Talon Karrde schrieb:
Wundervoll. Ich betrachte es gerade aus dem Blickwinkel, daß das mein Kind ist, über dessen Tod die "liebe" Mama da entscheidet, und mir sträuben sich sämtliche Haare bei dem Gedanken; nicht nur dass die Mutter tatsächlich ihr eigenes Kind vernichtet, sondern dass sie damit auch mein Kind vernichtet.
Diesen Fall meinte ich eigentlich damit nicht, sondern lediglich jenen, in denen sich unbeteiligte Dritte ein Urteil herausnehmen. Es ist nur zu leicht, das zu verdammen, was man selbst nicht erleben muß.
Und mit solchen Leuten habe ich so meine Schwierigkeiten.
Talon Karrde schrieb:
So belastend das Kind für mich auch wäre, ich würde es niemals so verraten. Ich würde es aufnehmen und jede Last auf mich nehmen, um ihm oder ihr ein gutes Leben zu gewährleisten... und so furchtbar es ist, ich als Vater bin in dieser Situation absolut machtlos. Wenn jene die ich da geschwängert habe abtreiben will treibt sie auch ab. Soviel imho also dazu, dass keiner ein Recht hat ein Urteil über diese Mütter zu fällen. Das mag jetzt ein extremer Fall sein, aber sowas solls auch geben.
Das ist eine gute Einstellung und nach meiner Erfahrung haben sie viel mehr Männer, als man eigentlich annimmt. Und meistens sind es Männer, die sich mit dem Thema Abtreibung so schwer tun und die sich eher mit der Adoption abfinden können.
Und dennoch sind es die Frauen, die meistens darüber die letzte Entscheidung treffen.
Wenn die Frau dein Kind austrägt und nicht möchte und es dann zur Adoption freigibt, dann hast du als Vater auch nicht viele (eigentlich keine) Einwirkungsmöglichkeiten, wenn in der Geburtsurkunde steht, Vater unbekannt.
Und ehrlich gesagt, hast du keine Handhabe, denn letztendlich ist es der Körper und die Seele der Frau, die am meisten darunter leiden, gleich ob sie nun abtreibt oder das Kind austrägt. Deswegen gesteht man ihr auch das letztendliche Entscheidungsrecht in diesem Fall ein. In diesem Fall wertet man das Selbstbestimmungsrecht der Frau höher als das Mitbestimmungsrecht des Partners.
alpha7 schrieb:
das geht, man kann auch nach 1 oder 2 jahren das kind zur adoption freigeben (Ein freund kam erst mit 3 von der Mutter zu seinen jetztigen Eltern)
Und damit hat dein Freund sehr viel Glück gehabt. Die Waisenhäuser können Lieder über die Problematik, ein älteres Kind zu vermitteln, singen. Und je älter ein Kind ist, desto unmöglicher wird es, denn die meisten Paare wollen einen Säugling haben.
Und hierzulande ist es beinahe schwieriger ein Kind zu adoptieren, als einem Elefanten das Fliegen beizubringen.
Furia Lynn schrieb:
Der Mann allerdings kann von heute auf morgen verschwinden und auch, wenn er genug Kohle hat, kann er sich um die Zahlungen drücken: indem er einfach verschwindet. Wenn man nicht weiß wo er ist, kann man auch keine Kohle fordern. Auch wenn er im Ausland ist, ist das ziemlich schwierig.
Talon Karrde schrieb:
Und die Frau kann das etwa nicht?
Naja, die Fälle, in denen die Frau verschwindet und ihn mit dem Kind zurückläßt, sind sehr gering. Meistens sind es wirklich die Männer, die sich aus dem Staub machen. Können kann man viel, was man macht, ist ein anderes Paar Schuhe.
Talon Karrade schrieb:
Kaum etwas was man tut, bürdet einem nicht irgendwelche Pflichten auf - besonders bei Sachen die man gerne tut ist das so. Ganz gleich, ob der Gedanke an einer Schwangerschaft der Frau nicht gefällt, gehört das zu den Dingen denen sie durch das haben von Sex stillschweigend zustimmt (ob geschützt oder nicht; schließlich kann es - wie hier schon gesagt wurde - zu "Unfällen" kommen.), was selbstverständlich auch auf den Mann zutrifft.
Jeder von uns weiß, daß er sich in Gefahr begibt, sobald er anfängt zu atmen. Das beginnt schon tagtäglich mit dem Aufstehen. Die Gefahr, die von Bettvorlegener und Badeteppichen ausgeht, ist nicht gering. Und selbst im Bett liegen zu bleiben, birgt die Gefahr, von der Lampe erschlagen zu werden. Und erst dann Duschen. Sehr gefährlich... Ebenso wie Essen, Trinken und sich bewegen. Wenn wir auf die Straße gehen und überfahren werden, ist das ein Unfall. Und meistens tun wir sehr viel dafür, daß Unfälle nicht geschehen. Und wenn er passiert und einen Personenschaden fordert, kenne ich niemanden, der nicht bereit wäre, diesen Vorfall ungeschehen zu machen.
Und mir wäre neu, daß ich mit Sex die Zustimmung erteilt habe, ein Kind im Falle des Falles auszutragen. Schließlich schlucken Millionen von Frauen die Pille nur wegen ihrer Vorliebe für Hormone. Schließlich verspüren alle einen enormen Kinderwunsch, den sie damit lediglich tarnen. Ebenso wie die Aussagen, daß ein Kind nicht in ihre momentane Lebensplanung paßt und sie deswegen verhüten, nur ein Täuschungsmanöver ist. Naja und vielleicht auch noch der Verbesserung des Hautbildes und des Gewichtes dient. Für dies nimmt man die Risikien, die die Pille mit sich bringt, doch herzlich gerne in Kauf.
Eines habe ich von meinen Eltern und Großeltern gelernt. Mutter und Vater wird man und vor allem man bleibt es. Sein Leben lang. Selbst über das Grab hinaus. Keine Verantwortung, der wir in dieser Welt begegnen ist größer und umfassender als die, ein Kind zu bekommen. Einige unserer Mitmenschen, die meistens besonders kinderlieb sind, sehen im Kinder- auf- die- Welt- setzen einen besonderen Akt der Grausamkeit. Und wenn ich mir manches anschaue, kann ich nicht umhin ihnen zu zustimmen.
Sex mit Verhütung als Zustimmung zur Schwangerschaft zu werten, ist in meinen Augen etwas sehr weit hergeholt.
Talon Karrade schrieb:
Achso und wegen einer Statistik, sollen diese weiblichen Straftäter unter den Tisch gekehrt werden, und ein Freibrief für die ermordung des eigenen Kindes ausgestellt werden?
Ich habe mir jetzt mal endlich das StGB herangeholt, denn hier wird es mir zu konfus. Zudem habe ich auch nicht ganz verstanden, warum der Abbruch nun eigentlich straffrei ist.
Also unserer Gesetzgeber stellt den Schwangerschaftsabbruch (alles, was nach dem Einnisten des befruchteten Eies in der Gebärmutter, getan wird) unter Strafe. Das sagt der § 218
Aber § 218 a sagt aus, daß der
Tatbestand des § 218
nicht erfüllt ist, wenn ein Arzt den Abbruch vornimmt und wenn vor dem Abbruch eine Beratung stattgefunden hat, die mindestens drei Tage vor dem Abbruch liegen muß. Die Abtreibung an sich ist strafbar, aber wenn die vorher angeführten Voraussetzungen erfüllt sind, dann ist der Tatbestand der Abtreibung nach § 218 nicht erfüllt und stellt deswegen keine Straftat dar.
Immer wieder kommt hier das Wort "Mord" auf den Tisch, was mir nicht wirklich gefällt. Man kann von einer Tötung sprechen, aber Mord ist es nicht.
Demnach ist die Aussage falsch.
Du kannst moralisch dagegen Front machen, aber gesetzlich steht das Recht auf Seiten der Frau.
Manchmal habe ich wirklich das Gefühl, daß es eine Strafe ist, als Frau auf diese Welt gekommen zu sein. Scheinbar hat sich die von der Kirchen jahrhundertlang gepredigte Sündighaftigkeit der Frau doch mehr in den Köpfen gehalten, als man vermuten dürfte.
In erster Linie ist das eigene Leben davon betroffen, in zweiter Linie das des Kindes. Und die Frau trifft für beide eine Entscheidung.
Und die Gründe, warum sich viele gegen eine Adoption entscheiden, liegen auch auf der Hand.
1. Schwangerschaft ist nichts, was sich leicht verbergen läßt. Man kann staunen, aber man erfährt nicht viel "Verständnis", wenn man sagt, daß man das Kind zur Welt bringt, aber dann zur Adoption weggibt. Oftmals ist es auch die Familie, die diesen Weg am wenigsten versteht.
2. Schwanger ist man 10 Monate und das mit allen Übeln, die eine solche Schwangerschaft mit sich bringt. Die Frau weiß, daß sie das Kind nicht behalten kann.
3. Die Qualen der Geburt. Egal ob sich Frau für die Abtreibung entscheidet oder für die Adoption, Schmerzen sind ihr gewiß.
4. Für viele ist die Gewißheit, ihr Kind abgetrieben zu haben, weitaus leicht zu ertragen, als die Ungewißheit, die sie ihr Leben lang ausstehen, wenn sie das Kind zur Adoption freigeben.
5. Die seelische Belastung ist enorm. Normalerweise sieht man werdende Mütter freudig, ein Nest bauen, damit das Eingeborene sich heimisch fühlt, wenn es auf der Welt ist. Aber eine Mutter, die den Schritt macht, hat nichts von alledem. Sie darf ihr Baby nicht aus dem Krankenhaus mitnehmen und auch nicht stillen, um jede mögliche Bindung im Keim zu ersticken. Diese Frau kommt nach Hause und fühlt nur die Leere. In sich und in der Wohnung. Dort wo nun ein Baby friedlich vor sich hinschlummern sollte oder sich geräuschvoll zur Wort melden sollte. Sie sollte ihr Kind, welches sie 10 Monate unter ihrem Herzen getragen hat, dessen Tritte sie nachts nicht wirklich haben schlafen lassen und was sie dann unter Tränen, Blut und Schweiß geboren hat, durch die Gegend tragen. Aber nichts von alledem ist der Fall. Aber ich vergaß ja, man hat sich leicht aus der Affäre gezogen. Wenn das nicht so traurig wäre, hätte ich an dieser Stelle doch herzlich lachen müssen
Und nun sagt mir nicht, daß es einfach ist, sich für diesen Weg zu entscheiden. Und daß man nicht Verständnis für jene aufbringen kann, die diesen Weg nicht gehen möchten. Und ich habe den Eindruck, daß Frauen Frauen leichter verstehen, als Männer Frauen.
Und Frauen, die abgetrieben haben, als Straftäterinnen zu betiteln, zeigt nicht viel Gehirnschmalz.
Wie sagte mal ein sehr weiser Mann? Müßten Männer das durchleiden, was Frauen durchleiden, wäre die Menschheit schon längst gestorben.
Ein Kind zu bekommen oder es abzutreiben ist eine Entscheidung, die sehr viel Verantwortung mit sich bringt. In beiden Fällen. Es ist unfair, das eine als leichte Alternative darzustellen.
Jedihammer schrieb:
Zum Schluß noch mal ein Wort zu den Frauen,die nach einer Abtreibung "achso schwere psyschiche Probleme" haben.
Laut meiner Informationen gibt es in Deutschland zwischen 150 000 und 200 000
Abtreibungen im Jahr.
Die Praxen der Psyschologen müßten voll von diesen Frauen sein.
Das ist ein Kommentar, den ich von dir nicht erwartet hätte.
Wenn man erkältet ist, rennt man auch nicht immer direkt zum Arzt, sondern versucht es selbst.
Könnte es dir vielleicht einleuchten, daß diese Frauen auch immense Schuldgefühle haben und sie deswegen auch der Meinung sind, dies alleine durchleiden zu müssen? Die, sich von ihrer Umwelt abkapseln, um das schmerzliche Gefühl nicht zu zulassen? Manche stürzen sich wie wild in die Arbeit, um nicht nachdenken zu müssen.
Manchen geht es auch vordergründig gut. Aber oft kommt die Wehmut und oft kommt auch Traurigkeit.
Man kann niemanden zum Psychologen zwingen. Man wird erst dann in die Therapie gesteckt, wenn man einen Suizidversuch hinter sich hat.
Aber ganz ehrlich, Jedihammer, wären das für dich Gründe, zum Psychologen zu gehen? Überlege dir, unter welchen Sympthomen du zum Psychologen gehen würdest. Und denk nochmal darüber nach, ob der Satz oben wirklich dein Ernst ist.
Beatrice Furrer schrieb:
Aber, dass ist auch ein wenig die Schuld der Ematipationsbewegung. Frauen selber waren es doch, die dafür eingetanden ist, dass der Bauch ihnen gehört und sich niemand - ausgenommen sie selber - in die Entscheidung Pro und Kontra Kind einzumischen hat.
Und einmal ehrlich? Ich bin froh, daß es die Emanzipationsbewegung gibt.
Abtreibungen sind nicht erst die Ausgeburt der letzten 30 Jahre, sondern es gibt sie schon seit Jahrhunderten. Das einzige, was sich geändert hat, ist das Wie.
Heute ist es ein medizinischer, ambulanter Eingriff unter Narkose, dessen Risikien sich eingrenzen lassen.
Vor Schaffung des Abtreibungsparagraphen waren es meist im Ausland vorgenomme Eingriffe. Die Risikien waren enorm.
Und vor Jahrhunderten waren es Tränke, die einen Abort verursachten. Vielleicht Krämpfe und eine stärkere Blutung.
Die Emanzipationsbewegung sagte mit dem Satz "Mein Bauch gehört mir" nichts anderes aus, als daß die Frau nicht dazu gezwungen werden könne, ein ungewolltes Kind zur Welt zu bringen.
Jede Frau muß das mit sich ausmachen. Mit sich, ihrem Gewissen und dem Partner. Aber letztendlich gibt es niemanden, der ihr diese Entscheidung abnehmen kann.