Kashyyyk, Trandosha (Kashyyyk-System)

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Tiberius Ravenburg, Gaus Eisenberg und imperiale Offiziere
Stumm hörte der Veteran zahlreicher Schlachten die Worte seines Kampfgefährten Gaus Eisenberg. Er konnte ihm nicht widersprechen. Wie denn auch? Die Worte, die des Eisenmanns Kehle entkamen, waren von Wahrheit durchdrungen. Wie hätte er diesem Mann, der so viel für das Galaktische Imperium gegeben hatte, widersprechen können? Der Verfall war offensichtlich. Seitdem der jetzige Imperator die Zügel in der Hand hatte, hatte das Galaktische Imperium an Boden verloren. Erst Bothawui, dann den Corellian Run. Es war eine Farce. Mit Captain Dalmascae hatte Ravenburg selbst noch die letzten Reste des Widerstandes, der sogenannten „Forces of Hope“ beseitigt um dann, wenige Jahre später, vor den geistigen Brandstiftern anderer Coleur kapitulieren zu müssen. Es war nicht nur eine Farce, es war eine Schande. Er wusste nicht was er dazu sagen sollte, zuckte nur mit den Schultern und blickte mit seinem verbliebenen Auge stumm auf den Teller voller Köstlichkeiten, die diese vitale Flora und Fauna zu bieten hatte. Ihm war der Appetit vergangen.

Auch wenn Tiberius Ravenburg nicht mit jedem Punkt, den sein Kampfgefährte ansprach, einverstanden war, so war es an dieser Stelle zwecklos zu widersprechen. Die Beweislast war zu erdrückend und nahm ihm jeglichen Wind aus den Segeln. Was er gesagt hatte, hielt stand. Das Imperium würde diesen Planeten in einem Weltenbrand untergehen lassen, sollte sich das Regime von Dac dem Planeten mit auch nur einer Kampfgruppe nähern. Doch wie konnte es überhaupt soweit kommen? Eisenberg hatte Recht. Das Imperium würde zwar nun handeln, doch hatte es versäumt in der Vergangenheit richtig zu handeln. Die beiden Männer litten unter einer kognitiven Dissonanz: Sie waren damit erzogen worden, dass der Mensch die Spitze der Evolution darstellte, sie waren damit gedrillt worden, dass das Imperium von den Sith regiert wird, war es doch der erste Imperator Darth Arcanious, dem sie die Säuberung des Makels der Alten Republik zu verdanken hatten. Doch mit Darth Allegious an der Spitze bissen sich diese beiden Doktrinen und hinterließen einen faden Beigeschmack im Mund des eisernen Zyklopen. Den Moment des Schweigens spülte der Kommandant der Bloodshed mit einem Glas Sprudel herunter, dass er sich in dem Moment der Stille einschenkte, der sich wie ein bleierndes Tuch zwischen Eisenberg und Ravenburg senkte.


Er bot seinem Gegenüber ebenfalls ein Glas des von außerhalb importierten, prickelnden Wassers an und stellte sie, nachdem der Inhalt seinen Weg gefunden hatte, zurück. Seine Hand umfasste das Glas, während sein Blick auf die von Servomotoren gesteuerte Hand seines Gegenübers ruhte. Sie hatten beide viel für dieses Reich gegeben und doch hatten sie keinerlei Mitspracherecht. Ein Affront, doch war das hier keine Demokratie. Dennoch… Ravenburgs Enttäuschung schlug in Wut um. Wut über eine geraubte Zukunft. Eine Zukunft, die ihm ein Mann insbesondere offeriert hatte und an dessen Ideale er felsenfest geglaubt hatte.

„Wäre doch nur Nereus Kratas noch hier.“


Die Worten waren nicht mehr als ein Hauch, doch die nachdenkliche Stille zwischen Ravenburg und Eisenberg wurde von diesen Worten wie ein Peitschenschlag durchdrungen. Ravenburg hob seinen Blick, direkt in die Augen seines Gegenübers. Es war Verbitterung in ihnen zu lesen, Verbitterung über eine Zukunft, die ihm Darth Allegious geraubt hatte.


„Er hätte uns retten können, alter Freund. ER war die Flotte, damals.“

Ein geflügeltes Wort propagandistischem Ursprungs, doch steckte ein Funken Wahrheit darin. ER war es gewesen, den das Galaktische Imperium, geeint, zum Großadmiral hatte ausrufen lassen. Er war es gewesen, der mit dem Anti-Force-Commando eine Streitmacht aufstellen wollte, um möglichen Eskapaden der Sith Einhalt gebieten zu können. Eskapaden wie jene, die das Galaktische Imperium im Endeffekt zerrissen hatte: Der Krieg zwischen dem Blutsbruder des vorherigen Imperators und dem Halb-Noghri. Zugegeben, beide waren nach den Standards der humanen Hochkultur nicht das, was man die perfekten Beispiele der Sitze dieses Reiches ansehen sollte, doch hätte Ravenburg insgeheim einen dritten Weg lieber gesehen: Imperator Nereus Kratas.


„Einmal, auf Carida während des Sith Schisma, sah ich Ihn wie er einem Sith die Stirn bot.“

Seine Worte schienen nachdenklich, er schwelgte in Erinnerungen. Es war damals, auf dem Höhepunkt des Konflikts zwischen den Sith Despoten gewesen, dass Tiberius Ravenburg zum ersten Mal einem dieser Gräuel in Menschenhaut gegenübergestanden hatte. Er erinnerte sich an die Kälte, die diese Wesen ausstrahlten. An den Zorn, der in den goldgelben Augen dieses Wesens geruht hatte. Wie ein Rancor einem Käfig. Doch war der Mann ruhig gewesen, hatte sich gewählt ausgedrückt. Wie ein unter Druck stehender Behälter, bereit jederzeit zu explodieren, hatte das massige Wesen, dass sich als Nergal, Bote von Darth Allegious vorgestellt hatte, mit Nereus Kratas parliert.


„Eine riesige Bestie von Mensch, ein wahrer… ein wahrer Titan. Doch Kratas hielt stand.”

Und wie er standgehalten hatte. Ravenburg dachte mit Wehmut an den Großadmiral zurück. Er hätte diesen Verfall aufhalten können. Zwar war er ein Förderer von Jade Dalmascae und seiner Schwester Alynn Kratas gewesen, wenn die Zylinder an ihren Gürteln nicht täuschten ebenfalls Mitglieder dieses Ordens, der über das Imperium verfügte, doch schienen sie… eine gänzlich andere Sorte zu sein. Eine, mit der vielleicht sogar sein reaktionärer Freund hätte leben können. Doch er würde nie in den Geschmack kommen dieses Szenario zu sehen, denn man hatte ihm diese Zukunft geraubt. Die Worte seines Kameraden hatten etwas in ihm ausgelöst, das lange geschlafen hatte.


„Mit ihm wäre es niemals so weit gekommen.“

Seine Worte waren nun getränkt von Verbitterung. Der eiserne Zyklop presste die Lippen zusammen, nahm noch einen Schluck des prickelnden Wassers und sah, wie die Turbolifttüren sich öffneten und ihr Führer, mitsamt der Offiziere, wie siegreiche Helden und einigen Behältern zurückkamen.

„Wo du eben von Chedhi sprachst…“

Mit seinem Zeigefinger, den Arm auf dem Tisch ruhend, deutete der imperiale Offizier in Richtung der heranrückenden Kolonne, gespannt darauf, was sie seinem erzürnten Freund und Kameraden für Gaben anbieten würden.


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Tiberius Ravenburg, Gaus Eisenberg und imperiale Offiziere
 
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Sein kameradschaftlicher Freund verstand. Mehr noch, er bestätigte Eisenberg in dessen Eifer und befeuerte die innere Flamme des Hasses. Das kumulierte in der Nennung des einstigen Großadmirals der Imperialen Flotte, Nereus Kratas. Diese Leitfigur für viele altgediente Offiziere besaß mittlerweile fast schon halbgöttliche Verehrung und erzeugte gerade bei den tendenziell in der Macht eher unbegabten Kommandanten von Schiffen und Flotten einen wahren Nimbus. Der ehemalige Oberkommandierende hatte sich durch seine Erfolge, seine Überzeugungen und Taten selbst ein unerschütterliches Standbild geschaffen, zu dem nach wie vor Hunderte, Tausende aufschauten. Für eine gewisse Elite von Flottenoffizieren galt er als das Ideal, nach dem sie streben wollten. Und für eine noch kleinere Gruppe von Kritikern war er die Lösung der Probleme mit einem Sith-Oberhaupt. Auch für Gaus Eisenberg war eine durch männliche Menschen geführte Flotte in einem durch männliche Menschen geprägten Imperium der absolute Superlativ. Mundane, also in keinster Weise der Macht anhängende Menschen männlichen Geschlechts stellten sein persönliches Ideal von Führung dar. Danach strebte er, so handelte er, so entschied und befahl er. Sein Alltag war diesem Leitbild gewidmet und seine Aussagen kanalisierten diese Überzeugung.

"Ist denn bekannt, ob er noch lebt? Welches Übel, welche garstige Brut ihn dereinst vertrieb?", wollte der Belgarother wissen, als auch schon die gesammelte Runde an Offizieren und Ganner Chedhi zurückkehrten. Offenbar sollte die Führung weitergehen, doch Gaus war noch nicht in der rechten Stimmung seine Unterhaltung nun schon abzubrechen. Herrisch verwies er die gesamte Entourage mit einer Geste seines eisernen Arms in eine andere Ecke des gewaltigen Raumes mit den noch gewaltigeren Transparistahlfenstern hinter denen sich die Naturwunder Kashyyyks dem Raubbau des Imperiums zu entziehen versuchten.

"Könnte man doch nur einen Mann wie ihn für die Sache gewinnen ... es stünde direkt wieder besser um die Zukunft der Galaxie.", fuhr er fort. Seine Worte wurden getragen von Sehnsucht und einem Hauch Zuversicht. Hoffnung beflügelte auch harte Männer wie Gaus Eisenberg. Sie war Treib- und Brennstoff gleichermaßen, trug schwermütige Gedanken fort und brachte neue Ansichten.

Der Austausch mit seinem Kameraden war tatsächlich erfüllend, und auf eine ihm unverständliche Weise heilsam. Vielleicht war es wirklich an der Zeit für einen personellen Umbruch. Möglicherweise - und Gaus erschrak förmlich bei diesen subversiven Gedanken - bedurfte es eines politischen Wandels, nötigenfalls mit Hilfe der Imperialen Flotte. Ein Putsch durch das Militär zur Genesung des gesamten Imperiums. Solcherlei Überlegungen hatte es bis dato in seinem Geist nicht gegeben, doch mit jeder frustrierenden Veränderung der Gesellschaft - und damit auch des Militärs - verhärmte der Kommandant der 'Intrepid'. Und dadurch wurde dem Wunsch nach radikaler Änderung ein Nährboden bereitet.

Die Suche nach dem Großadmiral konnte da ein erster Lösungsansatz sein. Gaus war sich über das Schicksal von Kratas im Unklaren, aber dafür gab es ja die notwendigen Einrichtungen innerhalb des Galaktischen Imperiums. Möglicherweise wusste Tiberius auch mehr darüber, hatte er ihn doch leibhaftig erleben dürfen.

"Commander Ravenburg, Commander Eisenberg - wenn Sie sich uns dann anschließen würden ... die Führung ginge weiter.", erklärte der Angestellte der Arugen-Shyish Corporation vom anderen Ende des Raumes. Durch seinen Ruf erlangte er die Aufmerksamkeit des Maschinenmannes, der ihm kurzerhand ein besonders grimmiges Gesicht präsentierte. Die Dreistigkeit dieses Gästeführers war fast schon impertinent. Vielleicht ließ sich später am Tag noch ein kleiner Unfall inszenieren um einen Ersatz für Chedhi zu bekommen.

"Dieser Knabe ist nützlich wie ein Pickel am Gesäß!", knurrte der Cyborg-Offizier düster.

Dann jedoch machte er sich langsam in Richtung seiner eigenen Mannen auf, die sich mit dem Gefolge von Ravenburg unterhielten. Den Kontaktmann der imperialen Firma ließ er konsequent unbeachtet, einfach um seiner persönlichen Leidenschaft zur Drangsalierung anderer frönen zu können. Das entsprach zwar nicht den Sitten und Gepflogenheiten der Imperialen Flotte ... doch Weibsvolk auf der Brücke tat das ebenso wenig. Nicht immer musste er ja anachronistisch handeln.

Die gesamte Führung verließ nun die gewaltige Messe für besondere Gäste und machte einen Abstecher zur Landeplattform, die sich genau überhalb des Raumes befand, in dem sie gerade noch den Wookieefraß serviert bekommen hatten. Mittels Lift erreichte man die umzäunte und durch Autoblaster gesichterte Dockbucht. Die gewaltigen Auswüchse linker- und rechterhand ließen die Produktionsstätte festungsartig erscheinen und die titanenhaften Ausmaße der Raffinerie spotteten jeder Beschreibung. Kurzzeitig schalt sich der Offizier von Belgaroth einen Narren für den Zweifel an der Effizienz dieser Stätte. Sicherlich konnte man noch wesentlich umfangreichere Rodungen vornehmen, doch von außen betrachtet war die Anlage gigantisch.

Sofort gestattete sich Eisenberg einige Schritte auf die jähe Kante zu. Eine nicht ganz hüfthohe Sicherheitsabsperrung sollte etwaige Unfälle und Stürze verhindern. Von hier aus bekam man ein erhebendes Gefühl, derweil weiter unten G5-623 langsam ausblutete.

"Geben Sie Acht auf sich, Sir.", gemahnte Ensign Moyar zur Vorsicht. Sein Vorgesetzter zuckte kurz nervös zusammen, dann drehte er sich langsam zu seinem Assistenten um.

"Danke, Ensign. Ohne Ihren Einwand wäre ich beinahe in den Tod gestürzt ... direkt hinein in diese zähe Wookieepisse! Gut, dass Sie mich vor diesem Schicksal bewahrt haben.", verkündete er, derweil seine Stimme vor Zynismus nur so troff. Dieser Ort hier war ideal für einen kleinen Schubser, welcher dann Chedhi gute siebzig Meter tief fallen lassen würde. Noch gab es allerdings zu viele Zeugen.

"Immer gern, Commander.", antwortete der Ensign. Entweder hatte er die Aussage des Kommandanten nicht begriffen oder er übersah die ständige Kritik von Eisenberg konsequent.

Als jeder der Anwesenden sich einen Blick über den Rand der Plattform gegönnt hatte, ergriff ihr Ansprechpartner, Ganner Chedhi, noch einmal das Wort.

"Dies hier ist üblicherweise eine Notlandeplattform, sollte es zum unwahrscheinlichen Fall einer größeren Katastrophe kommen. Auch werden hier Führungskräfte der Arugen-Shyish Corporation gelandet.", erklärte er.

Das hatte direkt für einen neuen Schub von Konzernhass bei Gaus Eisenberg zur Folge. Sie selbst waren außerhalb der Anlage abgesetzt und dann mit Schwebern zur Raffinerie gebracht worden, derweil die Unternehmensbonzen die kürzesten, die bequemsten Wege bekamen. Ein weiterer Tiefschlag für die ruhmreiche Flotte des wenig ruhmreichen Imperators. Wäre doch bloß der Großadmiral noch in Amt und Würden ...

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Tiberius Ravenburg, Gaus Eisenberg und imperiale Offiziere

Ein eigenartiges Gefühl beschlich den Veteran unzähliger Schlachten im Namen des Galaktischen Imperiums und seines Imperators. Es war ein Gefühl, dass sich zuerst in seiner Magengrube entwickelte und dann sein Rückgrat, in Form eines Schauers seinen Rücken hinauflief, bis es sein Stammhirn in Flammen setzte. Nicht, dass Tiberius Ravenburg dieses Gefühl fremd gewesen wäre, dieses Gefühl war ein alter Vertrauter. Wie ein Freund vergangener Tage erschien es, doch hätte der eiserne Zyklop niemals gedacht, dass sie im Kontext seines geliebten Imperiums zum Leben erwachen würde. Es war Wut. Wut auf den Imperator. Wut auf die Entwicklungen, die so falsch liefen in diesem gigantischen Sternenreich. Man sagte, dass Ideen ansteckend seien, dass Ideen sich wie ein Tumor verbreiten konnten. In diesem Moment ahnte der Kriegsversehrte, wieso KOMENOR mit wachsamen Augen versuchte zu kontrollieren welche Gedanken die imperialen Herrschaftssubjekte erfüllten, denn Ravenburg spürte die ungemeine Wut in seinem Bauch, die sich wie eine lodrige Faust formte und nach einem Ventil suchte. Diese Wut war das Ergebnis der Frage seines alten Freundes und Kameraden Gaus Eisenberg nach dem Verbleib und vor allen den Feinden des größten Raumherren aller Zeiten, des Großadmirals Nereus Kratas.

„Nichts handfestes. Laut den offiziellen Sprachrohren „verschollen“, ähnlich wie Darth Phollow.“

War es damals nicht genau so gewesen? Darth Phollow war es, der dem Galaktischen Imperium angeblich auf dem Höhepunkt seiner Macht den Rücken kehrte und das Exil suchte. Sein Nachfolger sollte der Chiss Overlord werden, doch dann entbrannte ein Kampf um die Deutungshoheit, das Sith Schisma. War dieses Exil wirklich so selbstgewählt? War es vielleicht eine Finte des garstigen Noghris auf dem Thron? Eine infame Behauptung, doch andererseits… es würde so viel erklären. Es lag in der menschlichen Natur für scheinbar komplizierte Sachverhalte einen einfachen Erklärungsweg zu führen, selbst wenn dieser in das Reich der Verschwörungstheorien reichen würde. Doch war es wirklich so abwegig? Normalerweise galt, dass eine Verschwörung mit potenziell erhöhter Anzahl an Mitwissern schneller aufgedeckt wird. Doch diese Sith… diese Scheusale in Menschenhaut konnten mit den Gedanken ihrer Untergebenen spielen, sie manipulieren. Hatte Allegious vielleicht Nereus Kratas ausgeschaltet, als dieser der Wahrheit zu nahekam?

„Wenn du mich fragst… du weißt wonach das riecht.“

Verbitterung durchzog die Worte des kampferfahrenen Kommandanten der Bloodshed wie ein roter Faden, der diesen Narrativ in ein Netz aus Gerüchten und hinter vorgehaltener Hand geflüsterter Wahrheiten umspannte. Beinahe als hätte KOMENOR die Art ihrer Gedanken gespürt, als hätten sie ihre Horchteleskope in die Richtung dieser beiden ehrbaren Männer gerichtet, die, Kratas ähnlich, der Wahrheit zu nahekamen, erschienen Chedhi und die Entourage ihrer Offiziere. Doch ähnlich wie Ravenburg war auch Eisenberg noch nicht mit diesem Gedanken fertig, sodass der Maschinenmann die Untergebenen anwies wonaders ihr Glück zu suchen, solange sich diese beiden Männer unterhielten.


„Wenn Kratas nicht auffindbar ist, dann müssen wir nach seinen Idealen handeln.“

Ein Gedanke konnte zuweilen ein ganzes Wesen entfachen und für ein Ideal brennen lassen. Der Kommandant imperialer Bauweise begann zu verstehen wieso der Rebell behauptete, dass Rebellionen auf Hoffnungen gebaut waren. Auch ohne mit dem Regime von Dac zu sympathisieren, ja überhaupt sein Existenzrecht anzuerkennen, um festzustellen welcher Wahrheitsgehalt in diesen Worten lag.


Es waren die Worte ihres Führers, die Tiberius Ravenburg aus seinen Überlegungen herausrissen. Die Führung durch die imperiale Raffinerie sollte weitergehen. Was für Ravenburg zuerst wie ein entspannter Tag außerhalb des Schiffes begonnen hatte, entwickelte sich zusehends zu einem Erweckungserlebnis. Auch wenn sich seiner Route nichts ändern würde – die Bloodshed war schließlich als Geleitschutz abkommandiert worden – fühlte sich dieses Gespräch wie der Funke an, der das Feuer in dem eisernen Zyklopen wieder zum lodern brachte. Daher war Ravenburg zwar physisch anwesend und folgte, einem Droiden gleich, automatisiert der Gruppe, hing jedoch in Gedanken an einem Lösungsansatz. Er wüsste gar nicht wo er anfangen sollte, wenn er wirklich den Großadmiral suchen wollen würde. Auch der Kreis jener, die an den Richtlinien des Großadmirals festhielten mussten sich formieren, eine Kabale bilden, die bei einer potenziellen Rückkehr des Großadmirals diesem wieder zur Macht verhelfen würden oder das Heft selbst in die Hand nehmen würden, sollte sich das schlimmste bewahrheiten und Kratas nicht mehr unter den Lebenden weilend.

Die Ernsthaftigkeit seiner Gedanken löste sich erst, als Eisenberg mit einer mehr als komischen Bezeichnung ihren Führer belegte, die dem sonst eher grimmigen Kommandanten der imperialen Marine ein Lächeln auf die verzagten Lippen brachte.


„Und so nützlich wie Brüste an einem Rancor.“ fügte der eiserne Zyklop polternd hinzu, würden sie sitzen hätte er sich auf die Schenkel geschlagen.

Es waren diese Momente der Erheiterung, die einem erfahrenen Offizier der imperialen Flotte in Situationen wie diesen nicht dazu brachten ihren Dienstblaster zu zücken und vollendete Tatsachen zu schaffen. Je länger sie hier verweilten, desto weniger Zeit hatte Ravenburg die soeben gefasste Idee in die Tat umzusetzen. Wie so oft, wenn er eine fixe Idee verfolgte, verlor er sich darin, schwelgte in Details und malte sich Szenarien aus, ging den dritten vor dem ersten Schritt. Dabei erreichten sie eine Landeplattform, deren waffenstarrende Schutzmechanismen in Ravenburg ein Gefühl der Vertrautheit hervorriefen, die man auch jäh mit Geborgenheit hätte verwechseln können. Lediglich die Erkenntnis, dass diese Landeplattform genauso gut auch ihnen die leidige Fliegerei im Gleiter hätte ersparen können, weckte in dem einäugigen Zyklopen die Lust das Ventil zu öffnen um Wut abzulassen, die ihn schon seit geraumer Zeit erfüllte.


„Ich nehme an, man wollte uns die wunderbar wilde Fauna des Planeten präsentieren, als man uns nicht über diese Landeplattform hier landen ließ?“
fragte Ravenburg spitz, dem ähnlich wie seinem Kameraden ob dieser Entdeckung der Zorn ins Gesicht geschrieben stand.

Der Mann mit dem Borstenhaarschnitt rang nach einer Erklärung, wohlwissend, dass es keine geben würde, die Eisenberg und Ravenburg zufriedenstellen würde. Es war eine Dichotomie, einerseits ihnen Honig, um den Mund zu schmieren, sie als große Wächter des Konzerns mit Dankbarkeit in Wort und Mahl zu überschütten, aber wenn es um Taten ging, sprach der Konzern eine andere Sprachen. Das große Pech von Ganner Chedhi war, dass für Tiberius Ravenburg Taten stets lauter sprachen als Worte, denn sie zeigten die wahren Prioritäten von Konzernen und Wesen.


„Lassen Sie uns diese Führung lieber schnell zu einem Ende finden, bevor der Wookiee in uns wach wird.“

Mit vor der Brust verschränkten Armen blickte der Imperiale ihren Führer mit einer Mischung aus Abscheu und Ungeduld an. Er hatte genug gesehen und gehört.


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Tiberius Ravenburg, Gaus Eisenberg und imperiale Offiziere
 
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Das unter dem geläufigeren Namen Kashyyyk bekannte G5-623 war die Versinnbildlichung all dessen, was in der Galaxie gemeinhin als Chaos bezeichnet wurde. Die Vielschichtigkeit von Flora und Fauna, die todbringenden Schrecken ungekannten, ja unentdeckten Ursprungs, sowie die beinahe vollständige Abwesenheit von Zivilisation kulminierten zu einem garstigen Schmelztiegel rebellenhafter Unordnung. Für einen jemanden, dessen Werteverständnis innerhalb der Parameter imperialer Ideologie navigierte, war ein Ort wie dieser beinahe schon pure Häresie. Diese Welt troff vor Insubordination, vor Anarchie und pervertierten Normen. G5-623 war im Grunde als anti-imperial einzustufen und deshalb war es nur rechtens hier alle erdenklichen Rohstoffe und Ressourcen zu vereinnahmen. Die Ureinwohner taugten im Zuge der Gewinnmaximierung bestenfalls als körperkräftige Arbeitssklaven, denn kulturell konnten diese haarigen Ungeheuer absolut gar nichts vorweisen.

Gaus Eisenberg kam zu dem Schluss, dass G5-623 im Grunde kein Planet war, den er aus eigenem Antrieb besuchen würde. Einzig sein Dienst für die ruhmreiche Flotte des Imperators brachte ihn an Orte wie diesen und genauso schnell wie er in das System gekommen war, würde er es auch schon bald wieder verlassen. Der Konvoi, welchen er selbst und Commander Ravenburg mit den eisernen Streitrössern der Flotte, altehrwürdigen Dreadnaught-Klasse Kreuzern, zu schützen pflegten, war Bestandteil einer großflächigen Förderung von möglicherweise zukunftsweisenden Rohstoffen aller Art. Ihr Auftrag war simpel wie nützlich gleichermaßen und der Schutz von Millionen von Tonnen des nützlichen Saft des Wroshyr-Baumes hatte oberste Priorität. Dafür war Commander Eisenberg sogar bereit, sich den endlosen wie öden Ausführungen des Angestellten eines privaten Konzerns auszusetzen. Nicht um der guten Stimmung willens, sondern zu Ehren der Imperialen Flotte. Doch die Geduld des Eisenmannes neigte sich langsam aber sicher dem Ende.

Unterhaltsam war einzig der spöttische Austausch mit seinem alten Weggefährten, Tiberius Ravenburg. Dieser ebenfalls vernarbte Veteran zahlreicher Weltraumschlachten vertrat ähnlich konservativ-traditionalistische Ansichten wie Gaus und war sich für ein ehrliches wie kritisches Wort nie zu schade. Diese Form ganz eigener Kameradschaft war heuer ein seltenes Gut, weshalb der eisenharte Flottenoffizier das Band welches die Männer verband, ganz besonders schätzte.

"Ich bin ganz Deiner Meinung, Tiberius!", intonierte der Kommandant der 'Intrepid' ganz besonders lautstark, um weitere Überflüssigkeiten direkt im Keim zu ersticken. Die gewaltige Raffinerie, durch welche sie seit gefühlten Stunden geführt wurden, war imposant, effizient und besaß eine kalte, imperiale Architektur, dass es jedem aufrichtigen Soldaten das Herz vor Freude springen ließ. Doch es verkam mehr und mehr zu einer Werbekampagne des Unternehmens, das hier unter der Schirmherrschaft des Imperiums seine Gewinne vergrößerte. Zudem war es an der Zeit auch noch andere Sehenswürdigkeiten auf dem besetzten Planetoiden zu besuchen. Gaus hatte sich vorgenommen auch die Imperiale Arbeitssiedlung #121 zu beehren, zudem mussten sie auch noch eine Besichtigung der hiesigen Ölraffinerie planen, sollten doch auch von dort noch Treibstoffe geladen werden. Und mit ganz viel Glück ergab sich überdies noch eine Gelegenheit nach der sagenhaften Inselfestung eines unbekannten Verwalters zu suchen, die sich - so munkelte man - hier auf G5-623 befinden sollte. Vielleicht konnte man die Suche danach sogar mit einer kleinen Safari verbinden. Eine Großwildjagd aus der gesicherten Kanzel eines imperialen Kampfläufers auf die hiesige Kreaturenschaft klang in den Ohren des Maschinenmannes überaus verlockend.

"Nun, Chedhi, was haben Sie noch im Programm? Gibt es noch ein Siloleck, das wir noch nicht gesehen haben? Oder wollen Sie uns noch von den neuesten Quartalsberichten Ihres Arbeitsgebers vorschwärmen? Falls nicht, haben die wahren Säulen der imperialen Gesellschaft noch einiges zu tun. Die Vorbereitung zur Verladung scheint ja in vollem Gange zu sein und ich bin mir sicher, dass es Sie beruhigt, wenn Commander Ravenburg und ich jeweils eine Kompanie unserer Marinesoldaten zur Sicherung der Anlage abkommandieren, bis auch das letzte Fass Wookieepisse befüllt ist, oder?", startete der Offizier mit den ehernen Gesichtszügen fast schon süffisant säuselnd. Sicherlich besaß die Arugen-Shyish Corporation eigene Sicherheitskräfte, doch mit der Interims-Stationierung von imperialen Soldaten erzeugte er den nötigen Druck. Zudem bestand dann auch für niemanden in dieser gewaltigen Anlage ein Zweifel daran, wer hier in Wahrheit die Kontrolle hatte. Mochten private Konzerne und Unternehmen noch so gewaltig wachsen und politische wie finanzielle Macht anhäufen, sie alle existierten nur zur Förderung und Unterstützung des Imperiums. Und das Galaktische Imperium stützte sich auf die selbstaufopferungsvolle Leistung des Militärs, allen voran der Imperialen Flotte.

Mit einem Hochgefühl puren Stolzes ließ der Sohn von Belgaroth den Unternehmens-Knirps stehen und widmete sich seiner eigenen Entourage. Selbige erhielt rasch einige klare Befehle zur Umsetzung seines Vorhabens. Sie hatten genug getrödelt. Es war an der Zeit ein paar wichtige Entscheidungen zu treffen. Zur Wahrung der allgemeinen Sicherheit, zur Realisierung der pünktlichen Abflugzeiten und der nötigen Ernsthaftigkeit aller Anwesenden. Ein fehlerfreies System wie das Imperium funktionierte nur dann ohne echten Makel, wenn alle Untergebenen auch bereit waren über die Grenzen des eigenen Leistungsvermögens hinaus zu agieren. Gaus Eisenberg lebte diese Überzeugung fast tagtäglich vor und erwartete sie kurzerhand auch von jedem anderen - egal ob Soldat oder Zivilist.

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Tiberius Ravenburg, Gaus Eisenberg und imperiale Offiziere

Es gab bei jeder Person einen Moment, der das Fass nicht nur sprichwörtlich zum Überlaufen brachte. Es war ein Moment, der Ventile zum Bersten brachte, der alle Schotten öffnete und sich das Meer der Wut wie eine rachsüchtige Dirne mit ihren Klauen über ihren Peiniger hermachte. Es machte keinen Unterschied, ob er derjenige war, der ihr am meisten Leid zugefügt hatte. Er war derjenige, der die Taten aller vorangegangen büßen musste. Commander Tiberius Ravenburg, der für das Galaktische Imperium Körper und Seele gegeben hatte, dessen im Vergleich zu anderen Offizieren fortgeschrittenen Alter bei jüngeren Offizieren sicherlich Hohn hinter seinem Rücken erbrachte, hatte genug. Die Offenbarung, dass man die hohen Funktionäre des Konzerns bequem hierher, direkt in die Fabrik schippern konnte, während sein Kamerad und er mitsamt ihrer Entourage den weiten Gleiterweg nehmen mussten, war nicht nur respektlos, es war infam. Im Auge des Kommandanten war dies ein Grad der Respektlosigkeit, den er nicht mehr tolerieren würde. Ihre Aufgabe als Wachpersonal für das Baumharz des Konzernes zu dienen war sowieso schon unter der Würde dieser Veteranen, doch selbst hier diese Schmach zu erhalten, reichte ihm. Kriegswichtige Rohstoffe hin oder her, ein imperialer Offizier hatte noch immer eine Ehre die unantastbar war. Und es reichte nicht nur Tiberius Ravenburg, denn auch Gaus Eisenberg schien einen Punkt erreicht zu haben, an dem Tatsachen geschaffen werden und der Goldhammer kreisen musste.

„Eine Kompanie? Mein lieber Freund, sei doch nicht so… minimalistisch.“ Ein Witz unter Gleichgesinnten, den keiner der beiden Eisenmänner von einer anderen Kreatur, obgleich in Uniform oder in zivil akzeptieren würde. Wer auf Augenhöhe miteinander parlierte, der durfte das. Chedhi durfte in diesem Moment nichts, außer zu nicken, dessen Augen geweitet wie weine Hyperraumstraße nach Bastion. „Machen wir ein Battalion draus.“

Erst jetzt fand der Führer seinen Elan wieder, wollte wiedersprechen, doch bevor auch nur ein Wort aus dem Mund des Mannes mit der schwarzen Borstenfrisur entweichen konnte, hatte Tiberius Ravenburg diesem seinen Zeigefinger in bedrohlicher Manier vors Gesicht gehalten, als wäre es ein Blaster dessen Energielanze gleich das Gesicht des Führers perforieren würde.

„Wir haben lange genug gewartet. Wissen Sie eigentlich, was diese kleine Detour den imperialen Steuerzahler kostet? Nein? Dachte ich es mir. Unsere Truppen werden jetzt schauen, dass die Ladung schneller an Bord der Transportschiffe kommt. Machen Sie alles für die Landung bereit. Am Besten in Nähe der Fabrik.“


Der bisher eher versöhnliche Ton des Kommandanten war gänzlich verschwunden, das Gespräch mit seinem alten Kameraden in der Kantine schien eine Bestie in ihm geweckt zu haben, die aufgrund der Schmach, die dieser Mann im Laufe seiner Karriere erlitten hatte, reduziert worden war. Gedemütigt von Minderen, überholt von Langsameren, fühlte sich der eiserne Zyklop wie ein Relikt aus vergangenen Tagen, als der Großadmiral das Galaktische Imperium zu einer neuen Größe hätte führen können. Doch das lag hinter ihnen. Ganner Chedhi und diese gesamte Fabrik, ja dieser gesamte Auftrag, waren eine Farce. Sie würden schauen, dass die Truppen so schnell wie möglich dieses Harz auf die Transporter.


„Lieutenant-Commander Varos!“ Der Name, den Ravenburg beinahe brüllte, hallte durch die Gänge obwohl Garm Varos nur wenige Meter hinter ihm stand und sofort bei Fuß zum Befehlshaber der Bloodshed kam. Auch wenn er ein gewitzter, wortgewandter Offizier der imperialen Marine war, wusste der pflichtbewusste Varos genau, wann man den cholerischen Kapitän der Dreadnaught nicht reizen sollte. „Veranlassen Sie die Landung eines Battalions nach Wahl von Colonel Adelhard, Daddeldu!“

Zackig salutierte Varos, doch was seine Körpersprache mitteilte war eins, was seine Mimik, die in diesem Moment den Einäugigen musterte verriet war etwas anderes. Doch Tiberius Ravenburg ließ sich in diesem Moment nicht bremsen. Es war, als hätte er ein Erweckugnserlebnis gehabt, vielleicht waren es aber auch nur die Dämpfe in diesem von allen guten Machtgeistern verlassenen Ort, das konzentrierte Ammoniumnitrat, dass hier gelagert wurde und der Ammoniak, der die Luft erfüllte. Und wenn es noch ein Mehlauge des Konzerns wagen würde ihm hier in die Quere zu kommen, dann würde er diesen zum Schrubben der Honigzellen an Bord der Bloodshed verdonnern, bis dieser sich wünschte in einem Rontostall zu leben.

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Die Freude, welche Gaus aufgrund der kollegialen Kooperation seines Kameraden und Freundes Ravenburg empfand, war echt und pur. Nicht, dass es ihn von seinem Vorhaben abgebracht hätte, wäre sein alter Weggefährte nicht unterstützend zur Hilfe geeilt, doch es war eine wunderbare Erfahrung großer Nähe zwischen zwei Männern, die ihr geistiges, wie auch körperliches Heil dem Dienst in der Flotte untergeordnet hatten. Ihre derzeitige Aufgabe, der Schutz von bedeutenden Ressourcen, mochte nicht annähernd so ruhmreich oder leidenschaftlich wirken, wie dem widerlichen Feind in die hässliche Fratze zu blicken und Tod und Vernichtung auf ihn herabregnen zu lassen, doch auch das beste Ross im Stall musste einmal verschnaufen und ruhen. Denn, bei aller imperialen Propaganda, die die alten Veteranen hier von sich gaben, es war genau das: Ruhe und Auszeit. Das profane, fast schon dröge herumlaufen in der Raffinerie, das furchtbar ordinäre, unternehmenstreue Gefasel des Angestellten und das minutiöse Abklappern von anlageninternen Sehenswürdigkeiten kamen einem schlecht geplanten Landgang gleich. Doch Gaus Eisenberg , der Maschinenmann, war nicht geschaffen für Vergnügen der seichten Art, für Lobhudelei auf zivile Einrichtungen oder das Staunen über erreichte Sollzahlen. Gaus, der Offizier von Belgaroth, brachte Feuer und Schwefel über all jene, die im krassen Kontrast zu den regulierenden Werten des Galaktischen Imperiums standen. Er war im permanenten Kriegszustand mit IHM, dem NICHTMENSCHEN. Selbiger war der Feind, die Nemesis, Hybris und Abyss gleichermaßen. Verdammungswürdig, ausrottungsfähig und dazu verdammt von den aufrechten, tapferen, loyalen Männern des Imperators bis ans Ende der bekannten Galaxie gejagt zu werden. Und darüber hinaus!

"Sehr richtig, alter Freund. Ein Batallion ausgewählter Marinesoldaten sollten es sein. Das ist ein weiser Vorschlag.", bekräftigte der versehrte Offizier und ballte seine stählerne Hand zur Faust. Hier mussten Fakten geschaffen und Nägel mit Köpfen gemacht werden. G5-623 besaß einen gewissen Nutzen, doch der bestand einzig und allein im hiesigen Ressourcenvorkommen. Kulturell war diese Welt für das Imperium absolut uninteressant, da viel zu barbarisch und unzivilisiert. Ein feiner Geist konnte hier ebensowenig Kurzweil finden, wie auf einem Wüstenplaneten. Hier gab es nichts von Belang, nichts von Interesse oder von Bedeutung. Ressourcen und zwangsverpflichtete Arbeitskräfte - das waren die Erzeugnisse von Kashyyyk.

Um der gemeinsamen Entscheidung Nachdruck zu verleihen, tat es der Commander der 'Intrepid' dem Einäugigen gleich - er rief seinen 2IC zu sich. Das sollte einerseits seiner Bedeutung weiter Schub verleihen, zudem konnte er seinen Fokus von dem neunmal verteufelten Angestellten des imperialen Zivilkonzerns lösen, ehe er selbigem noch Leid antat.

"Laux, geben Sie Befehl an mein Schiff - ich will ein Batallion unserer besten Jungs in Rekordzeit in diesem verseuchten Urwald haben, damit sichergestellt wird, dass unsere Fracht ordnungsgemäß und vorschriftstauglich vorbereitet wird. Zwischenfälle werden bei drakonischen Strafen nicht geduldet und jede selbstverschuldete Verzögerung durch unsere Mannen geht mit Streichung von Landurlaub einher!", polterte der 44-Jährige. Eigentlich wollte er selten um jeden Eindruck willen so eisenhart erscheinen, wie es sein rechter Arm seit vielen Jahren war. Doch an dieser Stelle war es unumgänglich, dass dieses Zivilistenpack verstand, wie sehr die Imperiale Flotte bereit war, drastische Mittel zur Erzwingung ihrer Ziele einzusetzen. Wichtig war nur der Erfolg der Mission und nicht das persönliche Befinden irgendwelcher Individuen.

"Ganz wie Sie befehlen, Commander. Ich gebe Ihre Order direkt weiter, Sir."

Sein Stellvertreter, Lieutenant Commander Priam Laux, war zwar bisweilen furchtbar ermüdend imperial bis auf den Kern, doch er war ein zuverlässiger Offizier. Und genau das brauchte das Imperium derzeit. Loyalität, Verlässlichkeit, Geradlinigkeit und der Wille zur absoluten Kontrolle der bekannten Sektoren in der Galaxie. Im ganz persönlichen Rezept von Commander Eisenberg gab es natürlich noch Erwähnung von xenophobischen, sexistischen und ungleich radikaleren Ideen, doch die waren derzeit nicht überall gern gesehen. Auch eine wahrhaft tugendhafte Institution wie das Galaktische Imperium hatte bisweilen mit dem widerlichen Geschwür von liberaler Selbsthinterfragung zu kämpfen. Bestenfalls schnitt man das befallene Fleisch mit einer glühenden Klinge hinaus, einzig, derzeit fehlte es an der Spitze offenbar an jemanden, der in der Lage war selbige Klinge zu führen. Der Austausch mit seinem Kameraden über den verschollenen Großadmiral beflügelte den Maschinenmann in der Absicht, einen geeigneten Kandidaten für eine solche Unternehmung zu finden und zu benennen. Doch Putschgedanken jeder Art mussten auf die richtige Zeit warten. Nun galt es erst einmal G5-623 um die wenigen Elemente von Wert zu erleichtern, die es überhaupt besaß.

Mit einem triumphalen Lächeln begab sich der Kommandant der 'Intrepid' zu seinem Kameraden, schenkte selbigem ein vielsagendes Lächeln und richtete dann ein weiteres Mal die Worte an den Konzernmenschen. Dessen schlaffe Körperhaltung war eine Schande für jeden Soldaten und verdeutlichten nur wieder einmal, wie verweichlicht Zivilisten im Allgemeinen waren.

"Chedhi, ich bin mittlerweile mittelschwer gelangweilt. Haben Sie noch Unterhaltsames in Ihrem Portfolio ... oder muss mein Bericht an meine Vorgesetzten einige sensible Erwähnungen diverser Unzulänglichkeiten beinhalten, in deren Zusammenhang auch Ihr Name fallen könnte?", stichelte der garstige Flottenmann. Gleichzeitig hoffte er mit diesem keineswegs adulten Verhalten eine gewisse Reaktion zu erzielen. Doch der Angesprochene hatte sich bisher nicht unbedingt aus Ausbund von kreativem Zeitvertraib herausgestellt.

"Wenn die Herren Offiziere mir ein wenig Zeit einräumen, dann kann ich tatsächlich eine kleine Tour durch den Dschungel arrangieren. Wäre das von Interesse? Es gibt einige stillgelegte imperiale Einrichtungen, die wir besuchen könnten. Und vielleicht erhaschen wir auch einen Blick auf seltene Exemplare von Flora und Fauna?", antwortete Ganner Chedhi mit plötzlich explodierender Leidenschaft, wobei er dabei einem touristischen Fremdenführer ähnelte, von denen im HoloNet so häufig die Rede war. Gaus war es letztlich gleich, denn ein 'Ausflug' in die Tiefen der Wälder dieses bestialischen Planeten verhieß zumindest eine gewisse Aufregung. Und genau das war nun die richtige Ablenkung vom Sinnieren über einen Umsturz.

"Interessanter Vorschlag. Moyar, organisieren Sie mir passende Kleidung für einen Außeneinsatz, zudem auch Bewaffnung mit optischer Vergrößerung. Wäre doch gelacht, könnte ich uns hier nicht einen prächtigen Braten für das Abenddinner schießen!", prahlte der Kommandant. Sein Seitenblick zum anderen Commander sprach Bände, derweil sein Assistenz huldvoll salutierte und sofort mit den Vorbereitungen begann.

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Tiberius Ravenburg, Gaus Eisenberg und imperiale Offiziere

Entschlossenheit, Willensstärke, Disziplin. Fähigkeiten, die jeden guten imperialen Offizier auszeichneten. Viele besaßen diese Eigenschaften in der altehrwürdigen Marine seiner Majestät, ganze Dynastien, die sich bis in die verkrusteten Winkel der Alten Republik verfolgen ließen, konnte man nachweisen. Doch nur wenige Kameraden konnten auf der selben Wellenlänge mit Tiberius Ravenburg agieren, wie es Gaus Eisenberg zu tun vermochte. Dessen Verve, imperialer Handlungsdrang und Chuzpe waren Variablen, die ansteckend waren. Für den Einäugigen kam es einer Wiedergeburt gleich endlich wieder das Steuerrad des eigenen Schicksals zu übernehmen. Die beiden Kommandanten, in ihrem Eifer kaum zu bremsen, hatten endlich das Ventil gefunden um ihren aufgestauten Frust über die aktuelle Situation. Auch wenn beide Kommandanten hier in der Raffinerie maximal ein Sturm im Wasserglas loslösen konnten, dass für die galaktische Szenerie eher von untergeordnetem Belang war, so konnte ihre Entscheidungsgewalt das Leben einzelner in diesem Werk bedeutend verändern – zum Guten wie zum Schlechten.
Die imperiale Hymne summend, beobachtete der imperiale Kommandant zufrieden die nun entstehende Aufruhr, Emsigkeit und generelle Weitergabe von Informationen um Wort in Tat umzusetzen. „Ein beschäftigter Geist war ein zufriedener Geist“ dachte der eiserne Zyklop, empfand er doch den Leerlauf, der diese Führung verursacht hatte, als unfassbar anstrengend. Es gab auf diesem Planeten wenig, was Ravenburg reizte. Er war niemand, der sich gerne in die Natur zurückzog, genoss lieber die Vorteile der Zivilisation. Durastahl, Transparistahl, egal. Hauptsache nicht Schlamm und Dreck, denn das waren Stoffe, mit denen sich die Armee beschmutzte. Doch die glorreiche Flotte? Niemals.

Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen stieß der Kommandant des rüstigen schweren Kreuzers der Dreadnaught Klasse zu seinem Kameraden, der ebenfalls ein Schiff dieser altehrwürdigen Klasse kommandierte. Dieser schenkte dem Zyklopen, nach der Verteilung der Befehle, ein vielsagendes Lächeln. Die Aussicht den Zivilisten der Fabrik ein wenig Beine zu machen, sie ein wenig das Fürchten vor der imperialen Kriegsmaschinerie zu lehren ohne die Absicht zu haben ihnen wirklich weh zu tun, konnte man mit einem Schulhofschläger vergleichen. Aus Langeweile und Unzufriedenheit über die eigene Position machten sie sich über jene her, die sich nicht wehren konnten, doch war im Gegensatz zu diesen Individuen das Tun von Ravenburg und Eisenberg zielgerichtet: Das Harz musste in die Transporter und die beiden Kommandanten mussten dafür Sorge tragen, dass dieser wertvolle Rohstoff nach Terminus zu bringen. Mittlerweile trat auch Varos an ihn heran, der die Kommunikation mit Colonel Adelhard abgeschlossen hat.


„Melde die Ankunft des Bataillons in T Minus fünf Stunden, Sir.“


„Ausgezeichnet, Lieutenant-Commander. Sorgen Sie dafür, dass es in vier geschieht.“


Durch die Unterbrechung seines Lieutenant-Commander hatte der eiserne Zyklop verpasst, was sein Kamerad und der Konzernguide miteinander besprochen hatten. Er hatte nur etwas von einer weiteren Tour erwähnt. Wollte dieser Mann sie etwa veräppeln? Sie hatten doch gerade erst eine Führung hinter sich. Doch etwas am Gesichtsausdruck von Gaus Eisenberg sagte dem imperialen Offizier, dass es doch von Interesse sein könnte.


Sie erwähnten eine Tour, Chedhi? Fragte Ravenburg barsch nach, der keine Zeit hatte sich zu viele Fragen zu stellen und lieber Antworten wollte.


„Gewiss, Commander.“ begann der Mann, der bereute heute Morgen das Bett verlassen zu haben. „Wie ich ihrem Kollegen…“


„Kameraden.“ unterbrach ihn Ravenburg, schließlich war man hier nicht als Zivilist, sondern mit Rang und Namen und gerade vor einem Mann wie Chedhi würde er sich solche Äußerungen verbitten und auf richtige Umgangsformen pochen.


„Äh, genau. Wie ich bereits sagte, bei Einräumung eines kleinen Zeitfensters, kann ich eine kleine Tour durch den Dschungel arrangieren.“

Sein Gesichtsausdruck war die eiserne Front des Krataswalls von Corellia, denn viel abgewinnen konnte er dieser Idee nun beileibe gar nicht. Es ziemte sich nicht für einen imperialen Offizier der Flotte seiner Majestät durch das Gebüsch zu wandern, die makellosen Stiefel zu verdrecken und dann, schweißgebadet, nur durch die gerade Rückenhaltung von einem Wookiee unterscheidbar zu sein.

„Huh, wie die Frontschweine von der Armee durch das Dickicht?“ fragte Ravenburg mit deutlichen Bedenken in der Stimme nach, doch das Gesicht seines Kameraden sprach gänzlich andere Bände, ein Feuer loderte bei dem Gedanken die hiesige Fauna mit komprimierten Tibanna-Gas zu perforieren, sodass Ravenburg, wenn auch widerwillig, einwilligte. „Na meinetwegen.“


Doch damit nicht genug, setzte Chedhi erneut an, dieser Mann wurde einfach nicht müde seine Meinung kundzutun, als ringe er stets um Aufmerksamkeit, die ihm so oft versagt wurde.


„Vielleicht sollten Sie, wie ihr Kamerad, nach passender Kleidung fragen.“


Brummend nickte Ravenburg und musste zugeben, dass Chedhi Recht hatte. Mit einem Fingerzeig winkte er einen der bereitgestellten Adjutanten der Bloodshed herbei und gab den Befehl weiter, bevor er sich wieder Eisenberg zuwandte.


„Wer weiß, vielleicht sehen wir sogar Wookiees in ihrer freien Laufbahn. So ein Bettvorleger wäre doch was Tolles, nicht wahr?“ scherzte Ravenburg und ließ ein polterndes Lachen ertönen, während er kameradschaftlich dem Maschinenmann auf die Schulter klopfte.


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Tiberius Ravenburg, Gaus Eisenberg und imperiale Offiziere
 
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Die Aussicht dem allgegenwärtigen Gestank des süß-klebrigen Harzes zu entkommen, welcher in der Raffinerie gewonnen wurde, beflügelte den Maschinenmann. Zwar war der Offizier von Belgaroth kein ausgesprochener Naturliebhaber, aber sich dauerhaft in einer überdimensionalen Kochstube für Säfte aller Art aufzuhalten, hatte für Gaus nichts Erquickliches. Im Gegenteil. Die Eintönigkeit des Dienstes auf einem interstellaren Kriegsschiff der imperialen Marine war Probe für die Unerschütterlichkeit des Geistes genug. Besonders bei langen Reisen durch den Hyperraum bestand die Gefahr durch langes Starren in die Überlichtbahnen einer Hyper-Entrückung zu erleiden, einer Form von geistigem Wahnsinn. Als Hauptverantwortlicher eines Geleitkreuzers oblag Commander Eisenberg die Kontrolle aller bedeutenden Sektionen seines Schiffes, wodurch er regelmäßig in den Genuss langer Beobachtungsphasen kam - eben auch durch die gewaltigen Transparistahlfenster seines Schweren Kreuzers. Ein imperialer Offizier seines Ranges war somit ständig einem dräuenden Übel verstandeszersetzenden Ausmaßes konfrontiert: Eine schmale Gratwanderung zwischen Verantwortung und Selbstschutz.

Nun galt es alle Vorbereitungen für die kleine Exkursion in die grüne Hölle des Planeten zu treffen. Einerseits kümmerte sich der stellvertretende Kommandant der 'Intrepid', Lieutenant Commander Priam Laux, um die Verlegung eines Bataillons Marinesoldaten, die die gesamte Verladung und Transportvorbereitung überwachen und - gegebenenfalls - beschleunigen sollten. Gleichzeitig wurden Vorkehrungen getroffen, um die an dem Ausflug beteiligten Offiziere entsprechend zu schützen. Dieses Vorhaben war einerseits im Interesse des zivilen Rüstungs- und Ressourcengewinnungskonzern, der Arugen-Shyish Corporation, andererseits auch Teil imperialer Regularien, welche es Mitgliedern der Streitkräfte verbot, sich im Dienst unnötigen Risiken auszusetzen - zumindest ohne konkreten Befehl der Vorgesetzten.

Gaus Eisenberg freute sich auf die Tour, gab es doch laut seines Assistenten keinerlei Hinweise darauf, dass G5-623 den Status einer Imperialen Rassen-Erhalts-Zone besaß. Das wiederum bedeutete, dass die hiesigen Ressourcen zwar von enormer Wichtigkeit waren, selbiges jedoch nicht für die Fauna galt. Ein grimmiges Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, kaum dass Ensign Moyar es erwähnte, derweil der Schiffskommandant sich den Torsopanzer eines Infanteristen anlegen ließ. Die plastoide Protektion half im Ernstfall nur gegen geringe Stoß- und Hiebeinwirkung und der mangelhafte Schutz war auch den Befehlshabern der Streitrkräfte bekannt, doch es war in der Kürze der Zeit das einzig verfügbare Hilfsmittel.

Unterdessen bemühten sich die Angestellten des Konzerns um eine halbwegs professionell wirkende Planung einer Route, ergänzt um den Wunsch ein maximales Erlebnis für die beiden Kommandanten der Kriegsschiffe, die im hohen Orbit über dem Planeten warteten, zu erzeugen. Sowohl Eisenberg als auch Ravenburg hatten ihren Unmut über die fehlende Kurzweil mehr als deutlich zum Ausdruck gebracht, was sich in der gegenwärtigen, fast emsigen Betriebsamkeit aller Beteiligten ausdrückte. Besatzungsmitglieder unterschiedlichen Ranges von beiden Kreuzern erstellten sorgsam exakte Protokolle der Abläufe, derweil man den Administratoren der Raffinerie deutlich klar machte, innerhalb welcher Parameter sie zu entscheiden hatten. Hier überzeugte die geradlinige, zackige Ordnung des Militärs gegenüber der zivileren Struktur des Konzerns, der in diesem Umfang natürlich nicht mit einer solchen Befehlsgewalt konkurrieren konnte.

"Commander, wir müssen in Ermangelung an eigenen Fahrzeugen an Bord der 'Intrepid' wohl oder übel auf den hiesigen Bestand zugreifen. Ich versuche einige technische Informationen zu erhalten, damit wir ausreichen Sicherheit gewährleisten können.", lautete es von der linken Seite durch seinen persönlichen Assistenten, derweil der Maschinenmann noch immer in den infanteristischen Brustpanzer gezwängt wurde. Vor allem die vergrößerte Aufhängung seiner künstlichen Schulter für die grobe kybernetische Prothese seines rechten Armes sperrte sich gegen einen korrekten Sitz. Das erschwerte das Unternehmen in zu rüsten und zu panzern.

"Lächerlich Moyar, ich bin weder ein verweichlichter Beamter, der be- und geschützt werden muss, noch mangelt es mir an Schlachterfahrung. Mag sein, dass ich keine großen Erfahrungen wie die Schlammfresser habe, aber mich gegenüber einiger waidwunder Tiere zu erwehren, das werde ich schon noch hinbekommen. Und GANZ SICHER werde ich diese Treibjagd nicht aus der Kanzel eines Kampfläufers begehen, Ensign. SIE PERSÖNLICH SORGEN DAFÜR, DASS MIR DIESE HADERLUMPEN VON RAFFINERIE-BETRIEBSLEITERN EIN MÖGLICHST O F F E N E S VEHIKEL ZUR VERFÜGUNG STELLEN!", knurrte der 44-Jährige in einer Lautstärke, die jeder im Umkreis von zweiundzwanzig Standardmetern Entfernung hören konnte. Die Intensität seiner Aussage wurde zudem durch die Schärfe seiner Betonung untermalt, die keinerlei Zweifel an der Ernsthaftigkeit seiner Aussage aufkommen ließen. Eisenberg wollte eine Grenzerfahrung, mit einem Maximum an Testosteronausschüttung.

"Ganz wie Sie wünschen, Sir. Ich werde das direkt weiterleiten.", antwortete Ensign Moyar.

Dann, endlich, rastete der Verschluss des Brustpanzers klackend ein und der Commander konnte den Sitz des Schutzes mit einem zufriedenen Kopfnicken überprüfen. Der leidenschaftliche Jäger sah sich vor dem geistigen Auge schon vom Ausguck eines gewaltigen HAVw A5 Juggernaut - moderneres Gerät traute er einem Zilivunternehmen nicht zu - auf in den Wäldern lauernden Bestien blastern. Das konnte eine wundervolle Abwechslung vom drögen Alltag der Konvoifahrten sein, wie er befand. Sein Kamerad, Tiberius Ravenburg, sah es sicher ähnlich. Routine verhalf zwar häufig zur Perfektion, konnte aber - im Falle anhaltender Eintönigkeit - auch zur Abstumpfung führen. Und eben jene fürchtete der verheerte Offizier des Imperiums sehr.

"Laux, wie lange benötigen die Bodentruppen?", wollte er wissen, hatte sein Waffenbruder doch ähnliches von seinen Untergebenen gefragt. So viel gegenseitige Sympathie auch herrschen mochte, gegen einen freundschaftlichen Wettbewerb konnte sich kein Schiffskommandant wirklich wehren.

"Mir wurde mitgeteilt, dass wir mit der Ankunft des Bataillons in fünfeinhalb Stunden rech...", begannt der Lieutenant Commander, erkannte dann aber sowohl den Blick seines Vorgesetzten, wie auch dessen Seitenwink in Richtung von Commander Ravenburg, welcher seinen Mannen ein Zeitfenster von lediglich vier Standardstunden eingeräumt hatte. Die 2IC der 'Intrepid' räusperte sich kurz, um das Verschlucken der letzten Wortsilbe zu überspielen, ehe er eine korrigierte Antwort präsentierte. "... VIER Stunden, Commander. In VIER Stunden sind die Männer der 63sten hier."

Gaus setzte eine Lächeln der Zufriedenheit auf und ließ seinen Mechno-Arm eine kreisende Bewegung machen, um auch wirklich sicher zu gehen, dass er in seiner Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt war. Er brauchte ausreichend Mobilität im künstlichen Schultergelenk, um seine Präzisionswaffe für die Jagd in Anschlag bringen zu können. Nur so machte eine Hatz erst richtig Spaß.

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