Es ist pure Absicht, dass dieser Charakter Ablehnung hervorruft. Man soll sich ganz einfach nicht mit ihm identifizieren wollen. Jedes Mal, wenn es in die Charakterisierung von Anakin geht, gibt es irgendwo gravierende Schönheitsfehler, welche am Ende nur auf eine Sache hinauslaufen sollen: Dieser Junge wird zu einem der schlimmsten Sith-Lords in der Geschichte von Star Wars werden. An dieser Stelle falsche Sympathie zu schüren, hätte dem Bild von Vader in der OT womöglich erheblich mehr geschadet, als es jetzt der Fall ist.
Du willst also Ehrlichkeit? Ungeschönt? Okay.
Hier meine Version der Wahrheit: jeder Anflug von tiefgründigen Motiven, jeder Interpretationsversuch um Symbole und jedes Aufblitzen von Genialität in der gesamten Star Wars Saga ist
nicht aus George Lucas' Händen entstanden - und wenn, dann ohne die direkte Absicht.
George Lucas ist ein Mann mit einer Idee gewesen, die ich anhand von Dokumentationen, Interviews und sonstigem Hintergrundmaterial mit nur einem Wort beschreiben kann: simpel. Er wollte ein Märchen in einer SciFi Welt, sein eigenes Flash-Gordon, nicht mehr, nicht weniger.
Obwohl die Eröffnungsszene von EPIV alleine aufgrund der wortlosen Erklärung, der puren Gewalt des sich bietenden Bildes gerade zu wie ein Geniestreich erster Güte wirkt, so kränken einem die Eröffnungsszenen der PT in Sachen Symbolik das Herz - denn sie ist
nicht vorhanden. Das passt irgendwie nicht zusammen, oder? Alleine
das bestärkt mich in meiner Annahme, dass eben jene Eröffnungsszene von EPIV vollkommen zufällig zustande gekommen ist, als Lucas effekttechnisch einfach mal auf den Putz hauen wollte - so wie in der gesamten PT wunderbar zur Schau gestellt.
Weiter geht es, dass es in der PT keinen eigentlichen Protagonisten im direkten Sinne gibt. Charaktere mit klischeehafter, doch richtig platzierter Eindimensionalität wie der Imperator mischen sich mit solchen Charakteren, bei denen das einfach nicht funktioniert - doch bei denen eben genau dasselbe Prinzip zur Anwendung kommt.
Generell ist die gesamte PT voll von guten Ansätzen und schlechten Ausführungen. Erstere waren schon immer da, doch letztere sind in EPIV imho einfach nur durch Zufall gut.
Und jetzt, da willst du mir tatsächlich weismachen, dass Anakins Charakter Absicht war? Dass die Antisympathie irgendwie geplant war?
Nein. Ein einfaches und schlichtes
Nein.
Pevra hat es schon exzellent angeführt, es gibt da zwei Möglichkeiten für einen gefallenen Helden. Entweder die Methode, dass er die ganze Zeit über kein wirklicher Held war - oder die, dass er einen wirklich tragischen Fall erlebt.
Egal, was letztendlich von Lucas angestrebt wurde (Spuren beider Ansätze finden sich)... Er hat versagt.
Wäre eine antisympathische Charakterzeichnung bei Anakin Absicht gewesen, dann hätte jemand, der dazu fähig gewesen
wäre (!), sie mit leichtfüßigen Anspielungen und perfekt gewichteten Aussagen ins Rampenlicht gerückt. Doch so jemand ist George Lucas nicht. Der Fokus der Filme lag auf gänzlich anderer Seite, nämlich auf Materialschlachten.
Ich kenne diese Falle der Dramaturgie - man dreht auf 180, obwohl 160 vielleicht angemessener gewesen wäre. Soetwas wäre auch kein riesiges Problem, wenn auch der Rest stimmen würde - aber das tut er einfach nicht. Jüngster missratener Sohn desselben Prinzips ist TFU2; auch wenn es nicht von Lucas kommt, so führt es konsequenterweise die Linie weiter. Bravo!
Und noch was: Es interessiert mich nicht im Gerinsten, was im Buch steht - denn das Buch ist nicht der Film. Und der Film ist das tragende Medium der Saga und eben genau das, nach dem geurteilt werden sollte - wie ich bereits vorher sagte, hat so ziemlich jeder Buchautor mehr Fingerspitzengefühl in der Romanadaption der PT bewiesen als Lucas selbst. Trauriger Höhepunkt ist das Werk zu EPIII; das war wirklich verschwendete Liebesmüh. Ein tolles Buch, das nur an der Vorlage scheitert: nämlich Lucas.
Ich entschuldige mich für meinen aggressiven Tonfall, aber ich nehme ihn nicht zurück - dieses Thema bringt mich innerlich zum kochen. Bitte werte es nicht als Angriff gegen dich... Ich vertrete nur allzu leidenschaftlich meinen Standpunkt.
Ach ja, wo ich schon dabei bin... Mal etwas Offensichtliches von meiner Seite: Ich (Fragger MT) hasse George Lucas und ich liebe ihn.
Ich liebe ihn als Schaffer der Saga und ich hasse ihn für das, was er mit ihr getan hat. Für mich ist er ein Vater, der seine naturhübsche Tochter mit zunehmenden Alter ein paar unnötige Schönheits-Operationen spendiert und dabei gekonnt auf das pfeift, was Star Wars über die Jahrzehnte zwischen OT und PT wirklich am Leben gehalten hat und durch die Liebe der Fans wirklich groß - soger größer als das Original selbst wurde: das EU. Dort, wo die jeweiligen Schaffer als Kontrollelemente fungieren und in der Lage sind, etwas zu erschaffen, dass weit kontrollierter, stimmiger und polierter daherkommt, als das Werk eines einzelnen Mannes und seiner Untertanen, die es versäumt haben, ihr Maul aufzumachen...
Aber who cares... Offtopic. Jetzt habe ich weit genug um mich geschlagen.
/FMT
EDIT: Typo.