Bastion

Bastion, Sith-Tempel – Eingang der Katakomben – Ian und Brianna

Brianna fand, dass das Terentatek für sie eine Art Sinnbild für die Katakomben als Ganzes darstellte: es war gefährlich, der Ertrag wog voraussichtlich nicht das Risiko auf, ihr Verstand sagte ihr, dass sie am besten die Finger davon lassen sollte, aber ihr Adrenalin wollte unbedingt wieder zurück für einen neuen Kick. Natürlich war es kein bisschen zielführend, sich mit der hauerbewehrten, gepanzerten Bestie herumzuschlagen, nur um dann womöglich die zu Staub zerfallenden irgendeiner früheren egozentrischen Sith-Lady zu finden. Doch zugleich reizte die Herausforderung sie auch ungemein… ‚Jedi-Killer‘ – die Echani wollte nur zu gern erfahren, ob der Spitzname gerechtfertigt war. Nicht am eigenen Leib natürlich, aber das würde sich bestimmt vermeiden lassen.

Indes hatte Ian freilich erraten, was Briannas Hintergedanke dabei gewesen war, mit dem Lichtschwert den Felsgrat zu beseitigen, der sie daran hinderte, sich lautlos in die Kammer des Terentatek zu schleichen. Es stand ja auch nicht fest, dass sie das tun würde, sie hatte andere, wichtigere Dinge zu tun, wie die Galaxis zu retten oder sicherzustellen, dass Eowyn sich nicht dafür opfern musste. Aber es konnte doch sein, dass sich eines Tages gerade eine günstige Gelegenheit bieten würde – denn wenn sie beide nicht in der Lage waren, sich geräuschlos Zugang zur Kammer zu verschaffen, wer sollte es dann tun?


„Ich? Nein, natürlich nicht,“

Antwortete die Silberhaarige und sah ihn dabei genau so subtil gekränkt aus, dass es nicht aufgesetzt wirkte. Sie verzichtete darauf, mehr zu sagen; allzu wortreiche Beteuerungen, vernünftig zu sein, hätten in ihrem Falle nur unglaubwürdig gewirkt. Am Ende war Brianna dann auch froh, sich nicht länger damit aufgehalten zu haben, obwohl es ihr erst dann richtig klar geworden war, als sie den Unterschied spüren konnte. Die gewöhnliche Verkommenheit des Sith-Tempels fühlte sich ungemein erfrischend an, wenn frau sie mit den Katakomben verglich.

Ian verabschiedete sich mit einem Lächeln – vielleicht ein Zeichen, dass es doch angenehmer war, wenn sie ihn bei der Suche unterstützte, als wenn er sich ganz alleine an diesem schrecklichen Ort quälen müsste. Die 28jährige hatte eine Theorie, welches Ziel er anstrebte, oder zumindest hoffte sie, dass er nach Eowyn sehen würde. Der Gedanke, dass die blonde Jedi ihr Leben damit verwirkt haben sollte, Ian den Zugang zum Tempel wieder verschafft zu haben, gefiel ihr nicht. Nur konnte sie nicht viel daran ändern und für heute hatte sie genug getan. Es war Zeit, sich etwas zum Essen zu suchen, wenn sie nicht die ganze Zeit über von Energieriegeln leben wollte.

Nur konnte sie nicht einfach zurück gehen, denn Janus hatte ja ausdrücklich gesagt, sie solle erst wiederkommen, wenn sie gefunden hätte, was sie suchte. Also musste sie, auch wenn es ihr nicht passte, mit dem vorlieb nehmen, was andere ihres Ranges auch zur Verfügung hatten. Soweit sie wusste, war der Sith-Tempel einerseits nach Zirkeln und andererseits nach Rängen aufgeteilt. Brianna war es gewohnt gewesen, relativ weit oben zu residieren; nun würde sie sich mit dem ebenerdigen Teil zufrieden geben müssen. Auch dort müsste es eine komplette Ausstattung mit Schlaf-, Trainingsräumen und Cantinas geben und es war wohl besser, wenn sie gleich anfing, sich zu akklimatisieren, denn so würde wohl ihre restliche Zeit auf Bastion aussehen.

Es war nicht schwer, die Cantina zu finden. Immerhin war dieser Teil des Tempels für Neulinge gebaut. Es war eine große Halle, größer als die zahlreichen, thematisch sortierten Etablissements im Jedi-Tempel und erinnerte Brianna daran, wie sie sich die Mensa einer großen Universität vorstellte. Frau stellte sich an, ließ sich ein Gericht geben, verhandelte wegen der Portionsgröße, scheiterte mit dem Argument ihres besonderen Stoffwechsels durchzukommen und zog mit dem Gedanken beseelt von dannen, sich einfach nachher erneut anzustellen.

Suchend stand sie da und hielt nach einem freien Tisch Ausschau, aber den gab es nicht, nur welche, wo sie sich dazu setzen konnte. Die Echani wählte den, wo am meisten Platz war. Die übrigen Anwesenden schienen keine Notiz von ihr zu nehmen und sie hielt es genauso, als sie ihr Essen einnahm. Es machte halbwegs satt, aber mehr auch nicht. Die Verpflegung bei den Jedi war erheblich besser, was wahrscheinlich daran lag, dass dort alle in denselben Räumlichkeiten speisten.

Apropos
Jedi – hatte sie nicht gerade wen just dieses Wort zischen hören? Es war nicht für ihre Ohren bestimmt gewesen, doch als sie in die Richtung sah, trafen sich ihre Blicke mit jemand anders. Eine Gruppe junger menschlicher Männer saß dort, alle in schmucklosen schwarzen Jünger-Kitteln gekleidet (als Robe konnte man diese gar nicht bezeichnen), die sich aufgeregt unterhielten, über sie, wie es schien. Es schien sich herumzusprechen, dass sie eine Überläuferin war, ob dies nun an Adria lag, die es auf Zions Party laut herausposaunt hatte, oder an wen anders, und es sah nicht so aus, dass andere Sith ein besseres Bild von Überläuferinnen hatten als Kira und ihre Tochter.

Lang hielt sich Brianna nicht in der Cantina auf. Dies war kein Platz zum Verweilen, selbst wenn frau in Gesellschaft war. Sie würde jede Wette halten, dass eine Odile keinen Fuß in diesen Raum setzen würde, oder sonst wer mit Geschmacksnerven. Hier wurden nur die meisterlosen verköstigt, wie es schien, diejenigen die hofften, erwählt zu werden, und die womöglich neidisch auf ihren Schülerplatz bei Janus waren?

Wie dem auch sei, es war noch zu früh, um sich ein Schlafquartier zu suchen und sie hatte auch keine Lust, den Rucksack mit ihren Sachen in einem der sicherlich vorhandenen Quartiere abzustellen in der Hoffnung, dass er nicht abhanden käme. Nach dem Abendessen war es in Briannas Tagesritual Zeit für Sport, außerdem hatte sie von Janus ein Lichtschwert bekommen, das sie noch nicht einmal aktiviert hatte. Bis zu einem etwaigen Ernstfall wollte sie ein Gefühl für diese Waffe entwickelt haben, und geeignete Trainingsräume gab es hier sicherlich genug.

Tatsächlich fand sie einen etwas kleineren, der nur spärlich besucht war, und dort gab es auch Trainingsdroiden für den Schwertkampf. Niemand sonst hier schien ein Lichtschwert zu haben, bei den Droiden nahm die Silberhaarige allerdings an, dass sie zumindest für Lichtschwertübungen geeignet waren. Sie wies den Blechkumpan an, die schwierigste Stufe zu aktivieren, so wie sie gewohnheitsgemäß alle Sportgeräte auf die schwerste Stufe stellte. Im Grunde erwartete sie, hier genauso unterfordert zu sein wie in einem normalen Fitnessstudio, aber um ein Gefühl zu kriegen, würde es reichen. Sie ließ den Droiden angreifen und übte Verteidigungen. Das erschien ihr sinnvoller, als den Droiden mit einem heftigen Hieb in zwei Teile zu spalten, außerdem war ein Lichtschwert für sie eher eine Defensivwaffe. Sie konnte einen Menschen mit Leichtigkeit per Faustschlag töten, dazu brauchte sie so etwas nicht, aber eine andere Sith-Klinge abzublocken, dafür brauchte sie sie.

Wider Erwarten hielt sie der Droide ganz gut beschäftigt, so dass sie die Neuankömmlinge im Raum zunächst nicht bemerkte. Wie so oft verließ Brianna sich auch nicht wirklich auf ihre Machtsinne, nur ihren mentalen Schutzwall, die sie schützte und ihre Aura maskierte, hatte sie aktiviert, wie es inzwischen Gewohnheit geworden war. Deshalb nahm sie erst Notiz von den jungen Männern, als sie sich auffächerten und einkreisten.


„Stop,“

Wies die Echani den Droiden an, ließ ihre Waffe sinken und deaktivierte sie. Keiner dieser Halbstarken verfügte über ein Lichtschwert, da würde sie es ganz sicher auch nicht brauchen. Mit nicht mal einem Dutzend Jüngern wurde sie auch so fertig, das hatte Janus bereits an ihr mit größeren Stückzahlen getestet.

„Was wollt Ihr?“

Herrschte sie die jungen Männer an. Es waren dieselben, die sich in der Cantina bereits über sie unterhalten hatten.

„Unseren Tempel von Ungeziefer säubern, Jedi,“

Lautete die Antwort eines der Menschen. Kaum hatte er zu Ende gesprochen, nahm er sich eine Übungswaffe von einem Ständer. Brianna sah ihn ungläubig an – er konnte sie doch nicht damit angreifen wollen. Erkannte er kein echtes Lichtschwert, wenn er eins sah?

„Nennt mich nicht Jedi!

Fauchte die Silberhaarige zurück.

„Dieser Teil meines Lebens liegt hinter mir. Ich bin die Schülerin von Lord Janus Sturn, und ihr wagt es daher besser nicht, mich anzurühren.“

Es erschien Brianna geschickter, einen Kampf aus dem Weg zu gehen, als diese Leute an die Wand zu klatschen und anschließende Scherereien zu riskieren. Der Mensch lachte aber nur über ihre Drohung, und seine Kumpane imitierten seine Reaktion.

„Wie praktisch, dass er gerade nicht auf Bastion ist. Die nächste Zeit kannst du dich nicht hinter seinem Robenzipfel verstecken, Mädchen!“

Bastion, Sith-Tempel – Domäne der Lernenden, Trainingsraum – Sith-Jünger-Schläger-NPCs und Brianna
 
Bastion - Sith-Tempel – Pyramide der Extinktoren - Eowyns Zelle, mit Keebo

Keebo ließ sich nichts anmerken, absolut gar nichts. Ruhig, ja, gelassen, nahm er ihre Sticheleien zur Kenntnis, beinahe so, als hätte er nichts anderes erwartet. Oder hatte er anderes erwartet und reagierte deshalb so gar nicht? Nichts von beidem. Vermutlich. Schließlich war das hier Darth Keebo, man wurde kein Executor, wenn man sich anmerken ließ, was man dachte oder gar fühlte. Was bedeutete, dass sie einfach weitermachen musste.
Seine Reaktion erfolgte überlegt, ja, eigentlich
überlegen, ganz anders als die so manch anderer Besucher, die wesentlich hitzköpfiger oder verrückter gewesen waren. Keine Rechtfertigung, kein Einweihen in irgendwelche Gründe, kein überlegenes Herumgehampel. Eine schlichte Tatsache - er brauchte keine Gründe. Er war derjenige, der sie entführt hatte, er konnte sie jederzeit besuchen. Und machen, was er wollte.
Theoretisch.
Er spielte ihr den Ball zurück, was ihre
Residenz anging, und Eowyn kramte in ihrem Gedächtnis, was darauf die korrekte Reaktion wäre. Es brauchte nicht lange, bis sie gefunden hatte, was sie suchte und durch die Nase schnaubte. Wie schade, gab sie zurück, während Keebo begann, die Zelle zu betrachten, darauf bedacht, ihn nicht weiter zu provozieren, nicht bei solchen Kleinigkeiten. Was er sehen wollte, wusste sie allerdings nicht wirklich. Die Zelle war klein und übersichtlich, und außer seinem Mantel und der Pritsche gab es nichts zu sehen. Und außer ihr, selbstverständlich.
Mit dem Kommentar, dass seine angebliche Zelle im Jedi-Orden genauso ausgesehen hatte, provozierte er sie bewusst, anders konnte Eowyn sich das nicht erklären. Oder spielte er ein Spiel, das sie nicht durchschaute? Zugegeben, ihre Denkleistung war aktuell wirklich nicht auf dem Höchststand. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als normale Reaktionen zu zeigen und zu hoffen, dass sie dadurch nichts verbaute, falls er etwas beabsichtigte.


Normale Reaktionen? Eowyn hätte das sicher sehr lustig gefunden. Schließlich hatten die Jedi Ian wohl mehr verwöhnt, als es die Sith mit den meisten ihrer Anhänger taten, auch, wenn ihr Gegenüber das vielleicht nicht ganz so optimistisch sah. Also - Eowyn lachte hart auf, merkte, wie das Geräusch ihrem ohnehin noch sehr angeschlagenen, rauen und kratzigen Hals überhaupt nicht gut tat. Unwichtig. Sie brauchte eine gute Performance. Du meinst, das Zimmer mit Bad, Bett mit Bettwäsche und sauberer Wechselkleidung? Spöttisch hob sie erneut die Augenbrauen. Stimmt, das war nichts im Vergleich zu dem hier. Es machte nichts, wenn die Sith davon erfuhren. Was sollten sie schon damit anfangen, mit dieser Information? Schließlich hielten sie die Jedi ohnehin für Traumtänzer. Dass man Ian in seinem Raum nicht überwacht hatte, das erwähnte sie allerdings in der Tat lieber nicht. Alles mussten die Sith nun auch nicht erfahren.

Dann aber rückte Keebo doch heraus mit der Sprache, und Eowyn war froh, dass Eowyn nicht da war. Die wäre wohl wirklich vielleicht verblüfft gewesen oder hätte irgendeine Reaktion gezeigt, so aber saß sie nur weiter ruhig da, als ihr Gegenüber seine Pläne erläuterte. Einen Ausflug? Was sollte sie auf einem Ausflug? Kurz blitzten Bilder aus einem vorherigen Leben auf, vom letzten Ausflug, den sie mit dem Mann vor ihr gemacht hatte, dem Ausflug, auf dem er sie gefragt hatte, ob sie seine Frau werden wollte, doch die Bilder waren schneller weg, als sie "Ja, ich will" denken konnte. Weil sie nicht relevant waren. Weil nichts mehr relevant war. Was auch immer er vorhatte, konnte er das nicht so erledigen? Wofür brauchte er sie? Oder waren das Anweisungen von oben, kam die Idee nicht von Ian, sondern von Keebo?
Sie war müde. Das Spielchen strengte an, viel mehr noch als bei Kira und Kayn vorhin, weil Ian sie einfach so viel besser kannte und ihre Vorstellung perfekt sein musste. Wusste er eigentlich, was sich hier so abspielte, wenn er nicht da war? Hatte er es gewusst, als sie noch bei Sturn gewesen war?


Sie hatte keine große Lust oder Energie, mit Keebo zu gehen, es war ein Risiko - wann immer sie diese Zelle verließ, konnte etwas schief gehen. Und wofür? Hatte Ian sich das gut überlegt? Eine erneute Party, auf der er mit ihr angeben wollte, um sein Image aufzupolieren? Das wäre gut möglich, und zugegeben, vielleicht würde es Sinn machen. Sie würde ihre aktuelle Rolle ablegen können, Ian würde denken, sie tat das, um nicht aufzufallen, um zu zeigen, wie sehr er sie gebändigt hatte.
Wie auch immer - sie brauchte eine Reaktion.


Ein Seufzen, dann ein bedauerndes Kopfschütteln. Das war gut. Oh, Ian... Sie hatte ihm zu Beginn hier öffentlich geschworen, ihn weiterhin so zu nennen, also würde sie das auch tun. Hast du es immer noch nicht begriffen? Mit innerlicher Mühe setzte sie sich wieder gerade hin, um Keebo besser in die Augen blicken zu können. Ich würde lieber einen Ausflug mit einem niederträchtigen Hutten machen als mit dir. Das würde sie so ganz sicher sagen. Vor ihrer Verlegung hier her hatte Eowyn sich nichts gefallen lassen, sie war so dumm gewesen, ihren Sturkopf überall durchsetzen zu wollen - das war ihre Art. Gewesen. Warum Ian sich auf ein Gespräch mit ihr einließ, war ihr daher nicht ganz klar. War es nicht abzusehen, dass sie genau so reagieren würde? Schließlich sah sie es ja auch, handelte sogar danach.
Vielleicht hatte sie etwas übertrieben mit dem Spott, aber was hätte sie auch anderes sagen sollen? Ja, sehr gerne, zeig mir die Sehenswürdigkeiten des Tempels? Vielleicht wäre das tatsächlich weniger auffällig gewesen, aber Ian würde schon einen Weg finden, ihr mitzuteilen, was er ihr eigentlich sagen wollte. Vielleicht war dieser "Ausflug" ja auch gar nicht ernstgemeint gewesen.


Sie sollte ihn eigentlich warnen, fiel ihr ein, was Kestrel anging, aber dann wischte sie den Gedanken fort. Unmöglich. Dafür war keine Kapazität da, und er konnte ohnehin nichts tun. Kommunikation nach außen war unmöglich, also was brachte es schon, ihn aufzurütteln. Er sollte sich voll und ganz auf die Mission konzentrieren, auf seine Aufgabe. Nichts anderes.

Bastion - Sith-Tempel – Pyramide der Extinktoren - Eowyns Zelle, mit Keebo
 
Bastion Center ~ Arthious-Boulevard ~ mit einer zwielichtigen Gestalt

"Wirst du mich zurück in den Tempel begleiten?"

Spröde Lippen und blasse Haut waren alles, was man unter der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze des Sith-Jüngers erkennen konnte. Doch obgleich seine Körperhaltung einen jungen, gesunden Körper unter den weiten schwarzen Roben vermuten ließen, klang seine Stimme rau und kratzig, wie die eines alten Mannes. Kurz blitzten rötlich funkelnde Augen hervor, als er den Blickkontakt zu Nei suchte.

"Ich habe noch etwas in der Stadt zu erledigen. Aber ich danke dir für die Informationen."

Nei deutete eine Verbeugung an. Sie erwiderte den Blick ihres Gegenübers scharf. Ihre Mundwinkel waren unbewegt, ihre Körperhaltung trotz ihrer geringeren Größe imposant und ehrfurchtgebietend. Einen Augenblick schien der Jünger zu zögern, bevor er begriff, dass er sich tiefer verbeugen sollte. Erst als er das tat, senkte auch Nei für die Dauer eines Wimpernschlags ihr eigenes Haupt. Unter ihrem schwarz-roten, grob gewebten Poncho griff sie so dann zielsicher nach einem gut verborgenen Gegenstand. Der Jünger verbarg sein Staunen mit wohl antrainierter Gekonntheit, als er das ihm dargebotene, mit abgegriffenem Leder umwickelte Lichtschwert mit beiden Händen entgegennahm.


"...Meisterin Sirdilla's Lichtschwert?"


"Es sollte wohl seinen Weg zurück zu den Inquisitoren finden. Richte Me’al Meffat meine Grüße aus... oder tu mit der Waffe deiner Meisterin, was du willst. Mir ist es gleich."

Gerade war Nei im Begriff sich abzuwenden und in eine der kleineren, vom Arthious-Boulevard abzweigenden Nebenstraßen zu verschwinden, da ergriff der Jünger noch einmal hastig das Wort.

"Von wem soll ich Meisterin Meffat Grüße aus richten? Ihr habt mir euren Namen ni..."

"Iria!", fiel Nei ihm ins Wort. Dabei blickte sie über ihre Schulter zurück zu dem trotz der klassischen und durchaus imposanten schwarzen Sith-Robe noch immer aus der Fassung gebrachten Jünger.
"Mein Name ist Iria."

Sie warf einen letzten Blick in Richtung des Endes des Boulevards, wo die große Pyramide des Tempels der Sith seine dunkle und einschüchternde Aura ausstrahlte. Er war ein Symbol von Stärke, Macht und Ruchlosigkeit. Und doch knüpften die meisten, stolzen Bürger des Imperiums ihre Hoffnungen und Träume an eine bessere Zukunft und an ein Leben in Frieden an diesen, jenen Orden der Sith, den die Jedi verachteten und den die Neue Republik verteufelte, so wie sie selbst es einst getan hatte.

Iria, flüsterte Nei ihren neuen Namen. Sie hatte sich als eine verlorene Jüngerin des Ordens ausgegeben, als sie den Kontakt zu Darth Sirdilla gesucht hatte. Es war reiner Zufall gewesen oder der Wille der Macht, wer wusste das schon so genau, als Nei sie gefunden hatte. Zuerst hatte sie sich ihr direkt stellen wollen, sie überwältigen und als Verbrecherin anklagen wollen. Doch dann hatte sie gemerkt, was für eine einzigartige Gelgenheit sich ihr in jenem Moment geboten hatte. Sirdilla sollte ihre erste Station auf der Suche nach Darth Zion, dem Mörder ihrer Mama sein. Obwohl es der damaligen Ritterin der Jedi nicht immer leicht fiel, es zuzugeben, bemerkte sie schnell, dass Sirdilla's Ansichten oft gar nicht so weit von ihren eigenen abwichen. Schlimmer noch, ganz beiläufig begann Nei Lektionen der Sith schätzen zu lernen. Spätestens als sie spürte, wie viel Kraft durch ihren Körper pulsierte, als sie zum ersten Mal seit vielen Jahren ihren Gefühlen, ihren schmerzhaften Erinnerungen, ihrem Zorn und ihrem Wunsch auf Rache freien Lauf ließ, wusste sie, dass sie, wenn sie ihren Wunsch die Tat umsetzen wollte, das Mädchen, als das sie damals Mitglied der Jedi geworden war, hinter sich lassen musste. Darth Iria war geboren.

"Ich bin... Iria", hauchte Nei flüsternd in die über Center hereinbrechende Dunkelheit der Nacht, mit Nachdruck und Selbstbewusstsein. Trotzdem hätte sie sich selbst belogen, wenn sie behauptete, dass es sich nicht noch immer ungewohnt anfühlte.

...

Gedankenverloren erreichte Iria schließlich Little Tyrena. Nach ihrer Ankunft hier auf Bastion war dies eines der ersten Viertel, welches sie aufgesucht hatte. Es hatte für sie noch am ehesten eine gewisse Vertrautheit ausgestrahlt. Das tat es noch immer, auch wenn sie dieses Mal eher zufällig hierher spaziert war, als dass sie es sich aktiv vorgenommen hatte. Nichtsdestotrotz, das belebte und irgendwie lebensbejahende Ambiente, der Geruch von qualmenden Maschinen in Speeder Bike-Shops und dem verbrannten Bratöl aus Straßenküchen, und nicht zu vergessen, die poppige Musik aus den diversen Bars und Cantinas verfehlten ihre Wirkung auf Iria auch dieses Mal nicht. Sie blieb stehen und ließ ihren Blick wandern, atmete tief ein und aus und sog die Atmosphäre wortwörtlich in sich auf. Dann schärfte sich ihr Blick und schnurstracks kehrte sie in eine der ihr inzwischen vertrauten Lokalitäten ein.

Neben den Gerüchen, die von draußen in die Cantina hineinzogen, mischten sich nun der Rauch von auf vielen Tischen stehenden Wasserpfeifen und anderen rauchbaren Utensilien, die sich hier im Umlauf befanden, zusammen mit den Gerüchen von wahrscheinlich bereits in den letzten Nächsten umgestoßenen corellianischen Cocktails und anderen, hier beliebten Getränken. Die Stiefel der Ruusanerin blieben fast bei jedem Schritt ein kleines bisschen am Boden kleben und sie konnte es bei dem Lärm von Musik und sich unterhaltenden Leuten zwar nicht hören, aber trotzdem war ihr das Geräusch vertraut und zu einem gewissen Grad auch unangenehm. Aber was sollte man machen?

"Das Übliche, Iria?", rief ihr ein corellianischer Mann mittleren Alters mit einem nicht unattraktiven Dreitagebart und sich lichtendem Salz und Pfeffer-Haar von hinter der Bar zu. Iria hob die Hand und den Zeigefinger und beide nickten einander zu. Zwei Momente später hatte Iria sich an genügend Gästen vorbeigedrängt, um sich einen Platz am Thresen sichern zu können, ohne dafür irgendeine ihrer Machtnutzer-Karten ausspielen zu müssen. Gerade hatte sie platzgenommen, da servierte der Barmann von eben einen schirmchengespickten und mit einer aufgeschnittenen Shuura geschmückten Cocktail, der in dem grellen Licht rundum den in der Mitte der Cantina befindlichen Thresen kurz selbst aufzuleuchten schien.

"Der sieht aber anders aus als sonst", bemerkte Iria, zögerte aber trotzdem keine Sekunde länger als nötig, bevor sie den ersten, tiefen Schluck nahm.

"Ich habe gehört, dass du wieder aufbrichst. Damit du mi... ich meine uns nicht vergisst, habe ich mir heute besonders viel Mühe gegeben."

Längst hatte sich Iria daran gewöhnt, dass der Barmann ihr schöne Augen machte. Abgesehen davon war sie nicht die einzige unter den Gästen hier, die öfter mal ein kleines bisschen Extraaufmerksamkeit von ihm bekamen.

"Du würdest auch einen tollwütigen Wookie anschmachten, wenn du dadurch ein bisschen mehr Trinkgeld erwirtschaften könntest, oder?"

Iria's Lippen klebten an ihrem Getränk, doch ihre Augen klebten an den vollen Lippen des Barmanns. Der Mann wiederum hob die Arme zu einer weiten, einladenden Geste und obwohl er schon einige Stunden hier gearbeitet hatte, entsprechend roch und auch sonst nicht der gepflegteste Corellianer im Hause war, war sein Charisma doch nicht abzustreiten.

"Selbstverständlich! Ich diskriminiere nicht! Und außerdem..."

Er lehnte sich etwas über den Thresen, damit nicht alle Leute seine folgenden Worte hörten, obgleich das bei der Enge hier sowohl unvermeidlich als auch von ihm sicher gar nicht beabsichtigt war.

"Hast du mal mit einem so kuscheligen Nichtmenschen zu tun gehabt...", er lehnte sich wieder ein Stück zurück und musterte die Ruusanerin, die noch immer an ihrem Getränk hing. Dann nickte er ihr wissend zu.

"Probier es bei Gelegenheit mal aus."

Dann verschränkte er seine Arme und beobachtete seine Gegenüber. Die wiederum ließ ihn warten und beschäftigte sich viel lieber mit dem Austrinken ihres wirklich interessant schmeckenden Cocktails. Gerade als der Barmann resignierend das Wort ergreifen oder sich anderen Gästen widmen wollte, stellte Iria das Glas vor sich ab und beugte sich etwas zum ihm über den Thresen.

"Danke, aber mir haben stoppelbärtige, schwitzige Corellianer fürs Erste gereicht."

Es war nicht klar, ob die Röte in dem Gesicht des Barmannes von seinem herzhaften Lachen oder tatsächlich von einer zumindest anteiligen, peinlichen Berührtheit kam. So oder so konnte man sicher fest davon ausgehen, dass es ihm mehr als egal war. Er nickte Iria anerkennend zu und zeigte mit dem Finger, sein Lächeln charmant und unverdrießlich wie immer.

"Aber deshalb bin ich nicht hier. Nicht nur!", gab Iria zu verstehen, bevor sie einen Komm-Chip, zusammen mit ihrem leeren Glas und einer handvoll Credits über den Thresen in seine Richtung schob.

"Kannst du dafür sorgen, dass diese Nachricht seinen Weg in die richtigen Hände findet?"

Für einen Moment nahm das Gesicht des Corellianers eine ungewohnte Ernsthaftigkeit an. Sofort ließ er die Credits, aufgeteilt in mehreren seiner Taschen verschwinden. Dann betrachtete er zwischen Daumen und Zeigefinger haltend den Chip und nickte, bevor auch dieser Gegenstand in einer Tasche verschwand.

"Du hast aber schon noch Zeit für einen zweiten Drink, oder? Iria?"

Der ernste Ausdruck in dem Gesicht des Barmannes hatte sich noch nicht ganz aufgelöst, da zerschmetterte Iria seine Fassade mit ihrem eigenen Lächeln.


Bastion Center ~ Little Tyrena ~ Corellianische Cantina
 
Bastion Center ~ Little Tyrena ~ Juni Street Hotel

Ihre Schultern und ihr Nacken waren angespannt, als Iria am nächsten Morgen aus dem Bett aufstand. Und das nicht nur, weil es nicht ihr eigenes Bett war. Von dem Gedanken eines eigenen Betts hatte sie schließlich schon vor Wochen oder sogar Monaten verabschiedet, spätestens aber seitdem sie hier auf Bastion angekommen war. Selbst hier in dem Hangar in Little Tyrena sah man es nämlich nicht gern, wenn man an Bord seines Raumschiffs übernachtete, anstatt ein Zimmer in einem Hotel oder wenigstens einer Pension zu buchen. Und obgleich Iria es den Tempel der Sith viele Male besucht hatte und sich so gut als dunkle Machtnutzerin getarnt, wie es eben ging, freier in dem Tempel hatte bewegen können, als sie es erwartet hatte, so hatte sie doch davon abgesehen, sich als Jüngerin zu registrieren und dort ein Zimmer zu beziehen. Wenn sie näher darüber nachdachte, fiel es der Ruusanerin schwer zu sagen, ob sie noch an den Wegen der Jedi festhielt oder ob es andere Gründe für ihr Zögern gab. Dann aber pflegte sie sich einzureden, dass sie nicht als Nei Sunrider erkannt und dadurch unnötig viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Denn auch wenn sie ihre Balance in der Macht zugunsten der Dunklen Seite geopfert hatte, um sie ihrem ultimativen Ziel hinten anzustellen, konnte sie die Erinnerungen anderer nicht so einfach auslöschen, sollte sie erkannt werden... noch nicht.

Gähnend und ihre Arme weit von sich streckend, erhob sich die dunkle Jedi von ihrer Bettkante. Ihre nackten Füße berührten den kalten, gefliesten Boden und ein kalter Schauer lief ihr dabei über den Rücken. Ansonsten war es in diesem Hotelzimmer jedoch viel zu heiß. Iria fühlte sich schwitzig und unrein, obwohl sie sich nach ihrem Ausflug in die Bar und ihrer gar nicht so langen Unterhaltung mit dem charmanten Barmann wirklich mehr als gründlich gewaschen hatte. So oder so, die Klimaanlage hatte man also offensichtlich nicht geschafft in den letzten Wochen zu reparieren und über die seltsamen Gerüche, die von wo auch immer ihren Weg in das Belüftungssystem gefunden hatten, wollte Iria gar nicht erst nachdenken. Die Macht wollte es so... eine weitere, wahrscheinlich für lange Zeit letzte Dusche musste also her. Immerhin ist das Frühstück gut, dachte sie, als sie die bestenfalls oberflächlich geputzte Nasszelle ihres gemieteten Zimmers betrat.

Das Frühstück hatte Iria kurz gehalten, was nicht bedeutete, dass sie sich nicht ordentlich vollgeschlagen hatte. Ihre Hand wanderte in eine Hosentasche unter ihrem Poncho. Gleich neben dem Holster für ihr Doppellichtschwert freute sich die ganz in schwarz gekleidete Ruusanerin über ein bisschen Taschenspeck und Brot, das sie hatte mitgehen lassen. Sie zog sich zufrieden lächelnd ihre schwarze Kapuze tief ins Gesicht. In den über die Straßen von Little Tyrena verteilten Pfützen spiegelte sich der rötlich angestrahlte Himmel über Bastion, sowie die ersten Leuchtreklamen der Geschäfte, die bereits zu frühen Stunden öffneten. Jedes Mal, wenn Iria die Straßen hier entlang gegangen war, hatte sie sich gewundert, woher das Wasser eigentlich kam, wo es doch so gut wie nie geregnet hatte. Im selben Moment beschloss sie jedoch, genauso wie den Zustand ihrer Unterkunft, dieses Mysterium einfach nicht weiterzuverfolgen und darauf zu hoffen, dass es sich einfach nur um ganz normales Wasser handelte und das Ganze nicht weiter zu hinterfragen. Banale Gedanken, fasste sich Iria und brachte den Inhalt ihres Kopfes wieder ins Hier und Jetzt zurück. Gleich würde sie die Sekitari startklar machen und in Richtung Fresia aufbrechen. Sie wollte fest daran glauben, dass ihr Plan funktionieren würde... wollte, denn auch wenn sie sich gut vorbereitet hatte und jeden Schritt sorgfältig geplant hatte, so konnte sie nicht anders, als sich selbst daran zu erinnern, welchem Risiko sie sich aussetzte. Doch dann erinnerte sich die Ruusanerin selbst daran, warum sie sich für diesen Weg entschlossen hatte. Es war nichts Schicksalhaftes dabei, wie damals, als den Fußstapfen ihrer Mutter in den Orden der Jedi gefolgt war. Niemand hatte ihr gesagt, sie sollte sich den Sith anschließen und sie war weit davon entfernt, Hilfe von jemandem in Anspruch nehmen zu müssen, um ihr eigenes Leben oder ihre Gesundheit in den Griff zu bekommen. Nein, sie war Iria, eine gestandene Frau und den Pfad, den sie nun im Begriff war zu beschreiten, beschritt sie für sich selbst und für niemand sonst.

Die Maschinen der Sekitari heulten auf, als Iria sie den obligatorischen Testlauf vor dem Start absolvieren ließ. Der Bildschirm direkt vor ihr im Cockpit zeigte gute Messwerte, der Tank war voll und alle Zeiger waren im grünen Bereich. Wenn sie über die Armaturen hinweg nach draußen schaute, konnte sie sehen, wie sogar der Typ an der Kasse des Hangars glücklich und zufrieden zum Abschied winkte... scheinbar war das ihr vom Barmann empfohlene Trinkgeld für den Hangarbesitzer doch zu viel gewesen. Corellianischen Expats konnte man einfach nicht trauen! Schlimmer als auf jedem ruusanischen Bazar, dachte Iria und mit einem ungebremsten, weil verärgerten Ruck riss sie den Hebel, der die Stabilisatoren und letztlich die Position der Sekitari am Boden gehalten hatte. Ein lautes Knallen ertönte aus jeder der beiden Turbinen, die nun noch stärker aufheulten und aufleuchteten. Sogleich erhob sich das Schiff und verließ das Dock in einer zügigen und schon allein durch die Form eines Raumschiffs der HWK-Baureihe elegant anmutenden Weise. Es dauerte keine zwanzig Minuten, bis Iria den Orbit von Bastion hinter sich gelassen und sich dem nächst-besten Punkt für den Sprung in den Hyperraum angenähert hatte. Sie ließ ein paar Schalter klicken und fast zeitgleich mit dem Abschalten der Sublichttriebwerke nahm der Hyperraumantrieb seine Arbeit auf. Es war der Moment vor dem Sprung zur Überlichtgeschwindigkeit, in dem die Zeit stillzustehen schien. Die Lichtpunkte ferner Sterne verformten sich zu langen Linien, bevor ein lauter Knall durch das Schiffsinnere ging, gefolgt von einer kurzen Erschütterung. Keine zwei Wimpernschläge war die Sonne vom Bastionsystem selbst nicht viel mehr als ein kleiner leuchtender Punkt, weit hinter Iria und ihrer Sekitari... wenn man denn aus dem Hyperraum heraus Sterne hätte sehen können.

Bastion System ~ an Bord der Sekitari ~ Hyperraum nach Fresia
 
Bastion - Sith-Tempel – Pyramide der Extinktoren - Eowyns Zelle, mit Keebo

Diese Inszenierung war seltsam und Ian wünschte, sie hätten auch ein wenig Zeit dafür verwendet, ihn auf eine Rolle vorzubereiten. Wer war Darth Keebo? Das war die Frage, die er sich hatte stellen müssen, eine Frage, deren Beantwortung viel komplizierter war, als gedacht. Wer war Darth Keebo gewesen und wie wollte er jetzt sein? Damals, als Darth Virulence ihn gefragt hatte, wer er war, hatte er mehrere Antworten darauf gehabt. Von Versager über Kämpfer war so einiges dabei gewesen, er hatte ihr Eigenschaften genannt, die ihn ausmachten. Doch ein aufgeblasener Popanz war er nie gewesen. Darth Keebo hatte sich nie zu arroganten Reden hinreißen lassen. Auch die Rolle des Zynikers, wenn offen vorgetragen, passte nicht zu ihm. Den Versager hatte er ablegen wollen. Der jetzige Keebo wollte Erfolge. Einen neuen Rang. Ohne sich anbiedern zu müssen oder einem anderen in den Hintern zu kriechen. Wie wäre wohl sein Umgang mit einer Gefangenen, wie Eowyn? Ein bisschen Sarkasmus hier, ein klein wenig Abneigung da und ein Hauch von Provokation.
Eowyn schien ihre Rolle perfekt trainiert zu haben – wobei es sich nicht einmal anfühlte, als wäre sie in eine geschlüpft. Was sie hier zeigte war, was er von ihr kannte. Wie er sie kennengelernt hatte. Auf Nar Shaddaa. Sie war die als arrogant wahrgenommene Jedi und er das Gegenteil, bloß mit dem gleichen Adjektiv zu Beginn.

„Bei guter Führung könntest du dir etwas davon verdienen“, war seine nüchterne Erwiderung nach ihrer Ausführung und ihrem Lachen. „Allerdings lassen deine Bemühungen stark zu wünschen übrig.“ Eine weitere, nüchterne Feststellung, die zu Keebo passte. So schnell war er nicht aus der Reserve zu locken – und er hoffte, dass Eowyn nicht versuchen würde, etwas Derartiges zu tun.

Stattdessen fand sie zurück zu ihrem ironischen Sarkasmus, über den Keebo hinweglächelte.

„Nun,“ wandte er sich ihr direkt zu, kam ein wenig näher und bat sie mental darum, einfach mitzugehen, „ich habe sehr wohl begriffen, aber mich interessiert nicht, was du willst. Nenne es Entführung, falls es dir besser gefällt. Du kannst Gift und Galle speien, so viel du willst, Deine Worte treffen mich nicht. Weigere dich, oder kooperiere. Ich empfehle letzteres, aber du entscheidest.“ Würde sie nach seiner mentalen Bitte einfach mitgehen?
Da die dieser Ort nicht zusagt, ist es mir beinahe eine Ehre, dir die Katakomben näherzubringen.“ Womit er schon einmal verriet, wo die Reise hinging, allerdings würde das kaum ein Hinweis sein und wenn, dann hoffentlich kein falscher.

„Dort unten wirst du ganz andere Eindrücke haben und danach deine bescheidene Zelle vielleicht mehr zu schätzen wissen. Jetzt frage ich dich: Werde ich dich wieder richtig fesseln müssen, weil du Anstalten machst, oder ersparst du uns dieses lächerliche Machtkämpfchen, dass du in deiner jetzigen Position nur verlieren kannst, und gehst freiwillig mit?“ Erwartungsvoll sah er sie an und bat sie ein weiteres Mal, nur etwas eindringlicher, ihm zu folgen.
Es war unnötig, sich hier zu wehren, eigentlich wussten sie es beide. Doch Ian wusste, dass Eowyn nicht gerne klein beigab und die Zeit hier hatte ihn gelehrt, dass sie es auch dann nicht tat, wenn ihre körperliche Unversehrtheit davon abhing. Das war nichts, was er ihr übel nehmen konnte und doch war es etwas, das ihm alles andere als gefiel, da es sinnlos erschien. Doch ihr Kampf war ein anderer und sie benötigte diese Sturheit vermutlich, um durchzuhalten. Allerdings hatte das einen hohen Preis. Doch egal wie, einer von ihnen würde ihn entrichten müssen.


Bastion - Sith-Tempel – Pyramide der Extinktoren - Eowyns Zelle, mit Keebo
 
Bastion - Sith-Tempel – Pyramide der Extinktoren - Eowyns Zelle, mit Keebo

Keebo verhielt sich genau so, wie sie es von ihm in Erinnerung hatte. Ruhig, überlegen, als würde all das ihn nicht kratzen. Als könnte sie ihn gar nicht kratzen, kein kleines bisschen. Und als wäre er über allem erhaben, besser als andere, weil er seine Gefühle besser im Griff hatte und sich nicht von ihnen kontrollieren ließ. Bemühungen für "gute Führung"... Eowyn lächelte sanft, um nicht weiter zu provozieren. Sie musste es ja nicht übertreiben. Ich finde, ich verhalte mich recht ruhig. Eigentlich bist es nur du, der ein Problem mit mir hat. Immerhin hatte sie weder Kira noch Kayn irgendwie angegriffen und sogar all ihre Prinzipien verraten, indem sie sich selbst aufgegeben und den Imperator anerkannt hatte. Nicht, dass irgendjemand verstand, was das für sie bedeutete. Schon klar.

Viel relevanter war ohnehin, was Ian vorhatte und ob er gerade die Wahrheit sagte oder nicht was seinen "Ausflug" anging. Er lächelte, nicht sein liebevolles Ian
-Lächeln, nein, das Lächeln Keebos ohne Gefühl. Anscheinend war es ihm allerdings ernst mit seiner Unternehmung, so, wie er mit großen Worten darüber sprach, und dann... die Katakomben. Sie hatten darüber gesprochen, und Eowyn wusste, dass sie eigentlich Angst verspüren müsste bei dem Gedanken, sie hilflos zu betreten, aber da war nichts. Es hatte doch seine Vorteile, wenn man nicht mehr existierte. Aber was hatte er denn vor?! Warum setzte er sie dem aus? Sie wusste, dass Ian alles tun würde, um sie zu schützen, also musste es einen Grund geben, dass er sie dorthin brachte. Einen äußerst triftigen Grund. Hatte er etwas gefunden? Vielleicht. Allerdings würde sie bald erfahren, was Sache war, denn sich wehren? Selbst Eowyn hätte das nicht getan. Wieso auch, es war aussichtslos, und egal ob Keebo oder Ian, er würde tun, was er wollte, egal, wie sie dazu stand.
Sie verspürte nicht den Wunsch, den Tempel mit gefesselten Händen zu betreten, auch wenn es nicht wirklich eine Rolle spielte. Am Ende war sie allem ausgeliefert, freie Hände bedeuteten nur die Illusion einer Flexibilität, die sie definitiv nicht besaß. Am wichtigsten aber war, dass sie Ian garantiert nicht dazu zwingen würde, wiederum
sie zu zwingen. Ihr ganzer Daseinszweck war schließlich, ihn zu unterstützen.

Daher hob Eowyn ihre Augenbrauen und sah Keebo an. Ich mag stur sein, aber nicht dumm. Und so stark der Wunsch in mir auch sein mag, zu sehen, wie du dein sauberes Image, an das du dich so klammerst, endlich verlierst und zeigst, wer du in Wahrheit bist, so weiß ich doch um gewisse Wahrscheinlichkeiten. Ich ziehe da eine gewisse Freiheit vor. Sie bremste die trotzende Eowyn ein wenig, die Keebo gewiss noch anderes, noch viel mehr an den Kopf geworfen hätte, denn es reichte. Ein bisschen sticheln, ja. Aber wieder nicht übertreiben. Bloß nicht übertreiben.

Sie wappnete sich und erhob sich gleich nach ihren letzten Worten; ignorierte, dass sich der Raum minimal drehte. Gut, dass sie wenigstens nach Briannas Besuch ein wenig getrunken hatte. Wie lange war sie nun schon hier? Sie würde vermutlich wirklich bald etwas essen, mehr trinken müssen... Denn Ian brauchte Zeit. Was sie wollte oder nicht war völlig egal. Also schön. Vielleicht treffen wir ja einen Hutten und es wird... netter...

So sicher sie konnte lief sie zur Tür, wartete darauf, dass sie sich öffnete, und betrat den Flur. Wachen, die sie ignorierte, ansonsten war er leer. Keebo gab ihr Anweisungen, berührte sie nicht, und lief hinter ihr; natürlich, um ein Auge auf sie zu haben. Also, offiziell. Eowyn spürte seine Blicke auf ihr, nicht durch die Macht, das wäre zu schön gewesen, sondern weil sie genau wusste, dass er sie beobachten würde, jeden einzelnen ihrer Schritte, jede Bewegung, einfach alles. Was der Grund war, wieso sie sich keine einzige Blöße würde geben dürfen.

Sie kannte den Weg nicht, natürlich nicht, doch sie versuchte, ihn sich so gut wie möglich zu merken. Es würde ebenso natürlich nichts nutzen und das Wissen würde ungebraucht verloren gehen, allerhöchstwahrscheinlich, dennoch hatten Ahna und Marrev ihre Arbeit schlicht zu gut gemacht. Ihr erworbener Instinkt übernahm, und sie sah keine Veranlassung dazu, das zu unterbinden. Wieso auch, es würde ja nicht schaden, Wissen schadete nie.
Bald schon sahen die Gänge langsam anders aus. Sie hatten Treppen genutzt, und der Verstand sagte Eowyn, dass dies hier die Katakomben sein mussten. Es war dunkel und die Wände und Böden waren...
älter, doch das, was die Katakomben ausmachte; das, wovor Ian sie so viel gewarnt hatte - die Eindrücke, die Emotionen, die Gedanken, all das Unerwünschte - es blieb aus, da war nur ein minimales, dumpfes Gefühl. Hatte die Tatsache, dass Eowyn tot war, dafür gesorgt, dass sie immun wurde gegen diesen Ort? Oder waren sie schlicht noch nicht da? Doch nein, das hier mussten die Katakomben sein. Wie viel tiefer sollten sie noch gehen, und wie viel gruseliger sollten diese denn aussehen?

Bis der Credit fiel, hatte es für ihren Geschmack viel zu lange gedauert; waren sie schon viel zu tief in diesem Ort verschwunden. Ian. Er schirmte sie ab, was vermutlich dazu führte, dass er sich dem Einfluss nicht entziehen konnte. Dabei war er es, auf den es ankam. Es war dumm, und genau das, worum sie ihn vor der Mission gebeten hatte, es nicht zu tun. Sie über ihn und seine Mission stellen. Doch waren sie alleine? Konnte sie ihn darauf ansprechen, wurden sie irgendwie überwacht? Eowyn hätte ihm ganz sicher sehr deutlich gesagt, was sie davon hielt... Also wurde es wohl Zeit für eine derartige Reaktion. Das hier sind die Katakomben, ja?, fragte sie leise mit bedrohlichem Unterton. Sie sind völlig... anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Wenn das nicht deutlich genug war, wovon sie da sprach. Was auch immer du tust - es ist unter deiner Würde, lass es einfach!, fauchte sie. Ein Außenstehender würde vermutlich denken, dass Keebo sie negativ beeinflusste. Ian hingegen würde hoffentlich verstehen, worauf sein Fokus zu liegen hatte. Was auch immer sein Plan war.

Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, mit Keebo
 
Bastion - Sith-Tempel – Pyramide der Extinktoren - Eowyns Zelle, mit Eowyn

Eowyn meinte, sich recht ruhig zu verhalten und behauptete, dass nur Keebo ein Problem mit ihr habe. „Tatsächlich?“, hakte er ein klein wenig spöttisch nach, ohne eine Antwort zu erwarten, relativierte sie ihre eigenen Worte doch mit dem kleinen Wörtchen ‚recht‘ selbst. Vielleicht war das Achten auf Worte auch etwas, das Keebo ausmachte. Er hörte zu. Nicht immer, weil ihn das Gesagte von vorne bis hinten interessierte, sondern, weil zuhören bedeutete, sich früher oder später einen vielleicht entscheidenden Vorteil zu verschaffen. Höre zu. Behalte, was dein Gegenüber sagt. Überführe und konfrontiere es am Ende.
Als kleiner Junge schon, war Zuhören und beobachten für Ian überlebenswichtig geworden.
Wie war der Schritt seines Vaters gewesen, wenn er das Haus betrat? Dumpf oder polternd?
Die Unberechenbarkeit seines Vaters hatte es unmöglich gemacht, ihn wirklich zu lesen. Doch kleine Details hatten geholfen, sich aus manchen Situationen zu retten, bevor sie überhaupt entstehen konnten.

Sie weigerte sich nicht, die Zelle zu verlassen, machte keine Anstalten, sich zu wehren und gab ihm keinen Grund, ihre Handschellen zu verändern. Keebo ignorierte Eowyns Satz über dessen Image, obwohl ihm eine Menge dazu eingefallen wäre. Auch das war etwas, das diesen Sith wohl ausmachte: Nicht alles musste kommentiert werden. Nicht jede Aussage wurde als persönlicher Affront gegen ihn gewertet. Warum Energie in nutzlose Wortgefechte verschwenden? Stille konnte so viel mehr provozieren, als Widerworte und so schenkte Keebo Eowyn bloß ein weiteres, spöttisches Lächeln.
Ohne weitere Vorkommnisse, verließen die Zelle und Keebos Blick bohrte sich in ihren Rücken, nahm jede Bewegung auf. Als sie den Katakomben näher kamen, wich der Argusblick einer anderen Aufgabe, die noch mehr Verbissenheit verlangte. Ian übernahm und schirmte Eowyn von all den Einflüssen ab, die wiederum nahezu ungefiltert auf ihn einprasselten, doch er ging mit stoischer Verbissenheit weiter, trieb sie tiefer in die Katakomben.

Achte auf ihre Bewegungen.
Setzte dir einen Fokus.
Blende alles andere aus.

Doch in den Katakomben war es unmöglich, alles andere auszublenden.
Tödlich, sich nicht auf die Umgebung zu konzentrieren.
Auch wenn er den gleichen Weg ging, den er bereits gegangen war, den er in seinem Kopf abgespeichert hatte. Er war nicht derselbe. Die Eindrücke jetzt waren anders.
Stimmen. So viele Stimmen. So anders. So laut.
Keebos Schritt veränderte sich, ohne, dass er es überhaupt bemerkte. Unsichtbare Fäden, die ihn lenkten.

Abschirmung.
Doch wen und vor was?
Achte auf ihre Bewegungen.
Doch welche?
Ihre? Seine?
Wer war „ihre“, wer „seine“?
Keebos Umgebung verschwamm, all die Stimmen und Eindrücke, sie verschwammen mit, ergaben ein einziges, heilloses Durcheinander. Zu laut. Zu nah. Zu viel. Zu überall. Zu dies. Zu das.
Abrupt blieb Keebo stehen, in genau dem Moment, in dem es sich anfühlte, als würde etwas seinen Körper verlassen. Als würde er selbst seinen Körper verlassen und neben sich treten.
Schlüssel. Macht.
Mit zitternden Händen kramte er den Schlüssel hervor. Handschellen. Eowyn.
Der kaum noch aufrecht zu erhaltende Schutz.
Funktionieren.
Er hielt den Schlüssel vor sich und weil alles verschwamm, konnte er nicht einmal sehen, wo Eowyn stand. Denn da waren viele.

„Mach sie auf“, presste er hervor, ließ los, unwissend, ob sie den Schlüssel hatte oder nicht und mit dem Schlüssel ließ er auch den letzten Rest der Abschirmung für sie fallen. Denn er brauchte sie selbst.

Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, mit Eowyn
 
Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, mit Keebo

Da kam keine Antwort. Ian war stehen geblieben, das hörte sie, aber das war es auch schon. Wieder Nichtachtung? Wegen der Beobachtung? Oder überlegte er, was am angemessensten wäre als Reaktion?
Langsam, beinahe vorsichtig, drehte Eowyn sich zu ihm um, während sie spürte, wie sich etwas um sie veränderte. Hatte er tatsächlich auf sie gehört und ließ die Abschirmung fallen? Es schien so, denn
nun fühlte es sich langsam immer mehr so an, als ob das hier wirklich die Katakomben wären. Ihr Instinkt hätte beinahe zur Macht gegriffen, doch sie konnte sich gerade noch so im Griff halten. Dunkelheit, nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich. Gedanken. Gefühle. All das brodelte irgendwo da draußen - da drinnen... Kurz schloss Eowyn die Augen, um sich zu sammeln. Ohne die Macht würde sie verdammt aufpassen müssen, doch es würde helfen, dass Eowyn nicht hier war. Niemand da, der verführt und bedroht werden konnte. Wie praktisch.

Es war nicht gerade einfach, in dem Dämmerlicht etwas von Ian zu erkennen. Aber jetzt sah sie... er... schwankte? Natürlich. Das alles forderte seinen Tribut, er hatte sich gehörig überschätzt. Vermutlich auch mit ein Grund, weshalb sie immer mehr vom Druck von außen zu spüren bekam. Er kramte, hielt ihr etwas hin, brachte irgendwelche Worte hervor (war das ein "auf?") und ließ das Etwas fallen. Sie war zu langsam, um es aufzufangen, und so klirrte es leise auf dem Steinboden, bevor Eowyn sich danach bückte. Doch noch währenddessen ergriff sie die komplette Welle dessen, was die Katakomben bedeuteten und sie setzte sich unsanft auf den Boden, als das kleine, kalte Ding in ihrer Hand landete.


Es war alles verloren. Das Dunkle, es war überall. Undurchdringbar, unbesiegbar. War es schon immer gewesen. Wie viele waren in der Dunkelheit verloren gegangen? Viel zu viele. Viel zu viele... Sie wusste, dass das, was sie spürte, nur der verstärkende Effekt der Katakomben war. Aber steckte darin nicht auch die Wahrheit?
Eowyn starrte auf das Ding in ihrer Hand - ein kleiner, altmodischer Schlüssel. Auf, hatte Ian gesagt. Einen Raum? Hatte er den Raum mit dem Virus gefunden?
Natürlich nicht, flüsterte der Gang ihr zu. Er wird ihn niemals finden... Er hätte sie deshalb nicht hier her gebracht. Nicht so. Das hier war keine schlecht geplante Flucht.

Und dann begriff sie schließlich. Natürlich. Er wollte, dass sie sich selber schützte. Die Macht nutzte. Sich abschirmte. Weil er alleine es natürlich nicht schaffen konnte. Sie waren alleine, aber wie lange? Und waren sie es wirklich? Und vor allem... wollte sie es?
Es wäre so viel einfacher, das alles hier und jetzt zu beenden. Sie würde nicht einmal bemerken, wie sie langsam den Verstand verlor. Die Dunkelheit lockte, sie rief, sie schmeichelte, sie machte, dass Eowyn sich danach sehnte, loszulassen - denn sie war ohnehin unbesiegbar, unschlagbar. Ein Kampf, den es nicht zu kämpfen lohnte, war er doch von Beginn an verloren gewesen.
Aber... sie durfte nicht. Das Gefühl, die Macht ein letztes Mal zu nutzen, bevor sie ihr wieder für immer entzogen werden würde, würde grausam sein und schmerzlich, aber sie durfte nicht loslassen. Sie musste tun, worum Ian sie bat, denn er war der wirklich einzige Grund, für den es sich lohnte, noch etwas weiterzumachen. Vielleicht würde er ja eine Möglichkeit sehen, ihr Ziel zu erreichen, erfolgreich zu sein, und dann... wäre er Schuld. Er hätte sie hier hergebracht...


Mit möglichst schnellen Bewegungen steckte Eowyn den Schlüssel nacheinander in die beiden kleinen, versteckten Löcher hinein und drehte sie um. Scheppernd fiel das Metall zur Erde. Ihre Arme fühlten sich leichter, und dann, zögerlich, vorsichtig, streckte sie ihre Fühler hinaus, wehrte sich gegen das von außen, baute eine Mauer, die sie schützen würde vor dem, was da gerade so gefährlich auf sie hereinbrach. Immer leiser wurde das da draußen, war bald darauf nur noch erneut ein dumpfes Gefühl, und Eowyn... atmete. Es war, als wäre sie die letzten Tage und Wochen als Drogensüchtige vor einem gläsernen Schrank mit Stoff gestanden, hatte alles beobachten können, doch gleichzeitig unerreichbar, und nun, endlich, hatte sie ihn geöffnet. Sie wusste, es würde das letzte Mal sein, das hier war ihr eigener goldener Schuss... Die Macht nicht nur passiv, sondern wieder aktiv nutzen zu können, war etwas, das die echte Eowyn vermutlich hätte weinen lassen, und selbst sie ließ es nicht völlig kalt. Das hier... war... beinahe gut. Gut. Ein Wort, von dem sie nie geahnt hatte, es irgendwann wieder überhaupt denken zu können.

Sie sah auf. Das alles hatte nicht einmal eine halbe Minute gedauert, aber hier im Gang zu stehen, das war... gefährlich. Sie mochte verloren sein, aber Ian war es noch nicht, und viele, viele Personen zählten auf sie. So schnell Eowyn konnte, erhob sie sich, vergaß nicht, die Handschellen aufzuheben. Sie würde sie sicher noch brauchen, denn das hier war garantiert kein Dauerzustand. Vermutlich brauchte Ian einfach nur Hilfe bei irgendeinem Hindernis.
Eben jener sah noch immer nicht sonderlich gut aus, jetzt, wo sie näher an ihn herangetreten war. Das alles hatte ihn viel zu viel Kraft gekostet und war wirklich, wirklich
dumm gewesen. Aber genauso dumm war es wohl von Eowyn gewesen, zu erwarten, Ian würde die Mission über sie stellen. Nun ja.

Komm, meinte sie nur knapp zu ihm und nickte ihm zu. Beinahe hätte sie nach ihm gegriffen, ihn mit sich gezogen, aber was, wenn jemand sie sehen würde? Natürlich, die Aktion eben hatte sie verraten, falls sie überwacht wurde, aber falls nicht - die nächste Person konnte schlicht hinter der Ecke stehen... Die Handschellen waren schnell wieder an ihren Handgelenken, unverschlossen, nur durch die Macht an Ort und Stelle gehalten - ein Leichtes, etwas, worüber Eowyn in den letzten Jahren nie auch nur nachgedacht hatte. Wie schnell sich die Dinge veränderten.
Nein, Ian musste alleine laufen, aber er würde das schon schaffen. Er hatte vieles geschafft, er würde auch das hinbekommen.
Niemand stand hinter der nächsten Ecke, doch in der Wand des Ganges war bald eine Tür eingelassen. Sie waren schon mehreren davon auf dem Weg hierher begegnet, aber diesmal ging Eowyn nicht vorbei. Sie erspürte, ob der Raum leer war, und als dem so war, öffnete sie die Türe vorsichtig. Abgeschirmte Personen konnten sich noch immer dort befinden... Doch dem war nicht so. Der Raum war leer - abgesehen natürlich von den mehreren Foltergeräten, die vor allem an der Wand, aber auch in der Mitte aufgereiht waren. Wie passend. Hervorragende Tarnung.


Eowyn trat ein, und der Raum schien sich automatisch etwas zu erhellen. Sie wartete, bis Ian es ihr gleichtat und die Tür geschlossen war. Da lagen Fragen im Raum. Viele Fragen... Allen voran die, wie es ihm akut ging, doch sie konnte sie nicht stellen. Überwachung..? Schließlich aber sprach sie doch, musste sich nicht einmal um einen neutralen Tonfall bemühen. Was tun wir hier? Etwas, das jede der Personen, die sie verkörperte, fragen konnte, etwas, das niemanden verraten würde.

Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, alte Folterkammer, mit Keebo
 
[Bastion - Bonetown - aufgegebener Industriebezirk - Lagerhaus] Hadar, NSC

Den ersten Schlag sah Hadar nicht kommen, spürte aber im letzten Moment den Luftzug eines schweren Gegenstandes, der auf sie zuraste. Gerade noch rechtzeitig warf sie sich zur Seite - und spürte den Boden vom wuchtigen Einschlag der großen Axt beben, die sie nur um Haaresbreite verfehlte. Mehr noch als die massive Waffe, verriet ihr der faulige Geruch, dass sie es mit einem weiteren Gamorreaner zu tun hatte. In der Dunkelheit war der Schemen des gedrungene Wesens ein kaum wahrnehmbarer kompakter Schatten, und die agile Jägerin ahnte mehr, als dass sie sah, wie die beidhändig geführte Waffe in einem weiten Bogen wieder zurückgeschwungen wurde. Das gab ihr einen kurzen Moment - aber mehr brauchte die Tarisianerin nicht. In einer fließenden Bewegung brachte sie sich Brust an Brust mit dem schweineartigen Wesen, das gerade die Axt mit beiden Händen hoch über den Kopf gehoben hatte, presste die Mündung ihres Projektilwerfers unter dessen Schnauze und drückte ab.

Das Wesen fiel nicht sofort. Einen Augenblick stand es noch wankend, während schon das Blut unter seinem Helm auf seinen Nacken strömte, wo die Kugel den Schädel verlassen hatte. Dann fiel zuerst die Axt und schließlich kippte der massige Körper des Gamorreaners nach vorne. Hadar sprang zur Seite und beeilte sich weiter zu kommen. Je länger das hier dauerte, desto wahrscheinlicher war es, dass sie Gesellschaft bekam. Dennoch nahm sich die ehemalige Rakghouljägerin einen Moment später Zeit innezuhalten und in die Dunkelheit zu lauschen. Das Lagerhaus war still. Vor wenigen Sekunden - länger hatte der Kampf mit der Wache nicht gedauert - hatte sie noch Schritte im hinteren Teil gehört. In diese Richtung setzte sich die Jüngerin nun in einem weiten Bogen an der Wand entlang in Bewegung, wobei sie gestapelte Kisten und Rollen von Verpackungsmaterial als Deckung nutzte. Mittlerweile hatten sich Hadars Augen an die Dunkelheit gewöhnt, so dass sie einige Meter sehen konnte. Wenn hier noch eine Wache lauerte, würde sie nicht noch einmal überrascht werden.

Ihre Vorsicht wurde belohnt, denn tatsächlich erspähte sie eine Gestalt, die auf einem Kistenstapel nahe des Mittelganges kauerte und ganz offensichtlich auf sie wartete. Keine Schweinenase. Diesmal war es ein Mensch, aber sein Blick war nach vorne gerichtet, während Hadar ihn schon fast umrundet hatte. Eng an die Seite eines Transportcontainers gepresst, schob sich die dunkelhäutige Tarisianerin weiter nach vorne, um einen besseren Blick auf das geduckte Ziel zu bekommen. Hadars Schuss traf - sie sah die Wache zusammenzucken - aber tödlich getroffen war ihr Ziel wohl nicht, denn schon im nächsten Augenblick lag es flach auf dem Container und eröffnete seinerseits das Feuer auf sie. Die dunkelhäutige Gardistin unterdrücke einen Fluch und schob sich tiefer in den Schatten, während eine Blastersalve dicht an ihr vorbeizischte. Sie war sich sicher, dass die Wache sie nicht gesehen hatte. Aber ihr Gegner mußte ziemlich genau erraten haben, woher Hadars Schuß gekommen war. Für soetwas hatte sie keine Zeit - der nächste Schuß mußte treffen. Nach einem Wechsel ihrer Deckung zielte die Jägerin erneut, drückte ab - und die menschliche Wache sackte zusammen und rutschte vom Container. Ohne sich noch einmal umzusehen, eilte die Jüngerin nun weiter zur nahen Bürotür, hinter der sich Van'Aargau verstecken mußte.


Ihr Plan war, die Tür aufzustoßen und sich hinter eine Deckung zu rollen. Da Hadar nicht wußte, wie es in dem Raum aussah und wie die Kunsthehlerin bewaffnet war, betrachtete sie diesen Moment als den gefährlichsten Teil ihrer Aufgabe. Auch wenn die Frau kein Gamoreaner und vielleicht nichtmal ein besonders guter Schütze war, würde ein glücklicher Blastertreffer dennoch ausreichen, um die kahlköpfige Jüngerin außer Gefecht zu setzen. Den Rücken gegen die Wand neben dem Eingang gepresst, verharrte die Rakghouljägerin regungslos, versuchte ihren Atem zu beruhigen und zu lauschen. Immer noch war alles still. Im Lagerhaus regte sich nichts. Hadar zählte für sich bis drei und dann setzte sie ihren Plan in die Tat um. Nun ja. Zumindest teilweise. Nachdem sie die Bürotür aufgestoßen hatte und sich nach rechts wegrollte, purzelte sie krachend in eine Reihe beweglicher Gegenstände, die polternd umfielen und sie zum Teil unter sich begruben. Ein säulenförmiges Podest schwankte und stand dann wieder aufrecht. Allerdings kam ein metallenes Dings, das darauf gestanden hatte, dabei ins Rutschen und schepperte neben ihr zu Boden. Durch den ganzen Lärm und die sekundenlange Desorientierung überhörte sie beinahe den spitzen Schrei und die schnellen Schritte. Erst im letzten Augenblick sah Hadar eine zierliche, blonde Menschenfrau über sich stehen, die versuchte in dem Durcheinander umgestürzter Leinwände mit einem Blaster auf sie zu zielen.

Die Jüngerin sah in angstgeweitete, helle Augen - dann griff sie kurzerhand nach der zu Boden gegangenen Metallskulptur und rammte sie der Frau unter den Rippen in den Bauch. Blut schoss aus der Wunde, und mit einem gurgelnden Laut brach die Hehlerin in die Knie, während ihre Hände vergeblich versuchten, das scharfkantige Kunstwerk aus ihrem Körper zu ziehen. Die Lache unter Van'Aargau wurde schnell größer und ihre Bewegungen schwächer. Es dauerte keine Minute, dann fiel sie um. Die Jagd war vorbei. Hadar starrte auf ihr Werk und suchte nach etwas - einem Gefühl, das da sein musste. Nach Bedauern oder Scham - irgendetwas sollte sie doch empfinden. Früher hatte sie das. Aber jetzt war da nur eine Erkenntnis: Menschen waren einfacher zu töten, als Rakghoule.


[Bastion - Bonetown - aufgegebener Industriebezirk - Lagerhaus] Hadar, tote Aurodia Van'Aargau
 
Bastion - Center - Kanalisation - Wasserauffangbecken - Iras, Olesia

Riuen
und Eli hatten einen anstrengenden Trainingstag. Die Temperaturen in dem Kessel waren nicht unbedingt angenehm, und ihre Verausgabungen trugen dazu bei, dass der Sauerstoff knapper und die Kleidung nasser wurde. Die Ritterin fand den Umstand nicht schlecht. Es war gut, unter widrigen Umständen zu kämpfen und sie ignorierte fast weg, dass ihr Schüler einen Fatsuite trug, was ihn nicht nur schwerer, sondern auch unbeweglicher machte. Er musste sich doppelt so sehr anstrengen, im Kampf zu bestehen. Damit würde es ihm später leichter fallen, unter realen Bedingungen zu kämpfen.

Elise war beeindruckt. Riuen hatte sich seine Umgebung zu Nutze gemacht, und stieg selbstbewusst in den Kampf ein. Er hatte das Licht gelöscht und ebenso seine Aura. Auch für sie war es eine gute Übung. Kämpfen ohne sehen. Es schärfte die Sinne, trainierte die Wahrnehmung. Sie würde die Bedingungen akzeptieren, griff nicht aus, um seine Verschleierung zu durchdringen. Eli wäre dazu in der Lage gewesen. Sie honorierte, dass der Chiss schon so weit war, dass man ihn in einem diffusen Umfeld nicht wahrnehmen konnte, doch wenn man gezielt nach ihm suchen würde, wäre die Situation eine andere gewesen. Das kam mit der Zeit.

Ein leises Rauschen vernahm sie, bevor sie tatsächlich wie in Zeitlupe in letzter Sekunde der heranfliegenden Wasserflasche auswich die noch zwei kleine Tropfen auf ihrer Wange hinterließ. Nicht schlecht. Riuen hängte sich richtig rein. Ehe sie es sich versah stand der Hüne hinter ihr und holte zum Schlag aus. Ohne dass sie sich umdrehte hielt sie ihren Stab hinter den Rücken und parierte die Finte.

"Gute Idee." ihr lächeln konnte er nicht sehen. Mit einem Schnellen Satz sprang sie quasi gegen seinen Torso um ihn wegzutreten und machte einen Satz nach vorne, bevor sie sich wieder aufrichtete. Sie setzte nach, beide kämpften nun mit den Grundtechniken ohne etwas zu sehen. Immer wieder duckte sie sich weg und brachte auch ihren Schüler regelmäßig dazu in die Defensive überzugehen. Nach einigen Momenten intensiven Schlagabtausch zeigte sie ihm erneut, dass er trotz seiner guten Fähigkeiten noch viel zu trainieren hatte. Ihre Schwerter trafen sich, und mit einem angedeuteten Schlag auf den ein tiefer direkt auf die entsprechende Stelle am Knöchel folgte, ging er direkt zu Boden. Weiter ging es. Mit jedem Mal wurde er besser und besser. Elise war wichtig, dass er lernte sich nicht zu verausgaben, während er kämpfte. Zielgerichtete Aktionen, statt stundenlanger rasender Kampf.

Als er es schließlich nach einer ganzen Stunde schaffte, seine Meisterin ein paar mal aus der Reserve zu locken beendete die Alderaanerin den Übungskampf. Sie hatte erneut einen kleinen Lichtstab in den Raum geworfen, sodass sie zumindest wieder ein wenig Sicht hatten. Schweißgebadet und schwer atmend wies sie auf die widrigen Umstände hin. "Ich denke für heute sollten wir es gut sein lassen. Ich denke die Flasche hast du dir verdient. Vor allem weil du die Lichter einfach mal so aus dem Handgelenk mit der Macht gelöscht hast, es wird!"

Nach dem sie zusammen gepackt hatten strebten sie den mühsamen Weg zur Spitze des Tanks zurück und verließen genau so unbemerkt die Kanalisation, wie sie sie betreten hatten. Offenbar schien das wirklich ein guter Ort zu sein, um nicht weiter aufzufallen.

*** Am über-übernächsten Abend ***
... "der Salto heute war der Hammer! Das hätte ich nicht besser hingekriegt." Elise nippte an ihrem Glas und schlürfte den edlen Weißwein im Mund, bevor sie ihn runterschluckte. Dann biss sie in den Tripple-Burger, den sie sich ausgesucht hatte. Die Jedi beschloss einfach essen zu bestellen, denn zum ausgehen war sie zu erschöpft gewesen. Das Training zehrte schon irgendwie an den Kräften. Also gab es heute mal fettiges Fast-Food und den edelsten Tropfen den sie aufzutreiben im Stande war. Zu sehen, wie der Chiss Tag für Tag besser wurde stellte Elise überaus zufrieden. Es war ein seltsames Gefühl zu wissen, dass sie für seinen Fortschritt maßgeblich verantwortlich gewesen war. Zugegeben, er war talentiert, weshalb sie keine langen Korrekturschleifen drehen mussten. Auch schien er seinen Weg gefunden zu haben, wie er in die Macht eintauchte. Mittlerweile öffnete und verschloss er den Tank ganz von allein, war ein immer schwächeres Licht in der Macht geworden, wenn er verschleiert war und hatte bereits auch einige andere Kniffe gelernt. Gegenstände flogen im Training auf sie zu, welche er mit der Macht stieß und als Abschluss des letzten Trainings hatte Elise ihm sogar gezeigt, wie man den Geist manipulieren konnte. Irgendwann würde er es mal im Feldversuch probieren, denn zu versuchen den Geist eines geschulten Machnutzers zu manipulieren war in etwa so erfolgreich wie mit Pfeil und Bogen auf einen Sternenzerstörer zu schießen. Man musste schon sehr weit fortgeschrittene Kräfte besitzen, um derartiges zu Stande zu bringen. "Du schlägst dich gut, Riuen." sagte sie während sie aufkaute. "Wie ist dein persönliches Empfinden dazu?" wollte sie dann wissen. Es war wichtig sich zu reflektieren und sich Fortschritte auch vor Augen zu führen. Darüber hinaus war sie interessiert an seiner Stimmung und seiner aktuellen mentalen Verfassung.

"Ach so. Und schläfst du gut? Kommst du mit deinem Alltag zurecht? Der Situation hier?" ihre Fragen wirkten ein wenig plump, aber ihr fiel kein besserer Weg ein, sich bei ihm darüber zu erkundigen. Da sie beide eine schnörkellose Beziehung zu einander hatten, machte sie sich deswegen aber keine Sorgen.

...

"Nun denn! Ich glaube, dass du bereit bist mit mir einen Auftrag auszuführen. Nichts wildes."


Sie schob ihm das Komm zu, welches eine kryptische Botschaft eingebettet in einem absurden Werbetext zeigte, die schon zwei Tage alt war.

"... Vier zum Preis von Fünf, täglich in dieser Woche im Collyx ... 1600 Standardzeit, Ecke Acklayweg und Dubrillionstraße ... "

Eli schaute Riuen dabei verheißungsvoll an, während sie sich weiter ihr ungesundes Zeug reinstopfte. "Da gehen wir morgen Abend hin."

Bastion - Center - Olesias Appartment - Iras, Olesia

sorry mir fehlte die Zeit nach dem genauen Treffpunkt zu recherchieren, Riu postest du uns dann auf die Straße?
 
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Bastion, Sith-Tempel – Domäne der Lernenden, Trainingsraum – Sith-Jünger-Schläger-NPCs und Brianna

Janus hielt sich nicht auf Bastion auf? Ohne ihr Bescheid zu geben?!? Brianna hatte alle Mühe, Selbstdisziplin zu wahren und ein Sabacc-Gesicht aufzusetzen. Wenn diese Möchtegern-Sith merkten, dass sie so tief in ihrer Gunst des Meisters gesunken war, handelte sie sich eine Menge Probleme ein, die sie ihrer Mission zuliebe gerne vermeiden wollte. Die Option, den mächtigen Sith-Lord als Schutzschild vorzuschieben, hielt ihr all jene vom Leib, die es auf die ‚Jedi‘ abgesehen hatten. Es war ja schlimm genug, dass sie Kira am Hals hatte, die ohne eine Ahnung von Briannas doppeltem Spiel zu haben, schlicht und einfach behauptete, ihre Erzfeindin, also Brianna, wäre gar nicht wirklich übergelaufen. Zusätzlich einen ganzen Haufen Opportunistinnen am Hals zu haben, fehlte ihr gerade noch.

Natürlich bestand die Möglichkeit, dass das kleine Häuflein ausschließlich männlicher menschlicher Jüngerinnen nicht die Wahrheit sagte, aber warum sollten sie? Die Echani konnte auch keine Lüge in ihrer Körpersprache lesen. Dies war kein Versuch, sie reinzulegen. Die Kerle strahlten Zuversicht aus, glaubten eine Gelegenheit beim Schopfe packen zu können, Brianna eine Abreibung verpassen zu können, oder schlimmeres. Der Silberhaarigen wiederum erschien es das Klügste zu sein, sie einfach zu ignorieren, weder auf Janus' Abwesenheit einzugehen noch auf die zugegebenermaßen verlockende Möglichkeit eines wahrscheinlich recht kurzen und für die meisten Beteiligten recht schmerzhaften Kampfes. Infolgedessen machte sie Anstalten zu gehen und sich einfach einen anderen Trainingsraum zu suchen.

Weit kam sie jedoch nicht. Einer der Typen hielt sie am Oberarm fest, vermutlich ohne zu ahnen, wie nahe er dran war, einfach mitgeschleift zu werden, doch Brianna blieb stehen. Es war wieder der Wortführer von vorhin, der sprach:


„Du gehst hier nirgendwohin. Wir wollen doch dafür sorgen, dass Lord Sturn neue Schüler aufnimmt, wenn er zurückkommt.“

Sie blieben also bei der Story, stellte Brianna fest, die langsam wirklich wütend auf Janus wurde. Zuerst die Aktion wo er meinte, sie wie eine x-beliebige Schülerin behandeln zu können, und jetzt war er einfach kommentarlos abgeflogen? Sie hatte gute Lust, ihm den Kopf abzureißen und falls sie bei seiner Rückkehr davon absah, dann allein deshalb, weil er irgendwas über die Ursprünge des Coruscant-Viruses zu wissen schien – die Kommentare über die Rotgardisten und die ominöse Darth Noxia.

„Großer Fehler,“

Warnte sie die übrigen Jüngern mit zischender Stimme – der eine, der sie am Arm festgehalten und dabei die Härte ihrer Muskeln gespürt hatte, wusste das vielleicht jetzt schon. Das Lichtschwert ließ die Undercover-Jedi stecken, und eigentlich bräuchte sie für die paar Figuren auch keine Macht, aber es erschien ihr am geschicktesten, genau so viel von ihren Fähigkeiten zu zeigen, dass jeder klar war, dass sie die Dunkle Seite sehr wohl nutzen konnte, aber nicht gleich zeigen, wozu sie wirklich fähig war. Es musste schließlich nicht gleich der ganze Tempel wissen, dass sie eine angehende Schatten war, ausgebildet darin, Sith im Zweikampf zu eliminieren.

In einer einzelnen mentalen Aktion ließ sie sowohl die Abschirmung ihrer Aura fallen als auch ihre Wut auf Janus ihre innere Rage nähren. Diese Jünger sollten die Dunkle Seite in ihr spüren und diese Erkenntnis auch weitergeben. Spürbar schien sie diese Aufwallung tatsächlich zu sein, denn die übrigen anwesenden Schülerinnen beeilten sich, den Trainingsraum zu verlassen, bevor der Tanz losging.

Sie hätten genauso gut bleiben, denn der Kampf dauerte nur Sekunden. Keiner der Aggressoren stand nach Briannas erstem Angriff noch, niemand von ihnen hatte ihren durch Sith-Rage verstärkten Echani-Kampfkunsttechniken irgendwas entgegenzusetzen. Allerdings hatte die 28jährige Sportlerin eigentlich vorgehabt, niemanden des Packs zu töten – bei mindestens einem oder zweien war das Überlegen jedoch fraglich und Heilen keine Option. Sie hatte sich weniger unter Kontrolle, als sie gedacht hatte, erkannte sie, als die Wut abklang und sie allmählich wieder klar denken ließ. Daraus folgte der Wunsch, den Tatort möglichst schnell zu verlassen, denn das kleine Massaker konnte Ärger nach sich ziehen und Janus würde sie dieses Mal wohl wirklich nicht schützen. Im Hinausgehen verpasste sie der Schiebetür nach dem Schließen noch einen sorgsam dosierten Tritt, der sie schön eindellte, ohne sie gleich aus der Führung springen zu lassen – sollten die Leute sich den Weg hinein doch mit dem Lichtschwert freischneiden und der Kindergarten, der sie da drin angegriffen hatte, sich mit irgendwelchen sicherlich vorhandenen Medikits selbst verarzten müssen.


Wohin nun? Eigentlich war Brianna zu stolz, zurück zu Janus gekrochen zu kommen, weil die Domäne der Lernenden eine zu große Zumutung für sie war. Doch andererseits war der Halb-Echani anscheinend gar nicht auf Bastion, warum sollte sie dann ihre Gemächer nicht weiter okkupieren können? Folgerichtig nahm sie einen Turbolift in Richtung der höheren Etagen der Pyramide, wo die Echani ihrer Ansicht nach sowieso viel eher hingehörte. Ihre Aura versteckte sie längst wieder und in Janus' Domizil angekommen konnte sie keine Spur von ihm wahrnehmen, so weit sie ihre Machtfühler auch ausstreckte. Niemand hielt sie auf, niemand stellte irgendwelche Fragen. Ihr luxuriöses Quartier befand sich in genau demselben Zustand, wie sie es bei ihrem hastigen Aufbruch zurückgelassen hatte. Es befand sich sogar noch das übrige Obst im Obstteller, welches sie vertilgte, um ihren Hunger zu stillen, anschließend setzte sie ihr Training fort, aber jetzt in ihrem privaten Trainingsraum.

‚Die Lehren der Sith konnten nicht einfach komplett falsch sein, richtig?‘ dachte sie dabei. ‚Anderenfalls könnten sie nicht dermaßen erfolgreich sein. Die Dunkle Seite ist auch nur ein Werkzeug. Es ist wie ein sehr scharfes Messer, der Umgang damit will gelernt sein.‘ Im Großen und Ganzen fühlte Brianna sich mit ihrem völligen Versagen, sich unter dem Einfluss der Dunklen Seite zu beherrschen, in ihrer Strategie noch bestätigt. Ians Warnungen vor den Versprechungen der Sith waren vergessen. Sie übte die filigransten Kata-Abläufe unter dem Einfluss der Macht, um ihren Körper noch stärker zu machen und vermochte es nicht, ohne dabei negative Emotionen anzuzapfen. Als die Echani das Gefühl hatte, dass ihr Kopf keine weiteren Technik-Übungen mehr aufnehmen konnte, ging sie zum Krafttraining über, um den Körper auszupowern und anschließend völlig erschöpft gut schlafen zu können. Wieder griff sie auf die Dunkle Seite zurück, obwohl sie versuchte, so positiv zu denken wie sie konnte. Konnte frau ihre Muskelkraft nur über eine Art Mini-Rage steigern, fragte sie sich. Wenn sie im Kampf die Kontrolle verlor, war auch eine um ein Mehrfaches gesteigerte Körperkraft nutzlos. Vielleicht musste frau aber auch nur die Grundlagen vor dem Feinschliff erlernen, erst die Kraft, dann die Kontrolle sozusagen.

Gleichwohl, mit der Macht oder ohne, endlose Kniebeugen in allen Varianten zu machen war trotzdem eine ziemlich langweilige Angelegenheit, also benutzte Brianna ihr iKom, um im HoloNet zu surfen. Sie benutzte die normalen Funktionen des Geräts, also das zensierte imperiale HoloNet, doch für das, was sie suchte, spielte es vielleicht gar keine Rolle. Darth Noxia… vielleicht war es ja eine öffentlich bekannte Person? Über Sith von einem gewissen Rang, wie etwa Janus, fand man jede Menge Material im HoloNet, warum nicht auch von ihr? Wenigstens ein Bild konnte frau erwarten… und erlebte eine Überraschung. Da war sehr wohl etwas zu finden:
Darth Noxia, Romanautorin, bekannt für ihre Krimis der ‚Miss Murder‘-Reihe und insbesondere ihr Hauptwerk, ‚Mord im Tatooine-Express‘.

Es gab auch Holos von ihr und alles. Dass die Frau im Sith-Tempel ‚wohnte‘, war erwartet. Aber was hatte eine Krimi-Autorin wohl mit dem C-Virus zu tun, fragte sich Brianna und es dauerte eine Weile, bis der Groschen gefallen war. Die plötzliche Erkenntnis traf sie wie ein Blitz und fegte den Ärger über sich selbst, sich in der Rage-Technik so schlecht kontrollieren zu können, mit einem Schlag weg. Damit schwanden auch die gesteigerte Körperkraft und die Echani konnte nur noch schnell in die Hocke gehen, als sie das Gefühl hatte, dass ihr Rücken das Gewicht eines mittelgroßen Speeders nicht mehr tragen konnte. Sie ließ es auf den Boden fallen, ignorierte den infernalischen Lärm (hoffentlich gingen die Lords und Ladies in der Umgebung nicht früh schlafen) und stürmte in ihre kleine Privatbibliothek, die Janus für sie eingerichtet hatte. Vergebene Liebesmüh, hatte die Silberhaarige gedacht, bis gerade eben. Die schmerzende Wirbelsäule ignorierend, scannte sie die Namen der Autoren auf den Buchrücken und fand nach kurzer Zeit das eine in Frage kommende Buch:
‚Das Bankett des roten Königs‘.

Janus, du Gauner!‘ Verwünschte sie ihren Ex-Liebsten in Gedanken. ‚Es ging nie darum, die Person Darth Noxia zu finden, aber jetzt habe ich dich durchschaut.‘ Die Antwort musste irgendwo in dem Buch stecken, ein Schauplatz, eine Begebenheit, irgend etwas, und vermutlich hatte es der Halbechani genau deshalb in ihrer Bibliothek platziert. Sie musste es durcharbeiten, so schnell es ging. Je eher sie den Hinweis fand, desto eher fanden sie auch das Virus und desto mehr Leben auf Coruscant konnten gerettet werden! Also nahm sie das Buch und ihr iKom für Notizen, setzte sich im Lotossitz in einen Lesesessel und begann zu lesen. Schnell machte die Echani jedoch die Erfahrung, dass Lesen ein noch besseres Mittel zum müde werden war als Hanteln zu stemmen…

Als Brianna am anderen Morgen aufwachte, tat ihr Rücken immer noch weh und nicht unbedingt deshalb, weil sie im Sessel geschlafen hatte. Es war nicht das erste Mal seit ihrer Ankunft auf Bastion, dass kleinere Verletzungen nicht einfach über Nacht verschwanden. Ihre intuitive Machtheilung im Schlaf funktionierte offenbar nicht ohne die Helle Seite. Nach dem entsprechend verkürzten Frühsportprogramm, bei einem von Janus' Jüngern bereitgestellten, opulenten Frühstück machte sie sich einen Plan: Priorität eins: das Buch von Darth Noxia nach Hinweisen durcharbeiten. Priorität zwei: die Katakomben besuchen, mit der gebotenen Vorsicht, wenn sie ohne Ian unterwegs war. Vielleicht genügte es, sich in der Nähe der Zugänge herumzutreiben, um vielleicht zufällig einen Rotgardisten zu entdecken, dem sie folgen konnte. Priorität drei: ihre Trainingsläufe wieder aufnehmen. Der Zeitpunkt des Treffens mit Oyim vom Außenteam in dieser Seitengasse nahte und wenn sie sich öfter draußen herumtrieb, erregte sie weniger Verdacht und hatte mehr Zeit, etwaige Verfolgerinnen zu entdecken, bevor es ernst wurde. Ihren Rücken konnte sie unterwegs auch besser heilen als im Tempel, wo der Einfluss der dunklen Seite so stark war. Die restliche Zeit würde sie mit Training, Essen, Schlafen verbringen – von Eowyn hielt sie sich angesichts der Umstände besser fern, genauso wenig wie sie öffentlich mit Ian gesehen werden wollte.

Diese Routine zog die silberhaarige Sportlerin die nächste zwei Tage durch, bis die Zeit des Treffpunkts mit dem Außenteam nahte. Wie zuvor auch verließ sie den Sith-Tempel nicht in den antrazitfarbenen Einheitsroben, sondern in gewöhnlicher Sportkleidung, denn sie wollte nicht jeder Passantin gleich ‚Machtbenutzerin‘ ins Gesicht schreien. Sie trug eine passgenau geschneiderte blaue Kombination, die vom Hals bis zum Knöchel keinen Quadratzentimeter ihrer nackten alabasterfarbenen Haut zeigte. Ihre Aura versteckte sie so gut es ging, anderenfalls hätte sie sich auch gleich einen Peilsender anmontieren können. Die Trainingsstrecke wählte sie anspruchsvoll, über Zäune und Dächer hinweg, wie es jemand von ihr wohl erwartet hätte, auch ohne zu ahnen, dass sie damit eigentlich etwaige Verfolgerinnen abschütteln wollte. Zugleich waren sie sehr lang und zeigten ihr dabei eines: seit sie auf Bastion und Schülerin von Janus war, war ihre Kraft stetig ein wenig gestiegen. Zugleich war ihre Ausdauer merkwürdigerweise aber in viel stärkeren Maße gesunken. Zweifel waren ausgeschlossen, Brianna hatte schon auf Welten mit höherer Schwerkraft trainiert, ohne bleierne Beine zu bekommen. Wieso also nun, wo sie doch sonst das Gefühl hatte, dass die Macht ihre körperlichen Fähigkeiten wachsen ließ?

Den Treffpunkt mit Oyim hatte sie deshalb bewusst auf etwa die Hälfte der Strecke gelegt, denn sie wollte vor der Twi'lek nicht aussehen, als ob sie gleich halbtot ihre Lungen auf den Permabeton der Dubrillionstraße kotzen würde. Außerdem startete sie extra früh, weil sie von Mal zu Mal immer langsamer geworden war und deshalb war auch noch niemand hier, als sie die Straßenkreuzung erreichte. Ein kurzer Blick auf das iKom zeigte 1553 Standardzeit, also suchte sie eine wenig einsehbare Stelle im Acklayweg und tat so, als würde sie ihre mächtigen Beinmuskeln mithilfe eines Müllcontainer dehnen und suggerierte dabei, sie hätte einen Krampf oder etwas ähnliches. Die Jedi vom Außenteam wussten ja, wie sie aussah – im Gegensatz zu ihnen war sie ja unter ihrer echten Identität unterwegs.


Bastion – Center – Ecke Acklayweg/Dubillionstraße – Brianna (allein)
 
Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, alte Folterkammer, mit Eowyn


Es griff nach seinem Verstand. Nein, nicht es. Sie. Jede einzelne Stimme, jeder Eindruck, als zerrten dutzende an seinem Gehirn, jeder in eine andere Richtung. Ian wollte lachen, weinen, schreien, alles gleichzeitig, seine Umgebung verschwamm. Seine Wahrnehmung, alles kam ins Wanken und er begann nicht mehr zu begreifen, wer er war. Wer, wo, was. Etwas schrie ihm zu, Eowyn zu schützen, doch etwas anderes schrie ihm zu, sich selbst zu schützen, doch wie sollte man irgendwen schützen, wenn alle Grenzen verschwammen? Dann war da ein leises Klirren. Sein Verstand, der auseinandergeborsten war?

Abschirmung, Abschirmung. Der letzte klare Gedanke und als Ians Selbsterhaltungstrieb übernahm, war es schon beinahe zu spät. Langsam fügte sich das Bild wieder zusammen. Langsam nahm er wieder wahr, erkannte. Katakomben. Eowyn. Eindrücke. Doch sein Verstand war noch nicht in der Lage, seinen Körper wieder in Bewegung zu versetzen. Noch musste er alles sortieren, alle Fähigkeiten überprüfen, automatisch, ohne darauf Einfluss zu haben. Sein Name, der Planet, auf dem sie sich befanden. Konnte er sich selbst wieder bewegen? Ian hätte nicht sagen können, ob eine Stunde verging oder nur eine Sekunde. Was er spürte war, dass er wieder funktionierte, wenn ihn auch alles anstrengte, gerade so, als hätte er ein zu hartes Training hinter sich.
Sein Gang war zittrig, das spürte er genau und es noch immer unmöglich, sich auf zu viel gleichzeitig zu konzentrieren. Doch Eowyn lief und das bedeutete, dass auch sie funktionierte. Ein Gedanke, der neutral da stand. Sie funktionierte. Er funktionierte. Fakt. Keine Emotion. Sie betraten einen Raum, der sich automatisch erhellte und geistesgegenwärtig verriegelte Ian die Tür mit Hilfe der Macht, schaltete sein Gerät ein, das es anderen unmöglich machen würde, ihnen zu lauschen. Dabei waren die Mauern dieses Raumes so dick, dass ohnehin kein Laut nach außen dringen würde. Eine Folterkammer, die in Perfektion ihren Zweck erfüllte.
Hier waren sie das erste Mal allein. Unbeobachtet. Eine Tatsache, die sich noch unbegreiflich anfühlte und wo sie schon beim fühlen waren – da war erst einmal nichts. Nur nüchterne Erkenntnisse, bar jeden Gefühls. Sie waren auf Bastion, in den Katakomben. Sie waren allein und sie lebten. Punkt.
Erst die Frage, was sie hier machten sorgte für Bewegung in Ians Gefühlen.
Was taten sie hier?

Das erste, was Ian spürte, was er wirklich wahrnehmen konnte, war Verwirrung. Da war keine Antwort und weil sie nicht da war, kam Unsicherheit und weil er diese Unsicherheit (die allem voran davon gespeist wurde, dass er zu viele Fragen und Sorgen hatte) nicht zeigen durfte, war die einzig logische Antwort ein Witz. Oder eine Feststellung?
Wir machen einen Ausflug.“
Genau das hatte er doch gesagt, bevor sie die Katakomben verlassen hatten. Freilich, das war nicht die Antwort, die Eowyn hören wollte, denn Grunde fragte sie nicht nach dem „was“, sondern nach dem „warum“. Warum waren sie hier. Warum hatte er sich entschieden, sie aus den Katakomben zu holen. Und ein Warum forderte echte Informationen. Doch warum waren sie hier?
„Nach unserer letzten Begegnung musste ich nach dir sehen.“ Dem großen Mann, der sich gerade fürchterlich klein fühlte, gelang es nicht, die Sorge aus seiner Stimme zu tilgen.
„Noch habe ich keinen entscheidenden Hinweis gefunden, nur ein paar Bruchstücke und noch fehlen zu viele Teile.“ Was beinahe die perfekte Einleitung für die Frage war, die Ian gut verpacken musste, bis er sich dagegen entschied. Das hier würde kein Spießroutenlauf werden.
„Es fühlte sich an, als wärst du, als hätte ich dich zerbrochen. Ich weiß nicht, was du spielst, was echt ist und was nicht. Aber ich musste zumindest für einen kleinen Bruchteil dafür sorgen, dass du wieder atmen kannst.“ Ian wusste kaum zu beschreiben, was er gerade empfand, wie seine Stimme klang, viel zu sehr war er darauf bedachte, das meiste zu unterdrücken. Informationen. Da waren vor allem Informationen. Oder Wahrheiten. Keine Ausreden, kein in sie dringen. Sie waren hier, weil Ian wissen musste, ob Eowyn all das noch überstehen würde. Sie waren hier, um ihr einen Moment des Atems zu gönnen und weil Ian genau wusste, dass sie das bloß wütend machen würde, weil kaum der richtige Zeitpunkt war, in Sentimentalitäten zu fallen… „Außerdem brauche ich deine Hilfe.“ Sorgte er sich nur, glaubet sie, er gefährde die Mission. Bat er sie um Hilfe, geschah hoffentlich etwas anderes. Sie erkannte, dass sie nicht ohnmächtig war und wenn sie handlungsfähig war, dann hielt sie noch durch. Was nicht bedeutete, dass Ian sich ausruhen durfte. Doch ein winziges Bisschen weniger Druck – es würde ihm helfen.


Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, alte Folterkammer, mit Eowyn
 
Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, alte Folterkammer, mit Keebo

Einen Ausflug. Soso. Eowyn blinzelte, denn Ians "Witz" war nicht gerade witzig, vor allem, da der humorvolle Unterton und das Zwinkern in den Augen fehlte. Es wirkte beinahe so, als wiederholte er stur wie ein Droide, was er schon gesagt hatte, aber vielleicht lag das daran, dass er ebenfalls Sorge hatte, sie könnten abgehört werden. Wie auch immer. Aber nein, seine folgende Erklärung, dass er ein Störfeld aktiviert hatte, brachte Eowyn zu einem Nicken. Gut. Das erleichterte doch vieles, es bedeutete, dass sie zumindest die eine Rolle fallenlassen konnte. Dennoch behielt sie die Handschellen an Ort und Stelle. Zwar würde sie es sicher genießen, ein paar Momente ohne diese Dinger zu verbringen, doch dieser Genuss war völlig unverhältnismäßig zu dem Risiko das sie damit eingehen würde. Hauptsache war, dass sie aktuell deaktiviert waren, das war alles, was zählte.

Ians Geständnis, dass sie hier waren, weil er nach ihr sehen wollte, war allerdings auch nicht viel erklärender. Nach ihr
sehen konnte er auch oben in den Pyramiden, wesentlich einfacher, unkomplizierter und weniger gefahrvoll als dieses Treffen hier. Es war äußerst riskant und setzte alles aufs Spiel, wofür Eowyn noch atmete. Aber... noch einmal, was hatte sie erwartet? Naive, kleine Eowyn, die sie gewesen war... Ian würde niemals die Mission über sie stellen. Daher würde sie dafür sorgen müssen, dass er sich nicht entscheiden musste. Und durchhalten.

Dass er bisher noch nicht allzu weit gekommen war, war keine gute Nachricht. Natürlich hatte Eowyn nicht erwartet, dass Ian in wenigen Tagen mit dem Virus herausspazieren würde, aber "nur ein paar Bruchstücke" klang... doch weniger optimistisch, als sie gehofft hatte. Was bedeutete, dass sie... eben noch länger durchhalten musste. Und ihm klarmachen musste, dass es okay war.
Sie nickte.
Das wäre auch zu schön gewesen. Aber du wirst es schaffen, das weiß ich. Eowyn sah ihm bewusst in seine Augen, doch er rückte jetzt mit dem heraus, was wohl der Hauptgrund für ihr Hiersein war. Seine deutliche Sorge um sie. Seine berechtigte Sorge, er könne etwas zerstört haben. Was nicht seine Schuld gewesen war.
Eowyn... wäre wütend geworden. Ziemlich, also runzelte sie die Stirn, noch ehe Ian zu Ende gesprochen hatte. Sie holte Luft, um ihm eine Standpauke zu halten, als er noch hinterherschob, ihre Hilfe zu benötigen. Also atmete sie wieder aus - neue Informationen. Neue Reaktionen. Und vor allem galt es, ihm seine Sorge zu nehmen, damit er sich auf das konzentrieren konnte, was wirklich zählte. Und dazu gehörte
ganz sicher nicht sie selbst.

Ian... Sie lächelte, seufzte, zuckte mit den Schultern. Ich kann atmen. Siehst du? Sie holte einmal tief Luft und lächelte erneut, bevor sie den Kopf schüttelte und ernster wurde. Aber du musst aufhören, mich zu sehr beschützen zu wollen, hörst du? Die Standpauke, etwas abgeschwächt. Ich lebe. Ich atme. Ich bin da. Aber mit deiner Fürsorge hättest du dich da draußen ein Kopfnicken zum Flur beinahe selbst ins Verderben gestürzt. Ich verstehe ja, dass du dich sorgst, aber du darfst das nicht an dich heranlassen! Genau das habe ich gemeint, damals, und du hast es mir versprochen! Das hier ist so viel wichtiger als du und ich. Verstehst du nicht?! Drängend sah sie ihn an, ganz zufrieden mit ihrer Ansprache, die vermutlich nicht eine Sekunde fruchten würde, aber vielleicht... vielleicht... ja doch... Ich spiele ein Spiel, genau wie du auch. Aber ich könnte es besser spielen, wenn du mir meine Züge selbst überlässt. Wie zum Beispiel, sich nicht einzumischen, wenn man sie verhören wollte. Du darfst dich nicht riskieren. Die ganze Republik hängt von dir ab. Weswegen sie auch ihm etwas vorspielte. Natürlich, würde er es herausfinden, Eowyn wusste nicht, ob er ihr das je würde verzeihen können, aber erstens würde er es nie erfahren, und zweitens... zweitens... würde es ohnehin kein "je" geben. Also war es egal und interessierte niemanden. Und ich hänge von dir ab. Vielleicht würde ihn das eher dazu bewegen, sich besser im Griff zu haben...

Sie seufzte. Genug davon.
Bevor du mir sagst, wobei du meine Hilfe brauchst... wie geht es dir? Vermutlich würde es ihm guttun, über sein Hiersein zu sprechen, sie sollte ihm diese Möglichkeit bieten. Du siehst, ehrlich gesagt, furchtbar aus, und... die Sorge nun war nicht gespielt, ...ich habe das Gefühl, dass dir das alles noch mehr zusetzt als gedacht. Sie war von Anfang an sicher gewesen, dass seine Rolle viel schwieriger sein würde als die ihre, und bis jetzt war sie davon überzeugt, Recht zu haben. Ich weiß nicht, wie viel Zeit wir haben... du weißt, ich kann zuhören. Vermutlich nicht das, was er hier unten geplant hatte, aber hier ging es schließlich nicht um seine Pläne, wenn diese beinhalteten, dass es ihr gut ging. Darum durfte es schlicht nicht gehen, und das würde er spätestens dann begreifen, bevor sie wieder nach oben gehen würden...

Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, alte Folterkammer, mit Keebo
 
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[Bastion - Bastion Center - Bonetown - Abgelegenes Industriegebiet] Darth Angelus, Saphenus, Aruk Vagary

Aruk hatte nicht den Versuch unternommen, gegen den Fahrtwind anzukämpfen. Stumm deutete sie in die Richtung, die Angelus nehmen musste, um sein Ziel zu erreichen. Neben der Lagerhalle gab es in diesem Winkel von Bonetown kein anderes Gebäude, nur Mauern und hohe Wände, die stumm jede zwielichtige Gestalt beobachteten, die sich näherte. ‘So wie uns.‘ Aruk verschränkte die Arme vor dem Körper. Ihr kam der beiläufige Gedanke, dass die Geste einem Bedürfnis nach Schutz Ausdruck verlieh. Und welchen Anlass hätte sie, sich zu verstellen.
Weshalb sie diejenige war, die vorausging, blieb Angelus‘ Geheimnis. Mutmaßlich vereinfachte es eine Reaktion auf Unvorhergesehenes. Zu dieser Strategie musste Aruk ihm beipflichten: zwar war es ihr gelungen, herauszufinden, wo die Kunsthehlerin sich an diesem Abend aufhielt. Doch der Ort und die Umstände waren auch ihr unbekannt. ‘Falls sie überhaupt hier ist. Oder noch hier ist.‘ Sie unterdrückte den Impuls zu Angelus oder Saphenus zu blicken, deren Schritte hinter ihr kaum hörbar waren. Stattdessen ging sie der einzigen Beschäftigung nach, die ihr geblieben war. Die Umgebung war wenig einladend und auf dem Weg vom Parkplatz zum Tor, das ihr der Eingang zur Lagerhalle zu sein schien, hatte sie nur eine schmale Gasse entdeckt. ‘Genauso gut kann es eine Sackgasse mit Müllsammelstationen sein.‘ überlegte sie und zog die Augenbrauen zusammen.

Der Verkehrslärm einer entfernten Passage hallte von dem hohen Gebäude wider. Jemand rief jemand anderem aufgeregt etwas zu, aber der Ort des Geschehens war zu entlegen, um die genauen Worte auszumachen. Davon abgesehen herrschte Stille. Regungen wie ein Luftzug verirrten sich selten in diese tiefen Ebenen. Die Luft roch chemischer als sonst. ‘Immerhin stinkt es nicht so abstoßend wie in der Gegend der Bar. Ihre Gedanken wanderten zu der Mirilianerin, die auf das Geschäft Acht gab, während Aruk abwesend war. Wieder huschte ihr Blick zu der Gasse, die ebenso gut nirgendwohin führen mochte.
In den letzten Wochen hatte sie ein Ziel vor Augen gesehen und einen Plan verfolgt, dessen erste Etappe sie erreicht hatte. Dann waren die Gestalten hinter ihr in ihr Leben getreten und seither hing sie wie eine Marionette an ihren Fäden.
Wenn sie nicht aufpasste, würden sich diese Fäden um ihren Hals wickeln und sie erdrosseln, noch bevor sie erneut einen selbstständigen Schritt gegangen war. Sie musste einen Ausweg aus dieser Situation finden und das bald.
»Könnte der Eingang sein.« meinte sie und wies mit dem Ellenbogen auf das Tor. »Ich kenne die Ecke auch nicht.« Sie blieb stehen, doch keiner der beiden schien sich mit der Absicht zu tragen, vorauszugehen. Ihre Nackenhaare kräuselten sich und von dem unguten Gefühl in ihrer Magengegend veranlasst ging sie schließlich selbst voraus und berührte das Kontrollfeld an der Seite des Tors. Ein dröhendes Geräusch ertönte und mit einem Zischen fuhr das Tor empor. Aruk presste den Kiefer zusammen. ‘Immerhin weiß jeder nun: wir sind da.‘ Das Tor ruckte und mit einem holprigen Zucken verschwand es hinter einer Abdeckung. Wie ein geöffnetes Augenlid legte es den Blick frei auf den Innenraum der Lagerhalle. An den Seiten stand eine Vielzahl von mit verschiedenfarbigen Tüchern bedeckter Gegenstände, die im spärlichen Licht nur in Grautönen erschienen. Einige Transportkisten standen scheinbar willkürlich im Inneren der länglichen Halle verteilt. Wie ein Schwulst inmitten eines Hohlkörpers kauerte in der hinteren Ecke ein kleiner Raum, dessen einzige Tür offenstand. Die Leiche einer fremden Spezies an der Seite zwischen Regalen von Verpackungsmaterial nahm Aruk nicht wahr.
Das Innere des Raumes war die einzige Lichtquelle der Lagerhalle und zog Aruks Blick auf sich. Im Inneren konnte den Oberkörper einer Person ausmachen, die regungslos auf dem Boden lag. Die junge Frau dachte an Taka. Hinter der Gestalt lagen Gegenstände auf dem Boden verstreut, die sie auf die Entfernung nicht genauer erkennen konnte.

Jetzt sah sie sich nach ihren Begleitern um und vermutete in ihren Gesichtern denselben Gedanken zu sehen. Sie alle hatten die Gestalt auf dem Boden als eine weibliche Person erkannt. Was immer Angelus und das rote Alien von der Kunsthehlerin wollten, es bestand eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie zu spät kamen. Frauen waren für die Mainasu Roku ein Vergnügen wie einer der verhüllten Kunstgegenstände in diesem Lagerraum. Selten bildeten sie geschäftliche Kontakte. Je länger Aruk darüber nachdachte, desto sicherer war sie, dass dort die Kunsthändlerin lag, die Thjos ohne weiteres hätte identifizieren können.
»Das ist nichts, wovon ich etwas gehört hätte.« sagte sie leise. »Wie ich gesagt habe. Sie hat Kurogai geholfen, anderen Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Vielleicht hat sie dafür bezahlt.« Aruk runzelte die Stirn. Das Licht in dem kleinen Verschlag glänzte in der Blutlache um die Gestalt auf dem Boden. »Auch wenn die Mainasu Roku sonst eher sauber arbeitet.« gebrauchte sie die Begrifflichkeit, die die Kriminellen in ihrem Beisein stets verwendet hatten. ‘Aber wer weiß, wer hier wem etwas in die Schuhe schieben will.‘ Unwillkürlich kräuselten sich ihre Lippen. Beinahe war ihr zum Lachen zumute: die beiden Männer hatten viel Zeit und Mühe in dieses Vorhaben gesteckt. Und nun war ihr Anknüpfungspunkt dahin.
Aruks Gedanken wanderten wieder zu der Gasse außerhalb des Lagerraumes, während sie sich fragte, was diese Wendung für sie bedeuten mochte.

[Bastion - Bastion Center - Bonetown - Abgelegenes Industriegebiet - Eingang des Lagerhauses] Darth Angelus, Saphenus, Aruk Vagary; im Inneren in einem Büro: Hadar Starfall, Aurodia Van'Aargau (tot)
 
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Bastion - Center - Olesias Appartment - Iras, Olesia

Das Training verlangte Riuen alles ab, aber gleichzeitig machte es eine Menge Spaß. Es bot die perfekte Möglichkeit, den gesamten Körper zu spüren, ihn und die ganze Umgebung. Auch wenn er noch lange brauchen würde, um seiner Meisterin ebenbürtig zu sein, der Chiss war zufrieden mit sich. Zufrieden und erschöpft, was beides ein gutes Zeichen war.
Auch die nächsten Tage wurden durch Trainingseinheiten gekennzeichnet, in denen Riuen sich mehr und mehr daran übte, die Macht zu nutzen, um seinen Körper agiler werden zu lassen.
Sein Resümee fiel daher kurz und präzise, aber nicht mindern ehrlich aus.

„Mir gefällt das Training ausgesprochen gut. Ich bin zufrieden und will besser werden. Gerade der körperliche Aspekt gefällt mir am meisten, das will ich weiter vertiefen. Bessere Bewegungen durch die Macht.“ Während ihm das Gefühl, den Körper besser zu beherrschen, gefiel, wusste der Chiss nicht, was er von Geistesmanipualtion halten sollte. Kontrolle über sich, ja. Kontrolle über andere? Etwas, das Riuen zutiefst widerstrebte. Zu eng war es mit dem Imperium verknüpft, das mit massiver Gewalt versuchte, sogar das Denken zu beeinflussen. Zwar war die Jedi-Technik im Vergleich harmlos, doch der Grad war schmal. Zu schmal, für den Geschmack des Siths. Verführung war das eine, doch Manipulation? „Im Geist herumstochern ist stattdessen nichts für mich“, gab er geradeheraus zu. Lieber stellte er einen etwaigen Gegner, indem er ihn sich selbst fertig machen ließ. Das war etwas, was der Blauhaut überaus gefiel. Minimale Anstrengung, maximaler Erfolg. Nerve deinen Gegner, bringe ihn zu dummen Aktionen, sorge dafür, dass er sich verausgabt.


Ja, das gefiel ihm ausgesprochen gut. Das
und Elise. Eine Tatsache, die ihre Fragen nicht leichter machten. Er schlief besser, als vorher, was daran lag, dass er sich beständig auf einen neuen Tag mit Elise freute und ihre Präsenz war ihm inzwischen so vertraut, als bestünde da ein Band. Eines, das dem einer Liebesbeziehung sehr ähnelte, was wiederum den Alltag ein wenig durcheinanderbrachte. Schließlich gehörte er eigentlich nicht zu denen, die großartig mit Gefühlen hinter dem Berg hielt. Normalerweise hatte der Chiss kein Problem damit, einer Frau, die ihm gefiel, Avancen zu machen. Nein, damit hatte er überhaupt kein Problem, was in diesem Fall hoffentlich nicht zu einem wurde.
Elise konnte er keine Avancen machen. Nicht, weil sie seine Meisterin war. Nicht, weil sie vergeben war, denn Markus hielt er nach wie vor für einen Trottel. Doch diese Mission erforderte besondere Aufmerksamkeit und allein das war Grund genug, sich im Zaum zu halten. Davon abgesehen hatte Elise nie etwas in seine Richtung angedeutet. Und hielt Riuen auch nicht viel von Regeln und Konventionen, er machte sich nicht an Frauen heran, die nicht selbst erkannten, dass sie etwas Besseres haben konnten als das, was sie hatten. Bisschen arrogant, aber wen scherte es? Besser als die Wesen, die ständig herumheulten, dass sie dieses oder jenes nicht verdient hatten, was in gewisser Weise auch arrogant, da anmaßend war.


Der nächste Abend stellte daher eine willkommene Abwechslung dar, denn es war der Tag, an dem ihre Zweisamkeit gestört werden sollte. Riuen erkannte die junge Frau sofort. Blasse Haut, silberne Haare. Einen Kopf größer als Elise. Und an wen musste er denken? Eowyn! Brianna war das perfekte Konterfei von Eowyn. Korrektur. Das selbstbewusste Konterfei von Eowyn. Der Kontrast war so stechend, dass Riuen einen kurzen, unauffälligen Seitenblick zu Elise warf. Auch Elise war selbstbewusst, doch anders. Brianna strahlte etwas anders aus, etwas, dass ein Haufen Männer wohl beängstigend gefunden hätten. Leg dich nicht mit mir an, ich bin dir überlegen.
Der Chiss schmunzelte kurz anerkennend.
„Du hast uns eine Sporttrainerin organisiert“, sagte er laut, als sie Brianna näherkamen. Sie war die dritte Jedi, die Riuen nun kennenlernen würde und es bereitete ihm echte Freude, diese so unterschiedlichen Persönlichkeiten kennenzulernen. Eowyn, die unübersehbar an gnadenloser Selbst-Unterschätzung litt. Leela, die unantastbar erscheinen wollte, aber mindestens genauso verletzlich war. Elise, die stur ihrem eigenen Weg folgte und ihren Rucksack zu verbergen suchte, den sie mit sich trug. Und nun Brianna, die etwas absolut unantastbares ausstrahlte.


Bastion – Center – Ecke Acklayweg/Dubillionstraße – Brianna, Elise, Riuen



 
Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, alte Folterkammer, mit Eowyn

Sie nickte und sah ihm in die Augen, doch sonst war da nichts. Nichts, was er hätte spüren können. Da war Eowyn buchstäblich vor ihm, aber es war, als sähe er irgendeiner Frau entgegen, die er nicht kannte. Da war nichts. Lag es daran, dass er zu erschöpft war und sein Körper sich noch immer so anfühlte, als würde er zittern, als hätte er sich überanstrengt? Ian versuchte aus Eowyn, aus sich, aus der Situation schlau zu werden, etwas zu erkennen oder gar zu verstehen, aber die Wahrheit war: er fühlte sich ausgelaugt. Dieser Moment eben – es war, als wäre er noch nicht zu Ende. Ian spürte ihn noch immer. Als hätte das Beben des Kartenhauses noch nicht aufgehört. Ein See aus Eis, der gerade einbrach. Beinahe sah er die Bruchstellen sogar, die sich vervielfältigten. Lauter feine Risse, die sich weiter durch das Eis zogen. Beängstigende Muster, trotz ihrer Schönheit.
Erst sein Name brachte ihn zurück, brachte ihn dazu, Eowyn wieder anzusehen. Die mit einem Lippenlächeln und einem Atmen versuchte, ihn zu überzeugen. Ihre Augen lächelten nicht. Sie lebte, atmete und war da. Da. Wo. Wo war ihr da? Hier auf Bastion war sie sicher, doch die eigentliche Frage war, was von ihr noch hier war und diese Frage war so wichtig, dass er sie eigentlich sofort hätte stellen müssen. Eowyn erklärte, was er musste, was er nicht sollte, was er nicht durfte, erinnerte ihn an ein Versprechen, das er so nie hatte geben wollen. Da waren so viele „nicht“, dass es vermutlich sehr viel einfacher gewesen wäre, sie hätte schlicht gesagt „Kümmere dich einzig und allein um die Mission“. Doch ihre „nicht“ gingen weiter und sie machte unmissverständlich klar, was sie verlangte. Misch dich nicht ein. Sie konnte ihr Spiel besser spielen, wenn er ihr keine Züge abnahm. Doch so funktionierte es nicht. Ihre Züge beeinflussten seine genauso, wie seine die ihren. Sie spielten keine getrennten Spiele – und das war nur ein Problem von mehreren. Zwei Läufer waren besser als einer. Wurde ein Läufer geopfert, hatte der andere automatisch Probleme. Ein Spiel, Spielzüge, Figuren. Eine zerbrechende Eisdecke.


Ian fiel es zunehmend schwerer, sich zu konzentrieren. Wäre das nicht der perfekte Moment für die dunkle Seite gewesen? Sich leise ätzend zu melden und ihm zuzuflüstern, wie einfach eigentlich alles wäre, würde er doch endlich nach ihren Regeln spielen? Beinahe erwartete Ian, dass die Stimme kommen würde. Doch sie blieb aus und er fühlte sich seltsam. Wie die Eisdecke selbst. Voller Risse. Wie passend, es da war zu hören, dass er furchtbar aussah und vielleicht mutete es seltsam an, doch diese Aussage brachte ihn dazu seltsam grotesk zu lächeln. Denn sie spielten ein Spiel im Spiel. Und dieses hieß ‚Wer lügt überzeugender‘. Sollte er auch hier nicht in ihre Parade fahren? Die Regeln waren so undurchsichtig wie im Hauptspiel und Ians Konstitution war nicht in der Verfassung, noch etwas zu spielen. Gleichzeitig war er nicht bereit, hier ein Gespräch über sich zu führen. Was hätte er auch sagen sollen? „Ich mag diese Art von Spielen nicht besonders.“
Nein, er mochte diese Art
überhaupt nicht. Er hatte gehofft, sich von etwas überzeugen zu können. Doch das, was er befürchtet hatte, hatte sich weiter in den Vordergrund gedrängt. Was es schwieriger machte, jetzt gut zu reagieren. „Wenn wir beide voneinander abhängen, wäre es sinnvoll, wenn wir dem jeweils anderen nichts vormachen würden, Eowyn.“ Eowyn. Es tat beinahe weh, ihren Namen auszusprechen. „Und vermutlich wäre es mindestens so sinnvoll, über zukünftige Spielzüge zu sprechen.“ Für einen Moment intensivierte Ian seinen Blick, in der Hoffnung, doch etwas zu erkennen.
„Brianna und ich sind dabei, die Katakomben zu kartografieren. Um auszuschließen, hier herumzuirren. Um schneller zu finden, was gefunden werden muss. Ich hatte einen netten Plausch mit Adria und ihre Mutter. Beide äußerst liebenswürdig. Und ich versuche, mehr aus dem Gardisten heraus zu bekommen, der ebenfalls in die Katakomben geschickt wurde. Währenddessen versucht Brianna etwas über Darth Noxia herauszufinden, ein Name, den ihr Janus in Verbindung mit dem Labor gegeben hat.“ Wobei fraglich blieb, ob diese Information überhaupt hilfreich war, oder bloß eine weitere Intrige. Kurz atmete Ian aus, strich sich über das Gesicht.
„Ich werde alles dafür geben, schneller zu sein. Und in der Hoffnung, es dir hier ein winziges bisschen leichter zu machen, weil es so auch leichter für mich wird, habe ich dich hier runtergebracht. Damit du wenigstens einen Moment nicht von der Macht getrennt bist.“
Unvergessen war die Nacht auf Va’art. Die so vieles verändert hatte.

Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, alte Folterkammer, mit Eowyn
 
Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, alte Folterkammer, mit Keebo

Er nahm ihre "Standpauke" einfach hin, unterbrach sie nicht, ließ sie reden. Wie viel davon bei ihm ankam? Vermutlich nichts. Aber Eowyn hätte so gehandelt, und schaden konnte es definitiv nicht, ihn an die Mission zu erinnern. Die Mission und ihre Wichtigkeit.
Die erste Reaktion erzeugte sie, als sie die Wahrheit darüber aussprach, wie Ian für sie aussah, und diese war ähnlich undurchsichtig wie alles andere bisher. Ein Lächeln, das kein Lächeln war. Eine Aussage, die... ja, was? Nichts aussagte.
Keiner, der halbwegs bei Verstand war, mochte diese Art von Spielen, aber sie beide waren hier, und damit waren diese notwendig. Also zuckte Eowyn nur mit den Schultern. Was sollte sie schon sagen?

Seine Worte, die dann folgten, klangen beinahe wie die von früher. Der diplomatische Versuch, Dinge mit ihr zu klären, ohne sie aufzuregen. 'Es wäre sinnvoll, wenn...' Er ahnte also etwas, aber dieses Mal hatte er keine Chance. Nein. Dieses Mal würde sie nicht einknicken, ihm unter Tränen Lügen gestehen, nein, denn dieses Mal war da nichts und niemand, der irgendetwas "gestehen" konnte. Über welche "Spielzüge" er allerdings reden wollte, das konnte sie sich nicht vorstellen. Schließlich hatte sie nicht mehr Einfluss, als zu reagieren, da war kaum die Möglichkeit, Ian irgendetwas vorher zu erzählen. Dennoch nickte sie kurz, bevor er ihr eine Zusammenfassung gab.
Also war auch er erneut auf Kira gestoßen? War das ein Grund, wieso die Sith sie aufgesucht hatte? Wusste er überhaupt davon? Der Name "Noxia" sagte Eowyn absolut nichts, aber das Detail, dass Ian von Sturn als "Janus" sprach, entging ihr nicht. Sie speicherte es im Hinterkopf ab und hoffte, dass Ian nicht dabei war, sich zu sehr zu integrieren und zu verlieren. Immerhin bedeutete dieser Name aber, dass es eine Spur gab, wenn auch eine äußerst kleine. Aber alles war besser als nichts. Und sie hatten vorher gewusst, dass es sein konnte, dass Ian Wochen bis Monate brauchen würde, um etwas zu finden.
Was aber anscheinend ein Problem werden würde. Denn er sah nicht so aus, als ob er das alles hier so lange durchhalten würde. Er brauchte etwas, an dem er sich festhalten konnte, ein Ziel, aber außer ihr selbst fiel Eowyn auf die Schnelle nichts ein, wie sie ihm das geben sollte.


Er hatte sie also hier heruntergebracht, um sein Gefühl zu beruhigen. Das war der Grund, und sie wusste genau, Eowyn würde ihm deshalb eine Szene machen. Aber diese würde zu nichts führen, er würde so garantiert nicht aufhören, sich um sie zu sorgen, also konnte sie es gleich lassen. Zumindest auf diese emotionale Art und Weise. Es gab schließlich auch andere Möglichkeiten, ihr Missfallen auszudrücken.
Also seufzte sie bewusst, strich sich mit einer Hand kurz über die linke Schläfe. Gut so.

Ich verstehe dich, Ian. Wirklich, das tue ich. Ich kann mir nicht vorstellen, wie schwer das alles für dich sein muss. Und wenn es dir hilft, in Ordnung, dann bringe mich hier her. Aber tue es für dich, nicht für mich, okay? Sie schenkte ihm ein Lächeln und zuckte mit den Schultern. Vergiss über dem Tempo die Vorsicht nicht. Es nutzt niemandem etwas, wenn du morgen das Ding in der Hand hältst, aber gleichzeitig in einer Zelle sitzt. Versuch, irgendeinen Ausgleich zu finden. Was mich angeht... Eowyn schwieg kurz. Was war für ihn wichtig? Was wusste er überhaupt? Ich hatte drüben ein paar Besuche, alles harmlos. Kira war dann hier bei mir. Anscheinend wirkt dein Wort, mich körperlich in Ruhe zu lassen, also mach dir keine Sorgen. Kira... Wie viel würde es nutzen, ihm von Kestrel zu erzählen? Die einzige, die Kontakt nach draußen hatte, war Brianna, und diese durfte bei der Macht nicht abgelenkt werden. Bei einer normalen Mission würde vor allem die echte Eowyn vermutlich anders entscheiden, aber hier und heute? Nein. Kleinste Dinge konnten den Ablauf empfindlich stören, also würde sie schweigen. Und wenn Kestrel deshalb etwas zustieß... Sie konnte es nicht ändern. Nicht verantworten, es zu ändern.

Ansonsten ist bei mir nicht viel los. Du brauchst dir wirklich keine Sorgen machen, Ian. Nicht einmal eine Lüge. Denn ändern würde er ohnehin nichts mehr. Sie wusste genau, dass sie aus dieser Zelle nicht mehr herauskommen konnte. Noch würde sein Wort vielleicht gelten, aber wie lange noch? Und wie lange, bis die Extinktoren begannen, mehr zu verlangen? Also waren jegliche Sorgen unnötig. Denn das hätte bedeutet, dass es noch eine Chance zum überleben gab. Aber ich fürchte, bei zukünftigen Spielzügen, wie du es nennst, kann ich nicht weiterhelfen. Ich reagiere nur, ich agiere nicht. Sinnvoll wäre es allerdings, und längst beschlossen, ich würde die Handschellen ein wenig vor unserer Rückkehr nach oben wieder aktivieren, denn ich weiß nicht, wie überzeugend ich etwas spielen kann, das ich nicht gut kenne. Aber das ist in Ordnung. Sie lächelte wieder. Ein wenig Abwechslung, hm? Noch sinnvoller wäre es gewesen, er würde ihr wenigstens ein blaues Auge oder dergleichen verpassen, doch das war wohl aussichtslos. Sie würde noch einmal mit ihm darüber reden müssen, dass er aufhören musste, sie zu beschützen, aber vielleicht öffnete ja schon diese Sache seine Augen. Wer wusste das schon? Langsam senkte sich eine Art Druck auf ihre Brust. Dieses Spiel war durchaus... anstrengend. Ian kannte sie so gut... Und sie war müde. Seelisch. Aber dies hier war ihre Aufgabe - dafür zu sorgen, dass er durchhielt, dafür zu sorgen, dass er die Galaxis rettete. Und das würde sie tun, bis zu ihrem letzten Atemzug.

Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, alte Folterkammer, mit Keebo
 
Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, alte Folterkammer, mit Eowyn

Alles Reden half nicht und Ian wusste weiter nicht einzuschätzen, ob das auch Folge seines mentalen Zustandes war. Auf dem Rückweg würde er sich etwas einfallen lassen müssen, so viel stand fest. Ein zweites Mal ohne Schutz durch die Katakomben? Schon der Gedanke versetz seinen Körper in Panik - und die war wirklich nicht hilfreich. Allgemein fühlte sich gerade nichts sonderlich hilfreich an, noch weniger die Tatsache, nicht wirklich zu wissen, wie es hier unten weiter gehen sollte. Ein kleiner Abstecher, ein bisschen Luft holen und dann? Die nüchterne Antwort kam schnell, immerhin. Lass dir beim Terentatek helfen. Nicht, dass er wirklich vorgehabt hatte, den Spalt zu betreten, doch es war das logischste, das sie sonst noch hier unten tun konnten. Eine Jedi mit einem Killer solcher bekannt zu machen, war doch sicherlich eine fantastische Idee, vor allem von Keebo, der sich so selten selbst die Hände schmutzig machte, wenn es darum ging, anderen direkt und aktiv Leid zuzufügen. Ein paar Kratzer hier und da würden alles sogar in Perfektion unterstreichen. Der Gewinn würde ein wenig mehr Glaubhaftigkeit sein, die bisher nicht von Belang gewesen war.
Alles war besser, als die nachfolgenden Worte Eowyns, die Ian am liebsten sofort unterbrochen hätte. Seine Intention war nicht gewesen, ihr irgendein Leid zu klagen und so wollte er sicher nicht hören, wie schwer all das für ihn sein musste. Weder war es wichtig, noch war es
richtig, dieses Gespräch zu führen. Doch ein Hinweis darauf war so sinnlos wie ihre halbherzige Standpauke zuvor.

Sie hatte also ein paar
harmlose Besuche gehabt. Eine Information, die Ian unweigerlich abspeicherte und war ihm der Gedanke auch nicht sonderlich sympathisch - diese Aussage würde er ... kontrollieren. Jedes andere Wort wäre eine Lüge gewesen. Sich zu versichern, etwas zu überprüfen, ein Euphemismus, für etwas, das nicht zu beschönigen war. Eigentlich war Ian keine kontrollierende Person. Doch dieses Spiel hatte andere Regeln und es gab gesonderte, besondere Rubriken. Indes ging es weiter, nicht offen zu sein. Körperlich ließ man sie in Ruhe. Allein der Hinweis auf diese Einzelheit machte deutlich, dass da mehr war, als Eowyn sagte und ihr 'Mach dir keine Sorgen' bestätigte es ein weiteres Mal, bis sie das ganze mit dem Wort 'wirklich' noch einmal steigerte. Zwecklos, hierzu noch etwas zu sagen, auch wenn er ihr am liebsten entgegengeschrien hätte, dass jede ihrer Reaktionen auch zu einer Aktion ihres Gegenübers führte. Wie es eben vor kurzem mit Tom West der Fall gewesen war - und das hatte ihn zu einer Reaktion geführt, mit der Eowyn nicht einverstanden war. Kurz musste Ian die Augen schließen, ansonsten hätte er sie verdreht. Ein kurzes Durchatmen. "Vielleicht können deine Reaktionen helfen, manche Situation ein wenig zu beeinflussen und damit zu lenken. Zugegeben, sehr wenig Reaktionsspielraum, aber hoffentlich alles besser als nichts." Ian war sehr bemüht ermutigend zu sprechen und für seine Ohren klang er ausgesprochen optimistisch. Vielleicht musste er sich so anhören, um sich selbst etwas vorzugaukeln, das half, etwas weniger von dem zu spüren, das diesmal nicht von den Katakomben ausgelöst wurde.

Etwas, das ihn dazu brachte, nach ihren Händen zu greifen. "Ich weiß, dass es viel verlangt ist, obwohl du stark bist. Halte durch. Ich weiß, dass du es schaffst, auch wenn ich kaum eine Vorstellung davon habe, wie schwer es sein muss." Wie oft sie schon den Gedanken gehabt hatte, auf die Pille zu beißen? Eine Vorstellung, die so stark schmerzte, die ih just so sehr übermannte, dass Ian nur eine einzige Möglichkeit sah, dies vor ihr zu verbergen. Er zog sie an sich und was auch immer es war, dass ihr mental die Botschaft 'Bitte beiß nicht auf die Pille' zukommen ließ, es war nichts, das er hätte verhindern können. Eine Urangst, die so plötzlich aufgetaucht war, wie seine Bitte. Er hatte die Möglichkeit sich Freiräume zu schaffen und neben ihr, das unsägliche Gefühl, für Eowyn nichts tun zu können. Sein Gesicht wieder unter Kontrolle ließ er sie los und schämte sich, etwas Wesentliches noch vor ihr verbogen zu haben. Seine nicht vorhandene Möglichkeit des Notausgangs. Die Pille, die nicht in seinem Zahn war. Erstmals bereute Ian diese Entscheidung, denn eine Sache hatte er nicht bedacht, als er felsenfest davon ausgegangen war, dass die richtige Antwort auf Scheitern der Tod sein würde, nicht belohnt durch das Gift. Falls alles schiefgehen würde und sie beide in Gefangenschaft gerieten und voreinander gefoltert wurden. War da nichts, womit er verhindern konnte, was er bei West verhindert hatte. Mit dem Unterschied, dass es sich dann nicht mehr bloß um einen Droiden handeln würde. Weg mit diesem Gedanken. Ihre Hilfe. Er hatte davon gesprochen, ihre Hilfe zu benötigen.
"Ein wenig Abwechslung habe ich noch für dich. Hier in der Nähe lauert ein Terentatek. Lässt sich mit der Macht nicht spüren, nicht mit ihr besiegen und auch ein Lichtschwert ist nutzlos. Ein bisschen wie ein Taozin, bloß etwas gefährlicher. Ein absoluter Traum also. Danach können wir das mit den Handschellen machen und wenn wir ein bisschen geschickt sind, siehst du danach auch ein bisschen furchtbarer aus."

Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, alte Folterkammer, mit Eowyn
 
Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, alte Folterkammer, mit Ian

Ian schloss die Augen, wartete, bevor er antwortete; was Eowyn dazu veranlasste, ihre Worte durchzugehen. Normalerweise tat er das, wenn sie einmal wieder etwas besonders nerviges gesagt hatte. Es wäre keine Überraschung, wenn sie es erneut getan hätte. Sie erkannte, woher der Wind wehte, als er in optimistischem, ja, beinahe schon begeisterten Tonfall durch die Blume erklärte, dass sie ihre Reaktionen bewusster wählen sollte. Ein ausgewachsener Streit, der hierauf in der Regel folgen würde, würde ihnen beiden nur Kraft abverlangen und am Ende nichts nutzen, also tat Eowyn das Gegenteil von dem, was sie eigentlich tun würde - sie lächelte. Ich weiß. Ich bemühe mich. Und ich denke, Kira hat das auch erkannt. Zumindest hatte sie anders reagiert als noch auf Sturns Feier. Gelassener, jedihafter. So, wie es sich eben für eine Rätin gehörte.

Dann aber griff Ian nach ihren Händen. Eowyn konnte nicht anders, als darauf zu starren, während er redete. Sie... sollte etwas fühlen, richtig? Selbst jetzt? Aber vermutlich war es gut, dass sie es nicht tat. Seine Hände so sanft zu berühren, nach dieser gefühlten Ewigkeit, wären da Gefühle, sie hätten sie wohl überrannt.
Stark. Ian hatte immer so viel in ihr gesehen, das gar nicht da war. Stark... Er sollte doch wissen, dass sie es nicht war. Aber vermutlich tat er es nicht. Gut so. Ansonsten hätte er niemals vorgeschlagen, dass sie mit ihm mitkam auf diese Mission. Vermutlich war es gut so, dass er diesem Irrglauben nachhing. Es gab ihm vermutlich Halt, zu glauben, dass sie das alles überleben konnten, sie beide. Sie schüttelte sachte den Kopf, lächelte erneut. Es ist nicht unlösbar schwer. Es ist machbar. Ich halte es schon durch - wenn du es auch tust. Sie hatte kaum gesprochen, da fand sie sich urplötzlich in einer Umklammerung wieder und in ihrem Kopf dröhnte nur so sein mentaler Wunsch, den endgültigen Ausweg nicht zu wählen. Es kam so schnell, so überraschend, dass das winzige bisschen Etwas, das sich einmal Eowyn genannt hatte - fürchterlich emotional, anstrengend und noch manchmal irgendwo in ihr vergraben - an die Oberfläche kam und sie kurz erstarren ließ; ja, sie fühlte sogar, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bilden wollte. Ian. Sie liebte ihn, so sehr, dass es wehtat... Doch genauso schnell war sie wieder fort, verschwand dahin, wo sie hingehörte, und zurück blieb nur erneut die logische, bewusste Erinnerung daran, was Ian ihr bedeutete. Und sie musste schlicht dafür sorgen, dass er aus alldem wieder herauskam.

Sie sagte nichts zu seinem Überschwang, als er sie wieder losließ, lächelte nur sanft. Wirklich nur für den Notfall, so wie bei dir, flüsterte sie leise und nickte beruhigend. "Notfall" war eine Definitionssache, aber was sollte sie schon sonst sagen - "Das werde ich nicht"? Es wäre gelogen und außerdem ohnehin unlogisch, denn dann wäre das Einsetzen umsonst gewesen.

Sie überlegte noch, ob es nicht sinnvoll sein würde, Ian zu berühren, ihm eine angenehme Erinnerung mitzugeben, als er selbst beschloss, den emotionalen Part abzuschließen. Vorerst zumindest.
Seine Bitte um Hilfe hatte sie beinahe schon wieder vergessen. Dass es aber ein
Terentatek war, das war nun doch eine Überraschung, und zwar keine angenehme. Ich kenne die Viecher, murmelte sie, während ihr Geist umschwenkte und schon alle Informationen dazu suchte, die sie in ihrer Ausbildung zur Schatten erfahren hatte. Sehr groß, Panzerung, durch die Macht schwer aufspürbar, immun gegen die meisten Machtangriffe, giftig, stark. Lichtschwerter nur äußerst begrenzt hilfreich. Diese Biester verschwanden immer wieder vom Erdboden, wurden Jahre oder Jahrzehnte nicht gesehen und tauchten dann doch wieder auf. Sie kannte niemanden, der einem solchen schon begegnet war, oder wusste es zumindest nicht. Ian hatte Recht, danach würde sie wohl erneute Blessuren aufweisen können. Eine gute Lösung also, um Keebos Unbarmherzigkeit zu zeigen und gleichzeitig Ian zu helfen. Oder ging es nur um ersteres? Oder darum, dass sie ihre absterbenden Muskeln wieder einsetzen konnte? Was bewacht es?, war die erste Frage, die Eowyn also stellte, denn es war wichtig zu wissen, wie sehr sie ihr Leben aufs Spiel setzen sollte, um das Tier zu besiegen. Welche Waffen oder welche Ausrüstung hast du dabei? Sie erinnerte sich gut an den theoretischen Teil über Terentateks, aber darüber, wie man sie am besten besiegte, hatte es weniger Informationen gegeben. Marrev hatte in seiner praktischen Art erwähnt, dass es mehr Sinn machte, den Biestern aus dem Weg zu gehen und nur im Notfall anzugreifen. Es gab Gifte, die funktionieren konnten, aber Eowyn bezweifelte, dass Ian ein solches bei sich trug. Taktisch am klügsten wäre es, du würdest mich durch die Macht schützen und passiv bleiben, während ich den aktiven Part übernehme. Wie lange hatte sie jetzt schon nichts mehr gegessen? Ein Tag, zwei, drei? Aber sie würde die Macht nutzen können. Das musste eben reichen. Ich werde versuchen müssen, eine Schwachstelle zu finden, es soll angeblich welche geben. Und ansonsten ausprobieren, welche Machtangriffe es durchlässt. Auch hier... das meiste wird nicht funktionieren, aber es soll Wege gegeben haben. Leider ist jedes Tier anders... Sie hatte lange nicht mehr so viel gesprochen wie in den letzten Minuten, kam es ihr vor. Sie wusste, sie sollte diese vielleicht letzten Momente mit Ian genießen, ihm schöne Erinnerungen schaffen, doch dazu war sie nicht fähig. Was denkst du? Er hatte schließlich das Sagen hier.

Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, alte Folterkammer, mit Ian
 
Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, alte Folterkammer, mit Eowyn

Ian durfte sich von Eowyns Reaktionen nicht verunsichern lassen - denn das Letzte, das sie brauchten, war Verunsicherung in einer Mission, in der es auch so schon zu viele Unbekannte gab. Sie hatten sich lang und intensiv auf das Kommende vorbereitet und der Dunkelhaarige klammerte sich an den Gedanken, dass es genug gewesen sein musste. Am Ende bereitete
nichts wirklich auf die Realität vor, denn Theorie und Praxis klafften allzu oft zu weit auseinander. Sie würden sich beide auf das Wesentliche fokussieren müssen und das Wesentliche war, das Virus zu finden. Dabei spielten sie weder als Einzelpersonen, noch als Paar eine Rolle. Ian konnte sich noch so sehr wünschen etwas Hilfreiches zu tun oder zu sagen, vor allem in diesem Moment, doch die Lage war aussichtslos. Sie hatten keine Zeit für lange Gespräche, keine echte Gelegenheit, einander zu stärken. Vor allem nicht, wenn sie nicht ehrlich waren. Das hier war nicht Va'art. Weder waren sie alleine, noch hatten sie unendlich viel Zeit und auch wenn Va'art ebenfalls ein Kampf ums Überleben gewesen war - sie hatten die gleichen Chancen gehabt. Hier war es anders. Ganz anders. Sie wähnten sich nicht in der gleichen Situation, sie hatten auf ihrem Posten zu kämpfen, als Einzelne. Waren ihr sprichwörtlich die Hände gebunden, war er frei. Keine echte Freiheit, natürlich, doch keine schier ausweglose Situation, wie die ihre. Genau diese Ausweglosigkeit bereitete ihm Bauchschmerzen, Kopfschmerzen - ach, alles zusammen! Sie waren noch nicht einmal lange auf Bastion und schon jetzt war der Eindruck da, dass Eowyn gebrochen war. Durch ihn. Wenn ein paar Tage schon ausgereicht hatten und ein abgeschwächtes Bild von Mellahs Tod, das er ihr nicht einmal richtig gezeigt hatte; wie sollte es dann auf Dauer weiter gehen? Er wusste es nicht. Vermutlich würden sie noch Wochen hier verbringen, Wochen, in denen dann nichts mehr von Eowyn übrig bleiben würde? Die Umarmung fühlte sich an, als würde er ein Stück morsches Holz umarmen. Starr und steif stand sie da und einmal mehr verbat Ian sich darüber hinaus etwas zu empfinden. Einfach nur wahrnehmen, das war das Credo der Stunde. Sie hatten gewusst, auf was sie sich einließen. Es gewusst und gleichzeitig keine Ahnung gehabt. Alle Fragen, die zu eng mit Emotionen verbunden sein würden, galt es aufzusparen. Zu verdrängen oder gar nicht erst aufkommen zu lassen. Du bist hier, um den Ursprung des Virus zu finden. Den Ursprung scherten persönliche Beziehungen nicht. Dem Ursprung war es außerdem egal, ob er ihm in vier Wochen oder in drei Monaten auf die Spur kam. Er existierte einfach irgendwo, ohne dass jene Existenz bedroht war. Ein Virus war kein Lebensgeist, würde nicht einfach verschwinden. Schade, dass sie keine Viren waren...
Zwei widersinnigen Gedanken einen Moment lang ausgesetzt (dem, Wunsch, ihr die Pille herauszureißen und zeitgleich dem, sich selbst noch eine Pille einzusetzen), atmete Ian ein weiteres Mal tief durch. Dabei war erstaunlich, wie gut sein Körper gerade funktionierte. Abgespalten von Gefühlen war es so viel einfacher zu agieren, was in diesem Moment äußerst hilfreich war. Ein bisschen ferngesteuert, ein bisschen getrennt von sich. Da brauchte es doch gar keinen Notausgang mehr.

Was das Terentatek bewachte?

"Ich weiß es nicht. Vielleicht gar nichts. Eine nette Aufgabe für jemanden, der sich selbst überschätzt? Ein Holocron? Ein paar alte Gebeine?" Das Wesen konnte alles und nichts bewachen und es erschien unsinnig, Eowyn diesbezüglich zu belügen. Ihm ging es nicht darum, tatsächlich etwas zu finden - denn Ian wusste genau, dass es nicht die Kammer bewachen würd, in der das Virus schlummerte. Aber das hier würde Eowyn fordern, ihr einen gefühlten Nutzen geben und wenn Ian eines wusste, dann, dass aktives Tun gegen Ohnmacht helfen konnte. Überließ er Eowyn den Plan, das Terentatek zu umgehen, war das hoffentlich Selbstermächtigung genug. Mehr konnte er ihr einfach nicht bieten - nicht, ohne sich selbst verdächtig zu machen.
"Zwei Stück bin ich begegnet, gemeinsam mit meinem Schüler und das einzige, das geholfen hat war, den Boden unter ihnen zusammenstürzen zu lassen. Keine Macht, kein Schwert, kein Nichts hat sonst geholfen. Aber ich halte deinen Plan für eine gute Idee. Du bist außerdem die Meisterin der Materiemanipulation. Etwas, das äußerst hilfreich sein wird." Sie würde den Boden oder die Wände innerhalb von Sekunden verändern können - und oft kam es auf diese kleine Zeitspanne an. "Brianna hat den Spalt, hinter dem es sich befindet, bereits vergrößert." Eowyn würde vermutlich ohne Probleme hindurchpassen. "Dich passiv zu schützen, klingt am vernünftigsten." Schließlich konnte er ihr kaum das Lichtschwert geben, denn für den Fall, dass jemand zu ihnen stoßen würde, was würde er sagen können? 'Ich dachte, es wäre ganz ulkig, ihr mein Schwert zu geben?" Nein. Keine gute Idee.
Sie zu zwingen in den Spalt zu gehen und ihr dabei sogar die Handschellen abzunehmen ergab wesentlich mehr Sinn. Denn eine kleine Begegnung, um ihr zu beweisen, wie wenig die helle Seite ihr dabei half. Ganz im Stil eines Sith...

"Bist du bereit?", fragte er schließlich, um nach ihrer Zustimmung noch etwas Wichtiges zu sagen. Mental, für alle Fälle. 'Vergiss nicht, dass ich dich liebe.'

Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, alte Folterkammer, mit Eowyn
 
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