Tagespolitik allgemein

Aber, was bleibt ist, dass Lincoln in seinem politischen Wirken wohl mehr für die Abschaffung der Sklaverei geschafft hat, als ein Sklavenhändler aus Bristol,

Zumindest bis hier kann kann ich Deiner Argumentation nicht widersprechen.
Egal was er persönlich dachte, sein politisches sowie militärisches Wirken HAT die Sklaverei in den USA abgeschafft.
Das ändert nichts an seinen eigenen Ansichten oder Worten.
Hier steht der von Dir erwähnte Fakt.
 
Was viele Leute tatsächlich auch nicht wissen: Abraham Lincoln war Republikaner, kein Demokrat.

Ich glaube, das wissen inzwischen die meisten Menschen, womit wir auch wieder bei der Tagespolitik wären: In Rassismus-Debatten wird dies immer wieder von Republikanern betont um zu zeigen, dass sie ja in Wahrheit die "Guten" seien und Rassismus in ihrer Partei auf Grund der Geschichte gar nicht existieren könne.

- das katastrophale Missmanagment der USA in der Corona Krise (Weltmeister bei den Opferzahlen, das muss man auch erst mal schaffen)

Vielleicht ist das nicht der passende Thread für diese Antwort, aber ich glaube Weltmeister sind sie auch deshalb, weil sie das größte Land sind in dem die Zahlen wenigstens halbwegs seriös gezählt werden. Ansonsten volle Zustimmung zu deinem Kommentar.
 
- das katastrophale Missmanagment der USA in der Corona Krise (Weltmeister bei den Opferzahlen, das muss man auch erst mal schaffen)
- der generelle Unwillen der USA, in aktuellen Krisen die Verantwortung oder eine Führungsrolle zu übernehmen, stattdessen sucht man wie bei der WHO eher Sündenböcke
- der Umgang mit den Demonstranten nach dem Mord an George Floyd.

Unter diesen Präsidenten ist generell nichts zu erwarten, dem Mann fehlt jegliches Empathiegefühl und ich glaube auch nötige Intelligenz um dieses Amt vernünftig zu meistern. Hoffen wir einfach mal dass dieser Typ bald seinen Hut nehmen wird.
 
In Rassismus-Debatten wird dies immer wieder von Republikanern betont um zu zeigen, dass sie ja in Wahrheit die "Guten" seien und Rassismus in ihrer Partei auf Grund der Geschichte gar nicht existieren könne.

Na ja, da haben wir es wieder... die "Guten", die "Bösen". Was bedeuten diese Kategorien überhaupt, wer kann sie verbindlich festlegen? Es mag verlockend erscheinen, die Demokraten als "gut" und die Republikaner als "böse" zu betrachten, es ist aber sehr einfach und oberflächlich gedacht (und ich unterstelle dir so eine Sichtweise nicht, weiß aber, dass es Leute gibt, die es pauschal so sehen). Die Realität ist schon um einiges differenzierter. Es sind sicher nicht alle Republikaner Rassisten, es gibt dort auch gemäßigte Politiker - ebenso, wie es gemäßigte Demokraten gibt, und in der Mitte des politischen Spektrums gibt es zwischen Demokraten und Republikanern sicher auch viele Überschneidungen.

Dieses Thema ist mitunter auch genau das, was mir in letzter Zeit verstärkt auffällt. Erneut meine ich damit nicht dich, ich verstehe schon, worauf du mit deinem Beitrag hinaus wolltest, aber er erinnert mich eben wieder daran. Sehr viele Leute vereinfachen die Welt, teilen sie und die Menschen in oberflächliche Kategorien wie eben "gut" und "böse", "links und rechts", "Demokraten" und "Republikaner", "schwarz und "weiß" etc. ein, ohne diese zu hinterfragen und differenziert zu betrachten. So funktioniert es aber nicht. Die Welt ist vielschichtig und komplex, Menschen sind vielschichtig und komplex. Ich finde es schade, dass doch viele Leute das nicht erkennen bzw. nicht erkennen wollen und bewusst ausblenden, um sich in ihrer feinsäuberlich in klar definierte Kategorien eingeteilten und dadurch verzerrten Welt orientieren zu können. Dieser Trend ist vermutlich allgegenwärtig, gerade in letzter Zeit und bei den momentan virulenten Themen und Diskussionen fällt es mir aber besonders stark auf.

Aber gut, das wäre wohl eher etwas für einen Philosophie-Thread ;) Jedenfalls stimme ich dir insoweit zu, dass die Behauptung seitens Republikanern, es könne in ihrer Partei gar keinen Rassismus geben, natürlich riesiger Unsinn ist.
 
In Zeiten in denen sogar George W Bush, Colin Powell und Condoleezza Rice einen Donald Trump für seine Politik kritisieren wird das mit der Einteilung Republikaner=böse eh sehr schwierig.
(Ich hätte nicht gedacht dass ich mir je dieses Trio zurückwünsche)
 
Ich halte auch überhaupt nichts von dieser simplen Einteilung in "gut" und "böse". Das Beispiel, dass man sich G.W. Bush quasi als Präsdent zurückwüscht, ist da ganz passend. Allerdings fällt aus meiner Sicht zunehmend auf, dass diese Einteilung politisch immer mehr forciert wird. Vielleicht war das schon immer so und mir wird es erst in den letzten Jahren bewusst, aber in jedem Fall spürt man die Auswirkungen auf die Menschen. Da geht es mir wir @Admiral X . Sie lassen sich immer leichter in Lager teilen und radikalisieren sich dort. Die Anhänger des "gegnerischen" Lagers werden über einen Kammm geschert. Mir geht es oft so, dass ich in Gesprächen das Gefühl vermittelt bekomme, entweder links- oder rechtsextrem zu sein. Wie so oft in den letzten Jahrzehnten, scheinen uns die USA auch nur ein paar Jahre voraus zu sein. Aus meiner Sicht macht da auch unsere Medienlandschaft nicht immer eine gute Figur. Insgesamt macht mir das Sorgen für die Zukunft.
 
Alleine schon die Aussage ist so traurig. Also nicht als Angriff gegen dich gemeint, sondern diese anscheinend irgendwie dem modernen politischen Mainstream-Zeitgeist entspringende Stigmatisierung. Du wirst schon verstehen wie ich es meine.^^

Das ist halt die Umkehr von "Alle Demokraten sind lenistisch-stalinistische Marxisten". Zuspitzungen dieser Art sind halt bei einem System mit wenig Auswahl "normal" wie mir scheint.

Grüße,
Aiden
 
Wobei so Aussagen wie "Alle Republikaner sind Rassisten" wohl eher fantastisch-theoretischen Hintergrund haben und keine Entsprechung im Mainstream. Das ist auch eine Art den Diskurs zu torpedieren. Eine kollektivistische Haltung wird heraufbeschworen die es unmöglich macht sich dem anderen Lager (tm) anzunähern.
 
Das ist halt die Umkehr von "Alle Demokraten sind lenistisch-stalinistische Marxisten". Zuspitzungen dieser Art sind halt bei einem System mit wenig Auswahl "normal" wie mir scheint.

Grüße,
Aiden

Die von dir beschriebene Zuspitzung ist natürlich genau der selbe Mist. Bin ich kein Fan von, war ich noch nie. Was ich mir wirklich mal wünschen würde, wäre ein respektvoller Diskurs, in dem man die Gegenseite nicht als dumm, extremistisch, oder auf beliebige Weise schon im Vornherein moralisch verwerflich beschimpft, sobald sich wer zu seiner politischen Position bekennt. Und das sehe ich momentan (oder genauer gesagt seit einigen Jahren) nicht gegeben, weder hier im Thread und schon gleich gar nicht im RL.
 
Jetzt wird es langsam aber sicher nicht nur noch peinlich. Jetzt wird es lächerlich.
https://m.faz.net/aktuell/feuilleto...n-hbo-aus-dem-programm-genommen-16809227.html

Noch ein paar Gedanken hierzu: Ich kenne den Film "Vom Winde verweht" nicht und glaube gern, dass er rassistisch ausgerichtet ist und offen Rassismus beinhaltet. Würde so ein Film in der heutigen Zeit entstehen, wäre das undenkbar und das ist auch richtig und gut so. Ob man allerdings wegen eines Films, der über 80 Jahre alt ist, ein Fass aufmachen muss, weiß ich jedoch nicht bzw. wage ich anzuzweifeln. Filme sind oft deutlich sichtbar Produkte ihrer Zeit, und gerade "alte" Filme beinhalten oftmals nicht nur Rassismus, sondern auch Sexismus etc. Die Zeiten haben sich ja glücklicherweise dahingehend geändert, dass Derartiges in modernen Filmen nicht mehr zur Schau gestellt wird. Ich bezweifle, dass jemand, der sich "Vom Winde verweht" ansieht, alleine deswegen auf den Gedanken kommt "Uii, diese Sklaverei war ja eigentlich voll cool, ich will, dass das wieder so wird", wenn diese Person solch eine Denkweise nicht schon von vornherein hat.
 
Manches wirkt auch wie Aktionismus. Als 09/11 passierte wurde Collateral Damage verschoben. War auch nur begrenzt sinnvoll.
 
Gut,dann denken wir den gedanken doch einmal zu Ende.
Sollte man alles was einmal mit Sklaverei,Rassismus in Gesellschaft,Kunst,Politik und Militär zu tun hatte mit heutigen Maßstäben messen ?

Ich habe ja schon erwähnt, dassich weder den Film, noch das Buch kenne. Allerdings geht es in der Debatte allgemein um Rassismus der in Filmen gezeigt wird und um Stereotype, Vorurteile und Klischees. Dabei ist der Film vielleicht erstmal zweitrangig, weil es tatsächlich um mehr als einen geht. Vom Winde verweht kann hier stellvertretend verwendet werden
Ich bin gerade mit dem Handy online, daher ist es mit dem Zitieren nicht so einfach, aber ich beziehe mich vor allem auch auf deine Aussagen über die Statuen und so weiter.

Es wird mal gerne ein paar Sachen einwerfen, die vielleicht verständlicher machen, warum es nicht um eine Gesinnungspolizei geht.

Heute würden vermutlich nicht mehr viele antisemitische Bilder/Cartoons gut heißen.
Diese "Karikaturen" gab es auch zur Genüge von dunkelhäutigen Personen.

"Die Kritik an dem Film zielt auf die in der Tat mehr als fragwürdige Darstellung von Sklaven, die hier ganz zufrieden in ihren unfreien Verhältnissen leben und loyal zu ihren Peinigern stehen: als mütterliche Trösterin wie Scarletts Kindermädchen – die nicht mal einen Namen hat, sondern Mammy gerufen wird–, oder aber als tölpelhafte Lachnummer mit Kieksstimme" (https://www.google.com/amp/s/www.morgenpost.de/kultur/article229291690/Vom-Winde-verweht-rassistisch-Klassiker-auf-dem-Pruefstand.html?service=amp)


Genau darum geht es in der Debatte, ein Film kann genauso eine Karikatur sein, wie ein Comic/Bild. Mit dem Unterschied, dass ein Medium wie Film noch mal anders beeinflusst.

Allerdings, das will ich auch sagen, ist es mMn fraglich, ob Zensur oder Streichung eines Films etc. die richtige Wahl ist, um für Veränderungen zu sorgen.

EDIT: Er soll aber mit Erläuterungen zur Darstellung von Sklaverei wiederaufgenommen werden. -- Was ich wiederum für gut halte
 
Vom Winde Verweht ist ein typischer Südstaatenfilm der die Konföderation glorifiziert, etwas was das frühe Hollywood nur zu gerne getan hat, aus welchen Gründen auch immer. Siehe auch den ersten Monomentalfilm von G.W. Griffith The Birth of a Nation von 1915 oder den Buster Keaton Filmklassiker The General (1926). Alle drei Filme waren in ihrer Zeit preisgekrönt und Kassenschlager, The Birth of a Nation galt aber durch die Glorifizierung des KKK schon sehr früh als rassistisch und ist glaube ich schon seit den 60igern verrufen. Vom Winde Verweht fehlt dieses eindeutig überwiegend rassistische, hat aber durchaus diese Klischees enthalten da es eben ein Werk seiner Zeit ist, der erwähnte Big Mama Charakter oder Karikatur taucht ja nicht nur dort auf, sondern auch in Cartoons wie Tom und Jerry. Ein gewisser rassistischer Unterton ist also durchaus vorhanden und nicht nur subtext.
Ich persönlich mag den Film nicht besonders, ich erkenne an das er historisch wertvoll ist, als einer der ersten Farbfilm und erfolgreichster Film nach Inflationsbereinigung, er kann von mir aus auch gerne noch heute von Kritikern gelobt werden, aber er passt nicht mehr in die heutige Wertvorstellung und Ideale unserer Generation, das Bild auf die Konföderation und die Sklaverei hat sich gottseidank inzwischen verändert, und man sieht es deutlich kritischer. Auch wenn so Themen wie "Staate Rights" immer wieder mal hochkommen, zuletzt als der Oberste Gerichtshof die Homo Ehe legalisierte, da haben die Südstaaten ja auch wieder einen kleinen Aufstand gemacht und davon geschwafelt wie undemokratisch dieses Urteil ist und das es die Rechte der Staaten schmälert etc pp. Alles Argumente die im Bürgerkrieg benutzt worden sind.
Sowas zeigt einfach in welcher Kultur so manche Südstaaten Bürger noch leben und in welchem Geistigem Umfeld sie aufwachsen. Die Flagge von Mississippi hat ja bis heute noch die Flagge der Konförderation integriert und es gibt noch genug Statuen und Denkmäler von Konföderierten auf denen die Generäle gehuldigt werden, Leute wie General Lee verdienen heute einfach kein Denkmal mehr.

Gehört der Film auf den Index? Eher nicht, ich denke das Zensur nie der richtige Weg ist. Eine historisch kritische Fassung um Dinge in den korrekten Kontext zu rücken finde ich deutlich besser. Wobei da natürlich auch fraglich ist wie man sowas am besten umsetzt. Nur mit einem kleinem Warnhinweisen am Anfang? Das erscheint etwas schwach. Kommentierende Untertitel? oder gar einen historisch kritischen Audiokommentar? Das kann eigentlich auch nur optional sein, da es sonst das Filmerlebnis zu sehr verändert. Und eine Schnittfassung wäre nur eine weitere Form der Zensur.
 
Die Zeit wird "Vom Winde verweht" wohl endgültig aus dem Bewusstsein der Menschen entfernen. Seit den 1980ern, ich wähle einmal dieses Jahrzehnt, weil es das erste Jahrzehnt ist, das ich als Ganzes bewusst erlebt habe, ist seine Präsenz im deutschen Fernsehen kontinuierlich zurückgegangen, sei es die Frequenz der Ausstrahlungen betreffend, sei es die Frequenz der Anspielungen auf den Film betreffend. Mir geht es wie Mad Blacklord, während ich als Kind sehr gerne die amerikanischen Filmklassiker der 1930er und 1940er Jahre gesehen habe, die in den 1980er Jahren noch zur besten Sendezeit im Fernsehn ausgestrahlt wurden, war "Vom Winde verweht" nicht mein Ding. Ich kann mir nicht vorstellen, dass unter 50-Jährige noch groß an dem Film hängen und vermute, dass nur eine winzige Minderheit unter den unter 30-Jährigen ihn jemals als Ganzes gesehen hat. Er ist auch abseits des transportierten Rassismus inhaltlich zu sehr aus der heutigen Zeit gefallen.
 
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