Jibrielle Dari Trineer
Flung Out Of Space
]Ord Mantell - in ödem Gebirgsland - Gelände der Van-Dar Corp. - mit Rin[
Nasse Schatten huschten durch die doch sonst ach so trockenen Büsche der Al-Bat-Voss-Schlucht, die wie der Rest des Kontinents eher selten mit dem feuchten Element Bekanntschaft machten. Hier und da im Zick Zack, dann wieder geradlinig, eilten die beiden Padawane auf das Fabrikgelände der Van-Dar Corp. zu, hielten dabei aber stets ihre Umgebung im Auge. Rin spurtete voran, da er das Gebiet zuvor schon erkundet und die möglicherweise passendste Stelle ausgemacht hatte, um den zeh oder zwölf Meter hohen Zaun, der vermutlich unter Hochspannung stand, zu überwinden. An der südöstlichen Grenze fanden sie schließlich den Baum, den Rin ins Auge gefasst gehabt hatte, nickte Jibrielle zu. Diese sonderierte erneut vorsichtshalber die Umgebung, ärgerte sich noch einmal kurz darüber, kein Nachtsichtgerät mitgenommen zu haben, bevor ihr ihre Machtsinne wieder einfielen, sie die übernatürlichen Fühler in alle Richtungen ausstreckte und den nächste lebenden Organismus - von Rin mal abgesehen - in dem ca. dreißig Meter entfernten Wachhaus ausmachte. Sie nickte zurück und so krakselten die Schülerin von ChesaraSyonette und der Schüler von Manyu Dhii die verdorrte, aber stark verästelte Weide hoch.
"Wie du siehst ... sieht man uns hier nicht."
"Schön ähm ... schattig." hauchte Jibrielle und blickte bedröppelt in die Finsternis der mondlosen Nacht um sich herum. Aber so nah an der Fabrik und der doch nicht üblen Beleuchtung auf dem ganzen Gelände hatte Rin tatsächlich einen Ort erspäht, der Dank des Schattens eines Kühlwassertanks regelrecht im Schatten lag. Nur mit einer Wärmebildkamera hätte man sie dort im Baum hocken sehen ... jahhh ... hoffentlich benutzten sie sowas hier nicht, dachte sich Jibrielle.
"Kannst du ordentlich springen?"
Jibrielle machte ein Geräusch, als hätte sie sich gerade an Mineralwasser verschluckt, grinste bloß und stieß sich elegant wie eine Katze vom vertrockneten Holz ab. Wenn sie etwas konnte, dann jawohl Zirkusakrobatik wie diese. Die fehlenden 6 Meter meisterte sie problemlos, flog in einem Abstand von 50 Zentimetern über den elektrifizierten Zaun, nutzte die Macht um ihren Fall zu entschleunigen und landete ebenso félin, wie sie abgesprungen war. Keck drehte sie sich zu ihrem Padawankollegen um und schenkte ihm grinsend ein Zwinkern. Als hätte sie Rin damit ein Zeichen gegeben, sprang der Rothaarige hinterdrein und landete kaum weniger elegant neben der Brünetten.
"Ich kam aber höher ... außerdem machte ich noch ne Rolle ..." flüsterte sie und stupste Rin in die Schulter. Der wollte gerade zurückgrinsen, als sie plötzlich laute Stimmen hörten, die eine herannahende Patroillie andeuteten, und sich Rins Gesicht verfinsterte.
"Psst!" zischte er und hechtete an den Wassertank, machte sich so schlank wie möglich, was Jibrielle ihm sofort nachmachte.
"Wie kommen wir jetzt über den doooch etwas zu hell erleuchteten Abstand zur Fabrik?" hauchte die Padawan bloß und war es allmählich leid, dass Rin die ganze Zeit einen auf Anführer machte.
"Wir müssen sofort an ihnen vorbei, sobald sie den Kühlturm passiert haben. Von hier aus wird uns niemand sehen, wenn wir nicht außerordentliches Pech haben. Eins, zwei-"
"Drei!" flüsterte Jibrielle und lief als Erste los. Das zum Glück recht laut scheppernde Wachfahrzeug war keine zehn Meter entfernt, als beide an ihm vorbeihuschten und trotz übermenschlicher Geschwindigkeit muxmäuschenstill gewesen waren. Sie erreichten schließlich die Außenwand des Kolosses, eine Stelle, die selber nicht direkt angestrahlt wurde und halb von einer Ausstülpung der Fassade verdeckt war. Hier sollten sie nicht gesehen werden können - es sei denn sie warteten fünf Minuten, bis die nächste Patrouillie vorbeikam. Doch kaum waren sie da, untersuchte Rin auch schon eine größere Luke, die kein direkter Zugang zu sein schien, um so ein Szenario zu vermeiden.
"Mist! Ich hatte gedacht, dass man das Ding vielleicht einfach so aufkriegt. Du bist nicht zufällig eine begabte Schlossknackerin?"
"Nicht das ich wüsste."
"Okay ... was machen wir dann? Ach klar, wir benutzen unsere Allzweckschlüssel."
Er hatte schon die Hand an seinem Lichtschwert, als er es sich anders überlegt und eine einladende Geste gegenüber Jibrielle macht.
"Du ... darfst das gerne übernehmen." meinte er milde lächelnd, woraufhin Jibrielle eine amüsierte Verbeugung andeutete, das Lichtschwert in die Fingerspitzen schnell ließ und geschwind zwei gezielte Löcher borte, wo sie die Scharniere vermuteten. Diese würden hoffentlich erst entdeckt werden, wenn sie schon wieder über alle Berge waren. Außerdem konnten sie leicht auch für Blastereinschüsse gehalten werden, was gleich weniger Kavallerie auf den Plan riefe.
Als sich der Durastahl löste, wurde er sanft umfangen und zu Boden gelegt.
"Bitte nach dir." näselte Jibrielle und ließ Rin vor ihr im Loch verschwinden, bevor sie es wieder mit der Platte abdeckten. Drin waren sie!
Jibrielle wünschte sich, dass jetzt alles sehr schnell gegangen wäre. Doch tatsächlich folgte nun ein langes Durch-Gänge-Schleichen, Sich-An-Wachen-Vorbeimogeln und Bloß-Nicht-Auffallen. Zuerst passierten sie einige weiträumige Produktionshallen, durch die hier und dort ein Söldner schlenderte und sich dann und wann auch mal in der Gesellschaft eines Kollegen befand, der von der Standhaftigkeit seines besten kleinen Freundes erzählte. Schließlich fanden sie ein kleines Treppenhaus und gelangten so in die zweite Ebene. Dort folgte nochmal viel von demselben, nur dass sie hier vor allem eine Menge Container befanden, die mal mehr, mal weniger strukturiert in der Gegend platziert waren, manchmal wie auf einem zugemüllten Schachbrett, manchmal wie in Reih und Glied. Auf einem Schild hatte Jibrielle gesehen, dass sowohl die zweite Etage, als auch das Kellergeschoss als Lagerhallen dienten, die mit einem Schwertransport Lift miteinander verbunden waren. Vom zweiten Stock aus wurden die Materialien oder schließlich auch verschifft, was durch einen gewaltigen Hangar an der Nordseite geschah. Man musste kein Genie sein, um sich vorstellen zu können, dass nicht alles in diesen Kontainern für die Produktion gedacht war oder aus ihr hervorging. Den richtigen heißen Kram hatten sie vermutlich unten liegen, während hier nur die bald entschwundenen, mehrtonnigen Kistchen lagerten. Das alles war jedoch recht uninteressant, denn sie wollten bloß in die Büroräume in den obersten Bereichen des Fabrikblocks.
"Was machen wir eigentlich, wenn die liebe Alyssa Van-Dar doch zuhause ist und gerade über einem Pot Kaffee und nem Aktenordner brütet?" fragte Jibrielle schließlich, als sie eine weiteren ewiglangen, von Containern gesäumten Gang entlang schlichen. Am Ende des Ganges zeichnete sich eine große Aufzugtür ab, die die Padawane hoffentlich durch herumgeklettere im Aufzugschacht nach oben bringen würde.
"Keine Ahnung. Ich würde sagen, dass wir sie lieber überwältigen, als hier mit leeren Händen einfach so wieder abzuhauen." sagte Rin und klang dabei irgendwie finsterer, als er es vielleicht beabsichtigt hatte.
"Na toll! Wir dürfen aber nicht vergessen, dass ihre Schuld noch immer nicht bewiesen ist."
"Ohhhh, das ist mir bewusst." sagte Rin diesmal entschieden finster und Jibrielle erinnerte sich in diesem Moment nur zu gut an seine Auseinandersetzung mit Venice.
Jibrielle Antwort erstarb in ihrem Mund, als urplötzlich die Aufzugstür aufschoss und gemäßigten Schrittes ein halbes dutzend Wachen daraus hervortraten. Ihre Schatten vielen nur wenige Meter in den Raum, war die Beleuchtung des Aufzuginneren doch recht schwach, doch würden sie nur wenige Schritte brauchen, bis einem von ihnen die beiden Fremden im Gang auffallen würden.
Die Padawane wechselten nur für den Bruchteil einer Sekunde Blicke aus. Sie hatten keine Möglichkeit zwischen die Container zu schlüpfen, da sie dicht an dicht aufgereiht waren. Darüber hinaus waren durchweg drei Stück übereinander gestappelt und reichten fast bis zur Decke. Zum Glück wussten beide instinktiv, was zu tun war. Blitzschnell sprang sie hoch, einer nach links, einer nach rechts, hechteten zwischen Decke und Container. Jibrielle landete überraschend weich, doch schwand ihre jähe Freude über diesen Umstand augenblicklich, als sie merkte, wie sie, auf einer weichen Plane gelandet, nun auf ihr in Richtung Containermitte und schließlich zwischen den Stoff rutschte, um in zwei Meter tief ins innere zu stürzen. Jibrielle sah noch Rins überraschten Gesichtsausdruck, wie er sicher auf harten Durastahl ruhte, da war sie auch schon weg.
Die Wachen hörten nicht, wie die Container-Jibrielle auf dem Geröll aufschlug - zum zweiten Mal an diesem Tag.
"Autsch ..." keuchte Jibrielle in stickiger Finsternis, rieb sich den Kopf und versuchte dann ganz geräuschlos zu sein. Hatten die Wachen etwas gemerkt? Hatten sie etwas gesehen? Hatten sie sie Keuchen gehört? Sofort streckte die Padawan ihre Machtsinne aus, zog die fremde Kraft ein und fühlte so, wie die Männer außerhalb des Containers durch den Gang zogen. Sie hatten nichts bemerkt!
Ein großer Stein viel von Jibrielles Brust. Metaphorisch, denn sie hatte schon geglaubt, sich verraten zu haben. Buchstäblich, denn offenbar war sie in einem Container voller Steine gefallen und hatte sich dabei halb eingegraben. Vorsichtig zog sie in der stockfinster Dunkelheit eine Gliedmaße nach der anderen aus dem Geröll und bedauerte die beim Sturz entstandenen fiesen Aufschürfungen. Natürlich musste sie noch ganz still sein, war die Gefahr doch noch nicht gebannt. Die Wachen passierten in diesem Moment gerade erst die Container, in und auf denen sich die Padawane verbargen. So verharrte Jibrielle reglos und verfolgte die Wächter mit ihren Machtsinnen. Doch was war das? Irgendwas in der Macht war anders, reagierte auf ihre ausgestreckten Fühler. Da tastete Jibrielle ihre ganze Umgebung mit der Macht ab und stieß augenblicklich auf eine enorme Reaktion direkt unter ihr: Sie saß darauf!
Beinahe hätte sie vor erstaunen laut aufgekeucht. Hastig fuhren ihre Finger über das vermeintliche Geröll auf dem sie gesessen hatte, und holte schließlich, als ihr Verdachtsmoment immer größer wurde, in die Tasche und holte eine kleine Taschenlampe heraus, die ein natürlich Licht von sich gab. Als sie es anknippste, entwich der Padawan ein demütiges Seufzen.
Der ganze Container war voll mit Kristallen in allen Farben und Formen. Manche steckten noch zum großen Teil in Erd- oder Steinklumpen fest, hatten teilweise einen ganzen Felsen daran, manche aber schienen fast gänzlich ohne Rückstände zu sein und schienen, abgesehen davon, dass sie noch nicht geschliffen waren, perfekt. Wie kamen die alle hierher? Schmuggelte Van-Dar etwa Kristalle? Warum? Hier mussten noch mehr davon rumstehen. Konnte es etwa wirklich sein, dass die Van-Dar Corp. das Imperium und damit den Sith-Orden mit Lichtschwertkristallen versorgte? Oder stahlen sie sie einfach von der Republik und Van-Dar übernahm die Hehlerei? Wie auch immer, jedenfalls war der Anblick überwältigend. Nach und nach kamen die ganzen Namen, die Jibrielle alle mal gelesen und beinahe auswendig gelernt hatte, als sie vor einiger Zeit ihr großes Jedi-Studium betrieben hatte und auch versucht war, alles über Lichtschwerter und Lichtschwertkristalle herauszubekommen. Viele der Namen vielen ihr auch wieder ein: Bondar, Sigil, haufenweise Adegan natürlich, Opila und und und.
"Jibrielle? Ist alles in Ordnung? Du kannst jetzt rauskommen." hörte Jibrielle auf einmal die Stimme von Rin. Er schien bereits wieder unten zu stehen und nach seiner Kollegin zu rufen. Anscheinend hielt sich seine Sorge aber in Grenzen. An einer Seite waren das Kristallgeröll soweit aufgehäuft, dass Jibrielle glaubte, dort den Rand zu erreichen und einfach die Plane zu lösen, was ihr auch gelang. Dann hatte sie eine Idee, griff sich den nächstbesten Klumpen, einen violetten Kristall, der fast ganz von Gestein frei war - Hurrikaine nannte man ihn, glaubte sie sich zu erinnern - steckte den Kopf über den Rand des Containers, grinste Rin an und warf ihm den Klumpen zu. Überrascht fing er ihn auf und sah verwirrt zurück.
"Ein Kristall? Wo hast du den denn her?"
"Das ganze Ding ist voll davon! In allen Sorten, die du dir vorstellen kannst!"
"Pssssssssssst! Leiser!"
"T´schuldigung!" sagte Jibrielle, nun leiser.
"Wo können die soviele Kristalle her haben? Da müssen ja zig Mienen dran beteiligt sein."
"Klar ... aber so wie die zusammengewürfelt sind ... ich glaub die wurden eher zusammengeklaut."
"Dann aber im großen Stil. Nagut, komm runter. Den violetten Liebling nehmen wir wohl mal als Beweisstück mit."
"Schon da ..." sagte Jibrielle und wollte schon hoch- und aus dem Container springen, als sie etwas zögern ließ. Ein merkwürdiges Gefühl, eine instinktive Regung zog sie zu der anonymen Kristallmaße hinter und unter ihr. "Einen Moment ..." flüsterte sie Rin schon im Wegdrehen zu, hüpfte wieder zurück, fixierte einen bestimmten Punkt und wühlte einen Brocken nach dem anderen davon, bis sie plötzlich einen kleinen, strahlendgelben Kristall vor sich liegen sah. Dies war kein warmes, ins orange abdriftende Gelb wie es die Bienchen trugen. Es war ein helles, dem Sonnenlicht gleichendes Gelb, dass dieser Kristall von sich gab. Wie ein Kanarienvogel, der sich als Zitrone verkleidet hatte. Doch war nicht nur seine Farbe beeindruckend. Jibrielle spürte, wie sie der Stein anzog, wie ihn eine Wildheit umgab, geradeso als würde ein kleiner Wirbelsturm um ihn jagen. Sie gab dem unwiderstehlichen Drang nach und ergriff ihn - und augenblicklich kamen Stein und Padawan zur Ruhe. "Dieser Stein ist wie für mich gemacht ..." dachte Jibrielle, schaute sich sein fast grelles Leuchten nochmals und ließ ihn schließlich in der Hosentasche verschwinden. Es war ja für einen guten Zweck.
"Ich komme schon." sagte Jibrielle, drehte sich wieder um und hüpfte aus dem Container. Als sie auf dem Boden aufkam, klimperte etwas und als sie sich umwandte, erkannte sie eine dreckigen, mit etlichen Fels umgebenen, türkisen Kristall, an dem sie sich verfangen haben und den sie dadurch mit rausgezerrt haben musste. Jibrielle hob ihn auf, schaute ihn für drei volle Sekunden ruhig an und steckte ihn instinktiv ein. Ein Beweismittel mehr konnte erst recht nicht schaden.
]Ord Mantell - in ödem Gebirgsland - Gelände der Van-Dar Corp. - zweite Oberetage - mit Rin[
Nasse Schatten huschten durch die doch sonst ach so trockenen Büsche der Al-Bat-Voss-Schlucht, die wie der Rest des Kontinents eher selten mit dem feuchten Element Bekanntschaft machten. Hier und da im Zick Zack, dann wieder geradlinig, eilten die beiden Padawane auf das Fabrikgelände der Van-Dar Corp. zu, hielten dabei aber stets ihre Umgebung im Auge. Rin spurtete voran, da er das Gebiet zuvor schon erkundet und die möglicherweise passendste Stelle ausgemacht hatte, um den zeh oder zwölf Meter hohen Zaun, der vermutlich unter Hochspannung stand, zu überwinden. An der südöstlichen Grenze fanden sie schließlich den Baum, den Rin ins Auge gefasst gehabt hatte, nickte Jibrielle zu. Diese sonderierte erneut vorsichtshalber die Umgebung, ärgerte sich noch einmal kurz darüber, kein Nachtsichtgerät mitgenommen zu haben, bevor ihr ihre Machtsinne wieder einfielen, sie die übernatürlichen Fühler in alle Richtungen ausstreckte und den nächste lebenden Organismus - von Rin mal abgesehen - in dem ca. dreißig Meter entfernten Wachhaus ausmachte. Sie nickte zurück und so krakselten die Schülerin von ChesaraSyonette und der Schüler von Manyu Dhii die verdorrte, aber stark verästelte Weide hoch.
"Wie du siehst ... sieht man uns hier nicht."
"Schön ähm ... schattig." hauchte Jibrielle und blickte bedröppelt in die Finsternis der mondlosen Nacht um sich herum. Aber so nah an der Fabrik und der doch nicht üblen Beleuchtung auf dem ganzen Gelände hatte Rin tatsächlich einen Ort erspäht, der Dank des Schattens eines Kühlwassertanks regelrecht im Schatten lag. Nur mit einer Wärmebildkamera hätte man sie dort im Baum hocken sehen ... jahhh ... hoffentlich benutzten sie sowas hier nicht, dachte sich Jibrielle.
"Kannst du ordentlich springen?"
Jibrielle machte ein Geräusch, als hätte sie sich gerade an Mineralwasser verschluckt, grinste bloß und stieß sich elegant wie eine Katze vom vertrockneten Holz ab. Wenn sie etwas konnte, dann jawohl Zirkusakrobatik wie diese. Die fehlenden 6 Meter meisterte sie problemlos, flog in einem Abstand von 50 Zentimetern über den elektrifizierten Zaun, nutzte die Macht um ihren Fall zu entschleunigen und landete ebenso félin, wie sie abgesprungen war. Keck drehte sie sich zu ihrem Padawankollegen um und schenkte ihm grinsend ein Zwinkern. Als hätte sie Rin damit ein Zeichen gegeben, sprang der Rothaarige hinterdrein und landete kaum weniger elegant neben der Brünetten.
"Ich kam aber höher ... außerdem machte ich noch ne Rolle ..." flüsterte sie und stupste Rin in die Schulter. Der wollte gerade zurückgrinsen, als sie plötzlich laute Stimmen hörten, die eine herannahende Patroillie andeuteten, und sich Rins Gesicht verfinsterte.
"Psst!" zischte er und hechtete an den Wassertank, machte sich so schlank wie möglich, was Jibrielle ihm sofort nachmachte.
"Wie kommen wir jetzt über den doooch etwas zu hell erleuchteten Abstand zur Fabrik?" hauchte die Padawan bloß und war es allmählich leid, dass Rin die ganze Zeit einen auf Anführer machte.
"Wir müssen sofort an ihnen vorbei, sobald sie den Kühlturm passiert haben. Von hier aus wird uns niemand sehen, wenn wir nicht außerordentliches Pech haben. Eins, zwei-"
"Drei!" flüsterte Jibrielle und lief als Erste los. Das zum Glück recht laut scheppernde Wachfahrzeug war keine zehn Meter entfernt, als beide an ihm vorbeihuschten und trotz übermenschlicher Geschwindigkeit muxmäuschenstill gewesen waren. Sie erreichten schließlich die Außenwand des Kolosses, eine Stelle, die selber nicht direkt angestrahlt wurde und halb von einer Ausstülpung der Fassade verdeckt war. Hier sollten sie nicht gesehen werden können - es sei denn sie warteten fünf Minuten, bis die nächste Patrouillie vorbeikam. Doch kaum waren sie da, untersuchte Rin auch schon eine größere Luke, die kein direkter Zugang zu sein schien, um so ein Szenario zu vermeiden.
"Mist! Ich hatte gedacht, dass man das Ding vielleicht einfach so aufkriegt. Du bist nicht zufällig eine begabte Schlossknackerin?"
"Nicht das ich wüsste."
"Okay ... was machen wir dann? Ach klar, wir benutzen unsere Allzweckschlüssel."
Er hatte schon die Hand an seinem Lichtschwert, als er es sich anders überlegt und eine einladende Geste gegenüber Jibrielle macht.
"Du ... darfst das gerne übernehmen." meinte er milde lächelnd, woraufhin Jibrielle eine amüsierte Verbeugung andeutete, das Lichtschwert in die Fingerspitzen schnell ließ und geschwind zwei gezielte Löcher borte, wo sie die Scharniere vermuteten. Diese würden hoffentlich erst entdeckt werden, wenn sie schon wieder über alle Berge waren. Außerdem konnten sie leicht auch für Blastereinschüsse gehalten werden, was gleich weniger Kavallerie auf den Plan riefe.
Als sich der Durastahl löste, wurde er sanft umfangen und zu Boden gelegt.
"Bitte nach dir." näselte Jibrielle und ließ Rin vor ihr im Loch verschwinden, bevor sie es wieder mit der Platte abdeckten. Drin waren sie!
Jibrielle wünschte sich, dass jetzt alles sehr schnell gegangen wäre. Doch tatsächlich folgte nun ein langes Durch-Gänge-Schleichen, Sich-An-Wachen-Vorbeimogeln und Bloß-Nicht-Auffallen. Zuerst passierten sie einige weiträumige Produktionshallen, durch die hier und dort ein Söldner schlenderte und sich dann und wann auch mal in der Gesellschaft eines Kollegen befand, der von der Standhaftigkeit seines besten kleinen Freundes erzählte. Schließlich fanden sie ein kleines Treppenhaus und gelangten so in die zweite Ebene. Dort folgte nochmal viel von demselben, nur dass sie hier vor allem eine Menge Container befanden, die mal mehr, mal weniger strukturiert in der Gegend platziert waren, manchmal wie auf einem zugemüllten Schachbrett, manchmal wie in Reih und Glied. Auf einem Schild hatte Jibrielle gesehen, dass sowohl die zweite Etage, als auch das Kellergeschoss als Lagerhallen dienten, die mit einem Schwertransport Lift miteinander verbunden waren. Vom zweiten Stock aus wurden die Materialien oder schließlich auch verschifft, was durch einen gewaltigen Hangar an der Nordseite geschah. Man musste kein Genie sein, um sich vorstellen zu können, dass nicht alles in diesen Kontainern für die Produktion gedacht war oder aus ihr hervorging. Den richtigen heißen Kram hatten sie vermutlich unten liegen, während hier nur die bald entschwundenen, mehrtonnigen Kistchen lagerten. Das alles war jedoch recht uninteressant, denn sie wollten bloß in die Büroräume in den obersten Bereichen des Fabrikblocks.
"Was machen wir eigentlich, wenn die liebe Alyssa Van-Dar doch zuhause ist und gerade über einem Pot Kaffee und nem Aktenordner brütet?" fragte Jibrielle schließlich, als sie eine weiteren ewiglangen, von Containern gesäumten Gang entlang schlichen. Am Ende des Ganges zeichnete sich eine große Aufzugtür ab, die die Padawane hoffentlich durch herumgeklettere im Aufzugschacht nach oben bringen würde.
"Keine Ahnung. Ich würde sagen, dass wir sie lieber überwältigen, als hier mit leeren Händen einfach so wieder abzuhauen." sagte Rin und klang dabei irgendwie finsterer, als er es vielleicht beabsichtigt hatte.
"Na toll! Wir dürfen aber nicht vergessen, dass ihre Schuld noch immer nicht bewiesen ist."
"Ohhhh, das ist mir bewusst." sagte Rin diesmal entschieden finster und Jibrielle erinnerte sich in diesem Moment nur zu gut an seine Auseinandersetzung mit Venice.
Jibrielle Antwort erstarb in ihrem Mund, als urplötzlich die Aufzugstür aufschoss und gemäßigten Schrittes ein halbes dutzend Wachen daraus hervortraten. Ihre Schatten vielen nur wenige Meter in den Raum, war die Beleuchtung des Aufzuginneren doch recht schwach, doch würden sie nur wenige Schritte brauchen, bis einem von ihnen die beiden Fremden im Gang auffallen würden.
Die Padawane wechselten nur für den Bruchteil einer Sekunde Blicke aus. Sie hatten keine Möglichkeit zwischen die Container zu schlüpfen, da sie dicht an dicht aufgereiht waren. Darüber hinaus waren durchweg drei Stück übereinander gestappelt und reichten fast bis zur Decke. Zum Glück wussten beide instinktiv, was zu tun war. Blitzschnell sprang sie hoch, einer nach links, einer nach rechts, hechteten zwischen Decke und Container. Jibrielle landete überraschend weich, doch schwand ihre jähe Freude über diesen Umstand augenblicklich, als sie merkte, wie sie, auf einer weichen Plane gelandet, nun auf ihr in Richtung Containermitte und schließlich zwischen den Stoff rutschte, um in zwei Meter tief ins innere zu stürzen. Jibrielle sah noch Rins überraschten Gesichtsausdruck, wie er sicher auf harten Durastahl ruhte, da war sie auch schon weg.
Die Wachen hörten nicht, wie die Container-Jibrielle auf dem Geröll aufschlug - zum zweiten Mal an diesem Tag.
"Autsch ..." keuchte Jibrielle in stickiger Finsternis, rieb sich den Kopf und versuchte dann ganz geräuschlos zu sein. Hatten die Wachen etwas gemerkt? Hatten sie etwas gesehen? Hatten sie sie Keuchen gehört? Sofort streckte die Padawan ihre Machtsinne aus, zog die fremde Kraft ein und fühlte so, wie die Männer außerhalb des Containers durch den Gang zogen. Sie hatten nichts bemerkt!
Ein großer Stein viel von Jibrielles Brust. Metaphorisch, denn sie hatte schon geglaubt, sich verraten zu haben. Buchstäblich, denn offenbar war sie in einem Container voller Steine gefallen und hatte sich dabei halb eingegraben. Vorsichtig zog sie in der stockfinster Dunkelheit eine Gliedmaße nach der anderen aus dem Geröll und bedauerte die beim Sturz entstandenen fiesen Aufschürfungen. Natürlich musste sie noch ganz still sein, war die Gefahr doch noch nicht gebannt. Die Wachen passierten in diesem Moment gerade erst die Container, in und auf denen sich die Padawane verbargen. So verharrte Jibrielle reglos und verfolgte die Wächter mit ihren Machtsinnen. Doch was war das? Irgendwas in der Macht war anders, reagierte auf ihre ausgestreckten Fühler. Da tastete Jibrielle ihre ganze Umgebung mit der Macht ab und stieß augenblicklich auf eine enorme Reaktion direkt unter ihr: Sie saß darauf!
Beinahe hätte sie vor erstaunen laut aufgekeucht. Hastig fuhren ihre Finger über das vermeintliche Geröll auf dem sie gesessen hatte, und holte schließlich, als ihr Verdachtsmoment immer größer wurde, in die Tasche und holte eine kleine Taschenlampe heraus, die ein natürlich Licht von sich gab. Als sie es anknippste, entwich der Padawan ein demütiges Seufzen.
Der ganze Container war voll mit Kristallen in allen Farben und Formen. Manche steckten noch zum großen Teil in Erd- oder Steinklumpen fest, hatten teilweise einen ganzen Felsen daran, manche aber schienen fast gänzlich ohne Rückstände zu sein und schienen, abgesehen davon, dass sie noch nicht geschliffen waren, perfekt. Wie kamen die alle hierher? Schmuggelte Van-Dar etwa Kristalle? Warum? Hier mussten noch mehr davon rumstehen. Konnte es etwa wirklich sein, dass die Van-Dar Corp. das Imperium und damit den Sith-Orden mit Lichtschwertkristallen versorgte? Oder stahlen sie sie einfach von der Republik und Van-Dar übernahm die Hehlerei? Wie auch immer, jedenfalls war der Anblick überwältigend. Nach und nach kamen die ganzen Namen, die Jibrielle alle mal gelesen und beinahe auswendig gelernt hatte, als sie vor einiger Zeit ihr großes Jedi-Studium betrieben hatte und auch versucht war, alles über Lichtschwerter und Lichtschwertkristalle herauszubekommen. Viele der Namen vielen ihr auch wieder ein: Bondar, Sigil, haufenweise Adegan natürlich, Opila und und und.
"Jibrielle? Ist alles in Ordnung? Du kannst jetzt rauskommen." hörte Jibrielle auf einmal die Stimme von Rin. Er schien bereits wieder unten zu stehen und nach seiner Kollegin zu rufen. Anscheinend hielt sich seine Sorge aber in Grenzen. An einer Seite waren das Kristallgeröll soweit aufgehäuft, dass Jibrielle glaubte, dort den Rand zu erreichen und einfach die Plane zu lösen, was ihr auch gelang. Dann hatte sie eine Idee, griff sich den nächstbesten Klumpen, einen violetten Kristall, der fast ganz von Gestein frei war - Hurrikaine nannte man ihn, glaubte sie sich zu erinnern - steckte den Kopf über den Rand des Containers, grinste Rin an und warf ihm den Klumpen zu. Überrascht fing er ihn auf und sah verwirrt zurück.
"Ein Kristall? Wo hast du den denn her?"
"Das ganze Ding ist voll davon! In allen Sorten, die du dir vorstellen kannst!"
"Pssssssssssst! Leiser!"
"T´schuldigung!" sagte Jibrielle, nun leiser.
"Wo können die soviele Kristalle her haben? Da müssen ja zig Mienen dran beteiligt sein."
"Klar ... aber so wie die zusammengewürfelt sind ... ich glaub die wurden eher zusammengeklaut."
"Dann aber im großen Stil. Nagut, komm runter. Den violetten Liebling nehmen wir wohl mal als Beweisstück mit."
"Schon da ..." sagte Jibrielle und wollte schon hoch- und aus dem Container springen, als sie etwas zögern ließ. Ein merkwürdiges Gefühl, eine instinktive Regung zog sie zu der anonymen Kristallmaße hinter und unter ihr. "Einen Moment ..." flüsterte sie Rin schon im Wegdrehen zu, hüpfte wieder zurück, fixierte einen bestimmten Punkt und wühlte einen Brocken nach dem anderen davon, bis sie plötzlich einen kleinen, strahlendgelben Kristall vor sich liegen sah. Dies war kein warmes, ins orange abdriftende Gelb wie es die Bienchen trugen. Es war ein helles, dem Sonnenlicht gleichendes Gelb, dass dieser Kristall von sich gab. Wie ein Kanarienvogel, der sich als Zitrone verkleidet hatte. Doch war nicht nur seine Farbe beeindruckend. Jibrielle spürte, wie sie der Stein anzog, wie ihn eine Wildheit umgab, geradeso als würde ein kleiner Wirbelsturm um ihn jagen. Sie gab dem unwiderstehlichen Drang nach und ergriff ihn - und augenblicklich kamen Stein und Padawan zur Ruhe. "Dieser Stein ist wie für mich gemacht ..." dachte Jibrielle, schaute sich sein fast grelles Leuchten nochmals und ließ ihn schließlich in der Hosentasche verschwinden. Es war ja für einen guten Zweck.
"Ich komme schon." sagte Jibrielle, drehte sich wieder um und hüpfte aus dem Container. Als sie auf dem Boden aufkam, klimperte etwas und als sie sich umwandte, erkannte sie eine dreckigen, mit etlichen Fels umgebenen, türkisen Kristall, an dem sie sich verfangen haben und den sie dadurch mit rausgezerrt haben musste. Jibrielle hob ihn auf, schaute ihn für drei volle Sekunden ruhig an und steckte ihn instinktiv ein. Ein Beweismittel mehr konnte erst recht nicht schaden.
]Ord Mantell - in ödem Gebirgsland - Gelände der Van-Dar Corp. - zweite Oberetage - mit Rin[