Komme gerade aus der OV. Der Streifen hat Spaß gemacht und ist für mich ein sehr unverhoffter Lichtblick für das MCU, mit dem ich bei einem als Thunderbolts betiteltem Film nie gerechnet hätte. Als die Ankündigung publik wurde, unerstellte ich die Hybris, dass das Studio die Figuren überschätze und hier einen teuren Flop und FSK-12-Abklatsch des The Suicide Squad (2021) auf den Weg bringt.
Ich glaube zwar immer noch nicht, dass Ghost oder John Walker jemals in die erste Reihe der MCU-Helden aufsteigen, aber Drehbuch und Regie sind clever genug, das gar nicht erst zu probieren. Der Fokus liegt klar auf Yelena (Florence Pugh) und Red Guardian (David Harbour), denen ich jetzt einfach mal die größte schauspielerische Ausstrahlung/Kompetenz unterstelle, damit holt man schon viel heraus. Der für mich ganz gut funktionierende Marvel-Humor hat hier eine passende Dosierung und zündet meistens, ohne alles Geschehene komplett durch den Kakao zu ziehen. Generell schafft der Film eine gute Balance zwischen den wichtigen Charaktermomenten, Spannung und Humor, hoffentlich ein Vorbild für kommende Titel. Hier ist trotz einer gewissen Leichtigkeit nicht alles fun and games, die Figuren tragen ihre traumatischen Päkchen.
Die Action, insbesondere die Nahkampfszenen sind gut choreografiert und bedingt durch die teilweise fehlenden oder nicht übermäßigen Superkräfte der Figuren in weiten Teilen nicht so CGI-lastig (vor allem im Vergleich zu Red Hulk vs. Captain America, da tun mir immer noch die Augen weh). Es ist artet auch nicht in eine große Materialschlacht aus und beim Finale hat man sich für einen Weg entschieden, der nicht dem üblichen 0815-Ablauf des großen boss fights entspricht.
Sicherlich profitiert Thunderbolts vom Vergleich mit einigen jüngst eher mauen Einträgen des MCU, aber ich denke, der Film wird auch rückblickend und mit etwas Abstand noch als starker Vertreter des Genres gelten.