Ich möchte diesen Thread wieder hochholen, weil mich die Ausgangsfrage immer noch beschäftigt und Meinungen anderer hier ebenfalls interessieren würden.
Ok, dann unterstütze ich dich mal schnell dabei, da ich persönlich ja ein großer Fan der Konföderation Unabhängiger Systeme / Separatisten bin.
Ich habe daher mal deinen Eingangspost genommen, um meine Ansichten dazu aufzuschreiben.
Davon ausgehend würden mich einige Aspekte rund um den Prozess des Separatismus der CIS interessieren: hatte die Republik, im Wesentlichen ja auch eine Union der Planeten, so etwas wie eine Verfassung (in der die Rechte der einzelnen Mitglieder womöglich festgelegt waren)?
Ich bin mir gerade nicht sicher, ob in den Filmen oder in
The Clone Wars jemals explizit eine Verfassung erwähnt wird. Aber in
Labyrinth des Bösen wird eine solche angesprochen – Palpatine möchte sie neu verfassen, was der Jedi-Rat eher kritisch sieht und sich fragt, was er damit genau meint.
Zumindest aus dem Kontext der Ereignisse, die in den Filmen und in
The Clone Wars erwähnt werden, erschließt sich für mich, dass es eine Verfassung oder etwas Vergleichbares geben muss.
Dass die Republik eine Abspaltung nicht dulden würde, war klar - setzt der Zusammenschluss zur Union allerdings nicht auch voraus, dass man eine "Garantie" auf "Rücktrittsrecht" hat, wenn die eigenen Interessen benachteiligt werden?
Es gibt leider keine klaren Informationen zur Verfassung. Ich denke aber schon, dass Systeme bzw. Planeten ein Rücktrittsrecht haben. Bezieht man
The Clone Wars mit ein, scheint es so, als hätten viele republikanische Welten das Recht, sich im Kriegsfall für Neutralität zu entscheiden. Anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, warum sich zahlreiche Planeten und Systeme, die einen Sitz im Senat haben, als „neutrale Systeme“ aus dem Krieg heraushalten können.
Auf welche (verfassungs-)rechtlichen Grundlagen stützte sich die separatistische Bestrebung konkret?
Um diese Frage zu beantworten, gibt uns
Star Wars leider zu wenig Informationen. Aber die Republik untersagt den Planeten und Systemen der Konföderation nicht direkt den Austritt. In
Episode II wird klar gesagt, dass der Oberste Kanzler mit der Konföderation verhandelt, um eine Abspaltung zu verhindern. Wenn es den Systemen verboten wäre, auszutreten – warum sollte man dann verhandeln?
Nachdem die Verhandlungen jedoch scheitern, macht es sich der Kanzler bzw. die Republik relativ einfach: Sie erkennen die Konföderation Unabhängiger Systeme nicht an und erklären die Systeme zu Separatisten bzw. zu abtrünnigen Welten – und rechtfertigen damit indirekt den Krieg.
Wie groß war das (ungefähre) zahlenmäßige Verhältnis der beiden Blöcke Republik - CIS gegeneinander (würde mich im Hinblick auf eventuelle Abstimmungen im Senat interessieren)?
Es gibt die ein oder andere Karte, die man im Internet findet. Ich selbst habe leider kein Buch zu Hause, in dem eine solche Karte abgebildet ist, aber ich würde schätzen, dass die KUS vielleicht 15 bis maximal 30 Prozent der Welten der Republik umfasst.
Da nicht jeder Planet bzw. jedes System einen eigenen Sitz im Senat hat – oft vertritt ein Senator mehrere Planeten oder Systeme, und der eine oder andere Konzern hat zusätzlich eine eigene Vertretung im Senat – ist es meiner Meinung nach schwer, allein anhand der Anzahl oder eines Größenvergleichs abzuleiten, wie eine eventuelle Abstimmung im Senat ausgefallen wäre.
Man kann aber davon ausgehen, dass die KUS-Welten deutlich weniger als die Hälfte der Stimmen im Senat hatten. Allerdings wissen wir, dass es sich dennoch um mehrere tausend Sonnensysteme handelt.
Wofür trat die CIS überhaupt ein, welche waren die wichtigsten "Programmpunkte", bzw. hatte sie eine "Alternativverfassung" zu bieten?
Die Konföderation hatte in jedem Fall eine Satzung, an die sich das Parlament der KUS halten musste. Ob es darüber hinaus eine vollständige Verfassung gab, kann ich nicht beantworten.
Offiziell wurde die KUS gegründet, um endlich wieder eine echte demokratische Regierung zu etablieren – da die Republik und der Galaktische Senat als durch und durch korrupt galten. Aus dem Kontext ergibt sich für mich auch, dass es der KUS darum ging, mehr Gleichheit zu schaffen: Jede Stimme eines Systems sollte dasselbe Gewicht haben, und man wollte sich wieder mehr um reale Probleme statt um Symbolpolitik kümmern.
Darüber hinaus lassen sich aus verschiedenen Quellen – vor allem aus
The Clone Wars – noch weitere mögliche Ziele der KUS ableiten:
- Dezentralisierung: Viele Mitgliedswelten der KUS wollten mehr politische Selbstbestimmung und weniger Einfluss des Obersten Kanzlers bzw. der Kernwelten.
- Wirtschaftliche Unabhängigkeit: Vor allem Randwelten fühlten sich von der Republik wirtschaftlich vernachlässigt oder ausgenutzt.
- Abbau von Bürokratie: Die Republik galt als träge und überreguliert – die KUS versprach effizientere Entscheidungsstrukturen.
- Stärkere Vertretung der Systeme: Nicht jedes System hatte einen eigenen Sitz im Senat. Die KUS wollte, dass jedes Mitgliedssystem politisch fair repräsentiert wird.
- Kulturelle Selbstbestimmung: Einige Systeme wollten ihre eigenen Traditionen und Strukturen bewahren, ohne Einfluss zentraler Normen.
- Kritik an der Jedi-Ordnung: Die Jedi wurden von manchen als elitärer, unkontrollierter Machtfaktor innerhalb der Republik gesehen.
Natürlich muss man bei all dem auch sagen, dass einige Mitglieder der KUS – etwa große Konzerne wie die Handelsföderation oder die Techno-Union – auch ganz eigene, eigennützige Interessen verfolgten. Aber offiziell präsentierte sich die KUS als Alternative zu einer Republik, die ihre Ideale längst verloren hatte.
War sie eine elitäre Bewegung mächtiger Handeltreibender, welche die Demokratie aus Prinzip ablehnten?
Offiziell nein – es waren sogar relativ viele Randplaneten in der KUS, die von der Republik eher als arm oder hinterwäldlerisch angesehen wurden.
Natürlich haben sich auch einige mächtige und wohlhabende Planeten der KUS angeschlossen.
Und wie gesagt: Der eigentlichen politischen und zivilen KUS ging es darum, wieder eine echte Demokratie zu etablieren.
Inoffiziell steckten natürlich mächtige Konzerne dahinter, die sich einiges davon versprachen. Und da Dooku inoffiziell ein Sith war, war ihm die Demokratie letztlich egal. Immerhin hat er den Sprecher des KUS-Parlaments beseitigt, als dieser ihm unbequem wurde und er eine Gelegenheit sah, durch dessen Tod die Spaltung von der Republik weiter zu vertiefen. Immerhin war es – zumindest offiziell – Padmé, die den Sprecher erschossen hat.
Ich glaube ja, bis ins Detail ist der politische und rechtliche Unterbau der Republik nie geklärt worden. In der dritten Staffel von TCW erzählt Padmé davon, dass Kinder auf Naboo nur einmal die Woche baden können - weil die Republik zu viel Geld für Krieg ausgibt und scheinbar den Heizkostenzuschuss für die Bewohner von Theed nicht mehr bezahlen kann oder keine Ahnung. Das würde ja schon dafür sprechen, dass die Republik sogar noch tiefer in die einzelnen Planeten hineinwirkt. Mein Bild der Republik war bisher immer so, dass sie funktioniert wie 'ne Art EU light.
Also, ich habe die Republik weniger als „EU light“ gesehen, sondern eher als „USA light“. Die ganzen Aussagen in
The Clone Wars bezüglich Wasser für Baden und Strom fürs lesen habe ich allerdings nie so richtig verstanden, bzw. empfand es als ungünstig gewählte Beispiele. Ich habe das aber auch nie auf Naboo bezogen, sondern war eher der Meinung, es ging um einen Distrikt auf Coruscant, in dem es beispielsweise aufgrund des Krieges und weil man Wasser und Strom für die republikanische Armee-Basis auf Coruscant benötigt, zu Ausfällen in der Grundversorgung kommt.
Das finde ich zwar immer noch schwer vorstellbar bei einem Planeten wie Coruscant und der Republik, aber das war für mich die sinnvollste Erklärung. So quasi nach dem Motto: „Nimm es den Armen in den unteren Ebenen und gib es der Armee.“ Hauptsache, in der Oper leuchtet das Licht, die Gravitationsgeneratoren funktionieren, und es ist genug Wasser da, damit die Mon Calamari dort ihre Aufführung machen können (kleine Anspielung auf
Revenge of the Sith).
Edit: Ich muss echt sagen, es macht mir mega Spaß, wenn KUS-Themen mal wieder zum Vorschein kommen – da bin ich voll in meinem Element. Das erinnert mich ein wenig an die Zeit rund um 2005, als
Die Rache der Sith erschienen ist und die Klonkriege Dauer-Thema waren.