Wirklich eine gute Diskussion, die hier zustande gekommen ist.

Ich fange allmählich an, den Standpunkt der "Padme-Sterbeszenen-Verteidiger" besser zu verstehen. D.h. nicht, dass ich die Stelle jetzt glühend verehre

, aber immerhin sehe ich jetzt ein wenig Sinn darin.
Rolle schrieb:
*Tschuldigung* Ja, der Link erklärt nicht alles ganz genau. War eigentlich so gemeint das der "Lebensinhalt" zweitrangig wird, wenn man an so starken Ehrverlust leidet. Ehrverlust ist ja ein sehr starkes Gefühl.
Wohl wahr, aber ich hatte bei Padme nie den Eindruck, dass sie so einen doch irgendwie ziemlich abstrakten Ehrbegriff so hoch einschätzt. Bzw. dass sie, selbst wenn sie das Gefühl hätte, ihre Ehre verloren zu haben, alles dafür tun würde, sie zurückzugewinnen und ihren Fehler wieder gutzumachen statt sich "ehrlos" zurückzuziehen und die Lösung des von ihr verursachten Problems anderen zu überlassen. Langer Rede kurzer Sinn, ich denke, dass es im Rahmen ihres Charakters noch weniger Sinn macht, ihren Tod über Ehrverlust zu erklären als über ein gebrochenes Herz.
Rolle schrieb:
Padmé mitfühlende Persönlichkeit ist ja das Problem. Stichwort Empathie. Nur so viel:
Im Ernstfall können Ängste bis zu Suizidalität gehen (Orloff 1997, S. 400). Der empathische Mensch nimmt wie ein Schwamm Gefühle und Stimmungen aus dem Umfeld auf, gibt sie aber nicht wieder ab, so daß er gleichsam überfüllt ist. Das psychische Überfülltsein kann sich, gleichsam eines Schutzsignals des Unterbewußtseins, in Angst, Angstzuständen und Panikattacken äußern und sozialen Rückzug mit sich bringen: Ein eigentlich geselliger, anteilnehmender Mensch, der unbewußt hellfühlt, mag sich aus mangelndem Schutz vor fremden Einflüssen zurückziehen, um auf diese Weise "bei sich selbst bleiben" zu können. Quelle: Sensitivität - Chancen und Risiken
Du kennst Dich ja aus.

Vielleicht habe ich das falsche Wort gewählt. Wie auch Sol Deande geschrieben hat, ist Padme nicht "Sensibelchen-mitfühlend" sondern "praktisch/verantwortungsbewusst-mitfühlend". Also sie nimmt das Leid und die Not ihrer Mitmenschen ? Mitwesen ? zwar wahr, münzt dieses aber nicht in ein passives Mit-Leiden um, sondern in Aktionen, die dieses Leid verringern sollen, sogar wenn es für sie selbst Leid bedeuten sollte (!).
Katha schrieb:
Naja, ich glaube ich bin da gleichberechtigend genug, dass ich mich nicht hervorhebe. Für mich gehts um StarWars, um ein Märchen. Mit Prinzessinnen und Helden. Das ist, sagen wir mal, nicht unbedingt feministischer Stoff... sondern was klassisches nich wahr...
Aber Padme ist nun mal, dem modernen Zeitgeist entsprechend, als gleichberechtigte und sehr starke Frauenfigur eingeführt worden und nicht als mehr oder weniger hilfloses Märchen-Prinzesschen, das vom Helden gerettet werden muss (im Englischen gibt's dafür den netten Begriff "damsel in distress"). Es macht keinen Sinn, dass ihr Leben dem einen und ihr Sterben dem anderen Schema entspricht. (Übrigens, fällt mir gerade so auf, in der OT wird ja Leia zunächst scheinbar als so ein Prinzesschen etabliert, was sich aber spätestens in dem Moment erledigt, in dem sie Han den Blaster aus der Hand reißt und das Gitter zum Müllschacht wegballert.

)
@Sol Deande: 98% Zustimmung zu allen Deinen Posts in diesem Thread!
Rolle schrieb:
Einfacher wäre alles zu Erklären gewesen, ja genau. Aber hätte es auch stärker gewirkt? Erklärung wieso?
Da kann ich mich nur Draht_Vater anschließen: Es hätte (auf mich) stärker gewirkt, weil nicht dieser "was zum Geier sollte denn das jetzt?"-Effekt aufgetreten wäre. Und wie schon gesagt, wenn es dann noch so aufgezogen worden wäre, dass Padmes Leben auf Kosten der Kinder hätte gerettet werden können, sie sich aber für die Kinder entschieden hätte*, wäre das der würdigste, beeindruckendste und erschütterndste Aufopferungs-Abgang gewesen, den ich mir für diese Figur hätte wünschen können. *schnief*
(*Spontane Idee von mir dazu: Die Zwillinge werden wo auch immer nur mit der Hilfe Obi-Wans geboren. Die Babies sind nicht ganz so fit, weil etwas zu früh auf die Welt gekommen und Padme blutet. Obi-Wan kann nun entweder mit der Macht etwas gegen Padmes Blutung unternehmen oder aber dafür sorgen, dass die Zwillinge es schaffen... Okay, ist vielleicht nicht besonders gut und ziemlich kitschig, aber dafür bin ich ja auch kein Autor/Drehbuchschreiber.

)
visyoneer schrieb:
Genau das ist es.
Hätte man mehr Details gezeigt dass ihr wirklich das Herz gebrochen ist, aufgrund von Anakins Aktionen, wäre das ja noch halbwegs durchgegangen. Aber sie selbst hat ja auch gesagt, es ist noch Gutes in ihm. So redet imo niemand dessen Herz gebrochen ist.
Wenn sie also noch nicht ganz mit ihm abgeschlossen hat und hofft, weil sie weiss das noch Gutes in ihm ist, na ich weiss nicht ob das Herz dann so schnell nen Abgang macht. Zumal beide ja soviel zusammen erlebt haben.
Ja, ich denke auch, dass ihr Tod für ein Sterben an gebrochenem Herzen viel zu schnell ging. Auch wenn euch das jetzt vielleicht schockt

, ich bin immer davon ausgegangen, dass Padme an gebrochenem Herzen stirbt. Aber eben nicht spontan innerhalb von ein paar Stunden, sondern allmählich über mehrere Jahre hinweg (die Jahre nämlich, die Leia sie noch als "schöne aber traurige" Frau kannte

), während sie zum Nichtstun verdammt darunter leidet, von ihrem Sohn getrennt zu sein und wieder und wieder mit Nachrichten von den Greueltaten Darth Vaders konfrontiert wird und schließlich auch ihre letzte Hoffnung, dass doch noch Gutes in ihm steckt, verliert. Das wäre eine Sorte Herzschmerz-Tod, die ich als "realistisch" empfinde und die auch nicht im Widerspruch zum Charakter Padmes steht.
Micah