Bastion – Sith-Tempel, in den Katakomben – Marrev (NPC), Kestrel, Q'Tahem, Bailee und Brianna alias Vin Venture
Erwartungsgemäß legte auch Q'Tahem keinen Wert darauf, prompt wieder eingefangen zu werden, egal wie unterhaltsam Bailee und Brianna als Mitgefangene auch sein würden. Genau deshalb war es so wichtig heraufzufinden, ob sich in den Implantaten bzw., die sowohl Kestrel als auch ihr Padawan verpasst bekommen hatten, irgendwelche kleinen Spione eingebaut hatten. War das so schwer zu verstehen? Sie hatte keine Lust, sich in einem Jedi-Safehouse in Sicherheit zu wiegen, während es von Sith und Sonderheiten umstellt wurde, weil sie sie geradewegs dorthin geführt hatten. Mit einem Peilsender im Schlepptau würde sie genau das natürlich vermeiden. Aber machte es Sinn, sich schon wieder mit Bailee darüber zu streiten? Sie mussten aus dieser Zelle raus, sonst brauchten die Sith nicht mal einen Peilsender, sie mussten sie genau genommen nicht mal fangen. Daher beließ es die Echani bei einem genervten Seufzer und verdrehte die Augen.
Zumindest schienen tatsächlich keine Sender verbaut worden zu sein und Q'Tahem zufolge erfüllte die Tentakelprothese tatsächlich einen Zweck, für seinen Geruchssinn. Brianna fragte sich, was Bailee roch, mit dem Tentakel im Mund. Es sollte ihr ja helfen, der Dunkle-Seite-Aura in den Katakomben besser zu widerstehen. Psychoaktiv war das Metalltentakel freilich auch, wenn es den Nautolaner dazu bringen wollte, es zu befreien. Q'Tahem widerstand jedoch und meinte, dass er ihnen was schuldete – worauf Brianna selbstredend zurückkommen würde, die ihn freundlich anlächelte und zunickte.
Kurz bevor sie sich dann endlich in Bewegung setzte, fragte der nautolanische Padawan nach ihrem Fluchtweg. Er hatte sichtlich Probleme damit, dass die Flucht so einfach vonstatten gehen würde. Naja, ‚einfach‘ war relativ – sie ernteten nur die Früchte einer wochenlangen Erforschung der Katakomben. Bailee interpretierte die Worte ihres Mitnautolaners als Befürchtung, das Loch, durch das sie vorhin erst in den Tempel eingedrungen waren, könnte mittlerweile verschlossen sein. Sie kam zu dem Ergebnis, das sie höchstens ein paar Arbeiterinnen treffen würde und dieses Mal konnte die Ritterin nicht widerstehen, ihr entgegenzureden.
„Nein, wenn die Sith von dem Loch wüssten und Arbeiterinnen loschicken würden, würden die von den Blutwölfen gefressen werden. Deswegen ist es keine gute Idee, ein riesiges Labyrinth unter den eigenen Tempel zu bauen und dieses zur Belustigung mit halbwegs gefährlichen Kreaturen vollzustopfen. Das ist nicht so einbruchssicher wie frau denkt.“
Bailee bemühte sich klarzustellen, dass sie kein Problem mit schwerem Heben hatte – wiewohl die übermenschlich kräftige Echani darunter verstand als sie – sondern viel mehr mit dem Rennen.
„Rennen – schön wär's,“
Meinte die Echani und sah die frisch befreiten an. Da müsste sie schon beide tragen, damit sie wirklich Tempo machen könnten, und das wollte sie bei den Verletzungen nicht riskieren. Tatsächlich kamen sie noch langsamer als in Briannas Befürchtungen voran. Ian hatte recht darin gehabt, dass sie das Amulett für Kestrel brauchen würde. Leider war die Ärmste aber seelisch so stark angegriffen, dass auch das nicht mehr reichte. Brianna und auch ihre Padawan taten ihr Bestes, um der Jedi-Meisterin Wärme und Kraft zu spenden. Als sie sich schließlich aufrappelte schien es, als ob es mehr aus einem Rest an Selbstachtung verursachter Trotz war, der sie in die Höhe zwang, obwohl ihr Körper dazu gar nicht in der Lage gewesen war. Es erinnerte Brianna an damals auf Korriban, als sie längst aufgegeben hatte und Kestrel die Hoffnung am Leben gehalten hatte. Dieses Mal hatten sie das Leid nicht geteilt und die Echani fühlte sich ein klein bisschen schuldig deswegen.
Da half es, sich mit Bailee zu kabbeln, die das Schutzamulett ein Placebo nannte, obwohl es alles andere als das war. Dafür freute sich Brianna, mit dem ‚Tentakel-in-den-Mund‘ nehmen einen Wirkungstreffer erzielt zu haben. Einen davon Kestrel in den Mund zu stecken, wäre aber keine gute Idee mehr.
„Warum nicht?“
Fragte die 28jährige gespielt unschuldig zurück, den Todesblick ihrer Padawan von sich abprallen lassend. Aber sie reagierte die nonverbale Konversation der beiden Nautolanerinnen natürlich, auch ohne zu wissen was sich da vielleicht noch auf Pheromonebene zwischen den beiden abspielte. Brianna hätte sowohl Lust als auch Sprüche parat gehabt, um die Frage nach der Fortpflanzung von Nautolanerinnen noch zu vertiefen, aber sie musste sich zurückhalten. Mit Bailee konnte sie das machen – zwischen ihnen gab es das unausgesprochene Verständnis, sich die vielen kleinen und größeren Sticheleien nicht nachhaltig krumm zu nehmen – nur, wenn zusätzlich Q'Tahem in's Visier geriet, musste sie sich leider zurücknehmen.
Ohnehin war es nun Kestrel, die sich inzwischen halbwegs gefangen hatte, die ihrer Aufmerksamkeit bedurfte. Sollten die Tentakeltiere doch turteln… ihre alte Meisterin kam auf das zuvor Gesagte zurück. Sie hatte nicht mehr darauf reagiert gehabt, nun wusste Brianna warum. Die Dunkelheit war schon im Begriff gewesen, sie zu überwältigen. Dass sie nun wieder das Gespräch suchte, war also ein Zeichen der Besserung. Ihrer Meisterin waren die Implantate lieber als wenn die Sith gar nichts gemacht hätten, unkte aber, aus ihr könnte eine ‚diabolische Maschine‘ werden. Brianna sah ihre Freundin erschrocken an. Auf Janus' Gefangennahme kam sie ebenfalls zu sprechen und sie hielt es offenbar für einen schlechten Scherz. Nun war die Echani die Beleidigte.
„Hüte dich vor der Dunklen Seite, sonst rammt dir Eowyn ebenfalls ein Loch in den Bauch. Sie war es, sie hat mit ihm duelliert, besiegt und halbtot zum Sterben zurückgelassen. Nur dank mir wirst du Gelegenheit haben, dich mit eigenen Augen davon zu überzeugen,“
Entgegnete sie in erregtem Ton und schnaubte. Anschließlich tauschten sie sich über den Verbleib ihrer übrigen Gefährtinnen aus. Dass Ribanna gekniffen und sich den leichten Ausweg gesucht hatte, wusste sie ja bereits.
„Oh, um sie brauchst du dir keine Sorgen zu machen, sie scheint sich auf der Dunklen Seite recht wohl zu fühlen,“
Meinte die Echani sarkastisch, fuhr aber versöhnlich fort:
„Auf mich kannst du dich aber verlassen. Immer.“
Was mit Sarissa geschehen war, war die große Frage. Zum Sterben zurückgelassen. Brianna wollte es nicht so recht glauben und wünschte sich, dass Q'Tahem da recht hatte:
„Kira & Co könnten ohne Weiteres Sarissias Widerstandsfähigkeit unterschätzt haben – Vahla sind ja lange nicht so zerbrechlich wie Menschinnen.“
Kestrels Tief überwunden, konnten die kleine Gruppe endlich ihren Weg fortsetzen. Eine Weile ging es den Umständen entsprechend gut voran, zum Glück. Es war eine reine Zeitfrage, bis die Sith das Fehlen ihrer Gefangenen bemerkten, und dann? Marrev und Brianna wussten ihre Präsenz mit Quey'tek zu verbergen, doch die anderen waren wie Leuchtfeuer in der drückenden Dunkelheit der Katakomben. Irgendwann sprach Q'Tahem hoffnungvoll aus, dass es nicht mehr weit war und sie nickte automatisch. Sie wusste, dass er recht hatte, vermutlich konnte er spüren, wie der Griff des Bösen schwächer würde. Wenn sie Glück hätten… doch das hatten sie nicht.
Kestrel betrachtete das getötete Monstrum mit Entsetzen und vermutete als erste, dass es sich um ein Forschungsobjekt handelte. Sie berichtete von Laboren, die sie gesehen hatte und den Experimenten, die sie dort durchgeführt hatte. Sie befürchtete, Sane könnte als ein solches Wesen geendet haben.
„Hoffentlich nicht,“
Engegnete Brianna mit einem mulmigen Gefühl, und sie setzten ihren Weg fort, mit größerer Vorsicht als bisher. Die Echani sah sich nach links und rechts um, jeden Vorsprung und jeden Schatten fixierend, immerzu auf der Hut. Sie waren noch nicht weit gekommen, als Q'Tahem sie leise darauf hinwies, dass sie verfolgt würden. Die Echani hatte niemand ausmachen können, doch ihr Gefühl sagte ihr, dass er recht hatte.
„Sie benutzen sie als Wächter und Spione,“
Gab die Pseudo-Mirialan leise zurück. Leider konnte sie sie mit ihren Sinnen nicht ausmachen. Sollte sie Quey'Tek abschalten, um diese zu schärfen? Das konnte bedeuten, dass sie sich erst recht zum Leuchtfeuer und Zielscheibe für diese Kreaturen machte, vorausgesetzt sie waren machtsensitiv. Brianna ging davon aus, dass die Sith hier gescheiterte Jünger und wertlose Gefangene ‚verarbeiteten‘, so dass Sane dieses Schicksal hoffentlich erspart geblieben war.
Plötzlich stürzten diese Kreaturen sich auf sie, aus der einen Richtung, die sie nicht auf den Schirm gehabt hatte: von oben. Die Echani spürte ein plötzliches Gewicht auf ihren Rücken, gefolgt von einem stechenden Schmerz, als die scharfen Krallen des verdorbenen Wesens Robe, Ober- und Untertunika wie Flimsi zerrissen. Mit einem harten Ellenbogenstoß schaffte die Ritterin sich das Biest vom Leibe. Es prallte gegen die Tunnelwand und mit einem harten Faustschlag aus der Drehung heraus brach sie ihm den Schädel.
Leider war es nicht die einzige, sie hatten es mit einem koordinierten Überfall zu tun. Kestrel und Bailee wurden von zwei Seiten in die Zange genommen und sie schützten sich gegenseitig: die eine mit der Macht, die andere mit ihrem Übungslichtschwert. Q'Tahem hatte seinen Blaster, um Marrev machte sie sich keine Sorgen. Vermutlich freute er sich über die Abwechslung. Er hatte ja keinen blutigen zerkratzten Rücken. Brianna hingegen half Q'Tahem, denn sie hatte keine Ahnung, wie kampferfahren er war und zweifellos war er durch die Gefangenschaft nur ein Schatten seiner selbst. Ein Wesen, das einmal ein Sephi gewesen sein konnte, kickte sie gegen die nächste Wand. Damit war der Weg frei, eine weitere Kreatur mit dem Lichtschwert zu durchbohren, die sich dem Nautolaner auf Nahkampfdistanz genähert hatte.
Wenn die Monstrositäten schlau waren, würden sie sich von Brianna fernhalten, die mit bloßen Händen und Füßen mindestens so gefährlich war wie diese mit ihren Klauen. Einige von ihnen waren aber eher langsame Lernerinnen. Die Echani sah, dass Marrev inzwischen Kestrel und Bailee unterstützte, somit blieben sie und Q'Tahem. Sie tänzelte über das Schlachtfeld, achtete darauf, ihm nicht in die Schusslinie zu laufen und diejenigen Abscheulichkeiten zu töten, die im Begriff waren, ihm zu nahe zu kommen. Eines um's andere erledigte sie mit Echani-Kampfkunst- und Lichtschwertgeschick und schließlich war die Schlacht geschlagen. Marrev mahnte sie, den Weg fortzusetzen.
„Ja. Wir haben zu viel Lärm gemacht,“
Meinte Brianna und schalt sich innerlich selbst für ihre mangelnde Disziplin.
„Jemand verletzt?“
Um ihre eigenen Kratzer brauchte sie sich vorerst nicht zu kümmern, die waren ein Problem für später. Schließlich war keineswegs gesagt, dass das die einzigen dieser Kreaturen gewesen waren. Zwar alles andere als schnell, aber dafür leise bewegten sie sich zum nahen Durchgang und zwängten sich durch den Riss. Eigentlich musste Marrev derjenige mit den größten Problemen hier sein, doch Brianna achtete darauf, ihren Rücken und den Stoff darüber nicht noch weiter zu lädieren. Schließlich hatten sie es geschafft – sie konnte nicht anders als breit zu lächeln. Das Gröbste lag schon hinter ihnen! Etwaige Verfolgerinnen würden langsam sein durch die Felsspalte hindurch und sie würden sie sofort kommen sehen. Es war also einen Augenblick Zeit und sie musste sich Klarheit verschaffen. Die Echani wandte den anderen den muskulösen, V-förmigen Rücken zu, wo durch die zerschlitzten Stofflagen die blutigen Kratzer und ihre alabasterweiße Echanihaut zu sehen war. Sie hatte Reserveschminke dabei, sich aber natürlich nicht von Kopf bis Fuß gelb angemalt.
„Wie sehe ich aus? Kann frau es irgendwie kaschieren?“
Fragte sie die anderen.
Bastion – Kanalisation unter Bastion-Center, am Durchgang zu den Katakomben – Marrev (NPC), Kestrel, Q'Tahem, Bailee und Brianna alias Vin Venture