LPR-Vizevorsitzender hetzt gegen Homosexuelle
Nationalkatholik Wojciech Wierzejski: "Wenn die Abartigen demonstrieren, brauchen sie den Knüppel."
Warschau - Eine immer schärfere Gangart legt der neue polnische Bildungsminister Roman Giertych gegenüber Homosexuellen ein. Seine Behörde will nun Vertretern von Homosexuellen-Organisationen verbieten, polnische Schulen zu betreten. Giertychs Stellvertreter als Chef der nationalkatholischen Partei Liga Polnischer Familien (LPR), Wojciech Wierzejski, will sogar viele derartiger Gruppen verbieten und droht Demonstranten mit Gewalt.
Wierzejski schrieb nach Informationen der Zeitung "Rzeczpospolita" (Mittwoch-Ausgabe) in einem Brief an den Innen- und den Justizminister: "Es ist allgemein bekannt, dass homosexuelle Kreise daran interessiert sind, perverse Verhaltensweisen populär zu machen und das sie mit der quasi-kriminellen Welt, unter anderem der pädophilen, verbunden sind".
"... brauchen sie den Knüppel"
Die für 10. Juni geplante Demonstration "Warsaw Pride" will Wierzejski verhindern: "Wenn die Abartigen demonstrieren, brauchen sie den Knüppel." Die angekündigte Teilnahme mehrerer ausländischer Parlamentarier kümmert den Vizeminister wenig, denn diese seien ohnedies "keine ernsthaften Politiker, sondern nur Schwule": "Wenn die eine Tracht Prügel erhalten, werden sie ein zweites Mal nicht mehr kommen."
Gegenüber der "Rzeczpospolita" sagte der Politiker zudem: "Es ist ein Fakt, dass die meisten Homosexuellen Agenten oder Mitarbeiter der Geheimdienste sind. So war es schon zu Zeiten des Kommunismus."
"Solange ich im Bildungsministerium bin, wird es in Schulen keine Treffen mit Aktivisten des Milieus geben. Toleranz - ja, Propaganda - nein", sagte Giertych am Dienstag. Laut der Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" hat er von seinen Beamten eine Liste jener Schulen angefordert, wo solche Treffen mit Homosexuellen-Vertretern bereits stattgefunden haben.
Proteste
Bei zahlreichen Kundgebungen in ganz Polen hatten Jugendliche in den vergangenen Tagen gegen die Berufung Giertychs in die Regierung als Minister und Vizepremier protestiert. Am Montag erreichte Ministerpräsident Kazimierz Marcinkiewicz ein Brief, in dem 60.000 Schüler, Studenten, Lehrer und auch Prominente den Rücktritt Giertychs forderten.
Giertych beschuldigte Homosexuellen-Organisationen, dass sie die Proteste gegen ihn beflügeln, weil er ihnen "die Propaganda in Schulen" unmöglich mache. Der stellvertretende Bildungsminister Miroslaw Orzechowski bestätigte gegenüber der Tageszeitung "Rzeczpospolita", dass der Minister in einigen Tagen eine entsprechende Verordnung erlassen werde. Homosexuellen Aktivisten soll es demnach verboten sein, Vorträge an staatlichen Schulen zu halten.
EP-Abgeordnete warnt
Abgeordnete des Europäischen Parlaments (EP) wollen die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union darauf drängen, Polen vor Homosexuellen-Feindlichkeit zu warnen.
"Wir werden die Staats- und Regierungschefs in der EU bitten, Polen an seine Verpflichtungen laut EU-Verträgen, das Respektieren von Minderheiten und Menschenrechten, zu erinnern - wie wir die Regierung mit (Jörg) Haider erinnert haben", sagte Cashman in Anspielung auf die Sanktionen gegen Österreich im Jahr 2000. (APA)