Review: Death Proof
(Mit Spoilern)
Der neue Tarantino-Film war für mich natürlich Pflicht und hat mich wirklich begeistert.
Besonders beeindruckend finde ich, wie wenig Story der Film hat.
Sieht man die Ermordung der ersten Frauengruppe durch Stuntman Mike

D ) als erste wirklich wichtige Aktion an, ist gut und gerne 50 Minuten im Grunde nichts passiert. Wobei ich es extrem cool finde, dass man fast eine Stunde diese Frauengruppe vorgeführt bekommt (wobei sich zumindest 2 Mitglieder auch als Heldinnen des Films geeignet hätten) nur damit sie dann in einer großartigen Szene (die Musik!) das Zeitliche segnen und dann durch 4 neue Frauen ersetzt werden.
Der Kampf dieser Frauengruppe gegen Stuntman Mike, der mit wunderbar altmodisch wirkenden Verfolgungsjagden punktet, ist dann das zweite und auch letzte wirkliche Handlungselement des Films.
Viele andere Regisseure werden wohl Komplexe bekommen, wenn sie beim Betrachten des Filmes feststellen, dass Tarantino selbst mit diesem Nichts an Story noch einen um Welten unterhaltsameren Filmen machen kann, als sie es mit stark handlungsorientierten Drehbüchern vermögen würden.
Tarantinos neuer Film lebt einmal mehr von den brillianten Dialogen und von sich selbst.
Wie immer sind die Dialoge wunderbar durchkomponiert und mit Witz und Coolness versetzt wie man sie garantiert nur bei einem Tarantino-Film bekommt. Die Dialoge drehen sich dabei um die tarantinotypischen Themen; sind häufig überaus absurd, regen in Ausnahmefällen vielleicht auch mal zum Nachdenken an, zaubern aber garantiert ein permanentes Grinsen in das Gesicht des Zuschauers.
Neben den Dialogen kann man dann auch noch die reine filmische Umsetzung genießen, denn jedes einzelne Bild steckt so voller Details und Spielereien, dass man es im Grunde als kleines Kunstwerk betrachten muß.
Ganz besonders gefällt mir das künstlich auf alt und schlecht getrimmte Bild, welches sich durch die ganze erste Hälfte des Films zieht. In Zeiten, in denen das Filmbild häufig so klar und glatt ist, dass das Geschehen auf der Leinwand irreal wirkt, ist dies mal eine sehr schöne Abwechslung.
Wirklich schwer beeidruckend, was Tarantino da auf die Leinwand zaubert, während sich die Handlung praktisch überhaupt nicht weiter fortbewegt.
Ein weiteres Mal stellt Tarantino auch sein unverschämtes Talent unter Beweis, Schauspieler außergewöhnlich gut aussehen zu lassen.
Ich bin alles andere als ein Fan von Kurt Russel (und ehrlich gesagt war sein Mitwirken das einzige, was mich an diesem Film im Vorfeld gestört hat), aber hier wirkt er sehr cool und gibt alles.
Rose McGowan habe ich niemals besser in Szene gesetzt gesehen und dass ein anderer Regisseur es in den nächsten 10 Jahren versteht Vanessa Ferlito nochmal einen ähnlich heißen Auftritt (womit ich nicht nur die Tanzszene meine) wie hier zu verschaffen ist auch sehr unwahrscheinlich.
Mit Mary Elizabeth Winstead gibt es hier nach "Stirb Langsam 4" (wo sie die Tocher von John McClane spielte) ein frühes Wiedersehen; sie hat zwar nicht wirklich viel zu tun, aber wirkt zumindest sehr süß. Tracie Thoms als Kim war hingegen ultracool und Zoe Bell (u.a die Stuntfrau von Uma Thurman bei "Kill Bill") zeigte eine sehr natürlich wirkende Vorstellung, die gut anzusehen war.
Nur Rosario Dawson fand ich etwas enttäuschend.
Auch Tarantino selbst hat einen kleinen Auftritt als Barbesitzer, der aber leider in der deutschen Version darunter leidet, dass hier nicht der übliche Synchronsprecher zum Einsatz kommt. Die verwendete Synchronstimme ist weit weniger cool und irgendwie unpassend.
Als Verbindung zum Rest der tarantinoischen Parallelwelt dient u.a ein weiterer Auftritt von Texas Ranger Earl McGraw (obwohl dieser eigentlich schon seit "From Dusk till Dawn" tot ist), der zwar nicht wirklich etwas zur Handlung des Films beizutragen hat, aber anscheinend der einzige ist, der erkennt, dass Stuntman Mike die erste Frauengruppe umgebracht hat und es nicht bloß ein Unfall war.
Die Musik ist wieder ein Highlight, - die Stücke die Tarantino hier ausgewählt hat, passen perfekt.
Fazit:
Auch der neueste Tarantino ist mal wieder ein wahrer Geniestreich und wer ihn verpaßt ist selber schuld