Kashyyyk, Trandosha (Kashyyyk-System)

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Tiberius Ravenburg, Gaus Eisenberg und imperiale Offiziere
Stumm hörte der Veteran zahlreicher Schlachten die Worte seines Kampfgefährten Gaus Eisenberg. Er konnte ihm nicht widersprechen. Wie denn auch? Die Worte, die des Eisenmanns Kehle entkamen, waren von Wahrheit durchdrungen. Wie hätte er diesem Mann, der so viel für das Galaktische Imperium gegeben hatte, widersprechen können? Der Verfall war offensichtlich. Seitdem der jetzige Imperator die Zügel in der Hand hatte, hatte das Galaktische Imperium an Boden verloren. Erst Bothawui, dann den Corellian Run. Es war eine Farce. Mit Captain Dalmascae hatte Ravenburg selbst noch die letzten Reste des Widerstandes, der sogenannten „Forces of Hope“ beseitigt um dann, wenige Jahre später, vor den geistigen Brandstiftern anderer Coleur kapitulieren zu müssen. Es war nicht nur eine Farce, es war eine Schande. Er wusste nicht was er dazu sagen sollte, zuckte nur mit den Schultern und blickte mit seinem verbliebenen Auge stumm auf den Teller voller Köstlichkeiten, die diese vitale Flora und Fauna zu bieten hatte. Ihm war der Appetit vergangen.

Auch wenn Tiberius Ravenburg nicht mit jedem Punkt, den sein Kampfgefährte ansprach, einverstanden war, so war es an dieser Stelle zwecklos zu widersprechen. Die Beweislast war zu erdrückend und nahm ihm jeglichen Wind aus den Segeln. Was er gesagt hatte, hielt stand. Das Imperium würde diesen Planeten in einem Weltenbrand untergehen lassen, sollte sich das Regime von Dac dem Planeten mit auch nur einer Kampfgruppe nähern. Doch wie konnte es überhaupt soweit kommen? Eisenberg hatte Recht. Das Imperium würde zwar nun handeln, doch hatte es versäumt in der Vergangenheit richtig zu handeln. Die beiden Männer litten unter einer kognitiven Dissonanz: Sie waren damit erzogen worden, dass der Mensch die Spitze der Evolution darstellte, sie waren damit gedrillt worden, dass das Imperium von den Sith regiert wird, war es doch der erste Imperator Darth Arcanious, dem sie die Säuberung des Makels der Alten Republik zu verdanken hatten. Doch mit Darth Allegious an der Spitze bissen sich diese beiden Doktrinen und hinterließen einen faden Beigeschmack im Mund des eisernen Zyklopen. Den Moment des Schweigens spülte der Kommandant der Bloodshed mit einem Glas Sprudel herunter, dass er sich in dem Moment der Stille einschenkte, der sich wie ein bleierndes Tuch zwischen Eisenberg und Ravenburg senkte.


Er bot seinem Gegenüber ebenfalls ein Glas des von außerhalb importierten, prickelnden Wassers an und stellte sie, nachdem der Inhalt seinen Weg gefunden hatte, zurück. Seine Hand umfasste das Glas, während sein Blick auf die von Servomotoren gesteuerte Hand seines Gegenübers ruhte. Sie hatten beide viel für dieses Reich gegeben und doch hatten sie keinerlei Mitspracherecht. Ein Affront, doch war das hier keine Demokratie. Dennoch… Ravenburgs Enttäuschung schlug in Wut um. Wut über eine geraubte Zukunft. Eine Zukunft, die ihm ein Mann insbesondere offeriert hatte und an dessen Ideale er felsenfest geglaubt hatte.

„Wäre doch nur Nereus Kratas noch hier.“


Die Worten waren nicht mehr als ein Hauch, doch die nachdenkliche Stille zwischen Ravenburg und Eisenberg wurde von diesen Worten wie ein Peitschenschlag durchdrungen. Ravenburg hob seinen Blick, direkt in die Augen seines Gegenübers. Es war Verbitterung in ihnen zu lesen, Verbitterung über eine Zukunft, die ihm Darth Allegious geraubt hatte.


„Er hätte uns retten können, alter Freund. ER war die Flotte, damals.“

Ein geflügeltes Wort propagandistischem Ursprungs, doch steckte ein Funken Wahrheit darin. ER war es gewesen, den das Galaktische Imperium, geeint, zum Großadmiral hatte ausrufen lassen. Er war es gewesen, der mit dem Anti-Force-Commando eine Streitmacht aufstellen wollte, um möglichen Eskapaden der Sith Einhalt gebieten zu können. Eskapaden wie jene, die das Galaktische Imperium im Endeffekt zerrissen hatte: Der Krieg zwischen dem Blutsbruder des vorherigen Imperators und dem Halb-Noghri. Zugegeben, beide waren nach den Standards der humanen Hochkultur nicht das, was man die perfekten Beispiele der Sitze dieses Reiches ansehen sollte, doch hätte Ravenburg insgeheim einen dritten Weg lieber gesehen: Imperator Nereus Kratas.


„Einmal, auf Carida während des Sith Schisma, sah ich Ihn wie er einem Sith die Stirn bot.“

Seine Worte schienen nachdenklich, er schwelgte in Erinnerungen. Es war damals, auf dem Höhepunkt des Konflikts zwischen den Sith Despoten gewesen, dass Tiberius Ravenburg zum ersten Mal einem dieser Gräuel in Menschenhaut gegenübergestanden hatte. Er erinnerte sich an die Kälte, die diese Wesen ausstrahlten. An den Zorn, der in den goldgelben Augen dieses Wesens geruht hatte. Wie ein Rancor einem Käfig. Doch war der Mann ruhig gewesen, hatte sich gewählt ausgedrückt. Wie ein unter Druck stehender Behälter, bereit jederzeit zu explodieren, hatte das massige Wesen, dass sich als Nergal, Bote von Darth Allegious vorgestellt hatte, mit Nereus Kratas parliert.


„Eine riesige Bestie von Mensch, ein wahrer… ein wahrer Titan. Doch Kratas hielt stand.”

Und wie er standgehalten hatte. Ravenburg dachte mit Wehmut an den Großadmiral zurück. Er hätte diesen Verfall aufhalten können. Zwar war er ein Förderer von Jade Dalmascae und seiner Schwester Alynn Kratas gewesen, wenn die Zylinder an ihren Gürteln nicht täuschten ebenfalls Mitglieder dieses Ordens, der über das Imperium verfügte, doch schienen sie… eine gänzlich andere Sorte zu sein. Eine, mit der vielleicht sogar sein reaktionärer Freund hätte leben können. Doch er würde nie in den Geschmack kommen dieses Szenario zu sehen, denn man hatte ihm diese Zukunft geraubt. Die Worte seines Kameraden hatten etwas in ihm ausgelöst, das lange geschlafen hatte.


„Mit ihm wäre es niemals so weit gekommen.“

Seine Worte waren nun getränkt von Verbitterung. Der eiserne Zyklop presste die Lippen zusammen, nahm noch einen Schluck des prickelnden Wassers und sah, wie die Turbolifttüren sich öffneten und ihr Führer, mitsamt der Offiziere, wie siegreiche Helden und einigen Behältern zurückkamen.

„Wo du eben von Chedhi sprachst…“

Mit seinem Zeigefinger, den Arm auf dem Tisch ruhend, deutete der imperiale Offizier in Richtung der heranrückenden Kolonne, gespannt darauf, was sie seinem erzürnten Freund und Kameraden für Gaben anbieten würden.


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Tiberius Ravenburg, Gaus Eisenberg und imperiale Offiziere
 
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Sein kameradschaftlicher Freund verstand. Mehr noch, er bestätigte Eisenberg in dessen Eifer und befeuerte die innere Flamme des Hasses. Das kumulierte in der Nennung des einstigen Großadmirals der Imperialen Flotte, Nereus Kratas. Diese Leitfigur für viele altgediente Offiziere besaß mittlerweile fast schon halbgöttliche Verehrung und erzeugte gerade bei den tendenziell in der Macht eher unbegabten Kommandanten von Schiffen und Flotten einen wahren Nimbus. Der ehemalige Oberkommandierende hatte sich durch seine Erfolge, seine Überzeugungen und Taten selbst ein unerschütterliches Standbild geschaffen, zu dem nach wie vor Hunderte, Tausende aufschauten. Für eine gewisse Elite von Flottenoffizieren galt er als das Ideal, nach dem sie streben wollten. Und für eine noch kleinere Gruppe von Kritikern war er die Lösung der Probleme mit einem Sith-Oberhaupt. Auch für Gaus Eisenberg war eine durch männliche Menschen geführte Flotte in einem durch männliche Menschen geprägten Imperium der absolute Superlativ. Mundane, also in keinster Weise der Macht anhängende Menschen männlichen Geschlechts stellten sein persönliches Ideal von Führung dar. Danach strebte er, so handelte er, so entschied und befahl er. Sein Alltag war diesem Leitbild gewidmet und seine Aussagen kanalisierten diese Überzeugung.

"Ist denn bekannt, ob er noch lebt? Welches Übel, welche garstige Brut ihn dereinst vertrieb?", wollte der Belgarother wissen, als auch schon die gesammelte Runde an Offizieren und Ganner Chedhi zurückkehrten. Offenbar sollte die Führung weitergehen, doch Gaus war noch nicht in der rechten Stimmung seine Unterhaltung nun schon abzubrechen. Herrisch verwies er die gesamte Entourage mit einer Geste seines eisernen Arms in eine andere Ecke des gewaltigen Raumes mit den noch gewaltigeren Transparistahlfenstern hinter denen sich die Naturwunder Kashyyyks dem Raubbau des Imperiums zu entziehen versuchten.

"Könnte man doch nur einen Mann wie ihn für die Sache gewinnen ... es stünde direkt wieder besser um die Zukunft der Galaxie.", fuhr er fort. Seine Worte wurden getragen von Sehnsucht und einem Hauch Zuversicht. Hoffnung beflügelte auch harte Männer wie Gaus Eisenberg. Sie war Treib- und Brennstoff gleichermaßen, trug schwermütige Gedanken fort und brachte neue Ansichten.

Der Austausch mit seinem Kameraden war tatsächlich erfüllend, und auf eine ihm unverständliche Weise heilsam. Vielleicht war es wirklich an der Zeit für einen personellen Umbruch. Möglicherweise - und Gaus erschrak förmlich bei diesen subversiven Gedanken - bedurfte es eines politischen Wandels, nötigenfalls mit Hilfe der Imperialen Flotte. Ein Putsch durch das Militär zur Genesung des gesamten Imperiums. Solcherlei Überlegungen hatte es bis dato in seinem Geist nicht gegeben, doch mit jeder frustrierenden Veränderung der Gesellschaft - und damit auch des Militärs - verhärmte der Kommandant der 'Intrepid'. Und dadurch wurde dem Wunsch nach radikaler Änderung ein Nährboden bereitet.

Die Suche nach dem Großadmiral konnte da ein erster Lösungsansatz sein. Gaus war sich über das Schicksal von Kratas im Unklaren, aber dafür gab es ja die notwendigen Einrichtungen innerhalb des Galaktischen Imperiums. Möglicherweise wusste Tiberius auch mehr darüber, hatte er ihn doch leibhaftig erleben dürfen.

"Commander Ravenburg, Commander Eisenberg - wenn Sie sich uns dann anschließen würden ... die Führung ginge weiter.", erklärte der Angestellte der Arugen-Shyish Corporation vom anderen Ende des Raumes. Durch seinen Ruf erlangte er die Aufmerksamkeit des Maschinenmannes, der ihm kurzerhand ein besonders grimmiges Gesicht präsentierte. Die Dreistigkeit dieses Gästeführers war fast schon impertinent. Vielleicht ließ sich später am Tag noch ein kleiner Unfall inszenieren um einen Ersatz für Chedhi zu bekommen.

"Dieser Knabe ist nützlich wie ein Pickel am Gesäß!", knurrte der Cyborg-Offizier düster.

Dann jedoch machte er sich langsam in Richtung seiner eigenen Mannen auf, die sich mit dem Gefolge von Ravenburg unterhielten. Den Kontaktmann der imperialen Firma ließ er konsequent unbeachtet, einfach um seiner persönlichen Leidenschaft zur Drangsalierung anderer frönen zu können. Das entsprach zwar nicht den Sitten und Gepflogenheiten der Imperialen Flotte ... doch Weibsvolk auf der Brücke tat das ebenso wenig. Nicht immer musste er ja anachronistisch handeln.

Die gesamte Führung verließ nun die gewaltige Messe für besondere Gäste und machte einen Abstecher zur Landeplattform, die sich genau überhalb des Raumes befand, in dem sie gerade noch den Wookieefraß serviert bekommen hatten. Mittels Lift erreichte man die umzäunte und durch Autoblaster gesichterte Dockbucht. Die gewaltigen Auswüchse linker- und rechterhand ließen die Produktionsstätte festungsartig erscheinen und die titanenhaften Ausmaße der Raffinerie spotteten jeder Beschreibung. Kurzzeitig schalt sich der Offizier von Belgaroth einen Narren für den Zweifel an der Effizienz dieser Stätte. Sicherlich konnte man noch wesentlich umfangreichere Rodungen vornehmen, doch von außen betrachtet war die Anlage gigantisch.

Sofort gestattete sich Eisenberg einige Schritte auf die jähe Kante zu. Eine nicht ganz hüfthohe Sicherheitsabsperrung sollte etwaige Unfälle und Stürze verhindern. Von hier aus bekam man ein erhebendes Gefühl, derweil weiter unten G5-623 langsam ausblutete.

"Geben Sie Acht auf sich, Sir.", gemahnte Ensign Moyar zur Vorsicht. Sein Vorgesetzter zuckte kurz nervös zusammen, dann drehte er sich langsam zu seinem Assistenten um.

"Danke, Ensign. Ohne Ihren Einwand wäre ich beinahe in den Tod gestürzt ... direkt hinein in diese zähe Wookieepisse! Gut, dass Sie mich vor diesem Schicksal bewahrt haben.", verkündete er, derweil seine Stimme vor Zynismus nur so troff. Dieser Ort hier war ideal für einen kleinen Schubser, welcher dann Chedhi gute siebzig Meter tief fallen lassen würde. Noch gab es allerdings zu viele Zeugen.

"Immer gern, Commander.", antwortete der Ensign. Entweder hatte er die Aussage des Kommandanten nicht begriffen oder er übersah die ständige Kritik von Eisenberg konsequent.

Als jeder der Anwesenden sich einen Blick über den Rand der Plattform gegönnt hatte, ergriff ihr Ansprechpartner, Ganner Chedhi, noch einmal das Wort.

"Dies hier ist üblicherweise eine Notlandeplattform, sollte es zum unwahrscheinlichen Fall einer größeren Katastrophe kommen. Auch werden hier Führungskräfte der Arugen-Shyish Corporation gelandet.", erklärte er.

Das hatte direkt für einen neuen Schub von Konzernhass bei Gaus Eisenberg zur Folge. Sie selbst waren außerhalb der Anlage abgesetzt und dann mit Schwebern zur Raffinerie gebracht worden, derweil die Unternehmensbonzen die kürzesten, die bequemsten Wege bekamen. Ein weiterer Tiefschlag für die ruhmreiche Flotte des wenig ruhmreichen Imperators. Wäre doch bloß der Großadmiral noch in Amt und Würden ...

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Tiberius Ravenburg, Gaus Eisenberg und imperiale Offiziere

Ein eigenartiges Gefühl beschlich den Veteran unzähliger Schlachten im Namen des Galaktischen Imperiums und seines Imperators. Es war ein Gefühl, dass sich zuerst in seiner Magengrube entwickelte und dann sein Rückgrat, in Form eines Schauers seinen Rücken hinauflief, bis es sein Stammhirn in Flammen setzte. Nicht, dass Tiberius Ravenburg dieses Gefühl fremd gewesen wäre, dieses Gefühl war ein alter Vertrauter. Wie ein Freund vergangener Tage erschien es, doch hätte der eiserne Zyklop niemals gedacht, dass sie im Kontext seines geliebten Imperiums zum Leben erwachen würde. Es war Wut. Wut auf den Imperator. Wut auf die Entwicklungen, die so falsch liefen in diesem gigantischen Sternenreich. Man sagte, dass Ideen ansteckend seien, dass Ideen sich wie ein Tumor verbreiten konnten. In diesem Moment ahnte der Kriegsversehrte, wieso KOMENOR mit wachsamen Augen versuchte zu kontrollieren welche Gedanken die imperialen Herrschaftssubjekte erfüllten, denn Ravenburg spürte die ungemeine Wut in seinem Bauch, die sich wie eine lodrige Faust formte und nach einem Ventil suchte. Diese Wut war das Ergebnis der Frage seines alten Freundes und Kameraden Gaus Eisenberg nach dem Verbleib und vor allen den Feinden des größten Raumherren aller Zeiten, des Großadmirals Nereus Kratas.

„Nichts handfestes. Laut den offiziellen Sprachrohren „verschollen“, ähnlich wie Darth Phollow.“

War es damals nicht genau so gewesen? Darth Phollow war es, der dem Galaktischen Imperium angeblich auf dem Höhepunkt seiner Macht den Rücken kehrte und das Exil suchte. Sein Nachfolger sollte der Chiss Overlord werden, doch dann entbrannte ein Kampf um die Deutungshoheit, das Sith Schisma. War dieses Exil wirklich so selbstgewählt? War es vielleicht eine Finte des garstigen Noghris auf dem Thron? Eine infame Behauptung, doch andererseits… es würde so viel erklären. Es lag in der menschlichen Natur für scheinbar komplizierte Sachverhalte einen einfachen Erklärungsweg zu führen, selbst wenn dieser in das Reich der Verschwörungstheorien reichen würde. Doch war es wirklich so abwegig? Normalerweise galt, dass eine Verschwörung mit potenziell erhöhter Anzahl an Mitwissern schneller aufgedeckt wird. Doch diese Sith… diese Scheusale in Menschenhaut konnten mit den Gedanken ihrer Untergebenen spielen, sie manipulieren. Hatte Allegious vielleicht Nereus Kratas ausgeschaltet, als dieser der Wahrheit zu nahekam?

„Wenn du mich fragst… du weißt wonach das riecht.“

Verbitterung durchzog die Worte des kampferfahrenen Kommandanten der Bloodshed wie ein roter Faden, der diesen Narrativ in ein Netz aus Gerüchten und hinter vorgehaltener Hand geflüsterter Wahrheiten umspannte. Beinahe als hätte KOMENOR die Art ihrer Gedanken gespürt, als hätten sie ihre Horchteleskope in die Richtung dieser beiden ehrbaren Männer gerichtet, die, Kratas ähnlich, der Wahrheit zu nahekamen, erschienen Chedhi und die Entourage ihrer Offiziere. Doch ähnlich wie Ravenburg war auch Eisenberg noch nicht mit diesem Gedanken fertig, sodass der Maschinenmann die Untergebenen anwies wonaders ihr Glück zu suchen, solange sich diese beiden Männer unterhielten.


„Wenn Kratas nicht auffindbar ist, dann müssen wir nach seinen Idealen handeln.“

Ein Gedanke konnte zuweilen ein ganzes Wesen entfachen und für ein Ideal brennen lassen. Der Kommandant imperialer Bauweise begann zu verstehen wieso der Rebell behauptete, dass Rebellionen auf Hoffnungen gebaut waren. Auch ohne mit dem Regime von Dac zu sympathisieren, ja überhaupt sein Existenzrecht anzuerkennen, um festzustellen welcher Wahrheitsgehalt in diesen Worten lag.


Es waren die Worte ihres Führers, die Tiberius Ravenburg aus seinen Überlegungen herausrissen. Die Führung durch die imperiale Raffinerie sollte weitergehen. Was für Ravenburg zuerst wie ein entspannter Tag außerhalb des Schiffes begonnen hatte, entwickelte sich zusehends zu einem Erweckungserlebnis. Auch wenn sich seiner Route nichts ändern würde – die Bloodshed war schließlich als Geleitschutz abkommandiert worden – fühlte sich dieses Gespräch wie der Funke an, der das Feuer in dem eisernen Zyklopen wieder zum lodern brachte. Daher war Ravenburg zwar physisch anwesend und folgte, einem Droiden gleich, automatisiert der Gruppe, hing jedoch in Gedanken an einem Lösungsansatz. Er wüsste gar nicht wo er anfangen sollte, wenn er wirklich den Großadmiral suchen wollen würde. Auch der Kreis jener, die an den Richtlinien des Großadmirals festhielten mussten sich formieren, eine Kabale bilden, die bei einer potenziellen Rückkehr des Großadmirals diesem wieder zur Macht verhelfen würden oder das Heft selbst in die Hand nehmen würden, sollte sich das schlimmste bewahrheiten und Kratas nicht mehr unter den Lebenden weilend.

Die Ernsthaftigkeit seiner Gedanken löste sich erst, als Eisenberg mit einer mehr als komischen Bezeichnung ihren Führer belegte, die dem sonst eher grimmigen Kommandanten der imperialen Marine ein Lächeln auf die verzagten Lippen brachte.


„Und so nützlich wie Brüste an einem Rancor.“ fügte der eiserne Zyklop polternd hinzu, würden sie sitzen hätte er sich auf die Schenkel geschlagen.

Es waren diese Momente der Erheiterung, die einem erfahrenen Offizier der imperialen Flotte in Situationen wie diesen nicht dazu brachten ihren Dienstblaster zu zücken und vollendete Tatsachen zu schaffen. Je länger sie hier verweilten, desto weniger Zeit hatte Ravenburg die soeben gefasste Idee in die Tat umzusetzen. Wie so oft, wenn er eine fixe Idee verfolgte, verlor er sich darin, schwelgte in Details und malte sich Szenarien aus, ging den dritten vor dem ersten Schritt. Dabei erreichten sie eine Landeplattform, deren waffenstarrende Schutzmechanismen in Ravenburg ein Gefühl der Vertrautheit hervorriefen, die man auch jäh mit Geborgenheit hätte verwechseln können. Lediglich die Erkenntnis, dass diese Landeplattform genauso gut auch ihnen die leidige Fliegerei im Gleiter hätte ersparen können, weckte in dem einäugigen Zyklopen die Lust das Ventil zu öffnen um Wut abzulassen, die ihn schon seit geraumer Zeit erfüllte.


„Ich nehme an, man wollte uns die wunderbar wilde Fauna des Planeten präsentieren, als man uns nicht über diese Landeplattform hier landen ließ?“
fragte Ravenburg spitz, dem ähnlich wie seinem Kameraden ob dieser Entdeckung der Zorn ins Gesicht geschrieben stand.

Der Mann mit dem Borstenhaarschnitt rang nach einer Erklärung, wohlwissend, dass es keine geben würde, die Eisenberg und Ravenburg zufriedenstellen würde. Es war eine Dichotomie, einerseits ihnen Honig, um den Mund zu schmieren, sie als große Wächter des Konzerns mit Dankbarkeit in Wort und Mahl zu überschütten, aber wenn es um Taten ging, sprach der Konzern eine andere Sprachen. Das große Pech von Ganner Chedhi war, dass für Tiberius Ravenburg Taten stets lauter sprachen als Worte, denn sie zeigten die wahren Prioritäten von Konzernen und Wesen.


„Lassen Sie uns diese Führung lieber schnell zu einem Ende finden, bevor der Wookiee in uns wach wird.“

Mit vor der Brust verschränkten Armen blickte der Imperiale ihren Führer mit einer Mischung aus Abscheu und Ungeduld an. Er hatte genug gesehen und gehört.


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Tiberius Ravenburg, Gaus Eisenberg und imperiale Offiziere
 
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Das unter dem geläufigeren Namen Kashyyyk bekannte G5-623 war die Versinnbildlichung all dessen, was in der Galaxie gemeinhin als Chaos bezeichnet wurde. Die Vielschichtigkeit von Flora und Fauna, die todbringenden Schrecken ungekannten, ja unentdeckten Ursprungs, sowie die beinahe vollständige Abwesenheit von Zivilisation kulminierten zu einem garstigen Schmelztiegel rebellenhafter Unordnung. Für einen jemanden, dessen Werteverständnis innerhalb der Parameter imperialer Ideologie navigierte, war ein Ort wie dieser beinahe schon pure Häresie. Diese Welt troff vor Insubordination, vor Anarchie und pervertierten Normen. G5-623 war im Grunde als anti-imperial einzustufen und deshalb war es nur rechtens hier alle erdenklichen Rohstoffe und Ressourcen zu vereinnahmen. Die Ureinwohner taugten im Zuge der Gewinnmaximierung bestenfalls als körperkräftige Arbeitssklaven, denn kulturell konnten diese haarigen Ungeheuer absolut gar nichts vorweisen.

Gaus Eisenberg kam zu dem Schluss, dass G5-623 im Grunde kein Planet war, den er aus eigenem Antrieb besuchen würde. Einzig sein Dienst für die ruhmreiche Flotte des Imperators brachte ihn an Orte wie diesen und genauso schnell wie er in das System gekommen war, würde er es auch schon bald wieder verlassen. Der Konvoi, welchen er selbst und Commander Ravenburg mit den eisernen Streitrössern der Flotte, altehrwürdigen Dreadnaught-Klasse Kreuzern, zu schützen pflegten, war Bestandteil einer großflächigen Förderung von möglicherweise zukunftsweisenden Rohstoffen aller Art. Ihr Auftrag war simpel wie nützlich gleichermaßen und der Schutz von Millionen von Tonnen des nützlichen Saft des Wroshyr-Baumes hatte oberste Priorität. Dafür war Commander Eisenberg sogar bereit, sich den endlosen wie öden Ausführungen des Angestellten eines privaten Konzerns auszusetzen. Nicht um der guten Stimmung willens, sondern zu Ehren der Imperialen Flotte. Doch die Geduld des Eisenmannes neigte sich langsam aber sicher dem Ende.

Unterhaltsam war einzig der spöttische Austausch mit seinem alten Weggefährten, Tiberius Ravenburg. Dieser ebenfalls vernarbte Veteran zahlreicher Weltraumschlachten vertrat ähnlich konservativ-traditionalistische Ansichten wie Gaus und war sich für ein ehrliches wie kritisches Wort nie zu schade. Diese Form ganz eigener Kameradschaft war heuer ein seltenes Gut, weshalb der eisenharte Flottenoffizier das Band welches die Männer verband, ganz besonders schätzte.

"Ich bin ganz Deiner Meinung, Tiberius!", intonierte der Kommandant der 'Intrepid' ganz besonders lautstark, um weitere Überflüssigkeiten direkt im Keim zu ersticken. Die gewaltige Raffinerie, durch welche sie seit gefühlten Stunden geführt wurden, war imposant, effizient und besaß eine kalte, imperiale Architektur, dass es jedem aufrichtigen Soldaten das Herz vor Freude springen ließ. Doch es verkam mehr und mehr zu einer Werbekampagne des Unternehmens, das hier unter der Schirmherrschaft des Imperiums seine Gewinne vergrößerte. Zudem war es an der Zeit auch noch andere Sehenswürdigkeiten auf dem besetzten Planetoiden zu besuchen. Gaus hatte sich vorgenommen auch die Imperiale Arbeitssiedlung #121 zu beehren, zudem mussten sie auch noch eine Besichtigung der hiesigen Ölraffinerie planen, sollten doch auch von dort noch Treibstoffe geladen werden. Und mit ganz viel Glück ergab sich überdies noch eine Gelegenheit nach der sagenhaften Inselfestung eines unbekannten Verwalters zu suchen, die sich - so munkelte man - hier auf G5-623 befinden sollte. Vielleicht konnte man die Suche danach sogar mit einer kleinen Safari verbinden. Eine Großwildjagd aus der gesicherten Kanzel eines imperialen Kampfläufers auf die hiesige Kreaturenschaft klang in den Ohren des Maschinenmannes überaus verlockend.

"Nun, Chedhi, was haben Sie noch im Programm? Gibt es noch ein Siloleck, das wir noch nicht gesehen haben? Oder wollen Sie uns noch von den neuesten Quartalsberichten Ihres Arbeitsgebers vorschwärmen? Falls nicht, haben die wahren Säulen der imperialen Gesellschaft noch einiges zu tun. Die Vorbereitung zur Verladung scheint ja in vollem Gange zu sein und ich bin mir sicher, dass es Sie beruhigt, wenn Commander Ravenburg und ich jeweils eine Kompanie unserer Marinesoldaten zur Sicherung der Anlage abkommandieren, bis auch das letzte Fass Wookieepisse befüllt ist, oder?", startete der Offizier mit den ehernen Gesichtszügen fast schon süffisant säuselnd. Sicherlich besaß die Arugen-Shyish Corporation eigene Sicherheitskräfte, doch mit der Interims-Stationierung von imperialen Soldaten erzeugte er den nötigen Druck. Zudem bestand dann auch für niemanden in dieser gewaltigen Anlage ein Zweifel daran, wer hier in Wahrheit die Kontrolle hatte. Mochten private Konzerne und Unternehmen noch so gewaltig wachsen und politische wie finanzielle Macht anhäufen, sie alle existierten nur zur Förderung und Unterstützung des Imperiums. Und das Galaktische Imperium stützte sich auf die selbstaufopferungsvolle Leistung des Militärs, allen voran der Imperialen Flotte.

Mit einem Hochgefühl puren Stolzes ließ der Sohn von Belgaroth den Unternehmens-Knirps stehen und widmete sich seiner eigenen Entourage. Selbige erhielt rasch einige klare Befehle zur Umsetzung seines Vorhabens. Sie hatten genug getrödelt. Es war an der Zeit ein paar wichtige Entscheidungen zu treffen. Zur Wahrung der allgemeinen Sicherheit, zur Realisierung der pünktlichen Abflugzeiten und der nötigen Ernsthaftigkeit aller Anwesenden. Ein fehlerfreies System wie das Imperium funktionierte nur dann ohne echten Makel, wenn alle Untergebenen auch bereit waren über die Grenzen des eigenen Leistungsvermögens hinaus zu agieren. Gaus Eisenberg lebte diese Überzeugung fast tagtäglich vor und erwartete sie kurzerhand auch von jedem anderen - egal ob Soldat oder Zivilist.

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Tiberius Ravenburg, Gaus Eisenberg und imperiale Offiziere

Es gab bei jeder Person einen Moment, der das Fass nicht nur sprichwörtlich zum Überlaufen brachte. Es war ein Moment, der Ventile zum Bersten brachte, der alle Schotten öffnete und sich das Meer der Wut wie eine rachsüchtige Dirne mit ihren Klauen über ihren Peiniger hermachte. Es machte keinen Unterschied, ob er derjenige war, der ihr am meisten Leid zugefügt hatte. Er war derjenige, der die Taten aller vorangegangen büßen musste. Commander Tiberius Ravenburg, der für das Galaktische Imperium Körper und Seele gegeben hatte, dessen im Vergleich zu anderen Offizieren fortgeschrittenen Alter bei jüngeren Offizieren sicherlich Hohn hinter seinem Rücken erbrachte, hatte genug. Die Offenbarung, dass man die hohen Funktionäre des Konzerns bequem hierher, direkt in die Fabrik schippern konnte, während sein Kamerad und er mitsamt ihrer Entourage den weiten Gleiterweg nehmen mussten, war nicht nur respektlos, es war infam. Im Auge des Kommandanten war dies ein Grad der Respektlosigkeit, den er nicht mehr tolerieren würde. Ihre Aufgabe als Wachpersonal für das Baumharz des Konzernes zu dienen war sowieso schon unter der Würde dieser Veteranen, doch selbst hier diese Schmach zu erhalten, reichte ihm. Kriegswichtige Rohstoffe hin oder her, ein imperialer Offizier hatte noch immer eine Ehre die unantastbar war. Und es reichte nicht nur Tiberius Ravenburg, denn auch Gaus Eisenberg schien einen Punkt erreicht zu haben, an dem Tatsachen geschaffen werden und der Goldhammer kreisen musste.

„Eine Kompanie? Mein lieber Freund, sei doch nicht so… minimalistisch.“ Ein Witz unter Gleichgesinnten, den keiner der beiden Eisenmänner von einer anderen Kreatur, obgleich in Uniform oder in zivil akzeptieren würde. Wer auf Augenhöhe miteinander parlierte, der durfte das. Chedhi durfte in diesem Moment nichts, außer zu nicken, dessen Augen geweitet wie weine Hyperraumstraße nach Bastion. „Machen wir ein Battalion draus.“

Erst jetzt fand der Führer seinen Elan wieder, wollte wiedersprechen, doch bevor auch nur ein Wort aus dem Mund des Mannes mit der schwarzen Borstenfrisur entweichen konnte, hatte Tiberius Ravenburg diesem seinen Zeigefinger in bedrohlicher Manier vors Gesicht gehalten, als wäre es ein Blaster dessen Energielanze gleich das Gesicht des Führers perforieren würde.

„Wir haben lange genug gewartet. Wissen Sie eigentlich, was diese kleine Detour den imperialen Steuerzahler kostet? Nein? Dachte ich es mir. Unsere Truppen werden jetzt schauen, dass die Ladung schneller an Bord der Transportschiffe kommt. Machen Sie alles für die Landung bereit. Am Besten in Nähe der Fabrik.“


Der bisher eher versöhnliche Ton des Kommandanten war gänzlich verschwunden, das Gespräch mit seinem alten Kameraden in der Kantine schien eine Bestie in ihm geweckt zu haben, die aufgrund der Schmach, die dieser Mann im Laufe seiner Karriere erlitten hatte, reduziert worden war. Gedemütigt von Minderen, überholt von Langsameren, fühlte sich der eiserne Zyklop wie ein Relikt aus vergangenen Tagen, als der Großadmiral das Galaktische Imperium zu einer neuen Größe hätte führen können. Doch das lag hinter ihnen. Ganner Chedhi und diese gesamte Fabrik, ja dieser gesamte Auftrag, waren eine Farce. Sie würden schauen, dass die Truppen so schnell wie möglich dieses Harz auf die Transporter.


„Lieutenant-Commander Varos!“ Der Name, den Ravenburg beinahe brüllte, hallte durch die Gänge obwohl Garm Varos nur wenige Meter hinter ihm stand und sofort bei Fuß zum Befehlshaber der Bloodshed kam. Auch wenn er ein gewitzter, wortgewandter Offizier der imperialen Marine war, wusste der pflichtbewusste Varos genau, wann man den cholerischen Kapitän der Dreadnaught nicht reizen sollte. „Veranlassen Sie die Landung eines Battalions nach Wahl von Colonel Adelhard, Daddeldu!“

Zackig salutierte Varos, doch was seine Körpersprache mitteilte war eins, was seine Mimik, die in diesem Moment den Einäugigen musterte verriet war etwas anderes. Doch Tiberius Ravenburg ließ sich in diesem Moment nicht bremsen. Es war, als hätte er ein Erweckugnserlebnis gehabt, vielleicht waren es aber auch nur die Dämpfe in diesem von allen guten Machtgeistern verlassenen Ort, das konzentrierte Ammoniumnitrat, dass hier gelagert wurde und der Ammoniak, der die Luft erfüllte. Und wenn es noch ein Mehlauge des Konzerns wagen würde ihm hier in die Quere zu kommen, dann würde er diesen zum Schrubben der Honigzellen an Bord der Bloodshed verdonnern, bis dieser sich wünschte in einem Rontostall zu leben.

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Die Freude, welche Gaus aufgrund der kollegialen Kooperation seines Kameraden und Freundes Ravenburg empfand, war echt und pur. Nicht, dass es ihn von seinem Vorhaben abgebracht hätte, wäre sein alter Weggefährte nicht unterstützend zur Hilfe geeilt, doch es war eine wunderbare Erfahrung großer Nähe zwischen zwei Männern, die ihr geistiges, wie auch körperliches Heil dem Dienst in der Flotte untergeordnet hatten. Ihre derzeitige Aufgabe, der Schutz von bedeutenden Ressourcen, mochte nicht annähernd so ruhmreich oder leidenschaftlich wirken, wie dem widerlichen Feind in die hässliche Fratze zu blicken und Tod und Vernichtung auf ihn herabregnen zu lassen, doch auch das beste Ross im Stall musste einmal verschnaufen und ruhen. Denn, bei aller imperialen Propaganda, die die alten Veteranen hier von sich gaben, es war genau das: Ruhe und Auszeit. Das profane, fast schon dröge herumlaufen in der Raffinerie, das furchtbar ordinäre, unternehmenstreue Gefasel des Angestellten und das minutiöse Abklappern von anlageninternen Sehenswürdigkeiten kamen einem schlecht geplanten Landgang gleich. Doch Gaus Eisenberg , der Maschinenmann, war nicht geschaffen für Vergnügen der seichten Art, für Lobhudelei auf zivile Einrichtungen oder das Staunen über erreichte Sollzahlen. Gaus, der Offizier von Belgaroth, brachte Feuer und Schwefel über all jene, die im krassen Kontrast zu den regulierenden Werten des Galaktischen Imperiums standen. Er war im permanenten Kriegszustand mit IHM, dem NICHTMENSCHEN. Selbiger war der Feind, die Nemesis, Hybris und Abyss gleichermaßen. Verdammungswürdig, ausrottungsfähig und dazu verdammt von den aufrechten, tapferen, loyalen Männern des Imperators bis ans Ende der bekannten Galaxie gejagt zu werden. Und darüber hinaus!

"Sehr richtig, alter Freund. Ein Batallion ausgewählter Marinesoldaten sollten es sein. Das ist ein weiser Vorschlag.", bekräftigte der versehrte Offizier und ballte seine stählerne Hand zur Faust. Hier mussten Fakten geschaffen und Nägel mit Köpfen gemacht werden. G5-623 besaß einen gewissen Nutzen, doch der bestand einzig und allein im hiesigen Ressourcenvorkommen. Kulturell war diese Welt für das Imperium absolut uninteressant, da viel zu barbarisch und unzivilisiert. Ein feiner Geist konnte hier ebensowenig Kurzweil finden, wie auf einem Wüstenplaneten. Hier gab es nichts von Belang, nichts von Interesse oder von Bedeutung. Ressourcen und zwangsverpflichtete Arbeitskräfte - das waren die Erzeugnisse von Kashyyyk.

Um der gemeinsamen Entscheidung Nachdruck zu verleihen, tat es der Commander der 'Intrepid' dem Einäugigen gleich - er rief seinen 2IC zu sich. Das sollte einerseits seiner Bedeutung weiter Schub verleihen, zudem konnte er seinen Fokus von dem neunmal verteufelten Angestellten des imperialen Zivilkonzerns lösen, ehe er selbigem noch Leid antat.

"Laux, geben Sie Befehl an mein Schiff - ich will ein Batallion unserer besten Jungs in Rekordzeit in diesem verseuchten Urwald haben, damit sichergestellt wird, dass unsere Fracht ordnungsgemäß und vorschriftstauglich vorbereitet wird. Zwischenfälle werden bei drakonischen Strafen nicht geduldet und jede selbstverschuldete Verzögerung durch unsere Mannen geht mit Streichung von Landurlaub einher!", polterte der 44-Jährige. Eigentlich wollte er selten um jeden Eindruck willen so eisenhart erscheinen, wie es sein rechter Arm seit vielen Jahren war. Doch an dieser Stelle war es unumgänglich, dass dieses Zivilistenpack verstand, wie sehr die Imperiale Flotte bereit war, drastische Mittel zur Erzwingung ihrer Ziele einzusetzen. Wichtig war nur der Erfolg der Mission und nicht das persönliche Befinden irgendwelcher Individuen.

"Ganz wie Sie befehlen, Commander. Ich gebe Ihre Order direkt weiter, Sir."

Sein Stellvertreter, Lieutenant Commander Priam Laux, war zwar bisweilen furchtbar ermüdend imperial bis auf den Kern, doch er war ein zuverlässiger Offizier. Und genau das brauchte das Imperium derzeit. Loyalität, Verlässlichkeit, Geradlinigkeit und der Wille zur absoluten Kontrolle der bekannten Sektoren in der Galaxie. Im ganz persönlichen Rezept von Commander Eisenberg gab es natürlich noch Erwähnung von xenophobischen, sexistischen und ungleich radikaleren Ideen, doch die waren derzeit nicht überall gern gesehen. Auch eine wahrhaft tugendhafte Institution wie das Galaktische Imperium hatte bisweilen mit dem widerlichen Geschwür von liberaler Selbsthinterfragung zu kämpfen. Bestenfalls schnitt man das befallene Fleisch mit einer glühenden Klinge hinaus, einzig, derzeit fehlte es an der Spitze offenbar an jemanden, der in der Lage war selbige Klinge zu führen. Der Austausch mit seinem Kameraden über den verschollenen Großadmiral beflügelte den Maschinenmann in der Absicht, einen geeigneten Kandidaten für eine solche Unternehmung zu finden und zu benennen. Doch Putschgedanken jeder Art mussten auf die richtige Zeit warten. Nun galt es erst einmal G5-623 um die wenigen Elemente von Wert zu erleichtern, die es überhaupt besaß.

Mit einem triumphalen Lächeln begab sich der Kommandant der 'Intrepid' zu seinem Kameraden, schenkte selbigem ein vielsagendes Lächeln und richtete dann ein weiteres Mal die Worte an den Konzernmenschen. Dessen schlaffe Körperhaltung war eine Schande für jeden Soldaten und verdeutlichten nur wieder einmal, wie verweichlicht Zivilisten im Allgemeinen waren.

"Chedhi, ich bin mittlerweile mittelschwer gelangweilt. Haben Sie noch Unterhaltsames in Ihrem Portfolio ... oder muss mein Bericht an meine Vorgesetzten einige sensible Erwähnungen diverser Unzulänglichkeiten beinhalten, in deren Zusammenhang auch Ihr Name fallen könnte?", stichelte der garstige Flottenmann. Gleichzeitig hoffte er mit diesem keineswegs adulten Verhalten eine gewisse Reaktion zu erzielen. Doch der Angesprochene hatte sich bisher nicht unbedingt aus Ausbund von kreativem Zeitvertraib herausgestellt.

"Wenn die Herren Offiziere mir ein wenig Zeit einräumen, dann kann ich tatsächlich eine kleine Tour durch den Dschungel arrangieren. Wäre das von Interesse? Es gibt einige stillgelegte imperiale Einrichtungen, die wir besuchen könnten. Und vielleicht erhaschen wir auch einen Blick auf seltene Exemplare von Flora und Fauna?", antwortete Ganner Chedhi mit plötzlich explodierender Leidenschaft, wobei er dabei einem touristischen Fremdenführer ähnelte, von denen im HoloNet so häufig die Rede war. Gaus war es letztlich gleich, denn ein 'Ausflug' in die Tiefen der Wälder dieses bestialischen Planeten verhieß zumindest eine gewisse Aufregung. Und genau das war nun die richtige Ablenkung vom Sinnieren über einen Umsturz.

"Interessanter Vorschlag. Moyar, organisieren Sie mir passende Kleidung für einen Außeneinsatz, zudem auch Bewaffnung mit optischer Vergrößerung. Wäre doch gelacht, könnte ich uns hier nicht einen prächtigen Braten für das Abenddinner schießen!", prahlte der Kommandant. Sein Seitenblick zum anderen Commander sprach Bände, derweil sein Assistenz huldvoll salutierte und sofort mit den Vorbereitungen begann.

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Mytaranor Sektor !¡! G5-623 !¡! Imperiale Raffinerie der Arugen-Shyish Corporation
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Tiberius Ravenburg, Gaus Eisenberg und imperiale Offiziere

Entschlossenheit, Willensstärke, Disziplin. Fähigkeiten, die jeden guten imperialen Offizier auszeichneten. Viele besaßen diese Eigenschaften in der altehrwürdigen Marine seiner Majestät, ganze Dynastien, die sich bis in die verkrusteten Winkel der Alten Republik verfolgen ließen, konnte man nachweisen. Doch nur wenige Kameraden konnten auf der selben Wellenlänge mit Tiberius Ravenburg agieren, wie es Gaus Eisenberg zu tun vermochte. Dessen Verve, imperialer Handlungsdrang und Chuzpe waren Variablen, die ansteckend waren. Für den Einäugigen kam es einer Wiedergeburt gleich endlich wieder das Steuerrad des eigenen Schicksals zu übernehmen. Die beiden Kommandanten, in ihrem Eifer kaum zu bremsen, hatten endlich das Ventil gefunden um ihren aufgestauten Frust über die aktuelle Situation. Auch wenn beide Kommandanten hier in der Raffinerie maximal ein Sturm im Wasserglas loslösen konnten, dass für die galaktische Szenerie eher von untergeordnetem Belang war, so konnte ihre Entscheidungsgewalt das Leben einzelner in diesem Werk bedeutend verändern – zum Guten wie zum Schlechten.
Die imperiale Hymne summend, beobachtete der imperiale Kommandant zufrieden die nun entstehende Aufruhr, Emsigkeit und generelle Weitergabe von Informationen um Wort in Tat umzusetzen. „Ein beschäftigter Geist war ein zufriedener Geist“ dachte der eiserne Zyklop, empfand er doch den Leerlauf, der diese Führung verursacht hatte, als unfassbar anstrengend. Es gab auf diesem Planeten wenig, was Ravenburg reizte. Er war niemand, der sich gerne in die Natur zurückzog, genoss lieber die Vorteile der Zivilisation. Durastahl, Transparistahl, egal. Hauptsache nicht Schlamm und Dreck, denn das waren Stoffe, mit denen sich die Armee beschmutzte. Doch die glorreiche Flotte? Niemals.

Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen stieß der Kommandant des rüstigen schweren Kreuzers der Dreadnaught Klasse zu seinem Kameraden, der ebenfalls ein Schiff dieser altehrwürdigen Klasse kommandierte. Dieser schenkte dem Zyklopen, nach der Verteilung der Befehle, ein vielsagendes Lächeln. Die Aussicht den Zivilisten der Fabrik ein wenig Beine zu machen, sie ein wenig das Fürchten vor der imperialen Kriegsmaschinerie zu lehren ohne die Absicht zu haben ihnen wirklich weh zu tun, konnte man mit einem Schulhofschläger vergleichen. Aus Langeweile und Unzufriedenheit über die eigene Position machten sie sich über jene her, die sich nicht wehren konnten, doch war im Gegensatz zu diesen Individuen das Tun von Ravenburg und Eisenberg zielgerichtet: Das Harz musste in die Transporter und die beiden Kommandanten mussten dafür Sorge tragen, dass dieser wertvolle Rohstoff nach Terminus zu bringen. Mittlerweile trat auch Varos an ihn heran, der die Kommunikation mit Colonel Adelhard abgeschlossen hat.


„Melde die Ankunft des Bataillons in T Minus fünf Stunden, Sir.“


„Ausgezeichnet, Lieutenant-Commander. Sorgen Sie dafür, dass es in vier geschieht.“


Durch die Unterbrechung seines Lieutenant-Commander hatte der eiserne Zyklop verpasst, was sein Kamerad und der Konzernguide miteinander besprochen hatten. Er hatte nur etwas von einer weiteren Tour erwähnt. Wollte dieser Mann sie etwa veräppeln? Sie hatten doch gerade erst eine Führung hinter sich. Doch etwas am Gesichtsausdruck von Gaus Eisenberg sagte dem imperialen Offizier, dass es doch von Interesse sein könnte.


Sie erwähnten eine Tour, Chedhi? Fragte Ravenburg barsch nach, der keine Zeit hatte sich zu viele Fragen zu stellen und lieber Antworten wollte.


„Gewiss, Commander.“ begann der Mann, der bereute heute Morgen das Bett verlassen zu haben. „Wie ich ihrem Kollegen…“


„Kameraden.“ unterbrach ihn Ravenburg, schließlich war man hier nicht als Zivilist, sondern mit Rang und Namen und gerade vor einem Mann wie Chedhi würde er sich solche Äußerungen verbitten und auf richtige Umgangsformen pochen.


„Äh, genau. Wie ich bereits sagte, bei Einräumung eines kleinen Zeitfensters, kann ich eine kleine Tour durch den Dschungel arrangieren.“

Sein Gesichtsausdruck war die eiserne Front des Krataswalls von Corellia, denn viel abgewinnen konnte er dieser Idee nun beileibe gar nicht. Es ziemte sich nicht für einen imperialen Offizier der Flotte seiner Majestät durch das Gebüsch zu wandern, die makellosen Stiefel zu verdrecken und dann, schweißgebadet, nur durch die gerade Rückenhaltung von einem Wookiee unterscheidbar zu sein.

„Huh, wie die Frontschweine von der Armee durch das Dickicht?“ fragte Ravenburg mit deutlichen Bedenken in der Stimme nach, doch das Gesicht seines Kameraden sprach gänzlich andere Bände, ein Feuer loderte bei dem Gedanken die hiesige Fauna mit komprimierten Tibanna-Gas zu perforieren, sodass Ravenburg, wenn auch widerwillig, einwilligte. „Na meinetwegen.“


Doch damit nicht genug, setzte Chedhi erneut an, dieser Mann wurde einfach nicht müde seine Meinung kundzutun, als ringe er stets um Aufmerksamkeit, die ihm so oft versagt wurde.


„Vielleicht sollten Sie, wie ihr Kamerad, nach passender Kleidung fragen.“


Brummend nickte Ravenburg und musste zugeben, dass Chedhi Recht hatte. Mit einem Fingerzeig winkte er einen der bereitgestellten Adjutanten der Bloodshed herbei und gab den Befehl weiter, bevor er sich wieder Eisenberg zuwandte.


„Wer weiß, vielleicht sehen wir sogar Wookiees in ihrer freien Laufbahn. So ein Bettvorleger wäre doch was Tolles, nicht wahr?“ scherzte Ravenburg und ließ ein polterndes Lachen ertönen, während er kameradschaftlich dem Maschinenmann auf die Schulter klopfte.


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Tiberius Ravenburg, Gaus Eisenberg und imperiale Offiziere
 
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Die Aussicht dem allgegenwärtigen Gestank des süß-klebrigen Harzes zu entkommen, welcher in der Raffinerie gewonnen wurde, beflügelte den Maschinenmann. Zwar war der Offizier von Belgaroth kein ausgesprochener Naturliebhaber, aber sich dauerhaft in einer überdimensionalen Kochstube für Säfte aller Art aufzuhalten, hatte für Gaus nichts Erquickliches. Im Gegenteil. Die Eintönigkeit des Dienstes auf einem interstellaren Kriegsschiff der imperialen Marine war Probe für die Unerschütterlichkeit des Geistes genug. Besonders bei langen Reisen durch den Hyperraum bestand die Gefahr durch langes Starren in die Überlichtbahnen einer Hyper-Entrückung zu erleiden, einer Form von geistigem Wahnsinn. Als Hauptverantwortlicher eines Geleitkreuzers oblag Commander Eisenberg die Kontrolle aller bedeutenden Sektionen seines Schiffes, wodurch er regelmäßig in den Genuss langer Beobachtungsphasen kam - eben auch durch die gewaltigen Transparistahlfenster seines Schweren Kreuzers. Ein imperialer Offizier seines Ranges war somit ständig einem dräuenden Übel verstandeszersetzenden Ausmaßes konfrontiert: Eine schmale Gratwanderung zwischen Verantwortung und Selbstschutz.

Nun galt es alle Vorbereitungen für die kleine Exkursion in die grüne Hölle des Planeten zu treffen. Einerseits kümmerte sich der stellvertretende Kommandant der 'Intrepid', Lieutenant Commander Priam Laux, um die Verlegung eines Bataillons Marinesoldaten, die die gesamte Verladung und Transportvorbereitung überwachen und - gegebenenfalls - beschleunigen sollten. Gleichzeitig wurden Vorkehrungen getroffen, um die an dem Ausflug beteiligten Offiziere entsprechend zu schützen. Dieses Vorhaben war einerseits im Interesse des zivilen Rüstungs- und Ressourcengewinnungskonzern, der Arugen-Shyish Corporation, andererseits auch Teil imperialer Regularien, welche es Mitgliedern der Streitkräfte verbot, sich im Dienst unnötigen Risiken auszusetzen - zumindest ohne konkreten Befehl der Vorgesetzten.

Gaus Eisenberg freute sich auf die Tour, gab es doch laut seines Assistenten keinerlei Hinweise darauf, dass G5-623 den Status einer Imperialen Rassen-Erhalts-Zone besaß. Das wiederum bedeutete, dass die hiesigen Ressourcen zwar von enormer Wichtigkeit waren, selbiges jedoch nicht für die Fauna galt. Ein grimmiges Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, kaum dass Ensign Moyar es erwähnte, derweil der Schiffskommandant sich den Torsopanzer eines Infanteristen anlegen ließ. Die plastoide Protektion half im Ernstfall nur gegen geringe Stoß- und Hiebeinwirkung und der mangelhafte Schutz war auch den Befehlshabern der Streitrkräfte bekannt, doch es war in der Kürze der Zeit das einzig verfügbare Hilfsmittel.

Unterdessen bemühten sich die Angestellten des Konzerns um eine halbwegs professionell wirkende Planung einer Route, ergänzt um den Wunsch ein maximales Erlebnis für die beiden Kommandanten der Kriegsschiffe, die im hohen Orbit über dem Planeten warteten, zu erzeugen. Sowohl Eisenberg als auch Ravenburg hatten ihren Unmut über die fehlende Kurzweil mehr als deutlich zum Ausdruck gebracht, was sich in der gegenwärtigen, fast emsigen Betriebsamkeit aller Beteiligten ausdrückte. Besatzungsmitglieder unterschiedlichen Ranges von beiden Kreuzern erstellten sorgsam exakte Protokolle der Abläufe, derweil man den Administratoren der Raffinerie deutlich klar machte, innerhalb welcher Parameter sie zu entscheiden hatten. Hier überzeugte die geradlinige, zackige Ordnung des Militärs gegenüber der zivileren Struktur des Konzerns, der in diesem Umfang natürlich nicht mit einer solchen Befehlsgewalt konkurrieren konnte.

"Commander, wir müssen in Ermangelung an eigenen Fahrzeugen an Bord der 'Intrepid' wohl oder übel auf den hiesigen Bestand zugreifen. Ich versuche einige technische Informationen zu erhalten, damit wir ausreichen Sicherheit gewährleisten können.", lautete es von der linken Seite durch seinen persönlichen Assistenten, derweil der Maschinenmann noch immer in den infanteristischen Brustpanzer gezwängt wurde. Vor allem die vergrößerte Aufhängung seiner künstlichen Schulter für die grobe kybernetische Prothese seines rechten Armes sperrte sich gegen einen korrekten Sitz. Das erschwerte das Unternehmen in zu rüsten und zu panzern.

"Lächerlich Moyar, ich bin weder ein verweichlichter Beamter, der be- und geschützt werden muss, noch mangelt es mir an Schlachterfahrung. Mag sein, dass ich keine großen Erfahrungen wie die Schlammfresser habe, aber mich gegenüber einiger waidwunder Tiere zu erwehren, das werde ich schon noch hinbekommen. Und GANZ SICHER werde ich diese Treibjagd nicht aus der Kanzel eines Kampfläufers begehen, Ensign. SIE PERSÖNLICH SORGEN DAFÜR, DASS MIR DIESE HADERLUMPEN VON RAFFINERIE-BETRIEBSLEITERN EIN MÖGLICHST O F F E N E S VEHIKEL ZUR VERFÜGUNG STELLEN!", knurrte der 44-Jährige in einer Lautstärke, die jeder im Umkreis von zweiundzwanzig Standardmetern Entfernung hören konnte. Die Intensität seiner Aussage wurde zudem durch die Schärfe seiner Betonung untermalt, die keinerlei Zweifel an der Ernsthaftigkeit seiner Aussage aufkommen ließen. Eisenberg wollte eine Grenzerfahrung, mit einem Maximum an Testosteronausschüttung.

"Ganz wie Sie wünschen, Sir. Ich werde das direkt weiterleiten.", antwortete Ensign Moyar.

Dann, endlich, rastete der Verschluss des Brustpanzers klackend ein und der Commander konnte den Sitz des Schutzes mit einem zufriedenen Kopfnicken überprüfen. Der leidenschaftliche Jäger sah sich vor dem geistigen Auge schon vom Ausguck eines gewaltigen HAVw A5 Juggernaut - moderneres Gerät traute er einem Zilivunternehmen nicht zu - auf in den Wäldern lauernden Bestien blastern. Das konnte eine wundervolle Abwechslung vom drögen Alltag der Konvoifahrten sein, wie er befand. Sein Kamerad, Tiberius Ravenburg, sah es sicher ähnlich. Routine verhalf zwar häufig zur Perfektion, konnte aber - im Falle anhaltender Eintönigkeit - auch zur Abstumpfung führen. Und eben jene fürchtete der verheerte Offizier des Imperiums sehr.

"Laux, wie lange benötigen die Bodentruppen?", wollte er wissen, hatte sein Waffenbruder doch ähnliches von seinen Untergebenen gefragt. So viel gegenseitige Sympathie auch herrschen mochte, gegen einen freundschaftlichen Wettbewerb konnte sich kein Schiffskommandant wirklich wehren.

"Mir wurde mitgeteilt, dass wir mit der Ankunft des Bataillons in fünfeinhalb Stunden rech...", begannt der Lieutenant Commander, erkannte dann aber sowohl den Blick seines Vorgesetzten, wie auch dessen Seitenwink in Richtung von Commander Ravenburg, welcher seinen Mannen ein Zeitfenster von lediglich vier Standardstunden eingeräumt hatte. Die 2IC der 'Intrepid' räusperte sich kurz, um das Verschlucken der letzten Wortsilbe zu überspielen, ehe er eine korrigierte Antwort präsentierte. "... VIER Stunden, Commander. In VIER Stunden sind die Männer der 63sten hier."

Gaus setzte eine Lächeln der Zufriedenheit auf und ließ seinen Mechno-Arm eine kreisende Bewegung machen, um auch wirklich sicher zu gehen, dass er in seiner Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt war. Er brauchte ausreichend Mobilität im künstlichen Schultergelenk, um seine Präzisionswaffe für die Jagd in Anschlag bringen zu können. Nur so machte eine Hatz erst richtig Spaß.

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[Hyperraum in Richtung Kashyyyk | YT-2000 "Denon Endeavour" | VIP Passagierkabine] Agentin Chi-Maia Chonda ("Glyph")

Genießerisch schloss Chi-Maia Chonda die Augen und lehnte sich weiter zurück in den bequemen Sessel in der Passagierkabine des YT-2000 Transporters. Ihre Füße wippten langsam mit der Melodie, während die Finger ihrer rechten Hand in sanften Wellen durch die Luft winkten und dem mitreißenden musikalischen Ensemble folgten. Immer wieder setzte sie hingerissen mit der anderen Hand einzelne Akzente, wenn bestimmte Instrumente einsetzten. Sie konnte den Tenor förmlich vor sich sehen: eine Jedirobe aus feinster Seide, das Lichtschwert schimmerte bläulich in seiner Hand und eine einzelne Träne, die aus dem Augenwinkel über sein Gesicht floss. Das Orchester verstummte sanft als hätte jemand eine Decke des Schweigens über einen Käfig wundervoller Singvögel gelegt. Ihr Herzschlag schien für den kurzen Moment, bevor der Tenor die erste Zeile sang, fast auszusetzen und Maias Bewegungen erstarrten.

„Die Macht in mir bebt, wenn ihr Antlitz mir lacht,
Ein Blick, der Liebe in mein Herz gebracht.“


Der einsame Jedi-Ritter Valdross sang die zentrale Arie der Oper „Umarmung der Macht“; er versuchte Königin Jaté dazu zu überreden vor dem Sith Splen’Dero zu fliehen, war bereit sein Leben zu opfern, um seine geliebte Jaté vor dem Tod zu bewahren. Natürlich vergeblich, ähnlich wie in der Realität, aber das machte die Geschichte nicht weniger herzzerreißend und wunderschön. Das Lächeln auf ihren Lippen wurde einen Hauch breiter und sie spürte, wie ihre Augen wässrig wurden. Vor ihrem geistigen Auge drehte Valdross sich zu Jaté um, das gleißende Schwert zwischen sich und dem Feind und setzte zum dramatischen Finale an, der Blick zerrissen zwischen Entschlossenheit und Zuwendung. Die einzelne Träne fiel zu Boden, während das Orchester langsam wieder anschwoll und den dramatischen Höhepunkt der Arie geradezu zärtlich untermalte.

„Verboten die Liebe, doch stärker als Pflicht,
Ein Jedi, ein Herz – im Schatten das Licht.
O Königin, flieh! – oder bleib und vergeh mit mir.“


Die Cadenza, die vom Tenor mit Herzblut ausgeschmückten letzten drei Worte, entlockten ihr ein hingerissenes Seufzen und just in diesem Moment drang ein geradezu schrilles Kreischen durch die elegante Musik. Fast schmerzhaft riss Maia die Augen auf, nahm erschrocken die Füße vom schmalen Schreibtisch ihrer Kabine und starrte auf die sich öffnende Tür. Verdammte Türklingel! Ein spöttisches blau-graues Gesicht, umfasst von zwei Lekku schob sich seitlich in den Türrahmen. „Schon wieder dasselbe Stück? Wird dir dieser steife Mist eigentlich nie langweilig?“ fragte Rayan Torthal, Codename Caliper, mit derselben irritierenden Mischung aus Unverschämtheit und Provokation, mit der er ihr bereits die letzten Tage die Stimmung verdorben hatte. Sie drückte einige Knöpfe auf dem Kontrollpanel neben sich und ließ die Oper verstummen. Chonda wusste, dass der Twilek vermutlich durchaus wohlmeinend versuchte, eine weniger distanzierte Arbeitsbeziehung zu schaffen, aber die Anmaßung, „Umarmung der Macht“ als „steifen Mist“ abzutun, brachte ihr Blut in Wallung. „Was ist los, Torthal? Zu viele Tonspuren? Zu komplexe Melodie?“ blaffte sie scharf. „Vielleicht schaffen Sie es ja mit etwas Übung ‚Happy Birthday‘ mit dem Hydrospanner zu klopfen?“ Die haarlosen Brauen des Twi’lek runzelten sich ein wenig, was Maias Mundwinkeln ein kühles Lächeln entlockte.

„Was gibt es?“ fragte sie nach einem langen, kontrollierten Atemzug. Auch wenn er ein Banause war, brauchte sie Torthal für die bevorstehende Mission, ergo wäre es nur von Vorteil, wenn sie ihre scharfe Zunge unter Kontrolle behielt. Mit einem leisen Schritten trat der Twi’lek ein. „Wir werden in wenigen Minuten über Kashyyyk eintreffen. Guter Zeitpunkt, noch einmal die Details durchzugehen,“ brummte er und klopfte sich mit einem verschrammten Datapad in die offene Hand. Leise zischend schloss sich die Kabinentür hinter ihm. Mit kühlem Blick wies Chi-Maia auf einen kleinen Schemel auf der anderen Seite des Tisches und verschränkte die Beine übereinander. Nikoob steht im Gang und ‚überprüft‘ noch einmal unsere Papiere und der Pilot ist mit den Vorbereitungen zum Hyperraumaustritt beschäftigt,“ beantwortete der Twi’lek ihre unausgesprochene Frage und bestätigte, dass sie nicht gestört werden würden. Mit einem zufriedenen Brummen setzte sich Torthal auf den Schemel und tippte für einen Moment schweigend auf dem Datapad herum. Ein Anflug von Irritation kam über sie. Man sollte meinen, dass nach mehreren Briefings und mit den schriftlich ausformulierten Missiondetails, die sie verschlüsselt auf Miniaturdatenchips dabeihatten, jeder im Team das Wesentliche wissen sollte. Sie benötigte jedenfalls kein Datapad zur Erinnerung. „Legen Sie schon los,“ bat sie mit subtil säuerlichem Unterton.

„Es sind noch knappe fünf Tage bis Operationsbeginn. Ziel Dorn - Kontaktaufnahme mit und Unterstützung des Widerstands und Grarrshk Torrokk begann der Twi’lek monoton, bevor er kurz stockte. „Zugewiesenes Personal: Glyph, fachliche Expertise und Infiltration, Caliper, technische Unterstützung und Fahrer, …“, ergänzte sie ungeduldig ihren Codenamen und den Torthals. „Sowie Agent Haywire, Computer und Komm-Technik.“ Nikoob, Codename Haywire, war ihr deutlich sympathischer als der unangenehm aufdringliche Twi’lek, der auch immer wieder darauf bestand sie zu duzen. „Ja, ja, weiß ich doch,“ brummte letzterer knapp. Sie hatte Teile ihrer technischen Ausbildung auf Sluis Van mit Nikoob absolviert. Der Rodianer war schweigsam, diskret und technisch versiert. Genau genommen hatte er sie dabei unterstützt ihre Grundkurse in Sicherheitssystemen und Splicing überhaupt zu bestehen – ein Faktum, dass er gegenüber Torthal dankbarerweise nicht erwähnt hatte. „Tarnung: Forschungsexpedition im Auftrag des Instituts für Xeno-Geschichte Wroona zur Prospektion von Wookiee-Höhlenkunst und Ruinen aus der frühen Republik im Wawatt-Archipel …“, rezitierte sie weiter.

Caliper täuschte mit einem schnippischen Lächeln ein Gähnen vor, stellte es jedoch ein, als sie die Augen verdrehte. „Erste Priorität ist die Aktivierung des hiesigen Schläferagenten, Codename Sequoia. Laut unseren letzten Informationen leitet er das 'Green Excelsior Inn' im Großen Baum von Kachirho …“ Schmunzelnd zog Torthal eine Augenbraue in die Höhe. „Gibt es auf Kashyyyk Bäume, die nicht groß sind?“ fragte der Agent sie amüsiert. Einer von Maias Mundwinkeln zuckte herrisch, als sie einen Hauch von Wut durch ihre Adern ziehen fühlte. Als nach einigen Augenblicken des Schweigens immer noch keine Antwort von ihr kam, räusperte Caliper sich und senkte den Blick zu seinem Datapad, wo er einen Moment herumscrollte: „Der große Baum, der größte der drei großen bewohnten Wroshyr-Bäume von Kachirho, neben dem Vikkilynn Baum und dem Kachirho Baum … .“ Ein vorsichtiges Grinsen umspielte seine Lippen, als er wieder aufschaute. „Quasi wie Stadtviertel auf anderen Planeten.“ Maia bestätigte mit einem kurzen, nonchalanten Nicken. Sie zweifelte nicht an Torthals Qualifikationen als Agent. Sie war froh, wenn sie sich nicht mit Speedern und Werkzeug herumschlagen musste und er das für sie übernehmen konnte. Aber sie hasste Torthals Zerrbild eines lockeren Blasterhelden, der nie um einen albernen Kommentar verlegen war, wenn es galt bei der Arbeit zu bleiben. Es schmeckte zu sehr nach Klischee – und sie mochte Klischees nur, wenn sie in gute Literatur eingebettet oder vom dramatischen Klang eines klassischen Orchesters begleitet wurden.

„Werte Passagiere, wir werden in 60 Sekunden aus dem Hyperraum austreten,“ drang die gelangweilte Stimme ihres Piloten aus dem Interkomm. „Bitte setzen Sie sich und beachten Sie, dass fragile Objekte ordnungsgemäß gesichert sein sollten, bevor wir in den Normalraum zurückfallen. Vielen Dank.“ Maia blickte über ihre Schulter zum blechernen dröhnenden Interkomm-Lautsprecher und räusperte sich. Sie hatten nicht mehr viel Zeit. Energisch griff sie nach dem altmodischen Tropenhelm, den sie als Teil ihrer Rolle mitgenommen hatte und setzte ihn sich auf ihre sorgsam gebändigten Haare, auch wenn er vermutlich stabil und schwer genug war, um durch den Hyperraumaustritt nicht durch die Gegend geworfen zu werden. Sorgsam schob sie mit spitzen Fingern die linke Seite des Helms ein wenig nach oben, sodass dieser eigenartig schräg auf ihrem Kopf saß. Dann schenkte sie Caliper ein bemühtes Lächeln. „Ich weiß, dass ich gelegentlich etwas unterkühlt und humorlos sein kann,“ begann sie zaghaft entschuldigend. „Wenn wir vielleicht das Resümée zeitig zu Ende bringen könnten?“ Sie gab sich alle Mühe die Frage freundlich klingen zu lassen und die Frustration in ihrer Stimme zu unterdrücken. Torthal musterte den eigenartigen Helm überrascht und kicherte verhalten. „Sicher,“ sagte er in einem schon etwas weniger selbstverliebten Ton und erwiderte das Lächeln. „Um uns erkennen zu geben, sollen wir bei ihm persönlich nach einem bestimmten Wein fragen: Aurora Naboo Reserve 77, stellvertretend für den codierten Befehl Aurek-Nen-Resh-77, die seinen Status als Schläferagent aufhebt.“

Der Twi’lek warf einen schnellen Blick auf das Pad. „Wenn er antwortet, es sei ‚ein selten nachgefragter, aber exzellenter Jahrgang: abgefüllt im Geburtsjahr seiner Mutter‘, dann haben wir die Bestätigung, dass wir den richtigen Mann haben und der Befehl verstanden wurde.“ Ein unsanftes Rucken war zu spüren, als der Frachter in den Hyperraum zurückfiel. Maia lehnte sich für einen Moment zurück und ging die verschiedenen Informationen noch einmal mit geschlossenen Augen in ihrem Kopf durch. Sie hatte schon bevor sie die Reise angetreten hatte, alles an Informationen, was man ihr zur Verfügung gestellt hatte, für sich sortiert, geclustert und durchgearbeitet. Für den Beginn der Operationen hatten sie alles, was sie brauchten, noch einmal zusammengefasst. Es blieb nur noch zu hoffen, dass ihr Gegenüber sich die Missionsdetails auch ohne Datapad für mehr als fünf Minuten würde merken können. „Wir erreichen in ca. zehn Minuten den Orbit von Kashyyyk. Bitte denken Sie daran, alle Ihre persönlichen Gegenstände mit sich zu nehmen, wenn Sie nach der Landung das Schiff verlassen. Denon Space Exploration & Science Solutions dankt für Ihr Vertrauen und hofft, Sie werden auch in der Zukunft auf unsere Dienste zurückgreifen,“ leierte der Pilot seine zu oft rezitierte Routine herunter und das erste echte Lächeln seit Torthal die Kabine betreten hatte huschte über Chi-Maias schmales Gesicht. Sie spürte einen angenehmen Stoß an Aufregung wie einen milden elektrischen Strom durch ihre Glieder ziehen. Es würde ihr erster Einsatz als Agentin des NRGD sein. Beschwingt sprang sie auf die Füße und ging zu ihrer Koje hinüber, wo ein ausgesprochen hässlicher, aber doch zu ihrem Outfit passender Gehstock aus edlem, poliertem Holz mit einem in Silber gegossenen Kopfstück lag.

Energisch zupfte sie ihren beigen Tropenanzug aus Synth-Leinen zurecht, richtete ihr seidenes Halstuch und griff sich dann das gänzliche stillose Accessoire vom Bett. Sie hauchte auf das silberne Kopfstück, das die Form eines geöffneten, altmodischen Buches hatte, und polierte es dann an ihrem Ärmel. „Kommen Sie, Torthal,“ schnurrte sie breit lächelnd. „Es wird Zeit ein wenig Eindruck zu schinden!“

[Im Anflug auf Kashyyyk | YT-2000 "Denon Endeavour" | VIP Passagierkabine] Agentin Chi-Maia Chonda ("Glyph") & Agent Rayan Torthal ("Caliper" - NPC)
 
[Kashyyyk | Wawaatt-Archipel | Kachirho-Raumhafen | YT-2000 "Denon Endeavour" auf einem Landepad] Agentin Chi-Maia Chonda ("Glyph"), Agent Nikoob ("Haywire" - NPC) & Agent Rayan Torthal ("Caliper" - NPC)

Mit einem breiten Lächeln und großen Schritten trat Chi-Maia Chonda die Laderampe des YT-2000 Transporters herunter, ihren Gehstock fest in der rechten Hand, während sie in der linken eine edle Reisetasche aus Nexuleder trug. Am Ende der Rampe angekommen, hielt sie abrupt inne und schwang ihren Gehstock, ähnlich einem Tambourmajor, mit einer eleganten Handbewegung zur Seite und hielt ihn dort. Ihre Begleiter, Caliper und Haywire, die sich hinter ihr hielten, folgten dem Hinweis und blieben ebenso stehen. Sie stellte ihre Tasche ab und hob langsam den Kopf in die Luft und ließ sich die warme, salzige Luft ins Gesicht wehen. Der Geruch von Seetang war intensiv, sodass sie ihn förmlich auf ihrer Zunge schmecken konnte, aber er war nicht unangenehm: nicht abgestanden, sondern frisch und würzig. Maias weit aufgerissene Augen wanderten von einer Seite zur nächsten, als wären sie bereits in einer gewaltigen historischen Ruine, die ihr ganz alleine gehörte. Der Frachter stand auf einem Landepad, das unweit der großen Bäume der Siedlung, auf dem Dach eines großen metallenen Raumhafengebäudes angebaut war. Soweit sie es von ihrer Position aus sehen konnte, war das Pad für kleinere Frachter gedacht, während größere Schiffe in bodennahen, runden, sehr breiten Landebuchten landen mussten, die kreisförmig um den zentralen Tower angeordnet waren. Die kleinen Pads, wie ihres, waren Seerosen ähnlich, auf filigranen, silbrigen Streben auf dem Dach und an der Basis des Towers angebracht. Ihr Blick fiel auf eine hell schimmernde, unebene Fläche in der Entfernung: Türkisblau und weiß wechselten sich in den Wellen ab und sie meinte einzelne hölzerne Boote auf dem Meer schwanken zu sehen.

Schließlich fiel ihr Blick auf eine Dreiergruppe imperialer Beamter, angeführt von einem dürren, blonden Menschen in Zolluniform. Sein Gesicht war leicht verbrannt von der intensiven tropischen Sonne und übersäht von dunkel durch die Haut scheinenden Bartstoppeln. Maia schätzte sein Alter auf etwa Mitte Dreißig. Viel wichtiger als das jedoch war seine Haltung: unbequem steif, aufrecht, etwas verkniffen – sein Blick: irgendwo zwischen wichtigtuerisch und gelangweilt. Damit konnte sie arbeiten. Sie spürte eine warme Entschlossenheit in der Magengrube. Sie genoss es Rollen zu spielen, insbesondere wenn mit dem Erfolg und der Überzeugungskraft ihres Schauspiels hohe Einsätze verbunden waren. Die Pantoranerin schaute sich noch einmal eilig um, um nicht den Eindruck zu erwecken, die Zolldelegation übermäßig anzustarren. Starren wirkte unsicher und dem Gegenüber den richtigen Eindruck beim ersten Kontakt zu erwecken, war zentral für jede Täuschung. Im Hintergrund des Pads war ein gläserner Lift und ein weiterer Beamter stand bei einer Gruppe apathisch starrender Wookiees, die auf dem blanken Metallboden saßen. Ihr Fell war dreckig, teilweise blutverkrustet, und um ihre Hälse waren Schockkragen angebracht. Noch einmal zog sie lautstark Luft ein und nickte dann theatralisch, als fände alles, was sie sah, ihre uneingeschränkte Zustimmung. Energisch packte sie sich ihre Tasche und schritt wieder voran, auf die Zolldelegation zu. Den Gehstock schwang sie elegant herum und ließ ihn dann geschickt in ihrer Hand kreisen.

Sie schaute sich erst gar nicht zu Haywire und Caliper um, denn es sollte nicht wirken, als erwarte sie von ihren Begleitern irgendetwas anderes als demütig hinter ihr herzulaufen. Alle paar Schritte ließ sie ihren teuren Gehstock einmal klackend auf dem Metallboden aufsetzen, bevor sie ihn wieder kreisen ließ. Der dürre Zollinspektor hob die Hand zum Gruß: „Willkommen auf Kashyyyk. Die Ausweis- und Frachtpa …“ Die Agentin hatte den Moment perfekt abgepasst: als sie nah genug an den Mann herangekommen war, ließ sie den Gehstock noch einmal um die eigene Achse kreisen und bewegte ihn dann so, als wollte sie ihn abermals auf dem Boden aufkommen lassen, löste dann aber im entscheidenden Moment ihren Griff um das Holz, sodass der Gehstock unkontrolliert zwischen ihre Füße fiel. Mit einem hohen, erschrockenen Kreischen taumelte sie nach vorne und fiel auf den Zollbeamten. Dieser schaffte es gerade noch so einen Ausfallschritt nach hinten zu machen und einen Sturz zu vermeiden, aber trotzdem landete ihr Oberkörper auf seinem, bevor er sie mit den Armen abfing, und ihr half sich wieder aufzurichten.

Der enge Körperkontakt mit dem Fremden wäre ihr unter anderen Umständen unangenehm gewesen, aber erfüllte hier doch seinen Zweck, denn sie sah, dass die Wangen des Mannes sich noch mehr röteten und er für einen Moment nach Worten suchte, ohne zornig auszusehen. „Bei der Imperatorin …,“ säuselte sie, ein verlegenes Lächeln auf den Lippen. „Vater hatte Recht, als er sagte, ich solle weniger träumen und mehr auf meine eigenen zwei Füße achten.“ Chi-Maia schaute schüchtern zum immer noch sprachlosen Inspektor hoch und legte ihm zart die rechte Hand auf die Brust. „Vielen Dank für ihre Hilfe, Inspektor. Am Ende hätte ich mich noch direkt auf meiner ersten großen Reise verletzt.“ Ein leichtes Zittern war unter ihrer Hand zu spüren, bevor der Beamte ihre Hand vorsichtig, nicht ohne kurz zu zögern, von seiner Brust entfernte. Er räusperte sich und klopfte sich mit einem unsicheren Lächeln die Uniformbluse ab. Chief Inspector Eddington vom imperialen Zollbüro, Fräulein,“ nuschelte er. „Stets zu Diensten.“ Nach einem Augenblick der unangenehmen Stille schien er sich wieder etwas gefangen zu haben. „Die Papiere, bitte, Fräulein.“ Sie lächelte ihn für einen Moment verzückt an, so als verstünde sie gar nicht, was er von ihr wollte. „Ah, selbstverständlich, Chief Inspector … .“ Hektisch tastete sie die diversen Taschen ihres Tropenanzugs ab. „Wo habe ich sie noch hingetan?“ Sie ließ ihre Hand kurz an einer der seitlichen Tasche ihrer Bluse ruhen und zog dann ihre elektronische ID heraus und überreichte sie mit zufriedenem Lächeln an den Beamten.

Der Zollangestellte entfernte ein digitales Lesegerät von seinem Gürtel, räusperte sich erneut und schob den Ausweis dann in den Slot des Geräts, das leise surrend den Scan startete. Maia spürte ihre Finger für einen Moment leicht zittern und verschränkte sie daraufhin hinter ihrem Rücken und wippte, verträumt lächelnd, auf ihren Füßen. Sie hoffte inständig, dass die der NRGD seine Hausaufgaben gemacht hatte und ihre Ausweispapiere gut genug gefälscht waren, um den Scan zu täuschen. Dann piepste das Gerät melodisch auf und drei grüne Lichter blinkten auf. Eddington nickte zufrieden und zog den Ausweis aus dem Scanner. Er musterte ihr Konterfei auf der ID und las die einzelnen Einträge.Dr. Santara Fyal, 25 Jahre alt,“ murmelte er und schaute wieder zu ihr auf, ein interessiertes, wenn auch etwas vorsichtiges Schmunzeln im Gesicht. „Sind Sie eine Chiss, Fräulein?“ Maia legte überrascht den Kopf schief und erwiderte das Lächeln freundlich. „Ich komme von Wroonia, Chief Inspector Eddington.“ Dieser nickte überzeugt, als hätte er diese Antwort erwartet. „Im westlichen Chiss-Raum,“ sagte er selbstsicher. „Sehr schön in der Sommerzeit.“ Die Pantoranerin antwortete nicht und betrachtete den Beamten lediglich mit schmachtenden Augen. Nicht nur untervögelt, sondern auch noch völlig ungebildet, schoss es ihr spöttisch durch den Kopf. Ein kleiner Mann auf einem unbedeutenden Posten mit dem Bedarf seine eigene Wichtigkeit zu demonstrieren. Wenn der Trottel sie für eine Chiss hielt, umso besser. Sie schauten sich für einen Moment schweigend in die Augen, bevor Eddingtons Blick auf ihren Anhang fiel. Sein Gesicht verdunkelte sich für einen Moment und er runzelte die Stirn. „Wer sind ihre Begleiter, Fräulein Fyal?“

Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen, als hätte sie vergessen, dass sie nicht alleine unterwegs war, und schaute abschätzig über ihre Schulter. „Die Beiden?“ fragte sie gleichgültig. Der Grüne ist eine Hilfskraft meiner Universität.“ Haywire vermied den direkten Augenkontakt mit ihr und dem Imperialen und nickte ihm demütig zu. „Chief Inspector, Sir …“ Der Rodianer beugte seinen Kopf und blickte dann eingeschüchtert zu Boden. Der Twi‘lek ist mein Kammerdiener,“ sagte Maia unzufrieden. Vorsichtig beugte sie sich zu Eddington nach vorne und flüsterte vermeintlich leise. „Vater bestand darauf, dass er mitkommt, damit alles seine Ordnung hat und ich standesgemäß versorgt werde, aber ich mag ihn nicht.“ Sie schaute böse zu Caliper und dann hilfesuchend zum Inspektor. „Er schaut mich immer … so komisch an.“ Der Twi’lek zog eine Braue in die Höhe, räusperte sich verlegen und verbeugte sich dann steif, aber in perfekter Form, vor Eddington: „Zu Ihren Diensten, Chief Inspector. Dieser sah aus, als hätte er einen unangenehmen Geruch in der Nase. „Ich kann Sie verstehen, Fräulein. Diesen Aliens ist nicht zu trauen.“ Eddington hob die Hand und bedeutete seinen zwei Begleitern, sich um Maias Begleiter zu kümmern. „Kontrolliert ihre Papiere und durchsucht sie gründlich!“ Dann trat der Inspektor einen Schritt näher zu ihr heran, hob ihren Gehstock auf und legte seine Hand überraschend forsch knapp oberhalb ihrer Hüfte auf ihren Rücken, bevor er sie etwas beiseite führte. Innerlich schauderte es der Agentin, aber es war alles Teil des Spiels und bisher lief es exzellent. Auch wenn sie dieser imperiale Spießbürger tatsächlich anwiderte, war es notwendig ihn glauben zu lassen, dass sie die persönliche Zuwendung nicht störte, sondern sie sie sogar schätzte.

Eddington führte sie einige Schritte näher zum Rand des Landepads, von wo aus sie einen guten Blick auf die eigentliche Stadt hatten. Der wolkenlose Himmel leuchtete blau oberhalb der gewaltigen Wroshyr-Bäume mit ihren eleganten Baumhäusern und des perfekten Sandstrands, der Kachirho vom Meer trennte. „Was bringt eine schöne junge Dame wie Sie nach Kashyyyk?“ fragte der Imperiale. Das breite Grinsen war nun deutlich sicherer als zu Beginn und untermalte den zunehmend gierigen Ausdruck in seinen Augen. Maia spürte seine Hand immer noch auf ihrem Rücken und roch den säuerlichen Schweiß, der sich in der Hitze unter seiner Uniform zu sammeln schien. Mit einem zufriedenen Seufzen machte sie einen Schritt nach vorne und streckte die Arme in den warmen Wind, auch um zumindest für einen Augenblick die Finger des Beamten von ihrem Körper zu bekommen. Dann drehte sie sich lächelnd zu Eddington herum. Sie sah, wie Haywire und Caliper von den anderen beiden Zollbeamten gefilzt wurden, und ihr Frachterpilot währenddessen die erste Hoverpalette mit ihrer Ausrüstung auslud. Sie achtete darauf, den Blick nicht zu lange schweifen zu lassen, um nicht aus der Rolle zu fallen. Der Chief Inspector reichte ihr ihren Gehstock, als sie die Hand ausstreckte. „Mein Vater hat dafür gesorgt, dass ich nach meinem Doktortitel endlich eine eigene historische Expedition für das Institut für Xeno-Geschichte leiten darf,“ plauderte sie heiter. „Wir wollen die Höhlenkunst in den Klippen und die alten Ruinen hier im Archipel kartographieren und historisch auswerten.“ Maia atmete tief durch, wie um ihre Nervosität zu kontrollieren. „Es ist so aufregend! Ich war noch nie so weit von Wroonia weg,“ erzählte sie heiser, ein Verschwörerlächeln auf den Lippen, bevor sie ernst wurde. „Natürlich haben wir auch alle nötigen Papiere, Bestätigungen von meinem Institut und eine imperiale Prospektions- und Grabungserlaubnis, wenn Sie sie sehen wollen, Chief Inspector Eddington.“

Belustigt und mit einer gewissen Faszination musterte der Mann sie wortlos, wobei seine Augen für einen kurzen Moment auf ihren Brüsten hängenblieb. Dann winkte er ab. „Ich denke, dass wird nicht nötig sein, Fräulein. Für eine Erlaubnis die unerschlossenen Inseln im Archipel zu besuchen, müssen Sie ohnehin mit dem Standortkommandanten, Captain Gisbert, sprechen. Ich bin mir sicher, mit Ihnen und Ihrer Fracht hat alles seine Richtigkeit.“ Eddington schenkte ihr ein unangenehmes Lächeln, bevor er für einen Augenblick hinter sich schaute und sich mit seinen Untergebenen austauschte, die die Ausweise von Haywire und Caliper geprüft und ihre Taschen untersucht hatten. Als diese ihm bestätigten, dass mit beiden alles in Ordnung war, wandte der Beamte sich wieder ihr zu. „Gibt es vielleicht etwas, wobei ich Ihnen persönlich helfen kann?“ Eddington betonte ‚persönlich‘ langsam und mit Bedacht und lehnte sich ein wenig zu Chi-Maia nach vorne. Sie lächelte unschuldig. „Nun, mein Vater hat für unsere Ausrüstung einen Lagerraum unterhalb des Vikkilynn-Baums gemietet und Unterkunft im 'Green Excelsior Inn' reserviert,“ sagte sie gedankenverloren. „Wenn Sie den Transport unserer Fracht arrangieren und mir vielleicht den Weg zu meiner Unterkunft erklären könnten?“ Maia schob den Tropenhelm mit spitzen Fingern zurecht, um sich einen Augenblick Bedenkzeit zu schaffen. Sie hatte für den Moment alles erreicht, was sie wollte, aber jetzt war es an der Zeit Eddington loszuwerden, bevor er zu aufdringlich werden konnte und sie nicht mehr in Ruhe ließ. Sie wandte sich zu ihren Begleitern um und legte die freie Hand an den Mund.

Herr Raji, jetzt heben Sie schon mein Gepäck auf! Nicht dass noch etwas zu Schaden kommt,“ rief sie Caliper zu, der kurz den Kopf neigte und ihre Reisetasche aufhob. Erwartungsvoll wandte sie sich zu Eddington, klemmte ihren Gehstock unter den Arm und streckte ihm in einer adretten Bewegung die rechte Hand zum Kuss hin. „Es war mir eine Freude, Chief Inspector Eddington!“ Überrascht hielt der imperiale Zollbeamte für einen Moment inne, offensichtlich mehr als ein wenig enttäuscht, dass er ihr nicht doch noch ‚persönlich‘ helfen konnte. Ein schneller Blick über seine Schulter verriet ihm jedoch, dass sowohl Maias Geleitschutz ihn beobachtete als auch seine zwei Untergebenen ihn mit halb amüsierten, halb erstaunten Blicken bedachten. Für die Dauer eines Zwinkerns warf der Inspektor ihr ein letztes wölfisches Schmunzeln zu, dass in Maias Magengrube ein ziehendes Gefühl von Übelkeit und Bedrohung auslöste. Dann ergriff Eddington kontrolliert ihre Hand und führte sie schmatzend an seine Lippen.

„Machen Sie sich keine Sorgen um Ihre Ausrüstung, Fräulein Fyal,“ sagte er und ließ ihre Hand wieder sinken, ohne sie dabei loszulassen oder sie selbst aus den Augen zu lassen. Ein gellender Pfiff kam über seine Lippen und für einen grauenvollen Augenblick befürchtete die Agentin, es wäre sie gewesen, die einer Charade aufgesessen wäre und nicht Eddington. Doch alles, was passierte, war dass der imperiale Wärter mit den beiden Wookiee-Zwangsarbeitern herankam. „Sorgen Sie dafür, dass die Fracht dieser Dame zügig zu den Lagerräumen am Vikkilynn-Baum geliefert wird,“ blaffte er unwirsch, wie um seine Wichtigkeit hervorzuheben. Endlich ließ er ihre Hand los und Chi-Maia spürte, wie ihr zeitgleich eine Last von den Schultern zu fallen schien. „Erlauben Sie mir, Ihnen ein Taxi zu rufen, Fräulein Fyal, sagte er zuvorkommend. „Sollten Sie während Ihres Aufenthaltes noch etwas benötigen, zögern Sie nicht beim Zollbüro hier am Raumhafen nach Chief Inspector Amilo Eddington zu fragen …“


Etwas später



Das kleine Airspeeder-Taxi war ein offenes Cabriolet und wurde von einem Droiden geflogen. Der Transit war ebenso kurz wie unauffällig, aber Maia war dankbar für den Moment Ruhe, in der nur der Fahrtwind, die Geräuschkulisse von Kachirho und des Raumhafens zu hören war. Haywire und Caliper saßen ihr gegenüber und schwiegen demütig, so wie es sich für Bedienstete gehörte. Sie hatte ihre Rolle als Dr. Santara Fyal, der wroonischen Magnatentochter, die sich der Xeno-Geschichte mehr als Hobby verschrieben hatte, mit Bedacht und Überlegung zusammengestellt. Maia war zufrieden, dass der erste Auftritt der neuen Frau, die sie die nächsten Wochen verkörpern würde, ein Erfolg gewesen war. Gerade am Ende der Begegnung mit Eddington hatte ihr das Adrenalin wie Feuer in den Adern gepocht und sie war stolz darauf, durch ihr Geschick so anstandslos durch die imperiale Zollkontrolle gekommen zu sein. Das Gelingen und das Adrenalin hatten sich geradezu berauschend angefühlt. Gleichwohl fühlte sie immer noch die lüsternen Finger des Zollbeamten auf ihrem Körper und seine feuchten Lippen auf ihrem Handrücken. Sie hatte ihn dazu eingeladen. Sie hatte ihren Körper benutzt, um ihn zu manipulieren. Es war Teil des Geschäfts, das wusste die Agentin, und sie hatte keine Illusionen, dass es das letzte Mal sein würde, dass sie ihren Körper in dieser Weise würde beschmutzen müssen. Maias Nackenhaare stellten sich bei dem Gedanken auf und sie hielt sich für einen Augenblick ungläubig die Hand über den Mund. Für einen Moment fiel sie gänzlich aus ihrer Rolle und starrte abwesend auf den Gehstock auf ihrem Schoß, während das Taxi sich einem hölzernen Pier neben einem mit Schnitzereien verzierten, mehrstöckigen Baumhaus näherte. Es war auf etwas mehr als halber Höhe des Wroshyr-Baums angebaut und schien nahtlos in Räumlichkeiten im Baum selbst überzugehen. Über dem Landesteg hing ein an mehreren silbrigen Ketten befestigtes Schild, auf dem geschnitzte, vergoldete Buchstaben in High Galactic das Gebäude als ‚Green Excelsior Inn‘ auswiesen. Maia blinzelte und fragte sich, ob es ihr irgendwann leichter fallen würde, ihren Körper als Waffe einzusetzen. Wie weit würde sie gehen müssen und war sie wirklich bereit dafür?

Ehe sie über eine Antwort über diese Frage nachsinnen konnte, stoppte das Taxi auf Höhe des Piers und mit einem leisen Klicken schob sich die Seitentür des Speeders beiseite. „Das ‚Green Excelsior Inn‘. Kachirho Cabs wünscht Ihnen einen angenehmen Tag,“ brummte der Taxidroide blechern. Caliper erhob sich in einer fließenden Bewegung, trat aus dem Taxi heraus und bot ihr elegant die Hand, um ihr aus dem Speeder zu helfen: „Sie gestatten, Dr. Fyal?“ Die Agentin schürzte die Lippen und besann sich auf ihre Aufgabe. Sie nickte dem Twi’lek knapp ihre Dankbarkeit zu und ließ sich auf das Pier helfen. In einer geübten Bewegung schnippste sie mit den Fingern und deutete auf ihre Tasche und warf ihrem vermeintlichen Dienern einen strengen Blick zu. „Exzellente Arbeit auf dem Landepad, Torthal,“ flüsterte sie Caliper leise zu. „Sie und Nikoob haben meinen Auftritt perfekt unterstützt. Das hätte nicht besser laufen können.“ Der Twi’lek hob minimal die Augenbraue und schaute sie prüfend an, wie um festzustellen, ob das Kompliment ernstgemeint war. Haywire drückte sich mit eingezogenem Nacken an ihr vorbei, ihre Reisetasche in seiner Hand, bemüht auszusehen, als wollte der er möglichst im Boden verschwinden. „Das war eine gelungene Vorstellung,“ brummte der wortkarge Rodianer im Vorbeigehen. Mit einem halben Grinsen im Gesicht, begutachtete sie zufrieden ihre Unterkunft und schritt dann, den Gehstock im Anschlag, auf den Eingang zu.

Die Lobby des Hotels war bezaubernd schön und von unaufdringlicher Eleganz. Wenn das die gängigen Posten für republikanische Schläferagenten waren, sollte sie definitiv auch einen beantragen! Es gab keine einzige Ecke oder Kante in diesem fast gänzlich hölzern ausgestalteten, halbmondförmigen Raum: selbst die Empfangstheke war abgerundet und die zahlreichen Sessel mit ihren kleinen Cafétischen waren aus runden Hölzern gezimmert. Das Dekor vertraute auf simple, geschwungene Schnitzereien und Kontraste aus dunklen, farbigen und hellen Hölzern. In zahlreichen Pflanzentöpfen standen breite, fleischige Farne, deren bunte Blüten gemeinsam mit den großen, offenen Fenstern der Lobby einen tropischen, einladenden Look verpassten. Die Empfangstheke bestand aus einem langen, hölzernen Tisch, der wie ein Sichelmond geformt war und vor einem ausladenden, offenen Hinterraum positioniert war, an dessen Wänden aberhunderte Weinflaschen fein säuberlich in edlen Weinregalen verstaut waren. Am Ende des Empfangsraums war eine offene Tür zu sehen, hinter der eine Bar zu erkennen war. Überraschenderweise war die Lobby abseits von den drei Agenten und dem Empfangsdroiden, der an einem von Holz eingefassten Terminal stand, fast gänzlich leer. Einige wenige Gäste saßen bei einem Glas Wein in der Lobby. Sonst hörte Maia lediglich aus der Richtung der Bar hinter dem Empfangsbüro jemand mit Flaschen hantieren. „Willkommen im ‚Green Excelsior Inn‘“, schnurrte der polierte, silberne Droide vor ihr höflich. „Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“

Maia wandte sich mit einem staunenden Blick zum blechernen Rezeptionisten, zog ein wenig die Augenbraue hoch, schnalzte mit der Zunge. „Wie überraschend stillos – keine persönliche Bedienung?“ fragte sie mit leiser Empörung und klopfte dann laut mit dem silbernen Kopf ihres Gehstock auf den Tresen. „Hallo? Halloooo?!“ Auf ihr Rufen hin eilte ein stämmiger, muskulöser, dunkelblonder Mann mit langen, geflochtenen Haaren von der gegenüberliegenden Bar heran. Er trug einen makellosen, dunkelblauen Anzug und hatte ein feines Geschirrtuch über der Schulter. Die Agentin schätzte ihn auf Ende 40 und betrachtete für einen Augenblick erstaunt die feinen, silbernen Ringe, die der Mann in seinem dichten Vollbart und am Ende der Zöpfe eingeflochten hatte – und spürte ihr abermals Aufregung in sich aufkommen. Sie meinte den Mann von den Archivbildern, die man ihnen vor der Mission von Agent Sequoia gezeigt hatte, zu erkennen. „Verzeihen Sie, junge Dame, aber ich arbeite zur Zeit mit wenig Personal und auf die Droiden allein ist an der Bar kein Verlass,“ erklärte er mit einem einladenden Lächeln und deutete dem Droiden beiseitezutreten. „Angesichts der politischen Lage habe ich aktuell leider kaum Gäste.“ Sein Ausdruck war ein schmerzliches Lächeln, aber Maia spürte, wie die kühlen Augen des Mannes sie musterten. Dann tippte sich der Mann ungläubisch an die Stirn. „Wo sind nur meine Manieren geblieben? Jehto Bayne ist mein Name. Ich bin der Manager dieses Etablissements. Was kann ich für Sie tun?“ Die Agentin zog die Augenbrauen in die Höhe, um ihren gleichgültigen Protest auszudrücken.

„Politik! Als wäre das ein Grund, einen wichtigen Gast von einem Droiden abfertigen zu lassen,“ murrte sie in empörten Ton, bevor sie einen versöhnlicheren Gesichtsausdruck aufsetzte. Dr. Santara Fyal. Vom Institut für Xeno-Geschichte von Wroonia,“ erklärte Maia. „Sie müssten eine Reservierung für eine Suite und zwei kleinere Zimmer für meine Begleiter vorliegen haben.“ Baynes Gesicht hellte sich auf, als er ihren Namen hörte, und er begann am Terminal zu tippen. „Ahh, selbstverständlich. Dr. Fyal! Wir haben Sie bereits erwartet. Wie Sie sehen, ist unser Haus bekannt für seine vorzügliche Auswahl an Weinen aus der gesamten Galaxie. Vielleicht könnte ich Ihnen als Entschädigung für den unschicklichen Empfang eine Kostprobe auf Kosten des Hauses anbieten?“ Dankbar legte Maia ihre linke Hand auf die Brust und nickte zustimmend. „Das wäre ausgesprochen zuvorkommend, Herr Baynes. Also hatte mein Vater doch Recht, als er mir Ihr Hotel nahegelegt hat,“ antwortete sie süßlich, wobei sie sich ein wenig auf die Theke lehnte, um einen Blick auf die Weinregale zu werfen. „Mein Vater und ich haben eine besondere Vorliebe für Wein von Naboo.“ Sie fixierte den Mann mit nonchalantem Blick und lächelte dann. „Vielleicht ein Aurora Naboo Reserve 77?“ Falls Bayne den codierten Befehl erkannte, ließ er es sich in keinster Weise anmerken. Stattdessen lachte er erstaunt auf. „Ihre Familie muss aus anerkannten Sommeliers bestehen! Nur Gourmets verlangen nach Weinen aus Naboo.“ Mit einer leichten Verbeugung und einem Winken lud er sie hinter die Theke ein. „Kommen Sie, junge Dame, kommen Sie! Lassen Sie mich die Auswahl zeigen. Wer weiß? Vielleicht entscheiden Sie sich ja noch um, wenn Sie sehen, was ich Ihnen bieten kann.“ Baynes grinste verschmitzt und führte sie zu den Weinen auf der linken Seite.

Vor einem Weinregal aus rötlich glänzendem Holz blieb er schließlich stehen und wies auf die säuberlich sortierten Flaschen. „Wir haben eine breite Auswahl an Weingütern von Naboo: ‚Gungan Master’s‘ beispielsweise, oder ‚Queen’s Own Royal Selection‘. Sollten Sie helle, frische Weine mit einer spritzigen Zitrusnote mögen, dann hätte ich selbstverständlich auch einen guten Jahrgang vom Weingut ‚Eastern Theed-Baronesse‘ …“ Bayne ging ein wenig in die Knie und zog einen Flaschenhals aus Kristallglas aus einem der unteren Regale hervor. Auf der kegelförmigen Flasche saß ein vergoldeter Glaskorken und das Etikett war leicht angestaubt: ‚Aurora Naboo Reserve 77‘. Eine rötlich-grüne, etwas milchige Flüssigkeit war darin zu erkennen. Der Hotelier grinste zu ihr hoch. „An Ihrer Reaktion sehe ich, dass Sie sich schon entschieden haben. Ich hatte gehofft, sie noch einmal umstimmen zu können. Wissen Sie, dieser Wein ist ein selten nachgefragter, aber exzellenter Jahrgang.“ Ein Schuljungengrinsen stand in seinem Gesicht. „Abgefüllt im Geburtsjahr meiner Mutter. Ich hatte gehofft, ihn zu einem guten Anlass selbst trinken zu können.“ Die codierte Antwort ließ ihr Herz vor Aufregung schneller schlagen. In einer fahrigen, nachdenklichen Bewegung strich sie sich mehrmals hinter ihrem rechten Ohr sachte über das Haar, wobei sie unauffällig ihren goldenen Ohrring löste, der mit einem leisen Klirren zu Boden fiel. Erschrocken sog Maia die Luft ein, ließ ihren Gehstock fallen und ging auf die Knie, um nach dem Schmuckstück zu suchen. „Lassen Sie mich helfen, Dr. Fyal …,“ antwortete Bayne mit einem fürsorglichen Lächeln.

Während sie vorsichtig den Boden unter den Weinregalen abtastete, neigte sie sich etwas näher zum Hotelier. „Sequoia?“ fragte sie leise flüsternd. Bayne nickte unmerklich. „Agenten Glyph, Caliper und Haywire. Wir haben Befehle für Sie.“ Sie machte den entkommenen Ohrring aus und nahm ihn eilig an sich. Vorsichtig tastete sie den Rand des Schmuckstücks ab, bis sie eine kleine, fast unmerkliche Delle gefunden hatte. Auf sanften Druck klappte die goldene Hülle auf und ein kaum einen halben Zentimeter großer Mikrochip war in seiner Mitte zu erkennen. Mit der Spitze ihres kleinen Fingers entfernte Maia den Chip und reichte ihn an Sequoia weiter, woraufhin sie den Ohrring wieder schloss und ihn ohne viel Aufhebens anzog. „Vielen Dank, Herr Baynes. Das ist ein Erbstück meiner Mutter,“ sagte sie mit erleichterter Stimme und erhob sich. Ihr Gegenüber richtete sich ebenfalls wieder auf und lachte sie mit offenen Armen an. „Ich bitte Sie, junge Dame. Am Ende müsste ich Ihnen für den verlorenen Ohrring noch mehr kostenlosen Wein ausschenken, hmm?“ Baynes nahm die Flasche Aurora Naboo Reserve aus dem Regal, übergab sie Chi-Maia und hob kurz die Hand. „Warten Sie einen Augenblick. Dieser Wein ist am besten, wenn man ihn auf Eis legt. Nur so kommt das natürliche Aroma der Shuura in Gänze zur Geltung.“ Mit der Weinflasche in der Hand ging sie langsamen Schrittes wieder auf die Vorderseite der Theke zurück und beobachtete, wie Bayne eine knappe Minute später mit einem silbernen Eiskübel voller dampfenden Trockeneis zurückkam. Mit dem freundlichen Lächeln eines gutmütigen Onkels nahm er ihr die Flasche ab, betrachtete sie für einen Moment wehleidig, wobei er sie locker in seinen Händen drehte, und legte die Kristallflasche schließlich in ihr Bett aus Eis. „H4-L0 wird Sie zu Ihren Zimmern begleiten. Bis Sie in Ihrer Suite sind, sollte der Wein gut durchgekühlt sein. Genießen Sie Ihren Aufenthalt, Dr. Fyal, und zögern Sie nicht mich oder einen der Servicedroiden anzusprechen, sollten Sie etwas benötigen.“

Eine gute Viertelstunde später stand Maia auf dem Balkon Ihrer Suite, einen Weinkelch und den Eiskübel auf dem kleinen Beistelltischchen zweier Liegesessel und blickte über das Panorama. Die Sonne versank langsam in einem Bett orangenen Lichts knapp über dem Meer und eine lauwarme Brise umspielte ihre Haare, die sie endlich von dem albernen Tropenhut befreit hatte. Sie nahm die kalte Weinflasche aus ihrem Bad und zog den kleinen Papierfetzen ab, den Sequoia beim Drehen der Flasche unauffällig auf das Glas geklebt hatte. Sie faltete ihn auf.
„Werde Bef. auslesen.
Rolle wahren!
Zeitnahes Situationsbriefing.
Meldung folgt!
S. – Lieut.“​

Glyph lächelte. Sie öffnete die gut durchgekühlte Weinflasche und schnüffelte zufrieden am Wein. Die rotgrüne Flüssigkeit roch nach Shuura-Frucht mit einer würzigen, holzigen Note. Ein corellianisches Whisky-Faß? Die Gedanken an Eddington waren wie weggeblasen, jetzt wo sie wusste, dass die ersten Schritte der Mission getan hatten und das Gefühl, gute Arbeit geleistet zu haben, langsam einsetzte. Maia hatte fühlte sich, als könnte sie mit dem ganzen Imperium aufnehmen. Mit einem Seufzen ließ sie sich mit einem gefüllten Weinkelch auf eines der bequem gepolsterten Liegesofas nieder. Jetzt mussten nur noch diese Wookie-Höhlenzeichnungen tatsächlich so faszinierend sein, wie es ihr bei der Recherche vorgekommen war!

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Über den Wroshyr-Bäumen von Varuuk ging Rauch auf. Schwarze Rußfahnen krochen zwischen den Wipfeln der gigantischen Bäume empor, die Umgebung roch schwer und süßlich. Das Feuer knisterte noch, und mischte sich zusammen mit dem Dröhnen der Generatoren und dem kehligen Knurren der gefesselten Wookies. Lieutenant Tarkus stand am Rand der Lichtung, das Kinn leicht erhoben, die Hände hinter der weißen Sturmtruppen-Rüstung am Rücken verschränkt. Vor ihm sortierten seine untergebenen Sturmtruppler die Gefangenen in Kolonnen. Ein Trupp prüfte die gefesselten Hände, andere sorgten mit Schockstäben für die gebotene Ruhe. Die brüllenden Rufe der Wookiees hallten über das verbrannte Dorf, das in die Bäume integriert war. Tarkus’ Blick blieb kalt und unbewegt. Für ihn war das nur die Konsequenz des Sieges.

Es war erstaunlich, dass diese Wookiee-Siedler solange unentdeckt geblieben waren. Die Insel Varuuk war schon lange von imperialen Truppen besetzt und zur Luftabwehr-Festung ausgebaut worden. Doch im dichten Dschungel stießen die imperialen Einheiten ständig auf bisher übersehene Grüppchen dieser Bettvorleger. Tarkus hatte zum Glück aller ein erstaunliches Gespür, wenn es um die Aufklärung solcher Siedlungen ging. In Kachirho war sein Zug inzwischen so häufig mit neuen Gefangenen für den Weitertransport in das Umerziehungslager Domitor aufgekreuzt, dass sie von den imperiumstreuen Siedlern und Kammeraden scherzhaft ‘Wookieetreiber’ getauft wurden. Seine Einheit hatte sich diesen Namen zu eigen gemacht und führte ihn nun stolz als inoffizielle Bezeichnung.

Bevor auch diese Gruppe abtransportiert werden konnte, hatten die Sturmtruppler jedoch eine weitere Entdeckung gemacht. Zwischen verkohlten Pfählen und zertrümmerten Hütten war eine von Schlingpflanzen verdeckte Falltür gefunden worden. Als sie geöffnet wurde, hatten sie schwach flackernde Anzeigen, Kabel, einen improvisierten Stromanschluss und rudimentäre Kommunikationstechnik entdeckt. Ein Kommunikationsposten der Wookiees - verborgen, mitten auf der einer der wichtigsten Festungsinseln der imperialen Besatzer. Wer hier gesessen hatte, hatte sicher nicht nur mit seinen Verwandten in einem anderen Wald gesprochen. Es roch geradezu nach Widerstand.

Zwei Sturmtruppler stießen den Gefangenen die Leiter hinauf. Der Wookiee war kräftig, wenn auch alt. Sein Fell war von grauen Strähnen durchzogen. Seine dunklen Augen schienen vor Hass zu brennen, als er Tarkus, der seinen Helm nun abgesetzt hatte und unter dem Arm trug, ins Gesicht starrte. Zwar wehrte sich der Wookiee nicht. Seine gefesselten Hände zuckten jedoch, als er den Lieutenant entdeckte.

Tarkus trat einen Schritt näher. Der Wind strich über sein kurzgeschnittenes, schwitziges Haar und seine Stimme war glatt und beherrscht.


“Übersetzer”, war seine Anweisung.

Ein Private trat hervor und reichte ihm ein mit Vocabulator-Modul ausgestattetes Datenpad.


“Wo ist Grarrshk Tarrokk? Welche Informationen hast du ihm gegeben?”

Tarkus wartete, während seine eigenen Worte durch den Vocabulator in kehligem Shyriiwook wiederholt wurden. Der Gefangene brüllte, tief und lang. Es klang wie eine Welle aus Verachtung und Trotz.

“Ich kenne diesen Namen nicht.”

Tarkus schwieg, während er sich zu keiner Mienenregung hinreißen ließ. Er wartete, bis die Stille schwerer wurde. So lange, bis selbst das Rauschen der Blätter zu knistern schien. Seine Augen blieben unbewegt. Nur ein leichtes Zucken seiner Lippen verriet, dass er das Spiel verstand.

“Welche Informationen hast du ihm geschickt?”, fragte er erneut, in einem Anflug von Gnade, um dem Wookiee eine weitere Chance zu geben, ein gutes, wildes Tier zu sein.

Der Übersetzer wiederholte die Frage. Der Wookiee knurrte, dann stieß er ein kurzes Gebrüll aus.


“Ich habe nichts geschickt.”

Tarkus neigte den Kopf.

“Nichts also.”

Bevor der Wookiee erneut reagieren konnte, wandte er sich zu einem seiner Sergeants herum.

“Bringt mir den Dorfführer.”

Seine Leute taten wie geheißen. Derweil wandte er sich selbst wieder dem widerspenstigen Getier zu.

“Du hast umsonst dein Leben, und das der anderen riskiert, deinen Posten verborgen, Kabel verlegt, Geräte beschafft? Alles um nichts zu senden? Erzähl mir etwas, das Sinn ergibt.”

Zwei seiner Leute kehrten mit dem Sergeant zurück. Sie zogen den Dorfältesten, an Händen und Füßen gefesselt, heran. Tarkus zog seinen Blaster, legte auf das Gesicht des Anführers an und drückte ab. Die Sturmtruppler, überrascht, reagierten nicht, als der Leichnam des alten Wookies einfach zwischen ihnen zusammensackte und mit einem dumpfen Geräusch auf dem Waldboden aufprallte.

Der Wookiee, der den Kommunikationsposten betrieben hatte, stieß ein wimmerndes, lautes Brüllen aus.

Tarkus verzog keine Miene.


“Sag mir, wo Tarrokk ist”, fuhr er fort. Sag mir, welche Verbindung du aufgebaut hast. Ich brauche keine Namen. Nur … ein Zeichen deines Willens. Jeder Funke Information bringt dich weiter weg von der Grube, in der du enden wirst. Vorher wirst du jedoch mit ansehen, wie jeder Wookiee dieses Dorfes ins Gras beißt."

Der Gefangene brüllte erneut, noch lauter als zuvor, härter und diesmal klang es, als wolle er sich selbst Mut machen. Das Übersetzungsmodul blinkte.

“Ihr werdet Tarrokk niemals finden. Die Wälder selbst verbergen ihn.”

Selbst jetzt ließ Tarkus sich zu keinem Schmunzeln hinreißen. Doch in seinem Inneren legte sich das Puzzle neu zurecht. Der Name war also bestätigt. Tarrokk existierte, irgendwo in den endlosen Bäumen dieses verfluchten Planeten. Und ein Wookiee, der sich in den Wäldern versteckte, war ein Wookiee, den man jagen konnte. Er setzte sich den Helm wieder auf den Kopf.

“Alle abtransportieren. Nach Kachirho, zum Weitertransport nach Domitor. Der hier soll Kreel persönlich vorgeführt werden.”

Der Funker gab die Anforderung nach LAAT-Abtransport an die Kommandozentrale weiter. Tarkus wandte sich ab, ohne den Gefangenen noch einmal anzusehen. Hinter ihm schlugen Schockstäbe Funken in die Luft. In den süßlichen Geruch mischte sich das Aroma von verbranntem Fell. Über den Baumwipfeln grollte bereits ein dumpfes Donnern, als die LAAT-Transporter näherkamen und den Rauch unter sich aufwirbelten.

| Kashyyyk | Wawaatt-Archipel | Insel Varuuk | Tief im Wald | versteckte Wookiee-Siedlung | Lieutenant Tarkus, Sturmtruppler des 3. Zugs & Wookiee-Siedler |
 
Kashyyyk ||| Wawaatt-Archipel Kachirho ||| Raumhafen ||| Lirae's Light ||| Lieutenant Ozymandias Skoll und ein Teil der Void Fangs

Das Forschungsschiff Lirae’s Light war weder hübsch noch modern. Seine Rumpfplatten waren stumpf und von Salzwasser verätzt, und die Generatoren dröhnten in einer Tonlage, die jeden Ingenieur hätte zusammenzucken lassen. Doch gerade diese Abgehalftertheit machte es perfekt für den Zweck: Kein imperialer Offizier hätte einen zweiten Blick riskiert, schon gar nicht in einem Hafen wie Kachirho, wo Schlepper, Fischer und Frachter Tag und Nacht ein- und ausliefen. Für die Hafenaufsicht war es einer von vielen, ein weiteres Schiff voller Gelehrter, die sich an den Ruinen des Archipels abarbeiteten. Niemand hätte gedacht, dass unter den Kisten für Messgeräte und Probenkammern doppelte Böden klapperten, gefüllt mit Blastern und Panzerplatten.
Ozymandias Skoll stand breitbeinig, wie ein Denkmal auf der Schwelle, während das Schiff langsam in die Dockverankerungen einfuhr.. Der Rauch seiner Zigarre hing wie eine kleine Wolke über seinem Kopf, während er den Hafen musterte. Kachirho stank nach Salz, Harz und zu viel Uniform. Wookiees mit Ketten um die Handgelenke bückten sich schwerfällig unter imperialem Blick, Sturmtruppen patrouillierten in Zweierreihen, und über allem ragte der Vikkilynn-Baum, dessen Wurzeln so dick waren wie ganze Straßenzüge. Der Shistavane ließ die Zigarre in seinem Maulwinkel glimmen, atmete tief durch die beißenden Schwaden und blies den Rauch mit einem zufriedenen Knurren in die Luft. Er wirkte wie ein Hafenarbeiter, der sich auf einen langen Abend mit billigem Schnaps vorbereitete. In Wahrheit war er der Mann, auf den eine ganze Operation wartete.

Neben ihm hievten seine Leute die ersten Kisten nach draußen. Sie trugen schlichte Arbeitsanzüge, braun und grau, die genauso gut zu Archäologen wie zu Schürfern hätten passen können. In den Händen hielten sie Gerätschaften: Laserscanner, Triangulationsantennen, Messstäbe, alles tadellos echt und funktionstüchtig. Wer aber die Kisten genauer untersucht hätte, hätte in doppelten Böden Blasterkarabiner gefunden, verpackt in Polsterungen, die wie sensible Messgeräte aussahen.


„Links halten, Jungs. Immer schön freundlich winken, wenn die weißen Helme rüberstarren,“ murmelte Ozzy, während er den Trupp musterte. „Wir sind die netten Forscher von nebenan. Wir sind sogar ihre Freunde. Noch.“
Das Umladen der Kisten hatte länger gedauert, als Ozzy lieb war. Die Dockarbeiter in Kachirho waren zuverlässig, aber nicht gerade schnell – zumindest nicht, solange imperiale Aufseher mit Schockstäben herumlungerten und jeden Schritt beäugten. Die Ausrüstung verschwand nach und nach in einem Seitenaufzug, tief in den unteren Wurzeln des gigantischen Vikkilynn-Baums, einem Viertel so groß wie eine ganze Stadt. Dort unten hatten sie einen Lagerraum bekommen, offiziell für die empfindlichen Instrumente der Forschungsexpedition. Niemand fragte, warum die Kisten schwerer waren, als sie aussehen sollten.

„Alles gut verstauen, doppelte Siegel drauf,“ brummte Ozzy zu ergeant Drelka Marru, der dabei war eine Kiste entsprechend mit Magnetsiegeln zu schließen. „Wenn einer von euch das falsche Fach öffnet und ein Blasterlauf rausragt, könnt ihr euch gleich bei den Wookiees für Zwangsarbeit melden.“

Das Hafenpersonal von Kachirho arbeitete mechanisch, fast teilnahmslos. Überall wimmelte es von Wookiees, die unter Zwangsdiensten Holzstämme verluden, Trümmer bargen oder den imperialen Patrouillenbooten beim Andocken halfen. Ozzy sah ihnen nach, während er die Asche seiner Zigarre abklopfte. Er hatte Geschichten gehört, wie sie die Wookiees behandelten. Frachter entluden Container, Droiden piepsten Befehle, und irgendwo am Ende der Stege schrie ein Offizier einem unterbezahlten Quartiermeister die Ohren voll. Der Albino wusste, dass das hier kein Schauplatz für Reden über Demokratie war. Hier zählte nur, wie schnell man zuschlagen konnte, wenn der Moment kam.

Ein
BoSS-Beamter, sauber rasiert, die Uniform akkurat bis in den letzten Knopf, näherte sich einer Haltung, als würde ihm der ganze Pier gehören. Dunkle Uniform, sauberer Schnitt, seine Waffe ein Datapad und Tabellen mit Informationen, die über Beschlagnahmung oder Einreise entschieden. Der Blick glitt streng über das Ensemble der Nichtmenschen und blieb einen Moment lang auf Ozzy und seiner , die Stimme eine Klinge.

„Chief Inspector Amilo Eddington, Bureau of Ships and Services,“ stellte er sich vor, ohne dass jemand gefragt hätte. „Ich dulde hier keine Abweichungen von den Vorschriften. Jedes Schiff, jede Fracht, jeder Mann: Alles unterliegt meiner Kontrolle. Wer gegen meine Regeln verstößt, bekommt die volle Härte der Ordnung zu spüren. Und glauben Sie mir, Mister…“ Sein Blick glitt prüfend über Ozzy, musterte dessen UnIGuard Uniform. Der weiße Shistavane war schon an sich ein Blickfang und das wusste er. Albinos seiner Art waren selten, und Ozzy wirkte, als gehöre er eher auf ein Schlachtfeld als in eine Ausgrabung. „…ich erkenne Abweichungen, bevor sie entstehen.“

Der weiß befellte Hüne ließ ihn reden, paffte, kaute kurz an der Zigarre und ließ dann langsam Rauch durch die Fangzähne. Er antwortete in einem Tonfall, als hätte er gerade nicht den leisesten Zweifel an seiner Rolle:
„Freut mich, Chief Inspector. Wir sind im Auftrag von Dr. Santara Fyal hier. Expedition zu den alten Wawaatt-Ruinen. Sie kennen den Namen vielleicht. Hoch angesehen, sehr feine Dame. Ich bin hier, um ihr den Rücken frei zu halten. Nicht mehr, nicht weniger.“

Eddington, der eben noch schneidend wirkte, schien einen Herzschlag lang ins Stocken zu geraten. „Dr. Fyal, sagen Sie?“ Seine Stimme wurde weicher, fast honigsüß. „Ja, selbstverständlich kenne ich ihre Arbeit.Irgendwie konnte der Albino diesem Beamten diese Antwort nicht glauben. „Eine Koryphäe ihres Fachs. Höchst bemerkenswert.“ Seine Augen funkelten plötzlich nicht mehr vor Misstrauen, sondern vor Interesse. „Dann verstehen Sie sicher, dass es wichtig ist, ihre Mission mit allen Mitteln zu unterstützen. Und Sie sollten ihr bei Gelegenheit noch einmal deutlich machen, wie sehr ich… zu Diensten stehe.“

Ozzy hob eine Braue, grinste breit, als hätte er gerade einen besonders dummen Scherz gehört. „Keine Sorge, Inspector. Ich weiß, wie man sich einer Dame gegenüber benimmt. Besser, als Sie’s vermutlich erwarten.“ Er tippte mit der Zigarre leicht an das Datapad, so beiläufig, dass es schon fast frech war.Und ich wette, sie hat wichtigeres zu tun, als sich ihre Zeit mit Vorschriften anzuhören.“
Mit diesen Worten hatte der Nichtmensch wohl den Bogen überspannt, denn ein kurzer Schleier von Argwohn zog über das Gesicht des Menschen. Dann traf es Ozzy: Es war Neid. Glaubte dieser felllose Wookiee wirklich, er hätte Interesse an der "Wissenschaftlerin"? Ihm wurde mal wieder bewusst, wieso er Kampfeinsätze diesen ganzen Taschenspielertricks gegenüber bevorzugte

„Zweck der Mission?“ fragte der Schreibtischtäter schneidend.

Bevor einer seiner Männer die Nerven verlieren konnte, trat Ozzy einen Schritt nach vorne, verbeugte sich leicht über den gedrungenen Mann und grinste so breit, dass die Fänge unter dem Zigarrenrauch blitzten.
„Wir zählen Steine, Freundchen,“ knurrte er auf Basic. „Sehr alte, sehr langweilige Steine. Ich passe drauf auf, dass niemand die Steine von Frau Dr. Santara Fyal klaut. Hab gehört hier gibt's ein paar Kandidaten dafür und ich werde bezahlt, dass das nicht passiert.“ Seine roten Augen funkelten den Beamten an, während er mit einer lockeren Kopfbewegung auf eine Gruppe von Wookiees den Sinnzusammenhang seiner Aussage vervollständigte.

Einige Arbeiter lachten unterdrückt. Der BoSS-Beamte verzog keine Miene, doch er trat zur Seite. Für einen Moment war Stille. Dann räusperte sich Eddington, rückte den Kragen zurecht und wich einen Schritt zurück. „Nun… ich will Sie nicht aufhalten. Papiere sind registriert. Willkommen in Kachirho.“

Ozzy nickte knapp, drückte die Zigarre zwischen den Fangzähnen fester ein und führte seine Männer weiter ins Dock. Das raubtierhafte Grinsen wurde noch ein Stück breiter, wandte sich an seine Männer:
„Habt ihr das gehört, Jungs? Wir sind willkommen. Also benehmt euch so, als würdet ihr gleich Tee mit Gebäck servieren.“

Am Fuß des gewaltigen Vikkilynn-Baumes herrschte für kurze Zeit das kontrollierte Chaos, das jede Ankunft einer Einsatztruppe begleitete. Schubkarren mit Kisten, vibrierende Lastendroiden, die in monotonem Takt ihre Fracht trugen, und die tiefen Rufe von Wookiee-Trägern, die für ein paar Kredite den schweren Kram schulterten. Der weiße Wolf stand mitten im Trubel, die Zigarre im Mundwinkel, den Blick scharf wie ein Klingenmesser. Mit einer knappen Handbewegung winkte er Master Sergeant Lira Thenn heran.Sergeant, die Kisten mit den Feldrationen und der Med-Ausrüstung gehen zuerst runter in den Lagerraum unter dem Vikkilynn. Ich will die sensiblen Sachen dort, bevor einer der neugierigen Bürokraten merkt, dass wir mehr als Sonnenschirme dabei haben.“

„Jawohl, Lieutenant,“ antwortete Thenn und wandte sich sofort den Trupps zu, ihre Stimme durchschnitt das Stimmengewirr.

Der weiße Wolf drehte den wuchtigen Kopf, suchte den breitschultrigen Chief Warrant Officer Darr Kalthor.
„Darr, du nimmst dir die Techniker und sicherst, dass die Generatoren und Comms sauber verstaut werden. Ich will keine Kabelstränge, die aus Kisten hängen wie Gedärme nach ’nem schlechten Barfight. Verstanden?“

Kalthor grinste nur, ein Grinsen so breit wie sein Rücken, und salutierte knapp. „Alles läuft, Boss. Wir richten uns ein, als wollten wir hier bleiben.“

„Das ist genau der Punkt,“ knurrte Ozzy, während er den Rauch zur Seite blies. „Wir wollen, dass es so aussieht. Also lass es sauber wirken. Keine Hektik, keine falschen Bewegungen. Wir sind hier bloß die braven Wachhunde von UniGuard, die auf die Spielzeuge der Forscher aufpassen.“
Dann wies er mit zwei kurzen Handbewegungen zwei seiner Soldaten, Corporal Verek Tan und Private First Class Kael Vorr an ihm zu folgen. Es war an der Zeit die Frau Doktorin zu treffen. Das nächste Schwebetaxi in Beschlag nehmend, machte sich das ungleiche Trio auf den luftigen Weg zum Treffpunkt.

Kachirho war eine Mischung aus Altem und Neuem. Uralte Wroshyr-Bäume ragten hoch über die Stadt hinaus, ihre Plattformen und Brücken verbanden ganze Viertel in luftiger Höhe. Darunter das Meer, das gegen die Klippen schlug, und auf den Zwischenebenen die neuen Bauten des Imperiums: Kontrolltürme, Sensorantennen, Dockanlagen aus Durastahl. Ein Ort, der einst frei gewesen war und nun wie eine Festung wirkte. Der Albino, von seinen Kameraden auch manchmal "der weiße Wolf" genannt, nahm alles in sich auf. Die Straßen von Kachirho waren lebendig, doch unter dem Vorhang aus Geschäftigkeit spürte man die Schwere der imperialen Präsenz. Sturmtruppen patrouillierten zwischen den hölzernen Brücken, ISB-Beamte warfen forschende Blicke auf jeden Fremden. Händler verkauften Früchte, Stoffe und Werkzeuge, während Wookiee-Frauen mit gesenkten Köpfen an den Ständen standen, ihre Bewegungen vorsichtig, als ob jedes Wort sie in Schwierigkeiten bringen könnte. Doch Ozzy wusste, dass jeder zweite Wookiee, der über die Stege schleppte, auf einen Moment wartete, der alles änderte. Und dass jedes imperiale Auge sie im Blick hatte.

Das Schwebetaxi setzte mit einem tiefen Surren auf einem Pier aus poliertem Holz auf. Die Dämmerung färbte den Himmel über Kachirho kupfern, und das Inn thronte wie ein Schmuckstück inmitten der gewaltigen Struktur des Vikkilynn-Baumes. Mehrstöckig, elegant, seine Balkone und Anbauten wirkten, als wären sie nicht gebaut, sondern direkt aus dem lebenden Holz gewachsen. Über dem Landesteg hing ein schweres Schild, gehalten von silbrig schimmernden Ketten. Die goldenen Lettern in High Galactic verkündeten: Green Excelsior Inn.
Der Albino stieg aus dem Taxi, schnippte mit zwei Fingern Asche von seiner Zigarre und verzog das Maul zu einem schiefen Grinsen. Ozzy pfiff leise. „Schöner Schuppen. Hätte ich geahnt, dass sie uns in so ’nem Palast einquartiert, hätte ich mir saubere Stiefel angezogen. Passt perfekt zu einer feinen Archäologin, die angeblich nur Steine zählt.“ Seine beiden Männer warfen sich Blicke zu, sagten aber nichts. Sie wussten, dass er den Spruch nicht ernst meinte, seine Augen musterten jedes Detail zu genau, als dass er es bloß belächeln würde.
Der Weg über den Pier führte in eine Empfangshalle, die das Gegenteil von den chaotischen Docks war. Kein Schmutz, kein Gestank, nur Holz, geschnitzt und poliert, und ein Geruch nach Farnen und frischen Blüten. Die Architektur wirkte wie eine einzige Welle: keine Kanten, keine Ecken, jede Linie war rund, geschwungen, organisch. Selbst die Empfangstheke, ein halbmondförmiger Tresen, fügte sich wie selbstverständlich in den Raum. Der Shistavane sah zu seinen Männern.
„Vergesst nicht, wie wir hier auftreten. Keine Sprüche über Blaster, keine Witze über Wookiees. Wir sind die braven Begleiter einer Expedition. Sonst nix.“

Die Lobby des Inns war ein einziger Schwung: keine Ecke, keine Kante, alles rund und weich. Poliertes Holz, geschwungene Schnitzereien, Farne mit bunten Blüten, offene Fenster mit Blick in die Tropen. Die Empfangstheke war ein halbrunder Tisch, dahinter Reihen edler Weinflaschen, fein säuberlich sortiert. Sie glitzerten im Farbenspiel des Raums. Rot, Gold, Grün, alles edle Tropfen aus der halben Galaxis, die keiner ihrer Männer je probieren würde, ohne mindestens Monatsgehalt dafür zu verfeuern. Für einen Moment blieb der weiße Wolf, wie ihn seine Kameraden manchmal nannten, kurz stehen und atmete die deutlich sauberere, mit einem Raumduft getränkte Luft tief ein. „Na, wenn das nicht das Gegenteil von dem Hafengestank da unten ist. Riecht fast wie Urlaub. Fast.“ kommtentierte der Zabrak, Corporal Tan.
Rund um sie herum standen Sessel, gezimmert aus geschwungenem Holz, mit niedrigen Cafétischen, die so wirkten, als würde niemand je etwas Schwereres als ein Glas Rotwein darauf abstellen. Breite, fleischige Farne in bemalten Töpfen rahmten den Raum, ihre bunten Blüten gaben dem Ganzen fast schon einen tropischen Anstrich. Und durch die großen, offenen Fenster wehte der Abendwind, trug den Geruch von Harz und Meer bis in die Halle. Die drei Männer waren fast allein.

Der Empfang wurde von einem silbernen Protokolldroiden geführt, makellos glänzend, die Stimme höflich und geschmeidig:
„Willkommen im Green Excelsior Inn. Darf ich Ihnen behilflich sein?“

Ozzy beugte sich über die Theke, beide Hände breit auf das polierte Holz gelegt, die Zigarre im Maul. Er grinste so, dass die Fangzähne blitzten. „Unterrichten Sie Dr. Santara Fyal, dass ihre Lieferung eingetroffen ist. Der weiße Wolf von UniGuard ist hier.“

Der Droide neigte den Kopf mechanisch, als müsse er das Gesagte gegen sämtliche Höflichkeitsprotokolle abgleichen. Erneut bewegte der silberne Droide seinen Kopf leicht ruckartig und blickte ihn aus seinen toten Photorezeptoren an, als müsse er das Bild im Gedächtnis archivieren, bis er antwortete: „Ihre Nachricht wird unverzüglich weitergeleitet. Haben Sie währenddessen besondere Wünsche?“

Der Protokolldroide glitt davon, um die Nachricht zu überbringen. Ozzy ließ sich schwer in den geschnitzten Sessel fallen, die Beine weit ausgestreckt, die Zigarre im Maulwinkel. Seine beiden Männer setzten sich mit einem Knarren gegenüber, beide sahen sich unbehaglich um. Die Tropenblüten, das blankpolierte Holz, die feinen Weinregale. Es passte nicht zu ihnen, nicht zu Waffenöl, Staub und nächtlichen Patrouillen. Nach einem Moment bemerkte er ihre Blicke und grinste.
„Ihr wirkt wie zwei Banthas im Porzellanladen. Vergesst nicht: Wir sind UniGuard.raunte der weiße Wolf ihnen zu. Wir gehören hierher. Wir sorgen für Sicherheit, wir tragen die Westen, und wenn jemand blöd guckt, dann sagen wir, das sei Vorschrift.“

Der Private, ein ehemaliger Geflüchteter von Delastine namens Kael Vorr, zog eine Braue hoch. „Sicherheit, ja. Aber ich fühl mich nicht gerade wie Security.“

Genüsslich lehnte sich der Albino nach vorn, stützte die Ellenbogen auf die Knie und sprach leiser, fast verschwörerisch: „Dann will ich euch mal was erzählen. Auf Corellia, vor ein paar Jahren, Auftrag von UniGuard, ganz offiziell. die beiden Soldaten der Special Forces der Neuen Republik verstanden, dass ihr Lieutenant hier in Code sprach. Wir sollten eine Halle voller Kunstgegenstände sichern, ein Empfang von reichen Händlern. Alles blitzblank, wie hier. Musik, Champagner, Tänzerinnen. Also steh ich da, tue, als ob ich Wände anstarre, und hab ein Auge auf die Küche.“

Die Männer grinsten sofort, kannten sie doch die Räuberpistolen, die ihnen der Albino oft zur Aufheiterung nach einem langen Marsch oder einem harten Training servierte. „Und? Was wer war verdächtig?“ hakte Private Vorr nach.

Ozzy zog tief an der Zigarre, ließ den Rauch langsam in Ringen nach oben steigen. Dann zog er erneut an der Zigarre um den Moment auszudehnen und seinen Worten mehr Gewicht zu verleihen. „Alle. Jeder einzelne Kellner sah aus, als hätte er ’nen Blaster unterm Tablett. Aber einer, ein magerer Twi’lek mit Schweißperlen auf der Stirn und einem Gesicht, dass jedem Ronto Konkurrenz macht, kippt plötzlich eine ganze Schale Krill-Salat direkt auf den Schoß von ’nem Moff. Chaos bricht aus. Ich stürze hin, greif mir den Kerl, dreh ihm den Arm auf den Rücken und was fällt ihm aus der Jacke?“

Die beiden Männer nahmen einen Schluck und warteten auf die Pointe, Ozzy grinste breit
. „Ein Sandwich. Abgebissen, zur Hälfte noch eingewickelt. Der Idiot wollte bloß nicht erwischt werden, wie er auf der Arbeit isst. Und ich hab ihn beinahe als Attentäter aus dem Verkehr gezogen.“
Einen Moment war es still, dann brachen die beiden Soldaten in lautes, heiseres Lachen aus. Private Vorr japste und klang wie ein defekter Servomotor, der Zabrak prustete und schüttelte seine von einer Hörnerkrone geziertes Haupt.

„Boss, du hast echt den Kerl fertiggemacht, nur weil er Hunger hatte?“ brachte Corporal Tan prustend hervor.

Ozzy lehnte sich zurück, das Grinsen immer noch breit, während er mit der Zigarre in seiner großen Pranke gestikulierte.
Exakt. Und das, Jungs, ist die Moral von der Geschicht’: Trau keinem, der hungrig aussieht. Hunger ist gefährlicher als jeder Blaster.“

Mit einem tiefen Zug atmete der Shistavane den beißenden Dampf seiner Zigarre ein und ließ ihn über seine Nase wieder heraustreten. Hunger ist gefährlicher als jeder Blaster. Diese Welt hungert schon lange. Nach Freiheit, nach Selbstbestimmung, nach der Zerschlagung des imperialen Jochs. Drei Mal sollte Lieutenant Ozymandias Skoll sein, wenn er diesen Hungrigen nicht bald dabei helfen sollte ein Buffet anzurichten, dass diesen gähnenden Abgrund in ihrem Magen stillen sollt

Kashyyyk ||| Wawaatt-Archipel ||| Kachirho ||| Green Excelsior Inn ||| Lobby ||| Lieutenant Ozymandias Skoll, Corporal Verek Tan & Private First Class Kael Vorr (NPCs)
 
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