Bastion

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Lilivienne Évarielle d'Oridin, Darth Zion, Darth Angelus, Kira Guldur, Adria Guldur, Aren Vayliuar, weitere Gäste inkl. Herold und Grandvizir sowie die Imperatorin

Die Getränke glitzerten in den Händen der Gäste wie eingefangene Sterne. Lily hatte ihr eigenes bislang kaum angerührt.


“Gouverneurin Évarielle, nicht wahr?”

Eine verhunzte Simplifizierung ihres Namens, aber daran war sie inzwischen gewöhnt. Die meisten Leute kannten sie nur unter ihrem Mädchennamen. Die Stimme kam von einem Mann in ihrem Alter, der sich mit einem Lächeln zu ihr drehte. Er trug das Haar pomadig glatt, hatte ein etwas zu breites Gesicht, um attraktiv zu sein und trug die Uniform eines Sektor-Adujtanten.
“Wir sind uns, glaube ich, bei einer Fortbildung auf Mygeeto begegnet”, fuhr er fort, während er sich bereits das nächste Glas von einem vorbeigehenden Kellner reichen ließ.

Lilivienne lächelte höflich, nicht zu warm, aber auch nicht zu kühl.
“Das kann gut sein. Sie gehörten zur Delegation aus Ord Trasi, nicht wahr? Damals noch im Planetendienst, wenn ich mich recht erinnere.”

“Genau”, bestätigte er mit überraschtem Lächeln. “Ich sehe, Sie haben ein gutes Gedächtnis.”

Das stimmte nur halb. Der Großteil der Anwesenden kam damals mit der Delegation aus Ord Trasi. Außerdem war die Veranstaltung designiert für planetare Verwaltungsfragen. Einen Sektor-Verwalter gab es da gar nicht. Die Wahrheit war: Sie hatte keine Ahnung, wen sie vor sich hatte.

Er schoss mit belanglosen Sätzen über seine aktuelle Arbeit nach. Lily hörte zu, reagierte knapp, dosierte ihre Mimik so, dass das Gespräch höflich, aber oberflächlich blieb.

Dann senkte der Mann fast verschwörerisch die Stimme.
“Übrigens - sehen Sie dort drüben?”
Er neigte den Kopf in Richtung eines Halbkreises an Personen, drei in der Zahl. Zwei davon fielen selbst in diesem Meer aus Machtfiguren auf.
“Darth Zion und Darth Angelus”, sagte der Adjutant halblaut, fast ehrfürchtig. “Beide Veteranen des Feldzugs gegen die Yevethaner. Sie werden die Holo-Bilder sicherlich gesehen haben …” - er ließ den Satz ausklingen, als würde das genügen.

Lily folgte dem Blick. In der Tat, sie erinnerte sich an die Bilder. Zwischen ihnen stand ein Moff, den sie jedoch nicht zuordnen konnte.


“Interessante Gesellschaft”, sagte sie leise, mehr zu sich selbst als zu ihrem Gesprächspartner. Echte Sith in mehr oder weniger freier Wildbahn betrachtete man selbst als Mitarbeiter des Regierungsapparats äußerst selten.

Kurz darauf verabschiedete sich der Mann, angelockt vom Ruf seines Vorgesetzten. Lily blieb am Rand der Menge stehen. Sie wusste, dass sie diese seltene Gelegenheit nicht verstreichen lassen durfte. In der Kabinettssitzung an diesem Morgen war das Thema nur knapp angerissen worden - in der Kanalisation unterhalb des Arthious-Boulevards war eine dauerhafte Sperrzone eingerichtet worden. Angeordnet aus dem Tempel der Sith und legitimiert vom Herold höchst selbst. Zur Begründung wurde nicht mehr als die Floskel ‘operative Notwendigkeiten’ angegeben. Die Anordnung war kühl rübergebracht und noch kühler hingenommen worden. Nicht, dass die Gouverneurin ein gesteigertes Interesse an der Kanalisation hatte, dennoch handelte es sich dabei um einen Eingriff in die städtische Infrastruktur und konnte potentiell ein Logistikproblem darstellen. So hatte zumindest ihr zuständiger Legat aus dem Bau- und Infrastrukturamt versichert.

Als Darth Zion, eine für einen Menschen hünenhafte Gestalt mit grimmig aussehender Atemmaske, von Angelus und dem Moff löste und in Richtung einer der Galerien schritt, setzte Lilivienne sich in Bewegung. Ihre Schritte waren ruhig, fast anmutig. Der Saum ihrer Gouverneursuniform schwang im Takt. Sie hielt den Blick geradeaus, bis der Abstand gering genug war, um ein Gespräch anbahnen zu können.


“Lord Zion?” Ihre Stimme war klar. Nicht laut, aber unüberhörbar. “Gouverneurin Évarielle d’Oridin”, stellte sie sich vor. "Ich beglückwünsche Sie zu Ihrem Sieg gegen die Yevethaner."

Sie ließ eine kurze Pause, in der sie seine eindrucksvolle Gestalt betrachtete.

“Ich würde die seltene Gelegenheit gern nutzen, um mit Ihnen über die Zusammenarbeit zwischen der Lokalregierung und dem Sith-Orden zu sprechen. Sind sie befugt, im Namen des Sith-Ordens mit mir zu sprechen?”


Abermals eine Pause.

“Anlass ist die jüngst eingerichtete Sperrzone unter dem Arthious-Boulevard. Mir liegt daran, dass wir … die Koordination zwischen dem Tempel und meiner Regierung optimieren. Vielleicht könnte ein Vertreter Ihres Ordens an meinen Kabinettssitzungen teilnehmen.”

Die worten waren formell, aber der Blick, mit dem sie ihn ansah, signalisierte dem Sith, dass hinter den Floskeln ein klarer, nachvollziehbarer Zweck lag.


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Lilivienne Évarielle d'Oridin, Darth Zion, Darth Angelus, Kira Guldur, Adria Guldur, Aren Vayliuar, weitere Gäste inkl. Herold und Grandvizir sowie die Imperatorin

 
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[ Bastion - Center - Sith-Tempel- Domäne der Lernenden - Ein Trainingsraum - Sera, Agatosh & ein Übersetzungsdroide ]

Die letzten beiden Tage waren nervenaufreibend gewesen, selbst für Sera. Zion hatte seinen beiden Schülern befohlen, an ihren Defiziten zu arbeiten - was auch immer das hieß. Und so hatte die junge Frau ihre Nächte in einer Meditationskammer verbracht, ihre Tage in einem Trainingsraum. Machtstöße gegen unbewegte Ziele, Sprünge und der immer gleiche Versuch, ihre Konzentration im richtigen Moment zu bündeln. Sie hatte gespürt, wie sich die Muskeln in ihrem organischem Arm verkrampften, wenn sie abermals das Lichtschwert kreisen ließ, während die kybernetische Hälfte ihres Körpers fast spöttisch, unerbittlich gleichmäßig reagierte, ohne die Müdigkeit ihrer natürlichen Körperteile akzeptieren zu wollen. Fluchend musst sie immer wieder erkennen, dass ihr Fleisch unzuverlässig war und ihr Geist zu zersplittert, um beide Teile kontrollieren zu können, auch wenn das Metall in ihr standhielt.

Am Ende dieser Tage war kaum Fortschritt zu sehen. Und doch hatte das Training eines bewirkt: Sie hatte ein Quäntchen Erkenntnis und Verständnis für die Mechanik ihrer eigenen Machtnutzung gewonnen. Sie zog ihre Kraft vollständig aus der rohen, unbehandelten dunklen Seite. Sie war am stärksten, wenn das Chaos um sie herum ausbrach. Wenn die Macht selbst kochte vor Verzweiflung, Wut, Hass und Tod. Der Trainingsraum war zu diszipliniert, der Meditationsraum zu ruhig.

Agatosh war Schuld! Der blaue Berg hielt sich wie immer schweigsam, stoisch und unerschütterlich in seiner Ernsthaftigkeit. Sie hatte ihn nicht aus der Ruhe bringen können. Kein Funke von Zorn, der die Macht entfachte oder in die Kälte stürze, sodass Sera sie für sich nutzen konnte. Da war nichts. Keine Spur von einem Ausbruch, den sie so sehr herbeisehnte. Sein Gleichmut war wie ein nasser Lappen, der jedes auflodernde Feuer in ihr erstickte. Am liebsten hätte sie ihm die heiße Klinge ihres Lichtschwerts an die Kehle gesetzt und bei Übungen mit roher Gewalt bedrängt, so sehr hatte er sie aufgeregt mit seiner Professionalität. Aber sie wusste, dass ihm Gewalt nicht imponierte. Vor allem nicht, wenn sie von Sera kam.

Doch heute sollte es anders sein. So hatte sie es zumindest geplant.

Der Trainingsraum war noch kalt und dunkel, abgesehen von den matten Lichtern an den Wänden. Der Boden war glatt wie immer, ein grauer Durabeton, von Kerben und Verfärbungen gezeichnet. Es handelte sich um Spuren hunderter Übungskämpfe. Rückstände von altem Schweiß und Blut.

Sera saß im Schneidersitz auf einer Matte, die kybernetische Hand auf ihrem Knie ruhend, die Augen geschlossen. Sie atmete langsam, so gleichmäßig wie es ihr natürlicher und ihr künstlicher Lungenflügel zuließ. Äußerlich entsprach sie einem Bild der Ruhe - und doch lag in dieser Ruhe eine gespannte Erwartung.

Über ihr schwebte ein kleines, kugelförmiges Gerät. Es handelte sich um schwarz poliertes Metall, kaum größer als ein menschlicher Kopf, mit einer runden Linse, die abwechselnd glühend aufleuchtete, wenn es sprach. Und es sprach viel. Hervorragend viel.


“Fehlerhafte Übersetzung erkannt”, kommentierte der Droide in einer blechern verzerrten Nachahmung von Agatosh eigener Übersetzungsmaske. “Subjekt: Agatosh. Blauer Berg. Hüne der Hünen. Grundlegendes Basic als ungenügend identifiziert. Empfehlung: Sprachübungen auf Vorschulniveau.”

Ein Summen begleitete die Worte, während das Ding in einem großen Kreis mit Sicherheitsabstand um den Chiss schwebte. Seras Lippe zuckte immer wieder, kurz davor die Kontrolle zu verlieren und lauthals loszulachen. Die Nerds in der Droidenwerkstatt hatten über Nacht ganze Arbeit geleistet. Sie hätte sie küssen können. Vermutlich würden sie in Zukunft gute Freunde werden.

“Versuch Nummer eins: Höre und Wiederhole: ‘Ich bin soooo stark.’ … Wiederhole”.

Die Pause danach war fast zu lang, als wollte der Droide seinen Spott noch tiefer wandern lassen. Dann folgte der nächste Programmabschnitt in der gleichen tonlosen Nachäfferei:

“Ich höre nichts. Und vorab: Nein, es heißt nicht ‘Ich bin sooo strunk.” Bedeutungsfehler vorab erkannt. Ergebnisvalidation: Lächerlich.”

Sera regte sich nicht. Ihr natürliches Augenlid flackerte nur kurz. Der Rhythmus ihres Atems vertiefte sich jedoch, während sie lang ausatmete, um sich weiterhin vom Lachen abzuhalten.

“Neue Übung”, setzte der Übersetzungsdroide fort. Dabei surrte er im Raum umher wie eine Mücke. “Sage: ‘Ich habe Disziplin’ … Analyse: Subjekt kennt die Bedeutung wahrscheinlich nicht. Empfehlung: Einführungsvokabelliste aus Datenbank laden.”

Das Echo hallte von den kalten Wänden wider. Sera fühlte erneut, wie ihre Mundwinkel kaum merklich zuckten, verborgen hinter der Maske der Meditation. Sie hoffte so sehr, dass er irgendwann ausrasten würde. Der Droide erledigte seinen Auftrag zumindest gnadenlos. Er verfolgte jede Bewegung von Agatosh. Sera ging dabei selbst mit sanften Machtstößen sicher, dass er immer genügend Abstand halten würde, damit der Chiss ihn nicht einfach aus der Luft riss. Zudem hielt sie sich bereit, einzuschreiten, sollte er einen solchen Versuch unternehmen.

“Warnung: Atemtechnik des Subjekts fehlerhaft. Klingt wie ein defektes Küchengerät. Empfehlung: Sprachmaske austauschen. Grund: Subjekt wirkt wie ein Vollidiot. Drohpotential minimiert.”

Seras organisches Auge öffnete sich einen Spalt. Dann schloss sie es wieder.

“Analyse abgeschlossen: Subjekt Agatosh unfähig, in galaktischer Standardsprache zu kommunizieren. Darth Zion trug ihm auf, an dieser Schwäche zu arbeiten. Wahrscheinlichkeit von Erfolg: zwei Komma vier Prozent.”

Stille folgte, in der nur das Surren der kleinen Repulsoren blieb.

“Frage an das Subjekt: Wie fühlt es sich an, eine Maschine zu brauchen, um nicht völlig bedeutungslos zu sein?”

Nun fühlte Sera sich angegriffen. Wann würde Agatosh endlich ausrasten? Der Droide war ja nur das Werkzeug. Sie selbst war doch die Flamme und hoffte, dass endlich Agatosh endlich Öl ins Feuer gießen würde, damit sie zu Ergebnissen kam.
Derweil verharrte sie unbewegt im Schneidersitz. Ihre mechanischen Finger bewegten sich minimal. Sie hatte nicht vergessen, was ihr Mitschüler ihr in diesem leeren Quartier angedroht hatte. Aber das schüchterte sie nicht ein. Sie fing gerade erst an.


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Bastion – Bastion Center – Sith-Tempel – Domäne der Lernenden - Trainingsraum Agatosh, Sera,

Die spöttischen Einlagen des Droiden registrierte er, ohne unter der Halbmaske eine Miene zu verziehen. Jeder Tonfall, jedes lächerliche Nachäffen seiner Stimme war durchschaubar. Die Programmierung dieser Aberration stammte natürlich von jener unerträglichen Göre, die sich seine Mitschülerin schimpfte. Ein durchschaubarer Versuch, das Feuer zu entfachen, das sie so dringend suchte. Ihn zu provozieren und aus der Reserve zu locken. Ihm in eine Falle und einen Fehler zu treiben.

Er wusste es inzwischen besser.
Er hatte längst anderes in Bewegung gesetzt.

Agatosh setzte seine Übungen unbeirrt fort, die Klinge seines eigenen Schwertes kreisend, die Bewegungen kontrolliert und gleichmäßig wie ein Uhrwerk.
Sera mochte glauben, ihn aus der Ruhe bringen zu können – doch jeder ihrer Versuche prallte zumindest heute an ihr vor. Er wusste: Sie liebte es, wenn er die Fassung verlor. Er hatte nicht vor, ihr diesen Triumph zu gönnen, auch wenn er gestehen musste, dass ihre umtriebigen Methoden ihn unter anderen Umständen höchstwahrscheinlich schnell wütend gemacht hätten.

Als die Provokationen des Droiden ihren Höhepunkt fanden, beendete er seine Sequenz, richtete sich zu voller Größe auf und ließ für einen Augenblick die Spannung im Raum wachsen. Er trat näher, als wolle er ihr tatsächlich den Gefallen tun, sich zu vergessen – eine Regung, ein Zucken seiner Hand, das sicherlich Hoffnung in ihr erzeugte. Hatte sie es geschafft, ihn aus der Reserve zu locken?

Dann, in einer fließenden Bewegung, entriss er ihr Lichtschwert, genauso wie gestern erst vereinbart. Nicht im Zorn, sondern mit Kalter Präzision. Wie geübt in den letzten Tagen. Levitation war eines seiner hauptsächlichen Defizite gewesen, doch dafür funktionierte es in dieser Situation nun hervorragend.

Agatosh wandte sich halb zu
Sera, ihr Schwert in seiner Hand wiegend. Seine Stimme, tief und metallisch, ließ keinen Raum für Zweifel:

"Ich habe gestern Bericht erstattet über dein… bedauernswertes Trauma. Mit der Ratte Zekk und ihrem Schüler.“

Der Hüne verschränkte die Arme hinter dem Rücken.

"Der Zirkel und die Getreuen unseren Meisters wissen nun darüber Bescheid. Die Lederkluft, die verbrannten Aufnahmen... Auxilius hat dafür Sorge getragen, dass Du angemessene Hilfe erhältst, solange Darth Zion beschäftigt ist.“

Die Tür zum Trainingsraum öffnete sich kurz darauf, und die Präsenz von Darth Undiqus erfüllte die Halle.

"Du musst funktionstüchtig und bereinigt sein, sobald er uns wieder empfängt."

Der nichtmenschliche Sith wartete an der mechanischen Tür, sodass Sera ihm folgen würde. Er erweckte nicht den Eindruck, sonderlich viel Zeit zu entbehren zu haben und erpicht darauf zu sein, in die Domäne der Lernenden hinabzusteigen, um eine Dämonenaustreibung an der Schülerin des Hammers von Bastion durchzuführen. Sondern eher ungeduldig und keine Wiederrede duldend. Gegenüber Auxilius hatte Agatosh um Diskretion gebeten. Undiqus machte nicht den Eindruck eines Mannes, der gerne Tratsch betrieb und Geheimnisse ausplauderte. Doch jedes Mal, wenn Sera von nun an einen schiefen Blick aus dem Umfeld seines Meisters erhalten würde, würde sie vermuten, dass dahinter die Wahrheit hinter Darth Zekk und ihr steckte.


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Bastion - Bastion Center - Sith-Tempel - Domäne des Imperators - Thronsaal - Darth Angelus, Darth Zion, Adria Guldur, Kira Guldur, Aren Vayliuar, Gouverneurin Lilivienne Évarielle d’Oridin, sämtliche Mitglieder des Ritterordens, Gäste


Darth Angelus blieb regungslos stehen, während sich das Gespräch zwischen Moff Vayliuar und Darth Zion entfaltete. Seine Hände ruhten lose hinter dem Rücken, der Pelzumhang elegant über seiner Rüstung, während seine grünen Augen lauernd von einem zum anderen glitten. Er sprach nicht, sondern hörte in erster Linie zu, während sein Verstand analysierte und arbeitete. Es war noch gar nicht nötig, sich einzumischen. Seine Präsenz allein genügte, um Fragen aufzuwerfen und um das notwendige Minimum an Aufmerksamkeit zu binden. Während die verzerrte Stimme des neuen Zirkelmeisters den Teil des Saals erfüllte und das Gespräch in die Bahnen formaler Diplomatie lenkte, arbeitete Angelus’ Verstand unaufhörlich, analysierte jedes Wort, jede Geste. Ein wölfisches Zucken umspielte seine Lippen - Ausdruck jener raubtierhaften Selbstsicherheit, die ihn niemals verließ. Die Zeiten wandelten sich – und er war klug genug, die Zeichen zu erkennen. Solange dieser Wandel nicht darin gipfelte, dass man sich wieder vor schleimigen Womp-Ratten wie Governor Antares verbeugen musste, konnte er damit leben. Mehr noch: Er konnte daraus profitieren.

Dass der ehemalige Governor seiner Heimatwelt,
Agustin Prada, inzwischen ebenfalls zum Moff aufgestiegen war, überraschte den Sith nicht. Dieser Mann hatte einst seine Familie zu Fall gebracht – und Angelus damit ungewollt einen Gefallen getan, indem er ihn von überflüssigem Ballast befreite. Inmitten eines starken achten Supersektors ließ sich nun einiges bewegen, und Angelus wusste, dass auch für ihn darin Möglichkeiten verborgen lagen. Dass Vayliuar bereits die Unterstützung des Zirkels in Anspruch genommen hatte, fügte sich nur allzu nahtlos in das Bild, das sich in seinem Verstand formte. Die Zukunft würde ihnen gehören – und damit, unausweichlich, eines Tages ihm allein.

Und doch… es wirkte, als sei
Moff Vayliuar der Gesprächigere von beiden gewesen, mehr mit dem Kopf bei der Sache. Darth Zion hingegen hatte den Anschein erweckt, als trüge er Dutzende anderer Belange in seinem Verstand. Neben der Tatsache, dass er wie ein Mann wirkte, der auf dem Schlachtfeld zuhause war, als auf diplomatischen Parketts, war das bei all dem Wirbel nicht gerade verwunderlich. Dass er Angelus im Anschluss in der Pyramide der Extinktoren erwartete, bestätigte dessen Instinkt: Diese Begegnung war kein Zufall, sondern eine Prüfung, vielleicht ein Vorspiel zu Größerem. Angelus musterte ihn, neigte das Haupt mit einem knappen Nicken – das wölfische Lächeln unverändert auf den Lippen – , als der Zirkelmeister sich abwandte.

Sein Blick folgte dem
großgewachsenen Sith, der sich der Nähe einer Frau zuwandte - oder sie sich ihm -, die den Abzeichen nach den Rang einer Gouverneurin trug. Vermutlich eine jener Figuren, die der Aufstieg der neuen Herrscherin empor gespült hatte – Statthalterin, Platzhalterin, austauschbar - zumindest noch. Wahrscheinlich nicht viel anders als Antares, der sich für unantastbar gehalten hatte und doch nichts weiter als eine Schachfigur gewesen war, die letzten Endes versagt hatte und bald ersetzt werden würde. Warum der Großmeister den Moff des vielleicht bedeutendsten Sektors des galaktischen Nordens mit so knappen Worten abservierte, nur um sich einem solchen Nebenprodukt zuzuwenden, blieb rätselhaft. Wie sich der Krieger bereits vor ein paar Minuten dachte, hätte Zion es sich wahrscheinlich auch gleich auf dem Schoß der Imperatorin gemütlich machen können. Aber Angelus ahnte, dass Darth Zion nichts ohne Grund tat. Schließlich hatte er gewonnen durch den Fall von Allegious - und Sabar nicht. Eine Tatsache, die ihn empfindlich störte.

Er brach schließlich die Stille, die sich zwischen ihm und Vayliuar gelegt hatte, und wandte sich wieder seinem Gegenüber zu. Seine zuvor unbewegte, scharf geschnittene Miene wirkte nun gelöst, das raubtierhafte Lächeln glänzte.

"Ich bin dem Orden erst nach dem Frieden von Umbara beigetreten, um Ihre Frage letzten Endes doch zu beantworten“

Begann Angelus mit ruhiger Stimme. Ein Detail, das Vayliuar verriet, wie schnell er tatsächlich zu dem aufgestiegen war, der er nun war.

"Doch glauben Sie mir, Moff Vayliuar – der wahre Feind lauerte nie nur an der Front. Er hat längst gelernt, die Gestalt von Verbündeten anzunehmen, sich in den Schatten unserer eigenen Reihen zu verbergen."

Ein kurzes, scharfes Aufblitzen seiner Augen begleitete die nächsten Worte.

"Gerade erst auf Kelada krochen getarnte Jedi wie Ungeziefer durch die Straßen, um Zwietracht gegen die imperiale Ordnung zu säen. Ich habe ihr doppeltes Spiel offenbar und sie aufgespürt… und Ordnung gemacht."

Er ließ den Satz einen Herzschlag lang in der Stille hängen, bevor er mit einem wölfischen Lächeln schloss:

"Der Prefsbelt-Sektor gilt als Dreh- und Angelpunkt des Supersektors. Sie tun gut daran, den Sith-Orden und speziell den Zirkel der Extinktoren zu involvieren, um derartige Zustände vorzubeugen."

Angelus musterte den Moff mit nonchalantem Ausdruck:

"Eine Partnerschaft auf persönlicher Ebene ist aus meiner Sicht durchaus denkbar, wenn es der Sache hilft. Oder was denken Sie?"


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Zion blieb bei der Erwähnung seines Namens stehen. Er hielt nicht abrupt inne, sondern glitt beinahe geschmeidig zum Stillstand, eine Bewegung, die man seiner massigen Statur kaum zugetraut hätte. Langsam drehte er sich um und sein Blick fiel auf eine Frau in grauer Uniform, die sich im selben Moment bei ihm vorstellte.

Die Worte, die sie sprach, klangen für ihn etwas zu euphorisch. Ein Sieg über die Yevethaner? Das letzte Mal, als er sich über diesen Krieg informiert hatte, war der Aufstand noch nicht beendet. Ja, die Verluste der Yevethaner waren hoch – aber ein Ende war nicht in Sicht.

In der kurzen Pause ließ Zion ihren Namen durch seinen Kopf kreisen. Ungewohnt, aber interessant. Schließlich entschied er sich, sich selbst vorzustellen. Seine tiefe, verzerrte Stimme drang in die Luft, während seine orangenen Augen fest auf die Frau gerichtet blieben.


„Gouverneurin, es freut mich. Darth Zion – Sith-Lord und Großzirkelmeister der Extinktoren. Ihre Glückwünsche sind verfrüht, der Krieg ist noch nicht vorbei.“

Sein Blick ruhte unbeweglich auf ihr, während er ihren Worten aufmerksam lauschte. Die Gouverneurin hatte ein markantes, elegantes Gesicht, strahlend grüne Augen, betonte Wangenknochen, scharf gezeichnete Augenbrauen. Zion empfand es nicht als unangenehm, sie anzusehen – im Gegenteil. Während sie sprach, zwinkerte er nicht ein einziges Mal, seine Augen blieben starr, forschend und durchdringend.

Er wusste sofort, worum es ihr ging, die Absperrungen der Kanalisation – eine Maßnahme, die Agatosh und Sera aufgrund ihrer Entdeckungen veranlasst hatten. Ihren Unmut konnte er verstehen, auch wenn sie ihn meisterhaft hinter ihrer politischen Maske verbarg.

Ein Moment verging, in dem Zions Blick unbewegt auf ihr verharrte, bevor er ruhig erwiderte.


„Ich bin befugt, mit jedem zu sprechen, Gouverneurin Évarielle … d’Oridin.“

Bei der Aussprache ihres Nachnamens legte er eine winzige Pause ein, um ihn richtig zu formen. Dann fuhr er fort.

„Doch das Thema, das Sie ansprechen wollen, ist sensibel. Und obwohl dieser Raum normalerweise der sicherste im ganzen Imperium wäre, ist er heute – mit dieser Menge an Gästen – beinahe das Gegenteil. Zumindest, wenn es um Informationen geht.“

Sein Blick schweifte einen kurzen Augenblick ab, kehrte dann aber wieder zurück auf ihr Gesicht.

„Vielleicht jedoch...“

Brummte er mit tiefer Stimme,

„Kann ich Ihnen Antworten geben – ohne hier allzu sehr ins Detail gehen zu müssen.“

Der Hüne stand unbeweglich vor der Gouverneurin, sein Blick fest, fordernd, unnachgiebig und doch mit einer Spur von Offenheit. Er wartete.


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Samin und Verfogler


Die Triebwerke des Kanonenboots dröhnten tief wie das Grollen eines hungrigen Rancors. Samin spürte die Vibrationen durch die Sitzlehnen, in den Knien, im Brustkorb. Mit flinken Händen legte sie sich die Sicherheitsgurte um und zog sie fest. Das hier konnte ein ruppiger Ritt werden. Ein Finger nach dem anderen legte sich anschließend wieder um den Steuerknüppel, der ebenfalls vibrierte. Das hier war kein Fly-by-Wire, wie es in einem TIE-Defender oder auch jedem anderen Kampfjäger der Fall war, der für das All konzipiert war. Diese Kanonenboote waren für einen völlig anderen Zweck gedacht. Jede ihrer fliegerischen Eingaben wurde mit einer ihr völlig ungewohnten, direkten Rückmeldung bedacht. Wenn sie in die Pedale trat, gaben sie Widerstand, je nachdem wie sehr das Manöver das Fluggerät beeinflusste. Dasselbe galt für den Steuerknüppel. Vielleicht lag das ungewohnte Gefühl aber auch daran, dass Samin selten innerhalb einer Planetenatmosphäre kämpfte. Obwohl sie auch das bereits mehr als erfolgreich getan hat. Im Endeffekt machte es auch keinen Unterschied. Sie flog. Und Fliegen hieß überleben.

Hinter ihr klebten die Speederbikes, die plötzlich hinter ihr aufgetaucht waren, als sie den Hangar verlassen hatte. Innerlich hatte sie geflucht. Wie hatte sie diese Dinger übersehen können? Aber so war das Leben einer Pilotin nunmal. Ständig musste man sich auf neue Gegebenheiten einstellen und damit umgehen. Die Lichter der Bikes glühten wie Insekten im Dunkel hinter ihr. Ihre Motoren heulten in einem schrillen Chor, das Sirren jagte entlang der Tunnelwände und überhallte den tiefen Bass ihrer Triebwerke. Jeder Herzschlag sagte ihr nun, dass sie Sana unmöglich retten konnte, solange Kestals Männer noch hinter ihr waren. Sie konnte unmöglich mit einer Eskorte am Treffpunkt auftauchen. Der verrückt gewordene CEO würde sofort das Feuer auf sie eröffnen. Nicht, dass er das nicht ohnehin tun würde.


“Zeigt mal, was ihr könnt”, murmelte sie, beugte sich herüber zum Sitz des Bordschützen und zog die Finger der linken Hand über das Waffenpanel. Für einen kurzen Moment fragte sie sich, ob diese Leute irgendeine Ahnung hatten, mit wem sie sich angelegt hatten. Mit Sicherheit kannten sie ihr Gesicht von den Propaganda-Plakaten. Doch konnten sie irgendeine - auch nur die geringste - Ahnung haben, was dahintersteckte?

Es klickte metallern, als die Kontrolle von den Zwillingslaserkanonen auf das Heckgeschütz umgestellt wurde. Sie gab den ersten Schuss blind ab, doch es genügte, um die Bikes zusammenzutreiben. Mit einem Ruck am Steuerknüppel und dem gleichzeitigen Tritt in beide Pedale verlangsamte sie das Kanonenboot schlagartig, zog es dann seitlich, um mit der gesamten Breite den Tunnel zu blockieren, nur um die Bikes damit in einen für sie günstigen Anflugvektor zu zwingen. Als sie wieder beschleunigte, befanden sie sich alle genau da, wo sie sie haben wollte. Es war fast zu einfach. Sie betätigte den Abzug der Heckkanone. Ein Seitenblick genügte, um zu bestätigen, dass sich eines der Bikes in einen Feuerball verwandelte.

Als sie weiter flog, veränderte sich der Tunnel vor ihr.

Er wurde breiter. Die Wände, eben noch glatt, begannen unregelmäßige Strukturen zu zeigen, als wäre er grob in den Fels gehauen worden. Samin verzog verwundert das Gesicht. Der künstliche Horizont verriet ihr, dass sie weiter hinab, ins Innere des Planeten flogen, statt nach oben. Sie erkannte Verstrebungen, Kabeladern und Wartungsnischen. Durch das Loch in ihrer Cockpitscheibe pfiff die Luft zersetzt mit dem unverkennbaren Geruch von heißem Metall und Ozon herein, als hätten Generationen von Maschinen hier ihre Abdrücke hinterlassen. Alte gelbliche Markierungen flackerten unregelmäßig auf dem Boden auf - halb verwischt, teils übermalt.

Samin griff nach dem an einem Kabel befestigten Sprechgerät einer antiquierten Funkanlage. Sie stellte den Schalter auf ‘Außenlautsprecher’ um und betätigte den Sender.


“Gebt die Verfolgung auf, wenn ihr überleben wollt. Ansonsten teilt ihr das Schicksal eures Kameraden.”

Ihre Stimme hallte von den Wänden des Tunnels wider. Die Elite-Pilotin ließ das Funkgerät anschließend einfach herunterfallen, setzte beide Hände wieder ans Steuer und setzte ihren wilden Flug fort.

Dann bemerkte sie es:

Das Navigationsdisplay blinkte, als wollte es ihr nervös und dringend etwas mitteilen. Dort war ein Navigationspuls, der die vorgeschlagene Route zur rechten Wand des Tunnels lenkte, wo sich nichts als fester Stein befand. Zumindest dachte sie das. Doch als sie die Augen zusammen kniff, erkannte sie da etwas vor sich. Ein schimmer - kaum sichtbar - wie ein Vorhang. Das Navigationssystem projizierte sich nun selbst auf das Head-Up-Display, als wollte es ihr sagen: Hier lang. Durch die Wand.

Mit einem festen Griff am Steuerknüppel brachte sie das Kanonenboot auf Kurs. Das Schimmern in der Wand flackerte, als sie näherkam - und dann entfaltete es sich wie ein hervorgezogener Vorhang: Das Kraftfeld einer
Energiekupplung, in den Fels eingelassen, so schmal und versteckt, dass man es ohne einen entsprechenden Hinweis zu einfach übersehen hätte.

Sie zog scharf die Luft ein. Durch eine Energiekupplung zu fliegen war selten eine gute Idee. Die Elektronik konnte gebraten werden, denn dieses fliegende Polizeischiff verfügte über keinerlei Schilde. Doch an der Aktion gab es auch etwas Gutes: Die Piloten auf den Speederbikes verfügten über gar keinen Schutz. Die Entladungen der Energiekupplung hatten durchaus das Potential, sie einfach zu grillen.

Also raste ihr Kanonenboot in den Schimmer. Zuckendes, blaues Licht überzog die Kabine. Jeder Muskel in ihrem Körper spannte sich an, als wollte sie selbst das Boot durch den Wall pressen. Ihr selbst drohte dank physikalischen Gesetzmäßigkeiten eigentlich keine Gefahr. Wenn die Elektronik flöten ging, war ihr Flug jedoch schneller zu ende, als sie sich wünschen konnte.

Ein Zischen, ein Donnern - und dann war sie hindurch. Die Anzeigen flackerten kurz. Aber die Elektronik hielt stand.

Erwartungsvoll warf sie einen Blick nach hinten …

… nur um zu erkennen, dass das Energiefeld sich deaktivierte, ehe die Speederbikes hindurchflogen.


“Clever”, kommentierte die Chiss ungehalten. Offenbar verfügten sie über eine Art Fernbedienung. Und die Verfolgung aufgeben wollten sie somit sicher nicht. Damit hatten sie ihr eigenes Schicksal besiegelt.

Also lenkte die Chiss ihren Blick wieder nach vorne, um sich mit der neuen Umgebung vertraut zu machen. Sie befanden sich noch immer in einer Art Tunnel. Dieser hier war jedoch durchzogen von einer massiven, breiten Schiene, die an der Tunneldecke entlangführte und wie das Rückgrat eines uralten Tieres wirkte, das sich durch den Fels gebohrt hatte. Sie funkelte matt im Dämmerlicht der wenigen Lampen, die in regemläßigen Abständen die schwarze Dunkelheit durchbrachen.

Samin ließ die Maschine tiefer absinken, knapp über die Bodenmarkierungen, um ein Gefühl für die Ausmaße des Raums zu bekommen. Ihr Atem ging ruhig, kontrolliert. Sie war in ihrem Element. Dennoch spannte sich jeder Nerv in ihr an. Das hier war kein Fliegen, so wie sie es kannte. Das war ein Tanz mit einem unbekannten Tier in einem engen Käfig.

Ihre Gedanken wanderten flüchtig zu Sana. Wenn Samin hier draufging, was würde dann mit ihr passieren? Sie biss die Zähne so fest aufeinander, dass ihr Kiefer schmerzte. In dem Cockpit eines TIEs hatte sie nie an solche Dinge gedacht. Mission war Mission. Befehl war Befehl. Imperium war einfach. Jetzt war es allerdings persönlicher. Zu persönlich. Sie musste die Gedanken unterdrücken. Das Ganze konnte sie beeinträchtigen.

Ein dumpfes Grollen vibrierte von irgendwoher durch die Wände. Zunächst so schwach, dass sie glaubte, es sei nur der Nachhall ihrer eigenen Triebwerke. Doch dann verstärkte es sich, wurde zu einem tiefen, rhythmischen Donnern.

Ihre roten Pupillen verengten sich. Sie zog die Nase des Kanonenbootes etwas höher und suchte mit den Scheinwerfern die Ferne ab.


“Sag mir nicht …”

Der Tunnel zog sich endlos dahin. Und irgendwo in dieser Endlosigkeit, verborgen in der Schwärze, näherte sich etwas. Samin warf einen Blick auf das Display. Was auch immer da heranrauschte, was groß. Erneut warf sie einen Blick auf die Schienenkonstruktion an der Decke. Ein Repulsor-Zug?

Ihre Hände lagen ruhig auf den Kontrollen, doch ihr Puls raste. Er war wirklich groß. Verdammt groß. Und so ein Tunnel war eigentlich nur dazu gedacht, ein Repulsor-Zug zur Zeit zu führen. Für Gegenverkehr hatten ihn seine Konstrukteure jedenfalls nicht ausgelegt.

Es dauerte nur wenige Herzschläge. Aus einer Biegung, die sich inzwischen viel zu nah befand, brach ein Licht hervor. Erst ein flackernder Punkt. Dann zwei, drei, vier Scheinwerfer, gleißend hell und leuchteten den Tunnel aus, als wollten sie einen künstlichen Tag erzeugen. Der Donner wurde zum Tosen. Die Luft vibrierte, Staub rieselte von der Decke. Und schließlich schob es sich in seinen vollen Ausmaßen ins Sichtfeld. Ein Biest. Ein Koloss aus Stahl.
Ein Railcrawler.

Der Zug, gedacht um schwere industrielle Güter über planetare Distanzen zu transportieren, füllte den Tunnel komplett aus, von Wand zu Wand. Ein monströser Körper an Schienen hängend. Mehrstöckig.

Samins Herz machte einen Sprung.

Da war keine Zeit für Strategie. Kein Platz für irgendwelche Berechnungen. Nur sie, das Boot, ihre Reflexe - und die Fähigkeiten, die sie als beste Pilotin der Galaxie besaß.

Ihre Finger huschten über die Schalter, die Triebwerke heulten auf, während sie das Konenboot in eine unstabile Fluglage bugsierte, und seitlich in Richtung einer plötzlich auftauchenden Wartungsnische drückte. Die Maschine ächzte, Metall kreischte und Funken sprühten, als die Flächen der Außenhaut über die Tunnelwände schrammten. Sie selbst wurde in die Gurte ihres Sitzes gedrückt und atmete gepresst. Es war etwas völlig anderes, ohne Trägheitskompenasatoren zu fliegen. Dennoch schaffte sie es. Das Schiff drückte sich an den Rand des Tunnels. Die Schweißperlen auf ihrer Stirn tropften über ihre Augen.

Und dann kam der Crawler vorbei.

Das Donnern war ohrenbetäubend, ein Sturm aus Stahl. Staub und Splitter regneten in Fontänen, als der Koloss an dem Metall des Kanonenbootes kratzte. Für einen schrecklichen Augenblick war Samin sicher, dass der Bug des Crawlers das Kanonenboot zerdrücken wurde. Sie presste sich tiefer in den Sitz, spürte das Pochen ihres Herzens bis in die Fingerspitzen - und dann rauschte der Gigant vorbei.

Ein erstickter Schrei, halb aus Anspannung, halb aus Triumph, entfuhr ihrer Kehle.

Doch nicht alle hatten dieses Glück.

Hinter ihr erklang das Geräusch einer oder mehrerer Explosionen, die anschließend im Dröhnen erstickten. Metall kreischte, und dann war nur noch ein zerschmettertes Wrack übrig. Ein zweites versuchte noch, auszuweichen, aber es verfing sich in der Führungsschiene an der Decke und zerschellte an der Tunnelwand. Ein greller Blitz, ein gellender Knall und auch dieses war fort.

Als das Tosen abebbte, bleib Stille zurück. Nur der Nachhall der Triebwerke und ihr eigener Atem.

Doch ein Blinken auf ihrem Display verriet es ihr: Ein Bike war noch immer übrig.

“Ernsthaft?”

Samin setzte einen entschlossenen Eindruck auf, ließ die Finger über die Waffenkontrolle fliegen und schaltete zurück auf den Zwillungsblasterturm. Ihre Zielerfassung piepte, als sich das Fadenkreuz auf den letzten Verfolger legte. Ihre Finger schwebten über dem Abzug.

Sie konnte nicht wissen, dass Sane im Sattel saß.


| Bastion | Center | Irgendwo unter Alt-Varnin | Railcrawler-Tunnel |
Samin und Sane
 
Bastion / Alt-Varnin / Centrilux-Tower / Verborgener Hangartunnel/ Sane, Samin, Kestals Männer

Die Maschine unter ihm jaulte laut auf, als er den Gashebel durchdrückte. Sane drückte sich tiefer über den Lenker des Bikes, die Augen halb geschlossen gegen den schneidenden Fahrtwind. Die Bewegung schmerzte zwar, aber es half nichts: Kestals Leute waren bereits an dem Kanonenboot dran und er hatte immer noch zu viel Abstand zu den Verfolgern, um irgendetwas unternehmen zu können. Gleichzeitig begann Sane sich immer mehr zu wundern, wo dieser Tunnel eigentlich hinführte. Er hatte erwartet, dass es irgendwo in Alt-Varnin einen versteckten Ausgang gab. Falls das so war, würden sie diesen vorerst nicht erreichen.

Plötzlich zuckte grelles Licht auf: Vor ihm brach einer der Verfolger in einem gleißenden Feuerball auseinander, Samins Bordgeschütz hatte ihn erwischt. Noch ehe die Rauchwolke sich gelegt hatte, riss sie das Kanonenboot scharf herum, tauchte durch das flimmernde Kraftfeld einer Energiekupplung und verschwand. Für einen Herzschlag sah Sane, wie die Barriere hinter ihr erlosch.

Nun hatte der Tunnel sich verändert. Sofort fiel Sane im Scheinwerferlicht die Schiene über ihm auf. Ein metallisches Gitterwerk spannte sich über ihm. Schienen, dick wie Baumstämme, liefen parallel zum Deckengewölbe. Sane sog scharf die Luft ein. Das war kein geheimer Fluchtkanal mehr. Sie waren mitten im Logistiknetzwerk von Bastion. Er kannte es – hatte als Junge oft die kolossalen Railcrawler gesehen, die Warenströme zwischen den Sektoren bewegten. Riesige, gepanzerte Transporte, schwerer als alles, was auf den Straßen Alt-Varnins fuhr. Sanes Nackenhaare stellten sich auf. Wenn hier einer dieser Züge kam…

Er nahm Schub zurück, spürte, wie das Bike widerwillig abbremste. Sein Puls donnerte in seinen Ohren, während er fieberhaft nach Schildern oder Signallichtern suchte, irgendetwas, das ihm verraten konnte, wo er war – und wohin die Kolosse fuhren. Doch da war nichts außer Beton, Metall und Dunkelheit.

Dann hörte er es. Zuerst kaum mehr als ein fernes Grollen, fast übertönt vom Röhren der Triebwerke vor ihm. Aber das Grollen schwoll an, rollte wie ein nahendes Gewitter durch die Tunnel. Der Boden vibrierte, schwach erst, dann immer stärker, bis selbst der Lenker in seinen Händen bebte.


„Verdammt…“

Panik schoss in ihm hoch. Links: eine glatte Wand. Rechts: genauso. Kein Vorsprung, kein Seitengang. Kein Entkommen. Das Donnern wuchs zu einem Erdbeben, Luftdruck presste gegen seine Brust, als die erste Windböe durch den Schacht jagte.

Sane riss das Bike herum, brachte es zum Stillstand und sprang ab. Sein Herz hämmerte, als er vom Fahrzeug sprang und sich selbst flach auf den Boden presste, die Wange kalt gegen den Beton. In der Ferne brach ein blendender Lichtkegel durch die Finsternis – und kam rasend schnell näher. Die Vibrationen wuchsen zu einem Beben an, das sich durch den gesamten Tunnel fraß. Staub rieselte aus den Fugen der Verstrebungen, Körner von Gestein platschten dumpf neben ihm auf den Boden. Sane presste sich tiefer an den kalten Beton, sein Herz schlug wie ein Trommelwirbel gegen die Rippen. Der metallische Geruch von Ozon und altem Schmieröl brannte in seiner Nase, während er sich instinktiv die Hände über den Kopf legte. Dann brach das Donnern los.

Ein Schrei blieb ihm in der Kehle stecken. Er war sicher, dass der Zug ihn samt Bike unter sich begraben würde. Im nächsten Atemzug fegte der Koloss wie ein Sturm über ihn hinweg. Der Luftdruck zerrte an seiner ruinierten Jacke, Staub und Funken regneten herab, während der metallene Leib des Crawlers dicht über seinem Kopf entlangschrammte. Das Grollen war so laut, dass es seine Gedanken zerriss. Minuten, vielleicht Sekunden – die Zeit verlor jede Bedeutung, während der Zug über ihn hinweg donnerte.

Und dann … Stille.

Nur sein eigener, keuchender Atem und das Knacken von erhitztem Metall, das sich abkühlte. Langsam hob Sane den Kopf, noch halb benommen, und starrte in die Dunkelheit. Er wusste nicht, ob jemand diese Begegnung überlebt hatte. Möglicherweise wurden sowohl Kestals Leute als auch Samin mit dem Kanonenboot von dem Railcrawler zerschmettert. Er musste weitermachen. Im Zweifel musste er allein die Mission zu Ende bringen.
Mit einem Ächzen stemmte er sich hoch. Seine Knie zitterten, als er taumelnd wieder auf die Beine kam. Das Speederbike stand einige Meter entfernt, unversehrt. Sane zwang sich, den Griff zu fassen, schwang sich in den Sattel und jagte weiter in den schwarzen Schlund des Tunnels. Die Wände des Tunnels flogen an ihm vorbei. Ein Teil von ihm hoffte verzweifelt, bald die Positionslichter des Kanonenboots zu entdecken – der andere fürchtete, nur auf ein brennendes Wrack zu stoßen. Doch der Tunnel blieb gespenstisch leer.

Erst zu spät bemerkte er die Gefahr, in die er sich hineinmanövriert hatte. Ein kurzes Aufleuchten in einer Nische, die er übersehen hatte, und im nächsten Augenblick zuckte ein greller Lichtblitz durch die Dunkelheit.

Sanes Instinkt übernahm, lange bevor sein Verstand reagieren konnte. Er warf sich aus dem Sattel, spürte, wie die Hitze des Schusses haarscharf an ihm vorbeizischte und das Speederbike in einem grellen Feuerball explodieren ließ. Der Knall schleuderte ihn durch die Luft, dann schlug er hart auf dem Betonboden auf. Der Aufprall trieb ihm die Luft aus den Lungen, ein schneidender Schmerz raste durch seine Glieder. Der Lärm des abstürzenden Speederwracks hallte durch den Tunnel, während seine Sinne langsam zu verschwimmen begannen. Funken regneten von der Decke, der Geruch verbrannten Metalls stach in seine Nase. Mit letzter Kraft versuchte er, die Augen offen zu halten. Er wollte sich aufrichten, doch sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Dann überkam ihn die Dunkelheit.


Bastion / Alt-Varnin / Railcrawler-Tunnel / Sane, Samin
 
[ Bastion - Center - Sith-Tempel- Domäne der Lernenden - Ein Trainingsraum - Sera, Agatosh & ein Übersetzungsdroide ]

Gerade als Sera bereit war, vor Freude aufzuhüpfen wie ein kleines Kind zum Geburtstag, spürte sie, wie etwas an ihrem Gürtel zerrte. Bevor sie reagieren konnte, löste sich ihr Lichtschwert von der Schnalle. Verwundert öffnete sie die Augen, ließ von ihrem vorgetäuschten Meditationstadium ab und sah mit an, wie es auf gerader Linie in die ausgestreckte Hand von Agatosh surrte.

Ihr blauhäutiger Mitschüler wog es in der Hand und wandte sich ihr halb zu. Sera setzte ein Grinsen auf und hätte beinahe ironisch geklatscht, dafür dass der blaue Berg nun endlich so einfache Übungen wie den Machtgriff beherrschte, doch seine Worte vertrieben ihr das Lächeln.


“Hä?”

Nuschelte sie verwirrt, verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. Was er da sagte, ergab gar keinen Sinn. Trauma? Zekk?

Erst als er weitersprach vervollständigte sich das Bild der perversen Fantasie, die Agatosh in seiner Gehirnsuppe zusammengesponnen hatte.


“Was laberst du da?”

Ihre Stimme hatte einen fauchigen, aggressiven Ton angenommen. Als sich die Tür öffnete und die großen schwarzen Augen von Darth Undiqus auftauchten, fuhr sie herum und erhob sich. Der kräftige Bith, der zu den Getreuen von Zion gehörte, machte den Anschein, als würde er darauf warten, dass sie ihn begleitete. Was zog Agatosh für eine Show ab?

Seras verbliebene Augenbraue verrenkte sich zwischen Zornesfalten, welche die natürliche Hälfte ihres Gesichts bedeckten. Die optische Erfassung der Sensoren auf er anderen Hälfte zuckten wild zwischen ihrem Mitschüler und Undiqus hin und her. War das ein schlechter Scherz?


“Willst du mich verarschen?”, zischte sie den Hünen an.Glaubst du, unser Meister und seine Lakaien”, sie deutete auf Undiqus, “haben keine anderen Probleme als sich um deine Märchen zu kümmern?”

“Komm mit, Sera”, sagte Undiqus in einer Stimmfarbe, die keinen Widerspruch duldete.

Nun lenkte sich ihre Wut auf sein Gesicht, das sich hälftig in Stirn und Wangenfalten teilte. Was für ein Idiot war er, den Worten ihres Mitschülers solch Glauben zu schenken? Der Respekt, den sie zuvor noch vor seiner Präsenz und seinen Fähigkeiten gehabt hatte, war auf den Schlag verflogen. Sera spürte, wie ihr Herzschlag schneller wurde. Ein bösartiges Pochen, das von Innen gegen die Brust hämmerte und das Blut in ihren teils kybernetischen Schädel pochte. Ihre metallische Hand krampfte sich unwillkürlich zusammen, so fest, dass die Gelenkteile knirschend aufeinanderpressten. Es brauchte all ihre Konzentration, nicht einfach nach dem Hünen zu greifen und ihm seine Genugtuung hinter der Maske zu entreißen. Doch Undiqus’ Präsenz legte sich plötzlich schwer auf ihre Brust. Sie fühlte die Macht des Biths, der dort stand, als hätte er alles unter seiner Kontrolle. Seine großen schwarzen Augen saßen emotionslos auf ihr, durchdringlich und wie ein tiefes Loch.


“Gib mir mein Schwert.”

Ihre Stimme schnitt messerscharf durch den Trainingsraum.

“GIB. MIR. MEIN. SCHWERT.”

Zuerst geschah nichts. Erst als Undiqus eine Handbewegung in Richtung des Chiss machte, flog es auf sie zu. Ihre kybernetische Hand fing es auf und hielt es von nun an in festem Griff.

“Komm mit, Sera”, wiederholte der Sith.

Sie atmete so hart aus, dass ihr natürlicher Lungenflügel zu schmerzen begann. Ein mechanisches Zischen begleitete den Ausstoß der Luft.

“Einen Scheiß mach ich”, blaffte die Schülerin und wandte sich nun dem Bith zu. ”Ihr Alien-Missgeburten habt mir gar nichts zu sagen! Ich knie nur vor Zion. Ganz sicher nicht vor kriechenden Maden wie dir!”

Die dunkle Schülerin schickte sich an, einfach den Raum zu verlassen. Sie konnten sie alle mal. Als sie an Agatosh vorbeiging, streifte ihr organischer Blick noch einmal sein Gesicht. Unter ihrem oberflächlichen Zorn lag dabei noch etwas anderes. Enttäuschung. Tiefe Enttäuschung. Aber ehe es greifbar werden konnte, hüllte sie ihr Gesicht wieder in die Maske der Entgleisung.

“F***t euch!”

Sie spürte es, bevor es geschah. Undiqus griff in der Macht nach ihr. Ob er sie einfach nur zum Schweigen bringen, oder sie zum Einwenden drängen wollte, war ihr nicht bewusst. Sie wusste nur, dass sie nicht zulassen würde, dass sie irgendein besserer Diener ihr seinen Willen aufzwang. Mit ausgestreckter Hand wehrte sie den halbherzigen Versuch ab, während sie mit metallenen Fingern den Auslöser ihres Lichtschwerts betätigte und sich in Verteidigungsstellung brachte. Die Füße schabten herausfordernd über den Boden, während sie sowohl dem Bith als auch dem Chiss abwartende Blicke zuwarf. Wenn Undiqus sich tatsächlich entschied, ernst zu machen und sie unter allen Umständen mitzunehmen, würde sie keine Chance haben. Er warf ihr einen stillen Blick zu, der sie durchbohrte und eindeutig vermittelte, dass er könnte, wenn er wollte. Doch zu ihrer Verwunderung zuckte jener dann nur mit den Schultern, wandte sich um und ging.

Die Dubrillianerin warf dem blauen Berg über ihr entzündetes Lichtschwert hinweg noch einen letzten, hasserfüllten Blick zu. Dann schritt sie wortlos aus der Tür. Der Droide folgte ihr schwebend, nun völlig still.


[ Bastion - Center - Sith-Tempel- Domäne der Lernenden - Flur - Sera & ein Übersetzungsdroide ]
 
Bastion – Bastion Center – Sith-Tempel – Domäne der Lernenden - Trainingsraum Agatosh, Sera,

Sein Gesicht blieb unbewegt unter der Halbmaske. Kein Muskel zuckte, kein Laut verriet die Regung dahinter. Nur er selbst wusste, dass sich hinter der Fassade ein Ansatz von Lächeln verbarg – ein sadistischer Funken, der seinen stoischen Ausdruck unterbrach. Mit starrer Haltung verfolgten seine leblos glühenden Augen jede ihrer Reaktionen. Wie sie sich windete. Wie sie zwischen Zorn, Spott und Verzweiflung hin und her gerissen wurde. Wie sie enttäuscht war – enttäuscht von Darth Undiqus, enttäuscht von ihm. Doch was hatte sie erwartet? Dass sie ihn seit dem ersten Aufeinandertreffen auf Dubrillion wie Abschaum behandeln konnte, ohne Konsequenzen?

Einen Moment lang ließ er ihr den Rest von Respekt, den sie sich erkämpft hatte. Sie hatte es geschafft, der direkten Fessel
Undiqus’ zu entkommen, und das war vielleicht mehr, als andere vermocht hätten. Aber das änderte nichts am Ergebnis. Das Gerücht war gestreut. In den Gängen würden das verstreute Wort nun sein Werk verrichten. Spott, Hohn, Gerede hinter ihrem Rücken. Und sollte Darth Zion fragen, konnte Agatosh mit kühler Logik antworten: Er hatte nur helfen wollen. Er hatte bemerkt, wie sie die Aufnahmen aus Zekks Quartier vernichtet hatte. Er hatte Sorge getragen, dass sie angemessen betreut wurde. Um ihrem Meister keine Schande zu machen. Natürlich; der Hammer von Bastion würde sie nicht verstoßen – aber Agatosh auch nicht, auch wenn sie wie eine kleine elendige Ratte zu ihm rannte und sich ausheulte.

Für ihn war das Kapitel damit abgeschlossen. Der Auftrag war vollendet. Zwischen ihnen würde darüber hinaus nichts weiter bestehen. Sie hatte ihm im Quartier vor wenigen Tagen selbst gezeigt, dass sie bereit war, ihn im Schlaf zu erdolchen. Auf eine Gefahr wie sie musste man reagieren und das war geschehen.

Ihr Hass und ihre panische Wut schwängerten noch immer die Luft, auch lange nachdem sie schon gegangen war. Der blaue Berg hatte sie verletzt. Nicht am Körper, sondern nur dort, wo man ihr Schmerzen zufügen konnte – tief in ihrem Inneren. Nur dort konnte man eine gestörte Missgeburt wie sie fassen. Er hatte sie erniedrigt, sie dazu gebracht, einen
Sith zu beleidigen, der ihre wertlose Existenz mit einer einzigen Geste hätte auslöschen können. Ein Fingerschnipp von Undiqus hätte gereicht, um ihr Erbsenhirn zu zu zerquetschen. Und er vergaß gewiss nicht. Hätte er nicht Darth Zion gefürchtet, wäre es wahrscheinlich schon in diesem Moment passiert.

Im Verborgenen keimte ein Wunsch in Agatosh auf: dass ihr Zorn sie bald zu einem Mordversuch gegen ihn treiben würde. Dann wäre die Gelegenheit gekommen, ihrer erbärmlichen Existenz ein für alle mal ein Ende zu setzen – langsam, schmerzvoll und auf eine physische Art, die sogar eine Kreatur wie sie an die Grenzen treiben konnte. Und das auf eine Weise, die
Darth Zekk und dessen Schüler im Vergleich wie sanftmütige Jedi erscheinen ließe.

Nun aber war er vorerst zufrieden. Der Chiss verharrte regungslos, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, der mechanisch tönende Atem gleichmäßig. Sekunden dehnten die Stille aus. Vielleicht hatte die F**** den Raum nach außen aufrecht verlassen, aber Agatosh wusste: In Wahrheit war sie auf allen Vieren gekrochen, wie das Tier, das sie war.

Dann geschah es. Ein Laut, gedämpft und kalt. Ein leisese, metallisches Lachen entwich der Maske und hallte vom kahlen Durastahl des Trainingsraums wider, wie das Echo einer Maschine. Ein Lachen – metallisch, leise und unnatürlich. Es war kein Auflachen, sondern ein gleichmäßiges, tiefes Dröhnen, das sich wie ein schwarzer Schatten im Raum festsetzte...


Bastion – Bastion Center – Sith-Tempel – Domäne der Lernenden - Trainingsraum - Agatosh
 
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Lilivienne Évarielle d'Oridin, Darth Zion, Darth Angelus, Kira Guldur, Adria Guldur, Aren Vayliuar, weitere Gäste inkl. Herold und Grandvizir sowie die Imperatorin

Die Gouverneurin neigte den Kopf leicht, als Darth Zion sie mit seiner tief verzerrten Stimme berichtigte. Ein Sieg war es also nicht. Zumindest noch nicht. Lilivienne erkannte keine Schärfe in seiner Präzisierung. Kein gekränktes Ego, sondern eine nüchterne Klarstellung - die Art, die nur von einem Mann kommen konnte, der an vorderster Front gekämpft hatte. Während ihrer Kriegsberichterstattungen hatte sie solche Typen schätzen gelernt.

Sie lächelte milde.


“Der effektiven imperialen Propaganda ist es zu verdanken, dass man schwerlich über den wahren Verlauf dieses Aufstandes informiert ist. Dann sind meine Glückwünsche vorerst ein Wunsch an die Zukunft.”

Ihre Stimme blieb ruhig, mit einem Unterton, der erkennen ließ, dass sie den Hinweis nicht als Zurechtweisung nahm, sondern als nützliche Information.

Derweil spürte Lily seinen Blick. Er war durchdringend, unnachgiebig - als prüfte er nicht nur die Worte, sondern auch die Frau, die sie sprach. Sie fragte sich kurz, ob er in diesem Gespräch schon ein einziges Mal geblinzelt hatte. Viele Männer wie Zion waren es wahrscheinlich gewohnt, dass andere wegschauten und dass sie sich diesem Starren nicht gewachsen fühlten. Doch die Gouverneurin erwiderte seinen Blick ebenbürtig. Ihr klassisch attraktives Gesicht blieb ruhig, die grünen Augen hellten sich nur leicht auf, als spiegelten sie sein Interesse - und warum auch nicht. Lord Zion war eine imposante Gestalt. Dank ihrer Vergangenheit konnte sie nichts weniger erschrecken als ein Paar Augen, das fest auf sie gerichtet war. Es war ungewöhnlich, so unvermittelt und ohne vorgeschobene Vermittler mit einem Sith zu sprechen.

Lily hörte das Klirren von Gästen aus einer der hinteren Nischen, ein kurzes Auflachen einer Admiralsgattin, das für einen Moment die Schwere Szenerie zeriss. Wie befremdlich schnell mancher hier den Tod desjenigen Imperators verdrängte, den sie alle doch noch vor Minuten so innig geliebt hatten. In dieser aufflammenden Heiterkeit wirkte Großzirkelmeister - was auch immer das hieß - wie ein Fremdkörper. Wie eine dunkle Masse, an der das Flirren der banalen Gespräche abprallte. Wie ein Sternzerstörer zwischen Sonnenseglern.


“Ich verstehe Ihre Vorsicht”, sagte sie, als die Stille zwischen ihnen einen Moment zu lang geworden war. “Ein Ort wie dieser ist für öffentliche Bekenntnisse geschaffen, nicht für operative Fragen. Da haben Sie Recht.”

Sie verschränkte die Hände locker vor sich. Eine bewusste Geste, ohne Hast. Ihr Ton enthielt kein Drängen, nur ein nüchternes Angebot.

“Es gibt offensichtlich eine Überschneidung zwischen den Notwendigkeiten des Sith-Tempels und meinen Zuständigkeiten. Ich möchte sichergehen, dass der Verwaltungsapparat, der mir unterstellt ist, seine Arbeit möglichst effizient erledigen kann. Ein … regelmäßiger Austausch zwischen meinem Büro und dem Tempel würde nicht nur der Bevölkerung von Bastion zu Gute kommen.”

Ein höfisches Lächeln umspielte ihre Lippen - formal, aber nicht seelenlos. “Ich bin sicher, der Tempel hatte gute Gründe für diese Maßnahme. Ich will das nicht in Frage stellen. Aber ebenso habe ich Möglichkeiten, den Orden in seinem Wirken zu unterstützen.”

Sie trat einen Schritt zur Seite, sodass sich der Blickwinkel in Richtung des Podiums öffnete. Die Präsenz von Lady Vendar wirkte wie ein Magnetpunkt, um den die gesamte Halle kreiste.

“Schließlich dienen wir alle derselben Imperatorin.”

Ihre Worte fielen leise, aber bestimmt. Ein leises Klirren von Gläsern hallte vom anderen Rand des Saales herüber. Die Gäste hatten längst zu leichten Gesprächen gefunden. Für den Augenblick fühlte sich Lily wie in einem Zwischenraum - herausgehoben aus dem höfischen Trubel, den sie zumindest gewohnt war, allein unter dem brennenden Blick dieses Mannes, der so gar nicht wirkte wie die übrigen Besucher und diese besondere Ausstrahlung besaß.

Sie senkte das Kinn nur ein klein wenig, als würde sie prüfen wollen, wie er reagierte.
“Für den Anfang würde es sicher genügen, wenn ich Ihnen anbiete, mich jederzeit kontaktieren zu können, sobald ich dem Orden die Unterstützung der Regionalverwaltung zukommen lassen darf.”

Ein schlichtes Angebot - und doch war es für Lily ein Zug in einem größeren Spiel. Eine Gelegenheit, die sie nicht verstreichen lassen durfte. Natürlich hoffte sie, dass er ein gleichlautendes Gegenangebot offerierte.

| Bastion | Center | Sith-Tempel | Thronsaal |
Lilivienne Évarielle d'Oridin, Darth Zion, Darth Angelus, Kira Guldur, Adria Guldur, Aren Vayliuar, weitere Gäste inkl. Herold und Grandvizir sowie die Imperatorin
 
Bastion, Einkaufscenter nahe Raumhafen, Etage 17 beim Einkauf in der Damenoberbekleidung Abteilung: Ribanna und Sedros

“Ach den meinst du!”


Jetzt war Ribanna im Bilde, wer sein Mitstreiter gewesen war. Wieso hatte er das nicht gleich gesagt?! Oder hatte sie etwas überhört?

Sedros nahm ihr Hilfsangebot gerne an. Ribanna freute sich, denn das könnte spannend werden und mit wem, außer ihm, sollte sie hier auf Bastion ihre Freizeit verbringen?! Sie hätte mit Freizeit ja nicht einmal gerechnet. Womöglich war das hier auch nur eine Ausnahme? Doch wenn nicht, was sie natürlich hoffte, dann war Sedros ihre einzige Option, denn alleine wäre es öde. Außerdem war er wirklich nett und umgänglich. Sie würde lügen, wenn sie nicht zugeben würde, gerne mit ihm Zeit zu verbringen. Er war charmant! Das bewies er auch im Einkaufscenter, indem er alles bezahlen wollte. Bei der Sweatjacke streikte er allerdings. Aber nicht aus Kostengründen. Er verwies auf regenfeste Kleidung. Unrecht hatte er sicher nicht. Dennoch entgegnete Ribanna genervt:


“Bin ich etwa aus Zucker?!”

Ihr war die Situation unangenehm genug, dass sie kein Geld besaß. Deshalb versuchte sie die Kosten so niedrig wie möglich zu halten. Sicher, sie wollte nicht herumlaufen wie der letzte Lump, aber sein Geld mit vollen Händen ausgeben, ging gar nicht! Eine wetterfeste Jacke war wesentlich teurer als eine Sweatjacke! Das kam daher gar nicht in Frage. Als Sedros auf den Sechserpack Unterwäsche hinwies, der an der Kasse lag, verdrehte sie dann doch genervt die Augen.

“Zu billig! Das hält nicht eine Wäsche aus!”

Sie schüttelte energisch den Kopf. Sedros sollte draußen warten und sie stürmte mit seinem Creditchip in den Unterwäscheladen einer ihr unbekannten Marke. Das Angebot gefiel ihr und trotz der großen Auswahl, entschied sie sich ziemlich rasch. So stand sie kurz darauf wieder auf dem Gang des Einkaufscenters und sah nach Sedros. Er stand nicht vor der Tür. Ihr fiel eine Menschen- und Alienansammlung ins Auge. Sie beschloss, dort zuerst nach ihm zu suchen. Sie spürte, dass sie sich ihm näherte. Sie hatte schon ein Band zu ihm aufgebaut. Ihr Blick blieb aber an der übergroßen Frau, einem Hologramm hängen. Es war die neue Imperatorin. Nun war es also offiziell bekannt, dass Allegious Geschichte war. Ihr Name war lang, zu lang. Lucienne Raynar Vendar. Wer sollte sich das merken?! Sie war also ihr neues Oberhaupt. Fasziniert betrachtete die kleine Sithschülerin diese mächtige Person. Ihre Aura war angsteinflößend und unnahbar. Irgendwie charismatisch und einschüchternd. Sie war für eine Frau in ihrem Alter sehr gutaussehend. Ob die Jedi sie auch töten würden? Sie sprach von den Mördern des Imperators, von den Jedi. Ribanna musste an den Jedi denken, mit dem sie gekämpft, gesprochen und ihm um ein Haar gefolgt wäre. Das würde der Orden zum Glück niemals tun! Doch das bedeutete mit Sicherheit das Ende des Friedens. Plötzlich stand Ribanna hinter Sedros. Sie tippte ihm auf die Schulter und als er herumfuhr, hielt sie ihm grinsend den fast leeren Creditchip hin.


Bastion, Center, Einkaufscenter: Sedros und Ribanna und viele fremde Leute
 
Bastion / Alt-Varnin / Centrilux-Tower / Verborgener Hangartunnel/ Sane, Samin

Das monotone Summen der Klimaanlagen vermischte sich mit dem fernen Echo von Triebwerken, die in den Hangars aufheulten und wieder verstummten. Metallisches Klirren der Ankunftsansagen hallte durch die gewölbten Korridore des Raumhafenterminals, dazwischen das gedämpfte Stimmengewirr von dutzenden Spezies – Rodianisch, Huttesisch, Basic – alles verschmolz zu einem undefinierbaren Rauschen. Der Boden unter ihm vibrierte leicht, als ein schwerer Frachter irgendwo in der Ferne andockte.

Sane öffnete die Augen und fand sich auf einer der typischen, unbequemen Bank in einem Wartebereich wieder. Das bläuliche Licht der Holoprojektoren warf tanzende Schatten an die hohen Wände, zwischen denen sich endlos lange Reihen von Sitzgelegenheiten erstreckten. Der vertraute Geruch von Maschinenschmiere, recycelter Luft und dem süßlichen Aroma frittierten Bantha-Fleisches von einem nahegelegenen Imbiss stieg ihm in die Nase.

Verwundert schaute er sich um. Wo war er? Er konnte sich nicht daran erinnern, wie er hier hergekommen war. Die Bänke waren leer – bis auf eine Gestalt am Ende der Reihe. Sie saß dort, als gehörte sie schon immer dorthin, die Beine lässig übergeschlagen, den Kopf gegen die Rückenlehne gelehnt. Die vertraute Silhouette ließ sein Herz für einen Moment stocken. Wie war das möglich?

Sarah.

Sie trug noch immer dieselbe abgewetzte Pilotenjacke aus braunem Leder, die an den Ellbogen geflickt war. Ihr dunkles Haar fiel ihr in sanften Wellen über die Schultern, und als sie den Kopf hob, traf ihn dieser Blick – jene Mischung aus Spott und Zuneigung, die er so sehr an ihr mochte.

Sie lehnte sich entspannt zurück, die Hände locker über dem Bauch verschränkt, und sah ihn mit diesem spöttischen Grinsen an, das er nie vergessen hatte. Es war dasselbe Lächeln, das sie ihm geschenkt hatte, als sie sich das erste Mal begegneten, kurz nach seiner Grundausbildung. Sane war zu dieser Zeit noch ein Frischling und hatte keine Ahnung gehabt, worauf er sich eingelassen hatte.


„Dein Frauengeschmack ist wirklich mies, Sane."

Ihre Stimme schnitt durch die Geräuschkulisse des Terminals wie ein Laserschwert durch Durastahl und versetze ihm einen schmerzhaften Stich. Er hatte diese Stimme so sehr vermisst und gedacht, er würde sie niemals wieder hören.

„Deine letzte Freundin hat sich den Sith angeschlossen." Sie hob eine Augenbraue, und ihre Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln. „Deine jetzige sprengt dich in die Luft."

Sane schluckte schwer. Die Worte, die er sagen wollte – Entschuldigungen, Erklärungen, verzweifelte Rechtfertigungen – blieben ihm wie ein Kloß im Hals stecken. Seine Hände zitterten leicht, und er presste sie gegen seine Oberschenkel, um das Beben zu unterdrücken.

Sarah erhob sich mit der geschmeidigen Bewegung einer Raubkatze, die Bewegung so vertraut, dass sie physisch schmerzte. Jeder ihrer Schritte hallte in der plötzlich verstummten Halle wider wie ein Hammerschlag gegen seine Brust, wie das Echo von Blasterfeuer auf einem fernen Schlachtfeld. Ihre Stiefel – die alten, schwarzen Kampfstiefel, die sie auf hundert Welten getragen hatte – klapperten rhythmisch auf dem kalten Durastahl-Boden.

Das Licht der Holoprojektoren schien sich zu verändern, wurde wärmer, goldener, und verwandelte ihre Haare in ein Meer aus flüssigem Kupfer. Die Geräusche des Raumhafens verblassten allmählich, als würde jemand langsam die Lautstärke herunterdrehen, bis nur noch das Summen der Energiegeneratoren und das leise Zischen der Belüftungsanlagen zu hören waren.


„Du rennst immer noch." Ihre Stimme war leiser geworden, eindringlicher. Sie blieb etwa drei Meter vor ihm stehen, die Arme seitlich hängend, aber ihre Körperhaltung verriet die Anspannung, die sie nie hatte ablegen können – nicht nach Jahren des Kampfes gegen das Imperium. „Immer weiter, als würdest du etwas einholen wollen, das längst vorbei ist."

Sie legte den Kopf schief, und in diesem Moment sah sie aus wie das Mädchen, das sie einmal gewesen war, bevor der Krieg sie alle gezeichnet hatte. Ihre Augen – diese unglaublich grünen Augen – waren voller Bedauern, aber ohne die Schwäche, die er an sich selbst so hasste.

„Sane, das Imperium, die Sith – das alles war mein Kampf. Du hattest das doch alles schon längst hinter dir gelassen. Weißt du nicht mehr?"

Ihre Stimme bekam einen härteren Klang, und für einen Moment blitzte die alte Entschlossenheit in ihren Zügen auf.

„Aber du… du musst deinen eigenen finden. Deinen eigenen Grund zu kämpfen, zu leben, zu sein. Sonst gehst du mit mir unter, obwohl ich längst nicht mehr da bin."

Er ballte die Fäuste so fest, dass seine Knöchel weiß wurden. Die vertraute Wut stieg in ihm auf – die Wut auf das Imperium, auf die Sith, auf sich selbst.

„Ich habe geschworen..."

„Nein." Sarah schnitt ihm das Wort ab, ihre Stimme scharf wie der Knall einer Peitsche. Zum ersten Mal seit ihrem Wiedersehen trat Härte in ihre Züge. „Du hast dir selbst eine Kette angelegt. Eine Kette aus Schuld und falschen Versprechungen. Du hältst dich an einem Schwur fest, der dich langsam von innen heraus zerfrisst."

Das Licht im Raum begann zu flackern, wie die Beleuchtung eines beschädigten Raumschiffs. Die Holoprojektoren knisterten und warfen verzerrte Schatten an die Wände. Die letzten Stimmen verstummten, die Geräusche des Raumhafens verblassten zu einem fernen Summen, und nur sie beide blieben in dieser surrealen Blase aus Erinnerung und Traum zurück.

Sarah trat näher, so nah, dass er den vertrauten Duft ihres Haares riechen konnte – eine Mischung aus dem Öl der Schiffsmotoren, dem rauchigen Aroma der Zigaretten, die sie manchmal nach einem erfolgreichen Einsatz geraucht hatte, und darunter etwas Undefinierbares, das nur ihr gehört hatte.

„Du warst immer der Bessere von uns beiden, Sane." Ihre Stimme war jetzt kaum mehr als ein Flüstern, aber jedes Wort traf ihn mit der Wucht eines Vorschlaghammers. „Ich war voller Hass, voller Zorn. Ich wollte alles nur noch brennen sehen. Aber du… du hattest Hoffnung. Du konntest noch an eine bessere Zukunft glauben. Für dich, für die Galaxie. Für die, die du liebst."

Tränen liefen über sein Gesicht, ohne dass er es bemerkt hatte.

„Das kann ich nicht mehr, Sarah. Wie soll ich..."

„Doch, kannst du." Sarah lächelte, und es war das erste Mal in diesem Traum, dass ihr Lächeln keine Trauer enthielt. „Du musst nur aufhören, meinen Krieg zu führen, und wieder deinen eigenen beginnen. Lass los, Sane. Nicht von mir – von den Erinnerungen, unserer Freundschaft, den wenigen schönen Momenten, die wir in dieser grausamen Zeit hatten. Das wird immer ein Teil von dir bleiben."

Sie hob die Hand und berührte leicht seine Wange. Ihre Fingerspitzen waren warm und real, für einen flüchtigen, kostbaren Moment.

„Aber lass los von dem, was du glaubst, für mich tun zu müssen. Lass los von der Schuld und dem Versprechen, das dich langsam umbringt. Finde heraus, wofür Sane Kath kämpfen will."

Das Licht wurde heller, gnadenlos hell, als würde eine Supernova im Herzen des Terminals explodieren. Die Wände begannen sich aufzulösen, die Realität schmolz wie Eis in der Hitze zweier Sonnen. Sarahs Gestalt begann zu verblassen, wurde durchscheinend wie ein Hologramm.

„Lebe, Sane", flüsterte sie, ihre Stimme bereits vom tosenden Licht verschluckt. „Lebe für dich. Lebe für die Zukunft."

Dann zerfiel die Szenerie vollständig in grelles, alles verschlingendes Weiß, als würde der ganze Terminal im Herzen eines Sterns vergehen. Die letzte Erinnerung an Sarahs Berührung verblasste und das Licht riss ihn mit sich fort.

Bastion / Alt-Varnin / Centrilux-Tower / Verborgener Hangartunnel/ Sane, Samin
 
Bastion | Imperium | Einkaufszentrum nahe dem Raumhafen | Ribanna und Sedros, andere Besucher

Ribanna tippe Sedros auf die Schulter und er wandte den Blick von der Holoübertragung ab, um ihr neues Antlitz in Augenschein zu nehmen. Sie hatte nicht nur ihren Einkauf erledigt sondern sich auch umgezogen. Die schwarze Montur bestehend aus Leggings, Langarmtop und Sweatjacke stand ihr ausgesprochen gut und er schenkte ihr ein Lächeln, um es ihr auch zu zeigen.

„Gut siehst du aus, aber da fehlt noch etwas, findest du nicht?“

Kurz entschlossen ergriff der reinblütige Sith die ihm mit dem Credstick hingehaltene Hand, um die Expriesterin in dem Menschengedränge nicht zu verlieren, während er einen anderen Laden aufsuchte. Ah, perfekt. Lederwaren aller Art. Ein für Ribannas schlanke Taille fast schon übertrieben breiter, schwarzer Gürtel mit einer Doppeldornschnalle und silbrig glänzenden, blank polierten Kerben war schnell gefunden.

„Hier, probier den mal an, der ist robust genug für dein Lichtschwert und wir finden hier sicher auch irgendwo kleine Ledertaschen, damit du andere Sachen wie deinen Kommunikator am Gürtel verstauen kannst.“

Die waren tatsächlich schnell gefunden und flott bezahlte er wieder, bevor er Ribanna dann weiter in einen Schuhladen zog , damit sie zu Ribannas neuem Outfit auch passende Schuhe fanden. Sedros' Wahl fiel schließlich auf ein Paar Stiefeletten. Sie hatten einen kurzen, Blockabsatz, der Ribanna vielleicht zwei, drei Zentimeter größer machte. Die verstärkte Stiefelspitze und auch der harte Absatz waren erheblich funktionaler als die weiche Sohle eines Turnschuhs, was er ihr auch sagte als sie den Laden verließen.

„Unglaublich praktisch, solltest du mal jemanden treten müssen, hm?“

Wieder nahm er sie von Kopf bis Fuß Maß und fand, dass sie schon ziemlich gut aussah in dem Outfit. Nur eine Sache fehlte noch. In einem der Schmuckläden, die sich an ein jüngeres Publikum richteten, wurde er fündig. Eine einfache Halskette mit einem Flammenanhänger. Nicht allzu teuer, aber mehr konnten Sie sich derzeit eben nicht leisten und Sedros hatte nicht im Sinn, mit der Macht nachzuhelfen und die Einkäufe einfach mitgehen zu lassen. Nicht hier auf Bastion im Herzen des Imperiums.

„Hier, das rundet dein Outfit ab. Passt wirklich gut zu dir, findest du nicht?“

Damit waren sie für heute wirklich fertig. Nicht nur mit den Einkäufen, auch ihre Mägen sagten ihnen, dass es Zeit für eine Pause war. Unweit des Einkaufszentrums wurden sie in einer kleinen, begrünten Fußgängerzone fündig. Der Kellner war zunächst etwas skeptisch, boten die beiden doch ein etwas sonderbares Paar dar. Sedros in der schwarzen Robe als wäre er einem Kloster entlaufen und Ribanna mit ihrem sportlicheren Outfit, das auch in einem Nachtclub nicht unbedingt fehl am Platze wäre, wollten nicht so recht zueinander passen.

Als der reinblütige Sith sein Lichtschwert kurz unter der Robe hervorblitzen ließ, war jedoch schnell jeglicher aufkeimende Widerstand des Kellners vergessen. Er war plötzlich äußerst zuvorkommend und führte sie zu einem der besseren Tische des Restaurants, wo Sedros darauf bestand, an seiner Stelle Ribanna den Stuhl zurechtzuziehen als sie sich setzten.


Wollen wir mit einem guten Wein anfangen? Wir haben ja schon die eine oder andere Sache zu feiern, findest du nicht?"

Die Preise auf der Karte waren zwar etwas höher als er ursprünglich erwartet hatte, aber das war schon in Ordnung, sie konnten es sich noch leisten. Zumindest heute.

Bastion | Imperium | Restaurant in einer kleinen Fußgängerzone nahe Raumhafen und Einkaufszentrum | Ribanna und Sedros, andere Restaurantbesucher, Personal
 
[ :: Braxant-Sektor :: Sartinaynian-System :: Bastion :: Sith-Tempel :: Domäne der Oberen :: Thronsaal /Darth Angelus :: Kira Guldur :: Adria Guldur :: Moff Aren Vayliuar :: Gouverneurin Lilivienne Évarielle d’Oridin :: Gäste :: Herold Iago Kroan [NPC] :: Lady Vendar [NPC] :: Darth Zion :: ]


Zions Blick wich nicht von ihren grünen Augen, während sie sprach. Ruhig, unbeweglich stand er vor ihr. Das einzige Geräusch, das von ihm ausging, war das gleichmäßige Zischen seines Atemgeräts. Er hörte zu, ließ die Worte auf sich wirken, doch kein Zucken, kein Blinzeln verriet, was in ihm vorging.
Als sie geendet hatte, blieb es für einen Herzschlag still. Dann antwortete er, seine tiefe, verzerrte Stimme durchbrach die Schicht aus Geräuschen im Hintergrund.


„Ein engerer Austausch … ist möglich. Vorher wird es ein Gespräch geben müssen, es muss sondiert werden. Wir müssen neutral und nüchtern sein. Damit wir wissen, worüber wir sprechen.“

Eine kleine Pause folgte, seine orangenen Augen hielten ihren Blick fest, als wollte er prüfen, ob sie das verstand.

„Übermitteln Sie mir einen Termin. Dann wird entschieden.“

Zion schwieg wieder, doch innerlich flackerte etwas auf, kaum greifbar, kaum bewusst. Die Gouverneurin war nicht wie die meisten, die er kannte. Keine Untergebene, keine Gegnerin. Eher … etwas anderes. Vielleicht eine Partnerin, vielleicht eine Verbündete. Er konnte es nicht benennen. Noch nicht. Aber er spürte es.

Erst jetzt löste sich sein Blick von ihren Augen. Zum ersten Mal. Er sah zur Imperatorin, die sich von ihrem Thron erhob und den Saal verließ, eine Bewegung, die wie ein Signal den Raum füllte.
Zion drehte sich zurück zur Gouverneurin. Kurz und bestimmt.


„Gouverneurin Évarielle … ich hoffe auf bald.“

Mit einem knappen Nicken verabschiedete er sich – kühl, aber nicht unhöflich. Dann wandte er sich ab und ging, so ruhig und geschmeidig wie er gekommen war.


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[ Bastion - Center - Sith-Tempel- Domäne der Lernenden - Quartier - Sera & ein Übersetzungsdroide ]
Einige Stunden nach ihrer letzten Odyssee mit Agatosh lag Sera noch immer auf der harten Pritsche ihres Quartiers. Die kalte Wand hinter ihr vibrierte, jedes Mal wenn die Belüftungsanlage ansprang und Frischluft durch die Schächte pumpte, die sich durch die Domäne der Lernenden zogen. Ihr Lichtschwert lag neben ihr, griffbereit - doch auch der Griff fühlte sich kühl an - irgendwie entweiht, nachdem Agatosh ihn ihr einfach so entrissen und mit seinen Nichtmensch-Fingern besudelt hatte.

Über ihrem Kopfende schwebte der Übersetzungsdroide und zog kleine Achten durch die Luft. Ab und an gab er ein leises Surren von sich, als wollte er sie daran erinnern, dass er noch da war. Sein Zweck war jedoch erfüllt. Er hatte versagt.

In Seras Gedanken hallten noch immer die haltlosen Worte ihres sogenannten Mitschülers nach. Er hatte gelogen, ohne mit der Wimper zu zucken. Er hatte dafür gesorgt, dass alle sie weiterhin so behandeln würden, als wäre sie ein Kind, das man zurechtweisen musste. Und Undiqus, dieser Idiot, hatte ihm nicht widersprochen.

Ein Klacken ihrer kybernetischen Finger unterbrach die andächtige Stille, in die sie sich selbst begeben hatte. Ihr Herz schlug schnell und heiß, pumpte das Blut so stark, dass es in ihrem Schädel pulsierte. Die Vorstellung, dass andere Sith im Tempel vielleicht schon über ihre angebliche Vergangenheit mit Zekk tuschelten, ließ sie würgen. Agatosh hatte etwas in die Welt gesetzt, das sie unmöglich mit Beweisen widerlegen konnte. Jeder zweite Blick in den Korridoren würde von nun an in ihrem Kopf Zweifel auslösen.

Sera stieß sich von der liege ab, als hätte sie auf einem Misthaufen gelegen. Ihre nackten Füße klatschten auf den Boden. Sie griff nach dem Schwert, deaktivierte den Droiden, klemmte ihn sich unter den Arm und trat in den Flur hinaus. Sie würde nicht noch länger in ihrer stickigen Doppelzelle kauern wie ein Tier, das in der Falle sitzt. Wenn Agatosh - und alle anderen - glaubten, er sei der Inbegriff von Stärke, der schweigsame Koloss, das Schwert in Zions Hand - dann würde sie ihnen zeigen, wie wertlos seine Stärke eigentlich war. Ein Muskelberg, der sich hinter einer Maske versteckte. Er war ein Mann, den man einfach ersetzen konnte.

Was nur zu beweisen war. Der Gedanke daran brachte sie zurück zur Droidenwerkstatt.

Die Tür glitt mit einem Zischen auf, und das mittlerweile vertraute Summen und Surren schlug ihr entgegen. Es roch nach Öl und verschmorten Kabeln. Zwischen den Werktischen hockten die Nerds - die bleichen, schmächtigen Jünger, die mehr mit Schaltkreisen als mit der Macht umgehen konnten. Sie sahen kurz auf, als sie eintrat und senkten sofort wieder die Köpfe, als sie erkannten, um wen es sich handelte.

Sera kümmerte es nicht. Sie setzte sich wortlos auf einen Arbeitstisch und trommelte mit der Hand einen nervösen Takt auf die Platte.


“Ich brauche noch einen Droiden”, begann sie und untermauerte ihre Worte mit einem leiden Seufzen. Den deaktivierten Übersetzungsdroiden ließ sie über den Tisch purzeln. Die Techniker wechselten kurze Blicke.

“Einen, der kämpft”, fuhr sie fort. “Nahkampf. Gut genug, mich unter Druck zu setzen und mich zu trainieren.”

Ihre echte Pupille zuckte, als sie einen von ihnen genauer fixierte.

“Ich weiß, dass ihr solche Programme schreiben könnt.”

Der Jünger schluckte, ein anderer versuchte etwas zu entgegnen, doch letztendlich erkannten sie wohl an Seras Blick, dass es aussichtslos war. Sie würde sie am Ende doch so lange bedrängen, bis sie taten, was sie sich wünschte. Also nickten sie, besprachen die Ideen miteinander und machten sich an die Arbeit.

Sera blieb auf dem Tisch sitzen, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme ineinander, während sie ihnen lauschte, als hätte sie eine Ahnung von dem, was sie faselten.

Agatosh konnte sich ruhig weiter einbilden, dass er unersetzlich war. Dass er mit seinem Kampfgefuchtel und seiner dummen Maske, die eine billige Kopie ihres Meisters war, das Maß aller Dinge darstellte. Aber sie würde einen Droiden haben, der ihr ein wahrer Trainings- und Sparringspartner sein würde. Einer, der keine Maske brauchte, keine Märchen erzählte und nicht in der Gunst von Undiqus und den anderen dummen Getreuen Zions stand.

Nur eine kopflose Maschine. Und genau das reichte. Mehr war er doch auch nicht.

Als die Nerds die ersten Bauteile zusammen sammelten - ein alter Trainingsdroide, ein gebrauchtes Lichtschwert, eine selbst zusammen gelötete Platine - erlaubte Sera sich ein vorfreudiges Lächeln.


“Siehst du, Agatosh, murmelte sie kaum hörbar. “Deine Kampfkraft ist ersetzbar. Dich braucht niemand. Ich brauche dich nicht.”


[ Bastion - Center - Sith-Tempel- Domäne der Lernenden - Droidenwerkstatt- Sera & die Nerds ]
 
| Bastion | Center | Irgendwo unter Alt-Varnin | Railcrawler-Tunnel |
Samin und Sane

Die Salven aus der doppelläufigen Kanone am Bug des Kanonenbootes hatten den Tunnel kurzzeitig mit Licht geflutet. Für einen Moment durchbrach gleißende Helligkeit das Dunkel, als das Speederbike des letzten Verfolgers in einem Feuerball auseinanderbrach. Samin spürte noch das Vibrieren des Abzugs unter ihrem Finger, da stahl sich ein kurzes Lächeln auf ihr blaufarbenes Gesicht.

Ein Schritt näher an Sana.

Doch so schnell es gekommen war, verschwand der Ausdruck aus ihrem Gesicht wieder. Stattdessen machte sich eine merkwürdige Beklommenheit in ihrer Brust breit. Irgendwas in ihrem Unterbewusstsein verriet ihr, dass etwas nicht stimmte. Die Halb-Chiss starrte in den lichtenden Rauch. Die Explosion hatte einen Körper wie ein Spielzeug durch den Tunnel geschleudert, auf den harten Durabeton aufschlagen und liegen lassen. Damit hatte sie zwar gerechnet, doch irgendwas an der Silhouette der vermeintlichen Leiche ließ sie erstarren. Imperiale Uniformen hatten für gewöhnlich keine goldenen Applikationen, die im Scheinwerferlicht eines Kanonenbootes hätten zurückfunkeln können.

Für einen Sekundenbruchteil versuchte ihr Verstand, es zu verdrängen, die Möglichkeit auszuschließen. Doch ihr Herz wusste bereits, was ihr Verstand verweigerte, was ihre Augen wahrnahmen. Das war kein anonymer Verfolger. Kein namenloser Gefolgsmann Kestals. Das war Sane!

Aber wie? Warum war er nicht in diesem Hangar geblieben?

Die Erkenntnis hatte sie härter als jeder Beschuss getroffen. Ihr Magen krampfte, ihre Finger erstarrten für den Moment. Das dumpfe Donnergrollen der Triebwerke klang plötzlich fern, gedämpft, wie als wäre ihr Kopf in einem Wasserbecken versunken.

Sie hatte Sane abgeschossen.

Sein Körper lag reglos da. Samin starrte ihn an, unfähig sich zu rühren. Aber Sana wartete. Ihre Tochter, die sie schon so lange im Stich gelassen hatte. Sie durfte keine Zeit verschwenden. Sane war tot. Daran ließ sich nun nichts mehr ändern. Sie musste die Schuld verdrängen, zumindest für den Moment. Die Zeit, um ihn zu trauern würde kommen, aber sie war nicht jetzt. Kestal konnte jederzeit mit den Kindern verschwinden - für immer.

Die Elite-Pilotin drückte die Schubhebel nach vorn.

Doch dann sah sie es. Ein schwaches Zucken. Ein Ruck, der sich von der Brust bis in den Arm ausbreitete. Sane war kein Wrack. Er lebte. Sie spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte. Ihr Herz pochte in einem Trommelschlag, der sie fast taub machte. Mit zusammengebissenen Zähnen riss sie den Steuerknüppel herum.

Das gestohlene Kanonenboot schrammte funkensprühend an der Tunnelwand entlang, drehte sich und kam zum halt. Metall kreischte beim Kontakt mit dem Stein, als sie es mit viel Geschick und noch mehr Gewalt in die Nische zwängte, in der der Körper lag.

Die Laderampe krachte auf den Boden, Staub wirbelte auf. Samin sprang heraus. Vom Wrack des Bikes rang der Geruch verbrannten Metalls in ihre Nase. Doch da lag er. Halb - mehr als halb - bewusstlos, mit blutigem Gesicht, verdrehtem Körper, aber lebendig. Jeder Atemzug zeigte sich durch ein raues Zucken in seiner Brust. Ihr menschliches Herz zog sich zusammen, als sie neben ihn niederknien. Ihre Hände - noch voller klebrigen Rot vom Piloten im Cockpit - zitterten, als sie sein Gesicht berührte.

Sane …”, flüsterte sie. Die Schuld lastete auf ihrer Stimme. Das Bewusstsein, dass sie ihm beinahe das Leben genommen hätte - und das, obwohl er neben Ryan der einzige war, der ihr geholfen hatte. Schuld war jedoch ein Luxus, den sie sich nicht leisten konnte. Nicht jetzt. Ihre Finger packten das Gewebe seiner Kluft, zerrten daran und wuchteten ihn mit viel Anstrengung auf die Rampe, halb ins Boot. Als ihre Muskeln begannen zu brennen, zog sie weiter, bis er endlich im Inneren lag. Er lebte.

Unter einer Passagiersitzbank zog sie ein Medi-Kit heraus, kramte ein Stim-Pack hervor und rammte es ihm mitten in die Brust. Das würde zumindest dafür sorgen, dass sein Körper nicht doch noch schlapp machen würde. Das war zunächst alles, was zählte.

Zurück im Cockpit schob sie erneut die Schubhebel nach vorn. Das Kanonenboot donnerte los, tiefer in den Tunnel hinein. Das Navigationssystem blinkt und gab noch immer ein klares Ziel vor: Wartungsschachtfeld 3B. Tunnel 7.

Samin flog, als hätte sie keine weitere Zeit zu verlieren - und so war es auch. Als sie letztendlich um die letzte Biegung rauschte, kam es ins Blickfeld: Ein verborgener Umschlagplatz. Ihre erste Vermutung ging in Richtung Schmuggler. Gestapelte Frachtcontainer auf einem in den Fels geschlagenen Plateau. Schwer bewaffnete Männer scharrten sich um einen Mann in der Mitte. Kestal war bleich und schwitzend. Er stand vor Kindern - fast ein Dutzend - und darunter …

Sana. Ihre Tochter.

Samin zog scharf die Luft ein, während sie das Kanonenboot mit röhrenden Triebwerken verlangsamte und einen Halbkreis um das Plateau zog. Was sollte sie jetzt tun? Kestal würde niemals vernünftig mit ihr reden. Die Männer standen perfekt, um sie mit einem einzelnen, präzisen Schlag auszuschalten. Die Chiss betrachtete die Feuerkontroll-Konsole, hoverte mit den Fingern darüber, während sie nachdachte.


| Bastion | Center | Irgendwo unter Alt-Varnin | Wartungsschachtfeld 3B, Tunnel 7 |
Samin und Sane im Kanonenboot, draußen Kestal und seine Männer sowie etwa ein Dutzend Kinder
 
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