Bastion

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Lilivienne Évarielle d'Oridin, Darth Zion, Darth Angelus, Kira Guldur, Adria Guldur, Aren Vayliuar, weitere Gäste inkl. Herold und Grandvizir sowie die Imperatorin

Die Getränke glitzerten in den Händen der Gäste wie eingefangene Sterne. Lily hatte ihr eigenes bislang kaum angerührt.


“Gouverneurin Évarielle, nicht wahr?”

Eine verhunzte Simplifizierung ihres Namens, aber daran war sie inzwischen gewöhnt. Die meisten Leute kannten sie nur unter ihrem Mädchennamen. Die Stimme kam von einem Mann in ihrem Alter, der sich mit einem Lächeln zu ihr drehte. Er trug das Haar pomadig glatt, hatte ein etwas zu breites Gesicht, um attraktiv zu sein und trug die Uniform eines Sektor-Adujtanten.
“Wir sind uns, glaube ich, bei einer Fortbildung auf Mygeeto begegnet”, fuhr er fort, während er sich bereits das nächste Glas von einem vorbeigehenden Kellner reichen ließ.

Lilivienne lächelte höflich, nicht zu warm, aber auch nicht zu kühl.
“Das kann gut sein. Sie gehörten zur Delegation aus Ord Trasi, nicht wahr? Damals noch im Planetendienst, wenn ich mich recht erinnere.”

“Genau”, bestätigte er mit überraschtem Lächeln. “Ich sehe, Sie haben ein gutes Gedächtnis.”

Das stimmte nur halb. Der Großteil der Anwesenden kam damals mit der Delegation aus Ord Trasi. Außerdem war die Veranstaltung designiert für planetare Verwaltungsfragen. Einen Sektor-Verwalter gab es da gar nicht. Die Wahrheit war: Sie hatte keine Ahnung, wen sie vor sich hatte.

Er schoss mit belanglosen Sätzen über seine aktuelle Arbeit nach. Lily hörte zu, reagierte knapp, dosierte ihre Mimik so, dass das Gespräch höflich, aber oberflächlich blieb.

Dann senkte der Mann fast verschwörerisch die Stimme.
“Übrigens - sehen Sie dort drüben?”
Er neigte den Kopf in Richtung eines Halbkreises an Personen, drei in der Zahl. Zwei davon fielen selbst in diesem Meer aus Machtfiguren auf.
“Darth Zion und Darth Angelus”, sagte der Adjutant halblaut, fast ehrfürchtig. “Beide Veteranen des Feldzugs gegen die Yevethaner. Sie werden die Holo-Bilder sicherlich gesehen haben …” - er ließ den Satz ausklingen, als würde das genügen.

Lily folgte dem Blick. In der Tat, sie erinnerte sich an die Bilder. Zwischen ihnen stand ein Moff, den sie jedoch nicht zuordnen konnte.


“Interessante Gesellschaft”, sagte sie leise, mehr zu sich selbst als zu ihrem Gesprächspartner. Echte Sith in mehr oder weniger freier Wildbahn betrachtete man selbst als Mitarbeiter des Regierungsapparats äußerst selten.

Kurz darauf verabschiedete sich der Mann, angelockt vom Ruf seines Vorgesetzten. Lily blieb am Rand der Menge stehen. Sie wusste, dass sie diese seltene Gelegenheit nicht verstreichen lassen durfte. In der Kabinettssitzung an diesem Morgen war das Thema nur knapp angerissen worden - in der Kanalisation unterhalb des Arthious-Boulevards war eine dauerhafte Sperrzone eingerichtet worden. Angeordnet aus dem Tempel der Sith und legitimiert vom Herold höchst selbst. Zur Begründung wurde nicht mehr als die Floskel ‘operative Notwendigkeiten’ angegeben. Die Anordnung war kühl rübergebracht und noch kühler hingenommen worden. Nicht, dass die Gouverneurin ein gesteigertes Interesse an der Kanalisation hatte, dennoch handelte es sich dabei um einen Eingriff in die städtische Infrastruktur und konnte potentiell ein Logistikproblem darstellen. So hatte zumindest ihr zuständiger Legat aus dem Bau- und Infrastrukturamt versichert.

Als Darth Zion, eine für einen Menschen hünenhafte Gestalt mit grimmig aussehender Atemmaske, von Angelus und dem Moff löste und in Richtung einer der Galerien schritt, setzte Lilivienne sich in Bewegung. Ihre Schritte waren ruhig, fast anmutig. Der Saum ihrer Gouverneursuniform schwang im Takt. Sie hielt den Blick geradeaus, bis der Abstand gering genug war, um ein Gespräch anbahnen zu können.


“Lord Zion?” Ihre Stimme war klar. Nicht laut, aber unüberhörbar. “Gouverneurin Évarielle d’Oridin”, stellte sie sich vor. "Ich beglückwünsche Sie zu Ihrem Sieg gegen die Yevethaner."

Sie ließ eine kurze Pause, in der sie seine eindrucksvolle Gestalt betrachtete.

“Ich würde die seltene Gelegenheit gern nutzen, um mit Ihnen über die Zusammenarbeit zwischen der Lokalregierung und dem Sith-Orden zu sprechen. Sind sie befugt, im Namen des Sith-Ordens mit mir zu sprechen?”


Abermals eine Pause.

“Anlass ist die jüngst eingerichtete Sperrzone unter dem Arthious-Boulevard. Mir liegt daran, dass wir … die Koordination zwischen dem Tempel und meiner Regierung optimieren. Vielleicht könnte ein Vertreter Ihres Ordens an meinen Kabinettssitzungen teilnehmen.”

Die worten waren formell, aber der Blick, mit dem sie ihn ansah, signalisierte dem Sith, dass hinter den Floskeln ein klarer, nachvollziehbarer Zweck lag.


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Lilivienne Évarielle d'Oridin, Darth Zion, Darth Angelus, Kira Guldur, Adria Guldur, Aren Vayliuar, weitere Gäste inkl. Herold und Grandvizir sowie die Imperatorin

 
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[ Bastion - Center - Sith-Tempel- Domäne der Lernenden - Ein Trainingsraum - Sera, Agatosh & ein Übersetzungsdroide ]

Die letzten beiden Tage waren nervenaufreibend gewesen, selbst für Sera. Zion hatte seinen beiden Schülern befohlen, an ihren Defiziten zu arbeiten - was auch immer das hieß. Und so hatte die junge Frau ihre Nächte in einer Meditationskammer verbracht, ihre Tage in einem Trainingsraum. Machtstöße gegen unbewegte Ziele, Sprünge und der immer gleiche Versuch, ihre Konzentration im richtigen Moment zu bündeln. Sie hatte gespürt, wie sich die Muskeln in ihrem organischem Arm verkrampften, wenn sie abermals das Lichtschwert kreisen ließ, während die kybernetische Hälfte ihres Körpers fast spöttisch, unerbittlich gleichmäßig reagierte, ohne die Müdigkeit ihrer natürlichen Körperteile akzeptieren zu wollen. Fluchend musst sie immer wieder erkennen, dass ihr Fleisch unzuverlässig war und ihr Geist zu zersplittert, um beide Teile kontrollieren zu können, auch wenn das Metall in ihr standhielt.

Am Ende dieser Tage war kaum Fortschritt zu sehen. Und doch hatte das Training eines bewirkt: Sie hatte ein Quäntchen Erkenntnis und Verständnis für die Mechanik ihrer eigenen Machtnutzung gewonnen. Sie zog ihre Kraft vollständig aus der rohen, unbehandelten dunklen Seite. Sie war am stärksten, wenn das Chaos um sie herum ausbrach. Wenn die Macht selbst kochte vor Verzweiflung, Wut, Hass und Tod. Der Trainingsraum war zu diszipliniert, der Meditationsraum zu ruhig.

Agatosh war Schuld! Der blaue Berg hielt sich wie immer schweigsam, stoisch und unerschütterlich in seiner Ernsthaftigkeit. Sie hatte ihn nicht aus der Ruhe bringen können. Kein Funke von Zorn, der die Macht entfachte oder in die Kälte stürze, sodass Sera sie für sich nutzen konnte. Da war nichts. Keine Spur von einem Ausbruch, den sie so sehr herbeisehnte. Sein Gleichmut war wie ein nasser Lappen, der jedes auflodernde Feuer in ihr erstickte. Am liebsten hätte sie ihm die heiße Klinge ihres Lichtschwerts an die Kehle gesetzt und bei Übungen mit roher Gewalt bedrängt, so sehr hatte er sie aufgeregt mit seiner Professionalität. Aber sie wusste, dass ihm Gewalt nicht imponierte. Vor allem nicht, wenn sie von Sera kam.

Doch heute sollte es anders sein. So hatte sie es zumindest geplant.

Der Trainingsraum war noch kalt und dunkel, abgesehen von den matten Lichtern an den Wänden. Der Boden war glatt wie immer, ein grauer Durabeton, von Kerben und Verfärbungen gezeichnet. Es handelte sich um Spuren hunderter Übungskämpfe. Rückstände von altem Schweiß und Blut.

Sera saß im Schneidersitz auf einer Matte, die kybernetische Hand auf ihrem Knie ruhend, die Augen geschlossen. Sie atmete langsam, so gleichmäßig wie es ihr natürlicher und ihr künstlicher Lungenflügel zuließ. Äußerlich entsprach sie einem Bild der Ruhe - und doch lag in dieser Ruhe eine gespannte Erwartung.

Über ihr schwebte ein kleines, kugelförmiges Gerät. Es handelte sich um schwarz poliertes Metall, kaum größer als ein menschlicher Kopf, mit einer runden Linse, die abwechselnd glühend aufleuchtete, wenn es sprach. Und es sprach viel. Hervorragend viel.


“Fehlerhafte Übersetzung erkannt”, kommentierte der Droide in einer blechern verzerrten Nachahmung von Agatosh eigener Übersetzungsmaske. “Subjekt: Agatosh. Blauer Berg. Hüne der Hünen. Grundlegendes Basic als ungenügend identifiziert. Empfehlung: Sprachübungen auf Vorschulniveau.”

Ein Summen begleitete die Worte, während das Ding in einem großen Kreis mit Sicherheitsabstand um den Chiss schwebte. Seras Lippe zuckte immer wieder, kurz davor die Kontrolle zu verlieren und lauthals loszulachen. Die Nerds in der Droidenwerkstatt hatten über Nacht ganze Arbeit geleistet. Sie hätte sie küssen können. Vermutlich würden sie in Zukunft gute Freunde werden.

“Versuch Nummer eins: Höre und Wiederhole: ‘Ich bin soooo stark.’ … Wiederhole”.

Die Pause danach war fast zu lang, als wollte der Droide seinen Spott noch tiefer wandern lassen. Dann folgte der nächste Programmabschnitt in der gleichen tonlosen Nachäfferei:

“Ich höre nichts. Und vorab: Nein, es heißt nicht ‘Ich bin sooo strunk.” Bedeutungsfehler vorab erkannt. Ergebnisvalidation: Lächerlich.”

Sera regte sich nicht. Ihr natürliches Augenlid flackerte nur kurz. Der Rhythmus ihres Atems vertiefte sich jedoch, während sie lang ausatmete, um sich weiterhin vom Lachen abzuhalten.

“Neue Übung”, setzte der Übersetzungsdroide fort. Dabei surrte er im Raum umher wie eine Mücke. “Sage: ‘Ich habe Disziplin’ … Analyse: Subjekt kennt die Bedeutung wahrscheinlich nicht. Empfehlung: Einführungsvokabelliste aus Datenbank laden.”

Das Echo hallte von den kalten Wänden wider. Sera fühlte erneut, wie ihre Mundwinkel kaum merklich zuckten, verborgen hinter der Maske der Meditation. Sie hoffte so sehr, dass er irgendwann ausrasten würde. Der Droide erledigte seinen Auftrag zumindest gnadenlos. Er verfolgte jede Bewegung von Agatosh. Sera ging dabei selbst mit sanften Machtstößen sicher, dass er immer genügend Abstand halten würde, damit der Chiss ihn nicht einfach aus der Luft riss. Zudem hielt sie sich bereit, einzuschreiten, sollte er einen solchen Versuch unternehmen.

“Warnung: Atemtechnik des Subjekts fehlerhaft. Klingt wie ein defektes Küchengerät. Empfehlung: Sprachmaske austauschen. Grund: Subjekt wirkt wie ein Vollidiot. Drohpotential minimiert.”

Seras organisches Auge öffnete sich einen Spalt. Dann schloss sie es wieder.

“Analyse abgeschlossen: Subjekt Agatosh unfähig, in galaktischer Standardsprache zu kommunizieren. Darth Zion trug ihm auf, an dieser Schwäche zu arbeiten. Wahrscheinlichkeit von Erfolg: zwei Komma vier Prozent.”

Stille folgte, in der nur das Surren der kleinen Repulsoren blieb.

“Frage an das Subjekt: Wie fühlt es sich an, eine Maschine zu brauchen, um nicht völlig bedeutungslos zu sein?”

Nun fühlte Sera sich angegriffen. Wann würde Agatosh endlich ausrasten? Der Droide war ja nur das Werkzeug. Sie selbst war doch die Flamme und hoffte, dass endlich Agatosh endlich Öl ins Feuer gießen würde, damit sie zu Ergebnissen kam.
Derweil verharrte sie unbewegt im Schneidersitz. Ihre mechanischen Finger bewegten sich minimal. Sie hatte nicht vergessen, was ihr Mitschüler ihr in diesem leeren Quartier angedroht hatte. Aber das schüchterte sie nicht ein. Sie fing gerade erst an.


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Bastion – Bastion Center – Sith-Tempel – Domäne der Lernenden - Trainingsraum Agatosh, Sera,

Die spöttischen Einlagen des Droiden registrierte er, ohne unter der Halbmaske eine Miene zu verziehen. Jeder Tonfall, jedes lächerliche Nachäffen seiner Stimme war durchschaubar. Die Programmierung dieser Aberration stammte natürlich von jener unerträglichen Göre, die sich seine Mitschülerin schimpfte. Ein durchschaubarer Versuch, das Feuer zu entfachen, das sie so dringend suchte. Ihn zu provozieren und aus der Reserve zu locken. Ihm in eine Falle und einen Fehler zu treiben.

Er wusste es inzwischen besser.
Er hatte längst anderes in Bewegung gesetzt.

Agatosh setzte seine Übungen unbeirrt fort, die Klinge seines eigenen Schwertes kreisend, die Bewegungen kontrolliert und gleichmäßig wie ein Uhrwerk.
Sera mochte glauben, ihn aus der Ruhe bringen zu können – doch jeder ihrer Versuche prallte zumindest heute an ihr vor. Er wusste: Sie liebte es, wenn er die Fassung verlor. Er hatte nicht vor, ihr diesen Triumph zu gönnen, auch wenn er gestehen musste, dass ihre umtriebigen Methoden ihn unter anderen Umständen höchstwahrscheinlich schnell wütend gemacht hätten.

Als die Provokationen des Droiden ihren Höhepunkt fanden, beendete er seine Sequenz, richtete sich zu voller Größe auf und ließ für einen Augenblick die Spannung im Raum wachsen. Er trat näher, als wolle er ihr tatsächlich den Gefallen tun, sich zu vergessen – eine Regung, ein Zucken seiner Hand, das sicherlich Hoffnung in ihr erzeugte. Hatte sie es geschafft, ihn aus der Reserve zu locken?

Dann, in einer fließenden Bewegung, entriss er ihr Lichtschwert, genauso wie gestern erst vereinbart. Nicht im Zorn, sondern mit Kalter Präzision. Wie geübt in den letzten Tagen. Levitation war eines seiner hauptsächlichen Defizite gewesen, doch dafür funktionierte es in dieser Situation nun hervorragend.

Agatosh wandte sich halb zu
Sera, ihr Schwert in seiner Hand wiegend. Seine Stimme, tief und metallisch, ließ keinen Raum für Zweifel:

"Ich habe gestern Bericht erstattet über dein… bedauernswertes Trauma. Mit der Ratte Zekk und ihrem Schüler.“

Der Hüne verschränkte die Arme hinter dem Rücken.

"Der Zirkel und die Getreuen unseren Meisters wissen nun darüber Bescheid. Die Lederkluft, die verbrannten Aufnahmen... Auxilius hat dafür Sorge getragen, dass Du angemessene Hilfe erhältst, solange Darth Zion beschäftigt ist.“

Die Tür zum Trainingsraum öffnete sich kurz darauf, und die Präsenz von Darth Undiqus erfüllte die Halle.

"Du musst funktionstüchtig und bereinigt sein, sobald er uns wieder empfängt."

Der nichtmenschliche Sith wartete an der mechanischen Tür, sodass Sera ihm folgen würde. Er erweckte nicht den Eindruck, sonderlich viel Zeit zu entbehren zu haben und erpicht darauf zu sein, in die Domäne der Lernenden hinabzusteigen, um eine Dämonenaustreibung an der Schülerin des Hammers von Bastion durchzuführen. Sondern eher ungeduldig und keine Wiederrede duldend. Gegenüber Auxilius hatte Agatosh um Diskretion gebeten. Undiqus machte nicht den Eindruck eines Mannes, der gerne Tratsch betrieb und Geheimnisse ausplauderte. Doch jedes Mal, wenn Sera von nun an einen schiefen Blick aus dem Umfeld seines Meisters erhalten würde, würde sie vermuten, dass dahinter die Wahrheit hinter Darth Zekk und ihr steckte.


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Bastion - Bastion Center - Sith-Tempel - Domäne des Imperators - Thronsaal - Darth Angelus, Darth Zion, Adria Guldur, Kira Guldur, Aren Vayliuar, Gouverneurin Lilivienne Évarielle d’Oridin, sämtliche Mitglieder des Ritterordens, Gäste


Darth Angelus blieb regungslos stehen, während sich das Gespräch zwischen Moff Vayliuar und Darth Zion entfaltete. Seine Hände ruhten lose hinter dem Rücken, der Pelzumhang elegant über seiner Rüstung, während seine grünen Augen lauernd von einem zum anderen glitten. Er sprach nicht, sondern hörte in erster Linie zu, während sein Verstand analysierte und arbeitete. Es war noch gar nicht nötig, sich einzumischen. Seine Präsenz allein genügte, um Fragen aufzuwerfen und um das notwendige Minimum an Aufmerksamkeit zu binden. Während die verzerrte Stimme des neuen Zirkelmeisters den Teil des Saals erfüllte und das Gespräch in die Bahnen formaler Diplomatie lenkte, arbeitete Angelus’ Verstand unaufhörlich, analysierte jedes Wort, jede Geste. Ein wölfisches Zucken umspielte seine Lippen - Ausdruck jener raubtierhaften Selbstsicherheit, die ihn niemals verließ. Die Zeiten wandelten sich – und er war klug genug, die Zeichen zu erkennen. Solange dieser Wandel nicht darin gipfelte, dass man sich wieder vor schleimigen Womp-Ratten wie Governor Antares verbeugen musste, konnte er damit leben. Mehr noch: Er konnte daraus profitieren.

Dass der ehemalige Governor seiner Heimatwelt,
Agustin Prada, inzwischen ebenfalls zum Moff aufgestiegen war, überraschte den Sith nicht. Dieser Mann hatte einst seine Familie zu Fall gebracht – und Angelus damit ungewollt einen Gefallen getan, indem er ihn von überflüssigem Ballast befreite. Inmitten eines starken achten Supersektors ließ sich nun einiges bewegen, und Angelus wusste, dass auch für ihn darin Möglichkeiten verborgen lagen. Dass Vayliuar bereits die Unterstützung des Zirkels in Anspruch genommen hatte, fügte sich nur allzu nahtlos in das Bild, das sich in seinem Verstand formte. Die Zukunft würde ihnen gehören – und damit, unausweichlich, eines Tages ihm allein.

Und doch… es wirkte, als sei
Moff Vayliuar der Gesprächigere von beiden gewesen, mehr mit dem Kopf bei der Sache. Darth Zion hingegen hatte den Anschein erweckt, als trüge er Dutzende anderer Belange in seinem Verstand. Neben der Tatsache, dass er wie ein Mann wirkte, der auf dem Schlachtfeld zuhause war, als auf diplomatischen Parketts, war das bei all dem Wirbel nicht gerade verwunderlich. Dass er Angelus im Anschluss in der Pyramide der Extinktoren erwartete, bestätigte dessen Instinkt: Diese Begegnung war kein Zufall, sondern eine Prüfung, vielleicht ein Vorspiel zu Größerem. Angelus musterte ihn, neigte das Haupt mit einem knappen Nicken – das wölfische Lächeln unverändert auf den Lippen – , als der Zirkelmeister sich abwandte.

Sein Blick folgte dem
großgewachsenen Sith, der sich der Nähe einer Frau zuwandte - oder sie sich ihm -, die den Abzeichen nach den Rang einer Gouverneurin trug. Vermutlich eine jener Figuren, die der Aufstieg der neuen Herrscherin empor gespült hatte – Statthalterin, Platzhalterin, austauschbar - zumindest noch. Wahrscheinlich nicht viel anders als Antares, der sich für unantastbar gehalten hatte und doch nichts weiter als eine Schachfigur gewesen war, die letzten Endes versagt hatte und bald ersetzt werden würde. Warum der Großmeister den Moff des vielleicht bedeutendsten Sektors des galaktischen Nordens mit so knappen Worten abservierte, nur um sich einem solchen Nebenprodukt zuzuwenden, blieb rätselhaft. Wie sich der Krieger bereits vor ein paar Minuten dachte, hätte Zion es sich wahrscheinlich auch gleich auf dem Schoß der Imperatorin gemütlich machen können. Aber Angelus ahnte, dass Darth Zion nichts ohne Grund tat. Schließlich hatte er gewonnen durch den Fall von Allegious - und Sabar nicht. Eine Tatsache, die ihn empfindlich störte.

Er brach schließlich die Stille, die sich zwischen ihm und Vayliuar gelegt hatte, und wandte sich wieder seinem Gegenüber zu. Seine zuvor unbewegte, scharf geschnittene Miene wirkte nun gelöst, das raubtierhafte Lächeln glänzte.

"Ich bin dem Orden erst nach dem Frieden von Umbara beigetreten, um Ihre Frage letzten Endes doch zu beantworten“

Begann Angelus mit ruhiger Stimme. Ein Detail, das Vayliuar verriet, wie schnell er tatsächlich zu dem aufgestiegen war, der er nun war.

"Doch glauben Sie mir, Moff Vayliuar – der wahre Feind lauerte nie nur an der Front. Er hat längst gelernt, die Gestalt von Verbündeten anzunehmen, sich in den Schatten unserer eigenen Reihen zu verbergen."

Ein kurzes, scharfes Aufblitzen seiner Augen begleitete die nächsten Worte.

"Gerade erst auf Kelada krochen getarnte Jedi wie Ungeziefer durch die Straßen, um Zwietracht gegen die imperiale Ordnung zu säen. Ich habe ihr doppeltes Spiel offenbar und sie aufgespürt… und Ordnung gemacht."

Er ließ den Satz einen Herzschlag lang in der Stille hängen, bevor er mit einem wölfischen Lächeln schloss:

"Der Prefsbelt-Sektor gilt als Dreh- und Angelpunkt des Supersektors. Sie tun gut daran, den Sith-Orden und speziell den Zirkel der Extinktoren zu involvieren, um derartige Zustände vorzubeugen."

Angelus musterte den Moff mit nonchalantem Ausdruck:

"Eine Partnerschaft auf persönlicher Ebene ist aus meiner Sicht durchaus denkbar, wenn es der Sache hilft. Oder was denken Sie?"


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Zion blieb bei der Erwähnung seines Namens stehen. Er hielt nicht abrupt inne, sondern glitt beinahe geschmeidig zum Stillstand, eine Bewegung, die man seiner massigen Statur kaum zugetraut hätte. Langsam drehte er sich um und sein Blick fiel auf eine Frau in grauer Uniform, die sich im selben Moment bei ihm vorstellte.

Die Worte, die sie sprach, klangen für ihn etwas zu euphorisch. Ein Sieg über die Yevethaner? Das letzte Mal, als er sich über diesen Krieg informiert hatte, war der Aufstand noch nicht beendet. Ja, die Verluste der Yevethaner waren hoch – aber ein Ende war nicht in Sicht.

In der kurzen Pause ließ Zion ihren Namen durch seinen Kopf kreisen. Ungewohnt, aber interessant. Schließlich entschied er sich, sich selbst vorzustellen. Seine tiefe, verzerrte Stimme drang in die Luft, während seine orangenen Augen fest auf die Frau gerichtet blieben.


„Gouverneurin, es freut mich. Darth Zion – Sith-Lord und Großzirkelmeister der Extinktoren. Ihre Glückwünsche sind verfrüht, der Krieg ist noch nicht vorbei.“

Sein Blick ruhte unbeweglich auf ihr, während er ihren Worten aufmerksam lauschte. Die Gouverneurin hatte ein markantes, elegantes Gesicht, strahlend grüne Augen, betonte Wangenknochen, scharf gezeichnete Augenbrauen. Zion empfand es nicht als unangenehm, sie anzusehen – im Gegenteil. Während sie sprach, zwinkerte er nicht ein einziges Mal, seine Augen blieben starr, forschend und durchdringend.

Er wusste sofort, worum es ihr ging, die Absperrungen der Kanalisation – eine Maßnahme, die Agatosh und Sera aufgrund ihrer Entdeckungen veranlasst hatten. Ihren Unmut konnte er verstehen, auch wenn sie ihn meisterhaft hinter ihrer politischen Maske verbarg.

Ein Moment verging, in dem Zions Blick unbewegt auf ihr verharrte, bevor er ruhig erwiderte.


„Ich bin befugt, mit jedem zu sprechen, Gouverneurin Évarielle … d’Oridin.“

Bei der Aussprache ihres Nachnamens legte er eine winzige Pause ein, um ihn richtig zu formen. Dann fuhr er fort.

„Doch das Thema, das Sie ansprechen wollen, ist sensibel. Und obwohl dieser Raum normalerweise der sicherste im ganzen Imperium wäre, ist er heute – mit dieser Menge an Gästen – beinahe das Gegenteil. Zumindest, wenn es um Informationen geht.“

Sein Blick schweifte einen kurzen Augenblick ab, kehrte dann aber wieder zurück auf ihr Gesicht.

„Vielleicht jedoch...“

Brummte er mit tiefer Stimme,

„Kann ich Ihnen Antworten geben – ohne hier allzu sehr ins Detail gehen zu müssen.“

Der Hüne stand unbeweglich vor der Gouverneurin, sein Blick fest, fordernd, unnachgiebig und doch mit einer Spur von Offenheit. Er wartete.


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Samin und Verfogler


Die Triebwerke des Kanonenboots dröhnten tief wie das Grollen eines hungrigen Rancors. Samin spürte die Vibrationen durch die Sitzlehnen, in den Knien, im Brustkorb. Mit flinken Händen legte sie sich die Sicherheitsgurte um und zog sie fest. Das hier konnte ein ruppiger Ritt werden. Ein Finger nach dem anderen legte sich anschließend wieder um den Steuerknüppel, der ebenfalls vibrierte. Das hier war kein Fly-by-Wire, wie es in einem TIE-Defender oder auch jedem anderen Kampfjäger der Fall war, der für das All konzipiert war. Diese Kanonenboote waren für einen völlig anderen Zweck gedacht. Jede ihrer fliegerischen Eingaben wurde mit einer ihr völlig ungewohnten, direkten Rückmeldung bedacht. Wenn sie in die Pedale trat, gaben sie Widerstand, je nachdem wie sehr das Manöver das Fluggerät beeinflusste. Dasselbe galt für den Steuerknüppel. Vielleicht lag das ungewohnte Gefühl aber auch daran, dass Samin selten innerhalb einer Planetenatmosphäre kämpfte. Obwohl sie auch das bereits mehr als erfolgreich getan hat. Im Endeffekt machte es auch keinen Unterschied. Sie flog. Und Fliegen hieß überleben.

Hinter ihr klebten die Speederbikes, die plötzlich hinter ihr aufgetaucht waren, als sie den Hangar verlassen hatte. Innerlich hatte sie geflucht. Wie hatte sie diese Dinger übersehen können? Aber so war das Leben einer Pilotin nunmal. Ständig musste man sich auf neue Gegebenheiten einstellen und damit umgehen. Die Lichter der Bikes glühten wie Insekten im Dunkel hinter ihr. Ihre Motoren heulten in einem schrillen Chor, das Sirren jagte entlang der Tunnelwände und überhallte den tiefen Bass ihrer Triebwerke. Jeder Herzschlag sagte ihr nun, dass sie Sana unmöglich retten konnte, solange Kestals Männer noch hinter ihr waren. Sie konnte unmöglich mit einer Eskorte am Treffpunkt auftauchen. Der verrückt gewordene CEO würde sofort das Feuer auf sie eröffnen. Nicht, dass er das nicht ohnehin tun würde.


“Zeigt mal, was ihr könnt”, murmelte sie, beugte sich herüber zum Sitz des Bordschützen und zog die Finger der linken Hand über das Waffenpanel. Für einen kurzen Moment fragte sie sich, ob diese Leute irgendeine Ahnung hatten, mit wem sie sich angelegt hatten. Mit Sicherheit kannten sie ihr Gesicht von den Propaganda-Plakaten. Doch konnten sie irgendeine - auch nur die geringste - Ahnung haben, was dahintersteckte?

Es klickte metallern, als die Kontrolle von den Zwillingslaserkanonen auf das Heckgeschütz umgestellt wurde. Sie gab den ersten Schuss blind ab, doch es genügte, um die Bikes zusammenzutreiben. Mit einem Ruck am Steuerknüppel und dem gleichzeitigen Tritt in beide Pedale verlangsamte sie das Kanonenboot schlagartig, zog es dann seitlich, um mit der gesamten Breite den Tunnel zu blockieren, nur um die Bikes damit in einen für sie günstigen Anflugvektor zu zwingen. Als sie wieder beschleunigte, befanden sie sich alle genau da, wo sie sie haben wollte. Es war fast zu einfach. Sie betätigte den Abzug der Heckkanone. Ein Seitenblick genügte, um zu bestätigen, dass sich eines der Bikes in einen Feuerball verwandelte.

Als sie weiter flog, veränderte sich der Tunnel vor ihr.

Er wurde breiter. Die Wände, eben noch glatt, begannen unregelmäßige Strukturen zu zeigen, als wäre er grob in den Fels gehauen worden. Samin verzog verwundert das Gesicht. Der künstliche Horizont verriet ihr, dass sie weiter hinab, ins Innere des Planeten flogen, statt nach oben. Sie erkannte Verstrebungen, Kabeladern und Wartungsnischen. Durch das Loch in ihrer Cockpitscheibe pfiff die Luft zersetzt mit dem unverkennbaren Geruch von heißem Metall und Ozon herein, als hätten Generationen von Maschinen hier ihre Abdrücke hinterlassen. Alte gelbliche Markierungen flackerten unregelmäßig auf dem Boden auf - halb verwischt, teils übermalt.

Samin griff nach dem an einem Kabel befestigten Sprechgerät einer antiquierten Funkanlage. Sie stellte den Schalter auf ‘Außenlautsprecher’ um und betätigte den Sender.


“Gebt die Verfolgung auf, wenn ihr überleben wollt. Ansonsten teilt ihr das Schicksal eures Kameraden.”

Ihre Stimme hallte von den Wänden des Tunnels wider. Die Elite-Pilotin ließ das Funkgerät anschließend einfach herunterfallen, setzte beide Hände wieder ans Steuer und setzte ihren wilden Flug fort.

Dann bemerkte sie es:

Das Navigationsdisplay blinkte, als wollte es ihr nervös und dringend etwas mitteilen. Dort war ein Navigationspuls, der die vorgeschlagene Route zur rechten Wand des Tunnels lenkte, wo sich nichts als fester Stein befand. Zumindest dachte sie das. Doch als sie die Augen zusammen kniff, erkannte sie da etwas vor sich. Ein schimmer - kaum sichtbar - wie ein Vorhang. Das Navigationssystem projizierte sich nun selbst auf das Head-Up-Display, als wollte es ihr sagen: Hier lang. Durch die Wand.

Mit einem festen Griff am Steuerknüppel brachte sie das Kanonenboot auf Kurs. Das Schimmern in der Wand flackerte, als sie näherkam - und dann entfaltete es sich wie ein hervorgezogener Vorhang: Das Kraftfeld einer
Energiekupplung, in den Fels eingelassen, so schmal und versteckt, dass man es ohne einen entsprechenden Hinweis zu einfach übersehen hätte.

Sie zog scharf die Luft ein. Durch eine Energiekupplung zu fliegen war selten eine gute Idee. Die Elektronik konnte gebraten werden, denn dieses fliegende Polizeischiff verfügte über keinerlei Schilde. Doch an der Aktion gab es auch etwas Gutes: Die Piloten auf den Speederbikes verfügten über gar keinen Schutz. Die Entladungen der Energiekupplung hatten durchaus das Potential, sie einfach zu grillen.

Also raste ihr Kanonenboot in den Schimmer. Zuckendes, blaues Licht überzog die Kabine. Jeder Muskel in ihrem Körper spannte sich an, als wollte sie selbst das Boot durch den Wall pressen. Ihr selbst drohte dank physikalischen Gesetzmäßigkeiten eigentlich keine Gefahr. Wenn die Elektronik flöten ging, war ihr Flug jedoch schneller zu ende, als sie sich wünschen konnte.

Ein Zischen, ein Donnern - und dann war sie hindurch. Die Anzeigen flackerten kurz. Aber die Elektronik hielt stand.

Erwartungsvoll warf sie einen Blick nach hinten …

… nur um zu erkennen, dass das Energiefeld sich deaktivierte, ehe die Speederbikes hindurchflogen.


“Clever”, kommentierte die Chiss ungehalten. Offenbar verfügten sie über eine Art Fernbedienung. Und die Verfolgung aufgeben wollten sie somit sicher nicht. Damit hatten sie ihr eigenes Schicksal besiegelt.

Also lenkte die Chiss ihren Blick wieder nach vorne, um sich mit der neuen Umgebung vertraut zu machen. Sie befanden sich noch immer in einer Art Tunnel. Dieser hier war jedoch durchzogen von einer massiven, breiten Schiene, die an der Tunneldecke entlangführte und wie das Rückgrat eines uralten Tieres wirkte, das sich durch den Fels gebohrt hatte. Sie funkelte matt im Dämmerlicht der wenigen Lampen, die in regemläßigen Abständen die schwarze Dunkelheit durchbrachen.

Samin ließ die Maschine tiefer absinken, knapp über die Bodenmarkierungen, um ein Gefühl für die Ausmaße des Raums zu bekommen. Ihr Atem ging ruhig, kontrolliert. Sie war in ihrem Element. Dennoch spannte sich jeder Nerv in ihr an. Das hier war kein Fliegen, so wie sie es kannte. Das war ein Tanz mit einem unbekannten Tier in einem engen Käfig.

Ihre Gedanken wanderten flüchtig zu Sana. Wenn Samin hier draufging, was würde dann mit ihr passieren? Sie biss die Zähne so fest aufeinander, dass ihr Kiefer schmerzte. In dem Cockpit eines TIEs hatte sie nie an solche Dinge gedacht. Mission war Mission. Befehl war Befehl. Imperium war einfach. Jetzt war es allerdings persönlicher. Zu persönlich. Sie musste die Gedanken unterdrücken. Das Ganze konnte sie beeinträchtigen.

Ein dumpfes Grollen vibrierte von irgendwoher durch die Wände. Zunächst so schwach, dass sie glaubte, es sei nur der Nachhall ihrer eigenen Triebwerke. Doch dann verstärkte es sich, wurde zu einem tiefen, rhythmischen Donnern.

Ihre roten Pupillen verengten sich. Sie zog die Nase des Kanonenbootes etwas höher und suchte mit den Scheinwerfern die Ferne ab.


“Sag mir nicht …”

Der Tunnel zog sich endlos dahin. Und irgendwo in dieser Endlosigkeit, verborgen in der Schwärze, näherte sich etwas. Samin warf einen Blick auf das Display. Was auch immer da heranrauschte, was groß. Erneut warf sie einen Blick auf die Schienenkonstruktion an der Decke. Ein Repulsor-Zug?

Ihre Hände lagen ruhig auf den Kontrollen, doch ihr Puls raste. Er war wirklich groß. Verdammt groß. Und so ein Tunnel war eigentlich nur dazu gedacht, ein Repulsor-Zug zur Zeit zu führen. Für Gegenverkehr hatten ihn seine Konstrukteure jedenfalls nicht ausgelegt.

Es dauerte nur wenige Herzschläge. Aus einer Biegung, die sich inzwischen viel zu nah befand, brach ein Licht hervor. Erst ein flackernder Punkt. Dann zwei, drei, vier Scheinwerfer, gleißend hell und leuchteten den Tunnel aus, als wollten sie einen künstlichen Tag erzeugen. Der Donner wurde zum Tosen. Die Luft vibrierte, Staub rieselte von der Decke. Und schließlich schob es sich in seinen vollen Ausmaßen ins Sichtfeld. Ein Biest. Ein Koloss aus Stahl.
Ein Railcrawler.

Der Zug, gedacht um schwere industrielle Güter über planetare Distanzen zu transportieren, füllte den Tunnel komplett aus, von Wand zu Wand. Ein monströser Körper an Schienen hängend. Mehrstöckig.

Samins Herz machte einen Sprung.

Da war keine Zeit für Strategie. Kein Platz für irgendwelche Berechnungen. Nur sie, das Boot, ihre Reflexe - und die Fähigkeiten, die sie als beste Pilotin der Galaxie besaß.

Ihre Finger huschten über die Schalter, die Triebwerke heulten auf, während sie das Konenboot in eine unstabile Fluglage bugsierte, und seitlich in Richtung einer plötzlich auftauchenden Wartungsnische drückte. Die Maschine ächzte, Metall kreischte und Funken sprühten, als die Flächen der Außenhaut über die Tunnelwände schrammten. Sie selbst wurde in die Gurte ihres Sitzes gedrückt und atmete gepresst. Es war etwas völlig anderes, ohne Trägheitskompenasatoren zu fliegen. Dennoch schaffte sie es. Das Schiff drückte sich an den Rand des Tunnels. Die Schweißperlen auf ihrer Stirn tropften über ihre Augen.

Und dann kam der Crawler vorbei.

Das Donnern war ohrenbetäubend, ein Sturm aus Stahl. Staub und Splitter regneten in Fontänen, als der Koloss an dem Metall des Kanonenbootes kratzte. Für einen schrecklichen Augenblick war Samin sicher, dass der Bug des Crawlers das Kanonenboot zerdrücken wurde. Sie presste sich tiefer in den Sitz, spürte das Pochen ihres Herzens bis in die Fingerspitzen - und dann rauschte der Gigant vorbei.

Ein erstickter Schrei, halb aus Anspannung, halb aus Triumph, entfuhr ihrer Kehle.

Doch nicht alle hatten dieses Glück.

Hinter ihr erklang das Geräusch einer oder mehrerer Explosionen, die anschließend im Dröhnen erstickten. Metall kreischte, und dann war nur noch ein zerschmettertes Wrack übrig. Ein zweites versuchte noch, auszuweichen, aber es verfing sich in der Führungsschiene an der Decke und zerschellte an der Tunnelwand. Ein greller Blitz, ein gellender Knall und auch dieses war fort.

Als das Tosen abebbte, bleib Stille zurück. Nur der Nachhall der Triebwerke und ihr eigener Atem.

Doch ein Blinken auf ihrem Display verriet es ihr: Ein Bike war noch immer übrig.

“Ernsthaft?”

Samin setzte einen entschlossenen Eindruck auf, ließ die Finger über die Waffenkontrolle fliegen und schaltete zurück auf den Zwillungsblasterturm. Ihre Zielerfassung piepte, als sich das Fadenkreuz auf den letzten Verfolger legte. Ihre Finger schwebten über dem Abzug.

Sie konnte nicht wissen, dass Sane im Sattel saß.


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Samin und Sane
 
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