Militärgeschichte

Habe mir das Video mal ganz durchgesehen. Sehr gut und ernüchternd. Nix mit Russland schnell besiegt. Das wird ja noch spassig für Europa.
 
Der letzte Überlebende ses japanischen Angriff auf die USS Arizona, Luitenent Commander Louis Anthony Conter ist im Alter von 102 Jahren verstorben.
 
Der 21. April ist ein sehr interessanter Tag in der deutschen Militärgeschichte. Das Sterbedatum von drei der höchstausgezeichneten und bekanntesten Soldaten tragen den 21.April.

Am 21.04.1918 fiel der erfolgreichste Jagdflieger des 1.Weltkrieges, der Träger des Ordens Pour le Merrit , Rittmeister Manfred von Richthofen.

Am 21.04.1944 kam der Brillantenträger Generaloberst Hans Valentin Hube bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.

Am 21.04.1945 nahm sich der Brillantenträger Generalfeldmarschall Walter Model das Leben.
 
Der Fluch des Erfolgs
Eine kurze Geschichte der Spezialkräfte der Afghanischen Nationalarmee
Im August jährt sich der Fall Kabuls und der Islamischen Republik zum dritten Mal. Viel ist über die rasante Machübernahme durch die Taliban geschrieben worden und insbesondere die afghanischen Sicherheitskräfte, also die Nationalarmee (ANA) und die Nationalpolizei, kommen dabei nicht gut weg. Verstöße gegen die Menschenrechte, grassierende Korruption, Drogenmissbrauch, dreister Diebstahl, fehlende Disziplin und Kampfeswille, blanke Inkompetenz, Vetternwirtschaft, politische Einflussnahme und mangelnde Loyalität - die Liste der Kritikpunkte an der Armee, in deren Reihen zehntausende Soldaten wohl nur auf dem Papier existierten, ist lang.

Eine Formation in der Afghanischen Nationalarmee wird von dem vernichtenden Urteil allerdings in der Regel ausgenommen und stattdessen in den höchsten Tönen gelobt: Das Kommandokorps, in dem die Spezialkräfte der Streitkräfte organisiert waren. Im folgenden soll eine kurze Übersicht über die Geschichte, Besonderheiten und das Schicksal dieser Einheit ermöglicht werden.

Im Jahr 2007 setzte sich die Erkenntnis durch, dass es der ANA an Spezialkräften fehlte. Um diesen Mangel zu beheben, wurde aus jedem Korps der ANA ein Infanteriebataillon ausgewählt. Die Soldaten dieser Einheiten galten als besonders kompetent, motiviert und verlässlich, um ethnische Spannungen zu vermeiden, wurde aus allen relevanten Gruppen in Afghanistan rekrutiert. Das Kommandokorps wurde dann nach dem Vorbild des 75. Rangerregiments der US-Armee aufgestellt, ausgerüstet und ausgebildet, federführend waren dabei die Spezialkräfte der US-Armee, die Green Berets. Diese waren auch bei späteren Einsätzen in die jeweilige afghanische Einheit eingebettet, bis sie genügend Erfahrung besaßen, um eigenständig zu operieren.

Rasch zeigte sich, dass sich das Konzept in Theorie und Praxis bewährte. Die Kommandosoldaten waren bei den Taliban bald ebenso verhasst wie gefürchtet und bewiesen sich in allen klassischen Einsätzen für Spezialkräfte. In diesen Erfolgen liegt gleichzeitig aber auch der Schlüssel für ihren Untergang: Da die Kommandosoldaten bald den Ruf hatten, als einzige afghanische Einheit wirklich kompetent und zuverlässig zu sein, wurden ihnen immer mehr Aufgaben aufgebürdet. Die ca. 20.000 Kommandosoldaten, die weniger als 10 % der Truppenstärke der ANA ausmachten, fochten fast 80 % aller Kampfhandlungen aus. Weit über den Einsatz als Spezialkräfte hinaus wurden sie zu einer infanteristischen "Feuerwehr", die überall eingesetzt wurde, wo Not am Mann war, oft nicht oder nur mangelhaft durch andere Verbände unterstützt. Die enorme Belastung führte zu hohen Verlusten und einer körperlichen und geistigen Zermürbung, die ihren Tribut forderte, die Einheiten wurden immer stärker ausgehöhlt und zerstreut.

Bei ihrer Großoffensive ab April 2021 machten die Taliban sich diese Umstände zunutze. Während andere Einheiten der ANA bei rechtzeitiger Kapitulation auf Schonung hoffen konnten, wurde auf die Kommandosoldaten gnadenlos Jagd gemacht und Hunderte von ihnen hingerichtet, nachdem sie isoliert und ohne Munition hatten kapitulieren müssen. Eine zentrale Koordination war nicht mehr möglich, als die Islamische Republik Afghanistan auf allen Ebenen zerfiel. Mehrere Hundert Kommandosoldaten waren bei der Evakuierung Kabuls beteiligt und konnten ausgeflogen werden, andere wiederum flohen auf dem Landweg in Nachbarstaaten wie den Iran, einige schlossen sich dem Widerstand gegen die Taliban im Pandschir-Tal an oder tauchten mit ihren Familien unter. Ehemalige Kommandosoldaten sind nun hauptsächlich in den USA, dem Vereinigten Königreich und dem Iran untergekommen. Einige von ihnen sollen mittlerweile im Krieg in der Ukraine auf russischer Seite als Söldner kämpfen, aber wie groß ihre Anzahl ist, ist unbekannt.

Die Geschichte der ANA-Kommandosoldaten ist ein Lehrstück dafür, wie der Erfolg einzelner Verbände zum Fluch werden kann. Dadurch, dass sie die Hauptlast der Kämpfe schulterten, wurden die kritischen Probleme in der ANA noch weniger energisch angegangen. Der Fokus auf die erfolgreichen Spezialkräfte versperrte den Blick auf das kollektive Versagen der Institution, eine Erfahrung, die bereits mit der Armee der Republik Vietnam und den neuen irakischen Streitkräften im Kampf gegen ISIS gemacht wurde. Insbesondere irreguläre Konflikte können nicht allein durch Spezialkräfte - seien sie auch noch so kompetent - gewonnen werden. Eine Institution wie eine Armee funktioniert unter diesen erschwerten Umständen entweder als Ganzes oder gar nicht.
 
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Heute vor genau 11 Jahren am 09.05.2013 war ich in Moskau bei der Militärparade.
Ich würde sie gerne nochmal besuchen.
Leider im Moment nicht möglich.
 
Da ich im Urlaub bin leider mit einem Tag Verspätung.
Gestern vor genau 70 Jahren, am 14.05.1954 verstarb Generaloberst Heinz Guderian. Von seinen Truppen genannt "Der schnelle Heinz".
Der spätere Generaloberst erkannte als einer der ersten die Bedeutung von Panzern in kommenden Kriegen und gilt im Allgemeinen als der Vater der Panzerwaffe der Wehrmacht. Sein berühmter Satz "Klotzen, nicht Kleckern" ging in die Umgangssprache ein.
Guderian erkannte früh, welche Bedeutung Panzer in der Zukunft im Kriege haben würden. Bereits in den Jahren vor Hitler lies er Truppen der Reichswehr mit Panzerartrappen üben, da echte Panzer Deutschland zu der Zeit noch verboten waren.
Zunächst empfahl er, die Kavallerie Divisionen durch motorisierte Infanteriedivisionen zu ersetzen. Später erhielt er den Auftrag durch Adolf Hitler die ersten drei Panzerdivisionen aufzubauen. Er selber erhielt das Kommando über die 2.Panzerdivision. In diesem Kommando wurde er in den Rang eines Generalmajor befördert. Dies geschah im Jahr 1936. 1938 wurden die drei Panzerdivisionen zum neugebildeten XVI. Armeekorps zusammen gefasst, dessen erster kommandierender General im Rang eines Generalleutnant Guderian wurde.
Ebenso im Jahr 1938, nach dem er als kommandierender General seines Korps bei den Einmärschen in Österreich und dem Sudetenland teilnahm, seine Beförderung zum General der Panzertruppe und seine Einsetzung in die Dienststellung des Generals der schnellen Truppen.
Während des Feldzuges gegen Polen kommandierte er das XIX. Armeekorps mit welchem er seine Heimatstadt Kulm erreichte.
Im Festfeldzug war sein Korps zunächst der Panzergruppe von Kleist unterstellt, wurde später aber selbst zur Panzergruppe erhoben. Mit diesem Verband erreichte General Guderian die Schweizer Grenze.
Nach dem siegreichen Westfeldzug wurde Heinz Guderian am 19.07.1940 zu Generaloberst befördert.
Der Beginn des Ostfeldzuges saht Generaloberst Guderian als Befehlshaber der Panzergruppe 2. In dieser Position hatte er maßgeblichen Anteil an den siegreichen Kesselschlachten von Bialystok/Minsk, Smolensk, Kiew sowie Wjasma/Brjansk.
Früher hätte ihm das den Marschallsstab eingebracht. Bei Hitler nicht.
Nach der Niederlage vor Moskau wurde Guderian seines Kommandos enthoben und in die Führerreserve versetzt.
Im Jahre 1943 von Adolf Hitler zurück geholt wurde er zum Generalinspektor der Panzerwaffe ernannt in der Dienststellung eines Oberbefehlshabers einer Armee. In dieser Stellung gelang es ihm, wenn auch mit Mühe, die dezimierte deutsche Panzerwaffe wieder aufzubauen und mit neuen Panzer zu versorgen.
Nach dem 20.04.1944, an dem er nicht beteiligt war von dem er aber wahrscheinlich wußte (er war an diesen Tag auf Jagd und nicht erreichbar) wurde er nach der Absetzung von Generaloberst Kurt Zeitzler mit der Wahrnehmung der Geschäfte de Chefs des Generalstabes des Herres betraut. Allerdings durfte er nur noch Vorschläge ausarbeiten und hatte keine Weisungsbefugnisse gegen über den Heeresgruppen und Armeen der Ostfront mehr.
Kurz vor Kriegsende wurde er nach einem Streit mit Hitler berurlaubt.
Seine Panzertaktiken sowie seine Vorgaben zB. zum Zusammenwirken der Waffen haben maßgeblich zu den Anfangserfolgen der Deutschen Wehrmacht beigetragen und sind heute noch Lehrstoff an Militärakademien. So z.B in Russland und in Israel.
Er hatte als einer der Ersten die Nützlichkeit und die Notwendigkeit erkannt, Panzer in geschlossenen Divisionen massiert einzusetzen.

Doch leider, wo Licht ist, da ist auch Schatten.
Zwei Dinge müssen hier aufgeführt werden.
Leider lies Generaloberst Guderian auch den Kommisarbefehl ausführen.
Und leider gehörte er neben den Generalfeldmarschäffen Gerd von Runstedt und Wilhelm Keitel auch dem Ehrenhof der Wehrmacht an.
Dieser hatte den Auftrag Offiziere der Wehrmacht welche in den 20.07.1944 verstrickt waren aus der Wehrmacht auszuschliessen.
Dies hatte den Zweck das sie nicht nach Militärstrafrecht als Verräter erschossen wurden sondern dem Volksgerichtshof und damit dem Galgen ausgeliefert wurden.
 
Heute vor genau 80 Jahren, am 06.06.1944 starteten die Westalliierten das Unternehmen Overlord. Die Landung in der Normandie.


Die Invasion wurde seit 1942 von Stalin gefordert, der die angloamerikanischen Angriffe in Nord-Afrika und den Sprung nach Italien als Umwege und Versuche ansah, den vermutlich verlustreichen Aufbau einer Zweiten Front in Frankreich zu umgehen. Das war auch Churchills Absicht, der die Invasion lieber in Südost-Europa gesehen hätte, schließlich aber Roosevelt nachgab und dem direkten Weg von Großbritannien über den Ärmelkanal zustimmte.
Stalin fand mit dieser Forderung bei US-Präsident Roosevelt Gehör, der eine entsprechende Planung schon 1942 in Auftrag gab.Es wurde eine Landung mit 6 Divisionen im April 1943 zwischen Le Havre und Boulogne vorgesehen.. Der britische Premier Churchill jedoch sperrte sich zunächst, da er den frontalen Angriff auf den deutsch besetzten Kontinent für zu riskant hielt - der Raid gegen Dieppe am19.08.1942 sollte nicht zuletzt diesen Beweis liefern - und eine "Strategie der Peripherie" mit einem Angriff auf den "weichen Bauch Europas" vorzog. Dahinter steckte auch die Sorge, der Einflussbereich Moskaus könne sich zu weit nach Westen vorschieben. Zunächst kam es daher zur Landung "Torch" in Nord-Afrika am 08.11.42 und zum Unternehmen „Husky“,den Sprung nach Sizilien am 10.07.1943und aufs italienische Festland am 03.09.1943 im Rahmen der Operatiopn"Baytown",. Erst auf weitere massive sowjetische Vorhaltungen hin entschlossen sich die westliche Regierungschefs im Mai 1943 auf der "Trident"-Konferenz in Washington, die Combined Chiefs of Staff mit der Planung von "Overlord" zu beauftragen und das Unternehmen für 1944 einzuplanen.
Für diese Invasion versammelten sich seit Ende 1942 schließlich 2 Mio. GIs, eine Flut von Waffen und Gerät schwamm über den Atlantik, ein Stab zur Vorbereitung des Unternehmens "Overlord" wurde in London installiert.

Als Landeraum wurde die normannische Küste zwischen Cherbourg und Le Havre gewählt, weil der Gegner eine Invasion vermutlich an der engsten Stelle des Ärmelkanals am Pas de Calais erwartete, weil das Zielgebiet günstig im Operationsbereich der Jagdwaffe lag und weil die Ufer am wenigsten Probleme boten. Für "Overlord" stellten die Alliierten eine Streitmacht von 3 Mio. Mann unter dem damailigen General und späteren General of the Army Dwight Eisenhower auf, deren Gros als 21. Heeresgruppe unter dem damaligen General und späteren Field Marshal Bernhard Montgomery mit der 1. US-Armee unter dem damaligen Lieutenant General und späteren General of the Army Omar Nelson Bradley auf dem rechten und der britischen 2. Armee unter dem damaligen Lieutenant General und späteren General Miles Christopher Dempsey auf dem linken Flügel aufgefächert in 5 Korps an Land gehen sollte, wo kurz vorher Luftlandetruppen erste Stützpunkte bilden würden. Massive Unterstützung der Landung durch Luftstreitkräfte unter Air Chief Marshal Sir Trafford Leigh-Mallory und Seestreitkräfte unter Admiral Sir Bertram Home Ramsay sollte die deutsche Abwehr niederhalten, deren 30 Infanterie- und 6 Panzerdivisionen zudem auf die 7.Armee unter Generaloberst Friedrich Dollmann und 15. Armee unter Generaloberst Generaloberst Hans von Salmuth verteilt und von der Bretagne bis nach Belgien verstreut waren. Sie bildeten die Heeresgruppe B unter Generalfeldmarschall Erwin Rommel, dessen Abwehrmaßnahmen jedoch unter ständigen Reibereien mit dem OB West, Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt, und Eingriffen Hitlers litten. Weder wurde der Atlantikwall hinreichend ausgebaut, noch standen auch nur entfernt genügend Fliegerkräfte zur Verfügung. Als "Overlord" am 06.06.1944 ausgelöst wurde und die Invasion begann, trafen die Alliierten auf einen überraschten und ungenügend vorbereiteten Gegner.


Eine Invasion in Nord-Frankreich wurde auf deutscher Seite seit langem erwartet, doch wie bereits erwähnt gingen die Vermutungen eher Richtung Pas de Calais als Normandie. Die Verteidiger wurden daher am 06.06.1944 fast völlig überrascht, als im ersten Morgenlicht Fallschirmjäger im normannischen Hinterland niedergingen und wenig später ein dichter Bombenhagel die Küstenbefestigungen umpflügte. Ihm folgte um 05.50 Uhr ein Feuerschlag aus über 1000 Rohren der Deckungsflotte, bestehend aus 7 Schlachtschiffen, 2 Monitoren, 23 Kreuzern, 105 Zerstörern und 1076 kleineren Einheiten, ehe um 06.30 Uhr die erste Welle der Landungstruppen das Ufer erreichte. Unter dem Schutz von 5112 Bombern und 5409 Jägern folgten pausenlos weitere Truppen in 4126 Landungsfahrzeugen und 2316 Transportflugzeugen, sodass in 5 Tagen mit Hilfe der künstlichen "Mulberry"-Häfen 326 000 alliierte Soldaten mit 104 000 t Nachschub und 54 000 Fahrzeugen angelandet waren.

Die Alliierten hatten 5 Küstenabschnitte zur Bildung von Landeköpfen vorgesehen: "Utah" nördlich Carentan auf der Halbinsel Cotentin für das VIII. US-Korps unter dem damaligen Lieutenant General und späteren General Joseph Lawton Collins , "Omaha" 15 km östlich davon für das V. US-Korps unter dem damaligen Major General und späteren General Leonard Townsend Gerow(die US-Verluste im "Omaha-Abschnitt waren so groß, daß man bist heute vom Bloody-Omaha spricht), "Gold" nordöstlich Bayeux für das britische XXX. Korps unter Lieutenant-General Gerard Corfield Bucknall, "Juno" direkt östlich anschließend für die kanadischen Verbände des britischen Invasions-Korps unter dem damaligen Lieutenant General und späteren General John Tredinnick Crocker und "Sword" nördlich Caen für dessen britische Einheiten.Bei „Swordt“ landete die 3.britische Infanterie-Division unter Major Generl Thomas Gordon Rennie. Dank absoluter Luftherrschaft - 14 674 Einsätzen alliierter Flugzeuge standen am ersten Tag nur 319 deutsche gegenüber - stabilisierten sich die Landeköpfe rasch, doch wurden die Tagesziele nirgendwo erreicht, da Gegenmaßnahmen der verteidigenden deutsche 7.Armee unter Generaloberst Friedrich Dollmann und 15. Armee unter Generaloberst Hans von Salmuth allmählich griffen, obwohl Hitler lange die Zuführung von Verstärkungen verweigerte, weil er weiter an eine "Hauptlandung" bei Calais glaubte. Nach Plan sollte Cherbourg mit dem wichtigen Hafen noch am Invasions-Tag genommen werden; das gelang jedoch erst drei Wochen später. Der Durchbruch ins französische Hinterland war für den 27.06.1944 vorgesehen, glückte aber erst am 01.08.1944 bei Avranches.Generalfeldmarschall Hans-Günther von Kluge hat nach dem alliierten Durchbruch gesagt, bei Avranches habe er seinen guten Soldatennamen verloren. Die Invasions-Schlacht hatte bis dahin auf deutscher Seite 114 000 Gefallene und 41 000 Gefangene gekostet, die Alliierten hatten 122 000 Mann verloren.

Nach der erheblichen Verzögerung beim Ausbruch aus der Halbinsel Cotentin kam dann der alliierte Vormarsch unter dem dichten Luftschirm rasch voran, und mit dem Fall von Paris am 25.08.1944 war man im Osten wieder im Plan (D-Day plus 90), während sich die Eroberung der Bretagne bis 18.09.1944 hinzog und einige Atlantikfestungen sogar bis Kriegsende hielten. Mit einer weiteren Landung in Süd-Frankreich, der Operation "Dragoon" flankierten die Alliierten am 15.08.1944 die Invasion, sodass die deutschen Truppen im Westen des Landes in Gefahr gerieten, abgeschnitten zu werden, und sich nach Osten zurückziehen mussten. Am 11.09.1944 trafen sich die beiden Invasions-Arme bei Dijon, am gleichen Tage erreichten amerikanische Truppen bei Trier erstmals die Reichsgrenze. Die Zahl der bis dahin in Gefangenschaft geratenen deutschen Soldaten hatte sich auf 360 000 erhöht.

Aller Heldenmut der Truppe sowie die Führungskunst der Führung nutzte nichts mehr. Die Deutsche Wehrmacht war in den gandenlosen Feldzügen im Osten unter der gewaltigen Materialüberlegenheit der Gegner im Westen zur Schlacke ausgebrannt.
 
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Heute vor genau 80 Jahren,am 22.06.1944,pünktlich zum 3.Jahrestag des deutschen Angriffs auf die Sowjet-Union,begann die sowjetische Operation „Bagration“,welche zur Vernichtung der deutschen Heeresgruppe Mitte führen sollte,zum berühmten Kessel an der Beresina.
Dies gilt bis heute als die größte Niederlage des deutschen Militärs aller Zeiten.




Am 26.061944 schrieb Josef Goebbels folgendes in sein Tagebuch: ,,Wie aus heiterem Himmel trifft die Nachricht ein, daß den Bolschewisten ein Durchbruch
großen Stils gelungen ist."1 Dieser Eintrag zeigt, wie sehr sich nicht nur Adolf Hitler sondern auch die Militärführung im Bezug auf die sowjetischen Offensivabsichten des Sommers 1944 geirrt hatte. Denn auf deutscher Seite war man nach den Erfolgen der
sowjetischen Winteroffensive überzeugt, daß der Hauptangriff der Roten Armee im Süden stattfinden würde . Im Verlauf der Winteroffensive hatte die Rote Armee nicht nur fast die gesamte Ukraine und die Krim zurückerobert,
sondern auch Leningrad aus seiner fast dreijährigen Belagerung befreit.
Als dann im Frühjahr 1944 eine Kampfpause eintrat, hatte sich das Blatt weiter zu Gunsten der Roten Armee gewendet. Durch die Winteroffensive der Roten Armee
war der Winter 1943/44 ein reiner Überlebenskampf für die deutschen Truppen an der Ostfront. Die operative Freiheit war verloren gegangen, gleichbedeutend damit , daß die Initiative endgültig an die Sowjetunion übergegangen war. Zudem war durch den Verlust der Ukraine der rechte Flügel der Heeresgruppe Mitte völlig entblößt, da sich von Witebsk bis Brest ein 1200 km langer Frontbogen erstreckte, der im Verhältnis zu seiner Länge viel zu schwach besetzt war .
Dies war die Lage, als auf beiden Seiten das Überlegen begann, wo die Sommeroffensive stattfinden würde. Wie sich herausstellte, hatte sich die Sowjetführung für den Angriff auf Weißrußland entschieden, während man auf deutscher Seite den Angriff im Süden erwartete. Zusätzlich lenkte die Invasion der Westalliierten in Frankreich am 06.06.1944 die Aufmerksamkeit in Deutschland auf den neueröffneten Kriegsschauplatz im Westen.
Zu den zahlreichen Fehleinschätzungen auf deutscher Seite kam das starrsinnige Beharren Hitlers, dem ,,politische und wirtschaftliche Überlegungen und seine
eigenen Vorurteile" wichtiger waren als Meldungen des Militärischen Nachrichtendienstes,der Abwehr vorallem der Abteilung „Fremde Heere Ost“ Die exzellente Organisation und Geheimhaltung auf sowjetischer Seite waren weitere Faktoren. Diese Aspekte führten dazu, daß die Heeresgruppe Mitte in Weißrußland eine Niederlage erlitt, die Paul Carell mit der Niederlage der Römer gegen Hannibal - im Jahr 216 v. Chr. vernichtete dieser zwei römischen Heere bei `Cannae`- gleichsetzte.
Auf sowjetischer Seite begann im März 1944 eine ausgedehnte Analyse der gesamten Front durch das Staatliche Verteidigungskomitee und den Generalstab der Roten Armee.. Diese Analyse hatte zum Ziel, Schwachpunkte der deutschen Frontlinie zu finden, um den noch auf sowjetischem Boden verbliebenen deutschen Armeen eine entscheidende Niederlage zuzufügen. Nach Abschluß
dieser Analyse erkannte man nun vier Möglichkeiten für eine Offensive im Sommer 1944. Die erste Option bot sich beinahe von selbst an, denn es lag nahe, im Süden anzusetzen, dort wo man im Winter sehr erfolgreich gewesen war. Aus der Ukraine heraus gab es die Möglichkeit, in Richtung Südpolen und Balkan vorzustoßen, um das Deutsche Reich von mehreren Verbündeten abzuschneiden. Der zweite Weg aus der Ukraine heraus wäre ein gigantischer Zangenangriff in Richtung Ostsee , um die Heeresgruppe Nord unter Generalfeldmarschall Georg von Küchler und die Heeresgruppe Mitte unter Generalfeldmarschall Ernst Busch abzuschneiden. Und zu vernichten.Doch mittlerweile hatte man auf sowjetischer Seite aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und eingesehen, daß beide Unternehmen die Kräfte der
Roten Armee überfordert hätten. Eine dritte Möglichkeit wäre gewesen, im Norden den Hauptschlag zu inszenieren, um Finnland aus dem Krieg zu drängen und das Baltikum zurückzuerobern. Jedoch hätte eine Hauptoffensive im Norden nur einen geringen Teil der Kräfte beansprucht. Außerdem befand man auf Höhe der Heeresgruppe Nord die deutsche Verteidigung noch für zu stark. Es wurde jedoch beschlossen, im Vorfeld der Operation ,,Bagration" eine Offensive im Norden zu in-
szenieren, um das Interesse der Deutschen dorthin zu verlagern.
Die vierte Möglichkeit war ein Angriff auf die Heeresgruppe Mitte in Weißrußland. Diese Möglichkeit wurde schließlich auch gewählt. Die Grundsatzentscheidung zu Gunsten der vierten Angriffsoption fiel Ende April 1944. Diese Option sah vor, die Heeresgruppe Mitte anzugreifen, da die Vorteile auf der Hand lagen. Ein derartiger Angriff würde im Erfolgsfall die schwach besetzten Feldarmeen,die 4.Armee unter General der Infanterie Kurt von Tippelskirch ,die 9.Armee unter General der Infanterie Hans Jordan,die 2.Armee unter Generaloberst Walter Weiß sowie die 3.Panzerarmee unter Generaloberst Georg-Hans Reinhardt, , der Heeresgruppe Mitte weiter schwächen, die Heeresgruppe Nord abschneiden, das eigene Territorium in den Grenzen von 1939 zurückerobern und den Weg nach Warschau und Berlin freimachen. Im Mai 1944 begannen Marchall der Sowjet-Union Georgie Konstantinowitsch Schukow und Marschall der Sowjet-Union Alexander Michailowitsch Wassilewski, einen Plan für die Operation in Weißrußland auszuarbeiten. Der Entwurf dieses Planes wurde Stalin am 20. Mai vorgelegt und während einer Konferenz am 22. und 23.05.1944 diskutiert. Am 31. 05.1944genehmigte Stalin den Angriff und taufte die Operation auf den Namen ,,Bagration" nach einem Helden des Bürgerkriegs von 1812,dem georgisch-russischen General Pjotr Iwanowitsch Bagration.


Im Zuge der Gesamtplanung wurde nun auch beschlossen, vorab im Norden eine Offensive zu eröffnen um die Kräfte der Heeresgruppe Nord zu binden.
Der Beschluß, kurze Zeit später die Heeresgruppe Mitte anzugreifen, machte eine Umstrukturierung der Führungsebenen auf sowjetischer Seite nötig. Die Stawka
bildete zwei Gruppen, denen die vier an der Operation beteiligten Fronten unterstanden. Der Gruppe A unter Marschall Wassilewski waren die 1. Baltische Front unter dem damaligen Armeegeneral und späteren Marschall der Sowjet-Union Hovhannes Baghramjan und die
3. Weißrussische Front unter dem damaligen Generaloberst und späteren Armeegeneral Iwan Danilowitsch Tschernjachowski unterstellt.Der Gruppe B unter Marschall Schukow waren die 1. Weißrussische Front. Unter Marschall der Sowjet-Union Konstantin Konstantinowitsch Rokossowski und die 2. Weißrussische Front unter dem damaligen Generaloberst und späteren Marschall der Sowjet-Union Matwie Wasiljetitsch Scharaow.
Außerdem mußten die Fronten erheblich verstärkt werden um ein Kräfteübergewicht zu erzielen. Dies stellte einen enormen Anspruch an die Logistik dar, da 40% der russischen Infanteriearmeen und sogar 80% der Panzer-
armeen im Süden standen.9 Erschwerend kam hinzu, daß die Verstärkungen aus dem Süden geheim zu den jeweiligen Fronten gebracht werden mußten. Das Gros der Verstärkungen war für die 1. und 3. Weißrussische Front bestimmt, da diese beiden die Offensive eröffnen sollten. Vorgesehen war, die Offensive mit einem Angriff auf Witebsk zu eröffnen und die dort konzentrierten deutschen Flankengruppen einzukesseln. Hierfür waren die 1. Baltische und die 3. Weißrussische Front bzw. die 1. Weißrussische Front vorgesehen.
Die 2. Weißrussische Front sollte etwas später frontal die deutschen Truppen bei Mogilev und Orscha angreifen. Dann sah der Plan vor in Richtung Minsk vorzu-
stoßen, die Stadt mit der 1. und 3. Weißrussischen Front zangenförmig zu umfassen und dort die Kerntruppen der Heeresgruppe Mitte einzukesseln.
Um diese Pläne erfolgreich durchzuführen, mußten zwei Voraussetzungen gewährleistet werden: Zum einen Geheimhaltung und erfolgreiche Täuschung, zum anderen
eine äußerst gute Aufklärung.
Nachdem man alle Informationen und möglichen Ereignisse einkalkuliert und die Planungen abgeschlossen hatte, wurde beschlossen zwischen dem 15.06.1944 und 20.06.1944
die Offensive zu starten. Eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen der Operation war die Herstellung
eines Kräfteübergewichts. Hierfür waren enorme Umgruppierungen und Verstärkungen nötig, die von den Deutschen nicht bemerkt werden durften, wenn man den Überraschungseffekt nicht verlieren wollte. Man mußte also enorme Mengen an
Ausrüstung aus dem Landesinneren und ganze Armeen aus den Flanken unbemerkt
abziehen und zu den drei Weißrussischen Fronten und zur 1. Baltischen Front transportieren.Die Umsetzung dieses Vorhabens im genannten Zeitplan war von zwei Faktoren abhängig: Von der Eisenbahn, die durch derartige Anforderungen bis ans Limit beansprucht wurde und von einer erfolgreichen Verschleierung. Um die Geheimhaltung auch zu gewährleisten, beschloss die Stawka am 3. Mai 1944 die Operation ,,Maskirovka. Um die Wehrmacht zu täuschen mußten Angriffsort, Angriffsdatum und die enormen Truppenbewegungen geheim bleiben, was durch verschiedene Maßnahmen gewährleistet werden sollte. Zunächst wurden den gesamten Monat Mai hindurch Ablenkungsangriffe und Manöver im Süden durchgeführt, um die Wehrmacht darin zu bestärken, daß der Angriff im Süden zu erwarten sei. Außerdem
wurde auf sowjetischer Seite absolute Funkstille gewahrt, die mit drakonischer
Disziplineingehalten wurde.
Trotzdem gelang es auf sowjetischer Seite nicht ganz, den Zeitplan einzuhalten, was jedoch nur auf die logistische Überforderung der Eisenbahn zurückzuführen war, die immerhin in kürzester Zeit Verstärkungen in Höhe von 400.000 Mann transportieren mußte. So fiel nun der Angriffstermin wie zufällig auf den 22. Juni 1944, den Jahrestag des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion.Was natürlich kein Zufall war,denn Daten wie der 22.06. hatten gerade bei Stalin immer hohe symbolische Bedeutung. War u.a. sehr gut bei der Rüpckeroberung von Kiew zu beobachten.
Eine wichtige Rolle für die Gesamtplanung spielten auch die Aufklärungsdaten. Die Aufgaben der sowjetischen Aufklärung waren die Überwachung der Geheimhaltung, die Überwachung von deutschen Truppenbewegungen und die systematische Beobachtung der deutschen Verteidigungsstellungen. Wichtig war hierbei, daß keinerlei Informationen durchsickerten, weil die deutschen Reserven in der Ukraine, die eine beachtliche Streitmachtdarstellten, auch in der Ukraine bleiben sollten.
Desweiteren waren genaue Informationen über die deutsche Verteidigung notwendig, um die eigene Planung zu optimieren. Um alle Aufgaben bewältigen zu können setzte die sowjetische Führung auf eine Aufklärung großen Stils. Dazu gehörten
sowohl Agenten wie auch Luft,- Boden,- und Funküberwachung.
Zusätzlich gab es im Hinterland der Heeresgruppe Mitte 61 Abhörposten der Partisanen, die ständig die Bewegungen und Aktionen der Heeresgruppe in Weißrußland meldeten.
Wie sich zeigte, war die sowjetische Aufklärung bei der Durchführung dieser Aufgaben sehr erfolgreich und damit auch ein Garant für die Operation Bagration, denn es war gelungen, detaillierte Daten über Position, Stärke und die Art der deutschen Verteidigung zu erhalten. Auf deutscher Seite war die Aufklärungsarbeit weniger erfolgreich. Detaillierte Daten, wie sie die sowjetische Aufklärung hatte, konnte weder die Abteilung Fremde Heere Ost, noch die militärische Abwehr ermitteln. Trotzdem es kaum gesicherte Aufklärungsergebnisse gab, wurden doch zumindest Anzeichen für eine größere Offensive der Roten Armee gegen die Heeresgruppe Mitte bemerkt, doch ,die militärische Führung hat sie nicht beachtet. Der Chef der Abteilung Fremde Heere Ost, der damalige Oberst und spätere Generalmajor Reinhard Gehlen, erwartete den sowjetischen Hauptschlag im Süden, entweder in Richtung Balkan, oder in Richtung Ostsee . Auch als er Mitte Juni einräumen mußte, daß ,ein Ansatz stärkerer Kräfte über den oberen Pripjet gegen die tiefe Flanke der Heeresgruppe Mitte nicht ausgeschlossen werden könnte wich er nicht von seiner vorgefaßten Meinung ab, daß die Frontlinie der Heeresgruppe Mitte in diesem Sommer nur ein Nebenschauplatz sein würde. Als Begründung dafür nannte Gehlen fehlendes Kräftepotential auf Seiten der Roten
Armee. Der Hauptfehler Gehlens bzw. seiner gesamten Abteilung war wohl derselbe wie bei Adolf Hitler: Zur Beurteilung der eigenen Lage ,,benutzte Fremde Heere Ost nur diejenigen Informationen, die ihr ins Konzept paßten.Die Abteilung Fremde Heere Ost ignorierte demnach nicht nur die Anzeichen für eine sowjetische Offensive auf die Heeresgruppe Mitte, sondern beging auch den Fehler, das Kräftepotential der Roten Armee bei weitem zu unterschätzen.Auch muß hier erwähnt werden daß der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte, Generalfeldmarschall Ernst Busch eine eher schwache Persönlichkeit war der sich wann immer er Bedenken äusserte sich der starken Persönlichkeit Adolf Hitlers unterwarf und die sich abzeichenende Bedrohung auf Grund von Hitlers Einfluss schlicht weg „übersah“. Auch im Führerhauptquartier und in der Wehrmachtsführung ist man ,geblendet von dem Phantom einer Weichsel-Ostsee-Operation so daß die Anzeichen für einen Angriff auf die Heeresgruppe Mitte kurzerhand zu Täuschungsmanövern erklärt werden. Also erwartete man sowohl im Führerhauptquartier, wie auch in der Wehrmachtsführung den Hauptstoß der Roten Armee im Süden und beharrte darauf, daß die Angriffsvorbereitungen auf die Heeresgruppe Mitte nur eine Nebenoperation darstellten. Diese Meinung wurde kurzzeitig revidiert, nachdem der Angriff erfolgt war, doch am 24 Juni glaubte man im Führerhauptquartier nicht mehr, daß es sich um die große Sowjetoffensive handelt.. Es stellte sich jedoch schnell heraus, daß man die Rote Armee unterschätzt hatte. Außerdem lenkten sowohl die Sowjetische Karelienoffensive,welche am 10.06.1944 begannals auch die Front in Italien und die Invasion der Westalliierten am 06.06.1944 in der Normandie die Aufmerksamkeit der deutschen Führung ab. Diese Vernachlässigung
der Mittelfront zugunsten der anderen Kriegsschauplätze war ein weiterer entscheidender Fehler der deutschen Führung.
Schließlich kam noch die Ansicht Hitlers über die Ziele eines Krieges hinzu. Hitler selbst hatte seine Angriffsoperationen nach wirtschaftlichen Zielen geplant und daher das Donezgebiet und den Kaukasus wegen Öl, Kohle und Stahl als ,die Schlacht-
felder der Entscheidung angesehen. So sah er nun auch die Wichtigkeit Südost-
europas als wirtschaftliches Ziel. Da er selbst seine Prioritäten bei den wirtschaft-
lichen Faktoren setzte, unterstellte er seinem Gegner Stalin dasselbe. Aus dieser falschen Einschätzung heraus legte er sich darauf fest, daß der sowjetische Hauptangriff im Süden kommen mußte.
In die Reihe der Fehler Adolf Hitlers fügte sich auch sein Befehl Nr. 11 vom 08.03.1944 ein, den er im Mai auf die Städte Bobruisk, Orscha, Mogilew und Vitebsk prä-
zisierte, indem er diese zu festen Plätzen erklärte. Dieser Befehl definiert die Auf-
gabe der festen Plätze: ,,Sie haben sich einschließen zu lassen und dadurch
möglichst starke Feindkräfte zu binden!
Zusammen mit diesem Befehl sprach Adolf Hitler noch ein kategorisches Rückzugsverbot aus.
Die Summe dieser Fehleinschätzungen zog Konsequenzen nach sich, die sich zu Beginn der Operation ,,Bagration" verheerend auswirkten und rückwirkend betrachtet kriegsentscheidend waren. Da die sowjetischen Geheimhaltungsmaßnahmen und Ablenkungsmanöver der Wehrmacht erfolgreich das Bild vermittelten, daß der Generalangriff der Roten
Armee im Süden stattfinden würde, wurde der Großteil der deutschen Reserven im Raum der Heeresgruppen Nord- und Südukraine konzentriert. Diese Reserven umfaßten also vor allem Panzerverbände, nämlich vier Panzerkorps und zwei Panzergrenadierdivisionen. Zum Vergleich: In der Reserve der Heeresgruppe Mitte befand sich zu diesem Zeitpunkt lediglich eine Panzerdivision.
Das bedeutete, daß die Frontlinie der Heeresgruppe Mitte, die außerdem den Winter nicht zur Erholung hatte nutzen können, im Verhältnis zu ihrer Länge viel zu schwach besetzt war und auf keine nennenswerten Reserven im rückwärtigen Raum zurückgreifen konnte. Die Frontlinie der Heeresgruppe Mitte erstreckte sich als 1200 km langer Frontbogen von Witebsk im Norden bis nach Brestden oben genannten Führererlass Nr. 11 wurden die Frontlinien noch weiter entblößt, da die Heeresgruppe Mitte sechs ihrer vierzig Divisionen abstellen mußte, um die oben genannten Orte zu Festungen auszubauen.
Weitere Kräfte der Heeresgruppe waren im rückwärtigen Raum durch die ständige Bedrohung des Nachschubs durch Partisanen gebunden und alle verfügbaren Luftwaffenreserven nach Frankreich abkommandiert worden, um dort die Invasion der Westalliierten abzuwehren.
Unter diesen Umständen ist es der Roten Armee auch gelungen, ein deutliches Kräfteübergewicht sowohl an Kämpfern, als auch an Material herzustellen und die Lufthoheit zu erringen.
In Zahlen waren das etwa 1,4 Mio Soldaten in 140 Divisionen und 24 Panzerbrigaden auf sowjetischer Seite gegen ungefähr 850.000 Soldaten in 40 Divisionen und
2 Panzerdivisionen auf Seiten der Heeresgruppe Mitte. Unter derartigen Voraus-
setzungen war es nicht verwunderlich, daß die Heeresgruppe Mitte, nachdem am
22.06.1944 der Angriff der Roten Armee begonnen hatte, innerhalb von wenigen Wochen überrannt wurde und zusammenbrach. Die Partisanenbewegung in Weißrußland hatte ebenfalls einen nicht unerheblichen Anteil am Erfolg der Operation Bagration. Im Frühjahr 1944 kämpften etwa 140.000 Partisanen als straff organisierte Bewegung unter der Führung der Kommunistischen Partei im rückwärtigen Raum der Heeresgruppe Mitte. In Weißrußland bot sich in den Wäldern und Sümpfen eine ideale Umgebung für Partisanentätigkeit, die es den deutschen Truppen schwer machte gegen die Bedrohung vorzugehen. Die Tätigkeit der Partisanen stieg ab April 1944 kontinuierlich an, obwohl die Antipartisaneneinheiten der SS in zwei groß angelegten Aktionen mit den Namen ,,Frühlingsfest" und ,,Regenschauer" relativ erfolgreich waren, was Verhaftungen und Aufdeckung betraf. Doch auch diese Erfolge konnten die Partisanentätigkeit nicht einschränken; sie hatten sogar noch den Nachteil, daß eine erhebliche Anzahl von Kräften gebunden wurde. Die Partisanen blieben dennoch eine permanente Bedrohung und kontrollierten weite Teile des Landes. Die unterbesetzten Sicherungstruppen der Wehrmacht mußten sich darauf beschränken die Hauptverkehrslinien zu sichern.
Während der Operation Bagration hatte der zentrale Partisanenstab den Befehl, bestimmte Landesteile zu befestigen, um Rückzugskorridore für die deutschen Truppen zu schaffen, die durch sowjetische Verbände schnell verschlossen werden konnten. Im Vorfeld des Angriffs, ab der Nacht vom 19. auf den 20.06.1944 begannen die
Partisanen groß angelegte Aktionen gegen die Versorgungslinien der Heeresgruppe Mitte. Schwerste Schäden, vor allem am Schienensystem, ließen den Nachschub der Heeresgruppe fast vollständig zum Erliegen kommen.
Auch diese Partisanenaktionen waren ein Faktor für den Erfolg des sowjetischen Angriffs, der am 22.06.1944 um 5.00 Uhr Morgens begann. Die 1. Baltische Front eröffnete die sowjetische Offensive mit schwerem Artillerie-
feuer und massiven Luftangriffen gegen die dritte Panzerarmee im Raum Witebsk. Innerhalb von zwei Tagen gelang es ihr das LIII. Korps unter General der InfanterieFriedrich Gollwitzer , welches den ,,festen Platz" Witebsk halten sollte, von Norden her einzuschließen. Als sich am 25.06.1944 westlich der Stadt die Flanken der 1. Baltischen und der 3.Weißrussischen Front trafen,
waren 35.000 Deutsche in Witebsk gefangen. Ein Ausbruchsversuch scheiterte ,und das LIII. Korps hörte auf zu bestehen. Nun begann die 1. Baltische Front einen Angriff auf die Südflanke der Heeresgruppe Nord, hauptsächlich um Entlastungsversuche aus dem Norden zu unterbinden
Die 3. Weißrussische Front hatte am 23.06.1944 die rechte Flanke der 3. Panzerarmee angegriffen und nach drei Tagen Orscha erobert. Daraufhin begann man den Vorstoß auf Minsk als nördlicher Umfassungsarm, wie es geplant war.
Der zweite geplante Umfassungsarm, die 1. Weißrussische Front, begann am
24.06.1944 und schloß bis zum 27.06.1944Bobruisk und damit den Großteil der 9. Armee ein. Dann begann auch hier der Vorstoß auf Minsk. Während also die beiden erstgenannten Fronten Minsk umfassen sollten, bestand die Aufgabe der 2. Weiß-
russischen Front zuerst in einem Angriff auf Mogilew, welches bis zum 28.06.1944 ebenfalls erobert wurde. Danach sollte ein Frontalvorstoß auf Minsk durchgeführt werden.
Ein kurzes Fazit am 27. Juni zeigt, wie verheerend die Lage in Weißrußland war. An diesem Tag begriff Adolf Hitler vielleicht zum ersten Mal, daß die Front seiner Heeresgruppe Mitte weit aufgerissen war. und enthob den Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte, Generalfeldmarschall Busch, seines Kommandos. Zu diesem Zeitpunkt waren sowjetische Panzer und Kavallerie schon tief in deutsches Gebiet vorgestoßen, die zu Festungen erklärten Städte waren schon gefallen oder im Begriff dazu und die
3. Panzerarmee und die 9. Armee waren entweder eingeschlossen oder schon vernichtet. Die sowjetische Sommeroffensive hatte bereits nach wenigen Tagen die Heeresgruppe Mitte in ihren Grundfesten erschüttert und damit gleichzeitig die gesamte deutsche Ostfront in dem bestehenden Verlauf in Frage gestellt.
Als Generalfeldmarschall Walter Model am 28.06.1944 die Heeresgruppe übernahm und gleichzeitig aber Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nordukraine blieb, versuchte er verzweifelt die Katastrophe, die sich zu diesem Zeitpunkt schon mehr als andeutete, zu verhindern. Er begann die Panzerdivisionen seiner Heeresgruppe Nordukraine zur Heeresgruppe Mitte zu verlegen, spielte damit jedoch den Plänen der Stavka in die Hände, da diese Reserven nur wenige Wochen später beim Angriff der Roten Armee auf die Heeresgruppe Nordukraine fehlten.39
Schließlich ,erkannte Model, daß die sowjetischen Angriffsziele viel weiter lagen und mußte ,zugeben, daß er weder Minsk halten, noch viele der eingeschlossenen Teile der 4. und 9. Armee retten könne. Diese waren im Zuge des unaufhaltsamen Vormarsches der Roten Armee in einem großen Kessel östlich von Minsk eingeschlossen. Hier befanden sich ca. 100 000 deutsche Soldaten im Kessel.
Spätestens ab dem 28. Juni hatten die Kämpfe ohnehin eher den Charakter einer Verfolgungsjagd gehabt, denn weder die 2., noch die 4. oder die 9. Armee bestanden noch als zusammenhängender Kampfverband, außerdem erlitten die deutschen Truppen schwere Verluste durch die Rote Luftwaffe.Obwohl hier angeführt werden muß daß die 2.Armee die Operation Bagration Verhälnismäßig gesehen am besten überstand.
Trotzdem war es unter diesen Voraussetzungen
nicht zu verhindern, daß die Rote Armee am 04.07.1944 Minsk und bis zum 13.07.1944 Wilna zurück erobert hatte, denn die Überreste der Heeresgruppe Mitte hatten der Roten Armee nichts entgegenzusetzen. In Deutschland selbst nahmen die Befürchtungen enorm zu. Beispielsweise stand in einem Bericht des SD vom 07.04.1944 ,,Viele
Volksgenossen befürchten jedoch, daß wir sie nicht mehr aufhalten könnten. Dieser Vormarsch erinnere zu sehr an unsere Blitzsiege."
Am 14.07.1944 schließlich war das sowjetische Staatsgebiet in den Grenzen von 1939 vom Feind befreit, so daß die Stoßkraft im Mittelabschnitt schwächer wurde. Der Angriff auf die Heeresgruppe Mitte, war die entscheidende Niederlage im Ostkrieggeworden, und nun begann die Rote Armee dort anzugreifen, wo man es eigentlich auf deutscher Seite erwartet hatte: In Galizien! Der Erfolg der Roten Armee in Weißrußland war entscheidend für den weiteren Verlauf dieses Sommers, denn vom Gelingen der Operation Bagration, waren die nun einsetzenden Offensiven der Roten Armee abhängig gewesen. Von da an waren die vollständige Zertrümmerung der deutschen Ostfront und das Überrollen des
deutschen Ostens durch die Rote Armee nur noch eine Frage der Zeit.
In der deutschen Ostfront war eine 400 km breite Lücke entstanden, die der Roten Armee den Zugang zum Baltikum und nach Ostpreußen ermöglichte, denn von der Heeresgruppe Mitte waren nur noch die Flügel verblieben. Von 40 Divisionen am
22.06.1944waren 28 zerschlagen worden. An Gefallenen und Vermißten zählte am vom 22.06. bis 13.07.1944 bis zu 350 000 Mann.Vom 13.07. bis zum 31.07.1944 gingen nochmals 100 000 Mann verloren. Am Tag der Eroberung von Wilna begann im Süden die 1. Ukrainische Front mit
ihrem Angriff auf Lemberg und Sandomierz und fünf Tage später der Angriff auf
Lublin und Brest. Die 1. Baltische Front drang im Norden unaufhaltsam zur Ostsee vor und erreichte sie am 28.07.1944 in der Nähe von Riga.
Die Reserven, die Generalfeldmarschall Model Anfang Juli von der Heeresgruppe Nord-ukraine abgezogen hatte, fehlten nun in Galizien, so daß auch hier nicht an eine erfolgreiche Abwehr der Angriffe zu denken war. So eroberte die Rote Armee schließlich am 27.07.1944 Lemberg, am 28..07.1944 Juli Brest und in den folgenden zwei Tagen wurden die ersten Brückenköpfe an der Weichsel errichtet. Am 30..07.1944 kam der sowjetische Vormarsch vorerst zum Stehen. Die letzte Sommeroffensive des Jahres 1944, die Iassy-Kishinev Operation begann am 20.08.1944 Im Zuge dieser Offensive auf
Rumänien verlor die Heeresgruppe Südukraine zwei rumänische Armeen und die
6. Armee. Auch die wichtigen Ölfelder bei Ploesti gingen verloren. Der Sommer 1944 war nicht nur für die Heeresgruppe Mitte, sondern auch für die gesamte Ostfront gekennzeichnet durch verheerende Niederlagen. Die Heeresgruppe Mitte erlitt eine Niederlage, die Stalingrad weit in den Schatten stellte. Das
Fiasko, das die Heeresgruppe Mitte in Weißrußland erlebte, hatte zwar nicht die Symbolik von Stalingrad erlangt, doch waren die Ausmaße noch katastrophaler.
Die Mittelfront war mit enormen Verlusten zusammengebrochen, so daß sich die personelle Lage des gesamten Ostheeres noch weiter verschärfte. Die Rote Armee begann ,mit diesem, wohl auch für sie selbst überraschend schnellen Erfolg die Gunst der Stunde ausnutzendweiter nach Westen vorzustoßen.
Diese Entwicklung hatte mehrere Ursachen: Erstens die Kette von katastrophalen Fehlern und Fehleinschätzungen auf deutscher Seite. Eine Teilschuld muß sicherlich der Aufklärung gegeben werden, da sie zwar Anzeichen des sowjetischen Auf-
marsches vor der Heeresgruppe Mitte entdeckte, aber keine gesicherten Ergebnisse vorweisen konnte. Es stellt sich jedoch die Frage, ob gesicherte Ergebnisse nicht auch ignoriert worden wären. Denn die militärische Führung und Adolf Hitler selbst hatten sich in die Idee verrannt, daß der Hauptschlag der Roten Armee im Süden stattfinden würde. In Folge dessen lagen fast sämtliche Reserven des Ostheeres im Süden, während die Front der Heeresgruppe Mitte entblößt, ohne nennenswerte
Reserven und im Verhältnis zur Anzahl der Soldaten viel zu lang war.
Ebenso entscheidend war die Strategie der festen Plätze, die es der Roten Armee immer wieder erlaubten, große deutsche Verbände einzuschließen und ohne be-
sondere Mühe zu liquidieren. Die Konzentration der deutschen Luftwaffe im Westen garantierte der Roten Armee die unumschränkte Lufthoheit, die sie zu Angriffen nutzte, die ,mit Recht als mörderisch bezeichnet wurden.
Auch der Anteil der Partisanen am Erfolg war nicht gering. Die Angriffe auf die Versorgungslinien der Heeresgruppe Mitte vor und während der Offensive, störten den Nachschub erheblich und banden zudem Kräfte im rückwärtigen Raum.
Weitere Gründe sind auf sowjetischer Seite zu finden. Die Aufklärung hatte genaue Kenntnisse über die Heeresgruppe Mitte, was Stärke und Stellung der einzelnen Einheiten anbelangte. An Hand dieser Daten konnte die Angriffsplanung optimiert werden.
Die Maßnahmen zur Geheimhaltung von massiven Truppentransporten, sowie von Angriffsort und Datum waren ebenfalls erfolgreich. Zwar liess es sich nicht vermeiden, daß auf deutscher Seite zumindest Anzeichen einer Offensive wahrgenommen wurden, doch gelangten keine genauen Informationen in die Hände der Deutschen.
So konnte die Rote Armee schließlich auch mit dem angestrebten Kräfteübergewicht die Operation Bagration beginnen.
Abschließend ist zu sagen, daß alle oben zusammengefaßten Faktoren zum
Zusammenbruch der Heeresgruppe mehr oder weniger entscheidend beigetragen haben. Ein Hauptgewicht liegt aber bei den Fehleinschätzungen der deutschen
Führung und Adolf Hitler. Die Niederlage war zu diesem Zeitpunkt schon unvermeidlich, doch das katastrophale Ausmaß der Niederlage und die gigantischen Verluste an Menschenleben wären in diesem Umfang zu vermeiden gewesen.
 
Operation Red Wings
Arroganz, Lügen und "einziger Überlebender"
Nur wenige militärische Einheiten umweht ein solcher Mythos wie die Navy SEALs, die Spezialkräfte der US Navy. Der Ruf der einstigen "stillen Profis" hat in den letzten zwei Jahrzehnten des "War on terror" jedoch einige Kratzer abbekommen. Gier nach Aufmerksamkeit und Tantiemen, drastische Fehlschläge, überhebliches Auftreten, Lügen und maßlose Übertreibungen, Geheimnisverrat und sogar blanke Kriminalität - die Liste der Skandale ist mittlerweile lang. Umso wichtiger ist es, einen Blick auf ein Ereignis zu werfen, das geradezu symptomatisch für diese Entwicklung steht: Die Operation Red Wings in Afghanistan 2005, bei der 19 amerikanische Soldaten getötet wurden, darunter 11 SEALs.

Ausgangslage: Die Kriege in Afghanistan und dem Irak (sowie weitere militärische Aktionen gegen den islamistischen Terrorismus) hatten die amerikanischen Streitkräfte und insbesondere ihre Spezialeinheiten einer enormen Belastung ausgesetzt. Um die Herausforderungen zu stemmen, wurden auch und gerade bei den SEALs alle irgendwie verfügbaren Kräfte mobilisiert, was sich negativ auf Ausbildungsstand, Erfahrung und Gruppenzusammenhalt auswirkte. Die formidablen Erfolge in den gerade zu Beginn hauptsächlich von Spezialeinheiten geführten Kämpfen in Afghanistan hatten zudem einer hochmütigen Geisteshaltung Aufwind verliehen. Gerade die in der Öffentlichkeit zu Helden und geradezu übermenschlichen "Rambos" stilisierten SEALs sonnten sich im Glanz der Aufmerksamkeit und Anerkennung und blickten in vielen Fällen geringschätzig auf "gewöhnliche" Soldaten herab und unterschätzten den Feind.

In dieser Situation sollten im September 2005 Parlamentswahlen in Afghanistan stattfinden. Da die Taliban und mit ihnen verbündete Milizen alles unternahmen, um diese zu sabotieren, plante man auf amerikanischer Seite, möglichst schon im Vorfeld die Aktivitäten des Feindes zu stören und insbesondere Anschläge auf Wahlbüros zu verhindern. In der Provinz Kunar rückte Ahmad Shah ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Shah war der Anführer einer mit den Taliban verbündeten Miliz mit insgesamt ca. 50 bis 100 Kämpfern (in der ganzen Region und nicht ständig im Einsatz) und war bestrebt, sich durch spektakuläre Aktionen einen Namen zu machen, da seine Gruppe bis dato eher im kleineren Rahmen agiert hatte.

Planung: Das ursprüngliche Konzept für das Operation Red Wings (nach der Hockey-Mannschaft Detroits) getaufte Vorgehen gegen Shahs Miliz wurde vom in der Region stationierten 2. Bataillon des 3. Regiments der US-Marineinfanterie entworfen. Es griff dabei auf bewährte und erprobte Muster zurück und nutzte eine Kombination aus Informanten und technischer Aufklärung, um möglichst viele Informationen über Shah und seine Miliz zu sammeln. Unter anderem dank Hinweisen aus der Bevölkerung (mit der die Marines ein gutes Verhältnis pflegten) und dem intensiven Einsatz von Aufklärungsdrohnen gelang es, Shahs Operationsbasis in dem Dorf Chichal hoch auf dem Hang des Berges Sawtalo Sar zu ermitteln. Ein Plan wurde ersonnen: In Phase 1 sollten im Schutz der Nacht Marines eines Scout Sniper Teams unauffällig den Berg besteigen und die Anwesenheit von Shah und seinen Kämpfer in dem Dorf bestätigten und ihre Position halten, um die anderen Kräfte zum Ziel zu lotsen. Auf den Einsatz von Hubschraubern wollte man bei diesem Punkt der Operation ausdrücklich verzichten, um den Feind nicht durch deren Lärm vorzuwarnen. In Phase 2 sollten bereit gehaltene Hubschrauber des 160th Special Operations Aviation Regiment bei Bestätigung durch das Scout Sniper Team amerikanische (Marines) und afghanischen Truppen in Position bringen, um einen Kordon zu errichten, auf das Dorf vorzurücken und Shah in die Enge zu treiben und zu stellen.

Die Marines ersuchten beim Kommando der Spezialkräfte (JSOC) um die Unterstützung durch die Hubschrauber, ausdrücklich aber nicht um Bodentruppen in Form von Spezialkräften. JSOC weigerte sich daraufhin, die Hubschrauber bereit zu stellen, und insistierte auf eine Beteiligung der SEALs, um - so der später geäußerte Vorwurf - möglichst viel Ruhm einzuheimsen. Als Kompromiss wurde vereinbart, dass die SEALs in der ersten Phase federführend sein sollten und die Marines in der zweiten Phase, was jedoch schlussendlich nur zu größerer Verwirrung, schlechter Kommunikation und einer unklaren Kommandostruktur führte.

Ausführung und Scheitern: In der Nacht des 27. Juni begann die Operation. Zwei Hubschrauber vom Typ MH-47 Chinook näherten sich dem Berg. Während einer zur Ablenkung des Feindes eingesetzt wurde und das Absetzen von Truppen an anderen Stellen vortäuschte, setzte der andere vier SEALs (Murphy, Dietz, Axelson, Luttrell) auf einer Bergspitze via Seil ab. Während sich das Team in Position begab, um die Umgebung zu beobachten, stieß es auf einheimische Hirten. Murphy, der Truppführer, ließ sie durchsuchen, und da sie unbewaffnet waren, als Zivilisten gehen. Dies wurde später teilweise als Grund für ihre Entdeckung angegeben, wahrscheinlicher aber ist, dass Shahs Miliz durch den Lärm der Hubschrauber aufgeschreckt wurde und dann schlicht den Fußspuren der SEALs folgte, die diese nachlässig hinterlassen hatten. Möglich ist, dass Hinweise der Hirten halfen, den Suchradius einzugrenzen, dafür wurden jedoch keine Hinweise gefunden. Die SEALs gingen davon aus, dass sie in Kürze entdeckt werden würden, und ließen sich zurückfallen. Binnen einer Stunde wurde das Team von Shahs schwer bewaffneter Miliz aufgespürt, mit Sturmgewehren, Maschinengewehren, Panzerbüchsen und einem Mörser attackiert und in eine Schlucht getrieben. Die Stärke der Miliz wird dabei zwischen mindestens 8 und höchstens 40 Kämpfern angegeben, wobei Zahlen zwischen 10 und 30 als realistisch anzusehen sind. In der Schlucht konnten die SEALs nur sporadisch Funkkontakt zur Einsatzführung herstellen und alle SEALs mit Ausnahme Luttrells, der mehrere Verletzungen erlitt, wurden getötet.

Luttrell, der geflüchtet war, wurde von Mohammad Gulab Khan, einem Bewohner des Dorfes Salar Ban, entdeckt und in Sicherheit gebracht. Gulab und andere Dorfbewohner versorgten Luttrell medizinisch und quartierten ihn in einem Haus ein. Als Shah und seine Miliz das Dorf erreichten, konnten sie sich durch Drohungen Zugang zum Haus verschaffen und misshandelten Luttrell, wurden aber durch die Dorfbewohner zum Abzug gezwungen (was der Annahme, dass Shahs Gruppe nicht sonderlich groß war, Glaubwürdigkeit verleiht). Der verwundete SEAL wurde daraufhin zu anderen Verstecken gebracht und ein Dorfbewohner fungierte als Bote und übergab einen von ihm geschriebenen Zettel in der nächstgelegenen amerikanischen Basis. Unter anderem durch das Bereitstellen von medizinischer Versorgung, den Bau einer Mädchenschule und anderer Infrastruktur und sorgfältige Operationen mit möglichst geringen Kollateralschäden hatten sich die Marines einen guten Ruf in der Region erarbeitet, während Shah und seine Miliz von vielen als Bande von Kriminellen angesehen wurde.

Parallel zu diesen Ereignissen war nach Abbruch des Funkkontakts mit den SEALs eine schnelle Eingreiftruppe per Hubschraubern in Marsch gesetzt worden, jedoch erst mit Verzögerung, da JSOC nicht schnell genug reagiert hatte. Bei dem Versuch, einen Trupp von 8 SEALs abzusetzen, wurde ein MH-47 Chinook getroffen, zunächst von kleinkalibrigen Schusswaffen und dann wahrscheinlich von einer Panzerbüchse RPG-7. Es kamen später Vermutungen auf, man hätte Hinweise auf die Präsenz von schultergestützten SA-7-Luftabwehrrakten ignoriert und diese hätte den Hubschrauber getroffen, dies konnte aber nicht belegt werden - wahrscheinlicher ist, dass die Landezone schlecht gewählt wurde (Versuch des Absetzens trotz Entdeckung und Beschuss) und der Milizkämpfer schlicht den verwundbarsten Moment beim Absetzen abgewartet hatte. Bei dem Abschuss der Maschine kamen alle 8 SEALs und 8 Besatzungsmitglieder an Bord ums Leben. Im Laufe der nächsten Stunden kamen dichte Wolken und Sturmböen auf, und so gelang erst deutlich später, die Leichen bei der Absturzstelle zu bergen. Spezialkräfte der US Air Force brachten schließlich Luttrell in Sicherheit und konnten auch die Gefallenen seines Teams ausfindig machen.

Nachspiel, Legendenstrickerei und Aufarbeitung: Das spektakuläre Scheitern der Operation hatte eine Reihe von Nachwirkungen. Shahs Miliz konnte die gesamte Ausrüstung der getöteten SEALs erbeuten, darunter auch einen Laptop mit geheimen Informationen, der vorschriftswidrig nicht durch ein Passwort geschützt war. Shah, der seine Kämpfer persönlich angeführt hatte, war bei dem Gefecht von mindestens zwei Gefolgsleuten mit Videokameras begleitet worden. Die Veröffentlichung dieser Aufnahmen, die Präsentation der erbeuteten Waffen und Ausrüstung und die hohen amerikanischen Verluste machten Shah über Nacht populär und bekannt und brachten ihm neue Rekruten und Unterstützer ein. In den Wochen nach dem Gefecht wurde er allerdings durch die verstärkte Präsenz amerikanischer Truppen zum Abzug aus der Provinz gezwungen. Im August 2005 führte das 2. Bataillon des 3. Regiments der US-Marines die Operation Whalers durch, in deren Verlauf es gelang, Shahs Miliz nahezu vollständig zu zerschlagen, ihr Anführer wurde schwer verletzt und musste nach Pakistan fliehen, wo er 2008 bei einem Schusswechsel ums Leben kam.

Bereits unmittelbar nach dem Gefecht begannen Luttrell und das United States Naval Special Warfare Command mit dem Stricken einer Legende, um persönliches und institutionelles Versagen zu kaschieren. Ähnliches war bereits 2002 bei der Schlacht von Takur Ghar passiert, bei der SEALs den Master Sergeant John A. Chapman der US Air Force zurückgelassen hatten, Berichte fälschten und die Verleihung einer Medal of Honor an ihn blockierten, weil dabei herausgekommen wäre, dass Chapman eindeutig noch am Leben war und die SEALs das wussten, als sie ihn im Stich ließen. Im Fall von Red Wings behauptete WARCOM, dass den SEALs mindestens 50 Milizkämpfern gegenübergestanden hätten, von denen 35 getötet worden seien. Diese Angaben standen in krassen Widerspruch zu allen anderen gesammelten Informationen - weder besaß Shah in der Nacht und in dem Gebiet so viele einsatzbereite Kämpfer, noch wurde auch nur eine einzige Leiche der Kämpfer oder andere Hinweise wie Blutspuren gefunden, was nahelegt, dass die Miliz keine oder nur geringe Verluste erlitt.

Luttrell selbst beteiligte sich bereitwillig und öffentlichkeitswirksam an den Märchen, die erzählt wurden, und fügte noch einige eigene dazu. In einem unseligen Trend, der Schule machen sollte (man denke an die SEALs wie Robert O´Neill, die um den Ruhm und finanziellen Vorteile wetteiferten, Bin Laden getötet zu haben, und durch Talkshows, Podcasts, Auftritte, Filme, Serien und Bücher tingeln), wurde ein Buch mit Interviews mit Luttrell veröffentlicht. Darin behauptete er, dass sein Team gegen 100 bis 200 Milizkämpfer angetreten sei - eine völlig aus der Luft gegriffene Zahl, der zahlreiche Beweise entgegenstehen. Zusätzlich schob er Verantwortung für das Scheitern auf den getöteten Truppführer Murphy. Dieser hätte, so Luttrell, seine Untergebenen darüber abstimmen lassen, ob man die Hirten hätte töten sollen, um eine Entdeckung zu verhindern, und sie dann ziehen lassen. Über eine solche Entscheidung abstimmen zu lassen, ist in den amerikanischen Streitkräften undenkbar, weil dadurch jede Autorität verloren gehen würde. Angehörige, Vorgesetzte, Kameraden und eine Untersuchung insistierten zudem darauf, dass Murphy im Lauf seiner Karriere stets im Einklang mit den Weisungsregeln gehandelt hatte, und diese waren in diesem Fall eindeutig: Die Hirten waren keine Kombattanten und daher gehen zu lassen. Mit am schwersten wog jedoch, dass in den Aufnahmen des Feuergefechts zu hören ist, wie Luttrells (der Sanitäter war) Kameraden mehrmals nach ihm rufen und ihm zubrüllen, er solle zurückkommen. Gulab, der Dorfbewohner, der ihn gerettet hatte, gab an, dass Luttrell noch sämtliche Munition und Magazine bei sich trug, mit denen er in den Einsatz gegangen war - was nahelegt, dass er keinen einzigen Schuss abgab, sondern die Flucht ergriff, während seine Kameraden noch kämpften und lebten. Die Aussage Gulabs wurde unter den Teppich gekehrt und Luttrell als "einziger Überlebender" und "amerikanischer Held" inszeniert, eine Lüge, die sich auch finanziell als sehr vorteilhaft für ihn erwies, da er an den Gewinnen aus Büchern, Filmen ("Lone Survivor" mit Mark Wahlberg) und anderen Medien beteiligt wurde.

Aus einem schlecht geplanten und durchgeführten Einsatz von übermütigen, arroganten und unvorsichtigen Spezialkräften, die eklatante Fehler begingen, wurde so ein heroisches Ringen gegen eine dramatische Übermacht und eine tragische Geschichte, in der die besonders unschöne Note mitschwang, man hätte die amerikanischen Toten ja verhindern können, indem man nur genügend "Härte" gezeigt und die Hirten getötet hätte. In die Rechtfertigungslogik für Kriegsverbrechen mischte sich das mittlerweile etablierte Muster, für Profite, Ruhm und Ehrungen zu lügen - Fälle wie der von Chris Kyle stehen in einer langen Reihe, die bereits 2002 begann.

Kriegsverbrechen, Drogenkonsum, sexuelle Übergriffe im Einsatz und Mord sind nur einige der Vorwürfe, die in den letzten Jahren gegen SEALs im aktiven Dienst erhoben wurden. Innerhalb von zwei Jahren töteten zwei SEAL Team 6-Mitglieder einen Green Beret während eines Einsatzes in Mali; eine Gruppe von SEALs zeigte ihren Zugführer Eddie Gallagher an und beschuldigte ihn einer Reihe von Kriegsverbrechen, einschließlich der Ermordung eines unbewaffneten, verletzten Kämpfers des Islamischen Staates durch Messerstiche; in einer SEAL-Einheit an der Ostküste wurde zügelloser Drogenkonsum entdeckt; und ein ganzer SEAL-Zug wurde von einem Einsatz im Irak nach Hause geschickt, nachdem die militärische Führung erfahren hatte, dass sie übermäßig viel getrunken hatten und einer der Mitglieder des Zuges der sexuellen Nötigung beschuldigt wurde.

Es ist was faul im Staate SEALs und eine gründliche Aufarbeitung und ein Durchbrechen der Versagenskette in militärischer und moralischer Kompetenz wäre dringend notwendig. Ob diese gelingt, bleibt abzuwarten. Eines aber ist klar: Die Kultur des Schweigens, Vertuschens und Inszenierens hat massive Spuren hinterlassen und wird im Zeitalter der sozialen Medien und der "15 Minuten Ruhm" so schnell nicht verschwinden.
 
"Il Duce semper a raggione"
Die Streitkräfte des Königreichs Italien im Zweiten Weltkrieg - eine unterschätzte Armee?
Dem ein oder anderen ist womöglich das beißende Zitat aus einem Bericht des Sicherheitsdienstes der SS vom Januar 1941 bekannt, in dem vor dem Hintergrund der erfolgreichen britischen Operation Compass gegen die italienischen Truppen in Nordafrika erwähnt wurde, die "Volksgenossen" würden die italienischen Wehrmachtsberichte mittlerweile als "Spaghetti-Berichte" (lang und dünn) bezeichnen. Der geringschätzige Blick auf den Verbündeten in Rom hat sich bis in die Gegenwart gehalten, gut kommen die Streitkräfte des Königreichs Italien selten weg. In die Einstufung der militärischen Fähigkeiten als unzureichend mischt sich gerne auch der Mythos "italiani brava gente" (Italiener sind anständige Menschen): Zwar seien die Soldaten Mussolinis nicht sonderlich fähig gewesen, aber andererseits hätten sie auch keine Kriegsverbrechen oder Massaker verübt wie Wehrmacht und Waffen-SS. Angesichts des brutalen Besatzungsregimes in Libyen und auf dem Balkan und dem Vorgehen gegen die eigene Bevölkerung ab 1943 gehört diese reinwaschende Legende zweifellos für sich bereits auf den Prüfstand,* aber was hat es mit dem Bild vom "unfähigen Juniorpartner" auf sich und inwiefern entsprach es tatsächlich der Realität? Lange verließ man sich gerade im deutschsprachigen Raum auf die Erinnerungen und Erzählungen ehemaliger deutscher Offiziere. Während deren verzerrte Darstellung insbesondere des Russlandfeldzuges (man denke an Mansteins "Verlorene Siege") endlich kritisch hinterfragt und als Lügengebilde enttarnt wurde, hält sich die Beschreibung des italienischen Verbündeten hartnäckig. Beginnen wir also zunächst mit einem Blick auf die Zeit vor 1939.

Das Königreich Italien war 1918 zwar als einer der Sieger des "Großen Krieges" hervorgegangen, aber dieser Erfolg war mit einem ungeheuren Blutzoll in den Kämpfen gegen österreichisch-ungarische und deutsche Truppen in den Ostalpen und dem Gebiet um den Fluss Isonzo verbunden gewesen. Ca. 1.250.000 italienische Soldaten waren getötet oder verwundet worden oder im Einsatz verschollen gegangen (in Proportion durchaus vergleichbar mit den Verlusten, die Frankreich erlitten hatte). Unter der Führung teils ebenso unfähiger wie brutaler (in wohl keiner Armee des Ersten Weltkriegs war die Disziplin so streng wie in der Italiens) Offiziere wie Luigi Cadorna hatte insbesondere die ärmere Landbevölkerung größte Opfer bringen müssen. Es muss festgehalten werden, dass sich die italienischen Truppen im Bezug auf Kampfmoral, taktisches und operatives Vorgehen und generelle militärische Fähigkeiten im Großen und Ganzen gut geschlagen hatten, insbesondere gegenüber den Truppen Österreich-Ungarns, dessen Heer auch als Folge dieser Kämpfe nahezu vollständig zusammenbrach. Die politischen Gewinne für das Königreich Italien hielten sich 1918 allerdings in engen Grenzen, was für erhebliche Verbitterung sorgte. Auch die Streitkräfte, die zuvor eine durchaus geachtete, wenn auch nicht allzu populäre, Stellung in der Gesellschaft eingenommen hatten, litten unter dem Gefühl, "für nichts" alles riskiert zu haben.

Als 1922 Mussolini die Macht ergriff, stießen der Faschismus und seine Versprechungen von der Wiederherstellung nationaler Größe und Macht auch bei den Streitkräften (die sich zuvor reserviert-abwartend verhalten hatten und im Zweifel wohl auch gewaltsam gegen die Faschisten vorgegangen wären, wenn diese den König direkt attackiert hätten) auf ein positives Echo. Zwar blieb König Viktor Emanuel III. der formelle Oberbefehlshaber, die tatsächliche Organisation und Führung der Streitkräfte lag allerdings in den Händen Mussolinis, der rasch ihm gegenüber loyale Offiziere in höhere Ränge beförderte, ungeachtet der militärischen Kompetenz. Getreu dem Motto "Il Duce semper a raggione" (Der Duce hat immer Recht) begann eine grundlegende Umwälzung von Heer (Regio Esercito), Luftwaffe (Regia Aeronautica) und Marine (Regia Marina). Die Ambitionen zielten vor allem auf zwei Punkte ab: Erstens sollte Nordafrika als kolonialer Raum erschlossen werden (wobei die Flottenrüstung mit Frankreich als Gegner konzipiert war, da man gegenüber dem Vereinigten Königreich vorerst noch an gute Beziehungen anknüpfte und die Royal Navy nicht unnötig herausfordern wollte), auch und besonders militärisch, und zweitens sollte Italien als Schutzmacht und Verbündeter attraktiv werden, hauptsächlich gegenüber Österreich und Teilen des Balkans (speziell Albanien).

Der Zweite Weltkrieg beginnt und die Wehrmacht überrollt in kurzer Zeit weite Teile Westeuropas. Mussolini fühlt sich von all diesen Eroberungen ausgeschlossen und beschließt daher, sich einzumischen. Kurz vor dem Fall Frankreichs kommt es zum Kampf, als die britischen Truppen in Ägypten (die zum Schutz des Suezkanals stationiert sind) unter dem Kommando von General Archibald Wavell Angriffe auf die italienische Kolonie Libyen starten. Die Italiener erwidern die Angriffe. Zunächst sieht es so aus, als ob die Dinge gut für Mussolini laufen könnten. Das italienische Militär hat einen massiven zahlenmäßigen Vorteil gegenüber den örtlichen alliierten Streitkräften - der sich nach dem Fall Frankreichs noch vergrößert - und verfügt über eine beeindruckende Flotte, die in der Lage zu sein scheint, mit der Royal Navy zu konkurrieren und sie auf lokaler Ebene zu besiegen. Darüber hinaus ist die Regia Aeronautica in vielerlei Hinsicht ausgereifter und fortschrittlicher als die deutsche Luftwaffe (wie es ihrer Rolle als Pionier der Luftstreitkräfte entspricht).

Hinter dieser scheinbaren Stärke verbergen sich jedoch viele Schwächen. Mussolini hat eine formidable Streitmacht in einen Papiertiger verwandelt. Er vergrößerte das Militär so sehr, dass es unhandlich wurde und nicht mehr in der Lage war, alle Truppen angemessen auszubilden, während es technologisch weit hinter dem Stand der Technik zurückblieb. Italiens Flotte von Kriegsschiffen ist zwar auf dem Papier beeindruckend, wird aber durch den Mangel an Treibstoff und die Angst, sie zu verlieren, lahmgelegt (es war Italien nicht möglich, neue Kriegsschiffe zu bauen, um potentielle Verluste auch nur annähernd auszugleichen). Italiens Industrie, Ressourcen und Wirtschaft sind bei weitem nicht stark genug, um den Strapazen eines Weltkrieges standzuhalten, selbst wenn sie mobilisiert worden wären (was sie nicht wurden). Und schließlich bedeutete Mussolinis Größenwahn, dass er sich unnötigerweise Feinde machte - Griechenland ist dafür exemplarisch. Der "Duce" überschätzte seine Möglichkeiten bei weitem und hatte sich gleichzeitig in eine fatale Abhängigkeit und Konkurrenz im Bezug auf das Großdeutsche Reich begeben.

Was folgt, ist den meisten in groben Zügen bereits bekannt und soll daher nur rasch abgehandelt werden: In Nordafrika und Griechenland werden die italienischen Truppen unter hohen Verlusten zurückgetrieben und schlussendlich nur noch zum Juniorpartner des Großdeutschen Reiches, das entsprechend kaltschnäuzig und geringschätzig mit ihnen umgeht. Exemplarisch dafür war das Vorgehen der Wehrmacht in Nordafrika. Wenn sich die Achsenmächte zurückziehen mussten, was angesichts der mobilen Art der Kriegsführung häufig vorkam, requirierte die Wehrmacht rücksichtlos sämtliche italienischen LKWs und andere Transportmittel, lud diese mit deutschen Soldaten voll und ließ die Italiener ohne Fortbewegungsmittel oder ausreichende Ausrüstung und Versorgungsgüter im Sand zurück. Unter diesen Umständen blieb den italienischen Soldaten wenig übrig als die ehrenvolle Kapitulation, ein Vorgehen, für das sich in ähnlichen Situationen auch die meisten "Landser" entschieden. Ebenso nutzte besonders Rommel italienische Truppen skrupellos als "Kanonenfutter" für besonders gefährliche und verlustreiche Angriffe, um seine eigenen Truppen zu schonen. Der deutsche Umgang mit den italienischen Truppen führte somit zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung: Weil man ihnen nur wenig zutraute und sie bestenfalls stiefmütterlich behandelte, wurden sie so massiv geschwächt und demoralisiert, dass die ganze militärische Qualität litt.

Wir fassen rasch zusammen, wo die Defizite der italienischen Streitkräfte zu verorten waren: Eine irrationale Gesamtstrategie, bei der sich Italien zu viele und zu starke Gegner machte und gegenüber seinem wichtigsten Verbündeten in Zugzwang geriet und nie einen gemeinsamen Takt mit diesem fand. Eine dilettantische Führung durch Mussolini und ihm ergebene Offiziere. Eine durch eine schlecht organisierte Wehrpflicht (mit Fokus auf die Landbevölkerung) völlig aufgeblähte Armee, der es sowohl an Tiefen- als auch an Breitenrüstung fehlte, die technologisch (gerade bei Panzern) zurückgefallen war und die ihre Soldaten nur unzureichend ausbilden, ausrüsten und führen konnte. Eine unzureichende industrielle Mobilisierung und fehlende Ressourcen und Reserven. Eine Bevölkerung, die noch durch die Opfer des Ersten Weltkriegs geprägt war und wenig Begeisterung für einen Krieg gegen einstige Verbündete wie das British Empire in Partnerschaft mit alten Feinden wie dem Großdeutschen Reich aufbringen konnte und wollte.

Dessen ungeachtet sind eine ganze Reihe von militärischen Erfolgen zu nennen, zunächst die des Landheeres: So gelang es italienischen Truppen bei der Schlacht von Keren in Eritrea ab Februar 1941, den britischen und frei-französischen Vormarsch für zwei Monate lang in zähen und erbitterten Kämpfen aufzuhalten. Die bemerkenswert kompetente Verteidigung von Keren nötigte den Alliierten erheblichen Respekt ab. In der Schlacht am Kasserinpass spielte italienische Bersaglieri-Eliteinfanterie eine entscheidende Rolle dabei, den amerikanischen Truppen eine schwere Niederlage zuzufügen. Bei der italienischen Beteiligung am Russlandfeldzug waren italienische Soldaten trotz deutlich schlechterer Ausrüstung und Versorgung als die der Wehrmacht und einem fatalen Mangel an Panzerabwehrwaffen unter dem Kommando von Feldmarschall Giovanni Messe (dem wohl fähigsten italienischen Offizier des Krieges) effektiv und führten am 24. August 1942 bei Izbushensky im Oblast Stalingrad einen der letzten Kavallerieangriffe der Kriegsgeschichte erfolgreich durch.

Die Regia Marina, obwohl gegen die französische Flotte konzipiert, der Royal Navy deutlich unterlegen, durch einen Mangel an Treibstoff gelähmt und ohne Aussicht auf Ersatz verlorener Schiffe (was zu großer Zögerlichkeit des Marineoberkommandos führte), trug die Hauptlast der maritimen Auseinandersetzungen im Mittelmeer und im Roten Meer. Dabei war sie im Konvoidienst essentiell für die Versorgung des Afrikakorps und erlitt dabei trotz kompetenten und mutigen Einsatzes erhebliche Verluste, was von den deutschen Verbündeten nicht honoriert wurde, insbesondere Rommel zeigte sich gegenüber den Schwierigkeiten im Mittelmeer völlig verständnislos und bezichtigte die Italiener des Verrats - tatsächlich hatten die Briten über das Projekt Ultra Teile des Funkverkehrs der Achsenmächte abgefangen und entschlüsselt, was auf deutscher Seite konsequent ignoriert wurde. Im März 1942 errang die Regia Marina unter den Admirälen da Zara und Iachino zudem beachtliche Siege über die Royal Navy, bei dem unter anderem der Konvoi "Harpoon" auf dem Weg nach Malta abgefangen und größtenteils versenkt wurde, dabei verloren die Briten bei geringen italienischen Verlusten auch mehrere Kriegsschiffe. 1943 evakuierte die Regia Marina zudem sehr effizient Truppen der Achsenmächte aus Nordafrika und von Sizilien, trotz drückender alliierter Überlegenheit. Zu nennen sind noch die Aktionen von Tauchern im Hafen von Alexandria, bei denen zwei britische Schlachtschiffe für den Rest des Krieges untauglich gemacht wurden, und die Erfolge italienischer U-Boote wie der "Leonardo da Vinci" unter Kapitän Priaroggia , die sich - bei weitaus geringerer Bekanntheit - durchaus mit den Versenkungszahlen der Kriegsmarine im Atlantik messen können (die wiederum deutlich hinter denen der US Navy im Pazifik zurückblieben).

Die Regia Aeronautica hatte besonders zu Kriegsbeginn einen bemerkenswerten Ruf, litt allerdings unter einem chronischen Mangel an Flugzeugen, Treibstoff und Nachschub. Beachtenswert sind dennoch die Erfolge, die insbesondere in Nordafrika erzielt wurden, dort waren italienische Flugzeuge maßgeblich an wichtigen Schlachten wie Bir Hakeim beteiligt und übertrumpften dort teilweise sowohl die ihre deutschen Verbündeten als auch die Alliierten. Ebenso schulterte die Regia Aeronautica erneut einen Großteil der wenig ruhmreichen, aber lebenswichtigen Transport- und Logistikaufgaben.

Bei den Kämpfen in Italien selbst sollten sich die mit den Alliierten verbündeten italienischen Truppen als - auch nach Einschätzung ihrer Partner - motiviert und kompetent erweisen. Auf deutscher Seite wiederum setzte man für den Kampf gegen die für die Deutschen überraschend gut organisierten, bewaffneten und engagierte italienischen Partisanen, zu denen viele ehemalige Soldaten gehörten, auf die Legione SS Italiana, die brutal gegen die Zivilbevölkerung vorging und dafür - und für ihre militärische Kompetenz - erhebliches Lob erhielt.

Zum Abschluss noch ein kurzer Blick auf die "Ausreißer" unter der italienischen Ausrüstung, die generell zwischen gut, adäquat und unzureichend schwankte und vor allem bei den modernen Systemen nie in ausreichender Stückzahl vorhanden war:

Die Macchi C.205 Veltro (italienisch: Windhund) (auch bekannt als MC.205, "MC" steht für "Macchi Castoldi") war ein italienisches Jagdflugzeug des Zweiten Weltkriegs, das von der Aeronautica Macchi gebaut wurde. Sie war sowohl bei den Alliierten als auch bei den Achsenmächten hoch angesehen. Das Flugzeug galt als eines der besten italienischen Flugzeuge des Zweiten Weltkriegs und erwies sich als äußerst effektiv, da es eine große Anzahl alliierter Bomber zerstörte. Die Macchi C.205 erwies sich als fähig, Jägern wie der nordamerikanischen P-51D Mustang ebenbürtig zu sein, was die Luftwaffe dazu veranlasste, eine Gruppe mit mehreren dieser Flugzeuge auszurüsten. Italiens erfolgreichstes Ass, Adriano Visconti, erzielte 11 seiner 26 anerkannten Siege in den wenigen Wochen, in denen er die Veltro fliegen konnte, während der erfolgreichste Pilot der Sergente Maggiore, Luigi Gorrini, mit der C.205 14 feindliche Flugzeuge abschießt und sechs beschädigt.

Die MAB 38 (Moschetto Automatico Beretta Modello 1938), Modello 38 oder Modell 38 und ihre Varianten waren eine Serie offizieller Maschinenpistolen der Königlichen Italienischen Armee, die 1938 eingeführt und während des Zweiten Weltkriegs eingesetzt wurden. Die Beretta MAB wurde auch von italienischen Widerstandskämpfern hoch gelobt, da sie weitaus präziser und leistungsfähiger war als die britische Sten, die in Partisaneneinheiten üblich war, obwohl die kleinere Sten besser für geheime Operationen geeignet war. Auch die deutschen Soldaten schätzten die Beretta MAB, die sie als groß und schwer, aber zuverlässig und gut verarbeitet beurteilten. Die Serie 1938 war äußerst robust und erfreute sich sowohl bei den Achsenmächten als auch bei den alliierten Truppen, die erbeutete Exemplare verwendeten, großer Beliebtheit. Viele deutsche Soldaten, darunter auch Elitetruppen wie die Fallschirmjäger, bevorzugten die Beretta 38. In den Jahren 1944 und 1945 wurden in Deutschland 231.193 Beretta M38 hergestellt. Mit einer stärkeren italienischen Version der weit verbreiteten 9×19-mm-Parabellum-Patrone, der Cartuccia 9 mm M38, war die Beretta auf größere Entfernungen präziser als die meisten anderen Maschinenpistolen. Die MAB konnte im Nahbereich eine beeindruckende Feuerkraft entfalten, und auf größere Entfernungen waren ihre Größe und ihr Gewicht von Vorteil, wodurch die Waffe stabil und leicht zu kontrollieren war. In geübten Händen ermöglichte die Beretta MAB präzises Schießen auf kurze Distanzen bis zu 100 m, und ihre effektive Reichweite mit italienischer M38-Munition betrug 200 m - ein beeindruckendes Ergebnis für eine 9-mm-Maschinenpistole.


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Bei der "Befriedung" Libyens 1923 bis 1933 waren schätzungsweise 80.000 Zivilisten von italienischen Truppen getötet worden, durch Massenerschießungen, Luftangriffe auf Flüchtlingskonvois, Zwangsarbeit und gezieltes Verhungern lassen in Konzentrationslagern.
In Äthiopien war das italienische Regime zwischen 1935 und 1941 für bis zu 300.000 Tote verantwortlich, mit ähnlichen Methoden wie in Libyen und teilweise dem Einsatz von Giftgas.
In Jugoslawien bediente sich das faschistische Italien der selben Vorgehensweise wie der des Großdeutschen Reiches bei der Partisanenbekämpfung (Massakern, Internierung unter brutalen Bedingungen, Geiselnahmen und Vertreibungen unter deren Deckmantel) mit zehntausenden Opfern, in Griechenland sorgte die italienische Politik für eine massive Hungersnot mit circa 300.000 Toten, in Albanien kamen bis zu 30.000 Zivilisten ums Leben.
Auch an der Shoa war das faschistische Italien direkt beteiligt: In Libyen wurde Juden im Konzentrationslager Giado interniert, wobei von 2.500 mindestens 500 starben, in der Sowjetunion leisteten italienische Truppe Hilfe beim Fangen und Deportieren von Juden und ab 1943 war die italienische Polizei dazu übergegangen, von sich aus Juden zu verhaften und sie teilweise an die Deutschen auszuliefern, circa 8.000 wurden zumeist in Auschwitz ermordet.
In Italien waren ab 1943 die Truppen der Italienische Sozialrepublik für Erschießungen und Misshandlungen verantwortlich
 
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@Janus Sturn
Ein sehr guter Beitrag von Dir. Wie immer.
Eines möchte ich zu den Streitkräften Italiens erwähnen.
Rommel , der die Italiener alles andere als mochte, und von ihnen keine gute Meinung hatte sagte trotzdem einmal über die Kämpfe in Nordafrika.
" Die deutschen Soldaten haben die Welt überrascht. Die italienischen Bergsaglierie haben die deutschen Soldaten überrascht. "
 
Das ausgmusterte U-Boot U-17 der Bundesmarine befindet sich derzeit auf den letzten Etappen seiner Reise ins Auto- und Technikmuseum Sinsheim. Derzeit befindet sich der Stahlkoloss auf dem Neckar, wo heute die spektakuläre Durchfahrt unter der alten Brücke in Heidelberg ansteht, zu der das Boot auf seinem Lastkahn um 70 Grad gedreht werden muss, da es sonst nicht unter dem historischen Wahrzeichen hindurch passen würde.
Morgen soll das Boot dann die Gemeinde Haßmersheim erreichen, wo es dann auf einen Schwertransport verladen wird, der es über Land nach Sinsheim bringen wird.

C.
 
Sorry für den Doppelpost, aber hier mal ein kleines Update zum Transport von U-17.
Das Boot ist inzwischen auf dem Landweg unterwegs, und hat die ersten beiden Etappen gemeistert. Es ist sehr spektakulär, wenn sich der 350 Tonnen schwere Koloss durch Wald, Wiesen und enge Ortsdurchfahrten schiebt. Der dazu nötige Tieflader bringt es auf eine Länge von 60 Meter und hat 240 Räder verteilt auf 30 Achsenpaare, die alle individuell ansteuer- und lenkbar sind. Zeitweise sind an Steigungen bis zu vier Schwerlastzugmaschinen notwendig, um das Gespann vorwärts zu bewegen. Hier gibt es einen Livestream, der den Transport täglich begleitet, und immer wieder tolle Bilder liefert.

C.
 
Heute vor genau 80 Jahren, am 20.07.1944 erfolgte mit dem Attentat von Oberst Claus von Stauffenberg auf Adolf Hitler der Versuch des Deutschen Widerstands das NS Regime zu stürzen die Operation Walküre.



Die Gegner Hitlers waren zum größten Teil zunächst Parteigänger gewesen. Sie stießen sich als Konservative zwar an den Vulgärformen des Nationalsozialismus und fanden wohl auch Hitlers freimütig bekundete Fernziele, soweit sie ernst genommen wurden, unangemessen; sie übersahen dies alles aber, weil das Wieder-wehrhaft-Werden und die Revisionen des Versailler Zwangsvertrags, worauf Hitler zielstrebig steuerte, national erstrebenswert erschienen. So wird verständlich, dass die meisten unter den Reichswehr-Angehörigen die Weimarer Republik abgelehnt und Hitlers Aufkommen begrüßt hatten. Und selbst die Morde der Röhm-Affäre 1934,wobei sich der der ehemalige Reichskanzler und General der Infanterie Kurt von Schleicher unter den Opfern befand, stießen reichswehrintern kaum auf Unwillen, ja wurden insgeheim sogar gefördert, weil die Entmachtung der SA den Anspruch sicherte, der eigentliche Waffenträger der Nation zu bleiben.


Die Geschichte des militärischen Widerstands kann chronologisch dreigeteilt werden: 1) Die Zeit bis zum Krieg; 2) Unerkannt gebliebene Anschläge vor dem 20.07.1944; 3) Der Zwanzigste Juli.

1) Während die Militärs im Allgemeinen Hitlers Kanzlerschaft begrüßten, gab der höchste Soldat nächst dem Reichspräsident und Oberbefehlshaber intern seiner Gegnerschaft Ausdruck.Der damalige General der Infanterie und spätere Generaloberst(Charackter) Kurt von Hammerstein-Equord als Chef der Heeresleitung hatte zuvor bei Hindenburg gegen die Berufung Hitlers interveniert, doch überwogen bei jenem unter Schwanken die gegenläufigen Einflussnahmen. Hammerstein trat nach einem Jahr nationalsozialistischer Herrschaft zurück. Ihm folgte auf seinem Postender damalige General der Artilerie und spätere Generaloberst Werner von Fritsch, dessen Dienststellung 1935 in "Oberbefehlshaber des Heeres“ umbenannt wurde. Fritsch unterstützte anfänglich Hitlers außenpolitischen Kurs ebenso wie der Chef des Truppenamtes ,seit 1935: "Chef des Generalstabs des Heeres",der damalige General der Artillerie und spätere Generaloberst(Charackter) Ludwig Beck. Bedenken von Seiten Fritschs kamen erstmals im November 1937 zum Ausdruck, als Hitler seine Raumpläne und imperialistischen Zielvorstellungen präzisierte ,welche in der sogenanntenHoßbach-Niederschrift festgehalten wurden.. Die Einwände von Fritsch und Kriegsminister Generalfeldmarschall Werner von Blomberg ließen Hitler Gelegenheit suchen, sich von beiden zu trennen. Der erste fiel einer Intrige Görings und Heydrichs wegen angeblicher Homosexualität zum Opfer, beim anderen kam Hitler eine anstößige Heirat entgegen. Fritschs Unschuldsnachweis und Rehabilitierung führten nicht zur Wiedereinsetzung ins Amt (der Nachfolger von Brauchitsch war Hitler gegenüber willfähriger), und das Offizierkorps nahm dies hin.
Generalstabschef Beck wurde spätestens im Frühjahr 1938 zum Gegner Hitlers, als dieser den Angriff auf die Tschechoslowakei ("Fall Grün") vorbereiten ließ. Beck, wie die meisten Militärs, lehnte aufgrund seiner Erziehung den Krieg als Mittel der Politik nicht prinzipiell ab, erkannte aber hier unvermeidlich internationale Verwicklungen und zugleich ungenügende deutsche Rüstung. Sein Abschiedsgesuch - nach Denkschriften ohne Resonanz - fiel in die Sudetenkrise; am 01.09.1938 trat der damalige General der Artillerie und spätere Generaloberst Franz Halder Becks Nachfolge an. In den angespannten Tagen drohender Kriegsgefahr formierte sich erstmals aktiver Widerstand. Im militärischen Hintergrund antreibend war Beck, unterstützt durch den damaligen General der Infanterie und späteren Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben, Befehlshaber des militärisch wichtigen Wehrkreises III (Berlin). Scharnierfunktion zwischen militärischer und ziviler Opposition, die in Carl Goerdeler ihre Zentralfigur besaß übte der damalige Oberst und spätere Generalmajor Oster im Nachrichtendienst des OKW ,der Abwehr, unter Admiral Canaris aus. Oster, von Canaris gedeckt, bald auch Leiter der Zentralabteilung, zögerte nicht, den Widerstand gegen das Unrechtssystem über die nationalen Grenzen hin auszudehnen: indem er die Engländer in der Sudetenkrise zu politischen Härte gegen Hitlers Forderungen zu beeinflussen suchte und indem er 1939/40 die Angriffspläne im Westen einem niederländischen Kontaktmann zugehen ließ.
Die Putschpläne im September 1938, für die auch Halder nahezu gewonnen war, gingen dahin, Hitler im Falle eines Einmarschbefehls festzunehmen und die SS zu entmachten. Die politische Fragwürdigkeit des Unternehmens lag in Hitlers ungeheurer Popularität: Wie hätte das Volk selbst bei gelungenem Putsch reagiert? Das Nachgeben der Westmächte in Gestalt des Münchner Abkommens, also Hitlers unblutiger Triumph, fing den Staatsstreich gleichsam noch im Sprunge ab ,wodurch er unerkannt blieb und lähmte die Opposition nachhaltig. Unter den Umständen war eine erneute Koordinierung im September 1939 nicht möglich.

2) Jedes Aufbegehren in einem Zwangsstaat benötigt militärische Mittel, um der Waffengewalt des Staates aussichtsreich entgegenzutreten. Die zivilen Widerstandszirkel im 3. Reich wären ohne die Gesinnungsfreunde in den Streitkräften hilflos gewesen und mussten daher abwarten, wann diese den Zeitpunkt zum Staatsstreich für günstig erachteten. Die Widerständler in der Truppe konnten aber in der Zeit der Blitzsiege nicht putschen, ohne eine neue Dolchstoß-Legende zu fördern. Erst als die Kriegswende Deutschland in die Defensive drängte, wurde der Umsturz-Gedanke von Neuem und nun auf breiterer Grundlage mächtig. Er unterwarf freilich die militärisch Beteiligten der Gewissensnot der "doppelten Front": indem der Kampf gegen den inneren Feind mit der Verteidigung gegen den äußeren einherging. Hierbei wog zusätzlich schwer, dass ein Gelingen des Staatsstreichs für die nüchtern Denkenden nicht einmal mehr befreiende Aussichten bot; denn seit Januar 1943 stand die Formel der Casablanca-Konferenz von der Bedingungslosen Kapitulation im Raum. Die alliierte Deutschland-Politik hätte einem anderen als von Hitler geführten Deutschen Reich keineswegs nachgiebiger gegenübergestanden. Es gehört zur den fragwürdigsten Endscheidungen des Widerstands, dass er unter dieser Belastung entschlossen blieb, Hitler und sein Regime zu beseitigen; mit den Worten Generalmajor Henning von Tresckows: "... es kommt nicht mehr auf den praktischen Zweck an, sondern darauf, dass die deutsche Widerstandsbewegung vor der Welt und vor der Geschichte den entscheidenden Wurf gewagt hat. Alles andere ist daneben gleichgültig."
Der militärische Widerstand konzentrierte sich seit dem Beginn des Russlandfeldzugs in drei Zentren: beim Oberkommando des Ersatzheeres in Berlin um General der Infanterie Friedrich Olbricht, Chef des Allgemeinen Heeresamtes ,Befehlshaber des Ersatzheeres Generaloberst Friedrich Fromm gehörte nicht zum Widerstand, obwohl er dessen Aktivitäten kannte; bei der Abwehr um Oster,der aber im April 1943 amtsenthoben wurde, knapp ein Jahr, bevor das gleiche Canaris geschah; beim 1. Generalstabsoffizier ("Ia") der Heeresgruppe Mitte, von demdamaligen Oberstleutnant und späteren generalmajor Henning vonTresckow, seit November 1943 Chef des Stabes der 2. Armee im gleichen Operationsgebiet. An Tresckows Dienstsitz bei Smolensk wurde das erste militärische Attentat gegen Hitler. Es gelang Tresckow, Generalfeldmarschall Hans-Günther von Kluge zu einer Einladung Hitlers bei der Heeresgruppe Mitte zu überreden. Hitler erschien am 13.03.1943. Die Verschwörer platzierten eine Bombe im Flugzeug, deklariert als "zwei Flaschen Cognac" für den damaligen Oberst und späteren Generalmajor Helmuth Stieff im Führerhauptquartier. Die Cognac-Bombe sollte während des Fluges explodieren, doch der Zünder versagte. Es gelang Tresckow, die Übergabe des "Geschenks" telefonisch aufzuhalten; es sei eine Verwechslung passiert. Von Treschkows Adjutant und Neffe, Leutnant Fabian von Schlabrendorff flog ins Hauptquartier und tauschte das fatale Paket gegen zwei echte Flaschen aus. Der Anschlag blieb unerkannt. Acht Tage später besichtigte Hitler russische Beutestücke im Berliner Zeughaus.Der damalige Oberst und spätere Generalmajor Rudolf-Christoph Freiherr von Gersdorff fand sich zu dem Selbstopfer bereit, sich mit Hitler zusammen in die Luft zu sprengen. Hitler beendete jedoch den Rundgang so rasch, dass der Sprengkörper mit dem kürzest möglichen Zündzeitpunkt von zehn Minuten nicht mehr zur Auslösung kam. Gersdorff gelang es, die Bombe unmittelbar vor der Detonation unschädlich zu machen. Auch dieser Versuch fand keine ungelegenen Mitwisser.

3) Die militärische Fronde, die bei diesen Versuchen in Kauf nahm, dass eigentlich Unschuldige mitgeopfert wurden, und ihre Planungen auch weiterhin durch diese moralische Erschwernis nicht behindern ließ, stieß im Sommer 1943 auf einen entschiedenen Hitler-Gegner und Befürworter von dessen gewaltsamer Beseitigung: Claus Graf Schenk von Stauffenberg, 35 Jahre alt, in Afrika schwer verwundet (Verlust eines Auges, der rechten Hand, zweier Finger der linken). Genesen, wurde er 01.10.1943 Olbrichts Stabschef und zu einer Schlüsselfigur aller Planungen, bei denen Attentat und Staatsstreich koordiniert werden mussten. Olbricht entwickelte eine Möglichkeit, den Umsturz "legal" einzuleiten: dadurch, dass nach gelungenem Anschlag auf Hitler der Alarm für innere Unruhen ("Walküre"), gedacht z.B. bei theoretisch möglicher, praktisch kaum vorstellbarer Rebellion von Zwangsarbeitern, ausgelöst und die dadurch mobilisierte Truppenmacht in den Dienst des militärischen Widerstands gestellt werden sollte. Dazu mussten ergebene Truppenführer in die Schaltstellen lanciert werden. Die Vorbereitungen waren weit gediehen, als Stauffenberg am 01.07.1944 Stabschef beim Befehlshaber des Ersatzheeres wurde und damit Zugang zum Führerhauptquartier erhielt. In dieser Position konnte und wollte er persönlich handeln. Die Zeit drängte, weil immer mehr Einzelne aus dem vor allem zivilen Widerstand heraus verhaftet wurden und die Gestapo noch vor dem entscheidenden Schlag ins Zentrum des Widerstands vordringen könnte. Bei dem wichtigen Versuch, oberste Frontkommandeure zu gewinnen, war eindeutiger Erfolg nur bei Generalfeldmarschall Erwin Rommel an der Invasionsfront erzielt worden; der OB West, Generalfeldmarschall Hans-Günther vonKluge, sympathisierte ohne feste Zusage. Rommel aber wurde am 17.7.1944 schwer verwundet und fiel aus. Am 20.07.1944 unternahm Stauffenberg binnen drei Wochen den dritten Versuch, eine Bombe in Hitlers unmittelbarer Nähe zu platzieren (beim ersten Mal hatten Himmler und Göring gefehlt, beim zweiten Mal hatte Hitler die Lagebesprechung noch vor Zündung der Bombe beendet). Aufgrund unerträglichen Nervenanspannung und der übrigen Gefahren wollte Stauffenberg nicht länger warten, obwohl die äußere Situation ungünstig war: Wegen Reparaturarbeiten fand die "Lage" nicht im Bunker, sondern in einer Holzbaracke statt, wo der Explosionsdruck leicht entweichen konnte. Auch fehlten Himmler und Göring abermals.


Unmittelbar nach Beginn der "Mittagslage" um 12 Uhr 30 setzte Stauffenberg mit Hilfe einer eigens für ihn konstruierten Flachzange in einem der Gästequartiere die Zündung des Sprengkörpers in Gang. Die Laufzeit betrug etwa zehn Minuten. Stauffenberg deponierte die Aktentasche mit der Bombe an der Innenseite des rechten Tischsockels und verließ unter einem Vorwand den Raum, während der Chef der Operationsabteilung des Generalstabes im Oberkommando des Heeres der damalige Generalleutnant und spätere General der Bundeswehr Adolf Heusinger über die Lage im Osten referierte. Ein Teilnehmer stellte die ihn störende Tasche auf die Außenseite des Sockels. Als gleich danach die Bombe detonierte, ging der Hauptdruck zu jener, von Hitler abgelegenen Außenseite: Von den acht Schwerverletzten vier starben befanden sich sieben dort. Hitler erlitt nur leichte Verletzungen, die Baracke war weitgehend zerstört.Vier der Verletzten erlagen ihren Wunden

Stauffenberg hörte den Donnerschlag in der Nähe des Tatortes und hielt Hitler für tot. Mit List und Glück gelangte er durch die drei sofort geschlossenen Sperrkreise, fuhr nach Rastenburg und flog kurz nach 13 Uhr zurück nach Berlin, um dort die Leitung des Staatsstreichs zu übernehmen. War diese Doppelaufgabe, bei zweieinhalb Stunden Flugdauer, schon an sich bedenklich, so verstrich diese kostbare Zeit obendrein ungenutzt: Die Verschwörer in der Bendlerstraße um Olbricht lösten das Codewort "Walküre" nicht aus, weil die erwartete Erfolgsnachricht von verbündeter Seite im Führerhauptquartier,dem General der NachrichtenTruppe Erich Fellgiebel ausblieb. Erst Stauffenberg, zurück aus Ostpreußen, veranlasste "Walküre", wobei er sich von der gerade empfangenen Mitteilung Fromms, dass das Attentat misslungen sei, nicht beirren ließ; Generalfeldmarschall Keitel lüge "wie immer". Fromm, der unter den unklaren Umständen das Stichwort "Walküre" auszugeben verweigerte, wurde mit der Tatsache konfrontiert, dass dies bereits geschehen sei. Als er die Tatbeteiligten festnehmen wollte, wurde er selber inhaftiert.

Die Widerstandsbewegung gab der Auslösung des legalen Stichworts inhaltliche Begründungen bei, die lange vorbereitet waren: Hitler sei tot, "eine gewissenlose Clique frontfremder Parteiführer" habe die Macht übernehmen wollen. Daher habe die Regierung dem Unterzeichnenden - Generalfeldmarschall von Witzleben, der 1942 von Hitler entlassen worden war - die Wehrmacht und die vollziehende Gewalt im Staat unterstellt. Als die sich häufenden "Walküre"-Befehle infolge dringlicher Rückfragen der Empfänger im Führerhauptquartier bekannt wurden, ergingen von dort Gegenbefehle, sodass stundenlang eine Schlacht der Fernschreiber tobte. Das Regime siegte vor allem durch Hitlers Überleben, welches den Absprung in die Illoyalität äußerst erschwerte. Im äußerlichen Ablauf waren darüber hinaus zwei Umstände maßgeblich: Der zentrale Rundfunksender wurde nicht rechtzeitig besetzt und konnte die Nachricht vom Misslingen des Attentats verbreiten; Goebbels ließ den bei ihm erschienenen Kommandeur des Wachbataillons, den damaligen Major und späteren Generalmajor Otto Remer, mit Hitler verbinden, der Remer befahl, den Putsch niederzuschlagen.

Im Lauf des späten Abends kehrten sich die Kräfteverhältnisse in Berlin um. Fromm wurde befreit und ließ Stauffenberg, Olbricht, dessen Stabschef Oberst Merz von Quirnheim sowie Stauffenbergs Adjutant von Haeften erschießen, wohl um sich der Zeugen seiner Mitwisserschaft zu entledigen; er wurde dennoch verhaftet, verurteilt und hingerichtet. Beck schied an Ort und Stelle freiwillig aus dem Leben (er war als neues Staatsoberhaupt vorgesehen gewesen). Tresckow tat in Russland das gleiche. In Paris, dem einzigen Ort, wo der Umsturz wirklich gelungen und die gesamte Gestapo im Gefängnis gelandet war, musste der Militärbefehlshaber General der Infanterie Karl Heinrich von Stülpnagel den errungenen Sieg resignierend wieder aus der Hand geben. Noch in der Nacht sprach Hitler über alle Sender und verkündete: "Diesmal wird nun so abgerechnet, wie wir das als Nationalsozialismus gewohnt sind." Die verbreitete Empörung im Volk über das Attentat gegen Hitler wurde vom Volksgerichtshof unter seinem Präsidenten Freisler zu einem enthemmten Rachefeldzug, zugleich in würdelosen Formen äußerer Erniedrigung, genutzt. Unter den führenden Militärs im Widerstand fielen die meisten den verbissenen Verfolgungen des Regimes kurz vor dessen eigenem Untergang zum Opfer, darunter die Marschälle Rommel und von Witzleben, ferner Canaris, Fellgiebel, von Hase, Oster, von Stülpnagel und zahlreiche weitere hohe Offiziere.

Die Tragik des deutschen Widerstands, militärisch und zivil, lag in seiner doppelten Vergeblichkeit. Selbst ein gelungener Umsturz am 20. Juli hätte nichts mehr an den furchtbaren Verbrechen, die inzwischen geschehen waren, geändert und die wankenden Fronten nicht stärker machen können als sie waren. Dem Patriotismus der Widerständlern wäre also, wenn nicht durch Hitler, dann durch die alliierte Kriegszielpolitik Bitternis widerfahren.
Egal wie man zu dem Widerständlern und ihrer Vergangenheit steht. Eines steht steht unverbrüchlich fest.
Nach dem 20.07.2940 starben mehr Menschen als in allen Kriegsjahren seit 1939 zusammen. Diese Menschen hätten zum größten Teil nicht sterben müssen wenn der Umsturz gelungen wäre.
 
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Falls ihn noch jemand nicht kennt, kann ich den (Weltkriegs-)Faszinierten und Interessierten diesen YT-Kanal empfehlen: Militär.Technik.Geschichte. - Jens Wehner Der Kanal legt seinen Schwerpunkt auf die Geschichte der Militärtechnik, Taktik und Doktrin des Zweiten Weltkrieges.

Betrieben wird er von Dr. Jens Wehner. Er ist Wissenschaftlicher Oberrat am Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden. Dauergast und eigentlich Co-Betreiber ist Dr. Roman Töppel. Bekannt wurde Töppel als Mitherausgeber von Hitler, Mein Kampf - Eine kritische Edition und als Autor von Kursk 1943: Die größte Schlacht des Zweiten Weltkriegs. Töppel lebt und arbeitet als freier Historiker in München.

Beide Personen haben auch schon häufiger Vorträge auf Veranstaltungen des Panzermuseums Munster gehalten, wodurch ich auf sie aufmerksam geworden bin. Das Panzermuseum hat auch einen super YT-Kanal, den ich nur empfehlen kann. Betrieben wird er hauptsächlich von Dr. Ralf Raths, dem wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Panzermuseums Munster.
 
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