Tagespolitik allgemein

Ich seh schon, wenn ich’s dann endlich mal geschafft habe Professor zu sein sind all die schönen Vorzüge des Beamtendaseins nicht mehr vorhanden. :kaw:
 
Wenn du dass sagst. Nur leider sind dem Staat andere Arbeitnehmer reichlich egal wenn man Gesetzgebung bezüglich der Arbeitnehmer Seite so sieht. Pläne der jetzigen Regierung sind da auch ein weiterer Rückschlag für Arbeitnehmer Rechte in Deutschland. Ich sehe da von Seiten des von dir als fürsorglich beschriebenen Staat keinerlei Fürsorgepflicht für die anderen Arbeitnehmer denen Er ebenfalls verpflichtet ist.
Das Gefühl habe ich leider auch ab und an. Gegen ein paar Vorzüge die Beamte mitunter ja genießen, hätte ich als "normaler" Arbeitnehmer jedenfalls nichts einzuwenden.
 
Mir fällt eigentlich nur noch ein, dass Beamte nicht entlassen werden können, solange sie sich kein gravierendes Fehlverhalten leisten.

Klar. Aber Beamte können auch gegen ihren Willen versetzt werden und bis man dem Dienstherren eine rechtswidrige Versetzung beweisen kann, muss viel passieren. Das kann in vielerlei Hinsicht sehr viel schlimmer sein als eine Entlassung in normalen Arbeitsverhältnissen. (Die übrigens auch nicht mal ebenso passieren können.)
 
Ein Kollege wurde letztes Jahr verbeamtet. Ich weiß nicht genau ob er finanzielle Vorzüge gegenüber meiner Position hat. Allerdings ist es sicher eine Riesen Erleichterung auf einer unbefristeten Stelle zu sitzen. Allein deshalb will ich da irgendwann hin.

Normal werden Wissenschaftler an der Uni ja früher oder später zum Gehen gezwungen.
 
Sprich Beamte haben eine gute Altervorsorge.

Vom Ruhegehalt geht noch der jeweilige Beitrag zur privaten Krankenversicherung ab, dass Ruhegehalt wird zu 100% versteuert. Eine betriebliche Zusatzrente gibt es nicht. Die 6-10 zusätzlichen Urlaubstage? Geschenkt. Wenn du dafür auch nichts gegen 100+ unbezahlte Überstunden pro Monat bei Polizei oder Berufsfeuerwehr einzuwenden hast?
 
Das Gefühl habe ich leider auch ab und an. Gegen ein paar Vorzüge die Beamte mitunter ja genießen, hätte ich als "normaler" Arbeitnehmer jedenfalls nichts einzuwenden.
Ist halt die Frage, was der Maßstab ist.

Ich bin nicht im öD beschäftigt, aber in meinem Umfeld gar nicht mal so wenige. Sowohl verbeamtet wie nicht verbeamtet. Was die aus ihrer Praxis erzählen, ist ein hartes Für und Wider. Deswegen will ich gar nicht ins Beamtenbashing einsteigen, nur reformbedürftig sind diese Strukturen allemal. Für mich wäre der öD aktuell sehr unattraktiv, auch wenn die Unkündbarkeit DAS große Argument ist, vor allem wenn Arbeitslosigkeit ein persönliches Angst-Szenario ist.

Zumindest nach meinem Gefühl wird in der öffentlichen Debatte gerne das Bild des Beamten gezeichnet, der als bequemer Sachbearbeiter in Privilegien badet und im Gegensatz zur hart arbeitenden Bevölkerung steht. Schafft nicht das beste Diskussionsklima.
 
Die Sache ist doch die: Will man einen funktionierenden Verwaltungsapparat mit motivierten Mitarbeitern muss man den Leuten auch was bieten, und zwar meines Erachtens im Idealfall auch mehr als bei einem gleichwertigen Job in der Industrie. Der Beamtenstatus ist da halt immer ein Mittel zur Motivation. Wobei ich nicht bestreiten will dass es hier Reformbedarf gibt.

Das krasseste Beispiel was Einsparungen bedeuten sieht man gerade ja an den USA, wo seit Donald Trumps Amtseinführung Tausende Regierungsbeamte ihren Job verloren haben. Mit gravierenden Folgen für viele. Ich denke so was kann dann auch keiner gebrauchen.
 
Privatwirtschaft, Angestelltenverhältnis oder Beamtenstatus im öffentlichen Dienst – alle drei Modelle haben ihre Vor- und Nachteile.

Der öffentliche Dienst bietet eine gewisse Sicherheit. Doch angesichts des aktuellen Fachkräftemangels stellt sich die Frage, wie viel diese Sicherheit heute noch wert ist. Die Privatwirtschaft hingegen punktet mit Flexibilität und oft schnelleren Entscheidungswegen.

Zurzeit sehe ich die Privatwirtschaft ein Stück im Vorteil – aus mehreren Gründen. Umso falscher wäre es, das Beamtenverhältnis jetzt unattraktiver zu machen. Der öffentliche Dienst – ob angestellt oder verbeamtet – sucht bereits händeringend nach Fachkräften. Und die hausgemachten Hürden sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.

Ich bin überzeugt: Der öffentliche Dienst muss attraktiver werden, nicht unattraktiver. Denn Feuerwehr, Erzieher, Lehrerinnen, Polizei oder Verwaltungskräfte halten den Staat am Laufen. Wenn in Kita oder Schule gestreikt wird, spüren wir schnell, wie viele gesellschaftliche Abläufe daran hängen. Streikt die Bahn, finde ich im Zweifel Alternativen – mit Auto, Roller, Fahrrad oder zu Fuß. Streikt aber die Betreuung, muss jemand zu Hause bleiben – und fehlt dann selbst auf der Arbeit. Streikt die Stadtreinigung gibt es auch wenig bis keine Alternativen seinen Müll loszuwerden. Es sind halt alles wichtige und zum Teil kritische Berufe, das sollte sich dann auch gerne bei den Arbeitsbedingungen zeigen.

Ein Beispiel aus der Praxis: Uns springen regelmäßig Fachkräfte ab, weil der Einstellungsprozess im öffentlichen Dienst bis zu zwei, drei Monate dauert, je nachdem wann das Verfahren beginnt. Auswahlverfahren, Rückmeldungen, Vorstellungsgespräche, Beteiligung der Personalvertretung – vieles davon ist sinnvoll, aber eben auch zeitaufwändig. Währenddessen unterschreiben dieselben Fachkräfte bei freien Trägern – oft für vergleichbares, gleiches oder sogar besseres Gehalt – und starten dort binnen einer Woche. Muss man Lust drauf haben.

Übrigens: Der vermeintlich sichere Arbeitsplatz im öffentlichen Dienst ist nicht in jeder Hinsicht ein Vorteil – vor allem dann nicht, wenn Mitarbeitende eher mittelmäßig arbeiten oder fachlich gar nicht wirklich geeignet sind. Kündigungen sind nur in Ausnahmefällen möglich und ziehen sich oft über Monate. Auch Umsetzungen oder Abordnungen lassen sich ohne Zustimmung der Betroffenen kaum durchsetzen. Und was Abmahnungen angeht: Gefühlt möchte niemand die Verantwortung dafür übernehmen. Das, was ich seit einigen Monaten im öffentlichen Dienst erlebe, wirkt wie ein System zwischen Hängematte und Durchwursteln. Ohne gängige Klischees bedienen zu wollen: In der Privatwirtschaft begegnet man oft mehr Eigeninitiative und Motivation – auch, weil dort andere Spielräume für Sanktionen und Belohnungen existieren.
 
Sorry, aber das ist einfach falsch. Sowohl Angestellte nach TVöD oder TV-L als auch Beamte haben - zumindest hier in BW - einen identischen Urlaubsanspruch. Beamte haben mit 41 Stunden/Woche sogar eine höhere Arbeitszeit als Angestellte (TV-L: 39,5 Stunden/Woche).

Ich denke, dass niemand bestreitet, dass der öffentliche Dienst Reformbedarf hat. Wenn ich mir aber ansehe, welchen Personalmangel wir bei uns in der Behörde aktuell haben und wie schwer es ist freiwerdende Stellen zu besetzen, dann halte ich zunehmende Digitalisierung, eine generelle Straffung von Prozessen und eine Fokussierung auf Bürokratieabbau für lohnenswerter als solche Vorschläge, die der Attraktivität des öffentlichen Diensts eher abträglich sind. Alleine die Tatsache, dass es einen Personalmangel gibt, spricht in meinen Augen schon dafür, dass der öffentliche Dienst gar nicht so attraktiv sein kann, wie ihm seine Kritiker immer vorwerfen. Denn wenn er das wäre, dann dürften wir uns eigentlich vor Bewerbungen kaum retten können.
 
In meinem Bundesland halt nicht.

Im öffentlichen Dienst gibt es in der Regel 30 Urlaubstage. Entweder nach TV-L, TVöD oder für Beamte nach der Erholungsurlaubsverordnung EUrlV. Beamte auf Widerruf haben teilweise sogar weniger als 30 Tage Urlaub. Schwerbehinderte entsprechend mehr, das ist aber bei Angestellten ebenso der Fall.

Falls du auf den Unterschied zum gesetzlichen Mindesturlaub anspielst: Der liegt bei 20 Tagen pro Jahr bei einer Fünftagewoche. Dieser Unterschied hat allerdings weniger mit Vorteilen des öffentlichen Dienstes zu tun, sondern vielmehr mit der Frage, ob ein (Haus)Tarifvertrag vorliegt, also wie stark die Arbeitnehmer gewerkschaftlich organisiert sind. Unabhängig ob öD oder Privatwirtschaft. Ohne Gewerkschaft hängt das dann halt von der individuellen Verhandlungsmöglichkeit des Arbeitnehmers ab. Und auch wenn ich mit Herzblut Gewerkschafter bin: Dem ein oder anderen passen solche individuellen Lösungen auch besser. Wieder kein klarer Vorteil des öffentlichen Dienstes..
 
Zurück
Oben