Die Meinung, dass die Deutschen so "schlecht" sein sollen, wird im Ausland oder von in Deutschland lebenden Ausländern nicht unbedingt geteilt.
Ich hatte erst am vergangenen Freitag ein längeres Gespräch geführt über die deutsche Lebensart und tendenzielle deutsche Charaktereigenschaften gemütlich in einer Kneipe mit 3 Ausländern, die in Deutschland leben und arbeiten, die mir alle 3 sagten, dass sie am liebsten in einer Firma mit einem deutschen Chef arbeiten, weil die Deutschen ihre Mitarbeiter fair behandeln, was man von den meisten Ausländern nicht behaupten kann, besonders Italiener seien unmenschliche Sklaventreiber. Ich gebe hier nur weiter, was ich gehört habe.
Die Deutschen sind laut einer Untersuchung von Expedia die beliebtesten Touristen weltweit. Siehe Link:
http://www.expedia.de/press/press.aspx?year=2002&nid=120
Es ist aber wahr, dass Menschen in manch anderen Länder tendenziell freundlicher, hilfsbereiter und gastfreundlicher sind als die Deutschen, wobei man hier sehr stark unterscheiden muss zwischen einer gespielten Freundlichkeit und einer Echten. Das Lächeln der Japaner kann zuweilen auch Verärgerung, Unmut oder Verachtung zum Ausdruck bringen, ohne dass ein Nicht-Japaner dies bemerken würde. Die Freundlichkeit in arabaischen Ländern habe ich zuweilen als aufdringlich und belästigend empfunden, auch wenn keine pekuniären Ziele im Hintergrund standen. Andererseits haben mir viele Menschen auch ihr Mitleid manchmal mal auch auf ironische Weise zum Ausdruck gebracht, dass man als Europäer überall von allen möglichen Leuten angequatscht und verfolgt wird.
Die Deutschen sind zurückhaltender und distanzierter als andere Völker, die Gastfreundlichkeit ist nicht so stark ausgeprägt wie bei manch anderen Kulturen. Das mag wohl stimmen, wobei wir hier nicht alleine so sind.
Wohltuend heben sich die Australier und die Neuseeländer von allen Völkern ab. Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit und Geselligkeit scheinen bei ihnen erfunden worden zu sein, was mich eigentlich bei ihren gemeinsamen Vorfahren den Briten sehr verwundert, weil diese so ganz anders sind. Und das Alles auf so ungezwungene, unaufdringliche Art und Weise.
Es gibt sicher beobachtbare Tendenzen in den unterschiedlichen Ländern, pauschalisieren sollte man aber nicht. Urteile bzw. Vorurteile beruhen oft auf falschen Schlussfolgerungen. So wird die körperliche Distanz und der zu vermeidende Körperkontakt von Bewohnern nördlicherer Länder von Südländern manchmal als Arroganz empfunden, umgekehrt die geringe Körperdistanz und der häufige Körperkontakt als Aufdringlichkeit oder gar als Homosexualität. Ein Missverständis.
Sicher ist, dass die Gestik und Mimik stark zwischen den Kulturen variiert, aber keine Schlussfolgerungen bezüglich der wahren Wesensart von Menschen zulässt.
Tendenziell liegen Wesensarten weniger in einer nationalen Kultur begründet, sondern werden vielmehr von anderen Faktoren bestimmt wie Bevölkerungsdichte, Arbeitlosenquote, urbaner/ ländlicher Wohnraum, Wohlstand usw.. Beispiel: In manchen Großstädten bekommen die Leute Angst, wenn man sie auf der Straße nach dem Weg fragt und gehen schnell wortlos weiter. Auf dem Lande hält oft der erste vorbeifahrende Fahrer an, um zu helfen, wenn man eine Autopanne hat, auch nachts und ohne, dass man zum Anhalten gewunken hat.
Gott sei Dank muss man sich jetzt nicht besonders schämen Deutscher zu sein, zumindest nicht mehr oder weniger als ein Bürger eines anderen Staates. Die Zuschreibungen und Stereotypen bringen eh nicht viel, weil jeder Mensch anders ist, anders gesagt Arschlöcher gibt es überall auf der Welt.
Allerdings ist es wichtig, kulturelle Unterschiede zu kennen, damit man die Leute besser einschätzen kann und sich auch selber besser benehmen kann und so Peinlichkeiten vermeiden kann.