andere die nicht meiner Meinung sind) Gegenargumente gebracht, meine Logik/Schlussfolgerungen bezweifelt, etc.
Erinnert dich auch diese Logik nicht auch ein wenig an die "Wer sich nicht äußert stimmt zu"-Stimmung der Zeitungen.
Ich will nicht sagen, dass Frau Osthoff nicht auch Verantwortung für ihre Entführung hatte. Sie ist kein blütenreiner Engel (wer ist das, ich nicht!).
ABER was die Presse (und nicht nur Bild) und die deutsche Gesellschaft hier einfach sich so ein Urteil bilden, ist a) nicht fair, b)grenzt schon an Rufmord und übelste Verleumdung und spricht c) Frau Osthoff wirklich ihre Würde ab.
Sie wird "gebasht", einfach ausgedrückt. Weil die Mehrheitsmeinung gerade gegen sie ist, muss sie sich dass halt gefallen lassen (oder interpretiere ich dich hier falsch, wenn du schreibst:
Ganz klar, weil der Wind momentan aus der Ecke derer weht, die Frau Osthoff für eine Spinnerin halten. Das ist nicht neu. Viele Menschen haben schon ähnliche Schicksale geteilt. ). Darf man so mit ihr umgehen?
In meinen Augen nicht! Sie ist keine Heilige, aber ihre Arbeit und ihr Engagement im Irak verdient unsere Hochachtung und keine Häme aus dem warmen Polstersessel heraus.
Immernoch vermisse ich hier die Meinungen, der "am Fall Osthoff ist irgendwas faul"-Seite.
Seid nicht schüchtern. Kommt zu uns in den Diskussionsring.