Dantooine - nördliche Kristallhöhle - mit Tionne, Aayla, Revan & Samael
Immer tiefer führte die Jedi der Weg in das Geflecht der Höhlen. Die Luft nahm an Schwüle zu (ungewöhnlich warm für so einen Komplex unterhalb der Erde), bald gab es keine natürliche Lichtquelle mehr und Tionne, Aayla und Tylaar waren schon bald gezwungen anzuhalten. Glücklicherweise trug der Padawan in seinem kleinen Rucksack zwei Leuchtstäbe mit sich. Zischend aktivierte er die Röhren und sofort erhellte ein sanft-blauer Schein die Gänge. Mit einem kleinen Nicken reichte Tylaar einen der Leuchtstäbe an Aayla weiter, doch merkte er recht bald, dass irgendetwas sie zu beunruhigen, zu bewegen schien.
Tylaar konnte sich noch nicht erklären, was zwischen seiner Meisterin und der mysteriösen Frau vor sich ging. Aber dass da etwas war, konnte er nicht verleugnen. Für einen kurzen Moment wagte es der Mann von Antar IV mit der Macht hinaus zu greifen und Aaylas Bewusstsein zu streifen. Es waren wirklich nur Augenblicke, doch Tylaar wurde klar, dass er vielleicht für einen Moment verschwinden sollte. Es gab hier etwas, das geregelt werden musste. Es kam ihm wie ein Hall aus lang vergangener Zeit vor, der nun immer deutlicher wurde.
Im Lichtschein der Leuchtstäbe sah er die beiden Frauen mit einem kleinen Lächeln an. "Ich spüre die Kristalle in der Nähe ... und ich spüre noch etwas. Zwischen Euch beiden. Denkt daran, die Macht wird Euch leiten." Für einen Padawan recht kryptische Worte. Noch einmal nickte er den beiden lächelnd zu, dann ging er einen der Gänge entlang und schon bald verschwand das Leuchten der Lichtquelle. Nur noch in der Macht war Tylaar zu sehen.
Der Gang - vielleicht drei Meter in der Höhe - ging nun sanft tiefer. Noch immer waren die schroffen Wände dunkel, grau, leblos. Kein Zeichen von Kristallen. Tatsächlich aber fühlte Tylaar ihre Präsenz. Er näherte sich ihnen. Leicht gebückt zog der Jedi weiter, spürte Schweiß und Regenwasser in seinen Haaren, auf seinem Gesicht. Klebrig fühlte sich der leichte Stoff seiner schwarzen Jedi-Kombi an. Wie ein nasses Handtuch fühlte sich die graue Robe schwer auf seinen Schultern an. 'Jetzt nur nicht von so etwas Trivialem ablenken lassen', rief er sich selbst zur Ordnung und schritt entschlossen weiter.
Als er an eine Weggabelung kam, wusste Tylaar intuitiv, dass der rechte Gang der richtige war. Er brauchte nicht darüber nachzudenken oder planen; die Macht führte ihn nun und Tylaar gab sich ihr voll und ganz hin. Die Gegenwart verschwamm mit jedem Schritt. Die Grenzen der physikalischen Welt verloren ihre Bedeutung. Hätte Tylaar nun die Möglichkeit nachzudenken, würde er feststellen, dass er niemals zuvor tiefer in die Macht, ihr alles umspannendes Geflecht eingetaucht war.
Und deshalb sah der Padawan auch nicht die Kristallhöhle durch menschliche Augen als er sie wie in Trance betrat. Ihn umgab eine weitläufige Halle an deren Wänden blenden hell die Präsenzen von zahllosen Kristallen, - nein! - Leben umgab! Ihm schwindelte kurz. Bisher hatte er die Lichtschwertkristalle als Bauteile angesehen, aber hier wurde er eines Besseren belehrt. Sie waren Teil der Macht, durch sie floss die Macht, wurde zur Entfaltung gebracht wie in jedem anderen Wesen auch. Doch selbst in diesem strahlenden Licht der Macht wurde sein Geist von zwei Kristallen, einem beinahe zusammengewachsenem Paar, noch mehr erhellt. Sofort erkannte Tylaar ihre Nähe wieder. Sie waren ihm in seiner Vision erschienen. Kurz zögerte er dennoch, denn einer der Kristalle war blau. Blau, nicht purpur wie er ihn gesehen hatte. Der andere hingegen erstrahlte im vertrauten gelb. Aber obwohl einer der Kristalle eine andere Farbe hatte, wusste Tylaar, dass dies die richtigen waren. 'Die Zukunft ist in stetiger Bewegung.'
Sicheren Schrittes ging er schließlich auf dieses Paar zu. Ohne darüber nachzudenken zog er den Rucksack von der Schulter, zog zielsicher einen kleinen Laserschneidbrenner hervor, zögerte aber noch ihn einzusetzen. Stattdessen tastete er mit einer Hand nach den beiden Kristallen. Zaghaft strich er mit einem Finger über ihre glatte Oberfläche, erschauderte dabei. Dann wusste er, dass er keinen Schneidbrenner benötigte. Tylaar legte eine Hand erst um den gelben, dann um den blauen Kristall und zog mit sanfter Kraft daran.
Und hielt die beiden Kristalle in den Händen.
Er war am Ziel. Kein Zeichen von Furcht und selbst seine Nervosität war wie aufgelöst. Vorsichtig legte er die beiden Lichtschwertkristalle vor sich auf den Boden, ehe er sich im Schneidersitz niederließ. Er würde hier an Ort und Stelle, erfüllt von der Allgegenwärtigkeit der Macht, sein Lichtschwert reaktivieren. Es gab keinen anderen passenden Ort. Wieder griff er in seinen Rucksack und zog eine kleine, codierbare Schatulle hervor. Und selbst jetzt, da er entscheiden musste, welchen Kristall er für sein Lichtschwert nutzen wollte, gab es kein Zeichen von Zaudern. Der gelbe Kristall wanderte in die Schatulle, ehe Tylaar den Behälter verschloss. Diesen hier würde er aufbewahren. Vielleicht wäre er einst für seinen Padawan bestimmt, sollte Tylaar tatsächlich eines Tages zum Jedi-Ritter werden. Der Blaue hingegen .. er war sein.
Mit einer Hand löste er das aus silbernem Metall geformte Lichtschwert von seinem Gürtel. Mithilfe eines Hydroschraubenschlüssels aus seinem Rucksack wurde der Griff rasch geöffnet und der komplizierte Aufbau der klassischen Jedi-Waffe freigelegt. Ihm vielfarbigen warmen Licht der anderen Kristalle, sowie des Leuchtstabes konnte Tylaar die 'leeren' Stellen erkennen. Keine Energiezelle, kein Kristall. Aber der Phobiumemitter, der den Energiestrahl konzentrierter wirken ließ, war noch an Ort und Stelle. Rasch packte er aus einer Seitentasche des Rucksacks einen kleinen, rechteckigen Gegenstand aus. Noch vor seinem Aufbrauch nach Corellia und seinem Wiedereintritt in den Jedi-Orden, hatte er diese Diatiumenergiezelle unter Anleitung einiger alter Jedi-Schriften konstruiert, um ihn in genau diesem Moment einzusetzen. Diese Art der Zelle würde dem Lichtschwert einen höheren Energieausstoß verleihen und wahrscheinlich könnte die Waffe ein wenig ... anders bei der Aktivierung klingen. Mit ruhiger Hand führte er die Energiezelle letztlich in die Verankerung. Ein kleines 'Klick' und er rastete ein.
Und endlich war der Kristall an der Reihe. Als Tylaar ihn in der Hand hielt, erfüllte ihn ein wohliges, friedliches Gefühl. Dann umfing ihn ein sonderbares, nicht zu beschreibendes Gefühl. Als wäre er in diesem Augenblick ein Stück auf seinem Weg voran gekommen. In ihm war nur Ruhe und Frieden als der Kristall im Lichtschwert verankert wurde. Die Macht führte seine Hand. So merkte er gar nicht mehr wirklich, wie er das Lichtschwert wieder sicher verschloss.
Er hatte eine Prüfung geschafft. Endlich, sein Weg zum Jedi war ein Stück verkürzt worden.
Es verging eine Weile, ehe sich Tylaar wieder erhob. Rasch verstaute er das Werkzeug und die Schatulle mit dem gelben Kristall in seinem Rucksack, ehe er sich diesen wieder über die Schulter warf. Dann nahm er das Lichtschwert auf und stand ruhig atmend inmitten dieser Machtpräsenzen. Langsam hob er den silbernen Griff an. Irgendwie verspürte er keine Angst, dass er bei der Konstruktion einen Fehler gemacht haben und so die Waffe in seiner Hand explodieren könnte. Die Macht war mit ihm, das fühlte er deutlicher als jemals zuvor. Mit einer Hand hielt er die Waffe vor sich nach vorne zeigend, der Daumen legte sich über den Aktivator am oberen Ende des länglichen Gegenstandes.
Und als die konzentrierte blau-weiße Energieklinge mit einem fast aggressiv-fauchenden Geräusch erwachte, lächelte Tylaar Zaith. Er hatte es geschafft. Die Prüfung lag hinter ihm ...
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