Bastion

Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, alte Folterkammer, mit Ian

Aha. Ian hatte also nicht die geringste Ahnung, was das Terentatek hier unten machte, und das erklärte so einiges. Es bedeutete, dass es eigentlich egal war, ob sie dem Ding entgegentrat oder nicht. Hier ging es nicht um irgendeine Hilfe, das erkannte sie selbst in ihrem nicht gerade kognitiv besten Zustand, sondern um etwas Zweitrangiges, vermutlich um sie selbst. Eine völlig unlogische Aktion - Ian hätte mit Hilfe ein paar Gegenstände hier im Raum viel schneller erreichen können, das sich ihr Äußeres änderte. Allerdings, zugegeben, hätte er selbst dafür sorgen müssen, und Eowyn verstand, dass er da vermutlich gewisse Hemmungen hatte. Ihretwegen konnte sie dergleichen auch selbst übernehmen, aber vermutlich würde auch das schwer für ihn werden. Das Biest war also die logische Wahl, auch wenn es vielleicht nicht ganz so klug war, sie dem Risiko auszusetzen. Doch Ian würde auf sie Acht geben. Lieber wäre es ihr gewesen, er hätte offen kommuniziert, was Sache war, aber vermutlich fiel auch das ihm schwer. Was immer gut für ihn war, sie würde es tun, also nickte Eowyn. Und wer wusste schon, vielleicht fand sie tatsächlich etwas, das Ian zumindest helfen konnte, seine Stellung zu festigen.
Zumindest, wenn sie lange genug auf den Beinen blieb, worüber sie aktuell nicht
ganz so sicher war wie normalerweise. Aber sie würde Ian sicher nicht ihren aktuellen Zustand auf die Nase binden.

Sieh an, sieh an, Ian hatte also tatsächlich schon ein Terentatek gesehen - und nicht nur eines, sogar zwei. Davon hatte er ihr nie erzählt, aber sie hatten auch selten bis nie über derlei Dinge gesprochen. Angesichts dieser Tatsache hätte es mehr Sinn gemacht,
er würde sich in die Höhle begeben, aber das war ausgeschlossen. Würde jemand sie in dieser Situation antreffen wäre ihre Mission gescheitert, und außerdem wäre dann der Hintergrund dessen, dass sie sich vermutlich ein paar Verletzungen zuziehen würde, völlig außer Sicht. Seltsam, sich bewusst derlei auszusetzen, aber diese Zeit hier war ohnehin alles andere als normal. Sie selbst war nicht normal.
Ihre Frage nach Waffen oder Ausrüstung beantwortete Ian erst gar nicht. Vermutlich war es ihm zu heikel, ihr solche zu überlassen, nachvollziehbar. Einem solchen Tier aber ohne jeglichen Schutz außerhalb der Macht zu begegnen war allerdings nicht das, was Eowyn normalerweise erstrebte, auch wenn es ihr aktuell wenig ausmachte. Sie würde schon nicht dabei draufgehen, und alles andere? Wen interessierte es - außer Ian, natürlich. Das hieß, dass sie zumindest darauf achten musste, nicht allzu heftig verletzt zu werden.

Wirklich, es wäre einfacher gewesen, sie würde einfach den Hammer da hinten nehmen, sich zwei Finger brechen und danach das Ding gegen ihren Kopf schlagen.

Aber gut.

Sie nickte erneut auf die Frage nach ihrer Bereitschaft. Sicher war sie sich da zwar nicht, waren da nicht noch Dinge, die sie Ian unbedingt hatte erzählen wollen?, aber es würde nicht besser werden, wenn sie noch länger hier herumstand. Bevor sie sich allerdings auf den Weg nach draußen in die Gänge machten, hatte er ihr noch etwas zu sagen, etwas, das sie früher wohl hundertfach zueinander gesagt hatten. Die Worte hallten in Eowyns Kopf, erzeugten ein Echo der Vergangenheit. Liebe. Sie
wusste, dass Ian sie liebte, es war unmöglich, das zu vergessen. Sie wusste genauso, dass sie selbst ihn liebte, auch, wenn das Gefühl selbst genau wie die meisten anderen gerade nicht existent war. Hieß das also, dass sie ihn nicht mehr liebte? Wenn sie nicht mehr war, konnte sie nicht mehr lieben, richtig? Aber diese seltenen Momente, in denen sie war, in denen der Hauch einer Erinnerung über sie wehte, die gab es - also log sie nicht, richtig?
Eowyn lächelte schwach.
Ich auch, flüsterte sie, nutzte konsequent weiter die althergebrachte Art der Kommunikation. Die Macht dafür zu nutzen erschien ihr so... dekadent. Außerdem würde sie sie nur so weit nutzen, wie es nötig war. Der Moment, in der sie sie erneut für womöglich immer verlor, würde schon so hart genug werden.

Gemeinsam, genauso schweigend wie zuvor, verließen sie die Kammer wieder. Das Gerät hatte Ian mittlerweile sicher deaktiviert, also würden sie nun darauf achten müssen, was sie sagten. Eowyn spürte den Druck von außen deutlich, trotz ihrer errichteten Mauern, und gab sich Mühe, sich innerlich zu sammeln und alles äußere zu ignorieren. Fraglich, wie lange sie es hier unten aushalten konnte, aber lange würde es nun vermutlich sowieso nicht mehr dauern. Wie lange würde sie schon gegen ein Terentatek standhalten? In einer guten Verfassung, mit ihrem Schwert zur Verteidigung und einer anderen Umgebung hatte sie sicher eine Chance. So aber? Die Lügenjedi der Galaxis?

Vor einem Spalt kamen sie zu stehen. Eowyn tastete mit ihren Machtfühlern (welch seltsames Gefühl!) in die Höhle hinein und fand - nichts. Wirklich faszinierend, dass es Wesen gab, die sich so instinktiv oder biologisch verstecken konnten. Langsam, vorsichtig und darauf bedacht, nicht jetzt schon ihr Gleichgewicht zu verlieren, kletterte sie in den schmalen Spalt hinein. Bevor sie etwas tiefer darin verschwand, drehte sie sich allerdings noch zu Ian herum. Die Handschellen. Schauspielern? Oder nicht? Es war so mühsam. All diese Entscheidungen, diese Überlegungen. Dieses sekündliche auf-der-Hut-sein. Erst jetzt wurde ihr klar, wie angenehm es eben gewesen war, in relativer Sicherheit mit Ian sprechen zu können. Doch jemand, der sie beobachtete, würde sowieso irritiert darüber sein, dass sie nicht niedergedrückt wurde von den Katakomben, oder? Also ließ Eowyn alles Spielen beiseite. Sie würden dazu übergehen, sobald sie in der Höhle war... Sie selbst griff nach den Handschellen, nahm sie ab und hielt sie Ian hin, bedacht darauf, ihn nicht merken zu lassen, dass das leere Gefühl an ihren Armen erneut eine kurze Welle an seltsamen Gefühlen in ihr loslöste.
Dann drehte sie sich um und kroch durch den Spalt.


Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, Spalt vor Terentatekhöhle, mit Ian
 
Bastion - Center - Olesias Appartment - Iras, Olesia

Dass Riuen besonders von der Steigerung seiner körperlichen Leistungsfähigkeit begeistert war konnte Elise nur zu gut verstehen. Es war tatsächlich überaus nützlich mit einem normalen Satz schwindelerregende Höhen zu erreichen. Und auch der Umgang damit musste erlernt werden. Seinerzeit, als Elise noch eine Padawan war, hatte sie Schwierigkeiten damit gehabt, die körperlichen Kräfte zu dosieren, ihre Balance zu finden. Auch Riuen ging es so. Es war deutlich, dass Riuen sich geschickt von der Macht leiten ließ, doch auch er hatte diverse Versuche nötig, um sich in Einklang mit seinen Kräften zu begeben, was nur zu verständlich war.

Als er meinte, dass ihm Geisteskräfte schon mal rein ideologisch nicht recht waren schmunzelte die Alderaanerin. Sie hatte sein Statement stehen gelassen. Immerhin hatte er eine durchaus noble Meinung dazu. Geistesmanipulationen waren gefährlich gewesen. Man musste sich auch hier sehr geschickt verhalten, subtil vorgehen. Einen Schlag mit dem Holzhammer hätte in der Tat zur Folge haben können, dass manch ein Betroffener gar nicht mehr in der Lage gewesen wäre auch nur seinen Namen korrekt auszusprechen.

Riuen und Elise waren mittlerweile auf dem Weg zum Treffpunkt mit Brianna gewesen. Sie schlenderten Straße um Straße entlang und ließen Geschäfte, Plätze, buntes Treiben und zahllose Wachen hinter sich. Für Elise immer noch ein komisches Gefühl, unbemerkt am Feind vorüber zu gehen. Jedes mal war sie der Meinung, dass sie irgendwie Augen auf sich spürte, was hier immer noch dann und wann spontan Gänsehaut über den Nacken jagte.

"Im Geist herumstochern." sie musste erneut schmunzeln, als sie sich an seine Worte erinnerte. "Ich glaube ich verstehe, was du meinst." erzählte sie dann, während sie sich durch eine Traube von Menschen schlängelten, die an einem Geschäft anstanden. "Diese Technik hat sein Gefährliches, ohne Zweifel. Doch das hat mir schon dann und wann weitergeholfen. Wenn ich mich entscheiden muss einen Gegner auszuschalten oder ihn geschickt mit einer Illusion an etwas glauben zu lassen, dass ihn aus seinem schnöden Alltag reißt, dann wüsste ich, welche Wahl ich treffen würde." Elise schaute kurz zu Riuen. "Anders als vielleicht bei einem Sith, ist das brutale Brechen meines Gegenübers keine Option. Zu mal der Betroffene dann wohl nur noch eine sabbernde Fleischhülle ist."

Die Jedi-Ritterin war mittlerweile zu einer sprudelnden Quelle der Offenheit gegenüber ihrem Schüler geworden. Sie teilte offen und ungeschönt ihre Sichten mit Riuen. In der Regel ihr gängiger 'ich-versuche-gutes-zu-tun' Sprech, doch auch sie hatte Ansichten, die womöglich nicht immer ganz dazu passten.

"Da gibt es andere Dinge, von denen ich sagen würde, dass ich sie besser nicht erlernt und angewendet hätte."

Sagte sie dann beiläufig, bevor das ungleich große Paar sein Ziel erreichte. Das Bild war für die Götter. Die zwei Köpfe größere, blasse Ordensschwester hatte offenbar mit ihrem Workout zu tun. Ganz generell war Brianna eine beeindruckende Erscheinung gewesen. Sie hatte sie nur dann und wann mal im Orden herumhuschen sehen oder von ihr gelesen, ihr Profil für die Mission studiert. Ihr jetzt zu begegnen war für die Ritterin eine willkommene Abwechslung gewesen. Elise und Olesia hatten Riuen ins Herz geschlossen, keine Frage. Es gab nicht mehr viel, dass sie auf den manchmal mürrischen Chiss kommen lassen würde, doch die freundschaftliche Intimität in der Meister-Schüler-Beziehung, die Elise bewusst zugelassen hatte, barg auch manchmal einer 'ich hab mich jetzt ganz schön doll an dich gewöhnt' Gefahr.

"Wenn du das Knie so sehr durchdrückst, hast du in zehn Jahren aber richtig Spaß."

Schüttelte sie dann frech gen Brianna grinsend und mit verschränkten Armen den Kopf.

Bastion – Center – Ecke Acklayweg/Dubillionstraße
 
Bastion – Center – Ecke Acklayweg/Dubillionstraße – Brianna (allein)

Ein helles Blau, das zur Farbe ihrer Augen passte, war vermutlich die einzige Farbe, die Brianna jemals tragen würde. Zugleich war es eine ihrer wenigen Optionen, wollte sie nicht in Dunkelgrau durch die Straßen Bastion Citys ziehen und jeder schon von weitem ‚Sith‘ signalisieren. Bisher war sie noch keiner anderen Echani im Tempel begegnet und selbst wenn es welche gäbe (den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit nach war die Antwort vermutlich ‚ja‘), war Brianna es gewohnt, aufzufallen. Mit silbernen Haaren zog eine junge Frau für gewöhnlich die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Sie hätte sie auch jetzt nicht färben können, ohne zumindest Janus' Gefolgschaft verdächtig vorzukommen und zumindest dieser Raveen war ihr sehr suspekt. Sie kam nicht umhin, die subtile Veränderung seiner Körperhaltung zu bemerken, wann immer sie in seine Nähe kam und die erhöhte Wachsamkeit signalisierte. Er war ein bisschen wie Kira, nur subtiler.

Sogar unter Echani fiel Brianna auf. Lang und drahtig waren nun einmal keine Adjektive, mit der sie sich, oder eine andere Echani sie beschrieben hätte. Unter Menschenfrauen mochte sie vielleicht schon als groß durchgehen und sie war sicherlich weit auf der muskulösen Seite von drahtig. Summa summarum war gut sitzende blaue Sportkleidung das Unauffälligste, was ihr einfiel, gerade wo sie ausgerechnet Parcours als Vorwand benutzte, sichere Distanz zwischen sich und dem Großteil der Sith auf Bastion zu schaffen.

Dumm wäre es natürlich gewesen, wenn sie sich allzu lange in dieser wenig frequentierten Gasse aufgehalten hätte. Die Echani war sich zwar sehr sicher, nicht verfolgt worden zu sein, aber sie konnte nicht jede potentielle Form der Überwachung ausschließen. Es war doch etwas seltsam, dass Janus sie allein auf Bastion zurückgelassen hatte und noch seltsamer, dass sie nunmehr eine lose Kanone im Tempel ohne jede Aufsicht war. Ihr wurde zu viel freie Bahn gelassen, als dass die Silberhaarige es nicht verdächtig finden konnte. Sie musste die Möglichkeit einkalkulieren, dass Kiras Vorwürfe eben doch verfangen oder sie sich selbst anderweitig verraten hatte. Dabei war sie doch ganz sie selbst gewesen und das einzige, was sie im Falle eines echten Überlaufens sicher anders gemacht hätte war, dass sie sich definitiv mit ihrer schwarzhaarigen Nemesis geprügelt hätte anstatt sich nur gegenseitig anzugiften.

All diese Dinge gingen Brianna durch den Kopf, während sie so tat, als würde sie so etwas wie eine Dehnung spüren, indem sie ihr Bein auf einem Müllcontainer ablegte. Es war das einzige Objekt, welches so wirklich als Grund dienen konnte, warum jemand genau hier einen Zwischenstop beim Laufen einlegen würde. Zum Glück musste sie sich nicht den Kopf darüber zerbrechen, denn ihre Kontakte des Außenteams waren ebenfalls vor der Zeit am vereinbarten Treffpunkt.

Passenderweise waren es die zwei anderen Mitglieder von Team Rot, die Brianna nicht persönlich kannte. Eigentlich hatte sie gehofft, Markus zu begegnen. Elise kannte sie dagegen nur aus den Erzählungen anderer Leute und den Chiss, Riuen, gar nicht. Bevor sie loszog, hatte sie sich die Liste zurück ins Gedächtnis gerufen und ja, sie waren es wirklich, oder extrem gute Täuschungen. An der Machtaura konnte sie es ja nicht festmachen, diese zeigten die beiden genauso wenig wie sie selbst, aber sie bewegten sich genau so wie in den Holos, die sie gesehen hatte – bewegte Bilder waren für eine Echani weit aussagekräftiger als unbewegte und vielleicht hatte Ahna sie ja deshalb als Bindeglied dieser Mission ausgewählt: sie ließ sich nicht so ohne Weiteres durch Holoprojektoren oder Replikate hinter's Licht führen.

Riuen bezeichnete die Silberhaarige zur Begrüßung laut als ‚Sporttrainerin‘, was ihr ein Lächeln entlockte, als eine solche wollte sie doch, so wie sie sich ausstaffiert hatte, gerne angesehen. Die erblondete Elise machte eine freche Bemerkung über Briannas Knie, was die Angesprochene dazu brachte, sich ruckartig aufzurichten und ihr ein ‚was weißt du denn schon über Echani-Knie‘ entgegenschmettern zu wollen. Dabei machte sich die immer noch nicht verheilte Verletzung vom Gewichtheben bemerkbar. Automatisch fasste sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Lendenwirbelsäule, aber als sie bemerkte, was sie machte, tat sie so, als wäre nichts geschehen. Brianna war es nicht gewohnt, Schmerzen zu haben und erst recht nicht, mit ihnen auszukommen. Für gewöhnlich verschwand jede kleine Verletzung über Nacht und sie war auch niemals krank. Normalerweise war es jedenfalls so, aber diese Sache hielt sich nun schon volle drei Tage und auch die Machtheilung hatte sie nicht komplett verschwinden lassen. Normale Leute hätten sie als wehleidig abgetan und wohl auch nicht Unrecht gehabt, aber für Brianna war es mehr als das. Es kratzte an ihrem selbst empfundenen Nimbus der Unantastbarkeit. Sie war so flink, dass sie normalerweise kaum zu treffen war und wenn es doch einmal geschah, hielt es nicht lange an. Es war beunruhigend und nervtötend, dass es auf einmal nicht mehr so sein sollte und das einzig Positive an der ganzen Geschichte war, dass sie davon abgehalten worden war, etwas Dummes zu tun und dem Terentatek in den Katakomben alleine einen weiteren Besuch abzustatten.

Jedenfalls war ihr durch den kleinen Stich in der Lendengegend nicht mehr danach, Elise anzufauchen. Die Wahrheit war, dass sie sich mit ihren Gelenken noch nie so richtig beschäftigt hatte. Sie hatte schlicht keinen Grund dazu gehabt.


„Meine Mutter war Profisportlerin und hat zeitlebens nie Knieprobleme gehabt,“

Wischte sie Elises Kommentar weg und unterschlug dabei, dass Yaeron Kae ganze 32 Jahre alt geworden war. Wenn es danach ginge, wäre Brianna in zehn Jahren längst tot. Wie auch immer, war es noch weit weg und kein Grund, jetzt deshalb eingeschnappt zu reagieren. Sie waren auf ihrer Seite, das konnte die 28jährige Echani nicht gerade von vielen Leuten hier auf Bastion behaupten.

„Hallo ihr beiden,“

Wagte Brianna den Neustart und musterte die beiden lächelnd. Die Daten hatte sie im versteckten Bereich ihres iKoms, aber in Natura war eben doch immer etwas anderes. Riuen war eine stattliche Erscheinung und einen Kopf größer als sie selbst. Elise wirkte im Vergleich geradezu winzig, war sie doch einen halben Kopf kleiner als sie selbst. Der Chiss war kräftig gebaut und trainiert, für die Menschenfrau galt zweifellos dasselbe. Brianna wäre auch von einer Ritterin enttäuscht, bei der es anders wäre – ihre frühere Padawan Talery war da eine Ausnahme.

„Ich nehme an, ihr habt uns einen Raum für ein ungestörtes Workout zu dritt organisiert?“

Fragte sie die beiden, die Sporttrainerinnen-Nummer aufrecht erhaltend. Sicherlich erwarteten ihre Mit-Jedi nicht, dass sie Geschichten aus dem Sith-Tempel auf offener Straße, so ruhig diese auch sein mochte, zum Besten gab.

Bastion – Center – Ecke Acklayweg/Dubillionstraße – Riuen, Elise und Brianna
 
Bastion - Bastion Center - Bonetown - Abgelegenes Industriegebiet - Nahe des Lagerhauses - Darth Angelus, Saphenus, Reva (Aruk Vagary)

Der Sith konnte spüren, dass die blasse Frau Reva damit zauderte, die Führung zu übernehmen und vorauszugehen. Man musste weder intelligent, noch erfahren in solcherlei Dingen sein, um in dieser Situation zu erkennen, dass die beiden Ordensbrüder sie und ihre Loyalität auf die Probe stellten. Es war eine verrückte, chaotische Welt, in der sie lebten. Vor seinem Dasein als Krieger und Ritter des Imperators hätte er schwören können, dass sich sein Leben fortan um das Schmieden von Allianzen mit anderen Gleichgesinnten und Gleichrangigen drehen würde, und doch sah er sich nun erneut um. Denn nach der schon schmucklosen Säuberung der Katakomben war er nun mit dem verkommenen Abschaum der Bastioner Unterwelt zugange, als wollte das Schicksal ihm wieder einen Streich spielen. Doch so dumm und arrogant war der adelige Krieger nicht. Er verstand nur allzu gut, was dies für ihn zu bedeuten hatte.
Als sich das Dreiergespann dem Areal und dem Tor des gesuchten Lagerhauses näherte, stoppte der Krieger seine langsamen Schritte nach wenigen Metern und hob leicht seine Hand. Ein Zeichen, das etwas nicht stimmte. Die grünen Augen des Sith suchten in der inzwischen eingebrochenen stockfinsteren Nacht nach Auffälligkeiten, während seine Machtsinne sich ausweiteten, um das überschaubare Gelände zu überblicken. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis er sie sah: zwei leblose Körper. Einer davon war der Kadaver eines Kath-Hundes, der andere wiederum der solche eines grünhäutigen Nichtmenschen, der schwer gepanzert in seiner eigenen Blutlache lag. Sofort warf Angelus seinem Ordensbruder einen Blick in Richtung der nebenliegenden Halle zu. Die Gefahr eines Hinterhalts, der ihnen gelegt wurde, stand auf Anschlag und das bedeutete, dass sie sich schnell aufteilen mussten, um durch ihre selbstverständliche Überlegenheit die Oberhand zu behalten.

Während sich der
Governor von Korriban, dem kaum ein Angreifer hier auch nur im Entferntesten gewachsen sein konnte, also entfernte, öffnete Reva die mechanische Bedienung des Rolltors zum Lagerhaus, jedoch nicht ohne die sinnlose Bemerkung, dass dies der Eingang sein konnte. Der Lärm des Tors war laut genug, dass nunmehr auch der letzte Mensch in diesem Gebiet mitbekommen konnte, dass sie hier waren. Doch das tat für Darth Angelus nichts zur Sache. Er sah vor seinem inneren Auge bereits auch diese Spur ins Nichts führen und wenn die Mühen ihres Abstechers in das Industriegebiet also somit vergebens waren, würde er ein kleines "Training" zum Abreagieren dankend in Kauf nehmen. Angelus verdeckte seine rechte Hand unter dem robusten Stoff seines Mantels, wo auch das kalte Metall seines Lichtschwertes verborgen lag und betrat mit aristokratischem Gang das Lager. Dieses mal übernahm er die Führung. Die Chancen standen 50/50, dass Reva sie entweder verraten, oder angelogen hatte. Sie würde im Fall eines Kampfes somit gewiss versuchen, den hinter ihr freien Weg zur Flucht zu nutzen. Und da der Krieger unter all den grotesken Kreaturen Bonetowns sie am Besten kannte und einschätzen konnte, würde er sie laufen lassen, um dann hinterher die Fährte aufzunehmen, um sie gemeinsam mit den Drahtziehern dieser fingierten Sackgasse aufzuspüren. Würde sie hingegen nicht versuchen zu türmen, dann würden sich ihre Chancen, nicht von ihm gejagt, aufgespürt und grausam getötet zu werden, signifikant verbessern.

Im Inneren des hoch gebauten Lagerhauses, das nur spärlich beleuchtet war, lag ein weiterer lebloser Kadaver derselben Gattung wie derjenige vor dem Tor. Darth Angelus stieß die behelmte Grünhaut mit dem Fuß auf den Rücken und erkannte die Einschusswunde unterhalb seines Kinns - der Ursprung der Blutlache, in der der Nichtmensch triefte. Das war nicht das Werk einer Blasterwaffe und augenblicklich verschärfte der Krieger seine Sinne und nahm eine deutlich wachsamere Haltung ein. Projektilwaffen abzuwehren war eine andere Herausforderung für einen Sith. Die Aufprallfläche war bedeutend kleiner und die Gefahr eines Querschlägers umso höher. Es war klüger aus seiner Sicht, mit seinen Machtreserven einen Schild zu bilden, um den Schuss im gegebenen Fall an seinem Leib abperlen zu lassen. Unterdessen fand
Reva einen kleinen, offenstehenden Raum, den sie betrat. Er war beleuchtet und schon aus der Ferne konnte Angelus die Nachboten des Chaos spüren, das sich im Inneren abgespielt haben muss. Er folgte ihr und gemeinsam traten sie vor den leblosen Körper der zierlichen Blonden, der mit einer klaffenden Wunde im Bauch am Boden lag. Neben ihr lag eine kleine metallene Skulptur in Form eines spitz zulaufenden Speers, um den sich eine Schlange gewickelt hatte. Angelus legte der Frau eine Hand auf die Brust und vergewisserte sich, dass sie nicht mehr lebte. Beiläufig hörte er seiner Begleiterin zu, die natürlich nichts von all dem wissen wollte. Die Hehlerin hätte sich einfach mächtige Feinde gemacht und dafür den Preis gezahlt. Auch wenn die Mainasu Roku angeblich sauberer arbeitete.

"Das ist nun aber wirklich ein bedauerlicher Zufall"

Mit einem mokanten Lächeln erhob sich Darth Angelus und trat hinter den Schreibtisch, auf dem er sich mit beiden Händen abstützte. Dann senkte er sein Haupt und sein Blick fixierte die blasse Frau.

"Die Frau ist seit höchstens fünf Minuten tot. Das heißt, dass wir noch eine realistische Chance haben, den oder die Mörder zusammenzutreiben und in die Zange zu nehmen. Schnapp dir die Waffe der toten Grünhaut vor dem Büro und mach Dich auf die Suche nach Saphenus. Sag ihm, was wir gefunden haben und hilf ihm dabei, das Gebiet abzusuchen. Ich werde mir Zugang zu ihrem Datensystem verschaffen und sehen, ob sich etwas finden lässt."

Mit diesen Worten und einer wegwischenden Handgeste entließ er Reva, die sich sichtlich unwohl mit seinem Befehl fühlte. Jedoch würde sich nun herausstellen, ob sie fliehen und sich bei den Schergen Kurogais verkriechen würde, oder seinem Befehl nachkommen und ihre Reputation in seinen Augen zumindest ein Stück weit verbessern würde. Kaum dass Reva weg war, schwand das süffisante Grinsen von seinen Lippen wie auf Kommando und der Sith begann, die Schubladen des Tisches zu untersuchen, während das System hochfuhr. Er konnte es spüren...irgendjemand war noch hier. Und diesen jemand zu fassen und die Wahrheit aus ihm herauszupressen konnte sich potentiell als noch bessere Gelegenheit entpuppen, als die tote Alte am Boden. Vielleicht sind sie doch nicht zu spät gekommen.


Bastion - Bastion Center - Bonetown - Abgelegenes Industriegebiet - Büro des Lagerhauses - Darth Angelus, weiter entfernt: Saphenus, Reva (Aruk Vagary), im Verborgenen: Hadar Starfall
 
Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, Folterkammer, mit Eowyn

Ian wünschte, er hätte etwas sagen oder tun können, dass dazu beitrug, diese seltsame Zwischenwelt in der sie schwebten, zu verlassen. Doch sie bewegten sich weiter in einem fremden Raum, in dem nichts zu fassen war, in dem sie zwei fremde waren, denen es weder gelang, aufeinander zu, noch voneinander fort zu gehen. Neben dieser Zwischenwelt zerrten noch mindestens zwei andere an ihnen – oder mindestens an Ian, denn ein Fremder wusste sein Gegenüber nicht gut genug einzuschätzen. Da war noch immer diese elende Erschöpfung, der Wunsch sich auszuruhen und zu atmen. Noch immer fühlte der Körper des Dunkelhaarigen sich an, als hätte er ihm zu viel zugemutet. Pause. Was er wollte, benötigte, war eine Pause und erneut fiel es Ian schwer, sich zu konzentrieren. Wo vorhin Schwere gewesen war, war nun Erschöpfung. Beides war drückend, doch die Auswirkungen waren andere. Die Schwere war dumpf gewesen, drückend, als sitze etwas auf ihm, dass ihn nach unten zerren wollte. Etwas, das neben ihm zu existieren schien, ohne dass er es fassen und verscheuchen konnte. Erschöpfung hingegen war anders. Sie saß in ihm. In seinen Muskeln, in seinen Gedanken, sie war allgegenwärtig und nicht fassbar. Beides wollte Ian nicht spüren, konzentrierte sich auf Eowyns Nicken, auf ihr Lächeln, dass kaum eines war. ‚Ich auch‘, sagte sie und Ian hatte längst vergessen, welche Erwiderung das war. Ich bin müde. Ich bin erschöpft. Ich fühle mich bedrückt. Ich auch.

Schweigend setzten sie ihren Weg fort, gingen zu der Stelle, an der Ian bereits mit Brianna gewesen war. Wo sie ihn fest umarmt, wo sie einander irgendwie gestärkt hatten. Beinahe wünschte er, Brianna wäre hier und er würde gemeinsam mit ihr dem Geheimnis der Höhle auf die Spur kommen. Damit keine Fremde mehr neben ihm war, die seine Erschöpfung beeinflusste. Doch vielleicht – darauf besann Ian sich, vielleicht, bestimmt, nein, mit Sicherheit würde es helfen, Eowyn wieder lebendig zu machen. Irgendwo schlummerte sie noch in ihr, so wie auch in Keebo noch genug Ian geschlummert hatte. Auf dem Weg vergewisserte sich Ian, dass sie tatsächlich alleine waren, zumindest so weit, wie sich zu vergewissern funktionierte. Niemand war zu spüren, dennoch war Vorsicht das äußerste Gebot. Keebos Mine war streng, entschlossen, genau wie sein Gang. Sollte sie doch jemand beobachten, würde es den Anschein erwecken, als zwinge er Eowyn allein durch die Macht. Natürlich tat Ian so, als steckte er den Schlüssel erneut in ihre Handschellen, um diese zu öffnen. Und als sie ihm die Fesseln reichte, mochte es von außen wirken, als gäbe er ihr mental eben jenen Befehl. Dicht drängte er sich an sie, scannte seine Umgebung erneut, ohne etwas oder jemanden zu spüren. Dabei verbat Ian sich, nach dem Schwert zu greifen, und es fest zu umklammern. Stattdessen zwang er seinen Gesichtsausdruck morbide zu werden, als Eowyn durch den Spalt kroch. Erst dann nahm er das Schwert und löste, durch die Macht leise, noch etwas von dem Gestein, um selbst ein gutes Blickfeld zu haben. Ein Blickfeld, dass ihm allerdings nicht ermöglichen würde, ebenfalls in den Spalt zu kriechen, war dieser für ihn noch immer zu eng.


Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, Spalt vor Terentatekhöhle, mit Eowyn
 
Bastion – Center – Ecke Acklayweg/Dubillionstraße – Riuen und Elise

Riuen stockte, als Elise erklärte, was genau sie mit der Manipulation des Geistes meinte. Hier war es wirklich besser, ins Detail zu gehen, denn das, was Eli da beschrieb, klang anders als das, was Riuen im Kopf gehabt hatte. Für ihn war die Manipulation des Geistes etwas viel Schlimmeres, als eine kleine Illusion gewesen. Dabei hätte er sich denken können, dass Jedi hiermit anderes meinten, als Imperiale. An die aber hatte der Chiss denken müssen. Er hatte damals, in Gefangenschaft, großes Glück gehabt, dass ihn bloß ein paar Imperiale ohne Fähigkeiten der Macht gefoltert hatten. Sofern man hier überhaupt von Glück reden konnte. Doch beim Gedanken, dass ein Sith in seinen Geist spaziert wäre, wurde es dem Hünen abwechselnd heiß und kalt.
Punkt für dich“, sagte er daher und es gelang ihm zu grinsen, als er sich eine ulkige Illusion überlegte, die er seinen Eltern zeigen würde.
Eli, seit wann nannte er sie gedanklich eigentlich so, warf dann sehr beiläufig ein, dass es andere Dinge gab, die sie besser nicht erlernt und angewendet hätte. Gelernt
und angewendet.
Das schockiert ihn und gleichzeitig schockiert Riuen das nicht. Sie hatte bisher nur Andeutungen gemacht, was ihre Vergangenheit betraf und das brachte ihn unweigerlich zu der Frage, ob sie diese Techniken in ihrer Gefangenschaft erlernt hatte. Oder in ihrem Zug der Rache, den sie erwähnt hatte, auch wenn Riuen noch immer nicht sicher war, ob das richtige Wort dafür Rache war. Nicht, dass der Chiss sich sonst sonderlich viel über Worte und deren Bedeutung scherte. Ian war so einer. Doch in dieser Sache lag es etwas anders. Wenn es nicht darum ging, schon im Vorfeld nicht, Genugtuung zu spüren, war es dann überhaupt Rache? Tötete man, während man sich verteidigte, konnte man nicht von Rache sprechen. „
Wenn der Ursprung dieser Dinge war, die Galaxis zu verbessern…“ Ganz ähnlich waren damals ihre Worte gewesen, die Riuen nun nutze und unvollendet ließ, um zum Ausdruck zu bringen, dass er sie nicht verurteilte. Sie würde ihre Gründe gehabt haben, dessen war Riuen sich sicher.
So sicher wie die Überlegung, dass Brianna, auf die sie schließlich trafen, das Gegenteil von Eowyn war. Elises erster Kommentar in deren Richtung war, dass sie ihr Knie falsch dehnte. Und deren Reaktion? Brachte den Chiss zum Lachen. „
Gleich zur Begrüßung die Kompetenz einer Trainerin anzweifeln?“, wandte er sich Zunge schnalzend an Elise und schüttelte gespielt entsetzt den Kopf. Trotzdem folgte noch eine Begrüßung, nach eingehender Musterung. War er eigentlich der Einzige, der sich dazu entschieden hatte, sein Äußeres komplett zu ändern? Andere Hautfarbe, andere Figur. War vermutlich auch besser für den Chiss. Als imperialer Deserteur war er vermutlich viel zu bekannt, als dass ein Umfärben der Haare ihn gut getarnt hätte.

„Olesia hat an alles gedacht, bsi auf ein bisschen mehr Höflichkeit“, zwinkerte er Brianna zu, ehe er Elise ansah. Er selbst hatte keine Ahnung, welchen Ort sie ausgesucht hatte. Hoffentlich nicht ihren privaten Trainingsort. Denn irgendwie hatte der Gedanke, ihn bloß mit Elise zu teilen, etwas. Es erlaubte dem Chiss, mit seinen Gefühlen rund um Eli besser umzugehen.

Bastion – Center – Ecke Acklayweg/Dubillionstraße – Riuen, Elise und Brianna
 
Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, im Spalt vor der Terentatekhöhle, mit Ian davor

Der Spalt war wirklich sehr eng. Die Kleidung, die Eowyn trug, war vermutlich nicht sonderlich strapazierfähig, doch sie bemühte sich nicht einmal, sie möglichst heil hindurchzubekommen. Da drinnen würde ohnehin noch ganz anderes warten.
Stück für Stück schob sie sich vorwärts und verzichtete darauf, den Spalt durch den Einsatz der Macht zu vergrößern. Über Terentateks wusste sie nicht allzu viel, gut möglich, dass die Biester durch aktiven Machteinsatz aufmerksam werden konnten. Und außerdem war es nicht nötig, es funktionierte auch so, sie war nun einmal keine Riesin.

Bevor sie das Ende des Spaltes erreichte, hielt Eowyn inne. Die Atmosphäre in den Katakomben war selbst mit ihrer Abschirmung drückend und einschüchternd, sie musste dafür sorgen, dass sie dort unten so geschützt wie möglich war. Sicher, Ian würde auf sie Acht geben, aber eine Garantie gab das nicht. Es wäre schön dämlich, bei dieser Sache draufzugehen. Es war schon dumm genug, das hier überhaupt zu machen, aber darüber würde sie nicht nachdenken. Also nutzte Eowyn all ihr Können um ihre Abschirmung, welches nicht gerade gering war, um so viel dieser Dunkelheit wie nur irgendwie möglich auszusperren.

Dann kroch sie langsam vor, bis sie in die Höhle blicken konnte. Sie war in der Tat groß; groß genug, dass ein Terentatek hier problemlos Platz hatte. Sie würde definitiv die Macht brauchen, um auf den Grund zu kommen, und wie sie wieder hochkam, wenn sie verletzt sein würde, darum würde sie sich später Gedanken machen. Außerdem war Ian ja auch noch da.
Eowyn sah nun genauer auf den Boden, und da war es hinten in der Ecke nicht zu übersehen bei der Größe. Sie fragte sich kurz, wie es hier überleben konnte - aber dafür wusste sie dann doch zu wenig. Ihre Erinnerungen bezogen sich nicht gerade auf die Biologie dieser Biester. Vielleicht reichte ein Leckerbissen alle paar Jahrzehnte ja aus. Sie würde sich bemühen müssen, nicht eben jener zu sein.
Noch immer hatte sie keinen wirklichen Plan, wie sie an die Tür am anderen Ende der Höhle gelangen sollte. Ians Gedanke, die Materie zu manipulieren, war zwar grundsätzlich sinnvoll, jedoch hatte Eowyn nicht die Absicht, den Tempel einstürzen zu lassen, so aus Versehen nebenbei. Immerhin hatten sie einen Grund, hier zu sein, und dieser war noch nicht gefunden.

Eigentlich war sie müde. Viel zu müde, und diese Sache den Aufwand definitiv nicht wert, aber Ian hatte sie hier hergeschickt, also... Würde sie eben tun, was sie konnte und das alles hinter sich bringen. Mit Improvisation, ohne echten Schlachtplan. Denn wie sollte sie bitteschön planen, ohne ein Schwert, ohne eine zweite Person an ihrer aktiven Seite, ohne irgendein großes Wissen? Außerdem ging es hierbei ja nicht wirklich um etwas. Es war eine Beschäftigungstherapie, nichts weiter. Was auch immer das Viech bewachte - es war sicher nicht das Virus. Zu einem solchen Zufall wäre selbst die Macht nicht fähig.

Also schön.

Sie bemühte sich leise, sich im Spalt so zu positionieren, dass sie hinunterspringen konnte, ihre Sinne so geschärft, wie sie aktuell konnte, und hörte dadurch, wie das Terentatek sich bewegte - in ihre Richtung. Es hatte sie also gewittert, wunderbar, und das, noch bevor sie einen Fuß in die Höhle gesetzt hatte. Jetzt musste sie sich beeilen, denn hier oben saß sie auf dem Präsentierteller. Eowyn griff nach der Macht - ein seltsames Gefühl, dies so aktiv zu tun - und sprang am Terentatek vorbei, noch während es mit seinen Pranken nach dem Spalt hieb. Vor diesen musste sie aufpassen, sie konnten giftig sein, meinte sie sich zu erinnern... und die Stacheln auch. Oder? Besser war es, sie nahm sich in Acht. Generell.
Die Landung war nicht im mindesten so elegant, wie sie es unter normalen Umständen gewesen wäre, aber sie brach oder verstauchte sich nichts, das genügte. Ein aufgeschürftes Knie war nun nicht das größte Problem. Ihr Körper gehorchte ihr nicht - nicht so, wie er es bei ihr, die ihren Körper so unter Kontrolle haben konnte wie kaum jemand anderes, eigentlich der Fall sein sollte. Verwundern tat sie das aber keineswegs. Wo sollte die Präzision, die Kraft, das Gefühl, auch herkommen?
Egal.
So lange das Terentatek noch abgelenkt war, rannte Eowyn los. Auch hier, die Geschwindigkeit war selbst machtunterstützt viel zu langsam. Trotzdem. Ihr Ziel war die Tür, und dafür musste sie sich dem Biest ja nicht zwingend stellen. Falls sie schnell genug war.

Es brüllte hinter ihr, und Eowyn spürte, wie das Ding immer näher kam - nicht durch die Macht, denn durch sie war es kaum und viel zu diffus zu spüren, aber durch die Bewegungen auf dem Boden. Mit ihrem Lichtschwert hätte sie nun problemlos die Tür einfach öffnen und hindurchhuschen können, so aber hatte sie ein neues Problem. Wobei - weshalb. Die Tür musste ja nicht heil bleiben, das Terentatek würde garantiert nicht durchpassen, und falls seine Arme es taten... Nun, sie würde aufpassen.
Mit einem Machtstoß, der sich sehen lassen konnte, drückte sie gerade so die Tür aus den Angeln. Das Schloss war wohl nicht von schlechten Eltern gewesen. Mit einem Hechtsprung rettete sie sich gerade so in den dahinterliegenden Raum, während das Terentatek ihr unfreiwillig auf Grund ihrer plötzlichen Bewegungsänderung noch mehr Schwung mit seiner Pranke mitgab. Dieser katapultierte sie weit hinein und ließ sie kurzzeitig ihre Orientierung verlieren, weswegen sie hart an einer Steinmauer gebremst wurde. Ihr wurde schwarz vor Augen, der Aufprall hatte ihr jegliche Luft aus den Lungen gepresst und ihre Rippen schmerzten. Das Gute war, dass sie so weit hinten in dem kleinen Raum lag, dass das Terentatek vergeblich versuchte, sie mit seiner Pranke zu ertasten.

Eowyn blieb genau so liegen, ignorierte das Gebrüll, während sie versuchte, zu Atem zu kommen. Ihre Lunge schmerzte, ebenso ihr Hals, ihre Beine fühlten sich an wie Gummi, ihr Ellbogen schien irgendwie verletzt und ihr Kopf dröhnte. Was hatte sie sich dabei gedacht? Wie sollte sie hier wieder herauskommen? Bestenfalls noch auf eigenen Beinen? Erschöpfung machte sich breit in ihr, und leise Stimmen fragten sie, warum sie sich überhaupt die Mühe machen sollte, noch einmal aufzustehen. Sie wusste, dass zumindest ein Teil davon sicher nicht ihr selbst gehörte, sondern von dieser Dunkelheit da draußen kam, doch dieses Wissen half nicht im Entferntesten dabei, diese Stimmen zurückzuweisen. Schließlich hatten sie Recht. Hatte sie selbst nicht schon längst vor, auf diese Pille zu beißen, sobald Ian das Ziel erreicht hatte? Außer ihm hielt sie nichts davon ab, es jetzt schon zu tun, und er... hatte er sie nicht gerade hier hereingeschickt? War es nicht leichter für ihn, sie so loszuwerden, bei einem Unfall? Er würde sich nicht mehr um sie sorgen müssen, die Sache wäre erledigt. Volle Konzentration auf die Mission. Keine Ablenkung mehr.
Ein Schrei, der so gar nicht zu dem tiefen Gebrüll des Terentatek passen wollte, hallte durch den kleinen Raum. Eowyn brauchte ein paar Sekunden um zu begreifen, dass er von ihr gekommen war, und noch viel länger, um zu verstehen, dass da ein Teil in ihr war, der sie wecken wollte, der nicht zulassen wollte, dass sie sich der Dunkelheit hier unten hingab. Ihre Barriere war durch all die Anstrengungen durchlässiger geworden, und sie würde sie definitiv verstärken müssen, wollte sie irgendeine Chance haben, hier wieder herauszukommen.


Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, kleiner Raum neben der Terentatekhöhle, mit Ian vor dem Spalt
 
Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, vor einem Spalt zu einer Höhle mit Biest, Eowyn und Ian


Der Spalt, den Brianna vergrößert hatte, war noch immer eng. Zwar passte Eowyn hindurch, doch ein gemütlicher Zugang sah anders aus. Entgegen seines eigenen Wunsches, vergrößerte Ian den Spalt nicht. Auch sein kleines Fenster zur Innenwelt der Höhle war nur zweckmäßig. Weder das eine, noch viel weniger das andere Löchlein war geeignet, um selbst hindurchzugehen. Warum auch, ging es doch bloß um die reine Beobachtung. Dass Torryn und er damals nur knapp entronnen waren, indem sie den Boden zum Einsturz gebracht hatten, hatte Ian Eowyn gesagt. Gerne hätte er einen anderen hilfreichen Tipp gegeben, oder eine Waffe, was selbstverständlich außer Frage gestanden hatte. Wie hätte er am Ende erklären sollen, dass er ihr eine Waffe mit besonderer Durchschlagkraft gegeben hatte? Gar nicht. So blieb ihm bloß, Eowyn zu beobachten, sich auf sie zu konzentrieren und im Notfall die Macht zu nutzen, um einen Schutz um sie entstehen zu lassen, oder ähnliches.

Leise wartete Eowyn ab, ehe sie nach unten in die Höhle sprang. Ein Sprung, der für ihr Können alles andere als perfekt aussah. Dann trat das Terentatek vor Ians Blickfeld, schnitt ihn von Eowyn ab. Offensichtlich suchte die Bestie Eowyn, setzte dann selbst zu einem Sprint an, als es erkannte, das seien Beute inzwischen in einer anderen Richtung war, als eben gewittert. Ein lautes Brüllen folgte, das kaum leiser wurde, als es an der Türe ankam, durch die es nicht hindurch passte. Die Tür, von der Ian nicht den Hauch einer Ahnung hatte, was sie verbarg. Zwar konnte er Eowyn spüren, doch ihr Abbild war nicht deutlich genug, eher ein Flackern. Sie fühlte sich nicht an wie Eowyn, sondern wie ein schwaches Echo. Für ein paar Sekunden schien ihre Präsenz noch mehr ins Flimmern zu geraten und Ian drängte sich die Frage auf, wie klug die Idee gewesen war, sie hier hinunterzubringen und dieser Gefahr auszusetzen. Ja, da war noch immer das brüllende Terentatek, frustriert und wütend über den Verlust seiner Beute. Doch was befand sich hinter der Tür, die es bewachte? Eine weitere Bestie? Eine tödliche Falle? War er nicht selbst in Lebensgefahr geraten, als er die Katakomben vor so kurzer Zeit selbst betreten hatte? Wie aufs Stichwort pochte der Arm, der bis vor kurzem noch behandelt worden war, dessen Muskeln sich noch nicht gänzlich vom Bruch erholt hatten. Ein zusammengestürzter Bereich, ein gebrochener Arm. Oh, er war glimpflich davongekommen und sowohl Waffen als auch seine Machtsinne hatten ihm nichts genützt. Am Ende hatte die Macht ihn zwar vor – Ians Gedanke brach ab, als er einen Schrei hörte, der ihm durch Mark und Bein drang. Ein Schrei, kein Brüllen. Eowyn, nicht das Terentatek. Nach dem Schrei wurde es unerträglich leise und das, obwohl da noch immer ein Wesen war, das brüllte. Doch Eowyn war verstummt und mit ihr das leise Echo ihrer Präsenz. Wurde es nur überflutet von eigenen Gefühlen? Wurde es verschluckt von den Wänden der Katakomben? Verebbte es in den dicken Gemäuern, die jedes Seufzen und Klagen eingeschlossen hatten, um es dann in einem Crescendo auf die loszulassen, die jenes zu stören wagten?
Die Antworten spielte keine Rolle. Der Verbindung zu Eowyn geraubt, legte sich ein Schalter in Ian um, der verrostet und ungenutzt nur auf diesen Moment gewartet hatte. Ian wurde zu Keebo, ohne ihn spielen zu müssen. Wozu ein verführerisches Flüstern, der Macht, das sich leise anbahnte, wenn ein Aufschrei jener genügte, um sich schnell und explosiv auszubreiten?

Eowyn“, schrie er und es klang nicht wie die besorgte Stimme eines Liebenden, denn sie hätte ihn unfähig gemacht, so wie damals, als er Tahiri nicht hatte retten können.

„Was ist mit dir? Bist du zu schwach, dich zu wehren? Zu schwach zu kämpfen? NUTZE DIE MACHT!“ Und es war jene, dunkle Macht, die ihn jetzt dazu brachte, das Schwert zu ziehen und mit einem einzigen gezielten Hieb den Spalt so weit zu vergrößern, dass er selbst hindurchpassen würde.


Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, wer wissen will, wo genau, muss halt lesen…
 
Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, kleiner Raum neben der Terentatekhöhle, mit Ian vor dem Spalt

Ihr Name drang zu ihr durch. Das konnte nur Ian sein, doch er klang nicht gerade besorgt. Eher... wütend? Spöttisch? Seiner Rolle entsprechend eben. Auf jeden Fall musste er brüllen, dass sie ihn hier hinten noch hören konnte. Zu schwach... Ja, das war sie. Zu schwach. Zum kämpfen, zum wehren, zum leben. Sie hatte es immer und immer wieder gesagt, Ian, Wes, allen möglichen Leuten. Aber niemand hatte ihr jemals geglaubt. Sie würden es endlich glauben, wenn sie hier liegen blieb, oder, noch besser, wenn sie sich in Richtung der kaputten Türe schleppte und das Terentatek den Rest erledigen lassen würde. Dann würden sie ihr alle glauben, es endlich sehen. Sie würde nichts mehr davon haben, aber das war egal, nicht wahr?
Die Macht nutzen. Ja, es war nett von Ian, ihr das noch einmal zuzugestehen, und immerhin würde sie so auch in die Macht eingehen können. Ganz anders würde es sein, wenn sie oben starb, getrennt von der Macht und dem ganzen Teil ihres Lebens, der ihr etwas bedeutete.
Also griff sie nach ihr, aktiv, zog sie an sich wie die Fäden eines dicken Teiges. Es war mühsam... so mühsam. Der Teil von ihr, der vorhin aufgeschrieen hatte, sorgte dafür, dass sie damit begann, ihre Barrieren neu aufzubauen. Stück für Stück wuchs sie erneut, und Stück für Stück spürte Eowyn, dass Lasten von ihr abfielen, dass die Dunkelheit zurückgedrängt wurde. Sie war weit davon entfernt, sich einen fröhlichen Frühlingstag auf Tirahnn vorzustellen, doch sie konnte wieder atmen. Sie konnte wieder besser denken - und sie konnte beginnen zu begreifen, dass all diese Gedanken zwar in ihr schlummern mochten, sie jedoch doch keinswegs wollte, dass sie sich bewahrheiteten. Sie mochte hier auf Bastion sterben, ja, das war gesetzt - aber nicht hier, nicht heute. Das würde sie Ian nicht antun können.

Ein kurzer Check ihres Körpers ließ sie nicht gerade vor Freude aufschreien. Ian hatte definitiv sein Ziel erreicht, sie hatte jetzt schon genug innerliche und äußerliche Blessuren, um mit ihr problemlos wieder oben auftauchen zu können. Jetzt musste sie es eben nur noch zurückschaffen.
Sie schickte Linderung in Richtung ihrer Rippen, ihres Ellbogens und ihres Kopfes, genug, um irgendwie wieder auf die Beine zu kommen. Mehr konnte sie ohnehin nicht tun. An ihrem Kopf konnte sie Blut ertasten, doch die Wunde schien nur oberflächlich zu sein. Kein Grund zur Sorge.
Sie setzte sich mühevoll auf, riss etwas Stoff von ihrem Hosenbein ab, um die Blutung zu stillen und wurde kurz an Va'art erinnert. Dort hatte sie ihr Oberteil genutzt... aber diese Tage waren lange, lange her, und so schob Eowyn sie weit nach hinten, während sie langsam aufstand, das Stück Stoff an ihren Kopf gepresst. Sie hatte eine Aufgabe hier. Sie war hier nicht ohne Grund. Das Terentatek... musste etwas bewachen... Warum auch immer herrschte selbst hier in dieser Höhle ein schwaches Dämmerlicht, genug, um nicht gegen die Wand zu laufen, wenn auch nicht ausreichend, um wirklich viel zu sehen. Aber das brauchte sie ohnehin nicht.

Eowyn schloss die Augen, versuchte, die Geräusche von draußen zu ignorieren und ihren Instinkten zuzuhören. Instinkte? Sie besaß keine Instinkte... Wie kam sie auf die seltsame Idee, sie könnte... Die Mauer. Sie baute sie
noch fester, während sie stoisch auch diese störenden Stimmen aus ihrem Kopf verbannte. Ruhe, Frieden. Alles ausklammern... Sie tastete den Raum ab, gab sich Mühe, die Nuancen der dunklen Seite zu beachten, die Unterschiede zu sehen und zu hören. Sie konnte das hier. Es war ihr verdammter Job.
Der verborgene Hohlraum war gut versteckt, aber nicht gut genug für sie, und da waren keine weiteren Sicherheitsmaßnahmen. Keine Elektronik, keine Mechanik, nichts. Eowyn gab sich daher nicht die Mühe, den Raum irgendwie kunstvoll zu öffnen, sondern
riss an den Steinen, um die etwa zwanzig Zentimeter dicke Wand zu entfernen. Vorsichtshalber riss sie einen weiteren Streifen Stoff vom anderen Hosenbein und entnahm damit wenig zeremoniell die ziemlich kleine Kiste, die sie darin vorfand, ohne diese zu berühren.

Dann erst richtete Eowyn ihre Aufmerksamkeit nach draußen. Das Terentatek war kaum zu spüren, auch wenn sie eine Welle von... Hunger? erkannte. Aber was dahinter lauerte... das erschreckte sie viel mehr, so sehr, dass sie beinahe die Kiste fallen ließ.
Vorhin war sie davon ausgegangen, dass Ian ihr Worte zurief, um seine Rolle zu untermalen. Nun aber... Was war da draußen geschehen?! Ihr wurde kalt, nicht nur von der kühlen Luft und ihren nun kurzen Hosen, sondern von dem, was hier geschah. Kalt und übel.

Das Terentatek war völlig unwichtig geworden. Die Person da draußen... das war nicht mehr Ian, was auch immer der Grund dafür war. Und die Person da draußen war auch nicht mehr "da draußen", sondern beinahe bei ihr.
Sie schwankte ein wenig. Das auch noch? Er hatte sie hier herunter geschickt, warum auch immer, um jetzt... so durchzudrehen? Warum, weil sie sich verletzt hatte? Wie es geplant gewesen war? Das alles wurde zu viel. Und sie hatte keine Zeit, die Situation irgendwie zu analysieren oder sich zu sammeln, denn Ian...
Keebo... war bereits so gut wie hier.

Ihr mit noch immer kaputter Stimme verzweifelt gebrülltes Was tust du da?!? war der unüberlegte Versuch, irgendeine Reaktion von Ian zu bekommen, auch wenn Eowyn bezweifelte, dass er sie angesichts der überschäumenden dunklen Emotionen irgendwie hören konnte. Und vermutlich war die Frage auch nicht besonders... intelligent, doch Intelligenz brachte sie nun auch nicht wieder aus dieser Lage heraus. Verschwinde! Er musste auch auf sie aufpassen, von außen. Sie hier rausretten, wenn sie nicht mehr konnte. Wenn er mittendrin war, wer brachte sie dann vor dem Terentatek in Sicherheit, wenn sie nicht mehr konnte?! Wobei das vermutlich ohnehin egal war. Als ob Keebo das tun würde...

Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, kleiner Raum neben der Terentatekhöhle, mit Ian in oder vor dem Raum
 
Bastion - auf den Straßen - mit Brianna und Riuen(Minimal Formatierung, da unterwegs)

Noch bevor das ungleiche Meister Schüler Gespann die erstaunliche Echani erreicht hatte, waren die Alderaanerin und der Chiss in Gespräche vertieft. Das gewonnene Vertrauen stärkte nicht nur den Umgang miteinander, sondern hatte den Schüler offenkundig einen Sprung in seiner Ausbildung machen lassen. Er nahm sie an und umgekehrt. Die Querelen der Vergangenheit waren erstummt, doch nicht verschwunden. Der Moment des Vertrauens würde erneut kommen, und entweder konnten Taten über den weiteren Verlauf ihrer Beziehung entscheiden, oder die alles entscheidende Auseinandersetzung der akzeptierten oder nicht akzeptierten Ansichten würde das Gewitter beenden.

"Ich wusste gar nicht, dass wir Listen führen." sagte sie dann positiv sarkastisch. "Hier kann ich ja nur gewinnen." Schob sie gespielt selbstsicher nach.

Was Elise getan hatte war unnötiges Töten. Eindeutig. Und das mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln. Sie konnte sich nicht mehr an alle Details erinnern, doch waren da definitiv auch hasserfüllte Momente, die ihre Hand, ihren Geist und ihre Macht steuerten. Sie war in Gedanken versunken voran geschritten und streifte sich eine Strähne hinter die Ohren, die sie sorgfältig und sanft ablegte. Mit einem ebenso sanften Grinsen quittierte sie die Worte ihres Schülers.

"Wenn der Ursprungs dieser Dinge war," sie holte Luft "die Galaxis zu verbessern" und stieß sie bemüht flach aus. Die Empathie von Riuen begeisterte sie jedes mal. "Ich denke das war wohl schon der Ausgleich." Dabei wechselte sie so schnell wieder das Thema, wie sie es begonnen hatten. Wenn der Moment der Ruhe gekommen war, würde sie vielleicht empfänglich für derlei Themen sein. Doch bis dahin mussten sie sich auf ihre Mission konzentrieren. Es war vielleicht nicht ganz richtig, diese Emotionen in sich zu konservieren. Doch sie sah die Gefahr eines Ausbruch als ziemlich gering. Logisch, man war ja über alle seine Fähigkeiten zu jeder Zeit erhaben. Wie töricht. Keine Erkenntnis, zu der die Alderaanerin bereits zu kommen im Stande war.

Die erste Begegnung mit Brianna verlief eher durchwachsen. Nun zugegeben, Humor war immer eine Frage des Blickwinkels, wie eigentlich alles. Gut, sie würde es später nochmal versuchen, manchmal musste man sich wohl erst ein wenig besser kennenlernen. Diesen Schritt übersprang Elise gern, und ging gleich dazu über jeden so zu behandeln, wie sie es nun mal tat. Streng genommen war die Echani eine Koryphäe. Auch im Orden. Und als diese Lichtgestalt, das musste man ihr zugestehen, war sie hier auch in Erscheinung getreten. Auch wenn man ihr ansehen konnte, dass sie ihr Knie gekonnt weg zu atmen versuchte.

Mit einem vielsagenden Na warte Blick zu Riuen versuchte auch Elise den Neustart. “Man kennt mich für meine Fettnäpfchensprünge” legte sie fröhlich und entschlossen nach. Kein Grund sich zu entschuldigen. “Freut mich sehr, Brianna. Hab schon viel von dir gehört.” Wegen dem was sie gehört hatte, war sie bereit ein anerkennendes Nicken springen zu lassen. Die zwei Köpfe größere Ritterin war eine erstaunliche Gestalt gewesen, wirkte irgendwie erhaben. Als sie dann nachlegte, kam sie direkt zur Sache. Sie fragte frei heraus, wo sie jetzt hingehen konnten, als hätten sie sich direkt den Plan gemacht, den die Echani auch hätte mitbringen können.

“Klar. Es gibt doch nichts schlimmeres als im Fitnesscenter mit all den Gaffern zu trainieren.” sagte sie dann gespielt überschwänglich und mit verschränkten Armen. So als würde sie irgendwie überrascht darauf reagieren, dass es an der Alderaanerin war, den weiteren Plan auszugestalten. “Mir nach” sagte sie dann. “Wir sammeln uns mal eben noch ein paar sportliche Klamotten ein.” Auf dem Weg zum Apartment der getarnten Jedi-Ritterin, gab es die Gelegenheit noch ein paar Worte miteinander zu wechseln.

“Wir haben aktuell ganz schön viel zu tun im Ministerium.” Brianna, Riuen und Elise waren Kraft der Zeit auf viele größere Menschentrauben getroffen. Manche trafen sich, bei anderen handelte es sich bloß um sich stauenden Pulk an einer Verkehrsampel doch die Straßen waren voll. “Und ich denke, wir haben viel Erfolg mit unseren aktuellen Maßnahmen.” Elise hoffte, dass Brianna die Zeit hatte die aktualisierten Dossiers zu überfliegen. Womöglich war sie im Bild darüber, dass die Alderaanerin es mit viel Glück in das Ministerium für soziale Angelegenheiten geschafft hatte. Eine Einrichtung mit abenteuerlich wenig Etat, die bemüht war, sich dem „Abfall“ der imperialen Gesellschaft auf effiziente, aber Schein gerechte Weise zu entledigen. Meist mit der Durchsetzung von Zwangsarbeit, Deportation oder drakonischeren Strafen, die außerhalb der Entscheidungsgewalt ihrer Befugnisse stand. Ein wenig von sich selbst angewidert schob sie noch den entscheidenden Hinweis nach. “Alles läuft ganz vorbildlich.” Dabei konnte Brianna ggf. für sich entnehmen, dass es keine besonderen Vorkommnisse gab. Oder aber, dass Riuen sich ganz vortrefflich entwickelte.

“Wie geht es dir?” fragte dann auch sie direkt heraus, ohne eine detaillierte Antwort zu erwarten. Es würde noch einen Moment dauern, bis sie ungestört reden konnten.

Bastion - auf den Straßen - mit Brianna und Riuen(Minimal Formatierung, da unterwegs)
 
Zuletzt bearbeitet:
Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, kleiner Raum neben der Terentatekhöhle, mit Eowyn im Raum in der Höhle

Handhabbar. Das erste Mal, seit der Dunkelhaarige sich auf Bastion befand, fühlte es sich an, als sei etwas handhabbar. Das Schwert in seiner Hand, das sich beinahe alleine bewegte – ohne eine einzige Überlegung. Ohne Angst, ohne Befürchtungen, ohne Zweifel. Da war nichts, das er beachten musste, nichts, dass es zu verdrängen galt, kein Spiel gab es hier zu spielen. Endlich. Da war nur diese Wand, die ihn nicht abhalten konnte, da war das Schwert, dass Keebo so einfachen Zugang verschaffte und das Brüllen des Terentaktek? Es spornte ihn an. Oh, wie es ihn anspornte und wie einfach es war, alles, was es sonst zu fühlen gegeben hätte, auf es zu projizieren. Die Unsicherheit, nein, all die Unsicherheiten waren verschwunden. Der Zwiespalt, den Riss, den Ian zu deutlich gespürt hatte, er war fort. Die Wut verdrängte nicht nur die Sorge des Menschen, sondern auch dessen Panik. Seine Ohnmacht war dem Ansturm gewichen, dem absoluten Angriff.


Der Spalt, den Keebo hergestellt hatte, hatte ein riesiges Stück Felsen zurückgelassen und genau dieses nutzte er jetzt als Waffe gegen das Terentatek, das auf ihn zustürmte.
Keebo schleuderte den Felsbrocken gegen das Ungetüm, das ins Wanken geriet. Mochte sein Panzer auch dick sein, mochte es unbesiegbar sein – was auf zwei Beinen stand, musste sich ausbalancieren!
Doch es nutzte seinen Vorteil, die Arme als weiteres Standbein zu nutzen und der kleine Vorteil, den Keebo sich verschafft hatte, verschwand. Verringerte sich gar, denn der geschleuderte Fels zersplitterte und waren die Brocken groß genug, um einen Menschen zu besiegen – für ein Terentatek reichten sie vermutlich nicht. Wütend über den es attackierenden Eindringling, bäumte es sich danach erneut auf, holt mit seiner krallenbesetzen Pranke aus, doch Keebos Salto brachte ihn über das Wesen. Die Gesteinsbrocken wurden erneut zu Geschossen, die gezielt und mit brachialer Gewalt im Gesicht des Terentateks landen sollten, dass freilich seine Pranken nutze, um Herr über die Lage zu werden. Doch Keebo war schneller und sein eigentliches Ziel war die Tür, die er mit seinem kleinen Ablenkungsmanöver nahezu problemlos erreichte, indem er das Terentatek weiter erbarmungslos bombardierte. Ein paar kleinere, spitzere Brocken auf die empfindlichen Augen…
Der Gedanke kam schnell, doch bevor eine Abwägung hätte folgen können, drangen Worte an Keebos Ohren.
Was tust du da.

Mechanisch drehte er sich zu der Stimme um, starrte dann Eowyn an, die in etwas Entfernung zu ihm stand. Verletzt. Zerkratzt. Lebendig. In Sekundenschnelle hatte Keebo die Bestandaufnahme gemacht, doch sein Gefühl war wie betäubt. Keine Spur von Erleichterung kam, der Mensch war wie abgekoppelt von allem. Eben im Angriffsmodus, nicht fähig etwas anderes tun zu können, wollte der Panzer nun Risse bekommen.
Verschwinde.

Das zweite Wort klang viel wirkmächtiger, obwohl es für sich alleine stand. Das erste war eine Frage gewesen, das zweite jedoch eine Aufforderung. Von der Frau, deren Schrei eben geklungen hatte, als wäre das Leben aus ihr gewichen. Von der Frau, die sich für ihn so anfühlte, als wäre sie nicht mehr existent - als wäre alles aus ihr verschwunden, das sie überhaupt ausmachte.
Sie hatte aufgegeben. Und dieser Gedanke brachte ihn, wer auch immer er gerade war, der hier vor Eowyn stand, dazu zu lachen.

Du hast aufgegeben. Das waren ihre Worte gewesen. Ihre verfluchten Worte, die nicht weiter von der Wahrheit hätten entfernt liegen können.
Verschwinde?
„Sag das dem, das aufgegeben hat“, war die Entgegnung des Dunkelhaarigen. Was tust du da? „Frage das das, was den Willen verloren hat!“ Das hier war seine Welt. Die Welt, in der er sich auskannte, die Welt, von der er mehr wusste als sie, auch wenn sie eine Schatten war. Denn was war all ihre Jedi-Theorie gegen seine Sith-Praxis?
„Da draußen wartet etwas auf dich, das sich über all das freut.“
Was mehr beinhaltete, als das Terentatek. „Da draußen bist du, als leeres Gefäß, ein wunderbarer Gegenstand. Aber vergiss nicht, du entscheidest, was dich füllt oder von was du dich füllen lässt. Angst, Leere, Dunkelheit?“ Da war noch immer eine Menge dunkler Emotionen, die nicht zur Genüge kanalisiert worden waren und alleine der Versuch, sie zu zähmen, war körperlich spürbar. Schmerzhaft spürbar und da begannen seine Hände zu zittern.

Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, kleiner Raum neben der Terentatekhöhle, mit Eowyn in einem kleinen Raum
 
Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, kleiner Raum neben der Terentatekhöhle, mit Ian

Da kam er schon hereingesprintet, problemlos, mit Leichtigkeit, und Eowyn starrte ihn nur an, sah ihn im Leuchten seines roten Lichtschwertes - ihres Lichtschwertes. Ihn so zu sehen und zu spüren war... schlecht. Da mochte nicht mehr viel von ihr übrig sein, doch alles, was da war, erkannte, dass das hier eine verdammt kritische Situation war.

Und dann lachte er auch noch. Hart und kalt.

Eowyn bekam unwillkürlich eine Gänsehaut. Es war wie ein immerwährender Alptraum, etwas, das einfach endlich enden sollte. Und sie, sie musste dafür sorgen, dass ihre Mauern hielten. Denn wenn sie es nicht tat - dann scheiterte vielleicht
alles.
Er gab ihr Antworten, die so klangen, als wüsste er genau, was in ihr vorging. Aber woher sollte er es wissen? Sie war vorsichtig gewesen. Sie hatte eine wunderbare, nahezu perfekte Vorstellung abgegeben. Nein, das konnte er nicht meinen, er spielte auf etwas anderes an. Doch die weiteren Worte, über das, was da draußen wartete, was da draußen geschehen würde... Hatte er sie wirklich durchschaut? Falls ja hatte sie ein wirkliches Problem. Denn ein Ian, der sie verloren glaubte... Gefährlich. Für die Mission. Für alle und alles.

Aufgegeben. Den Willen verloren. Nun ja, das kam auf den Standpunkt an, nicht wahr? Sie mochte sich
selbst aufgegeben haben, nicht jedoch ihn und die Mission. Das war es, wofür sie noch kämpfte und bis zum letzten Atemzug kämpfen würde. Für beides. Ian würde das hier überleben - und er würde auch über sie hinwegkommen. Trotzdem, das alles war... Haarspalterei, er würde es nicht verstehen und sowieso, das war jetzt nicht wichtig. Denn Eowyn konnte genau sehen, wie seine Hand mit dem Lichtschwert in der Hand zu zittern begann, und sie konnte spüren, wie die Emotionen Keebo umgaben.

Ich bin nicht leer, sagte sie schließlich gelassen, ein Kontrast zu seiner Emotionalität. Ich habe mich schlicht im Griff. Und ich bin, was auch immer von mir erwartet wird - so, wie es mir beigebracht worden ist. Die arrogante Rätin... Sie streckte ihren Rücken durch und warf ihre Haare kokett nach hinten, ...die müde Gefangene... Eowyn sackte wieder in sich zusammen und blickte zu Boden, ...die freundliche Frau von nebenan... Ein freundliches Lächeln erstrahlte auf ihrem Gesicht, ...oder auch... Eowyns Stimme wurde noch rauher und etwas leiser, sie hob ihre Augenbrauen, streckte ihre Hand aus und strich sachte mir der Macht über Keebos Gesicht,da sie zu weit entfernt standen, um es direkt zu tun, ...die Geliebte.
Ich bin, was dieser Ort von mir verlangt zu sein, Ian. Und ich werde bis zu meinem letzten Atemzug dafür kämpfen, dass wir Erfolg haben.
Wer sollte ihnen hier unten schon zuhören?! Und was danach aus ihr wurde, das stand auf einem anderen Flimsi. Deshalb - beruhige dich! Ihr Tonfall war schärfer geworden. Sie wusste, das war ein heikles Spiel, denn Befehle nahm Ian schon immer nicht sonderlich gerne an. Aber wie sollte sie sonst an ihn herankommen? Wie sollte sie dafür sorgen, dass Keebo verschwand? War da überhaupt noch genug Ian, um auf sie zu hören? Er musste aufwachen, irgendwie.

Eowyn zuckte mit den Schultern.
Oder, wenn du es nicht tun willst, dann tu, was dir beliebt. Greif das Terentatek an. Lasse deine Wut an dieser Höhle aus. Ich weiß es nicht. Vielleicht half es eher, wenn sie ihn nicht verurteilte? Sie wusste es einfach nicht. Sie wusste genau genommen gar nichts. Nicht das kleinste bisschen. Aber das war andererseits auch nicht schlimm. Viel erfolgreicher war sie früher, als sie glaubte, noch so einiges zu wissen, ja auch nicht gewesen, nicht wahr? Also, was sollte schon passieren?

Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, kleiner Raum neben der Terentatekhöhle, mit Ian
 
Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, kleiner Raum neben der Terentatekhöhle, mit Eowyn

Wenn da vorhin noch unsichtbare Schatten in allen Ecken gelauert hatten, lauerte nun etwas in Keebo, dass im Zaum zu halten, ihm immer schwerer fiel. Das, was er so vehement gefangen gehalten hatte, wollte hinaus. Mehr noch, weil es ihm half. Es half ihm, sich anders zu fühlen, sich besser zu fühlen. Genau dieser gefährliche Sog war es. Denn wer dachte schon an das Danach, wenn es um den Moment ging? Sofortige Erleichterung. Wen interessierten irgendwelche Nachwirkungen, die irgendwann eintraten, wenn es um das Hier und Jetzt ging?

Ian hatte ein Versprechen gegeben und Ian wusste, um was es ging, um wie viel. Aber da war etwas neben ihm. Da war etwas, dass befreit sein wollte und die Antwort auf diese Befreiung lag hier so nahe. Zu nahe. Wie viel einfacher war es, sich auf Bastion, sich im Tempel, sich hier unten in den Katakomben zu bewegen, wenn er zuließ, dass Dunkelheit durch seinen Körper floss? Wie viel einfacher
wäre es!? Die Antwort klang zu verführerisch und das Zittern Keebos Hände verstärkte sich.
Noch einmal, als Eowyn zu antworten begann. Mit jedem Wort bäumte sich das Gefangene in ihm auf, machte sich bereit, auszubrechen aus einem Käfig, der kleiner und kleiner wurde. Mit jeder
Lüge.
Sie konterkarierte ihre Worte, ohne es zu bemerken. Ausgerechnet Eowyn, die Worte auf die Goldwaage legte, konterkarierte ihre eigenen Worte!
Sie war, was auch immer man von ihr erwartete. Sie war, was sie gelernt hatte. Oh, sie war alles, wirklich alles, außer sie selbst. Und wer alles war, war
nichts. Wer nichts war, war ein leeres Gefäß, eine Hülle. Um wie viel mehr, war man ein Nichts, wenn man von sich behauptete, ohnehin nicht die zu sein, die man sein sollte? Sich selbst vergessen, in eine Form gepresst, die nicht passte, mit der Überzeugung niemals und niemandem zu genügen. Was für eine Farce, zu behaupten, dass sie bis zum letzten Atemzug kämpfen würde. Das Paradoxe daran war, dass in dieser Lüge Wahrheit wohnte und in der Wahrheit lüge. Denn sie spielten ein Spiel. Eowyn war in ihrer Rolle und wenn das Stück endete – welche Rolle hatte sie danach? Keine. Dann war da nur noch ihr kleiner Notausgang. Der goldene Schuss.

Da kam es wieder, ein dunkles, ein grollendes Lachen, vor allem, als sie von der Geliebten sprach und davon, dass er sich beruhigen sollte. Ihre Geste war indes nicht spürbar, denn Keebos Körper stand unter viel zu großer Anspannung, als dass ein Streicheln hätte durchdringen können.
Beruhige dich, oder tu, was auch immer du willst. Doch das, was Keebo in diesen Sekunden wollte, war etwas, dass Ian ihm verbat – auch wenn es sich kaum noch anfühlte, als sei dieser Ian irgendwo. Keebo wollte Eowyn packen und sie vor das Terentatek werfen, sie zwingen, aus ihrem Jedi-Schraubstock auszubrechen. Selbst Ian wollte sie schütteln. Da war ein verbotener Wunsch nach dem anderen, so viele verbotene Wünsche, so viel Zähmung und Zurückhaltung, dass Keebos Zorn weiterwuchs. Und der Käfig? Er war so klein geworden, dass die Bestie darin nicht nur um den Ausbruch kämpfte, sondern um das Überleben.
Gut“, kam schwer verständlich über seine Lippen.
„Der Ort verlangt Aktion.“ Mit diesen Worten wies er mit der Hand auf die Höhle. „Sei, was auch immer das Terentatek von dir erwartet.“


Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, kleiner Raum neben der Terentatekhöhle, mit Eowyn
 
Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, kleiner Raum neben der Terentatekhöhle, mit Ian

Das Lachen, das im kleinen Raum erschallte, war definitiv nicht das Ians. Es war... ja, es erinnerte Eowyn an früher. An Nar Shaddaa, ein bisschen an Va'art. Ohne, dass sie es bewusst wahrgenommen hatte, hatte Ian sich in den letzten Monaten und Jahren verändert. Er war nicht mehr der dunkle, geheimnisvolle Mann, der einen Panzer um sich gebaut hatte und jeden abwies - eigentlich. Es fühlte sich allerdings jetzt so an, dass diese Person wieder zurück war, zumindest zum Teil. Und das machte ihr, die sie gedacht hatte, dass ihre Gefühle weit fort waren, tatsächlich - Angst. Um ihn, nicht um sie selbst. Denn ihr einziges Ziel war doch, dass Ian das alles hier überlebte, dass er die Mission zu Ende brachte und danach seinen Frieden fand. Aber wenn Ian irgendwann nicht mehr war, wenn Keebo wieder die Oberhand gewann, was blieb dann noch, was?

Die Wut, die von ihm ausging, war so deutlich, dass sie selbst jemand ungelerntes wohl noch gespürt hätte. Da war kaum Kontrolle mehr, seine Worte dahingewischt, distanziert. Keine Spur mehr von der Person, die er noch oben in der Folterkammer gewesen war. Er ignorierte ihre Worte, ihre Aufforderung. Eowyn war sich nicht sicher, wie viel von ihrer eigenen Aussage er überhaupt begriffen hatte. Wer, dachte er, war sie? War sein Verdacht, sie könnte sich tief verändert haben, so stark, dass er ihr kein Wort glaubte? Falls dem so war, war das Spiel dann nicht ohnehin schon verloren, und die Mission womöglich ebenfalls? Oder war sein Verdacht nur ein Schuss ins Blaue? Eowyn fühlte ein unangenehmes Stechen in der Magengrube, hatte das Gefühl, dass ihr alles, wirklich alles entglitt. Nicht nur, dass sie nicht einmal mehr
war, dass alles, was sie einmal gewesen war, vergraben war, jetzt schien auch der letzte Anker, an den sie sich seit Kiras Besuch geklammert hatte, langsam eingeholt zu werden, und sie hatte nur einen kleinen Finger, um sich daran festzuhalten. Ian, die Mission. Diese beiden Dinge. Sie hatte sich darauf fixiert, hatte alles daran gesetzt, diese Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Ian würde überleben. Die Mission würde gelingen. Bis soeben hatte sie nicht aufgegeben. Bis soeben hatte sie kämpfen wollen bis zum Schluss.

Aber nun?
Nun schickte Keebo sie in die große Höhle. Keebo, nicht Ian. Sie würde bis zum Schluss kämpfen, ja... Aber sie war müde, sie sah nicht mehr klar. Ihr Körper ließ sie nun genauso im Stich, so wie sie ihn zuvor nicht gepflegt hatte, und ihr Geist war so schwach, dass sie nicht einmal mehr eine wirkliche Antwort formulieren konnte.

Weil du die Kraft nicht in dich hineinlässt... Weil du die wahre Macht ausschließt...

Wo waren ihre Mauern? Ihre verfluchten Mauern, die unter normalen Umständen vermutlich einem ganzen Bataillon an Sithgeistern standhalten konnten? Es war ermüdend, sie immer und immer wieder auszubessern gegen das, was da von draußen gegen ihren Geist klopfte. War es das gewesen, was Ian hatte verschwinden lassen? Vielleicht. Vielleicht musste er einfach nur wieder an die Oberfläche, hinaus aus diesen Katakomben... Aber so "einfach" war das leider nicht. Sie standen sich selbst im Weg, sie beide, und dazu war da noch dieses Biest draußen.


Also war es vielleicht wirklich an der Zeit, sich um das da draußen zu kümmern, als ersten Schritt. Auch wenn Eowyn sich noch weniger sicher war, ob es eine gute Idee war. Denn wenn Ian sie nicht schützte, sie nicht herauszog, wenn es brenzlig werden würde (und das würde es, ganz sicher), dann war sie sich nicht sicher, ob sie der Aufgabe gewachsen war; nicht mit einem verletzten Ellbogen, ihrer Kopfwunde und den zerquetschten Rippen. Das Terentatek brauchte als Gegnerin eine wahre Jedi, nicht nur eine, die vorgab, eine zu sein. Ian, Keebo, wusste das. Erwartete er, dass sie einen Rückzieher machte, dass sie zugab, dazu nicht in der Lage zu sein?
Normalerweise hätte sie das vermutlich getan. Oder sich zusammengerissen und das letzte bisschen Jedi aus ihr herausgekratzt, das noch da war. Aber nun? Was wären die Konsequenzen?

Woher sollte sie das wissen?

Sie konnte keine komplexen Gedanken mehr abwägen, sie drehte sich schon die ganze Zeit im Kreis.

Sie war müde. Und so würde sie einfach tun, was man von ihr erwartete. So, wie sie es seit Ians erstem Besuch in ihrer neuen Zelle getan hatte. Sie hatte versucht, das Spiel mitzuspielen, aber dafür war sie nicht klug genug. Nicht stark genug. Einfach nicht genug.

Eowyns Schultern sackten leicht nach unten und sie nickte also, nach dieser endlos langen Zeit der Überlegung; ließ die kleine Kiste mit dem grob umwickelten Stoffstreifen zu ihm herüberschweben, wo sie auf dem Boden landete.
Euer Gewinn, sagte sie leise. Wenn Keebo klug war, dann würde er von hier verschwinden, während sie das Vieh ablenkte. Und er war klug. War es immer gewesen. Klug genug, um in dieser ganzen Welt der Intrigen lange genug zu überleben. Und vielleicht, hoffentlich, würde er sie danach hier herausholen.

Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, kleiner Raum neben der Terentatekhöhle, mit Ian
 
[Bastion - Bastion Center - Bonetown - Abgelegenes Industriegebiet - Büro des Lagerhauses] Darth Angelus, Reva (Aruk Vagary),Hadar Starfall, weiter entfernt: Saphenus

Zwischen all ihren gestohlenen Kunstwerken lag die menschliche Hehlerin in einer sich rasch ausbreitenden roten Lache. Das hellblonde Haar wie ein Fächer ausgebreitet, sog sich voll und wurde dunkel. Schon im Leben war die Hehlerin eine zierliche Person gewesen, aber tot wirkte ihr beinahe kindlicher Körper noch kleiner. Hadar hatte dergleichen schon oft beobachtet: Verließ der Lebensfunke einen Menschen, schien er zu schrumpfen und plötzlich viel weniger Raum einzuenehmen. So war es auch bei Van'Aargau: Ohne das, was sie zur Person gemacht hatte, fiel sie zu einem bloßen Gegenstand zusammen. Hadar teilte den verdrehten Sinn für Ästhetik ihres Herrn Lord Sturn nicht, noch konnte sie sich wie Raveen an reiner Grausamkeit ergötzen, aber die Ironie und gewisse... Gerechtigkeit, die darin lagen, dass sie die Verbrecherin mit ihrem Diebesgut getötet hatte, entgingen der Jägerin dennoch nicht. Und es war schnell gegangen: Sie hatte nicht einmal ihr Messer ziehen müssen. Allerdings würde es jetzt doch noch einmal zum Einsatz kommen. Lord Sturn hatte Van'Aargaus Kopf gefordert. Hadar wagte nicht, diesen Befehl zu interpretieren und beschloß, ihn wortgetreu auszuführen - auch wenn das bedeutete, dass sie ein grausiges Souvenir mitnehmen mußte.

Die Gegenwart von soviel Blut spürte Hadar ein nagendes Unbehagen, jedoch war es mitnichten ihr Gewissen, das sie plagte. Vielmehr der untrügliche Überlebensinstinkt der Tarisianerin, der sie davor warnte, dass die erlegte Beute unweigerlich andere Jäger anlocken würde. Auch wenn es hier keine umherstreifenden Rakghoulrudel gab, war es besser, wenn sie sich beeilte. Um den toten Körper während ihres Vorhabens zu stabilisieren, setzte die athletische Frau ein Knie auf den Torso der Leiche und hob mit einer Hand unprätentiös deren Kinn nach oben. Mit der anderen zog Hadar in einem ersten Schnitt ihr Messer durch die knorpelige Luftröhre, als das dröhnende Geräusch des sich öffnenden Tores sie zusammenfahren ließ. Sofort ließ sie von ihrer Arbeit ab und warf einen hastigen Blick durch den Raum: Wenn schon keine Zeit für den Kopf blieb, würde sie ihren Herrn vielleicht mit einem anderen Mitbringsel gnädig stimmen können. Die Jüngerin schnappte sich kurzerhand eine der langen Transportrollen, in die sie vor ein paar Sekunden gestürzt war und schlüpfte ungesehen aus dem kleinen Büro, bevor es für sie zur Falle werden konnte.

Geschützt durch die Dunkelheit und immer die Deckung durch die umherstehenden Kisten suchend, pirschte die Jägerin an der Wand entlang. Mit etwas Glück würde sie die Störenfriede umgehen können und unbemerkt zum Ausgang gelangen. Die dunkelhäutige Tarisianerin wurde eins mit den Schatten und bewegte sich so vorsichtig und langsam, dass nicht einmal ein Lufthauch sie verraten würde. In einigen Metern Entfernung hörte sie die Stimmen der Eindringlinge - mindestens zwei und so laut als würden es ihnen nicht im geringsten Sorgen bereiten, ob das, was die Wachen getötet hatte, noch mit ihnen in der Halle war. Vielleicht gelang es ihr doch noch, mit Van'Aargaus Kopf zum Tempel zurückzukehren. Hadar schob sich den Zylinder an ihrem Rücken unter den Gürtel ihrer Uniform und nahm wieder ihren verlässlichen Projektilwerfer zur Hand. Erst als sie sicher war, dass nichts verrutschen konnte, lugte sie vorsichtig um den Rand des Transportcontainers, um sehen zu können, was vor sich ging. Eine der beiden Gestalten (Reva), deren Stimmen sie gehört hatte, verließ das Büro gerade wieder. Gegen das aus dem Fenster fallende Licht war sie nur ein hagerer Schemen, vage weiblich, aber das spielte für das Vorhaben der Jüngerin keine Rolle. Während der andere Eindringling (Darth Angelus) im Inneren des beleuchteten Raums blieb, ging die dünne Frau auf eines von Hadars Opfern zu. Nur wenige Meter entfernt bewegte sich die Jägerin im Schatten parallel zu ihr und wartete auf eine günstige Gelegenheit...


Bastion - Bastion Center - Bonetown - Abgelegenes Industriegebiet - Büro des Lagerhauses] Darth Angelus, Reva (Aruk Vagary), Hadar Starfall, weiter entfernt: Saphenus
 
Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, kleiner Raum neben der Terentatekhöhle, mit Eowyn

Noch immer machte seine Wut alles erträglicher – auch wenn sie zeitgleich verhinderte, dass Ian innehielt und erkannte, dass Eowyn gerade jetzt nicht mehr in Lebensgefahr war. Sein gesamter Körper war noch immer in Aufruhr, kannte nur noch Angriff und diesen aus einem Kaltstart hinaus.
Die Angst, sie gerade
leibhaftig verloren zu haben, hatte sich zu eng verwoben mit der Angst, dass er Eowyn ohnehin längst verloren hatte und Angst? War nie eine gute Voraussetzung für rationale Handlungen. Da war zu viel von einer Eowyn, die er nicht kannte, da waren zu viele Verstrickungen und da waren noch immer die Katakomben, die kein Ort für sensible Gemüter waren, oder gar ein Ort für irgendwen. Ein trockener Trinker konnte nicht glauben, dass er einen kleinen Schluck kostete und nichts geschah. Konnte ein ehemaliger Sith glauben, dass er zurück in den Tempel spazierte und ebenfalls nichts geschehen würde?
Ian hatte auf Coruscant nicht eine Sekunde darauf verschwendet, in Erwägung zu ziehen, dass einer von ihnen aufgeben konnte. Vor allem nicht Eowyn. Nein, vor allem nicht
sie. Ja, ja, natürlich, da war die Kapsel – aber sie war nicht ernst zu nehmen gewesen. Sie war bloß … eine Metapher. Und weil er derjenige war, dem er weitaus weniger traute, weil er derjenige war, dem er ein Versagen nicht verzeihen würde. Infolgedessen keine Pille für ihn. Was für Eowyn eine Metapher war, wäre für ihn kein Hinterausgang, sondern ein Akt der Feigheit gewesen.
Alles in allem waren es eine ganze Reihe von Fehlannahmen und Fehleinschätzungen, die herbeigeführt hatten, was nun war.
Ein Gefühl von Entfremdung. Eine Entfremdung von sich und eine Entfremdung von der Frau, die Ian so sehr liebte.
Wut war sein Mittler zu sich selbst. Aber wer war der Mittler zu Eowyn? Wo war der Mittler zu all seinen anderen Emotionen?

Keebo schickte Eowyn zurück in die Höhle, weder aus Boshaftigkeit, noch aus anderen Gründen außer dem, den sie genannt hatte. Sie tat, was sie tun musste: Und was getan werden musste, war, den Rückweg anzutreten.
Da war eine kleine, minimale Veränderung, die Keebo sehen konnte. Ihre Schultern sackten nach unten, doch was auch immer das zu sagen hatte? Der Sinn blieb Keebo verborgen. Ganz im Gegensatz zu Eowyns nächster Handlung. Wobei – vielleicht blieb der wahre Sinn dahinter ihm auch hier verborgen. Was Eowyn tat war, ihm einen kleinen Kasten durch Levitation zu reichen. Nichts, das verwirrend gewesen wäre. Doch der Satz, der es begleitete, war es sehr wohl.
Euer Gewinn.
Trefflicher hätte sie keine Distanz, keine Fremde kommunizieren können. Euer. Nicht Dein. Mehr Distanz hätte sie nicht zum Ausdruck bringen können. Fremde. Das Fremde wurde ein weiteres Mal verstärkt – und weil es Keebo erneut entkoppelte, brauchte es etwas, an das er sich klammern konnte, um sich nicht zu verlieren. Wut. Sie fand ihren Kanal, als Keebo die Kiste. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, mit all seiner Kraft, die er aufbringen konnte und einem Laut, der nur beängstigend klingen konnte, schleuderte er die Kiste, außerhalb Eowyns Richtung, gegen die Wand.

Hüte dich.
Doch die leise Stimme der Vernunft verhallte mit dem Zerbersten des Holzes. Die Stimme, die etwas gänzliches anderes schrie, war hingegen zu laut. Zu deutlich. Zu Besitzergreifend. Und sie wollte mehr, als ein kleines bisschen zerstörtes Holz. Bei der Macht, am liebsten hätte Keebo den ganzen Tempel vernichtet, ihn niedergeschrien, mit einem Macht-Schrei, der ihn zum Einsturz gebracht hätte. Den Tempel, den Imperator, das Virus und die Fremde. Oh, wie gerne hätte er alles vernichtet und Keebo ballte die Faust.
Hüte dich.
Da war sie erneut, die leise Warnung, aber vor was sollte er sich schon hüten? Vor einem Wunsch, dessen Erfüllung unmöglich war? Da lachte er abermals, nicht kalt, nicht distanziert, nein. Enthemmt und unwillkürlich, und es drückte das Gegenteil von dem aus, was er bis eben gespürt hatte.
Dann aber nahm er ein glitzern wahr. Zwischen dem Holz schimmerte etwas Silbernes - ein Amulett.

Sein Gewinn. Ein neuerliches Lachen, als er das Amulett zu sich levitierte.
„Wir wissen, dass das nicht mein Gewinn ist.“ Damit setzte er sich in Bewegung, um den kleinen Raum vor Eowyn zu verlassen. Schließlich wollte er sich doch beobachten, so war doch der Plan!

Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, kleiner Raum neben der Terentatekhöhle, mit Eowyn
 
Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, kleiner Raum neben der Terentatekhöhle, mit Ian

Natürlich zuckte Eowyn zusammen. Selbst die feineren Antennen durch die Macht konnten nicht verhindern, dass Keebos Wutschrei und die Behandlung der Kiste sie erschreckten. Dafür waren ihre Sinne zu angespannt und sie selbst zu abgelenkt. Die Kiste zerbrach in viele Einzelteile, aber das interessierte Eowyn herzlich wenig. Sie hatte nicht beabsichtigt, dass ihre "Übergabe" so eine Reaktion hervorrief, und sie verstand es auch nicht wirklich, aber wer verstand schon die dunkle Seite? Sie nicht, sie hatte sie noch nie begriffen. Keebo war unberechenbar, genau wie jeder andere Sith auch. Was bedeutete, dass sie sich möglichst bald aus seiner Reichweite bringen sollte.
Sein folgendes Lachen war einfach nur noch unheimlich. Es war, als wäre von Ian kaum etwas übrig. Was war geschehen? Sie
verstand es einfach nicht. Sie verstand rein gar nichts mehr. Nicht das kleinste bisschen. Nicht, was Keebo hier machte, nicht, was diese Reaktionen hervorrief, nicht, was er mit seinen weiteren Worten meinte. Nicht sein Gewinn, was auch immer das Ding gewesen war? Wessen dann? Ihrer? Der des Imperators? Beides Unsinn, und Eowyn hätte sich einfach am liebsten hier in der Höhle gegen die Wand gelehnt und sich ausgeruht, wäre hiergeblieben, was machte das schon. Sie schüttelte unbewusst sachte den Kopf, beobachtete, wie Keebo sich von ihr abwandte. Was war das nun gewesen? Dieses Gespräch? Warum hier? Warum überhaupt? Was wollte er von ihr - dass sie zugab, dem allen nicht gewachsen zu sein? Dass sie zugab, versagt zu haben? War das nicht ohnehin überdeutlich?

Sie nahm die Hand vom Kopf, das Stück Stoff war vermutlich mittlerweile rot, ließ sich aber in diesem Dämmerlicht kaum erkennen. Allzu viel Blut aber konnte es nicht gewesen sein, sonst hätte sie wohl schon längst das Bewusstsein verloren. Trotzdem war ihr leicht schwindelig, ob von der Wunde, der Situation, der fehlenden Nahrung, der Dunkelheit hier unten oder... es gab viele Möglichkeiten.
Sie hingegen hatte jetzt nur noch drei. Sich hier hinzusetzen, sich auszuruhen, zu hoffen, dass es ihr bald besser ging und sie es dann mit dem Terentatek würde aufnehmen können. Es gleich versuchen in der Erwartung, dass es später nur schlechter sein würde. Oder Keebo um Hilfe zu bitten. Keine der drei Möglichkeiten gefiel ihr, und die dritte entschwand schon bald ihren Augen. Keine Entscheidung war eben letztendlich auch eine... Er war fort, und Eowyn hörte von draußen nur noch undeutliche Geräusche. Geröll, das auf dem Boden aufkam, Schreie des Terentateks, nichts, das sie beunruhigte. Keebo war in der Lage, auf sich selbst aufzupassen, und so lange er das Terentatek nicht umbringen wollte, würde er damit locker fertigwerden.

Sie selbst hingegen vermutlich weniger. Nicht so. Diese Dunkelheit, dieser
Druck hier unten, er machte alles so viel schlimmer, trotz ihrer Mauern, die leider immer wieder bröckelten. Sie war mittlerweile... weder, noch. Weder war sie Eowyn, noch war sie die, die sie danach geworden war. Sie war... etwas dazwischen. Oder etwas völlig neues. Sie... sie spürte wieder. Angst, Sorge, Unsicherheit - Wut. Und besonders letzteres war nicht sonderlich jedihaft. Dennoch hatte sie langsam keine Kraft mehr, sie zurückzuhalten, weshalb auch? Wenn ihr Leben vorbei war, weshalb sollte sie sich dann so einschränken? Ja, sie wusste, dass da sicher die Katakomben aus ihr sprachen, doch... Vielleicht...

Leise stönte Eowyn auf, ging wenige Schritte rückwärts, bis sie an die rauhe Wand stieß und ließ sich ungelenk nieder. Nur zu gerne hätte sie wenigstens ihre Kopfwunde geheilt, grob und rudimentär, aber das kam nicht in Frage. Ein Ziel hier war es ja gewesen, ihr Verletzungen zuzufügen, eine Heilung würde nur Fragen aufwerfen.
Da war die alte Eowyn, die an die Oberfläche drängte, und die neue, die es ihr verweigerte - und da war eine dritte, die verächtlich einfach nur alles herauslassen wollte, die alle Wut, alle Verzweiflung, alle Dinge, die in den letzten Wochen geschehen waren, einfach nur
herauslassen wollte.

Und dann, urplötzlich, war da ein Versprechen, das aus dem Nichts in ihrem Kopf auftauchte, ein Versprechen, das sie Ian an Bord der Nightmare gegeben hatte.

"Ich verspreche dir, dass wir über all das reden werden."
Kinder. Schwimmen. Die Flitterwochen. Ein Hobby.

Sie schirmte sich ab, so gut sie gerade konnte, wollte verhindern, dass Keebo all diesen Gedanken- und Gefühlslärm mitbekam. Sie hatte ihm ein Versprechen gegeben, ebenso wie er ihr. Aber war es an ihr, es zu halten, wenn er das seine doch genauso wenig hielt? War es an ihr, es zu halten, wenn es doch gar nicht
sie war, die es gegeben hatte, wenn diese Person überhaupt nicht mehr existierte? War es an ihr, es zu halten, wenn sie dazu nicht einmal die Möglichkeit hatte, weil jede Person hier in diesem Orden es darauf anlegte, sie zu zerstören?

Eowyn hielt ihren Kopf von beiden Seiten mit den Händen fest, versuchte verbissen, alles in ihm zu behalten, doch das war kaum möglich. Die alte Eowyn hätte gesagt, dass es an ihr war, jedes Versprechen zu halten, egal, wie die Situationen sich änderten. Und die neue? Die andere? Denn die alte zählte nicht. Die alte existierte nicht. Die alte war... schwach, nicht einmal eine echte Jedi, eine Lüge, ohne Integrität und nicht einmal Stolz.
Liebe, das war das einzige, das ihr irgendwie noch wichtig gewesen war, das einzige, das überdauert hatte, ein kleines bisschen. Kein Wunder, dass sie jegliches Versprechen halten wollte, besonders ihm gegenüber. Aber Liebe war... vor allem vergänglich. Sie verließ einen immer. Und er war schon dabei, es ebenfalls zu tun. Er hatte ihr ihren Stolz genommen. Er hatte sein Versprechen gebrochen. Er... er war nicht mehr da. Warum, warum war er nicht mehr da? Was war geschehen? Wenn auch Ian nun verschwand, war das alles überhaupt noch sinnvoll?

Genug.

Sie wischte alles beiseite. Es war genug. Wen interessierte das alles? Sie würde versuchen, ihren Teil zu erfüllen, wie es eben ging. Sie würde überleben, bis Ian seine Aufgabe erfüllt hatte oder gänzlich verschwunden war, eines von beidem. Und sie würde warten, bis sie den letzten Ausweg wählte. Bis sie sicher war, dass sie ihr Versprechen nicht halten konnte. Aber sie wussten beide, dass es nur eine Frage von Tagen oder Wochen war, bis der Imperator auf die Idee kommen würde, sich Keebos Geschenk anzusehen, und dann... Nun ja.

Schwankend stand Eowyn auf, ließ das Stück Stoff einfach fallen und machte sich bereit. Plan? Einen Plan hatte sie nicht. Wie auch. Und sie bezweifelte, dass das Terentatek, so primitiv es war, sich noch einmal auf die gleiche Art und Weise hereinlegen lassen würde. Aber Keebo würde auf sie Acht geben, sie war zu viel wert für ihn. Und Ian... Er war schließlich auch noch da. Irgendwo.
Sie griff nach der Macht, um ihren strapazierten Körper noch einmal halbwegs fähig zu bekommen, und näherte sich anschließend vorsichtig der Türhöhle.


Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, kleiner Raum neben der Terentatekhöhle
 
Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, kleiner Raum neben der Terentatekhöhle

Sie musste hier erst einmal herauskommen. Keebo war mittlerweile wohl schon auf der anderen Seite, denn das Terentatek brüllte direkt in ihrer Nähe, sie konnte seine Beine sogar sehen. Ein kurzes Fühlen in seine Richtung bestätigte es ihr - er war definitiv nicht im Kampfmodus.
Eine kurze Bestandsaufnahme ihrer selbst sagte ihr, dass sie sich dringend würde beeilen müssen. Keine halben Sachen, keine Spielereien. Augen zu und durch.

Eowyn schloss kurz die Augen. Sie war Rätin El'mireth, die, die sie nun sein sollte; stark, fähig, talentiert. Und das Terentatek hatte gegen sie keine Chance.

Sie kniete sich auf den Boden und nahm Verbindung zum Gestein auf. Sie hatte nicht vor, das Terentatek in ein Loch fallen zu lassen - erstens war sie sich nicht sicher, ob sie dazu fähig war, zweitens wusste sie nicht genau, was sich unter ihnen befand. Aber es würde schon reichen, die Erde ein wenig beben zu lassen, um das Tier davon abzulenken, dass sie aus diesem kleinen Raum huschte. Ein kleines, punktuelles, minimales Erdbeben direkt unter ihm, das schon zwei Ebenen weiter über ihnen keiner bemerken und ganz sicher nicht zum Kollaps der ganzen Pyramide führen würde.
Sie spürte die Moleküle des Steinbodens, die Verbindungen, die klitzekleinen Details, und dann... schubste sie ein paar dieser kleinen Moleküle an. Nicht eines, nicht zwei, eine ganze Reihe, genug, um eine Kettenreaktion auszulösen

Sie spürte das Beben, bevor es das Terentatek tat, öffnete ihre Augen und strich sich kurz darüber, um die Schweißperlen zu entfernen. Und dann, in dem Moment, in dem das Biest da draußen vor Verwirrung brüllte, rannte Eowyn los. Erneut bediente sie sich dabei der Macht, um eine erhöhte Geschwindigkeit zu erhalten. Es war nur ein Bruchteil dessen, was sie ohne geistige Mauern vor den Katakomben und im Vollbesitz eines fitten Körpers erreichen konnte, aber es war besser als nichts.
Sie bemerkte große Steine, eher kleine Felsbrocken, die in der Höhle lagen. Keebos Werk, vermutlich, unwichtig, sie würden ihr helfen. Das Beben hatte längst aufgehört, das Terentatek war ihr schon wieder auf den Fersen. Eowyn schleuderte die Steine in die Richtung, in der sie das Gesicht des Tieres vermutete, um entweder die Augen oder das Maul zu treffen, und mindestens ein Mal schien es ihr auch zu gelingen. Sie hatte ihren geraden Fluchtweg verlassen und rannte in Zickzacklinien zum geschaffenen anderen Ausgang. Ganz sicher würde sie ihr Glück nicht strapazieren und sich dem Tier stellen.
Die Macht warnte sie, und gerade noch rechtzeitig duckte Eowyn sich unter einer Pranke, rollte sich ab und gab sich Mühe, nahtlos wieder aufzustehen, doch ihr Gleichgewicht machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Sie schwankte kurz, musste sich orientieren und wäre dadurch beinahe in die andere Pranke gerannt. Im letzten Moment sprang sie darüber hinweg, verstärkte ihren Sprung durch die Macht. Es reichte gerade so, doch ihr war eines klar - bis zum Spalt nach oben würde sie es nicht schaffen. Ein Sprung, der normalerweise gut machbar war, war aktuell nicht möglich. Ihre Beine fühlten sich noch immer nicht sonderlich fit an, aber was ihr größere Sorgen bereitete, war, dass sich ihr Sichtfeld langsam verkleinerte. Erneut griff Eowyn nach der Macht, ließ dafür ihre Mauern ein wenig fallen. Was nutzte ihr eine nicht angegriffene Psyche, wenn das Terentatek sie vergiftete, weil sie es nicht schaffte?
Instinktiv, als wäre es wie früher, sandte sie einen Hilferuf an Ian und versuchte ihm klarzumachen, wo ihr Problem lag. Dann nahm sie die letzten Meter als Anlauf, sammelte alle vorhandene Kraft und sprang.


Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, Terentatekhöhle, kurz vor dem Spalt, Keebo/Ian draußen
 
Bastion – Center – Ecke Acklayweg/Dubillionstraße – Riuen, Elise und Brianna

Brianna fragte sich, was sie geritten hatte, ihre Mutter in's Spiel zu bringen. Inzwischen mochte sie weit darüber hinaus sein, jedes Mal einen kleinen Zusammenbruch zu erleben, wenn sie an den viel zu frühen Verlust ihrer Eltern dachte. Trotzdem beeinflusste es ihre Stimmung: ein Anflug von Melancholie verhinderte, dass sie weiterhin sauer auf Elise sein konnte, die es gewagt hatte, ihr wohlmeinende Ratschläge zu geben. Über Verletzungsrisiken hatte sie zeitlebens nie wirklich nachgedacht, rechtfertigte sie sich. Außerdem hatte sie ja nur so getan, als würde sie sporteln. Sie krittelte ja auch nicht an der Tarnung anderer Leute herum… gut, sie war auch kaum in der Position dazu, sie war zu dem Treffen ja als sie selbst, als Brianna Kae erschienen. Elise sah dagegen sehr viel weniger wie die Jedi aus dem Dossier aus, aber mehr als Riuen es tat. Er musste der Chiss sein, Elises Padawan, aber auf einem Standbild hätte sie ihn nicht wiedererkannt. Clever, sich als Mensch zu tarnen…

Etwas Gutes hatte der holperige Start auch für sich, denn eine Schwindlern hätte er vermieden, gleich beim Kennenlernen anzuecken, obwohl dergleichen bei Brianna zugegebenermaßen leicht passierte. Klugerweise überspielte Riuen die etwas doofe Situation mit Humor. Brianna konnte gar nicht anders als zu schmunzeln angesichts der Art und Weise, wie er seine Meisterin dafür rügte, die Kompetenz der Trainerin anzuzweifeln. Elise baute auf den Wortens ihres Schülers und Eisbrechers auf und erklärte, bekannt für ihre Fettnäpfchensprünge zu sein. Oh, wenn Elise wusste, was sie selbst sich schon geleistet hatte, seit sie hier war, dachte Brianna und erinnerte sich dabei ganz besonders an den kleinen Eklat, den sie auf Zions Party verursacht hatte. Die Echani hoffte, dass sie beim Gedanken daran nicht rot wurde und versuchte, ein ernstes Gesicht zu machen.


„Mich auch, also nehme ich an, wir können diese Teil unseres Trainings auslassen?“

Entgegnete die Silberhaarige, sah Riuen an und zwang sich zu einem seltenen Versuch in Humor.

„Außer du möchtest es gerne versuchen, ähm… Eros war dein Name, richtig?“

Nicht, dass Brianna ihren Echani-Sinnen nicht vertraute – die Körpersprache des Menschen war die von Riuen, dem Chiss, und die Blondine war die eigentlich dunkelhaarige Elise – aber so hatte Ahna es ihr im gefühlten kleinen Einmaleins der Undercoverarbeit vermittelt. Ein Double hätte ihr wahrscheinlich zugestimmt; Widerspruch sprach für den echten Riuen. Freilich war sie bestimmt viel unsubtiler als eine erfahrene Schatten wie Ahna, aber die Echani war sich sehr sicher, unbeobachtet zu sein, von daher konnte vermutlich auch nicht viel schiefgehen dabei.

Trotzdem wollte sie sich ungern auf offener Straße mit dem Außenteam austauschen und das Aufsuchen eines Sportraums war eine prima Ausrede, solange niemand, der sie möglicherweise doch beobachtete, die Frage stellte, warum die Sith-Schülerin Brianna außerhalb des Tempels mit vermeintlich fremden Leuten trainierte. Fieberhaft suchte sie nach einer Begründung und Riuen lieferte ihr den Ansatz von einer.


„Die vermisse ich bei meinen Leute aber auch… trotzdem ist es gut, wieder einmal mit umgänglicheren Personen Sport zu treiben,“

Entgegnete sie und überlegte dabei, dass, falls sie wirklich beschattet würde, diejenige sicherlich von ihrem Zusammenstoß in einem der Tempel-Trainingsräume wusste und dass sie es seitdem vorgezogen hatte, alleine in Janus' Domizil zu trainieren. Nicht Schlimmeres als Fitnessstudios mit all den Gaffern zu trainieren, da sprach Elise ihr aus der Seele. Dementsprechend offen erwiderte Brianna.

„Ich mag es, eine Situation unter Kontrolle zu haben. Mit so vielen Leuten bin ich das nicht und ich fühle mich unsicher, wenn ich dauernd die Blicke irgendwelche Typen auf mir ruhen spüre.“

Dabei fragte sie sich, wie Elise es anstellte, dass sie ihr Dinge erzählte, die sie Fremden sonst nicht anvertraute, und sie fragte sich, ob sie das etwa doch verdächtig finden sollte. Als die Blondierte ihnen bedeutete, zu folgen, streckte sie ihre Heilerinnen-Machtfühler nach der Frau aus und versicherte sich, dass sie wirklich eine Menschin aus Fleisch und war und nicht etwa ein Biodroide.

Sie gaben vor zu Joggen, aber es war unterwegs nicht immer möglich, denn sie trafen immer wieder auf Ansammlungen von Leuten. Trotzdem ermöglichte es ihnen, glaubwürdig darzustellen, warum sie die meiste Zeit über nicht viele Worte miteinander wechselten. Ab und zu flocht Olesia alias Elise einige verklausulierte Informationen ein, zumindest interpretierte Brianna sie so. Das Ministerium für soziale Angelegenheiten, davon hatte sie in den Dossiers gelesen. Sie hatte also Erfolg oder? Sie war integriert und unauffällig?


„Das freut mich. Ein Wechsel der Arbeitsstelle ist nicht immer leicht. Ich habe leider gewisse Probleme mit manchen Kolleginnen,“

Verriet die Echani, dass die Situation im Tempel nicht die optimale war. Warum musste sie auch ständig Kira über den Weg laufen? Es fehlte nur noch, dass sie ihr hier auf der Straße ebenfalls begegneten, und dann wäre allerdings was los… hoffentlich nicht. Hoffentlich waren sie bald an einem Ort angekommen, wie sie garantiert nicht belauscht werden konnten. Die 28jährige überlegte, was sie sagen konnte, was danach klang, als würde sie einer Bekannten lediglich verschweigen wollen, dass sie eine Sith war, und trotzdem etwas Sinnvolles übermitteln.

„Eine von denen, mit denen ich mich am besten verstanden habe, wurde leider in eine andere Abteilung versetzt. Sie ist jetzt für Abwicklungen zuständig,“

Ergänzte Brianna beiläufig und versuchte dabei dennoch, angemessene Traurigkeit über den Verlust einer angeblichen Kollegin auszudrücken. Eowyn war in den Kerker der Extinktorinnen verlegt worden, in Gedanken verweigerte die Echani sich auch hier der männlichen Form. Aber wie sollte sie ausdrücken, dass sie zwar vage Hinweise auf das Viruslabor hatten, aber keinen echten Durchbruch?

„Wir fragen uns alle, was die mittelfristige Strategie der Geschäftsleitung sein soll und hoffen, dass es bald zu einer Betriebsversammlung kommen wird.“

Bastion – Center – auf den Straßen joggend – Riuen, Elise und Brianna
 
Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, Terentatekhöhle, kurz vor dem Spalt, Keebo/Ian draußen

Seltsam, wie einfach es war, erneut am Terentatek vorbei zu kommen. Zu einfach. Doch getrieben von einem zu großen und ungesunden Wechselbad der Gefühle, schien Keebos Körper die eigenen Grenzen nicht mehr zu spüren. Dabei war die Beherrschung seines Körpers nur die eine Seite. Seine Gefühle hatte Keebo weitaus weniger im Griff und der innere Aufruhr war ein eigener Kampf, den er mit der Macht weder zähmen noch besänftigen konnte. Keebos und Ians Verstand waren noch immer überflutet. Da tat das Lachen sogar gut, da es auf seltsame Art für einen Hauch der Entspannung sorgte. Unbemerkt blieben die Verletzungen Eowyns, doch wer konnte auf Dauer sein gesamtes Augenmerk auf nur eine Person richten, wo die eigene doch zu entgleiten schien? Die eigene Person. Nun, da war mehr als einer, der ihm entglitt. Mehr als einer, der dem Dunkelhaarigen fremd vorkam. Keebo. Ian. Eowyn. Sie alle schienen fremde zu sein.
Das Terentatek dagegen war beinahe ein Bekannter. Der Mensch wusste um dessen Gefährlichkeit und das machte das Wesen berechenbar.

Wieder oben am Spalt angekommen, war immerhin die Aufgabe klar. Warten und beobachten, nur nicht denken und fühlen. Dann aber tauchte etwas auf. Ein Gefühl, das nicht von
ihm ausging. Das erste Gefühl, dass er bei Eowyn überhaupt wahrnehmen konnte. Bis eben war da nichts gewesen, außer einer Frau, die so gebrochen gewirkt hatte, als sei da nichts mehr übrig. Eine leere Hülle – das war mehr als unheimlich. Doch jetzt spürte der Dunkelhaarige Wut und mit ihr etwas Lebendiges. Ein kurzer, ein winziger Moment, in dem Leben zurück in die Frau kehrte, um die er sich so sorgte. Nichts hätte beruhigender sein können. Drei Atemzüge lang, war da ein Echo der Frau, die er liebte. Ein Zeichen, dass da irgendwo noch etwas war und dann schirmte sie sich ab. So schnell wie die Wut zu spüren gewesen war, so laut war nun die Stille, die so plötzlich hereintrat und damit bewies, dass Eowyn sich abschirmte. Endlich tat sie etwas. Endlich war da etwas, das einen winzigen Hauch Leben in ihr spürbar machte. Mochte dieses ‚endlich‘ auch nicht ausreichen, ihn zu beruhigen, so war es doch besser, als alles zuvor. Später. Später würde er vielleicht mehr fühlen. Später.
Jetzt hingegen drang ein Hilferuf zu ihm. Wie gerne hätte er, wäre das Terentatek nicht das, was es war, wären sie nicht dort, wo sie waren, einfach nichts getan. Um ihr zu zeigen, dass sie keine Hilfe brauchte. Um sie zu reizen, auf ihre Wut zurückzugreifen, wo sie doch ebenso deutlich zu spüren gewesen war. Doch der Dunkelhaarige griff mit der Macht nach Eowyn, unterstützte sie in ihrem Sprung und so kam die Jedi oben an, ohne dass das Terentatek sie hätte verletzen können.

„Baue darauf auf“, flüsterte er ihr dann zu. „Wenn es auch nur Wut ist, die du empfindest, baue darauf auf. Lass sie dich lebendig halten.“

Bastion - Sith-Tempel – Katakomben, Terentatekhöhle, kurz vor dem Spalt, Eo, Ian
 
Zurück
Oben