[Fiction] Aus Freund wird Feind

Obawan

seit ihrem 9. Lebensjahr heimlich in Obi-Wan verli
So...mir wollte mal wieder was aus dem Kopf ^^

-würde mich über ein oder zwei feedbacks ganz dolle freuen:D
-ansonsten viel Spaß beim Lesen
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Personen:
Obi-Wan Kenobi, Qui Gon Jinn
Zeit: während OWs Padawanzeit (genauer: 41 VSY)
Genre: Actionabenteuer
Kurzbeschreibung: Obi-Wan Kenobi und Qui Gon Jinn werden auf eine Mission geschickt, die ihre Freundschaft auf eine harte Probe stellen wird.

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Aus Freund wird Feind

Prolog


Mit einem wütenden Summen erwachte die grüne Klinge zum Leben. Sofort schreckte er aus seinem leichten Dämmerschlaf hoch. Es dauerte keine Sekunde, bis er auf den Beinen war und doch war er zu langsam.
Das grüne Lichtschwert berührte seinen Hals und markierte so den tödlichen Treffer.
„Du musst dich konzentrieren, Padawan.“ Qui Gon deaktivierte sein Laserschwert und ließ sich wieder auf die Knie nieder. „Du bündelst die Macht, aber du lässt dich nicht hineinfallen. Ändere das.“ sagte er schlicht und ignorierte den bleiernen Mantel, den die Müdigkeit über sie beide legte und ihre Sinne trübte.
Sein Meister sprach leise, doch Obi-Wan hatte ihn verstanden- eher durch die Lektion mit dem Trainingsschwert als durch seine Worte. Vorsichtig berührte er seinen Hals. Die Haut glühte und brannte furchtbar von den vielen Treffern, die sein Meister im Verlauf der letzten Tage gelandet hatte.
Er hatte schon früher Trainingseinheiten absolviert, in denen es darum ging, auch unter Schlafentzug noch kämpfen zu können, doch Qui Gon hatte alldem die Krone aufgesetzt. Nicht nur, dass die beiden seit mehr als drei Tagen nicht geschlafen hatten- sie aßen und tranken auch nichts. Qui Gon hatte ihm gesagt, dass ihn das hier auf Situationen vorbereiten sollte, die im Laufe seines Lebens auf ihn zukommen könnten. Doch er bezweifelte stark, dass er jemals in solch eine Lage kommen würde.
Im Gegensatz zu Übungen solcher Art wie Meister Yoda sie mit den Jünglingen durchführte, durfte Obi-Wan sich nicht ablenken um dem Einschlafen zu entgehen. Er musste es allein durch seine Willenskraft und entsprechende Konzentration schaffen.
Wenn man in Bewegung war, konnte man praktisch gar nicht einschlafen. Es erforderte zwar mehr Konzentration, müde zu kämpfen, doch Obi-Wan hatte das Gefühl, einen Kampf im Vergleich hierzu jetzt mühelos überstehen zu können.
Meister und Padawan saßen mit geschlossenen Augen in der Mitte eines abgedunkelten Raumes. Langsame und sanfte Sphärenklänge erfüllten die Luft und lullten Obi-Wan immer wieder ein.
Seine einfache Aufgabe bestand darin, wachzubleiben. Unter diesen Umständen war das allerdings alles andere als einfach.
Qui Gon spürte jedes Mal, wenn Obi-Wans Konzentration auch nur einen winzigen Moment lang nachließ und er einnickte. Dann griff er ihn ohne Vorwarnung an und berührte ihn mit dem Trainingsschwert an Hals oder Brust, was einen tödlichen Treffer markierte und so automatisch den Kampf beendete. Die Macht warnte den jungen Padawan zwar immer, doch er schaffte es nie, rechtzeitig zu reagieren.
Diese Lernmethode war simpel und funktionierte, genauso wie Qui Gon es bevorzugte.
„Meister, wie lange werden wir das hier noch tun?“ Obi-Wans Hals fühlte sich langsam an wie ein rohes Stück Fleisch und er hatte Durst, von seinem knurrenden Magen ganz zu schweigen.
„Bis du es schaffst, meinen Angriff abzuwehren und einen Gegentreffer zu landen.“ war Qui Gons leise Antwort. Sein Padawan seufzte innerlich. Bevor das geschehen würde, war er wahrscheinlich alt genug für die Prüfungen. Er rief die Macht, um sich wachzuhalten. Dieses Mal stellte er sie sich nicht wie sonst als warmes goldenes Licht vor, sondern wie einen grauen heftigen Sturm. Ihm war langsam jedes Mittel recht um nicht einzuschlafen.
Er wusste, dass er einen Weg finden musste, seinen Meister zu überrumpeln. Dieser griff ihn nur an, wenn er einschlief. Doch Obi-Wan war aufgefallen, dass Qui Gon sofort reagierte, wenn seine Konzentration auch nur ein wenig an Intensität verlor. Wenn er also vortäuschte, einzuschlafen und sich auf dem schmalen Grat zwischen der Realität und seiner Traumwelt halten könnte, müsste er sich rechtzeitig verteidigen können.
Langsam, beinahe wie durch Zufall, ließ er die Macht davongleiten
-und spürte sofort Qui Gons Aktion. Blitzschnell griff er nach seinem Laserschwert, das neben ihm auf dem Boden gelegen hatte und fing den Hieb seines Meisters ab, bevor er ihm schaden konnte.
Schnell waren beide auf den Beinen. Obi-Wan gab sich Mühe, seine Atemfrequenz zu verringern und sich rasch zu beruhigen. Es war jetzt wichtig, nicht den Kopf zu verlieren, sondern ruhig und besonnen zu handeln. Wenn er seinen Meister überstürzt angriff, um den Kampf schnellstmöglich zu beenden, würde er nur das Gegenteil erreichen und ihre kleine Übung würde in die nächste Runde gehen.
Quälende Minuten vergingen, in denen sich die beiden nur mit gezogenen Lichtschwertern gegenüberstanden. Immer wieder hatte sein Meister ihn für seine Ungeduld kritisiert, jetzt wusste er auch, warum. Es kostete Obi-Wans gesamte Willenskraft, einfach abzuwarten und dabei trotzdem wachsam zu bleiben. Man konnte bei seinem Meister kaum abschätzen, welche Strategie er wählen würde. Stundenlanges Verharren war genauso wahrscheinlich wie ein schneller Überraschungsangriff.
Obi-Wan entschied sich schließlich für ein Täuschungsmanöver. Auch Qui Gon war müde und erschöpft, vielleicht funktionierte es ja. Er schlug einhändig nach den Beinen seines Gegners, nutzte den Schwung aus, drehte sich und griff dann beidhändig von oben an. Durch diese schnelle Attacke von mehreren Seiten hatte Obi-Wan es seinem Meister schwer gemacht, einen Rhythmus im Kampf zu finden, sodass er seine Schnelligkeit und seine Kraft nicht optimal einsetzen konnte.
Bald hatte er Qui Gon in eine Ecke getrieben, doch dieser gab sich nicht so einfach geschlagen. Sein Gesicht zeigte keinerlei Gefühlsregung, nur vollste Konzentration.
Obi-Wan bemerkte, dass er müde wurde- viel zu schnell für seinen Geschmack. Der Mangel an Schlaf, Nahrung und Wasser wirkten sich merklich aus. Er rief die Macht zur Hilfe und ließ sich in sie hineinfallen. Plötzlich spürte er seine Müdigkeit kaum noch. Sie war zu einem unwichtigen Faktor geworden, der ihn kaum beeinflusste. Sein Hunger und sein Durst waren ebenfalls fast verschwunden, genauso wie das unangenehme Brennen an seinem Hals. Es gab nur noch ihn und die Macht. Seine Bewegungen wurden wieder schneller, seine Angriffe kamen kraftvoller und präziser. Dann konnte er auf einmal deutliche Schwingungen in der Macht wahrnehmen, spürte das Ereignis bevor es geschah. Etwas war vor der Tür, jemand würde hereinkommen, doch das war jetzt nicht von Relevanz, er musste nicht darauf achten.
'Ein Kampf findet im Kopf statt'
Erst jetzt erkannte Obi-Wan die Weisheit in den Worten seines Meisters. Kurz darauf öffnete sich die Tür. Das Geräusch lenkte Qui Gon nur für den Bruchteil einer Sekunde lang ab. Dadurch sah er den Hieb nicht, den Obi-Wan genau in diesem Augenblick gegen seine Brust richtete.
Erleichterung durchflutete den Padawan. Es war ein tödlicher Treffer gewesen, den er angedeutet hatte. Der Kampf war vorbei.
„Verloren du hast, Qui Gon.“ sagte eine heiter klingende Stimme. Erst jetzt bemerkte Obi-Wan, wer der Besucher war, dem er seinen Erfolg verdankte. Auf seinen Stock gestützt, kam Meister Yoda in den Raum geschritten. Obi-Wan deaktivierte sein Lichtschwert und hängte es wieder an seinen Gürtel. Anschließend verbeugte er sich respektvoll. Sein Meister tat es ihm nach.
„Stark in der Macht du geworden bist, junger Obi-Wan.“ sagte Yoda in beiläufigem Ton.
„Leider gelingt es mir noch nicht allzu häufig, die Macht so effizient zu nutzen.“ sagte Obi-Wan.
„Seine Selbstwahrnehmung ist durch Bescheidenheit getrübt. Er sieht seine eigenen Fortschritte oft nicht. Er tritt in letzter Zeit immer häufiger in Verbindung mit der lebendigen Macht. Ich bin zuversichtlich, dass er sie schon bald beherrschen wird.“ Mit diesen Worten legte sein Meister ihm eine Hand auf die Schulter. Diese freundschaftliche Berührung bedeutete Obi-Wan mehr als tausend Worte es gekonnt hätten.
„Was verschafft uns die Ehre eures Besuches?“ fragte Qui Gon, während sie zusammen hinaus gingen.
„Tagelang ihr ward in diesem Raum. Nachsehen ich wollte, ob eingeschlafen ihr seid.“ Meister Yoda ließ ein Glucksen hören, an das sich Obi-Wan noch aus seiner Zeit als sehr junger Padawan erinnern konnte.
„Ich habe eine Extremsituation mit meinem Padawan trainiert. Das nächste Mal werde ich euch vorher davon in Kenntnis setzen.“
Erfreut bemerkte Obi-Wan, dass sie den Weg zum Speisesaal einschlugen. Im Moment übertraf nur sein Durst seinen Hunger und die Müdigkeit noch.
„Einen Hang zu Extremsituationen schon immer du hattest.“ bemerkte der kleine Meister amüsiert. Sie waren stehen geblieben. Obi-Wan wollte nicht ungeduldig erscheinen, konnte sich aber sehnsüchtige Blicke in Richtung Speisesaal nicht verkneifen. „Du kannst etwas essen gehen, wenn du möchtest, Obi-Wan.“ sagte Qui Gon, ohne seinen Padawan dabei anzusehen.
„Ich kann auch noch warten, Meister.“ sagte er pflichtbewusst, doch Qui Gons Blick machte ihm klar, dass er einen Moment mit Yoda allein sprechen wollte. Deswegen verbeugte er sich kurz und entfernte sich dann so schnell es ging, ohne dabei zu rennen. Er fand den Speisesaal leer vor, seinem Gefühl nach musste es irgendwann spät in der Nacht sein. Die Essensausgabe war längst vorbei, doch er bediente sich an dem leichten Gebäck und dem fruchtigen Tee, der ständig für die Padawane im Tempel bereit stand. Er zwang sich dazu, langsam zu essen und zu trinken, denn er wusste, dass es ihm nicht bekommen würde, wenn er jetzt zu schnell zu viel zu sich nahm.
Vor dem Speisesaal unterhielten sich derweil Yoda und Qui Gon. „Euer Besuch hatte doch nicht nur den Grund, sich nach unserem Wohlbefinden zu erkundigen, nicht wahr?“
„Eine Mission der Rat für euch hat.“ Qui Gon war erstaunt über diese Nachricht, aber auch froh. Sie waren schon längere Zeit im Tempel und langsam aber sicher wurde es seinem Padawan ohne seine Freunde langweilig. „Wieso wurden wir dafür nicht vor den Rat bestellt?“ wollte Qui Gon wissen. „Es ist nachts, Meister Qui Gon. Auch der Hohe Rat der Jedi schlafen einmal er muss.“ Er gab wieder dieses Glucksen von sich, wurde dann aber schnell wieder ernst.
„Die Lage ernst ist, bei Sonnenaufgang ihr aufbrechen müsst.“ Qui Gon warf einen Blick auf das große Chronometer in der Halle und war im nächsten Moment alles andere als erbaut. „Das ist in weniger als 3 Stunden Meister. Mein Padawan und ich brauchen nach unserer letzten Übung ein wenig Ruhe.“
„Auf der Reise ausruhen ihr euch könnt. Das einzige Jediteam, das verfügbar ist, ihr seid. Nicht länger warten die Situation auf Pavlin 4 kann.“
 
Zuletzt bearbeitet:
Liest sich gut und recht angenehm. Und das, obwohl ich normalerweise kein großer FF-Freund bin. Tatsächlich liest es sich sogar interessanter als die meisten EU-Bücher, da der Stil flotter und einfacher ist (nicht falsch verstehen. Einfach ist in diesem Zusammenhang gut gemeint).
 
Flockig, leichte Lektüre, die sich schön runterlesen lässt.
Wenn du noch mehr schreibst, werde ich das lesen.

Liest sich gut und recht angenehm. Und das, obwohl ich normalerweise kein großer FF-Freund bin. Tatsächlich liest es sich sogar interessanter als die meisten EU-Bücher, da der Stil flotter und einfacher ist (nicht falsch verstehen. Einfach ist in diesem Zusammenhang gut gemeint).

Vielen Dank für die Reviews =D (ich freu mich immer riesig über jede Kenntnisnahme und/oder Meinung)

Ich schreibe auf jeden Fall weiter...nur ein bisschen Geduld (ca. ne woche):D:D
 
hier das erste kapitel:braue

wie immer würde ich mich über kommentare freuen:kaw:

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Aufbruch

Noch bevor der erste Jedi für seine morgendliche Meditation im Saal der Tausend Quellen erschienen war, waren sie bereits mit gepackten Sachen aufgebrochen. Obi-Wan hatte nicht mal die Zeit gefunden, um vor ihrer Abreise auf der Krankenstation des Jedi-Tempels vorbeizuschauen. Also musste er mit den Verbrennungen an Hals und Nacken leben. Schließlich wollte er das Bacta, dass ein Jedi in seinem Survival-Pack immer bei sich hatte, nicht verschwenden. Er wusste nicht, ob er es auf seiner Mission für ernstere Verletzungen brauchen würde. Doch im Moment hatte er mit einem größeren Problem zu kämpfen.
Seine Konzentration floss so unaufhaltsam davon wie ein reißender Fluss. Sein Allgemeinbefinden war mittlerweile an einem Punkt angelangt, der weit unterhalb von 'unbehaglich' lag. Ihm war heiß und sein Körper verlangte immernoch lautstark nach Nahrung.
„Es steht mir nicht zu, Meister Yoda zu kritisieren, aber hätte er nicht einen Flug aussuchen können, der ein kleines bisschen komfortabler gewesen wäre? Ich weiß, dass ein Jedi sich nicht mit Luxus umgeben sollte, aber ein wenig mehr Beinfreiheit wäre doch nicht zu viel verlangt gewesen, oder?“
Ausnahmsweise erwiderte Qui Gon nicht sofort etwas auf diesen kleinen Ausfall seines Padawans. Er war gerade vorrangig damit beschäftigt, seine langen Beine irgendwie zwischen sich und den Sitz vor ihm zu bekommen.
Obi-Wan selbst hingegen hatte es aufgegeben, so etwas wie eine bequeme Sitzposition finden zu wollen. Er begnügte sich damit, unruhig auf seinem viel zu kleinen und kaputten Sitz hin- und herzurutschen.
„Wir mussten den ersten Flug nehmen und außerdem konnte niemand ahnen, dass dieses Schiff ein wenig älter und anscheinend vorrangig für den Transport von Aruzanern ausgelegt ist.“ Aruzaner waren kleinwüchsige Bewohner des Planeten Aruza.
„Ein wenig älter?“ echote Obi-Wan. „Diese Klapperkiste war wahrscheinlich schon in der Luft, als Meister Yodas Eltern noch in den Windeln gelegen haben.“
Qui Gon warf seinem Schüler einen tadelnden Blick zu. „Vielleicht solltest du dich ein bisschen weniger mit deinem Freund Garen Muln umgeben, wenn du dazu neigst, seine Sprechweise anzunehmen.“ Obi-Wan wurde rot. „Entschuldigung, Meister.“
Garen war neben der Moncalamari Bant Eerin Obi-Wans bester Freund im Tempel und hatte sich erst vor ein paar Monaten durch seine außergewöhnlichen Fähigkeiten als Pilot für ein neues Programm der Jedi qualifiziert. Der Umgang mit den Raumpiloten hatte sich auch auf seine Ausdrucksweise ausgewirkt.
„Du bist müde und gereizt. Das ist keine Schande, aber du solltest damit umzugehen wissen und dich stets höflich ausdrücken. Wählst du die falschen Worte, können deine Absichten schnell missverstanden werden. Das gesprochene Wort kann eine viel mächtigere Waffe sein, als dein Laserschwert.“ Obi-Wan nickte nur. „Ich verstehe, Meister.“
Obwohl er seinen Schüler zurechtgewiesen hatte, musste Qui Gon sich eingestehen, dass er ähnliche Gedanken hatte. Als sie vor ungefähr einer halben Stunde auf einer der tiefer gelegenen Ebenen von Coruscant ihr Schiff zum ersten Mal gesehen hatten, hatte er eine böse Vorahnung bezüglich des Komforts gehabt. Und als sie nach dem Kauf der Karten für einen Direktflug nach Pavlin 4 in den Passagierraum geführt worden waren, hatten sich seine Vorahnungen mehr als nur bestätigt.
Es gab keine einzelnen Kabinen, sondern blockartig angeordnete Sitzreihen, von denen man entgegen jeder Vernunft so viele wie nur irgend möglich angebracht hatte. Von einem Sitz zum nächsten war kaum mehr als eine Ellenbogenlänge Platz, was für den 16-jährigen Obi-Wan schon ein Problem darstellte. Für Qui Gon, mit seiner für einen Menschen doch recht stattlichen Größe, machte dieser Umstand ein normales Sitzen jedoch unmöglich. Er musste auf der schmalen Sitzfläche so weit wie möglich nach hinten rutschen und gleichzeitig die Knie zur Brust ziehen, um überhaupt ein wenig Platz zu finden.
Zu den unbequemen und größtenteils kaputten Sitzgelegenheiten gesellten sich das Zwielicht, das in diesem Teil des Schiffs herrschte und die Gesellschaft, in der sie sich auf diesem Flug befanden. Die war- wenn das überhaupt möglich war- noch undurchsichtiger als die Sichtfenster ihres Raumschiffs.
Neben ein paar einzelnen Angehörigen bekannter Rassen bestand das Klientel hier vorrangig aus Furcht erregenden Whipiden und grobschlächtigen Gamorreanern. Erstere waren große fellbedeckte Zweibeiner, die Gesetzesverstößen jeglicher Art nicht unbedingt abgeneigt gegenüber standen. Sie waren häufig als Raumpiraten unterwegs, wurden aber auch von verschiedensten Verbrechern gern „für das Grobe“ eingestellt.
Der Ruf der massigen Gamorreaner war nicht besser- die grünhäutigen behornten Wesen waren überall für ihren Hang zur Gewalt bekannt.
Nicht nur den Jedi machte die unkomfortable Unterbringung in diesem Flieger zu schaffen. Qui Gon spürte den Unwillen aller Anwesenden, sich stundenlang wie Vieh in diesem Flieger zusammenpferchen zu lassen. Doch die deutlichste Unruhe konnte er bei dem jungen Mann neben sich spüren, der sich gerade umständlich aus seinem warmen Reisemantel schälte. Dabei stieß er versehentlich mit dem Ellenbogen gegen den Fluggast, der auf der anderen Seite neben ihm saß.
Bevor der junge Jedi sich entschuldigen konnte, befand er sich in der unangenehmsten Lage, in die man sich auf diesem Transporter überhaupt bringen konnte. Ein Whipide hatte ihn am Kragen gepackt und redete lautstark in seiner Muttersprache auf ihn ein, während seine Hand zu seinem Gürtel wanderte. Zweifellos, um eine Waffe zu ziehen. Whipiden waren nicht gerade dafür bekannt, Konflikte mit Worten zu regeln.
Blitzschnell griff Qui Gon über die Schulter seines Schülers und packte den fellbewachsenen Arm, der Obi-Wan festhielt. Er rief die Macht und ließ sie über seinen Arm durch den Whipiden fließen. Dabei blickte Qui Gon dem Wesen fest in die Augen und befahl ihm stumm, den Jungen loszulassen. Und als ob man einen Schalter umgelegt hatte, lockerte der Whipide plötzlich seinen Griff um Obi-Wans Hals und ließ ihn schließlich ganz los um sich mit ausdruckslosem Blick am Kopf zu kratzen und dann wieder umzudrehen.
Obi-Wan spürte, wie die Anspannung von ihm abfiel. Qui Gon hatte den Geist seines Angreifers manipuliert. „Danke, Meister.“ flüsterte der Padawan und fuhr sich kurz mit der Hand über seinen Hals.
„Keine Ursache. Die Gemüter kochen bei solch angenehmen Reisebedingungen gerne mal über.“ sagte Qui Gon milde lächelnd.
„Wie lange werden wir unterwegs sein, Meister?“ Doch Qui Gon blieb Obi-Wan eine Antwort schuldig und sah sich aufmerksam, aber doch unauffällig um. „Ich möchte mich hier nur ungern offen unterhalten. Wir reden nach dem Start auf dem Gang.“
Obi-Wan nickte nur und versuchte, ein Knurren seines Magens durch ein Husten zu übertönen. In unmittelbarer Umgebung so vieler zwielichtiger Gestalten war es natürlich nicht klug, über ihre Mission oder auch nur ihren Zielplaneten Pavlin 4 zu sprechen.
Nach einem holprigen Start und einem noch holprigeren Sprung in den Hyperraum war es den Passagieren endlich gestattet, von ihren Sitzen aufzustehen und sich in dem kleinen Schiff zu bewegen. Nachdem die beiden Jedi sich an ein paar streitenden Gamorreanern vorbeigedrängt hatten, suchten sie sich eine halbwegs ruhige Ecke, in der sie sich unterhalten konnten.
Obi-Wan zog seinen Reisemantel wieder über und hielt unauffällig Ausschau nach etwas Essbarem. Seine Augen brannten vor Müdigkeit und in seinem Innern tobte immernoch eine Unruhe, die von dem Schlafentzug hervorgerufen wurde. Mittlerweile hatte er bereits den Punkt erreicht, an dem er sich gar nicht mehr müde fühlte. Dennoch wusste er, dass sein Körper dringend Ruhe brauchte.
Er tat es seinem Meister nach und zog die Kapuze über den Kopf. Unauffällig reichte Qui Gon ihm einen kleinen Datenchip, den er rasch in eine Innentasche seiner Tunika gleiten ließ.
„Am besten siehst du dir die näheren Informationen über Pavlin 4 und unsere Mission kurz nach unserer Landung an. Hier ist es immernoch zu riskant. In ungefähr 5 Stunden sollten wir landen, hältst du so lange durch?“ Qui Gons Stimme war ernst, er erwartete eine ehrliche Antwort. Obi-Wan ging kurz in sich. „Das werde ich, Meister.“ Qui Gon lächelte. Stolz loderte in seiner Brust auf. Man sah ihm die Müdigkeit deutlich an, doch er dachte gar nicht ans Aufgeben.
Obi-Wan wandte sich ab. Die Macht hatte ihm befohlen, sich umzudrehen. Kurz darauf sah er auch, aus welchem Grund.
Eine kleine Gruppe von 5 Whipiden hatte zwei Menschen umkreist. Der Junge war ungefähr in Obi-Wans Alter und hatte noch ein kleines Mädchen dabei, dass sich ängstlich hinter ihm versteckte. Gerade als die Whipiden die Kinder durchsuchen wollten, zog der Junge eine Blasterpistole und richtete sie auf die Angreifer.
„Verschwindet! Lasst uns gefälligst in Ruhe!“ rief er und schob das kleine Mädchen weiter hinter sich. Der große Anführer der Whipiden lachte sich über die Versuche des Jungen, sich zu verteidigen, kaputt.
Als Qui Gon sah, dass Obi-Wan sich in Bewegung setzte, hielt er sich bewusst im Hintergrund. Sein Padawan musste lernen, solche Situationen auch allein zu klären.
„Hey.“ sprach Obi-Wan die Unruhestifter an. Qui Gon schüttelte leicht den Kopf. Zu ungestüm.
„Was willst du denn, Menschlein, hä?“ knurrte der Anführer der Gruppe. „Was haben die beiden euch getan, dass ihr sie so bedrängt?“ fragte der Padawan ruhig und schob sich die Kapuze seines Mantels in den Nacken.
„Gar nichts haben wir ihnen getan! Sie wollen uns ausrauben.“ bellte der Junge. In seinen Augen funkelte große Furcht, aber auch Zorn.
„Dass solltet ihr nicht tun.“ Der Wihipide beugte sich runter zu Obi-Wan, sodass die beiden auf Augenhöhe waren. „Achja? Uns warum nicht? Weil du es mir sagst, Kleiner?“ Er grinste breit und entblößte dabei seine Hauer.
„Nein.“ sagte Obi-Wan milde lächelnd. „Aber wenn ihr euer Vorhaben in die Tat umsetzen wollt, wird der Junge schießen. Wenn er schlecht zielt und euch nicht tötet oder verwundet, wird der Schuss unweigerlich in eine Wand einschlagen. Bei dem Kaliber der Pistole und dem Zustand und Alter des Schiffes würde ich einiges darauf verwetten, dass er ein Loch in die Hülle reißen wird. Ich bezweifle stark, dass die Sicherheitsschleusen hier richtig funktionieren, wodurch sich das Loch in der Außenhülle nicht schließen und uns somit den ganzen Tag verderben wird. Ward ihr schon mal ohne Schutzanzug im freien Raum? Ich nicht und ich würde es auch gerne dabei belassen. Ich bin sicher, ihr straft die Gerüchte über eure Rasse Lügen und werdet nicht so dumm sein und meinen Ratschlag ignorieren.“
Die vorstehende Stirn des Whipiden legte sich in Falten, während Obi-Wan ihm Zeit gab, um über seine Argumente nachzudenken. „Boss, wir könnten ihn uns genauso gut schnappen, wenn er das Schiff verlässt.“
Anscheinend hatte der Angesprochene nur auf ein solches Argument aus seinen Reihen gewartet. „Das sagte ich dir doch bereits! Den Jungen kriegen wir schon noch.“ Er schnaufte ein letztes Mal abwertend in Obi-Wans Richtung und verzog sich mit seinen Kumpanen schließlich in einen anderen Teils des Schiffs.
Als sie endgültig außer Sichtweite waren, trat Obi-Wan näher an den Jungen und das Mädchen heran. „Geht es euch beiden gut?“ erkundigte er sich.
„Ja.“ war die knappe Antwort, als der Junge seinen Blaster wieder unter seinem Oberteil verbarg. Er schaute ihm nicht in die Augen, sondern schob das kleine Mädchen in die entgegengesetzte Richtung und versuchte, dabei so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu erregen.
Obi-Wan legte die Stirn in Falten, als sein Meister zu ihm kam. Irgendetwas war komisch an dem Jungen, doch er wusste nicht genau, was es war. Qui Gon studierte die Miene seines Schülers genau, sagte aber nichts. Wenn Obi-Wan über seine Gedanken sprechen wollte, würde er dass von selbst tun.
„Das hast du eben sehr gut gemacht. Du bist ruhig geblieben und hast durch Argumente überzeugt, und das sogar ohne zu offenbaren, dass du ein Jedi bist. Ich bin stolz auf dich.“
Obi-Wan lächelte müde aber zufrieden. „Das gesprochene Wort kann eine viel mächtigere Waffe sein, als mein Laserschwert.“
Qui Gon nickte.
„Wenn wir ankommen, können wir uns sicher ein paar Stunden ausruhen. Und jetzt besorgen wir dir erst einmal etwas zu essen.“
 
Ankunft​


Die hohen Temperaturen hier machten ihm zu schaffen. Trotz der feuchten Hitze war sein Mund trocken und ein dünner Schweißfilm hatte sich auf seiner Haut gebildet. Aber mittlerweile war Obi-Wan sogar zu müde, um ungeduldig zu sein.
Mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt wartete er ruhig, die Arme verschränkt, in der Schlange am Haupthangar von Pavlin 4. Sie waren vor wenigen Minuten gelandet und man hatte sie angewiesen, auf ihren Transport zum königlichen Palast zu warten.
Da nach 10 Minuten immernoch nichts von der angekündigten Mitfahrgelegenheit zu sehen gewesen war, hatte Qui Gon seinen Padawan zu einem der Hygieneräume geschickt, die jederzeit für Reisende bereit standen.
Ein kalter Schwall Wasser würde dem Jungen sicherlich gut tun, doch das war nicht der vorrangige Grund, weswegen er Obi-Wan weggeschickt hatte. Im Schutz einer kleinen Waschzelle würde er sich mit den Informationen vertraut machen können, die notwendig waren, um ihre Mission anzutreten. Er selbst hatte sie sich im Archiv angesehen, als sie noch auf Coruscant gewesen waren.
Wie für einen Jedi üblich, schaute Qui Gon sich aufmerksam aber unauffällig um.
Als erstes fielen ihm die helle und einladend gestaltete Gegend auf. Man hatte den Haupthangar an einer Hügelkette erbaut, die als natürliche Grenze diente. Der Stein war fast weiß und strahlte in der Sonne regelrecht. Auffallend war, wie penibel in jeder Lebenslage die Verwendung von dunklen Farben vermieden wurde.
Sogar Landgleiter, Lufttaxis und alle möglichen anderen Formen von Vehikeln waren entweder verspiegelt, sodass sie die Farbe der Umgebung hatten, oder in beigen Tönen mit farbigen Markierungen gehalten. Qui Gon war in seinem Leben viel in der Galaxis herumgekommen und er wusste, dass es nichts Ungewöhnliches war, dass sich an einem Raumhafen wie diesem viele verschiedene Spezies begegneten, doch ihre Bekannten aus dem Schiff- die Whipiden und Gamorreaner- wirkten an diesem fast schon idyllischen Ort sonderbar fehl am Platze.
Obi-Wan hatte die 20 Minuten Wartezeit genutzt und war mit geschlossenen Augen in eine leichte Meditation gefallen. Ein verärgert klingendes Glucksen machte ihn darauf aufmerksam, dass er an der Reihe war.
Er vergewisserte sich, dass die Tür hinter ihm auch wirklich verschlossen war und holte dann einen etwa handtellergroßen Holo-Projektor und den Datenchip, den sein Meister ihm auf dem Schiff gegeben hatte, hervor.
Die Leiterin des Jedi-Archivs, Jocasta Nu, hatte aber auch wirklich an alles gedacht.
Rasch bereitete er die Wiedergabe vor und stellte die Lautstärke niedriger. Anschließend legte er das kleine Gerät auf den Rand des kleinen Waschbeckens und krempelte die Ärmel seiner Tunika hoch.
Als er einen schnellen Blick in den Spiegel warf, der genau auf Augenhöhe über dem Waschbecken hing, war er fast ein bisschen erschrocken. Er hatte nicht gewusst, dass er genauso aussah, wie er sich fühlte.
Er stellte das Wasser an und drückte den Knopf, der die Wiedergabe des Datenchips starten würde. Sofort erschien ein miniaturisierter bläulich schimmernder Planet, der um seine eigene Achse rotierte.
?Atmosphäre, wichtigste geologische Merkmale, Naturraumbedingungen, Wirtschaft, Politik, Gesellschaft.? zählte Obi-Wan auf und schöpfte sich mit beiden Händen eiskaltes Wasser ins Gesicht. Sofort begann eine sanfte Computerstimme, die Informationen, die Jocasta Nu zu diesen Themen zusammengestellt hatte, vorzulesen.
?Pavlin 4, befindlich im Mid-Rim. Die Atmosphäre besteht aus einem Sauerstoffgemisch, wobei der Anteil an Sauerstoff höher ist, als bei den anderen Planeten des Pavlin-Systems. Dadurch konnte sich eine reichhaltige Artenvielfalt in Flora und Fauna entwickeln, die vor allem durch Riesenwuchs geprägt ist.
Der Planet ist zu 60% von Wasser bedeckt. Die restlichen 40 % Land gliedern sich in 12 Kontinente und zahlreiche Inseln auf. Der Planetenkern ist noch relativ heiß, wodurch eine rege Plattentektonik zu verzeichnen ist. Häufige Erdbeben und Vulkanismus sind die Folge. Bohrungen haben ergeben, dass die relativ dünne Erdkruste reich an Ionit ist. 80% der Landfläche ist von tropischen Regenwäldern bedeckt.
Das Jahr gliedert sich in Regen- und Trockenzeit. Durchschnittstemperatur: 27°C. Sehr hoher Niederschlag. Bevölkerung: ungefähr eine Milliarde.
Pavlin 4 fördert keinerlei Rohstoffe. Der Planet hat sich aufgrund seines üppigen Naturraumes auf Tourismus spezialisiert, wo auch der größte Teil der Bevölkerung Arbeit findet.
Landwirtschaft ist kaum vorhanden. Nur der kleinste der 12 Kontinente wird vollständig für den Anbau von Nutzpflanzen gebraucht. Da kaum Eigenproduktion vorhanden ist, muss der Großteil der benötigen Güter importiert werden. Infolge dessen besteht eine große Abhängigkeit von der Handelsförderation.
Politisches System: Monarchie mit Thronfolge. Aktueller Herrscher: Königin Tylaa.
Gesellschaftlich besteht ein großer immaterieller Unterschied zwischen den einzelnen Bevölkerungsgeschichten und Familien. Der Status einer Familie hängt davon ab, inwiefern sie mit dem Herrschergeschlecht verwandt oder verschwägert ist.?
Obi-Wan richtete sich wieder auf und legte seine vom Wasser kalten Hände in den Nacken, um die Verbrennungen ein wenig zu kühlen. Er ging die eben erhaltenen Informationen noch einmal im Kopf durch und prägte sie sich genau ein. Dabei trocknete er sich ab und verbarg den Holo-Projektor und den Datenchip wieder sorgfältig unter seinem Gewand.
Auf dem Weg zurück zum Treffpunkt kamen ihm wieder die beiden Menschen in den Sinn, deren Streit mit den Whipiden er auf dem Weg hierher geschlichtet hatte. Er fragte sich schon die ganze Zeit über, wieso ein Halbstarker ganz allein mit einem kleinen Mädchen quer durch die Galaxis reiste. Noch dazu auf solch einem Schiff. Das allein hätte er sich vielleicht noch erklären können, aber was ihm wirklich komisch vorkam, war die Reaktion der beiden. Sie hatten auf ihn sehr verstört gewirkt.
Als er in das hektische Treiben des Raumhafens hinaus trat, vertrieb er diese Gedanken wieder. Jetzt musste er sich auf die vor ihnen liegende Mission konzentrieren.
Als sein Meister in Sicht kam, war Obi-Wan erstaunt, ihn nicht mehr allein vorzufinden. Offenbar war ihr Transporter- ein weiß/silberner Flitzer mit offenem Cockpit- endlich angekommen. Von weitem hatte Obi-Wan gedacht, ihr neuer Begleiter wäre ein Mann, doch bei genauerer Betrachtung stellte er sich eindeutig als weiblich heraus. Er schluckte hart. Diese Frau überragte Qui Gon um gute zehn Zentimeter.
?Darf ich vorstellen. Das ist mein Schüler, Obi-Wan Kenobi. Obi-Wan, dass ist Lanaa. Sie wird uns zum Palast bringen.? sagte Qui Gon. Der Padawan verbeugte sich leicht. Lanaa hingegen ließ ihren Blick zu Obi-Wan huschen und hob abschätzig eine Augenbraue.
?Bleibt der so klein?? fragte sie harsch, obwohl ihre Stimme für ihre Größe doch recht hell klang. Verdutzt schaute Obi-Wan zu seinem Meister, auf dessen Gesicht sich ein kaum wahrnehmbares Grinsen ausbreitete.
?Nach unseren Maßstäben ist er noch nicht ganz ausgewachsen, er wird also hoffentlich noch ein kleines bisschen größer werden.? Man hörte deutlich heraus, wie sehr ihn dieser kleine Kommentar ihrer Führerin amüsierte.
Lanaa hingegen deutete mit einer knappen Geste auf ihren Transporter. ?Steigt ein. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.? Qui Gon überhörte diese Unhöflichkeit und kletterte in das Gefährt.
Der Weg zum Palast war kurz, hinterließ aber einen bleibenden Eindruck. Die Natur auf Pavlin 4 war einfach atemberaubend. Qui Gon wollte Obi-Wan darauf ansprechen, doch der hatte die Augen schon wieder geschlossen und meditierte.
Er hatte in den letzten Tagen einiges von seinem Schüler gefordert und langsam machte er sich Sorgen, ob er ihm vielleicht zu viel zumutete.
Schon bald kam der Palast in Sicht. Die Natur war wunderschön gewesen, aber dieses Anwesen brachte sogar einen Jedi-Meister zum Staunen. Ein riesiger Gebäudekomplex komplett aus weißem Marmor mit umfassenden Gartenanlagen, riesigen Springbrunnen und Höfen. Sie steuerten auf eine Sonnenterrasse zu. Unter ihnen waren kleine Tische und ein Buffet aufgebaut worden. Sie landeten praktisch während der Teestunde.
Obi-Wan holte tief Luft und versuchte anschließend wieder, flacher zu atmen. Er fragte sich, wo dieses leichte Schwindelgefühl plötzlich herkam. Irgendetwas war komisch. Qui Gon schien nichts dergleichen zu spüren- oder er zeigte es einfach nicht.
?Folgt mir.? riss die gelangweilte Stimme von Lanaa sie aus ihren Gedanken. Qui Gon beobachtete seinen Schützling. Obi-Wan schlug die Augen auf und wirkte einen Moment lang, als würde er ohnmächtig werden, bevor er sich zusammen nahm und hinter seinem Meister aus dem Flieger kletterte.
Eine Frau, die so groß war wie Lanaa, kam ihnen hoch erhobenen Hauptes entgegen. Ihre schlanke Silhouette wurde von einem engen, weißen Kleid betont, dass in einer Schleppe endete, die sie über den Boden hinter sich herzog. Ihre Haare waren kunstvoll hoch gesteckt und ein freundliches Lächeln umspielte ihre Lippen. Doch Obi-Wan konnte auch eine gewisse Arroganz in ihren Zügen erkennen, wie sie wohl nur eine geborene Königin aufweisen konnte.
?Willkommen auf Pavlin 4! Ich bin Königin Tylaa.? Sie hielt Qui Gon schwungvoll die Hand unter die Nase, doch er zog es vor, sich zu verbeugen. Obi-Wan tat es ihm nach. ?Es ist uns eine Ehre, euch kennenzulernen. Ich bin Qui Gon Jinn und das ist mein Padawan Obi-Wan Kenobi.?
?Hocherfreut, hocherfreut.? Sie fuchtelte mit der Hand ungeduldig und ohne ihn dabei anzusehen in Obi-Wans Richtung. Dann wandte sie sich ab und forderte die Jedi mit einer entsprechenden Geste auf, ihr zu folgen.
?Ich hoffe, ihr kommt mit euren Atembeschwerden zurecht?!? erkundigte sie sich die Königin in einem Ton, der unmissverständlich machte, dass es sie nicht sonderlich interessierte und sie nur aus Höflichkeit fragte.
?Was hat es mit diesen Beschwerden auf sich, Eure Majestät?? fragte Obi-Wan höflich.
?Euer Körper muss sich erst an den hohen Sauerstoffgehalt unserer Atmosphäre gewöhnen. Leichter Schwindel und Schwierigkeiten beim Atmen sind völlig normal, keine Sorge. Unseren Erfahrungen zufolge wird der Körper nach ein paar Tagen sogar etwas leistungsfähiger als unter normalen Umständen.?
Sie waren stehen geblieben. Obi-Wan musste sich am Geländer neben ihm abstützen. Die pralle Sonne tat ihm bei seinen Kreislaufbeschwerden nicht gerade gut. Er versuchte jetzt voll und ganz, sich darauf zu konzentrieren, seinen Körper wieder unter Kontrolle zu bringen.
?Es war eine lange Reise, würdet ihr uns freundlicherweise ein Quartier zur Verfügung stellen? Wir würden uns gerne etwas ausruhen.? sagte Qui Gon nach einem schnellen Seitenblick auf seinen Padawan.
?Aber die Lage ist ernst, Meister Jinn. Ich hatte gedacht, ihr würdet sofort mit euren Nachforschungen beginnen.?
?Ausgeruht und bei Kräften werden wir wesentlich schneller das gewünschte Ziel erreichen, Majestät. Außerdem wäre es uns eine Freude, den Aufenthalt in eurem wundervollen Palast noch ein wenig länger genießen zu können.?
Anscheinend verfehlten Qui Gons Worte ihre Wirkung nicht und die Königin fühlte sich sichtlich geschmeichelt.
?Lanaa!? rief sie und sofort trabte die schlecht gelaunte Dienerin an.
?Lass ein Zimmer im Westflügel für unsere Gäste herrichten und Speisen und Getränke hinauf bringen.? Lanaa verbeugte sich tief und eilte davon, um den Wünschen der Königin sofort nachzukommen.
?Ihr müsst mich entschuldigen, ich habe eine wichtige Besprechung. Wenn ihr Hilfe braucht, Lanaa wird euch zur Verfügung stehen.? Damit rauschte sie davon.
Qui Gon stellte sich neben seinen Schüler, der den Blick zwar auf die Landschaft gerichtet hatte, die sich unter ihm erstreckte, sie aber nicht wirklich zu sehen schien.
?Geht es?? fragte er leise.
?Es muss gehen.? war die knappe Antwort.
 
Die Mission​
Ein leises Flüstern, nicht mehr als eine sanfte Berührung seines Geistes. Es war, als ob der Wind an einem lauen Sommertag über seine Haut streifen würde und die feinen Härchen auf seinem Arm sich aufstellten und er eine Gänsehaut bekäme.
Der Impuls war kaum wahrnehmbar und doch wachte Obi-Wan davon auf. Mit einer gewaltigen Willensanstrengung setzte er sich im Bett auf und rieb sich die Augen. Am liebsten wäre er sofort wieder eingeschlafen.
Als sein Blick auf das mit Seide bezogene Bett fiel, in dem er saß, kamen verschwommene Erinnerungen wieder hoch. Schwindel und totale Erschöpfung hatten sein Gedächtnis getrübt.
Obi-Wan erinnerte sich daran, dass man ihnen ihr Zimmer gezeigt hatte. Trotz oder gerade wegen seiner Müdigkeit hatte er sich nur wichtige Details für eine eventuell erforderliche Flucht eingeprägt, so wie Qui Gon es ihm beigebracht hatte.
'Das muss automatisch bei jedem neuen Ort geschehen, an den du kommst.'
Er lächelte, es funktionierte offenbar schon automatisch.
Wenige schlaftrunkene Blicke hatten gereicht, um sich die doppelte Code-Sicherung der Tür einzuprägen, den Abstand vom Eingang bis zu den beiden Fenstern, die Durchgangstür zu Qui Gons Zimmer, sogar den Bodenbelag hatte er im Kopf gespeichert.
Er wusste noch, dass er sich aufs Bett geworfen hatte und fast augenblicklich eingeschlafen war. Jetzt fiel ihm erst auf, wie wunderschön der riesige Raum eingerichtet worden war.
Das mit Seide bezogene Bett war nur eine der vielen Annehmlichkeiten, die er hier genießen durfte. Die großen Fenster ließen viel Licht ins Zimmer, das sich an den gläsernen Kronleuchtern brach und wundervolle Farbenspiele an die kalkweißen Wände warf. Die Möbel waren aus hellem Holz und insgesamt konnte man das Zimmer nicht anders als 'stimmig' bezeichnen. Das war es wohl, das Bant immer meinte, wenn sie von stilvoller Einrichtung sprach.
Er folgte den natürlichen Mustern im Holzboden mit den Augen und sah, dass Qui Gons Tür nur angelehnt war. Rasch wanderte sein Blick zum Fenster. „Ich habe euch nicht bemerkt, Meister.“ sagte er und schlug die Beine über die Bettkante.
Der Angesprochene drehte sich um und deutete dann auf seine Kleidung. Seine dunkelbraune Jedirobe war verschwunden, stattdessen trug er nur die helle Standardbekleidung. „Ich habe versucht, mich meiner Umgebung anzupassen. Der Hang der Bewohner dieses Planeten zu hellen Farben ist offensichtlich.“ Er schmunzelte. „Etwas an deiner Aussage eben war nicht richtig, Obi-Wan. Du sagtest, dass du mich nicht bemerkt hast.“ Obi-Wan nickte. „Wovon bist du dann aufgewacht?“ Es dämmerte dem jungen Jedi. „Ihr ward das?“ Qui Gon hatte seinen Geist mit der Macht berührt und ihn so geweckt.
„Du reagierst schon auf viel schwächere Reize, als früher.“
Obi-Wan schaute seinen Meister verdutzt an. „Ihr habt das schon früher gemacht?“
„Nicht allzu häufig und jetzt steh bitte auf. Wir haben viel zu tun und noch dazu eine unangenehme Reise vor uns.“
Obi-Wan stand auf und sah sich nach seinem Rucksack um. Da er in seinen normalen Sachen geschlafen hatte, würde er seine Ersatzkleidung anziehen müssen. Die war nicht nur viel dünner und leichter, was das hiesige Klima erträglicher machen würde, sondern auch heller, wodurch er sich dem hellen Hintergrund, der hier überall gegeben war, gut anpassen würde. „Wie lange habe ich geschlafen?“ fragte er und folgte Qui Gons kurzem Fingerzeig in den Hygieneraum, der in sein Zimmer integriert war.
„Die Zeitrechnung auf diesem Planeten ist kompliziert, da ein Tag hier viel länger dauert als auf Coruscant, aber ich schätze, es waren ungefähr 12 Standardstunden. Zumindest habe ich dich träumen gehört.“ Obi-Wan legte seine Sachen ab und stieg in die geräumige Dusche, während Qui Gon an der Tür wartete.
„Habe ich im Schlaf geredet?“ er erinnerte sich nicht mehr, überhaupt etwas geträumt zu haben.
„Etwas Unverständliches. Durch eine Tür hört man nicht allzu gut. Wie fühlst du dich? Besser als gestern, hoffe ich.“
Genau in diesem Moment keuchte Obi-Wan unter dem eisigen Wasserstrahl auf.
„Kaltes Wasser ist auf diesem Planeten ein Privileg, du solltest es genießen.“ grinste Qui Gon nur.
„Jedenfalls bin ich jetzt wieder wach.“
Obwohl er sich nur langsam an die Wassertemperatur gewöhnte, musste er zugeben, dass die Dusche belebend auf ihn wirkte.
Ob es nun die Verbrennungen an seinem Hals oder sein Hungergefühl waren, alles, was ihm gestern noch unerträglich vorgekommen war, sah nach ein paar Stunden Schlaf längst nicht mehr so schlimm aus.
„Ich weiß, dass wir sehr übereilt vom Tempel aus aufgebrochen sind, aber ich würde jetzt doch gerne erfahren, wie unsere Mission hier überhaupt aussieht.“ sagte er, als er aus der Dusche stieg, sich abtrocknete und seine neuen Sachen anzog.
Sein Meister räusperte sich. „Du musst wissen, dass Pavlin 4 Mitglied der Republik ist. Doch seit Königin Tylaa an der Macht ist, hat sie keinen Vertreter mehr für den Senat bestimmt.“
„Aber ich dachte, so etwas ist gar nicht möglich. Wie will Pavlin 4 in der Galaxis mitbestimmen können, wenn es keinen offiziellen Sprecher gibt?“ fragte Obi-Wan.
„Keinen Senator nach Coruscant zu schicken, ist durchaus legitim. Pavlin 4 hält sich vorwiegend aus den Angelegenheiten der intergalaktischen Poltik heraus. Die Königin interessiert nur, wie viele Touristen auf ihrem Planeten absteigen, mehr nicht. Doch wenn es um Gleichberechtigung geht, ist es dem Kanzler unangenehm, keinen Vertreter von Pavlin 4 vorweisen zu können. Es schmälert den scheinbaren Grad der Demokratie und das wäre ungünstig für die anstehenden Wahlen, verstehst du? Also hat der Kanzler die Gelegenheit beim Schopf gepackt und Königin Tylaa die Hilfe der Jedi unter der Bedingung versprochen, dass sie einen Abgesandten nach Coruscant schickt.“
„Aber das ist Erpressung.“ wandte er ein. Wieder einmal war er erstaunt, wie hohe Wellen Politik schlagen konnte.
„Du wirst noch lernen, dass bei Politikern das Wort 'Erpressung' nicht dieselbe Bedeutung hat, wie bei den Jedi.“
„Aber wir sind nicht dazu da, irgendwelche Planeten dazu zu zwingen, Abgeordnete zu stellen.“
„Der Rat hat eine offizielle Anfrage von Pavlin 4 erhalten. Der Kanzler weiß nur wie kein anderer, Pflicht mit Nützlichem zu verbinden.“
„Worum ging es in dieser Anfrage?“ Sie begaben sich zusammen in Obi-Wans Zimmer, wo er sich an den kleinen Tisch zwischen den beiden Fenstern setzte und begann, die köstlichen Früchte zu essen, die man ihm als Frühstück aufs Zimmer gebracht hatte.
„Du weißt von der großen Abhängigkeit dieses Planeten von der Handelsförderation.“ Obi-Wan nickte, als Qui Gon sich ihm gegenüber niederließ.
„Pavlin 4 liegt im Mid Rim und ist so ein strategisch günstiger Knotenpunkt, was Handel angeht. Also hat die Königin einem Abkommen zugestimmt, wonach die Handelsförderation einen Teil ihres Planeten benutzen kann, um große Frachtschiffe abzustellen. Dazu hat man eine bestimmte Fläche gerodet, um Platz zu schaffen. Im Gegenzug hat die Handelsförderation alle Zölle für den Import auf diesem Planeten aufgehoben. Es war ein Bündnis in beiderseitigen Einverständnis und zu beiderseitigem Vorteil.“
„Aber das ist jetzt nicht mehr so.“ stellte der Padawan fest. Qui Gon nickte, sein Schüler dachte mit. „Um Sabotageakten vorzubeugen, durfte schon seit Beginn dieses Bündnisses kein Bewohner von Pavlin 4 mehr das Gelände betreten, das die Handelsförderation für sich beansprucht. Doch seit kurzem darf nicht einmal mehr die Königin Besichtigungen durchführen.“
„Gibt es eine Erklärung seitens der Gegenpartei, wieso sie das auf einmal nicht mehr darf?“ Sein Meister schüttelte den Kopf.
„Vor ein paar Monaten haben die Arbeiter der Handelsförderation unautorisiert damit begonnen, das beanspruchte Gebiet beinahe um das Doppelte zu vergrößern. Das bringt vielseitige ökologische Probleme für den Planeten mit sich und sie weigern sich, zu verhandeln. Also hat die Königin sich an den Kanzler gewandt.“
Obi-Wan wurde klar, dass die Anfrage von Pavlin 4 noch monatelang alle möglichen bürokratischen Stationen hätte durchlaufen müssen, bevor überhaupt etwas passiert wäre, wenn der Kanzler nicht einen persönlichen Vorteil in der Klärung der Situation sehen würde.
„Was ist mit den Menschen, die in dem Gebiet leben, dass die Handelsförderation jetzt besetzt?“
„Das ist ein weiteres Problem.“ sagte sein Meister und seine Stimme klang zum ersten Mal auf dieser Mission wirklich besorgt.
„Sie sind verschwunden.“
„Also besteht unsere Aufgabe darin, die Verhandlungen mit der Handelsförderation wieder aufzunehmen.“ schlussfolgerte Obi-Wan.
„Und wenn möglich, die verschollenen Menschen wiederzufinden.“

** Sprung* * *

„Hast du dich entsprechend vorbereitet?“ fragte Qui Gon, als er nach längerer Abwesenheit wieder in Obi-Wans Zimmer erschien.
„Es ist relativ schwer, sich auf etwas vorzubereiten, wenn man nicht weiß, was es ist.“ gab er zurück und stand aus dem Bett auf. Er hatte Qui Gons Abwesenheit für eine Meditation genutzt.
„Denk nach und beantworte dir deine Frage allein.“ Raschen Schrittes ging der Jedi-Meister durch die Übergangstür in sein Zimmer. Obi-Wan konnte ihn werkeln hören. Offenbar bereitete er ihre Abreise vor.
„Ich weiß, dass ein guter Jedi auf alles vorbereitet sein muss, Meister.“ seufzte Obi-Wan und schulterte sein schon gepacktes Survival-Pack. Es gab viele Zeitpunkte, in denen er das Gefühl hatte, es seinem Meister einfach nicht recht machen zu können.
„Wo liegt dann das Problem?“ Qui Gon fiel einen Moment lang aus seiner Hektik und blieb direkt vor seinem Padawan stehen.
„Am besten bereitest du dich vor, indem du deinen Kopf leer machst. Du machst dir immer viel zu viele Sorgen. Lass es auf dich zukommen und vertraue darauf, dass du die richtigen Entscheidungen treffen wirst. Ich spüre, dass du auf dieser Mission Gelegenheit dazu bekommst.“
Und selbst, wenn Qui Gon das nicht im Gefühl gehabt hätte, er hätte es gewusst. Die Selbstständigkeit seines Schülers wuchs in letzter Zeit mehr und mehr. Er brauchte so gut wie keine Führung mehr bei diplomatischen Aufträgen, die Qui Gon seit kurzem ihm überließ. Er erkannte, dass er den Jungen schon viel früher mehr Verantwortung hätte übertragen können. Obi-Wan war so anders als alle Padawane, die er bisher getroffen hatte. Er wuchs mit der Schwierigkeit der Aufgaben, die man ihm gab. So etwas gab es nicht oft. Doch jetzt, wo Qui Gon dieses Potential erkannt hatte, konnte er besser damit umgehen und ihn fördern. Trotzdem fiel es ihm schwer, seinen Schüler gehen zu lassen. Sicherlich war seine Ausbildung noch nicht beendet und sie würden noch einige Jahre Seite an Seite verbringen, aber ihn erwachsen werden zu sehen, löste ein unerklärliches Gefühl in ihm aus. Er wollte ihn nicht verlieren. Am liebsten hätte er ihn für immer bei sich behalten. Doch ihm war klar, dass diese Gefühle eine Schwäche darstellten. Er durfte seinem Padawan nicht im Weg stehen, sondern musste ihn auf dem schwierigen Weg eines Jedi begleiten und ihm helfen. Das war seine Aufgabe. Vatergefühle und Verlustängste hatten hier nichts zu suchen.
„Wohin werden wir als erstes gehen?“
„Zu dem Gebiet, dass die Handelsförderation besetzt hat.“
„Das weiß ich, Meister. Die Frage ist nur: wie? Ich habe mir die Pläne angesehen, die die Königin uns aufs Zimmer hat bringen lassen. Das Gebiet ist von Dschungel umgeben.“
„Wie fast alles hier auf diesem Planeten.“
„Aber wie sollen wir dann dorthin gelangen?“
„Was denkst du?“
„Ich hoffe, die Königin wird uns Transportmittel und eine Karte der hoffentlich gut erschlossenen Umgebung zur Verfügung stellen.“
„Ich habe nicht gefragt, was du hoffst, sondern was du denkst.“
„Ich denke, ich muss in meiner Überlegung die Karte gegen einen Führer tauschen.“ Qui Gon lächelte.
„Und du weißt auch schon, wer dieser Führer sein wird.“
„Lanaa.“ seufzte er.
Obi-Wan hegte für diese Frau noch weniger Sympathien als für die Whipiden, denen sie auf ihrem Hinflug begegnet waren. Der Padawan zögerte einen Moment lang. Er würde Qui Gon gern seine Gedanken mitteilen, die er gestern bezüglich der beiden Menschen gehabt hatte. Obwohl sie jetzt schon über 3 Jahre lang Meister und Padawan waren, fiel es ihm immernoch schwer, den unnahbaren Qui Gon Jinn von sich aus wegen soetwas anzusprechen.
„Meister, da beschäftigt mich noch eine Sache.“
„Welche?“
„Soweit ich es beurteilen kann, sind die Wesen, die normalerweise auf diesem Planeten absteigen, keine Verbrecher und Kopfgeldjäger, sondern wohlhabendere Touristen aus allen Gegenden der Galaxis. Wie also passen die vielen Whipiden und Gamorreaner dann hierher? Sie wurden bei unserer Ankunft nicht überprüft, dass habe ich gesehen.“
„Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt, Obi-Wan. Im Augenblick kann ich sie dir nicht beantworten, aber ich denke, sie wird dasselbe tun wie all die Fragen, auf die du keine Antwort weißt.“
„Sie wird sich selbst beantworten?“ fragte Obi-Wan.
„Ganz genau.“
Sie machten sich auf den Weg nach unten, wo Lanaa mit geeigneten Transportern auf sie warten würde.
„Du fühlst dich nicht wohl bei dem Gedanken, mit Lanaa in den Dschungel zu fahren, oder? Du magst sie nicht.“
„So kann man das nicht sagen, Meister. Sie ist mir eher so etwas wie unheimlich. Sie scheint mir kein besonders vielschichtiger Mensch zu sein.“
„Du solltest dich von ihrer Art nicht abschrecken lassen. In der Einfachheit mancher Dinge liegt oft ihre Kraft.“
Obi-Wan versuchte, darüber nachzudenken, doch als sie am großen Durchgang zu den Gärten ankamen und Lanaa ihn nur eines herablassenden Blickes würdigte, waren all seine toleranten Vorsätze dahin.
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-wie immer würde ich mich über kommentare und anregungen sehr freuen =D
 
Zuletzt bearbeitet:
Beginn​

Der heftige Fahrtwind peitschte ihnen um die Ohren, griff nach ihrer Kleidung und ließ ihre Augen tränen. Seinem Zeitgefühl nach zu urteilen rasten sie jetzt schon stundenlang über die schöne, aber auch seltsam unheimlich und gefährlich wirkende Natur von Pavlin 4. Die ausgeschilderten Gebiete, die für den Besuch von Touristen geeignet waren, hatten sie längst hinter sich gelassen.
Obi-Wan versuchte, etwas zu sagen, konnte den heftigen Wind, den ihre Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h mit sich brachte, aber nicht übertönen.
Deswegen sammelte er rasch die Macht um sich und schickte sie wie eine Welle zu seinem Meister, der in dem kleinen Gefährt neben ihm saß.
Qui Gon bemerkte ihn, doch keiner von beiden war in der Lage, sich bei dem vorherrschenden Lärm auch nur halbwegs verständlich zu machen. Der Jedi-Meister nickte seinem Schüler zu und deutete mit dem Kinn in Richtung Lanaa, die vorn am Steuer des aufgerüsteten Gleiters saß.
Obi- Wan gestattete sich ein Seufzen. Er war wirklich sehr dankbar dafür, wenn sein Meister ihm Aufgaben übertrug. Es erfüllte ihn mit Stolz, dass er ihm vertraute. Trotzdem hätte er manchmal nur allzu gerne darauf verzichtet. Schließlich ergab er sich in sein Schicksal und beugte sich nach vorn, um kurz auf Lanaas kräftige Schulter zu tippen. Als Zeichen, dass sie ihn bemerkt hatte, drehte sie leicht den Kopf.
?Könntet ihr das Plasma-Energieverdeck aktivieren?? fragte Obi-Wan laut an ihrem Ohr.
Ihre Führerin ließ ein heiseres Lachen hören, das beinahe vom Umgebungslärm verschluckt worden wäre, und schlug auf einen blauen Knopf an ihren Kontrollen. Augenblicklich erschien eine schützende Kuppel, legte sich im Halbrund über der Kabine und sperrte allen Krach aus.
?Wenn ihr mir später die Ohren volljammert, werde ich euch mit Freuden daran erinnern, dass es euer Wunsch war, das Verdeck zu schließen.?
Obi-Wan wusste erst nicht genau, was er von dieser Äußerung halten sollte, doch er sollte es schon bald herausfinden. Durch die Sonneneinstrahlung heizte sich das kleine Cockpit innerhalb von Minuten extrem auf. Der schnelle Anstieg der Temperatur ließ ihn schwindeln. Mit dem Schluss des Cockpits hatte sie die Passagierkabine in eine Sauna verwandelt. Doch während den beiden Jedi der Schweiß ausbrach, gab Lanaa sich unbeeindruckt.
?Hat dieser Transporter keine Klimaanlage?? fragte Obi-Wan.
?Wozu denn?? bellte Lanaa nach hinten.
?Diese Kiste ist nicht dafür gemacht, Außenweltler zu transportieren. Pavlinianern machen solche angenehmen Temperaturen nichts aus.?
?Angenehm?? fragte der Padawan ungläubig.
?Lanaas Organismus ist an die herrschenden Verhältnisse gewöhnt. Sie empfindet Temperaturen um die 50°C nicht als zu heiß. Diese Anpassungen erlauben es den Bewohnern von Pavlin 4 auch, im Vergleich zu uns so groß zu werden.? erklärte Qui Gon ihm.
?Groß? Ihr seid wohl eher klein!? kam die trotzige Antwort von vorn.
Eine Welle der Heiterkeit schwappte von Qui Gon zu Obi-Wan. Offenbar amüsierte Lanaas Verhalten ihn wirklich sehr.
Unterdessen zog der Dschungel unter ihnen dahin. Es war, als ob sie über ein Meer fuhren, dass in den verschiedensten Grüntönen leuchtete.
Doch bei all der Schönheit war Obi-Wan doch froh, dass sie hoch über den Wäldern flogen. Alles andere hätte ihn nur noch nervöser gemacht, als er ohnehin schon war. Noch nie hatte er so viel Leben auf einmal gespürt, wie jetzt.
Selbst die unzähligen verschiedenen Individuen auf Coruscant lösten kein derartiges Beben in der Macht aus wie dieser Dschungel hier. Es schien ihm, als würde die Welt unter ihnen pulsieren und könnte sich jeden Moment bewegen, wie ein einziges gewaltiges Tier.
Er wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß vom Gesicht. Mit jedem Moment wurde es unangenehmer in dem Gefährt. Der Padawan entschied sich für eine Jedi-Technik und reduzierte seine Lebensvorgänge so weit es ging. Wenn sein Herz und seine Lungen nicht mehr versuchten, seinen Körper um jeden Preis zu kühlen und er seinem Organismus so vorgaukelte, dass er sich einfach an die herrschenden Verhältnisse anpasste, würde er die Hitze besser ertragen können.
Als plötzlich ein Schatten auf ihr Schiff fiel, sah Obi-Wan, dass das Wetter offenbar Erbarmen mit ihnen hatte. Der Himmel zog sich zu, sodass die Sonne nicht mehr ganz so erbarmungslos brannte.
?Meister. Welche Tiere leben in diesen Wäldern? Ihre Präsenz ist enorm.?
Qui Gon sah von dem kleinen Hologramm auf, dass er bisher eingehend studiert hatte. Die Königin hatte ihm eine Liste der wichtigsten Informationen über die einheimische Flora und Fauna mit auf den Weg gegeben.
?Offenbar ist dieser Dschungel mindestens so gefährlich wie er aussieht.? Er lehnte sich etwas herüber, sodass Obi-Wan gut sehen konnte.
?Die Evolution hat Erstaunliches auf dieser Welt vollbracht.?
Er schaltete zurück und zeigte seinem Schüler erst ein Bild eines winzigen, fellbedeckten Wesens und gleich darauf ein gigantisches Tier mit 5 Beinen, das wahrscheinlich in der Lage war, einen dieser tempelhohen Bäume unter ihnen ohne nennenswerte Probleme zu entwurzeln.
?70% der Tiere, die auf diesem Teil des Planeten leben, sind Pflanzenfresser. Dabei sind diese entweder sehr groß oder sehr klein. Etwas dazwischen gibt es nicht. Trotzdem hat sich eine Vielfalt entwickelt, die ihresgleichen sucht.?
Er ging einige Bilder von Tieren durch, die die unterschiedlichste äußere Erscheinung aufwiesen.
?Oh, das ist interessant.? Qui Gon hatte im Hauptmenü auf 'Mammalia-Carnivora' geklickt. Das kleine Hologramm-Ebenbild eines sogenannten 'Nympah' sprang mit einem leichtfüßigen Satz ins Bild und entblößte stumm fauchend mehrere Reihen tödlicher Reißzähne.
?Eine nähere Bekanntschaft mit diesen Geschöpfen sollten wir besser vermeiden.? murmelte Qui Gon, als er die Informationen überflog.
?Dem Material hier zufolge spucken die Weibchen bei der Jagd ein Nervengift, um ihre Opfer zu lähmen. Anschließend frisst das ganze Rudel die Beute gemeinsam bei lebendigem Leib.?
Obi-Wan verzog das Gesicht. Schon als kleiner Junge hatte er eine gewisse Bewunderung für ausdauernde Räuber gehegt, aber jetzt war er seltsam nah am Geschehen, was diese Bewunderung deutlich bremste.
?Die Fleischfresser auf Pavlin 4 sind im Gegensatz zu ihrer Beute fast immer mittelgroß und längst nicht so artenreich.?
?Sie rotten sich gegenseitig aus, wenn sie dieselben Tiere fressen.? kommentierte Lanaa. ?Die kleinen Tiere werden einzelgängerisch gejagt, die großen erlegen sie im Rudel.? sagte sie.
?Gibt es deswegen keine Pflanzenfresser mittlerer Größe?? fragte Obi-Wan interessiert. Sie nickte.
?Die Raubtiere hier sind intelligent, schnell, hinterhältig und besser organisiert, als ein Sturmtrupp unserer Eliteeinheiten. Sie haben alle mittelgroßen und leicht zu erlegenden Tiere bereits ausgerottet.?
Offensichtlich kannte sich Lanaa mit den Tieren ihrer Heimatwelt ganz hervorragend aus.
Obi-Wan sah durch das durchscheinende Verdeck zum Himmel auf. Die tiefschwarzen Wolken, die sehr schnell heraufgezogen waren, schienen ihre Führerin zu beunruhigen. Leise fluchend fuhr sie den zweiten Antrieb herunter und drosselte ihr Tempo. Anschließend peitschte sie das Fahrzeug ohne Vorwarnung in den Sturzflug und fing es direkt zwischen den hohen Bäumen wieder ab. Sie klopfte nervös gegen die Höhenanzeige und brachte sie auf 30 Meter über den Waldboden. Als sie das geschafft hatte, wirkte sie einigermaßen erleichtert.
?Wieso sind wir nicht über den Baumkronen geblieben? Da waren wir wenigstens sicher.? fragte Obi-Wan aufgeregt und hielt sofort Ausschau nach eventuellen Angreifern.
?Hör mal, kleiner Jedi. Es ist meine Aufgabe, dich und deinen komischen Mentor möglichst in einem Stück ans Ziel zu bringen. Und ich gehorche meiner Königin. Also solltest du mir vertrauen, ich kenne mich auf meinem Heimatplaneten besser aus, als du!?
?Aber ihr habt selbst gesagt, dass der Wald eine Todesfalle ist.?
?Guck doch mal nach oben und streng deine kleinen Äuglein an. Der Himmel zieht sich zu, das heißt, die Luftmassen drücken nach unten und ein Sturm zieht auf. Schon bald wird es über den Bäumen nur so von Latox wimmeln und DAS wäre eine Todesfalle. Alles, was am Boden auf uns wartet, kann es nicht mit diesen Biestern aufnehmen.?
Noch während Obi-Wan sich fragte, was zur Macht Latox für Wesen waren, spannte sein Meister sich neben ihm an.
?Was ist das da vorn?? fragte er ruhig. Keinerlei Anspannung färbte seine Stimme. Wieder einmal erkannte Obi-Wan, dass er noch lange nicht bereit dafür war, ein Jedi-Ritter zu sein. Sein Meister war die Ruhe in Person, während er größte Mühe hatte, seine Angst und aufkeimende Panik nicht die Oberhand gewinnen zu lassen.
?Eine Herde Tonkha, nichts Besonderes.? sagte Lanaa und zog ihren Transporter ein Stück höher, um den riesigen Tieren auszuweichen.
?Ganz ruhig, Obi-Wan. Greife nach der Macht, sie wird dir helfen. Und denk nicht so viel nach. Du wirst richtig reagieren, wenn der Zeitpunkt kommt.? Qui Gons Stimme war leise und holte seinen Schüler wieder in die Realität zurück. Er spürte, dass er ruhiger wurde und versuchte, sein Denken abzustellen und nur noch zu fühlen. Das war der beste Weg, Gefahren so früh wie möglich zu erkennen.
Der typische Geruch von Pflanzenfressern, die eng zusammen stehen, drang durch die niedrig eingestellte Lüftung. In Wirklichkeit waren die Tiere noch viel beeindruckender, als auf dem Hologramm eben. Das Halbdunkel des Waldes behinderte ihre Sicht, doch sie erkannten, dass ihre runzlige Haut die Farbe von Schlamm hatte. Eine perfekte Tarnung. Nur ihre Augen leuchteten in einem grellen Gelb. Sie hatten vier Beine zum Laufen, das fünfte ragte wie ein Schwanz aus dem Hinterteil der Tiere und stieß sie bei jedem mächtigen Schritt kraftvoll vorwärts. Mit Mäulern, so groß, dass mit Leichtigkeit fünf Menschen auf einmal hinein gepasst hätten, fraßen sie im Vorbeigehen die Bäume ab. Ihre schallenden Rufe dröhnten in den Ohren.
?Bleiben sie jemals stehen?? fragte Qui Gon.
?Nein, sie bleiben ihr Leben lang in Bewegung und grasen. Nicht einmal zur Fortpflanzung oder zum schlafen halten sie inne. Ihr Gewicht erlaubt es ihnen nicht, sich wieder in Bewegung zu setzen, wenn sie erst einmal still stehen. Ein Tonkha, das stehen bleibt, ist leichte Beute- also tot.?
Während Lanaa das erklärte, ergriff eine seltsame Unruhe von Obi-Wan Besitz. Er ballte die Hände zu Fäusten und konnte plötzlich nicht mehr still sitzen.
?Alles in Ordnung?? Qui Gon sah ihn forschend an.
Auf ein Kribbeln im Nacken hin drehte der Padawan sich um und behielt die Umgebung hinter ihnen im Auge. ?Ich weiß auch nicht. Ich hab da ein ganz mieses Gefühl, Meister.? Er hätte schwören können, dass sie jeden Augenblick irgendetwas von hinten angreifen würde.
Als sie die Tonkha-Herde hinter sich gelassen hatten, wurde es wieder ruhig um sie herum.
?Keine Sorge, vor einer Herde Tonkha ist man in der Regel sicher. Räuber folgen ihnen, um sie von hinten zu überraschen.? Lanaa klang überzeugt von ihrer Meinung.
Obi-Wan konzentrierte sich auf die Macht. Es war ruhig...zu ruhig.
?Ich höre keine Insekten mehr summen, die normale Geräuschkulisse ist verstummt.? Nun zeigte auch sein Meister, dass er beunruhigt war.
?Könnt ihr nicht ein Stück höher fliegen??
Lanaa betätigte leise vor sich hinfluchend verschiedene Knöpfe und kurz darauf fuhren zwei Laserkanonen aus dem Rumpf des kleinen Transporters. Offenbar hatte sie etwas bemerkt.
?Jetzt ist es auch egal, wie hoch wir fliegen. Sie kriegen uns ja doch.?
?Wer kriegt uns??
?Nympah!?
Lanaa stieß das Wort hervor, wie ein besonders hässliches Schimpfwort.
?Herzlichen Glückwunsch, Jedi. Euer erster Ausflug aus unserem Planeten und ihr werdet ihn höchstwahrscheinlich nicht überleben.? sagte sie mit einem schiefen Grinsen.
Obi-Wan schluckte hart und beobachtete weiterhin die Gegend hinter ihnen. Auf einmal sah er ein Huschen aus dem Augenwinkel, dann noch eins.
?Sie sind auf den Bäumen!?
?Nein, diese Biester sind nur die Treiber. Sie sollen uns zu den anderen herunterholen.? knurrte Lanaa.
Die Macht warnte die beiden Jedi, kurz bevor das Schiff erschüttert wurde. Qui Gon konnte einen fallenden Schatten erkennen, der sofort wieder im Unterholz verschwand, als er auf dem Boden gelandet war.
Angst brannte in Obi-Wans Brustkorb, als ein zweites Geschöpf ihr Schiff ansprang. Dieses Mal hörten sie das ohrenbetäubende Kreischen von Krallen auf Metall. Lanaa stieß einen Fluch aus und feuerte ins Leere.
Quälende Minuten vergingen, in denen Obi-Wans Herz immer lauter und heftiger zu schlagen schien. Plötzlich klammerte sein Meister sich an einem Haltegriff fest. Beinahe im selben Moment warf sich ein schwerer Körper gegen ihr Schiff.
Sie stießen hart an einen Baum und fielen.
 
Absturz​

Ein Sturz aus 30 Metern Höhe geht nicht so schnell vorbei, wie man es sich vielleicht vorstellt. Was in Wirklichkeit sehr schnell geht, kann im Kopf ewig dauern und wie in Zeitlupe ablaufen.
Als ihr Transporter sich überschlug, konnte Obi-Wan nur noch das vorbeirauschende Blattwerk sehen, dass sie während des freien Falls von den Bäumen rissen. Wie sein Meister hatte er sich in eine Position gebracht, in der er sich beim Absturz voraussichtlich die wenigsten Verletzungen zuziehen würde.
Während die beiden Jedi auf den Aufprall warteten, war Lanaa immernoch rege am Hantieren-und Fluchen. Sie fuhr die Systeme herunter und betätigte schließlich einen Knopf. Die Wirkung dieser kleinen Handlung war verheerend. Innerhalb von Sekundenbruchteilen erfüllte ein beißender Gestank das Cockpit.
Qui Gon wurde übel und auch Obi-Wan schien ernsthaft in Erwägung zu ziehen, sein Frühstück wieder von sich zu geben.
Als Qui Gon die drückende Barriere, die den Boden darstellte und ihren Fall so aprubt beenden würde, immer näher kommen fühlte, ging er blitzschnell ihre Möglichkeiten im Kopf durch. Ihr weiteres Überleben hing zum einen von der Schwere der Verletzungen ab, die sie sich beim Aufprall zuzogen.
Würde einer von ihnen nicht mehr in der Lage sein, zu laufen oder gar bewusstlos werden, war er leichte Beute für die lauernden Räuber unter ihnen.
Lanaa war groß und schwer. Weder Qui Gon noch Obi-Wan waren in der Lage, sie zu tragen und ganz gewiss würden die Nympah sie nicht einfach so davon kommen lassen. Er selbst und Obi-Wan, sie hatten ihre Laserschwerter, doch hatte Lanaa Waffen? Würde sie sich verteidigen können, wenn sie angegriffen wurden?
Zum anderen war ihr Schiff ein weiterer wichtiger Faktor. Sie mussten darauf vertrauen, dass es beim Aufprall weitestgehend unbeschädigt blieb, ansonsten waren sie in diesem Irrgarten von Dschungel gefangen. Ihre Comlinks würden hier draußen nicht einwandfrei funktionieren. Es könnte sein, dass sie keinen Kontakt bekommen würden. Unter günstigen Umständen wäre es natürlich möglich, dass sie fliehen, sich verstecken und notwendigerweise auch bis zur nächsten Siedlung durchschlagen konnten.
Obi-Wan und er würden es schaffen, aber Lanaa war in dieser Gleichung wieder die Unbekannte.
All diese Möglichkeiten konnte er natürlich nur Gesetz dem Fall in Betracht ziehen, dass sie alle den Absturz überleben würden.
Kurz bevor sie aufschlugen, füllte Obi-Wan seine Lungen mit Luft und hielt dann den Atem an. Er spannte jeden Muskel im Körper und konzentrierte sich auf die Macht, die zwischen Qui Gon und ihm pulsierte und ihm trotz der verhängnisvollen Situation einen gewissen Halt vermittelte.
~Nichts ist verloren, wo sie Macht verweilt. Und die Macht ist überall.~
Obi-Wan erinnerte sich an Meister Yodas Worte, als ein gewaltiger Ruck durch das Schiff ging.
Da sie in einem spitzen Winkel und nicht senkrecht wie ein Stein gefallen waren, überschlug sich das Schiff mehrmals, als es Funken sprühend über den Waldboden schlitterte.
Als nächstes bekam Qui Gon mit, wie sich das Plasma-Energieverdeck deaktivierte. Jetzt würde sie nichts mehr vor der Außenwelt schützen.
Plötzlich ging ein weiterer heftiger Ruck durch das Schiff.
Sie waren gegen einen Stein geprallt, wodurch sie samt ihrem Gefährt noch einmal hoch in die Luft geschleudert wurden. Beim anschließenden Aufprall wurden sie aus dem Transporter geschleudert.
Nach dieser Bruchlandung war ihr Schiff liegen geblieben. Sofort erfüllte eine unheimliche Stille die kleine Lichtung, auf der sie sich jetzt befanden.

* * *

Qui Gon hatte das Bewusstsein nicht verloren. Er war bereits damit beschäftigt, seine Benommenheit abzuschütteln und spürte so die vereinzelten Tropfen kaum, die einen heftigen Regenguss ankündigten.
Auch wenn er sich darum bemühte, seine Gedanken zu ordnen, waren sie von Sorgen erfüllt. Als sie das zweite Mal aufgeschlagen und aus dem Schiff geschleudert worden waren, war Obi-Wans starke Präsenz in der Macht abrupt abgebrochen. Er konnte ihn nicht mehr spüren.
Was er dagegen allerdings ganz deutlich spürte, waren die Anwesenheiten von vielen Individuen, die in rasend schnellem Tempo zu ihrer Absturzstelle unterwegs waren.
Ihm war unklar, ob Lanaa und Obi-Wan noch lebten oder nicht. Doch er wusste, dass er jetzt keine unnötige Aufmerksamkeit erregen durfte.
Also blieb er still mit geschlossenen Augen liegen und konzentrierte sich darauf, nach der Macht zu greifen um so seinen Kopf wieder frei zu bekommen.

* * *

Das Erste, was Obi-Wan wahrnahm, als er wieder aufwachte, war der durchdringende Geruch der Flüssigkeit, die Lanaa kurz vor ihrem Absturz im Cockpit versprüht hatte.
Das Nächste, was er spürte, war ein heißes Brennen in der Seite.
So fühlte es sich also an, wenn man mit einem kleinen Personentransporter aus 30 Metern in den Regenwald von Pavlin 4 gestürzt war.
Rasch versuchte er, seinen Kopf zu klären und überprüfte nebenbei seine Körperfunktionen. Sein Herz schlug zwar wegen der Schmerzen etwas zu schnell, aber in einem normalen Rhythmus. Bis auf einige Hautabschürfungen und Prellungen waren ihm schwerere Verletzungen, wie Knochenbrüche, anscheinend erspart geblieben. Er würde laufen können- hoffte er zumindest.
Als er wieder einigermaßen klar denken konnte, erfüllte ihn Verwirrung, dicht gefolgt von lähmender Angst. Die Nympah waren hier ganz in der Nähe und er lag ungeschützt mitten in einem Busch mit riesigen Blättern. Das würde ihm zwar einen gewissen Sichtschutz bieten, aber die Nympah waren Beutegreifer, also würden sie auch hervorragende Nasen haben. Und mit diesem widerlichen Zeug, dass Lanaa freigesetzt hatte, dürfte sogar ein taubstummes Bantha keine Probleme damit haben, ihn zu finden.
Quälende Fragen schwirrten in seinem Kopf herum.
Wo war sein Meister? Hatten Lanaa und er überhaupt überlebt? Und wie zur Macht sollten sie aus dieser verzwickten Situation wieder herauskommen? Plötzlich hörte der junge Padawan das ferne Trommeln von Pfoten, dass mit jeder verstreichenden Sekunde aber immer lauter wurde. Das konnte nur das Nympah-Rudel sein.
Sie waren vor und nicht hinter der Tonkha-Herde auf die Räuber gestoßen. Also mussten sie die Route ihrer Beute gekannt und dort auf sie gewartet haben. Das erforderte vorausschauendes Denken. Offenbar hatte Lanna noch untertrieben, als sie die hiesigen Raubtiere als intelligent und gut organisiert bezeichnet hatte.
Langsam und so geräuscharm wie möglich wälzte sich Obi-Wan auf die Seite. Er unterdrückte ein Aufkeuchen, als ein heißes Pochen durch seinen Brustkorb schoss und in seinem Kopf einen weißglühenden Schmerz entfachte.
Schnell konzentrierte er sich und legte die Schmerzen mit Hilfe der Macht für den Moment lahm. Er konnte jetzt keine Rücksicht auf seinen Körper nehmen.
Ruhiger atmend tastete er an seinem Gürtel nach seinem Lichtschwert und spürte kurz darauf ein neues Gefühl in sich aufwallen, dass er bekämpfen musste: Frustration. Seine Waffe hing nicht mehr an seinem Gürtel, er musste sie verloren haben, als er aus dem Schiff geschleudert worden war.
Auf einmal hörte er ein multiples Knurren und Brummen. Sie waren jetzt ganz in der Nähe. Gebannt starrte er auf die Stelle, an der er vermutete, das erste Nympah zu erblicken.
Es hätte ihn nicht erstaunen sollen, als er im nächsten Moment ein Tier hinter seinem Rücken durchs Laub schleichen hörte, denn diese Geschöpfe hatten anscheinend ein Talent dafür, immer genau da zu sein, wo man sie nicht vermutete.
Obi-Wan verhielt sich vollkommen ruhig, aber die Tiere gaben seltsame Geräusche von sich, als sie das Unterholz durchstöberten. Er hatte das Gefühl, dass dieses kurze, dunkle Bellen ihm das Blut in den Adern gefrieren ließe.
Obi-Wan schätzte, dass ein Nympah ihm vom Boden aus ungefähr bis zur Brust reichte. Der breite Kopf saß auf einem massigen Körper, an dem die Sehnen und Muskeln deutlich hervortraten. Die vier kräftigen Beine endeten in klauenbewehrten Tatzen. Das Schattierungen des kurzen Fells reichten von dunkelbraun bis moosgrün. Relativ große, stehende Ohren saßen oben am Kopf. Die mandelförmigen Augen waren von einem hellen Türkis, das Obi-Wan in einem anderen Zusammenhang als wunderschön empfunden hätte.
Das Tier näherte sich dem Ort, an dem sich der junge Jedi versteckt hielt. Die zwei übereinander gelagerten Nasen schnüffelten aufgeregt, als das Nympah die vielen nach hinten gerichteten Zahnreihen seines breiten Mauls entblößte.
Obi-Wan verspürte keine Angst. Er wusste, dass ein Tier mit so einem ausgeprägten Geruchssinn leichtes Spiel dabei haben würde, ihn zu finden. Er saß in der Falle. Den Geist dieses einen Tieres würde er vielleicht beeinflussen können, aber die paar Dutzend anderen würde er nicht unter Kontrolle bekommen. Also fand er sich damit ab, dass er sterben würde. Ein Jedi musste jederzeit darauf vorbereitet sein, zur Macht überzutreten. Er atmete tief durch und bereitete sich auf das Unausweichliche vor. Doch auch wenn der Ausgang dieses Kampfes bereits fest stand, würde er nicht einfach so aufgeben.
Zu seiner Überraschung zog das Raubtier kurz darauf wieder ab, ohne ihn gefunden zu haben. Während er sich noch fragte, wie das möglich war, erfasste ihn eine seichte Welle der Macht.
Er blickte in die Richtung, aus der sie gekommen war und sah direkt in die Augen seines Meisters. Freude durchströmte ihn, als er spürte wie Qui Gon ihren mentalen Kanal öffnete und gleich darauf die beruhigende Verbindung mit seinem Mentor spürte.
Obi-Wan hörte die Worte nicht in seinem Kopf, aber er konnte fühlen, was Qui Gon von ihm wissen wollte. ~Bist du verletzt?~ Er sammelte die Macht und verlieh ihr eine leicht negative Aura, bevor er sie zu seinem Meister zurückschickte.
Unendliche Erleichterung durchflutete Qui Gon, auch als Obi-Wan ihm mitteilte, dass er verletzt war. Wenigstens war der Junge am Leben. Einen Moment lang dachte er darüber nach, wie er wohl reagiert hätte, wäre das nicht der Fall gewesen. Er verdrängte die Überlegung. Gedanken über die Vergangenheit brachten in der Gegenwart nicht weiter.
Die beiden lagen unweit voneinander entfernt am Boden. Obi-Wan teilte ihm über ihre Verbindung mit, dass er sein Lichtschwert verloren hatte. Es stellte einen großen Nachteil dar, dass Obi-Wan jetzt unbewaffnet war. Ohne sein Laserschwert würde er sich wohl kaum gegen ein angreifendes Nympah verteidigen können und Qui Gon wusste nicht, ob er schaffen würde, sie beide zu verteidigen.
Plötzlich hörten beide ein tiefes Knurren, gefolgt von wütendem Geschrei. Qui Gon sah Obi-Wan an. Dieser formte Lanaas Namen mit den Lippen. Er nickte. Sie hatten lange genug gewartet, jetzt mussten sie handeln.
Nachdem sie sich kurz umgesehen hatten, standen die Jedi auf und schlichen möglichst geräuschlos zum nächsten Baum. Obwohl sie schwiegen, ließen sie den jeweils anderen wissen, dass sie froh waren, nicht allein zu sein. Qui Gon fiel auf, dass Obi-Wan unnormal schnell atmete. Er spähte hinter ihrem Versteck hervor- um die Verletzung seines Padawans würde er sich später kümmern müssen.
Obi-Wans Fingernägel krallten sich in die Baumrinde, als er das Schauspiel sah, welches sich auf der Lichtung vor ihnen ereignete. Lanaa hielt ein Stück des Wracks, das einmal ihr Schiff gewesen war, wie einen Schild vor sich. Sie wehrte damit das gespuckte Gift der Nympah-Weibchen ab, dass die Tiere ihr immer wieder entgegenschleuderten, während sie sie weiter einkreisten.
Lanaa war als einzige von ihnen angeschnallt gewesen. Deswegen war sie beim Aufprall nicht aus dem Transporter geworfen worden. In ihrer Rechten hielt sie ein Vibro-Messer, mit dem sie tapfer versuchte, sich gegen die immer wieder vorschnellenden Räuber zu wehren. Obi-Wan war erschüttert. Es sah beinahe aus, als würden sie nur mit ihr spielen.
Eine minimale Bewegung seines Meisters ließ ihn nach unten schauen, wo Qui Gon seinen Daumen auf den Aktivierungsknopf seines Lichtschwertes gelegt hatte. Obi-Wans Augen weiteten sich vor Entsetzen, als auch er es spürte.
Hinter ihnen raschelte etwas im Gebüsch.
 
Kampf​

Obi-Wan konnte praktisch fühlen, wie augenblicklich Adrenalin durch seine Venen schoss und sich blitzschnell in seinem ganzen Körper verteilte. Ohne dass er es bewusst wahr nahm, spannte er sich an. „Lauf!“ Qui Gons Stimme holte ihn aus seiner Starre. Noch bevor er sich die Frage nach dem WOHIN stellen konnte, trugen seine Beine ihn von dem Ursprungsort des Geräusches fort.
Er musste sich jetzt ganz auf seine Instinkte verlassen. Es gab keinen Platz für Angst, denn die Macht erfüllte Obi-Wan. Er vertraute darauf, dass sie ihn leiten würde, so wie sie es schon immer getan hatte.
Und er versuchte, auf die Fähigkeiten seines Meisters zu vertrauen, obwohl er nichts mehr wollte, als sich umzudrehen und ihm zu helfen. Doch er war unbewaffnet und würde seinen Mentor wohl mehr behindern als alles andere.
Qui Gon hatte währenddessen das Nympah verwundet, das sich von hinten an sie herangeschlichen hatte. Die Schnelligkeit des Räubers hatte ihn überrascht und es war ihm nur sehr knapp gelungen, sein Laserschwert zwischen sich und das Tier zu bringen.
Er wich vor dem verletzten Raubtier zurück und sprang auf einen Felsen zu seiner Rechten, um einen besseren Überblick zu bekommen. Jetzt konnte er auch erkennen, wie sie sich an sie herangeschlichen hatten. Die großen Blätter der umliegenden Vegetation hatten sie optisch getarnt.
Er sah sich nach Obi-Wan um. Irgendwie musste er wieder zu seinem Padawan gelangen.
Im nächsten Augenblick wallte Furcht in ihm auf, als er beobachtete, wie sechs Nympah sich seinem Schüler in einem perfekten Halbkreis näherten. Das Schlimmste aber war: Obi-Wan lief genau auf sie zu. Er konnte sie nicht sehen, nur das Rascheln in den Büschen würde er vielleicht bemerken. Doch es war relativ unwahrscheinlich, dass der Junge während seiner überstürzten Flucht auf solche Kleinigkeiten achten würde.
Qui Gons Herz setzte einen Schlag lang aus, als die Nympah gleichzeitig zum Sprung ansetzten.
Einen Moment später hatte er wieder einmal etwas in Bezug auf seinen Padawan gelernt. Er war keineswegs mehr der kleine Junge, den er damals aufgenommen hatte. Er selbst hatte die Situation eben für nicht abwendbar gehalten und doch hatte Obi-Wan sich im letzten Moment über die Schulter abgerollt und war so den tödlichen Angriffen entgangen.
Sein Schüler hatte, wenn vielleicht auch unbewusst, die Stärke der Nympah in eine Schwäche verwandelt. Sonst fielen diese Tiere nur sehr große und unbewegliche Beutetiere an. Ihre Bewegungen waren kraftvoll aber grob. Sie hatten ihre Sprünge nicht abfangen können, sodass sie einfach über Obi-Wan hinweggesprungen waren.
Doch kaum war der Junge der ersten Attacke entgangen, kam ein anderer Teil des Rudels von der Seite und er musste erneut ausweichen.
Qui Gon durchschaute die Jagdstrategie der Nympah, während er sie von oben beobachtete.
Sie hatten sich in Gruppen aufgeteilt und griffen nacheinander von allen Seiten an. Für jede Einheit, die stets von sechs Tieren gebildet wurde, gab es eine Reservegruppe, die auf ihren Einsatz wartete. Soweit er erkennen konnte, gab es keine Lücken in ihren Reihen. Außerdem waren sie anscheinend in der Lage, untereinander zu kommunizieren und so selbst während des Angriffs sehr flexibel zu sein. Solch ausgeklügelte Strategien hatte er schon bei Bürgerkriegsheeren auf fernen Planeten gesehen, aber dass diese vergleichsweise primitiven Wesen zu so etwas in der Lage waren, erstaunte ihn.
Plötzlich fuhr er mit gezogenem Lichtschwert herum. Die Macht hatte ihn gewarnt, doch hinter ihm war nicht, wie er erwartet hatte, ein Nympah auf den Felsen geklettert.
Verwundert reichte er Lanaa die Hand. Sie ignorierte seine Hilfestellung und wuchtete sich über die Kante, während die verbliebenen Nympah sie einkreisten.
Sie sah mitgenommen aus. Ihre Kleider waren an einigen Stellen zerrissen und sie war schmutzig, doch im Großen und Ganzen schien sie unverletzt zu sein.
„Aus wie vielen Tieren besteht so ein Nympah-Rudel?“ , fragte Qui Gon, während er beobachtete, wie Obi-Wan immer im Zick-Zack davon lief, sich abrollte und sprang um den Räubern zu entgehen. „Ich kenne niemanden, der lange genug am Leben war, um zu zählen, aber es müssen Dutzende sein.“ , antwortete Lanaa schwer atmend.
Qui Gon starrte wie gebannt auf seinen Padawan. Er konnte die Angst des Jungen fühlen, aber auch die Macht, die ihn umgab. „Der Felsen zu deiner Rechten. Spring auf den Felsen, Obi-Wan.“ , murmelte Qui Gon.
Eher unbewusst hatte er seine Gedanken über ihre mentale Verbindung an seinen Schüler gerichtet, denn er schien endlich den rettenden Felsbrocken zu bemerken. Qui Gon spürte, wie der Junge in Sekundenschnelle nach der Macht griff und von ihr getragen auf den Stein sprang.
Qui Gon atmete erleichtert auf. Obi-Wan war in Sicherheit- zumindest vorerst. Er signalisierte ihm, dort zu bleiben wo er war, während er hektisch Lösungsmöglichkeiten für die scheinbar aussichtslose Situation suchte.
Lanaa zückte ihr Vibro-Messer, als ein Nympah versuchte, mit Anlauf auf den Felsen zu gelangen, auf dem Qui Gon und sie sich in Sicherheit gebracht hatten. „Wir müssen so viele von ihnen töten, wie möglich. Ich denke, sie werden abziehen, wenn sie der Meinung sind, dass sie den Kampf verloren haben.“
„Zuerst muss ich meinen Padawan in Sicherheit bringen.“ Qui Gon hatte bei genauerem Hinsehen erkannt, dass Obi-Wans Felsbrocken niedriger war als der ihrige.
Dann wollte ihm sein Herz plötzlich zum zweiten Mal an diesem Tag den Dienst versagen, als eines der Raubtiere einen Sprung auf Obi-Wan andeutete, kurz vorher abbrach und stattdessen ein anderes Tier seinen ihn von hinten ansprang und mit sich zu Boden riss. Sie rollten ab und verschwanden hinter ein paar niedrigeren Sträuchern.
Er setzte zum Sprung an, doch Lanaa hielt ihn zurück. „Das ist Selbstmord!“
„Ich muss ihm helfen.“ , sagte Qui Gon nur und versuchte, sich von ihr loszumachen. „Der Junge ist tot, seid nicht so dumm und folgt ihm.“ , sagte sie energisch.
Qui Gon zögerte einen Moment lang. Er wollte nicht wahr haben, dass Obi-Wan vielleicht schon tot war. Der Junge, den er groß gezogen und ausgebildet hatte, durfte nicht einfach so verschwunden sein.
Auf einmal erklang ein ohrenbetäubendes Fauchen. Gleich darauf sah der Jedi-Meister eine blaue Laserklinge wirbeln. Er traute seinen Augen nicht. Das war Obi-Wans Schwert.
Alles war so schnell gegangen, dass er sich kaum daran erinnern konnte, bewusst gehandelt zu haben. Obi-Wans Körper hatte sich wie von allein bewegt, auch als er nach dem Sturz einen Moment lang geglaubt hatte, ihm wären mehrere Vibro-Klingen gleichzeitig in die Lunge gerammt worden.
Auf diesem erhöhten Standpunkt hatte er sich halbwegs sicher gefühlt. Er hatte seinen Meister gesehen, hatte sogar Lanaa bei ihm erkannt. Dann war da eine Erschütterung in der Macht gewesen, die ihn vor einem Angriff gewarnt hatte.
Wieder hatte er zu spät erkannt, dass er sich auf das falsche Nympah konzentriert hatte, wieder war es nur eine Falle gewesen. Der Schwung des Räubers hatte ihn mit seinem Opfer auf die anderen Seite des Felsens fallen lassen.
Obi-Wan hatte den schweren Körper einige Meter neben sich auf dem Boden aufschlagen gehört. Aufgeregtes Knurren war laut geworden, er hatte das Entsetzen seines Meisters in der Macht gefühlt und wieder einmal hatte er sich auf den Tod vorbereitet. Doch als er zur Seite gesehen hatte, war ihm etwas Silbernes im Laub aufgefallen. Sein Herz hatte wie wild geschlagen, als er die Hand nach seinem Laserschwert ausgestreckt hatte, dass keine 5 Meter von ihm entfernt, halb verborgen unter abgefallenen Blättern, gelegen hatte.
Das Erwachen seiner Waffe, das bekannte Geräusch und das vertraute blaue Schimmern im Augenwinkel gaben ihm den notwendigen Mut, um blitzschnell das angreifende Nympah niederzustrecken. Er hatte sich aufgerappelt und war zurückgewichen. Qui Gon hatte etwas gerufen, aber er hatte ihn nicht verstanden.
Einige der Nympah kreisten ihn jetzt, da sie ihren Artgenossen durch Obi-Wans Lichtschwert hatten sterben sehen, langsamer ein.
Ein Nympah gab ein würgendes Geräusch von sich und im nächsten Moment musste der junge Jedi einer gespuckten Ladung Gift ausweichen. Einzelne Tropfen spritzten auf seine Hände und ließen sie Haut an den entsprechenden Stellen taub werden.
Also war das Tier vor ihm ein Weibchen. Sie setzte zum Sprung an, doch er wirbelte bereits in die entgegengesetzte Richtung herum und spießte ein weiteres Nympah auf, das versucht hatte, ihn hinterrücks anzugreifen. Dieses Mal hatte er ihre Finte rechtzeitig durchschaut.
Als das kurze Aufheulen des sterbenden Tieres verklang, rückten die anderen jetzt noch geschlossener, aber auch zögerlich vor. Eine Reihe längerer, pfeifender Töne erklang. Es wirkte beinahe, als würden die Nympah sich unterhalten. Obi-Wan schoss noch der Gedanke durch den Kopf, dass diese hohen Töne nicht zu solch grobschlächtigen Tieren passten und zog unweigerlich den Vergleich mit Lanaa, bevor alle gleichzeitig auf ihn losgingen.
Als er das nächste Mal zu Bewusstsein kam, spürte er zuerst seinen Meister ganz in der Nähe. „Bleib still liegen.“ , flüsterte er neben ihm. Obi-Wan lag auf dem Rücken und fühlte sich, als hätte ein Tonkha stundenlang auf seiner Brust gesessen. Es hatte begonnen, heftig zu regnen. Große Tropfen prasselten auf sein Gesicht und der Geruch von nassem Fell stieg ihm in die Nase.
Ein permanentes Brennen in seiner Seite ließ ihn darauf schließen, dass die leichte Verletzung von vorhin auf dem besten Weg war, zu einer schwerwiegenderen zu werden. Wahrscheinlich hatte er sich bei dem Sturz von dem Felsen auch den tiefen Kratzer am Unterarm zugezogen, der brannte, als hätte man Salz in die offene Wunde gerieben.
Ein Schatten fiel auf ihn und er hörte ein dunkles Knurren erschreckend nahe an seinem Hals. Er schluckte schwer, feine Haare kitzelten an seinem Kehlkopf und heißer Atem strich über die empfindliche Haut. Panik durchflutete ihn und ließ ihn erstarren. Qui Gons Arm bewegte sich leicht an seinem. „Atme. Und bleib ruhig.“ , sagte er kaum hörbar.
Aus dem Augenwinkel konnte Obi-Wan sehen, dass sein Meister sich in derselben Situation befand, wie er. Ein Nympah hockte mit verschränkten Pfoten neben ihm und beobachtete gebannt Qui Gons Kehle, so als würde es kaum dem Drang widerstehen können, einfach hineinzubeißen. Ständiges, tiefes Brummen ging von den Tieren aus. Eines stand fest: Die Nympah bewachten sie. Aber warum?
Ein noch nicht ganz ausgereift klingendes Knurren sollte ihnen diese Frage beantworten.
Obi-Wan zuckte zusammen, als etwas sein Bein berührte, doch das tiefe Knurren des Nympah, das ihn bewachte, ließ ihn still liegen. Etwas Kleines sprang auf seine Oberschenkel und das erwachsene Tier rückte ein wenig zu Seite. Anscheinend durfte er sich bewegen.
Ungeduldig wurde er hart mit der Schnauze angestoßen, also setzte er sich langsam und vorsichtig auf. Als er schließlich erkannte, was da fast schon ausgelassen auf ihm herumtobte, hätte er beinahe angefangen laut zu lachen.
Drei Nympah-Junge untersuchten ihn neugierig, balgten sich und knabberten an seinen Stiefeln. Wenn sie nicht bereits perfekte kleine Killermaschinen gewesen wären, hätte er sie niedlich finden können. Ihre Augen waren im Vergleich zu denen ihrer Eltern noch von einem hellen Rot, aber ihre Zähne blitzten genauso rasiermesserscharf wie die der Alten.
“Was sollen diese Spielchen nur? Wieso töten sie uns nicht einfach?“ , fragte er ruhig, um die Elterntiere nicht zu erschrecken.
Qui Gon sah sich vorsichtig um. „Ich weiß es nicht genau, aber da diese Geschöpfe ein hohes Maß an Intelligenz aufweisen, nehme ich an, dass sie ihre Jungen so viele Erfahrungen wie möglich sammeln lassen wollen.“
Er selbst war erstaunt darüber, dass solch ein tödlicher Jäger seine Jungen so fürsorglich umsorgte. Dass Carnivoren ihre Nachkommen mit Beute spielen ließen, damit sie erste Erfahrungen für die Jagd sammelten, war im Tierreich nichts Ungewöhnliches. Was nach der kleinen Spielstunde folgen würde, machte ihm mehr Sorgen, denn für gewöhnlich überlebten die Beutetiere eine Unterrichtsstunde dieser Art nicht.
Lanaa saß unweit von ihnen auf dem Boden und starrte angewidert auf die kleinen Nympah, die an ihren Sachen herumkauten, wagte jedoch nicht, sich zu bewegen.
„Wie sollen wir entkommen?!“ , fragte sein Padawan, fast ohne die Lippen zu bewegen. „Die Alten werden nachlässiger.“ , flüsterte Qui Gon zurück. Obi-Wan sah es ebenfalls. Die erwachsenen Nympah beschäftigten sich mehr mit ihrer Umwelt, als auf sie zu achten. Sie wälzten sich genießerisch im Regen oder stöberten im Unterholz herum. Diese Tiere hatten wahrscheinlich keine natürlichen Feinde- Erfolg machte eben unachtsam.
„Siehst du dein Lichtschwert?“ , fragte Qui Gon leise. „Ja, es liegt neben dem Nympah drei Meter links von uns.“ Offenbar waren sie immernoch an der Stelle, an der die Tiere sie überwältigt hatten.
Qui Gon atmete tief durch. „Wenn ich euch ein Zeichen gebe, fliehen wir. Das wird sie überraschen. Der Fluchtweg Richtung Westen ist frei. Kein stehen bleiben, kein Verstecken. Nur laufen.“ Obi-Wan machte sich bereit und hoffte, dass seine Seite einen längeren Sprint zulassen würde. Andererseits: Was hatte er schon für eine Wahl?
„Jetzt!“ rief Qui Gon unvermittelt.
 
Flucht​

Eine Zeit lang hatten sie die Nympah hinter ihnen gehört.
Die Präsenz ihrer Feinde im Rücken hatte ihnen die nötige Ausdauer für eine längere Flucht verliehen. Ein kurzer Blick über die Schulter zeigte Qui Gon, dass nur vier oder fünf Tiere sie verfolgten. Der Jedi-Meister lief hinter Obi-Wan und Lanaa, damit er sich im Falle eines Angriffs umdrehen und kämpfen konnte.
Doch etwas kam ihm seltsam vor. Er hatte nicht das Gefühl, dass die Nympah sie wirklich ernsthaft verfolgten. Seinem Eindruck nach sollten die Räuber wenig Probleme damit haben, sie einzuholen und doch taten sie es nicht. Sie trieben sie einfach nur vor sich her wie man eine Herde Weidetiere treiben würde. Es wirkte beinahe wie ein Spiel.
Lanaa hielt erstaunlich gut mit den beiden Jedi mit. Qui Gon fiel auf, dass sie eine ähnliche Lauftechnik wie er und Obi-Wan gewählt hatte. Lange Schritte und tiefes Atmen ermöglichten es ihr, so wenig Energie wie möglich zu verschwenden. Er hatte Lanaa bewusst die Führung überlassen und doch bezweifelte er, dass sie einen Plan davon hatte, wohin sie lief.
Nach einer Weile fielen die Nympah immer weiter zurück und verschwanden nach weiteren quälenden Minuten schließlich endgültig.
Obwohl Qui Gon diesen Umstand sehr wohl registriert hatte, sagte er seinen beiden Gefährten nichts davon. Es war gut möglich, dass ihre Jäger sich ausruhten und später erneut zuschlugen oder einfach einen anderen Weg gewählt hatten.
Auch als Lanaas Kräfte augenscheinlich nachließen, wurde die Pavlinianerin nicht langsamer. Den Jedi fiel es nach einiger Zeit schwer, ihrem Ausdauerlauf noch zu folgen. Die Hitze war durch den andauernden Regen zwar erträglich, aber dafür hatten die beiden immernoch mit ihren Problemen bezüglich des Sauerstoffanteils in der Atmosphäre zu kämpfen. Der Schauer hatte die Luftfeuchtigkeit noch mehr erhöht und Qui Gon wusste, dass dadurch das Atmen nicht gerade einfacher wurde. Insbesondere sein verletzter Padawan musste schwer damit zu kämpfen haben. Er beobachtete Obi-Wan schon ihre ganze Flucht über und achtete genau auf jede kleine Bewegung des Jungen. Zwar wurde er nicht langsamer, aber Qui Gon spürte, dass er die Macht nicht mehr um sich halten konnte. Was sonst ein dichtes energetisches Netz war, verblasste zusehends. Seine Aura wurde mit jedem Schritt schwächer.
Obi-Wan war kurz davor, den Punkt zu erreichen, ab dem er nicht mehr weiter konnte. Um den Punkt der totalen Erschöpfung zu erreichen, durfte man für längere Zeit keine Rücksicht auf die Bedürfnisse seines Körpers nehmen. Jedes Wesen erreichte diesen Zustand nach einer individuellen Belastungszeit. Im Tempel waren solche Tests mit ihm durchgeführt worden, um ihm bewusst zu machen, wie weit er sich im Extremfall belasten konnten, ohne dass sein Organismus ihm den Dienst versagte. Doch er brauchte keine errechneten Belastungskurven und skalierte Durstwerte um zu wissen, dass er bald nicht mehr würde weiterlaufen können. Die Schmerzen in seiner Seite taten ihr übriges. Egal wie sehr er sich konzentrierte, er konnte das Brennen in seiner Lunge und den dumpfen Druckschmerz in seinem Brustkorb einfach nicht mehr unterdrücken. Auch mit Atemtechniken war nicht viel zu machen, wenn man das Gefühl hatte, Feuer zu atmen. Der Regen war auf einer Seite zwar angenehm und kühlte seine erhitzte Haut, doch er konnte die Beschwerden innerhalb seinem Körper nicht lindern und so wurde auch das nach einiger Zeit zu einer Last. Obwohl der Boden uneben war und einen gleichmäßigen Lauf beinahe unmöglich machte, wollte er so lange durchhalten wie möglich. Deswegen blockierte er auch die mentale Verbindung zu seinem Meister. Eine unnütze Empfindung ließ ihn seinen Zustand vor Qui Gon verbergen: Stolz. Auf keinen Fall wollte er als Versager dastehen, sondern dem erst kürzlich größer gewordenen Vertrauen, dass sein Meister in ihn setzte, unbedingt gerecht werden.
„Wartet. Wir machen eine Pause.“ rief Qui Gon, als sie auf eine kleine Lichtung kamen. Als ob sein Padawan auf dieses Signal gewartet hatte, sank er augenblicklich auf Knie und Hände. Keuchend ließ er seinen Kopf zwischen den Schultern hängen und hustete gequält auf. Qui Gon kniete sich neben ihn und legte ihm eine Hand auf den Rücken. Ihm fiel auf, dass Obi-Wan trotz der Nässe Hitze ausstrahlte. „Wir haben sie anscheinend abgehängt.“ sagte der ältere Jedi. Auch er atmete schwer und war sichtlich erschöpft. Lanaas Blick ließ darauf schließen, dass sie dem Frieden nicht traute.“Nympah hetzen ihre Beute über große Entfernungen hinweg. Die hängt man nicht einfach so ab.“, sagte sie und blickte suchend in die Richtung aus der sie gekommen waren. „Es kann uns egal sein, wieso sie uns im Moment nicht weiter verfolgen. Wir brauchen eine Pause. Und zwar alle.“ Lanaa zog zwar eine Augenbraue hoch und warf einen Seitenblick auf Obi-Wan, der sich immernoch nicht beruhigt hatte, machte sich aber dann daran, einen trockenen Unterschlupf in der Nähe zu finden.
Qui Gon spürte, dass der Junge keinen Schritt mehr weiter konnte und es ärgerte ihn, dass er ihm nicht früher Bescheid gegeben hatte. Eine erneute schnelle Flucht war somit unmöglich geworden. Doch jetzt war nicht der geeignete Zeitpunkt, um ihn zu maßregeln. Dafür würde sich später noch genug Zeit finden.
Er spürte durch die Macht, dass Obi-Wans größtes Problem im Moment sein Kreislauf war. Gleich darauf folgten die noch ungeklärten Schmerzen im Oberkörper. Er wusste, dass er eine Ohnmacht unbedingt verhindern musste. „Steh auf und geh ein paar Schritte.“ , sagte Qui Gon leise und machte Anstalten, seinem Schüler auf die Beine zu helfen. Doch Obi-Wan ließ sich wieder fallen und versuchte weiter verzweifelt, zu Atem zu kommen. „Ich kann nicht.“, keuchte er kopfschüttelnd. „Doch, du kannst.“, sagte Qui Gon bestimmt und zog ihn auf die Beine.
Nach einigen Anfangsschwierigkeiten hatte der Padawan sich an einen Baum gelehnt als Lanaa wieder zurück kam. „Ich habe eine kleine Höhle unweit von hier entdeckt. Und was das Wichtigste ist: Sie ist noch nicht besetzt.“ Ihr Blick wanderte zu Obi-Wan. „Ich an deiner Stelle würde das lassen.“, sagte sie nur zu ihm und nickte mit dem Kinn in Richtung der großen Blätter einer Pflanze neben ihm, in denen sich das Regenwasser sammelte. Offenbar hatte der junge Jedi mit dem Gedanken gespielt, seinen Durst mit Hilfe dieser natürlichen Auffanggefäße zu stillen. „Die Blätter dieser Pflanze scheiden ein starkes Gift aus, dass sich mit dem Wasser verbindet und so zu einen tödlichen Cocktail wird. Die Tiere, die hier trinken, sterben einen furchtbaren Tod und dienen der Pflanze so als natürlicher Dünger. Wenn du also davon trinkst, wirst du dir wünschen, die Nympah hätten dich vorhin erwischt, glaub mir das.“
Obi-Wan schluckte schwer. „Ist irgendetwas in diesem Wald nicht giftig?“ fragte er gereizt. Nicht nur seine Kräfte, sondern auch seine Geduld neigten sich langsam aber sicher dem Ende zu.
Kaum waren sie alle in Sicherheit und halbwegs im Trockenen, erregte schon das nächste ungewöhnliche Geräusch ihre Aufmerksamkeit. Qui Gon, der sich gerade der Verletzung seines Padawans widmen wollte, hielt inne und lauschte. „Das sind keine natürlichen Geräusche. Das ist irgendetwas mechanisches.“ sagte Obi-Wan leise. „Lasst uns nachsehen.“ erwiederte Qui Gon mit einem Nicken.
Sie hatten nicht weit gehen müssen, bis sie die Quelle des Lärms gefunden hatten. Der Regen hatte nachgelassen und so konnten sie gut zwischen den Bäumen hindurchspähen. Was sie sahen, verschlug ihnen im ersten Moment die Sprache. Riesige, von Droiden gesteuerte Schiffe zogen in einem Konvoi quer durch den Dschungel. Anscheinend hatte man extra für diesen Zweck eine breite Schneide in den Urwald geschlagen. Bäume lagen gefällt auf dem Boden, so als hätte ein Riese sie mit einer nachlässigen Handbewegung einfach umgeknickt.
„Darum haben die Nympah uns vorhin nicht weiter verfolgt.“, flüsterte Qui Gon. „Sie sind Eingriffe in ihren Lebensraum nicht gewöhnt und diese lauten Geräusche haben sie abgeschreckt.“ ergänzte Lanaa. „Offensichtlich sind diese Transportschlitten von der Handelsförderation-“, begann der Jedi-Meister. „Woher wollt ihr das denn bitteschön wissen?“, unterbrach Lanaa ihn. „Auf den Fahrzeugen ist überall ihr Wappen.“ erklärte Obi-Wan ein wenig ungehalten. Daraufhin errötete sie leicht und schwieg.
Obi-Wan wandte sich wieder seinem Meister zu. „Offenbar transportieren diese Schiffe Versorgungsgüter. Aber wofür braucht die Handelsförderation so viele Lebensmittel? Es dürften sich höchstens ein paar Dutzend Mechaniker in ihrem Gebiet aufhalten.“ Obi-Wan stützte sich an einem Baum ab. „Die ursprünglichen Bewohner dieses Gebietes.“, sagte er plötzlich.
„Denkst du, sie halten sie gefangen?“ Qui Gon runzelte die Stirn. „Wieso sollten sie das tun?“, fragte er.
„Das weiß ich noch nicht, Meister. Aber wieso sollten sie sonst so große Mengen an Versorgungsgütern benötigen?“ Der ältere Jedi nickte zustimmend. „Am besten verbergen wir uns in einem der Schiffe.“, schlug er vor.
„Wir könnten uns auch gefangen nehmen lassen.“, erwiderte Obi-Wan, doch Qui Gon schüttelte den Kopf. „Du brauchst Zeit, um dich auszuruhen und wieder halbwegs zu Kräften zu kommen.“
„Moment mal! Ihr Jedi seid hier, um Verhandlungen zu führen und nicht wie Spione auf fremden Schiffen herumzuschleichen.“ Ihre Stimme klang anklagend.
„Wenn sie schon der Königin keinen Einlass mehr gewähren, denkt Ihr, sie würden mit uns etwas anderes tun, als uns wegzuschicken?! Danach wären sie gewarnt und könnten alle eventuell illegalen Verhältnisse beseitigen. Es ist klüger, Informationen erst auf diese Art zu beschaffen. Danach können wir uns weitere offizielle Schritte überlegen.“ Lanaa brummte nur missmutig. Einerseits schien ihr die Handlungsweise, die Qui Gon vorschlug, gar nicht zu passen. Andererseits aber schien sie auch keine bessere Idee zu haben und fügte sich schließlich.
Der Jedi-Meister schaute seinen Padawan forschend an. „Schaffst du es?“ Ihm war vollkommen bewusst, dass er seinem Schüler diese Frage jetzt schon das zweite Mal innerhalb von ein paar Tagen stellte. Die Belastung in letzter Zeit war wirklich extrem hoch gewesen. Nach dieser Mission würde Obi-Wan wahrscheinlich drei Standardmonate Urlaub brauchen. „Es geht mir besser als vorhin, Meister. Ich schaffe es schon.“ Tatsächlich hatte ein wenig Ruhe Obi-Wan die Gelegenheit gegeben, seine Konzentration wiederzufinden. So hatte er es geschafft, sich wieder zu sammeln und seine körperlichen Probleme weitestgehend unter Kontrolle zu bringen. „Wir warten auf das letzte Schiff.“, teilte Qui Gon ihnen mit.
Obi-Wan setzte sich auf den Hosenboden und versuchte, ein wenig Entspannung zu finden. Immer wieder hatte Meister Yoda ihm während seiner Ausbildung im Tempel gesagt, wie wichtig es war, dass man jede freie Sekunde dafür nutzte, um Ruhe zu finden- geistig wie körperlich. Damals, als alle Übungen und Trainingseinheiten unter irrealer Todesgefahr stattgefunden hatten, hätte er sich nie träumen lassen, wie wichtig diese Lektion wirklich gewesen war.
„Was denkt ihr, wieso die Nympah oder andere Tiere die Versorgungstransporte noch nicht angegriffen haben? Immerhin müssen sie doch die Lebensmittel riechen.“, fragte Qui Gon Lanaa. Sie zuckte die Schultern und spuckte aus. „Wahrscheinlich knallen die Droiden die Tiere ab, wenn sie der Route zu nah kommen. Die Viecher hier lernen schnell.“ Sie machte eine Pause und Qui Gon spürte Zorn in ihr aufsteigen. „Was diese Leute mit unserem Planeten anstellen, ist unverzeihlich. Die Republik sollte der Königin einen Angriffstrupp zur Verfügung stellen und die Handelsförderation vertreiben.“
„Aber Tylaa hat einen Vertrag abgeschlossen. Sie war damit einverstanden, einen Teil eurer Natur zu opfern, um eure Zölle zu senken und somit eure Handelsbilanzen zu erhöhen. Dass Probleme solcher Art auftreten können, hätte sie früher bedenken müssen.“ erklärte Qui Gon leise.
„Meine Königin trifft keine Schuld. Sie hat ehrlich und rechtschaffend gehandelt. Dass dieser Vertrag solche Folgen nach sich ziehen würde, konnte sie nicht wissen. Sie trifft keine Schuld!“ Lanaas Stimme war voller Inbrunst.
„Da ist das letzte Schiff.“ flüsterte Obi-Wan gerade, als Qui Gon etwas erwidern wollte.
 
Wut​


Es war eine heikle Angelegenheit gewesen, sich auf einen Landgleiter zu schleichen, wenn man Lanaa bei sich hatte. Offenbar hatte die Pavlinianerin keinerlei Erfahrungen, wenn es darum ging, leise und unauffällig zu sein.
„Das war verdammt knapp.“, sagte Qui Gon und ließ sich erschöpft neben eine Kiste mit einer unleserlichen Aufschrift sinken.
Sie hatten ihren ersten Versuch, auf das letzte Schiff des Konvois aufzuspringen, abbrechen müssen. Lanaa hatte ihnen bewiesen, dass die Qualitäten der Frauen von Pavlin 4 offenbar woanders lagen, als darin, sich grazil und anmutig zu bewegen. Sie war beim Aufstieg abgerutscht und auf den hinter ihr kletternden Obi-Wan gefallen. In einem Knäul von Händen und Füßen waren sie zusammen einige Meter einen kleinen Abhang hinunter gerollt und man konnte es wohl nur als Glück bezeichnen, dass die neben den Schiffen patrouillierenden Droiden Lanaas Geschrei nicht bemerkt hatten.
„Knapp?!“, fragte Obi-Wan gereizt. „Wir können von Glück sagen, dass Maschinen zwar stark, aber dumm sind!“ Er versuchte, sich unter Kontrolle zu halten und leise zu sprechen, trotzdem überschlug sich seine Stimme vor Aufregung.
Qui Gon bedachte ihn mit einem festen, aber freundlichen Blick. Er konnte den Ärger des Jungen durchaus verstehen. Wenn Lanaa, die durch ihre Größe allein kein Leichtgewicht war, ihn als Schlitten verwendet hätte, würde er wahrscheinlich auch nicht besonders freundlich bleiben können.
Der Padawan erwiderte Qui Gons Blick kurz und wandte sich dann ab. „Hör mal, du kleiner-“, setzte Lanaa mit hochrotem Kopf an, doch der Jedi-Meister stellte sich vor sie und versperrte ihr so den Blick auf seinen Schüler. Manchmal traf der Ausspruch 'Aus den Augen, aus dem Sinn' eben doch zu. „Sich zu streiten, bringt uns nicht weiter. Wir müssen Ruhe bewahren, wenn wir nicht entdeckt werden wollen. Ihr seid hier, um uns zu begleiten und wir schätzen eure Erfahrung in Bezug auf die Natur auf Pavlin 4 sehr, aber Jedi sind in Angelegenheiten, wie wir sie im Begriff zu tun sind, wesentlich erfahrener. Und ich bitte Euch, uns zu vertrauen.“ Ihre Antwort bestand größtenteils aus einem wütenden Schnauben. Qui Gon konnte sehen, wie schwer es ihr fiel, ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten. „Sorgt dafür, dass die kleinere Ausgabe von euch nicht nochmal frech wird und dann bleiben wir auch Freunde.“, brummte sie nur und suchte sich einen günstigen Platz, um die vorbeiziehende Umgebung zu beobachten.
Qui Gon bewegte sich vorsichtig in Obi-Wans Richtung, der sich in den hinteren Teil des Frachtraums zurückgezogen hatte und und offenbar ebenfalls versuchte, seinen Zorn in ein nützlicheres Gefühl umzuwandeln. Er hätte jetzt mit ihm reden und ihm dabei helfen können, sich wieder zu beruhigen, aber der junge Jedi musste allmählich lernen, dass auch allein zu schaffen. Er sollte seine Chance bekommen.
Er beobachtete, wie Obi-Wan es mit Atemübungen versuchte, sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Seite hielt und es dann wieder bleiben ließ. Ein dumpfes Geräusch kurz darauf zeugte von dem Tritt, den der Junge dem nächstbesten Container versetzt hatte. Er fluchte nicht laut, aber Qui Gon wusste, dass er im Geiste die eingeschränkte Liste aller Schimpfwörter durchging, die ihm bekannt waren. Als der Jedi-Meister näher trat, bemerkte Obi-Wan seine Anwesenheit. Er zuckte zusammen und schaute mit geröteten Wangen zu Boden. Offenbar schämte er sich dafür, sich nicht vollständig unter Kontrolle zu haben.
„Es ist keine Schande, wütend zu sein. Du bist ein Jedi und keine Maschine.“, sagte Qui Gon, während sein Schüler sich frustriert auf eine niedrige Kiste fallen ließ. „Ich sollte aber nicht wütend sein. Gefühle gibt es nicht- so steht es doch im Jedi-Kodex. Langsam glaube ich, ich werde niemals auch nur annähernd mit meiner Umwelt im Einklang sein.“, sagte Obi-Wan resigniert. Qui Gon fing an, leise zu lachen und setzte sich dem Jungen gegenüber. Amüsiert sah er, dass sein Schüler ihn völlig verwirrt anstarrte, als er sich ein wenig nach vorn lehnte. „Du musst aufhören, so streng mit dir selbst zu sein. Dass ist eigentlich meine Aufgabe, weißt du. Aber stattdessen muss ich dich regelmäßig vor dir selbst in Schutz nehmen. Du denkst zu viel über die Vergangenheit nach, aber du musst im Hier und Jetzt leben, um dich wirklich auf die Macht einlassen zu können. Fehler zu machen, ist normal. Das Ziel eines Jedi sollte es sein, Fehler nicht zu wiederholen. Und blockiere bitte nicht ständig unsere Verbindung, nur weil du endlich gelernt hast, wie das funktioniert. Mich auszuschließen, löst dein Problem auch nicht. Du solltest mir lieber so weit vertrauen, dass du mich an deinen Gefühlen teilhaben lässt.“ Er machte eine Pause, damit sein Schüler kurz über seine Worte nachsinnen konnte. „Sei unbesorgt. Auch ich war mal ein ungeduldiger, impulsiver Junge. Du wirst eines Tages ein herausragender Jedi werden, Obi-Wan. Das habe ich im Gefühl.“
Zufrieden sah Qui Gon, dass seinem Padawan nach seinen Worten leichter ums Herz zu sein schien.
Trotzdem seufzte er innerlich, als er sah, wie Obi-Wan sich mit hängenden Schultern und durchnässt wie ein Häufchen Elend in eine Ecke drängte. Die kleine Stimme in seinem Kopf, die ihn schon mehrere Tage lang quälte, meldete sich jetzt wieder. Er fürchtete, dem Jungen zu viel zuzumuten. Sie hatten schon eine Menge zusammen durchgemacht, aber so extrem, wie auf dieser Mission war es noch nie gewesen. Nachdem er weiter darüber nachdachte, erkannte er, dass seine Sorgen wieder in der Tatsache begründet waren, dass er Obi-Wan nicht erwachsen werden lassen wollte. Er bemutterte ihn zusehends, denn früher hatte er sich weniger Gedanken darüber gemacht, ob der Junge erschöpft war. Qui Gon war anscheinend noch nicht in der Lage, das ideale Gleichgewicht zwischen Selbstständigkeit und Fürsorge herzustellen. Wie hatte Meister Yoda es einmal so treffend formuliert? Es ist nicht dass größte Problem, einen Padawan auszuwählen und anzunehmen. Viel größer ist das Problem, ihn wieder gehen zu lassen.
„Wie hast du dich beim Aufprall verletzt?“, fragte er schließlich leise und streckte sich kurz, um einen Seitenblick auf Lanaa zu werfen, die immernoch eifrig dabei war, ihre Umgebung zu beobachten.
Obi-Wan rieb sich die Augen und fuhr sich anschließend durch die kurzen, nassen Haare. „Ich erinnere mich nicht mehr genau, aber es muss passiert sein, als ich nach dem Aufprall auf der Seite gelandet bin.“ Er legte vorsichtig eine Hand über seiner Tunika auf seine Rippen. Dann zog er den Ärmel hoch und zeigte seinem Meister den langen Schnitt auf seinem Unterarm, den eine Nympahklaue geschlagen hatte. Qui Gon betastete vorsichtig die Wundränder. „Es ist dabei, sich zu entzünden. Kein Wunder, bei diesem Klima schließt die Wunde sich nur sehr langsam, wenn du nicht selbst darauf einwirkst. Deswegen können Keime sich schnell einnisten.“ Der ältere Jedi wusste, dass Obi-Wan im Augenblick nicht die Kraft und Konzentration für eine Heilmeditation aufbringen konnte. Nachdem er seinen Schüler dazu angehalten hatte, sich die Tunika auszuziehen, wuchs der Respekt, den er für ihn empfand, noch mehr. Unweigerlich fragte er sich still, ob er es geschafft hatte, mit dieser Verletzung so weit zu laufen.
So sanft er konnte, strich er mit geschlossenen Augen über die dunkelblau verfärbte Haut über den Rippen und versuchte, einen Bruch zu fühlen. Der Körper unter seinen Händen strahlte eine extreme Hitze ab, die die großen Hämatome mit sich brachten. „Soweit ich das beurteilen kann, ist nichts gebrochen. Aber das Gewebe ist geschwollen und von Unterhautblutungen durchzogen. Das drückt auf die Lunge und erschwert dir das Atmen. Ich weiß nicht genau, wie lange wir noch unterwegs sein werden, aber du solltest eine Meditation riskieren, solange wir noch nicht entdeckt wurden.“, schlug Qui Gon vor. „Ich denke nicht, dass ich das allein schaffe.“, gab Obi-Wan zurück. „Es heißt nicht umsonst Jedi-Team. Ich werde dir helfen.“
Nach einem Blick, der deutlich zeigte, wie abgeneigt der junge Padawan dem Gedanken war, seine klamme, kalte Tunika wieder überzuziehen, gab er sich einen Ruck und die beiden Jedi bereiteten sich auf die bevorstehende Heilmeditation vor.
So etwas war eine schwierige Sache, wenn man es zu zweit versuchte. Sie setzten sich in den Schneidersitz gegenüber. „Entspann dich, lass die Schmerzen gehen und die Macht kommen.“ Beide schlossen die Augen, passten ihren Atemrhythmus einander an, öffneten ihren mentalen Kanal und wurden zu so etwas, wie einem einzigen lebendigen Wesen. Ihr Geist und ihre Kraftfelder verschmolzen miteinander und schufen so eine Bindung, die nur zwischen sehr engen Freunden möglich war- oder zwischen Meister und Padawan. Aber eigentlich, überlegte Qui Gon, waren sie auch Freunde.
Obi-Wan ließ sich auf ihn ein und vertraute ihm, das machte es auf der einen Seite sehr einfach, ihm Energie zu geben. Auf der anderen Seite durfte er ihm aber nicht einfach bloße Kraft schicken. Der Jedi-Meister musste der Macht eine heilende Nuance verleihen, sonst würde Obi-Wan Schwierigkeiten bekommen.
Qui Gon wusste, dass diese Aktion wahrscheinlich nur einen Teilerfolg bringen würde, denn für eine Heilung dieser Art brauchte man vor allen Dingen eines: Zeit. Außerdem hatte sein Schüler erst wenige Kurse im Tempel belegt, die solche Situationen trainiert hatten und er selbst war noch nie ein herausragender Heiler gewesen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit zog sich der Padawan aus ihrer Verbindung zurück und gab seinen Meister wieder frei. Dann atmete er tief durch und schlug die Augen auf. Qui Gon blickte ihn neugierig an.
„Es ist besser, aber noch nicht vollständig wieder in Ordnung.“, sagte er leise und rieb sich die Augen. Den Sprung aus einer tiefen Meditation in die Wirklichkeit vollzog man am besten in einem ruhigen Raum und nicht in einem polternden und lärmenden Schiff. Diese Eindrücke reizten seine immernoch extrem sensiblen Sinne.
„Wir nähern uns.“ Obi-Wan ignorierte das dumpfe Pochen des entzündeten Schnitts an seinem Arm und folgte Qui Gon zu einer Sichtluke, an der auch Lanaa stand. Er staunte nicht schlecht, als er einen Blick hinaus warf.
Offenbar waren sie an der Grenze zu dem Gebiet angekommen, dass die Handelsförderation besetzte. So weit das Auge reichte, hatte man riesige Durastahlträger in den Boden getrieben, zwischen denen Energie floss. „Sie verwenden einen Partikelschild als Mauer.“, flüsterte Obi-Wan. In einem derartigen Ausmaß hatte er so etwas noch nie gesehen.
„Aber wozu brauchen sie einen Schild? Die Tiere werden wohl kaum versuchen, so einen Komplex anzugreifen.“, warf Lanaa ein.
„Die Frage ist doch: Versuchen sie, etwas von draußen fern zu halten oder wollen sie jemanden daran hindern, zu fliehen!?“, erwiderte Qui Gon.
Sie passierten den Schild ungehindert und gelangten so ins Innere der Anlage. Hier wurde das gesamte Ausmaß der Zerstörung deutlich. Wo einst üppige Vegetation die Umgebung beherrscht hatte, war jetzt weit und breit nur karges Ödland zu erkennen. Nicht das kleinste bisschen Grün war mehr zu sehen, Rauch stieg in den blauen Himmel auf, auf der Erde hatten sich Ölpfützen gebildet. Sie kamen an Baracken und Höhleneingängen vorbei, aus denen Menschen strömten. Offenbar lebten sie in den improvisierten Unterkünften. Sie alle wirkten erschöpft und waren schmutzig. Obi-Wan empfand die vorherrschenden Gefühle in der Macht ausschließlich negativ. Doch dann war da ein Hoffnungschimmer bei denen, die die Schiffe mit den Versorgungsgütern entdeckten. Sie liefen mit ausgestreckten Armen auf sie zu, manche Frauen hatten Kinder bei sich.
Im nächsten Augenblick war Blasterfeuer zu hören, einige Menschen stürzten leblos zu Boden.
Es dauerte einen Moment, bis Obi-Wan begriffen hatte, was da eben geschehen war. Die Droiden hatten Menschen erschossen, die nichts anderes im Sinn gehabt hatten, als etwas zu essen für sich und ihre Familie zu besorgen. Wie automatisch wanderte seine Hand zu seinem Lichtschwert, doch sein Meister legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Wir sind hier, um zu beobachten. Nichts wird sich verändern, wenn du jetzt da rausgehst und kämpfst. Denk weiter, verharre nicht im Moment.“ Obi-Wan nickte widerwillig, aber auch Qui Gons Gesicht zeigte deutlich, wie sehr ihn die Vorgehensweise der Droiden abstieß. „Das ist einer der Stämme aus dieser Gegend.“ , sagte Lanaa leise und betroffen.
„Aber wozu halten sie die Menschen hier fest? Als Mechaniker werden sie wohl kaum mehr taugen als die, die bereits für die Handelsförderation arbeiten.“, wandte Obi-Wan ein.
„Diese Geschöpfe tun das meinem Volk aus purer Boshaftigkeit an, wie sonst wäre jemand in der Lage, so etwas zu tun?!“ Lanaas Stimme war lauter als zuvor. Qui Gon schüttelte den Kopf. „Nichts passiert einfach so. Es muss einen Grund für die Gefangennahme dieser Leute geben.“ Draußen hörten sie die Repulsoren eines großen Schiffes, offenbar startete gerade ein Frachter.
„Grund!? Was für einen Grund kann es für so eine Abscheulichkeit geben?“, fuhr Lanaa auf.
Obi-Wan wandte sich ihr zu. „Ihr solltet etwas leiser sein, man wird uns sonst entdecken.“ Er spürte erneut Ärger über Lanaas Verhalten in sich hochkochen, versuchte aber, ihn im Zaum zu halten.
„Du kannst dir nicht vorstellen, wie egal mir ist, ob sie uns entdecken! Wir haben genug gesehen, dieser Komplex hier wird nicht mehr lange bestehen.“, schrie sie nun fast.
„Wir haben keine Beweise! Außerdem werden sie uns nicht einfach so gehen lassen, wenn sie uns erst einmal entdeckt haben! Wir müssen weiterhin beobachten!“ erwiderte der Padawan leiser als Lanaa, aber genauso hitzig.
„Das hast du ja wohl nicht zu entscheiden!! Ohne mich hätten die Nympah euch beide zum Frühstück verspeist! Oder was denkst du, hat euren Geruch übertönt, hä!?“ Obi-Wan kam die ekelhafte Flüssigkeit in den Sinn, die Lanaa kurz vor ihrem Absturz freigesetzt hatte. Dabei musste es sich um so etwas wie Pheromone gehandelt haben.
Der Staudamm, der die Welle aus Zorn in dem jungen Padawan zurückhielt, bröckelte. „Ihr tut gerade so, als wären wir euch die ganze Zeit nur ein Klotz am Bein gewesen!“ Er trat einen unbewussten Schritt auf sie zu.
„Da hast du ganz recht, ohne euch wäre ich schon wieder sicher in der Hauptstadt und zwar mit den Beweisen!“ sie machte eine verächtliche Geste. „Pah! Jedi! Wer braucht euch schon?! Die Königin hätte mich allein schicken sollen.“ Sie bohrte Obi-Wan einen Finger in Brust, doch er wich keinen Millimeter zurück.
„Ist Euch schon mal in den Sinn gekommen, dass die Königin über all das hier Bescheid wissen könnte!?“ Der Junge wusste, dass er zu weit gegangen war, kaum dass er die Worte ausgesprochen hatte. Er hätte seine Vermutung noch für sich behalten müssen.
Lanaa schien praktisch überzukochen. „Wie kannst du es wagen, so über meine Königin zu sprechen!!“ schrie sie und holte aus.
 
Zusammenhänge​

Es war einfach gewesen, sich vom Schiff zu schleichen, während die Güter abgeladen worden waren. Über so kurz wie möglich gewählte Wege war es ihnen gelungen, sich in eine nah gelegene Schlacke-Höhle zu schleichen.
Obi-Wan konnte zwar aufrecht stehen, aber da die Decke trotzdem vergleichsweise niedrig war, mussten Lanaa und Qui Gon sich leicht gebeugt bewegen.
Kaum waren sie alle sicher angekommen, zog Lanaa sich auf Qui Gons Blick hin in den hinteren Teil der Höhle zurück. Dann wurde Obi-Wan von seinem Meister in einen schmalen Lichtstreifen gezogen, der durch eine Lücke im Material hereinfiel. Der ältere Jedi hob sein Kinn an und besah sich die kleine Platzwunde an seiner linken Augenbraue. „Ist dir schwindlig?“ Obi-Wan schüttelte den Kopf, als sein Gegenüber ihm mit dem Ärmel etwas Blut aus dem Gesicht wischte.
Ihm war zwar nicht schwindlig, aber trotzdem dröhnte ihm der Kopf immernoch von dem Schlag, den Lanaa ihm versetzt hatte. Eines war ihm von jetzt an sonnenklar: Die Pavlinianerin war genauso stark, wie sie aussah. Noch einmal erinnerte er sich daran, wie er durch ihren Hieb zu Boden gegangen war. Einen Moment lang hatte er im wahrsten Sinne des Wortes Sterne gesehen. Doch auch, wenn er sich jetzt fühlte, als wäre er frontal gegen eine Mauer gerannt, hegte er keinen Groll gegen Lanaa. Im Gegenteil, sie hatte impulsiv aus einem Gefühl heraus gehandelt und Mut bewiesen, als sie die Hand gegen einen Jedi erhoben hatte. Nicht viele Wesen, die Obi-Wan bisher getroffen hatte, würden das wagen. Er respektierte ihre Handlung genauso wie sie, auch wenn er ihr jetzt noch reservierter gegenüberstand, als vorher.
Wütend auf Lanaa war er nicht, aber auf sich selbst dafür umso mehr. Nicht im Geringsten hatte er damit gerechnet, dass sie wirklich zuschlagen würde und das frustrierte ihn. Er hätte es spüren müssen, aber da war nichts gewesen. Hatte Qui Gon Recht? Lebte er zu sehr in der Vergangenheit und machte sich zu viele Sorgen und hätte er diese Attacke kommen gesehen, wenn er es nicht täte?
„Hey, kommt mal her und seht euch das an!“ Obi-Wan verwarf seine Gedanken und tauschte einen Blick mit seinem Meister aus, bevor die beiden Lanaas Aufforderung folgten.
Hier war es dunkel und kühl, ein modriger Geruch nach Erde lag in der Luft und ließ den Padawan schaudern. Er zog den Regenwald mit all seinen Gefahren einem stickigen Erdloch bei weitem vor.
Obi-Wan konnte Gegenstände erkennen, doppelt so groß wie er selbst, die mit Planen zugedeckt waren. Qui Gon hob eine solche Abdeckung an und spähte darunter. „Was sind denn das für Dinger?!“, fragte Lanaa, die hinter ihm stand. Der Jedi-Meister wartete einen Moment, ob sein Padawan es übernehmen würde, ihr zu antworten. Doch seit dem Vorfall vorhin herrschte eisige Stimmung zwischen den beiden. „Das sind Maschinen, die man im Bergbau einsetzt.“, sagte er leise. Seine Gedanken liefen auf Hochtouren, als sich in seinem Kopf nach und nach einige Zusammenhänge ergaben. Und diese Entdeckung hier war ein wichtiges Teil des Puzzles.
„Wozu brauchen die denn bitteschön Bergbaumaschinen?“ fragte Lanaa in einer Lautstärke, dass Obi-Wan zusammenzuckte. Mit dieser Frau unterwegs zu sein, versetzte den jungen Jedi in einen Zustand ständiger Nervosität, denn er rechnete jeden Augenblick damit, dass jemand sie hören und somit entdecken könnte. Qui Gon stutzte. Eigentlich war Lanaa doch nicht so schwer von Begriff, wieso also verstand sie den Zusammenhang zwischen den Maschinen und diesem Komplex hier nicht?
Dann fiel ihm ein, dass sie solche Gerätschaften wohl noch nie in ihrem Leben gesehen haben musste. Pavlin 4 förderte schließlich keine Rohstoffe. „Ich nehme an, sie haben in dieser Gegend hier damit begonnen, dass Ionit, das im Boden liegt, abzubauen.“, flüsterte er in der Hoffnung, dass Lanaa sich seiner Lautstärke anpassen würde.
„Dann war der Frachter, den wir vorhin beim Start beobachtet haben, wahrscheinlich mit Ionit beladen.“, schlussfolgerte sein Padawan folgerichtig. Qui Gon nickte, er hatte überhaupt nicht mehr an das Schiff gedacht.
„Moment mal. Auf Pavlin 4 gibt es Ionit?“, fragte Lanaa verdattert. Qui Gons Verdacht hatte sich mit ihrer Aussage bestätigt. Der Bevölkerung wurde möglicherweise absichtlich vorenthalten, dass die Erdkruste des Planeten sehr reich an diesem Metall war. Das Herrschergeschlecht hatte das wahrscheinlich schon vor Jahrhunderten festgelegt, um die Aufmerksamkeit verschiedener Handelsorganisationen nicht auf Pavlin 4 zu lenken. Es beinhaltete eine seltsame Komik, dass die Monarchen ihren Untertanen nicht vertraut hatten und es letztendlich doch die Königin gewesen war, die den Fehler begangen hatte, sich auf Geschäfte einzulassen.
„Meister, das ergibt keinen Sinn für mich. Die Handelsförderation baut keine Rohstoffe ab.“, sagte Obi-Wan. Auch Qui Gon war über diesen Fakt gestolpert. „Denk darüber nach, Padawan.“ Auch wenn sie sich hier durchaus in einer gefährlichen Lage befanden, musste der Jedi-Meister seinem Schüler Gelegenheit bieten, solche Rätsel allein zu lösen. Wenn er erst einmal ein Ritter war, würde er ebenfalls auf sich selbst gestellt sein.
„Es muss ein Minenunternehmen im Hintergrund geben.“ Qui Gon nickte lächelnd. „Und welches?“, fragte er.
„Die Handelsförderation arbeitet mit unzähligen zusammen. Allein im näheren Umkreis dieses Systems sind es über 200, wenn ich mich richtig erinnere.“, antwortete sein Padawan.
Und all die Menschen hier-“, setzte Lanaa an.
„Wieso tausende Minenarbeiter herbringen lassen, wenn man die vorhandene Bevölkerung versklaven kann. Diese Vorgehensweise spart Transportkosten.“ Lanaa spuckte aus und verzog das Gesicht zu einer Maske aus Zorn und Unverständnis. „Sie müssen doch wissen, dass die Königin das hier über kurz oder lang erfahren wird.“ Qui Gon warf seinem Padawan einen Blick zu und ließ ihn über ihren mentalen Bond wissen, dass auch er die Königin im Verdacht hatte, bereits etwas von der Sache zu wissen. Es war möglich, dass sie den Kanzler erst um Hilfe gebeten hatte, als die Handelsförderation ihr Besichtigungen des Geländes verboten hatte. Ab diesem Zeitpunkt hätte sie nicht mehr auf der Gehaltsliste gestanden. Wie sonst wäre es möglich, dass sie bei einem ihrer Besuche die Zerstörung der Landschaft und die Versklavung der Menschen nicht bemerkt hatte? Allerdings wollte er in Lanaas Gegenwart nichts davon erwähnen. Sie war ihrer Königin treu ergeben und würde einen derartigen Denkansatz niemals unvoreingenommen betrachten. Außerdem reichte es, wenn Obi-Wan Bekanntschaft mit ihrer Rechten gemacht hatte.
Er warf seinem Padawan einen Blick zu und erkannte an dessen Gesichtsausdruck, dass er die Zusammenhänge langsam verstand.
„Pavlin 4 ist völlig abhängig von der Handelförderation, weil sie so gut wie nichts selbst produzieren. Außerdem sind sie militärisch sehr eingeschränkt, so etwas wie ein Heer gibt es nicht. Das ist Erpressung auf höherer Ebene.“
Gerade als sein Meister zu einer Antwort ansetzte, hörten sie ein Geräusch. Obi-Wan erkannte es, er hatte es schon mehrmals gehört. Es klang, als ob ein Blaster in einem so engen Raum abgefeuert wurde, dass die Schüsse mit einem dumpf hallenden Echo von den Wänden widerhallten. Sie liefen zum Ausgang der Höhle. „Dort drüben.“ Qui Gon zeigte auf eine leicht zu übersehende Öffnung im Gestein, kaum 50 Meter von ihnen entfernt. Erstickte Schreie ertönten und ließen Obi-Wans Herz schneller schlagen. Dort drüben starben genau in diesem Moment Menschen, sie mussten ihnen unbedingt helfen. „Wir nähern uns von zwei Seiten, falls die Droiden Verstärkung dabei haben-“, begann Qui Gon, doch Lanaa schob sich einfach mit gezücktem Vibro-Messer an den beiden vorbei. Obi-Wan seufzte schwer und lief seinem Meister nach, der Lanaa im Laufschritt folgte. Nur mit dem Messer bewaffnet hatte sie keine Chance gegen schwer bewaffnete Gegner.
Eine glückliche Fügung bewirkte, dass niemand sie entdeckte. Als sie die Höhle betraten, dauerte es nur den Bruchteil einer Sekunde, bis er die Situation erfasst hatte. Ein paar Männer und Frauen waren mit ihren Kindern in eine Ecke gedrängt worden und wurden jetzt von 4 Angreifern bedroht. Auf dem Boden lagen Leichen. Die Leute wirkten verängstigt, die Frauen und Kinder weinten. Diese ganzen Eindrücke nahm er in sich auf, doch was ihn wirklich erstaunte, war die Tatsache, dass die Wachen keine Droiden waren, sondern drei Whipiden und ein Gamorreaner. Aus diesen Grund waren diese Gestalten also nach Pavlin 4 gekommen, sie hatten nach Arbeit gesucht. Die Vier fuhren herum, als die Jedi ihr Lichtschwert aktivierten. Sofort begannen sie, sich untereinander Befehle zuzuschreien. Weder Qui Gon noch sein Padawan verstanden ihre Sprache, aber Obi-Wan konnte den Tonfall zuordnen. Ihre Gegner waren erstaunt über ihr Auftauchen und wussten offenbar nicht, was jetzt zu tun war. „Wir können uns keine Gefangenen erlauben.“, raunte sein Meister ihm von der Seite zu. Der Padawan schluckte schwer. Er hatte selten töten müssen und wollte das nicht früher als nötig wiederholen, aber er erkannte, dass sein Meister Recht hatte. Sie konnten es sich nicht leisten, dass die Wachen sie verrieten, es standen einfach zu viele Leben auf dem Spiel.
Er wehrte einen Blasterschuss mit dem Lichtschwert ab, dann noch einen. Während Qui Gon die drei Whipiden übernahm, näherte Obi-Wan sich dem Gamorreaner. Er hätte wesentlich weniger Probleme gehabt, wenn die abgefeuerten Schüsse nicht von den Höhlenwänden abgeprallt und zurückgeschleudert worden wären. Er begann damit, seine Schnelligkeit, die er dem massigen Gamorreaner voraus hatte, auszunutzen. Innerhalb kürzester Zeit brachte er ihn aus dem Gleichgewicht und beendete den Kampf schließlich mit einem aufwärts gerichteten Hieb. Dann wandte er sich um, doch Qui Gon hatte die drei Whipiden bereits schnell und sauber erledigt, er benötigte seine Hilfe nicht mehr. Sie hängten ihre Laserschwerter wieder an den Gürtel und nickten einander lächelnd zu. Es war ein kurzer, aber guter Kampf gewesen.
Lanaa hatte sich in der Zwischenzeit der Menschen angenommen, die sich immernoch in einer Ecke zusammendrängten. Sie wichen noch weiter zurück, als die Jedi sich näherten, offenbar hatten sie Angst vor ihnen. In den Augen der Leute, die ihn misstrauisch beäugten, sah Obi-Wan so unendliches Leid, dass er glaubte, ein Ziehen hinter dem Herzen spüren zu können.
„Ich verstehe ihren Dialekt nur schlecht.“, teilte Lanaa ihnen mit, während der kräftigste Mann der Gruppe leise und eindringlich auf sie einredete. Währenddessen schienen die anderen ein wenig mutiger zu werden, als sie sahen, dass die beiden offensichtlich zu Lanaa gehörten und keine Gefahr von ihnen ausging.
Obi-Wan beobachtete ein Mädchen, ungefähr in seinem Alter, aber ein Stück größer. Sie diskutierte flüsternd mit ihrer Mutter, die sie offenbar zu irgendetwas drängen wollte. Hin und wieder deutete sie dabei auf ihn.
Er wandte rasch den Blick ab, weil er nicht den Anschein erwecken wollte, zu lauschen.
Langsam normalisierte sich sein Atem nach dem Kampf wieder. Er wischte sich kurz über die Stirn und spürte plötzlich eine Berührung am Arm. Erschrocken wich er ein Stück zurück und sah, dass es das Mädchen war, welches er eben noch mit seiner Mutter hatte streiten sehen. Sie trat einen Schritt näher an ihn heran und hielt dabei Augenkontakt. Leise und sanft fragte sie ihn etwas, dass er nicht verstand. Dabei rutschte das Gewand, das sie trug, ein Stück herunter und entblößte ihre Schulter. Er schluckte heftig und spürte, wie Hitze ihm ins Gesicht stieg. Offenbar wollte sie etwas Bestimmtes von ihm und höchstwahrscheinlich wollte sie das, weil sie Bezahlung dafür erwartete. So weit hatte die Armut und Sklaverei die Menschen hier also schon getrieben. So unwohl er sich in dieser Situation auch fühlte, Mitleid war eines der vorherrschenden Gefühle in ihm.
„Hör mal, ich fühle mich geschmeichelt, aber ich möchte nicht-“, setzte er an. Als sie mit einer Hand über seine Brust strich und er einen Schritt zurückwich, um ihrer Berührung zu entgehen, warf er seinem Meister einen hilflosen Blick zu. Doch Qui Gon verfolgte immernoch aufmerksam das Gespräch, das Lanaa mit dem Anführer der Gruppe führte. „Ähhm, Meister?“, fragte er mit brüchiger Stimme. Er glaubte nicht, dass ihm schon jemals etwas so peinlich gewesen war, wie das hier.
Das Mädchen sprach weiterhin leise mit ihm, ihre Stimme nahm jetzt einen bittenden Unterton an. Als sie sich seinen Lippen mit ihren näherte, duckte er sich unter ihrem Arm weg und entfernte sich einige Schritte von ihr, doch es dauerte keine fünf Sekunden, bevor sie ihm schon wieder auf die Pelle rückte. Sie weigerte sich schlicht und ergreifend, ihn loszulassen.
Als Lanaa sie bemerkte, war sie mit zwei Schritten bei den beiden und riss Obi-Wan am Arm von dem Mädchen weg. Sie schubste ihn angewidert von sich. „Wenn du sie nochmal belästigst, breche ich dir beide Arme so, dass du dein Laserschwert nie mehr in die Hand nehmen kannst.“, knurrte sie ihm zu und wandte sich dann dem Mädchen zu, um ihr leise und unter Einsatz ihrer Hände etwas zu erklären.
Obi-Wan stellte sich immernoch peinlich berührt wieder zu seinem Meister um weiteren Ereignissen ähnlicher Art vorzubeugen. „Warum bist du denn so rot? Ich hoffe, du bekommst kein Fieber.“, sagte Qui Gon. Obi-Wan schüttelte heftig den Kopf und wollte schon antworten, doch ein dezentes Lächeln seines Meisters hielt ihn davon ab. Auf einige Erfahrungen, die er selbst sammeln sollte, konnte er wirklich verzichten.
„Ihre Sprache ist unserer in der Hauptstadt ähnlich, aber es wird einige Zeit dauern, bis ich mehr als zusammenhanglose Brocken übersetzen kann. Ich verstehe einfach nicht, was sie sagen.“, verkündete Lanaa kurze Zeit später.
„Aber ich.“, ertönte eine Stimme aus den hinteren Reihen der kleinen Gruppe.
 
Erkenntnis

Ein Junge, der ein kleines Mädchen an der Hand hinter sich herzog, trat vor. „Ich habe gelernt, den Dialekt dieser Leute zu verstehen.“
Obi-Wan schaffte es gerade noch, seine Überraschung zu verbergen. Er schaute sich sein Gegenüber unauffällig noch einmal genauer an, immerhin war es dunkel und er konnte sich eventuell irren.
Nein. Das war eindeutig der Junge, dem er auf dem Hinflug dabei geholfen hatte, die Whipiden loszuwerden. Also hatten seine Instinkte ihn doch nicht getäuscht. Sein Gefühl hatte ihm die ganze Zeit über gesagt, dass sie sich mehr als ein Mal begegnen würden.
Während der Junge kurze Worte mit dem Anführer der Gruppe wechselte, warf Obi-Wan Lanaa einen aufmerksamen Blick zu. Sie hielt Abstand und schien diesen beiden Kindern, die nicht zu ihrem Volk gehörten, nicht trauen zu wollen.
„Ich verstehe, wieso diese Menschen hier sind.“ Qui Gon machte eine ausschweifende Bewegung in die Runde. „Aber was macht ihr beide ausgerechnet hier? Ihr stammt eindeutig nicht von diesem Planeten.“
Obi-Wan war überzeugt, dass auch Qui Gon die beiden wiedererkannte. Doch anscheinend hatte sein Meister nicht vor, dass offen zu zeigen.
„Das ist eine lange Geschichte.“ Während der Junge nachzudenken schien, wo er anfangen sollte, ließ Obi-Wan sich auf einem kleinen Felsen nieder und schob die Hände in den jeweils anderen Ärmel seiner Tunika. Seine Finger fanden den Kratzer an seinem Unterarm. Die Wunde war immernoch nicht trocken und brannte wie Feuer. Er konzentrierte sich und die Schmerzen wurden augenblicklich erträglicher. Die Signale seines Körpers zu betäuben, war sicher nicht der richtige Weg, er wusste das nur zu gut. Aber etwas anderes konnte er im Moment einfach nicht tun. Diese Menschen hatten kaum genug zu essen, da würden sie wohl kaum Bacta für ihn erübrigen können.
„Ich denke, ich sollte etwas weiter ausholen, damit ihr versteht, wie wir hier gelandet sind.“ Qui Gon nickte und ein angespanntes Schweigen legte sich über die kleine Gruppe. Alle wollten hören, was der Junge zu sagen hatte.
„Zunächst einmal müsst ihr wissen, dass das Pavlin-System eine Kolonialmacht ist. Pavlin 1-6 haben viele Planetensysteme in der näheren Umgebung unter ihrer Kontrolle.“
Der Junge hielt inne, fast als hätte er geahnt, dass Lanaa gleich anfangen würde, laut zu toben.
“Wir sind ein friedliches Volk! Wie kommst so ein schleimiger Außenweltler wie du auf die Idee, sich anmaßen zu können-“
Hätte Qui Gon sie nicht unterbrochen, hätte sie wahrscheinlich noch Stunden so weitergemacht. Er sah den Jungen an, konnte aber keine Unehrlichkeit entdecken.
„Es fällt uns schwer, deinen Worten Glauben zu schenken-“ setzte er an. „Dieses System betreibt laut unserem Archiv keine Kolonialisierung der Umgebung. So etwas kann man kaum geheim halten.“, schaltete sich Obi-Wan dazu.
Als Jedi war der Padawan ein Befürworter und Freund der Republik. Man erwartete von ihm, dass er solche Aussagen traf. Doch in seinem Kopf nahm eine Idee Gestalt an, die einen monströsen Verrat beinhaltete.
Wenn Pavlin 4 einfach keine Kolonien angegeben hätte, möglicherweise um mehr Fördermittel von der Republik zu erhalten, wäre das womöglich doch niemandem aufgefallen. Dieses System lag zwar im Mid Rim, aber die Galaxis war so riesig, dass man unmöglich alles kontrollieren konnte. Er erinnerte sich an die Hologramme, die er gesehen hatte. Im Archiv waren die Pavlin umgebenden Systeme als 'nicht besiedelt' gekennzeichnet. Vielleicht hatte die Regierung Beamte der Republik bestochen oder bis jetzt einfach Glück gehabt, jedenfalls war es ihnen gelungen, sich der Staatsgewalt zu entziehen.
„Vor ein paar Jahren, als ich noch ein kleines Kind war und meine Schwester Foche noch nicht auf der Welt gewesen ist, besetzte Pavlin 4 unseren Heimatplaneten Gado.“, sagte der Junge leise, aber deutlich.
„Sprichst du deswegen auch die Sprache der Leute hier?“, warf Obi-Wan ein, doch Qui Gon bedachte ihn mit einem mahnenden Blick zu. Vorerst mussten sie neutral bleiben und durften sich weder auf Pavlins Seite noch auf die des Jungen stellen.
Der Junge nickte. „Wie jede Besatzermacht, die etwas auf sich hält, zwingt Pavlin 4 den Systemen, die es kontrolliert, seine Sprache auf.“
Die Behauptungen des Jungen ergaben für Obi-Wan immer mehr Sinn. Tourismus konnte doch für einen so großen Planeten wie diesen hier gar nicht genug abwerfen. Also quetschen sie ihre Kolonien aus, um entsprechend wichtige oder unwichtige Güter kaufen zu können. Deswegen hatte Pavlin 4 offiziell auch keine Armee. Die war im Einsatz in den Kolonien.
„Gado steht immernoch im Krieg mit Pavlin 4. Mein Onkel, der König, weigerte sich, sich zu ergeben und schaffte es viele Jahre lang, gegen die übermächtige Armee dieses Systems hier standzuhalten. Mein Vater ist Vorsitzender des Rates der vereinten Planeten unseres Systems. Er bat Königin Tylaa um Frieden und räumte ein, dass wir uns unterordnen werden, wenn sie nur ihre Armee wieder abzieht. Die anderen Könige der Planten unseres Systems mussten sich ihm anschließen, auch wenn sie vielleicht anderer Meinung waren. Tylaa hat unser Angebot akzeptiert, aber nur unter der Bedingung, dass sie die Kinder des obersten Vorsitzenden als Pfand bekommt. So wollte sie sicher gehen, dass ihre Forderungen auch erfüllt wurden und keine erneute Rebellion ausbrechen würde. Aus Angst, dass wir fliehen könnten, hat sie mich und meine Schwester in diese Miene hier geschickt.“
„Ihr glaubt doch diese Lügen nicht etwa?!“, fuhr Lanaa auf.
Doch für Obi-Wan war das eben der entscheidende Beweis gewesen. Wenn sie dem Jungen glauben konnten, dann war sicher, dass Königin Tylaa von alldem hier wusste.
Qui Gon sah Lanaa lange und nachdenklich an. Er war überzeugt davon, dass sie und der Rest von Pavlins Bevölkerung nichts von all diesen Dingen wussten. Lanaa besaß nicht viele Tugenden, aber eine davon war Ehrlichkeit. Sie hätte ihnen derartige Informationen nicht vorenthalten, ihr Entsetzen über diese Situation wirkte echt. Trotzdem gehorchte sie ihren Befehlen so blind, dass sie niemals einsehen würde, dass ihre Königin solche abscheulichen Dinge mit voller Absicht veranlasst hatte.
Obi-Wan glaubte dem Jungen. Als er dessen Gefühle erforschte, konnte er keine Anzeichen dafür finden, dass er log. Allerdings waren seine Sinne bei weitem nicht so scharf wie die seines Meisters, wenn es darum ging, andere Individuen einzuschätzen.
Er warf seinem Mentor einen kurzen Blick zu und lenkte schließlich ein. „Meister, ich würde mit Euch gerne kurz unter vier Augen sprechen.“, sagte er leise und sie zogen sich unter giftigen Blicken von Lanaa zurück.
„Diese neuen Entwicklungen beunruhigen mich. Ich weiß nicht mehr, wem wir noch glauben, geschweige denn vertrauen können.“, sagte Qui Gon leise zu seinem Schüler.
„Ich weiß jedenfalls, wem wir nicht mehr vertrauen können: der Königin. Ich fasse es nicht, dass Tylaa die Republik und ihr Volk so skrupellos verraten konnte.“
„Tylaa ist keine besonders intelligente Person, Obi-Wan. Sie hat das alles hier nicht geplant. Wahrscheinlich hat sie einfach angenommen, dass bei diesem Bündnis mit der Handelsförderation viel Geld herausspringen würde.“
„Und dann ist sie auch noch so leichtsinnig und bittet ausgerechnet die Republik um Hilfe, obwohl sie sie mit ihrer Kolonialpolitik um so viel Geld betrügt. Und das auch wieder nur, damit sie noch mehr Geld bekommt.“, sagte Obi-Wan verständnislos. Qui Gon sah seinen Padawan beinahe amüsiert an. Er hatte so etwas wie Habgier zwar schon kennengelernt, aber ihm selbst war dieses Gefühl fremd. Während seiner Kindheit im Tempel hatte er niemals etwas Vergleichbares erfahren, deswegen fiel es ihm auch so schwer, die Beweggründe einiger Menschen zu verstehen.
„Sie hat die Kontrolle über die Geschehnisse verloren und ist unfähig, sich ihren eigenen Fehler einzugestehen. Dabei merkt sie nicht einmal, wie sie sich durch jeden weiteren Schritt in immer kompliziertere Probleme verstrickt. Das ist ein weit verbreitetes Verhaltensmuster bei Menschen, die seit ihrer Geburt viel Macht haben.“
„Aber warum sieht sie nicht, dass ihr Volk so leidet?“ Obi-Wan konnte es einfach nicht verstehen.
„Sie ist in der Hauptstadt geboren. Wahrscheinlich hat sie ihren Palast nur verlassen, um Rundflüge in sicherer Höhe über den Regenwald zu machen. Was weiß sie schon von ihrem Volk? Ihr eigene Welt ist ihr nicht so viel wert, wie der Reichtum, den sie anhäufen will.“
Obi-Wan warf den Menschen, die einige Meter entfernt auf eine Entscheidung von ihnen warteten, einen Seitenblick zu. „Werden wir ihnen helfen?“ fragte er tonlos. Er hoffte inständig, dass sein Meister zustimmen würde.
„Ich muss zuerst Kontakt mit dem Rat aufnehmen und ihnen die neue Lage der Dinge schildern. Er werden über unser weiteres Vorgehen entscheiden.“, entgegnete Qui Gon ernst.
„Aber wie wollen wir das machen, Meister? Unsere Comlinks haben nicht die notwendige Reichweite.“
„Unser ursprünglicher Auftrag war es, die Verhandlungen mit der Handelsförderation wieder aufzunehmen.“
Obi-Wan ließ den Kopf hängen. Sein Meister würde sicher nicht erlauben, dass sie ihren Auftrag ausweiteten.
„Andererseits haben wir keine Möglichkeit, mit Coruscant Kontakt aufzunehmen.“, fügte Qui Gon achselzuckend hinzu. Sein Padawan sah ihn hoffnungsvoll an. „Also werden wir ihnen doch helfen?“, fragte er mit einem Funkeln in den Augen.
„Nein. Wir werden versuchen, hier möglichst in einem Stück wieder herauszukommen und dann Hilfe holen. Was sich auf dem Weg zu diesem Ziel ergibt, ergibt sich eben.“, sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen.
Obi- Wan nickte, das genügte ihm. Sein Meister legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Wir beide allein können in einem so großen Komplex nichts ausrichten, ohne gefangen genommen oder getötet zu werden. Ich weiß, dass du am liebsten sofort helfen würdest, aber deine Gedanken müssen immer klar sein. Lass dich niemals von Gefühlen wie Mitleid in solchem Maße beeinflussen, dass sie deine Mission oder sogar dein Leben gefährden.“
„Ja, Meister.“ Diesen Ratschlag hatte Qui Gon ihm schon öfter zu geben und egal, wie sehr er versuchte, ihn zu beherzigen, er bekam ihn regelmäßig wieder zu hören.
Nachdem sie noch einige Worte gewechselt hatten, gingen die beiden wieder zur Gruppe zurück. „Würdest du bitte übersetzen, was ich sage?“, wandte der Jedi-Meister sich an den Jungen, der abnickte.
Er räusperte sich und blickte allen Mitgliedern der kleinen Gruppe einzeln in die Augen während er sprach. „Ich bin Qui Gon Jinn und das ist mein Padawan Obi-Wan Kenobi.“ Er deutete auf Obi-Wan, der daraufhin einen Schritt nach vorn trat. „Wir sind Jedi und im Auftrag der Republik hier.“
Er schwieg einen Moment und gab dem Jungen Zeit, um seine Worte zu übersetzen. Als er sie als Jedi vorgestellt hatte, ging ein Raunen durch die Menge.
„Wir wurden aus einem anderen Grund hierhergeschickt, als euch zu befreien, aber wir werden von hier fliehen und Hilfe holen. Ich verspreche, dass wir euch helfen werden.“
Daraufhin wurden einige Stimmen laut. Fragend schaute Qui Gon zu dem Jungen. Der hörte angestrengt dem Stimmgewirr zu. „Sie wollen, dass ihr ihnen sofort helft. Ihre Kinder hungern oder sterben an den Folgen der schweren Arbeit hier in der Miene. Ihr müsst ihnen helfen oder sie sind alle in ein paar Wochen tot.“ Qui Gon hatte so eine Reaktion befürchtet. Jetzt musste er versuchen, sie zu beruhigen. „Wir sind nicht aus diesem Grund auf Pavlin 4, aber wir werden euch helfen. Ich und mein Padawan sind nicht allmächtig. Auch wir benötigen Hilfe bei eurer Befreiung.“, sagte er und wartete geduldig, bis seine Worte übersetzt waren.
„Sie sagen, dass ihr doch Jedi seid und sie fragen, warum ihr ihnen nicht helft, wenn all diese Geschichten über euch und eure wunderbaren Fähigkeiten wahr sind. Sie sagen, sie haben gesehen, wie ihr vorhin die Wachen getötet habt und dass ihr das auch bei den restlichen tun könntet. Jemand meint, die Republik steckt hinter alldem hier, ein anderer, es wäre ein Komplott der Jedi selbst.“
Qui Gon spürte den Hilfe suchenden Blick seines Schülers im Rücken. Dann trat ein Mann nach vorne, es war der Anführer der Gruppe. Er begann, mit leiser Stimme zu sprechen. Gespannt warteten die Jedi, was er zu sagen hatte. „Er sagt, dass er eure Beweggründe versteht und dass er dankbar ist, dass ihr ihnen helfen wollt. Er schlägt vor, dass ihr einen Transporter stehlt und von hier verschwindet. Seine Leute werden euch dabei helfen, so gut es geht.“
Qui Gon dachte kurz darüber nach. „Das wäre eine Möglichkeit.“, sagte er nur. „Aber, Meister-“ setzte Obi-Wan an.
„Der Zweck heiligt manchmal wirklich die Mittel.“, schnitt er ihm das Wort ab. „Das ist doch vollkommen absurd! Wie wollt ihr einen riesigen Transporter stehlen?! Nehmt euch einen kleinen Flitzer. Außerhalb dieses Komplexes kann ich dann ein Notrufsignal an den Palast in der Hauptstadt senden und sie holen uns ab.“
Qui Gon schwieg zu Lanaas Vorschlag. Er wollte der Königin ungern noch einmal begegnen, wenn es sich vermeiden ließ und stattdessen lieber direkt vom Planeten verschwinden. Doch er glaubte, dass Tylaa ihnen ein Schiff geben würde, wenn sie ihr Wissen über die Art der Geschäfte, die sie tätigte, vorerst geheim hielten. Wenn sie dann Kontakt mit dem Rat aufnehmen konnten, würden sie ihre Erkenntnisse offen legen und die Verhandlungen mit Tylaa beginnen. Sie würde sich einer direkten Anordnung des Obersten Kanzlers nicht wiedersetzen, dessen war er sich sicher.
Während die anderen sich zur Ausarbeitung eines Plans zurückzogen, trat Obi-Wan an Qui Gon heran. Er schien peinlich berührt. Fragend blickte der Jedi-Meister seinen Padawan an. „Es tut mir leid, dass ich es schon wieder vor euch verheimlicht habe, Meister.“ Er sah den Jungen schwer schlucken. „Es geht mir nicht so gut, wie ich behauptet habe.“, sagte er kleinlaut. Dabei zog er einen Ärmel seiner Tunika hoch und zeigte Qui Gon die Schnittwunde an seinem Arm, die mittlerweile geschwollen war, immernoch blutete und sich an den Rändern in einem unschönen Blau-Violett verfärbt hatte. Qui Gon schaute von der Wunde in das Gesicht seines Schülers und erst jetzt fiel ihm auf, wie schlecht er aussah. Im Halbdunkel der Höhle war es ihm vorher einfach nicht aufgefallen.
Es war Obi-Wan äußerst schwer gefallen, zuzugeben, dass er seinen Zustand schon wieder vor seinem Meister verborgen hatte. Aber bei einer solchen Aktion, wie sie sie vorhatten, konnte er es nicht riskieren, plötzlich einfach so umzukippen.
Er spürte Qui Gons Zorn auf ihn, aber auch seine Sorge, als er ihm eine Hand auf die Stirn legte. Anschließend hörte Obi-Wan seinen Meister das erste Mal fluchen.
 
wie immer würde ich mich über rückmeldungen, wie euch dieses kap gefallen hat, sehr freuen. für anregungen bin ich immer offen =D

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Unstimmigkeit​

Lanaa hatte sich den Plan der Menschen angehört, den diese spontan und mit viel Begeisterung angesichts ihrer nahenden Rettung entworfen hatten. Sie hielt ihn für riskant, aber ausführbar. Wenn ihnen nichts in die Quere kam, standen die Chancen gut, dass sie Erfolg haben würden. Zum ersten Mal seit Beginn ihrer ungewöhnlichen Reise mit den beiden Jedi spürte sie wieder so etwas wie Hoffnung.
Zumindest so lange, bis sie zurück zu ihren freiwillig unfreiwilligen Gefährten kam. Sie befanden sich in der seltsamsten Situation, in der sie sich die beiden vorstellen konnte. Der Kleinere hockte mit hängenden Schultern auf einem großen Stein und umklammerte seinen linken Arm, als überlegte er, ihn sich abzutrennen. Er schien sich in Grund und Boden zu schämen. Der andere hingegen ging unruhig auf und ab. Nur schwerlich schien er sich beherrschen zu können. Weder der eine noch der andere bemerkte sie.
Tatsächlich hatte Qui Gon gerade die größte Mühe damit, die Wut auf seinen Padawan zu kontrollieren. Obi-Wan hatte ihm den Kratzer an seinem Arm gezeigt, der sich entzündet hatte. Das Gewebe um die Wunde herum zeigte erste nekrotische Verfärbungen. Doch dieser Umstand war es nicht, der ihn so wütend machte. Es war die Tatsache, dass er ihm wieder verschwiegen hatte, dass es ihm schlecht ging.
„Meister, -“
„Du hast mich sehr enttäuscht, Obi-Wan.“ Qui Gons Tonfall traf den Padawan wie ein Hammerschlag. Der pochende Schmerz in seinem Kopf wurde stärker.
„Aber, -“
„Dein unerklärlich starker Drang, dich für andere opfern zu müssen, könnte diese ganze Operation gefährden!“
Obi-Wan schwieg. Verzweiflung stieg in ihm hoch und schnürte ihm die Kehle zu.
„Habt ihr einen Ehestreit?“, ertönte Lanaas Stimme. Man konnte deutlich ihre Belustigung heraushören. „Worum geht es denn?“
Nachdem sie sich die Verletzung angesehen hatte, dachte sie einen Moment lang nach. Qui Gon war durchaus aufgefallen, wie unangenehm es seinem Schüler gewesen war, sich von Lanaa untersuchen lassen zu müssen, aber er versprach sich davon Aufschluss über den Ursprung der Entzündung. Sie kannte sich in Überlebensfragen gut aus und würde vielleicht helfen können. „Entweder hatte das Nympah, das ihn verletzt hat, Spuren von Gift an den Klauen und was man jetzt an seinem Arm sehen kann, sind Vergiftungserscheinungen. In dem Fall wären wir geliefert.“, sagte Lanaa stirnrunzelnd. „Oder die Wunde hat sich auf natürlichem Wege entzündet und da kündigt sich eine ordentliche Blutvergiftung an. In dem Fall wären wir übrigens auch geliefert, also ist es eigentlich egal, was dich umbringt.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ihn umbringen?“, fragte Qui Gon, jetzt mehr besorgt als verärgert.
„Naja, ihr könnt euch sicher ausrechnen, wie lange er mit dem Fieber durchhalten wird, oder? Wenn es kein Nympahgift ist, werden die Bakterien in seinem Blut ihn irgendwann töten. Wenn es die Bakterien nicht tun, wird das Nympahgift das übernehmen. Es ist nur eine Frage der Zeit.“ Die Unbekümmertheit in ihrer Stimme ließ Obi-Wan schaudern. Es musste doch eine Möglichkeit geben.
„Der Anführer würde gerne wissen, ob ihr über seinen Plan, ein Schiff zu stehlen, nachgedacht habt.“, erklang eine Stimme hinter Qui Gon. Er wandte sich dem Überbringer der Nachricht zu. „Es tut mir leid, aber wir können dem Plan nicht zustimmen, wenn er mit zu großer körperlicher Anstrengung verbunden ist.“, entgegnete er.
Bereits nach kurzer Zeit war klar, dass ihr Vorhaben eine einzige körperliche Anstrengung werden würde und so gab Qui Gon seine Zustimmung nicht.
„Wir könnten mit ihnen gehen, ein Schiff stehlen und dann wieder hierher zurückkommen, um den Jungen abzuholen. Am königlichen Hof verweilen die besten Heiler von ganz Pavlin 4. Sie werden ihm sicher helfen können.“, schlug Lanaa vor.
„Das wäre eine Möglichkeit.“, stimmte Qui Gon zu.
„Der Anführer dieser Gruppe verzeiht, sich in das Gespräch einzumischen, aber er sagt, dass er die Umgebung genau kennt und Erfahrung mit Aufständen hat. Wenn die Wachen merken, dass die Arbeiter einen Fluchtversuch starten wollen, wird das Gelände vollkommen abgeriegelt. Es wimmelt dann nur so vor Kampfdroiden und Wachen.“ Jemand hinter dem Anführer murmelte ängstlich. „Was hat er gesagt?“, fragte Qui Gon den Jungen, der für sie übersetzte. Doch es war nicht er, der antwortete, sondern Lanaa. Offenbar lernte sie sehr schnell. „Er sagt, die Wachen bekommen im Fall einer Unruhe 'Chip-Waffen'.“
„Was sind Chip-Waffen?“, wollte der Jedi-Meister wissen, doch Lanaa erhielt auf ihre Frage keine Antwort. Qui Gons Blick traf den des Anführers, als er in der fremden Sprache etwas sagte.
„Er möchte, dass ihr ihn wissen lasst, wenn ihr euch entschieden habt.“, übersetzte ihre Begleiterin und wandte sich schließlich zusammen mit den anderen ab.
Obi-Wan war klar, dass ihnen im Endeffekt nur eine einzige Möglichkeit blieb. Es gab kein Zurück. Entweder sie stahlen das Schiff und entkamen auf dem direkten Weg oder sie würden hier festsitzen und darauf warten, dass er elend zugrunde ging. Er konnte Qui Gons Frustration spüren. Sie füllte die Höhle, als würde sie voll Wasser laufen.
Unvermittelt sprang der junge Jedi auf und ging zu Lanaa hinüber, sie sichtlich gelangweilt an einer Wand lehnte. Er versuchte, den Schwindel und die Kopfschmerzen, die ihn plagten, zu ignorieren. „Könntet ihr diese Leute von mir fragen, ob sie Bacta oder etwas anderes Desinfizierendes für mich haben?“, sagte er leise und wartete geduldig, bis sie ihm augenrollend die Antwort des Anführers mitteilte. „Er sagt, dass sie selbst kein Bacta bekommen. Wenn einer von ihnen verletzt ist, müssen sie in ein bestimmtes Gebäude gehen. Je nachdem wie schwer die Verletzung war, kommen diejenigen wieder oder eben nicht. Allerdings befindet es sich in entgegengesetzter Richtung der Halle, wo die Schiffe geparkt sind.“ Sie sah Obi-Wan mit ihrem typisch teilnahmslosen, kühlen Blick an. „Wenn wir also erst dort vorbei müssen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass wir entdeckt werden. Ich denke nicht, dass du das riskieren willst, oder?“ Er schüttelte den Kopf, sah sie kurz an und ging dann zurück zu seinem Meister.
Er hatte beinahe mit einer solchen Antwort gerechnet, wollte aber auf Nummer sicher gehen. Er blieb vor dem grübelnden Qui Gon stehen und wartete, bis dieser ihn ansah. „Kann ich mit Euch sprechen, Meister?“, fragte er höflich und war erleichtert, als sein Gegenüber nickte.
Der Ärger des Jedi-Meisters war verflogen. Sorgen waren es, die ihn stattdessen plagten.
Sie gingen ein Stück von den anderen weg. „Entweder Ihr lasst mich hier zurück“, Obi-Wan wusste, dass sein Meister das niemals tun würde, wenn es sich nur irgendwie vermeiden ließe „oder ihr habt Vertrauen in meine Fähigkeiten und wir verschwinden von hier.“ Er hatte versucht, so viel Selbstsicherheit wie möglich in seine Stimme zu legen.
Qui Gon dachte einen Moment lang nach, bevor er antwortete. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass du es nicht schaffen wirst. Dein Fieber ist hoch, dein Kreislauf ist runter. Du hast tagelang nichts gegessen und wenig getrunken geschweige denn geschlafen. Dein Körper ist extrem belastet und dazu kommt auch noch diese Entzündung, die dich zusätzlich schwächt.“ Der ältere Jedi gab auch sich selbst die Schuld an dem Zustand seines Padawans. Er hatte Obi-Wan in letzter Zeit stark gefordert und ihm nie die Gelegenheit gegeben, sich vollständig zu erholen. Er hatte ihn damit auf sein späteres Leben vorbereiten wollen, in dem Erholung ein seltener Genuss sein würde. Jetzt sah er, dass ihn seine gute Absicht vielleicht das Leben kosten würde.
„Alles was ihr gesagt habt, stimmt, Meister. Aber ihr vergesst, dass ich in der Lage bin, mich zu kontrollieren. Ich bin ein Jedi, genau wie Ihr. Ich kann meine körperlichen Bedürfnisse in den Hintergrund rücken, das habe ich oft genug bewiesen!“, sagte der Padawan.
„Das einzige, wozu wir in der Lage sind, ist, unserem Gehirn vorzumachen, dass alles in Ordnung ist, während wir unseren Organismus weiterhin überbelasten. In absoluten Notsituationen kann das sehr nützlich sein, das gebe ich zu-“
„Ist das hier denn keine Notsituation?“, fragte Obi-Wan energisch.
Qui Gon warf ihm einen scharfen Blick zu. „Das Problem bei dieser Technik ist, dass man sich vor den Signalen des eigenen Körpers komplett abschirmt. Du wirst keinen Schmerz und keine Erschöpfung fühlen, aber sie sind trotzdem noch da. Du wirst nicht mitbekommen, wenn du am Ende deiner Kräfte angelangt bist und dein Körper nicht mehr in der Lage sein wird, richtig zu funktionieren. Du wirst nicht spüren, wenn du nicht mehr kannst, Obi-Wan. Im besten Fall fällst du irgendwann einfach ohnmächtig um, im schlimmsten wachst du nicht mehr auf. Verstehst du, was ich damit sagen will?! Es ist einfach zu gefährlich!“ Obi-Wan ließ die Worte seines Meisters auf sich wirken.
„Wir haben keine Wahl.“, flüsterte er.
„Man hat immer eine Wahl.“, erwiderte Qui Gon. Sein Schüler trat einen Schritt näher an ihn heran. „Meister, ich weiß, dass ich es schaffen kann.“ Er schüttelte den Kopf. „Das Risiko ist zu groß. Ich bin nicht gewillt, es einzugehen.“
Angespanntes Schweigen breitete sich zwischen den beiden aus. Obi-Wan wischte sich den Schweiß von der Stirn. Ihm wurde immer wieder schwindlig und unerträgliche Hitze breitete sich in seinem Innern aus. Allmählich wurde ihm klar, dass Qui Gons Sorge um ihn seine Vernunft und seine Weitsicht überschattete. Sie mussten diesen Versuch wagen, sie hatten wirklich keine andere Wahl.
Zwischen ihm uns seinem Meister hatte es seit dem Beginn ihrer gemeinsamen Zeit immer wieder Spannungen gegeben. Sie beide waren relativ dominant und konnten Sturheit zu ihren Eigenschaften zählen. Wenn solche Charaktere aufeinander trafen, gab es immer Probleme. Doch ihre Konflikte hatten niemals auf persönlicher Ebene stattgefunden. Sie verstanden sich gut und lagen auf einer Wellenlänge. Nicht zuletzt deswegen hatten sie als Meister und Padawan zueinander gefunden. Schon viele andere Jedi hatten bemerkt, dass sie eine schwierige Kombination waren, aber gegenseitiges Verständnis und Vertrauen waren das feste Fundament, auf welches sich ihre Freundschaft begründete.
'Die Macht einem immer zeigen die eigenen Fehler. Ihr beide der Fehler und die Stärke des anderen zugleich seid. Die Macht euch hat zusammengeführt. Nutzen ihr das müsst. Stärker machen es euch wird.'
Zu gut erinnerte sich Obi-Wan an Meister Yodas Worte.
Er entschloss sich zu einem schwerwiegenden Schritt. Er hatte Zweifel, aber war es nicht Qui Gon, der ihm ständig sagte, er solle selbstständiger werden!?
„Meister, ICH werde versuchen, den Plan, den die Menschen hier entworfen haben, in die Tat umzusetzen. Es gibt keinen Grund, ein gut durchdachtes Vorhaben zu verwerfen, nur weil die Grundbedingungen sich geändert haben.“
„Diese Grundbedingung, von der du hier so leichtfertig sprichst, ist deine Gesundheit.“, sagte Qui Gon ernst zu ihm.
„Ich werde gehen und ich hoffe, Ihr entscheidet euch dafür, mit mir zu kommen. Mit jedem Moment, den wir verstreichen lassen, werde ich schwächer. Ich kann es fühlen und ich bin sicher, dass ihr es auch fühlen könnt.“
Der Jedi-Meister nickte. Die ganze Zeit über hatte sein Padawan ihre mentale Verbindung offen gehalten und ließ ihn in jeder Sekunde wissen, wie es ihm ging. Sie sahen sich lange an. „Ich brauche euch, um das hier zu schaffen, Meister.“
Es dauerte lange, bis Qui Gon antwortete. „Wir brauchen einander, Padawan.“ Er hatte schweren Herzens einlenken müssen. Wenn Leidenschaft seinen Schüler einmal erfasst hatte, war er von seinem Vorhaben nicht mehr abzubringen. Der Junge war fest entschlossen, das fühlte er deutlich.
„Aber nur unter bestimmten Bedingungen.“, setzte er an.
„In Ordnung.“, sagte Obi-Wan.
„Erstens. Du bleibst unter allen Umständen in meiner Nähe. Zweitens. Wenn du spürst, dass dein Körper aufgibt, gibst du mir Bescheid.“
„Ja, Meister.“, sagte Obi-Wan erleichtert. Er hatte schon fast nicht mehr damit gerechnet, dass Qui Gon nachgeben würde.
„Es gibt noch eine Bedingung.“
„Welche?“
„Wenn es gefährlich werden sollte, wenn wir entdeckt oder angegriffen werden, wirst du dich im Hintergrund halten. Sollte es eine Möglichkeit dazu geben, wirst du dich verstecken.“
Obi-Wan zögerte nur einen winzigen Augenblick. „Natürlich, Meister.“
Qui Gon lächelte und legte seinen Schüler eine Hand auf die Schulter. Die Macht floss zwischen ihnen, er konnte ihre tiefe Verbundenheit fühlen. Sein Padawan hatte die wertvolle Fähigkeit, zu erkennen, wann er seine Grenzen weit genug ausgetestet hatte.
Nachdem er den anderen mitgeteilt hatte, dass sie es doch wagen würden, erklärte Lanaa ihnen den Plan erneut. „Die Menschen hier werden bald wieder zur Arbeit antreten müssen. Sie werden sich in zwei Gruppen aufteilen, wenn es so weit ist. Anschließend stiften sie in zwei entgegengesetzten Gegenden des Geländes Unruhe. Das wird uns die Möglichkeit geben, zu verschwinden und unbemerkt ein Schiff zu stehlen.“ Der Anführer der kleinen Gruppe hatte eine Skizze der Umgebung in den Sand gezeichnet, sodass sie ungefähr wussten, wie sie zu den Transportern gelangen würden.
„Es wird schwierig werden, ein Schiff unbemerkt zu stehlen, oder? Spätestens wenn die Repulsoren anspringen, werden sie uns entdecken. Es ist möglich, dass sie uns abschießen.“, gab Obi-Wan zu bedenken.
„Ich denke, es ist unwahrscheinlich, dass sie ihr eigenes Schiff abschießen werden, ohne zu wissen, wer sich an Bord befindet.“, sagte Qui Gon leise. Nachdem Lanaa übersetzt hatte, meldete sich der Anführer der Menschen zu Wort. „Er sagt, dass hier oft Transporter mit Droiden oder Personen an Bord starten und nicht kontrolliert werden. Das ist nichts Ungewöhnliches. Sie sind nur ein einfaches Volk und nicht in der Lage, ein großes Frachtschiff zu steuern. Dass wissen die Droiden, deswegen überprüfen sie diese Schiffe nicht.“
Nachdem Qui Gon und Obi-Wan dem Plan zugestimmt hatten, trat der Padawan noch einmal an seinen Meister heran. „Wir werden einen großen Frachter stehlen müssen, um von hier verschwinden zu können.“, flüsterte er. „Ich bin mir nicht sicher, ob wir so ein großes Schiff fliegen können.“
„Ich bin sicher, Lanaa kann es. Ich vertraue darauf.“ Er schwieg einige Herzschläge lang. „Bereite dich vor. Du hast nicht viel Zeit.“
„Genau genommen hat er Zeit, bis das Signal ertönt, welches die Arbeiter zu ihrer Schicht ruft.“, sagte Lanaa.
„Welches Signal?“, fragte Obi-Wan.
„Sie meinten, du würdest es erkennen.“
Daraufhin zog der Padawan sich tiefer in die Höhle zurück, um zu meditieren und seinen Geist auf die schwere Prüfung, die ihm bevorstand, vorzubereiten.
 
Scheitern​


„Der da sieht gar nicht aus, wie eine Wache.“, flüsterte Obi-Wan und deutete auf den jungen Mann, der auffällig ähnliche Sachen trug, wie die Menschen aus der kleinen Gruppe, die sie kennen gelernt hatten. Auch seine enorme Größe angesichts seines augenscheinlichen Alters ließ darauf schließen, dass er ein eingeborener Pavlinianer war. Obi-Wan schätzte aus dieser Entfernung, dass er ihn selbst um mindestens zwei Köpfe überragte. Unweit von ihnen scheuchte er gemeinsam mit anderen Wachen und einem Gewehr im Anschlag Kinder von einer Höhle zur nächsten.
Der Padawan lauschte den gemurmelten Worten in der fremden Sprache, in denen auffällig viel Bitterkeit steckte.
„Das ist er auch nicht. Er sagt, er war mal einer von ihnen.“ Lanaa schwieg einen Augenblick. „Mehr will er mir nicht sagen.“
Sie hockten zu sechst hinter einem Felsen kurz vor dem Eingang der Höhle, in der sie sich bisher versteckt hatten. Sie beobachteten ihre Komplizen, die sich gerade so unauffällig wie möglich in zwei Gruppen aufteilten und in unterschiedliche Richtungen verschwanden. Sie würden vortäuschen, zur Arbeit zu gehen wie an jedem anderen normalen Tag. Doch dann würden sie durch verschiedene, gut koordinierte Attacken Unruhe stiften, was ihnen Gelegenheit dazu geben würde, ohne Aufsehen zu erregen zu den Hallen zu gelangen, in denen die großen Frachtschiffe geparkt wurden.
Erneut fiel Obi-Wan auf, wie massiv hier in den Naturraum eingegriffen wurde. Der Boden war aufgewühlt, es sah aus, als hätte man ihn metertief umgegraben. Überall schwelten Abfallhaufen, die verbrannt wurden und setzten einen furchtbaren Gestank frei. Überall herrschte eine gedrückte und im Grundton negativ gefärbte Stimmung. Nicht nur unter den Menschen, sondern auch unter den Tieren in der näheren Umgebung des Komplexes.
Obi-Wan selbst hatte all seine geistigen Empfindungen von seinen negativen körperlichen getrennt. Er fühlte weder Schmerzen noch Erschöpfung, Hunger oder Durst. Nur ein dumpfes, schmerzloses Pochen in seinem Arm ließ ihn noch darauf schließen, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Zwar hatte er nicht das Gefühl, Bäume ausreißen zu können, aber sein Allgemeinbefinden war relativ neutral, beinahe schon gut.
Erst als er seinen Blick abermals wachsam über das Gelände vor ihnen schweifen ließ, bemerkte er, dass es nicht nur Müll war, der da brannte und die Luft mit diesen widerlichen Gerüchen schwängerte. Dort wurden Leichen von Arbeitern verbrannt. Übelkeit stieg in ihm hoch und er wandte den Blick ab. Gleich darauf musste er aufwallenden Zorn unterdrücken. Wieso konnten sie den Menschen, die sie ausbeuteten, nicht einmal eine ordentliche Bestattung gewähren, sondern verbrannten sie zusammen mit Abfall in irgendwelchen Gruben?!
Er fühlte Qui Gons Hand auf seiner Schulter und drehte sich halb um, sodass sein Meister sein Profil erkennen konnte. Seichte Wellen der Macht erreichten ihn und halfen ihm, sich wieder zu beruhigen.
Das Warten wurde unerträglich, denn er wusste, dass er mit jeder Minute schwächer wurde. Und auch Qui Gon fiel es nicht so leicht wie sonst, geduldig zu sein.
Lanaa postierte sich hinter ihnen, sodass sie Bescheid geben konnte, wenn es so weit war. Qui Gon und sein Padawan hingegen hockten eng zusammen und studierten den Weg, der vor ihnen lag so gut, wie das aus ihrer Position eben möglich war.
„Keine Sorge, Meister. Wir schaffen das schon.“, sagte Obi-Wan leise zu Qui Gon, obwohl sein Gefühl ihm das Gegenteil ankündigte.
Plötzlich fielen Schüsse aus der Richtung, in die ihre Helfer verschwunden waren. Obi-Wan zuckte zusammen und das kleine Mädchen Foche vom Planeten Gado klammerte sich ängstlich an ihren Bruder. Der bedeutete ihr, still zu sein und legte schützend einen Arm um sie.
Obwohl er wusste, dass es ihm nicht gefallen würde, was er spüren würde und obwohl er instinktiv wusste, was dort passierte, konzentrierte Obi-Wan sich auf die Macht und schloss einen Moment lang die Augen.
Er konnte fühlen, wie sie starben. Ihre Präsenzen erloschen einfach in der Macht. Einige Herzschläge lang blieb die Lücke, die die Sterbenden im Energiefeld der Macht hinterließen, unausgefüllt. Fast so, als würde auch auf dieser Ebene Fassungslosigkeit über einen derartig gewaltsamen Tod herrschen. Doch dann schloss sich die Lücke wieder und nichts erinnerte mehr daran, dass hier vor wenigen Augenblicken noch ein Lebewesen existiert hatte.
Er öffnete die Augen wieder. Ihm wurde bewusst, dass diese Leute für sie starben, dass sie für ihre Kinder, ihr Volk und die Hoffnung ihr Leben gaben. Dieser Umstand machte ihn noch entschlossener, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen, um den verbliebenen Sklaven zu helfen. Sie durften nicht umsonst ihr Leben gelassen haben. Auf der anderen Seite jedoch verzagte er angesichts von so viel Tod und Zerstörung wieder. Zwei Extreme kämpften in seinem Innern um die Vorherrschaft: Hoffnung und Verzweiflung.
Doch da ist ein Licht an seiner Seite, dass in der Macht so hell strahlte, wie die Sonne am Himmel. Qui Gon war immer da, spendete ihm Trost und gab ihm den Halt, den er benötigte, um mit solchen Situationen fertig zu werden. Sein Meister war wie ein Vater für ihn und er wusste, dass sich das, egal was passierte, niemals ändern würde.
Im nächsten Moment drehte dieser sich mit mildem Lächeln zu seinem Padawan um und ihm wurde bewusst, dass sein Meister seine Überlegungen und Gefühle genau mitbekommen haben musste, da er den mentalen Kanal der beiden jetzt permanent geöffnet hielt.
Schamesröte stieg ihm ins Gesicht. Er wusste, dass sie beide sich ihrer tiefen Verbundenheit bewusst waren, doch eigentlich sprachen sie das niemals offen aus. Qui Gon war nicht besonders gut darin, seine Gefühle zu zeigen, er war nur wie kein Zweiter in der Lage, sie zu beherrschen.
„Ähhmm-“, setzte Obi-Wan zu einer Erklärung an, obwohl er spürte, dass es eigentlich keiner bedurfte.
„Ist schon in Ordnung. Du musst mir nichts erklären. Lass uns einfach den Leuten hier helfen.“, sagte Qui Gon, ohne dabei sein freundliches Lächeln zu verlieren, dass er für besondere Menschen in seinem Leben reserviert hatte. Tahl und sein Padawan zählten zu den Lebewesen, die ihm sehr nah standen und ihn am besten kannten. Allein für sie hob er sich Gesten der Zuneigung auf.
Obi-Wan nickte tapfer und schaute wieder nach vorn.
Unwillkürlich fragte Qui Gon sich, wann genau die Bindung zu seinem Schüler so eng geworden war wie jetzt. Wahrscheinlich konnte man dafür kein Datum bestimmen, es war einfach so.
Obi-Wans Entscheidung, diese Aktion durchzuführen, obwohl es ihm so schlecht ging, war bewundernswert. Erneut fragte er sich, wann der kleine Junge, der noch vor einem Jahr nicht mal ansatzweise gewagt hätte, ihm zu widersprechen, erwachsen geworden war. Sie beide hatten sich weiterentwickelt und zwar in die selbe Richtung, aber auf unterschiedliche Art und Weise. Dieser Umstand war Freunden, Partnern und sogar Meistern und ihren Padawanen nicht oft vergönnt. Erst jetzt erkannte er den Wert dieser Erkenntnis. Er warf dem jungen Mann neben sich einen kurzen Seitenblick zu. Nachdem ihm das klar geworden war, spürte er, dass Obi-Wan für ihn einen völlig neuen Wert und die Bindung zu ihm eine vollkommen neue Bedeutung bekommen hatte.
„Es geht los!“, murmelte Lanaa mit aufgeregter Stimme. Obi-Wan regte sich neben ihm und machte sich bereit. Die Wachen, die sie die ganze Zeit beobachtet hatten, setzen sich in Bewegung, um ihren Kollegen bei dem vermeintlichen Aufstand zu helfen. Qui Gon drehte sich zu dem Jungen von Gado um.
„Es muss jetzt alles sehr schnell gehen. Vor allen Dingen muss Foche leise sein. Bekommst du das hin?“, fragte er leise.
„Ja.“, antwortete der Junge in ernstem Tonfall und kniete sich hin, damit seine kleine Schwester auf seinen Rücken klettern konnte. Mit grimmigem Gesichtsausdruck und zusammengepressten Lippen hielt die Kleine sich an ihrem Bruder fest.
Qui Gon schaute seinen Schüler genau an, doch mit ihm schien alles in Ordnung zu sein. „Gut, dann los!“
Obi-Wan spürte auf das Zeichen seines Meisters hin Nervosität in sich aufsteigen und merkte im nächsten Moment, dass sie von Qui Gon ausging und nicht von ihm selbst. Er richtete seinen Blick geradeaus. Vor ihnen lag eine Strecke von ungefähr 40 Metern über freies Gelände, auf dem es keine Deckung gab. Doch auch wenn ihnen das nicht gefiel, sie mussten es jetzt einfach riskieren.
Wie auf ein unhörbares Kommando hin sprangen sie alle auf und rannten los. Den Jungen mit seiner kleinen Schwester ließ Obi-Wan vor sich herlaufen. Falls sie angegriffen würden, wäre er in der Lage, ihnen zu helfen. Hinter ihm lief Lanaa, anschließend Qui Gon. Der Anführer der Gruppe bildete das Schlusslicht. Normalerweise hätte der Jedi-Meister diese Position eingenommen, aber das hätte ihn zu weit von seinem Padawan entfernt.
Auf einmal sah er eine Bewegung im Augenwinkel. „Vorsicht!“, rief Qui Gon, zog sein Lichtschwert und aktivierte es. Doch es war bereits zu spät.
Obi-Wan sah den Jungen vor sich stürzen. Er war von etwas getroffen worden. Seine Schwester konnte sich nicht mehr festhalten und fiel. Sie überschlug sich mehrmals und blieb dann liegen. Dann sah er erneut etwas auf den Jungen zufliegen, der verzweifelt versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Doch dieses Mal war es kein normales Geschoss oder ein Blasterschuss, der ihn traf. Es schien ein Netz aus Energie zu sein, dass ihn innerhalb von Sekundenbruchteilen umschlang. Er zuckte kurz und heftig, dann lag er still.
Noch während Obi-Wan sich fragte, was zur Macht den Jungen da getroffen hatte, zog er sein Laserschwert, beinahe schon unbewusst. Das war eine Reaktion auf Gefahr, die Qui Gon ihm so lange eingeschärft hatte, bis sie im Schlaf funktionierte. Er spürte, wie zwei blitzschnelle Schüsse von der Seite auf ihn zu kamen und wehrte diese mit einer gezielten Körperdrehung ab.
Dann hörte er plötzlich Geschrei und gleich darauf Sperrfeuer von Waffen, die so ungewohnt klangen im Vergleich zu Blastern. Aus dem Augenwinkel erkannte er noch, wie Lanaa sich schützend über Foche beugte und Wachen, die auf sie zuliefen.
Etwas Hartes traf ihn in die Seite. Er ging zu Boden.
Es tat nicht weh, denn er unterdrückte immer noch jeden Schmerz. Aber er hatte die Wucht des Aufpralls gespürt, er wusste, dass es unfassbar weh tun musste und dass er garantiert verletzt war.
Benommen versuchte er, wieder aufzustehen, doch kaum war er wieder auf den Knien, sah er eines dieser Netze genau auf sich zufliegen. Bevor er reagieren konnte, hatte er das Gefühl, ein Blitz hätte ihn gepackt. Strom schoss durch seinen Körper und vernichtete alle mühsam aufgebaute Selbstbeherrschung und meditative Erfolge.
Jetzt tat es weh! Sehr sogar. Sein Lichtschwert schloss kurz und fiel ihm aus der Hand. Dieses gleißende Licht war das Letzte was er sah, bevor alles schwarz wurde.

Alles war rasend schnell gegangen. Erst war der Junge angegriffen worden, dann beinahe im selben Augenblick Lanaa.
Als dieses Netz aus Energie Obi-Wan getroffen hatte, als der Strom durch seinen Körper geflossen war und etwas in seinem Nervensystem ausgelöst hatte, das mit einem Kurschluss vergleichbar war, genau in diesem Augenblick hatten sich auch Qui Gons Muskeln schlagartig verkrampft. Er ging auf die Knie und fühlte die alles verschlingende Elektrizität im Körper seines Padawans, obwohl er gar nicht getroffen worden war.
Er spürte es, weil Obi-Wan es spürte. Der Junge hatte ihren mentalen Kanal die ganze Zeit über geöffnet gehalten, er fühlte das gesamte Ausmaß der Stromschläge, weil sie immer noch verbunden waren. Er war ja selbst schuld, immerhin hatte Qui Gon ihm immer wieder gepredigt, ihn an seinen Gefühlen Teil haben zu lassen. Der Körper seines Padawans zitterte und er konnte seinen schmerzerfüllten Aufschrei hören, bevor er ohnmächtig wurde und Qui Gon plötzlich gar nichts mehr spürte.
Im nächsten Moment warnte die Macht ihn vor herannahender Gefahr. Er hob seine Waffe und wehrte die Schüsse ab.
Seine Finger waren taub, er würde nicht mehr lange durchhalten. Zu sehr hatte ihn die Verbindung mit Obi-Wan geschwächt, während er angegriffen worden war. Er machte sich auf einen Treffer gefasst.
Dann war da ein kleiner Schmerz im Nacken. Nicht mehr, als ein Insektenbiss. Er griff danach und zog einen winzigen Miniaturdroiden aus seiner Haut. Der Angriff der kleinen Maschine hatte nicht weh getan, aber irgendetwas sagte ihm, dass er nicht ohne Folgen bleiben würde. Er ließ ihn fallen und konzentrierte sich wieder auf den Beschuss. Als er jedoch zwei Netze gleichzeitig auf sich zukommen sah, wusste er, dass es vorbei war.

Alles, was Obi-Wan sah, als er wieder aufwachte, waren unfassbar helle Lichter. Es hatte ewig gedauert, bis er genug Konzentration aufgebracht hatte, um die Augen zu öffnen.
Er hatte den absurden Gedanken, in einer Schneelandschaft wieder zu sich gekommen zu sein, denn alles, was er erkennen konnte, war weiß. Die Decke, die Wände, die Türen- alles weiß.
Dann wanderte sein Blick zu Infusionsschläuchen, die in seinem Arm stecken und ihm wurde klar, dass sein schwerer Kopf und sein ausgesprochen langsames Denken auf die Stoffe zurückzuführen waren, die direkt in seine Venen flossen.
Er grinste, weil er das eben ganz allein durchschaut hatte und spürte im nächsten Moment ein heißes Kribbeln am linken Arm.
„Meister?“, fragte er laut in den furchtbar leeren Raum über ihm. Elektronisches Piepsen war die einzige Antwort, die er bekam. „Meister, dieses Zeug, dass die mir geben, ist toll. Ihr müsst es auch mal versuchen. Als ob einem pures Glück durch die Adern fließt.“, sagte er grinsend. Gleich darauf lachte er ausgelassen. Dann schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf.
Warum war er nochmal hier?
Da waren diese widerlichen Biester gewesen, die versucht hatten, ihn und seinen Meister zu fressen. Aber sie waren doch nicht alleine gewesen. Da war noch jemand, er erinnerte sich. Wie war der Name dieser Eingeborenen nochmal?
Lanaa.
Genau.
Er verzog das Gesicht, als er an sie dachte. Sie hatte ihn ins Gesicht geschlagen und zwar nicht zu knapp. Diese...-
Moment. Er war doch nicht nur zum Spaß hier und ließ sich mit Drogen voll pumpen.
Da war eine schläfrige Anwesenheit in seinem Bewusstsein, die jetzt langsam wieder wach wurde und einen deutlich verwirrten Eindruck machte.
Es musste ziemlich hartes Zeug sein, dass sie ihm gaben. Er konnte doch einfach keinen klaren Gedanken fassen.
Also nochmal auf Anfang.
Die Mission.
Dieser unfassbar heiße und feuchte Planet.
Die Nympah.
Die Handelsförderation.
Königin Tylaa.
Lanaa.
Der Junge und seine kleine Schwester.
Dieser Komplex.
Die Leute.
Natürlich!
 
Überraschung​

Es war ihm wieder eingefallen.
Er wusste es wieder.
Alles.
Und er lag hier einfach rum und tat nichts. Qui Gon uns er hatten eine Verantwortung den...-
Spontan fiel ihm auf, in was für einem ausgesprochen hübschen Muster die Deckenplatten angeordnet waren. Wenn er seinen Kopf ganz leicht hin- und herbewegte und die Augen halb schloss, konnte man ein Gebilde erahnen, welches Meister Yoda verblüffend ähnlich sah.
Obi-Wan schüttelte kurz und heftig den Kopf. Er hasste dieses Abdriften. Mit einer gewaltigen Willensanstrengung sammelte er seine Gedanken. Wenn er momentan auch von sonst nichts eine Ahnung hatte, eins wusste er genau: Er musste hier weg. Seine Verbindung zur Macht konnte er spüren und auch die zu seinem Meister.
Aber was war passiert und wie war er hier gelandet?
Kurz sah er das Bild eines Energienetzes, das genau auf ihn zu kam, vor seinem geistigen Auge aufblitzen.
Das reichte ihm. Er erinnerte sich wieder.
Sein Meister. Sie mussten ihn auch gefangen genommen haben. Wo war er und was noch viel wichtiger war: War er verletzt?
Wieder dieses elektronische Piepen und andere fremde Geräusche, die sein momentan andauerndes Gefühlshoch kurzzeitig in Angst verwandelten, bevor die Substanzen, die in seinem Blut zirkulierten, wieder wirkten. Gleich darauf musste er lachen, er hatte einen regelrechten Lachanfall. Das Komischste daran war aber: Es gab nicht mal einen Grund zu lachen. Im Gegenteil.
Nachdem er sich etwas beruhigt hatte, beschäftigte er sich eine Weile mit seinen Fingern und spielte an seinem Padawan-Zopf herum, bis er sich wieder fasste. Er kniff die Augen zu und gab sich einen Ruck. Dann drehte er den Kopf und sah sich um.
Was er erblickte, ließ sein Herz höher schlagen. Ein großer Mann, genauso gekleidet wie er selbst. Das musste sein Qui Gon sein!
„Meister!“, rief er. Anschließend wollte er sich auf die Seite drehen, um besser sehen zu können. Als Ergebnis fand er sich auf dem Boden wieder. Seine Bewegungen waren wohl doch noch nicht wieder ganz so koordiniert, wie er gedacht hatte. Blut tropfte auf den makellos weißen Boden. Bei seinem eher uneleganten Sturz aus dem Bett musste er sich die Schläuche aus dem Arm gezogen haben. Benommen setzte er sich auf und winkelte seinen Unterarm an, um die Blutung zu stoppen. Um Konzentration bemüht, sah er sich im Zimmer um. Es ging ihm wirklich auf die Nerven, dass es so unglaublich lange dauerte, zu fokussieren.
„Meister?“, fragte er unsicher und stand wacklig auf. Wie automatisch führte sein Verstand ohne Einsatz seinerseits einen Scan der Umgebung durch. Er befand sich in einem weißen Raum voller Betten. Die gekachelten Wände waren ebenfalls weiß, genau wie der Kunststoffboden. Nur ein paar rote Kleckse zu seinen Füßen störten das Bild, ansonsten schien alles steril sauber zu sein. Überall sah er glänzende Metallinstrumente, die nach Schmerzen oder Heilung oder beidem aussahen. Es gab zwei Türen, beide waren mit einem Code-Schloss versehen. Keine Lüftungsschächte, durch die man hätte entkommen können. Ihm gegenüber war eine große, verspiegelte Glasscheibe in die Wand eingelassen. Er sah darin sich selbst, weiß wie die Wände rings um ihn. Doch er sah auch noch etwas anderes in dem überdimensionierten Spiegel, hinter dem er eine Konsole zur Überwachung der Patienten vermutete. Er sah Qui Gon drei Betten links von sich.
Mit neuer Entschlossenheit setzte er sich in Bewegung.
„Meister?“ Qui Gon war wach, aber er starrte hoch zur Decke, als würde es da irgendetwas Interessantes zu sehen geben.
Obi-Wan spürte, wie er wieder drohte, wegzudriften.
„Meister, könnte ihr mich hören? Bitte sagt, dass ihr mich hören könnt.“, murmelte er mit brüchiger Stimme. Sein Blick wanderte zu den Händen und Füßen seines Meisters. Sie waren fixiert, er war ans Bett gefesselt. Im Gegensatz zu Obi-Wan bekam er auch nichts verabreicht.
Aber wieso nicht? Wieso setzten sie ihn unter Drogen und Qui Gon, der doch eine viel größere Bedrohung darstellte, nicht?
Noch während er darüber nachdachte, zuckte sein Meister vor ihm heftig zusammen. Der Padawan stützte sich auf dem Bett vor ihm ab, während sein Mentor sich verbissen gegen seine Fesseln wehrte, ihn aber nicht zu sehen schien.
„Wartet. Es ist alles in Ordnung. Ich mache euch los und dann sehen wir, wie wir hier wegkommen.“ Er begann, an den Riemen, die seinen Meister ans Bett fesselten und bereits tiefe Abdrücke an seinen Handgelenken hinterlassen hatten, zu werkeln. Plötzlich sah Qui Gon ihn direkt an und doch schien er irgendwie durch ihn hindurch zu sehen.
„Nicht! Sieh lieber zu, dass du einen Weg hier raus findest. Ich kümmere mich um die Fesseln.“ Er schien sich innerlich gegen irgendetwas zu stemmen, das Obi-Wan nicht erfassen konnte.
Er sah ihn irritiert an. Qui Gons Aura in der Macht erschien ihm nicht so gefestigt wie sonst. Sie flackerte immer wieder und wallte dann so hell auf wie eine Supernova, nur um gleich darauf wieder zusammen zu schrumpfen. Auf jeden Fall hatte er sich nicht unter Kontrolle und das konnte unter Umständen sehr gefährlich werden. Der Padawan vertraute darauf, dass das noch an der Benommenheit lag, die sie beide beeinträchtigte. Er selbst gab im Augenblick wahrscheinlich auch kein besseres Bild ab.
In der Zwischenzeit hatte er eine der beiden Türen erreicht und lehnte sich gegen die Wand, um sich das kleine Terminal genau ansehen zu können.
„Großartig. Einfach großartig. Ich kann mich nicht konzentrieren und muss eine Tür öffnen, mit der ich bei klarem Verstand schon Probleme gehabt hätte.“, murmelte er halblaut. Auch wenn sein Verstand vernebelt war, erkannte er sehr genau, dass es sich hierbei um eine Sicherheitsvorrichtung der höchsten Stufe handelte. Mehrere Riegel und Bolzen, sowie einige hoch empfindliche Sensoren sorgten dafür, dass man sogar unter Verwendung der Macht mehrere Stunden gebraucht hätte, um Erfolg zu haben.
„Ich... ich glaube, ich schaffe es nicht.“, seufzte Obi-Wan und wandte sich wieder seinem Meister zu, der immer noch schweigend in seinem Bett lag.
Gerade, als er sich wieder in Bewegung setzen wollte, öffnet sich die Tür hinter ihm. Erschrocken wirbelte er herum, er hatte nichts gefühlt. Seine Fähigkeit, die Macht zu nutzen, war eingeschränkter, als er angenommen hatte. Er wich einige Schritt zurück, denn vor ihm standen plötzlich zwei große, muskelbepackte Whipiden. Sie stampften in den Raum, ein Medi-Droide folgte ihnen.
„Oh, sie sollten aber noch gar nicht aufstehen.“, leierte der blechern in Obi-Wans Richtung.
„Welcher von denen ist der Eindringling?“, fragte der größere Whipide gebrochen.
„Der Junge mit den kurzen Haaren. Eine Analyse seines Alters in Relation mit seiner Körpergröße gesetzt, lässt eindeutig darauf schließen, dass er nicht von hier...-“
„Ja, ja. Halt den Rand Blechbüchse!“, knurrte einer der beiden.
Angst stieg in Obi-Wan hoch, das Adrenalin ließ seinen Kopf wieder etwas klarer werden. Er wich zurück und warf dabei etwas runter. Er hörte Glas zerbrechen und sah, dass Qui Gon sich noch immer keinen Zentimeter bewegt hatte, sondern nach wie vor einfach an die Decke starrte. Er nahm keinerlei Notiz von dem, was um ihn herum geschah.
Obi-Wan kämpfte gegen den Drang, seinen Meister anzusprechen. Sie wollten offensichtlich nur ihn.
„Hey, Klapperkiste. Was ist mit dem anderen?“, fragte der Whipide und deutete mit seiner Pranke auf Qui Gon.
„Seine Größe stimmt ungefähr. Der Stamm, der früher hier in dieser Gegend beheimatet war, ist etwas kleiner als die Pavlinianer vom Hauptkontinent. Dieser Umstand ist zurückzuführen auf...-“
„Ja, ja!“, unterbrach eine der Wachen den Droiden erneut.
„Seine Größe stimmt, bei ihm ist kein DNA-Check notwendig. Das spart Kosten. Wenn ihr den Jungen abgeliefert habt, bringt ihn zu den anderen gechipten Sklaven.“
Gechipt? Was zur Macht sollte das denn bedeuten?
„Was sollen wir mit dem Gnom hier machen?“
„Er wurde behandelt. Er hat keine ansteckenden Krankheiten. Kontakt mit ihm ist ungefährlich. Ihr habt Anweisung, ihn zum Leiter des Komplexes zu bringen. Ihr sollt mit ihm vor dem Empfangsraum warten. Unser ehrenwerter Vorgesetzter hat gerade erst Besuch empfangen.“
Der Whipide grunzte nur, rollte aufgrund der ausführlichen Erläuterungen des Droiden mit den Augen und ging dann entschlossen auf den jungen Jedi zu. Er wich erneut so weit wie möglich zurück und versuchte, nach seinem Lichtschwert zu greifen. Er griff zwei Mal ins Leere, bis er begriffen hatte, dass es nicht da war. Eine Frage schoss ihm durch den Kopf.
Wieso hatten sie ihn und Qui Gon nicht als Jedi erkannt?
Wahrscheinlich waren die Waffen draußen in den Schlamm gefallen. Er hatte sein Schwert fallen lassen, als er getroffen worden war. Er erinnerte sich daran. Vielleicht war es seinem Meister genauso ergangen. Die Whipiden mussten sie übersehen haben.
Bevor Obi-Wan irgendetwas entscheiden konnte, packte ihn der Whipide am Arm und zerrte ihn grob hinter sich her, obwohl er nicht den geringsten Widerstand leistete. Er wusste, dass das nichts bringen würde.
„Ist seine Herkunft schon geklärt?“
„Negativ.“
„Was ist mit den anderen, die wir geschnappt haben?“
„Das waren alles pavliniansche Sklaven und die beiden Kinder vom Planeten Gado.“
Einer der Whipiden stöhnte auf. „Man, ich kann mir was Netteres vorstellen, als so einen Drei-Käse-Hoch zum Boss zu schleppen.“
„Wer ist auch schon so blöd und bricht hier ein und nicht aus!“
Die beiden lachten donnernd, doch Obi-Wan wurden plötzlich die Knie weich. Die Drogen in seinem Körper verloren langsam aber sicher ihre Wirkung. Erst jetzt bemerkte er, dass von dem entzündeten Kratzer an seinem Arm nichts weiter geblieben war, als eine schwer zu erkennende Narbe. Er spürte plötzlich die Auswirkungen der Stromschläge, die er erlitten hatte. Seine Gliedmaßen fühlten sich taub an, als hätte er Hände und Füße in Nympah-Gift getaucht. Auf einmal hatte er das Gefühl, so schwach zu sein, dass er nicht einmal mehr stehen konnte. Für seinen Bewacher allerdings stellte das kein Problem dar. Er schleppte den Jungen einfach hinter sich her und schien nicht mal zu bemerken, dass es ihm schlecht ging. Obi-Wan warf einen letzten verzweifelten Blick zu Qui Gon, der sich immer noch nicht rührte.
Er hörte, wie das Schloss der Tür bestätigt wurde und versuchte noch, sich den Code anhand des charakteristischen Klangs der einzelnen Tasten zu merken, doch bereits nach der dritten Ziffer spielte sein Verstand nicht mehr mit und er verwarf den Versuch.
Nur am Rand bekam er mit, wie sie ihn durch viele Gänge und schließlich auch unter freien Himmel brachten. Es regnete. Der Regen wusch die Luft sauber von dem furchtbaren Gestank der Anlage.
Der Geruch nassen Fells steigt ihm in die Nase, als sie ein ebenerdiges Gebäude betraten. Der Whipide stieß ihn von sich und schüttelte sich ausgiebig.
„Meinst du, der Kleine ist ein Spion?“, hörte er eine seiner Wachen fragen. Der Angesprochene lachte nur, während sie Obi-Wan über einen weiteren Flur dirigierten.
„Sicher nicht. Ich meine, sie ihn dir doch mal an! Und selbst wenn er einer wäre, wir haben ihn ordentlich gegrillt. Würde mich nicht wundern, wenn er gar nicht mehr wüsste, wie er heißt.“
Plötzlich blieben sie stehen, Obi-Wan konnte eine Tür erkennen. Dahinter erklang helles Lachen und Teetassen gaben ein zartes Geräusch von sich, als mit ihnen angestoßen wurde.
Einer der Whipiden lauschte an der Tür und tat gleich darauf vornehm, indem er einen Arm in die Hüfte stemmte und mit der anderen Hand vor seinem Gesicht herum wedelte, als würde er sich Luft zu fächeln.
„Anscheinend hat er gerade wieder ganz feinen Besuch.“
Obi-Wan bekam einen vergleichbar sanften Tritt in die Seite ab.
„Ich hab keine Lust, noch länger zu warten.“
„Wetten, du traust dich nicht, zu klopfen!?“
„Wetten, ich trau mich noch was ganz anderes!?“
„Ach ja, und was?“
„Es ist ´ne Kleinigkeit für mich, da einfach rein zu spazieren.“
Obi-Wan spürte, dass er log. Er hatte es nicht ernst gemeint, sondern nur hoch gepokert.
In diesem Augenblick öffnete sich die Tür und ein hochgewachsener Neimoidianer trat heraus.
„Es wird nicht nötig sein, hier rein zu spazieren. Kommt rein und bringt den Gefangenen mit.“ Damit drehte er sich auf dem Absatz um und ging wieder hinein.
Einer der Whipiden packte Obi-Wan am Kragen und schleppte ihn in das geräumige Büro. Er ließ ihn fallen und drückte ihn mit dem Kopf nach unten. Obi-Wan konzentrierte sich nicht auf diese Demütigung. Gleich, als er den Raum betreten hatte, hatte jemand aufgekeucht, eine Tasse war zerbrochen und er spürte eine bekannte Präsenz. Er kannte die zweite Person, die mit im Raum war.
Endlich ließ der Whipide ihn los. Er richtete sich auf und starrte einige Sekunden lang sprachlos auf die pavlinianische Frau, die vor ihm in einem Sessel saß.
„Königin Tylaa?!“, fragte er fassungslos.
 
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