Nkllon (Athega-System)

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Der Knall kam ohne Vorwarnung, ein einziger, gleißender Riss in der Luft. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte Teneb Dask, die Station selbst sei zerborsten, dann erkannte er die Quelle. Gantou. Der Sprengsatz. Rauch, Hitze, Druck. Die Welt verwandelte sich in eine flirrende Wand aus Lärm und Licht. Etwas traf ihn an der Schulter, warf ihn zu Boden; Metall splitterte, Schutt rieselte aus den Paneelen. Er roch verbranntes Isoliermaterial, hörte das Kreischen des Metalls, und darüber den dumpfen Einschlag eines Körpers, der verschwand. Sein erster Gedanke war keiner aus Angst, sondern aus Reflex: Flucht. In der Asche des Chaos lagen Möglichkeiten. Die Ubese hatte ein Loch in die Wand gesprengt, einen Ausweg, für sie, für ihn vielleicht auch. Doch der Gedanke kam zu spät. Die Druckwelle hatte ihn auf die Knie gezwungen, die Luft war so dicht von Staub, dass er kaum sehen konnte. Der Rauch war warm, der Geschmack nach Metall scharf.
Er sah das Loch in der Wand, sah, wie der Rauch hinausdrang, und ahnte, dass die Ubese fort war. Entkommen, irgendwo zwischen den vibrierenden Schächten und dem Chaos der driftenden Plattform. Für einen Augenblick erstarrte er, zwischen dem Schock und der Erkenntnis, dass auch dies wieder ein Moment war, den er nicht kontrollieren konnte. Fliehen oder bleiben, überleben oder verschwinden und er konnte nichts tun, außer atmen. Alles ging dann rasend schnell. Sikarius Ausbruch. Seine Tiraden und die Antworten des Suchdroiden. Schließlich eine unerwartete Prüfung.

Das Geräusch des Aufpralls, als der Blaster vor ihm auf den Boden glitt, war trocken, beinahe beiläufig.
Sikarius hatte ihn ihm wortlos zugeworfen, als reichte er ihm ein Werkzeug, nicht eine Waffe. Tenebs Finger zögerten, bevor sie den Griff schlossen. Das Metall war warm, schwer, vertraut, und doch brannte es in seiner Hand wie eine Prüfung. Für einen flüchtigen Moment, kaum länger als ein Atemzug, dachte er daran, einfach abzudrücken. Ein Schuss. Ein Ende.Der Sith stand nur wenige Meter entfernt, halb im Schatten, halb im flackernden Licht, sein Rücken ungeschützt. Kein Lichtschwert, nur diese rostige, vibrierende Klinge, die aussah, als hätte sie mehr Blut als Energie gesehen. Eine Waffe aus einer anderen Zeit. Und doch hatte sie eben einen Blasterbolzen mühelos verschluckt, als wäre das Metall selbst mit der Macht imprägniert.
Tenebs Puls raste. Er sah den Schuss, den Aufprall, das mögliche Ende. Aber er tat nichts. Nicht aus Kalkül, nicht aus Moral, sondern aus Angst.
Wenn er abdrückte und scheiterte, würde nichts von ihm bleiben als Asche an der Wand. Er atmete flach, senkte den Blaster und redete sich ein, es sei Vernunft. Doch in Wahrheit war es nur Feigheit, fein verpackt in Überlebenstrieb.


„Ich bringe euch hin,“ sagte der Bleiche knapp und gab sich nicht die Mühe, die Wahrheit zu verschönern. „Er ist oben. Oberer Wartungskorridor, Sektor drei-neun. Containerroute verläuft durch die Schmelzschächte. Er nutzt die Verbindung zum Primärförderer als Unterschlupf. Der Ort ist geschützt durch das Magnetfeld der Energieleitungen.“

Die Worte kamen gleichmäßig, doch jeder Satz war eine kalkulierte Wunde. In dem Moment, in dem die Worte seine Kehle verließen, spürte er, wie etwas in ihm zusammenrutschte und neu geordnet wurde. Auf Umbara hatte man ihm früh beigebracht, dass Information Macht war, aber auch dass jede Information einen Preis forderte. Sein Leben, so bitter das klang, hatte ihn gelehrt, welche Rechnungen man bereit war zu begleichen. Heute zählte nichts anderes als Atem. Er hatte die Namen preisgegeben; der Preis war bezahlt. Der nächste Preis stand noch offen. Er hätte lügen können. Er hätte Castor in ein anderes Segment verlegen können, einen Umweg bauen, eine falsche Spur. Aber Sikarius hatte ihn angesehen, und in diesem Blick lag etwas, das tiefer schnitt als jedes Messer. Etwas, das wusste, wenn man log.
Sein Blick glitt zu dem Sith, zu der klaffenden Brandnarbe, zur bionischen Linse, die kalt funkelte. Der Mann war ein Abgrund, und
Teneb hatte gerade versucht, sich noch näher an dessen Rand zu drücken, als wäre dort vielleicht ein Grat, auf dem man stehen konnte, ohne zu fallen. Sein linkes Auge flackerte. Ein kurzer, unangenehmer Stich. Das helle Grau nahm einen warmen, unsauberen Bernsteinton an, so als wollte etwas in ihm aufleuchten, das er nicht eingeladen hatte. Er spürte die Präsenz des Fremden wie eine Hand, die tastend über seine Wirbelsäule fuhr; nicht freundlich. Nicht suchend. Besitz markierend.

Seine Augen wanderten zum Datapad, das noch immer zuckend am Boden lag, und dachte in kurzen Abfolgen: Wenn ich allein losgehe, bin ich tot; wenn ich sie führe, habe ich ein geringes Maß an Bewegungsfreiheit; wenn ich lüge... er wird es merken. Oder UX-23. Also reden, aber kurz. Fakten, keine Geschichten. Kein Mitleid. Keine Heldenpose. Er atmete knapp aus, die Luft schmeckte nach verbranntem Synthleder und Metallstaub.
Er musste
Sikarius einen zusätzlichen Grund geben, ihn zu behalten. Nicht aus Loyalität, sondern als Nutzobjekt mit mehr Wert als nur der flotte Bonus des Verrats. Teneb wusste, was sie von ihm wollten: den Weg zu Castor. Und er wusste, dass er für Sikarius nichts weiter war als ein Werkzeug, das man zum letzten Schlag führt, bevor man es entsorgt.

Er senkte den Blick, den Blaster in der Hand, und dachte an
Castor. Teneb sah ihn vor seinem inneren Auge, wie er in einem Kabelgewirr stand, das Gesicht von Funkenlicht beleuchtet, die Hände ruhig, konzentriert. Ein Techniker, ja aber keiner für den Krieg. Nun dachte der Umbaraner an Spoxx, an ihre laute Art, an Scythe, der schweigend blieb, wenn andere schrien. Vielleicht konnte er die beiden retten? Ein Blutopfer am Altar des eigenen Überlebensinstinkts, ein Obelisk der Selbsttäuschung.

Er folgte dem Sith, der die Tür mit einem Machtstoß öffnete. Metall krümmte sich, Rauch zog wie ein Mantel aus Dunkelheit hinter ihnen her. UX-23 surrte dicht hinter ihm, und Teneb fühlte sich wie ein Tier, das an einer unsichtbaren Leine geführt wurde.
Er hatte keine Kontrolle — nur den Anschein davon. Doch dieser Anschein war sein einziges Werkzeug. Wenn er schon den Weg kannte, dann würde er ihn diktieren. Nicht durch Befehle, sondern durch Führung. Wenn er Sikarius glaubhaft dorthin brachte, wo Castor war, konnte er die Situation vielleicht neu drehen. Vielleicht.

Er spürte, wie das Licht in seinem verbliebenen Auge zu flackern begann. Das irisierende Grau färbte sich dunkler, gelblich, warm, eine Reaktion, die er nicht verstand. Immer, wenn dieser Mann in seiner Nähe war, geschah es. Etwas in der Luft vibrierte, eine unhörbare Frequenz, die an den Rändern seines Bewusstseins zerrte. Vielleicht war es Macht. Vielleicht war es Furcht. Vielleicht war beides dasselbe.
Teneb richtete sich ein wenig auf, den Blaster an der Hüfte, und folgte in den Gang hinaus. Der Boden vibrierte schwach unter seinen Schritten; die Station driftete weiter, unaufhaltsam, der Druck der Lavafelder wuchs. Sie mussten in Bewegung bleiben, wenn sie überhaupt noch eine Chance hatten, nicht mit der Plattform in die Flammen zu stürzen. Aber Sikarius schien diese Realität nicht zu kümmern. Für ihn war Zeit ein Spielzeug, das man zerbrechen konnte, wann immer man wollte.
Als sie den Gang betraten, warf
Teneb einen letzten Blick zurück in das Büro. Der Rauch verschlang das Licht, der Geruch nach Ozon und Asche lag schwer in der Luft.Hinter dieser Schwärze war alles, was er verraten hatte. Vor ihm wiederum lag alles, was ihn vernichten konnte. Er ging weiter, und jeder Schritt war ein stiller Kompromiss zwischen dem Willen zu leben und der Gewissheit, dass es dafür keinen gerechten Preis mehr gab.
Der Gang war schmal, kaum breiter als drei Schritte. Eine Notbeleuchtung warf pulsierende Schatten über die Wände, das Licht wanderte in langen Intervallen, wie der Atem eines Sterbenden. Der Rauch aus dem Büro hing noch in den Kleidungsfasern, eine Mischung aus verbranntem Kunststoff und Staub. Jeder Schritt hallte in der metallenen Röhre, dumpf, kurz, gefolgt vom Summen des Droids, dessen Sensoren unablässig arbeiteten. Lord
Sikarius ging voran, als würde die Dunkelheit ihm gehorchen. Sein Schritt war nicht eilig, sondern von dieser Art kontrollierter Ungeduld, die den Raum füllt, ohne ihn zu hetzen. Die Konturen seiner verbrannten Gestalt waren scharf gegen das matte Rot des Notlichts, der Scimitar in seiner Hand schimmerte wie ein gebrochener Zacken Glas.
Teneb folgte in kurzem Abstand. Er warf flüchtige Blicke über die Schultern, suchte Muster im Schutt, in den vibrierenden Panels, in den Linien des Deckenskeletts. Das war seine Art, zu überleben, sehen, lesen, deuten. Die Macht, die Sikarius ausstrahlte, war kein Gefühl, sondern eine konstante Präsenz. Kein Sturm, kein Donner, sondern ein Gravitationsfeld, das alles in sich bog. Der Umbaraner spürte es in den Gelenken, in den Zähnen, in der Stimme, die er noch nicht wiederfand. Der Sith musste nicht sprechen. Seine bloße Nähe reichte, um aus dem Gang ein Tribunal zu machen.

Über ihnen vibrierte ein leises Dröhnen. Container, dachte Teneb. Förderstrecke. Sie befanden sich bereits nahe den Aufzügen, wo die Wärme zunahm, Schweiß unter die Haut kroch, und das Metall leicht vibrierte. Die Station lebte noch, aber ungleichmäßig, wie ein Herz, das aus dem Takt geraten war. Die Anzeigen flackerten.
[Gravitationsstabilisatoren bei 46 % Kapazität.] Ein Blick genügte, um zu verstehen, wie nah sie dem Kippen waren.

UX-23 glitt vorüber, summte ununterbrochen, seine Stimme moduliert in sachlicher Nüchternheit:
„Temperaturanstieg: Acht Komma sechs Prozent. Strukturelle Integrität: Fragil. Empfehlung: Beschleunigte Fortbewegung.“

„Halts Maul“, knurrte Sikarius, ohne sich umzudrehen. Der Droide schwieg, aber Teneb meinte, eine Art vibrierende Irritation in den Frequenzen zu hören, so als hätte selbst ein kaltes Gerät gelernt, Groll zu empfinden. Die Luft wurde heißer. Ein Lüfter irgendwo über ihnen drehte sich kurz, dann starb das Geräusch wieder ab. Der Gestank nach Öl und Hitze vermischte sich mit dem metallischen Geschmack der Angst, die er nicht loswurde. Sein Kopf pochte; die Lichtquellen waren grell, blendend, sein umbaranisches Auge reagierte über, suchte Schatten und fand keine.
Er zwang sich, sich auf die Geräusche zu konzentrieren . Schritte, Summen, Vibrationen. Alles, was real war. Der Weg führte in einen Wartungsschacht, schmal, nach oben geneigt. Die Hülle vibrierte stärker hier, und irgendwo unter ihren Füßen schlugen dumpfe Schläge, als würden schwere Türen schließen.
Sikarius blieb abrupt stehen. Teneb tat es ihm gleich, das Herz ein Muskel aus Glas.

„Da,“ sagte der Sith. Nur dieses eine Wort. Vor ihnen, in einem der Seitenkorridore, flackerte ein Notlicht. Das Flackern war rhythmisch, nicht zufällig. Eine Art Code. Kurz, kurz, lang, lang. Dann wieder Pause. Der Umbaraner erstarrte. Er kannte dieses Muster. Castor. Sein Magen zog sich zusammen, als er realisierte, dass der Sullustaner lebte und dass er, durch diesen Zufall, sie direkt auf ihn zugesteuert hatte.

„Bewegung“, sagte UX-23 trocken, Sensoren nach vorn gerichtet.

Als würden die eisigen Wüsten von Rhen Var von ihm Besitz ergreifen, spürte
Teneb, wie sein Körper erstarrte. Er wollte etwas sagen: Eine Warnung, eine Entschuldigung, eine Ablenkung, doch da war wieder dieses Ziehen in seinem Inneren, dieser Widerhall, den er nicht verstand. Ein leises Summen an der Grenze des Bewusstseins, das sich zu einer Vibration ausweitete. Und diesmal war es stärker. Das Licht reagierte darauf. Für einen Sekundenbruchteil flackerten alle Leuchten zugleich, als würde etwas im System auf ihn antworten. Er fühlte es in den Fingerspitzen, in der Kehle, in der Luft um ihn herum. Eine Welle, schwach, aber spürbar. UX-23s Sensoren zuckten.

Der Gang verengte sich zu einem schmalen Wartungstunnel, kaum mannshoch. Überall lagen lose Kabel, manche funkelten noch, andere tropften wie Adern aus Glas. Die Temperatur stieg spürbar. Irgendwo unter ihren Füßen vibrierte die Plattform in tiefen Pulsen, ein dumpfer Rhythmus, der an ein Herz erinnerte, das aus dem Takt geraten war. Der Geruch von Ozon und Metall hing schwer in der Luft. Teneb bewegte sich vorsichtig weiter, Schritt für Schritt, den Blaster halb gesenkt, bereit, aber nutzlos. Vor ihnen fiel das Licht auf eine Biegung, wo der Boden abrupt abbrach. Ein flackernder Schildgenerator summte unruhig in den Tiefen, dann erlosch er. Nur noch Dunkelheit darunter. Der Umbaraner beugte sich leicht vor, das Leuchten seiner Augen spiegelte sich auf der feuchten Metallkante. Der Wartungsschacht war aufgerissen, eine ganze Sektion des Korridors war weggebrochen. Der Boden, die Leitungen, die Geländer: alles fort. Nur die nackte Leere blieb, durchzogen von einzelnen schwebenden Schrottteilen, die träge im schwachen Magnetfeld drifteten. Auf der anderen Seite, kaum zehn Meter entfernt, führte der Weg weiter. Die Förderstrecke, die zu Castors Sektor führen musste, lag jenseits dieser Lücke. Dahinter blinkten Notlichter, ein mattes, rhythmisches Pulsieren, das den Nebel in schwaches Rot tauchte. Die Entfernung war nicht groß, aber tödlich, wenn man fiel. Ein Windstoß aus der Tiefe strich ihnen entgegen. Heiß. Schwer. Irgendwo darunter glühte die Station, die Schmelzkammern, in die sie abdrifteten. Der Boden vibrierte stärker; die Kante, auf der sie standen, begann leise zu knirschen.
Teneb trat einen Schritt zurück, vorsichtig, als könnte schon das Gewicht seines Atems den Boden lösen. Hinter ihm spürte er die stille Wucht von Sikarius, unbeweglich, wie ein Schatten, der nicht atmete. Daneben das Surren des Droids, dessen Sensoren in präzisen Bahnen arbeiteten, jede Bewegung, jedes Geräusch aufzeichneten. Vor ihnen: Mehr als drei Meter Leere. Tenebs Blick glitt in die Tiefe. Dort unten begann sich etwas zu bewegen.

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