@ an BunKerFunker
Nun, es geht mir bei meinem Vorschlag einzig darum, mal ein klares Zeichen dafür zu setzen, dass die Nachkriegsgeneration relativ wenig für das kann, was anno dazumal abgelaufen ist.
Ich habe mir im Leben leider schon oft anhören müssen, dass ich mich für meine mütterliche Abstammung schämen gefälligst soll. Im vergangenen Herbst hat mich ein älterer Herr als "Nazuihure" beschimpft, weil ich damals übers Wochenende einen Bekannten in Deutschland besuchen ging.
Da ich von Berufes wegen viel mit religiösen Gruppen zu tun habe, komme ich ab und zu auch mit jüdischen Gemeinschaften zusammen. So krass wie im oben genannten Fall bin ich zwar noch nie beschimpft worden. Aber man hat mich schon des öfteres spüren lassen, dass ich mich den Fehlern des Dritten Reiches zu bekennen hätte.
Das ödet mich an, denn erstes bin ich in einem Land aufgewachsen, dass mit dem Krieg nichts zu tun hatte und zweitens in einer Zeit, als der Holocaust längst Geschichte schrieb.
Darum bin ich schon der Meinung, dass in der Schuldfrage diferenzierter zwischen den wirklich Verantwortlichen und den nachfolgenden, unbeteiligten und damit nicht haftbaren Generationen unterschieden werden sollte.
An den Verbrechen, die im Dritten Reich an wem auch immer verübt wurden, trage ich persönlich keine Schuld. Und doch wird verlangt, dass meine Bank, meine Versicherung, mein früherer Arbeitgeber, die Firma meines Bruders usw. Wiedergutmachung an irgendwelche Nachkommen von Zwangsarbeiters zahlt, die selber mit dem Krieg auch nie etwas tu tun hatten, aber im Sinne einer kollektiven Wiedergutmachung profitieren sollen.
Das ist für mich sehr schwer zu verstehen. Auch, weil man sich mit Geld nach meinem Dafürhalten nicht von Schuld reinwaschen kann.
Kommt hinzu, dass von den Wiedergutmachungsgeldern, die inzwischen von Schweizer Banken und Versicherungen an irgendwelche ehemaligen KZ-Insassen ausbezahlt wurden, ein schöner Anteil bereits in irgend welchen dunklen Kanälen versickert ist. Es sind somit nicht nur Staranwälte wie Ed Feagan, die sich am Schicksal ehemaliger Zwangsarbeiter und Deportierter gesund stossen, dazu gehören korrupte Hilfswerke in Osteuropa, die als Vermittler aufgetreten sind und denen die Auszahlung der Wiedergutmachungsgelder obliegt.
Angsichts dessen muss man mir schon das Recht zugestehen, dass ich hinter den Schrei nach Wiedergutmachung ein ganz grosses Fragezeichen setze.
mfg
Bea