Technologischer Rückschritt durch Krieg?

was der Bürgerkrieg aus Syrien gemacht hat. Da hat der Krieg zu keinem nennenswerten technologischen Fortschritt geführt, sondern ein Schwellenland um Jahrzehnte zurück gebombt.

Wobei man fairerweise sagen muss, dass Syrien auch vorher kein Wirtschaftsraum war, der auch nur nennenswertes Kapital (Bildung, IKT) aufweisen konnte, mit dem (militärische) Forschung hätte betrieben werden können.
 
Wenn man in die Geschichte schaut und sich das Mittelalter ansieht dann sieht man in Europa Nationen die ständig im Krieg sind, Bildung nur den oberen Schichten und der Klerik vorbehalten sind und denen die sich vielleicht noch ein Ausbildung im Handwerk und Guldenmitgluedschaft leisten konnten. Alle anderen wurden dumm gehalten und alternatives Wissen wurde im Keim erstickt. Die Medizin musste ihre Forschungen geheim halten, da die Sektion von Menschlichen Klrpern eine große Sünde war, und man sie als Ketzer eingesperrt, gefoltert und getötet hätte. Naturheiler wurden quasi als Hexen angesehen und die örtlichen Bader waren Quacksalber ohne wirkliche Ausbildung.
Währenddessen hatte man im Orient noch einen regelrechten Forschungsdrang, bis auch da Krieg und religiöser fanatismus den Fortschritt zum erlegen brachte.

Von dem her würde ich eher sagen das Tabus und ein generelles Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich, Religion und Staat durch Unterdrückung, den Fortschritt verhindert haben. Ansonsten hätte die Menschheit nicht 1000 Jahre lang stagniert.
 
Ich habe einen ziemlich interessanten und lesenswerten Artikel auf der Seite des Deutschen Museums gefunden, der die Standpunkte der Debatte zwischen Crimson, Ben und mir nochmals ausführlich beleuchtet.

Krieg als der Vater aller Dinge – diese vielzitierte Denkfigur des griechischen Philosophen Heraklit hat für die Entwicklung von Wissenschaft und Technik zweifelsohne ihre Berechtigung. Von Archimedes über Leonardo da Vinci bis Fritz Haber und Frank Oppenheimer zieht sich eine lange Reihe herausragender Wissenschaftler und Ingenieure, deren weichenstellende Entdeckungen und Erfindungen wir vor allem einem Umstand verdanken: der Förderung ihrer Arbeiten durch die jeweiligen Herrscher und das Interesse der Staaten, Kriege durch militärische Nutzung technischer Neuerungen gewinnen zu können. Der amerikanische Historiker Ian Morris hat jüngst gar das Fazit gezogen, dass Kriege zu allen Zeiten Leben vernichtet, aber auch Innovationen und Fortschritt gebracht und Gesellschaften verändert, kurzum die Welt letztlich sicherer und reicher gemacht haben – der Krieg als Innovationsmotor. Stimmt das Bild vom Krieg als Innovationsmotor auch für das 20. Jahrhundert, das von industrialisierten Kriegen mit Abermillionen Toten und einem wahnwitzigen Rüstungswettlauf im Kalten Krieg geprägt war? Vielfach ist bezweifelt worden, ob militärische Forschung und Entwicklung bei gleichem Einsatz von Mitteln jemals mehr zu leisten vermocht hat als zivile Technikförderung. Noch deutlicher hat die UNO in einer groß angelegten Untersuchung die Rolle des Militärs als technische Triebfeder in Abrede gestellt: Zivile Technikentwicklung werde durch militärische Forschung und Entwicklung nicht nur nicht gefördert, sondern sogar erheblich behindert – der Krieg als Fortschrittsbremse. Für den Ersten Weltkrieg gilt das Spannungsfeld von Innovationsmotor und Fortschrittsbremse in besonderem Maße, wie dieses Themenheft zum Jubiläum des Kriegsausbruchs anhand vieler konkreter Beispiele zeigt. Von Helmuth Trischler

Quelle und Fortsetzung: http://www.deutsches-museum.de/fileadmin/Content/010_DM/060_Verlag/060_KuT/2014/Trischler.pdf

Mein Fazit: Ich habe immer noch wirklich ernsthafte Zweifel, ob 15 Schritte nach vorn und 14 Schritte zurück + Richtungswechsel ein vernünftiges Maß an Fortschritt darstellen, wenn man den fürchterlichen Preis bedenkt, den alle dafür zahlen mussten.
Die für mich interessanteste Randnotiz des Artikels betrifft die Etablierung des Verbrennungsmotors als Folge des ersten Weltkriegs... heute wissen wir (wenigstens ansatzweise), dass diese Fortbewegungsmethode ein ziemlicher Griff ins Klo war, die nur noch mehr Kriege nach sich zog und enorme Mengen an Ressourcen verschlungen hat.
Für diese Erkenntnis hat es nur rund einhundert Jahre gebraucht. :crazy
 
Die für mich interessanteste Randnotiz des Artikels betrifft die Etablierung des Verbrennungsmotors als Folge des ersten Weltkriegs... heute wissen wir (wenigstens ansatzweise), dass diese Fortbewegungsmethode ein ziemlicher Griff ins Klo war, die nur noch mehr Kriege nach sich zog und enorme Mengen an Ressourcen verschlungen hat.
Für diese Erkenntnis hat es nur rund einhundert Jahre gebraucht.

Klar, ein auf der Verbrennung fossiler Brennstoffe basierender Individualverkehr wird irgendwann an seine Grenzen stoßen, da diese Form der Fortbewegung nunmal Ressourcen verbraucht, die nicht ersetzbar sind und dem Klima und der Umwelt nicht gerade förderlich ist. Auf der anderen Seite hat diese Möglichkeit große Strecken in bis dahin nicht gekannter Geschwindigkeit zurückzulegen für bis dahin nicht gekannte individuelle Freiheit gesorgt, und den Menschen die Möglichkeit gegeben, ihren Horizont extrem zu erweitern, da es durch moderne Verkehrsmittel plötzlich möglich war, seine Herkunftsregion zu verlassen, und in entlegene Gegenden zu reisen.
So hat jede techinsche Errungenschaft und jede Innovation ihre Licht- und Schattenseiten, aber das war - wie gesagt - nicht die Ursprungsfrage in diesem Thread. Diese war, wie ein Krieg aussegen muss, der die Welt, wie sie heute ist technisch um mindestens 150 Jahre zurückwirft, und meine Antwort darauf war, dass dies wohl nur durch einen Atomkrieg möglich wäre, da noch nichtmal der bisher größte bewaffnete Konflikt in der Geschichte der Menschheit geeignet war, den technischen Fortschritt in signifikantem Maße aufzuhalten. Nicht ausgehend von einer hypothetischen Welt ohne Kriege, sondern der Welt, wie sie heute ist.

C.
 
Im nächsten großen Krieg würden mit Sicherheit Nuklearwaffen zum Einsatz kommen, demnach dürften die Verluste größer sein als in jedem anderem Krieg zuvor. Doch selbst wenn alle Atombomben zur Detonation gebracht werden wird das nicht das Ende der Menschheit bedeuten.

Die Überlebenden werden eine neue Zivilisation aufbauen, und ich glaube dann wird es maßgeblich davon abhängen ob man endlich die Notwendigkeit des Friedens erkennt und soziale Ungerechtigkeit beseitigen kann. Die Utopie der Föderation in Star Trek ist schließlich auch aus der Asche des 3. Weltkriegs entstanden.
 
Ist nur die Frage, wie groß die Verseuchung ist. Ich würde es ungern drauf ankommen lassen. Aber womöglich ist es die einzige Überlebenschance der Erde, wenn die Menschen sich ausrotten.
 
Die Überlebenden werden eine neue Zivilisation aufbauen, und ich glaube dann wird es maßgeblich davon abhängen ob man endlich die Notwendigkeit des Friedens erkennt und soziale Ungerechtigkeit beseitigen kann. Die Utopie der Föderation in Star Trek ist schließlich auch aus der Asche des 3. Weltkriegs entstanden.

Wobei ich mich da ja immer noch frage (könnte sich auch um einen Kanon-Wissenslücke handeln), wie es in Star Trek nach dem 3. Weltkrieg, der meines Wissens nach ja eben auch ein Atomkrieg war, eigentlich möglich war, eine technologisch so weit entwickelte Zivilisation aufzubauen, wie wir sie in den Serien und Filmen eben sehen. Wenn doch alles eingeäschert und weggebombt worden ist.
 
Wobei ich mich da ja immer noch frage (könnte sich auch um einen Kanon-Wissenslücke handeln), wie es in Star Trek nach dem 3. Weltkrieg, der meines Wissens nach ja eben auch ein Atomkrieg war, eigentlich möglich war, eine technologisch so weit entwickelte Zivilisation aufzubauen, wie wir sie in den Serien und Filmen eben sehen. Wenn doch alles eingeäschert und weggebombt worden ist.
Naja es wird mit Sicherheit nicht alles weggebombt worden sein. Ein 3. Weltkrieg zwischen den zwei Supermächten USA und Russland wäre wohl ein Krieg der sich hauptsächlich auf die Nordhalbkugel beschränkt. In Europa, Nordamerika und Asien fallen die Bomben während Australien, Afrika und Südamerika wahrscheinlich verschont bleiben.
 
In Star Trek findet das Umdenken und das Aufblühen einer besseren Gesellschaft erst nach dem ersten Kontakt mit den Vulkaniern statt, unmittelbar nach der Erfindung der Warpantriebes, und die ist - inmitten einer Nachkriegszeit - eine Pionierleistung Einzelner.
 
In Star Trek findet das Umdenken und das Aufblühen einer besseren Gesellschaft erst nach dem ersten Kontakt mit den Vulkaniern statt, unmittelbar nach der Erfindung der Warpantriebes, und die ist - inmitten einer Nachkriegszeit - eine Pionierleistung Einzelner.
Aber maßgeblich waren doch auch die sozialen Umwälzungen erforderlich, die mit den Aufständen in den Arbeitslosen-Ghettos begannen. So wurde das zumindest in dieser einen DS9 Folge vermittelt wo Sisko und Dex die Zeitreise in die Vergangenheit machen.

Eine Gesellschaft die wirklich einen Sprung nach vorne Richtung interstellarer Zivilisation machen will muss vermutlich erst vor der eigenen Türe kehren und die soziale Ungleichheit in den Griff bekommen und eben dauerhaften Frieden schaffen. Man darf wohl annehmen dass wir technologisch weiter wären, wenn die Steuergelder anstelle in den Verteidigungs-Etat in die Wissenschaft fließen würden.
 
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Eine Gesellschaft die wirklich einen Sprung nach vorne Richtung interstellarer Zivilisation machen will muss vermutlich erst vor der eigenen Türe kehren und die soziale Ungleichheit in den Griff bekommen und eben dauerhaften Frieden schaffen.
Da bin ich nicht so sicher. Expansions- und Eroberungsdrang und der Hunger nach Ressourcen ist vielleicht ein stärkerer Antrieb für den Sprung ins All als das idealistische Streben nach Höherem. Das wäre natürlich keine Gesellschaft wie in Star Trek. Das realistischere Bild zeichnet meiner Meinung nach The Expanse.
 
Die Frage ist wie wichtig politische Stabilität für die interstellare Raumfahrt sind. Raumsonden brauchen Jahrzehnte bis Jahrhunderte zu anderen Sternen, es macht nur Sinn diese auszusenden wenn man davon ausgehen kann dass es dann immer noch die Menschen und die Technologie gibt, um die Daten empfangen zu können.
 
Stimmt, aber von der Sache her genügt es, wenn diese Stabilität sich auf einen sehr kleinen Bereich konzentriert - vorausgesetzt, dort bündeln sich auch die Ressourcen. Die Menschheit von heute ist im Großen und Ganzen auch von Krieg, Hunger, Armut und Ungleichheit geplagt, trotzdem können sich ein paar reiche Gesellschaften Raumfahrtprogramme leisten. Weltfrieden ist dafür offensichtlich keine Voraussetzung.
 
Da bin ich nicht so sicher. Expansions- und Eroberungsdrang und der Hunger nach Ressourcen ist vielleicht ein stärkerer Antrieb für den Sprung ins All als das idealistische Streben nach Höherem. Das wäre natürlich keine Gesellschaft wie in Star Trek. Das realistischere Bild zeichnet meiner Meinung nach The Expanse.

Das ist denke ich nicht falsch. Um es mal auf eine kleinere Ebene als interstellare Raumfahrt zu übertragen: Man muss sich nur unsere Geschichte ansehen. Das antike Rom etwa: Zu Beginn war es ja noch ein recht kleiner Staat, in dem eben viele soziale Ungleichheiten und knapper Wohnraum vorherrschten, was zu Gewalt und Kriminalität führte. Man wirkte dem durch Gesetzgebungen etc. zwar praktisch innenpolitisch entgegen, wirklich gelöst wurden die Probleme aber tatsächlich erst durch die gewaltsame Expansion, die Niederwerfung anderer Völker und Stämme und die Gründungen von Kolonien auf italischem Gebiet, in denen man Teile der Bevölkerung ansiedeln konnte. Die sozialen und wirtschaftlichen Probleme wurden hier also durch, wie du sagst, Expansions- und Eroberungsdrang gelöst. Es wurde expandiert und dadurch verschwanden die Probleme oder wurden zumindest eingegrenzt, nicht etwa umgekehrt. Inwieweit sich das nun auf das Thema interstellare Raumfahrt adäquat übertragen lässt, steht auf einem anderen Blatt, aber vielleicht ist es dennoch sinnbildlich für die Denkweise des Menschen. Auch die Germanen etwa verließen zum Teil ihre Heimatgebiete aus wirtschaftlichen Gründen und wollten sich in Gallien und später Rom niederlassen, und als das nicht durch Verständigung funktionierte, wurde zu den Waffen gegriffen.

... die von @Dr. Sol geschilderte Version in Star Trek, nach der die Menschen ihre Differenzen und Konflikte endlich in den Griff bekommen und dann in den Weltraum vorstoßen und friedlich Kontakt mit anderen Zivilisationen suchen, gefällt mir aber trotzdem besser :D
 
.. die von @Dr. Sol geschilderte Version in Star Trek, nach der die Menschen ihre Differenzen und Konflikte endlich in den Griff bekommen und dann in den Weltraum vorstoßen und friedlich Kontakt mit anderen Zivilisationen suchen, gefällt mir aber trotzdem besser :D
Mir natürlich auch. Es fällt mir schwer, daran zu glauben, dass die Menschheit das schaffen kann. Aber den Versuch ist es allemal wert.
 
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