Mon Calamari (Calamari-System)

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Ylsara Adinara & Maximilian van Janetschko

Ylsara ließ ihren Blick auf dem Mann ruhen, der ihr Gegenüber saß. Ihre Mimik war gelassen und offen, dabei jedoch so undurchsichtig wie das Spiel, das sie gemeinsam spielten. Beide zogen an den gegenüberliegenden Enden eines Seils und schauten, wer schneller umkippen würde. Doch sie war nicht hierhergekommen, um am Ende umzufallen und vor seinen Füßen zu liegen. Langsam, beinahe genüsslich, führte sie ihr Glas erneut an ihre Lippen. Der Geschmack des Weines erinnerte sie dabei ein bisschen an die Situation hier - schwer, komplex, mit einer feinen Schärfe, die nur wirkte, wenn man lange genoss.

“Vorsicht ist keine Sünde”, sagte sie ruhig und nickte. Ihre Stimme war weich, aber klar.
“Ein Sitz im Konzentrat ist in der Tat kein Geschenk. Aber es ist auch nicht in Stein gemeißelt, dass Rothana ihn behält.”

Nun stellte sie ihr Glas ab, lehnte sich wieder sanft nach vorn, sodass sich das Licht an der goldenen Oberfläche ihrer Montrals verfing.

“Rothana hat gewaltig an Rückhalt verloren. Den anderen Konzernvertretern passt ihre Handelsphilosophie nicht und, so heißt es, RHE will seine Produktion nach Rothana selbst zurückverlagern. Dem will man zuvorkommen. Und das Wichtigste: Sie haben sich in der letzten Abstimmung gegen einen Projekt von BlasTech ausgesprochen.”

Die Senatorin hob elegant ihre Schultern.

“Rothana entfernt sich gewissermaßen gerade selbst aus dem Rat. BlasTech hat die Gelegenheit erkannt und führt bereits Gespräche. Sie wollen Rothanas Platz. Und sie sind bereit, diesen Platz zu teilen - wenn es sich lohnt.”

Ylsara ließ eine künstliche Pause entstehen und senkte ihre Stimme anschließend fast unmerklich.

“Ich kann diese Gespräche lenken. BlasTech weiß, dass ich keinen Bruch in der öffentlichen Wahrnehmung will. Und sie wissen, dass ein Platztausch politisch viel leichter zu verkaufen ist, wenn NoiTec bereit ist, in Druckenwell zu investieren. Eine Nachricht in der Presse, wie die, die ich Ihnen für den morgigen Tag vorgeschlagen habe … das wäre ein hervorragender erster Schritt.”

Die Togruta verschränkte ihre Finger ineinander und ließ sich wieder in ihrem Stuhl zurücksinken, so als hätte sie gerade einen hervorragenden Punkt gemacht. Allerdings hing sein letzter Satz noch in der Luft. Ja, wie tief sollte dieses Bündnis gehen? Es war ein raffinierter, aber fast zu offensichtlicher Zug. Maximilian wollte testen, ob sie bereit war, über das geschäftliche und das politische hinauszugehen - oder zumindest den Eindruck erwecken. Einen Moment ließ sie die Worte auf sich wirken. Sie zeigte kein Lächeln, kein Flackern einer Regung. Nur den kontrollierten Blick einer Frau, die das Spiel kannte. Dann hob sie das Glas und wartete darauf, dass eine von NoiTecs Kellnerinnen herantrat, um nachzuschenken.

“Ein Angebot, wie ich Ihnen heute Abend bereitet habe, bekommen nicht viele in dieser Galaxis.”

Sie nahm einen Schluck, als die Kellnerin wieder gegangen war, und betrachte abermals den tiefen Goldton des Weins.

“Und Sie haben mir gezeigt, dass Sie nicht nur ein Käufer sind. Sondern jemand, der bereit ist, zu investieren. Nicht nur Ihre Credits - sondern Ihre Position. Ihr Einfluss, Ihre Reputation, das sind Grundpfeiler unseres Bündnisses.”

Sie stellte das Glas ab, dieses Mal geräuschlos.

“Zu viel Tiefe … könnte dem schaden.”

Ein Hauch eines Lächelns lag jetzt auf Ylsaras Lippen, der nicht gespielt war. Sie ließ die Schultern ein wenig sinken und erlaubte sich ein leichtes, fast nachdenkliches Innehalten. Ihr Tonfall wurde eine Stufe wärmer und weicher.

“Allerdings teile ich Ihre Meinung. Vertrauen und Intensität, das sind zwei Seiten derselben Medallie. Intensität kann auch nicht ohne Vertrauen erfolgen. Veröffentlichen Sie morgen früh die Presseerklärung und ich kann ihnen versprechen: Das hier war nicht das letzte sehr gute Dinner, das wir zusammen haben werden. Das nächste Mal auf meine Kosten.”

Der Blick, den sie van Janetschko zuwarf, war offen, hatte eine gewisse Anzüglichkeit - war aber nicht entblößen. Eher wie eine Tür, die sie nur anlehnte, damit sie einen Spalt geöffnet blieb. Weit genug, dass jemand hindurchsehen konnte, aber nicht genug, um hindurchzugehen. Noch nicht.
Die Senatorin vernahm, wie sich Schritte hinter der halbhohen Abgrenzung des Separees näherten. Tero Vallon, der sullustanische Sicherheitschef ihres gefolges trat heran, den tätowierten Kopf tief gebeugt.


“Bitte verzeihen Sie, meine Herrschaften.”

Er wartete respektvoll, bis er die Erlaubnis bekam, fortzufahren. Ylsara erteilte sie mit einem freundlichen Lächeln, das mit einer Handgeste untermalt war.

“Eine Meldung des Mon Calamari-Wetterdienstes. Der Sturm wird schlimmer. In etwa fünfzehn Minuten wird es zu gefährlich sein, die Landeplattform zu betreten. Ich muss Ihnen empfehlen, vorher aufzubrechen, Senatorin.”

Ylsara schwenkte ihren Blick in Richtung des CEOs.

“Was denken Sie, Herr van Janetschko? Sind unsere Verhandlungen fürs Erste erfolgreich abgeschlossen?”

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Ylsara Adinara & Maximilian van Janetschko
 
[Outer Rim | Calamari-Sektor | Calamari-System | Dac | in der nähe einer Boje | GPE-3300 Airspeeder] Cassian Darwani

Wasser prallte auf die Transparistahlscheibe des GPE-3300 Airspeeder, als dieser im Tiefflug über die wellige Ozeanlandschaft von Mon-Calamari hinwegschoss. Hinter sich her zog er eine mehrere Meter lange Gischtfahne, während die zwei großen Triebwerke alles Wasser verdampften, was nur in die Nähe der beiden Feuerionenstrahlen kam, dass diese auspressten.

Cassian hatte zwar während seiner Zeit als Rennfahrer ähnliche Airspeeder gesteuert, doch forderte die unkonventionelle Bauweise die Galactic Power Engineering sich ausgedacht hatte ein gewisses Maß an Eingewöhnung. Den Fahrer in einer separaten Steuergondel zu platzieren ermöglichte es zwei Leistungsstarke Turbostrahltriebwerke einzusetzen, die aufgrund ihrer immensen Abwärme und schieren Größe nicht in ein reguläres Airspeederchassis passen würden. Damit erinnerte das Luftfahrzeug vielmehr an einen Podracer, dessen waghalsigen Piloten sich zu gerne auf ungeprüfte Raumschifftriebwerke spannen lassen. Etwas was Cassian zwar tief in seinem Inneren nachvollziehen konnte – das Adrenalin wenn man Traktorstrahlähnlich gegen seinen Sitz gepresst wird, während sich die Anzeige den 1000 Km/h annäherte – es aber trotz eigenem Draufgängertum gerne vermeiden würde, aufgrund einer nicht ordnungsgemäß eingebauten Energiekupplung, ein Gemisch aus menschlichen Atomen und Planetenoberfläche zu werden.

1000 Km/h näherte sich - laut Top-modernen Sensoranzeigen - auch langsam der von ihm gesteuerte GPE-3300 an. Jetzt musste er nur noch beweisen, dass er nicht nur schnell, sondern auch wendig war. Cassian drückte ruckartig den Steuerhebel nach rechts, während er zugleich seinen linken Fuß auf das hochsensible, linke Kippedal drückte um so Schub vom linken Triebwerk zu nehmen. Präzise folgte der Speeder Cassians Befehl und zog in eine Rechtskurve ein.

Cassian hatte eine Boje ins Auge genommen, um die er gerne herumfliegen würde. Je näher, desto besser. Er schaute auf seine Assistenzsysteme, die den vom ihm angedachte Pfad in einer Grafik simulierten. Seine Geschwindigkeitsanzeige zeigten unentwegt 1000 Km/h, daneben ein grün leuchtender Punkt. Ein Merkmal, dass er die atmosphärische Maximalgeschwindigkeit erreicht hatte. Eigentlich lächerlich für die Leistungsfähigkeit der beiden Triebwerke, die offensichtlich noch die werksseitige Drosselung aktiviert hatten. Auch die Duralium-Lanthanid Aufhängung der Steuergondel würden locker mehr aushalten können.

Doch selbst mit 1000 Km/h würde er sein Ziel um Längen verfehlen, hierzu musste er nicht einmal die Computergenerierte Grafik anschauen, die seine Flugbahn prognostizierte. Dafür reichte seine eingerostete, aber vorhandene Erfahrung als Rennpilot.

Cassian drückte knappe 250 Meter vor dem Erreichen der Boje seine beiden Beine auf die Kipppedale vor sich, zuckte gleichzeitig seinen linken Arm mitsamt Schubregler abrupt nach hinten und drehte sein anderes Handgelenk schlagartig rechts aus, um so den Steuerknüppel herumzureißen. Dadurch schlossen sich mehrere Kammern innerhalb der Triebwerke und drückten die eingesogene Luft, in Form von Umkehrschub wieder hinaus. Die Drehzahl der Turbine verringerte sich und die in den Triebwerken eingebauten Repulsorgeneratoren kippten mithilfe kleiner Steuerklappen das Schiff fast 90 Grad auf die Seite. Hochkonzentriert die Triebwerksgeräusche nach summend, wurde Cassian aus seinem Sitz, hinein in die Traktorsysteme geschleudert, welche ihn an seinen Platz pressten. Am äußersten Punkt angelangt hämmerte der Nubia nochmal auf die Kippedale vor sich - ein rotes Lämpchen glühte auf- die Geschwindigkeit hatte sich deutlich reduziert. Die Aktionen im Cockpit führten fast zu einer Vollbremsung, doch durch den Schwung, den er beim Einflug in die Kurve mitgenommen hatte, gepaart mit dem Aufbau seines Airspeeders, schaffte es Cassian wie ein Gewicht an einem Stock um die Boje herum zu sausen.

Kurz nach dem vollzogenen Wendemanöver, als der ehemalige Rennpilot- sichtlich bemüht bei Bewusstsein zu bleiben – die andere Seite der Boje sehen konnte, drückte er den Schubhebel wieder nach vorne und löste mehr oder minder synchron den Druck auf die Triebwerkspedale. Mit einem lauten Rauschen schoss der GPE-3300 voran und zog Cassian wieder zurück in seinen Sitz.

„Sehr gut, Cassian! Doch ich glaube du musst so langsam wieder zurück. Schau mal auf deine Wetterkarte.“, kratzte es plötzlich aus der Comlinkanalge des Speeders.

Cassian schaltete einige Knöpfe durch um auf die angesprochene Wetterkarte zu gelangen und tatsächlich bot sich dem Nubia keine guten Nachrichten. Ein Planeten weiter Orkan bewegte sich allmählich auf ihn zu. Hohe Windstärken, Blitze, Starkregen oder gar Hagel waren keine guten Bedingungen für einen Rennspeeder. Ein Blick aus seiner Gondel bewahrheitet die digital vermittelten, schlechten Neuigkeiten. Graue Wolken und lange Fäden aus Regen haben sich am Horizont aufgetan und schienen sich mit einem Affenzahn auf ihn zuzubewegen.

„Alles klar, dann komme ich mal zurück!“, meldete er über den Freisprech-Comlink.

***

Mit angenehmer Reisegeschwindigkeit näherte sich Cassian der Landeplatform mit zweiarmige Halteaufhängung. Der Autopilot würde schlussendlich die Landung auf dem Anwesen seines Freundes Sorr Kalto übernehmen. Nach seinem Ruhestand hatte sich dieser auf seinem Heimatplaneten ein kleines Archipel gekauft und ein Anwesen dasrauf errichten lassen. Imposant und abgeschieden. Perfekt um den breiten Fuhrpark des ehemaligen Manager seines Rennstalls zu testen.

Du hast es ja noch echt drauf! Fast schade das du in die Politik gegangen bist.“, hörte der Nubia die raue Stimme seines Freundes. Cassian war gerade im Begriff aus der Gondel zu steigen, als sich Sorr über eine kurze Brücke näherte.

„Um auf die Rennstrecke zurückzukehren müsste ich aber deutlich häufiger jedes bisschen Schubkraft aus deinen teuren Speedern rausholen um wieder in Form zu kommen. Die Kurve zum Schluss war nett, aber du weißt auch, dass sie weit von perfekt war. Ich dachte beinahe das Ding macht auf der Hälfte des Weges zu. Mal davon abgesehen das ich das ich auch nicht mehr der Jüngste bin.“, merkte Cassian leicht missmutig an.

„Wenn du alt bist, was bin ich dann?“, fragte der 82 jährige Mon Calamari gespielt empört.

„Ich weiß nicht, du läufst, sprichst, atmest. Tod bist du noch nicht alter Mann.“, konterte Cassian spöttisch.

Sorr schaut den Nubia kurz mürrisch an, ehe er lehrend seinen Finger hob und sagte: „Jetzt wird der Junge auch noch frech. Meine Spezies wird deutlich älter als hundert Jahre, also schreib mich ja nicht ab!“

Mit einer Taschenlampe bewaffnet, überprüfte Cassian während des Gesprächs nochmal den Speeder nach Beschädigungen oder Fremdkörpern. Tatsächlich fand er dabei eine Alge, die an einer der Energieleitungen klebte. Er nahm sie und hielt sie sich unter das Kinn, ähnliches eines langen Bartes. Anschließend ging er in die Hocke und spielte greises Gebaren auf. Sorr nun noch empörter, versuchte zu stoppen, in dem er ihm hinterher lief und versucht spielerisch auf ihn einzuschlagen.

„Du machst dich lustig wie ein kleiner Junge! Von wegen nicht mehr der Jüngste! Ich lass dich meinen neuen Speeder fahren und du machst dich über mich lustig!“, wütete er minder ernst.

Irgendwann hörte Cassian dann auf, als ihn der ältere Mon Calamari zwischen zwei Kisten in die Enge getrieben hatte.

„War nur ein Spaß! Ich schreib dich keinesfalls ab. Ich bin froh das die Neue Republik zufällig ihren Regierungssitz dort hin verlegt hat, wo du dein nettes Anwesen stehen hast. Kommst mir hier sehr gelegen.“, amüsierte sich der Nubia und warf die Alge hinterrücks von der Plattform. Dann schaute er auf die weite des Meeres hinaus, in dessen Hintergrund sich de Orkan tosend auf das Archipel zubewegte.

„Das ist viel zu gefährlich dort jetzt noch raus zufliegen, du bleibst lieber hier.“, sagte Sorr ernst.

„Da wird sich N5 aber ganz schön sorgen machen, dass ich heute nicht nach hause komme.“, antwortete Cassian, ehe er zu seinem persönlichen Comlink griff um seinen Sicherheitschef zu informieren. Mit einem Druck auf die Schnelltaste wählte er N5`Kommunikationskanal. Dieser meldete sich noch bevor der Nubia einen Satz sprechen konnte bei ihm.

„Meister Darvani! Seid ihr wohlauf? Die Wetterlage hat sich in der letzten Stunde, vierunddreißig Minuten und zweiundzwanzig Sekunden stark verschlechtert. Ein Orkan bewegt sich mit 275 Stundenkilometern auf das Anwesend von Meister Kalto zu. Benötigen sie Abholung? Ich werde sofort ein Shuttle besteigen und sie persönlich abholen.“, meldete sich die mechanische Stimme mit gewohnt präzisen Daten.

„Nein N5, dass wird nicht nötig sein. Ich verbliebe die Nacht bei Herrn Kalto und mache mich morgen auf den Rückweg.“, informierte der Senator von Nubia seinen Sicherheitschef.

„Laut meiner Datenbank verfügt Meister Kalto nicht übe die nötigen Sicherheitsstandards, über welche ich verfüge. Ich bitte sie ihre Entscheidung zu überdenken. Alternativ bin ich auch in der Lage zu ihnen zu stoßen, im Zweifelsfall bin ich in der Lage großen Wassermassen zu trotzten. Meister Darvani.“, protestierte der Droide entsprechend seiner analytischen Natur. Indes rollte Sorr seine großen Augen, sichtlich angenervt von der Penetranz des Droiden.

„Wie möchtest du denn hier hin kommen ohne dich waghalsig in ein Shuttle zu stürzen? Möchtest du über den Meeresboden laufen?“, fragte Darvani mit sarkastischem Unterton in der Stimme. Etwas das Droiden nicht von einer normalen Frage unterscheiden können. Ganz besonders ein übervorsichtiger Sicherheitschef, der daraufhin mit einem „Das ist korrekt. Hierzu bin ich dank umfangreicher Modifikationen in der Lage.“, entgegnete.

„Nein N5, du bleibst in Coral City und passt darauf auf, dass dort alles sicher und intakt bleibt. Ich werde morgen wieder kommen.“, befahl Cassian, bevor er sein Comlink abschaltete und hoffte das der Droide es dabei belassen würde.

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Ylsara Adinara & Maximillian van Janetschko |<


Maximilian schwieg für einen Moment, nicht aus Unsicherheit, sondern aus Genuss. Nicht des Weines wegen, sondern der gesamten Szenerie. Der Regen, der langsam zu einem rauschenden Trommeln auf der Glasfassade anschwoll. Der Duft von Gewürzen, von Parfüm, von Macht. Und vor allem, der Blick dieser Frau, der sich wie ein seidiger Schleier über seine Gedanken legte, elegant, kontrolliert, aber mit einer Hitze darunter, die nicht übersehen werden konnte.
Langsam stellte er sein Glas ab, die Fingerspitzen noch auf dem Stiel ruhend. Sein Blick senkte sich einen Atemzug lang auf ihre verschränkten Hände, glitt dann über die feinen Linien ihrer Robe zurück zu ihrem Gesicht.


„Senatorin Adinara…“


Begann er leise, und sein Ton war weicher, fast samten, mit einem kaum spürbaren Biss darunter, der andeutete, dass er das Spiel nicht nur verstand, sondern genoss.

„Ich muss sagen, es hat… Tiefe.“


Er lehnte sich leicht nach vorne, gerade weit genug, dass die feine Spannung zwischen ihnen greifbar wurde, aber nicht entladen.

„Ihre Argumentation ist tadellos. Der politische Pfad … wohlgelegt. Die wirtschaftlichen Bedingungen … akzeptabel.“


Er ließ ein kurzes, ehrliches Lächeln aufblitzen.

„Und die Aussicht auf ein weiteres Dinner mit Ihnen… nahezu verlockender als der Sitz in der Konzerngilde.“


Er hob wieder das Glas, nahm einen kleinen Schluck, ließ den Wein ein paar Sekunden auf der Zunge.

„NoiTec wird sich morgen offiziell dazu äußern, dass wir eine Investition auf Druckenwell prüfen. Ich werde persönlich sicherstellen, dass die Worte Gewicht haben und die Wirkung, die Sie sich erhoffen. Im Gegenzug,“


Fuhr er fort, während sein Blick sich in ihren verfing.

„Erwarte ich, dass NoiTec den Sitz in der Gilde garantiert bekommt. Kein ‚vielleicht‘, keine Interpretationsspielräume. Ich bin nicht hier, um Dejarik zu spielen, dessen Regeln sich mit jeder Bewegung ändern.“


Er wusste, dass er den Sitz nicht selbst einnehmen würde. Dafür hatte er bereits jemanden im Sinn, jemand, der sich zwischen den Machtstrukturen Druckenwells würde bewegen können, ohne aufzufallen, bis es nötig war. Aber das musste sie nicht wissen. Noch nicht.

„Was den von Ihnen vorgeschlagenen Tarifvertrag betrifft…“

Ein kurzer, schmunzelnder Blick.

Ich bin kein glühender Verehrer solcher Strukturen, aber ich erkenne ihren Nutzen, besonders in einer neuen Niederlassung. Wenn es uns hilft, rasch gutes Personal zu sichern und den Produktionsverlust in der Anfangsphase zu minimieren, lässt sich darüber reden. Ich denke an… eine entschlackte Variante. Gerade genug, um Ihre Wähler zufrieden zu stellen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.“


Er ließ den Satz wie einen Seidenschal in der Luft liegen.
Dann, eine Nuance dunkler in der Stimme sprach Maximilian weiter.

„Aber seien wir ehrlich, Senatorin… Was wir hier gerade aushandeln, ist mehr als eine wirtschaftliche Verabredung. Es ist… ein Bund. Und ich bevorzuge Bindungen, die auf mehr als Papier beruhen. Fester. Körperlicher, wenn Sie so wollen.“


Er sah, wie sie das aufnahm, nicht erschrocken, sondern wie jemand, der genau wusste, welche Karten gerade gespielt wurden und sich der eigenen Wirkung sehr bewusst war.

„Was Ihre Einladung zum nächsten Dinner betrifft, ich wäre töricht, sie nicht eher früher als später anzunehmen.“


Er ließ das Lächeln tiefer werden.
Er hörte die Schritte hinter dem Sichtschutz des Séparées, nahm den Auftritt ihres Sicherheitschefs gelassen zur Kenntnis, während sein Blick weiter bei Ylsara blieb.


„Wenn Sie und Ihr Gefolge es wünschen, steht Ihnen heute Nacht eine Etage des NoiTec Towers zur Verfügung. Absolute Diskretion, Zugriff auf die Sicherheitssysteme, Sie erhalten den gesamten Korridor. Ich garantiere, dass Sie sich ebenso sicher wie… willkommen fühlen.“

Als sie ihm die Frage stellte, ob ihre Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen seien, antwortete er nicht sofort. Er ließ seine Augen noch einen Moment auf ihr ruhen, dann nickte er langsam.

„Sie waren… aufschlussreich. Und, wenn ich ehrlich bin… sehr anregend.“


Er erhob sich langsam, ließ sich Zeit, während der Sturm draußen an den Glaswänden zerrte.

„Ich denke, wir beide wissen, das war kein Abschluss. Sondern ein Auftakt.“


Sein Blick verriet keine Hast, nur Interesse und Vorfreude.



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Ylsara Adinara & Maximillian van Janetschko |<
 
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Ylsara Adinara & Maximilian van Janetschko

Ylsara ließ das Weinglas langsam, in einer kleinen, fast beiläufigen Bewegung zwischen ihren Fingern kreisen. Es half ihr, die Gedanken zu ordnen und ihre Worte abzuwägen. Auf der glatten Oberfläche des Stilglases spiegelten sich die goldenen Reflexe der dezenten Beleuchtung.

“Eine Garantie also”, wiederholte sie, mehr zu sich selbst, als zu Maximilian, und stelle dann das Glas ab. Ihr Blick hob sich zu seinem, ruhig und aufmerksam, aber mit dem kalkulierten Ausdruck einer Politikerin. Als solche, besonders als Senatorin, wusste sie, dass es keine echten Garantien gab - nur gut gewählte Worte zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um sich starke Allianzen zu sichern.

“Ich verstehe Ihr Anliegen. Und ich schätze es, dass Sie nicht einfach so auf Absichtserklärungen bauen.” Ihr Ton war weich und anerkennend.
“Aber Sie wissen so gut wie ich, dass wir beide uns in einem Raum bewegen, in dem Macht nie vergeben, sondern stets verdient werden muss. Heute, morgen - und übermorgen ganz sicher neu.”

Sie lehnte sich zurück, die Hände nun locker ineinander verschränkt.

“Was ich Ihnen allerdings geben kann, Maximilian, ist weit mehr als eine bloße Zusage. Ich habe die Stimmen im Konzentrat bereits sondiert. Rothana wird weichen, wie versprochen. Ihre Aufnahme wird vorbereitet sein - als Teil einer Neuausrichtung der langfristigen Stabilität von Druckenwell.”

Sie ließ ihren Blick kurz durch die Fenster draußen gleiten, wo die Lichter von Coral City noch immer durch die Tropfen des Regens flimmerten.

“Ich werde dafür sorgen, dass Ihr Name Zustimmung findet. Und viel mehr noch: Ich werde nicht nur für Ihren Sitz eintreten, sondern dafür, dass Ihre Stimme dort auch Gewicht hat. Aber Sie werden sicher verstehen, dass meine Seite auch etwas braucht, das über Vertrauen hinausgeht.”

Sie machte eine kleine Pause, die absichtlich genug Raum ließ.

“Wir beide als Verbündete - langfristig und verlässlich. Körperlich.”

Das letzte Wort betonte sie dezent.

“Wir müssen hier jedoch nichts übers Knie brechen. Veröffentlichen Sie die Stellungnahme morgen und dann werden Sie sehen, wie sich die Dinge entfalten. Ich besorge Ihnen die gewünschte Garantie und beim nächsten Dinner können wir unser Bündnis festhalten und konkretisieren. Handfester. Langfristig. Kein Deal für eine Nacht. Wie sie sagen: Das hier war erst der Auftakt.”

Ylsara lächelte schmeichelhaft.

“Ich danke Ihnen für Ihr großzügiges Angebot. Doch ich habe noch einiges vorzubereiten heute Nacht.”

Sie dachte außerdem daran, was es für ein gefundenes Fressen für die Presse wäre, wenn man sie nach einer Übernachtung im NoiTec Tower am Morgen abfliegen sähe, kurz bevor der Konzern ein maßgebliches Investitionsprogramm für Druckenwell ankündigen würde. Korruption gehörte zum Spiel des Senats dazu, aber es waren schon viele Senatoren gefallen, die es in Sicherheit wiegend zu offensichtlich gemacht haben.

“Vielen Dank für dieses … anregende Dinner”,
bestätigte sie, weiterhin lächelnd, ehe sie die Winkel ihrer Lippen sanft mit einer Serviette abtupfte. Dann erhob Sie sich, um sich vom NoiTec-CEO zu verabschieden.

Als sie wenig später in ihrem Senatoren-Apartment ankam - gerade noch rechtzeitig, um den schlimmsten Auswirkungen des Sturms zu entgehen -, ließ sie sich sofort mit ihrer Kontaktperson bei BlasTech verbinden, um mit dem Konzern-Giganten die nächsten Schritte abzustimmen und Rothanas Schicksal auf Druckenwell zu besiegeln. Es blieb nur abzuwarten, ob Maximilian van Janetschko sein Wort hielt.


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Ylsara Adinara
 
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Ylsara Adinara

Obwohl die Holoübertragung gerade beendet wurde, flackern das Licht des Projektors noch einen Moment über dem runden Tisch, ehe es erlosch. Ylsara saß im Halbdunkel ihres Senatoren-Apartmens, die Finger ruhig ineinander verschränkt, in ihrem Sofa versunken und den Blick auf die Weite jenseits des Fensters gerichtet. Das Meer von Dac waberte in trägen Wellen umher. Das Wetter hatte sich nun, einen Tag später, beruhigt. Doch in ihrem Kopf tobten die Gedanken.

Maximilian van Janetschko hatte tatsächlich geliefert. Und zwar exakt so, wie sie es von ihm gewünscht und gebraucht hatte - elegant, sachlich, glaubwürdig. Ohne überflüssigen Pathos oder aggressives Dominanzgehabe. Stattdessen hatte er mit einer wirtschaftspolitischen Bombe geglänzt, eingebettet in euphemistischen Optimismus. Er hatte durch den politischen Nebel hinweg gewirkt, den Ylsara aufgrund ihrer Position als Senatorin nicht verlassen konnte.

Die Togruta erhob sich, trat ans Fenster, betätigte einen Schalter, um die Jalousien weiter zu öffnen und den atemberaubenden Ausblick so vollends entfalten zu können. Das Meer, das sich unter den massiven Plattformen der Mon Calamari erstreckte, spiegelte den Glanz des Sonnenlichts. Die Tage nach solchen Stürmen hatten die Angewohnheit, immer besonders schön zu sein. Im Glas des Panoramafensters spiegelte sich ihre eigene Silhouette - goldene Montrals, elegante Robe und ein durchdringender Blick.

Die Senatorin dachte an die Mechanismen, die hinter dem Gesagten aufwarteten.


Van Janetschko hatte nun den ersten öffentlichen Schritt gemacht. Damit stellte er sich verlässlich, aber auch auf gewisse Weise verwundbar dar. Wer öffentlich investierte, musste liefern. Und wer in Druckenwell - überdies zu so einem Zeitpunkt - investierte, konnte nicht einfach mehr abspringen, ohne einen Gesichtsverlust zu ristkieren. Das wusste er. Und sie wusste, dass er das wusste.

Aber was sie wirklich von diesem Bündnis erwartete, ging weit über die kurzfristige Symbolik seiner Ankündigung hinaus. Mit NoiTec konnte sie eine neue Achse des Einflusses auf Druckenwell etablieren. Nicht bloß wirtschaftlich, sondern strukturell. Seine Ressourcen, seine Netzwerke, seine Fähigkeit der Einflussnahme, waren genau der Rohstoff, den sie gebraucht hatte, um sich selbst aus dem Griff des Konzentrates zu emanzipieren. Und im Gegenzug bot sie dem CEO Zugang zu Gesetzesvorhaben, Subventionsplänen und Zollpolitik.

Mehr noch: Mit einem Sitz im Konzentrat - kontrolliert über einen loyalen Vertreter Maximilians - hätte sie künftig eine eigene Machtposition auf Druckenwell und würde sich vor einem Messerstich in den Rücken ihrer eigenen Arbeit weniger fürchten müssen.

Gleichzeitig hatte sie mit der Ankündigung, einen Tarifvertrag aufzusetzen, einen entscheidenden Schritt getan, um die angespannte Lage in der Arbeitsbevölkerung von Druckenwell zu beruhigen. Es war das längst überfällige Signal, dass Präsident Greven verpasst hatte zu liefern. Stattdessen schlug sein Innenministerium mit übertriebener Härte zu, um die Gewerkschaftsbestrebungen im Keim zu ersticken. Eine Dummheit sondergleichen. Greven war längst auf dem Rückzug. Und sein designierter Nachfolger, Arkon Venn, war nichts weiter als ein Marketingprodukt der Konzerne - noch formbar. Solange er keine festen Allianzen geschlossen hatte, würde sie dafür sorgen können, dass er sich ihrer Politik unterwarf. Zumindest hoffte sie das. Nicht zuletzt durch den Einfluss, den NoiTec ihr bieten würde.

Sie sah sich nicht einfach nur als Senatorin, als Vertreterin ihres Planeten. Sie sah sich selbst als kommende Architektin einer neuen Ordnung auf Druckenwell. Einer Ordnung, in der Loyalität und Einheit über Parteibücher und Arbeitskampf hinausging. In der die wirtschaftliche Kraft ein Gestaltungsmotor für ihre eigene galaxisweite Politik war. Ihre Vision war keine Revolution. Ihre Vision war eine Verbesserung!

Ein leiser Signalton unterbrach ihre Gedanken. Sie ging erneut erneut hinüber zum Tisch und reaktivierte den Holo-Transmitter.


“Ich nehme an, du hast den Broadcast gesehen”, eröffnete Ylsara das Gespräch gegenüber ihrer politischen Beraterin, Sirae Korlan. Die blauhäutige Twi’lek nickte ernst.

“Natürlich.”

“Dein Eindruck?”

“Er hat geliefert. Klare Sprache. Kein Wort zu viel oder zu wenig.”

Ylsara nickte.
“Zeit für uns zu liefern. Wenn van Janetschko erst einmal sieht, dass der Boden, den er betritt, ihn trägt, dann haben wir unser Bündnis.”

Die Senatorin ging hinüber zum Tisch und nahm ihr Datenpad in die Hand. Die ersten Reaktionen der Presse trafen bereits ein, zusammen mit denen aus dem Senat. Die üblichen Ausschuss-Anfragen, einige Lobby-Gruppen, ein vorsichtiges Memo aus dem Büro von Senatorin Borressa - alles wie erwartet.

“Bereite mein Treffen mit BlasTech vor”, sagte sie schließlich. “In zwei Tagen. Ich will, dass der Sitzwechsel im Konzentrat in trockenen Tüchern ist, bevor die Gerüchte beginnen.”

“Und öffentlich?”, fragte Sirae nach.

“Ich werde heute Abend eine ergänzende Erklärung im Rahmen eines Interviews im Senat abgeben. Kurz und sachlich. Ich würdige lediglich die wirtschaftliche Initiative - betone aber, dass Druckenwell keine Deals auf Zuruf abschließt. Wichtig ist aber, dass besonders der Tarifvertrag als Aussicht bei unseren Leuten hängen bleibt. Das sollte die Situation etwas beruhigen.”

“Klar”,
antwortete die Twi’lek. “Noch etwas?”

Ylasara schüttelte den Kopf - hielt dann aber inne. “Doch. Kessa soll einen Entwurf vorbereiten. Einen Artikel über die Perspektive Druckenwells. Du hast doch noch deinen Freund bei der Dac News, oder? Wir sollten der Stimmung Nachhilfe verleihen. Für die Investoren, aber auch für die Arbeitenden.”

Sirae nickte. Als die Verbindung endete, trat Ylsara wieder ans Fenster. Die Sonne war klar über Dac, golden und brennend. In Coral City war ein neuer Tag herangebrochen. Ein guter Tag für Druckenwell, eine halbe Galaxis entfernt.

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Ylsara Adinara
 
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Ylsara Adinara und Gefolge

Ylsara schritt durch den Ostflügel, der in der typisch stillen Betriebsamkeit lag. Gedämpfte Gespräche und das Surren von Botendroiden waren hier die allgegenwärtigen Umgebungsgeräusche. Galerie 17 war ein hell verglaster Verbindungsgang, von dem aus man einen hervorragenden Ausblick auf das riesige, von der Morgensonne beschienene Plenargebäude hatte. In ihrer rechten Hand hielt die Senatorin, an diesem Tag ganz in Blau gekleidet, das Datenpad, dass Kessa, ihre persönliche Assistentin, einen Augenblick zuvor kommentarlos überreicht hatte.

Die Togruta hatte sich gerade mit einem Handelsgesandten von Ukio über Agrarsubventionen unterhalten. Es war ein seichtes, höfliches, fast angenehmes Gespräch, in dem ein unterschwelliges Machtspiel um Exportquoten mitschwang. Nichts, was ihr die Aufmerksamkeit eines ganzen Tages raubte, sondern etwas, was in einem kurzen Morgentermin erledigt war. Nichtsahnend aktivierte sie den Holo-Transmitter des Datenpads und in feinem Blau stieg das Symbol von Druckenwell Channel One empor. Dann der Titel einer Eilmeldung. Ylsaras Augen lasen die Worte. Ein Mal. Ein weiteres Mal. Ihr stockte der Atmen und ihre Schritte wurden langsamer. Noch immer hatte sie nicht verstanden - nicht verstehen wollen, was dort geschrieben stand.

Unter dem Standbild des Debattenstudios, eingefroren in der Sekunde eines grellen Lichtblitzes verriet eine Laufzeile:


EILMELDUNG: BEIDE PRÄSIDENTSCHAFTSKANDIDATEN AUF DRUCKENWELL BEI ATTENTAT GETÖTET: AUSNAHMEZUSTAND AUSGERUFEN: KRIEGSRECHT IN KRAFT.

Sie blieb augenblicklich stehen, in die Traube ihrer Gesandtschaft eingebettet. Ihr leichtes Schwanken fing Kessa geschickt und diskret auf. Eine Sekunde wirkte sie beinahe abwesend. Ihre goldenen Augen hafteten auf der Holo-Projektion, das sich stoisch in Dauerschleife wiederholte. Dann schob sich ein Bild in den Vordergrund - eine Aufnahme der Debatte, wenige Minuten vor dem Attentat. Sie erkannte Leria Tharn, die berühmte Moderatorin von Druckenwell Channel One. Präsident Kallor Greven. Und seinen Herausforderer Arkon Venn. Alles war in Bewegung, zeigte das, was nun Vergangenheit war.

Ein Geräusch vor ihr ließ Ylsara aufblicken. Tero Vallon, ihr Sicherheitschef, war unauffällig näher getreten. Sie nickten sich knapp zu.


“Kessa?”, fragte die Senatorin knapp in die Runde ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ihre Stimme war beherrscht, klar, nicht laut - wie immer. Die junge Frau trat an ihre Seite, ein weiteres Pad in der Hand.

“Bestätigt”, flüsterte sie. “Doppelt. Von unserem Büro auf Druckenwell und über den Senatsverteiler. Die Information ist schon offziell.”

Ylsara nickte und schwieg. Die Fenster warfen langgezogene Schatten auf den blankpolierten Boden der Galerie. Darunter bewegte sich ein Speeder durch die senatsinternen Zufahrten. Im Senat schien sich nichts verändert zu haben. Druckenwell war nur eine Welt von Tausenden. Dennoch würde nun einiges anders werden. Zumindest für sie.

Sie hatte ja mit vielem gerechnet. Dass die Unruhen eskalieren würden. Vielleicht sogar mit Kämpfen in den Werften. Aber ein öffentliches, live-ausgestrahltes Attentat auf beide Kandidaten? Das war kein zufälliger, unkontrollierter Gewaltakt. Das war eine Zäsur. Das würde den Planeten ins Chaos stürzen.

Ylsaras Blick blieb einen weiteren Moment auf der Stadtlandschaft Dacs draußen vor dem Galeriefenstern haften. Sie schien durch alles hindurch zu sehen. Sie verdrängte den Gedanken an Greven, an Venn. Ihre Gedanken galten den Einwohnern von Druckenwell, die nun Freiwild im Spiel der Mächte waren. Konzernrat. Innenminister Drelkar. Die Arbeiterbewegung. Wer steckte hinter diesem monströsen Attentat?

Die Senatorin drehte das Pad herum, als würde sie die Nachricht damit ungeschehen machen können. Dann atmete sie erst einmal durch - langsam -, bevor sie sich wieder dem Gang und ihrem Gefolge zuwandte, die sie alle erwartungsvoll anstarren.


“Ich will eine vollständige Lageübersicht”, begann sie. “Ihr habt eine Stunde. Militärische, politische, wirtschaftliche Parameter. Alles!”

Einige ihrer Mitarbeiter nickten und verschwanden bereits, um ihre Aufgaben zu erledigen. Tero Vallon blieb an ihrer Seite. Ylsara sah nicht zu ihm, als sie weiterschritt. Sie wusste, warum er so handelte. Er befürchtete, dass auch sie Ziel eines Attentats werden könnte. Doch das war nun wirklich weit hergeholt. Zumal es vermutlich keinen sicheren Ort als das Innere des Senatsgebäudes gab, nachdem man es in den letzten Jahren hochgerüstet und die Sicherheitsmaßnahmen auf das Maximum verstärkt hatte.

“Ich brauche alle Profile von Senatoren, Offizieren und Beamten, die mir potenziell als Verbündete zur Verfügung stehen. Wir werden dieses Thema im Sicherheitsausschuss, vielleicht sogar im Plenar behandeln müssen. Ich brauche Senatoren, die mir zur Seite stehen.”

Der Flur der Galerie schien nun endlos, doch Ylsara schritt ihn mit einer gewissen Geschwindigkeit ab, obwohl ihre Schritte weiter genauso kontrolliert wie ihre Miene war. Auf der anderen Seite der Glastür, die in das eigentliche Senatsgebäude führte, sah sie bereits die Pressevertreter heraneilen. Zeit zum Handeln.

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Ylsara Adinara und Gefolge
 
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