Wird das Fernsehprogramm immer schlechter?

Leonie Sims

Charmante treue Jedi
Wird das Fernsehprogramm immer schlechter? Immer hohler? Ich schaue in die Fernsehzeitung oder zappe durch so viele Programme und es kommt nichts. Man ist froh, wenn man ein paar Serien, die einem gefallen, (Lost z.B.) gefunden hat, aber wenn die auslaufen, dann steht man wieder da. Seht ihr das auch so oder liegt es an meinem Geschmack?
 
Ich denke das kommt auf die Sender und auch auf den eigenen Geschmack an. Aber kann schon sein vor allem Prosieben hat viel schrott im Programm.
 
Also, wenn nicht ein paar gute Serien laufen würden und ich mir Nachrichten und hin und wieder mal eine Reportage ansehen würde, bräuchte ich fast keine TV Sender mehr. In den letzten Jahren ist das Anzahl von Trash im Fernsehen ganz schön angestiegen. Die Privaten produzieren jede Menge Müll und die öffentliche rechtlichen Sender kopieren manches auch noch. Vor allem diese ganzen Castingshows und Dokus nach Drehbuch könnten ruhig mal weg. Casting für die Wicky-Verfilmung, das Tarzanmusical, diverse Superstars mit einem Haltbarkeitswert von drei Monaten, Models, Dokus über "Traumhochzeiten" von C-Promis, Comedy aus der Hölle.... haut den Krampf doch endlich weg. Bitte!

Pro7 bietet nur noch gute US-Serien und hin und wieder mal einen Film, bei den anderen Sendern sieht es ähnlich aus. Waren das noch Zeiten, als die Privaten kein Geld für Eigenproduktionen hatten.
 
Ich glaube nicht, dass sich das Fernsehprogramm wesentlich verschlechtert hat. Früher haben alle IMO zurecht auf die Unmengen an Talk- und Gerichtsshows geschimpft. Die sind vielleicht etwas zurück gegangen, aber dafür gibt es jetzt sowas wie "Ultimative Chartshow", diverse Auswanderungs-Sendungen, Kochshows usw.

Was wirklich schlimm ist, ist dass das jeder Sender bringt und es in meinen Augen hier nichts besonderes mehr ist. Das langweilt mich halt. Ich mache den Fernseher an und sehe auf Kabel 1 "Auswanderer XXL", schalte genervt rüber zu VOX und da läuft gerade "Mein Auslandstagebuch" usw. Das finde ich echt schlimm.

Was die Qualität an US-Fernsehserien angeht, so finde ich durchaus, dass sich das hier gesteigert hat. Man merkt, dass die Produktionen aufwendig sind und es treten hier und da schon mal einige Hollywood-Größen auf, die man sonst nur in Blockbustern sieht. Sowas gab es früher eher selten. Auch inhaltlich hat sich da viel getan. Lost und Heroes war IMO Unterhaltungskost vom Feinsten.

Es stimmt natürlich, wenn solche Sendungen auslaufen, wird es ziemlich langweilig und das kann dauern, bis eine neue Staffel kommt.
 
Wieso schlechter, wieso nix zu finden? Ich find eigentlich immer irgendwas, eine interessante Doku, eine spannende Reportage, Dinge über Kultur, Filme älterer und neuerer Art, Gesprächs- und Diskussionsrunden. Hin und wieder auch mal einen Film bei einem der Privaten und manchmal auch eine Serie. Ich hab jedenfalls von dem immer wieder propagierten schlechter werdenden Programm persönlich nicht viel bemerkt. Allerdings habe ich die Privaten mit ihrem Proletenniveau ohnehin nur selten genutzt und tue das auch jetzt nicht sonderlich oft, vielleicht findet da ja das statt, was du ansprichst. :zuck: Da würde ich glatt mal raten, es liegt an deinem Geschmack.
 
Wieso schlechter, wieso nix zu finden? Ich find eigentlich immer irgendwas, eine interessante Doku, eine spannende Reportage, Dinge über Kultur, Filme älterer und neuerer Art, Gesprächs- und Diskussionsrunden. Hin und wieder auch mal einen Film bei einem der Privaten und manchmal auch eine Serie. Ich hab jedenfalls von dem immer wieder propagierten schlechter werdenden Programm persönlich nicht viel bemerkt. Allerdings habe ich die Privaten mit ihrem Proletenniveau ohnehin nur selten genutzt und tue das auch jetzt nicht sonderlich oft, vielleicht findet da ja das statt, was du ansprichst. :zuck: Da würde ich glatt mal raten, es liegt an deinem Geschmack.

Das ists eben, nicht alles schauen, sondern selektiv auswählen, was einem gefällt. Der Fernsehen ist schon lange nicht mehr das alleinige Angebot, an das man gebunden wäre, es gibt DVDs, Internet, usw., dann pickt man sich das heraus, was einem gefällt, und schon muss man sich nicht mit irgendwelchen blonden Models, falsch singenden Möchtegernstars und unnötig zur Schau gestellten Großmäulern herumärgern.
 
Aus genau diesem Grund haben wir uns auch nicht wirklich darum gekümmert, als unser Reciever seinen Geist aufgab und wir plötzlich ohne Sender dastanden... nach einigen Wochen wurde uns dan klar, daß es garnichts im TV gab, das uns wirklich fehlen würde und so blieben wir einfach weiter TV-los.

Würde ich das derzeitige Programm als dem früheren gleichwertig betrachten, hätte ich wahrscheinlich eine andere Wahl getroffen, aber so...
 
Kann nun nicht sagen ob mehr oder weniger schrott im fernsehn läuft wie vor ein paar jahren. ich halte mich einfach an die paar serien die ich mag, und den rest der zeit schau ich einfach kein fernseh.
Das einzige was mir aufgefallen ist, früher lief mal freitags oder samstags noch was "gescheites" was nun aber nicht mehr der fall ist.
Ansonsten bin ich froh das es noch so sachen wie CSI, Dr. House, Boston Legal, Criminel Intent usw im tv gibt, sonst würde ich die kiste nur noch zu interessanten dokus anmachen
 
Es gibt paar mehr nervige Formate als früher. Diverse Castingshows. Die Auswandernshows.. nun ja, das stimmt.
Die deutsche Comedy steckt in einer Art Krise. Über deutsche Produktionen wird oftmals im Vorfeld schon gelacht.

Aber es laufen immer noch erstklassige Serien.
Zwar kommt der größte Teil aus den USA, aber nun.. wen störts?
Deswegen habe ich nach langem Fernsehverzicht mir auch einen DVB-T Stick für meinen PC gekauft.
 
Naja.. Ein paar schlechte Sachen gibt es schon. Der großteil von dem was im Fernsehen läuft (auch dazuzuziehen wie oft ich fernsehe) ist für mich eher uninteressant.

Das es schlechter geworden ist, kann ich nicht sagen, nur eben uninteressanter...........


lg NeBruNIr
 
Außer dann und wann Reportagen, Dokumentationen und die täglichen Nachrichten seh ich kaum mehr fern. Die alten Filme (Bud Spencer und Co) habe ich meist schon zu Genüge gesehen, die neuen - welche mich interessieren - gucke ich meist auf DVD oder im Kino. Und was Serien anbelangt so seh ich mir diese meist online an und wenn sie mich total interessieren (wie LOST oder Rome) hol ich mir die DVD-Box.
 
Ich denke der Unterschied zwischen den 80ern/90ern und heute ist, dass bei weitem weniger US-Shows laufen (auch wenn es noch ein ganzer Haufen ist - leider interessieren mich die meisten nicht [CSI z.B.] und heute viel mehr "Preiswert TV" gemacht wird. Also Sendungen, die ein extrem geringes Budget haben und trotzdem relevant Quote bringen.

Die ganzen Talkshows und Pseudoreality-Formate können unmöglich viel Geld kosten, aber die Werbezeiten lassen sich dank Quote sicherlich recht ansehnlich verkaufen (auch wenn ich mich immer frage, wer sich das wirklich anguckt).

Auf der anderen Seite dürften sich Sendungen wie DSDS fast schon durch die 0,49€-Anrufe rentieren, weil da die Jugendlichen wie bekloppt anrufen.

Und seien wir ehrlich: Irgendjemand wird auch regelmäßig bei 9live anrufen, die machen sicherlich einen satten Gewinn für ein Studio, ein Flipchart und einen "Moderator".


Also summa summarum, ja subjektiv wird es für mich tatsächlich immer schlechter, ich gucke kaum noch etwas dort, seit ich "O-Ton-süchtig" geworden bin.
 
Ich weiß nicht ob das Fernsehprogramm schlechter wird. Jedenfalls spricht es mich immer weniger an. Es gibt einige Serien und ein paar Dokumentationen die mich aus der Reserve hervorlocken können. An Filmen ist das Angebot recht rar, das meiste habe ich dann auch schon vor vier monaten oder nem halben Jahr auf exakt den gleichen Sender gesehen, und versprüre keinen so raschen Widerholungsbedarf. Die ganzen Castingsshows die neuerdings so der große Renner im Abendprogramm sind, finde ich zum davonlaufen. Dazu gibt es dann auch noch Serien, welchen ich überhaupt nichts abgewinnen kann, und die potentielle Sendeplätze belegen. Vielleicht bin ich ja in Bezug zu Filmen auch anspruchsvoller geworden... ich weiß es nicht. Aber es gibt immer häufiger Abende, an denen meine Holde oder ich sagen, dass nichts gescheites in der Glotze laufen würde.
 
Das TV-Programm ändert sich eindeutig. meiner Meinung nach braucht man sich (zumindest Nachmittags) nicht mehr vor den Bildschirm setzen. Wenn einem wirklich langweilig ist, kann man das gerne tun, aber nur um durch die Langeweileim TV von seiner eingenen Langeweile abgelenkt zu werden. Es ist sehr auffällig, dass gerade auf Pro7 und Ähnlichem nachmittags immer nur das selbe läuft. Das Programm ist langweilig und absolut nicht abwechslungsreich. man merkt einfach dass es aufs "nebenherlaufen" eingerichtet ist es absolut nicht wert ist, den Sendungen zu folgen.
Abends sieht das ein bisschen anders aus. Gewisse Shows haben einfach bewiesen, dass sie wirksam sind und Quoten bringen und dass sich ein Sender von solchen Shows nicht trennen will ist klar.
Ich persönlich liebe derbe Sendungen wie die gute alte "Alm" damals oder ähnliche Konservenscheiße wie "I love New York" oder "Charm School", das kann man sich einfach reinziehen und nur noch lachen, so gestellt es auch sein mag...
TV-Serien kann man sich im deutschen Fernsehen sowieso nicht anschauen. Es ist einfach furchtbar wie deutsche Synchronisation Serien wie "The O.C.", "South Park" oder "Lost" entstellt...
 
Das deutsche Fernsehen ist wirklich schlechter geworden. Es gibt wohl keinen Text im Internet, der das so auf den Punkt bringt wie diese Kolumne von Oliver Kalkofe von Spiegel Online aus dem letzten Jahr, die aber nichts von ihrer Aussagekraft verloren hat.

Kreative Querschnittslähmung

von Oliver Kalkofe

Das Jahr 2006 ist zu Ende. Durch die Gänge der TV-Anstalten hallt ein kollektiver Seufzer der Erleichterung. Nichts wirklich Spektakuläres geleistet, aber ein weiteres Fernsehjahr ist überstanden!

Also Haken drunter, Schippe Sand drauf, fertig. Und mit der gleichen Mischung aus großkotziger Publikumsverachtung und kreativer Lethargie weiter Richtung 2007. Mit etwas Glück bemerkt es niemand, und wir schaffen noch ein Jahr!

Unser Fernsehen ist am Ende. Beim Versuch, es allen recht zu machen, auf riskante Innovationen zu verzichten und einfach die Erfolge der restlichen Welt zu kopieren, ist das deutsche Fernsehen versehentlich mit dem Hintern an den Knopf für den Selbstzerstörungsmechanismus gekommen.

Gab es einstmals zwischen Fernsehanstalt und Publikum eine Art unausgesprochene Vereinbarung für eine direkt oder indirekt bezahlte Entertainment-Dienstleistung, herrscht auf Seiten der Sender heute die Geschäftsmentalität eines Dönerbuden-Besitzers, der heimlich zwölf Jahre altes Gammelfleisch auf den Drehspieß packt: Bloß nicht erwischen lassen! Solange keiner merkt, was er frisst, und niemand daran stirbt, ist es auch nicht wirklich illegal.

Ein Großteil der Sendestrecken im Privatfernsehen wird inzwischen gefüllt von schlechtausgebildeten Trickbetrügern und mäßig begabten Hütchenspielern, die auf der Straße keine zehn Minuten überstehen würden, ohne verhaftet oder von der Kundschaft niedergeschlagen zu werden. Debil grinsende Moderations-Amöben auf Neun Live oder DSF, die stundenlang vor einem vollgeschmierten Flipchart stehen und sich den kargen Restverstand aus dem Haarständer labern, um die zuschauenden Nieten im Loseimer der Glotzmasse zum Anrufen und Bezahlen der dreisten Dämlichkeit zu animieren.

Frech getarnt wird derlei auch gern als Quizshow, denn gesucht werden beispielsweise zusammengesetzte Wörter aus dem Substantiv "Fußball ..." - ganz gebräuchlich, kennt jeder. Fußballspiel, richtig. Fußballverein, auch dabei. Fußballfeld, natürlich ... nur das letzte Wort macht über eine Stunde lang Schwierigkeiten, total einfach, aber die Leute scheinen wie vernagelt.

Schade, Zeit ist um, die 500 Euro bleiben in der Hose - "Fußballmensch" wäre es gewesen! Eines der bekanntesten Nominalkomposita unserer Sprache, gleich nach dem "Fußballbaum" oder "Fußballball".

Wo früher zumindest Serien-Wiederholungen, die schönsten Bahnstrecken Deutschlands oder auch mal die aufregendsten Bürgersteige Baden-Württembergs die Programmlücken füllten, wird neuerdings nicht einmal mehr versucht, so etwas wie Inhalt vorzutäuschen. Schlimmer noch: Der mit gutgläubiger Dummheit gesegnete Zuschauer hilft aktiv mit, im großen Stil ignoriert und betrogen zu werden.

Wenn nicht wegen der Aussicht auf den Gewinn bescheidener Bargeldbeträge, dann eben durch den kostspieligen Anruf bei einer der qualifizierten Fleischereifachverkäuferinnen mit Sprachfehler und abgebrochenem Hauptschulabschluss, die sich als Astrologinnen ausgeben und mit Hilfe ihres spirituellen Zivildienstleistenden oder mit dem Autoquartett ihres Nachbarjungen irgendeine Zukunft voraussagen.

Wer erst einmal so weit in den Keller seiner eigenen Erwartungen hinabgestiegen ist, solche unverschämt erbärmlichen Programmersatzstoffe überhaupt nur als offizielle Sendung zu akzeptieren, der hat auch nicht mehr ganz so starke Schmerzen, wenn zur besten Sendezeit selbsternannte Prominentendarsteller für Sat.1 Eier ausblasen. Oder beim ProSieben-Ochsenrennen mitmachen, wo die Ochsen erstmals bekannter waren als die Promis im Sattel.

Nach kurzer Zeit akzeptiert man sogar, dass gleichzeitig zwei Sender mit der gleichen unerbetenen Eislaufshow - "Stars auf Eis" (ProSieben) und "Dancing on Ice" (RTL) - um Aufmerksamkeit betteln. Man wurde dort leider Zeuge, wie zu Recht vergessene Medienranderscheinungen die Kulanz ihrer Krankenversicherung austesteten.

Es wundert nicht einmal mehr, wenn plötzlich wieder steinzeitliche Pannenshows aus der Mülltüte der Fernsehgeschichte zu echten Quotenhits werden, bei denen hyperaktive Härtefallpatienten aus der geschlossenen Psychiatrie uralte Heimvideos präsentieren, die Opas Sturz vom Küchenstuhl mit doppeltem Arschbruch zeigen (etwa "Upps - Die Superpannenshow" auf RTL).

Und ganz am Ende freut sich dann vielleicht sogar, wer dabei zusehen darf, wie etwa bei "Einsatz in 4 Wänden" dicke Frauen bei fremden Menschen in deren hässliche Lebensräume einfallen und ihnen beweisen, dass sie ohne Hilfe des Fernsehens sogar zu blöd zum Wohnen waren.

Der Rest des Programms? Die ewige Suche nach dem Superwesen - sei es nun im Bereich Gesang, Tanz, Optik ("Deutschland sucht den Superstar", "Popstars"), Haustier ("Top Dog") oder Bulimie ("Germany's Next Topmodel").

Oder von talentresistenten Laiendarsteller-Azubis dargebotene Gerichtstermine und Kriminalfälle aus äußerst kranken Parallel-Universen, die manchmal sogar so heißen, wie sie aussehen ("Niedrig und Kuhnt"). Oder unzählige gleicherzählte Telenovelas ("Sturm der Liebe", "Verliebt in Berlin", "Schmetterlinge im Bauch") über unglücklich verliebte Kitschziegen auf dem dornigen Weg zum Herzen ihres Angebeteten, ironiefrei zubereitet und gefällig melodramatisch für den reibungslosen Kleinsthirn-Einlauf. Geschichten, die das Leben nie schreiben würde, weil sie ihm peinlich wären.

Die größte Angst aller unserer Sender besteht derzeit in der Furcht vor der eigenen Kreativität. Die verantwortlichen Redakteure hassen ihre eigenen Programme fast so sehr wie die Zuschauer, die so dumm sind, sie zu gucken und damit ja irgendwie zu bestätigen. Ihre absurde Logik: Das Publikum sei selbst schuld an dem Müll, weil es den ja auch schaut. Wie der Wärter, der seinem Gefangenen ausschließlich trockenes Brot gibt mit der Begründung, der Inhaftierte esse es ja immer auf.

Die Triebfeder für Produktionen ist längst nicht mehr der Wunsch nach Sendungen, die man selbst gern sehen würde, sondern die reine Sicherung des eigenen Arbeitsplatzes. Und der übersteht Misserfolge nun mal eher, wenn man wenigstens sagen kann: "Keine Ahnung, warum das hier nicht funktioniert hat, in Dänemark war das 1982 der absolute Straßenfeger, wahrscheinlich ist unser Publikum einfach noch nicht reif genug."

Jede wirklich neue originäre Idee ist für den gewöhnlichen TV-Redakteur die Einladung zum russischen Roulett. Diese Verantwortung will niemand tragen. Große Erfolge aufzuweisen ist nicht halb so wichtig wie das Umgehen großer Misserfolge.

Man kann auch ohne Hit alt werden, sofern man sich nur lange genug unbemerkt am Mittelmaß entlanghangelt. Bloß kein Risiko eingehen, bloß nichts Neues wagen! Innovation ist der Feind der Beständigkeit.

Die Öffentlich-Rechtlichen zeigen sich hier seit Jahren als Meister der Selbsttäuschung und kreativen Querschnittslähmung. Wer nur schnell genug stillsteht, sieht fast so aus, als würde er sich bewegen.

Die künstlerischen Impulse, die der Kulturauftrag von ihnen zu Recht verlangen darf, beschränken sich auf den Versuch, Florian Silbereisen und ein paar grundlos fröhliche Volksmusikanten "Am laufenden Band" oder wahlweise den Zweiten Weltkrieg nachspielen zu lassen. ARD und ZDF fühlen sich inzwischen selbst so alt, dass sie sogar von Johannes Heesters erwarten würden, dass er aufsteht und ihnen seinen Platz anbietet.

Als logische Konsequenz zielen die Sender auch gar nicht mehr auf jene Zuschauer, die mit Qualität geködert werden müssen, sondern produzieren lieber simple Lockstoffe für das in seinem eigenen Existenzvakuum gefangene Restpublikum. Der Begriff "Unterschichtenfernsehen" ist in diesem Zusammenhang nicht diskriminierend, sondern vor allem falsch. Es handelt sich nicht um die soziale Unterschicht, vielmehr um den intellektuellen Bodensatz der Gesellschaft, die schlammige Ursuppe der televisionären Evolution.

Es sind jene Menschen, die immer anschalten, egal, was läuft. Die auch beim Testbild anrufen würden, wenn sie glaubten, man könne einen der Farbbalken gewinnen.

Wer es sich inzwischen leisten kann abzuschalten, der tut es. Wer genug Geld für Kino oder Videothek hat oder gar das so gern zitierte "gute Buch" zu benutzen weiß, der hat sich längst von seinem alten Kumpel Fernsehen verabschiedet. Oder bestellt sich seine DVDs aus dem Ausland, um erstaunt mitzuerleben, wie vor allem in Amerika und England in den vergangenen Jahren einige der phantastischsten TV-Produkte aller Zeiten entstanden sind.

"Die Sopranos", "24", "Lost", "Deadwood", "Six Feet Under", "Arrested Development", "The Office", "Boston Legal", "Little Britain", "Doctor Who" - die Liste ist endlos. Denn in anderen Ländern weiß man, dass die eigentliche Aufgabe des Fernsehens darin besteht, das Publikum zu überraschen, auch auf die Gefahr hin, es erst einmal zu irritieren.

Deshalb wird jede Saison versucht, die Zuschauer mit jeder Menge neuer Ideen, Looks und Erzählweisen zu konfrontieren, wohl wissend, dass nicht alle der ambitionierten Neustarts überleben werden. Aber die es schaffen, haben es meist auch verdient.

So ist die Schere zwischen dem, was theoretisch machbar wäre, und dem, was tatsächlich produziert wird, wohl nirgends größer und enttäuschender als in Deutschland.

Einerseits ist es uns gelungen, jegliche Eigeninitiative aus dem Angebot zu verbannen und stattdessen eine Auswahl des Erfolgreichsten vom Rest der Erde in gefälliger, abgeschliffener und fast ausnahmslos minderwertiger Form nachzuspielen.

Andererseits können wir stolz darauf sein, unser Publikum in seiner Erwartungshaltung wie auch der intellektuellen Aufnahmefähigkeit so weit heruntergesendet zu haben, dass etwaige qualitativ höhere Aussetzer ohnehin nicht mehr angenommen werden können.

Endlich ist das Publikum so doof, wie man es schon immer von ihm behauptet hat. Und es ist daran auch noch selbst schuld.

Das schafft zumindest ein reines Gewissen für die Verbrechen der nächsten zwölf Monate.

Dem habe ich nichts hinzuzufügen. Ausser zwei Punkten: selbst amerikanische Qualitätsserien und Kinofilme kann man sich heutzutage im Fernsehen nicht mehr anschauen, weil man darauf gefasst sein muss, dass eine Serie auf einmal mitten in der Staffel abgesetzt wird (beliebtes Hobby der Pro7-Programmdirektion) bzw. die Filme durch Geräusche machende Programmeinblendungen und Texttafeln mit Klingeltonwerbung mitten im Film sabotiert werden. Wie soll man sich denn in die Dramaturgie eines Filmes einfühlen, wenn man durch so eine Schei*e rausgerissen wird?!

Klar kann man sich zu Phönix und dem ZDF Dokukanal flüchten, andere Sender laufen bei mir auch kaum noch, ausser ich setze mich bewusst hin um "Trash zu schauen", z.B. einfach mal ein paar Minuten 9Live aus akademischem Interesse.

Aber auch Intellektuelle wie ich haben ein Bedürfnis nach Unterhaltungsfernsehen. Und das gibt es nicht mehr in qualitativ halbwegs hochwertiger Form in Dtl.

Warum heißt MTV eigentlich noch so?! Da läuft Musik nur noch zwischen 2 und 6 Uhr in der Nacht, der Rest ist gequirlter Bockmist aus dem Klärwerk des amerikanischen Reality TV.

Das deutsche Fernsehen ist eine Frechheit. Eine Ohrfeige für das Publikum. Eigentlich müsste man jedem, der auf die Frage nach dem Beruf angibt, beim Fernsehen zu arbeiten, therapeutisch in die Fresse hauen.
 
Ich sehe ausser Dokus und die Tagesschau ohnehin kaum Fernsehen.
Die Privaten meide ich wie der Teufel das Weihwasser, es sei denn, es kommt dort mal ein Fußballspiel oder eine Doku die ich sehen möchte.

Allerdings frage ich mich bereits seit mehreren Jahren, wenn ich mir die Programmzeitungen ansehe, ob es überhaupt noch schlechter werden kann, vorallem bei den Privaten.
 
Das Programm wird schlechter, das stimmt. Ich schaue praktisch nur noch vier bis fünf Ami-Serien, Dokus, Tagesschau und Diskussionsrunden. Vor allem schaue ich vermehrt das Schweizer Fernsehen, weil es zum Teil nicht mal so schlecht ist.

Was mich aber am meisten nervt ist, wenn man halt auf Pro7 doch mal etwas schaut und sich nach dem Werbeblock eine halbe Stunde lang (der Verfasser neigt zur übertreibung) anschauen muss, das daselbe Programm (anscheinend vergesse die Leute, dass sie Pro7 schauen) es liebt den Zuschauer zu unterhalten.
 
Verstehe euch nicht wirklich, auch Hernn K. nicht. Nur weil es dessen Geschmack nicht trifft, ist es mies? Meine Güte, das sind Probleme.
Ich finde das durchaus sehr anspruchsvolle Sachen dabei sind, man muss eben nur die auslassen, welche einen nicht jucken und wenn man sich rein gar nicht für weltoffenere Sachen, inkl. Politik, Dokus und Reportagen, oder auch mal interessante Filme, die es im Kino nicht zum Blockbuster schafften, interessiert, war der Rest schon immer eher seichte Kost (Man erinnere sich an die beliebten Schnulzen, die heute keiner mehr gesehen haben will, Dallas, Reich&Schön..., Straßenfeger wie auf der Flucht, Stahlnetz und die öden immer gleichen Krimis, und die lahmen aufgeblähten Shows von ZDF und Co. mit Gotschalk und anderen Labertüten waren früher auch nicht besser, als heute und derselbe Schaulauf langweiliger Schwatzpromis, die Privatensendungen der Frühen Jahre, sind mir nicht so geläufig, da wir das im Osten nicht empfangen haben, aber das was man so bei Rückblenden aus der Zeit sieht, macht auf mich auch keinen sooo intelligenten Eindruck). Sollte man die dann auch nicht mögen, hatte man auch die Wahl zu anderer Beschäftigung (dem Buch zum Bleistift).

Fernsehen war zum Großteil immer schon seichte Kost und heute hat sich alles nur noch bunter und seichter entwickelt, aber die Leute sehen es dennoch, Woran das wohl liegen mag? Vielleicht ist es im Leben ernster geworden, dass man das nicht auch noch den ganzen Abend in seiner Freizeit sehen will. :zuck: Wenn die Leute es sehen wollen, selber schuld. Man muss eben nur ein bissel genauer suchen, um für sich das richtige zu finden, es gibt auch mehr Sender als früher, aber das war es dann auch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke, man kann nicht allgemeinern, ob das Programm in seiner Gesamtheit schlechter geworden ist oder nicht. Persönlich würde ich sagen, es hat beide Richtungen genommen. Einerseits ist es gerade durch die Vielzahl qualitativ hochwertiger Fernsehserien (ausschließlich aus dem Ausland) viel besser geworden. Einer der Gründe, warum ich nach mehrjähriger überwiegender Abstinez nun wieder vermehrt fernsehe.
Andererseits hingegen hat das Niveau in der Unterhaltung doch in der Masse abegnommen, gerade bei den Privaten (ja, da gab es früher auch mal gute Sachen!!!). Sei es Big Brother, irgendwelche Pseudodokus, Castingshows oder was auch immer..... Die öffentlich rechtlichen haben sicherlich ein sehr gutes Info-Paket (Nachrichten, Reportagen etc.), aber auf dem Unterhaltungssektor nichts mehr zu bieten - solange man alterbedingt noch alle Zähne hat....^^ Hier haben sie in der Tat das Problem, dass sie seit 30 Jahren in der Vergangenheit feststecken oder einfach nur versuchen, die Privaten - billig - zu kopieren (warum nicht mal eine spannende US-Fernsehserie eingekauft wird, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Geld ist genug da.... :verwirrt: ).

Ich stimme da bedingt Dark Hunter zu. Einerseits ist es Geschmackssache, andererseits ist es in der Tat deutlich schlechter geworden....aber in wieder einer anderen Richtung deutlich besser. Und bspw. im Gegensatz zu den alten McGywer-Folgen denke ich, dass man die heutigen Serien in 20 Jahren nicht mit den Worten "Oh mein Gott! Diesen billigen Trash haben wir vor 20 Jahren so gerne gesehen?!?!?!?!?" :D
 
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