14.03.1996, Andreas Münzer
1996: im Frühjahr stirbt der Österreicher und Top-Bodybuilder Andreas Münzer mit nur 31 Jahren an den Folgen massivsten Dopings. Offizielle Diagnose: multifunktionales Organversagen. Im gleichen Jahr werden in Italien 7 ungeklärte Todesfälle von Schwerathleten bekannt, die auf eine langzeitige Anabolikaeinnahme sowie auf einen Missbrauch von Wachstumshormone (HGH) schließen lässt. Bedauerlicherweise wurden diese Fälle nicht länger untersucht
Der Tod von Andreas Münzer und seine Ursachen
Über das gesamte Jahr nimmt Münzer das Kälbermastmittel Clenbuterol ein. In der Aufbauphase spritzt Münzer jeden Tag zwei Ampullen Testosteron-Depots, männliche Sexualhormone. Die erste Nadel setzt er sich zur besseren Wirksamkeit bereits 30 Minuten vor dem Frühstück. Dazu schluckt er die Steroide Halotestin und Anabol in Dosierungen, mit denen ein Muskelschwacher Patient zehn Jahre behandelt werden könnte. Dazu kombiniert er nach einem eigens ausgeklügleten und komplizierten Stundenplan die anabolen Steroide Masteron und Parabolan. Zusätzlich spritzt sich Münzer das Wachstumshormon STH, zwischen 4 und 24 Internationalen Einheiten am Tag. Normalerweise behandeln behandeln Ärzte zwergwüchsige Kinder mit STH. Die Substanz bewirkt, daß die Hirnhangdrüse ununterbrochen arbeitet. Der Stoffwechsel und damit das Muskelwachstum werden so rapide beschleunigt. Um die Wirkung des STH zu verstärken, setzt sich Münzer zusätzlich ein Insulindepot. Künstliche Schilddrüsenhormone sollen darüber hinaus den Stoffwechsel auf Trab bringen, um die Nahrung besser umsetzen zu können.
Morgens sollen 5 Asperin das Blut verdünnen und die Stimmungslage verbessern. Die Aufputschmittel Ephedrin, AN 1 und Captagan, kurz vor dem Training, erhöhen die Trainingsenergie und lassen Anstrengungsschmerzen besser ertragen. Eine Woche vor dem Wettkampf begint Münzer mit der Einnahme des toxischen Alactone. Diese Tabletten entziehen, ebenso wie später Lasix, dem Körper Wasser. Mit jeder Tablette wird sein Körper aber auch unempfindlicher gegen die chemische Stimulation. Durch immer höhere Dosen bekommt er Beschaffungsprobleme.
Münzer wurde wenige Tage nach seinem letzten Auftritt bei einem Profiwettkampf in Los Angeles Mittwoch den 13.3.1996 ins Krankenhaus eingeliefert, weil er über starke Magenschmerzen klagte. Bei Münzer wird eine Blutung im Bauchraum diagnostiziert, die nicht gestillt werden kann. Er wird gegen 19 Uhr operiert, die Blutung kann gestillt werden, doch wacht er aus einem Schockzustand nicht mehr aus. In der Nacht zum Donnerstag stirbt er multifunktionalen Organversagen. Die Todesursache bei Andreas Münzer war laut Obduktionsbericht: Anabole Steroide die als Ursache für Lebertumore anzusehen sind. Die künstlichen Sexualhormone hatten zahlreiche tischtennisgroße Geschwulste in der Leber hervorgerufen, sogenannte Adenome, wie sie von anderen Anabolikatoten bekannt sind. Hinzu kam eine akute Vergiftung. Vermutlich Folge eines Aufputschmittels. Als die Tumore das Gewebe ganz zerstört hatten, kapitulierten weitere innere Organe.
Nach Schätzungen nehmen in Deutschland rund 100.000 Menschen Dopingmittel, 10.000 davon in extrem hohen Dosierungen. Statistisch erfasst sind 100 totgedopte Kraftsportler in Deutschland, auf über 600 schätzen jedoch Insider wie der Heidelberger Dopingexperte Werner Franke die Zahl der Dopingtoten bisher. Für einige Insider sind Anabolika längst zum Heroin der 90er geworden, über all erhältlich und modern.
Viele Bodybuilder sehen ihre morgendliche Anabolikaration genauso selbstverständlich, wie andere ihren Kaffee zum Frühstück. Wer beim Anabolikahandel erwischt wird hat kaum Folgen zu befürchten, da dieses Delikt nicht unter das Betäubungsmittelgesetz sondern nur unter das Arzneimittelgesetz fällt. In den USA gibt es 700.000 Anabolikakverwender unter den14- bis 18jährigen. In der Schweiz fanden Wissenschaftler heraus, dass 10% der Jugendlichen schon künstliche Hormone probiert haben.
