Episode VIII Spoiler Machtgleichgewicht und Auserwählter

Ich weiß nicht was die Macht ist. Wenn aber einer (einer ganz besonders…….) sagt „die Macht ist ein Energiefeld, das alle lebenden Dinge erzeugen“ – ALLE nicht nur Menschen - , dann muss das was sie tut, auch auf ALLES Leben zutreffen können. Wenn in dieser fiktiven Welt Bäume, Pflanzen, Sümpfe etc. „einen eigenen Willen hätten“, dann könnte ich zumindest die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass „alle lebenden Dinge die Macht nutzen, wie es die Menschen auch tun“. Tun sie das?
Was ist z. B. mit einem „Astralkörper“? Hat der auch einen „eigenen Willen“ und ist er somit auch mehr als nur ein „Energiefeld“, das sich einige Zentimeter dick um den biologischen Körper legt?
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass ein Astralkörper, neben den 7 Haupt-Chakren, noch ungefähr 30.000 weitere Chakren hätte. Trotzdem würde ich nie auf die Idee kommen, diesem Gebilde einen „eigenen Willen“ anzudichten, der sich einfach mal so über meinen Willen stülpt und mein Handeln beeinflusst.

Gravitation? Vielleicht ist Gravitation ein „Gott“, wer weiß……..

Die Asteroidenfelder die wir in der Realität kennen, sind meistens Asteroidengürtel, die in einer Umlaufbahn um Planeten kreisen. Um unseren Planeten kreist ebenfalls eine Menge „Weltraumschrott“. Warum haben sich die Teile nicht „so lieb“, dass sie beinahe aneinander kleben: sie fliegen in einem Affenzahn auf einer Umlaufbahn, wodurch noch größere Kräfte wirken als die eigene Anziehungskraft……

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Davon abgesehen: wie erklärst du dir denn sonst, dass sich die Planeten unseres Sonnensystems seit Milliarden Jahren in einer elliptischen Umlaufbahn um die Sonne bewegen? Sie näheren sich der Sonne (haben sie lieb……) und entfernen sich von der Sonne (hassen sie……) in regelmäßigen Zyklen.
Der Wille der Macht?

So weit würde ich nicht gehen. Es sollte aber eine energetische Übertragung von einem Ende der Galaxis zum anderen Ende erkennbar/plausibel sein.
Wenn nun plötzlich das Gravitationsfeld eines Planeten in einem Sonnensystem fehlt, welche Auswirkungen sollte das auf andere Sonnen/Sternen-Systeme haben?

Warum sollte die gesamte Tier und Pflanzenwelt der ganzen Galaxis „spüren was Yoda spürt“? Das ergibt für mich keinen Sinn. Yoda hat auch als einziger „die Stimme von Qui Gon gehört“ und alle anderen Jedimeister haben ihm nicht geglaubt, weil sie nichts gehört haben.
Wäre das nicht das selbe, wie wenn ich einem Radio für 50 Euro die selben „Fähigkeiten“ andichten würde, wie einer Parabolantenne von der NASA?

Ich kann mir einfach nicht vorstellen wie das gehen soll. Es bleibt wohl nur die Möglichkeit es „zu glauben“ oder „nicht zu glauben“.

“Dunkel“ ist allerdings ein dehnbarer Begriff. Dunkel ist auch ein Ort „wo kein Licht hin scheint“. Sprich alles „was im Schatten liegt“ – am hellichten Tag – liegt „im Dunkeln“. Jede Farbe kann heller oder dunkler sein. Dennoch ist sie nicht „Schwarz“. Was mich an all dem stört (ich meine jetzt nicht deine Theorie) ist die prinzipielle Aussage „Dunkel = Böse“. WER entscheidet das „für uns“?
Die Sith stehen auf „dunkel“ und machen böse Sachen damit. Die Jedi wollens lieber ein bisschen „heller“ und machen gute Sachen damit.
Es ist wie überall: wenn mit einem bestimmten „Werkzeug“ immer öfter Menschen verletzt oder gar getötet werden (Beispiel: Messer), dann gelten diese Gegenstände irgendwann als „böse“, auch wenn sie bloß harmlos in der Schublade liegen.

In der Realität kennen wir aber auch „fiktive Phänomene“. Alle Ereignisse die gläubige Menschen einem Gott zusprechen wären solche Phänomene. Ich habe aber noch nichts davon gehört, dass die Macht irgendeine Gottheit sei. Denn genau das wäre sie, hätte sie „einen eigenen Willen“. Gottheiten werden aber selten „von lebenden Dingen erzeugt“. Bei Gottheiten ist das eher umgekehrt: der Gott erschafft das Leben. So ist es aber in SW nicht. Zumindest habe ich sowas noch nicht mitbekommen. Genau da ist für mich der Knackpunkt. Wenn mir einer erzählt „hör mal, das ist ein Energiefeld. Das wird erzeugt ehe es existiert“, wie soll es dann „aus sich selbst entstehen“? Denn genau das täte eine Macht mit einem „eigenen Willen“. Sie würde aus sich selbst entstehen und nicht erst von irgendwas erzeugt/erschaffen werden.
Wir müssen z. B. essen/trinken um leben zu können. Wir können uns nicht „aus uns selbst ernähren“. Denn dann währen wir Götter, die über dem Leben stehen. Verstehst du was ich meine?

Zum „Gleichgewicht der Macht“ gab es aber auch die Diskussion, dass diese mit dem Auslöschen der Jedi hergestellt wurde, weil es Tausende Jedi gab aber nur zwei Sith – am Ende sogar nur EIN Lord. Dieses ganze Gemetzel betrifft mit Sicherheit die „Mengenverteilung“ aller Machtnutzer in der Galaxis. Ich tue es mir aber schwer mit der Vorstellung, was dieses Gemetzel mit meiner, in absoluter Geborgenheit befindlichen, Zimmerpflanze zu tun hätte?

Und genau deshalb hat mir das Konzept der OT (und ich springe für sie selten in die Presche) über die Macht so gut gefallen. Damals war es religiöser Mumbo Jumbo und diese "Eingeweihten" hatten die Möglichkeit sie zu nutzen.
Dann kam die PT und der erste Versuch der Macht eine reelle Erklärung zu geben und GL hat die Midichloriana, so ne Art pseudobakterieller Symbiont, als Vermittler ersonnen. Und nun die ST mit dem Konzept der Balance. Ich muss sagen, dieser esoterische Ansatz gefällt mir wieder besser, gerade weil er wieder schwerer zu greifen ist. Außerdem bietet er die Möglichkeit persönlich wieder viel in "die Macht" hineinzuinterpretieren (wie man hier ja gut sehen kann), denn mit jeder Erklärung verliert Star Wars ein Fantasyelement mehr. Für mich als kleiner Junge war Star Wars gerade wegen dieser ominösen Macht, mit der man so coole Sachen, wie Steineheben, Gedankentricks und Telewürgen, machen konnte der Hammer.
Die Balance hat etwas von Jing und Jang und dies nähert sich wieder der Ursprungsidee der OT an, nämlich Gut gegen Böse, ein sehr rudimentäres Konzept. Nun spielt man aber damit, indem man die Zerrissenheit von Kylo zeigt und die gefestigte Rey als Konterpart setzt. Beide haben gegenpolige Zugänge zur Macht. Kylo (männlich) wird angeleitet und versagt Rey (weiblich) ist zunächst auf sich gestellt und erfolgreich, dann erhebt sich Kylo über seine beiden Lehrer und Rey geht in die Lehre. Kyol hat zunächst Erfolg, Rey hat ihren ersten Rückschlag. Dieses Ausgleichen oder hin und her Schwappen stellt für mich diese Balance dar; gepaart mit dem Aufkommen eines Gegenparts, also dem Erwachen der Macht, finde ich dieses Konzept sehr gelungen. Das einzige, dass für mich noch unklar ist, ist die Entwicklung von Snoke. War dieser schon immer machtsensitiv oder gab es bei ihm auch ein Machterwachen, nachdem Vader und der Imperator aus der Gleichung genommen wurden und Luke sich mehr mit der Macht vertraut gemacht hat? Vielleicht war Snoke nicht schon immer so mächtig wie in TLJ.

Der Versuch, die Macht mit Phänomenen und Naturgesetze zu erklären ist mMn etwas mühselig und auch kontraproduktiv, denn damit entzaubert man sich die Filme (und darum bin ich auch froh, dass GL mit der ST nichts mehr zu tun hat).
Mir genügt die Erklärung, dass die Macht alles durchdringt, umgibt und nutzbar ist, es also einen Zugang zu ihr gibt, der von einigen mehr, von anderen weniger genutzt werden kann. Alle weiteren in Film Erklärungen sind für mich ähnliche Phänomene, wie heutige Religionen. Hier versuchen Menschen und Aliens eine überirdische Macht mit irdischen Mitteln erklärbar zu machen, aber alleinigen Gültigkeitsanspruch haben sie nicht, es bleibt ein Annäherungsversuch.
Das Konzept von heller und dunkler Seite ist hierbei auch eine frage des Standpunktes, also welche Spektren der Macht man nutzt und ob man dabei eigennützig (dunkel) oder uneigennützig (hell) handelt. So sehe ich das und auch ich erhebe keinen Anspruch auf Alleingültigkeit. ;-)
 
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