Review:
Der Text enthält Spoiler (da diese diesmal wirklich geeignet sind den Filmspaß nachhaltig zu trüben, empfehle ich den Text erst zu lesen, nachdem man den Film selber gesehen hat)
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Ich habe im Anschluß an den Film etwas darüber nachgedacht, wo er im Vergleich zu den anderen Batman Filmen steht. Schließlich bin ich zu dem Schluß gekommen, dass es nicht geht. Der Stil ist einfach so anders, dass Vergleiche nicht angebracht sind. "Batman Forever" und "Batman und Robin" kann man ja sowieso nicht ernst nehmen und dann bleiben noch die Burton Filme. Burtons Stil ist genial, aber der Stil von "Batman Begins" ist dunkler, realistischer und ernster. Burtons Filme (insb. Teil 1) werden in gewisser Weise für immer ungeschlagen sein, aber man kann auch sagen, dass dies Filme über den Joker, den Pinguin und über Catwoman waren.
In diesem Sinne freue ich mich hier über den ersten wirklichen Batman - Film.
Batman ist hier das erste Mal so, wie ich in mir aus den Comics immer vorgestellt hatte.
Zu verdanken ist dies vor allem Christian Bale, einer tollen Kamera und Schnitt, und des besten Kostüms aller Zeiten. Erstmals hat man hier nicht den Eindruck einen kostümierten Freak zu sehen, Batman lebt.
Bale hat den perfekten Körperbau, die Kämpfe sind ordentlich, laufen allerdings häufig nach dem Prinzip ab: "Wie sie sehen, sehen sie nichts" ab.
Ich denke dies ist auch ein Vorteil, Batman hat etwas schattenhaftes und wirkt überhaupt nicht mehr hölzern, wie in früheren Filmen. Immer wieder wird er gut in Szene gesetzt, z.B. wenn er in einem Treppenhaus umgeben von tausenden von Fledermäusen hinabspringt oder auch durch die Straßenschluchten von Gotham City fliegt.
Die veränderte Stimme als Batman ist auch eine gute Idee, wirkt aber manchmal in der deutschen Fassung etwas übertrieben, etwas weniger wäre besser gewesen. Auch könnte er es einstellen, wenn er z.B. mit Henry Ducard spricht, da dieser ihn sowieso kennt.
Ebenso, wie Bale den ersten überzeugenden Batman gibt, so überzeugt er auch als Bruce Wayne auf der ganzen Linie. Beeindruckend, wie er zwischen den verschiedenen Charakterfacetten hinunderschwankt, - mal elend verzweifelt, mal der partysüchtige "Playboy", dann wieder unheimlich charmant. Nie hat es soviel Spaß gemacht Bruce Wayne (oder irgend einen anderen unmaskierten Comichelden ohne Maske) zu zusehen.
Dankenswerter Weise wird Bale sogar mit einen Heimspiel bedacht: Die Szene, wo Bruce Wayne mit herrlichen Sprüchen seine Gäste vergrault (um sie in Sicherheit zu bringen), ist wie gemacht für Bale (und seinen Synchronsprecher). Er erinnert hier sehr stark an seine besten Szenen aus "American Psycho" und es sind wohl derartig brilliante Auftritte, für die ihn seine Fans lieben.
Nebenbei muß man immer wieder daran denken, welch fantastischer Bond doch dieser Bale wäre.
Der Film zeigt Bruce als kleines Kind (auch der junge Bruce überzeugt sehr). Den Vater von Bruce habe ich zuerst als sehr angenehm empfunden (als er seinen Sohn wieder aus der Höhle holt und dann mit ihm spricht)....dann jedoch wurde er zu einem Gutmenschen, dass es wehtut......"Gotham war gut zu unserer Familie", "Wir haben mit diesen Zug ein preiswertes Verkehrssystem geschaffen, für Leute denen es weniger gut geht, als uns ", "Ich arbeite im Krankenhaus, meine Firma leiten Leute, die sich mehr dafür interessieren"- sag mal gehts noch ?
Der Tod von Bruces Eltern wirkt dann so unnötig, aber trotzdem (oder gerade deswegen) kann man (anders als bei Burton) das erste Mal wirklich mit Bruce mitfühlen.
Unverständlich ist mir, wieso moderne Comic - Verfilmungen nicht ohne einen Message Hammer auskommen können: Batmans "Wir stürzen um wieder aufstehen zu können" ist hier fast so schlimm wie Spidermans "Aus großer Macht erwächst große Verantwortung". Derartige Sprüche sind wohl der billigste (und hier unnötige) Versuch die Motivation des Helden zu erklären. Wie viel passender wirken da die pseudo-philosophischen mit starker (Synchron)stimme geschmetterten Verse von Henry Ducard ?
Allgemein sind die Dialoge recht gut, besonders wenn Dahrstellern Sätze in den Mund gelegt werden, die man von ihnen erwartet, so z.B. Morgan Freemans "Wenn sie mir nichts sagen, was sie tun, muß ich nicht lügen, wenn ich gefragt werde, aber halten sie mich nicht für einen Idioten".
Der ansonsten gute Eindruck wird neben den bereits genannten Beispielen leider noch von einigen bedeutungsschweren Gesprächen zwischen Bale und Holmes getrübt. Ihr Gespräch über Moral, Recht und Ordnung und Gerechtigkeit nachdem Bruce den Mörder seiner Eltern erschießen wollte, war vom Inhalt zwar gelungen, holperte aber gewaltig.
Auf der anderen Seite gab es aber auch tolle Szenen zwischen Rachel und Bruce, so zum Beispiel wenn Bruce mit zwei Europäerinnen

vom "Schwimmen" kommt und sie trifft, oder auch die letzte Szene zwischen den beiden.
Holmes ist wie immer sehr schön anzusehen und zusammengenommen mit ihren Charakter ist es bisher die beste Batman - Freundin (neben Michelle Pfeiffers Catwoman - wenn das zählt). Ich freue mich auf weitere Geschichten mit der jungen Staatsanwältin, da sind sicherlich tolle Handlungsstränge möglich, auch weil sie in einer tollen Szene Batmans Identität erfährt.
Der Film ist auch ansonsten sehr stark besetzt. Morgan Freeman überzeugt in einer Rolle, die typisch für ihn ist. Überraschend ist, wie schnell man Michael Cain als neuen Alfred akzeptiert. Ich mag Michael Gough sehr gerne, aber man muß fairerweise sagen, dass Cain seine Rolle sehr gut macht. Nur die Szene, wo Alfred völlig überzogen wütend auf Bruce wird, wirkt unglaubwürdig. Rutger Hauer spielt mal wieder den Unsympathen vom Dienst und wird am Ende schön ausgenockt (da war Bruce wohl doch schlauer als angenommen).
Andere Leute werden gegen ihren Typ besetzt. Garry Oldman überzeugt als Gordon. Das erste mal seit unglaublich langer Zeit ist er nicht nur der Gute, sondern seine Psyche ist auch noch verhältnismäßig heile.
Liam Neeson überzeugt nach der etwas verhaltenen Vorstellung in "Kingdom of Heaven" wieder auf ganzer Linie und erreicht das Niveau, welches er als Robert Mc Gregor oder Qui Gon gezeigt hat.
In der ersten Hälfte des Films, spielt er die Rolle, des weisen Lehrmeisters, die er gewohnt souverän spielt. Man ist dann auch sehr froh, dass es Bruce gelingt Ducard zu retten (Bruce muß unheimlich viel Kraft haben), nachdem das "Kloster" zerlegt wurde.
Im Laufe des Films wird dann immer wieder von einem mysteriösen "Er" gesprochen (sehr genial und sehr bedrohlich) und schließlich fällt der Name Rhas Al Ghoul (der tot ist, wie Bruce Wayne selbst gesehen hat). Die Enthüllung, dass Ducard der Oberschurke ist und Rhas Al Ghoul nur eine Erfindung von ihm ist, um von sich selbst abzulenken, trifft den Zuschauer dann wie ein Schlag. Das Gespräch zwischen Ducard und Bruce im brennenden Wayne Manor gehört zu den genialsten Szenen der Batman Serie.
Liam Nesson also mal als Bösewicht ! Das stellt den Zuschauer vor ein Problem: Bei dem Mann sind definitiv alle Sicherungen, die durchbrennen können durchgebrannt, aber der Kerl ist einfach zu charmant um ihn zu hassen (obwohl er hassenswert ist). Bei der Endkonfrontation gelingt ein guter Mittelweg, Batman tötet Ducard nicht, läßt ihn aber in den Tod gehen und rettet ihn nicht. Da sich die Szene hinzieht hatte ich kurz befürchtet, er könnte ihn der Polizei übergeben, das hätte wirklich nicht gut zu Batmans haßerfüllten Blick gepaßt, als ihm klar wird, dass Ducard für den Tod seiner Eltern verantwortlich ist.
Die Sympathie, die man für Ducard empfindet überträgt sich zum Glück nicht auf seinen Handlanger Dr. Crane. Glücklicherweise fällt sein Auftritt eher bescheiden aus (man sollte nicht mehr wie in den anderen Filmen den Gegner-Overkill suchen). Dr. Crane ist ein widerlicher psychophatischer Psychologe (alleine schon diese Brille) mit einigen guten Szenen.
Sein Kartoffelsack - Scarecrow wirkt im Film glücklicherweise nicht so lächerlich, wie auf Fotos. In den Szenen, wo er durch die Stadt reitet, ist er sogar sehr überzeugend gruselig.
Der genialen Idee Henry Ducard zum Oberbösewicht zu machen, fiel leider Ken Watanabe zum Opfer. Er wirkt als Rhas Al Ghoul aufgesetzt und blass. Schade, dass seine großartige Leistung in "Last Samurai" anscheinend nicht dazu geführt hat, derartig schwache Rollen einfach ablehnen zu können. "Batman Begins" bringt Ken Watanabe definitiv überhaupt nichts, außer etwas Gage.
Die Stadt Gotham funktioniert in der Neuinterpretation auch besser als erwartet. Die Slum - Gebiete sind wirklich klasse. Die Wolkenkratzer sind etwas zu strahlend, da wünschte ich mir etwas mehr von Burtons Look zurück. Auch fehlt mir der 300 Meter hohe Kirchturm (ich will ihn zurück). Wayne Manor ist ansprechend. Größter Kritikpunkt ist der "Wayne Tower"

, -egomanischer ging es wohl nicht ?
Die Idee, dass das Slumviertel, in dem Arkham liegt, abgeriegelt werden kann, indem man die Brücken hochzieht, finde ich genial.
Ansonsten hätte ich mir Arkham aber außerhalb der Stadt gewünscht.
Die Verfolgungsjagd mit dem Batmobil ist klasse (besonders, wenn Batman über die Dächer fährt). Besonders gefällt mir sein "Rachel !" als er befürchtet, dass sie stirbt und er nicht mehr rechtzeitig zu dem Impfstoff kommt.
Das Batmobil ist zwar irgendwie cool, ich wünsche mir aber trotzdem auch zu Lasten des Realismus ein anderes Modell für den nächsten Film. Bitte wieder das Burton - Design, das muß drin sein.
Die Anspielung auf den Joker zum Ende des Films gefällt mir. Ich bin nun doch recht interessiert an einer Neu - Interpretation des Jokers.
Bei der Musik mag man etwas das alte Main - Theme vermissen, es hätte aber einfach nicht in den Film gepaßt. Der Soundtrack ist sehr gelungen und einige Stücke sind einfach genial (bin gestern abend leider gescheitert mir den Soundtrack zu besorgen, - na ja kommt noch).
Der Film enthält noch eine Menge weiterer der bisher besten Szenen in einen Batman - Film. Noch nicht erwähnt aber unbedingt erwähnenswert ist da z.B. noch Batmans Geradeso - Flucht, nachdem er von Scarecrow vergiftet wurde.
Man könnte noch eine Menge mehr schreiben, der Film hat es einfach in sich. Trotzdem komme ich jetzt lieber zum Fazit.
Fazit:
"Batman begins" ist noch vor "X Man 2" die beste moderne Comicverfilmung. Der Film ist sicherlich auch bei mehrmaligen Ansehen um einiges spannender als Eintagsfliege "Spiderman". Man sollte den Film auf jeden Fall gesehen haben, - es gibt im Comic - Genre nichts vergleichbares. Für eine Comicverfilmung gibt dies die volle Punktzahl :
10 / 10