Episode II Was soll die Hochzeit?

Ich finde ja grundsätzlich, dass AotC deutlich besser als sein Ruf ist. Aber eine Szene verstehe ich bis heute nicht und sie wirkt für mich einfach völlig fehl am Platz. Und zwar die Hochzeit am Ende. Kann mir jemand erklären, was das soll?

Grundsätzlich gibt es ja verschiedene Gründe warum Menschen formalisiert heiraten anstatt halt einfach ihre Beziehung zu führen. Mir fallen ein:
1.: Rechtliche Gründe oder "was sagt der Staat dazu?"
2.: Gesellschaftliche Gründe oder "was sagen die Leute dazu?"
3.: Religiöse Gründe oder "was sagt mein Gott dazu?"
4.: Absicherung davor, von dem Partner oder der Partnerin einfach verlassen zu werden. Das funktioniert aber nur, wenn die Hochzeit irgendeine rechtliche, gesellschaftliche oder religiöse Verpflichtung herstellt, bedingt sich also im Prinzip durch mindestens einen der ersten drei Punkte.

Jetzt zu Anakin und Padme. Die Ehe ist geheim, niemand außer dem Priester (wo haben die den eigentlich her und was für eine Art von Priester ist das?) und zwei Droiden ist anwesend. Und zwar aus gutem Grund. Für Anakin ist das ganze schlicht verboten und würde den Ausschluss aus seinem religiösen Orden bedeuten und damit auch den Verlust von fast allem was er hat. Für Padme ist das zwar vermutlich nicht formal verboten, aber bei dem Status den die Jedi haben wohl der politische Tod. Und damit ergibt die Hochzeit nicht so richtig viel Sinn.

Zu 1.: Das ganze ist offensichtlich keine legale Ehe im rechtlichen Sinn.
Zu 2.: Welche Leute? Es weiß ja niemand von dem ganzen. Und ich glaube R2-D2 und C-3PO ist es ziemlich egal ob Anakin und Padme formal verheiratet sind oder in "wilder Ehe" leben.
Zu 3.: Anakins Religion verbietet diese Beziehung ganz explizit. Hier also schon mal keine Begründung für die Hochzeit. Bei Padme ist das ganze glaube ich ein bisschen unklar. Es wird meines Wissens nach weder in den Filmen, noch an irgendeiner Stelle im erweiterten Universum (egal ob Disney-Zeitlinie oder Legends-Zeitlinie erwähnt, dass Padme irgendwie religiös wäre. Trotzdem haben wir hier wohl die noch plausibelste Erklärung, dass Padme unglaublich religiös ist und es in ihrer Religion eine ganz schlimme Sache ist eine romantische/sexuelle Beziehung zu haben ohne verheiratet zu sein. Aber warum wird so ein wichtiges Detail in der gesamten PT nicht ein einziges mal auch nur erwähnt?
Zu 4.: Funktioniert nicht ohne, dass einer der ersten drei Punkte gegeben ist.

Kurz: für mich ergibt diese Hochzeit innerhalb des Star Wars-Universum keinen Sinn und es wirkt für mich ein bisschen wie durch echtwelt-politische Gründe motiviertes ziemlich schlechtes Worldbuilding (also lustigerweise genau das, was Disney regelmäßig vorgeworden wird, nur von der anderen politischen Seite aus). Jetzt meine Frage: übersehe ich irgendwas? Ergibt die Szene eigentlich total Sinn und ich bin einfach blind? Kann jemand das Ende von AotC für mich retten?
 
Oh....wow, gute Frage! Ehrlich gesagt hab ich da nie so tief drüber nachgedacht, aber jetzt, wo du das so aufdröselst...ergibt die Hochzeit in universe echt nicht besonders viel Sinn. :roll: Also zumindest nicht auf so einer formalen, logischen Ebene.
Es gibt niemanden, der sie offiziell trauen müsste, niemanden, der davon erfährt, keine rechtliche Grundlage, kein politisches Ziel...und wenn mans ganz streng sieht, bringt es für beide eigentlich nur Ärger.
Aber wenn ich das eher emotional als logisch betrachte, dann wirkt die Szene für mich wie so ein symbolisches Statement. Nicht für die Galaxis, nicht für die Jedi, nicht für die Republik, sondern ganz klar für uns als Zuseher. So nach dem Motto: „Die beiden sind jetzt endgültig ein Paar. Punkt. Kein Hin und Her mehr.“
Und weils eben Star Wars ist und visuelle Symbolik da immer eine große Rolle spielt, konnte das Liebesbekenntnis nicht einfach nur in einem Gespräch oder einer Umarmung passieren, sondern in einer Zeremonie. Mit Aussicht, Sonnenuntergang und epischem Soundtrack.
Das macht sich filmisch halt einfach deutlich besser als ein Gespräch wie: „Du, ich fühl mich dir echt verbunden. Wollen wir das jetzt offiziell machen, aber geheim, ohne jemanden? Ja? Cool!“ :thumbsup:

Ich hab den Film übrigens erst vor relativ kurzer Zeit zum ersten Mal gesehn, und mochte ihn eigentlich grade wegen des Kitsch recht gerne. Und ich muss sagen, da passt dieses gefühlsbetonte Ende ja schon ganz gut. Es fühlte sich irgendwie...richtig an. Also im Sinne von: „Okay, das hier ist jetzt der (noch schöne) Anfang vom bitteren Untergang.“
Vielleicht machts gerade deshalb auch so viel Eindruck, weil es gleichzeitig schön und komplett verboten ist. Und weil wir als Zuseher eben wissen, was aus der ganzen Geschichte mal wird. Das gibt der Szene so einen bitterromantischen Beigeschmack.
 
Dir fehlt Punkt 5... schlicht das Gefühl, sich gegenseitig offiziell (und ggf vor Gott) dauerhaftes Zusammensein, Fürsorge und Halt zu versprechen, schlicht aus Liebe. Aus dem habe ich nämlich geheiratet und tun wohl die meisten. Der Rest ist mir relativ egal (allenfalls noch der rechtliche einfachere Kram der Kinder wegen).
 
Punkte 1 bis 5 treffen nicht wirklich zu. Es ist einfach ein filmisches Stilmittel um innerhalb von Sekundenbruchteilen (was sind das, vielleicht 3 bis 5 Sekunden?) klarzumachen, dass aus dem verbotenen Flirt eine handfeste Beziehung wird. So erspart man sich in Episode 3 dann auch die Erklärung, warum Padme so aus dem nichts schwanger ist (denn diese Beziehung wird ja fortan nicht mehr großartig thematisiert).

Man mag jetzt behaupten, dass man das auch so erahnen könnte, dem stelle ich aber mal gegenüber, dass die Prequels für 10 jährige Kinder geschrieben wurden und wo so ein junges Kind einen romantischen Subtext vielleicht noch nicht begreifen oder zumindest übersehen könnte, versteht doch jedes Kind der frühen 2000er, was eine Hochzeitszeremonie ist, dass eine verheiratete Frau dann auch schwanger werden kann und wer der wahrscheinliche Vater ist.

Wenn du eine möglichst genaue Herleitung innerhalb des Star Wars Universums erfahren möchtest, kann ich dir das Buch zum Film ans Herz legen. (Gibt's vielleicht auch in der örtlichen Bibliothek). Meine Ausgabe habe ich leider nicht zur Hand, aber wenn es eine genauere Rechtfertigung für die Hochzeit gibt, dann findest du sie hier. Die Autoren zu den Büchern haben gewisse Freiheiten gehabt, das Endprodukt basiert aber auf den Produktionsunterlagen zum jeweiligen Film und sind letztlich auch von Lucasfilm abgesegnet worden. - Ich meine, es war Anakin wichtig gewesen, die Sache zu formalisieren und ein Naboopriester würde halt über sowas nicht mit Republikbehörden reden. Es ist aber schon etwas her, dass ich das Buch gelesen habe, also keine Garantie für nichts an der Stelle.

Edit: hier die Deutsche Version
 
Für mich war das immer ein Zeichen dass die beiden komplett "wahnsinnig" vor Liebe sind. Es macht keinem sinn, es ist gefährlich.....aber diese Liebe war eben so viel stärker als die Vernunft.

Fand ich immer schon schön irgendwie.
 
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