Ord Mantell (Bright-Jewel-System)

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Trotz der privateren Atmosphäre versucht Kalea möglichst ernst zu bleiben. Sie ließ sich nur sehr ungerne mit Untergebenen ein, vor allem mit solchen die dann an Bord ihres Schiffes dienten oder unter ihrem Kommando standen, etwas das auf die frisch gebackene Ad'ika vor der Pantoranerin zutraf.

"Die Rusty Reaver verfolgt derzeit einen Angriffszug für uns und ihr Captain ist ihr... nun sagen wir mal abhanden gekommen, jetzt haben sie die Chance sich mit unserem kleinen Dickschiff zu beweisen. Sie ist ein kleiner schnuckliger Kreuzer der MC80b-Klasse, ein wenig auf unsere Bedürfnisse angepasst. 1200 Meter in der Länge, 3400 Mann Besatzung, eine knappe Legion Söldner als Bodenpersonal an Bord, verstärkte Schilde, zusätzliche Bewaffnung in Form von 36 Schweren Ionengeschützen und vier angebaute Traktorstrahler, wirklich eine kleine Perle, viel zu selten für ihre eigentlichen Aufgaben benutzt. Ein Umstand den sie während ihres ersten Fluges unter meiner Aufsicht hoffentlich beheben werden. Die Crew ist erfahren und im militärischen Dienst geschult, die meisten arbeiten schon Jahre an Bord des Schiffes. Die besten Vorraussetzungen also um die Qualitäten eines Captains zu testen. Auf ein wohlwollendes lächeln werden sie wahrscheinlich noch ein wenig warten müssen Ad'ika, bis ich auf das Kosenamenangebot zurück kommen sollte..."

Kalea riss sich zusammen um eine absolut neutrale bis ernste Miene zu dieser Erklärung beizubehalten. Was das Dickschiff anging... das war natürlich nichts im Vergleich zu Kaleas Violett, im Gegensatz zu dieser konnte die Reaver jedoch eine weit größere Geschichte vorweisen. Für die Chiss würde die Prüfung darin bestehen einen erfolgreichen Raid auf eine der kleineren Städte auf dem Planeten Serenno anzuführen. Im Idealfall kam es zu einer kleinen Begegnung mit Imperialen oder Republikanern, die ebenfalls Teile der lokalen Parteien in diesem zunächst so unbedeutenden Konflikt unterstützten.

"Bezüglich Pateessa Spectre sei noch gesagt, ja sie ist damit reingewaschen... selbst aus meiner Perspektive. Als freundschaftlichen Rat würde ich ihnen noch mitgeben vorsichtig zu sein und das Thema Beruf zu vermeiden, es mag dämlich klingen aber sie wären nicht der erste Kollateralschaden den ich gesehen habe der keinen Kopf mehr hatte weil er zu tief gegraben hat."

Bei dem Gedanken daran jetzt die Arbeit liegen zu lassen, einen Champagner zu öffnen und sich ein wenig mit der Blauen zur Feier des Tages zu vergnügen, wurde Kalea merklich wärmer. Das Angebot war ohne Zweifel verlockend und entsprach dem was sie selbst auch am liebsten getan hätte, was sie wollte stand hier jedoch nicht zur Debatte und trotz aller Anstrengungen konnte Kalea das leicht kokette grinsen als Antwort nicht unterdrücken, ihre Worte sprachen jedoch eine andere Sprache.

"Kein Eid, leider auch kein Tanz fürchte ich. Ihre Akte bei ihrem Subvigo wird angepasst und im Normalfall würde ich sie gleich zur Reaver mitnehmen. In diesem Fall holen die uns jedoch ab also haben sie ein wenig Zeit sich auszuruhen. Selbstverständlich in einem Quartier das bereits für sie hergerichtet ist. Mit einem sonderlich großen Prozedere kann ich hier leider nicht aufwarten."

Damit begab sich Kalea in Richtung Tür, sie musste sich nicht umdrehen um zu wissen das Etara ihr folgte. Bevor sie ihr Büro verließen schnappte sich die Pantoranerin noch ein Datapad, dass Nazaan ihr dagelassen hatte und machte sich auf den Weg den Gang runter, wo sie an eine der Quartiertüren klopfte, bevor sie öffnete und eintrat. Pateessa Spectre schien sich bereits eingerichtet zu haben und trainierte auf dem Boden.

"Pateessa, Nerra Nazaan hat mir noch dieses Datapad für die da gelassen. Ich lasse sie zwei dann allein."

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Spectre war gerade dabei Liegestütze zu machen, eine gute Ganzkörperübung. Schweiß ließ ihre blaue Haut unter dem eng anliegenden schwarzen Tanktop glänzen. Aber sie trainierte nicht auf Kraft, nein, die ehemalige Agentin hatte das Gewehr, dass sie mit Etara auf Coruscant erworben hatte auf Ihren Schultern liegen und es würde rutschen, wenn die Chiss nicht absolut koordiniert und perfekte Übungen ablegte.


„Legen Sie es aufs Bett. Vielen Dank
Rin‘na Rheym.“

Tatsächlich hatte Spectre keine Ahnung welchen Rang die Pantoreanerin in der Organisation begleitete, sie hatte es im ersten Gespräch nicht preisgegeben.

Sie zwei….

Also war ein Aufpasser abgestellt worden und es war nicht Nazaan. Unbeirrt fuhr sie mit den Übungen weiter fort und hörte wie Kalea den Raum verließ, alleine. Also war die andere Person noch da.


„Ich möchte nur eines klarstellen, ich bin der Organisation treu und das werde ich beweisen. Aber ich habe eine Regel: Fassen sie meine Ausrüstung nicht ohne meine Erlaubnis an….

Und das untere Bett ist meines. Kommen sie damit klar?“


Der Ton war völlig emotionslos.

Verbissen machte sie die Übungen weiter und Etara konnte bereits sehen, wie die Arme Ihrer Freundin anfingen zu zittern. Trotzdem biss die Chiss die Zähne zusammen und machte weiter. Spectre legte all ihre Wut, Verzweiflung und Trauer in die Übungen und verausgabte sich völlig. Sie durfte jetzt nicht schwach werden vor der Verbrecherorganisation. Dazu musste sie die aufgekommenen Gefühle aber abbauen und tief in sich verstecken. Also trainierte sie wie besessen. Und auf eine kranke Art und Weise war sie das wohl auch. Besessen…

Dann hörte sie die Stimme hinter sich.

Aber das konnte nicht sein! Sie hatte Etara erschossen… Sie hatte noch nie Ihr Ziel verfehlt! Sie hatte die Leiche gesehen!

Sie versuchte die Nächste Liegestütze zu machen und begann zu zittern. Traute sich aber nicht sich umzudrehen. Kurz ging sie in sich. Nein, Etara musste tot sein. Sie musste einfach,

Die nächste Liegestütze, Angst kroch ihren Rücken herauf, Angst und… Hoffnung? Könnte es vielleicht doch sein? Nein… unmöglich…


„Wenn das ein Scherz sein soll, dann ist er nicht komisch.“


Sie brach die Liegestütze ab, nahm das Gewehr vom Rücken und stand in einer fließenden Bewegung auf. Fassungslos starrte sie Etara wie ein Gespenst an.


„Aber….“


Dann fiel das Gewehr polternd zu Boden.






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Jetzt, da der Schock über die unangenehme kleine Geschichte vorhin langsam verflogen war und die Schmerzen, die Etara beim Aufwachen gepeinigt hatten, etwas nachgelassen hatten, konnte sie sich erst so richtig über ihre – selbstverständlich wohlverdiente – Beförderung freuen. Die junge Chiss musste sich ein breites, strahlendes Grinsen verkneifen, als sie daran dachte, was für Möglichkeiten sich jetzt für sie auftaten. Als Ad´ika der Black Sun war sie keine gewöhnliche Kriminelle, keine Handlangerin, die man bloß für kleine, wenig profitable Jobs einsetzte. Nein, die ehrgeizige Schmugglerin konnte nun bei den großen Jungs mitspielen und das war ein Erfolg, auf den sie stolz sein konnte. Nur wenige wurden überhaupt in das Syndikat aufgenommen, und noch weniger hielten lange genug durch und bewährten sich, um für höhere Weihen empfohlen zu werden. Aber Etara hatte es geschafft, die schwierige und gefährliche Mission in den Koornacht-Sternhaufen hatte den Ausschlag gewesen, da war sich die Blauhäutige sicher. Wer so eine Aktion durchzog, den musste man einfach belohnen. Zur guten Stimmung der schlanken Frau trug bei, dass sie nun auch Hoffnung für Spectre schöpfen konnte, wenn der Test für die ehemalige Imperiale tatsächlich darin bestanden hatte, auf sie zu schießen, und danach sah es ziemlich eindeutig aus, hatte sie mit Bravur bestanden. Etara wusste noch nicht so recht, was genau sie davon halten sollte, aber sie nahm es ihrer Freundin jedenfalls nicht übel, auch wenn sie kurz schmerzerfüllt die Miene verzog, als sich prompt eine der Beulen unangenehm in Erinnerung rief. Hätte die Attentäterin nicht vielleicht doch ein wenig woanders hinzielen können? Aber das war Vergangenheit, die Sache war erledigt und Etara lebte nicht für Dinge, die passiert waren, sondern für die Zukunft. Und diese Zukunft sah gerade verdammt gut aus, denn Nerra Rheym ließ sich es nicht nehmen, das für Etaras nächste Bewährungsprobe vorgesehene Schiff in den höchsten Tönen zu loben, man konnte hören, dass die Pantoranerin Gefallen daran gefunden hatte. Das konnte Etara ganz hervorragend nachvollziehen und nun schlich sich wieder ein Grinsen auf ihr Gesicht. Die „Rusty Reaver“ war ein vollwertiges Kriegsschiff, ein Kreuzer der MC80b-Klasse. Mon Calamari konnten gute Schiffe bauen, das war eine Binsenweisheit in der Galaxis, und es reizte die angehende Piratin, eines dieser exotischen Modelle zu befehligen. Über einen Kilometer lang, mit stattlicher und erfahrener Besatzung, einer ganzen Legion Söldner an Bord und ein formidables Arsenal von Ionenkanonen, diese Konfiguration klang in der Tat nach einem exzellenten Piratenschiff. Einzig die ominöse Erwähnung des vorherigen Captains ließ Etara eine Augenbraue wölben, das konnte wohl so ziemlich alles heißen, von Flucht bis „er wurde aus der Luftschleuse geworfen“. Nun, eine Chance für sie, zu beweisen, dass sie es besser konnte. Etara hatte überaus aufmerksam und konzentriert zugehört und förmlich an Nerra Rheyms Lippen gehangen, die Pantoranerin gab sich betont sachlich und formell, aber die hübsche Chiss schien ihr zu gefallen und das ließ Etara schmunzeln, höflich nickte sie, als die Erklärung zu Ende war.


„Klingt nach einem ganz hervorragenden Schiff, Nerra Rheym. Wird mir eine Ehre sein, es zu kommandieren. Und da Sie mir bestimmt ganz genau auf die Finger schauen werden, werde ich auch nicht...abhanden kommen. Ganz sicher nicht.“


Ein freches, kokettes Lächeln zupfte an den Mundwinkeln der Adi´ika, als sie die andere Frau ansah, ihre roten Augen funkelten ebenso amüsiert wie eifrig. Ein Kreuzer unter ihrem Kommando, das war wirklich eine Gelegenheit, wie es sie nur selten im Leben gab, und Etara würde alles tun, um einen guten Eindruck zu machen. Das war ihre Chance! Wer wusste schon, ob sie nicht vielleicht eines Tages eine kleine Flotte von Piratenschiffen befehligen würde, eine Armada von Räubern und Plünderern, die alle Handelsrouten der Galaxis unsicher machten. Reichtum, Macht und Ruhm, erkämpft von der Piratenkönigin Etara. Wirklich eine sehr anregende Vorstellung, Etara schmiegte sich wohlig in den bequemen Sessel und lächelte versonnen, bevor die nächsten Worte von Nerra Rheym sie ins hier und jetzt zurückholten. Ihr fiel ein Stein vom Herzen, als die Pantoranerin erklärte, dass Spectre sich auch in ihren Augen von dem Vergehen auf Coruscant reingewaschen hatte, Rheym war mit Etaras Freundin zuvor hart ins Gericht gegangen, umso wichtiger waren diese Worte jetzt. Als die hochrangige Kriminelle ihr eine wohl tatsächlich freundlich gemeinte Warnung mitgab, ihr Nase nicht in Angelegenheiten der Maritima, zu denen Spectre wohl nun auch zählte, zu stecken, nickte Etara knapp und vollführte eine wegwerfende Handbewegung.


„Danke für den Rat. Ich bin zwar neugierig, aber nicht dumm, also werde ich mich schön aus allem raus halten, was mit den Maritima zu tun hat. Was ich bis jetzt gesehen habe, reicht eigentlich völlig, von daher...nicht mein Bier. Auch wenn ich mir sicher bin, dass sich Pateessa Spectre auch in Zukunft bewähren wird. Sie ist eine ganz außergewöhnliche Person und die Black Sun gewinnt durch ihre Mitgliedschaft viel.“

Etara musste sich fast ein wenig auf die Zunge beißen, wenn sie der Nerra noch mehr von ihrer Freundin vorschwärmte, würde sie wohl denken, die Chiss betreibe den Versuch, auch da einen innigen Kontakt anzuregen. Nicht, dass Etara etwas dagegen hätte, aber Spectre teilte nun mal nicht gerne, was wirklich ein Jammer war, denn Rheym konnte sich ein kokettes Grinsen angesichts von Etaras Flirt nicht verkneifen, unter anderen Umständen hätte sie bestimmt angebissen. Als Reaktion lächelte die hübsche Schmugglerin charmant, beließ es aber dabei. In ihrer Erfahrung funktionierte es manchmal besser, nicht mit der Tür ins Haus zu fallen, sondern sich auf Andeutungen, Verlockungen und subtile Signale zu verlassen, eine erotisch aufgeladene, aber unerfüllte Spannung hatte ihren ganz eigenen Reiz und umso angenehmer war es dann, wenn sich diese Spannung endlich entlud. Manchmal – und nur manchmal – war Geduld eben doch eine Tugend. So oder so, es stand ohnehin Arbeit an, Nerra Rheym erklärte sachlich, dass für Feiern und große Gesten keine Zeit war, man würde formlos Etaras Akte angleichen und das war es. Es war fast ein wenig schade, dass sie nicht sofort zur „Rusty Reaver“ aufbrechen würden, aber nicht sie würden zum Schiff kommen, sondern das Schiff zu ihnen, also blieb Zeit zur Erholung. Etara lächelte verständnisvoll, ihre roten Augen fest auf die Pantoranerin gerichtet.

„Schon in Ordnung so, ich bin mir sicher, es wird in Zukunft noch Gelegenheit geben, diese...Annehmlichkeiten nachzuholen. Schließlich werden wir in nächster Zeit sehr eng zusammenarbeiten, und ich wie ich sagte: Ich werde Ihnen nicht abhanden kommen. Viel zu vieles, das ich hier noch erreichen und...ausprobieren kann. Mein Appetit ist geweckt, also bleibe ich auf jeden Fall bis zum Dessert. Apropos, und deshalb wohl diese Worte – ich sterbe vor Hunger. Kann ich etwas auf mein Quartier geliefert bekommen? Wenn auf mich geschossen wird, knurrt mir danach immer der Magen, nennen wir es eine Schmugglermond-Angewohnheit.“


Die Gegenwart des Todes weckte das Verlangen nach den Vergnügen des Lebens, diese Erfahrung hatte Etara schon öfter gemacht. Und auch wenn es dieses Mal wohl nichts Süßes zum Naschen geben würde, die Chiss freute sich trotzdem auf eine kräftige Mahlzeit. Es wurde Zeit zum Aufbruch, Nerra Rheym ging voran, was Etara gleich in zweierlei Hinsicht recht war, und führte sie einen Gang entlang, ein Datapad in den Händen. Vor der Tür angekommen klopfte die Pantoranerin, die Tür öffnete sich...und gab den Blick auf Spectre frei, die gerade trainierte. Als sie ihre Freundin entdeckte, stockte Etaras Herzschlag für einen Moment und sie streckte reflexhaft die Hand aus, bis ihr klar wurde, dass sie angesichts der Anwesenheit der Nerra wohl lieber nicht überschwänglich losstürmen und die andere Chiss umarmen sollte, also biss sich Etara auf die Lippen und verharrte unruhig an Ort und Stelle. Spectre war voll und ganz auf ihre Übung konzentriert und sah nicht auf, kühl dankte sie Nerra Rheym und trainierte weiter, als die Blauhäutige sich verabschiedete und den Raum verließ. Etara stand da und wollte schon los stürmen, aber ihre Freundin kam ihr zuvor, offenbar hielt sie Etara für jemand anderes...Sie ging davon aus, dass die Schmugglerin tot war, wurde ihr schlagartig bewusst, und das erklärte, warum sie so verbissen, wütend und traurig ihre Liegestützen machte und ohne Emotion sprach, sie glaubte, es mit einer Fremden zu tun zu haben, einer Aufpasserin der Black Sun. Verbissen machte die ehemalige Imperiale weiter, obwohl ihre Arme zitterten. Was sollte Etara tun, wie konnte sie die Wahrheit schonend enthüllen? Die Chiss räusperte sich, ihre Stimme war weich, angespannt.


Spectre...“


Mehr konnte sie nicht sagen, mehr war nicht möglich, und die Scharfschützin hielt unsicher inne, skeptisch, misstrauisch, ungläubig, stand auf...und polternd fiel ihr Gewehr zu Boden, als sie Etara vollkommen fassungslos anstarrte. Die Schmugglerin suchte den Blick der anderen Frau, kam vorsichtig näher, erst langsam, dann schneller, und in einer fließenden Bewegung schlang sie ihre Arme um Spectre und bedeckte sie mit erleichterten Küssen, während sie die andere Frau fest an sich drückte, ihr Herz klopfte rasend schnell und ihre Stimme überschlug sich fast.


„Ich bin so froh, dass es Dir gut geht! Hab mir die größten Sorgen gemacht, als Du mit diesem Maritima-Mistkerl da oben auf der Plattform warst, ich...oh, Spec, zum Glück ist alles okay. Alles okay...“


Etara schluckte und schmiegte sich so fest sie konnte an die andere Blauhäutige, genoss den Geruch ihrer Haut und ihres Haars, die Wärme, das Gefühl, sie ganz nah bei sich zusammen. Es war der toughen Kriminellen beinah ein wenig unangenehm, aber immerhin fing sie nicht an zu flennen, so viel Selbstbeherrschung hatte sie dann doch noch.


„Wie fühlst Du dich, bist Du in Ordnung? Dieser Sohn einer Schutta hat Dich gezwungen, auf mich zu schießen, richtig? Test und Wiedergutmachung, Nerra Rheym hat es mir erzählt. Gut, dass...dass Du abgedrückt hast, sonst wärst Du jetzt tot, auch...auch wenn diese Beulen verdammt weh tun. Tolles Energiefeld, war wohl nicht zu 100% sicher...“


Die Chiss lachte nervös, stütze ihr Kinn auf Spectres Schulter und schloss die Augen, als sie ihre Freundin einfach nur festhielt, froh und erleichtert.


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Als Etara auf sie zustürmte und umarmte gefror die Chiss zu einer Eissäule, unfähig etwas zu tun oder zu sagen. Dafür ratterten die Gedanken los.

Wir konnte das sein, sie hatte getroffen!

Das Gewehr war nicht modifiziert gewesen!

Das musste ein Trick, ein erneuter Test sein! Ja natürlich! Das musste es sein, So etwas kannte sie schon von früher. Das Äußere nachzuahmen war für einen Profi kein Problem und Etara zu imitieren auch durchaus möglich. Sogar die Geschichte mit dem Kraftfeld war denkbar, eine perfekte Tarnung also.

Aber die Frage blieb, war das wirklich Etara?

Als die Frau vor Ihr dann noch nervös auflachte und sie wieder fest in den Arm schloss, war sich die ehemalige Agentin sicher, dass sie auch diesen Test bestehen würde. Die Anspannung lies nach und sie nahm die Frau ebenfalls in den Arm. Hätte Etara ihr in diesem Moment in die Augen sehen können, wäre es der hübschen Schmugglerin vielleicht aufgefallen und sie hätte eine Chance gehabt, so aber gab sie sich den gespielten Streicheleinheiten der Scharfschützin hin, die ihre Gegenüber in Sicherheit wiegte, in dem sie ihr langsam über den Rücken strich und durchs Haar fuhr. Tatsächlich hatten Sie sogar eine Schwellung oberhalb des rechten Ohres imitiert, ein Detail, dass den wenigsten eingefallen wäre. Während die Hände wieder zärtlich den Rücken herunterfuhren sah sie sich nach Kameras um, etwas Verdächtigem in dieser Richtung, konnte aber nichts erkennen.

War es denn wirklich noch ein Test? Konnte es nicht doch?


Nein, das Risiko war zu groß.

Es war wie ein déjà-vu als Spectre ihre Freundin, oder die, die sich für Etara ausgab, wegstieß und im selben Moment eine der Pistolen der Schmugglerin zog und dieser unter die Nase hielt. Spectres Stimme zitterte leicht im Gegensatz zu der Waffe. Etwas, dass sie selbst überraschte und zeigte, dass sie selbst doch mehr mitgenommen war, als sie angenommen hatte.


„Beweis mir, dass du die bist, die du vorgibst zu sein.“





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Es war Etara fast schon ein wenig unangenehm – sozusagen peinlich – wie erleichtert sie darüber war, dass es Spectre gut ging und die ehemalige Imperialen den hinterhältigen „Test“ der Black Sun offenbar bestanden hatte. Auch wenn Etara fand, dass der für diese Prüfung verantwortliche Sub-Maritima ihr nun alles andere als sympathisch war, musste sie zugeben, dass sie der Effizienz der ganzen Sache nicht leugnen konnte. Wer in der Lage war, auf jemanden zu schießen, der einem am Herzen lag, der konnte auf jeden schießen und würde im entscheidenden Moment nicht zögern. Eigentlich nicht überraschend, dass ein so mächtiges Syndikat wie die Black Sun eine Gruppe von Attentätern besaß, nicht immer genügten Einschüchterung, Bestechung und Ablenkung, um sich unliebsame Konkurrenten oder lästige Gesetzeshüter vom Hals zu schaffen. Etara war davon durchaus beeindruckt, die Chiss wusste die Mitgliedschaft in einer fähigen und gut aufgestellten Organisation zu schätzen und war sich der Möglichkeiten, die sich ihr nun dadurch boten, bewusst. Da musste man wohl auch solche nervenaufreibenden Prüfungen akzeptieren, als Preis dafür, Teil der größten Verbrecherbande der Galaxis zu sein. Und trotzdem, sie hätte ihrer Freundin diesen ganzen Ärger gerne erspart, es gefiel der hübschen Schmugglerin nicht, wenn jemand Spectre Probleme machte und ihr angekratztes Nervenkostüm belastete. Die ehemalige Imperiale hatte Ruhe und Entspannung verdient, und selbstverständlich auch eine Belohnung für ihre treuen Dienste gegenüber der Black Sun. Ein schmales, anspielungsreiches Lächeln legte sich auf Etaras Gesicht, als sie sich prompt noch enger an ihre zur Eissäule erstarrte Freundin schmiegte, die glücklicherweise unter ihren liebevollen Berührungen und Liebkosungen rasch auftaute. Etara seufzte zufrieden und schloss ihre Augen, als sie ihren Kopf auf die Schulter der anderen Frau legte und diese ihren Schock überwand und ihr zärtlich über Rücken und Haare strich. Es war ein schönes Gefühl, die Wärme ihrer Haut und ihren Geruch zu fühlen, zu wissen, dass sie einander ganz nah und vertraut waren, und vorsichtig hob Etara den Kopf und küsste Spectre sanft auf den Hals, beließ es aber vorerst dabei und genoss einfach nur diesen Augenblick der Ruhe und Intimität. Nach dem ganzen Stress war das für sie beide mehr als verdient, da war sich die hübsche Blauhäutige gänzlich sicher.

Und genau diese Sicherheit erwies sich in einem Moment auf den anderen als trügerisch, ohne irgendeine Vorwarnung oder ein Zeichen stieß Spectre sie plötzlich von sich und Etara taumelte zurück, verblüfft riss sie ihre roten Augen auf und versuchte, nicht hinzufallen. Glaubte die Schmugglerin zunächst noch, das wäre der Auftakt für eine ihnen beiden angenehme andere Art, Zärtlichkeiten auszutauschen, wurde sie spätestens dann eines besseren belehrt, als ein rascher Griff dazu führte, dass die andere Chiss plötzlich eine von Etaras Blasterpistolen in den Händen zielt und damit direkt auf ihr Gesicht zielte. Die Mündung ihrer eigenen Waffe im wahrsten Sinne des Wortes vor Augen zu haben sorgte dafür, dass die schlanke Kriminelle sehr schnell umschaltete, ebenso fragend wie vorsichtig hob sie langsam die Hände und zeigte dabei die Handflächen, so dass Spectre nicht auf dumme Ideen kam. Angesichts von Spectres zitternder Stimme war sie sich ziemlich sicher, dass etwas überhaupt nicht in Ordnung war, und bei einer von Kindesbeinen zum Töten gedrillten Attentäterin konnte so etwas schnell sehr unangenehm werden. Die Aufforderung ihrer Freundin führte dazu, dass Etara verwundert eine Augenbraue wölbte, die Verwirrung stand ihr ins Gesicht geschrieben, auch wenn sie soweit ruhig blieb und ihre Stimme einen locker-entspannten Klang hatte, als sie den Blick der anderen Chiss suchte.


„Süße, wenn Du Lust auf Rollenspiele hast und willst, dass ich jemand anderes bin, kannst Du das auch einfach sagen. Das weißt Du, oder?“


Der flotte Spruch kam ihr beinah von selbst über die Lippen, auf dem Schmugglermond hatte sich Etara eine außergewöhnliche Ruhe und Frechheit selbst in brenzligen Situationen angewöhnt. Angst oder Panik zu zeigen war gleichbedeutend mit dem Zeigen von Schwäche, und Schwäche wurde auf Nar Shaddaa gnadenlos bestraft. Auch wenn sich die Chiss in diesem Moment Sorgen machte, was zum Henker mit Spectre los war, sie würde auf keinen Fall jetzt auch noch durchdrehen und damit alles nur noch schlimmer machen. Erst einmal wollte Etara herausfinden, was überhaupt los war, und versuchte, aus den Worten und dem Verhalten der ehemaligen Imperialen schlau zu werden. Es war nicht das erste Mal, dass Spectre seltsam reagierte und Schwierigkeiten damit hatte, mit emotionalen Situationen umzugehen, bei ihrer Vergangenheit war das kein Wunder und Etara hatte damit grundsätzlich kein Problem. Die junge Kriminelle hatte ein Faible für Exoten und komplizierte Lebewesen, und ihre jetzige Freundin war in dieser Hinsicht mehr als faszinierend, brauchte aber ein gewisses Händchen, wenn man mit ihr zurechtkommen wollte. Also, Spectre hatte ihr unvermittelt die Waffe entrissen und somit die Kontrolle übernommen, zielte auf sie, hatte aber noch nicht abgedrückt und wollte nun einen Beweis dafür, dass Etara wirklich Etara war. Hielt sie das Wiedersehen für einen Trick, für eine weitere Prüfung der Black Sun? Gut möglich und nicht vollkommen abwegig. Etara überlegte fieberhaft, wie sie den geforderten Beweis erbringen konnte, erst mal aber musste sie dafür sorgen, dass ihre Freundin nicht einfach abdrückte. Unerschrocken hielt sie den Blickkontakt aufrecht und ließ sich von der Waffe vor ihrem Gesicht nicht aus dem Konzept bringen. Nachdenklich legte die clevere Kriminelle den Kopf schief und beäugte Spectre, ihre Stimme war weich und glatt, beruhigend, aber sie klang nicht so, als würde sie die andere Chiss hypnotisieren wollen.


„Okay, das ist nicht das erste Mal, dass Du mit einer Waffe auf mich zielst, besonders heute. Da Du einen Beweis dafür, dass ich wirklich ich bin, verlangst, gehe ich mal davon aus, dass Du dem Frieden nach der Prüfung durch diesen Sub-Maritima nicht traust. Ich kann erst mal nur sagen, was Nerra Rheym mir erzählt hat – das Schießen auf mich war die Prüfung und damit ist es erledigt. Ein Kraftfeld hat verhindert, dass es mich tödlich erwischt hat. So viel dazu...aber Du willst mehr, oder?“


Die Schmugglerin seufzte leise, überlegte...und dann schlich sich ein versonnenes Lächeln auf ihr Gesicht, ihre roten Augen funkelten, als sie Spectre ansah. Es gab da einige Dinge, die sie und nur sie wusste und die zweifelsfrei beweisen würden, dass Etara eben Etara war.


„Erinnerst Du Dich an den Anfang unserer Reise auf der „Eisenheim“ Richtung Coruscant? Du hast mir die Geschichte von Erin und dem Ausbilder erzählt...und mir Dein psychologisches Profil gezeigt. Ich glaube, Du hattest damals furchtbare Angst und wolltest mich abschrecken, aber das hat nicht funktioniert. Die Flimsi über die Chiss, weißt Du das noch? Darauf habe ich Dir ein paar Brocken Cheunh beigebracht. Das allererste, was ich Dir in unserer Sprache sagte: Hallo, ich bin Etara. Du bist Spectre. Du hast mir geantwortet: Hallo, ich bin Spectre. Du bist Etara. Ganz unter uns, meine Schöne, Deine Betonung war grausig, aber Du hast Dir Mühe gegeben...und Du hast bei Deinem Namen gezögert.“


Etara schwieg einen Moment, die hübsche Kriminelle, die die beiden Sätze in ihrer Muttersprache ausgesprochen hatte, genau wie damals, schmunzelte, bevor sie ohne Angst ihren Kopf ein wenig nach vorne neigte und ihre Stirn gegen die Mündung ihrer Blasterpistole drückte, das kühle Metall berührte ihre blaue Haut.


„Du kennst mich mittlerweile ziemlich gut...also weißt Du, dass ich ein Faible für Gefahr habe und gerne Risiken eingehen. Beweis? Da wäre dieses hübsche kleine Tattoo an meinem Bauch, das Dir nach unserer ersten gemeinsamen Nacht so gut gefallen hat...erinnerst Du Dich an das Gefühl Deiner Fingerspitzen dort? Hmm...ich erinnere mich noch ganz genau. Auch an unseren kleinen...Kampf, der damit endete, dass ich herausfand, was Dir so gefällt, Kleine. Es ist nicht die sanfte Tour...und dass ich Dich grad so genannt habe, dürfte Dich an jemanden erinnern.“


Frech zwinkerte die angehende Piratin und rückte einen Schritt näher, die Blasterpistole noch immer an ihrer Stirn kam sie Spectre langsam näher, streckte vorsichtig eine Hand aus und legte sie der anderen Chiss an den Oberkörper, strich sanft über Spectres Kleidung, arbeitete sich langsam nach unten vor...und mit einem Mal verschwand die Hand unter die Kleidung und aus dem sanften Berührung wurde etwas anderes, etwas, das bei Spectre ohne Zweifel die selben wohligen Erinnerungen an süße Qualen wecken würde wie das gerade bei Etara geschah. Die rotäugige Frau biss sich auf die Unterlippe und lächelte, als sie sich ein wenig nach vorne beugte und etwas auf Cheunh flüsterte, das Spectre wohl verstehen würde.


„Ich bin ich. Und ich bin froh, dass Du Du bist, egal wie verrückt..“


Zweifel? Nein, die konnte es jetzt nicht mehr geben. Etara stand in Fleisch und Blut vor ihrer Freundin und das konnte diese nicht leugnen. Sie war hier, bei ihr, und daran würde sich nichts ändern. Sie hatten Koornacht überlebt, die Prüfungen, alle Hindernisse überwunden, und jetzt lag eine Zukunft vor ihnen, um die andere sie beneideten.


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Die Person vor Ihr machte einen flotten Spruch, den Spectre lediglich die Augen leicht verengen lies. Etara würde genau so antworten, aber das zu erraten war leicht, wenn man sie flüchtig kannte. Dann fuhr sie aber fort und erklärte, dass sie Spectres Reaktion nachvollziehen konnte. Sicher, das hätte in der Situation jeder gesagt, der auf die Rolle trainiert war und Etara auch. Verzögerungstaktik. Spectre wurde vorsichtig und aufmerksam, wenn die Andere etwas Falsches machen würde, würde sie abdrücken. Am Gewicht merkte sie, dass der Blaster geladen war und wäre er präpariert, wäre die Reaktion sicher anders ausgefallen.

Dann erzählte Etara aber von dem Beginn ihrer Reise und den ersten Gehversuchen in Cheunh und legte am Ende Ihre Stirn sogar gegen den Lauf der Waffe. Spectre dachte schon daran die Waffe zu senken, als Etara, und das war sie zweifelsohne, sich langsam nach vorne bewegte. So wie ihre Freundin sie berührte löste genau das aus, was sie auch beabsichtigt hatte und Spectre, die immer noch nicht wusste, ob sie lachen oder weinen sollte, schnappte nach Luft. Ja, Etara kannte ihre Punkte mittlerweile sehr gut. So gut wie niemand sonst im Universum. Sie wollte schon die Augen schließen, riss sich aber noch einmal zusammen und drückte die Chiss sanft weg um ihr dann den Blaster mit dem Griff voran hinzuhalten. Die Stimme zitterte wieder, aber die Anspannung war aus dem Körper der Attentäterin gewichen.


„Die solltest Du ablegen, sonst passiert noch ein Unfall ...“


Langsam wurde Spectre erst bewusst, wie froh und… glücklich… sie war, dass es ihrer Freundin gut ging. Das Bild der scheinbar toten Etara hatte sich in ihre Gedanken gefressen. Und es hatte weh getan, so unendlich weh. Schlimmer als es alle Schmerzen die sie jemals ertragen hatte müssen gewesen waren.


„Ich warne Dich… wehe Dir wenn Du jemals der Black Sun einen Grund gibst Dich töten zu wollen ... Ich rede nie wieder mit dir Du …

Wahnsinnige…

Hübsche…

Ich hab mir solche Vorwürfe gemacht……“


Dann viel die ehemalige Imperiale förmlich über ihre Freundin her und die Anspannung viel endlich ab. Aber irgendwann forderte die Erschöpfung, geistig wie körperlich, ihren Tribut und Spectre schlief in den Armen von Etara mit einem Lächeln auf dem Gesicht ein.


….


Als Sie wieder aufwachte lag sie immer noch eng an Etara geschmiegt und dachte, dass nichts in der Welt würde sie jetzt dazu bringen könnte aufzustehen. Dann viel aber ihr Blick auf das Datenpad, dass den Auftrag enthalten sollte. Es lag neben dem Bett und war wohl heruntergefallen. Sie drückte Etaras Arm kurz und küsste diesen.


„Du bist noch da … Ch'acah bah ch'eo vez...“ (Liebe meines Lebens)


Es war also kein Traum gewesen und dafür war sie der Black Sun so unendlich dankbar. Die Lektion war hart, aber die Chiss wusste, dass es nötig gewesen war. Nötig für beide zum Testen der Loyalitäten und um Grenzen klar zu machen. Spectre seufzte.

Aber noch wusste sie nicht, ob sie auch zusammenbleiben konnten. Was würden ihre Aufträge sagen? Spectre wagte nicht in ihren zu sehen. Ihr neuer Mentor hatte klar gemacht, dass er keine Fehler dulden würde.

Etara schien sie auf andere Gedanken bringen zu wollen, was Spectre ein wohliges
Hmmm“ und ein breites Lächeln entlockte.

„Wenn wir häufiger so aufwachen wollen, sollten wir aber dafür sorgen, dass unsere Bosse ab jetzt nichts mehr zu meckern haben, oder? Also: Was sollst du machen?“


Dabei drehte sie sich gewandt zu Ihrer Freundin um ihr in die Augen sehen zu können und das dämliche Datapad eben nicht anzustarren.




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Man konnte Etara vieles vorwerfen – nicht, dass es die selbstbewusste Chiss sonderlich juckte, was andere von ihr hielten – aber Feigheit und Zögerlichkeit zählten definitiv nicht dazu. Selbst angesichts der Tatsache, dass ihre Freundin ihr die eigene Blasterpistole gegen die Stirn drückte und wohl den Abzug betätigen würde, sollte sie nicht davon überzeugt, dass da wirklich Etara vor ihr stand, blieb sie ruhig und riss sogar noch flotte Sprüche. Für sie war diese Situation und der Umgang nichts anderes als am Steuer ihres pfeilschnellen Frachters durch ein Asteroidenfeld zu fliegen, um übereifrigen Zollkorvetten zu entgehen, und wenn sie ehrlich war, hatte diese Gefahr, dieser Nervenkitzel, eine geradezu berauschende Wirkung. Vermutlich mochte sie deshalb Spectre so sehr, die ehemalige Attentäterin war nicht „nur“ sehr attraktiv, sondern auch unkonventionell, unvorhersehbar und schlicht und ergreifend besonders. Da war Etara auch gerne bereit, die manchmal doch ziemlich gefährlichen Ticks der anderen Frau zu akzeptieren, es wäre auch ziemlich unfair gewesen, sie angesichts ihrer Vergangenheit so zu behandeln wie alle anderen. Spectre war eigen, Spectre war speziell, und manchmal eben etwas verrückt und kompliziert, das machte sie in den Augen der abenteuerlustigen Kriminellen nur noch interessanter. Auch wenn sie natürlich aufpassen musste, dass die Lage nicht außer Kontrolle geriet. Es machte Spaß, am Rande des Abgrunds zu tanzen, aber tatsächlich hinabzustürzen war alles andere als lustig, und so legte sich Etara eine Strategie zurecht, wie sie Spectre davon überzeugen konnte, dass wirklich alles in Ordnung. Völlig abwegig war die Skepsis der ehemaligen Imperialen nämlich nicht, es war den Maritima durchaus zuzutrauen, dass sie solche Psychospielchen abzogen, um die Loyalität ihrer neuen Mitglieder zu testen. Also musste sie Spectre überzeugen, die Zweifel ausräumen, und das tat sie am besten auf eine Art und Weise, die bei einer langjährigen Agentin funktionieren würde – mit Fakten. Lockere Sprüche und Verständnis zu äußern würde nicht genügen, das konnte Etara an der skeptisch-wachsamen Reaktion der anderen Blauhäutigen deutlich erkennen, sie würde abdrücken, daran gab es keinen Zweifel. Zum Glück gab es da so einige Dinge, die nur Etara wissen konnte, und demonstrativ zeigte die clevere Verbrecherin keine Angst, sondern suchte sogar noch Spectres Nähe, als sie von ihrer gemeinsamen Reise auf der „Eisenheim“ erzählte und dabei Details nannte, die kein Imitator kennen konnte. Wenn das ihre Freundin nicht überzeugen würde, wusste die Chiss auch nicht mehr weiter.

Es genügte. Ein erleichtertes und auch ein wenig verschmitztes Lächeln schlich sich auf Etaras glattes Gesicht, als sie spürte, wie Spectre unter ihrer Berührung wohlig zusammenzuckte und nach Luft schnappte, die Liebkosung im Verbund mit dem nur ihnen bekannten Wissen sorgten dafür, dass sich die Scharfschützin sichtlich entspannte und leise wimmerte, die Versuchung, die Augen zu schließen und einfach zu genießen, stand ihr ins Gesicht geschrieben und ließ Etara umso breiter lächeln, als sie näher rückte. Aber Spectre – ganz der Profi – hatte noch etwas zu erledigen, schob die Chiss vorsichtig ein wenig von sich und hielt ihr die Blasterpistole hin, die sie ihr zuvor abgenommen hatte. Etara hielt einen Moment inne und legte den Kopf schief, als ihre Freundin ihr dazu riet, die Waffen abzulegen. Ein wenig zitterte Spectres Stimme noch, aber es war kein ängstliches oder zorniges Zittern, und so nickte Etara ruhig, nahm die Waffe entgegen, verstaute sie im Holster und streifte dieses dann in einer fließenden Bewegung von den Hüften, hielt sie hoch, während sie Spectre ansah, und ließ sie fallen. Polternd fielen die Blasterpistolen zu Boden und die Schmugglerin grinste kokett.


„Allerdings. Ablegen ist ein hervorragendes Stichwort.“


Etara lachte und begann, ihre Jacke aufzuknöpfen, während sie amüsiert zuhörte, wie Spectre sie warnte, ja nie auf der Abschussliste der Black Sun zu landen, die Worte sprudelten nur so aus der hörbar erleichterten Chiss heraus, die sich etwas an Etara abreagierte und dann ein wenig leiser eingestand, dass sie sich furchtbare Vorwürfe gemacht hatte. Etara lächelte sanft, legte ihren Zeigefinger an Spectres Lippen und küsste die andere Frau liebevoll auf die Stirn, ihre weiche, glatte Stimme war leise, beruhigend und voller Zuneigung.


„Sssssh. Alles gut, meine Schöne. Alles gut. Ich...“


Weiter kam Etara nicht, denn jetzt, da die Anspannung von ihrer Freundin abgefallen war, kannte diese kein Halten mehr und stürzte sich förmlich auf die Schmugglerin, und lachend ließ sich Etara nur zu gerne mit Küssen und Liebkosungen überhäufen, als sie in Richtung des Betts taumelten und geräuschvoll darauf landeten. Für einen Moment hielt Etara inne, blickte die andere Chiss einfach nur an, einen versonnen Ausdruck auf dem Gesicht, und strich liebevoll und fast ein wenig zitternd über ihre Wangen, bevor sie Spectre am Hinterkopf packte und in ein Meer aus rauschhafter Leidenschaft zog, an dessen Ende Ekstase, Glück und Erschöpfung eins wurden und die beiden Blauhäutigen in den Armen der anderen einschlafen ließen, ein Lächeln auf den Lippen. Als sie wieder aufwachten, noch immer eng umschlungen, war Etara so zufrieden, so erleichtert und...glücklich wie noch nie zuvor. Sie liebte jedes Gefühl, das sie in diesem Moment empfand, den Geruch von Spectres Haar an ihrer Nase, ihre schweißbedeckte Haut an ihren Fingerspitzen, die Wärme ihres Körpers, die Art, wie sich ihr Brustkorb bei jedem Atemzug ein wenig hob und senkte. Es war...Etara fehlten die Worte, um zu beschreiben, was sie empfand, und sie hatte Angst, diesen wunderschönen Moment zu zerstören, also schwieg sie einfach und genoss. Erst als sich Spectre ein wenig regte, wagte es auch die Schmugglerin, leicht den Kopf zu heben und ihrer Freundin zuzulächeln, während sie sie fasziniert ansah. Als Spectre sanft ihren Arm küsste, seufzte Etara leise und schmiegte sich umso enger an die andere Chiss, die erleichtert murmelte, dass Etara noch da war, und dann etwas in ihrer Muttersprache sagte, bei dem der Schmugglerin ein wohliger Schauder über den Rücken lief. Die Liebe ihres Lebens...


Ch'ah csarcican't seo vacosehn sah csah...“ („Ich werde immer hier sein...“)


Flüsterte die Schmugglerin zur Antwort, lächelte und strich über Spectres Stirn und ihre Wangen, ihre Freundin schien ein wenig beschäftigt – vielleicht mit dem Kopf schon bei ihrem Auftrag – und so machte es sich Etara zur Aufgabe, die andere Frau wieder ein bisschen auf angenehmere Gedanken zu bringen, indem sie an ihrem Ohr knabberte und Spectre damit ein wohliges „Hmmm“ entlockte. Die ehemalige Imperiale war schon einen Schritt weiter und dachte laut darüber nach, wie sie dafür sorgen konnten, auch in Zukunft öfters aufzuwachen, die Schlussfolgerung war klar: Sie mussten ihre Bosse bei der Black Sun bei Laune halten. Etara nickte zustimmend, spielte ein wenig mit Spectres schwarzem Haar und streckte sich leicht, während sie überlegte.


„Hätte nichts dagegen, noch sehr, sehr, sehr oft so aufzuwachen...Aber Du hast recht, neuer Rang heißt neue Verantwortung, wir spielen jetzt bei den großen Jungs mit und die wollen Ergebnisse sehen. Diese Prüfung war vermutlich nur ein Vorgeschmack....Mir steht nämlich auch noch eine bevor. Nerra Rheym will mir temporär das Kommando über ein Kriegsschiff der Black Sun übertragen und sehen, wie ich mich als Captain schlage. Stell ich mich gut an, ist das vielleicht der Beginn einer ruhmreichen Piratenkarriere...vermassel ich es, gibt es wohl beim nächsten Treffen keine leckeren Häppchen von ihr.“


Nachdenklich starrte Etara vor sich hin und spielte abwesend mit einer Haarlocke, bis sie blinzelte, sich auf ihren Arm stützte und Spectre von der Seite ansah. Ihre Freundin war nun eine Maritima, und Etara war gewarnt worden, in dieser Hinsicht nicht zu neugierig zu sein. Trotzdem, die Frage brannte ihr auf der Zunge und zumindest jetzt war es wohl vergleichsweise harmlos, sich zu erkundigen.


„Man hat mir gesagt, ich solle meine Nase nicht in Angelegenheiten der Maritima stecken, also...Du musst mir nicht antworten, wenn Du nicht willst oder kannst, aber was steht bei Dir an? Stehst Du jetzt unter dem Kommando von Deinem Prüfer?“


Etaras rote Augen funkelten ein wenig, sie musste zugeben, dass sie neugierig war, aber wenn es sich als zu gefährlich erweisen würde, würde sie gewiss nicht tiefer graben. Ignoranz konnte manchmal ein echter Segen sein, und das war in der kriminellen Unterwelt alles andere als selten. Lieber nicht wieder wortwörtlich ins Visier der Attentäter der Black Sun geraten, war Etaras Devise, sie konnte noch immer die Nachwirkungen der Blastertreffer spüren, auch wenn sie dafür fürstlich entschädigt worden war, hatte sie wenig Lust, noch einmal angeschossen zu werden.


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Etara sprach das unangenehme locker aus und Spectre zuckte erst einmal mit den Schultern.

„Weiß nicht. Ich bekomme einen Auftrag und den soll ich als ersten Test durchführen. Danach wollen sie meine Fähigkeiten verfeinern. Ich denke, dass ein Beobachter vor Ort sein wird, aber er wird keinen Kontakt zu mir haben. Das wäre nur logisch. Wie sonst wollen sie genau einschätzen, wie ich arbeite und ja, er ist mein Vorgesetzter.“


Sie sah ihre Freundin an, aber die Schmugglerin hatte diesen Blick in den Augen, der sagte, dass sie genau jetzt wissen wollte, wie der Auftrag lautete. Trotzdem zögerte die neue Pateessa einen Moment, ehe sie sich mit einem


„Na gut, du gibst ja doch keine Ruhe…“


aus dem Bett rollte und das Datenpad ergriff. Sie öffnete die Datei mit dem Auftrag und las. Nachdenklich runzelte die Attentäterin die Stirn und lies das Pad sinken.

„Ich muss den Auftrag alleine ausführen, ohne Dich. Morgen früh geht ein Shuttle, das mich zum Zielort bringt. Ich muss dir meine Waffen hier lassen, passt du auf sie auf? Wenn der Auftrag beendet ist komme ich wieder.“


Sie lächelte kurz.


„Wie lange brauche ich eigentlich bis Malastare von hier?“

Raumschiffe, Entfernungen zwischen Planeten und Routen waren der Chiss schon immer zu hoch gewesen, ein Buch mit sieben Siegeln. Der Auftrag an sich würde wohl höchstens 2 Wochen dauern, das kam ganz auf die Informationen an, die Ihr der Kontaktmann vor Ort geben würde. Aber das war bereits etwas, das sie ihrer Freundin nicht erzählen konnte. Ebenso wenig wie, dass das Ziel ein Ranger war, und zwar nicht irgendeiner. Francois LaPlace, Leitender SpaceRanger des Sectors um Malastare. Ihm hatte Spectre mit Mol die Daten entwendet. Ihre Loyalitätsprüfung der Black Sun war es damals gewesen, Daten zu bekommen, die die Pläne des ehrgeizigen Beamten offenlegten, der anfing der Organisation zu große Steine in den Weg zu legen.


„Die Frage ist wie ich Dich dann wiederfinde, du große Piratenkapitänin. Ich denke ja nicht, dass du auf mich warten kannst hier.“

Langsam ging sie auf und ab, nachdenklich, ehe sie dann den Datapad auf den Tisch legte und wieder zu Etara sah um sie fragend anzusehen.

„Kommst du mit einem Kommando überhaupt klar? Ich meine, nicht mehr selbst fliegen, andere das machen zu lassen?“

So einfach stellte sich die Chiss das bei Ihrer Freundin nicht vor. Etaras ganzer Stolz waren immer ihre Flugkünste gewesen. Jetzt sollte sie anderen Befehle geben und nicht mehr selbst fliegen. Das waren ganz sicher 2 paar Schuhe. Natürlich war es einfach für die Schmugglerin einen Plan zu entwerfen und alles in die Wege zu leiten. Aber sich auf andere Verlassen im eigenen Spezialgebiet? Zudem war Piraterie um einiges gefährlicher als Schmuggel. Schmuggler waren vielleicht die picksende Nadel im Auge der Regierungen, aber Piraterie war ein ganz anderes Kaliber. Hatte sich die Schmugglerin schon überlegt wie sie auftreten sollte? Vor der Crew, vor dem Feind? Das alles musste bedacht werden, ausgearbeitet, inszeniert.


„Wie genau hast Du dir das ab jetzt vorgestellt?“


Ein bisschen Angst schwang schon mit. Schließlich passten Ihre beiden Aufgaben nicht wirklich gut zusammen und mit einem Piratenschiff flog man einfach keine Planeten an.

Spectre war aber auf einen Piloten mit Schiff angewiesen. Sie konnte einfach mit den Dingern nicht umgehen. Sämtliche imperiale Trainings und selbst die kleinen Versuche von Etara sie mal ans Steuer zu lassen, im freien Raum, waren kläglich fehlgeschlagen.

Wieder in Gedanken versunken setzte sich die Martimia-Anwärterin auf die Bettkante.








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So schön es auch gewesen war, für einige Stunden alles andere zu vergessen und einfach nur die Zeit mit Spectre zu genießen, die Realität eines Lebens außerhalb des Gesetzes ließ sich nicht allzu lange ignorieren. Etara war jetzt kein Frischling mehr bei der Black Sun, sie hatte sich – wie auch ihre Freundin – in den Augen des Syndikats bewährt und eine Beförderung erhalten. Damit gingen neue Privilegien und Chancen einher, aber selbstverständlich auch gesteigerte Erwartungen. Die größte kriminelle Organisation der Galaxis war kein wohltätiger Verein, man erwartete im Gegenzug für alles, das man der hübschen Blauhäutigen gewährte, natürlich auch entsprechende Erfolge und die richtige Einstellung. Müßiggang konnte sich Etara zumindest für die nächste Zeit abschminken, und damit hatte die ehrgeizige Chiss zumindest grundsätzlich kein Problem, die Aussicht auf das Kommando über ein eigenes Piratenschiff hatte ihren Appetit geweckt. So sehr sie die erholsame Zeit mit Spectre also auch genoss, vor ihrer Arbeit würde sich Etara nicht drücken, die junge Frau hatte einiges vor und der ehemaligen Imperialen an ihrer Seite ging es bestimmt nicht anders, immerhin war sie jetzt Mitglied der wohl gefährlichsten Gruppe in der Black Sun und man würde sie entsprechend im Auge behalten. Etara vertraute darauf, dass ihre Freundin es nicht vermasseln würde, trotz aller Eigenheiten war die andere Blauhäutige ein eiskalter Profi, wenn es darauf ankam. Noch so eine Sache, die Etara an ihr zu schätzen wusste, die Schmugglerin schmunzelte und schmiegte sich an ihre Freundin, während diese mit den Schultern zuckte und dann auf ihre Frage antwortete. Offenbar war Spectre der Ansicht, dass sie kein eisernes Stillschweigen bewahren musste, was ihren Job anging, zumindest nicht beim allgemeinen Rahmen. Das kam Etara entgegen, so wurde ihre Neugier befriedigt, ohne dass sie sich zu sehr in Angelegenheiten der Maritima einmischte. Die Killerkommandos der Black Sun planten also einen weiteren Test für Spectre, als Vorstufe für eine weitere Ausbildung der Scharfschützin. Man hatte wohl einiges mit ihr vor und wollte sicherstellen, dass sie die Investition wert war, eine vernünftige Vorgehensweise. So wie ihre Freundin die Sache beschrieb, würde sie auf sich allein gestellt sein und lediglich ein Beobachter würde ihre Arbeit überwachen. Viel Freiheit, die Dinge auf ihre Art zu regeln, ohne sich reinreden lassen zu müssen, diese Form der Mission gefiel Etara und sie nickte nachdenklich. Sub-Maritima Nazaan war jetzt also der Boss der ehemaligen Imperialen, und auch wenn er nicht so appetitlich war wie Nerra Rheym, ging Etara davon aus, dass dieser grimmige Zeitgenosse sein Handwerk verstand. Spectre willigte schließlich ein, ihr noch ein bisschen mehr zu verraten, und die clevere Schmugglerin musste angesichts der Worte ihrer Freundin lachen, frech warf sie ihr einen Handkuss zu und ihre Stimme hatte einen spielerisch-amüsierten Klang.


„Natürlich nicht, meine Schöne. Würde ich schnell Ruhe geben, wären wir jetzt wohl kaum zusammen, hm? Du hast es mir nicht gerade leicht gemacht...pssst, nicht weitersagen, das ist Teil Deines Charmes.“


Etara stützte sich auf ihren Arm und schenke der anderen Frau ein verschwörerisches Zwinkern, bevor sie aufmerksam zuhörte, was Spectre noch zu berichten hatte. Die Schmugglerin hatte schon damit gerechnet, dass ihre Freundin ihren Auftrag alleine würde ausführen müssen, deshalb hielt sich ihre Enttäuschung in Grenzen. Es war schade, aber unvermeidbar, damit mussten sie als Mitglieder der Black Sun rechnen. Schon morgen würde ein Shuttle die Attentäterin zu ihrem Zielort bringen, das war wenig Zeit. Als Spectre sie bat, in der Zwischenzeit auf ihre Waffen aufzupassen, nickte Etara sofort und richtete sich mit einem Seufzen ein wenig auf, strich ihr chaotisches schwarzes Haar ein wenig glatt und blinzelte, dann richtete sie den Blick wieder auf die andere Chiss.


„Morgen, huh? Das ist bald...Klar passe ich auf Deine Waffen auf, ich werde sie hüten wie meinen Augapfel. Du weißt nicht, wann Du wiederkommst, oder...Moment, blöde Frage. Maritima-Angelegenheit.“


Demonstrativ fuhr sich Etara über die Lippen, um zu signalisieren, dass sie nicht weiter bohren würde. Sie wollte weder ihrer Freundin noch sich selbst Ärger machen, manchmal war Ignoranz eben ein Segen, und als Spectre lächelte, tat es Etara ebenfalls. Als sich die andere Chiss erkundigte, wie lange sie eigentlich nach Malastare brauchen würde, verriet sie damit schon wieder etwas mehr und das entging der aufmerksamen Kriminellen nicht, auch wenn sie es höflich ignorierte, damit sich Spectre nicht unwohl fühlte. Etara richtete sich auf, streckte sich genüsslich und legte sich dann auf den Bauch, während sie entspannt die Beine in der Luft baumeln ließ, fuhr sie sich nachdenklich übers Kinn und ging im Kopf die Route von Ord Mantell nach Malastare durch.


„Lass mich überlegen...Ein Schiff mit Hyperraumantrieb der Klasse 1 vorausgesetzt, keine Probleme an der Grenze, Großteil der Flugzeit auf kartografierten Handelsrouten...Ich schätze mal, ca. 40 Stunden. Mit mir am Steuer natürlich weniger, aber das musst Du denen ja nicht unter die Nase reiben.“


Die Schmugglerin grinste stolz, mangelndes Selbstbewusstsein konnte man ihr nicht unbedingt vorwerfen. Etara musste trotz ihres Lachens unwillkürlich darüber nachdenken, was für einen Auftrag Spectre wohl auf Malastare zu erledigen hatte. Es gab viele Verwendungsmöglichkeiten für eine erfahrene Attentäterin, von rivalisierenden Kriminellen über Firmen bis hin zu den Sicherheitsbehörden gab es eine Menge Ziele, die man angreifen konnte. Vielleicht würde man ihre Freundin damit beauftragen, einen allzu ehrgeizigen Gangsterboss zu erledigen, der zu groß für seine Schuhe geworden war und nun glaubte, die Black Sun austricksen zu können? Das wäre ziemlich unterhaltsam und nun bedauerte es Etara erst recht, nicht dabei sein zu können. Zuzusehen, wie Spectre ihre Arbeit tat, hatte definitiv seinen Reiz. Etara schmunzelte, wurde aber ein wenig ernster, als ihre Freundin auf und ab ging und die Frage aufwarf, wie sie die „große Piratin“ denn bei ihrer Rückkehr wiederfinden würde. Etara wölbte eine Augenbraue und nickte dann, das war eine mehr als berechtigte Frage.


„Folge einfach der Spur brennender Schiffswracks, geplünderter Schatzkammern und entführter Schönheiten, und Du wirst mich auf meinem goldenen Thron auf der Brücke meines mächtigen Flaggschiffs finden!...Scherz beiseite, ich werde wohl wirklich nicht hier warten können, mein Auftrag steht ja auch an. Aber ich hab Komlinks, mit denen wir in Kontakt bleiben werden, und ich denke, Nerra Rheym wird mir keine Steine in den Weg legen, wenn es um ein Wiedersehen nach Abschluss der Mission geht.“


Mit der Pantoranerin kam Etara zurecht, da hatte sie keine Sorgen, ihr Verhältnis sah gut aus und war gewiss noch ausbaufähig. Spectre brachte gleich noch eine weitere Frage ins Spiel, die ein wenig komplizierter war. Ob sie mit ihrem Kommando klar kommen würde? Da sprach ihre Freundin einen wichtigen Punkt an. Etara hielt einen Moment inne, suchte den Blick der anderen Chiss und nickte dann energisch, in ihrer Antwort schwang ein gewisser Stolz mit.


„Das habe ich mich auch gefragt. Du weißt ja, ich gebe ungern das Steuer aus der Hand...aber unter den richtigen Umständen ist das okay. Früher, auf Nar Shaddaaa, war ich am Schluss ein ziemlich hohes Tier in meiner Gang, da habe ich gelernt, wann man etwas selbst erledigen muss und wann man andere damit beauftragen kann. Und natürlich, wie man sich besonders als Frau unter den rauen Gesellen Respekt verschafft: Du musst härter, gemeiner und besser sein als alle anderen zusammen. Das krieg ich hin. Ich weiß meist recht schnell, wer was taugt...und wer nicht. Kannst Dich drauf verlassen, dass ich die Crew entsprechend führen werde.


Etara hatte einen Plan, und sie hatte eine Vorstellung, wie sie diesen Plan verwirklichen konnte. Natürlich gab es Risiken und Gefahren, aber das hatte die abenteuerlustige Blauhäutige noch nie abgeschreckt und würde es auch dieses Mal nicht. Mit Piraterie – wenn auch im kleinen Rahmen – besaß sie Erfahrung und man würde sie sicher nicht komplett allein im Regen stehen lassen, allein schon aus Sorge um das teure Schiff. Das war ein Test, und Etara war fest entschlossen, ihn zu bestehen. Spectre schien auch aus einem anderen Grund besorgt zu sein und wollte wissen, wie die angehende Piratenkönigin sich die Zukunft vorstellte, als sie sich ein wenig unsicher wirkend auf die Bettkante setzte. Die ehemalige Imperiale meinte damit wohl nicht nur ihre Beziehung, sondern auch den geschäftlichen Aspekt, immerhin hatte Etara ihr gute Dienste als Pilotin geleistet und Spectre hatte sich mit ihren Fähigkeiten als Killerin revanchiert. Sie ergänzten sich gut, bildeten ein schlagkräftiges Team. Aber was nun? Etara rutschte ein wenig nach vorne und legte ihren Zeigefinger an den Rücken der anderen Frau, sanft fuhr sie ihre Wirbelsäule entlang und lächelte versonnen.


„Beruflich gehen wir etwas verschiedene Wege, aber das heißt nicht, dass sie sich nicht kreuzen werden. Du kannst darauf wetten, dass ich meine „Wild Hunt“ behalten werde, uns steht also immer ein kleines, unauffälliges Schiff zur Verfügung, wenn es mal diskret irgendwo hin gehen soll. Wenn Du also eine Pilotin brauchst...bin ich da. Ist ja nicht so, als müsste ich jeden Tag auf der Brücke von dem herumhängen, was auch immer die Black Sun mir schlussendlich übergeben wird. Außerdem würde ich ungern auf Deine Fähigkeiten verzichten, jede Piratentruppe sollte eine erfahrene Killerin habe, finde ich. Ganz besonders, wenn sie so hübsch sind.“


Die Chiss lachte leise und küsste Spectre liebevoll auf den Nacken, während sie ihre Arme um sie legte und sie fest an sich drückte, ein unmissverständliches Zeichen, dass ihre Zuneigung ungebrochen war. Als sie neckisch das Ohr ihrer Freundin anknabberte, flüsterte Etara weitere Worte, nur für die ehemalige Imperiale bestimmt.


„Ich mag Dich, Spec. Sehr sogar. Also werde ich alles tun, damit wir möglichst oft zusammenarbeiten und so wenig wie möglich getrennt sind. Hey, Du könntest mein Erster Offizier werden, das nötige Einschüchterungspotential hättest Du! Also, egal wie unsere Karrieren von an verlaufen...an uns ändert sich nichts. Auch wenn ich Dich schrecklich vermissen werde, wenn Du auf Mission bist...hmmm, umso mehr werde ich mich freuen, wenn wir uns wiedersehen.“


Sanft strich Etara durch das schwarze Haar ihrer Freundin, packte sie sanft am Kinn, um ihren Kopf zu ihr zu drehen, suchte ihren Blick...und küsste sie dann voller Zuneigung, während sie sich vornahm, dafür zu sorgen, dass Spectre glücklich zu ihrem Auftrag aufbrechen würde. Sehr, sehr glücklich.


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Sie hörte den Erklärungen der Schmugglerin zu und nickte langsam, während sie die Berührungen der anderen Chiss genoss. Das Etara kein Problem sah fand die Attentäterin irgendwie … schön. Die Vorstellung nicht mehr alleine zu sein gab ihr ein gutes Gefühl, auch wenn sie wusste, dass auch das irgendwann enden würde, enden musste. Wie alles, was der ehemaligen Imperialen, was ihr etwas bedeutet hatte, irgendwann weg war, endgültig vernichtet wurde von dem Sog, den sie hinterließ. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die hübsche Kriminelle dem auch zum Opfer fiel, dem war sich Spectre sicher. Aber sie hatte ihre Freundin gewarnt, mehr als einmal. Trotzdem war sie geblieben und versicherte ihr das auch in Zukunft tun zu wollen.


„Ja… mich auch.“


Sagte sie deshalb am Ende ehe sie den Verführungen der geschickten Frau nachgab und sich der Ekstase der Berührungen hingab.


….


Am nächsten Morgen war die neuernannte Pateessa vor Ihrer Freundin wach. Und versuchte möglichst leise zu packen. Aber natürlich hatte Etara das aufstehen bemerkt und beobachtete sie vom Bett aus. Die Schmugglerin war Profi genug um zu wissen, dass Spectre jetzt gehen musste. Schließlich zurrte die Chiss ihren Seesack und sah zu der hübschen Blauen, die noch im Bett lag.


„Man kann Dich nicht zufällig als Gepäck deklarieren, oder?“


Versuchte die Maritima auf Probe zu scherzen um zu sagen, wie gerne sie Etara mitnehmen würde. Sie hatte noch nicht einmal ein Bild von Ihr. Andererseits würde das vielleicht auch zu sehr ablenken. Sie seufzte.


„Ich muss jetzt …“


Sie sah Etara kurz an,


„Bis dann, ich melde mich. Ich finde alleine raus.“


Als Etara aufstehen wollte, schüttelte Spectre nur kurz den Kopf. Abschiedsszenen waren einfach nicht ihr Ding. Aber Etara wäre nicht Etara, wenn sie kampflos aufgegeben hätte.


Schließlich verlies Spectre mit ein wenig Verspätung die Violett um das bereitstehende Taxi zum öffentlichen Raumhafen zu nehmen. Neben Ihrer Tasche hatte Sie noch einen Umschlag dabei mit den von Nazzaan bereitgestellten Unterlagen, gefälschte Ausweise und Tickets für den Flug. Die Daten Ihres Kontaktes hatten bereits auf dem Datapad gestanden und diese waren gelöscht. Spuren und Beweise, die niemand in die Hände bekommen sollte. Gerade noch rechtzeitig bestieg sie die Fähre, die sie mit wenigen Umstiegen nach Malastare bringen würde zu ihrem ersten Auftrag.

Während des Starts der Fähre, sah sie nach Osten aus dem Fenster, in Richtung der Violett und Etaras, die sie jetzt für einige Zeit nicht mehr sehen würde. Sie wendete den Blick erst ab, als die Streifen des Hyperraums auftauchten.


„Willkommen an Bord der Sunrise. Wir wünschen Ihre eine angenehme Reise. Die voraussichtliche Flugdauer beträgt ...“


Spectre seufzte und legte den Kopf lächelnd nach hinten. Sie hatte Dank Etara viel zu wenig geschlafen. Dann schloss sie die Augen und fiel in einen tiefen Schlaf.





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Abschiede waren so eine seltsame Sache, fand Etara. Manchmal konnte sie es gar nicht erwarten, jemanden endlich loswerden zu können, und manchmal bedauerte die hübsche Chiss es richtig, wenn sie am nächsten Morgen ihre Eroberung rauswerfen musste. Keine Bindungen zu pflegen hatte seine Vorteile, machte die Dinge entspannt und unkompliziert, aber der Zeitpunkt, an dem sie Spectre problemlos vor die Tür hätte setzen können, war schon längst verstrichen. Zu oft waren die beiden am Morgen Seite an Seite aufgewacht, eng aneinander geschmiegt und erfüllt von den Erinnerungen an geteilte Freuden. Es war für Etara ziemlich neu, so etwas längerfristig zu erleben, und ein Teil von ihr sträubte sich noch immer ein wenig dagegen, im Großen und Ganzen aber gefiel ihr dieses Arrangement. Gefiel ihr sogar so gut, dass die Schmugglerin es bedauerte, als der Zeitpunkt des Aufbruchs näher rückte. Spectre hatte einen Job für die Black Sun und ihre neuen Bosse bei der Maritima zu erledigen, der sie weit weg führen würde, und umso mehr war Etara bestrebt, ihre Freundin die Zeit bis dahin zu versüßen. Selbstverständlich hatte sie auch nicht zulassen können, dass sich die andere Chiss ohne einen Abschiedskuss davon schlich, und dieser war so intensiv ausgefallen, dass Spectre mit einiger Verspätung aufgebrochen war. Etara hatte große, dramatische Worte vermieden, sie mochte weder Dramen noch Süßholzraspeln, schließlich war sie kein verknallter Teenager. Und so hatte sie zum Abschied bloß wissend gelächelt und und weiche Haut an dem Gesicht der anderen Frau gestreichelt, die ihr so wichtig geworden war. Wirklich schade, dass sie nicht doch als Gepäck mitreisen konnte, die Idee war wirklich zum Schreien komisch und es war schön gewesen, als Spectre Humor gezeigt hatte. Wenn sie wollte, konnte die unterkühlte Attentäterin verdammt witzig sein, diese Seite an ihr war in den letzten Wochen mehr und mehr aufgeblüht. Etara drückte ihr für ihren Auftrag die Daumen, denn wie sie die Maritima kannte, würden diese eine ehemalige imperiale Scharfschützin nicht zu einem Kaffeekränzchen schicken. Aber ihre Freundin war gut, sogar sehr gut in ihrem Metier, und wenn man auf Malastare jemanden tot sehen wollte, dann würde Spectre diesen Job auch erledigen. Etara, die ein Faible für gefährliche Männer und Frauen hatte, fand diese Vorstellung recht anregend und schmunzelte wohlig, als sie sich wieder ins Bett legte und mit ihren Fingerspitzen nachdenklich über den Stoff fuhr, der noch ein wenig warm war und so wunderbar nach ihrer Freundin duftete. Die Schmugglerin freute sich darauf, sie schon bald gebührend wieder in die Arme schließen zu können, schloss die Augen und schlief wieder ein.

Die nächsten Tage hielt sich die sportliche Kriminelle mit allerhand Aktivitäten auf Trab, wer rastete, rostete schließlich, und ein quirliger Geist wie ihrer war nicht für Untätigkeit geschaffen. Etara nutzte die Gelegenheit, sich in die ihr vorhandenen Informationen für ihren Auftrag, die Crew und das Schiff, die „Rusty Reaver“, einzulesen. Das ganze fühlte sich fast ein wenig wie ihre Schulzeit an, was die Chiss zum Lachen brachte. Sie war eine gute Schülerin gewesen, was wohl so manchen überrascht hatte und überraschen würde, denn auch wenn sie keiner Schandtat abgeneigt war und nach Vergnügen lechzte, war sie eben auch eine Chiss, und Chiss waren keine Idioten. Ein fähiger Krimineller war ein cleverer Krimineller, diese Maxime fand Etara ebenso griffig wie zutreffend. Schließlich hatte sie es nicht mit Faulheit so weit gebracht, auch wenn sie sich diese Vorbereitungszeit so angenehm wie möglich gestaltete. Zufrieden nippte die Blauhäutige an einer heißen Schokolade, die sie sich auf ihr Quartier hatte bringen lassen, der exotische Kakao hatte einen ganz speziellen Geschmack, der ihre Geschmacksnerven kitzelte. Etara, immer auf den Jagd nach neuen Sinneseindrücken, machte sich eine mentale Notiz, mehr über dieses süße Produkt herauszufinden, und als ihre Augen schließlich von dem vielen Lesen müde wurden, streckte sich die junge Frau und gähnte herzhaft, bevor sie sich zu einigen Liegestützen und Kniebeugen aufraffte und eine Runde durch die Gänge joggte, bevor sie zu einer Dusche in ihr Quartier zurückkehrte. Die Tage vergingen in diesem Rhythmus von Bildung und Sport, Schlafen und Aufstehen, und mit der Zeit ging Etara dazu über, ein wenig den Kontakt mit den anderen im Raumhafen zu suchen. Als Mitglieder der Black Sun waren diese rauen Gesellen genau nach ihrem Geschmack und rasch saß die Verbrecherin mal in einer Sabacc-Runde und zog ihren Mitspielern im wahrsten Sinne des Wortes das letzte Hemd aus, trank mit einigen Mechanikern ein rodianisches Gesöff, das selbst sie an ihre Grenzen brachte und lieferte sich einen erbitterten Wettkampf im Armdrücken mit dem amtierenden Champion, der schließlich mit einem Patt endete. Von Natur aus selbstbewusst, charmant und um kein Wort verlegen fügte sich Etara so rasch in die Gruppe ein und freundete sich mit ein paar der Kriminellen näher an. Perilli, von allen nur „Peri“ genannt, war dabei ihre Favoritin, die robuste Zabrak konnte nämlich mithalten und war ähnlich abenteuerlustig wie sie. Ein besonders ausschweifender Abend endete schließlich damit, dass sie um zwei auf der Durchreise befindliche und überaus attraktive Söldner konkurrierten. Diesen Wettkampf entschied Etara für sich und schlussendlich endete die ganze Angelegenheit damit, dass sie am nächsten Morgen ihr Quartier gründlich aufräumen und die beiden ein wenig indignierten Appetithappen vor die Tür setzen musste. Was wirklich eine Schande war, große, kräftige Männer waren nun mal genau ihr Typ und sie hatten sehr viel Spaß gehabt, aber zum einen würden die beiden nun ans andere Ende der Galaxis reisen und zum anderen war das lediglich ein kleines Vergnügen gewesen, ein Lückenfüller, bis Spectre wieder da war. Etara sah kein Problem darin, sich ein wenig zu amüsieren, aber ihre Freundin war da nun mal anderer Ansicht und auch wenn sich die Schmuglerin nicht verbiegen würden, stand sie doch zu ihrem Wort. Spaß – oh ja, selbstverständlich. Aber nicht, wenn Spectre da war und es sie verletzten oder stören konnte. Die beiden Muskelpakete waren genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen und gingen genau zum richtigen Zeitpunkt wieder. Gut, mit ein wenig Schieben, aber trotzdem, eine feine Sache. Die beiden waren zwar nicht Sabar Muraenus gewesen – bei der Erinnerung an den attraktiven Sith biss sich Etara mit einem leisen Seufzen auf die Unterlippe und schmunzelte – aber sie hatten ihren Zweck erfüllt.


„Es sollte definitiv mehr Männer wie sie geben...“


Murmelte Etara mit einem amüsierten Grinsen, bevor sie sich schließlich daran machte, ihr Quartier wieder auf Vordermann zu bringen und sich um ihre Vorbereitung zu kümmern. Erst das Vergnügen, dann die Arbeit, dieses Mal war die Reihenfolge ein wenig anders gewesen. Aber die Chiss war ja anpassungsfähig und flexibel, da konnte sie sich so etwas mal gönnen.


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Es war nicht so, dass Etara langweilig war, die junge Chiss hatte genug damit zu tun, sich in die für einen Piratenkapitän notwendige Materie einzuarbeiten und sich auch körperlich fit zu halten. Tatsächlich war dasihr zu Verfügung gestellte Material über die berühmten Schurken, die die Handelswege der Galaxis unsicher gemacht hatten, sogar ziemlich interessant und spannend, von den Beutezügen des legendär gierigen „Gold Rokhim“ über die spektakulären Abenteuer von „Blackhorn Kerator“, dem wagemutigen Devaronianer bis hin zu ihrer Favoritin, der berühmt-berüchtigten Serlenia, die als „Schrecken der sieben Sektoren“ in die Geschichte eingegangen war, gab es reichlich unterhaltsamen Lesestoff. Und selbstverständlich auch genügend praktische Tipps und Beispiele, wie man ein Schiff erwarb, stahl oder kaperte, eine Crew anheuerte und bei längeren Expeditionen Moral und Disziplin aufrecht erhielt. Ein ganz wichtiger Tipp: Nie Mon Calamari und Quarren auf einem Deck unterbringen, ganz besonders dann nicht, wenn der Rum alle war. Eigentlich ziemlich selbsterklärend, fand Etara, und mit einem Schmunzeln wischte die hübsche Kriminelle über ihr Datapad, damit die nächste Seite angezeigt wurde. Sie hatte es sich auf dem Bett in ihrem Quartier bequem gemacht und ließ entspannt die Beine baumeln, ein kurzer Blick in Richtung Nachttisch verschaffte ihr die beruhigende Gewissheit, dass ihr privater Vorrat an Alkoholika noch gut gedeckt war. Nein, ihr war nicht langweilig und auch über zu viel Stress konnte sie nicht klagen. Und trotzdem, die Kriminelle war ein wenig angespannt, unruhig. Das mochte sicherlich damit zusammenhängen, dass sie begierig darauf war, ihr Kommando anzutreten, in ihren Träumen hatte sie sich schon ausgemalt, was für ein Schiff sie besitzen würde und wie sie mit tollkühnen, selbstverständlich allesamt unverschämt gutaussehenden Piraten auf große Beutefahrt ging. Auch die Tatsache, dass sie jetzt schon eine ganze Weile an einem Ort verbrachte und mehr oder weniger auf Ord Mantell festsaß, trug dazu bei, dass sich nach Abwechslung sehnte. Sicher, die Basis der Black und der Kreuzer „Violett“ waren keine schlechten Orte, aber mittlerweile begrüßten sie die Türen schon mit Vornamen, und das missfiel einem Freigeist und Abenteurer wie ihr. Etara seufzte leise, streckte ihren Arm aus und schnappte sich aus einem Glas ein mit köstlicher Schokolade ummanteltes Keks-Stäbchen, an dem die Chiss zufrieden knabberte. Ein rasches Tippen sorgte dafür, dass die Musik in ihrem Quartier ein wenig lauter wurde und Etara summte leise mit. Das erinnerte sie daran, dass sie ja noch diesen Datenstick von dem netten Sturmtruppler hatte, den sie ihrer Freundin geben sollte. Vielleicht konnte sie ja noch ein weiteres Geschenk organisieren, auf der Violett" gab es einen regen Tauschhandel. Die Leute auf dem Schiff und im Raumhafen waren nette Zeitgenossen, jedenfalls gemäß ihrer Definition, die „nett“ mit „kriminelle, trinkfreudig, hübsch und kontaktfreudig“ gleichsetzte. Aber bis auf den netten Abend mit den beiden mittlerweile längst in weit entfernte Gefilde verreisten Muskelprotzen hatte sich die Schmugglerin bemerkenswert zurückgehalten, und das führte zum Kern des Problems. Es fehlte etwas. Oder genauer gesagt, es fehlte jemand. Spectre.

Etara hatte keine Ahnung, wie lange der Auftrag auf Malastare dauern würde und wie dieser Auftrag überhaupt aussah. Das war vermutlich auch besser so, in Angelegenheiten der Maritima wollte sie ihre Nase nicht unnötig stecken. Aber dass sie keine Möglichkeit hatte, ihre Freundin in irgendeiner Form zu kontaktieren, das gefiel ihr dennoch nicht. Etara war weder anhänglich noch eifersüchtig noch glaubte sie, dass sie im klassischen Sinn verliebt war, aber sie mochte die andere Chiss sehr. Spectre war unkonventionell, verrückt, gefährlich, hübsch, manchmal zum Schreien anstrengend, manchmal brüllend komisch und obendrein noch verdammt gut im Bett. Sicher, so manches Mal war ihre Eifersucht zum Haare raufen, aber Etara hegte die Hoffnung, dass sich das irgendwann auswachsen würde. Immerhin war das für die ehemalige Imperiale die erste Beziehung, kein Wunder, dass sie klammerte. Und irgendwie war das ja auch...süß, hatte einen so unschuldigen Charme. Jedenfalls hoffte Etara, dass ihre Freundin bald wieder auftauchen würde, ein Appetithappen zwischendurch war ja ganz nett, aber ihr fehlte das Hauptgericht. Da sie in Essensmetaphern dachte, folgerte die junge Verbrecherin messerscharf, dass sie hungrig war, und genehmigte sich ein zweites Schokostäbchen. Das würde sie nachher ein paar zusätzliche Liegestützen, Kniebeugen und Klimmzüge kosten, aber der süßen Versuchung konnte und wollte sie eben nicht widerstehen. Es wurde Zeit für das nächste Kapitel, das sich mit dem unglaublich spannenden Thema „Wie verwalte ich meine Bordkasse“ beschäftigte. Etara gähnte herzhaft, las aber dennoch aufmerksam und konzentriert. Man konnte ihr vieles vorwerfen, aber blöd war sie nicht, immerhin war sie eine Chiss und Chiss waren clevere Zeitgenossen. Das hatten ihre Eltern ihr beigebracht und damit hatten sie auch recht. Zwar war Etara in der Schule nicht gerade ein braves, anständiges Mauerblümchen gewesen, aber sie hatte immer konzentriert und fleißig gelernt und gute Noten kassiert. Wissen, selbst wenn es zunächst nutzlos schien, konnte sehr hilfreich werden und die Blauhäutige hatte enorm davon profitiert. Wenn sie etwas interessierte, dann stürzte sie sich mit Feuerfeier darauf, und die Karriere als Piratin war definitiv etwas, das sie interessierte. Ihr eigenes Schiff zu befehligen, ihr eigener Herr zu sein – die Black Sun natürlich ausgenommen – und zwischen den Sternen ein freies und ungebundenes Leben zu führen, das reizte sie ganz gewaltig. Sicher, das Dasein als Freibeuter war garantiert nicht so romantisch, wie es manche Holomedien darstellten, aber Etara hatte kein Problem mit rauen Gesellen, mit Kämpfen und Tod und Verfolgung durch das Gesetz. Die Chiss war auf dem Schmugglermond aufgewachsen, das härtete ab, machte einen zäh und durchsetzungsstark. Von der Notwendigkeit des Schlafes befreite es allerdings nicht und so schlummerte Etara irgendwann doch ein, das noch aktivierte Datapad in den Händen. Der Rest des Kapitels würde bis morgen warten müssen.


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[Mittlerer Rand | Bright-Jewel-System | Ord Mantell | Raumhafen] Spectre



Die Chiss trat aus dem Raumhafengebäude und atmete tief durch. Kontrollen waren etwas, bei dem sie jedes Mal unwohl fühlte. Der Preis der Freiheit. Nach der Kontrolle auf Malastare hatte sie sich beobachtet gefühlt. Allerdings nichts greifbares entdeckt. Trotzdem, das ungute Gefühl blieb. Schließlich war jeder Besuch im Imperialen Raum ein Risiko.

Der ISD würde nach Ihr suchen, wenn jemand den Verdacht hätte, dass eines Ihrer ach so gehüteten Scharfschützengewehre außerhalb unterwegs war.

Nun war es an der zeit nach Etara zu suchen. Die Maritima hatte sich vorgenommen, hier anzufangen. Vielleicht hatte die hübsche Kriminelle ja einen Hinweis hinterlassen. Das wäre zumindest gut, denn in den Nachrichten hatte man nichts von einer neuen Piratengefahr gelesen.

Die Chiss schlenderte zum Taxistand und lies sich zu der abgelegenen Werft fahren, in der sie den Auftrag erhalten hatte. Von Nazaan hatte sie noch nichts gehört. Aber der Auftrag war ausgeführt worden, sicher, eleganter wäre es auch gegangen. Aber für diese Art von Attentaten war sie nicht ausgebildet worden. Ihr Stil war eher der direkte gewesen. Auch wenn sie anfangs gedacht hatte, dass sie gut ausgebildet war, hatte ihr dieser Auftrag eine Grenze gezeigt. Sicher nicht die letzte.

Nachdenklich sah sie aus dem Fenster und lies die hügelige Landschaft vorbeiziehen. Wie lange es wohl dauern würde Etara zu finden?


Schließlich erreichte sie bei leichtem Nieselregen die Werft mit der Violett. Die Reparaturen und Überholungen schienen fast abgeschlossen. Kalea hatte hier immer noch das sagen und so machte sich die Chiss auf den Weg die Pantoreanerin zu suchen.



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So langsam – ganz langsam – fühlte sich Etara doch ein wenig eingesperrt. Sicher, die Chiss hatte es einigermaßen komfortabel und konnte sich nicht über mangelnde Beschäftigung und fehlende interessante Gesellschaft beklagen, aber technisch gesehen traf das auch auf ein halbwegs human geführtes Gefängnis zu. Die abenteuerlustige Schmugglerin und angehende Piratin war nicht für ein Leben hinter Gitterstäben, ob nun real oder imaginär, gemacht. Sie sehnte sich nach Aufregung, nach Herausforderungen, nach neuen Erfahrungen und Genüssen. Und die ein oder andere alte, vertraue Freude vermisste sie auch, fügte die junge Frau gedanklich mit einem Schmunzeln hinzu und strich sich versonnen über den Nacken, die Berührung jagte ein Prickeln über ihre blaue Haut. Wo Spectre jetzt wohl sein mochte? Sie vermisste ihre Freundin, mit der ehemaligen imperialen Attentäterin hatte Etara noch einiges vor. Und außerdem verloren die Appetithappen, die sie sich auf der „Violett“ gegönnt hatte, langsam ihren Reiz, denn so unterhaltsam die auch waren, reichte doch keiner von denen an die andere Chiss oder Etaras letzte bemerkenswerte Eroberung heran. Die Erinnerung an Sabar Muraenus zauberte ein wenig Röte auf das Gesicht der hübschen Kriminellen und sie seufzte, als sie in Erinnerungen schwelgte. Dieser Sith war wirklich ein Diamant im Dreck gewesen, ein echter Schatz. Zu schade, dass sie sich nicht noch etwas mehr mit ihm hatte amüsieren können, aber vermutlich war es zumindest zu diesem Zeitpunkt besser so gewesen. Wenn raus gekommen wäre, dass die Besatzung der „Annabell“ kein IGD-Team war, sondern eine bunte Mischung von Verbrechern, hätte sich die starken Hände des Menschen vermutlich bedeutend weniger liebevoll um ihren Hals gelegt. Nun, es brachte nichts, verpassten Gelegenheiten nachzutrauern, das Leben ging weiter. Etara war nicht die Sorte Lebewesen, die sich runter ziehen ließ, und so fasste sich die Chiss ein Herz, stand von ihrem Schreibtisch auf und legte ihr Datapad, an dem sie nebenbei gearbeitet hatte, beiseite. Sie hatte viel über gelernt, wie das Dasein als Pirat aussah, worauf man achten musste und wie man sich clever anstellte, aber ihr Kopf rauchte von den ganzen Zahlen und Namen und Tipps, es wurde Zeit, sich die Beine zu vertreten und ein bisschen Abstand zu gewinnen. Leise summend streckte sich Etara ein bisschen, verließ ihr Quartier und machte sich auf den Weg. Die Gänge der „Violett“ waren ein ebenso langweiliger wie vertrauter Anblick, und Etara scherte sich nicht sonderlich darum, ihr Ziel war. Die Kantine an Bord war eher schlicht, aber sie hatte etwas, das die Chiss milde stimmte: Heiße Schokolade!

Kurze Zeit später und bewaffnet mit einer dampfenden Tasse heißer Schokolade, einer Schale Erdbeeren und einem äußerst zufriedenen Lächeln angesichts dieser leckeren Ausstattung machte sich Etara auf dem Rückweg zu ihrem Quartier. Sie freute sich schon ausgesprochen darauf, die leckeren Speisen und Getränke zu verzehren, bog voller Energie um die Ecke...und wäre fast mit einer anderen Person zusammengestoßen, die offenbar auch auf dem Weg dorthin war. Etara hatte schon einen deftigen huttischen Fluch auf den Lippen, um dem Tollpatsch ordentlich die Meinung zu geigen, balancierte geschickt ihre Fracht, hob den Kopf...und der Ärger in ihrem Gesicht wurde zu einem Ausdruck zunächst von Überraschung und dann von riesiger, ungestümer Freude. Vor ihr stand niemand geringeres als eine schlanke, junge Chiss mit mittlerweile etwas längeren Haaren, deren Gesicht ihr beinah so vertraut war wie ihr eigenes.


Spec!“


Rief die angehende Piratin voller Begeisterung und mit einem strahlenden Lächeln aus und beinah hätte sie sofort ihre Fracht fallen gelassen, aber es gelang ihr noch rechtzeitig, Schale und Tasse auf den Boden zu stellen, bevor sie ihre Arme um die anderen Frau schlang und sie in eine stürmische Umarmung zog, begleitet von einer ganzen Salve an atemlosen, leidenschaftlichen Küssen auf ihre Stirn, ihren Hals und ihre Lippen. Etaras Worte waren hastig und kamen von Herzen.


„Ich bin so froh, dass Du wieder da bist. Hatte schon befürchtet, die behalten Dich auf Malastare. Du kannst Dir nicht vorstellen, wie langweilig es hier ohne...hm, Du riechst gut! Keine abgestandene Raumschiffluft...“


Die Schmugglerin hielt inne, grinste und strich Spectre eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die angesichts der Berührungen von Etaras Händen aus der Frisur der ehemaligen Imperialen gefallen war. Sanft fuhr sie über die Wange der anderen Chiss, lachte und küsste sie dann, diesmal weniger stürmisch, und schloss die Augen, bevor sie sich nach langer, langer Zeit widerwillig von ihrer Freundin löste und ein wenig verlegen grinste. Diese Verlegenheit – ziemlich ungewöhnlich für Etara – wuchs für einen Moment, als die junge Frau bemerkte, dass sie und Spectre nicht ganz allein waren. Zwei Techniker der Black Sun, ein Rodianer und ein Ishi-Tib, waren gerade den Korridor entlang gekommen, Werkzeuge und Kisten in den Händen, und starrten die beiden Chiss mit einer Mischung aus Verwunderung, Verwirrung und Neugier an. Etaras Verlegenheit verschwand rasch wieder, und prompt grinste die Kriminelle, legte ihre Hände an Spectres Kopf und gab ihr noch einen Kuss. Rasch tippte sie auf den Knopf für die Tür zu ihrem Quartier, schob die Attentäterin herein und warf den beiden Technikern einen saloppen Handkuss zu. Ein rascher Griff brachte auch heiße Schokolade und Erdbeeren in Sicherheit, und als sich die Tür hinter ihr schloss, vergeudete Etara keine Sekunde, sondern zog eilig ihre Jacke aus, warf sie achtlos in die Ecke und stürzte sich auf Spectre. Sie hatte sie so sehr vermisst, und als sie die Kleidung von der anderen Chiss zerrte und ihre Haut mit fiebrigen Küssen und Berührungen liebkoste, fühlte sich Etara, als würde sie nach einer langen Hungerzeit ein Festmahl vorgesetzt bekommen...

Völlig erschöpft, aber glücklich an ihre Freundin geschmiegt griff Etara nach der Schale auf ihrem Nachttisch, zauberte eine Erdbeere heraus und legte sie auf Spectres Bauch, bevor sie amüsiert die Kurven ihres Körpers nachfuhr und dann nachdenklich – und ein wenig neckisch – inne hielt, ihren Kopf aufstützte und ihre Freundin neugierig, aber auch mit einem Schmunzeln ansah.


„Hmmmm...wenn ich gewusst hätte, dass Du endlich wieder kommst, hätte ich ein bisschen was vorbereitet. Eine kleine Willkommensparty, aber so...musste ich improvisieren. Willst Du reden...und darfst Du reden? Wie geht’s Dir?“


Mit einem leisen Seufzen kuschelte sich Etara noch ein wenig näher an die andere Chiss und wartete gespannt auf eine Antwort, während sie sich wieder zu der Erdbeeren vorarbeitete. Ein kleiner Nachtisch war doch sicher erlaubt...


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Nachdem sie erfahren hatte, dass die Pantoreanerin im Moment nicht auf der Werft war begab sich die Maritima zu Etaras Quartier. Auf dem Weg fiel Ihr auf, dass sie sich vielleicht hätte ankündigen können. Die Com-Nummer hatte sie schließlich. Nachher erwische sie die hübsche Kriminelle noch mit einem oder einer Lückenbüßerin. Der Gedanke allein ließ ihr einen Schauer über den Rücken fahren. Dann prallte sie mit irgendetwas oder besser irgendjemandem zusammen und landete beinahe unsanft auf ihrem Hintern. Aber sie konnte sich gerade noch fangen und starrte die Person wütend an. Natürlich war sie eher wütend über sich selbst, weil sie so abgelenkt gewesen war.

Aber der Blick wich schnell einem überraschten, als sich die blaue Person ihr stürmisch an den Hals war und sie förmlich überfiel.



„Etara…..“


Immer noch völlig perplex von den überfallartigen Bekundungen der Schmugglerin, lies sie sich in das Zimmer schieben. Die Techniker hatte sie gar nicht wahrgenommen. Aber wenn die Attentäterin gedacht hatte, dass die hübsche Chiss sie zum Reden ins Zimmer geschoben hatte, lag sie völlig falsch. Sie konnte gerade noch die kleine Tasche abstellen, als Etara, bereits halb entkleidet ihr begann die Kleidung vom Körper zu zerren. So hatte sie ihre Freundin noch nicht erlebt, aber es gefiel ihr, zeigte es doch, dass ihr etwas an der Maritima lag.


Spectre musste grinsen, als Etara sie schließlich doch ansprach. Neugier war eine andere Eigenschaft der Schmugglerin.


„Mir… gefällt… improvisiert… ganz gut… Aber ich hab keine Freigabe… lies Naahhh…“


Eigentlich wollte sie Nachrichten sagen, aber ihr verschlug es die Stimme als ihre Freundin sich zu der Erdbeere vorarbeitet. Ihr Körper fühlte sich an als würde er unter Strom stehen und jede Berührung führte dazu, dass die Attentäterin losprusten musste, weil es so kitzelte.

Bei allen Mächten… wie sie diese Frau liebte.




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Es war ein schönes Gefühl, Spectres Haut an ihren Fingerspitzen und ihren Lippen zu fühlen, die Wärme ihres Körpers und das gleichmäßige Geräusch ihres Atems ließ Etara mit einem leisen Seufzen lächeln und den Kopf schief legen. Die hübsche Schmugglerin würde es nicht offen zugeben und selbstverständlich auch nicht so formulieren, aber sie hatte die andere Chiss vermisst und freute sich sehr, dass sie wieder in ihrer Nähe war. Da war es wieder, dieser Gedanke, dass sie Gefahr lief, sich wie ein hoffnungslos verknalltes Schuldmädchen zu benehmen, aber zumindest ein bisschen – ein ganz kleines bisschen – konnte sich Etara das wohl erlauben. Zumindest, solange sie mit Spectre allein war. Die ehemalige Imperiale neigte glücklicherweise nicht dazu, großartig soziale Kontakte zu pflegen und so kam ihre Freundin auch nicht in die Situation, dass sie öffentlich Händchen halten und ganz besonders knuffig sein musste. Nein, so, in der Abgeschiedenheit ihres gemeinsamen Quartiers, war es besser. Hier konnten sie beide sein, was sie sein wollten, und mussten sich vor niemanden rechtfertigen. So langsam fand Etara tatsächlich Geschmack daran, für eine etwas längere Zeit jeden Morgen neben der selben Person aufzuwachen. Solange sie sich gelegentlich etwas Abwechslung wie den appetitlichen Sabar gönnte und das Spectre nicht unter die Nase rieb, konnten wohl beide Frauen mit diesem Arrangement recht gut leben. Sogar ausgesprochen gut, fügte Etara mit einem wohligen Schauern hinzu und streckte sich genüsslich auf dem Bett aus. Die angehende Piratin hatte ihre Freundin ganz schön überfallen und sich ihr im wahrsten Sinne des Wortes an den Hals geworfen, nun lag ihre Kleidung im halben Raum verstreut und auch die Decke machte gerade Anstalten, von der Matratze zu fallen. Rasch zog Etara sie wieder ein Stück hoch und schob den Gedanken, dass sie später würden aufräumen müssen, erstmal ganz weit weg. Nachdem die junge Blauhäutige die letzten Wochen ausgesprochen diszipliniert und für ihre Verhältnisse geradezu asketisch gelebt hatte, war es umso befriedigender, dass sie sich nun auch wieder ein paar Vergnügen leisten konnte, und so hatte sie der anderen Chiss nicht viel Gelegenheit zum Reden gegeben. Und außerdem war es gut, wenn sie gegenüber Spectre weiterhin in Maßen den Ton angab, der Scharfschützin gefiel das durchaus, wie gerade wieder unter Beweis gestellt worden war. Etara war nicht der Typ, der sich herumkommandieren ließ – bestimmte Ausnahmen selbstverständlich ausgenommen – stattdessen hielt lieber sie die Fäden in der Hand und gab die Richtung vor.

Momentan führte diese Richtung zum Bauch von Spectre, in dessen Mitte Etara überaus geschickt eine köstlich aussehende reife Erdbeere platziert hatte. Nun gleich zwei süßen Versuchungen ausgesetzt musste sich die Kriminelle zusammenreißen, schließlich wollte sie es nun etwas langsamer angehen und diese Erfahrung in vollen Zügen genießen. Mit einem verschmitzten Lächeln ließ Etara ihre Fingerspitzen über Spectres Haut wandern, so leicht und sanft wie ein Windhauch auf Tatooine, der über eine Düne strich, ohne den Sand aufzuwirbeln. Der Atem der jungen Chiss ging ruhig und gleichmäßig und sie blickte schmunzelnd zu ihrer Freundin auf, als die liebevollen Berührungen ihre betörende Wirkung entfalteten und mitten im Satz die Scharfschützin verstummen ließen. Etara lachte leise, hielt inne...und schnappte sich dann die Erdbeere auf eine Art und Weise, die diese Vergnügen noch in den Schatten gestellte. Während die Schmugglerin genüsslich kaute und ihrer Freundin ein kokettes Grinsen zuwarf, richtete sie sich ein wenig auf, streckte den Arm aus und griff nach ihrem eigenen Datapad. Während sie beiläufig, aber nicht minder intensiv die Streicheleinheiten fortsetzte, rief Etara, neugierig wie sie war, die Nachrichten über Malastare auf. Sie wusste, dass Spectre dort ihren Einsatz gehabt hatte, und solange ihre Aktion nicht völlig im verborgenen verlaufen war, würden sich sicher irgendwelche Informationen finden lassen. Mit ruhiger Effizienz huschte der Blick ihrer roten Augen über die Berichte. Wetter, Sport, Vermischtes...ah, da war es! Etara las neugierig und warf Spectre einen amüsierten Seitenblick zu, während sie laut vorlas, Stimme und Tonlage eine ausgesprochen übertriebene Imitation eines hochoffiziellen Nachrichtensprechers..


„Die neuesten Meldungen: Hochrangiger imperialer Sector Ranger bei einem tragischen Unfall verstorben. Ein Gleiter raste ungebremst in die Menge...mehrere Verletzte...Behörden gehen von technischem Versagen aus...Hersteller des Gleitermodells wegen möglicherweise unzureichender Überprüfung in der Kritik...Spec, also wirklich! Und du wunderst dich, warum ich dich nicht ans Steuer meines Schiffs lasse, Süße. Da hab ich es schwarz auf weiß, eine Gefahr für die Allgemeinheit. Stell lieber sicher, dass du heute nicht mehr mit dem Gleiter fährst...“


Etara grinste über beide Ohren und streichelte über Spectres Bein, und als die ehemalige Imperiale losprustete, stimmte ihre Freundin mit ein, warf sich lachend auf sie und verwickelte sie in einen langen, leidenschaftlichen Kuss, aus dem sie sich nur stockend löste. Etara hielt inne, blickte in die roten Augen der anderen Chiss und strich ihr liebevoll durchs schwarze Haar. Ihre Stimme wurde ein wenig leiser, sanfter, als sie Spectre in die Seite stupste und sich an sie schmiegte, während sie mit einer Strähne ihres Haars spielte.


„Hab dich vermisst, du verrückte Gefahr für den Straßenverkehr. Hmmm...jetzt hab ich es gesagt, was? Vermisst. Klingt merkwürdig, wenn jemand wie ich das sagt. Aber es stimmt. Das ist total gemein, weißt du das, Spec? Wegen dir klinge ich so, als hätte ich zu viele schnulzige Holodramen gesehen. Brrrrrr. Furchtbar. Gemeine Spec. Gemeine, schöne, interessante Spec...“


Die zukünftige Piratin berührte liebevoll die Wangen ihrer Freundin, bevor sie diese kurz zwickte und mahnend den Zeigefinger hob, eine gespielt strenge Miene aufgesetzt, aber lange hielt Etara das nicht durch und ein Grinsen brach sich Bahn, gefolgt von einem Lachen, als sie wieder hinlegte und nachdenklich Richtung Decke blickte.


„Du warst eine ganz schöne Weile weg und...na ja, ich sollte lieber keine Fragen stellen, was den Job anging, also lass uns doch über was anderes reden. Erzähl mir, was du so spannendes erlebt hast, denn meine Zeit war furchtbar laaaaaaaaaaangweilig. Pauken wie früher in der Schule. Wusstest du, dass es über fünfzehn Arten gibt, eine Bordkasse richtig zu führen? Ich fühl mich mehr wie eine angehende Buchhalterin denn als Piratin. Oh, apropos. Vorhin traf noch eine Nachricht ein, dass wir wohl bald Arbeit bekommen werden. Ja, richtig gehört, wir. Geht offenbar nach Serenno, da ist momentan wohl so richtig die Kacke am Dampfen. Irgendwelche Adligen, die sich darum kloppen, wer von ihnen ein Krönchen tragen darf. Frag mich nicht, was die Familie genau von denen will, aber wird wohl wichtig sein. Hm...irgendwas an dir ist anders...“


Neugierig richtete sich Etara ein wenig auf und betrachtete ihre Freundin prüfend, bevor sie die Nase rümpfte. Den Duft kannte die Schmugglerin doch, dieser ebenso korrupte wie charmante imperiale Zollbeamte, mit dem sie vor einer Weile mal was gehabt hatte, hatte genau so gerochen. Das Parfüm...


„Ist das Chevalier de Bastion, den ich da rieche? Bisschen unkonventionelle Wahl, wenn du mich fragst, das ist eigentlich ein Herrenparfüm. Nicht, dass ich was gegen Experimente hätte, aber...oooh! Sag bloß, du hast einen Verehrer aufgegabelt. Süße, du wirst ja immer interessanter...wie soll ich dir nur deine ganzen Geheimnisse entlocken, hm?“


Nachdenklich strich Etara über die Stirn der anderen Chiss, ihr locker-belustigter Tonfall verriet, dass sie tatsächlich schlicht neugierig war und nicht eifersüchtig. Wobei es wohl wirklich eine handfeste Überraschung wäre, wenn Spectre sich während des Auftrags ein wenig amüsiert hatte. Etara würde ihr das nicht übel nehmen, im Gegenteil, aber bei der ehemaligen imperialen Attentäterin wäre das schon eine ziemlich ungewöhnliche Sache. Waren stille Wasser vielleicht doch tief?


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Spec genoß die Zärtlichkeiten ihrer Freundin. Ja… Ihrer Freundin, Ihre Geliebte. Ein kleines Lächeln zeigte sich als sie Etaras Worten dabei lauschte. Es wäre einfach falsch es anders zu nennen. SO viel war in den letzten Wochen und Monaten passiert. Dinge, die sie vor wenigen Jahren noch unmöglich gehalten hatte. So viel Schönes und Neues, aber genau das machte ihr auch ein wenig Angst.

Doch die Informationen von Etara brachten Sie auf andere Gedanken. Ein neuer Job! Das klang doch gut. Und vor allem für sie beide. Aber dann viel ihr auch noch das Parfüm von dem Dicken auf. Dieser widerlichen Schmeißfliege von Mensch, der bei dem Unfall auch verreckt war. Kurz kroch Ekel in ihr hoch, als die Erinnerungen hochkamen.


„Der neue Job klingt doch gut. Serenno…. Wo liegt das?“


Versuchte sie die schöne Nackte neben sich von dem Thema wegzubringen. Spec hatte bereits bemerkt, dass der Duft anhänglich war, hatte aber gehofft, er wäre jetzt weit genug abgeklungen.

Die Maritima seufzte und stand auf.


„Dann solltest Du mir meine Aufgabe an Bord mal genauer erläutern…“


Bevor Etara sie wieder ins Bett ziehen konnte hob sie die Hand.


„und ich meine damit rumführen und wirklich erklären.“


Dabei sah sie kurz ernst zu ihrer Freundin, doch das hielt nicht lange an. Sie musste schmunzeln als sie Etaras Gesichtsausdruck sah während sie sich ihre Kleidung griff.


„Captain, Sie müssen arbeiten. Die Familie erwartet nichts anderes als Ihr Bestes.

Und das Andere…. Das rennt nicht weg, versprochen.“


Vielleicht war sie irgendwann einmal bereit über diesen Teil des Auftrages zu sprechen, aber noch nicht.... noch nicht.




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Jemanden zu vermissen, also so wirklich richtig zu vermissen, dass man einem Klumpen im Magen fühlte, wenn das geliebte Lebewesen in der Nähe war, das war für Etara mindestens so ungewöhnlich wie mehrere Wochen lang neben der selben Person im Bett aufzuwachen. Eine seltsame Erfahrung, neu und fremd, zugleich schön und beunruhigend. Die junge Chiss blinzelte, wurde sie etwa rührselig? Das passte so gar nicht zu ihr, aber Spectre hatte nun mal eine besondere Wirkung auf sie, war anders als die, mit denen sich die Kriminelle sonst vergnügte. Aber diese Sache hatte ihren eigenen Reiz und Etara war gewillt, sich darauf einzulassen. Man konnte ja nicht wissen, ob etwas wirklich gut war, solange man es nicht ausprobiert hatte, und wenn sie Lust auf Abwechslung hatte, würde sie sich diskret darum kümmern können. War ja nicht das erste Mal, dass sie auf mehreren Hochzeiten tanzte, wenn man dabei ein bisschen clever vorging und sich an ein paar Regeln hielt, konnte das ziemlich interessant sein, allein schon, was die Gefahr des Erwischtwerdens anging. Ja, damit konnte sich die angehende Piratin arrangieren, das konnte funktionieren, und prompt schmiegte sich die Chiss wieder an ihre Freundin. Fühlte sich...richtig an, und Etara hatte gelernt, ihren Instinkten zu vertrauen. Für den Moment war sie ganz zufrieden damit, über die blaue Haut der anderen Frau zu streicheln und sie zu küssen, sich über das wohlige Lächeln der ehemaligen Imperialen zu freuen und dem Klang ihres schneller schlagenden Herzens zu lauschen. Ach du liebe Güte, das hörte sich an wie ein Satz wie aus einem exzessiv schnulzigem Holodram, und Etara musste grinsen und rollte sich zur Seite, damit sie sich ein wenig aufrichten konnte. Wenigstens fiel Spectre in ihr übliches Beuteschema, Etara war ihrem Faible für böse Jungs und Mädels treu geblieben. Korrupte imperiale Beamte, knallharte Söldnerinnen, stolze Ganganführer, mit solchen Leuten hatte sich die schöne Blauhäutige amüsiert. Sie mochte den Hauch von Gefahr und Verwegenheit, der diese Gestalten umgab, den Reiz der Gefahr und des Ungewöhnlichen. Eine vom IGD seit frühster Kindheit zur eiskalten Killerin ausgebildete Frau fiel wohl definitiv unter diese Kategorie, dachte sich die Chiss mit einem kleinen Schmunzeln. Manche Dinge blieben eben doch gleich.

Dazu zählte auch Etaras neugierige Ader, die aufgeweckte Schmugglerin war immer gerne im Bilde und wollte wissen, was lief, Geheimnisse zogen sie geradezu magisch an. Und da Spectre nun für die mysteriösen Martima, die Auftragsmörder der Black Sun, arbeitete, steckte sie voller interessanter Geheimnisse, die es ihr zu entlocken galt. Was Ord Mantell anging, war sie nun zumindest grob im Bilde und sie musste zugeben, sie war beeindruckt von dem, was die Frau an ihrer Seite angestellt hatte. Einen so hochrangigen imperialen Sector Ranger zu erledigen, das war kein Kinderspiel, und es wie einen Unfall aussehen zu lassen, nun, das war wohl das Sahnehäubchen. Etara juckte der Tod dieses Typen nicht sonderlich, schließlich kannte sie ihn nicht und er war der Black Sun offenbar im Weg gewesen. Außerdem, Imperiale gab es wie Sand am Meer, einer mehr oder weniger machte da wohl kaum einen großen Unterschied. Sonderlich sympathisch waren diese steifen, autoritären Zeitgenossen, die alles in Regeln und Vorschriften pressen wollten, der auf Unabhängigkeit bedachten Verbrecherin ohnehin nicht. Ja, definitiv nicht ihr Problem. Spectre schien auch keine Gewissensbisse zu haben, wenig überraschend eigentlich, und sie freute sich offenkundig auf die Aussicht, zusammen mit Etara den Job auf Serenno anzugehen. Ihre Laune trübte sich allerdings merklich ein, als ihre Freundin den markanten Geruch des Parfüms ansprach, die Sache war ihr unangenehm, das hätte ein Blinder sehen können. Etara fragte sich, woran das liegen mochte, denn das sie nicht eifersüchtig war, das wusste Spectre ja. Vielleicht war der Typ einfach unangenehm gewesen, eine Erklärung, die die junge Frau nachvollziehen konnte. Wer sprach schon gern über unappetitliche Bettgefährten, und das auch noch mit dem aktuellen Partner? War jedenfalls kein Thema, bei dem Etara unbedingt nachhaken musste, und so griff sie bereitwillig den Ablenkungsversuch ihrer Freundin auf, streckte genüsslich ihre Glieder und räusperte sich, ihre Stimme mischte eine amüsierte Vorfreude mit trockenen Informationen.


„Yup, klingt in der Tat nicht übel. Also, Serenno...liegt im Äußeren Rand, im D´Astan-Sektor, um genau zu sein. Ist eigentlich Pampa, wenn du mich fragst, aber die Einheimischen halten sich wohl für eine Art Coruscant des galaktischen Rands und nehmen sich und ihre Unabhängigkeit entsprechend wichtig. Wird bewohnt von jeder Menge verwöhnter Adliger, deren Anspruch auf Macht darin begründet ist, dass ihr Ururururopa mal irgendwas gemacht hat. Jedenfalls geben diese Adligen dort den Ton an und momentan knallt´s da ordentlich, weil man offenbar klären will, wer denn nun der neue Chefaristokrat sein soll. Die Familie schickt uns hin, damit ein wenig...Präsenz zeigen und dafür sorgen, dass der neue Boss uns gewogen ist.“


Etaras Lippen formten ein kampfeslustiges Grinsen und ihre roten Augen funkelten. Ein paar gepamperten Gören in den Arsch zu treten, damit sie nach der Pfeife der Black Sun tanzten, klang nach der Sorte Job, die unterhaltsam werden konnte. Ja, die angehende Piratin freute sich auf diese Chance, sich zu beweisen und sich für höhere Weihen im Syndikat zu empfehlen. Wenn sie das richtig anstellte, würde sie ihr provisorisches Kommando sicher behalten können und dann waren die Möglichkeiten schier endlos. Als Spectre aufstand und verkündete, dass Etara ihr ihre Aufgabe an Bord dann mal lieber erklären sollte, musterte die Chiss ihre Freundin von oben, biss sich grinsend auf die Unterlippe und streckte eine Hand aus, aber die ehemalige imperiale Attentäterin erklärte rasch, dass sie damit tatsächlich ihre „richtige“ Aufgabe meinte. Gespielt enttäuscht zuckte Etara mit den Schultern und strich sich eine Strähne ihres schwarzen Haars aus dem Gesicht, bevor sie die Arme vor der Brust verschränkte
.

„Spaßbremse. Aber du hast ja recht, wird Zeit, dich einzuweisen. Kann unserer Chefin schlecht sagen, dass ich dich die ganze Zeit in meinem Quartier festgehalten habe, hm?“


Nun lächelte Etara und auch Spectres ernste Miene löste sich in ein Schmunzeln auf, in mahnendem Tonfall erinnerte die Maritima daran, dass sie einen Job zu erledigen hatte. Etara lachte, ein ehrliches, belustigtes Lachen, und sie schwang ihre langen Beine aus dem Bett, stand auf und imitierte einen koketten Salut, begleitet von einem Zwinkern.


„Aye aye, Ma´am. Captain Etara meldet sich zum Dienst!“


Die Schmugglerin verneigte sich schwungvoll und als Spectre noch etwas leiser hinzufügte, dass sie momentan über die andere Sache nicht sprechen wollte, nickte Etara knapp und beließ es dabei, sie wollte ihre Freundin nicht drängen. Ohnehin stand jetzt Arbeit an, die junge Chiss verschwand kurz unter der Dusche und zog sich dann, ihre markante weiße Lederjacke und Hose wurden zurechtgerückt, die Stiefel aus Rancorleder übergestreift und zum Schluss bändigte sich ihr glänzendes schwarzes Haar zu einem strengen nach oben gesteckten Zopf. Ein kurzer, zufriedener Blick in den Spiegel, dann klopfte Etara Spectre kurz auf die Schulter und öffnete die Tür. Während sie durch die Gänge der „Violett“ schritten und dabei dem ein oder anderen mit Wartungsarbeiten beschäftigtem Mechaniker auswichen, summte Etara fröhlich vor sich hin, ihr energischer, wiegender Gang verriet freudige Anspannung.


„Das weißt du glaube ich noch gar nicht so genau, aber mein provisorisches erstes Kommando, meine Bewährungsprobe sozusagen, ist nichts geringeres als die „Rusty Reaver“. Yup, der fette MC80B im Orbit. Ist ein ganz schöner Brocken, wirst du gleich sehen. Auf so einem großen Schiff mit entsprechender Mannschaft brauche ich jemanden, der mir den Rücken freihält, der aufpasst, der wenn nötig für Disziplin sorgt und Ohrfeigen verteilt, wenn die Leute ihren Job nicht machen. Hmmm....könnte mir vorstellen, dass du bei den Entermannschaften auch gut aufgehoben sein dürftest. Also, was sagst du, rechte Hand des Captains klingt gut?“


Etara grinste ihre Freundin von der Seite an und kurz darauf erreichten sie das Shuttle, das sie zu ihrem Ziel im Orbit bringen würde. Die beiden Chiss nahmen Platz und mit einem leichten Ruck hob das Shuttle ab, beschleunigte und verließ die Atmosphäre. Als sie den Weltraum erreichten, konnte Etara ihre Neugier nicht mehr zügeln, sie löste den Sicherheitsgurt, den protestierenden Piloten beflissen ignorierend, und eilte zum Sichtfenster. Etara kniff die Augen, suchte in der schwarzen Leere des Alls...und da war sie. Ein Schlachtschiff in dem markanten Korallendesign der Mon Calamari, 1.200 Meter lang, ein echter Gigant und das größte Schiff, das die Schmugglerin je aus der Nähe gesehen hatte. Positionslichter an dem Riesen wiesen dem Shuttle den Weg und die Sichtscheibe beschlug, als Etara ihr Gesicht näher heran brachte und ihr Atem auf das kalte Glas traf. Das Herz der jungen Chiss schlug schneller und sie fühlte ein wohliges Kribbeln, als sie lächelte, ihre Stimme kaum mehr als ein versonnenes Flüstern.


„Oh, sie ist...wunderschön.“


Hauchte die angehende Piratin voller Bewunderung, sie konnte sich an diesem tödlichen Titan kaum sattsehen und hüpfte förmlich auf der Stelle, als das Shuttle – aus ihrer Sicht viel zu langsam – näher flog und endlich andockte. Etara stand bereits am Ausgang und die Laderampe hatte noch nicht einmal den Boden berührt, da stürmte die hübsche Blauhäutige bereits hinaus, holte tief Luft und genoss den kühlen, gefilterten Geschmack der Luft, als sie sich lachend einmal im Kreis drehte und Spectre mit funkelnden Augen ansah.


„Schau dir das an! Ein echter MC80b, ein richtiges Schlachtschiff. Das Ding könnte sich mit einem Sternzerstörer anlegen und hätte gute Chancen, zu gewinnen. Oh man, Kalea weiß echt, wie sie einen glücklich machen kann. Ein MC80b, Spec, unter meinem Kommando! Das ist der Hauptgewinn.“


In ihrem Freundentaumel schnappte Etara ihre Freundin, zog sie energisch an sich und küsste sie, bevor sie Spectre an der Hand nahm und förmlich durch die Gänge schleifte, erfüllt von einer fiebrigen, hibbeligen Energie sog sie unterwegs jedes noch so kleine Detail auf. Das Schiff war anders als jedes von Kriminellen genutzte Schiff, das sie je gesehen hatte. Sauber, ordentlich, offenbar penibel gewartet und mit moderner Technik ausgestattet, und die Crewmitglieder, denen sie unterwegs begegneten, machten einen bemerkenswert professionellen Eindruck. Etara eilte weiter, sie fühlte sich so berauscht wie bei ihrer ersten Fahrt mit einem modifizierten Speeder oder dem ersten Mal, als sie...nun, fast so berauscht, aber das hier kam dem schon verdammt nah. Rasche Schritte trugen sie durch die Gänge bis vor ein Schott, das sich – aus ihrer Sicht viel zu langsam – öffnete und dann endlich den Weg und den Blick auf die Brücke freigab. Etara hielt einen Moment inne, überwältigt von dem Anblick, da trat ein drahtiger blonder Mensch mittleren Alters auf sie zu, er trug schlichte dunkelblaue, fast schwarze Arbeitskleidung und setzte zu einem knappen Salut an, so natürlich, dass man daraus auf eine militärische Vergangenheit schließen konnte.


„Willkommen auf der Brücke, Adi´ka Etara. Man hat uns über Ihre Ankunft bereits informiert.“


Die Piratin nickte rasch und lächelte, noch ein wenig sprachlos trat sie vor und stellte sich neben den Kapitänssessel, fast ein wenig vorsichtig, als könne sie das alles noch nicht so ganz glauben, legte sie eine Hand auf die Armlehne und strich zärtlich darüber. Sie fühlte ein leichtes Zittern, ob ihr eigenes oder das des Schiffs, und wurde sich erst richtig bewusst, über was für eine ungeheure Macht sie nun gebot. Ein Schlachtschiff, vollständig bewaffnet und einsatzbereit, konnte mühelos Konvois aufbringen, Außenposten überfallen und sogar schwach verteidigte Welten plündern. All das lag nun im Bereich des Möglichen...


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Genüsslich streckte sich die Pantoranerin, während sie auf der Kante des luxuriösen Bettes in der eigentlichen Admiralskabine saß und erneut dem extravaganten Geschmack von Pirate Admiral Rebeyr Tribut zollte. Dem Oberkommandierenden der Schattenflotte musste in letzter Zeit überaus langweilig sein... oder aber er bereitete sich darauf vor häufiger selbst in das Einsatzgeschehen der Flotte einzugreifen, denn nach und nah ließ der extrovertierte Mensch auf den wichtigsten Schlachtschiffen der Familie einen privates Domizil für sich einrichten. Eines das er meist nur ungerne an die lokalen Command Leader, ein Titel unter den Piraten die für die Sun arbeiteten und vom Admiral mit Befehlshabenden Befugnissen ausgestattet wurden, abtrat. Während die Blaue Piratin nach ihrer Einsatzkleidung griff und sich nach und nach anzog, musste sie, bei dem Gedanken daran den kommandierenden Rin'na der Black Sun vielleicht einfach zu Bitten auch ihr Apartement einem Redesign zu unterziehen, breit grinsen. Kalea gestatte sich die Zeiteinteilung eines Vorgesetzten, ohne sie auf der Brücke flog dieses Schiff schließlich nirgends hin, genoss die letzten Augenblicke in denen sie ganz frei und selbstbestimmt einfach sie selbst sein konnte. Ein Luxus der ihr mit zunehmender Verantwortung immer seltener vergönnt war. Sie liebte ihre Arbeit... aber die Zeiten in denen sie sich ganz und gar ihrem Kommando widmen und voller Vorfreude ihren kleinen Überfällen entgegengefiebert hatte waren vorbei. Jetzt hatte sie Verantwortung, musste das Große Ganze und ihren eigenen Kopf im Blick behalten um nicht im immerwährenden Kampf um die Führenden Positionen am Ende im Schlaf erschossen zu werden. Mit ein paar Handgriffen hatte sie ihre Mähne zu einem Zopf gebunden und betrachtete sich ein letztes Mal im Spiegel, die Waffe erst noch in der Hand, bevor sie die Pistole ins Holster wandern ließ und in vollem Kampfanzug zum Schrank maschierte, wo sich das letzte Detail ihrer Überzeugenden Verkleidung, das Quäntchen befand das Kalea von all den Piraten auf diesem Schiff unterschied. Fast schmachtend griff sie nach dem Schweren Ledermantel mit dem Abzeichen eines Command Leaders der Schattenflotte und der Insignie des Vigo für den sie dieses Amt bekleidete, Darga dem Hutten von Nar Shaddaa. Sich das Schwere KLeidungsstück über die Schultern zu hängen fühlte sich gut an, Kalea musste an sich halten um sich nicht erneut im Spiegel zu betrachten. Sie war am Ziel ihrer Träume angelangt, sie war eine Piratenkönigin, sie spielte bei den ganz Großen mit. Eine Position die die mit ihrem Leben verteidigen würde, niemand würde es schaffen ihr diese Ehre zu entreißen. Niemand.

Mit erhobenem Haupt trat Kalea vor die Kabinentür, wo zwei Aliens in Mandalorianischer Rüstung auf sie warteten. Skarkan, ein riesiger Barabel, und Ryen Warall, ein etwas gedrungener Cathar, waren "Geschenke" von Darga um seine Investition am Leben zu erhalten und Loyalität gegenüber Kalea auf der Brücke sicherzustellen. Die beiden Mandalorianer waren Geächtete in ihrem Volk und befanden sich schon seit Jahren in den Diensten der Garde des Hutten. Man munkelte das sie an der Erstürmung und dem anschließenden Massaker im Palast auf Nal Hutta teilgenommen hatten, bei der sich das derzeit mächstigste der hässlichen Schneckenwesen, als welches sich Darga durchaus bezeichnen durfte, den Klingen von Nal Hutta, einer Attentätergilde des Hutt-Rates entledigt hatte. Kalea musste nichts sagen während sie forschen Schrittes den Weg in Richtung Brücke antrat, Ryen setzte sich vor sie, während Skarkan ihren Rücken deckte, beide hielten sie gebührenden Abstand und beide sagten kein einziges Wort. Gleichsam schweigsame und grausame Killer, genau das Richtige für die leitende Offizierin dieses so formidablen Piratenschiffes. Als sich das Schott zur Brücke öffnete bellte der Cathar ein "Command Leader an Deck!", bevor er seine Position wechselte und nun mit Skarkan zusammen Kalea flankierte die gleich zwei Bekannte Gesichter auf der Brücke erblickte, von denen eines gedankenverloren und fast ein wenig sabbernd nach ihrem Stuhl gierte. Ein stehen sie bequem war nicht nötig, das hier war ein Schiff von Haudegen und Veteranen und sie waren hier schließlich nicht beim Militär auch wenn die Ausrüstung das vielleicht vermuten ließ. "Captain Toshe'tar'anarada, Pateessa Spectre. Sei beide zu trennen scheint keine einfache Aufgabe zu sein.", mit einer Selbstverständlichkeit von der Kalea selbst fast überrascht war, kreuzte sie zwischen den beiden hindurch und ließ sich genüsslich in den Stuhl sinken auf dem im Normalfall der Captain Platz nahm. Ein Posten der für die nächsten Tage von der Blauen Captain auf Probe ausgefüllt wurde. Diese war jedoch zum arbeiten hier und würde noch genügend Gelegenheiten haben auf ihrem eigenen Stühlchen Platz zu nehmen wenn man ihr ein eigenes Schiff vermittelt hatte. "Ich will Updates aller Sektionen und einen Bericht über die Fortschritte unserer Beladung.", bevor die Brücke dem jedoch geschäftig nachkommen wollte erhob die Piratin die Hand und deutete auf Etara. "Schicken sie mir die Papiere ins Quartier, vorerst ist es an ihr zu entscheiden was wichtig ist und was nicht.", womit Kalea den Stuhl drehte und Etara fixierte.


"Willkomman an Bord der Rusty Reaver Captain. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen haben sie sich bereits eingelebt, ich habe leider noch keine Aufstellung ihrer Führungsoffiziere von ihnen erhalten. Ich hoffe doch sehr das sie die Unterlagen durchgesehen haben. Wenn die Beladung mit Versorgungsgütern abgeschlossen ist, werden wir aufbrechen können. Bis dahin... überraschen sie mich und zeigen sie mir die Einsatzvorbereitungen aus ihrer Sicht."

Kalea war nun nicht mehr die höfliche und zuvorkommende, nahezu weiche Nerra wie einige Tage zuvor auf Ord Mantell. Sie war hier Prüferin, Richterin und höchste Piratin auf dem Schiff, ausgezeichnet in mehreren Jahren von Schlachten und Plünderungen... und sie war hier um zu sehen ob das Frischfleisch die Courage hatte das Amt eines Captains auszufüllen.


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Dieses Kribbeln in den Fingern, dieses leichte Vibrieren des Boden unter ihren Füßen, das Wissen, dass von dieser Brücke aus tausende Tonnen Durastahl in Bewegung gesetzt und ein tödlicher Sturm aus Turbolaserfeuer entfesselt werden konnte, all das erfüllte Etara mit einer fiebrigen, aufgeregten Ehrfurcht. Die junge Chiss fühlte sich wieder so wie beim ersten Mal im Cockpit eines Raumschiffs, fühlte den selben Tatendrang, die selbe berauschende Erkenntnis, dass sie nun frei war, durch die Unendlichkeit zu reisen und der Galaxis das abzuringen, was sie begehrte. Okay, das waren damals auf dem Schmugglermond sicherlich etwas hochtrabende Gedanken gewesen, das allererste Schiff, das Etara hatte fliegen dürfen, war ein rostiges altes corellianisches Modell gewesen, das wie sein eigentlicher die besten Tage schon hinter sich gehabt hatte. Aber mit ein bisschen Cleverness und Wagemut war es ein Kinderspiel gewesen, sich an Bord zu schleichen, die Sicherungen zu umgehen, die Triebwerke hochzufahren und mit einem breiten Grinsen im Gesicht davonzufliegen. Die hübsche Blauhäutige hatte es zwar nur bis in den Orbit und zurück geschafft, aber das hatte gereicht, um ihre Leidenschaft für das Fliegen zu bestätigen. Schon vorher hatte man die junge Kriminelle mit allem begeistern können, was schnell und laut war und ordentlich glänzte. Bei den Speederrennen auf dem Schmugglermond, eine Prestigeangelegenheit für jede Gang, die etwas auf sich hielt, hatte sie regelmäßig teilgenommen und sogar einige Male gewonnen. Und wenn sie nicht selbst am Steuer gesessen hatte, hatte sie denjenigen schöne Augen gemacht, die es taten. Mit Adrenalinjunkies, die das Leben zu genießen wussten, verstand sich Etara eigentlich immer prächtig. Man musste der Galaxis das abringen, was man haben wollte, musste sie zwingen, alle die Genüsse, Freuden und Gefahren preis zu geben, damit man sie erleben konnte. Wer das einmal verstanden hatte und den Willen besaß, sich durchzubeißen, konnte eine Menge Spaß haben. Spaß wie beispielsweise auf der Brücke eines gewaltigen Kriegsschiffs zu stehen und diesen Giganten tatsächlich - wenn auch nur auf Probe – kommandieren zu dürfen. Auf Probe, ja, bei diesem Gedanken wurde Etara ein wenig ernster, aber sie konnte das eifrige Grinsen trotzdem nicht von ihrem Gesicht verbannen. Das hier war etwas neues, etwas ganz besonders. Sie würde diese Gelegenheit, diese Chance, nicht vermasseln. Ganz sicher nicht. Sie würde sich in den Augen der Prüferin bewähren, das schwor sich die Chiss.

Abergläubische Seelen hätten der Tatsache, dass just in diesem Moment sich das Schott zur Brücke mit einem Zischen öffnete, einer höheren Macht zugeschrieben, Etara aber hielt es lediglich für einen witzigen Zufall, dass ausgerechnet jetzt besagte Prüferin die Brücke betrat. Ein leichter Luftzug kitzelte an Etaras Nacken und sie drehte sich um, damit sie Nerra Kalea begrüßen konnte, aber da in Begleitung zweier einschüchternder Leibwächter in unverwechselbaren mandalorianischen Rüstungen die Brücke betrat, war nicht die großzügige, zuvorkommende und Spielchen nicht gänzlich abgeneigte Pantoranerin, die Etara vor einigen Wochen kennengelernt hatte. Nein, die Frau, die in voller Kampfmontur, den Blaster im Holster und mit dramatisch wehenden Mantel da auf sie zukam, war keine Verwalterin, keine Büroheldin. Sie war eine Anführerin, eine Kämpferin. Eine Königin. Königin nicht irgendeines Märchenlandes, sondern eines Reich von Piraten, Söldnern und anderen Verbrechern. Das Kribbeln – und wohlige Ziehen – das Etara nun erlebte, hatte mit dem Schiff und der Aussicht auf ein eigenes Kommando sehr wenig zu tun, mit dem Anblick der stolzen Pantoranerin, deren Haar zu einem strengen Zopf gebändigt war und an deren Kleidung die Abzeichen einer Command Leader und Favoritin von Vigo Darga dem Hutten prangten, dafür aber umso mehr. Sie strahlte Macht und Autorität aus, verkörperte das, was die junge Kriminelle ebenfalls erreichen wollte. Tatsächlich ertappte sich Etara dabei, wie ihr für einen kurzen Moment der Mund offen stand und ihre roten Augen funkelten, als sie sich an diesem appetitlichen Anblick labte, und sie musste sich einen mentalen Tritt verpassen, damit sie allzu furchtbar offenkundig starrte. Kalea verstand es, einen dramatischen Auftritt hinzulegen, ihr Leibwächter hatte ihre Ankunft kaum angekündigt, da marschierte die Pantoranerin auch schon zielstrebig zwischen Spectre und Etara durch und nahm mit ruhiger Selbstverständlichkeit auf dem Kapitänssessel Platz. Die sonst nicht gerade um Worte verlegene Schmugglerin blinzelte, fing sich aber rasch wieder und als Kalea trocken meinte, dass die beiden Chiss nur schwer zu trennen waren, zuckte Etara lässig mit den Schultern und warf ihrer Freundin ein Grinsen zu. Aufmerksam beobachtete die angehenden Piratin, wie die Command Leader Befehle erteilte, Befehle, die die Crew sofort umgesetzt hätte, wenn die blauhäutige Frau nicht mahnend die Hand erhoben und darauf verwiesen hätte, dass es nun an Etara sein würde, über wichtig und unwichtig zu entscheiden.

So fing es also an, die Chiss befand sich offenbar schon mitten in der Prüfung. War zu erwarten gewesen, dass die Black Sun in Form von Kalea keine Zeit vergeuden würde, das Syndikat war nicht durch Verschwendung und Müßiggang so mächtig geworden, wie es heute war. Als die Schiffskommandantin ihren Stuhl umdrehte und Etara fixierte, straffte die schlanke Dunkelhaarige automatisch ihre Haltung, hob den Kopf ein wenig, um Aufmerksamkeit zu signalisieren, und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. Es war nicht ganz eine militärische Haltung, dafür lag darin noch etwas zu viel Lockerheit, aber sie ähnelte ihr, zeigte Respekt vor Höhergestellten und für Anweisungen offene Ohren. Besagte Anweisungen folgten nach einem formellen Willkommensgruß an Bord der „Rusty Reaver“ auch prompt, Kalea kam gleich zur Sache und verlangte nach einer Aufstellung der Führungsoffiziere und einer Schilderung der Einsatzvorbereitungen aus Sicht der Chiss. Falls sie damit testen wollte, ob die angehende Piratin angesichts der Herausforderung in Panik geraten würde, biss sie auf Granit, die Miene der jungen Frau blieb höflich und konzentriert, aber mit dem ganz leicht koketten Zug, der nie wirklich von ihrem Gesicht verschwand, respektvoll, aber nicht kuschend sah sie Kalea in die Augen. Die Nerra wollte keine feigen Kriecher, da war sie sich sicher, sondern Kriminelle von Schrot und Korn, die sich an Regeln und Hierarchien halten konnten, ohne zu Möchtegern-Imperialen zu mutieren.


„Käme nie auf den Gedanken, Sie zu enttäuschen, Ma´am. Ich habe die Aufstellung genau hier. Einige letzte Änderungen nach gründlicher Durchsicht der Personalakten musste ich kurzfristig vornehmen, denn immerhin waren die jüngsten Leistungsberichte nach der Übung gestern doch recht vielsagend. Einige haben sich bewährt, andere...weniger. Hab den Eindruck, der Großteil der Crew ist scharf auf einen Einsatz und will zeigen, dass sie es trotz der Verschnaufpause hier noch drauf hat. Und wer es jetzt noch nicht ist, wird es sein, wenn wir am Ziel eintreffen.“


Geschickt zauberte Etara ein Datapad hervor und reichte es Kalea. Die Tatsache, dass ihr kleiner Finger dabei so gänzlich zufällig und unschuldig für einen kurzen Moment über den Handrücken der Pantoranerin strich und das angedeutete Lächeln der Chiss für eben diesen kurzen, flüchtigen Moment einen winzigen Hauch breiter wurde, konnte man ihr wohl kaum zum Vorwurf machen, wenn man es denn überhaupt registrierte. Und wenn doch, war es ein spannendes Gedankenspiel, ob es denn nun wirklich eine unbeabsichtigte Berührung gewesen war – wofür eigentlich alles sprach – oder eben nicht, was man aber schwerlich beweisen konnte. Die Chiss machte eine kurze Pause, damit ihre Vorgesetzte das Datapad konsultieren konnte, bevor sie weitersprach. Etaras Basic hatte den sanft-melodischen Klang ihrer Muttersprache Cheunh, war aber einen Ticken rauer, was dem exotischen Einschlag eine interessante weitere Note verlieh, und nachdem die Anstandspause verstrichen war, deutete Etara mit dem Daumen auf ihre Freundin.


„Pateessa Spectre habe ich vorläufig als meine Leibwächterin eingeteilt. Vorläufig, weil ich persönlich Rücksprache mit dem Kommandanten der Entertrupps an Bord halten will. Die Leute hier sind gut ausgebildet und erfahren, aber den ein oder anderen Trick des früheren Arbeitgebers der Pateessa dürften sie kaum kennen und sie sollten davon profitieren, wenn jemand diese Wissenslücken stopft. Pateessa Spectre soll sich zudem einen direkten Eindruck von den Fähigkeiten der Kämpfer machen können – nichts geht über Beobachtung vor Ort, das kann kein Aktenstudium ersetzen.“


Eine weitere kurze Pause und ein knappes Nicken, Etara ließ ihren Blick kurz über die Brücke schweifen, musterte die Crew, die eifrig ihren Aufgaben nachkam. Kompetente Leute, dieses Bild drängte sich auf, keine blutigen Anfänger, denen man zeigen musste, wo der Anschaltknopf für einen Navcomputer war. Das machte die Aufgabe der Chiss gleichzeitig leichter und schwerer – leichter, weil sie sich auf diese Expertise verlassen und entsprechend planen konnte, schwerer, weil sie nicht den Eindruck vermitteln durfte, sich hinter ihren Untergebenen zu verstecken, um ihre eigenen Unzulänglichkeiten zu kaschieren. Einsatzvorbereitungen, also gut. Etaras rote Augen richteten sich wieder auf Kalea und sie räusperte sich leicht, kein Zeichen von Nervosität, sondern bloß eine kleine Geste der Höflichkeit und des Nachdenkens. Nun gestikulierte die Blauhäutige etwas, lockerte ihre Haltung ein wenig, konzentrierter, aber nicht verkrampfter Arbeitsmodus.


„Ich bin die Einsatzdaten noch einmal durchgegangen und habe unseren Zielort genauer unter die Lupe genommen. Serenno ist abgelegen, aber nicht so abgelegen, dass man feindlichen Kontakt mit republikanischen oder imperialen Schiffen ausschließen könnte. Also ist Vorsicht angebracht, und das heißt: Erstens, Ausreichende Betankung, Munitionierung und Bestückung mit Versorgungsgütern. Die Zahlen für die Turbolaser gefallen mir noch nicht richtig – plädiere dafür, mehr Tibannagas an Bord zu nehmen, damit auch für ein längeres Gefecht gerüstet sind. 4% mehr sollten genügen, das kann durch Einsparungen bei nicht dringend benötigtem Material erreicht werden. Zweitens schlage ich vor, die Flugzeit zu nutzen, um weitere Übungen abzuhalten, die Crew in Kampfgeist zu bringen. Drittens, die Lagebeurteilung vor Ort. Angesichts der explosiven Situation kann es gut sein, dass die uns vorliegenden Berichte bei unserer Ankunft bereits veraltet sind. Möglich also, dass wir nochmal radikal umdenken müssen, sobald wir da sind. Schlage vor, insbesondere den Sensoren und der Kommunikation besondere Aufmerksamkeit zu widmen – frühes Erkennen von Feinden, stabiler Kontakt zu unseren Leuten am Boden, und das permanent. Deshalb habe ich in der Aufstellung diesen Bereichen zusätzliches Personal zugewiesen. Alte Schmugglerweisheit, Command Leader: Wer nicht sieht und hört, kann nicht planen, wer nicht planen kann, kann nicht handeln, und wer nicht handeln kann, endet als Bantha-Dung.“


Bei diesem sardonischen Spruch präsentierte die Chiss ihre weißen Zähne in einem Lächeln, bei es einem kalt den Rücken herunter laufen konnte. Etara war fest entschlossen, die Sache nicht zu versauen, sie hatte sich mit Herzblut und höchster Konzentration auf ihre Aufgabe gestürzt. Ihr Datapad war voll mit Namen, Zahlen, Fakten, Personalakten, technische Berichte, Aufklärungsdaten, Informationen über Serenno, Berechnungen für Treibstoff und Munition, die Einschätzungen von Zuträgern der Black Sun, und so weiter und so weiter. Wenn nötig konnte die Blauhäutige den ganzen verdammten Datenwulst auswendig wiederkäuen und dazu auch noch qualifizierte Kommentare abgeben. Das war ihre Chance, ihr Moment in der Sonne, und den würde sie sich nicht nehmen lassen.


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