Tales of the Galaxy - Unsere Kurzgeschichten

Schlange
(Ian im Alter von 8)

Ian mochte diesen Gürtel nicht und obwohl es keinen Sinn machte, obwohl es wirklich fast keinen Sinn machte, hatte er Angst vor diesem langen, braunen Gebilde, dass wie eine Schlange aussah. Und vielleicht fühlte sich ein Biss von einer Schlange ja auch so an. Genauso, wie wenn das Leder auf seinen Rücken traf. Lauter kleine Bisse, immer wieder? Aber Tiere waren gar nicht böse, deswegen machte der Vergleich doch keinen Sinn. In keinem seiner Märchen waren Tiere böse, wenn, dann waren es Menschen. Papa war ein Mensch und Papa benutze diesen Gürtel, weswegen es doch keinen Sinn machte, Angst vor diesem Gürtel zu haben. Er war schmutzig, genau wie die Hose. Beides roch furchtbar nach Erbrochenem und beides war beschmutzt damit. Mama würde das nicht waschen, dass wusste Ian und wenn beides noch länger im Bad blieb, würde bald alles riechen und Erbrochenes war ein ganz, ganz ekliger Geruch. Nicht nur der Geruch war eklig, sondern alles, was Ian damit verband. Papa brach nur, wenn er getrunken hatte. Zu viel. Und wenn er zu viel getrunken hatte, dann war er böse und wenn er böse war… Ian schauderte und starrte auf die Hose und den Gürtel, als er vorsichtig näher ging und sie mit Zeigefinger und Daumen hochhob. Besser war, er machte das weg. Vielleicht würde Mama das einmal bemerken und vielleicht würde das dafür sorgen, dass sie ihn ansah? Dass sie mit ihm sprach? Und ganz vielleicht, ganz vielleicht nur brachte sie es ja zum Lächeln. Aber Lächeln? Sie lächelte im Garten, wenn alle anderen dabei waren. Wenn Gäste da waren. Aber hier im Haus? Hier weinte sie manchmal und Ian hatte das mitbekommen und hatte sie trösten wollen, aber sie hatte ihn immer weg geschickt. Jetzt machte sie die Tür zu, schloss ab, aber Ian wusste trotzdem, wenn sie weinte, schließlich war das ein Zeichen. Eine abgeschlossene Schlafzimmertür. Ganz einfach zu erkennen. Und wenn Papa, wie jetzt auf der Couch lag, war das auch ein Zeichen und genau wie die verschlossene Schlafzimmertür kein gutes. Papa wurde manchmal sogar sauer, wenn so etwas geschah. Nur, dass er seine Wut dann nicht an Mama ausließ. Nicht einmal wirklich an der Tür.
Vorsichtig zog Ian den Gürtel aus der Hose, nicht, ohne sich immer noch vor ihm zu fürchten. Das dicke Leder, die Schnalle. Er sah aus wie eine Schlange. Mit Kopf und mit Zunge, denn der kleine Metallstift, oder wie man ihn nannte, den man in die Löcher schob, er war wie eine Zunge. Und die Schnalle tat mehr weh, als der Körper. Also doch Bisse? Das war doch quatsch!

Das ist nur ein Gürtel.
Tiere sind nicht böse.

Aber war eine Schlange denn wirklich ein Tier? Vielleicht war sie ja etwas anderes. Sie gehörte, dass wusste Ian schließlich genau, zu einer ganz anderen Gruppierung. Aber Amphibien waren doch auch Tiere und es war bestimmt nicht gut damit zu beginne zu glauben, dass Schlangen böse waren. Nur weil Papa das manchmal war. Es kostete Ian Mühe den Gürtel aus der Hose zu bekommen und als das geschafft war und er die Schnalle berührte, zuckte er unwillkürlich zusammen. Aber auch das war quatsch. Das war nur eine Schnalle und um sich zu vergewissern, um wirklich ganz sicher zu sein, bewegte Ian die Schnalle und als da wirklich nichts passierte, lächelte er sogar fast. Aber nur fast. Denn egal ob der Gürtel ein Gürtel war, oder eine Schlange, er hatte ihm oft sehr wehgetan und Erbrochenes war nicht das Einzige, was schon an ihm geklebt hatte. Ian machte ein leises, seltsames Geräusch. Nein, diesen Gürtel würde er nie mögen und er sollte ihn besser verstecken und nicht sauber machen. Aber dann würde Papa nur richtig wütend und er brauchte nicht mal einen Gürtel, er fand genug andere Dinge, mit denen er ihm wehtun konnte. Mit denen er ihm wehtat. Mit denen er nur ihm wehtat. Wobei das vielleicht nicht stimmte. Denn wenn Mama weinte, dann tat ihr bestimmt auch etwas weh und man musste gar nicht geschlagen werden, wenn es wehtun sollte. Es tat auch weh, wenn man nicht beachtet wurde oder wenn man beobachtete, wie andere beachtet wurde, nur man selbst nicht. Das war dann zwar kein Gürtel, der auf den Rücken schlug, aber es war schon ein bisschen wie ein Gürtel, der nicht um die Taille gelegt war, sondern um den Brustkorb und manchmal sogar direkt um das Herz.

Als der Gürtel sauber war, lief Ian mit diesem ins Wohnzimmer, wo Papa auf der Couch lag, was kein seltener Anblick war, auch wenn er noch nicht zur Gewohnheit geworden war. Meistens ließ Mama ihn doch noch wieder ins Zimmer und allermeisten war Papa danach auch wieder gut gelaunt. Meistens. Wenn nicht… Es war seltsam ihn so daliegen zu sehen. Ganz seltsam, den Gürtel dabei in der Hand zu haben und als Ian den Gürtel anders fasste, nur noch mit einer Hand, die Schnalle nach unten deutend, passierte etwas ganz, ganz seltsames. Ians Herzschlag wurde schnell und er konnte gar nicht aufhören auf Papa zu starren. Nein, er konnte nicht aufhören, auf Papa zu starren und sich vorzustellen, wie er den Gürtel nahm und ihn hob und… Das durfte er nicht denken und sich nicht vorstellen, aber wenn er ihn nur einmal damit… wenn er… Der Griff um den Gürtel wurde fester, sein Herzschlag noch viel schneller und obwohl Ian wusste, dass das ganz falsch war, war da ein unbedingter, dringender Wunsch den Gürtel zu nehmen und Papa damit zu schlagen. So schnell und so plötzlich und so stark, dass das nur bedeuten konnte, dass der Gürtel doch böse war! Weil.. wenn Ian ihn nutzen wollte um Papa zu schlagen, dann war Papa vielleicht nur so weil…

„WAS machst du da?“ Jerome Dice war so schnell aufgestanden, dass Ian gar nicht hatte reagieren können. „Wolltest du mich damit etwa schlagen?“ Er kam bedrohlich näher und Ians Blick ging autoamtisch zum Gürtel, den er noch immer so hielt. So, als hätte er wirklich damit schlagen wollen und das hatte er doch gewollt und und … Ian schüttelte den Kopf, viel zu schnell, denn das war eine Lüge und da hatte Jerome ihn schon gepackt. „Ich… ich… hab ihn sauber gemacht, ich hab ihn nur sauber gemacht,“ Jeromes Griff um Ians Arm wurde unbarmherziger, als er mit der anderen Hand nach dem Gürtel griff, den Ian augenblicklich los ließ. „Gib zu, dass du mich damit schlagen wolltest!“ Die Drohung war unmissverständlich und der Griff um seinen Arm wurde so stark, dass Ian sich zwingen musste, kein Geräusch zu machen, dass das verriet. Denn wenn Papa hörte, dass ihm etwas wehtat, wurde alles nur schlimmer. Ian schüttelte den Kopf, ununterbrochen. „Ich hab ihn sauber gemacht. Ich hab ihn nur sauber gemacht!“ Das war eine Lüge und man log doch nicht, aber wenn er nicht log, wenn er zugab, dass Papa Recht hatte, dann… Aber vielleicht würde dann auch das Gegenteil passieren? „Niemand, der einen Gürtel so hält, will damit nicht schlagen.“ Was sollte er darauf denn erwidern? Ian schüttelte nur weiterhin den Kopf. „Soll ich dir zeigen, wie man das macht?“ Immer noch schüttelte Ian den Kopf, aber auch das brachte nichts, als der Beweis folgte. Der Gürtel machte Papa böse. Und als er das erste Mal traf versuchte Ian sich vorzustellen, dass er ganz weit weg war. Nicht auf Telos, sondern auf einer anderen Welt. In einer anderen Welt. Wo es nur Tiere gab und als der zweite Schlag kam, spürte er ihn kaum noch.
 
Vom Zwilling zum Einling - Takyma mit 20

Korriban war echt ein Drecksloch. Der Planet des Horuset-Systems im Äußeren Rand bot zwar größtenteils nur Wüsten, Schluchten und Felslandschaften, doch für ›Besucher‹ die anderes Klima kannten, war es ein idealer Ort um Geschäfte zu machen. Sand - soweit das Auge reichte, nichts als der rote Sand. Einladend warm und trotzdem gefährlich für die zwei jungen Chiss, die mit ihrer blauen Haut eine bessere Beute abgaben, als das, was sie eigentlich waren. Jäger.
Auf einer höher gelegenen Sanddüne, nahe bei Dreshdae, saß Takyma in der Hocke und sah ihren Zwilling mit einem zufriedenem Lächeln an. Das aus dem Grund, da die zwei bisher schon so viel zusammen durchgestanden hatten. Tamina setzte das Makrofernglas ab, drehte sich auf den Rücken und wartete, dass ihr hochgeholfen wurde. Mit einem Ruck wurde sie wieder auf auf die Beine gezogen.
»Wir sollen zum Schiff zurückkehren. Dort hinten braut sich ein Sturm zusammen und ich schätze, dass es maximal um die fünfzehn Standardminuten sind, bis er uns erreicht.«
Takyma schüttelte den Kopf und sah ihrem Zwilling tief in die gänzlich roten Augen.
»Wenn wir jetzt abfliegen, bekommen wir das Geld niemals! Die Credits sind wichtig für uns, hörst du, Tamina
»Dann nur nach Dreshdae zurück?«
Sie nickte und schnappte den Beutel, der mittlerweile halb von Sand begraben war. Die Landspeeder standen noch immer am Fuße der Düne und der Sturm näherte sich tatsächlich. Jedoch viel schneller als Tamina annahm. Auf der Hälfte des Weges runter zu den Speedern, erfasste sie eine starke Bö und ließ die Frauen wie Bälle den restlichen Hang herunterrollen. Die Kraft des Sturms nahm zu und der Himmel wurde von rotem Sand verdeckt. Dann wurde alles schwarz.

Takyma erwachte und über ihr lag schützend ihre Schwester. Taminas Augen waren weit aufgerissen und wirkten beinahe leblos. Der Sandsturm war bereits über alle Berge oder eher Dünen und ein paar der sieben Monde erschienen am Horizont. Erst jetzt, wieder völlig bei Bewusstsein, realisierte sie es. Langsam tätschelte Takyma über das Gesicht ihrer Zwillingsschwester. Sie fühlte kein Lebenszeichen. Panisch, aber trotzdem vorsichtig, hob sie den erschlafften Körper von sich runter.
»Lass mich nicht im Stich!«, schrie sie die leere Hülle an. Ihre Hand glitt in den heißen und roten Sand und ließ ihn durch ihre Finger rieseln. “Bitte..”
Tamina erwachte mit einem Husten und holte tief Luft, worauf Takyma sie mit einer Träne im Auge umarmte und fest an sich presste.
»Mach das nie wieder mit mir, klar?«
Erneut hustete die Chiss, die eben noch leblos da lag. Aber woran lag es, dass sie wieder Atmete? Hatte es etwas mit Taminas Machsensitivität zutun? Auch wenn sie Zwillinge waren, war nur Tamina Machtsensitiv. Dafür hatte Takyma aber ein Talent dafür Sprachen sehr schnell zu lernen.
»Versprochen.«, hustete Tamina erneut und lächelte dann. Schon zum zweiten mal an diesem Tag half Takyma der anderen aus dem Sand zurück auf die Beine und erneut gingen sie zusammen in Richtung der Speeder. Nur musste Tamina dieses Mal von ihrer Schwester gestützt werden.

Zurück in Dreshdae gingen die zwei jungen Frauen in die schäbige Bar mit ein paar mietbaren Zimmern. Bevor sie sich an die Bar setzen konnten, spürte Takyma den Lauf eines Blasters im Rücken. Auch Tamina blieb abrupt stehen.
»Ihr kommt jetzt mal schön mit, ihr hübschen!«
Auch wenn sie das Gesicht der vermutlich männlichen Person nicht erkennen konnte, spürte sie das dreckige Grinsen, das er aufgesetzt haben musste. Die Gestalten führten das Zwillingspaar unauffällig an der Menge vorbei in einen Nebenraum. Als dort das Licht an ging, wurde eine hässliche Gestalt sichtbar. Negg der Hutte, mehr oder weniger der Boss von Takyma und Tamina, sah ziemlich ungebeten aus.
»Mädels, Mädels…«, er schüttelte den Teil seines Körpers, der bei humanoiden der Kopf war. »Ihr habt mich enttäuscht. Sehr enttäuscht.«
»Schöne neue Anhängsel hast du da, Negg.« Takymas Huttisch war zwar noch nicht perfekt, doch der Hutt schien zu begreifen, sah die beiden Männer an, die die Chiss in den Raum geführt hatten, woraufhin seine Mundwinkel erschlafften und sich so nach unten bogen. Einer der gemeinten Männer ging auf Takyma zu und drückte seinen Blaster auf ihren Nasenrücken genau zwischen die Augen. Langsam kroch der Hutt nach vorn, um den Kopfgeldjäger, oder was der Mann auch war, zu stoppen.
»Auch wenn die beiden mich enttäuscht haben, sind die beiden noch wichtig für mich, Sintos, bluffte Negg ihn an und hob sein kurzes Ärmchen, um ihn ein Stück nach hinten zu schieben.
Die zwei Chiss tauschten verwirrte Blicke aus und der fette Hutt lächelte.
»Ihr habt mich schon richtig verstanden. Ich werde euch an das Imperium ausliefern. So werdet ihr für die Taten büßen, die eigentlich meine waren.«
Ein lautes Lachen erfüllte den Raum und es ließ einem fast das Blut in den Adern gefrieren.
»Wieso an das Imperium?«, stammelte Tamina plötzlich auf Basic. Sie schien zu wissen was ihr blühte, wenn sie an das Imperium ausgeliefert werden würde, denn diese würden zumindest sie nach Csilla weiterschicken. Da die Geschwister schon früh von ihrer Familie verstoßen wurden, kam es nicht infrage, dass sie noch lange Machtsensitiv blieb. Anders gesagt: Tamina drohte die Exekution. Das Lachen des Hutten wurde noch lauter, diesmal aber mit einem wirklich amüsierten Unterton.
»Denkst du wirklich, ich wüsste nicht alles von meinen... Untergebenen? Deine Verbindung zur Macht?«
Tamina senkte den Kopf und schloss die Augen.
»Aber es gibt noch eine zweite Option für euch…« Neggs Daumen und Zeigefinger rückten das Kinn der anderen Chiss wieder auf die Höhe zum Blickkontakt und machten damit die Träne auf ihrer Wange sichtbar. »Ihr könnt euch beweisen und als noch wertvoller herausstellen, indem ihr mir diesen Mann aus dem Weg schafft.«
Sein Arm deutete auf Sintos, welcher noch im selben Moment ein kleines Datapad herausholte, und Tamina zuwarf. Mit Leichtigkeit fing sie es und hielt es zwischen sie und Takyma. Das Bild eines bärtigen Menschen zusammen mit einigen zusammengestellten Daten erschien.
»Was ist mit unserem alten Auftrag? Wir werden ein paar Credits brauchen.«
»Schon gut, für meine Lieblingsmädchen tue ich doch alles!«
Negg
schlängelte sich noch ein Stück näher an die Chiss heran, um sie dann in Richtung Tür zu schieben. »Ihr werdet ein bisschen was auf eurem Schiff finden. Viel Erfolg euch!«
Und im nächsten Moment standen sie wieder an der Bar.

Zurück bei ihrem Raumschiff mit dem Namen Twincey - eigentlich einem normalen YT-1930-Frachter - rief Takyma erneut die Daten auf dem Pad auf. Scheinbar befand sich der Gesuchte mit dem Namen Elgan Nemm derzeit auf dem Waldmond Endor. Ein recht ruhiger Mond und somit trat das Risiko auf, beim Landen entdeckt zu werden.
»Mach das Ding Startklar. Wir fliegen in einer Stunde.«
Tamina tat was ihr gesagt wurde ohne etwas zu erwidern. Eine Stunde später hatten sie Korriban verlassen.

Der Weg nach Endor verlief reibungslos. Auch das Landen klappte besser als erwartet. Ein Problem gab es jedoch. Die Ewoks scheinen nicht sehr erfreut davon, zwei Eindringlinge in ihrem Territorium zu haben. Allerdings konnte Takyma die Situation schnell bremsen, da ihre Kenntnis in Ewokese ausreichte, um ihr Anliegen zu schildern. Die pelzigen Zwerge konnten ihr sogar einen Hinweis darauf geben, wo sich der Gesuchte befand. Und zwar genau auf der anderen Seite des Mondes. Trotz der ihrer Meinung nach ausreichenden Erklärung wurden die zwei von drei Ewoks begleitet, was vermutlich nur daran lag, dass sie ihren Heimatmond einfach besser kannten. Tatsächlich kam die Gruppe deutlich früher dort an, wo sie hin wollten, als sie es zu zweit geschafft hätten. Ein X-Wing mit einer tarnfarbenen Färbung befand sich circa einen Standardkilometer vor ihnen. Der besitzer des Schiffs war grade auf dem Weg zum Dorf der Ewoks.
»Habt ihr euch mit ihm angefreundet?«, fragte Tamina mit zornig. Ruhig übersetzte ihre Schwester und sie erhielten ein vielsagendes Schulterzucken. Glücklicherweise ging Elgan so langsam, dass sie ihn auf einem Viertel seines Weges stellen konnten und damit hatte er nicht gerechnet. Trotzdem schaffte er es irgendwie ihren Blasterschüssen zu entgehen. Eine wilde Jagd begann, in der der Mensch auf dem Weg zu seinem X-Wing listige Manöver nutzte, um den Spieß umzudrehen und das blaue Duo zu jagen.
In dem Moment, als Takyma von einem seiner Schüsse gestriffen wurde, sank sie kraftlos zu Boden. Es waren bereits zwei oder drei Stunden gewesen, die die Chiss und Elgan sich abwechselnd gegenseitig unter Beschuss nahmen. Nicht nur der Versuch das Dickicht an Pflanzen zu durchqueren, sondern auch das Ziel vor Augen zu behalten, setzte Takyma zusätzlich zu. Schnell rannte Tamina zu ihr.
»Ist alles okay?«, fragte sie hastig.
»Ist es… Nichts was ein Bactapflaster nicht wieder bekommt. schnapp dir Elgan, los! Er erreicht gleich den X-Wing!«
Tamina rannte so schnell ihre Beine sie tragen konnten. Sie zielte, schoss, verfehlte jedoch das Ziel. Nun blieb sie stehen, schloss die Augen und betätigte den Abzug. Doch offensichtlich schien nichts zu passieren, bis es eine kleine Explosion gab. Takyma rieb sich die Augen und richtete sich vorsichtig auf. Die Explosion wurde von ihrem Blaster ausgelöst. Vermutlich hatte sich der Gasumwandler überhitzt. Tamina fiel mit dem Rücken auf den Boden. Als Takyma ihr zur hilfe eilen wollte, hielten die kleinen Ewoks sie zurück. Jetzt auf einmal zerrten sie an den Armen der Chiss und sie sah genau wieso. Der X-Wing hatte abgehoben und wurde in Taminas Richtung ausgerichtet. Die Laserkanonen des Schiffes fingen an wild zu feuern. Das Ziel war jedoch nicht Takyma sondern ihre Schwester. Nach einigen Minuten ununterbrochenen Feuers erwachte die Chiss aus ihrer starre und begab sich mit den Ewoks in Deckung.

Erst als es dämmerte flog der X-Wing davon. Takyma weinte und die kleinen Fellkneule die versuchten sie zu trösten, konnten dies nicht. Was war man, wenn man seinen Zwilling verloren hatte? Ein Einling? Die Ewoks zogen Takyma aus dem Unterholz und brachten sie langsam an die Tote Tamina heran. Sie traute sich gar nicht die Leiche anzusehen. Als sie es jedoch für einen Sekundenbruchteil tat, sank sie auf die Knie.
»Du hattest es mir doch versprochen«, blinzelte sie sich weitere Tränen aus den Augen.
Ein anderer Gedanke traf sie wie ein Blitz. Was, wenn Negg einen Spion hatte, der sie überwachte. Mehrmals drehte sie ihren Kopf, um das gesamte Gebiet zu betrachten. Sie konnte dem Hutten nie wieder unter die Augen treten. Doch wohin nur…? Zum Imperium! Ja, das war genial! Nie im Leben käme Negg Takyma bei denen zu suchen, denen er sie wollte ausliefern! Ein letztes mal betrachtete sie die Leiche ihrer Zwillingsschwester.
»Werdet ihr sie hier für mich begraben? Ich werde euch besuchen kommen, ich verspreche es… irgendwann…«
Einer der Ewoks trat näher an die Chiss und tätschelte ihre Schulter. Im Chor erwiderten alle drei auf Ewokese ein ›Ja‹, was Takymas Schmerz wenigstens ein wenig zu lindern schien.
 
Happy Birthday?
Riuen mit 28

‚Wir haben das ultimative Geschenk für dich.‘
Der Laden wird dir gefallen‘ Riuen grinste bloß, als er, längst nicht mehr ganz nüchtern, jeweils einen Arm um seine Freunde legte, um mit ihnen gemeinsam wohin auch immer zu gehen. Bis jetzt waren sie von Club zu Club gezogen und Riuen war davon ausgegangen, dass das sein Geschenk gewesen war, denn bis jetzt hatte er nicht einen einzigen Drink zahlen müssen. Eine ganze Weile dauerte es, bis sie vor einem Laden standen, dessen Wände nicht einmal die Werbeschilder richtig erhellen konnten. Einladend sah das Ganze nicht aus und der Chiss runzelte die Stirn. Das Werbeschild, das ein Glas mit einem Cocktail zeigte, funktionierte nicht mehr richtig und alles in allem sah das Gebäude schäbig und alles andere als einladend aus. Irgendwie wirkte es versteckt und war es auch, denn durch wie viele Gassen waren sie gegangen, um hier her zu kommen? Ohne das Schild hätte die Vermutung nahe gelegen, dass dieser Schuppen ein Fabrikgebäude war. „Will ich wissen, was das für’n Club ist?“, lachte er dennoch, als er aufhörte, seine Arme um die Schultern der Jungs zu legen. Stattdessen startete Riuen den halbherzigen Versuch, seine Krawatte wieder zu richten. ‚Das brauchs du nich..‘, meinte Sharimir und nahm dem Chiss die Krawatte ab, um sie zusammenzuknüllen und achtlos hinter sich zu werfen. „He, das Ding war teuer!“ Was, wenn man den Un-nutzen einer Krawatte betrachtete, in jedem Fall eine zutreffende Aussage war. Corascan reichte ihm etwas anderes zum Austausch. ‚DAS wirst du viel eher brauchen.‘ Die roten Augen des Chiss wanderten zu dem Päckchen, das sein Kumpel ihm reichte um es im nächsten Moment ebenfalls über seinen Rücken zu werfen. „Ich hab meine eigenen dabei. Wer weiß, seit wann deine abgelaufen sind,“ was ihm einen Boxer in die Seite einbrachte.

Kein Türsteher, kein nichts und ein weiteres Mal ein seltsames Gefühl, das Riuen nicht zuordnen konnte. „
Ich trink keinen billigen Schnaps mehr…“, schob er das Ganze auf die Getränke, was vielleicht das dumpfe Gefühl erklärte, dass nicht mehr verschwinden wollte. Erst nach der zweiten geöffneten Türe war Musik zu hören. Die erste Türe brachte sie lediglich in das Gebäude, in einen langen Gang, der so verkommen aussah, wie die Außenfassade. Das Cocktailglas… Das hier musste ein Schuppen gewesen sein, in dem billiger Fusel hergestellt wurde, zumindest lag noch immer ein solcher Geruch in der Luft, in den Wänden, wenn Riuen sich nicht alles einbildete. Auch der leicht klebrige Boden war eine Nummer für sich. „Wollen wir meinen Geburtstag feiern oder wolltet ihr einen Ort haben, wo keiner nach meiner Leiche suchen wird?“ Gelächter von allen, als sie um eine Ecke bogen die eine weitere Türe preis gab hinter der dumpf Musik zu hören war. Erst hier begegnete ihnen ein Koloss von Wesen, mit dem man sich eindeutig nicht anlegen wollte. Selbst ein Nexu sah dagegen harmlos aus. Doch, was auch immer es war, nahm das Bündel an Credits entgegen, das Corascan ihm hinhielt. „Scheiße man, wo bringt ihr mich hin…“ Die Musik war seltsam gedämpft und der Nebel, den die Maschinen warfen, hatte einen seltsamen Geruch. Drogen? Gewürze? Eine Mischung aus beidem? Irgendeine Substanz musste untergemischt sein, denn dieser Geruch? Irgendwie kam er dem Chiss bekannt vor und je länger er ihm in der Nase lag…

Doch Riuen wurde schon in Richtung einer Bühne geschoben, auf dem mehrere junge, kaum bekleidete Frauen unterschiedlicher Spezies tanzten. Nichts, was er nicht schon gesehen hätte, aber… Etwas stimmte nicht und auch wenn ihr Alter schwer abzuschätzen war, wirkte sie jung. Bloß auf älter geschminkt und ihre Bewegungen, ihr Lächeln, alles wirkte erzwungen. Nicht echt. Nicht - ‚Sei nicht so schüchtern, setz dich!‘ Corascan und Sharimir saßen längst, gafften und steckten jeweils einem der Mädchen Geld zu.
Mädchen. Das war es. Sie waren alle blutjung, daran konnte die Schminke nichts ändern. Riuens dumpfes Gefühl wurde schlimmer, das, was er nicht zuordnen konnte, bekam jetzt einen Namen. Weg. Er wollte hier weg, denn das hier war nicht richtig und etwas in ihm wollte fliehen. Der seltsame Nebel, der Duft, die Leichtigkeit, die all das auslösen wollte, Riuen griff sich, von einer kleinen Welle des Schwindels erfasst, an den Kopf. Weg. Das hier war keine normale Bar, wie er sie kannte. Die Mädchen die tanzten, die Kerle die gafften, die anderen Mädchen, die von hinten kamen. Alles lief in Zeitlupe und rasend schnell zugleich. Saß er eine Minute da oder eine Stunde? Weg - Da tippte ihm schon jemand auf die Schulter, eine langbeinige Tw’lek, die beinahe so aussah, wie die Tänzerin auf der Bühne die Riuen zuletzt angestarrt hatte; die seine Hand nahm und ihn weg zog, ihn in einen weiteren, einen anderen Raum brachte. Oder war es die gleiche? Riuen musste genauer hinsehen und schämte sich gleichzeitig, denn einmal genauer hinzusehen, bedeutete das nicht zu starren? Auf ein Mädchen? Mädchen war das Stichwort, denn während sie ihn zu einem Stuhl gebracht hatte, begann sie sein Bein zu streicheln und schon wieder wusste Riuen nicht, ob eine Ewigkeit verging, oder nur eine Sekunde, als er ihre Hand fest hielt, ehe sie vom Oberschenkel noch weiter nach oben gleiten konnte. „Hör auf damit.“ Immerhin, das kam fest, schnell, bestimmt und auch wenn er sich noch immer wackelig auf den Beinen fühlte, irgendwie wackelig im Kopf, gelang es ihm doch, aufzustehen. ‚Gefalle ich dir denn nicht?‘ Ihr Basic klang gebrochen, genau wie sie und als er sie ein drittes mal ansah, dann war gebrochen das Wort, das auf alles passte. Ihr Basic. Ihre Aussehen. Ihre Ausstrahlung. „Wie alt bist du?“, wollte Riuen wissen, der dieses Mädchen nicht ‚Süße‘ nannte. Stattdessen stand er auf und ging zu dem einzigen kleinen Tisch, einem Nachttisch hinüber und zog dort die Schublade auf. ‚21‘, kam die Antwort, klang wie einstudiert, als Riuen innehielt, und sich zu dem Mädchen hindrehte. „Wie alt bist du?“, fragte er erneut, als er eine Geldbörse in der Hand hielt. ‚21‘ kam die gleiche Antwort, doch Riuen schüttelte den Kopf, öffnete die Geldbörse, fischte die ID heraus. Das Bild stimmte und das Alter? Angeblich auch. Aber stimmte der Ausweis? Riuen machte sich daran zu schaffen, er kannte Fälschungen, gute und schlechte. Sehr gute und perfekte. Und das hier? War ein schlechter Witz, auch wenn es zwei Sekunden dauerte, ehe Riuen es erkannte. „Wie alt bist du?“ und jetzt konnte er nicht verhindern, dass seine Stimme drohend wurde, was die Twi’lek augenblicklich zusammenzucken ließ, ehe sie näher kam, ihn wieder berührte. ‚Ich mache alles, was du willst, ich - ‘ Doch Riuen schlug ihre Hand weg. „Ich will wissen wie alt du bist.“ Ein viertes Mal und da begann das Mädchen zu weinen, als Riuen zu ihr hinüber ging, ihm seine Jacke gab. „Zieh das an. Ich werde dir nicht weh tun, aber ich frage dich noch einmal: Wie alt bist du?“ Sie saß zusammengekauert auf dem Bett und weinte, als Riuen auf die Knie ging, was keine gute Idee war, denn das brachte sie dazu, ihn erneut, wenn auch weinend zu berühren und ihn erneut zu fragen, ob sie ihm nicht gefiel. Bloß klang sie dabei viel verzweifelter und so beeilte Riuen sich, wieder Abstand zu ihr zu bekommen, als er seine eigene Geldbörse zückte und alle Credits die er bei sich hatte, in ihre Geldbörse stopfte, was das Mädchen mit immer größer werdenden Augen beobachtete. „Hör zu, ich will, dass du mir sagst, wie alt du bist. Du bist ein hübsches Mädchen und genau das ist das Problem. Mädchen. Das hier ist kein Ort für dich und…“ Zum Sarlacc! Was redete er hier eigentlich? Sie musste hier raus. Sie und alle anderen. „Du wartest hier. Beweg dich keinen Meter. Ich bin gleich wieder da, hast du verstanden?“

Warum zum Donner hatte er sein Kom nicht mit dabei? Corascan hatte eines… Und den würde er sich greifen, genau wie diesen anderen Tölpel. Schon hatte der Chiss das Zimemr verlassen, bloß hatte er nicht den Hauch einer Ahnung, in welchem Zimmern die anderen beiden waren. Aber spielte das eine Rolle? Besonderer Laden. Der ihm gefallen würde. Ultimatives Geschenk. Wenn Riuen bis eben geglaubt hatte, ihm sei schwindelig und etwas läge in der Luft, war er jetzt völlig klar und das, was da in der Luft lag war Wut. Riuen machte sich nicht die Mühe anzuklopfen, als er die nächste Türe öffnen wollte, was mit einem Schlag auch gelang. Weder Corascan noch Sharimir waren in diesem Raum, sondern ein anderer, kleiner, fetter Typ mit geöffnetem Hemd. Es dauerte keine Sekunde, als der Chiss ihn packte, ihn weg stieß und ihm, noch ehe er etwas sagen konnte, einen Kinnhacken verpasste, der ihn direkt in die Bewusstlosigkeit beförderte. Das Mädchen bei ihm öffnete den Mund, wollte schreien, doch ihr Schrei wurde erstickt, als Riuen ihr den Mund zu hielt. „Ich bin hier, um euch zu helfen, ich bin … einer von den Guten.“ Polizei wäre gelogen gewesen, Militär irgendwie seltsam und beides hätte vermutlich ohnehin nur Panik ausgelöst. „Wenn ich die Hand runter nehme, darfst du auf keinen Fall schreien und ich meine damit auf keinen Fall. Wenn du schreist, verrätst du uns, wenn du schreist, kommt hier jemand anders rein. Jemand der uns beiden wehtun wird. Hast du das verstanden?“ Das Mädchen nickte und Riuen bewegte seine Hand nur wenige Zentimeter weg. „Nicht schreien, ich kann sonst nicht helfen und helfen heißt nicht, dass ich das tue, was dieses Arsch tun wollte…“ Wieder ließ er die Hand ein paar Zentimeter sinken und als er sicher war, dass sie nicht schreien würde, wühlte er in der Tasche des Bewusstlosen und fand dort ein Kom. „Wie viele seid ihr hier?“, wollte er wissen, noch während er sich mit dem Gerät beschäftigte. ‚17‘. Was eine verdammt hohe Zahl war und den Chiss noch wütender machte. Als er den Notruf abgesetzt hatte, ging er zurück zu dem Kerl, der noch immer bewusstlos da lag und musste sich zurückhalten, ihn nicht zu treten. Stattdessen griff er nach dessen Geld und seiner ID: Das Geld gab er dem Mädchen, die ID behielt er bei sich. „Komm mit, ich bringe dich zu dem Mädchen nebenan…“ Kaum, dass sie in diesem Raum angekommen war, hörte man Sirenen. Eine ganze Menge Sirenen, was Erleichterung in Riuens Gesicht auftauchen lassen ließ. In den Gesichtern der beiden Mädchen aber? Blanke Angst. ‚Du hast Polizei gerufen? Sag nicht, du hast Polizei gerufen?‘ Irritiert sah Riuen die Wortführerin an. „Natürlich hab ich die Polizei gerufen, das hier…“Du hättest nicht rufen dürfen! Du hättest nicht rufen dürfen!‘ Hätte Riuens Mimik nicht ohnehin schon Irritation gezeigt, spätestens jetzt tat sie es, nur noch mehr. Viel mehr. ‚Du wolltest helfen!‘ „Aber…“ Riuen kam gar nicht dazu noch mehr zu sagen, als die Sirenen lauter wurden und so jedem klar wurde, dass die Polizei direkt hierher kam. Türen wurden geöffnet. Mädchen rannten aus den Zimmern. Frier ebenso… Und dann brach das absolute Chaos aus.
 
Happy End?
(Fortsetzung)


„Wie oft soll ich Ihnen das noch sagen? Ich wurde eingeladen in diesen Club, ich wusste weder, dass das ein Puff ist, noch das dort Mädchen arbeiten.“
Seit drei Stunden wurde der Chiss verhört und inzwischen war seine Geduld am Ende, auch wenn Riuen genau wusste, was diese Polizisten versuchten. Ihn mürbe zu machen und genau das schien langsam, aber sicher zu funktionieren.
‚Sollen wir ihre zwei Kollegen Fragen, die beide Oberleutnants sind und uns etwas völlig anderes gesagt haben?` Riuen schüttelte den Kopf und spürte, dass sich Verzweiflung in ihm breit machte. „Bitte,“ sagte er dann, „holen Sie sie. Ich bin gespannt, ob sie das gleiche wiederholen werden, wenn ich mit dabei bin.“ Doch Riuens dünnes Lächeln erstarb, als das des Polizisten süffisanter wurde. ‚Lassen sie mich also noch einmal zusammen fassen: Sie sind in einen Club gegangen, wussten nicht, dass dieser Club ein Bordell ist. Denn Clubs in einer dunklen Ecken sind völlig normal. In dem Club werden Kinder gezwungen Sex für Geld anzubieten.‘ Riuen starrte den Polizisten an, der nun lauter wurde. ‚Und obwohl die Oberleutnants Flivven und Gunstar jeweils voneinander unabhängig gleiche Berichte abgegeben haben, bleiben Sie bei Ihrer Version?‘ Der Mann kam näher, viel zu nahe, beugte sich zu dem Chiss herunter. ‚Soll ich Ihre Akte vorlesen? Soll ich Sie daran erinnern, wegen welcher Delikte Sie Disziplinarstrafen bekommen haben, Leutnant? Soll ich Sie daran erinnern, was für einen schlechten Ruf Sie haben?‘ Riuen bewegte sich keinen Millimeter auf seinem Stuhl, wich nicht zurück, auch wenn er diesem selbstgefälligen Arsch gerne an den Kragen gegangen wäre. „Bitte,“ wiederholte er den Wortlauft von vorhin, zwang sich zu einem Grinsen, „lesen Sie mir meine Akte vor.“ Der Polizist griff nach dieser und warf sie dem Chiss auf den Schoß. Verweis, für ungebührliches Verhalten. Strenger Verweis, für das wiederholte Widersetzen gegeb Anweisungen eines ranghöheren Offiziers. Ausgangsbeschränkung. Unerlaubte Abwesenheit der Ausgangsbeschränkung. Soll ich wirklich weiter lesen, Amar’iue’nahrdi?‘ Der Mann hatte seine Hausaufgaben erledigt, so viel stand fest, denn all das hatte er auswendig vorgetragen, sogar die Verachtung die in seinen Worten mitschwang schien so in der Akte zu stehen. „Lesen? Sie können gerne aufhören zu zitieren und mir stattdessen die richtigen Fragen stellen? Was haben Sie in dem Club gemacht? Warum haben Sie die Polizei gerufen? Aber wissen Sie, was die wichtigste Frage ist?“ Und jetzt stand Riuen auf, um sich von diesem Kerl entfernen zu können, um sich halbwegs zu beruhigen. „Die richtige Frage ist: Haben Sie eines der Mädchen gefickt? Fragen sie mich gottverdammt genau das!?“ Entgegen seines eigentlichen Naturells wurde der Chiss laut und stieß seinen Stuhl heftig gegen den Tisch. ‚Ist das ihre erste Nacht ein einem Bordell?‘ Riuen lachte, denn die Frage hatte er längst beantwortet und wie auch immer die Antwort ausgefallen war, sie bedeute nichts. Rein gar nichts. ‚Haben Sie mit einem der Mädchen geschlafen? Haben Sie eines der Mädchen vergewaltigt?‘ Zuerst starrte der Chiss den Polizisten nur an, dann stürmte er auf ihn zu, packte ihn am Kragen, drückte ihn an die Wand, als sich die Türe öffnete und zwei weitere Polizisten den Raum betraten, doch der Befrager schüttelte unmerklich den Kopf. ‚Diese Reaktion ist nicht angemessen Leutnant. Ich stelle Ihnen Ihre eigene Frage gerne noch einmal, haben Sie- ‘NEIN, habe ich NICHT!“ Riuen ließ denn Mann los, versuchte, sich zu beruhigen, etwas zu finden, das ihn wieder runter bringen konnte, aber da war nichts. Gar nichts. Viel weniger als gar nichts. ‚Das Mädchen hatte ihr ganzes Geld und Ihre Jacke an. Was war noch einmal Ihre Erklärung dazu? Lassen Sie mich überlegen.. Ah, Sie wollten nur helfen? Deswegen haben sie den Mann im zweiten Zimmer niedergeschlagen, deswegen waren plötzlich zwei Mädchen in Ihrem Zimmer. Weil sie,‘ und wieder wurde der Polizist laut und verachtend, ‚HELFEN wollten?‘ Riuen kam nicht dazu etwas anderes zu tun, als den kopf zu schütteln. Jede dieser Anschuldigungen war absurd, aber da war nichts, womit er sie hätte entkräften können. Selbst in seinen Ohren klang das, was dieser Polizist sagte so, als hätte es sich genau so zugetragen.

„Ich will einen Anwalt,“ kam nach einer schieren Ewigkeit. „Ich werde ohne einen Anwalt nicht ein einziges Wort mehr sagen,“ womit Riuen sich wieder an den Tisch setzte, die Arme verschränkt. ‚Ist das ein Schuldzugeständnis?‘ Nein, das ist mein Recht, ich will einen Anwalt. Und Sie werden ohne die Aussagen der Mädchen ohnehin nichts gegen mich in der Hand haben.“ ‚Glauben Sie das? Glauben Sie, ich brauche die Aussage irgendeines Mädchens, wenn wir beide wissen, was das für ein Etablissement war? Oh nein, Amar’iue’nahrdi, wir brauchen keine Aussage. Sie sind dort gewesen. Das Mädchen wurde in ihrer Jacke gesehen.‘ Nichts mehr sagen. Das war das beste, was er tun konnte. In seiner Jacke gesehen. Was für ein Beweis. Seine Jacke war nicht mehr da, sein Geld auch nicht. Sein Ausweis ebenfalls nicht, aber was bedeutete das schon? Gar nichts!
Sie werden Ihren Anwalt bekommen. Aber der wird Ihnen nicht helfen können, dafür sorge ich persönlich und bis dahin?‘ Der Polizist nickte in die Scheibe und die beiden andern, die eben schon einmal gekommen waren, kehrten zurück, legten Riuen Handschellen an und führen ihn ab. „Ich will einen Anwalt!“, rief der Chiss noch einmal in den Raum und dann wurde er in eine Zelle gesteckt.

***

Unruhig lief der Chiss in dem Verhörraum auf und ab. Sein Anwalt hätte vor einer halben Stunde schon hier sein müssen und dieses Warten? Auch das war Taktik. Drei Tage hatte er eingesessen, drei Tage kaum ein Auge zugetan, voller Sorge darüber, dass seine Geschichte hier endete. Als die Tür sich zur Seite schob, wollte sich Erleichterung breit machen, doch Riuen erstarrte augenblicklich, als der Polizist, Somrel, wie er hieß, nicht mit einem Anwalt, sondern mit Riuens Eltern in den Raum trat. Beide hatten wie eh und je ein versteinertes Gesicht, das überhaupt nichts aussagte.

„Was zum..?“ Was sollte das? ‚Herzlichen Glückwunsch, Sie dürfen heute noch gehen. Zu Ihren Glück haben Ihre Eltern nicht nur die Kaution bezahlt…‘ Womit offensichtlich war, was Somrel meinte. Aber das konnte nicht ihr Ernst sein. „Was soll das heißen?“ ‚Freigesprochen in allen Punkten, ganz einfach. Sie können gehen.‘ Riuen starrte seine Eltern an, dann Somrel. „Was ist mit den anderen beiden?“ Somrel zuckte mit den Schultern. ‚Auch, wenn es Sie beruhigt, aber schon vor drei Tagen. Wir haben die Schuldigen gefunden. Ende der Sache und jetzt machen Sie, dass Sie verschwinden.‘ Die Schuldigen gefunden? Gar nichts hatten sie! Sie hatten einen Haufen Geld bekommen und würden der Sache nicht mehr weiter nachgehen und das beruhigte den Chiss kein bisschen. „Nein, Sie haben…“ Für eine Sekunde stockte er, als sein Vater schon das Wort erheben wollte. „Ich bekenne mich schuldig. Ich hänge da mit drin, ich will ein Geständnis abgeben!“ Zumersten Mal sah Riuen, wie die Maske seiner Mutter bröckelte und die seines Vaters wäre beinahe gefolgt. ‚Du wirst jetzt mitkommen Riuen und deinen Mund halten‘. Doch Somrel mischte sich ein. ‚Ich fürchte unter diesen Umständen ist Ihr Sohn festgenommen…‘
 
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Happy End
(Fortsetzung und Abschluss)

‚Wir möchten mir unserem Sohn sprechen,‘
wandte sich Riuens Vater an Somrel, der bloß triumphierend lächelte, dann mit den Schultern zuckte und in Begriff stand, den Raum zu verlassen. ‚Unter sechs Augen.‘ Der Polizist grinste erneut. ‚Kein Problem, die Beobachtung ist ohnehin zu Ende, sobald jemand gehen kann. Pardon, gehen durfte. Aber wenn Sie einen anderen Raum bevorzugen…‘ ‚Nein, vielen Dank.‘ Damit verließ Somrel den Raum und ließ die Chiss allein. ‚Weißt du, in welche Lage du uns bringst?‘ Oh, das war also die besorgte, erste Frage seines Vaters. Ob er wusste, in welche Lage er sie brachte. Interessant und es würde weiteres kommen, in drei, zwei, eins. ‚Nicht nur, dass du dir käufliche Liebe erwirbst, nein, das musst du ausgerechnet in einem Bordell tun, in dem minderjährige arbeiten.‘ Weder die Stimme, noch der Gesichtsausdruck von Riuens Vater verriet sonderlich viel. Streng und kalt klang sie, so wie immer. „In einem Bordell kann man keine käufliche Liebe erwerben, sondern käuflichen Sex. Das ist ein ziemlich großer Unterschied, aber von ersterem scheint ihr ja beide nicht viel Ahnung zu haben.“ Wie gewohnt keine Reaktion, nicht einmal ein missbilligender Blick, was Riuen nur dazu brachte die Augen zu verdrehen. „Noch mehr Fragen?“Du scheinst den Ernst der Lage zu verkennen, Sohn. Du hast dich nicht nur in einem Bordell aufgehalten, sondern dich einer Straftat schuldig gemacht, einer Straftat die dafür sorgt, dass du unseren Namen beschmutzt. Und obwohl wir dafür gesorgt haben, dass diese Sache ein gutes Ende nimmt, sorgst du absichtlich dafür, dass du uns wieder tiefer in diese Geschichte einbringst?‘. „Tja, dumm, dass man vor dem Kinder machen nicht weiß, ob ein Musterknabe daraus wird, oder ein verkorkster Kerl, hm?“ Jetzt meldete sich auch Frau Mutter zu Wort. ‚Du enttäuschst uns, Riuen‘. Ach wirklich „Wir reden hier von einem Laden, in dem Mädchen gezwungen werden, mit irgendwelchen Ärschen Sex zu haben und das, was euch interessiert ist euer Ruf, der ruiniert wird? Ihr habt diesem Somrel Geld bezahlt, um mich hier raus zu holen, aber der Rest interessiert euch einen Scheiß? DAS enttäuscht mich!“Wir reden von einem Bordell in das du freiwillig gegangen bist. Von einem Bordell, dass dich direkt ins Gefängnis gebracht hat und wir reden noch immer davon, dass diese Sache zu deinen Gunsten ausgegangen wäre, wenn du nicht eben versucht hättest, die Rolle des Rebellen weiter zu verkörpern, in die du geschlüpft bist, seit du 13 bist und das, obwohl sie dir nicht steht.‘ Riuen, der inzwischen auf abgelaufen war, blieb stehen, verschränkte seine Arme vor der Brust und sah seinen Vater an. „Ich wusste nicht, was das für ein Ort ist.“ ‚Das spielt hier nicht zur Sache. Was eine Rolle spielt, ist das, was du eben zu Agent Somrel gesagt hast. Du hast dich eines schwerwiegenden Verbrechens schuldig gemacht? Mein Sohn‘ und da war eine winzige Nuance in der Stimme Riuens Vater, die andeutete, das er doch zu Gefühlen in der Lage war, ‚lügt oder sagt die Wahrheit indem er ein Geständnis zu seinem Ungunsten abgeben will?‘ Riuen lachte leise, aber empört. „Das traust du mir also zu?“ ‚Mach mich nicht zum Übeltäter in dieser Sache, ich habe deine eigenen Worte wiederholt und es geht nicht um deine Schuld oder das Gegenteil davon, es geht einzig und allein darum,-‘ „Dass ich Schande über den Familiennamen bringe. Schon kapiert, wisst ihr. Schon kapiert.“ ‚Gut. Wenn du so schnell verstanden hast, wirst du das, was du eben gesagt hast, zurücknehmen und wir alle werden diese missliche Lage schnellstmöglich vergessen.‘ „Was bedeutet das für die Mädchen?“ ‚Die tun hier nichts zur Sache.‘ Riuen schlug auf den Tisch. „Doch, für mich tun sie das! Denn während ihr irgendetwas rein waschen könnt, sind sie immer noch hier und haben nicht die nötigen Credits um sich einen luxuriösen Lebensstil zu erlauben. Wahrscheinlich können sie sich nicht mal einem ärmlichen Lebensstil erlauben!“ Die Entrüstung hatte nicht nur im Schlag auf den Tisch gelegen, sondern schwang in jedem Wort mit und diese Eiseskälte die von seinem Vater ausging, die Anteilslosigkeit seiner Mutter machten Riuen nur weiter rasend. ‚Es ist erstaunlich, dass die Dummheit meines Sohnes so hoch zu sein scheint, wie sein Wachstum‘. Eine Aussage, die seine Mutter nun doch dazu brachte, sich wieder einzuschalten. ‚Was glaubst du, was du von hier aus tun kannst? Von einer Gefängniszelle aus? Ihnen helfen?‘ Zugegeben… ‚Wäre dein Verstand doch so scharf wie deine Zunge.‘ Resigniert setzte Riuen such nun auch an den Tisch und fühlte sich wie der dreizehnjährige von damals, der eine Standpauke zu hören bekam. „Ich wollte helfen und wenn ich gewusst hätte, dass dieser Laden ist, was er ist, wäre ich sicher nicht da rein. Aber ich kann nicht zulassen, dass Corascan und Sharimir davon kommen, denn sie haben beide gelogen! Sie haben mich da rein gebracht!“ ‚Nein, reingebracht hast du dich dort selbst, als du eben behauptet hast, du wärst involviert und wollest ein Geständnis ablegen.‘ Riuen seufzte, ehe er sich über das Kinn und den drei-Tage-Bart strich. Nein, so hatte er sich das nicht vorgestellt und es war nicht nur nicht sonderlich klug gewesen, was er da gestanden hatte, sondern sehr dumm. Aber er hatte nicht gewollt, dass seine Eltern ihn mit Geld aus dieser Sache boxten. Stattdessen hatte die Wahrheit siegen sollen. Mit einer Lüge zu versuchen an die Wahrheit zu gelangen? Idiotisch. ‚Du wirst sagen, dass du das von eben zurücknimmst. Das du es gesagt hast, weil du müde bist. Hast du das verstanden?‘ Natürlich hatte er verstanden. „Aber die Mädchen und die Corascan- un“ ‚jetzt war es Riuens Vater der mit der offenen Handfläche auf den Tisch schlug. ‚Wenn es dir helfen sollte zur Vernunft zu kommen, indem du den Rest deines Lebens in einer Zelle verbringst, können wir das gerne für dich arrangieren, aber nicht hier. Deine Trotzphase wird hier enden. Du wirst zurücknehmen was du eben gesagt hast und wir werden die Sache vergessen. Der Rest hat dich nicht zu interessieren und du wirst deine Selbstgerechtigkeit besser ebenso vergessen, denn du hast nichts gegen die anderen beiden Männer in der Hand. Das einzige was du tun kannst, ist uns und dir weiteren Schaden zuzufügen. Glaube nicht, dass dies der einzige Ort ist, an dem es Mädchen gibt, die einem Beruf nachgehen, den sie nicht selbst erwählt haben. Aber weder bist du ein Hüter der Galaxis, noch ein anderer, lächerlicher Held, der solche Geschehnisse beeinflussen oder verhindern kann. Wenn das dein Anliegen wäre, wäre eine politische Laufbahn vielleicht eher ein Ansatz gewesen.‘ Ein Ansatz, aber niemals der Weg, den er hätte beschreiten können, dafür hatten seine Eltern gesorgt und Riuen wurde bewusst, dass er so viel gegen sie rebellieren konnte, wie er wollte. Ihrem Dunstkreis konnte er sich nicht entziehen, noch immer nicht. Diesmal, aus eigener Schuld, aber sonst? Mit beinahe dreißig hatte er sich noch immer nicht loslösen könne. Würde das je enden? Riuen runzelte die Stirn, allein deshalb, das er auf diese Gedanken kam, die ihn abbrachten von dem, weswegen er hier eigentlich war. Aber was konnte er tun? Nichts. Zumindest nichts, wenn er einsaß. Aber dann? Sein Vater hatte recht mit dem, was er gesagt hatte, so ungern Riuen es zugeben wollte. ‚Können wir Agent Somrel zurückrufen, damit du ihm sagst, was du zu sagen hast, oder benötigst du noch mehr Zeit, um deine Gedanken ordnen zu lassen?‘ „Wir können ihn rufen,“ war die kleinlaute Antwort Riuens.
 
Leelas Leichen I

Als ich den braunen Müllsack in meinem Labor aufschnitt, hatte ich schon eine Ahnung, was mich erwartete: Durch das Loch, das der neugierige Finder hineingepopelt hatte, drang der faulig-süße Geruch fortgeschrittener Verwesung, den auch meine Atemmaske nicht aufhielt und eine zähe braune Flüssigkeit war auf den von unten beleuchteten Arbeitstisch gelaufen. Die Knochen, die ich aus ihrer Verpackung befreite, waren fast frei von Gewebe. Was die Fäulnis nicht verflüssigt hatte, hatten die Myriaden gelblich-weißer Maden abgenagt, die nun vor dem plötzlich in ihr Zuhause einfallenden Licht flohen und auf der Suche nach einem neuen Unterschlupf in einem langen Strom über den Tisch und auf den Fußboden zwischen meinen Füßen flossen. Ich bewegte mich vorsichtig, um auf keines der Tierchen zu treten, nahm das Diktiergerät von dem Beistelltisch, auf dem meine Instrumente lagen und begann eine Inventur der vorhandenen Knochen: Auf den ersten Blick erkennbar waren ein wohl humanoider Thorax, Becken und - ich hob ihn leicht an, um mich zu vergewissern - Schulterblätter. Spärliche Reste von schwärzlich verfärbtem Gewebe hielten die Knochen zusammen und bedeckten Wirbelkörper und einen Teil der Rippen. Davon ausgehend, dass es ein Menschen- oder Nahmenschenskelett war, waren der siebte, sechste und fünfte Halswirbel noch vorhanden. C4 bis C1 sowie der Schädel fehlten.

Soweit ich bei meiner ersten Begutachtung sehen konnte, waren sowohl Oberarme als auch Oberschenkel recht sauber im jeweiligen Gelenk getrennt worden und lagen ebenfalls nicht bei den Überresten. Vorsichtig fuhr ich mit dem Zeigefinger über eine Hüftgelenkspfanne und entfernte den schmierigen Film: Tatsächlich waren auf den ersten Blick keine Verletzungen des knöchernen Gelenkanteils festzustellen. Keine groben Kratzer oder Absplitterungen. Ausgehend von dem Wenigen, was ich bisher gesehen hatte, formulierte ich einen ersten Verdacht: Mensch oder Nahmensch, vermutlich weiblich, worauf die Form des Beckens hindeutete, vermutlich nicht älter als 25 - wobei letzteres wirklich mehr ein vager Eindruck aufgrund bisher noch nicht festgestellter degenerativer Veränderungen war. Um das Ossifikationsalter zu bestimmen, wären die langen Röhrenknochen praktisch gewesen und insbesondere der Schädel, dessen Nähte bei den meisten Menschenarten erst mit Anfang dreißig völlig verknöcherten. Und der Todeszeitpunkt? Bislang auch wenig eingrenzbar, aber ich schätzte, dass die Überreste nicht älter als ein halbes Jahr waren - wenn sie angenehmen, Fäulnis begünstigenden Temperaturen ausgesetzt waren.

Meldas Team hatte bisher noch nicht viel mehr vom Fundort mitgebracht, was bei der Identifikation hilfreich sein könnte. Vor allem nicht die aussagekräftigeren Skelettanteile, wie Schädel und Hände. Anhand des Zahnstatus hätte ich mit ein bisschen Glück der Toten schnell ihren Namen wiedergeben können - immer vorrausgesetzt, jener wäre vorher schonmal irgendwo erfaßt worden. Mein nächster Schritt wäre die Suche nach noch nicht degenerierter DNA, um die Spezies und ein paar andere Merkmale festzustellen. Bei gut erhaltenem Material könnte ich vielleicht schon einen Phänotyp ableiten, um Dolphs Leuten die Arbeit zu erleichtern. Aber ohne brauchbare DNA waren die Knochen das Einzige, was noch Hinweise geben konnte.

Nachdem ich meine Proben für die DNA-Analyse gesammelt hatte, liess ich die Knochen von einem Techniker wegbringen, der sie vorsichtig säubern und für weitere Untersuchungen vorbereiten würde. Für's Erste war ich hier fertig, warf Maske, Handschuhe und Overall in den Müll und schnickte noch ein paar Maden von meinen Schuhen, bevor ich den Autopsieraum verließ. Die Gewebeproben wollte ich in meinem eigenen Labor aufbereiten, das besser als das vom LCPD ausgestattet war und in dem ich ungestörter arbeiten konnte. Von den Formularen, die dafür nötig waren, hatte ich noch einen Stapel in meinem Büro liegen, denn inzwischen war es fast zur Routine geworden, dass ich einige meiner Fälle ins Kaveri Medical mitnahm.

Lola Curichs Feierabendverkehr ebbte bereits etwas ab und ich kam pünktlich zum Schichtwechsel an, nickte der Pförtnerin zu und betrat das Gebäude durch einen der Seiteneingänge, um nicht allzuviele Kollegen grüßen zu müssen. Das hätte mich nur wieder aus den Gedanken gerissen, die sich um meine kopflose Leiche drehten. Freigespült vom Regen der letzten Tage, war der Plastiksack in der weichen Erde in der Ufernähe des Lona Cranith aufgetaucht. Konzentriert begann ich die Arbeit in meinem Labor, blendete alle Gedanken aus, die nichts mit den Proben zu tun hatten und versank für Stunden in meinem Rätsel um die junge Frau - ich würde herausfinden, wer sie war und warum sie sterben mußte. - Und wer sie entsorgt hatte, wie den Müll der letzten Woche.

Das nächste Mal schaute ich erst von meiner Arbeit auf, weil mir der Geruch von frischem Caf in die Nase stieg. Jetzt fiel mir auch wieder ein, dass ich vor einiger Zeit gehört hatte, wie die Tür zu meinem Labor geöffnet und leise wieder geschlossen wurde: Jemand war an den Untersuchungstisch rechts von mir gelehnt stehengeblieben. Ich hatte weitergearbeitet, ohne aufzuschauen und nur einen Herzschlag später schon wieder vergessen, dass ich nicht mehr alleine war. Erst als der Caf-Duft meine Nase kitzelte, erinnerte ich mich wieder an den Besucher und drehte mich zu ihm um - aber nicht ohne kurz das Gesicht zu verziehen: Mein Rücken schmerzte, als ich mich aufrichtete und meine Schultern waren völlig verspannt.

"Guten Morgen, Doktor." Edward hielt mir einen der beiden Becher entgegen, die er mitgebracht hatte. Ich nahm ihn dankbar entgegen und sah mich irritiert um: Draußen vor dem Fenster war es dunkel, ebenso auf dem Gang vor meinem Labor, den ich durch die Glastür sehen konnte.

"Wie spät ist es?"
Der Caf tat gut, auch wenn sich jetzt mein leerer Magen zusammenzog.

"Kurz nach Vier. Du warst nicht zuhause, da dachte ich, ich seh' mal nach dem Rechten."
Stalker. Kurz nach Vier?

"Alles in Ordnung. Ich hab nur über der Arbeit die Zeit vergessen. Aber warum kommst du mitten in der Nacht auf die Idee mich besuchen zu wollen?"
Müdigkeit und Hunger ließen meine Frage gereizter klingen, als ich beabsichtigt hatte. Ich sollte etwas netter sein - immerhin hatte Edward mir Caf gebracht. Aber statt verärgert zu reagieren, griff mein Gast nur ungerührt hinter sich und brachte eine braune Papiertüte zum Vorschein. Als ich sie öffnete, sah ich klebrige, in Fett ausgebackene Teigkringel mit Zuckerglasur. Ich nahm das Friedensangebot an.

"Ich war in der Gegend und es brannte noch Licht. War aber nur Frida..."
meinte Edward, der sich auch einen Kringel aus der Tüte gefischt hatte, zwischen zwei Bissen und einem Schluck Caf. "Sie hat mir Tee gemacht und mir erzählt, dass sie dich schon seit gestern morgen nicht mehr gesehen hat."

Ich fragte nicht weiter und gab mich, besänftigt durch das kalorienreiche Frühstück, mit der ausweichenden Antwort zufrieden. Wenn Edward mir nichts erzählen wollte, würde ich nicht nachhaken. "Ich habe ein paar Fortschritte bei unserer kopflosen Leiche gemacht." mit dem Caf-Becher in der Hand deutete ich hinter mich, wo die Analyseergebnisse meiner DNA-Puzzelei auf einem Blatt Flimsi festgehalten waren. Edward hatte Melda zum Fundort begleitet, aber was genau er mit dem Fall zu tun hatte, wusste ich nicht. "Die Kern-DNA, die ich gefunden habe, war zu stark degradiert, aber ich habe ein paar Bruchstücke mitochondrialer DNA extrahieren können, die nutzbar sind. Allerdings geben sie mir noch Rätsel auf..." Mein Gegenüber hob stumm amüsiert eine Augenbraue, um mir zu signalisieren, dass das keine relevanten Informationen für ihn waren. Völlig unverständlich für mich: Mitochondriale oder mt-DNA wurde nur maternal vererbt und konnte entscheidende Hinweise auf die Herkunft des Opfers liefern - hatte aber den großen Nachteil, dass die Abstammung des Vaters im Dunkeln blieb. "Was ich sicher weiß: Das Opfer ist weiblich und ihre Mutter war Zeltron. Sie könnte die charakteristische Hautfarbe geerbt haben, aber abhängig von der Rasse des Vaters ist das nicht sicher."

"Glaubst du, dass sie ein Mischling ist?"
Edwards Frage war berechtigt: Hybriden zwischen verschiedenen Menschenrassen waren selten.

Dennoch überraschte mich der Einwand, weil es für mich ausser Frage stand, diesen Aspekt zu berücksichtigen, und ich sah ihn verblüfft an: "Es ist nicht sehr wahrscheinlich, aber ich wollte die Möglichkeit nicht von vornherein verwerfen."
Das war die eine Seite - die rationale Begründung - das war aber nicht alles, was mir gerade durch den Kopf ging. Edward kannte mich gut genug, um das zu wissen. Er wartete einfach ab, bis es mir gelang, in Worte zu fassen, was ich nicht in Formeln auf einem Stück Flimsi schreiben konnte. Diesmal mußte ich ihn jedoch enttäuschen: Da war etwas am Rande meines Bewusstseins, aber wenn ich versuchte, mich darauf zu konzentrieren entglitt es mir. Der Gedanke war zu vage, zu wenig greifbar: "Nur eine Ahnung. Ich sehe mir den Torso beim LCPD nochmal an." meinte ich kurz angebunden und rieb mir nervös über die Nasenwurzel - ich brauchte mehr Caf. Bevor ich mir meine Tasche schnappen und aus dem Raum rauschen konnte, faßte Edward nach meinem Handgelenk und hielt mich auf. "Du arbeitest seit fast 24 Stunden, Lee. Schlaf ein paar Stunden, bevor du weitermachst. Ich bring dich nach Hause."

Für einen kurzen Augenblick durchzuckte mich Panik, als er meinen Arm festhielt - eine leiser Widerhall der Minuten, in denen ich verzweifelt versucht hatte mich zu befreien, als ich unter meinem Schrank eingeklemmt war, während um mich herum das Feuer tobte, in dem meine Eltern umgekommen waren. Drei Jahre lag das zurück. Ich mied jeden Gedanken an jenes Ereignis, aber manchmal tauchten ganz unerwartet und verstörend Erinnerungen auf. Ich zog meine Hand zurück: "Nicht nötig. Ich fahre selbst."
 
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"Kriminell"

Die dicht vernebelte Nacht lag wie ein Schleier über diesem abgelegenen Raumhafen auf Commenor. Die rostigen Container, die in der Innenhalle abgestellten Speeder und die finsteren Gesichter bildeten eine eindrucksvolle Kulisse, als Agustin mit seinem schwarzen JG-8 Luxusspeeder herein bog und den Schub nach und nach bremste. Frank Clanton wartete bereits mit ihren neuen Partnern, diesen menschlichen Vertretern eines nicht gerade unbekannten Hutten Kartells. Das pfeilschnelle Gefährt hielt an, Agustin stellte den Antrieb aus und stieg aus. Mit seinen schon damals eiskalten Augen musterte er jeden einzelnen von all denen, an denen er auf seinem Weg zu Frank und ihrem neuen Partner vorbei schritt. Natürlich waren sie alle misstrauisch, kein Idiot hätte dies leugnen können. Sie waren der Abschaum aus dem Huttenraum, über die in der Unterwelt so viel geredet wurde, ganz egal innerhalb welcher Grenzen. Und wer waren diese beiden jungen fein gekleideten Männer? Sicherlich irgendwelche rebellischen hochgeborenen Schnössel, die Langeweile hatten und den Adrenalinkick in Form dieses gefährlichen Geschäfts mit Spice suchten. Wenn ein gut aussehender Mann wie Agustin aus diesem edlen Speeder stieg, lag eine solche Vermutung wohl auch zwangsweise nahe, oder nicht?

"Das ist mein Partner, Agustin Prada. Ich habe dir bei unserem letzten Treffen bereits von ihm berichtet, wie du sicherlich noch weißt. Mit ihm werde ich die Sache gemeinsam durchziehen. Ich kümmere mich um den Transport, die Lagerung und den Vertrieb und er hat die nötigen Kontakte zur imperialen Elite, um uns sämtliche Türen zu öffnen."

Stellte Frank Clanton den Neuankömmling vor.

"Bisschen auffällig der Schlitten, oder?"

Das musste Babar Shakan sein, der Vertreter des Kartells in dieser Sache. Der kahlköpfige und stämmige Mann musterte Agustin von Kopf bis Fuß, ehe er ihm zögerlich die Hand gab und prüfend auf ihn herabsah - der Kerl war tatsächlich noch einen Kopf größer als Agustin selbst, was nicht oft vorkam. Der junge Angehörige der Verwaltungsakademie auf Bastion spielte diese eher unangenehme Situation mit einem selbstbewussten Lächeln herunter und rückte sich kurz sein locker sitzendes Sakko zurecht.

"Solange du es mit der Geschwindigkeit nicht gerade übertreibst, bist du darin unantastbar."

Meinte er und entlockte Shakan den Ansatz eines Lächelns. Er schnippte kurz und Sekunden später öffnete seine Crew den Laderaum des Frachters. Agustin spürte den Blick Franks, als sich das Innere und damit die Ladung vor ihnen offenbarte. Genauso wie sein Freund ließ er sich nichts von seiner Aufregung anmerken, denn das was sie hier taten, bedeutete im Falle eines Fehlers oder auch nur eines einzigen unglücklichen Augenblicks lebenslängliche Haft oder gar die Todesstrafe. Babar Shakan befiehl seinen Leuten mit einer leichten Kopfbewegung eines der Fässer zu ihnen zu bringen, was wohl als Beweis für die Qualität der Ware dienlich sein sollte. Diese spielte für das Geschäft eine Rolle, denn Agustin und Frank wussten bereits, dass sie das Spice nach dem Transport vierfach strecken würden. Sie wussten, dass die Hutten schon seit Längerem händeringend nach einer Möglichkeit des Vertriebs innerhalb imperialer Grenzen und vor allem in der Nähe der Thronwelt Bastion gesucht hatten. Sie standen bereit und waren willens, alles dafür zu riskieren, um diesen Handel ins Rollen zu bringen. Er würde sie reich machen und den Hutten Türen öffnen, die ihnen zuvor verschlossen waren.

"Im gesamten Huttenraum werdet ihr keine bessere Qualität finden. Los, beeilt euch!"

Hektisch machte sich die Crew daran, die Fracht in die Transporter umzulagern, die Agustin und Frank organisiert hatten. Sie gehörten auf dem Papier zu einer Scheinfirma von Kuat, die offiziell Ersatzteile und technische Haushaltsgeräte herstellte und lieferte und damit einen enormen Umsatz generierte - wie gesagt, zumindest auf dem Papier. Plötzlich öffnete sich eine Tür und ein bärtiger Handlanger der Hutten kam hektisch hereingestürmt.

"Die Polizei, sie sind hier! Drüben im Hangar 2, drei von diesen Idioten."

Wütend schritt Babar auf seinen Untergebenen und griff ihn unsanft um dessen Kinn.

"Es war euer scheiß Job, draußen Wache zu stehen. Wie konnten die hier reinkommen, ohne das es auch nur irgendeinem von euch Schwachköpfen früher aufgefallen ist - los macht schneller, ich will hier in einer Minute kein Fass mehr herumstehen sehen!"

"Ich kümmere mich darum."

Sagte Agustin knapp in Richtung von Babar und Frank, ehe er mit schnellen Schritten zu seinem Speeder eilte. Er musste sie von hier weglocken, das war der einzige Weg, nicht nur dieses Geschäft, sondern auch ihr Leben zu retten. Sofort beschleunigte er den Schub und schoss aus der Zufahrt zur Lagerhalle heraus, die Musik dröhnte dabei aus den Lautsprechern im gesamten Hafen hörbar und es vergingen nicht einmal zwanzig Sekunden, ehe er im Augenwinkel das Blaulicht hinter sich bemerkte. Der junge Kriminelle war nun ganz in seinem Film, es zählte nur, sie von dort wegzulocken. Zu lange hatte er gehungert, all die Schmach ertragen und dabei zugesehen, wie ihn die Oberschicht verachtet. Das musste aufhören und eher würde er sterben, als diese Gelegenheit zu riskieren, um an das Geld zu gelangen, dass sie für ihren Aufstieg so dringend benötigten. Das Adrenalin schoss durch seine Blutbahn, als er den Speeder mit gewaltigem Tempo durch die engen Straßen des Industrieviertels dieser Großstadt lenkte. Die Polizei hing hartnäckig am Heck des schwarzen Geschosses und es dauerte nicht lange, ehe sich die Blaulichter hinter ihm verdoppelten und verdreifachten, bis eine gesamte Kolonne von ihnen hinter ihm her war. Agustin blickte kurz in den Rückspiegel, bevor er wieder fokussiert auf die Straße schaute und in die Einfahrt zu einem Tunnel einbog. Doch just in diesem Moment war es schon zu spät. Er bremste den Speeder abrupt ab und kam langsam zum stehen. Sie hatten ihm den Weg abgeschnitten. Es war vorbei.

"Mit erhobenen Händen aus dem Fahrzeug aussteigen! Los, schneller! Los auf den Boden!"

Zwei von ihnen rangen ihn unsanft um, als er langsam mit erhobenen Armen auf die Knie ging und kurz verzog er das Gesicht. War das denn nötig? Sie ruinierten seinen verdammten Anzug!

"Ihre ID, wo führen sie die bei sich?!"

"Im Kofferaum in meiner Aktentasche. Kommen Sie, und sehen sie nach, Officer."

Der schwarz uniformierte Polizist musterte Agustin misstrauisch, ehe er seinem Kollegen mit einem Nicken andeutete, die Unterlagen aus dem Speeder zu holen. Mittlerweile hatten sie ihn wieder aufgerichtet und Handschellen angelegt, doch Agustin zeigte sich unbeeindruckt und lächelte vor sich hin. Hektisch kramten die Ordnungshüter die Tasche aus dem Speeder und durchwühlten diese. Dann wurden sie plötzlich fündig.

"Mr. Enzo Vastone...richtig?"

Er nickte und merkte, wie sich das Gesicht des Polizisten langsam verzog. Vastone war hier ein Name, der als unantastbar galt und dies nicht umsonst. Gennaro Vastone war der einflussreiche Inhaber einer gewaltigen Casino Kette auf Commenor und sowohl bei den Behörden, als auch in der Unterwelt durch Geldfluss im Geschäft. Agustin wusste genau, was er tat, als er sich die gefälschte ID anfertigen ließ. Mit diesem Namen war er tatsächlich nicht greifbar für die Behörden auf Commenor und ein Zwischenfall wie dieser hier würde sich nicht einmal ansatzweise negativ auf seine Karriere bei der Verwaltung auswirken können. Schließlich war er mit dieser ID wie ein Geist.

"Was haben Sie an diesem Hafen gesucht, Mr. Vastone...Sie sind verwandt mit Mr. Gennaro Vastone, nehme ich an?"

Kurz blickte er nach links und rechts, eine Geste, die den beiden anderen Polizisten klar machen sollte, dass es nun besser war, ihn loszulassen und ihm die Handschellen abzunehmen. Er wischte sich den Staub von seinem Sakko und aus den gegelten Haaren, dann antwortete er.

"Ich bin sein Neffe, richtig. Ich habe mir heute diesen neuen Speeder dort zugelegt und wollte ihn im Gebiet um den Hafen herum ausfahren. Dann kamen Sie und ich habe Lust bekommen, ein kleines Rennen zu starten. Es tut mir schrecklich Leid, falls dies ihren Stolz gekränkt hat - schließlich wäre ich auf und davon gewesen, wenn ihre Kollegen mir nicht den Weg versperrt hätten - und deshalb entschuldige ich mich aufrichtigst. Sie sind Officer Skystones, richtig?"

Selbstsicher schritt er auf den Polizisten zu und sah ihm siegessicher in die Augen. Dann sah er nach rechts und lief einen nach dem anderen von ihnen ab.

"Officer Mentels, Officer Rhodes, Officer Prust und die Liste geht weiter. Ich kenne Sie alle und weiß, dass mein Onkel sie dafür bezahlt, ihm unter die Arme zu greifen und gegebenenfalls wegzuschauen. Jetzt ist wohl übrigens ebenfalls der Zeitpunkt, bei dem es sich für Sie geziemt, wegzuschauen und das hier schleunigst zu vergessen. Dann werde ich kein Sterbenswort darüber verlieren, wie Sie mich behandelt haben. Sind wir im Geschäft?"

Die Polizisten sahen sich gegenseitig fragend an und ungeduldig verschränkte der junge Mann seine Arme.

"Los, verschwinden wir."

Meinte Officer Skystones dann endlich und nach und nach verschwanden sie alle nacheinander. Alleine stand Agustin nun in diesem gottverlassenen Tunnel und lehnte sich zufrieden lächelnd an seinem gemieteten Speeder an, während er sich eine Zigarette anzündete und über sein Comlink Frank Bescheid gab. Das Geschäft konnte steigen, sie hatten es fast geschafft!





 
30 Jahre zuvor - Charaktervorgeschichte Teil 1
Geschrieben aus der Sicht eines Kämpfers, der durch die Rebellion alles verloren hat.

Es war 30 Jahre vor dem Tag, als ich mein erstes, eigenes Kommando an Bord der ESD Aristoteles erhielt.
Es war der erste Tag des letzten für das Imperium. Denn alles was ist, ist einst nicht mehr.
Und das Imperium von heute ist weit nicht wie gestern.
Mit Bakura begann es, das Ende verschwommen.
Doch ist es Ende oder Neubeginn?
Ohne feste Hand kann das Imperium nicht fortbestehen.


Seit der große Usurpator, der erste Imperator, die verdorbene Republik gestürzt und sich ein großes, stabiles Reich gebildet hatte, um an dessen Stelle das zu vollbringen, was sein Vorgänger nie erreicht hatte, herrschte Frieden. Hart erkämpfter und mit Blut erkaufter Frieden. Doch noch immer weilte der unbegründete Funke der Anarchie, jener wilden Bestien, die die gerechte Herrschaft des Imperators bestritten und unser glorreiches Regime stürzen wollten. Lange weilten sie in der Dunkelheit, wie wir heute durch Flüchtige ihres korrumpierten Verfalls wissen. Heute nennen sie sich die "Neue Republik", doch sie mögen sich schimpfen, wie sie wollen, ob "Allianz zur Wiederherstellung der Republik" oder "Rebellenallianz", wir Imperialen wissen alle, was genau sie sind: Terroristen, die unschuldige, rechtmäßige Bürger des Imperiums zu ihrer eigenen Belustigung niederschlachten. Über Coruscant ließen sie Feuer auf die Bevölkerung regnen, sie lassen ganze Welten zugrundegehen und kümmern sich einen Dreck um die einstige Glorie der Galaxie. Es begann über Bakura und ein Ende ist nicht in Sicht. Wie viel Leid muss diese Galaxie noch ertragen, bevor sie verstehen, dass das, was sie tun, falsch ist? Wann hat das ein Ende?

30 Jahre vor diesem Tag, das Imperium war kaum aus den Flammen der brennenden Republik auferstanden, da ließen die Rebellen ihre Lügen über Bakura verbreiten. Doch ein einzelner, mutiger Bürger des Imperiums, hielt zu seinen Idealen und tat das heldenhafteste, was man sich vorstellen kann: Er durchschaute den Plan der Terroristen und meldete diesen dreisten Versuch des Verrats an das Imperium. Nun kam es, dass das Imperium noch keine richtige Flottenstruktur aufgebaut hatte, und so entsandte der Großadmiral zwei Männer, um sich diesem Problem anzunehmen. Die Hand of Coruscant, das Nachfolgeschiff der Pride of the Core, reiste mit Flottenadmiral Dean Trevors, dem Kommandant der Eingreiftruppe 1, und zwei Dutzend Sternenzerstörern nach Bakura, eine gewaltige Streitmacht zu der Zeit. Ein weiteres Dutzend stand unter dem Befehl von Oberst des Sternenjägerkorps Opra, der sich der Flotte anschließen sollte. Doch Opra wurde über Kuat gebunden, da es Probleme mit den Schiffen gab, und so sprang die Flotte meines Vaters ganz ohne Flankenschutz oder Rückendeckung in das gefährlichste Schlachtfeld der Galaxie.






PS: Ich weiß, der erste Absatz klingt wie eine Holocaust-Rede, doch das war eigentlich der ganze Hintergrundgedanke :)
 
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Leelas Leichen II

Das Sonnenlicht, das durch meine Vorhänge fiel, tropfte rote Pfützen auf die Dielen als ich erwachte: Edward hatte mich schließlich doch davon überzeugt, dass es nach der durchgearbeiteten Nacht besser wäre, mich von ihm nach Hause bringen zu lassen und mir das Versprechen abgenommen, nicht eher wieder zum Dienst zu erscheinen bis ich nicht wenigstens vier Stunden am Stück geschlafen hätte. Als ich den dicken Stoff beiseite schob, um das Abendlicht durch die bodentiefen Fenster zu lassen, stellte ich fest, dass daraus ein ganzer Tag geworden war. Jemand hatte den Wecker ausgeschaltet - und ich hatte Edward im Verdacht. Dass ich so fest geschlafen hatte, um dabei nicht aufzuwachen, war... beunruhigend. Noch viel beunruhigender war allerdings, dass mich der Gedanke daran lächeln ließ. Ich kannte Edward nun schon seit einigen Jahren und es fiel mir schwer, die Art meiner Beziehung zu dem Freiberufler zu definieren, dessen Dienste das LCPD immer dann in Anspruch nahm, wenn Dolph mit legalen Mitteln nicht weiterkam. Mitunter arbeiteten wir an den selben Fällen, waren also mehr oder weniger Kollegen - auch wenn ich bezweifelte, dass Edward aus dem gleichen Topf bezahlt wurde wie ich. In der Zeit nach dem Tod meiner Eltern war er für mich da gewesen - der Einzige, der mir glaubte, dass das, was nach einem tragischen Unfall ausgesehen hatte, ein zweifacher Mord war. Ein Freund, beendete ich resolut den müßigen Gedankengang. Edward war wohl eher ein Freund.

Gegen die steinerne Brüstung vor dem Fenster gelehnt, schlang ich die Arme um meine Taille und sah zu, wie die Sonne hinter dem kleinen Wäldchen verschwand, durch dessen lichter werdendes Blätterdach zu dieser Jahreszeit die umgrenzende Mauer und der alte, kaum noch genutzte Weg nach Lola Curich zu erahnen waren. Die letzten Strahlen erloschen, der Wald und die Auffahrt waren nur noch schwarze Schemen vor dem nächtlichen Himmel, und ich kämpfte gegen das Unbehagen an, das mich bei dem Anblick überkam. Die vertraute Umgebung - mein Zuhause - war zu einem Ort geworden, an dem ich mich zunehmend unsicherer fühlte. Ich trotzte der aufsteigenden Angst und blieb noch einen Moment länger stehen: Von diesen irrationalen Empfindungen würde ich mich nicht beherrschen lassen. Jeder Tag, der verging, rückte das Feuer weiter in die Vergangenheit und sollte mir mehr Sicherheit geben. Stattdessen stemmte ich mich gegen das Grauen, das ich beim Blick in die Dunkelheit vor meinem Fenster fühlte - als wäre dort immer noch etwas Fremdes. Etwas, das ich fürchten mußte. Völlig unvernünftig. Wie Monster unter dem Bett.

Nachdem ich mich angezogen hatte, griff ich nach dem Blaster, der unter meinem Kopfkissen lag und schob ihn in das Holster an meiner Hüfte. Traditionell waren die meisten Lianner bewaffnet, ob am Arbeitsplatz oder in der Freizeit - eine kulturelle Besonderheit, die meinem Sicherheitsbedürfnis sehr entgegenkam. Ich verriegelte das Fenster und verließ eilig Kaveri Manor, um trotz der fortgeschrittenen Stunde noch einmal an meinen Arbeitsplatz zurückzukehren. Die Kühlkammern waren gut gefüllt, so daß ich mir keine Sorgen um zu viel freie Zeit machen mußte. Mit den Opfern zweier Speederunfälle und einem Teenager-Selbstmord würde ich eine Weile beschäftigt sein. Ich fügte gerade die Schädelfragmente des letzten Verkehrstoten zusammen, um dessen Identität zu bestätigen, als mich der Techniker, der die Knochen des Torso aus dem Müllsack aufbereitete, zu sich rief, um mir etwas zu zeigen: In dem vertrockneten Gewebe, dass zwischen dem unteren Teil der Wirbelsäule und dem Sacrum klebte, hatte er weitere Knochenstücke gefunden. Es war nicht nötig, dass er aussprach, welcher Art sein Fund war - seine Blässe und der erschütterte Blick verrieten mir alles, was ich wissen mußte.

Es war eine diffizile, zeitraubende Arbeit, die kleinen Objekte aus dem harten Gewebe zu lösen, ohne sie zu zerstören und ich konnte mir nicht erlauben, mich durch eine emotionale Reaktion ablenken zu lassen. Aber als sie endlich vor mir lagen, ließ ich das Skalpell aus meiner zitternden Hand sinken und spürte, wie mir Wut die Kehle eng werden ließ. Ein winziger Unterkiefer, zarte, noch unausgeformte Röhrenknochen, sandkorngroße Wirbelkörper. Nachdem ich die Knochen vermessen hatte, konnte ich der Liste mit den sicheren Fakten über meine Toten aus dem Müllsack einen weiteren Punkt hinzufügen: Ausgehend davon, dass sie eine reine Zeltron war, mußte sie in der 21. Schwangerschaftswoche gewesen sein, als sie jemand umgebracht hatte.

Ich gab die neuen Erkenntnisse in dem Wissen an Dolph weiter, dass sie einen entscheidendes Puzzleteil zur Klärung der Identität der Toten darstellten. Auch wenn es wohl immer noch eine Menge langweiliger Polizeiarbeit bedurfte, um die Zahl der in Frage kommenden Vermißten einzuschränken, konnte sich das LCPD nun auf einen kleineren Personenkreis und die Daten einer neuen Quelle konzentrieren: Wenn die Zeltron im Rahmen ihrer Schwangerschaft einen Arzt oder eine medizinische Einrichtung in Lola Curich besucht hatte, würde Dolph das bald herausfinden. Auch wenn eine sichere Identifizierung dann immer noch fraglich war, würden wir auf diese Weise einen großen Schritt weiter kommen. Es war nur eine vage Ahnung, der ich folgte, als ich es selbst übernahm, die Datenbanken des Kaveri Medical nach passenden Einträgen zu durchsuchen und ich war nicht überrascht, als ich nichts fand. Allerdings ließ sich das Gefühl nicht abschütteln bis ich zu unruhig war, um konzentriert weiterzuarbeiten. Das Kaveri Medical hatte eine... Außenstelle. Gewissermaßen. Eigentlich nur eine kleine Ambulanz in einem der ärmeren Stadtteile von Lola Curich. Die Patienten, die dort behandelt wurden, waren oft mittellos, manchmal ohne festen Wohnsitz und die wenigsten hinterließen ihren wirklichen Namen. Wir versuchten dennoch Patientenakten zu führen - zum Schutz unserer manchmal etwas lichtscheuen Kunden allerdings anonymisiert und ganz altmodisch auf Flimsi. Das Archiv lag im Untergeschoß hinter einer dicken Feuerschutztür: Mit einem Kissen und einer Kanne Caf bewaffnet, richtete ich mich darauf ein, die nächsten Stunden dort mit den eingestaubten Akten zu verbringen.

Ich brauchte in der Tat mehrere Stunden, um einen kleinen Berg auszusondern, der die Daten von in Frage kommenden Patientinnen enthielt und zwei weitere, bis ich eine davon aufschlug, bei der alles übereinstimmte, was ich bisher über die Tote wußte. Obwohl das immer noch zufällige Kongruenzen sein konnten, hatte ich den sicheren Verdacht, dass die Akte zu der toten Schwangeren gehörte. Einen Moment betrachtete ich noch nachdenklich das Flimsi, das auf meinen Knien lag, bevor ich es hektisch in meine Tasche stopfte und aufstand: Sie war hier gewesen. Vor einem halben Jahr war sie meine Patientin gewesen.
 
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Eine bittere Wahrheit

28 Jahre zuvor. Arkadi im Alter von 7 Jahren. Mon Calamari (Dac)


Es war so ein kleiner Streifen, schmal und unscheinbar. Und doch konnte Arkadi einfach nicht einschlafen, solange das Licht noch unter der Tür seines Schlafzimmers hindurch schien. Unruhig drehte der Junge sich zur Seite und zog sich die Decke über den Kopf, aber das brachte keinen Erfolg und nachdem sich auch nach einem erneuten Versuch keine Besserung einstellte, blies er frustriert die Backen auf und erhob sich. Suchend sah sich der blonde Mensch nach seinen Hausschuhen um, die halb unter seinem Bett verborgen waren, geschickt fischte er sie hervor und zog sie dann, denn der Boden war kühl und das mochte Arkadi nicht. Und seine Mutter mochte es nicht, wenn er seine Hausschuhe im Winter nicht anhatte, das war nicht gesund für ihn, sagte sie. Vermutlich stimmte das auch, Erwachsene kannten sich mit solchen Dingen besser aus als er. Die Schuhe angezogen konnte die nächste Phase seines Plans beginnen, denn Arkadi hatte das Problem bereits erkannt. Wenn man die Tür zu seinem Zimmer nicht richtig zumachte, kam noch etwas Licht aus dem Gang hinein, und heute hatte sein Vater die Tür zugemacht. Er war in Eile gewesen, nach dem Gutenachtkusshatte er rasch los müssen und zu ihrem beiderseitigen Bedauern nicht wie sonst üblich eine Geschichte erzählen können. Vielleicht auch das ein Grund, warum Arkadi nicht schlafen konnte. Wahrscheinlich hätte er auch rufen können, aber es war gut möglich, dass seine Eltern schon schliefen und er wollte sie nicht unnötig aufwecken. Und außerdem war er ein großer Junge, er schaffte das auch allein. Trotzdem – nur zur Vorsicht – holte er sich Verstärkung und klemmte sich ein Lieblingskuscheltier unter den Arm. Der Vulptex, auch „Silberfuchs“ genannt, fühlte sich warm und weich an, das Gefühl des Stoffs hatte etwas beruhigendes, vertrautes. Vor vielen Jahren – Arkadi erinnerte sich noch genau an diesen Tag – hatten seine Eltern dieses Kuscheltier auf sein Bett gelegt, als es ihm nicht gut gegangen war. Zahnschmerzen. Furchtbare Zahnschmerzen. Eine Freundschaft war in diesem Moment entstanden, die Arkadi über so manches Wehwechen geholfen hatte. Silberfuchs war sein Freund, und er würde ihn jetzt begleiten. Vorsichtig schlich Arkadi Richtung Tür und legte seine Hand an den Griff, ein Ruck...und nichts passierte. Der Junge hielt inne, dann versuchte er es erneut, kräftiger. Die Tür ächzte, bewegte sich aber nicht. Ein weiterer Versuch, diesmal mit aller Energie...und die Tür schwang auf. Arkadi hielt verblüfft inne, er hatte nicht damit gerechnet, dass er mittlerweile schon so viel Kraft hatte, die manchmal ein wenig klemmende Tür so leicht zu öffnen. Der Stolz darauf wich Neugier, denn er hörte leise Geräusche aus dem Wohnzimmer. Eigentlich sollte er jetzt die Tür richtig zumachen und ins Bett gehen, aber Arkadi war ein neugieriger Mensch, und irgendetwas zog ihn in Richtung Wohnzimmer.

An der Schwelle zur Tür hielt er dennoch einen Moment inne, sein Blick war auf den Fußboden gefallen. Während sein Zimmer im Dunkeln lag, wurde der Gang von einem schwachen Licht erhellt. Licht und Dunkelheit, die Linie zwischen den beiden war so dünn...so unglaublich dünn. Aus einem Grund, den er nicht benennen konnte, zögerte Arkadi, bevor er seinen Mut zusammennahm und über die Schwelle schritt und leise in Richtung Wohnzimmer ging, Silberfuchs treu an seiner Seite. Die Geräusche wurden lauter, und Arkadi vernahm Wortfetzen, eine markante, ihm unbekannte Stimme, die etwas sagte. Ein Besucher, um diese Zeit? Nein, das war es nicht. „Imperium...Großoffensive auf Ryloth...Schätzungen gehen von...Berichten zufolge werden die Überlebenden...“ Wovon sprach diese Stimme? Arkadi huschte näher und dann erkannte er die Quelle der Stimme. Der Holoprojektor lief noch, offenbar hatten seine Eltern vergessen, ihn auszuschalten. Unsicher hielt Arkadi inne. Er sollte sie wohl doch wecken, ihnen Bescheid sagen. Aber vorher...Neugierig lugte er um die Ecke des Sofas und spähte zum Holorprojektor. Jetzt konnte er sehen, was dieser zeigte. Nachrichten! Den Sprecher kannte er, weil er ein Bothaner war, so wie sein Klassenlehrer, auch wenn ihre Felle verschiedene Farben hatten. Aber anders als Mr. Fairan war dieser Bothaner sehr ernst, er wirkte beinah traurig und Arkadi kam näher, fasziniert und zugleich beunruhigt von dem, was er sah. Verwirrt blinzelte er, als die Bilder wechselten, jetzt war nicht mehr der Bothaner zu sehen, sondern...ein Planet, eine Aufnahme aus dem Orbit. Ryloth, sagte eine weibliche Stimme. „Verstörende Aufnahmen...trotz imperialer Zensur...“ Wovon sprach sie? Dort ging etwas Böses vor, etwas Schlechtes. Da, Twi´leks! Sie sahen unglücklich aus, verängstigt, gehüllt in schmutzige Kleidung, teils von Blut befleckt. Arkadi glaubte, dass sie sich vor etwas versteckten, und fröstelte. Vielleicht wäre es doch besser...Und dann sah er sie. Geister. Geister in weißen Rüstungen, wie Figuren aus einem Alptraum. Sie hatten alle das selbe Gesicht...nein, das waren keine Gesichter. Es waren Masken. Helme, aus denen schwarze, toten Augen starrten. Arkadi stand wie angewurzelt da, unfähig, sich zu bewegen, als die wackligen Bilder sich vor ihm abspielten. Rauch, Trümmer. Schreie, furchtbare Schreie. Blitze. Und dann, ein Bild, das er nie vergessen würde. Ein Bild, das sich für immer einbrennen würde. Einer der Geister stand vor einer Twi´lek, sie mochte kaum älter sein als Arkadi und ihre grüne Haut erinnerte ihn an Metis, das Mädchen, mit dem er manchmal nach der Schule spielte und deren Eltern immer so leckere Kekse backten, die...Als der Schuss fiel, schwieg Arkadi. Als das Bild wechselte, schwieg er. Er schwieg, eine lange Zeit, stand da und schwieg, als sein Verstand versuchte zu verstehen, was er gerade gesehen hatte. Silberfuchs fiel zu Boden, und endlich, endlich schrie der Junge auf.
 
Happy Birthday
Eowyn im Alter von 19 Jahren


Viele Jahre hatte sie auf diesen Tag gewartet, und nun war er endlich da. So viele Hoffnungen, so viele Träume hatte sie in ihn gelegt. Der Tag, der ihr so viele Wege eröffnen würde. Der Tag, an dem sie Herrin sein würde über sich selbst, an dem Rechte und Pflichten sich vervielfältigten.
Sie hatte geglaubt, den Tag groß zu feiern. Ihn zu begehen mit Familie, Freunden, allen, die ihr etwas bedeuteten. Es hätte eine Party geben sollen, wie bei Mellah vor zwei Monaten. Nichts allzu großes, aber eben doch… groß. Ein bisschen. So etwas mittendrin.
Stattdessen… stattdessen lag sie hier im Bett, in ihrem Jugendzimmer, das seltsam aufgeräumt war. Der Regen prasselte an die Fensterscheibe, als ob der Himmel wüsste, dass sie nicht feiern würde, und Eowyn wusste genau, dass der Tag heute kein froher werden würde. Ob sie das tirahnnische Geburtstagsritual durchführen würde? Vielleicht. Es schien aber nicht mehr wichtig. Es gehörte zu einer alten Welt, zu einem alten Leben, und heute begann ein neues – da war nicht mehr alles passend, was es sonst gewesen war.


Langsam richtete sie sich auf, strich sich die verirrten braunen Haare aus dem Gesicht und sah sich in ihrem Zimmer um. Die Bücher waren an ihrem Platz, in der Ecke stand eine Kiste mit Dingen, für die sie keinen Ort gefunden hatte, und das Regal war leergefegt. Die Dinge würden nur einstauben, wenn sie nun monatelang dort herumstehen würden, ohne, dass jemand Staub wischte. Nicht, dass sie das so oft getan hatte. Aber sie konnte ja auch wenigstens ein einziges Mal etwas richtig machen.
Neben der Tür stand der große Koffer, auf dem sie den Rucksack platziert hatte. Sie hatte nicht genau gewusst, was sie einpacken sollte – wenn alles so lief wie geplant, dann brauchte sie das meiste eh nicht mehr. Eine Jedi, die in Jeans herumlief? Unvorstellbar. Hoffentlich aber musste sie die neuen Klamotten nicht von ihrem eigenen Geld zahlen, denn das war nach dem Kauf des Tickets nun ziemlich knapp. Wenn sie schon über das Konto verfügen würde, dass ihre Eltern ihr angelegt hatten, dann sähe das anders aus, aber das bekam sie leider erst in zwei Jahren ausgezahlt. Pech gehabt. So hatte ihr eigenes Erspartes der letzten sechs Jahre herhalten müssen, und es hatte gerade so gereicht. Was auch der Grund war, dass sie ausgerechnet heute fliegen würde. So war das nicht geplant gewesen, aber anders war es nicht gegangen. 100 Credits hatte sie noch übrig, und das war wenig, wenn sie bedachte, dass sie unterwegs noch etwas essen musste und sich auch auf Coruscant irgendwie würde fortbewegen müssen. Naja. Irgendwie würde es schon gehen. Sie hatte ja auch nicht wirklich eine Wahl, oder?
Was würde sie tun, wenn ihr Vater Recht hatte? Was, wenn seine Sprüche wahr waren? Wenn sie sich wirklich alles einbildete, weil sie etwas Besonderes sein wollte? Vielleicht rannte sie seit Jahren Hirngespinsten nach, Kinderträumen, bis sie irgendwann selbst daran glaubte? Was, wenn sie dann auf Coruscant war, mit ihrem Koffer, und die Jedi sie auslachten, weil sie kleines Dorfnaivchen sich eingebildet hatte, sie könne eine Jedi sein? Noch dazu eine der besten, die der Orden je gesehen hatte?
Eowyn schüttelte den Kopf. Pah. Unsinn. Das waren schlicht kleine, unwichtige Ängste, weil sie zugegeben schon etwas Furcht vor dem hatte, was vor ihr lag, immerhin hatte sie Tirahnn noch nie verlassen. Sie wusste, was sie wollte. Und sie wusste, was sie konnte – und sie wusste auch, was sie gespürt hatte, damals, in dieser einen Nacht. Das war kein Zufall gewesen. Sie wusste genau, wo ihr Platz war, und niemand, nicht einmal ihr Vater, würde ihr etwas anderes einreden. Sie würde eine Jedi werden. Weil es genau das war, was ihr Leben für sie vorgesehen hatte. Punkt.


Entschlossen stand sie schließlich ganz auf. Viel war nicht mehr zu erledigen – aber so viel Zeit blieb ja auch nicht mehr. Sie packte das Kuschelbantha aus ihrem Bett in die Kiste, zog sich an und stopfte den Schlafanzug noch in den Koffer, der nun wirklich aus allen Nähten platzte. Dann nahm sie vorsichtig das Familienholo von seinem Platz neben ihrem Bett und packte es behutsam in ihren Rucksack, der Rahmen eingewickelt in ihre Wechselkleidung. Im Bad richtete sie sich noch halbwegs präsentabel her. Schließlich war heute in mehrfacher Hinsicht ein wichtiger Tag.
Schließlich ging sie die Treppe hinunter, unsicher, was sie dort vorfinden würde. Ihr Vater und sie hatten sich in den letzten Tagen noch viel öfter in den Haaren gelegen als sonst schon – er hatte sie einfach nicht ernst genommen, hatte nicht eingesehen, dass sie fliegen musste, hatte von Geldverschwendung und blödsinnigen Hirngespinsten geredet. Ach was, geredet… geschimpft, gefaselt, genervt. Manchmal auch geschrien. Aber das ging ihr mittlerweile bei einem Ohr hinein, beim anderen hinaus. Trotz ihrer vielen Meinungsverschiedenheiten liebte Eowyn ihren Vater, aber was dieses Thema anging war er einfach blind, und es hatte schon zu viele Jahre auf ihnen gelegen. Da war einfach kein Weg mehr, der sie zusammenführen konnte. Er glaubte nicht, dass sie Recht hatte, und daher wollte er sie einfach nicht ziehen lassen. Ein anderer Grund fiel Eowyn zumindest nicht ein. Er musste heute Vormittag arbeiten - theoretisch. Und hatte nicht reagiert, als sie sich verabschieden wollte. Ob er wirklich gegangen war?
Auf dem Wohnzimmertisch war nicht viel zu sehen, und Eowyn schluckte hart. Normalerweise stand dort immer ein Kuchen… Geschenke, das Tellerchen mit dem Papier. Heute lag dort nur ein schlichter Umschlag. Ein Umschlag, und das am Tag ihrer Volljährigkeit. Sie hatte nicht erwartet, dass hier ein wahres Feuerwerk an Geschenken liegen würde, das meiste würde sie ohnehin nicht mitnehmen können. Aber… so ein bisschen was, an einem der wichtigsten Tage in ihrem Leben, das war doch nicht viel?
Mit zitternden Fingern öffnete sie den Umschlag. Ein Flimsi lag darin.


Meine liebe Tochter,


die allerbesten Wünsche zu Deinem besonderen Geburtstag. Ich wünsche Dir Gesundheit, Zufriedenheit, Erfolg und Besonnenheit. Hab einen wunderschönen Tag! Wenn ich nach Hause komme, führe ich Dich zum Essen aus, du bekommst Deine Geschenke und wir machen uns einen schönen Abend.


In Liebe,

Dein Papa


Noch immer zitterte Eowyns Hand, als sie diese mit dem Flimsi darin sinken ließ, nun aber eher vor Wut. Das war nicht sein ernst. Tatsächlich? Glaubte er wirklich, das alles war ein Spaß gewesen? Glaubte er, sie wollte ihn nur provozieren, so wie damals, vor ein paar Jahren? Glaubte er, sie sei noch das Kind, das nur ein paar Märchen erzählte, und dann wieder brav in die Reihe zurückkehrte? Sie war erwachsen! Sie war neunzehn! Dachte er im ernst, ihre Ankündigungen waren reine Drohungen gewesen, oder was?!
Zerknüllt landete das Flimsi auf dem Boden, während Eowyn schon längst in die Küche stürmte. Dort schmiss sie einen Joghurt, ein bisschen Brot und Belag in eine kleine Tüte und rannte dann hoch in ihr Zimmer. Sie hatte nicht vorgehabt, so überstürzt aufzubrechen, aber jetzt wollte sie einfach nur weg – und besser, wie war früher am Raumhafen als zu spät, nicht wahr?
Sie schmiss die Tüte in den Rucksack, und wenige Minuten später verließ sie ihr Elternhaus, ohne sich noch einmal umzusehen. Dieser Teil ihres Lebens war Geschichte.


~~~

In Tirahnn war wie immer das Chaos ausgebrochen.
Eowyn war erst ein einziges Mal am Raumhafen gewesen, mit der Schule, als sie eine Besichtigung gemacht hatten. Damals hatten sie wohl nur einen Bruchteil gesehen, und mittlerweile war auch einiges umgebaut worden. Kurz – sie hatte keine Ahnung, wie sie sich in diesem Chaos zurechtfinden sollte.
Aber wofür war sie schon so früh aufgebrochen?
Sie kämpfte sich mit ihrem Koffer durch die Massen, versuchte, sich anhand der Schilder zu orientieren und verfluchte die Tatsache, dass sie noch keine Jedi war, um den Koffer einfach hopplahopp den Weg schweben zu lassen. Für einen Jedi sicher eine der leichtesten Übungen. Was sie wohl sonst noch alles lernen würde? Schwertkampf, das war klar. Aber sonst? Gedankenkontrolle, vermutlich. Es hieß, dass die Jedi darin besonders bewandert waren, jemandem seinen Willen aufzudrängen. Sie war sich noch nicht so sicher, ob ihr das gefiel, aber sie würde sehen. Bestimmt gab es auch Theorieunterricht… Geschichte der Macht, des Ordens oder solche Dinge. Und dann vielleicht noch…
Ups, tschuldigung! Ihr Koffer war jemandem über die Füße gefahren, und Eowyn wurde rot, während sie schnell das Weite suchte. Tolle zukünftige Jedi war sie. Hieß es nicht, dass Jedi immer und überall genau wussten, wo Lebewesen waren, weil sie das spüren konnten? Tja, das konnte sie offensichtlich noch nicht.

Da.
Da war sie endlich, Landebucht 1138. Mit einem Aufseufzen sammelte Eowyn ihre letzten Kräfte und zog und zerrte den Koffer gen Tor. Sie war so damit beschäftigt, dieses Mal niemanden umzurennen, dass ihr die sechs Personen, direkt davor warteten, gar nicht auffielen. Und als sie sie dann schließlich doch bemerkte, hing Mellah ihr beinahe schon am Hals.

„Alles Gute zum Geburtstag, Miri! Auch wenn du das nicht verdient hast, du wolltest einfach abhauen, ohne dich von allen zu verabschieden!“ Ihre beste Freundin ließ von ihr ab und blickte sie vorwurfsvoll an. Eowyn wurde rot – zugegeben, sie hatte sich gestern von Mellah verabschiedet, aber sie hatte ihren Aufbruch nicht an die große Glocke hängen wollen. Mellah hingegen schien da anderer Ansicht gewesen zu sein, denn hinter ihr tauchten Tharen, Leod, Mellahs Eltern und ihr kleiner Bruder Ceorl auf. Ich… ich dachte nicht, dass es euch so wichtig wäre… Ihr hättet doch nicht… Ihre Stimme wurde immer kleinlauter, besonders als Tharen sie empört ansah. „Echt jetzt? Du hast nen Knall.“ Kopfschüttelnd umarmte auch er sie. „Alles Gute, Miri. Und viel Erfolg – lass dich wieder mal hier blicken, wenn du eine große Jedi bist, okay?“ Unsicher lächelte Eowyn und nickte. Klar doch… sicher.

Sie ließ mit Tränen in den Augen auch die Glückwünsche der anderen drei über sich ergehen, bevor am Ende noch Mellahs Mutter vor ihr stand, die sie an den Schultern fasste. „Lass dich ansehen…“ Mit einem Lächeln nahm sie sie dann in den Arm, drückte sie fest und ließ sie erst nach einigen Sekunden los. „Du wirst das schon machen. Das weiß ich genau. Und eines Tages werden wir dich im Holonet sehen und stolz daran zurückdenken, dass du einmal Teil unserer Familie warst.“
Jetzt war es an Eowyn, Eoriel Tahefel überrascht und überwältigt an sich zu ziehen. Danke. Danke für alles… für die letzten Jahre. Das bedeutet mir so viel… Die Tränen, die sie zurückgehalten hatte, liefen jetzt tatsächlich, aber das war egal. Hier waren die Leute, die ihr etwas bedeuteten, die ihr wichtig waren und die an sie glaubten – was machten da schon ein paar Tränen? Ich schreibe euch. Ich schreibe euch allen, versprochen!
Ein letztes Mal nahm sie Mellah in den Arm, drückte sie fest. Ich danke dir für das hier, flüsterte sie ihr ins Ohr und lächelte sie unter Tränen an. Ich glaube… Sie sah sich in der Runde um. Ich glaube ich muss an Bord. Sonst… sonst bleibe ich doch noch hier… Leod Tahefel trat auf sie zu und drückte ihr etwas in die Hand, ohne, dass sie realisierte, was da gerade geschah. „Hier. Ein kleiner Notgroschen. Und wenn irgendetwas ist, wir sind für dich da, in Ordnung? Lass von dir hören.“
Eowyn starrte ihn an, dann auf ihre Hand, in der sie sah, dass sich ihre Reisekasse soeben verdoppelt hatte. Danke… Sie schluckte, sah wieder Herrn Tahefel an. Aber das… „…kannst du sehr wohl annehmen.“ Er packte sie an den Schultern, drehte sie um, so dass sie nun das Tor sah, hinter dem das alte Passagierschiff stand, von dem sie nur einen klitzekleinen Teil sehen konnte. „Und jetzt mach uns alle stolz, in Ordnung?“

Einmal noch drehte sie den Kopf, lächelte unter Tränen dem kleinen Abschiedskommando zu, das da hinter ihr stand. Danke. Danke euch allen… ich hab euch furchtbar lieb, wisst ihr? Tharen verdrehte die Augen, während Mellah schon längst jede Contenance verloren hatte und heulte, was ihre Augen nur hergaben. Er legte einen Arm um sie, um sie zu trösten. „Wir dich auch. Und jetzt verschwinde, hörst du?“
Eowyn nickte, noch immer lächelnd, wandte sich wieder nach vorn und atmete einmal tief durch, bevor sie ihren Koffer schnappte und beschwingt die letzten Schritte auf ihrer Heimatwelt machte. Die Zukunft konnte kommen.
 
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Buchstaben

Ians Nase blutete nicht mehr, aber das Blut auf seinem zerrissenen Oberteil sprach für sich, als er vor dem Direktor saß und vermied ihn anzusehen. Stattdessen sah er auf das Namensschild, zählte die Buchstaben des Namens, der aus neun Buchstaben bestand.
A. Tsomcren.
Es war nicht das erste Mal, dass der Ian hier saß und es war nicht das erste Mal, dass er die Buchstaben zählte, die auch heute nicht mehr, aber auch nicht weniger wurden. Ian hätte den Namen ohne eine Sekunde überlegen zu müssen sogar rückwärts sprechen können. Nercmost .A Bis jetzt hatte er nur nie herausfinden können, wie der Vorname des Mannes war. Deswegen stimmte das mit den neun Buchstaben auch nicht ganz. Es waren mehr, denn niemand hatte nur einen Buchstaben als Vornamen. Das Minimum waren zwei. Ian hatte nie jemanden kennen gelernt, der weniger als zwei Buchstaben im Vornamen hatte und bis jetzt hatte er auch noch keinen solchen Namen gelesen. Direktor Tsomcren, dessen name sich aus mindestens zehn Buchstaben zusammen setzte, war ein Mensch mit vielen grauen Haaren und fast keinen Falten um die Augen, was bedeutete, dass er nicht viel oder selten lachte. Auch jetzt lachte er nicht, dafür aber lag seine Stirn in Falten und seine Augen waren eng zusammen gezogen, sodass noch mehr Falten als sonst da waren. Vielleicht sollten sie die fehlenden um seine Augen wett machen? Jedenfalls zog er die Augen zusammen, dadurch auch die Brauen und das tat er immer, wenn er wütend oder verärgert war und dass er es war, hatte seine Stimme schon längst verraten.

‚Ich verlange von dir, dass du mich ansiehst, Ian Dice. Das ist ein Zeichen von Respekt. Sieh mich an!‘ Doch Ians Blick klebte an dem Schild. Das einzige was sich daran immer zu verändern schien, war die Farbe. Je nachdem, wie die Sonne darauf fiel und je nachdem, ob er es gerade abgestaubt hatte, oder nicht. Jetzt war es nicht abgestaubt und nach A. Tsom wurde das Schild heller, weil nur der hintere Teil in der Sonne stand. ‚Sieh mich an!‘, polterte der Direktor nun, was Ian zusammen zucken ließ und nur langsam, was Tsomcren als Widerwillen wertete, aber gar keiner war, hob Ian den Blick. ‚Ich habe dich mehr als einmal verwarnt, aber das Maß ist voll.‘ Er schlug die Akte, über die er bis eben geblickt hatte zu und drehte sie zu Ian herum. Ian Dice stand darauf, was nur aus sieben Buchstaben bestand. ‚Schule schwänzen. Mitarbeit im Unterricht verweigern, keine Hausaufgaben vorbereiten, keine Schulmaterialien mitbringen. Diebstähle, Schlägereien.‘ Direktor Tsomcrens Vorname begann in jedem Fall mit einem Vokal, genau wie Ians Name auch und ihre Nachnamen begannen jeweils mit einem Konsonant. ‚Chaz und Dorn waren schon hier und sie haben mir beide das gleiche erzählt. Auch sie haben einen Verweis, aber ich werde mir keine weitere Lüge von dir anhören, Ian und du hast mich dazu gezwungen diese Entscheidung zu treffen und bist damit allein dafür verantwortlich. SIEH MICH AN!‘ Wieder zuckte Ian zusammen, als er seinen Blick hob. Tsomcren hatte blaue Augen, ganz genau wie Ians Vater. Aber der Name seines Vaters bestand aus insgesamt zehn Buchstaben. Jerome, aus sechs und dann eben das Dice, aus vier. ‚Du bist nicht länger Schüler meiner Schule.‘ Der Name der Davibric-Howeski- Schule bestand aus einundzwanzig Buchstaben. Davibric war ein berühmter Imperialer, den sie irgendwann in der Schule durchgenommen hatten, aber an dem Tag, als Ian das Referat hatte halten wollen, hatten Chaz und Dorn sein Plakat und alles andere, was er dazu gebraucht hätte, zerstört. Sogar die Datei auf dem Computer hatten sie gelöscht und als Ian die Möglichkeit bekommen hatte, ohne alles vor die Klasse zu treten und das Referat so zu halten, hatte Ian keinen Ton heraus bekommen, denn die Abreibung davor hatte eine seiner Rippen angebrochen gehabt und Ian hatte kaum atmen können, ohne sich vor Schmerz zu krümmen. Nach bestimmt zehn Minuten, in denen er schweigend vor der Klasse gestanden hatte, der Raum nur von Lachen erfüllt, hatte er sich wieder hinsetzen müssen. Davibric Howeski hatte Imperialen geholfen, nachdem sie von republikanischen Rebellen angegriffen worden waren. Er hatte sie bei sich aufgenommen, obwohl er selbst arm war, ihre Medizin bezahlt und ihnen etwas zu Essen gegeben. Später hatte er einen weiteren Aufstand verhindern können und damit über hundert Menschen das Leben gerettet. Howeski hatte dafür mehrere Auszeichnungen bekommen und war Ehrenbürger von Thani geworden, was, wie jeder der in Thani lebte wusste, die Hauptstadt von Telos war. ‚Interessiert dich das überhaupt auch nur ein bisschen?‘ Jetzt klang der Direktor nicht mehr ganz so wütend, eher so, als wäre ihm selbst das egal, als Ians Augen längst wieder auf das Schild gehuscht waren. „Es ist eine ziemliche Ehre, wenn eine Schule nach jemandem benannt wird. Aber Davibric Howeski konnte sich nicht geehrt fühlen, weil er die Namensgebung der Schule nicht mitbekommen hat.“ Der Direktor verzog wieder das Gesicht und schüttelte den Kopf. ‚Deine Mutter wird gleich hier sein. Du wartest vor der Tür auf sie. Es wäre mir lieber gewesen, dein Vater würde dich holen. Aber wie ich ihn kenne, hoffe ich, dass das diesmal wirkungsvolle Konsequenzen für dich haben wird. Eine Schande, dass sein jüngster Sohn so missraten ist.‘

Ian wartete eine ganze Stunde bis Gracie erschien und wartete noch einmal eine halbe Stunde, bis sie und der Direktor gesprochen hatten. Sie lächelte nicht, sie sah nicht wütend aus, nicht böse, nicht überrascht und wenn Ian ihren Gesichtsausdruck hätte beschreiben müssen, dann wären ihm keine Worte eingefallen. Ausdruckslos. So sah sie aus. Wenn sie denn überhaupt wie jemand aussah. Denn meistens war sie grau, irgendwie durchsichtig und das, obwohl viel lieber Ian derjenige gewesen wäre, der unsichtbar war. Aber das Wort beschrieb viel eher Gracie Dice. Zehn Buchstaben hatte ihr Name. Dabei hätte sie ebenso gut keinen Namen haben können. Sie sagte kein Wort, als sie aus dem Büro kam und sie sagte nichts, als sie gemeinsam mit Ian aus dem Gebäude lief. Erst als sie fast zu Hause waren und sie die Tür öffnete, sagte sie einen Satz. ‚
Dein Vater wird sehr wütend darüber sein, dass das Oberteil kaputt ist. Es war neu. Du wirst es bezahlen müssen.‘ Mit diesen Worten verschwand sie ins Schlafzimmer und schloss die Tür. Tür hatte drei Buchstaben, begann mit einem Konsonant, umarmte einen Umlaut und endete mit einem Konsonant.
 
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Leben aus Flimsiplast

Die Akte Kaveri


Aktennummer 091119-84

GVS (Geheime Verschlusssache)

NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Kenntnis nur bei Bedarf

Zugang nur für Personal der Sektion Null ab Rangstufe Lieutenant


Zuständiger Sachbearbeiter: LEGION

Gegenwärtig zum Zugriff auf Informationen autorisiertes Personal: STILLETTO, [...], RANCOR

Stammdaten

Klarname: KAVERI, LEELA

Deckname: KRYPTA

Kategorisierung: Potentielle Bedrohung/Geheimnisträgerin

Spezies: Mensch

Geschlecht: Weiblich

Alter: 26

Staatszugehörigkeit: Neue Republik

Derzeitiger Aufenthaltsort: Coruscant

Berufliche Situation: KRYPTA ist zum derzeitigen Stand (siehe aktualisierter Eintrag) Mitglied des Jedi-Ordens. Aufgrund der spärlichen Informationslage und dem Mangel an vertraulichen Quellen kann lediglich vermutet werden, dass sie den Rang einer Padawan-Anwärterin oder Padawan bekleidet. Zusätzliche Überwachungseinsätze derzeit zu riskant, Rückstellung entsprechender Kräfte für operative Maßnahmen wurde auf Weisung von LEGION und mit Billigung von [...] vorbereitet. Dank Informationen der vertraulichen Quelle (VQ) ALABASTER liegen Erkenntnisse über die vergangene Tätigkeiten auf Lianna vor. KRYPTA war dort als Ärztin in einem der ärmeren Viertel aktiv und unterstützte zudem die lokalen Ermittlungsbehörden als Gerichtsmedizinerin. Aufgrund der Abschaltung von VQ ALABASTER müssen für weitere Nachforschungen neue Quellen im Umfeld der Zielperson gewonnen werden. Entsprechende Anwerbungsversuche von im politischen Sinne zuverlässigen Personen wurden erwogen, für die Dauer des Tätigkeit bei den Jedi aber als zu gefährlich verworfen.

Politische Einschätzung und Persönlichkeitsprofil: Sowohl VQ ALABASTER als auch VQ PLATIN beschreiben die Zielperson als generell unpolitisch und sozial distanziert bis verschlossen im Umgang mit ihren Kollegen und Patienten. VQ ALABASTER legt nahe, dass diese Distanzierung mit Erlebnissen aus ihrer Jugend und dem Tod ihrer Eltern zusammenhängt und die Zielperson nur gegenüber sehr wenigen Personen offener auftritt. Es sind keine freundschaftlichen oder romantisch-sexuelle Beziehungen bekannt, jedoch vermutet VQ ALABASTER, dass das Verhältnis zu RP (Relevante Person) KUPFER möglicherweise nicht rein professionell ist. Zudem besteht ein familiäres Verhältnis zu Personen im Machtbereich des Imperiums, siehe Bericht „Café Kaveri“. Es liegen keine Hinweise vor, dass dieses Verwandtschaftsverhältnis Anlass für feindlich-negative Aktivitäten ist. Operative Maßnahmen zur Eliminierung oder Zersetzung der Zielperson wurden von LEGION zum Zweck einer Risikoverhütung angedacht, jedoch aufgrund von Einwänden seitens STILETTO und [...] vorerst zurückgestellt. Es sind keine offen verwertbaren Angriffspunkte für mögliche Erpressungs- oder Anwerbeversuche bekannt (potentieller Vektor aufgrund der Gefahr von Verlust der Kontrolle über die Informationen derzeit nicht nutzbar).

Vorbereitungen und Absicherung: Die Überwachung des persönlichen Umfelds und des ehemaligen Wohnsitzes der Zielperson wird auf Anweisung von STILETTO im Rahmen der Möglichkeiten fortgesetzt werden, um die Enthüllung von als streng geheim eingestuften Informationen zu verhindern. Die Zielperson selbst scheint sich nach allen vorliegenden Berichten ihres Status als Geheimnisträgern nicht bewusst zu sein und zeigt keine Absichten, in diese Richtung intensivere Nachforschungen anzustellen. Aufgrund der Abschaltung von VQ ALABASTER könnte sich dies jedoch ändern. Trotz verdeckender Maßnahmen der Abteilung für spezielle Einsätze ist es denkbar, dass der Unfalltod als Tarnung nicht langfristig Bestand haben wird. Für diese Eventualität wurde der Einsatz von […..] angeregt, da [...] im Kontext der Operation […] über entsprechende Möglichkeiten verfügen könnte. Die politisch-operative Abwehrarbeit zur Vermeidung eines Abschöpfens der Geheimnisträgerin KRYPTA durch die Aufklärungssysteme feindlicher Kräfte, insbesondere des Imperiums, muss unter allen Umständen und unter Einschluss finaler Maßnahmen verhütet werden.

EXITUS ACTA PROBAT​


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[…] = EINTRAG NUR FÜR HÖCHSTE KOMMANDOEBE AUTORISIERT

VQ = Vertrauliche Quelle

RP = Relevante Person





Die Akte Revan

Aktennummer 091219-85

GVS (Geheime Verschlusssache)

NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Kenntnis nur bei Bedarf

Zugang nur für Personal der Sektion Null ab Rangstufe Lieutenant



Zuständiger Sachbearbeiter: LEGION

Gegenwärtig zum Zugriff auf Informationen autorisiertes Personal: STILLETTO, [...], RANCOR


Stammdaten

Klarname: REVAN, ARKON

Deckname: PALADIN

Kategorisierung: Geheimnisträger/Zugangsperson

Spezies: Mensch

Geschlecht: Männlich

Alter: 21

Staatszugehörigkeit: Neue Republik

Derzeitiger Aufenthaltsort: Coruscant

Aktuelle Situation: PALADIN ist zum derzeitigen Stand (siehe aktualisierter Eintrag) Mitglied des Jedi-Ordens. Informationen aus dem Umfeld des Jedi-Ordens und Berichte von VQ PLATIN legen nahe, dass die Zielperson den Rang eines Ritters bekleidet und als Meister für KRYPTA (siehe Aktennummer 091119-84) fungiert. Die genaue Natur dieses Verhältnisses ist noch unbekannt. Aus Aufzeichnungen der Raumleitkontrolle Coruscant geht hervor, dass PALADIN und KRYPTA gemeinsam nach Coruscant gereist sind. Untersuchungen darüber, wie lange der Kontakt zwischen ihnen bereits besteht, wurden eingeleitet. Zusätzliche Überwachungseinsätze derzeit zu riskant, Rückstellung entsprechender Kräfte für operative Maßnahmen wurde auf Weisung von LEGION und mit Billigung von [...] vorbereitet. Für die Eventualität, dass KRYPTA mit der Zielperson Informationen geteilt hat, wurde von […] der Einsatz letaler Mittel vorgeschlagen, sollten andere Maßnahmen keinen Erfolg haben.

Politische Einschätzung und Persönlichkeitsprofil: - NOCH UNZUREICHEND -

Vorbereitungen und Absicherung: Abhängig von Entwicklungen KRYPTA betreffend.


EXITUS ACTA PROBAT​

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[…] = EINTRAG NUR FÜR HÖCHSTE KOMMANDOEBE AUTORISIERT

VQ = Vertrauliche Quelle

RP = Relevante Person



Die Akte Benett

Aktennummer 126357-91

GVS (Geheime Verschlusssache)

NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Kenntnis nur bei Bedarf

Zugang nur für Personal der Sektion Null ab Rangstufe Lieutenant Commander




Zuständiger Sachbearbeiter: MONOLITH

Gegenwärtig zum Zugriff auf Informationen autorisiertes Personal: STILLETTO, AUSPEX, […]


Stammdaten


Klarname: BENETT, ELISE

Deckname: INDOMINUS

Kategorisierung: Forschungsprojekt/Potentielle Ressource


Spezies: Mensch

Geschlecht: Weiblich

Alter: 25

Staatszugehörigkeit: Neue Republik

Derzeitiger Aufenthaltsort: Coruscant

Aktuelle Situation: INDOMINUS ist Mitglied des Jedi-Ordens und bekleidet nach gegenwärtigem Kenntnisstand den Rang einer Ritterin. Laut Informationen von VQ NEXU ist sie erst kürzlich von einer Mission nach Coruscant zurückgekehrt. Solange sich die Zielperson im Umfeld des Jedi-Ordens aufhält, sind unsere Zugriffsmöglichkeiten beschränkt. Auf persönliche Anweisung von STILETTO sind deshalb alle Maßnahmen zu unterlassen, die zu einer Gefährdung des Projekts führen könnten. Die Entscheidungsgewalt über operative Maßnahmen liegt derzeit bei […], in seiner Abwesenheit bei AURORA. Dank zusätzlich bereitgestellter Ressourcen ist AURORA zuversichtlich, die Zielperson diskret und ohne Widerstand für unsere Zwecke nutzbar machen zu können. Der unversehrte Zustand von INDOMINUS hat dabei höchste Priorität. Fall Basilisk ist nur wenn absolut notwendig anzuwenden.

Politische Positionen und Persönlichkeitsprofil: Laut Einschätzung von VQ NEXU ist die Zielperson grundsätzlich zu einer Kooperation mit der Sektion Null bereit, wenn diese unter den Vorzeichen des Schutzes der Neuen Republik und der Jedi erfolgt und den speziellen Zustand der Zielperson berücksichtigt. Anwerbungsversuche müssen entsprechend vorsichtig und zurückhaltend erfolgen und unseren Charakter als stille Verteidiger der Neuen Republik betonen. Es ist zu erwarten, dass die Zielperson Informationen über ihre Rolle bei den Projekten APEX und HELIUS 4-G negativ aufnehmen wird. Sollte die Weitergabe von Informationen unvermeidbar sein, muss sie mit Fingerspitzengefühl erfolgen. Kräfte der Abteilung für operative Psychologie arbeiten derzeit an einem entsprechenden Masterplan.

Potentielle Einsatzmöglichkeiten: Aufgrund der Erfolge bei Projekt APEX und besonders bei HELIUS 4-G ist die Forschungs- und Entwicklungsabteilung optimistisch, dass die Zielperson nach weiteren Experimenten in kontrollierter Umgebung und Feldversuchen einsatzbereit wäre. Sollte sich ihre Verwendung als langfristig durchführbar und erfolgreich erweisen, könnte sie als Blaupause für weitere Pläne dienen, die derzeit ausgearbeitet werden (Projekt REPLICA und GEMINI).

Vorbereitungen und Absicherung: Die Beibehaltung der Kontrolle über INDOMINUS und alle mit ihr verbundenen Informationen hat oberste Priorität. Entsprechende Sicherheitsmaßnahmen werden vorbereitet. Ebenso ist sämtliches nicht langfristig notwendiges Personal nach Abschluss des Projekts unverzüglich abzuschalten und alle Kopien zu vernichten (Operation SARLAAC).

EXITUS ACTA PROBAT​

*
[…] = EINTRAG NUR FÜR HÖCHSTE KOMMANDOEBE AUTORISIERT

VQ = Vertrauliche Quelle

RP = Relevante Person









Die Akte El´mireth



Aktennummer 9617760-49

GVS (Geheime Verschlusssache)

NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Kenntnis nur bei Bedarf

Zugang nur für Personal des NRGD ab Rangstufe Lieutenant Commander




Zuständiger Sachbearbeiter: FORTRESSA

Gegenwärtig zum Zugriff auf Informationen autorisiertes Personal: SILHOUETTE, PANTHEON, BLUTHUND, [...]

Stammdaten

Klarname: EL´MIRETH, EOWYN

Deckname: ACKLAY

Kategorisierung: Geheimnisträger/Kontaktperson


Spezies: Mensch

Geschlecht: Weiblich

Alter: 34

Staatszugehörigkeit: Neue Republik

Derzeitiger Aufenthaltsort: Coruscant


Biographie (Abriss): ACKLAY stammt von Tirahnn, einer mittlerweile unter imperialer Kontrolle stehenden Welt. Sie ist Vollwaise, es sind dem NRGD keine weiteren lebenden Verwandten bekannt (eingeschränkter Zugang zu Informationen aufgrund des politischen Status von Tirahnn). Sie schloss sich bereits in jungen Jahren dem Orden der Jedi an.

Berufliche Situation: Trotz ihrer langjährigen Mitgliedschaft im Orden der Jedi wurde ACKLAY erst kürzlich in den Rang einer Rätin erhoben. Informationen von VQ JAWA lassen vermuten, dass dies mehr ihrem eigenen Wunsch als Bedenken der Jedi geschuldet war. In ihrer neuen Position als Rätin verfügt die Zielperson über Zugang zu geheimen Informationen und ist an Richtungsentscheidungen des Ordens beteiligt.

Politische Einschätzung und Persönlichkeitsprofil: ACKLAY ist im hohen Maß auf die Belange der Jedi und ihre eigenen Vorstellungen davon, wie die Neue Republik zu sein habe, fixiert. Ihre Positionen entsprechen dabei oft idealistischen Konzepten. Ihre Beziehung zu DIANOGA scheint sehr eng zu sein, wiederholt hat die Zielperson ihn gegenüber Dritten in Schutz genommen und in seinem Sinne interveniert. ACKLAY kann daher als emotional kompromittiert eingestuft werden und muss entsprechend vorsichtig behandelt werden. Gegenüber dem NRGD nimmt sie eine skeptisch-ablehnende Haltung ein, insbesondere gegenüber BLUTHUND.

Vorbereitungen und Absicherung:
Da die Zielperson aufgrund ihrer romantischen Beziehung zu DIANOGA über Zugang zu für die Sicherheit der Neuen Republik im höchsten Maße relevante Informationen verfügt, wurden von der Kommandoebene und lokalen Entscheidungsträgern auf Coruscant weitere Überwachungs- und Sicherungsmaßnahmen eingeleitet. Operative Kontrolle liegt bei […].

Kooperationsstatus: Eine Ansprache durch BLUTHUND blieb größtenteils erfolglos, weshalb eine freiwillige Gewinnung von ACKLAY als Informantin oder Beeinflusserin unwahrscheinlich scheint. Emotionaler Druck und Drohungen den Status von DIANOGA betreffend haben zumindest eine widerwillige Kooperation in Teilen bewirkt. Von weiteren Versuchen in diese Richtung wird derzeit abgeraten.

Zusatzprotokoll: [ZUGRIFF NUR FÜR MITGLIEDER DER SEKTION NULL] Fall Hydra.

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[…] = EINTRAG NUR FÜR HÖCHSTE KOMMANDOEBE AUTORISIERT

VQ = Vertrauliche Quelle

RP = Relevante Person




Die Akte Dice



Aktennummer 1422769-31

GVS (Geheime Verschlusssache)

NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Kenntnis nur bei Bedarf

Zugang nur für Personal des NRGD ab Rangstufe Lieutenant Commander


Zuständiger Sachbearbeiter: ADLER

Gegenwärtig zum Zugriff auf Informationen autorisiertes Personal: SILHOUETTE, PANTHEON, BLUTHUND, [...]


Stammdaten

Klarname: DICE, IAN

Deckname: DIANOGA

Weitere bekannte Namen: DARTH KEEBO

Kategorisierung: Geheimnisträger/Überläufer/Sicherheitsrisiko Stufe III

Spezies: Mensch

Geschlecht: Männlich

Alter: 36

Staatszugehörigkeit: Imperium

Derzeitiger Aufenthaltsort: Coruscant


Biographie (Abriss): Dank der im Rahmen von Operation BLACK MIRROR gewonnenen Informationen und den Berichten von VQ JAWA liegen grobe Daten über den Werdegang der Zielperson vor. Zusätzliche Maßnahmen zur Informationsgewinnung auf Telos wurden durch spezialisierte Kräfte der Sektion 01 und 03 durchgeführt, um Zugang zu elektronischen Aufzeichnungen zu erhalten. DIANOGA stammt von Telos und wuchs dort offenbar unter schwierigen Verhältnissen auf. Er verließ die Schule ohne Abschluss und es liegen Berichte vor, laut denen er in dieser Zeit bereits mehr oder weniger auf eigenen Füßen stand. Akten der planetaren Sicherheitskräfte und Berichte von VQ JAWA legen nah, dass die Zielperson zu diesem Zeitpunkt mit einer jungen Frau zusammen war, die von Unbekannten ermordet wurde (siehe Eintrag von […]). DIANOGA schloss sich den Sith an, durchlief die Ausbildung des Ordens und bekleidete schlussendlich einen hohen Rang. Laut eigenem Bekunden desillusioniert von den Lehren der Sith und unter Mitwirkung der Jedi […] kehrte er dem Imperium den Rücken und begab sich in die Obhut des Jedi-Ordens.

Berufliche Situation: Obwohl die Zielperson den Schutz der Jedi genießt, ist er dem Orden nicht beigetreten. VQ JAWA vermutet, dass eine tiefer liegende Vorsicht und Skepsis gegenüber dem Orden und der Wunsch, die Bindung an monolithische Organisationen zu vermeiden, dafür entscheidend sind. Innerhalb des Tempels genießt DIANOGA bemerkenswerte Freiheiten, die einen gefährlich laxen Umgang mit Sicherheitsprotokollen vermuten lassen (siehe angehängter Bericht von BLUTHUND). Offenbar vertrauen die Jedi der Zielperson und ihrer Abkehr von den Sith.

Politische Einschätzung und Persönlichkeitsprofil: Im Rahmen der von BLUTHUND durchgeführten Befragung äußerte sich DIANOGA mehrfach skeptisch und ambivalent gegenüber der Neuen Republik. Er scheint in politischer Hinsicht auffallend zurückhaltend zu sein und nach eigener Aussage hauptsächlich daran interessiert, weiteres Leiden zu verhindern. BLUTHUND bewertet diese Position skeptisch und vermutet, dass die Zielperson entweder bestrebt ist, ihre eigene Sicherheit zu garantieren, oder feindlich-negative Absichten verfolgt. Die grundlegenden Informationen über imperiale Aktivitäten werden hingegen als glaubwürdig eingeschätzt.

Vorbereitungen und Absicherung: Da die Zielperson über für die Sicherheit der Neuen Republik im höchsten Maße relevante Informationen verfügt, wurden von der Kommandoebene und lokalen Entscheidungsträgern auf Coruscant weitere Überwachungs- und Sicherungsmaßnahmen eingeleitet. Operative Kontrolle liegt bei […].

Abschöpfung: [ACHTUNG: ZUGRIFF NUR FÜR STUFE III-PERSONAL] Informationen aus der Befragung von DIANOGA in Kombination mit Erkenntnissen aus der Aushebung einer IGD-Basis auf Coruscant (siehe Operation TRIAGE) lassen den Schluss zu, dass es sich bei dem C-Virus um eine biologische Waffe handelt, die vom Imperium entwickelt und eingesetzt wurde, um die Neue Republik anzugreifen. Der Einsatz von biologischen Massenvernichtungswaffen gegen Bevölkerungszentren stellt eine weitere Eskalation im Konflikt mit dem Imperium dar. Entsprechende Gegenmaßnahmen (siehe Operation BRANDMAUER) wurden von der höchsten Kommandoebene des NRGD angeordnet, um unter Wahrung des derzeitigen Waffenstillstands und Friedensvertrags den Schutz der Zivilbevölkerung, der politischen Führung und der Verteidigungskräfte der Neuen Republik zu gewährleisten.

Zusatzprotokoll: [ZUGRIFF NUR FÜR MITGLIEDER DER SEKTION NULL] Fall Hydra.


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[…] = EINTRAG NUR FÜR HÖCHSTE KOMMANDOEBE AUTORISIERT

VQ = Vertrauliche Quelle

RP = Relevante Person



 
Zuletzt bearbeitet:
Leelas Leichen III

Lola Curich war Liannas dunkle Schwester auf der anderen Seite des Lona Cranith und das Gold&Gray lag dort im gleichen heruntergekommenen Stadtteil wie meine Straßenambulanz, nur einen kurzen Fußweg entfernt. Als ich mich auf den Weg dahin machte, war die Nacht schon fast vorbei, aber ich wußte, dass das Gold&Gray erst im Morgengrauen schloß. Ein kurzer Regenschauer hatte den Schmutz der Straße eher aufgeweicht als weggespült und er bildete nun einen schmierigen Film, über den ich in aller Eile zu laufen versuchte, ohne darauf auszurutschen. Es war untypisch still für dieses Viertel, aber das lag wohl an der Uhrzeit. Außer der allgegenwärtigen, bunt-flackernden Holowerbung bewegte sich nichts auf der Straße. Nur die Sohlen meiner Schuhe machten ein leise schmatzendes Geräusch auf dem nassen Boden. Ich hatte noch nicht ganz ein Drittel der Strecke zurückgelegt, als ich aus meinen Gedanken aufschrack: Für einen Moment war es mir so vorgekommen, als hätte das Geräusch ein Echo bekommen. Irgendwo hinter mir. Aber als ich mich darauf konzentrierte, tauchte es nicht mehr auf. War nicht mehr zu hören. Vermutlich war ich einfach zu angespannt und hatte mir das eingebildet.

Und wenn nicht? Dann war es nur ein anderer später Passant, versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Kein Grund in Panik zu verfallen. Dennoch legten sich meine Hände unwillkürlich über die Griffe der Blaster in den Holstern an meiner Hüfte, wärend ich meinen Weg zügig fortsetzte. Am Rande der Wahrnehmbarkeit - so leise, dass ich es fast überhört hätte - wiederholte sich das Geräusch. Jetzt war ich mir sicher: Jemand folgte mir.

Aber mein Ziel war nicht mehr weit. Noch um zwei Ecken, ein Appartementblock, dann wäre ich in der relativen Sicherheit des Gold&Gray. Kamen die Schritte näher? Angespannt lauschte ich in die Dunkelheit, während ich weiterlief, ohne mein Tempo zu verringern. Als ich das nächste mal abbog, änderte sich die Beleuchtung: Ich liess die bunt flackernde Holowerbung hinter mir und trat in den tiefen Schatten einer kaum erhellten Seitengasse. Für einen Herzschlag war ich versucht loszurennen und der Dunkelheit und meinem Verfolger zu entfliehen - aber ich traf eine andere Entscheidung. Hinter einem Vorsprung drückte ich mich an die Wand und hob meine Waffen, um ihn zu stellen, sobald er um die Ecke käme. Ich wartete vergeblich. Niemand näherte sich. Hatte mein Verfolger seine Meinung geändert? Oder meinen Hinterhalt bemerkt? Nach einiger Zeit wagte ich einen Blick aus meinem Versteck heraus: Vor mir lag das helle Rechteck der Straße, aus der ich gerade gekommen war und wo ich meinen Verfolger zu sehen erwartete. Aber da war niemand. Nur bunte Lichtschleier, die sich auf der regennassen Straße spiegelten. Unentschlossen wartete ich noch einige Minuten und schob einen der Blaster wieder zurück ins Holster - aber alles blieb still.

Vermutlich wäre es besser - sicherer - gewesen, wenn ich mich jetzt ohne Umwege zu Meraska ins Gold&Gray begeben hätte, aber meine Neugier oder vielleicht auch eine Ahnung liess mich zu der beleuchteten Straße zurückkehren, von der ich gekommen war. Vorsichtig, immer noch einen der Blaster in der Hand schob ich mich vorwärts. Sehr, sehr langsam kam ich voran, während ich darauf achtete, kein Geräusch zu machen und immer darauf gefasst, dass doch noch jemand um die Ecke käme.

Bevor ich hinaus auf die Straße spähte, ging ich in die Hocke - eine Bewegung, die mir einen Schwall eines vertrauten metallisch-warmen Geruches in die Nase trieb. Ich erkannte, was es war, noch bevor ich es sah: Blut. Viel Blut. Mit dem Gesicht nach unten lag dort ein männlicher Mensch in der sich immer noch ausbreitenden, dampfenden Lache. Unwillkürlich tastete ich am Hals nach seinem Puls und erfühlte eher, als dass ich es sah, den Grund für den Blutverlust: Eine saubere, nicht mal große Schnittwunde am Hals. Quer über die Carotis. Natürlich hatte er keinen Puls mehr. Ich zog meine Hand zurück und lehnte mich gegen die Wand hinter mir. War das mein Verfolger gewesen? Oder jemand, der ihm in die Quere gekommen war? Ein zufälliges Opfer? Mein Blick fiel auf einen Blaster, den der Tote noch umklammert hielt. Um sich zu wehren? So sauber und präzise dieser Schnitt an seinem Hals angebracht worden war, war er zweifellos überrascht worden. Hatte er wirklich noch Zeit gehabt, nach seiner Waffe zu greifen? Ich bezweifelte es. Vielmehr mußte er ihn schon in der Hand gehabt haben. Mir wurde schlagartig klar, dass ich mich vor ein paar Minuten tatsächlich in Gefahr befunden hatte.

An meinen Fingern begann das fremde Blut zu gerinnen, während ich an der Wand hockte, in der anderen Hand noch locker meinen Blaster zwischen den Knien hielt und in die Dunkelheit zwischen den unruhigen Großstadtlichtern starrte. Jemand hatte diesen Mann ausgeschaltet, der mir hinterher geschlichen war, um mich... auszurauben? Zu töten?

Stattdessen war er selbst zum Opfer geworden. Da draussen gab es also einen noch tödlicheren nächtlichen Jäger. Zwar war die unmittelbare Bedrohung ausgeschaltet und lag leergeblutet vor mir, aber erst jetzt, als meine Anspannung nachließ, wurde mir kalt und der Blaster in meiner Hand zitterte. Es hätte mich zumindest beunruhigen sollen, dass sich der Mörder dieses Mannes vermutlich noch in meiner unmittelbaren Nähe befand und ich hätte mich in Sicherheit bringen müssen, aber sämtliche Energie war aus mir herausgeflossen und ich war nur noch müde - gerade noch in der Lage, mir die Hände mit einem Taschentuch sauber zu wischen und anschließend meine Kollegen vom LCPD zu kontaktieren, die sich um die Spurensicherung kümmern konnten. Den Besuch bei Meraska musste ich wohl verschieben. Ich hielt kurz inne: Konnte das der Grund für diesen Vorfall sein? Wollte mich jemand daran hindern, dieser Sache weiter nachzugehen? Immerhin war ich kurz davor gewesen, die Identität der toten Zeltron festzustellen.

Es dauerte nicht lang bis Meldas Team am Tatort eintraf. Ab hier war alles Routine - eigentlich hätte ich nicht mehr dabeibleiben müssen, aber - ungewöhnlich genug - ich wollte jetzt nicht alleine sein. Mein Speeder stand ein paar Ecken weiter in der Nähe meiner kleinen Straßenambulanz. Ich konnte mich lange nicht dazu durchringen dorthin zu gehen und wartete, bis der Tote in einem Leichensack verschwand und weggefahren wurde. In ein paar Stunden würde ich ihn sowieso auf meinem Tisch wiedersehen.

Die letzten Sterne verblassten über Kaveri Manor, als ich kurz vor Sonnenaufgang zurückkam. Als ich die Hand auf die Klinke der großen zweiflügligen Eingengstür legte, fühlte sie sich merkwürdig glitschig an. Hastig zog ich sie zurück – es war Blut, im blauen Zwielicht fast schwarz. Ich glaube, mein Herz setzte einen Schlag lang aus, bevor ich mich faßte, den Blaster zog und neben der angelehnten Tür in die Hocke ging.

Adrenalin perlte durch meine Adern. Trotz der Ereignisse, die hinter mir lagen, war ich wieder hellwach. Was sollte ich jetzt tun? Die Polizei alarmieren? Dauerte sicher zulang, wenn da drin jemand Hilfe brauchte. Die Zeit verstrich, während ich nachdachte und der Adrenalinrausch langsam abebbte. Wenn ich etwas tun wollte, dann bald: Kurzentschlossen stieß ich den Türflügel auf und versuchte über die Schulter zur Seite hinein zu rollen – ich hatte das hin-und wieder mit Dolph trainiert, aber mit Waffe in der Hand war das ziemlich schwierig.
Es klappte auch nur zum Teil. Ich kam hart auf der linken Schulter auf, hatte aber den Blaster oben und zielte durch die Dunkelheit vage in die Mitte des Raumes.

"Nicht schießen, Lee!" Die Stimme war leise, aber ich erkannte Edward. In der Richtung, aus der die Stimme kam, war nur ein Klumpen Schwärze, der sich vor der Düsternis in der Eingangshalle abhob. Es blieb dunkel, als ich mein Heim betrat. Und es blieb still. Viel zu still. Warum ging das Licht nicht an? Warum war das ständige Klacken von Fridas spinnenbeinigen Droiden verstummt?
 
Lass mich in Ruhe
(Ian im Alter von 9)

Diesmal hatte er sich rechtzeitig aus dem Haus geschlichen. Papa hatte schon im Vorgarten einen Heiden Krach gemacht und Mama hatte die Schlafzimmertüre schon zugezogen - dabei war sie vor ein paar Minuten noch offen gewesen. Keine guten Zeichen. Ian hatte sich beeilt, die Terrassentür zu nehmen, die ihn in den Garten hinter das Haus führte. Eigentlich war das einer der Plätze, die er am wenigsten mochte. So ganz versteckt zwischen hohen Hecken war der Garten hinter dem Haus ein furchtbarer Ort. Das Gartentor das andere Leute hinein ließ… Ian schauderte es, als er sah und das, obwohl es eigentlich freundlich und schön aussah. Es quietschte nicht, sondern war leise, ganz leise und das Metall glänzte, als würde jemand es jeden Tag polieren oder als würde jeden Abend ein neues Tor eingebaut werden. Vielleicht passierte das auch, Ian hatte das längst beobachten wollen, aber er war entweder jedes Mal eingeschlafen oder hatte keine Möglichkeit gehabt, die ganze Nacht am Fenster zu stehen und zu gucken. Außerdem, wer sollte denn das Tor jeden Tag neu einhängen? Und wo waren dann die alten? Sogar Ian wusste, dass das gar keinen Sinn machte. Außerdem war das gar nicht so wichtig, denn wenn er zu lange über so was Unsinniges nachdachte, würde Papa ihn noch erwischen. So beeilte der Junge sich, den Garten und das Gartentor zu passieren, was nur mit hämmerndem Herzen gelang. Ob die anderen vielleicht auch mit Herzklopfen hineinkamen? Vielleicht lag das auch am Tor.
Das ist Quatsch, schalt Ian sich selbst. Das Tor war nur ein Tor, so wie Papas Gürtel auch nur ein Gürtel war. Gegenstände waren nur in Märchen verzaubert und hatten irgendwelche Kräfte.
Aber warum schrieb jemand etwas über magische Kräfte, wenn es sie nicht gab? Alles hatte doch irgendwo einen Anfang. Ian hatte das selbst beobachtet. Eine Blume war vorher auch eine Zwiebel oder ein Samen. Und… und wenn es so etwas wie Magie nicht gab, was war dann die Macht? Wenn man etwas schweben lassen konnte, einfach so, wenn man Blitze aus seinen Händen schleudern konnte, dann war das magisch. Also stimmte es doch! Das mit dem Gürtel und dann, dann auch das mit dem Tor! Jetzt war da keine Stimme mehr, die sagte, dass das quatsch war und als Ian sich zum Tor herum drehte, sah er es mit ganz anderen Augen und beeilte sich schneller davon weg zu kommen. Bis er zum Park kam rannte er, ganz so, als wäre das Tor hinter ihm her. Erst da stoppte er, völlig außer Atem und wollte sich gerade ins Gras setzen, als er einen ganz, ganz alten Mann sah, der auf einer Bank saß. Er hatte ganz viele Falten und silbernes Haar. Nicht mehr viel, aber es glänzte dafür umso silberner. Vielleicht war es auch verzaubert?

Das ist wirklich Quatsch, was du da denkst. Was aber nicht quatsch war, war, dass dieser Mann sehr traurig aussah und Ian wusste, wie jemand aussah, der traurig war. Dass es einen Unterschied gab, zwischen traurig und zwischen müde sein. Manche Menschen verwechselten dass, weil man ganz ähnlich aussah, dann, wenn man müde und nicht traurig oder traurig und nicht müde war. Außerdem sagte seine Mutter oft, dass sie müde war obwohl sie traurig war und vielleicht gab es deswegen sogar einen Zusammenhang zwischen beidem? Vielleicht steckte ja immer ein bisschen Müdigkeit in der Traurigkeit und umgekehrt. So wie eben auch ein bisschen Magie versteckt in der Galaxis lag.
Statt sich in das Gras zu setzen, setzte Ian sich neben den Mann, der ganz seltsam roch. Seltsam und sehr stark. Aber eigentlich war das, so entschied Ian innerhalb einer Sekunde, eine gute Sache. Vielleicht hielt er so Leute ab, sich neben ihn zu setzen, die er nicht mochte. Auf jeden Fall hatte er die Bank so für sich alleine. Na ja, zumindest bis eben. Der Mann jedenfalls sah nicht zu ihm herüber, sondern sah immer noch auf den Boden, oder eher durch ihn hindurch, wie eben schon, als Ian ihn entdeckt hatte und so folgte auch der Blick des Jungen. Bloß sehen konnte er da nichts. „
Suchst du was?“, fragte er den Mann vorsichtig. Mit fremden zu sprechen war meistens nicht klug und Ian sprach nicht gerne, eigentlich mit niemanden, aber hier? Hier musste er eine Ausnahme machen, auch wenn er nicht verstand warum. „Vielleicht kann ich dir helfen,“ fügte er mutig hinzu und da sah der Mann zu ihm herüber. Seine Augen waren grau. Nicht silbern, wie seine Haare. Sie waren grau und irgendwie matt, genau wie die Augen von Mama und eigentlich wollte Ian gleich wieder weg sehen, aber… Nein, wenn er weg sah, dann dachte der Mann, er würde lügen, was das Helfen betraf. Denn ‚Lügner erkennt man daran, dass sie einem nicht in die Augen sehen!‘. ‚Du kannst mir nicht helfen.‘ Die Stimme des Mannes klang noch ein bisschen älter, als er aussah und sie passte zu dem Ausdruck seiner Augen. Sie war auch leise. Leise und traurig. Der Blick des Mannes ging zurück zum Boden. „Aber suchst du denn was?“ Schließlich hatte er auf diese Frage noch keine Antwort gegeben. Wieder trafen sich ihre Blicke und diesmal versuchte Ian zu lächeln und dem Blick Stand zu halten. Ganze sechzig Sekunden verstrichen, so viele zählte Ian, dann sah der Mann wieder weg. ‚Nein‘, sagte er und nur ein bisschen später: ‚Und lass mich in Ruhe.‘ Mama hätte jetzt die Schlafzimmertüre zu gemacht. Nur hier gab es so etwas nicht, denn das war eine Bank in einem Park. Dabei war Schweigen manchmal auch wie eine Türe. Eine, die man zwar nicht sehen, aber spüren konnte. „Meine Mama schaut manchmal genauso wie du. Aber ich glaube, dass es gar nicht stimmt, dass sie dann immer ihre Ruhe haben will. Weil jemand der traurig ist… Ich glaube, wenn jemand traurig ist, will er nicht seine Ruhe.“ Wieder entstand eine Pause, nur diesmal kam Ian nicht dazu, zu zählen, denn sie war nur ganz kurz, dann lachte der Mann. ‚Das stimmt‘, gab er zu und klang ein bisschen weniger traurig und ein bisschen mehr traurig zur gleichen Zeit. ‚Bist du manchmal auch traurig?‘, fragte er Ian dann und jetzt war er es, der leise, aber sehr verlegen lachte und zur Antwort nur nickte. Laut sagen wollte er das nicht, denn für das was man sagte, konnte man bestraft werden. Aber für ein Nicken nicht so wirklich. „Aber ich weiß was, was dagegen hilft.“ Wieder trafen sich ihre Blicke, diesmal lag Neugier darin. ‚Verrätst du mir was?‘ Wieder nickte Ian. „Märchen. Soll ich dir eins erzählen?“ Jetzt nickte der alte Mann.
 
Waldspaziergang
Eowyn im Alter von 17 Jahren

Irgendetwas war anders.
Eowyn konnte nicht sagen, woran es lag, denn eigentlich war alles wie immer.
Aber dennoch… irgendetwas war anders.
Vielleicht lag es daran, wie Tharen ihre Hand hielt. Oder an seinem Begrüßungskuss vorhin. Oder daran, dass sie beide schwiegen…
Nichts davon war besonders. Alles davon war völlig normal, all diese Dinge kamen vor. Aber dennoch… aber dennoch.

Schon oft waren sie den kurzen Weg, der zum Wald hinter dem Haus der El’mireths führte, schweigend entlang gegangen, immer hatten sie den Geräuschen der Natur gelauscht, die Sonne auf ihrer Haut genossen, die Nähe des anderen gespürt, sich daran gefreut, dass sie zu zweit waren – schlicht einfach den Tag genossen. Spätestens, wenn sie auf „ihrer“ Bank ankamen, von der aus man einen wunderbaren Blick auf mehrere Thalets, Noraks und auch ein paar Loreth-Bäume hatte und auch hin und wieder, mit etwas Glück, ein paar Tiere beobachten konnte, fingen sie jedoch in der Regel an zu sprechen.

Heute allerdings nicht.
Und spätestens jetzt war Eowyn sich sicher, dass irgendetwas nicht nur anders war, sondern auch nicht stimmte.

Dennoch kuschelte sie sich an Tharen. Die Herbstluft war schon frisch und kroch manchmal unangenehm unter ihre Jacke. Gut, dass sie wieder dazu übergegangen war, ihre Hosen nicht mehr zu zerschneiden, der eine Winter vor zwei Jahren war schon etwas kalt gewesen… Sie zog die Mütze etwas mehr über die Ohren und legte einen Arm um Tharens Bauch. Er war eine wahre Heizung, und noch reichte seine Wärme aus, damit sie nicht fror.
Sie betrachtete still die sich wiegenden, bunten Blätter der Noraks und schloss kurz darauf die Augen. Der Wind raschelte, in ihrer Vorstellung sah sie noch immer, wie die Blätter sich hin und her bewegten. Sie liebte diese ruhigen Momente abseits des Schulstresses. Das vorletzte Jahr hatte vor einem Monat begonnen, und schon waren die meisten Lehrer der Meinung, sie müssten täglich nach der Schule mindestens fünf Stunden für ihre Abschlussprüfungen lernen, die noch sooo weit hin waren, außerdem noch zwei Stunden Übungen absolvieren und schlafen, nein, schlafen sollte sowieso keiner mehr von ihnen.

„Wir müssen reden“, hörte sie dann neben sich, und in diesem Moment vergaß Eowyn alles um sich herum – die Lehrer, die Bäume, den Wind. Wir müssen reden – das war meistens kein gutes Zeichen, oder? Aber vielleicht war es auch nicht so schlimm – vielleicht wollte er nur… den nächsten Schritt in ihrer Beziehung ansprechen. Wenn das so war, dann wäre es in Ordnung – sie war bereit.
Okay?, antwortete sie, unsicher, lächelte befangen. Falls du aber bei der nächsten Matheklausur wieder abschreiben willst, vergiss es – das Risiko gehe ich nicht ein bei einem Gand...
Tharen schüttelte den Kopf. „Nein, das meinte ich nicht… auch wenn ich es schade finde, aber ich versteh’s.“ Er redete nicht weiter, und Eowyn richtete sich langsam auf. Als ob der kühle Wind jetzt noch irgendwie wichtig wäre. Wichtiger war wohl jetzt eher, ihn ansehen zu können. Irgendetewas war da im Busch. Sie hatte da ein ganz mieses Gefühl. „Meinst du nicht…“ Er zögerte, hatte Mühe, die richtigen Worte zu finden, das sah sie genau – wieder etwas, das anders war als sonst. Tharen wusste normalerweise ziemlich gut, was er sagen wollte. „Eowyn, sag mal… ich hab dich sehr gern.“ Eowyn. Man konnte an einer Hand abzählen wie oft er sie so genannt hatte… Er hatte sie gern?! Sie waren zu jung für einen Heiratsantrag. Was wollte er also? Doch etwas Schlimmes?
Tharen drehte sich ein wenig mehr zu ihr hin.
„Ich weiß, dass du immer ehrlich zu mir warst. Ich weiß nur nicht…“ Er schüttelte den Kopf, und ja, er sah… traurig aus dabei. So traurig hatte Eowyn Tharen noch nie gesehen. „Na, hat das alles mit uns, ist das überhaupt…“ Er zuckte mit den Schultern. „Macht das irgendeinen Sinn?“
Eowyn schluckte. Das… bäm. Damit hatte sie nicht gerechnet, als er sie vorhin zu ihrem Spaziergang abgeholt hatte. Wie kam er darauf? Was meinst du damit?, fragte sie vorsichtig, um Zeit zu gewinnen – und um wirklich zu verstehen, was er damit meinte. Wie, einen Sinn… Was für einen Sinn hatte eine Beziehung schon? Also, Kinder wollte sie jetzt sicher noch keine, aber das meinte er sicher nicht. „Naja…“ Tharen seufzte schwer. „Man, das ist echt nicht einfach, weißt du…“ Er fuhr sich durch die Haare. Seine wunderbaren, blonden, dicken Haare… „Ich meine, du weißt schon. Du… deine Pläne, wenn die Schule fertig ist. Naja… du sagst immer… also, ich will zum Beispiel mal unbedingt eine Familie, verstehst du?“ Eowyn nickte, das war ihr nichts Neues, und sie nahm seine Hand in ihre. Ich doch auch, erwiderte sie, lächelte verhalten.
Tharen nickte.
„Ich weiß. Aber… Naja, du kannst erst mal nicht beides haben, oder? Diese Ausbildung, wenn sie dich nehmen, die wird sicher anstrengend. Und lange dauern.“ Eowyn schüttelte den Kopf. Noch immer war ihr nicht ganz klar, worauf Tharen wirklich hinauswollte, was war das Problem? Klar, beides gleichzeitig geht nicht… aber Tharen, ich bin dann erst neunzehn. Du wirst doch auch erst noch studieren wollen, oder? Bevor du eine Familie gründest, meine ich.„Und dann?“Was, und dann? Dann… werden wir weitersehen, Tharen. Bei allen Märkten, ich bin jetzt doch erst siebzehn Eowyn lächelte hilflos. Wenn wir wollen, dann finden wir auch eine Lösung, oder nicht?
Er sah sie einige Momente lang an, dann schüttelte Tharen den Kopf. „Und wenn nicht? Eowyn, du bist dann eine Jedi. Dauernd unterwegs, immer dabei, die Galaxis zu retten.“ Er sagte das ganz sachlich, ohne sich über sie lustig zu machen – was es noch schwerer machte. „Bist du dir sicher, dass du so eine Familie gründen kannst? Und willst?“

Jetzt war es an Eowyn, die Stille zu halten. Wie gerne hätte sie jetzt einfach
Ja, klar! gesagt… aber sie konnte nicht. Bisher hatte sie sich noch nicht so viele Gedanken darum gemacht. Irgendwie würde es schon gehen… Und sie war doch noch so jung. Auch mit 30 konnte man noch Kinder kriegen… oder zur Not mit 40.
Da ist doch noch so viel Zeit… Hilflos zuckte sie mit den Schultern. Aber hatte sie diese Zeit wirklich? Auch Tharen? „Wo bin ich bei alldem?“ Tharens Frage kam leise, schnitt in ihre Überlegungen, und Eowyn sah ihn ratlos an. Na, hier… oder auch auf Corussant, dort gibt’s einige super Universitäten… Da, wo du eben sein möchtest. Worauf wollte er hinaus? Ob sie später mal eine Fernbeziehung führen würden, oder er mit ihr kam, das würde man dann doch sehen? Tharen wusste noch nicht einmal, welchen Beruf er ergreifen wollte. Woher sollte sie dann wissen, wo er sich aufhalten würde? Herrje, was war nur los heute? Was wollte er eigentlich hören? „Das habe ich mir gedacht.“ Sein Gesicht sah so aus, als würde ihm etwas furchtbar wehtun, aber Eowyn verstand noch immer nicht. Er atmete tief ein, ergriff ihre beiden Hände. „Wenn ich dich jetzt fragen würde, heute, ob du dich mit mir gemeinsam in der Zukunft sehen wirst – was würdest du antworten? Ich meine – nimmst du mich mit? Oder was würdest du sagen, wenn ich Tirahnn niemals verlassen wollen würde, könntest du dir vorstellen, nur vorstellen, irgendwann wieder hier her zurückzukommen?“
Die Antwort schien ihm furchtbar wichtig zu sein. Tharens Blick war so offen und verletzlich, dass Eowyn erst einmal gar nicht antworten wollte. Dabei, sie spürte es deutlich, würde ihre Antwort jetzt einiges bedeuten. Wie viel, das wusste sie nicht – aber es war einiges.

Doch sie konnte nicht lügen.

Ich weiß es nicht, Tharen. Ich weiß es einfach nicht… Schon bei ihren ersten Worten sah sie, wie seine Schultern einfielen und er nach unten, auf ihre vier Hände sah. Ich meine… Eowyn versuchte, noch irgendwie etwas zu retten, wenn du mitkommen würdest, natürlich würde es mich freuen. Aber du liebst Tirahnn, selbst, wenn die Jedi mich abweisen – was nicht passieren wird – und ich noch etwas länger auf Corussant bleiben würde, oder auf Corellia oder Alderaan… Sie stockte. Darauf wollte er hinaus, oder nicht? Du liebst Tirahnn, wiederholte sie leise. Sie liebte Tirahnn ja auch… aber da war noch mehr, noch so viel mehr da draußen, und irgendwann, wenn sie fünfzig war oder sechzig, dann wollte sie nicht zurückblicken und sagen, dass sie ihren Planeten niemals verlassen hatte. Tharen hingegen… Du willst gar nicht mit, oder? Dass Tharen gar nicht reagierte, war Antwort genug. Aber… du wusstest doch immer, dass ich irgendwann von hier verschwinde! Das war nicht fair. Er war es doch gewesen, der sie überredet hatte, auf gewisse Art und Weise, und jetzt… „Ich hab gehofft… ich hab einfach gehofft.“ Er klang so niedergeschlagen dabei, dass Eowyn das Gefühl hatte, sie würde seine Traurigkeit spüren. Sie verstand ihn noch immer nicht – was hatte er gehofft? Aber offensichtlich war diese Hoffnung vorbei. Warum auch immer.
Und wahrscheinlich noch viel mehr.

Machst du gerade Schluss mit mir? Ihre Frage kam leise, doch eigentlich war sie nicht mehr notwendig. Sie wusste es, aber es war an der Zeit, dass jemand die Tatsache aussprach. Und Tharen, so fertig wie er aussah, würde es wohl nicht mehr tun. Sie kannte ihn.
Aber sie brauchte die Gewissheit. Sie brauchte die Worte. Damit es sicher war. Damit sie sich nicht in zwei Tagen fragte –
„Ja.“ Es war mehr ein Hauch, kaum zu hören – in Eowyns Ohren aber dröhnte es.

Ja.
Ja. Ja.

Er machte Schluss. Er machte wirklich Schluss. Er hatte ihre Beziehung gerade beendet… In Eowyns Bauch war ein riesiges Loch, entstanden von jetzt auf nachher.
Okay. Ihre Stimme hörte sich seltsam an, aber vermutlich nur in ihren Ohren, denn Tharens in Blick sah sie etwas wie… Erleichterung? „Du bist mir nicht böse? Sauer? Miri, ich habe dich furchtbar gern. Ich… ich wünschte, es wäre anders. Aber ich glaube… ich glaube, dass es… einfacher ist so, weißt du?“ Einfacher? Okay. Sie nickte, es fühlte sich an wie die Bewegung eines Droiden. Ihr Körper gehörte nicht mehr ihr selbst, es war alles wie in einem schlimmen Alptraum.
Tharen hob die Hand, als wollte er ihr Gesicht berühren, ließ es dann aber doch bleiben – besser so. Das würde sie nun nicht ertragen…
„Ich weiß, das willst du jetzt wahrscheinlich nicht hören… Aber wenn wir befreundet bleiben könnten…“ - Klar, warum nicht… Die Antwort kam automatisch, und sicher, irgendwann, wenn sie realisiert hatte, was da gerade eben passiert war, dann würde sie bestimmt froh sein darüber. Tharen, Leod, Mellah, sie und andere – wenn Tharen und sie keine Freunde mehr sein würden, es würde alles nur unnötig kompliziert machen. Und außerdem… es war Tharen… Sie wollte Tharen nicht verlieren. Sie wollte auch nicht, dass er schlussmachte, sie wollte nicht, dass er sie nie wieder küssen würde. Dass er nie wieder ihre Hand hielt, wenn sie hierherkamen, zu ihrer Bank, überhaupt, dass sie nie wieder auf dieser Bank sitzen würden… Ihr war schlecht. Ihr war so unglaublich schlecht, sie musste sicher gleich spucken…

„Gut. Ich… Miri…“ Er sah sie an, wollte wohl etwas sagen, schloss dann aber wieder den Mund. Nur, um ihn zwei Sekunden später wieder zu öffnen. „Wenn du mit mir reden willst, dann…“ - Nein. Schon okay. Ihre Automaten-Droiden-Stimme gab simple, aber korrekte Antworten. Sie wollte nicht reden. Jetzt nicht, und eigentlich nie, das mit dem Freundebleiben, das würde nicht funktionieren, aber es war Tharen – sie wollte ihn nicht ganz verlieren… Aber jetzt… jetzt… „Ich… ich lass dich dann in Ruhe, okay? Wenn was ist… kannst du dich melden, ja?“ Tharen klang plötzlich so unsicher, als ob er diese Trennung gar nicht gewollt hätte. Aber er war es doch gewesen, der angefangen hatte, über die Zukunft zu reden, der angefangen hatte, alles in Frage zu stellen…

Er stand auf, und Eowyn sah zu, wie er langsam im Wald verschwand. Erst, als sie wirklich alleine war, abgesehen von den Tieren, die sicher irgendwo versteckt waren, atmete sie einmal laut ein und wieder aus. Die Tränen, die sich irgendwo hinter ihren Augen versteckt hatten, wollten nun heraustreten, aber sie weigerte sich, hielt sie zurück, jede einzelne, so, wie sie es nach dem Tod ihrer Mutter so oft getan hatte. Sie würde nicht weinen. Sie würde darüber hinwegkommen. Und irgendwann, irgendwann war alles wieder ganz normal. Irgendwann würde sie auf diesen Tag zurückblicken und erkennen, dass alles nur halb so wild gewesen war, egal, wie sehr ihr Bauch schmerzte, egal, wie sehr ihr Herz zu zerspringen drohte. Spätestens wenn sie eine Jedi war – Tharen hatte Recht gehabt. Es war sicher besser so. Irgendwie. Und irgendwann würde sie es genauso sehen können. Wichtig war nur, dass sie nicht weinte – eine Jedi weinte nicht. Eine Jedi beherrschte ihre Gefühle, nicht umgekehrt.

Der Wind raschelte noch immer in den Blättern, die Sonne aber war schon längst untergegangen, als Eowyn sich schließlich zurück auf den Heimweg machte. Die Kälte spürte sie kaum noch – zumindest nicht die äußere. Ihr Vater fragte sich womöglich schon, wo sie steckte – vielleicht aber auch nicht. Er war es schließlich gewöhnt, dass sie manchmal erst spät abends nach Hause kam, darüber war er längst nicht mehr verärgert.
Sie wünschte, sie hätte sich geirrt mit ihrem Gefühl, vorhin, vor ein paar Stunden, als sie sich mit Tharen aufgemacht hatte. Sie wünschte, sie wäre den Weg schon längst wieder mit Tharen an der Hand zurückgegangen. Sie wünschte, sie würde längst im Warmen sitzen mit ihm, am Esstisch, ihretwegen auch mit ihrem Vater, und das Abendbrot verspeisen. Dabei lachen. Sich über irgendwelche Lehrer aufregen.

Aber dem war nicht so, und es würde nie mehr so sein – denn ab sofort... war, wieder einmal, alles anders.
 
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Operation SURGEON

7 Jahre zuvor. Arkadi im Alter von 27 Jahren. Ploo, Expansionsraum


Das stetige, für Veteranen unverwechselbare Wummern des TC9 Truppentransporters der republikanischen Armeeflieger schraubte sich in die Höhe, wurde schriller und intensiver, als der Flieger beschleunigte und die Landschaft Ploos unter ihm zog rasch an den Passagieren vorbei. Sergeant Arkadi Duval erhaschte einen kurzen Blick auf eine Reihe ausgebrannter Wracks, stumme Zeugen vergangener Kämpfe, die in verschiedenen Stadien der Zerstörung das Flussufer unter dem blonden Mann säumten. Hier waren imperiale und republikanische Panzerverbände während der großen Sommeroffensive aufeinander geprallt, ein blutiges, mehr oder weniger ausgeglichenes Gemetzel, bei dem beide Seiten schwere Verluste erlitten hatten, ohne greifbare Erfolge vorweisen zu können. Schwere Verluste ohne greifbare Erfolge, ein viel zu häufig gefallener Satz in den letzten Monaten, dachte der blonde Mann bitter, schob den düsteren Gedanken aber rasch wieder beiseite. Sein Trupp verließ sich auf ihn, er trug Verantwortung für seine Untergebenen, für seine Kameraden, musste ihnen ein Vorbild sein, eine Inspiration in diesen Tagen, die an Moral und Nerven zehrten. Keine leichte Aufgabe für einen Mann, der seinen eigenen Ballast mit sich herumschleppte, aber Arkadi war fest entschlossen, seine Pflicht zu erfüllen. Ein Ruck ging durch den Truppentransporter und einige Soldaten an Bord fluchten, der Großteil, unter ihnen auch der Sergeant, verharrten hingegen mehr oder weniger regungslos. Sie alle hatten schon weitaus schlimmeres erlebt als ein paar Turbulenzen, und sich als der Flieger wieder beruhigte, nutzte Arkadi die Gelegenheit, um das Energiemagazin seines A280 Blastergewehrs aus selbigem zu entfernen, es kurz, aber gründlich zu überprüfen und es dann hörbar wieder einrasten zu lassen – nicht, ohne zuvor damit gegen seinen Helm geklopft zu haben, eine abergläubische Angewohnheit, die sich mittlerweile viele Soldaten auf Ploo zu eigen gemacht hatten. Kühler Wind strich über Arkadis Haut und der Sergeant war froh, dass seine Uniform ihn vor den Temperaturen schützte. Sobald sie Sektor 12 und die dortige Basis erreichen würden, würde es wärmer werden, der Stützpunkt lag auf der häufig sarkastisch so genannten „Sonnenseite“ des Planeten. Bis dahin aber blieb nicht viel zu tun außer wachsam auf die Umgebung zu blicken und zu warten. Warten...es war dem schlanken Menschen unangenehm, wenn er nichts zu tun hatte, kehrten die Erinnerungen und Bilder zurück und mit ihnen das Zittern seiner Hände...

So war es beinah eine Erlösung, als der Truppentransporter langsamer wurde und tiefer ging, mit der ihnen innewohnenden Gelassenheit melden die Piloten die bevorstehende Ankunft und man machte sich bereit. Schon von weitem konnte man erkennen, dass in Basis „Alpha-7“ rege Aktivität herrschte, von hier aus wurden dutzende kleinere Stützpunkte und vorgeschobene Stellungen aus versorgt und größere Operationen koordiniert. Gerade, als Arkadis Transporter zur Landung ansetzte, stiegen nicht weit entfernt drei Y-Wings mit schrillem Kreischen in den Himmel, durchbrachen die Wolkendecke und waren kaum aus dem Sichtfeld, als ein weiteres Trio bereits auf die Startbahn rollte, ihre Triebwerke dröhnten um die Wette und nötigten Arkadi, über den Lärm hinweg zu brüllen, als er sich aufrichtete und an der Sicherheitshalterung fest hielt.


„Bereitmachen zum Absitzen! Los, los, kommt in die Gänge, Leute!“


Zitternd ging der TC9 tiefer, rückte dem Boden näher und näher und mit einem Ruck setzte die Maschine schließlich auf, drückte das Gras neben der Landefläche nieder und Arkadi sprang heraus und eilte in geduckter Haltung vorwärts, weg von dem Flieger und gefolgt von seinem Trupp. Man hatte sie kaum abgesetzt, da eilte bereits ein neuer Trupp heran und kletterte an Bord, nahm den Platz ein und klammerte sich fest, als der Transporter abhob, um Verstärkung an die Front zu bringen. Arkadi blieb einen Moment stehen und hielt sich die Hand an die Stirn, als er dem Flieger nachblickte, dann drehte er sich um und setzte sich an die Spitze seines Trupps. Sie waren mitten in einem organisierten Chaos gelandet, logistisches Personal be- und entlud Transporter und Speeder, Wartungscrews kümmerten sich darum, die Maschinen in Schuss zu halten, und mitten drin wuselten gleich mehrere Droiden aller Arten, die ihren organischen Kameraden zur Hand gingen. Suchend blickte Arkadi sich um, seine Befehle lauteten, seine Begrüßung durch einen gewissen Lieutenant Kiratihn abzuwarten und sich für einen „Spezialauftrag“ bereit zu halten, was auch immer damit gemeint war. Und tatsächlich, durch das Durcheinander steuerte eine Ishi-Tib in Armeeuniform zielstrebig auf ihn zu und hob die Hand, um zu signalisieren, dass sie auf dem Weg zu dem Sergeant war. Als die Offizierin schließlich ein wenig außer Atem – sie hatte gleich zwei Transportspeedern ausweichen müssen, die sie beinah überfahren hätten – bei ihm ankam, nahm Arkadi Haltung an und salutierte, die Nichtmenschin erwiderte den Gruß eilig und klopfte ihm dann auf die Schulter, während sie auf ein funktionales graues Gebäude nördlich deutete und über den Lärm schrie.

„Willkommen in Basis Alpha-7, Sergeant
Duval. Kommen Sie, stehen Sie bequem und folgen Sie mir, man wartet bereits auf uns. Ihr Trupp bleibt hier und erhält in Kürze neue Befehle, und Sie begleiten mich jetzt zackig zur Kommandozentrale.“

Arkadi nickte rasch und warf seinem Trupp einen ermutigenden Blick, der respektvoll erwidert wurde, seine Kameraden winkten ihm zu, als er und die Offizierin los eilten. Um in dem Chaos nicht verloren zu gehen, hielt sich der blonde Mann einfach an die Ishi-Tib und folgte ihr auf dem Fuße, dieses Mal hatten sie beide Glück und gerieten nicht in Gefahr, überfahren zu werden. Als sie das graue Gebäude erreichten, wurden sie von Wachposten der Militärpolizei gründlich überprüft, Arkadi gab Waffen und Ausrüstung ab und nach einem weiteren Scan wurden sie in das Gebäude vorgelassen. Die kühle, metallisch schmeckende Filterluft trug ihren Teil dazu bei, die Kommandozentrale wie eine Insel wirken zu lassen, isoliert vom Rest der Welt, ihr eigener Mikrokosmos. Lieutenant Kirathin lotste den Sergeant durch die Gänge, vorbei an langen Reihen von Computerterminals, Besprechungsräumen und taktischen Holos, dem Nervenzentrum der republikanischen Truppen auf Ploo. Das war die andere Ebene der Kriegsführung, distanziert und technisch, aber nicht weniger wichtig, im Gegenteil. Arkadi bemühte sich, mit der energischen Ishi-Tib Schritt zu halten, bis sie einen Besprechungsraum – Raum 102-1 – erreichten, ohne großes Federlesen zog Kirathin eine Schlüsselkarte durch die Zugangskontrolle, tippte eine Zahlenreihenfolge ein und die Tür schwang auf. Zwei Wachposten, beide Menschen, hießen sie und Arkadi höflich willkommen und nach einer letzten Kontrolle schwang auf die zweite Tür auf und gab den Blick auf einen schlichten, funktionalen Besprechungsraum frei. In dunklen Stühlen, zentriert um einen großen Holoprojektor, saßen vier Männer und zwei Frauen, die alle Uniformen der Armee trugen – nein, nicht ganz. Zwei der Anwesenden trugen Uniformen, die der Sergeant noch nie zuvor gesehen hatte. Als Arkadi die Rangabzeichen an der Uniform der Frau an der Spitze erkannte, schlug er die Hacken zusammen und nahm Haltung an, zusammen mit Lieutenant Kirathin, die das Wort an die weibliche Zabrak richtete, die ranghöchste Person im Raum.


Lieutenant Kirathin und Sergeant Duval melden sich wie befohlen, General Bukk.“

Die angesprochene Generälin nickte knapp, als sie aufstand, dann bedeutete sie Arkadi, sich zu auf einen der freien Stühle zu setzen. Die Stimme der gehörnten Frau Ende fünfzig hatte die ruhige, selbstverständliche Autorität einer erfahrenen Kommandantin, nüchtern und sachlich.


„Danke, Lieutenant. Sie können wegtreten. Sergeant
Duval, bitte nehmen Sie Platz.“

Arkadi tat wie geheißen und nachdem Lieutenant Kirathin den Raum verlassen hatte, herrschte einen Moment lang Stille. Stille, in der der blonde Mann neugierig den beiden „Außenstehenden“ im Raum rascher Blicke zuwarf. Dunkle Uniformhemden und keine Rangabzeichen oder Truppenkennungen, was waren das für Leute? Spezialeinheit? Geheimdienst – und wenn ja, welcher der beiden? Die beiden waren ungewöhnlich, sowohl der totenkopfgesichtige Givin als auch die rothaarige Menschin neben ihm, die Arkadi einschüchternder vorkam als ihr nichtmenschlicher Kompagnon, ein kurzer Blick in die kalten grauen Augen dieser Frau überzeugte den Sergeant davon, sich lieber nicht mir anzulegen, er kam sich vor wie ein Insekt unter dem Vergrößerungsglas. Es war General Bukk, die die Stille beendete, die Zabrak war stehen geblieben und kramte eine Packung Zigaretten hervor, zündete eine an und fixierte dann Arkadi.


„Rauchen Sie, Sergeant?“


Der blonde Mann blinzelte und schüttelte dann den Kopf, nicht ganz sicher, ob die Generälin höflich sein wollte oder irgendetwas bezweckte.


„Nein, Ma´am.“


Das ließ die ältere Frau kurz auflachen und sie nahm einen tiefen Zug, bevor sie sich setzte und knapp nickte.


„Gesünder so, nehme ich an. Sergeant
Duval, ich werde Ihnen nun ein paar Fragen stellen. Haben Sie mich oder einen dieser Leute hier im Raum schon einmal gesehen? Wissen Sie, wer die Leute in den dunklen Uniformen links von Ihnen sind?“

Arkadi beschlich eine Ahnung, was hier vor sich ging, und er schüttelte demonstrativ den Kopf.


„Nein, Ma´am. Ich sehe beides zum ersten Mal, Ma´am.“


Zufrieden nahm General Bukk einen weiteren Zug und warf einen fragenden Blick in die Runde, es folgte zustimmendes Nicken und der Givin in der dunklen Uniform ergriff das Wort, seine Stimme war ein wenig nasal und trocken, fast schon monoton, als er demonstrativ durch einige Flimsi blätterte, bei denen es sich um Akten handeln musste.


„Sergeant
Duval, Sie haben eine ausgesprochen...interessante Akte. Freiwilliger, mehrfach verwundet und auf eigenes Verlangen an besonders gefährliche Frontabschnitte versetzt worden. Während Ihres Einsatzes vor der Verlegung nach Ploo waren Sie dreimal an entscheidenden Operationen beteiligt, unter anderem an einer Aufklärungsmission tief hinter feindlichen Linien. Ihre Leistungen sind beeindruckend, das Urteil Ihrer Vorgesetzten und Untergebenen über Sie durchweg positiv und Ihre Akte...nun, wie ich schon sagte, interessant. Sie wissen von den Ermittlungen des MAD wegen des Vorfalls auf Anobis?“

In der Frage des Nichtmenschen lag etwas lauerndes, vielleicht hoffte er, Arkadi würde eine heftige Reaktion zeigen, sich irgendwie verraten, aber der Sergeant blickte bloß aus kühlen, emotionslosen Augen und nickte langsam, seine Stimme gleichmäßig und geradezu beunruhigend ruhig.


„Ich weiß, dass die Ermittlungen eingestellt wurden, weil sich der Verdacht auf Kriegsverbrechen nicht erhärtet hat...Sir.“


Einen Moment herrschte Stille, dann nickte der Givin zufrieden und legte die Akte beiseite, seine Kollegin warf General Bukk einen kurzen Blick zu und die ältere Zabrak nahm einen letzten Zug, drückte die Zigarette aus und faltete die Hände, als sie sich ein wenig vorbeugte.


„Gut. Sie können sich entspannen, Sergeant – niemand ist hier, um Sie anzuklagen oder zu verurteilen. Im Gegenteil, wir sind der Meinung, dass wir jemanden mit Ihren Fähigkeiten und Ihrer...Entschlossenheit brauchen. Die Frontlinien auf Ploo sind festgefahren, unsere Offensiven kommen nicht voran und unsere Verluste steigen täglich. Wir benötigen einen echten Erfolg, einen entscheidenden Schlag gegen die Imperialen und eine entsprechende Mission ist vorbereitet worden. Ich will
Sie für diese Mission, Sergeant Duval, aber Sie müssen eines verstehen: Wenn Sie diesen Auftrag annehmen, werden Sie nicht länger ein Unteroffizier der Armee sein. Es wird keine Auszeichnungen geben, keine Medaillen, nicht einmal einen Eintrag in Ihrer Akte. Diese Mission – und Sie – werden niemals existiert haben.“

Arkadi schwieg, als er über diese Worte nachdachte, über ihre Bedeutung für ihn und seine Zukunft, aber er zögerte nicht lange. Seit Anobis – und wenn er ehrlich war schon davor – war er kaum mehr als eine leere Hülle, ein Geist, der von einem Schlachtfeld zum anderen zog, in der vagen Hoffnung auf – ja, auf was? Dass einer der Imperialen Glück haben und seine Existenz beenden würde? Der blonde Mann war von Kampf zu Kampf gezogen, ohne große Hoffnung, etwas bewirken zu können, getrieben nur noch der Verantwortung für seine Kameraden und seinem Pflichtgefühl, das einzige, was ihn daran gehindert hatte, den Imperialen die Arbeit abzunehmen, war sein Wunsch, doch noch etwas bewirken zu können. Nein, er musste nicht lange nachdenken.


„Ich bin dabei, Ma´am. Wie lautet der Name dieser Operation?“


Es war nicht General Bukk, die antwortete, sondern die rothaarige Menschin in der dunklen Uniform, sie, die bis dahin so hartnäckig geschwiegen hatte, beugte sich ein wenig nach vorne und ihre kalten grauen Augen funkelten, ihre Stimme glich einem verheißungsvollen – oder verhängnisvollem Flüstern.


SURGEON.“
 
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Relax
(Riuen mit 27)

Es war eines der schönsten Gebäude auf Eedoq. Die Fassade war warm gestrichen und vermittelte allein dadurch schon etwas einladendes. Alle Farben waren perfekt aufeinander abgestimmt. Das Gebäude war eindeutig etwas fürs Auge und hätte mit dem Kuppeldach ebenso gut auf Naboo stehen können. Von außen hätte man ein teures Hotel vermutet, aber jeder der gut situiert war und jeder, der auf Eedog lebte wusste, dass das Relax kein Hotel war. Zumindest kein
Hotel für mehr als eine Nacht. Wobei ein dicker Geldbeutel sicher auch das möglich machte.
Selbst der Doorman sah aus, als wäre er eines Muskelmagazin entsprungen. Groß, muskulös, gutaussehend, so musste selbst Riuen den Mann bezeichnen, dessen Lächeln entweder so perfekt einstudiert war, dass es immer authentisch wirkte, oder der Kerl war Replikantendroide und darauf programmiert beinahe ausnahmslos zu Lächeln, außer in Situationen, in denen eine seiner Detektoren etwas wahrnahmen, was darauf schließen ließ, dass statt eines Lächelns eher ein strenger Blick angebracht war.
Riuen bekam problemlos Einlass, schließlich war es nicht das erste Mal, dass er das Relax betrat und doch wunderte er sich jedes Mal, wie geschmackvoll ein Gebäude und dessen Einrichtung sein konnte. An der Bar gab es keinen Alkohol, eine Seltenheit für ein Etablissement dieser Art, aber hier herrschten andere Regeln. Andere Gesetzte und die Angestellten wurden nicht nur gut bezahlt, sondern ebenso gut behandelt. Wer Radau machte oder Dinge verlangte, die gegen das geltende Hausrecht verstießen, wurde des Hauses verwiesen. Ein Codewort, das nur die kannten, die hier arbeiteten wurde genannt und schon wurde entsprechende Person aus dem Zimmer geworfen. Ein täglich neues Wort bot Sicherheit. Dafür aber waren die Preise mehr als gehoben. Selbst ein Glas Wasser kostete hier mehr, als anderswo eine Flasche Wein. Dekadent Ja, fast alles hier war dekadent, aber manchmal trieben einen die verschiedensten Gefühle oder Beweggründe dazu, etwas dekadentes zu tun. Was den Chiss heute ins Relax trieb war eines dieser Gefühle. Einer dieser Beweggründe...

Lavelia erwartete ihn bereits und hatte alle wichtigen Vorbereitungen getroffen. Sie saß, in beinahe simpler Alltagskleidung auf der Couch, ein kleiner Tisch vor ihr, der mit Saft und Knabbereien bestückt war und dann der rote Ohrensessel, der Gemütlichkeit schon versprach, während man ihn bloß ansah. Auf eben jene ließ der Chiss sich sinken, nachdem er Lavelia mit einem Küsschen link, rechts und wieder links begrüßt hatte. Kaum das er saß, war sein Lächeln verschwunden und Riuen stütze den Arm auf dem Tisch ab und den Kopf in der Hand.

"Du siehst nicht gut aus," war das erste, was Lavelia sagte und da lächelte der Chiss doch minimal. "Stell dir einfach vor, ich hätte das Lächeln eures Doormans." Sie lachte, ein kehliges, ein ehrliches Lachen, eines das gut zu einer Sängerin mit rauchiger Stimme gepasst hätte. "Soll ich Sokov dein Kompliment ausrichten?" Riuen schüttelte den Kopf, lachte nicht, sah beianhe noch deprimierter aus, als eben. "Geht es um Siala?" Jetzt nickte Riuen und spürte, wie allein die Nennung ihres Namens ihn tatsächlich deprimierte.
"Riuen, du kommst nicht wieder hier her, buchst mich für zwei Stunden, um über Siala zu sprechen." Doch, genau das tat er und es war weder das erste, noch das zweite oder gar dritte Mal, das Riuen es tat. "Komm schon, ich hab ein bisschen Empathie nötig." Sie seufzte, als sie nach Riuens Händen griff. "Du hast es nötig, dir jemanden zu suchen, der mit dir spricht." Tja. "Ich bin hier, oder?" Jetzt sahen sie beide einander an und Lavelia wusste, dass sie darauf kaum etwas erwidern konnte, was sie nicht schon erwähnt hatte. Außerdem waren diese zwei Stunden leicht verdientes Geld, der Chiss war ihr sympathisch, vielleicht auch, weil er darauf bestand, sie zu bezahlen. Sie hatte ihm unlängst den Rat gegeben, mit jemand anderem zu sprechen, der günstiger war, aber Riuen hatte stets darauf beharrt, dass sie besser geeignet war, als irgendein Seelenklempner, Freund, oder Kollege.
"Ich rate dir heute das gleiche, wie damals," sagte sie dennoch. "Verlasse sie und du zahlst heute keinen Credit." Riuen seufzte. "Hab ich nicht eben was von Empathie gesagt?" Sie quasi darum gebeten? "Ich habe dir sehr empathisch gesagt, was ich von ihr halte, mehr als einmal schon, aber du verstehst das auf diesem Weg nicht. Das einzig richtige das du tun kannst ist ihr den Laufpass zu geben, bevor sie es tut und das endgültig, Riuen. Sie nutzt dich aus, sie..." Doch Riuen schnitt ihr das Wort ab, indem er die Hände hob. "Niemand nutzt jemanden vier Jahre aus oder spielt so lange etwas vor." Lavelia lachte erneut, schüttelte dabei aber den Kopf und sah aus, als hätte Riuen nicht nur einen schlechten Witz gemacht, sondern etwas absurdes als eine Tatsache zu verkaufen gesucht. "Weißt du wie viele Männer hier her kommen und ihren Frauen den treuen Ehemann vorspielen? Du bist ein Militär! Du weißt genug über Strategien, du weißt genug über Schönfärberei und genug über Lügen und Ausnutzen von Situationen. Du willst ihr Lückenbüßer bleiben? Du willst warten, bis sie dich ersetzt? Du willst dich weiter ausnutzen lassen? Dann tu das, aber ich, ich tue das hier nicht. SARLACC, " rief sie, legte eine Entschuldigung in ihren Blick, als RIuen aufsprang. "Das ist nicht dein Ernst. Ich habe dich bezahlt!" Aber da schob sie ihm einen Bündel Credits entgegen. "Es tut mir leid Riuen. Aber komm nicht mehr hier her. Und geh nicht mehr zu ihr. Such dir echte Freunde, such dir eine Frau, die dich liebt. Für mehr als das," was ihren Blick auf den Bündel fallen ließ. Da öffnete sich schon die Türe zu ihrem Zimmer, ein weiterer Mitleidiger Blick folgte und dann wurde Riuen des Hauses verwiesen und fühlte sich so unrelaxet wie seit Ewigkeiten nicht mehr...
 
Mit eisigem Blick sah der Governor auf sein Datapad. Vor etwa zwei Stunden war er vom Verwaltungssitz nach Hause gekehrt, wo er sich noch auf sein anstehendes Treffen mit dem Governor Korribans vorbereitete. Unlängst war die kühle Nacht über der Villa des Gouverneurs eingebrochen und während er zu seiner Zigarette an einem halben Glas Whiskey nippte, ordnete er noch einmal seine Gedanken über den Krieg. Dann drückte er die Zigarette im silbernen Aschenbecher aus und begann:


Agustin Prada: Abhandlung über die Rebellion auf der dubrillianischen Südhalbkugel

Vorwort:

Überwältigende Feuerkraft alleine genügt nicht, entscheidend ist der Wille. Stellen Sie sich vor, eine halbe Welt befindet sich in einer offenen Rebellion, nicht nur gegen Ihre Verwaltung repräsentiert durch den Gouverneur im Dienste seiner Majestät, nein, gegen die Glorie des Imperiums. Sie müssen schnelle und folgenschwere Entscheidungen treffen, um die Ordnung auf Ihrer Welt zu gewährleisten und all jenes zu schützen, zu dessen Schutz Sie sich verpflichtet haben. Halten Sie sich im Hintergrund und tun Sie das, wozu Sie Kraft Ihres Amtes vorgesehen sind? Oder nehmen Sie die Zügel selbst in die Hand und liefern Sie Ihren Feinden, den Feinden des Imperiums, einen Kampf, der in deren zwangsläufigen und vollständigen Vernichtung mündet? Sicherlich für viele unter Ihnen ein abwegiger Gedanke, unwahrscheinlich und nicht von bedeutender Relevanz. Doch der Schein trügt und die düsteren Zeiten des offenen Aufstandes in zahlreichen Regionen unseres glorreichen Imperiums befördern viele unter uns in Situationen, die wir uns gestern noch nicht im Traume ausgemalt hätten. Ich, Agustin Prada, Gouverneur Dubrillions, befand mich in ebenjener oben beschriebenen Situation und war dazu gezwungen, mich zu entscheiden: Werde ich für das Imperium kämpfen? Meine innerhalb kürzester Zeit gefällte Antwort lautete: Nein. Ich entschied mich nicht dafür zu kämpfen, sondern dafür zu gewinnen. Für das Imperium, für den Imperator!



Kapitel 1: Das Aufbäumen eines handfesten Aufstandes und eine drohende Revolution

Wahre Führung bedeutet, groß zu denken und feste Strukturen zu wahren. Unter diesem Vorsatz strukturieren und administrieren zahlreiche imperiale administrative Verwaltungen Planeten, Systeme, Sektoren und Supersektoren. Das Getriebe des Imperiums besteht aus unzähligen Rädchen. Jede Handlung, jede Entscheidung und jeder Akt dient einzig und allein dem hohen Wohle des gesamten Imperiums. Im Streben nach Perfektion und Effizienz treffen regionale Verwaltungen Entscheidungen, die einem höheren Wohl dienen: Und zwar dem Wohle des gesamten Imperiums. Denn jede einzelne Welt stellt ein Rädchen dar, welches tadellos funktionieren muss, um die Aufrechterhaltung von Fortschritt, Sicherheit und Stabilität zu gewährleisten. Ich denke, es muss an dieser Stelle nicht erwähnt werden, dass die Galaxie in seiner schier unendlich scheinenden Historie nichts erlebt hat, was auch nur ansatzweise mit dem Galaktischen Imperium vergleichbar ist. Das Galaktische Imperium hält seine schützenden Hände über sämtliche relevante Regionen der uns bekannten Galaxie und läutete vor Jahrzehnten eine Ära der Stärke, Einheit und Ordnung ein. Unseren Vorvätern gelang, was in all den Generationen vor ihnen wie schiere Blasphemie erschien: Im Streben nach den oben genannten Standarten eine vereinte und unbezwingbar in die Grundfesten aller Dimensionen verwurzelte Macht zu ergründen, die alle Zeiten überdauern und dem Diesseits ihren Stempel aufdrücken würde – bis in alle Ewigkeit. Die Entstehung einer solchen Sache, die dem bloßen Verstand eines jeden Lebewesens wohl kaum vollständig greifbar ist, ist allerdings nicht für sämtliche sterbliche Individuen geschaffen. Die aktuellsten Stände der Wissenschaft zeigen uns nämlich, dass Perfektion gegen die Natur spräche und ich sage es Ihnen, wie es ist: Unsere Natur hat verhindert, dass das galaktische Imperium seine Großartigkeit in voller Form entfacht. Unsere Natur hat sich entschieden, zu selektieren und uns den Weg in einen Kampf gewiesen, der über die Zukunft und den Fortbestand unserer Galaxie entscheidet: Den Galaktischen Bürgerkrieg. An dieser Stelle möchte ich die generelle Unvermeidbarkeit von Unruhen eines Systems, welches aus unzähligen Billiarden von Lebewesen und deren niederen Verlangen besteht, gar nicht erst zu leugnen versuchen. Unruhen sind ein fester Bestandteil der Normalität und permanent auftretend. In jeder Stadt auf jeder Welt finden Verbrechen statt. Die Menschen handeln ob ihrer persönlichen Beweggründe oftmals unmoralisch und eigennützig und die vollkommene Perfektion einer Gemeinschaft ist per se nicht möglich. Dies alles sind jedoch Probleme, die einer organisierten und gerechten Struktur kaum zum Verhängnis werden könnten, ganz anders als folgende Problematik, mit der ich mich im Laufe meines Werkes beschäftigen werde. Der Problematik des schwarmartigen Zusammenfindens von Individuen, geeint durch niedere Absichten und dem Begehr nach unmoralischen Zuständen, welche es ihnen ermöglichen, zum eigenen Vorteil zu handeln und sich der Strukturen der Ordnung zu entziehen, die das eigene Wohl womöglich für einen höheren Zweck, und zwar das Wohl der Gemeinschaft, das Wohl des Imperiums, zurückstellen. Dies ist die Perversion der Selektion aller sterblichen Wesen. Sie teilte die gesamte Galaxie in zwei Kategorien ihrer Bevölkerung. Womöglich sollten wir dem Lauf der Natur dankbar sein, unsere Reihen von all jenen gesäubert zu haben, die in besagtes Raster fallen und des Imperiums in keinster Weise würdig sind. Stattdessen finden wir uns als ein vereintes Imperium im Kampfe um die Zukunft der Galaxie wieder. Ein schicksalhafter Kampf, den wir nicht verlieren werden.

Ein vergleichbarer Kampf fand ebenso auf der der Thronwelt Bastion nahe gelegenen Welt Dubrillion statt, einer Welt, die unter meiner Führung in vielerlei Hinsicht aufgestiegen ist. Auch wenn dies keine Abhandlung über den wirtschaftlichen Aufstieg Dubrillions ist und ich Sie keineswegs mit nebensächlichen Details langweilen möchte, kann ich trotzdem guten Gewissens sagen, stets zum Wohle meines Verwaltungsbezirks und dessen Bevölkerung gehandelt zu haben. Nachdem es nach einem vielversprechenden Start unser südlichen Expansion vermehrt zu Unruhen innerhalb diverser dortiger der Unterschicht angehörigen Bevölkerungsgruppen kam, rechneten wir fest mit einem Aufstand, der sich innerhalb kurzer Zeit friedlich lösen ließe. Doch machte uns das gefährliche Schwarmdenken erbärmlicher Individuen, die die Schuld am eigenen Versagen dem System zuschieben, anstatt vor der eigenen Tür zu walten, einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Aus teilweise friedlichen Demonstrationen wurden gewalttätige Ausschreitungen. Aus Übergriffen, terroristische Akte. Und letztlich schwang sich die gesamte Besiedlung der dubrillianischen Südhalbkugel auf, um nichts anderes als eine handfeste Revolution zu erproben. Ich fand mich mit dem Rücken zur Wand wieder und war gezwungen, schnell zu handeln. Es ist an dieser Stelle wohl kaum erwähnenswert, dass die vereinzelten militärischen Außenposten des imperialen Militärs innerhalb kürzester Zeit an die Horden tausender Rebellen fielen, die parallel zu ihrem territorialem Gewinn terroristische Angriffe auf den dem Imperium nach wie vor loyalen Norden verübten. Ein unmenschlicher Akt der Massakrierung unschuldiger Bürger, der mir diesen einen essentiellen Punkt vor Augen führte, der sich in den kommenden Jahren wie ein roter Faden durch mein gesamtes Handeln ziehen würde: Ich würde keine Gnade walten lassen. Diese Tiere haben die Bürger bluten lassen, die unter meinem Schutz sehen. Ich wollte und konnte das in keinem denkbaren Szenario vergeben. In engster Kooperation mit der Sektorverwaltung habe ich gemeinsam mit meinen militärischen Adjutanten einen Plan ausgearbeitet, der auf der immensen Stärkung der planetaren Streitkräfte auf Dubrillion basierte. Ich respektiere das imperiale Militär als eines der beiden wichtigsten Organe des imperialen Staates, doch musste ich diesen Krieg zu großen Teilen in eigener Verantwortung führen. Innerhalb von wenigen Wochen wurde eine neue etwa fünfzigtausend Mann starke Streitmacht ausgehebelt; ihre Männer waren bestens ausgebildet, ausgerüstet und dem Imperium treu ergeben. Ich setzte den ehemaligen Colonel des imperialen Militärs Walder Fondham als Befehlshaber der Planetary of Dubrillion ein und kann mit ziemlicher Gewissheit sagen, dass dessen taktischer Scharfsinn und dessen unerbittliche eiserne Härte im Kampf gegen die massakrierenden Tiere der Revolution einen ebenso großen Teil an am militärischen Erfolg hatten, wie meine festen Maßgaben, die auf konkreten Vorstellungen und einem Pflichtgefühl gegenüber dem Imperium beruhten, mit welchem ich mich genauso gut selbst an der Spitze meiner Männer in die Schlacht hätte werfen können. Die Marschrichtung war von Anfang an klar: Vorwärts, nur vorwärts. Die Truppen der PAD überquerten die äquatorialen Grenze und besetzten die ersten Siedlungen auf rebellischem Territorium, wobei sie bereits zu Beginn der Operation auf heftigen Widerstand stießen. Zeitgleich erbat ich die Unterstützung durch Bomberstaffeln der Flotte der Sektorverteidigung, das zweite grundlegende Fundament meiner Taktik im Kampf gegen die südlichen Rebellen. Die PAD würde sich Stück für Stück in die Tiefen der Regionen der Südhalbkugel begeben und zunächst sämtliche Farmen und Felder dem Erdboden gleichmachen, um zumindest die unteren Ketten ihres rebellischen Paramilitärs von einer verlässlichen Versorgung abzuschneiden. Anzumerken sei hierbei, dass sich auch die Bauern und Farmer des Hochverrats verschuldeten, in dem sie Aufständischen ohne zu Zögern mit Versorgungsgütern unterstützten und damit einen maßgeblichen Teil zur Entstehung von deren Mannstärke beigetragen haben. Zeitgleich würden sich die TIE-Bomberstaffeln der Sektorverteidigung Stück für Stück in den Süden vorarbeiten und rebellische Dörfer bombardieren. Mithilfe unseres durch die voranschreitenden Expansion üppig gefüllten Verteidigungshaushalts gab ich den Bau von mehreren Flugfeldern an taktisch günstig gelegenen Punkten in den bereits eroberten Gebieten, mit deren Festsetzung ich meinen militärischen Beraterstab um General Fondham betraute, in Auftrag. Auf lange Sicht war es mein Ziel, die Rebellen von ihrer Versorgung durch die angesprochenen Farmer abe r auch Unterstützung von außerhalb abzuschirmen und gleichermaßen einen Effekt der absoluten Abschreckung für all jene zu schaffen, die mit dem Gedanken des Hochverrats spielten.


Mit dem Anflug eines zufriedenen Lächelns ging er über das Niedergeschriebene, die erste Rohfassung, und sah auf seinen goldenen Chronographen mit burgunderroten Ziffernblatt. Zwei Stunden hatte diese ungewohnte Form der Arbeit in Anspruch genommen. Es war ein gelungener Anfang, wie der stattliche Verwalter befand, und eitere Kapitel würden folgen, um seine eigene Wahrheit zu erschaffen. Nach einer letzten Zigarette verschwand Agustin dann in seinen Gemächern, denn in vier Stunden würde er wieder aufstehen müssen, um die letzten Kleinigkeiten bezüglich des anstehenden Treffens zu klären.


 
Twilight Dawn - a forgotten tale.

Cathar,
wenige Wochen vor Niphiras Ankunft auf Bastion…

Wie so oft war ein leises schnarchen aus dem Zimmer auf dem Dachboden zu hören. Es war für Dinah nichts neues. Schon als Kind hatte Niphira einen Hang dazu gehabt sehr laut zu schnarchen. Es war schon fast niedlich. Erst recht weil das junge Mädchen erst recht spät erfuhr dass sie diese Eigenschaft besaß. Dinah schaute aus dem Fenster und lächelte glücklich. Für sie war es einfach ein schönes Gefühl seit Niphira hier auf Cathar lebte. Sie selbst hatte niemals Kinder kriegen können. So erfüllte sich am Ende ihr Traum als Hiteda ihre Tochter als Kleinkind bereits in ihre Obhut gegeben hatte um das Kind zu schützen. Auch wenn es für Niphira nicht leicht war damit umzugehen hatte sie schon als Kleinkind einen unheimlichen Dickkopf gehabt. Es war ein wenig inspirierend wie entschlossen das Mädchen gewesen war. Und nun war Niphira schon eine junge Frau. Eine junge Frau mit dem Hang dazu viel zu lange zu schlafen ehe sie sich bei der Dorfwache meldete um ihren Dienst anzutreten. Dinah konnte bis heute nicht verstehen warum Hiteda sich so sehr dagegen sträubte Niphira mit nach Coruscant zu nehmen. Schließlich war sie sehr scharfsinnig und würde nur schwer überredet werden können jemandem bewusst zu schaden. Zumindest soweit Dinah das einschätzen konnte. Auch wenn in den letzten Monaten hin und wieder von ein paar der Wächtern merkwürdige Andeutungen gemacht worden waren. Aber wenn sie nachfragte bekam Niphiras Tante nur irgendwelche wagen Aussagen.

Das Verstummen des Schnarchens verriet dass die junge Frau langsam wach wurde. Schon wenig später hörte man ein laute Gähnen während mit trägen Schritten eine auf den ersten Blick recht magere Frau die Treppe herunter kam. „Morgääääääään!“ kam es von Niphira gedehnt während sie in das Bad verschwand. Wenigstens daran dachte sie. Morgenhygiene. Niphira mochte zwar wie ein jüngeres Selbst ihrer Mutter aussehen, hatte aber eher den ungeschliffenen Charakter ihres Vaters geerbt. Ein lautes Fluchen verriet dass Niphira gerade im Bad fertig war. Selbst nach all den Jahren stieß sich die junge Frau noch den Kopf am Rahmen der viel zu kleinen Tür des kleinen Hauses. Wenigstens etwas was geordenet bei der jungen Dame ablief. Dinah deckte erst einmal den Frühstückstisch und stellte Niphira einen Becher Tee hin. Die junge Frau rieb sich den Kopf als sie die kleine, spärlich eingerichtete Küche betrat. „...blöder… verdammter… Tür...“ grummelte sie nur und Dinah musste sich verkneifen los zu lachen. „Niphira liebes. Wenn du nicht in der Lage bist deinen Kopf die wenigen Zentimeter einzuziehen wenn du das Bad verlässt, es aber beim Betreten hinbekommst… dann ist sicher nicht der Türrahmen das Problem.“ kam es von Dinah mit einem seht breiten Grinsen, was Niphira nur mit einem Schmunzeln erwiderte. Sie hatten nicht viel, aber sie hatten einander. Beide Frauen wussten wie sie miteinander umgehen konnten. Teilten einen sehr ähnlichen Humor und wussten wie sie über die Runden kamen.

Nach dem Frühstück strich sich Niphira die Kleider glatt und schaute ihre Tante an. Es war Niphiras Geburtstag, aber sie beide wussten dass das Geburtstagskind diesen Tag lieber nicht feierte. Es war für die Jüngere einfach nichts nennenswertes. Sie könnte schließlich auch andere Tage feiern. So packte Niphira ihre Sachen und ging zum Wachgebäude. Die Hütte war ein wenig Abseits der anderen Häuser des Dorfes die Kreisförmig um einen großen Platz angesiedelt waren. Niphira musste wie eigentlich jeden Tag genau dort hin. Ins Zentrum der Dorfes. Die Wachen hatten eine kleine Baracke direkt am Marktplatz. So lief die junge Frau schon bald durch die Straßen und wurde eigentlich von jedem gegrüßt. Demnächst wäre wieder Ernte. Dann würde auch sie wieder auf dem Feld helfen. Allgemein war das Leben sehr einfach. Das Dorf lebte quasi gemessen an vielen anderen Städten auch auf diesem Planeten weit in der Vergangenheit. Es war einer der seltenen Orte wo Verhältnismäßig wenig Technik Einzug gehalten hatte. Selbst die Bibliothek hatte noch viele Aufzeichnungen auf Flimsi verewigt und musste dementsprechend gepflegt werden. Gerade dieses einfache Leben mochte Niphira irgendwie. Es war unkompliziert, friedlich, ruhig. Vielleicht ein wenig zu ruhig. Aber am Ende war ihr das so lieber als ständig in irgendeinem Krieg zu leben. Und es half ihr sich selbst ruhig zu halten. In einer Galaxie in der scheinbar überall Gewalt lauern konnte würde sie sich zum Teil nicht zurück halten können. Nur selten trat es bisher ans Tageslicht. Nur selten zeigte sich ein Teil ihres wahren Selbst. Eine Seite die kämpfen wollte. Sich duellieren mit starken Gegnern. Und genau diese Seite machte Niphira selbst Angst sodass sie lieber hier lebte.

Es dauerte nicht lange und die junge Frau stand vor der Baracke der Wachleute und trat ein. Drei Männer saßen darin. Ein leicht ergrauter Mann stand auf dessen Gesicht vor Narben zerfurcht war. Es war Greth Suro. Ehemaliger Commander der auf Cathar seinen Lebensabend genoss. Mit strengem Blick schaute er Niphira an und verschränkte die Arme. „PÜNKTLICHKEIT ist mehr als nur eine Tugend junge Dame!“ kam es kalt und gerade zu gebellt. Niphira zuckte zusammen sodass eine schwarze Strähne langsam in ihr Gesicht fiel. „Ja Mister Suro...“ kam es von ihr schuldbewusst. Greth legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Alles gute zum Geburtstag du kleine Chaotin… Außerdem hast du wieder vergessen dass du heute keinen Dienst hast.“ Kam es nun fast väterlich. Allgemein war Greth wie ein Vater gewesen für die kleine Niphira seit sie als kleines Kind einmal vom Markt ein paar Äpfel geklaut hatte. Er hatte sich Niphira angenommen als er gemerkt hatte dass das Mädchen nur aus Sorge um ihre kranke Tante etwas zu Essen auftreiben wollte. Greth grinste ein wenig und schaute sie prüfend an. „In einer Stunde auf dem Trainingsplatz? Wie immer wenn du deine freien Tage verschlafen hast?“ Niphira lächelte und erwiderte prompt. „Nur wenn du glaubst noch mithalten zu können alter Mann!“.

Die Dorfwache hatte keine richtigen Ausbilder. War nicht gut ausgestattet und bestand aus verschiedenen Wesen mit noch unterschiedlicherer Herkunft. Ein Twi‘lek der vor seinem Besitzer geflohen war, ein alter Söldner, Ein ehemaliger Pirat und noch ein ziemlich zwielichtiger geselle von dem niemand so richtig wusste was er getan hat bevor er vor wenigen Jahren plötzlich im Dorf aufgetaucht war, waren nur ein paar wenige der Beispiele woraus sie bestanden. Um die geringe Zahl auszugleichen brachte beim Training jeder mit rein was er wusste. Das Ergebnis war eine Mischung verschiedenster Nahkampftechniken und erstaunlich effiziente Schwertkampftechniken. Alleine die Art eine Vibroklinge aus verschiedenen Positionen zu ziehen übten sie bis zum Umfallen. Am Ende konnte bei den Wachen jeder maximal dürftig mit einer Waffe umgehen, dafür aber mit Klingen jeglicher Art umgehen sowie im Faustkampf den Mann stehen. Niphira war hatte kurz nach dem Diebstahl erst nur mit dem ehemaligen Soldaten, später mit dem Soldaten trainiert. Sie hatte jede Lektion wie ein Schwamm aufgesogen und alles sehr verinnerlicht. Ihr ganzer Körper handelte fast selbstständig. Vor allem mit dem Schwert war Niphira eine wahre Künstlerin. Niemand bei der Wache konnte ihr das Wasser reichen. Natürlich, so dachte sich Niphira selbst, wäre sie nichts im Vergleich mit einer Jedi wie ihrer Mutter, aber sie empfand sich als talentiert, womit die junge Frau nicht alleine war. Der ehemalige Soldat erkannte in den Bewegungen Niphiras dass sie eine ruhige und kontrollierte Art zu Kämpfen roher Gewalt vorzog.

Greth beduetete Niphira kurz zu warten. „Es ist nichts besonderes... Nichts großes...“ Sagte er. „Aber... Da du so gerne damit trainiert hast...“ Sagte er und kam mir einem langen Gegenstand in der Hand wieder und reichte ihn Niphira. Sie musste blinzeln. War überrascht. „Ein eigenes Vibroschwert?!“ kam es gekeucht. Sofort schaute Niphira zu den anderen anwesenden. Greth legte ihr eine Hand auf die Schulter und lachte. „Wir haben zusammen gelegt. Betrachte es als Geburtstagsgeschenk. Es ist genauso wie das was du damals so gerne im Training verwendet hast.“ Niphira strahlte im ganzen Gesicht und verneigte sich tief. In ihren Augen stand reine Dankbarkeit. Sie war glücklich. „Das wäre nicht nötig gewesen!“ Worauf Gerath lachend erwiderte: „Du bist unsere Beste... Wenn jemand so etwas verdient hast dann du. Halte es in ehren. Versprichst du mir das?“ Niphira nickte hastig. „Ich verspreche es. Ich werde es gut behandeln!“ Gereth nickte zufrieden und ging mit den anderen los um einen Kontrollrundgang zu machen.

Niphira ging in das Hinterzimmer um sich umzuziehen. Sie hatte gerade das Gröbste aus gezogen als ein merkwürdiges Geräusch sie aufhorchen ließ. Es war laut. Wie die Speeder. Nur lauter und tiefer. Niphira schaute nach draußen und blinzelte. Da war ein kleines Schiff... Es landete direkt im auf dem Marktplatz. Es war merkwürdig. Hin und wieder landeten im Raumhafen Transporter, aber das... Die Form war so anders. Still versteckte sich Niphira in der Baracke und beobachtete einen Mann. Einen rot häutigen Zabrak der das Schiff verließ. Sie wagte es nicht zu atmen. Mit dem Rücken presste sie sich gegen die Wand und hoffte nicht gesehen zu werden. Irgend etwas stimmte hier nicht. Als ihre Freunde sich dem Fremden näherten beobachtete sie das Geschehen unauffällig. Die Szene die dann folgte schockierte sie komplett. Greth stieß seine Vibroklinge dem ersten seiner Kollegen direkt in den Rücken, nur um wenig später dem nächsten den Kopf abzuschlagen. „Nein...“ sie war am Zittern. Wie oft hatte sie Greth bewundert für seinen Kampfstil? Hatte die rote Vibroklinge regelrecht verehrt. Niphira selbst sah einen nach dem anderen ihrer Kameraden zu Boden gehen. Als nächstes zeigte Greth auf die Baracke in der Niphira war.

Er hatte sie verraten? An wen?! Sie nahm die Vibroklinge. Er hatte einen Fehler gemacht. Er hatte Niphira eine funktionierende Vibroklinge gegeben. Sie war nicht wehrlos. Klar. Es war ein altes Modell. Wenn man aber besser kämpfte war man immer noch normalerweise der Sieger. Schnell huschte Niphira in das Hinterzimmer und stieg dort aus dem Fenster. Was immer Greth vor hatte. Wahrscheinlich war auch ihre Tante in Gefahr. Schnell lief die junge Frau zu dem Haus ihrer Tante. Auf halben Weg stolperte sie und schlitterte kurz über den Boden. Langsam stand sie auf. Hörte Schritte. Schwere, langsame Schritte. Nervös drehte sich Niphira in die Richtung.Der Fremde und Greth kamen direkt auf sie zu gelaufen. In ihrem Rücken die Stadt aus der langsam zunehmend starker Rauch aufstieg. Es brannte. Niphira machte einen Schritt zurück. „Was wollt ihr?!“ rief sie den beiden zu. Ihre ursprünglich weiße Kleidung war nun komplett eingesaut. „Niphira... Es geht nicht um dich... Du bist nur eine weitere Schachfigur um sie raus zu locken. Du... wirst sterben. Suro? Kümmern Sie sich um diesen Dreck.“ Der Fremde blieb stehen wo er war. Niphira zog nur mit Widerwillen ihre eigene Vibroklinge. „Greth! Ich weiß nicht was das soll! Aber zusammen können wird das wieder gerade biegen!“ Greth lachte nur abfällig. „Du klingst wie deine dreckige Jedi-Mutter! Endlich kann ich mich rächen! Bei deiner Mutter und all den Jedi! Den Jedi die tatenlos zugesehen hatten als meine Frau getötet worden waren! Es ist witzig... Wärst du noch später gekommen hätten wir improvisieren müssen!“ Niphira wich weiter zurück. „Du willst meine Mutter...“ Erst jetzt realisierte was hier vor sich ging. Hieß es dass ihre Mutter hier war? Sie wollten ihre Familie töten? Niphira sah ihre Eltern nur selten. Und doch würde sie bis zum letzten Atemzug kämpfen um sie zu beschützen. Allen voran ihre Tante. Niphiras Gesicht wechselte von panisch zu konzentriert. Ihre Körperhaltung wurde aufrechter. Sie atmete tief durch. „Wenn du meine Familie töten willst... Musst du erst an mir vorbei!“ Sie grinste. „LASS UNS TANZEN!“

Noch bevor Greth reagieren konnte hatte Niphira die Distanz zwischen den beiden überwunden und mit einem regelrechten Knall kreuzten sich ihre Schwerter. „Wenn du glaubst ich würde es dir leicht mache... hast du dich geschnitten!“. Greth sprang zurück. Niphira setzte aber sofort nach und wechselte immer wieder die Art und Weise aus welcher Richtung sie Angriff. Anders als im Training nutzte sie alles was sie wusste. Leitete Greths schläge ab, nur um ihm dabei auf die Füße zu treten. „Lektion Nummer 1!“ Sie grinste. „Kämpfe mit allem was du hast! Halte dich nicht zurück!“ Sie gewann nach und nach die Oberhand. Jagte Greth regelrecht vor sich her. Der Kampf hatte ein Tempo bei dem man leicht die Übersicht verlieren konnte. Immer wieder sprang Niphira an ihn vorbei und rammte ihm das Heft des Schwertes in die Seite. „Ich dachte ihr wollt mich töten?“ Greth starrte Niphira zornig an. „Du dreckige-“ weiter kam er nicht. Sie trat ihm gegen die Knie sodass der ehemalige Soldat zu Boden ging. Der Fremde klatschte beiläufig in seine Hände als wäre er ein Vater der desinteressiert eine Schulaufführung der Grundschule beiwohnen musste und lieber wo anders wäre. „Sehr schön...“ kam es von ihm während Niphira Greths Schwert weg kickte. „Nun bringe es zu Ende Kleine. Vielleicht bringen Jedi ja doch nicht nur schwache narren zur Welt...“ Kam es spöttisch. Niphira schaute ihn an. „Und warum sollte ich? Ich habe gewonnen... Und wenn er nur Ansatzweise noch etwas Ehrgefühl besitzt wird er nichts mehr machen...“ Der Zabrak starrte Niphira an als hätte sie gerade seinen Lutscher geklaut. In einer fließenden Bewegung schob Niphira dir Vibroklinge in die Scheide. „Dieser Kampf ist vorbei...“ Damit drehte sie sich um und wollte gehen. Irgendetwas stieß sie um und sie fiel abermals hin. Das nächste was Niphira hörte war ein unheilvolles Surren. Schnell drehte sie sich immer noch auf dem Boden liegend um. Konnte nur den Fremden anstarren. Er hatte ein Lichtschwert gezogen. Die rote Klinge erleuchtete den Boden um ihn herum sodass das Gras wie Blut wirkte. Noch bevor sie überhaupt hätte handeln können hatte der Fremde Greths Kopf abgeschlagen. Nervös kämpfte sich Niphira auf die Beine. Wieder dieses Gefühl. Der Zabrak wandte sich nun an die junge Frau. „Es ist schade. Du versagst deiner Klinge ihren Durst nach Blut! Du hast Potential, nutzt es aber nicht!“ Er wirkte wütend. Als er die Hand ausstreckte war Niphira in höchster Alarm bereitschaft. Das war nicht mehr Greth. Dieser Mann... War um einiges gefährlicher. Sie legte eine Hand auf den Griff ihres Schwertes. Sie wartete diesmal. Versuchte den Kampfstil des Mannes zu erahnen. Schneller als es ihm eigentlich möglich hätte sein sollen war er auf Niphira zu gestürmt. Nur mit großer Not konnte sie ihre Klinge weit genug ziehen um den ersten Hieb ab zu blocken. Sie selbst war schon schnell. Aber das? Das war unheimlich! Immer wieder folgte Hieb auf Hieb. Es war fast unmöglich sich zu verteidigen. Angreifen war gar unmöglich. Der Mann war einfach schneller als sie. Jedes mal wenn ihre Klingen einander trafen war ein lautes zischen zu hören. Niphira kam kaum mit. Sie verzweifelte zunehmend. „ich werde dich nicht zu ihnen lassen!“ Rief sie irgendwann. Innerlich flehte sie um Hilfe. Sie würde nicht mehr lange durchhalten. Dieses Tempo. Diese Kraft. Niemals hatte sich Niphira erträumen können dass es Wesen gab die so viel schneller und stärker wären. Langsam ließ ihre Kraft nach wodurch sie nicht mehr richtig blocken konnte. Die Plasmaklinge schnitt sie mehrmals leicht. Niphira schrie wie am Spieß. Als sie langsam in die Knie ging hielt der Sith inne. „So schwach... So nutzlos...“ Niphira konnte kaum noch ihr Schwert halten. Geschweige denn kämpfen. „Nutzlos... Schwach... Du bist es der schwach ist! Der sich wie ein Tier verhält!“ Keuchte sie. Niphira hatte vor Schmerz ein Auge zu gekniffen. Der Zabrak hob eine Hand. Da Niphira dachte er würde ihr nun den letzten schlag verpassen wollen riss sie das Schwert hoch. Doch es kam kein Schlag. Was sie traf vermochte keine Vibroklinge der Welt zu blocken. Blitze rasten aus seinen Fingern auf Niphira zu. Ihr ganzer Körper verkrampfte! Die Schmerzen waren schrecklich. Unerträglich. Bewegen unmöglich. Ihr Körper wollte sie nicht einmal schreien lassen. Sobald der Fremde aufhörte sie zu malträtieren Griff er mit der Macht Niphiras Hals. Sie hatte das Gefühl seine Hand wäre direkt im selbigen gelegt. Sie spürte erst den Druck. Dann wie sie etwas hoch zog. Unfähig nach Luft zu schnappen starrte sie den Fremden an während die Beine hilflos in der Luft baumelten. Der Fremde warf sie so von sich. Der Aufprall war hart. „Mutter...“ hustete sie. Japste nach Luft während sie hörte dass der Fremde immer näher kam. „Eins muss man dir lassen... Du bist hartnäckig. Zu schade dass es dir... an den richtigen Charatkterzügen fehlt um eine von uns zu werden.

Wieder hob er die Hände. Niphira lächelte. Verlor langsam den Verstand und fing an zu lachen. Sie lachte immer lauter. „Was ist so Witzig?“ Niphira lachte weiter. „Ich fragte mich gerade... Kannst du nur mit einem Finger brutzeln?“ Der Zabrak geriet in Rage. „Lach nur! Du wirst nun sterben!“ Noch bevor er Blitze auf Niphira nieder regnen lassen konnte erstarrte er. Der Körper sackte zusammen und hinter ihm wurde eine alte Frau sichtbar. Mit Haaren weiß wie Schnee. Ihre Roben waren vorwiegend in Braun und Weiß gehalten. Selbst in ihrem hohen Alter konnte man zumindest erahnen dass sie einst eine wahre Schönheit gewesen war. Sofort lief sie zu ihrer Tochter die mit ihrem Bewusstsein rang. „Du hast... wirklich... Tapfer gekämpft...“ Sie nahm Niphira auf ihre Arme. „Mama?“ kam es nur geflüstert. Unbewusst klammerte sich Niphira noch immer an dem Schwert fest als würde ihr Leben davon abhängen was auch einfach daran lag das sie kaum noch was in der Hand fühlte. In Hitedas Armen wurde sie dann zu der Hütte ihrer Tante getragen. Beim Eintreten verlor Niphira das Bewusstsein.

Dinah starrte ihre Schwester und dann Niphira entgeistert an. Sofort räumte sie den Küchentisch leer. „Oh mein Gott! Was ist passiert?!“. Doch ihre Schwester senkte nur den Blick. „Deswegen... wollte ich dass sie hier wohnt...“ kam es nur leise während Dinah nervös die Wunden Niphiras versorgte. „Das beantwortet meine Frage nicht!“ kam es gereizter als gewollt von Niphiras Tante die behände anfing Bandagen in Kolto zu tränken um sie dann Niphira anzulegen.

Hiteda schaute ihre Schwester an. „Sie haben uns gefunden! All die Jahre! Umsonst!“ In ihrer Stimme lag ein schwergewichtiges Schuldgefühl. „Verdammt! Sie sollte doch sicher sein! Warum ist sie nicht weg gelaufen?! WARUM IST SIE SO DUMM?“ Das nächste was man hörte war nur ein lautes Klatschen. Hiteda hatte den Abdruck von Dinahs Hand im Gesicht. Sie schaute ihre Schwester mit Tränen in den Augen an. „Ich weiß was du denkst...“ setzte Dinah an. „...Ich höre es von den Dorfbewohnern. Und ich habe genauso wie du die Ausbildung gemacht... Wenn du sie aber kennen würdest... Dann wüsstest du dass deine Tochter ein gutes Herz hat!“ Kam es mit brüchiger Stimme. „Ich spüre auch diese Dunkelheit hin und wieder. Sie würde aber niemals jemanden grundlos verletzen!“ Dinah ging zurück zu Niphira um sie weiter zu versorgen. „Deine Tochter ist ein entschlossener Mensch. Jemand der für seine Überzeugung, für das woran er glaubt durch die Hölle gehen würde. Wenn du sie nur mitnehmen würdest. Sie könnte dem Orden sehr hilfreich sein!“

Hiteda starrte auf ihre Hände. „Ich will dass du auf sie aufpasst. Ich will dass du meine Tochter beschützt...“ Langsam stand Hiteda auf und streichelte sanft Niphiras Kopf. „Ich werde einige Zeit brauchen. Ich muss mich mit dem Rat beraten.Wenn ich wieder komme... Gebe ich es ihr zurück...“ Dinah schaute ihre Schwester an. „Zurück geben?“ Fragte sie irritiert während sie mit dem letzten Verband am Körper ihrer Nichte fertig war. Hiteda nickte sachte. „Ich blockiere ihre Erinneungen... Es ist zu ihrem Schutz... Falls jemand kommt.“ Dinah hob ihre Augenbrauen. „Sicher dass du das tun willst?“ Hiteda nickte. „Ich weiß nicht wie ich sie und uns schützen kann... Ich vertraue deinen Worten. Hoffe dass du Recht hast. Sie sollte im Ernstfall weg rennen und nicht kämpfen. Ich will sie nicht verlieren...“ flüsterte Hiteda leise während sie sich darauf konzentrierte mit aller Macht eine Blockade zu errichten. Eine massive Wand die verhindern sollte dass ihre Tochter sich erinnern würde. Erinnern an ihre Familie. Erinnern daran wer sie war und was sie über die Jedi wusste. Traurig schaute Hiteda noch ein letztes Mal ihre Tochter an. Ja... sie hatte noch die weißen Haare der Mutter. Doch sah man an den Ansätzen dass sie langsam schwarz werden würden. Wie damals bei ihrem Vater. „Schatz... Sie hat doch ein paar Dinge von dir geerbt...“ Flüsterte Hiteda während sie gegen die Tränen ankämpfte.

Es sollte eine Weile dauern, aber schließlich setzte sich Hiteda erschöpft hin. Während sie sich weiter um Niphira gekümmert hatte, hatte Dinah sich informiert was geschehen war. Die wenigen im Dorf die überlebt hatten waren inzwischen vorbei gekommen um sich zu erkundigen ob bei ihnen alles in Ordnung sei. Die meisten Häuser würden auf die Grundmauern nieder brennen. Hiteda brach nach eine kurzen Pause sofort auf. Sie wollte sich beraten. Dinah stand am Sofa und wachte über Niphira. Als sich die Tür öffnete lächelt Dinah. „Schwesterherz? Hast du es dir doch ander-“ Sie spürte einen tiefen Schmerz, realisierte nun erst das surrende Geräusch der Lichtschwertklinge welche aus ihrem Brustkorb ragte. Leise flüsterte der Zabrak in Dinahs Ohr; „Am Ende ist es egal wie gut ihr euch versteckt... Wir werden euch immer wieder finden... Und dann... werden wir euch beseitigen...“ Es waren die letzten Worte die Dinah hören sollte. Leblos, wie ein nasser Sack, kippte Dinahs Körper auf den Boden. „Nun zu dir Bantha Peedunkey!“ Er erhob die Klinge und wollte zuschlagen als Niphira langsam wach wurde. Sie richtete sich auf und es wirkte so als würde sie den Zabrak nicht einmal bemerken. Blinzelnd und Zaghaft wie ein neugeborenes schaute sie sich erschöpft um. Sie schaute den Zabrak an und lächelte freundlich. „Kann ich Ihnen helfen?“ Dieser wollte zuschlagen, Niphira konnte sich aber durch eine Rolle gerade so noch einmal retten. Fragend ruhte ihr Blick auf dem Fremden. „Sie müssen nicht so grob sein... Ich wollte Sie nicht beleidigen...“ Der Zabrak hielt inne. Schaute zu der Leiche. Dann wieder zu Niphira. „Wer bist du?“ Kam es erstaunlich höflich. „Ich bin...“ Ihre Stirn legte sich in Falten. „Wissen Sie wer ich bin?“ Wieder schaute sie sich um. „Wo bin ich?“. Der Zabrak fing an nach zu denken. Auf der einen Seite hatte diese Frau ihm seine Rache gekostet. Auf der anderen Seite war das... Perfekt! „Ich kann dir diese Fragen nicht beantworten...“ entgegnete er. „...wenn du aber Antworten willst... Wenn du die Wahrheit wissen willst...“ Er holte ein kleines Säckchen hervor und packte ein paar Credits hinein. „...dann Reise... Reise nach Bastion... Dort wirst du jede Antwort finden... die du finden willst...“ Wie ein kleines Kind nahm Niphira die Credits entgegen. Der Zabrak wandte sich zu gehen und ließ Niphira mit einem dümmlichen Grinsen im Gesicht zurück. Was aus der Frau werden würde war ihm egal. Sein Körper wollte nicht mehr. Aber wenigstens... konnte er zum Teil seine Rache verwirklichen. Sollte die abartige Mutter dieses Kindes von dessen Schicksal erfahren... War sein Werk getan. Zufrieden ging der Zabrak in einen Wald wo er schlussendlich seinen Verletzungen erlag.

Niphira freute sich. Sie hatte echt Glück gehabt. So ein netter Mann. Aber warum war er so durch geschwitzt gewesen? Zumindest war die schwarze Kleidung komplett feucht gewesen. Dazu wirkte sie irgendwie kaputt. Komisch. Als Niphira sich in der Hütte umschaute legte sie den Kopf schief. Was war das hier? Wo war sie? Was hatte der Fremde gesagt? Bastion? Niphira nahm das Säckchen und kramte noch in der Küche ein paar Dinge zusammen. Essen, Trinken, ein paar Kleinigkeiten. Beim verlassen des Hauses sah sie die Vibroklinge und grinste immer breiter. Heute musste ihr Glückstag sein! Erst der Nette Mann und dann dieser Gehstock der irgendwie cool war. Als sie die Vibroklinge am Griff packte hatte Niphira kurz einen stechenden Schmerz im Kopf. Realisierte dass dies kein Gehstock, sondern ein Schwert war. Dass das Schwert wichtig für ihre Suche werden würde. Irgendwas machte es wichtig. Also nahm Niphira auch das mit. Sie schaute sich noch einmal alle Räume an und versuchte daraus schlau zu werden wo sie war. Zumindest fand sie einen Ausweis. Sie wusste schon einmal wie sie hieß. Sie bemerkte noch eine Art Motivations-Holo. Es war ein Mann der irgendetwas predigte. „...egal was vor Ihnen liegt. Egal was kommen mag! Bleiben Sie Entschlossen!“ Niphira nickte hastig und trat voller Entschlossenheit vor die Tür. „Bastion! Ich komme!“ Voller Borfreude lief Niphira los und lies die Hütte hinter sich. Schon bald würde sie ein Shuttle besteigen und damit ihre Reise beginnen. Auf dem Weg zum Raumhafen würde sie noch eine Leiche finden und diese begraben. Irgendetwas sagte ihr dass es richtig war. Legte dem Toten sein das Schwert mit ins Grab welches nicht weit weg von ihm lag. Kurz hatte Niphira die leuchtend rote Klinge des Vibroschwertes angeschaut. Es war schön. Aber nicht ihres. Vorsichtig begrub sie die Leiche und das Schwert. Wusste nicht dass es ihr alter Mentor war der sie verraten hatte. Wusste nicht dass sie ihre Heimat verließ, Freunde und Kollegen. Unterwegs kam sie durch das Dorf. Ein Dorf dass scheinbar gebrannt hatte. Niphira ging aber unbeirrt weiter. Sie hatte eine Mission! Genau! Und diese Mission würde sie erfolgreich abschließen! Entschlossen nickte die junge Frau. Bald betrat sie den Raumhafen. Erfragte eine Passage. Kurz vor dem Betreten des Schiffes, ein alter Frachter, der sie zumindest zu irgendeiner Grenze einer Republik und einem Imperium bringen würde, fiel ihr Blick auf einen zusammen gekauerten Mann. Er wirkte nicht vertrauenswürdig. Fast zwielichtig. Und doch vertraut. Mit einem Schulterzucken ging Niphira in das Schiff und verließ mit diesem den Planeten wo sie ihre Vergangenheit zurück ließ.
 
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