Also hätte Wulff niemals auch nur ein Wort über das Band verlieren dürfen, damit es nicht seine private Natur verliert. Die Bild darf allerdings schreiben darüber was sie will.
Schöne Zwickmühle. Nimm alles kommentarlos hin oder Du bist gezwungen es zu veröffentlichen. Soll noch einer sagen, die Grundschule würde keine praktikable Justiz lehren.
Es geht nicht um irgendwelchen juristischen Spitzfindigkeiten, sondern um die politische Dimension der Angelegenheit und die ist inzwischen alles andere als privat.
Der Bundespräsident hat im Fernsehen vor Millionen Menschen eine Behauptung aufgestellt, die der Darstellung der BILD-Zeitung widerspricht. Das war seine Entscheidung. Damit hat Wulff sich selber eine Falle gestellt, die die Schmierfinken der Springerpresse jetzt ausnutzen wollen, in dem sie, ihm aus purer Nächstenliebe anbieten, die Öffentlichkeit möge doch selber über den Inhalt seins Anrufes urteilen, so er damit einverstanden wäre.
Die BILD ist es eigentlich gar nicht wert, dass man auf ihre "Angebote" auch nur reagiert (oder dort anruft), nur ist es ziemlich albern sich auf die Vertraulichkeit des Gesprächs zu berufen nachdem man bereits selber an die Öffentlichkeit gegangen ist und dort seine Sicht der Dinge erzählt hat. Das ist total amateurhaft. Was hat der Mann sich dabei gedacht? Dass die BILD ihn einfach so damit davonkommen lässt?
Wulff hätte sich damit begnügen können, dass der ganze Anruf ein Fehler war und ihm leid tue. Er sah sich aber genötigt zum Gegenangriff überzugehen und der Darstellung der BILD in einem wesentlichen Punkt zu widersprechen. Damit hat er selber neues "Material" fabriziert, das in Zweifel gezogen werden kann bzw. gegen ihn verwendet. Gedroht habe er nicht und den Artikel verhindern wollen auch nicht. Wenn er sich seiner Sache sicher ist, kein Problem.
Aber es ist verdammt kleinlaut sich nach einem eigenen öffentlichen Fernsehauftritt wieder auf Vertraulichkeit berufen zu wollen, wohl wissend, dass es doch mit dem Gesprächsmitschnitt ein Indiz gibt, dass die Darstellung, der einen oder der anderen Seite bestätigen könnte.
Die private Ebene hat das längt verlassen. Die Glaubwürdigkeit des Bundespräsidenten ist ein Politikum, insbesondere, wenn es um Aussagen geht, die öffentlich getätigt werden, wie Wulff es im TV getan hat.
Es ist einfach zu spät für Wulff zu sagen, das alles sei ein privater Anruf gewesen und im Übrigen solle man einfach ihm vertrauen. Durch seinen TV Auftritt hat Wulff doch gerade Vertrauen zurückgewinnen wollen, da ist es schon nachvollziehbar, dass durch seine Behauptungen erst ein Interesse geweckt wird, wer denn nun recht gehabt hat.
Mit seiner katastrophalen Aussendarstellung seinem naiven Krisenmanagement hat Wulff es tatsächlich geschafft, dass viele Menschen die Hetzer der BILD-Zeitung plötzlich für glaubwürdiger halten als das Staatsoberhaupt. Man darf ja nicht vergessen, dass es sein kann, dass Wulff die Wahrheit gesagt hat und die BILD nur blufft bzw. was aufbauscht.
Vllt. wärs sogar besser gewesen er hätte alle kolportierten Drohungen (Pressekonferenz zur Arbeitsweise der BILD, Strafanträge) in die Tat umgesetzt anstatt so rumzueiern. Dann hätten zumindest beide Seiten was abgekriegt.
Ich weiss auch gar nicht mehr wie das weitergehen soll. Wulff wird immer mehr zur Boulevard Witzfigur ala zu Guttenberg oder Lothar Matthäus. Er wird in den Medien überhaupt nicht mehr ernstgenommen. Seine Glaubwürdigkeit ist bei Null, jeder macht sich gut er kann über ihn lustig. Und dass er ganz allein ausgerechnet die BILD in die Lage versetzt hat, dass sie ganz süffisant in der Öffentlichkit den Eindruck erweckt, sie habe Material, das ihn einer Lüge überführe, ist wirklich unerträglich.