Kulturelle Aneignung

Wenn die Menschheit keine "kulturelle Aneignung" betreibt, wir sie nie verstehen wie andere Menschen denken, fühlen, reagieren. Ich sehe da mehr was verbindet, als das was trennt.
Tut mir leid, aber das was man als "Kulturelle Aneignung" sieht, weckt für mich das interesse an anderen Kulturen.
Und ist das beste Mittel gegen dumme Vorurteile das es gibt.

Ich hatte dazu zwei Bücher zitiert.
Dich nervt das Thema und mich nervt, dass der eigentliche Aspekt, um den es nur da zum Beispiel geht, null Aufmerksamkeit findet.
In keinem der beiden Bücher wurde "lasst das gefälligst" gesagt.
Den Römern haben wir den Wein halt nicht gewaltvoll entrissen (Stichwort Gospel, der ohne Gewalt vielleicht nixht entstanden wäre) Und die haben wir fürs Wein trinken auch nicht verdammt.
Ob es jetzt sinnvoll ist Rasta und Reggae zu verbieten, steht auf einem anderen Blatt und ich vage das auch zu bezweifeln. Auch, ob das überhaupt gewollt ist von den Menschen, derer Kultur wir uns bedienen.
Ich zitiere aber noch mal Alice Hasters.
"Es stimmt, dass Kultur prinzipiell niemandem gehört. Sie ist ein Produkt derjenigen, die sie leben. Sie verändert sich ständig, vermischt und erweitert sich, beeinflusst und wird beeinflusst. Dass es dennoch auch in westlichen, dominant weißen Kulturen eine explizit Schwarze Subkultur gibt, liegt daran, dass weiße Menschen Schwarz und weiß Hunderte Jahre voneinander trennten. In den USA geschah das zuerst durch Versklavung, dann durch diskriminierende Gesetze in der Jim-Crow-Ära, die BIPoC und insbesondere Schwarze Menschen weiterhin Armut und Gewalt aussetzte. Diese unterschiedlichen Lebensumstände brachten unterschiedliche kulturelle Ausdrucksformen mit sich. Anders gesagt: Der Aspekt der Unterdrückung durch Weiße ist eine treibende, prägende Komponente vieler Schwarzer Kulturen (...) Der Aspekt der Unterdrückung durch Weiße ist eine treibende, prägende Komponente vieler Schwarzer Kulturen. (...) Die meisten Chef_innen der großen Plattenlabels und Streamingdienste in den USA und Europa sind nämlich weiß und verdienen in der Regel weitaus mehr Geld als die Künstler_innen, die sie vertreten. Abgesehen davon sind es immer noch vor allem weiße Künstler_innen, die für ihre Musik ausgezeichnet werden. Rapper wie Eminem und Macklemore werden mit Preisen überhäuft, während ihre Schwarzen Kolleg_innen leer ausgehen oder erst gar nicht nominiert werden."

Ich lese hier eher raus: Kulturelle Aneignung nervt mich manchmal ziemlich extrem, weil sie u.a. auch dafür sorgen kann, dass Ungleichheit nich deutlicher gemacht wird.
Nehmt Sache auf, ok. Aber wie wäre mal damit, auch BIPoc gerechter zu Entlohnen, die oft genug nicht ernst genommen werden. Machts dann halt auch für beide Seiten selbstverständlich.

So viel dazu von mir.
 
Rapper wie Eminem und Macklemore werden mit Preisen überhäuft, während ihre Schwarzen Kolleg_innen leer ausgehen oder erst gar nicht nominiert werden.

Ich frage mich wie solche Aussagen zustande kommen. Den wichtigsten Musikpreis der Branche, den Grammy, für das beste Rap Album haben in der Tat zwei weiße Künstler gewonnen: Eminem und Macklemore, mehr nicht. Bei deren Gewinnen waren sie jeweils die einzigen weißen Nominierten. Seit Eminem 2015 das letzte mal gewonnen hat wurden ganze zwei Weiße nominiert, von insgesamt 36 Nominierten. Von den 24 Personen die mehr als eine Nominierung erhalten haben ist genau einer weiß und zwar Eminem. Man hätte sich kein schlechteres Beispiel raussuchen können.
 
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Ich glaube gegen Positive Kulturele Aneignung hat niemand was. Ausser vielleicht ein paar superwokes ( Beispiel mit den Raastas etc)
Beim Winnetou Beispiel ging es aber um eine klischeehafte Darstellung einer Kultur und Redfacing, imo schon was anderes.
 
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Kulturelle Aneignung ist auf jeden Fall ein schwieriges Thema.
Ich kenne einen Nigerianer, dessen bester Kumpel ist ein typischer Deutscher: Weiß, blond, Zahnarzt. Dieser besagte Kumpel läuft auch sehr oft mit Rastas rum oder in afrikanischen Klamotten auf Festivals, weil er sich mit seinem besten Freund und der afrikanischen Kultur einfach sehr eng verbunden fühlt. Hier habe ich nicht den Eindruck dass irgend jemanden etwas gestohlen wurde.

Auch was Theater und Film betrifft bin ich zwiegespalten: Wenn z.B. in einem Laientheater in der bayerischen Provinz Kindern völlig klischeefrei die Problematik der amerikanischen Ureinwohner und ihre Beziehung zum „weißen Mann“ vermittelt wird steht für mich eher die Botschaft dahinter im Vordergrund als die Frage, ob die Darsteller auf der Bühne alle Native Americans sind.
 
Kulturelle Aneignung ist auf jeden Fall ein schwieriges Thema.
Ich kenne einen Nigerianer, dessen bester Kumpel ist ein typischer Deutscher: Weiß, blond, Zahnarzt. Dieser besagte Kumpel läuft auch sehr oft mit Rastas rum oder in afrikanischen Klamotten auf Festivals, weil er sich mit seinem besten Freund und der afrikanischen Kultur einfach sehr eng verbunden fühlt. Hier habe ich nicht den Eindruck dass irgend jemanden etwas gestohlen wurde.

Auch was Theater und Film betrifft bin ich zwiegespalten: Wenn z.B. in einem Laientheater in der bayerischen Provinz Kindern völlig klischeefrei die Problematik der amerikanischen Ureinwohner und ihre Beziehung zum „weißen Mann“ vermittelt wird steht für mich eher die Botschaft dahinter im Vordergrund als die Frage, ob die Darsteller auf der Bühne alle Native Americans sind.
Ich denke bei einem Laientheater oder Kindertheater erwartet niemand dass man alle Rollen richtig besetzt ;) Es geht hier doch mehr um Film und Tv und wie man es halt darstellt. Obwohl Blackfacing etc macht man auch in der Schule nicht mehr ( zumindest hat mir dass meine Schwester gesagt die Erzieherin ist) In Amerika ist dieses Thema aber nochmal heisser. In Mexico zb entfernt man momentan alle Statuen von Kolumbus oder Conquistadoren und auch da ist das Thema sehr umstritten. In ganz Amerika hat dieses Uhreinwohner und Eroberer Thema eine ähnliche schärfe wie hier zb das tragen von Nazi Symbolik etc. Das muss man sich hier in Europa auch bewusst sein.
https://www.google.com/amp/s/www.latimes.com/espanol/mexico/articulo/2021-09-06/mexico-retirara-estatua-cristobal-colon?_amp=true
Edit:
Die ARD wird keine Winnetou Filme mehr zeigen.
https://www.20min.ch/story/ard-zeigt-keine-winnetou-filme-mehr-399290805395
 
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Kennt man Winnetou überhaupt in den USA oder in Lateinamerika? Das ist doch ein sehr deutsches Thema, denke ich. Quasi ein deutsches Märchen, welches in einer Fantasy-Version des Wilden Westens spielt, die sich vor 150 Jahren jemand ausgedacht hat, der das Land vorher nie besucht hatte.
Ich hoffe doch sehr, dass man dem Publikum hierzulande zutrauen kann, sich dan diesen Geschichten zu erfreuen, und sich trotzdem im Klaren zu sein, dass das keineswegs die US-Amerikanische Geschichte des 19. Jahrhunderts akkurat abbildet, noch das hier das Leid der Ureinwohner dieses Kontinents adäquat abgehandelt wird.
Die originalen Karl-May-Bücher sind heutzutage für ein junges Publikum zudem ziemlich unlesbar, was allein schon an der verwendeten Sprache liegt, die nunmal auf dem Stand des späten 19. Jahrhunderts ist. Abgesehen davon war Mays Ansatz für seine Zeit relativ humanistisch geprägt. Man bedenke, dass er diese Romane auf dem Höhepunkt der Kolonialgeschichte verfasst hat, in der viele seiner Zeitgenossen die Ureinwohner der kolonisierten Regionen als primitive Halbwilde gesehen haben, die man wahlweise versklaven, ausbeuten, bestehlen, missionieren, und wenn die das nicht wollen abschlachten darf. May stellt hingegen immer wieder Vertreter dieser Völker ins Zentrum seiner Geschichten, gibt ihnen Persönlichkeit und Würde, während er Landraub und andere Verbrechen an diesen Menschen ganz klar negativ konnotiert. Das es in seinen Büchern trotzdem Aspekte gibt, die uns heute seltsam oder befremdlich vorkommen (Rolle der Frauen, White-Savior-Topos, klischeehafte Darstellungen etc.), sind dem damaligen Zeitgeist und Mays persönlicher Situation geschuldet.
Kunst und Kultur sind immer vor dem Hintergrund der Zeit zu sehen, in denen sie entstanden sind, und man sollte dem Publikum doch auch zutrauen, diese Einordnung vornehmen zu können.
Ich kann Kolonialismus, Frauenverachtung, Rassismus und Sklaverei durchaus mies finden, und trotzdem zu den Karl-May-Festspielen nach Bad Segeberg fahren, um mich an einer 150 Jahre alten Geschichte erfreuen. Menschen können idR Fakt und Fiktion trennen, wenn sie älter als 6 Jahre sind, und ab spätestens 14 hoffe ich doch, dass sie Fiktionen auch zeitlich einordnen und bewerten können.
Die Debattenkultur in diesem - und wahrscheinlich nicht nur in diesem - Land ist halt leider komplett im Arsch. Ein Teil versucht per öffentlichem Druck eine Agenda durchzusetzen, die schon fast an einen frühneuzeitlichen Bildersturm erinnert, um offenbar alle problematischen Inhalte aus fiktiven Werken der letzen 300 Jahre zu tilgen, während sich der andere Teil widerum davon angefasst und bevormundet fühlt, und seinerseits mit Shitstorms reagiert. Gut ist das beides nicht...

C.
 
Zumindest die, die mit Karl May-Touris Geld verdienen, kennen ihn. Die Romane gibt es ja schon seit Ewigkeiten auf englisch. Richtig populär soll Karl May in Südkorea sein.
 
Also eigentlich wollte ich nichts mehr dazu schreiben, weil mir das Thema gewaltig auf meinen... na ja es nervt.

Verstehe auch nicht so ganz warum dieser Quatsch der von den Springer-Medien ( wie es ja auch bei diesem dümmlichen Song der Fall war) so hochgejazzt wird, hier so diskutiert wird. Davon mal ab interssiert mich persönlich mehr die Ansicht wirklich betroffener und nicht die Meinung von weißen Europäern.
 
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Verstehe auch nicht so ganz warum dieser Quatsch der von den Springer-Medien ( wie es ja auch bei diesem dümmlichen Song der Fall war) so hochgejazzt wird, hier so diskutiert wird. Davon mal ab interssiert mich persönlich mehr die Ansicht wirklich betroffener und nicht die Meinung von weißen Europäern.

Das wäre dann wohl das Wort zum Sonntag, weil genauso siehts aus.
Amen!
 
Wenn zur aktuellen Rassismusdebatte jetzt noch von irgendeiner Seite in Erinnerung gerufen wird, welcher nicht ganz unbekannte deutschsprachige Politiker glühender Verehrer Karl Mays war, dann bricht im Elfenbeinturm vollends das absolute Chaos aus.
 

Und zwar weil die Lizenzen 2020 abgelaufen sind und man auf wirtschaftlicher Grundlage entschieden hat, sie nicht zu verlängern.
Die Entscheidung hat also nichts und wieder nichts mit dieser Debatte jetzt zu tun. DIe Lizenzen hat das ZDF, das wohl auch noch vorhat die Filme zu zeigen.

https://twitter.com/ARD_Presse/status/1563185462663315458?cxt=HHwWhIDQwa25xrErAAAA
https://twitter.com/danny_mst/status/1563307524073279488/photo/1

Und wer wars ? Bin kein Deutscher kenne mich da nicht so aus.

Wenn das so steht, geht es sicherlich um den österreichischen Feldherr, der vor über 80 Jahren den schrecklichsten Krieg in Europa bis heute begonnen hat.
 
Adolf Hitler und Heinrich Himmler
Welcher Aspekt hatt ihnen da so gefallen ?
Und zwar weil die Lizenzen 2020 abgelaufen sind und man auf wirtschaftlicher Grundlage entschieden hat, sie nicht zu verlängern.
Die Entscheidung hat also nichts und wieder nichts mit dieser Debatte jetzt zu tun. DIe Lizenzen hat das ZDF, das wohl auch noch vorhat die Filme zu zeigen.
Was anderes habe ich auch nicht behauptet. Steht sogar so im link den ich gepostet habe.
 
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Welcher Aspekt hatt ihnen da so gefallen ?

Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, die von Karl May angeblich vermittelte weiße, deutsche Überlegenheit. Es ist mir aber wirklich sowas von egal, da ich Winnetou schon immer kacke gefunden habe. Übrigens bezweifel ich das die Figuren solch große Idole für Generationen gewesen sein sollen, in jungen Jahren haben diese Bücher und Filmchen bei meinen Altersgenossen und mir keine Rolle gespielt.
 
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