Tut mir leid, J, aber deine Definition von Ehre und insbesondere in dem Zusammenhang dieses Themas ist genau die pervertierte Form von Unterdrückung und Dominanz wie sie beispielsweise in dikatorischen Regimen (um mal ein bildliches Beispiel in einem politischen System zu suchen) gang und gebe ist.
"Lebe so wie ich es will oder sterbe"
Du magst da mit Kultur und Tradition argumentieren, aber dies zählt nicht. Treue ist kein Gefühl, keine Einstellung, die man mit Zwang und Unterdrückung erreichen kann. Es ist eine Einstellung, die jeder für sich selber entwickeln und akzeptieren muß. Ist man dazu bereit, so sollte man sich entsprechend verhalten. Ist man es nicht, so sollte man diese Person ziehen lassen. Genauso wie es in dem hier diskutierten Fall war, denn ich kann mich nicht erinnern, daß die junge Frau von außen versucht hat, Einfluß auf die Gemeinschaft zu übenn. Sie wollte einfach nur leben. Hingegen wollte die Familie Einfluß auf sie nehmen. Zwang und Druck.
Ganz zu schweigen davon, daß es bei zig-Milliarden Menschen auf der Welt ebensoviele Definitionen von Ehre gibt. Was wirst Du vielleicht eines Tages tun, wenn plötzlich die Gemeinschaft ohne dein Zutun entscheidet, was Ehre, was Tradition ist? Wie du dich zu verhalten und zu kleiden hast und es ganz gegenüber dem steht, was du empfindest? Paßt du dich an? Ich denke nicht.
Du willst dann einfach nur dein Leben leben, ohne anderen Leute
ihre Lebensweise streitig zu machen. Wenn es beispielsweise die Tradition und die (Mannes)Ehre verlangt, daß ein Vater seinen Sohn einmal am Tag verprügelt? Laut deiner Begriffsbestimmung hast du dich unterzuorden. Und doch weiß ich, daß du es nicht tun würdest.
Und trotzdem wirst Du dafür umgebracht.....
Und deswegen ganz ehrlich gesagt, die Aussagen die Du hier getroffen hast, indem Du das Verhalten der Familie entschuldigst (!) - und nichts anderes hast du im Prinzip getan - macht dich bis zu einem bestimmten Punkt teilweise mitschuldig an solchen Taten. Denn Du bringst wirklich nur ein Entschuldigung an, die Freiheit des Individuums, die meines Erachtens nach das höchste gut auf Erden ist (oder sein sollte) durch einen weit definierbaren, abstrakten Begriff einzuschränken.