Weltraum (Neutral)

[Weltraum "F5" - Sternzerstörer aus der Zeit des Sith Imperiums - Gang - Hybris, Var'ran, die zehn Mutanten und Galain(NPCs)]

Das Schnippen war nur symbolisch, denn tatsächlich strömte aus dem Inneren des Alchemisten Macht. Doch nicht auf Hybris zu, sondern an diesem vorbei. Dieser schmale Strom war so schnell, der Moment so rasch vorbei, dass der Lord sich nur fragen konnte, was das bedeutete, da erhielt er auch schon die Antwort. Eine Erschütterung, nur mental und durch die Macht übertragen, erfasste den Sith und ließ ihn erstarren. Seine Augen fand die von Var'ran, der nun wieder grinste.

„Nein...“
„Oh doch, Lord Hybris. Kein Sieg ohne Opfer. Ihr dachtet doch nicht wirklich, ihr schafft es unversehrt heraus?“

Ein Schauder durchlief Hybris und ließ sein Blut gefrieren, ließ seinen gesamten Körper zu Eis erstarren. Obwohl er es gar nicht wissen konnte, es keinen nachvollziehbaren Grund gab, weshalb er sich dessen sicher sein konnte, WUSSTE er was geschehen war. Er wusste es und er sah die Bestätigung in dem Blick des Alchemisten. Und diese Erkenntnis traf ihn härter als er wollte. Traf ihn härter als er vor sich selbst eingestehen wollte, traf ihn, als hätte man ihm einen Arm und ein Bein abgeschnitten und dann für die Ewigkeit einen Ersatz verwehrt. Der Verlust war kein Teil von ihm und dann doch wieder. Die Erinnerungen daran, die verbrachte Zeit, die geteilte Vergangenheit und nun … war sie weg. Er wusste es mit so absoluter Sicherheit, dass er begann sich in sich zurückzuziehen. Die dunkle Seite der Macht regte sich, stichelte um Gehör zu finden. Sie wollte ausbrechen, wollte benutzt werden, aber Hybris war besser als ein Sith. Er konnte Verluste besser verkraften. Er war ein Pragmatiker, ein logisch denkender Analytiker, der alles irgendwie einkalkulieren konnte. Der jedes einzelne Bestandteil seiner selbst irgendwann schon mal in einem erdachten Szenario verloren hat. Man konnte ihm nichts wegnehmen, ohne das er darauf vorbereitet war. Aber wieso tut es dann so weh?

Hybris konnte Abstand halten. Konnte jede Art von Verlust so weit weg schieben, bis es kein Teil seiner Selbst mehr war. Im Laufe seines Lebens hatte er es oft tun müssen, denn als normaler Mensch konnte man keinen Berg aus Leichen aufhäufen und dabei geistig gesund bleiben, ließ man all die Bilder zu und vor allem länger näher an sich dran. Man musste sie vergraben können. Irgendwo tief in sich, wo sie im besten Falle für immer bleiben würden. Das konnte der Sith Lord ziemlich gut. Er konnte es. Aber jetzt wollte er es einfach nicht. Seine rechte Hand hatte sich bereits um den Griff seines Seelenschwertes geschlungen und die Fingerknöchel traten weiß hervor, weil er die aufkeimende Wut nicht im Zaum halten wollte. Seine Muskeln zitterten, seine Zähne waren gefletscht und die vereisten Blutbahnen waren durch die Öfen der dunklen Seite in seinem Inneren aufgetaut worden. Der Schock hatte ihn nur kurz gelähmt, nun kamen die Emotionen, nun kam jenes Wesen zum Vorschein, welches schon so oft und so lange hatte zurückstecken müssen, weil es einfach nicht passte, nicht produktiv sein konnte, nicht für das Endziel taugte. Es war ein Ärgernis, ein Problem und doch der wahre Kern von Darth Hybris. Ein schwarzer, durch Gräueltaten, durch Morde, seelische Vergewaltigungen und Folter, einfach ein durch jede Form von Gewalt geschliffener Stein im Zentrum seines Ichs. Jede Abartigkeit, zu der ein Mensch und ein Sith fähig war, befand sich darin und die Macht umfloss es wie Ausdünstungen dieses Steins, als würde er permanent bluten oder schwitzen. Aber diese Suppe blieb wo sie war, denn der Wirt brauchte sie nicht. Wollte nicht, dass sie die noch gesunden und unversehrten Teile seiner Selbst verseuchten. Er wollte doch Unsterblichkeit erlangen und dafür konnte er nicht ständig den Sith spielen. Aber jetzt wollte er es. Jetzt zog er sein Seelenschwert aus dem Boden, ließ es einen Bogen beschreiben und richtete dann die Spitze auf das Gesicht des Alchemisten aus.

„Es war doch nur ein Schiff.“
säuselte Var'ran und hob die Hände, als würde er sich ergeben. Dabei grinste er noch falscher und noch widerlicher. Aber Hybris konnte nichts mehr wütender machen. Ja, es war nur ein Stück Durastahl, Elektronik, die beiden Droiden, ein paar Experimente. Nein. Es war NICHT nur das. All das Wissen. Meine alchemistischen Ingredienzien. Meine Robe. Lilith … nein, sie ist nicht tot. Sie... hat das Schiff verlassen. Doch dies war kein Trost. Hybris konnte es nicht leugnen. Dieses Schiff war UNersätzlich. Er konnte es nicht einfach austauschen. Die Droiden … Yelm … Rope … seine Verbindungen zum Imperium … sein Pad, welches er über seinem Herzen spürte, besaß nur ein Bruchteil des Wissens aus der Datenbank der Fury. Er war … nein. Ich fange jetzt nicht an pragmatisch zu denken. ZUERST vernichte ich dich!
Macht floss aus allen Poren, umgab den Lord wie eine Glocke, wie ein Schild und sammelte sich an Extremitäten und seinen Organen. Er würde den Alchemisten mit seinem Seelenschwert töten. Nur die ewige Gefangenschaft in diesem Artefakt war eine angemessene Bestrafung!

„Ich werde dir deine Ewigkeit geben, Var'ran. IN MEINEM SCHWERT!“


Die Macht ließ den Lord zu einem verschwommenen Schemen werden, als er vorwärts stürmte, seine Waffe wie eine Lanze vor sich gehalten. Sein Gegner war aber nicht minder schnell und wich zur Seite aus. Macht strömte auch aus ihm heraus und schlug über Hybris herein, doch dessen Schild ließ die Woge an ihm vorbei fließen und sein Seelenschwert traf ein Ziel. Der Givin, der immer hinten drauf gesessen und sich für nichts interessiert hatte, bekam nun die zerfressende Klinge zu spüren. Sie grub sich ohne spürbaren Widerstand in seine Brust und trat an seinem Rücken aus und noch während der Lord seine Vorwärtsbewegung stoppte und das Schwert heraus zog, veränderte die gekrönte Gestalt ihr Äußeres. Als Hybris sich zu Var'ran umdrehte, saß da nur noch ein vertrockneter Leichnam, der förmlich von der Klinge in Fetzen gerissen worden war und nun zu Boden ging. Auch die anderen Illusionen wurden aufgelöst. Alle waren sie Leichen und fast keine stimmte mit der angeblichen Spezies überein, deren Gerüst sie zuvor gewesen waren. Der Alchemist mit seinen Illusionen stolperte derweilen rückwärts in Richtung Dunkelheit dahin, immer noch dieses provokante Grinsen aufgesetzt. Hybris folgte ihm und als die erste Kaskade blau-weißer Machtblitze aus den rechten Fingerkuppen des Alchemisten strömten, da setzte der Zirkelmeister seine Klinge einfach vor sich und absorbierte somit den Angriff, während er selber durch die Macht beschleunigt nach vorne preschte. Irgendwo tief in seinem Inneren wusste er, dass er so nicht würde lange kämpfen können. Das Seelenschwert war eine zu große Belastung, da es auch seine eigene Macht behinderte. Aber es gab eben auch ein gutes Schild ab und so behielt er es in der rechten Hand, die er damit aus dem Spiel nahm.


Var'rans Fluchtweg war eine Sackgasse und als er merkte, dass er mit seinen Illusionen nichts mehr erreichen konnte - denn Hybris ignorierte im Prinzip alles außer den Alchemisten, den er deutlicher nicht hätte sehen können -, blieb er stehen und aktivierte sein Lichtschwert. Es besaß eine giftgrüne Klinge, womit es wie glühende neonfarbene Säure aussah und ganz sicher nicht mit dem Grün eines Jedilichtschwertes verwechselt werden konnte. Darauf schien er sich aber nicht verlassen zu wollen. Noch während er sie horizontal vor sich hielt, hob er die freie linke Hand und streckte sie aus, als wolle er irgendetwas in Hybris zerschmettern. Der spürte auch den Druck auf sich, spürte wie etwas in ihn eindringen wollte, doch die Monstrosität in ihm, dieses Wesen der dunklen Seiten, war ein eifersüchtiger Wachhund, der niemanden zu sich hinein ließ, wollte er es nicht. Macht wurde umgeleitet und der Angriff damit absorbiert. Dann fuhr Hybris Seelenschwert hernieder und traf die Lichtschwertklinge des Executors mit einer Wucht, die Knochen zerschmettern und Muskeln zerreißen konnte. Doch beide Machtnutzer schützten ihre Körper und so wurden vor allem Kisten neben ihnen zur Seite gefegt und die Atmosphäre im Raum spielte kurz verrückt.

„Ihr wisst schon, dass ich nicht wirklich hier bin“ flüsterte Var'ran über das Summen der Lichtschwertklinge hinweg und grinste noch breiter. Hybris konnte nicht anders als darauf zu reagieren und zögerte kurz, übte kurz keinen weiteren Druck aus und der Alchemist wusste diese auszunutzen. Plötzlich tauchte er nach unten weg, stieß Hybris mit der Schulter zur Seite und verpasste ihm dann einen Rückhandhieb, der die Robe, die Lederkluft und die Unterbekleidung mühelos durchschnitt und dem Lord eine über einen Meter lange Wunde bescherte, welche am Oberschenkel begann und sich bis zum Rücken hinauf zog. Hybris spürte die Hitze und die fast im selben Augenblick einsetzende Kälte, spürte den Schmerz und drehte sich trotzdem einfach um. Nun war es seine Linke, die sich ruckartig nach vorne bewegte, die Finger zur Klaue geformt. Darth Hybris, der eigentlich lieber chirurgische Präzisionsangriffe startete, nutzte nun den Hammer und er zielte damit auf den Hals des anderen Alchemisten. Seine Rechte ließ im selben Augenblick das Seelenschwert los und alle Macht und allen Hass, den und die er aufbringen konnte, wurde in sein Zerschmettern geleitet. Var'ran, eben noch voller Selbstzufriedenheit ob seines Treffers, wankte zurück und hob erneut seine Waffe, doch auf ihrem höchsten Punkt wurde der Druck gegen seinen Machtschild zu stark. Er barst spürbar und schon im nächsten Augenblick hockte er auf dem Boden und konnte nur noch passiv miterleben, wie ihm der Kehlkopf zertrümmert wurde. Blut spritzte ihm aus dem Mund und ein Röcheln entfleuchte diesem, als seine Hände sich hilflos um seinen Hals legten, während sein Lichtschwert in Richtung Repulsorwagen rollte. Die Geste war jedoch instinktiv und als er sich dessen bewusst wurde, ließ er die Hände sinken … und lächelte.

„So leicht mache ich es euch nicht“ schrie Hybris, packte wieder sein Seelenschwert und schlug damit zu. Doch er kam zu spät. Var'ran, der ihm nur einen erfreulich kurzen Kampf geliefert hatte, streckte beide Arme zu den Seiten aus, als erwarte er den Tod. Die Klinge war nur noch Millimeter von seinem Hals entfernt, da schnippte der Executor mit den Fingern beider Hände und erneut wurde Macht in ein halbes Dutzend Richtungen entlassen. Dann fuhr die seelensammelnde Klinge durch ihn hindurch und trennte den Kopf sauber vom Rest des Körpers. Die Macht des Executors floss in das Schwert, nur mit einem hauchdünnen Faden mit der mit Runen verzierten Oberfläche der Waffe verbunden. Hybris kostete den Sieg jedoch nicht aus. Er streckte seine Sinne aus und verfolgte die ausgesandte Macht, verlor aber schnell ihre Spur, denn sein Hass hatte die Tötung des Feindes überlebt und er konnte sich nicht wirklich konzentrieren. Was seine Wut dann aber doch abkühlte, waren die Erschütterungen, die überall auf dem Schiff zu hören und zu spüren waren. Er hatte also tatsächlich für eine Selbstzerstörung gesorgt und diese Erkenntnis trieb die dunkle Seite zurück in Hybris Inneres. Aber nicht zu tief. Den Blick auf den Gestaltwandler gerichtet, der nun ein Sith Spawn war, welcher sich seit dem Tod des Alchemisten nicht mehr bewegt hatte, spuckte Hybris aus und verzog das Gesicht vor unterdrücktem Zorn. Dann fiel sein Blick auf das Lichtschwert des Executors und er ließ es durch seine Macht zu ihm bringen. Der erbärmlichste Trostpreis des Universums und doch nahm er ihn an. Er hängte es an seinen Gürtel, packte das Seelenschwert auf den Rücken und entließ dann alle Reserven, um seinen Körper zu stabilisieren und die Schmerzen in seiner rechten Seite zu kompensieren. Der Schnitt war nicht tief und doch verlief er über zu viele für die Bewegung zuständigen Muskeln und so humpelte der Lord eigentlich mehr als das er ging, als er sich dann in Richtung Bioschiff aufmachte. Galain, den Hybris während der letzten Minute völlig vergessen hatte, lief seinem Herren weiterhin hinterher.

Auf dem Weg dorthin bemerkte Hybris wie sehr der Executor ihn mit seinen Illusionen genarrt hatte. Wie viel Zeit und Energie dieser Mann investiert hatte, um ihn die ganze Zeit über in einer Traumwelt herumlaufen zu lassen. Und es waren viele simple Illusionen gewesen, die jeder Anfänger hinbekam. Viele der Räume hatten leer und dunkel gewirkt. Var'ran hatte Hybris Erwartungen ausgenutzt und ihm einen Ort präsentiert, der den Lord an den „Grauen“ und seine Sippe erinnerte. An ihre konstruierten Welten. Ein beinahe leerer Sternzerstörer, der aussah, als wäre er nie aus einem Dock herausgekommen? Verlassen von der Mannschaft und dann gefunden von irgendeinem Sith, der experimentierte und dergleichen? Irgendwie so hatte es der Lord vermutetet und Var'ran hatte es ihm gegeben. In den angeblichen Schatten und leeren Räumen lagen nun Trümmer, Skelette und es gab überall Kampfspuren. Hybris konnte keinen Schritt machen, ohne das sein Lichtschwert, welches nun als einzige Lichtquelle in der absoluten Finsternis diente, irgendeine Leiche oder verkohlte Stelle an Böden und Wänden zeigte. Zum Bioschiff waren es nur wenige hundert Meter und doch fand er grob geschätzt über tausend Tote, alle längst im vorletzten Stadium des Zerfalls. Im letzten wären sie zu Staub zerfallen und wer wusste schon, wie viele diesen Punkt tatsächlich erreicht hatten. Selbst im Vorbeilaufen erkannte Hybris die Art der Angreifer. Es waren Reptiloiden gewesen und ihre Skelette erinnerten den Lord sofort an die Tar. Der Verwandte des Grauen oder was auch immer dieser entflohene „Gott“ sein mochte, der diese Wesen als Armee nutzte, war scheinbar hier vorbei gekommen und hatte ein Gemetzel veranstaltet. Die Sith und Soldaten hatten sich ziemlich gut gehalten, denn ihre Leichen waren sehr viel weniger zahlreich zu finden. Dafür hatten sie an gewissen Engpässen, dort, wo Hybris zuvor aufgestapelte Kisten gesehen hatte, ganze Leichenberge aufgetürmt, die trotz der Verwesung riesig waren. Auch das erinnerte ihn an die Tar, deren niedersten Krieger genau so etwas getan hätten. Nämlich stumpf und ohne nennenswerte Waffen auf den Feind zustürmen und ihn mit der schlichten Masse überwältigen. Auf der anderen Seite hatten dann die Soldaten mit ihren Blastergewehren gestanden und jeder Schuss hatte irgendetwas getötet, denn viel hatten die kleinen Tar nicht ausgehalten. All das ging dem Lord durch den Kopf und er wusste, dass er das tat, weil er sich von der schlichten Tatsache ablenken wollte, dass seine Fury von Var'ran zerstört worden war. Der Alchemist, der bei Kampfbeginn schon am Ende seiner Kräfte gewesen war, wie Hybris nun feststellte. Bis zu Letzt hatte er geblufft und eine Illusion von Stärke aufrechterhalten, die der Zirkelmeister in seinem Zorn nicht durchschaut oder einfach nicht hatte sehen wollen. Als er den Mann enthauptet hatte, war er kaum mehr als ein Bauernopfer gewesen. Dafür aber eines, welches noch großes Zerstörung über Hybris bringen konnte.


Die Explosionen kamen näher und doch fiel dem Lord, der wenige Meter vor dem Bioschiff wieder klar denken konnte, auf, dass sie nicht so laut waren und Erschütterungen in alle Richtungen schickten, als würde der Sternzerstörer tatsächlich komplett explodieren. War etwa irgendetwas schiefgelaufen? Nicht das er stehenbleiben und darauf warten würde. Stattdessen kam er schließlich in dem Raum an, an dem das lebendige Schiff unsachgemäß geparkt worden war. Die Wand, die dort eigentlich sein sollte, fehlte bis auf ein paar geschmolzene Ränder komplett und stattdessen gab es ... nun, Geschwüre. Als wäre das Schiff mit dem Sternzerstörer verwachsen oder hätte eine Art Andockrampe am Kriegsschiff wachsen lassen. Und es hielt sich hier niemand auf. Hybris hatte nur etwa zwei Minuten bis hierher gebraucht und in der Zeit alle nötigen Gespräche geführt. Deshalb befanden sich alle an Bord und auch Hybris und Galain betraten es nun. Es wurde Zeit das sinkende Schiff zu verlassen...

[Weltraum "F5" - Bioschiff im leeren Raum - Eingangsbereich - Hybris und Galain(NPCs)]
 
[Weltraum "F5" - Bioschiff im leeren Raum - Eingangsbereich - Hybris und Galain(NPCs)]

Der Andockbereich war größer als gedacht, denn selbst Galain passte aufrecht stehend durch den Schleusenbereich. Wände, Böden und Decke bestanden aus einem schwarzen unnachgiebigen Material, welches von grünen Einschlüssen durchzogen war, welche leicht glommen. Dadurch erhellten sie zwar nicht den kompletten Bereich, doch man erkannte somit selbst ohne tragbare Lichtquelle die Konturen der Umgebung. Blind gegen irgendetwas laufen oder über etwas stolpern war damit verhindert worden. Das, was auf einem Schiff aus Stahl die Schleusenschotts waren, war hier etwas vergleichbares, nur eben aus einem Material, welches irgendwie nach Chitin aussah. Die Mitte war sogar durchsichtig und als Sith und Spawn im eigentlichen Schiff waren und sich die Schotts hinter ihnen schlossen, da konnte Hybris nach draußen in den Gang schauen. Leider erweckte das transparente Material keinerlei Vertrauen, weshalb der Sith eine schützende Blase um sich wob und dann langsam rückwärts ging, weil er jeden Moment mit dem Bersten des „Fensters“ rechnete. Dazu kam es aber nicht und es passierte auch nichts, als das Schiff sich vom Sternzerstörer löste. Es dauerte nicht lange und die grün leuchtenden Fasern in dem lebendig wirkenden Teil, welcher noch am Kriegsschiff hing, erloschen. Sie schienen die Verbindung mit dem Bioschiff zu brauchen. Dieses Detail fesselte den Lord jedoch nur kurz, denn dahinter begann der Zerstörer auseinander zu brechen. Explosionen, groß genug um Frachter im Ganzen zu verschlingen, brachen aus der Hülle heraus und schleuderten noch mehr glühendes Material in die leere des Alls. Hell lodernde Feuerzungen leckten überall und verzehrten vermutlich binnen Sekunden den kompletten Sauerstoff an Bord. Dort, wo noch einzelne Lichtquellen bis jetzt standgehalten hatten, fielen sie nun aus und das für immer. Hybris rechnete mit einer finalen Explosion, vielleicht im Maschinenraum oder dergleichen, doch irgendwann hörten die Detonationen auf und das Feuer ging mangels anheizender Grundlagen einfach aus. Der Sternzerstörer schwebte immer noch direkt vor ihnen, indirekt ganz schwach durch auf Schmelztemperatur gebrachtes Schrapnell erhellt, welches sich mit rasender Geschwindigkeit ausbreitete und auf seinem Weg auf die Außenhülle aller Schiffe aufschlug, davon abprallte und somit weitere Funkenexplosionen erzeugte. Es sah eigentlich sogar ziemlich schön aus, doch Hybris riss seinen Blick schließlich davon ab. Das transparente Material im Chitinschott schien zu halten. Mit der fehlenden Ablenkung kam der Schmerz zurück und Hybris spürte die Nässe an seiner Seite. Er hatte sich natürlich beeilt und dabei die kauterisierten Schnittwunde an mehreren Stellen aufbrechen lassen.

„Du hast es geschafft!“ sagte eine Stimme erleichtert und plötzlich tauchte Rah aus der Dunkelheit auf. In dem Bereich, der vor dem Schott lag, passte gut und gern ein großer Gleiter und er war beinahe dunkel. Das grüne Licht von der Decke erreichte das Gesicht des Mannes jedoch nicht, sodass der Sith sich vor allem auf die ausströmenden Gefühle und die Tonlage seiner Stimme konzentrierte. Die Erleichterung war bereits wieder aus dem Mann verschwunden und hatte der allgegenwärtigen Gleichgültigkeit Platz gemacht, die sich immer dann auf Rahs Gemüt legte, wenn er zur Ruhe kam.
„Wer fliegt dieses Schiff?“ fragte Hybris gepresst und begann dabei seine Robe auszuziehen. Währenddessen die verwundeten Körperpartien nicht zu beanspruchen erwies sich als ein unmögliches Unterfangen und so flammte neue Blumen des Schmerzes auf und mehr Blut floss.
„Die Mutanten … sie waren schon vor uns hier. Haben uns nicht aufgehalten. Und reden nicht mit uns. Keine Ahnung. Du bist verletzt?“
„Bin ich. Habt ihr irgendwelches Verbandsmaterial oder dergleichen?“
„Äh … ja sicher, irgendwo in den Kisten. Es gibt auch … ähm... medizinisches Irgendetwas auf diesem Schiff. Vertrauenserweckend sieht aber anders aus, wenn du mich fragst.“
„Ja … sind alle an Bord? Unverletzt?“
„Ja, alle da und unversehrt.“
„Lass sie herkommen und unser Zeug durchsuchen und ordnen. Und bringt mir vor allem das Verbandsmaterial, Bacta, einfach alles. Ich werde mich mit dem Anführer dieser Truppe unterhalten.“
Rah machte ein Geräusch, als wäre er überrascht.
„Du kennst ihn? Es ist doch nicht Mola oder?“
„Nein... aber ich habe einen Verdacht und nein, der ist es nicht. Dieses riesige Gehirn mit den Tentakeln...“
„Die Celegianerin, ja. Sie befindet sich dort, wo ich die Brücke vermute. Und sie war allein, als ich das letzte mal dort war. Komm, ich bring dich hin.“

Rah bot Hybris an ihn zu stützen, doch der Sith lehnte ab und humpelte stattdessen lieber alleine weiter. Auf dem Weg zur Brücke besprach sich der Gerüstete mit den restlichen Mitgliedern der Gruppe und schickte sie in ein Lager, welches scheinbar alle schon kannten. Vaneb würde dann die medizinische Ausrüstung bringen. Da die Gänge fast unbeleuchtet waren, man kaum Geräusche vernahm und Hybris eigentlich nur sein eigenes Blut riechen konnte, konnte er dem Gespräch von Rah folgen und bemerkte somit auch, dass die drei Rattataki nicht kontaktiert worden waren.


„Was machen die drei?“ fragte er daher und brauchte gar nicht ins Detail zu gehen.
„Sie spielen sich als Bewacher auf und schauen den beiden Mutanten, die im Maschinenraum irgendetwas tun, bei der Arbeit zu. Ich habe sie hingeschickt. Hoffentlich halten sie sich an den Befehl und betäuben nur. Ich bezweifle, dass auch nur einer von uns Nicht-Mutanten irgendeine Ahnung von irgendetwas auf diesem Schiff hat.“
„Stimme zu.“ knurrte Hybris mehr als das er sagte und blieb plötzlich stehen. Diese eine Wunde an seinem Oberschenkel schien nicht mehr aufhören bluten zu wollen. Es hatte keine Arterie erwischt und doch blutete es ohne Unterlass. Der Sith besaß eine Hand voll Mittel in seinem Repertoire, um sich dieses Problems anzunehmen, doch eines davon handelte davon, nochmals mit dem Lichtschwert an seinen Körper heranzugehen und die anderen würden viel Macht aus seinem Reservoir ziehen. Diese Energie brauchte er aber für was anderes.
„Ich warte hier, bis Vaneb kommt. Sonst bin ich verblutet, bevor ich die Brücke erreicht habe.“
„Soll ich sie antreiben?“
„Nein. Erzähl mir lieber alles, was du seit unserem letzten Treffe in Erfahrung bringen konntest... und fang mit der Fury an.“

Er hatte die Zerstörung des Schiffes miterlebt, weil er zu dem Zeitpunkt auf der Brücke gestanden und die Celegianerin hatte ausfragen wollen. Die Fury war von Innen heraus zerstört worden. Kein einziger Turbolaser, keine Rakete oder Torpedo, nichts hatte sich ihr genähert. Die paar hundert Meter Abstand zum Schiff hatten die Wahrheit aber nicht kaschieren können. Es waren mit ziemlicher Sicherheit die Thermaldetonatoren gewesen und da sie sich alle in der Nähe der Brücke befunden hatten, gab es absolut keine Chance, dass es Yelm und seine Datenbank noch gab. Lilith war in der Rettungskapsel gewesen und herausgeschleudert worden und trieb nun Richtung Chissraum. Der integrierte Notfallsender, der auch jetzt schon aktiv war, würde auf sie aufmerksam machen. Sie würde wahrscheinlich gerettet werden. Aber nicht von Hybris, der seit der Zerstörung der Fury mit dem Imperium und dem Sith Orden abgeschlossen hatte. Der heiße Kern der Wut, der wegen des Verlustes des Schiffes in ihm glomm, hatte kein Ziel, auf das es seinen Zorn richten konnte, doch verblassen wollte es auch nicht. Deshalb konnte der Sith aber wieder halbwegs pragmatisch denken. Und dieser Pragmatismus nahm die Trennung von seinem alten Geldgeber ohne Murren an. Es war nicht mehr zu ändern. Nachdem Rah dann insofern von Hybris beruhigt worden war, dass er als Bote der Nachricht nicht für den Inhalt selbiger bestraft werden würde, sprach er weiter. Er erzählte von ihrem Eintreffen am Bioschiff und wie die Mutanten schon dagewesen und es startbereit gemacht hatten. Wie sie die Gruppe an Bord gelassen oder genauer gesagt gar nicht beachtet hatten, als wäre es egal, wie viele Passagiere sie noch aufnahmen. So ließen sie es auch zu, dass Rah und seine Untergebenen die paar Kisten, die nicht bei der Zerstörung der Fury vernichtet worden waren, an Bord brachten. Und es waren nicht viele. Genau genommen zwei große und vier kleine und sie waren mehr oder weniger nutzlos, wenn es darum ging, in nächster Zeit zu überleben. Denn sie waren ja eigentlich das Zeug, was sie gar nicht hatten mitnehmen wollen. Zum Glück, für Hybris, hatte sich aber offenbar ein Koffer mit medizinischem Inhalt dazwischen befunden. Nachdem sie angekommen und sie sozusagen niedergelassen hatten, war die komplette Gruppe in 3-Mann-Teams ausgeschwärmt und hatte jede der acht Ebenen durchsucht und dabei alle zehn Mutanten gefunden. Die auf keine Drohung reagiert hatten und Ryga und ihre beiden Schwestern im Geiste hatten mehr als einen bedroht. Bei dieser Suchaktion war ebenfalls ein Lager voller Irgendetwas gefunden worden. Das komplette Schiff und seine Technologie kam ihm so fremd vor, dass er gar nicht mehr aus dem Metaphern und Vergleiche erzählen heraus kam. Seiner Meinung nach konnte das Zeug im Lager alles sein. Treibstoff für den Hyperraum bzw. den Reaktor, Munition für die Waffen - die es wohl auch gab, er aber noch nicht direkt gesehen hatte -, Nahrung für die Crew oder das lebendige Schiff an sich oder sonst was noch. Und dann war Hybris schon gekommen. Rah war nicht wegen ihm an der Andockbucht erschienen, sondern wegen der Explosionen. Er hatte sich bereit machen wollen, die Schotts zu schließen, obwohl er keine Ahnung hatte, wie er das machen sollte. Es gab aber so etwas wie Knöpfe und Schalter und er hätte im Zweifel einfach wahllos irgendetwas gedrückt. Fakt war aber, dass er nichts getan hatte. Irgendwer hatte Hybris an Bord kommen lassen und dann das Schiff abgekoppelt. Flog es nun aber - zumindest gefühlt - nicht. Es blieb an Ort und Stelle, vielleicht sogar nur zwanzig Meter vom Sternzerstörer entfernt.

„Die Zerstörung der Fury … was hat dich … uns das gekostet?“

Rahs Herz hämmerte bei dieser Frage. Obschon er seinen Chef mehr oder weniger kannte, traute er dem Sith offenbar immer noch irrationale Reaktionen zu. Da Hybris auch keinen Hehl daraus machte, wie sehr ihn der Verlust seiner Fury schmerzte, verstand der Lord sogar Rahs Reaktion.
„Zu viel und doch nicht genug, um uns fertig zu machen. Meiner Paranoia sei dank.“
Hybris zückte sein Pad, welches er immer irgendwo in der Nähe seines Herzens trug, da er diese Stelle – neben dem Gehirn - instinktiv am verbissensten verteidigte.
„Darauf befinden sich alle wichtigen Koordinaten und Berechnungen. Nur … die Verbindung zum Imperium ist dahin. Alle Codes … für Datenbanken, für Zollstationen, das Militär … alles weg.“
„Liegt es an deinem Blutverlust oder schmerzt dich das nicht so sehr, wie es sich anhört?“
„Ich wollte es ohnehin hinter mir lassen... aber nicht so, nicht ohne dabei alles wegzuwerfen. Deshalb... es tut weh, doppelt und dreifach, aber wie gesagt: Es ist nicht das Ende. Wir machen weiter. Ohne die Mittel des Imperiums.“
„Das … dann … erst einmal kein Lohn?“

Es war ein Scherz und Rah grinste sicherlich auch, doch Hybris sah ohnehin auf dem Boden. Er selber lächelte nicht. Die Blutung an seiner Seite hatte inzwischen nachgelassen, wobei das wohl eher daran lag, dass er einen Teil seiner Unterbekleidung auf die Wunde gedrückt und das Blut inzwischen geronnen war. Würde er es jetzt wegziehen, sie würde vermutlich wieder aufbrechen.

„Ja … wir brauchen Geld... wir brauchen ...“

„Einen Hafen … sofern wir dieses Schiff behalten... oder sonst eines.“
„... wir nehmen dieses hier. Die Mutanten … sie haben kein Ziel … vermute ich. Vielleicht kann ich auch sie rekrutieren.“
„Und dann? Wohin?“
„... dorthin, wo wir schon sind. Outer Rim, Unbekannte Regionen.“
„Das Bioschiff verfügt über so etwas wie... ja, keine Ahnung, Landeschiffe oder wie man das nennen soll. Wir könnten dieses Schiff also als Basis benutzen.“
„Zuerst rede ich mit ihr da oben.“
„Genau genommen befindet sich die Brücke irgendwo im Zentrum dieses Schiffes. Ich habe über … ähm … Bildschirme nach draußen gesehen. Frag mich nicht wie das gehen soll.“
„Dann eben so. Erst reden, dann weitere Pläne machen.“
„Klingt vernünftig.“

Wenig später tauchte Vaneb auf. Der Medizinkoffer war dann doch eine zu optimistische Beschreibung gewesen. Es handelte sich wohl eher um eine Art Notfalltäschchen, welches man sich in die Hosentasche stecken oder hinten an den Gürtel klemmen konnte. Genug Bacta für die komplette Wunde gab es nicht, doch für die schlimmsten Stellen reichte das Spray. Dann noch ein paar großflächige Pflaster und es ging erst einmal. Da die Lichtschwertwunde nicht zu dem wenigen Verbandsmaterial passte, brauchten sie es gar nicht erst versuchen. Sie würden kaum den Oberschenkel schaffen. Sobald die „Operation“ abgeschlossen und Hybris bereit war, weiter zu gehen, hielt ihn Rah auf. Und schlug dann etwas vor, woran der Lord niemals gedacht hätte...

[Weltraum "F5" - Bioschiff im leeren Raum - Irgendwo nahe des Zentrums in einem Gang - Hybris, Rah, Vaneb und Galain(VIP-NPCs)]
 
[Weltraum "F5" - Bioschiff im leeren Raum - Irgendwo nahe des Zentrums in einem Gang - Hybris, Rah, Vaneb und Galain(VIP-NPCs)]

Er wäre selber nie darauf gekommen, doch Hybris nahm den Vorschlag an. Galain würde den Lord tragen und da der Riese inzwischen nicht mehr wie die Ausdünstungen der Hölle stank, würde er es sogar ertragen können. Das er dabei wie ein Kind aussah oder sich irgendwie lächerlich machte, darüber dachte er nur kurz nach und verwarf es danach. Es war sinnvoll und damit war die Sache klar. Der riesige Sith Spawn streckte seine Arme aus, hob seinen momentanen Befehlsgeber hoch und hielt ihn dann ausgestreckt vor sich. Die Haltung war alles andere als bequem, doch die Notfallmaßnahme an seinen Wunden hielt und nachdem Galain wieder weiter gegangen war, fand Hybris schließlich eine Position, in der die Pflaster nicht belastet wurden. Dafür lag er nun auf den muskulösen Armen auf der Seite und schaute in die selbe Richtung wie sein Träger und nur die langen Klauenfinger hinderten ihn daran herunterzurutschen. Rah ging vor und schaute, ob sie auch überall durch kamen, was sie taten. Bis sie dann vor der Brücke ankamen. Dort ließ sich Hybris absetzen, wartete danach kurz, damit sich nicht mehr alles um ihn drehte und richtete sich dann auf. Das Kommandozentrum befand sich mehr oder weniger auf der selben Ebene wie die Andockschleuse. Nun führte aber ein höchstens eineinhalb Meter breiter Gang, der darüber hinaus auch noch eine ziemlich harte Steigung besaß, nach oben. Treppenstufen gab es keine, doch dafür Auswüchse, die an Knochen erinnerten, über die eine Art Haut gespannt worden war. Die Lichtverhältnisse hatten sich derweilen nicht geändert, wobei sie auf der Brücke besser waren, wie Hybris schon von hier unten aus sehen konnte.

„Nach dir, Hybris.“

Der Angesprochene nickte und wollte schon den ersten Schritt machen, da drehte er sich doch noch einmal um und händigte sein Seelenschwert aus. Galain nahm es an und hielt es dann wie ein kleines Kind fest, welches sein Spielzeug eifersüchtig an den eigenen Körper drückte. Die Körperhaltung sah natürlich merkwürdig aus, doch keiner äußerte sich dazu und Hybris betrat mit leeren Händen die Brücke. Die paar Knochenstufen nach oben ließen in ihm Kälte aufsteigen und er spürte wie er noch blasser wurde, als seine Wunden sich gegen die Pflaster stemmten und sie zerreißen wollten. Doch er kam trotz Schmerzen und angeschlagenem Kreislauf oben an und wankte so wenig wie er nicht zitterte, auch wenn er dafür seine Hände auf den Rücken packen und einander umschlingen lassen musste. Da seine Robe noch bei der Schleuse lag und auch große Teile seiner schwarzen Lederkluft und die Unterbekleidung Schaden genommen hatten, sah er nicht wirklich respekteinflößend aus. Seine Körpergröße und der durchgedrückte Rücken kompensierten diesen Mangel auch nicht wirklich. Glücklicherweise bedurfte es aber auch keiner Einschüchterung. Im Zentrum der Brücke gab es eine Art Wölbung, die Hybris an einen Vulkan erinnerte und in diesen saß die Celegianerin. Ihre Tentakeln hatte sie unter ihren Körper versteckt und vermutlich mit dem Schiff verbunden. Der Blick des Siths hielt sich aber nur kurz auf ihr, dann sah er sich weiter um. Die Schaltzentrale des Bioschiffes besaß keine speziellen Lampen, doch dafür so viele Bildschirme und leuchtenden „Tentakeln“ oder „Kabelstränge“, dass man sie auch nicht brauchte. Links und rechts gab es Vertiefungen und in diesen fleischliche dunkle Stühle, die mit einem Strang mit dem Boden verbunden waren und sich unablässig bewegten. Vor diesen gab es die Bildschirme, die im Augenblick fast nur Schwärze zeigten. Auf manchen konnte man die Umrisse des Sternzerstörers erkennen, einige zeigten eindeutig das Bioschiff selbst, dessen Oberfläche deutlich heller war als alles um es herum. Die Hülle schien regelrecht zu leuchten. Vor allem dort, wo so etwas wie Rippen, Kiemen oder – metallischer gedacht - Lüftungsschlitze zu erkennen waren, verströmte das Schiff viel neongrünes Licht. Es erinnerte den Lord sofort an das Lichtschwert des Alchemisten, obwohl es nicht ganz so satt strahlte.

„Es ist ein Gehirn.“
sagte Rah plötzlich, der nun neben Hybris stand. Als der Sith ihn ansah, breitete der Gerüstete die Arme aus und der Zirkelmeister folgte den Fingern und tatsächlich, es sah irgendwie wie eine Walnuss oder eine Gehirn aus. Selbst die Windungen an der Oberfläche des selbigen waren an der Decke zu erkennen, wobei man hier Abstriche gemacht hatte, hatte man wirklich ein Gehirn abbilden wollen. Hybris, der die Struktur eines menschlichen Gehirns recht gut im Gedächtnis behalten hatte, erkannte all die kleinen notwendigen Unterschiede und doch war es eindeutig eines. Dieses Schiff, so die Konsequenz, musste also gezielt konstruiert worden sein. Man hatte es den Organismen nicht überlassen sich selbst zu formen. Was ja auch irgendwo sinnvoll war.
„Tatsächlich...“
„Und der Maschinenraum erinnert mich an Herzkammern... na ja … nicht ganz so eindeutig wie das hier, aber mit etwas Phantasie.“

Sie waren sozusagen durch die Medulla hereingekommen. Als Hybris sich umdrehte, da sah er die Einbuchtung für das Kleinhirn und in diesem befand sich ein gewaltiges gepanzertes Konstrukt, welches im Gegensatz zum Rest des Gehirns tatsächlich schwarz war und sich durch nicht weniger dunkle Stränge mit dem Rest verband. In ihnen gab es überhaupt keine leuchtenden Einschlüsse, weshalb es noch dunkler wirkte als die anderen Teile. Außerdem zierten gezackte Grate die Oberfläche. Aber selbst sie konnten die beinahe perfekte Symmetrie dieses Dinges nicht zerstören, als wären auch diese Ketten von Dornen bewusst und gezielt angebracht worden. Die Celegianerin saß mehr oder weniger im Thalamus und zwang so auch jeden, der auf die Brücke kam, dazu ihr auszuweichen, wollte man irgendwo sonst hin. Im Frontallappen, dort wo auf einem normalen Schiff die Kommandooffiziere stehen würden, gab es zwar keine großen Panoramafenster, doch dafür den größten – biologischen – Holoprojektor, den Hybris jemals gesehen hatte. Der auf seiner Fury im Aufenthaltsraum war ja schon nicht klein gewesen, doch dieses Ding stellte ihn deutlich in den Schatten. Er war aber nicht im Boden, sondern in die Wand eingelassen worden, womit er wie ein riesiges Auge wirkte, welches sie alle permanent anstarrte. Dass das Innere des Projektors auch noch verschiedenfarbig war und Ringe aufwies, unterstrich diesen Eindruck noch. Im Augenblick zeigte er das komplette Bioschiff, weshalb Hybris, als er den Projektor seine Aufmerksamkeit geschenkt hatte, nun nichts anderes mehr sah. Er näherte sich der Projektion und bestaunte die giftige Schönheit seines – vielleicht – nächsten Zuhauses.

Hybris erste Assoziation war eine Waffe. Doch je länger er darüber nachdachte, wo er dann seine Hände anlegen musste, um sie abzufeuern, desto weniger sah sie danach aus, denn einen Griff in dem Sinne gab es nicht. Da das Schiff lebendig war, dachte er zwangsläufig als nächstes an ein Tier. Dann eher an ein Insekt mit gepanzertem Kopf und Unterleib, einem langen Stachel und – wie bei einem Leuchtkäfer – mit einem strahlenden grünen Ende, wo die Antriebe saßen. Der Auswuchs bzw. Stachel darüber ließ dann in ihm den Verdacht aufkommen, dass das Schiff sich irgendwie einigeln, den Antrieb also einschließen und damit schützen konnte, doch eigentlich sah dann doch alles zu starr aus. Dieses Bild eines Insektes hielt sich aber nur so lange, bis er sich die Schnauze bzw. den Kopf ansah. Sobald er länger darauf starrte, entstand der Eindruck, als würden sie in einer gewaltigen Unterwasserkreatur stecken. Oder eben einem im Vakuum lebenden Ding. Eigentlich war es doch ohnehin egal. Tauchen wollte er hiermit ohnehin nicht.

„Eine nette kleine Prothese.“ meinte Rah und legte den Kopf schief.
„Mit integriertem Lichtschwert oder was sagst du?“
Hybris brummte nur als Antwort und drehte sich wieder um. Es gab auf der Brücke insgesamt acht Stationen, die der Celegianerin nicht mit einberechnet. Alles war ziemlich symmetrisch angeordnet worden und wirkte trotz der Lebendigkeit so, als wäre es ganz normal in einem Dock gebaut worden.
„Es gibt hier übrigens einen... nennen wir es Turbolift. Hinter dem schwarzen Ding, was ich für das eigentliche Gehirn dieses Schiffes halte. Ich … habe den Lift aber noch nicht ausprobiert. In meinem Kopf sehe ich mich dann in eine Art Darm oder … ach lass es auch nur die Speiseröhre sein. Ich will es gar nicht so genau wissen... und ausprobieren.“
„Irgendwer wird es tun.“
Ryga meldet sich freiwillig.“
„Zuerst die Celegianerin.“
„Richtig. Bitte. Nach dir.“

Die riesige Qualle bzw. das riesige Gehirn oder - auf die Brücke bezogen - die Miniaturausgabe dieser Schaltzentrale saß wie erwähnt in eine Art Vulkan. Die Ränder von dieser Kuhle waren fast überall gleichmäßig hoch, doch an insgesamt vier Stellen ging eine Art Strebe weiter und zwischen ihnen gab es, wie Hybris nun bemerkte, ein durchsichtiges Gewebe. Das Wesen saß also gar nicht an der frischen Luft, was es ja auch umgebracht hätte, sondern in seiner eigenen kleinen Blase und die hatte sich nahezu perfekt an ihren Körper angepasst, sodass man schon in einem speziellen Winkel zu ihren stehen musste, damit das Licht richtig reflektiert wurde. Der metallische Käfig war ebenso verschwunden wie alles andere anorganische. Da die Spezies aber ohnehin telepathisch veranlagt war, bedurfte es ohnehin keiner Unterstützung für die Kommunikation. Doch ob sie noch mit ihm reden würde, das musste sich noch zeigen...


[Weltraum "F5" - Bioschiff im leeren Raum - Kommandobrücke (Gehirn) - Hybris, Rah, Vaneb und Galain(VIP-NPCs)]
 
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Hybris baute sich vor der Celegianerin auf, die Hände immer noch auf dem Rücken. Vaneb stand links, Rah rechts von ihm und Galain wie das fünfte Rad am Wagen weit hinter allen in der Nähe des Gehirns des Schiffes. Es gab weder am Vulkan noch sonst irgendwo in der Nähe eine Art Konsole oder Schalter. Nichts, womit man die Qualle auf sich aufmerksam machen konnte. Ob sie die Gespräche mitangehört hatte, ließ sich nur schwer sagen und in Hybris Falle konnte er es sogar gar nicht sagen. Theoretisch hätte sie es können, doch die Mutationen konnten ja wer weiß was alles bewirkt haben. Also versuchte er es erst einmal ganz klassisch.

„Chrysa. Hörst du mich?“
„Das tue ich. Sprecht, Lord Hybris.“

Die Stimme war nur in seinem Kopf und unterschied sich nur insofern von seiner eigenen Gedankenstimme, dass sie aus einer bestimmten Richtung in seinem Gehirn zu kommen schien. Nämlich vom rechten Ohr aus.

„Die Rätselstunde ist vorbei und ich brauche ein neues Schiff. Dieses Schiff. Werdet ihr euch mir anschließen?“
„Auf den Punkt gebracht.“ flüsterte Rah grinsend und lehnte sich dann wieder zurück in eine gerade Position.
„Der Mensch neben euch hat Recht. Ihr seid direkt. Das gefällt uns. Behaltet diese Eigenschaft.“
„Das werde ich. Also?“

Hybris selber sprach lieber als es auf gedanklicher Ebene zu versuchen, denn er wollte das der Mann an seiner Seite so viel wie möglich mitbekam. Die Celegianerin schloss ihn nämlich vom Gespräch aus, wie sein Gesichtsausdruck offenbarte. Die Neugier und Spannung stand ihn ins Gesicht geschrieben.

„Diese Frage kann ich nicht für alle beantworten. Ich frage die anderen.“

„Tue das.“
„Ich brauche keine Erlaubnis von euch für Dinge, die ich gerade bereits tue. Unterlasst dies, es gefällt uns nicht.“
„Natürlich.“

Hybris störte sich nicht wirklich an ihrer Art. Untergebene verschwendeten meist eh viel zu viel Zeit darauf, um den heißen Brei herum zu reden und sich Wege auszudenken, wie sie mit Unannehmlichkeiten klar kamen, anstatt sie einfach anzusprechen und sie damit womöglich binnen Sekunden loszuwerden. Dann lieber direkt und im Zweifel ein Nein kassieren.

„Die meistgestellte Frage bezieht sich auf unser Ziel und die nächste auf die Art der Arbeit, die ihr anbieten könnt.“
„Ich habe vor dieses Schiff vorerst als Basis zu nutzen und Geldmittel wie Ressourcen zu sammeln, um Verluste auszugleichen und ein Labornetzwerk aufzubauen. Ihr alle würdet auf diesem Schiff arbeiten. Falls das nicht notwendig ist, würdet ihr euren Fähigkeiten entsprechend neue Aufgaben erhalten. Ihr könntet auch um welche bitten, falls ihr selber Ideen habt, die sich mit meinen Zielen kombinieren lassen.“
„Eure Antwort wurde übermittelt.“
„Während wir warten: Steuerst du das komplette Schiff allein?“
„Im Augenblick, ja.“
„Und ... ginge es auch ohne dich?“
„Ja.“
„Aber du ersetzt sozusagen eine komplette Brückenmannschaft?“

„Ja.“
„Wurdest du genau dafür erschaffen?“
„Unbekannt, aber wahrscheinlich.“
„Man hat euch nie erzählt, wieso man an euch herumexperimentiert hat? Nie?“
„Nein und eine Wiederholung innerhalb des selben Satzes oder des darauffolgenden sind unerwünscht. Lasst auch dies in Zukunft.“
„Du erziehst dir deine Chefs, wie?“
„Ich bin dazu fähig ein komplettes Schiff zu steuern. Falls ihr euch langweilt, redet mit Mola. Er verschwendet gerne Zeit, indem er Konversation betreibt.“
„Verstehe.“
„Ich habe nun die Antworten. Alle zehn Besatzungsmitglieder sind einverstanden, doch jeder, mich ausgenommen, hat besondere Wünsche geäußert. Ihr seid angehalten sie euch zeitnah anzuhören und dann zu entscheiden.“
„Sind diese Wünsche wichtig? Würde irgendwer nicht mitmachen, wenn ich sie nicht erfüllen kann?“

Wieder entstand eine Pause, in der sich Hybris und Rah kurz Blicke zuwarfen, die aber so oder so interpretiert werden konnten. Sie warteten.

„Nein. Es würde aber ihre Motivation erhöhen. Ich rate zur Erfüllung der Wünsche.“
„Du erteilst also auch Ratschläge?!“
„Offensichtliches zu benennen ist unerwünscht. Unterlasst es zukünftig.“
„Hm … ja, okay. Dann … benenne doch mal all deine Funktionen, damit ich nicht überrascht werde und unnötige Fragen stellen.“

Nun war der Blick, den Hybris Rah zuwarf, eindeutiger und der Gerüstete musste daraufhin ein Lächeln unterdrücken, was ihm nur schwerlich gelang.

„Drei Hauptfunktionen. Ich bilde dieses Schiff aus, steure es und diene als Wissensspeicher.“
„Ausbilden? Dieses... Schiff … ist also ein einziger Organismus? Eine Art … Tier?“
„Nein. Die Anpassungsfähigkeit des Wesen erlaubte den Schöpfern eine Verbindung mit vielen Lebensformen. Der ursprüngliche Organismus befindet sich hier. Antriebe und andere wichtige Funktionen werden von anderen ausgeführt, die mit diesem Gehirn interagieren.“
„Eine … Form der Symbiose? Sind wir auch ein Teil davon?“
„Symbiose, ja. Nein, sind wir nicht. Deshalb bilde ich es aus, damit es uns akzeptiert.“
„Und was sind wir für … es … ihn .. sie? Hat es ein Geschlecht?“
„Das Schiff ist geschlechtslos und es sieht uns als eine Art Immunsystem an, welches es auch benötigt, da die Symbiose mit den anderen Geschöpfen dieses unmöglich macht. Es bedarf einer Crew, die es von Innen heraus schützt.“
„Also kann es krank werden? Mit einem Virus … Bakterien … mit all dem infiziert werden?“
„Ja.“

Noch ein ausgetauschter Blick und Rah runzelte inzwischen mit der Stirn. Er hatte das Ja zwar nicht gehört, es sich aber wohl schon gedacht.

„Ich will aber mal hoffen, dass das Schiff sich nicht so einfach infizieren oder unterkriegen lässt? Das nur einer hier einen Schnupfen haben muss und plötzlich füllen sich die Gänge mit Schleim?“

„Es ist widerstandsfähig. Auf Veränderungen reagiert es hingegen nur langsam und auch nicht alle Bestandteile dieser symbiotischen Gemeinschaft reagieren auf die selbe Weise auf Bedrohungen. Eine manuelle Anpassung ist daher effizienter oder zum Teil die einzige Möglichkeit.“
„Hm … mit einem normalem Schiff aus Durastahl verglichen: Ist es leichter oder schwerer es … zusammen zu halten? Aktiv und lebendig … unbeschädigt zu halten?“
„Ein Vergleich bietet sich nicht an. Die Voraussetzungen und Bedürfnisse beider Schiffsklassen unterscheiden sich zu stark. Auf euren Wunsch bezogen, ein Schiff als Basis zu nutzen, ist dieses hier eher dafür geeignet, da es nur selten zivilisierte Welten und deren industrielle Produkte braucht.“
„Das hört sich doch schon mal gut an. Okay. Reicht erst einmal. Ich brauche eine medizinische Versorgung und die gesamte Mannschaft, also meine Truppe, Verpflegung. Du hast bisher nicht mit Rah gesprochen, er hier, der gerüstete Mann. Wirst du es ab jetzt tun?“
„Wenn es euer Wunsch ist, dann spreche ich mit ihm...“
„Dann tue das. Erzähle ihm alles, was wichtig sein könnte. Wie Energie, Luft, Wasser und Nahrung produziert wird, man sich um Abfälle und dergleichen kümmert, wie dieses Schiff – falls es das kann – in den Hyperraum springt und so weiter. Erkläre es ihm nachvollziehbar. Kein Fachkauderwelsch. Wir müssen vorerst nicht wissen wie alles im Detail funktioniert. Aber zuvor: Wo finde ich wen von den anderen, der mich medizinisch versorgen kann?“
Gedderone ist dafür zuständig. Sie befindet sich in der Krankenstation, zu der ich euch leiten werde. Geht.“
„Viel Spaß und lasst euch nicht töten.“ meinte Rah, der jetzt scheinbar auch hörte, was die Celegianerin sagte.
„Ebenso.“

Hybris nahm Galain mit und ließ Vaneb wo dieser war und ging dann los. Er kannte nur eine einzige weitere Frau in der Truppe der Mutanten und es schrie regelrecht nach Ironie, dass eine durch Kybernetik beinahe kaum noch als Lebewesen zu erkennende Frau den Arzt spielen sollte. Andererseits, was sollte sie auf einem Bioschiff sonst tun?

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Hybris wurde mit einfachen „Links“, „Rechts“ und „Geradeaus“- Anweisungen durch das Schiff geleitet. Nirgendwo, wo er vorbei kam, fand er irgendwelche Hinweisschilder oder überhaupt etwas, das nachträglich an Wände angebracht worden war. Alles sah gleich aus und da die allgegenwärtige Dunkelheit nicht eine Sekunde nachließ, fühlte sich der Lord einerseits verloren und andererseits durchaus wohl. Aber, so seine Vermutung, auch nur so lange, wie er nicht vor irgendetwas flüchten musste. Dann würden die Gänge und Durchgangsräume wahrscheinlich sehr schnell sehr viel enger und tödlicher werden. In Sackgassen wurde er zwar nicht geführt, doch gab es diese sicherlich auch, womit der Begriff Labyrinth auf die Innereien dieses Schiffes zuzutreffen schien. Still blieb es in der Zeit jedoch nicht. Mal von den typischen Geräuschen abgesehen, die es auf jede Art von Schiff gab, auf dem Leute arbeiteten, hörte der Lord noch andere, die nicht direkt fleischig, aber trotzdem ungewohnt klangen. Hier gab es kein Ächzen und Stöhnen von metallischen Stützten und Wänden, doch irgendetwas vergleichbares und es schien ebenso aus den Wänden wie aus dem Boden zu kommen. Ein halbes Dutzend miteinander verbundene Lebensformen konnten wohl nicht absolut still sein, selbst wenn sie es gewollt hätten. Aber wenigstens gab es keine Atemgeräusche oder so etwas wie einen Herzschlag, der durch das gesamte Schiff ging. Geruchstechnisch gab es nichts zu meckern. Alles roch irgendwie nach Natur, Chemielabor und Friedhof, doch nichts davon erfüllte die Gänge vollständig. Tatsächlich gab es eine Art Luftstrom, der diese Gerüche mitzunehmen schien und diese dann außerhalb der Kopfhöhe von Hybris hielt. Ein paar mal, als er seine Neugier nicht hatte bremsen können, hatte er sich ein paar der interessanteren Oberflächen genähert und sie abgetastet und auch an ihnen gerochen und war deshalb an zum Beispiel sein ehemaliges Labor auf Bastion erinnert worden. Kaum hatte er wieder gestanden, war der zum Teil durchaus strenge Geruch wieder verschwunden. Die Luftbewegung war aber so schwach, dass er sie nicht direkt spüren konnte. Nur ein einziges Mal war er stehengeblieben und hatte gelauscht und einen Stofffetzen seiner Unterbekleidung betrachtet, der sich ganz leicht im „Wind“ bewegt hatte. Die Celegianerin kommentierte nichts davon von sich aus. Dennoch sprachen sie miteinander, wobei sie es nun nur noch in Hybris Kopf taten.

Warum gibt es hier kein echtes Licht? Man schafft es gerade so eben nicht gegen die Wände zu laufen.
Energiesparmodus. Das Kollektiv hatte bisher kaum Möglichkeiten Energie zu generieren.
Kollektiv? Nennst du so das Schiff? Sprichst du etwa mit jedem einzelnen verbundenen Organismus … als wären sie eine Art Rat?
Dieses Schiff besitzt einen Namen, doch mit dem Tod von Var'ran braucht es einen neuen. Ihr habt noch keinen gewählt und bis dahin nutze ich andere Begriffe. Die Bezeichnung Rat ist aber zutreffend.
Ja … ich und Namen … das kann dauern. Zum Rat. Ist er … ziehen alle an einem Strang oder musst du Konflikte verhindern?
Letzteres. Jeder Organismus für sich ist auf sein eigenes Überleben und seine Funktionen ausgerichtet. Darüber hinaus interessiert sie nichts.
Empfinden sie wie wir? Kennen sie Neid oder Ungerechtigkeit oder dergleichen? Stören sie sich daran, wenn wir anderen mehr Ressourcen zur Verfügung stellen und deren Entwicklung forcieren?
Nein. In der Hinsicht sind sie nur primitive Tiere. Solange ihre Bedürfnisse gestillt werden, interessiert es sie nicht.
Das klingt aber auch nicht so, als könntest du da wirklich etwas erreichen. Wie willst du denn so vermitteln?
Ihr sprecht mehr über Diplomatie oder Verhandlungen. Ich sorge eher dafür, dass sie warten. Aber es findet kein Dialog, kein Handel statt.

Hybris befand sich nun vor einem Raum, der minimal heller war als die Gänge. Da er die Cyborg Gedderone schon sehen konnte, erübrigte sich die Frage nach dem wo er jetzt war. Die Krankenstation, sofern es denn eine war, hatte in etwa die Größe des Aufenthaltsraumes der Fury und besaß insgesamt sechs „Betten“ an den Wänden. Jeweils zwei standen sich an den längeren Seiten gegenüber und nochmals zwei standen an der Wand, die vom Eingang am weitesten entfernt lag. Obwohl auch dieser Raum sich etwa mittig im Schiff befand, gab es keine echten geraden Kanten. Auf Anhieb fiel dem Sith kein Vergleich mit einem Organ oder sonst etwas ein. Dennoch gab es an der Decke „Rippen“ und Auswüchse über jedem Bett, als ob aus diesen etwas kommen und sich über alles darunter legen konnte. So gesehen sah die Inneneinrichtung nicht weniger wie eine Folterkammer aus, als sie eine Krankenstation sein konnte. Die für hochtechnologischen Zivilisationen üblichen Farben wie Weiß, Grau oder Rot gab es hier gar nicht. Wieder war alles schwarz, dunkelgrün, bräunlich und dunkelgrau. Das der Raum heller war als die Gänge lag dann an zwei Tanks rechts von Hybris, die sozusagen den Betten auf der „Fußseite“ gegenüberlagen. Wie Bactatanks waren sie zylindrisch und bestanden hauptsächlich aus einem durchsichtigen Material, ähnlich dem, welches der Lord an den Schotts gesehen hatte. An ihrem unteren und oberen Ende waren die beiden Zylinder mit Boden und Decke verwachsen und aus beiden strahlte helles grünes Licht. Die Cyborg saß auf eine der Betten direkt Hybris gegenüber und wirkte eigentlich ziemlich tot bzw. inaktiv. Auch als er eintrat und sich umsah, tat sie nichts. Nach einer halben Minute tauchten dann weitere Details auf, die der Sith neugierig betrachtete. Die Rippen an der Decke gab es auch in den Wänden, wobei sie dort mit einer dickeren Schicht aus dem schwärzlichen Material bedeckt waren, in denen es auch die grünlichen Einschlüsse gab. Alles in allem wirkte der Raum ... gepanzert.

Hat sie sich abgeschaltet?
Nein.
Dann will sie wohl einfach nur nicht reagieren, wie? Egal. Ein paar Fragen noch. Deine Telepathie. Reicht sie bis in den letzten Winkel dieses Schiffes?
Ich weiß nicht, wieso sie nicht reagiert. Meine Telepathie wird verstärkt und reicht damit über die Außenhülle hinaus.
Aber nicht sehr viel weiter oder?
Nein. Einige Meter.
Nächste Frage. Die … Krankenstation hier. Ist das auch ein eigener Organismus?
Ja.

Warum? Hat das was mit diesen … Betten zu tun? Oder den Tanks?
Ja. Dieses Wesen wurde gezüchtet, um als Ersatz für Bacta und andere medizinische und technologische Errungenschaften zu dienen.
Verstehe. Als letztes noch: Deine Funktion als Verhandelnder. Meintest du damit, dass du den einzelnen Organismen vortäuscht, dass sie etwas gerade nicht brauchen und deshalb warten sie? Dein Job ist es, sie zu belügen?
Ja.
Dann wollen wir hoffen, dass sie das niemals herausbekommen und doch über so etwas wie Rachegelüste verfügen. Das wars. Wir sprechen uns später weiter.

Hybris wartete noch kurz auf eine Antwort der Celegianerin, doch sie schwieg. Nach der Pause ging er auf Gedderone zu und blieb kurz vor ihr stehen. Im Zwielicht sah sie deutlich gruseliger aus als im hellen Licht von dem Repulsorwagen des Sith Spawns. Er wollte sie gerade an der Schulter anfassen, da hob sie ihren Kopf, die Hände immer noch auf dem Bett. Ihre beinahe weißen Augen richteten sich auf seine aus und ein paar unnatürliche Zuckungen durchliefen ihren Körper, als würde sie irgendwelche Dinge von anderen Dingen abkoppeln oder sie verbinden.


„Gedderone. Ist das auch der Name, mit dem du angesprochen werden willst?“

Der Sith fragte das, weil er eigentlich auf einen kürzeren Spitznamen hoffte, doch die Cyborg zuckte nur leicht mit den Schultern.

„Ja … du hast dich nicht verändert. Schön. Bist du offiziell dazu befähigt einen Menschen zu behandeln oder ist das mehr ein Hobby von dir? Oder aus Langeweile?“
„Bin ich nicht...“

Den Rest kommentierte sie wieder nur mit einem Achselzucken. Doch dafür stand sie auf, trat zur Seite und deutete mit dem Kopf auf das Bett. In der Macht fühlte sie sich dabei sogar noch gleichgültiger an als Rah in seinen gleichgültigsten Stunden.

„Du kannst das aber? Weil … du deine eigenen Implantate eingesetzt hast und dich deshalb ziemlich gut mit einem humanoiden Körper auskennst?“

Was sollte der Lord auch anders tun, als ihr die Worte vorzugeben, zu denen sie nicken konnte? Würde er auf sie warten, er würde bis dahin schon drei Mal an seinen Wunden verreckt sein.

„Ja … mag sein. Legt euch endlich hin.“


Das tat er, nachdem er seine Kleidung so weit zurechtgerückt hatte, damit sie an die Wunde heran kam. Dabei entging ihm durchaus nicht, dass er bisher noch nicht ein einziges Werkzeug oder Aufbewahrungsmobiliar entdeckt hatte. Wie sie ihn also behandeln wollte, darauf war er nun wahrlich gespannt. Unnötig zu erwähnen, dass ihr eine Schlinge, bestehend aus Macht, um den Hals hing. Eine falsche Bewegung und sie wäre einen Kopf kürzer, auch wenn es ihr wohl egal sein dürfte...

[Weltraum "F5" - Bioschiff im leeren Raum - Krankenstation - Hybris, Gedderone und Galain(VIP-NPCs)]
 
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Hybris lag zwar auf dem Bauch, doch er hatte sich trotzdem noch so weit gedreht, dass er die Cyborg mit den Augen verfolgen konnte und so sah er auch, was sie nun tat. Zuerst schien sie nur dazustehen, doch dann bemerkte er ihre Augenbewegungen. Ob sie ihn nun scannte oder dergleichen brauchte er aber nicht zu fragen. Ein Gespräch mit ihr war in etwa so informativ und flüssig wie ein Stein. Dann hob sie irgendwann ihren rechten Arm und streckte ihn aus, um in die Wölbung über dem Bett zu greifen. Das tat sie aber gar nicht, also etwas greifen. Stattdessen zog sie die Hand zurück und ein ganzer Wald von Tentakeln oder ähnlichem folgten ihr. Weil das Licht so diffus und der Blickwinkel auch nicht unbedingt optimal war, konnte der Lord nicht so recht erkennen was diese nach Wurzeln aussehenden Gebilde waren. Doch sie kamen bis auf etwa eine Armlänge an ihn heran und verharrten dann einfach in der Luft. Gedderone fuhr durch sie hindurch und schnappte sich scheinbar willkürlich eine Wurzel und zog diese bis zu Hybris Rücken hinunter. Ein Geräusch, als würde hartes Gummi gewaltsam langgezogen werden, untermalte diesen Akt.

Chrysa. Erzähle du mir wenigstens was sie da gerade macht. Ich liege auf dem Bett und sie hat so eine Art Wurzel oder Strang genommen und geht damit über die Wunde.
Vermutlich reinigt und desinfiziert sie diese.
Und danach?
Einbringung eines heilendes Sekrets.
Ist es so effektiv wie Bacta?
Nein. Die Heilung braucht länger und der Organismus braucht eine Weile, um sich auf Euch einzustellen. Juckreiz und ein fiebriges Gefühl an der Wunde sind daher wahrscheinlich. Je öfter ihr euch behandeln lasst, desto besser wird es dabei.

Gedderone war nun mit dem ersten Gang durch und schnappte sich die nächste Wurzel, die wie alle anderen am Ende einer Art Saugnapf besaß, welcher aber nicht so fleischig oder glibberig wirkte wie die von zum Beispiel Tintenfischen. Das Gewebe gab nach und fühlte sich wie eine etwas härtere Version eines Schwammes an, sah aber deutlich brutaler und eher nach einem Foltergerät aus. Mit diesem Ding ging sie die Wunde mehrfach entlang und tatsächlich stellte sich ziemlich schnell drei Dinge ein: Zuerst ließ der Schmerz deutlich nach, der nach der Desinfektion und Reinigung noch einmal deutlich zugenommen hatte, aber erträglich geblieben war. Kurz nach dieser Wohltat setzte dann aber der Juckreiz ein und auch das Hitzegefühl begann sich um die Wunde herum aufzubauen, kam einer fiebrigen Infektion aber noch lange nicht nahe. Er konnte es aber dennoch spüren, als würde dem umgebenden Gewebe die Wärme entzogen werden. Bemerkenswert war auch die Vielseitigkeit dieser Wurzeln, denn Gedderone hatte die Pflaster keinesfalls per Hand entfernt. Sie waren einfach beim ersten Schritt mit entfernt worden und in den Strang hinein gesaugt worden.


Gibt es noch einen dritten Schritt?
Ja. Das Sekret bedarf einer Abschließung. Es darf der Luft nicht zu lange ausgesetzt sein. Deshalb wird eine Art Schutzschicht aufgetragen.
Wie beweglich bin ich danach?
Sie ist gummiartig. Ich rate dennoch von ausgiebiger Belastung ab. Der Organismus hat euch sparsam geheilt, weil die verwendeten Substanzen bei zu hoher Dosierung giftig sind.
Das sagst du mir jetzt?
Es besteht im Augenblick keine Gefahr.
Noch etwas, was ich wissen sollte?
Ja. Es gibt eine Reihe von Substanzen, die sich nicht mit denen dieses Organismus vertragen.
Fass es kurz und bündig zusammen.
Je künstlicher, desto höher die Unverträglichkeit. Zu oft bearbeitete Stoffe sind nicht kompatibel oder führen zu zum Teil tödlichen Nebenwirkungen.
Warne mich einfach das nächste mal vor, wenn ich wieder hier bin.
Wie ihr wünscht.

Während des stummen Gesprächs hatte Gedderone besagten dritten Schritt abgeschlossen. Danach hatte sie dann einfach wieder nach oben gegriffen und ihre Hand kurz in die Höhlung gehalten. Scheinbar musste man eine Art biologischen Bewegungssensor auslösen, damit die medizinischen Ranken aus- und einfuhren, was sie nun auch wieder taten. Danach trat die kybernetisch überfrachtete Frau zurück und starrte Hybris an, der sich langsam erhob. Der Juckreiz an den Rändern der langsam wärmer werdenden Wunde war erträglich und ist seit den letzten Sekunden auch nicht schlimmer geworden. Da Kratzen dank der Schutzschicht unmöglich gemacht worden ist, konnte sich Hybris gut vorstellen, wie sich seine Laune im schlimmsten Falle – wenn dieser Reiz also schlimmer wurde und länger anhielt – verschlechtern würde. Andererseits, so sein Versuch das Gute darin zu sehen, würde ihn dieser Umstand zusätzlich dazu animieren nicht verletzt zu werden. Wer wollte schon von so was behandelt werden?


„Gut … scheint zu halten. Dein Wunsch. Worum geht es?“

Im selben Augenblick, in dem er sprach, betastete er auch die gummiartige Schicht über der Wunde. Diese hatte nur auf Hüfthöhe eine etwa zwei Finger breite Stelle ausgelassen, weshalb seine Kleidung überhaupt noch gerade so eben am Körper hing. Doch selbst an diesen Punkten hatte sich das Zeug gut eingefügt und die Stoffe nicht verklebt oder anderweitig beschädigt. Stattdessen war es darunter geflossen.


„Mein Erschaffer... er hat mich absichtlich fehlerhaft konstruiert. Ich will, dass das geändert wird. Und er stirbt.“
„Var'ran war es nicht gewesen, so viel habe ich mir schon gedacht. Aber wie kam er dann überhaupt zu dir? Oder zu sonst wem von euch?“
„Er … „

Sie zuckte mit den Schultern.

„Du weißt es nicht?!“

„Nein.“
„Du weißt nicht, wie du zu Var'ran gekommen bist?“
„Doch. Aber … ob ich verschenkt, verkauft, ausgeliehen … oder sonst was wurde, das weiß ich nicht. Man sagt uns doch nichts. Ist mir auch recht.“

Noch ein Zucken.

„Egal. Schön. Nenne mir seinen Namen und seinen letzten bekannten Aufenthaltsort … oder am besten alles, was du über ihn weißt und dann kümmere ich mich darum, wenn es die Situation zulässt.“

Als Antwort streckte sie ihren linken Arm aus und hielt ihm ihren Mittelfinger quasi direkt ins Gesicht. Bevor Hybris fragen konnte, was das sollte, klappte die vordere Spitze in einem neunzig Grad Winkel nach unten und eine kleine Karte wurde ein Stück weit hinaus geschoben. Der Sith nahm sie entgegen und erkannte, dass es sich um eine Speicherkarte handelte, welche man unter anderem auch in sein persönliches Pad stecken konnte.


„Und wie machen sich diese absichtlich eingebauten Fehler bemerkbar? Bist du deshalb so … passiv?“

„Ja … nein.“

Und das wars dann wieder. Ja, klar. Ich werde lieber wen anderes fragen...

[Weltraum "F5" - Bioschiff im leeren Raum - Krankenstation - Hybris, Gedderone und Galain(VIP-NPCs)]
 
[Weltraum "F5" - Bioschiff im leeren Raum - Krankenstation - Hybris, Gedderone und Galain(VIP-NPCs)]

Hybris ließ seine eigenwillige Krankenschwester in ihren Räumlichkeiten zurück, wohl wissend, dass sich die Frau nicht langweilen würde, und ging dann weiter. Er brauchte neue Kleidung. Dummerweise gab es keine in den von seiner Gruppe geretteten Kisten und auch die Mutanten hatten es nicht für nötig erachtet Ersatzkleidung mitzunehmen. Alles andere war auf der Fury atomisiert worden, womit Hybris einziges noch heiles Kleidungsstück seine Socken waren. Die bei der Andockschleuse zurückgelassene Robe, obwohl beschädigt, war aber wohl eher dazu geeignet seinen Körper zu bedecken. Aber nicht vollständig, denn je länger sich der Sith an Bord aufhielt, desto eher bemerkte er die erhöhten Raumtemperaturen. Die permanent anwesende Celegianerin erklärte ihm diesbezüglich einiges, während er sich seine Robe zurück holte. Die kombinierten Organismen waren beinahe wie normale, auf normalen Planeten unter normalen Bedingungen lebende Tiere und deshalb war das All für sie ebenso tödlich wie für die Crew. Die Konstrukteure dieses Schiffes, die auch Chrysa nicht kannte, hatten aber ein paar Dinge entwickelt, um es eben doch möglich zu machen, dass sie hier in beinahe absoluter Kälte überlebten. Zum ersten gab es die Panzerung, also die Außenhülle. Die war im Prinzip nichts anderes als totes und abgestoßenes Gewebe, welches permanent von innen heraus mit Nachschub versorgt wurde. Alle Altlasten und Ausscheidungen der Organismen wurden nach außen geleitet und dort durch innere chemische Prozesse zu einer Substanz umgewandelt, die dann zu dieser Panzerung wurde. Der kontinuierliche Nachschub war auch nötig, denn die Kälte des Alls und andere Faktoren wie Strahlung zersetzten die Oberfläche deutlich schneller als bei Schiffen aus Metall. Der im Augenblick für Hybris bemerkbare Nebeneffekt dieser Schutzschichtproduktion war die Wärmeentwicklung, die es dabei gab und die sozusagen an die Luft abgegeben wurde. Im „Maschinenraum“ gab es dann wiederum Prozesse, die eine Art Wärmeaustauschsystem regulierten, sodass man im Inneren nicht irgendwann gekocht wurde, doch es funktionierte gerade - wie alles andere auch - nur auf Sparflamme. Dem Bioschiff ging nämlich die Nahrung aus. Wobei diese Einschätzung – laut Chrysa - nicht ganz richtig war. Sie besaßen noch genug für mehrere Monate. Wenn sie nicht in den Hyperraum sprangen. Da sie aber mindestens einen Sprung brauchten, um endlich aus dieser gefrorenen und finsteren Hölle herauszukommen, besaßen sie eigentlich nur noch Energie für einen Monat. Aber selbst dann mussten eben alle Abstriche machen. Nahrung konnte das Schiff zum Beispiel gar nicht bereit stellen. Die hatten die Mutanten aber zuvor mitgebracht. Dann gab es eben die erhöhten Raumtemperaturen. Es erschien paradox, dass man im All bei zu wenig Energie mehr Wärme bekam als weniger, doch in diesem Falle funktionierte es tatsächlich genau anders herum als wie in Schiffen aus Metall mit normalen Umweltkontrollen, wo man dann irgendwann die Temperaturregelung ausschalten musste und die Kälte des Alls durch das Metall ins Innere gelangte. In diesem Bioschiff wäre es aber eine absolute Katastrophe, würden gewisse Bereiche zu kalt werden und deshalb gab es diese Option gar nicht. Die chitinartige Panzerung war absolut und würde eher die Crew kochen und ersticken, als dass sie erfroren.

Nachdem Hybris seine Robe gefunden und die zerstörte Kleidung am Leib abgestreift hatte, stand er eine Weile einfach nur da und überlegte, ob er die Robe wirklich anziehen würde. Noch war die Raumtemperatur niedriger als das Level, ab dem ein normal gebauter Mensch anfangen würde zu schwitzen. Und Schwitzen war auch nicht sonderlich gut, denn die Wasseraufbereitung des Organismus war natürlich ebenfalls nur eingeschränkt funktionstüchtig. Aber es gab sie immerhin überhaupt. Praktisch veranlagt wie Hybris war, zog er sie dann schließlich nicht an und gab sie einfach Galain, der die ganze Zeit über an ihm dran geblieben war und auch immer noch das Schwert trug. Nun nur noch in einer beschädigten Unterwäsche, einem halbwegs heilen Unterhemd, Socken und Stiefel gekleidet machte Hybris sich auf dem Weg zur Brücke, wo Rah noch immer von der Celegianerin unterwiesen wurde. Es schien wohl länger zu dauern und das obwohl sie sich kurz halten sollte. Diesen Gang verbrachte der Lord aber erneut nicht stumm, sondern unterhielt sich weiter mit der quallenartigen Kreatur im Gehirn des Schiffes.


Ich habe es also richtig verstanden, dass dieses Schiff so ziemlich jede Art von Biomasse annimmt? Das Ding frisst alles und wandelt es in … Energie um?!
Ja.
Und wenn das „Essen“ vergiftet wurde? Ich mein … ein Mensch, zum Beispiel, der einige Zeit gelebt hat, der hat so einiges an Müll in sich angesammelt.
Der Organismus besitzt umfassende Möglichkeiten um solche unerwünschten Stoffe herauszufiltern.
Die Biomasse muss ja eh vereinheitlicht werden oder? Egal was rein kommt, am Ende muss es gleich sein … und dabei wird alles abgetötet? Bakterien, Viren …
Ja.
Wenn ich also Gift nehme und es in die Wand injiziere, dann könnte das Schiff krank werden. Das selbe Gift im „Magen“ ist kein Problem? Können wir ihn dann als eine Art Giftmüllentsorgung ansehen? Inklusive verstrahltem Material?
Ja zu ersterem, ja zu zweiterem und nein zu letzterem.
Okay, Radioaktivität ist die Grenze, verstanden...

Hybris wollte eh davor stehen, wenn er sich die Details aufzählen ließ, denn sonst half ihm das wenig. Er hatte nicht mal im Ansatz eine Idee, wie all das überhaupt aussah. Auf der Brücke angekommen, fand er Rah und Vaneb beinahe an der selben Stelle vor, wo er sie zurückgelassen hatte. Der Teenager lehnte nun aber an der hüfthohen Wand zwischen zwei Arbeitsstationen, seine Waffe vor sich senkrecht auf dem Boden abgestellt und den Kopf gesenkt, als würde er schlafen. Doch seine Augen waren offen und seine Stirn gerunzelt. Rah hingegen stand exakt an der selben Stelle, den rechten Arm um den Bauch gelegt und den linken darauf, sodass die dazu passende Hand an sein Kinn reichte, an welchem er nachdenklich spielte, als würde er den Bart von Aramond besitzen. Als Hybris an seine Seite trat warf der Gerüstete ihm einen kurzen Blick zu.

„Neuer Look?“
„Zu warm.“
„Richtig. Hier auf der Brücke geht es aber. Wegen dem Gehirn.“
„Verträgt keine höheren Temperaturen, hm?!“
„Genau. Deshalb ist es auf dem gesamten Schiff hier am kühlsten.“
„Du solltest die Rüstung trotzdem ablegen.“
„Das tue ich auch … später.“
„Stimmt. Später. Denn wir müssen zurück auf den Sternzerstörer. Er ist doch nicht explodiert oder, Chrysa?“
Nein.
„Ich hatte den selben Gedanken. Wir brauchen mehr Biomasse.“
„Exakt. Außerdem sind einige Bereiche des Schiffes vielleicht nicht dem Vakuum des Alls ausgesetzt gewesen.“
„Du denkst natürlich an den Garten.“
„Ich habe keinerlei Lust das Zeug zu essen, von dem ich bisher gehört habe.“
„Da sind wir schon zu zweit.“
„Zu dritt.“
„Zu dritt... ja.“

In den nächsten Minuten wurde ein Plan geschmiedet. Obwohl das Bioschiff auch über Land- und Kurzstreckensensoren verfügte, wollten sie diese hier lieber nicht nutzen. Denn es galt die Faustregel: Alle Funktionen, die nicht von Natur aus zu den Organismen gehörten, verbrauchten übermäßig viel Energie. Die Erschaffer mochten viel geschafft haben, doch alle Probleme hatten sie nicht lösen können. Deshalb würden sie mehr oder weniger blind hinein gehen müssen. Die wichtigste Frage war aber, wer rein gehen würde. Denn Rah hatte seinen Helm auf die Fury gebracht. Hybris sein Anzug existierte auch nicht mehr, denn Galain hatte ihn schon vor längerem abgelegt. Ohne weitere Hilfsmittel konnte also nur der Givin, den im Übrigen alle tatsächlich König nannten und das mit einer Ernsthaftigkeit, als gäbe es keinen Zweifel an diesem Namen, sich dort aufhalten. Gedderone kam ebenfalls in Frage, obwohl sie dafür Hilfe brauchte, die sich aber bereits an ihrem Körper befand. Wegen der von ihr angesprochenen Unvollkommenheit bzw. Fehler war ihre Außeneinsatzzeit jedoch auf wenige Minuten beschränkt. Also wenig sinnvoll. Alle anderen müssten Anzüge tragen. Von denen es keine gab...


[Weltraum "F5" - Bioschiff im leeren Raum - Kommandobrücke (Gehirn) - Hybris, Chrysa, Rah, Vaneb und Galain(VIP-NPCs)]
 
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Nachdem alle Optionen durchgegangen waren, stand der Plan schließlich. Der rostige König würde als einziges selbstständiges Teammitglied raus gehen. Begleiten würde ihn Galain, der dank eingebautem Kommunikator Befehle erteilt bekommen konnte. Zusätzlich würde man ihn mit einer Kamera ausstatten, sodass Hybris ihn nahezu in Echtzeit über sein Pad verfolgen konnte, wobei Gedderone die Verbindung zwischen all den technischen Elementen spielen würde. Die Landungsschiffe des Bioschiffes waren noch nie ernsthaft getestet worden und selbst wenn, es gab keinen Piloten an Bord, denn dafür war nie irgendeiner ausgebildet worden. Während des Einsatzes würde Hybris, was er auch jetzt schon tat, in der dunkelsten Ecke der Kommandobrücke sitzen, einen Punkt direkt hinter dem Gehirn. Nur vom Licht seines Pads angestrahlt und dank Kopfhörer auch nur die Geräusche vom Kommunikator seines Spawns hörend, hatte sich der Lord von seiner Umgebung abgekapselt. Da es keine ausreichend kleine biologische Variante einer tragbaren Kamera gab, würde auch allein er wissen, was da drüben vor sich ging. In genau diesem Augenblick stand Rah an der Schleuse und instruierte den König persönlich, obwohl Chrysa es genau so gut hätte tun können, doch der Mann wollte beschäftigt werden. Vaneb blieb auf der Brücke und schien keine Lust dazu zu haben sich bei den Mädchen herumzutreiben, die wiederum immer noch das Schiff erkundeten und die mutierte Besatzung mit Fragen belästigten. Sogar die drei Rattataki taten es, wobei sie sich die gefährlichsten Mutanten gesucht hatten und diese nun begleiteten. Zu Konflikten war es aber bisher nicht gekommen.

In diesem Moment stand Galain bereits in dem Bereich, den das Bioschiff am Sternzerstörer zurückgelassen hatte. Da sie hatten testen müssen, ob die Kommunikation mit ihm im Vakuum überhaupt funktionierte, war er vorgeschickt worden. Es klappte, aber nützliche Geräusche konnte der Lord dafür keine hören. Dafür aber wie - durch Sith Alchemie vor der Verwesung geschütztes - totes Fleisch übereinander rieb, was Hybris in naher Zukunft dazu bringen dürfte sich die Kopfhörer herunterzureißen. Doch bis jetzt ging es. Zu sehen gab es nicht viel bzw. nichts neues, denn die Explosionen hatten diesen Bereich nahe der improvisierten Schleuse nicht beschädigt. Die Dunkelheit war aber ein Problem, wenn auch nur eines für Hybris. Der Spawn würde zurecht kommen und der König hatte seine eigene Lichtquelle. Eine für Galain gab es aber nicht. Ein wenig Glück hatten sie dann aber doch gehabt, denn der König kannte sich trotz seiner Gleichgültigkeit mit dem Sternzerstörer aus und wusste genau wohin er gehen musste.

Weiterhin sah der Plan vor, dass sie nur anfangs gemeinsam unterwegs sein würden. Galain zu steuern war im Prinzip einfach, aber er war trotz allem nicht Hybris selber und jeder Befehl kam zwangsläufig verzögert bei dem Riesen an. Ihn also Dinge tun zu lassen, bei denen er im Zweifel eigenständig denken bzw. improvisieren und schnell sein musste, war nicht sonderlich klug und daher auch die Sache des Königs. Galain würde genau das tun, wofür er da war: Fürs Grobe. Ihr erstes Ziel würde der Garten sein, denn dort befand sich der Großteil der gesamten Biomasse des Sternzerstörers. Da es zu umständlich sein würde alle Pflanzen einzupacken, würde der König sie einfach dem eisigen Vakuum des Alls aussetzen. Genießbar war das Zeug dann nicht mehr, doch das Schiff würde damit etwas anzufangen wissen. Nahrung, welche bereits in Behältern wie Kisten und Dosen steckte, würden sie auch mitnehmen und wenn möglich als Verpflegung nutzen. Gleiches galt für das, was man auf der Kommandobrücke und bei Rahs altem Lager zurückgelassen hatte. Keiner rechnete ernsthaft damit, dass die Explosionen gerade diese Bereiche verschont hatten, doch was sollten sie sonst tun? Sie brauchten so viel Biomasse wie möglich. Deshalb würde Galain nach dem Garten auch alleine losziehen und sich zum Maschinenraum aufmachen und das einsammeln, was von den Chiss Leichen noch übrig war. Gleiches galt für die toten Gestaltwandler und alle anderen Leichen, die sie finden konnten. Falls Hybris zwischendurch Lampen fand, würde er auch diese mitnehmen, damit sein Spawn – dann hoffentlich mit einem riesigen Knäuel aus Leichen beladen – auf dem Rückweg nicht nochmals durch das Schiff musste, sondern sich an der Außenhülle bewegen konnte. Doch da wollte der Lord dann lieber sehen, was vor ihm war. Er konnte es nicht riskieren, dass der Spawn die Situation falsch einschätzte und sich irgendetwas scharfkantiges oder spitzes in seinen Körper bohrte und damit sein Machtenergielevel senkte. Das klang in Hybris Ohren aber alles viel zu zeitaufwendig, war aber auch kaum anders zu machen. Je länger sie jedoch brauchten, desto weniger brachte ihnen dieser Einsatz bei, denn das Schiff verbrauchte ja ständig Biomasse. Es gab kein Zeitdruck in dem Sinne, also keine Uhr die herunter zählte, doch Hybris war dennoch ungeduldiger als sonst.


„Seid ihr da un- … seid ihr bald fertig?“
„Gerade eben, ja. Ich hab ihn in die Schleuse geschickt. Komme jetzt zurück.“

Hybris ließ Galain sich umdrehen, damit er den Givin anschauen konnte. Um möglichst viel sehen zu können, hatten sie die Kamera im Bauch des untoten Herglic gesteckt, womit sie so ziemlich genau auf Hybris Augenhöhe steckte und damit auch auf der des Königs, der nun aus der Finsternis getreten kam, seine Lampe noch nicht eingeschaltet. Hybris konnte nur schwach einen Schemen vorbei gleiten sehen, dann war er vorbei und Galain drehte sich wieder um und ging los. Er sollte dem König erst einmal einfach nur folgen. Zehn Schritte weiter verblasste das Licht des Bioschiffes vollständig und der König aktivierte seine Luma, die er in der rechten Hand hielt. Der Strahl fraß sich durch die Schwärze und offenbarte damit die kleinen Partikel in der Schwerelosigkeit. Wie der Givin sich gegen diese behauptete war nicht zu erkennen, doch er ging wie jemand, der unter normaler Schwerkraft lief. Galain selbst nutzte die Macht dafür, denn der Drehimpuls, der den Sternzerstörer seit den Explosionen inne wohnte, reichte nicht aus um sie auf den Boden zu drücken und Magnetstiefel in Galains Größe gab es schließlich nicht. Wobei der Machteinsatz auch nur eine Theorie von Hybris war, denn er hatte nichts entsprechendes befohlen. Da sich der Riese aber normal zu bewegen schien, fiel dem Lord keine andere Erklärung ein.

Nach ungefähr zehn Minuten, die Hybris viel zu lang vorkamen, waren sie da. Bisher hatten sie einen Weg beschritten, der nicht beschädigt worden war. Keine der Detonationen war ihrem Gang nahe gekommen. Doch schon aus mittlerer Entfernung war ersichtlich gewesen, dass Var'ran es auch auf den Garten abgesehen hatte, denn die Tore zu diesen waren nach außen gesprengt worden und hingen nur noch zum Teil am Rahmen. Es hatte auch ein gewaltiges Feuer gegeben, denn alles in dem Bereich war rußgeschwärzt und als der König und Galain eintraten und der Lichtkegel durch den ehemaligen Garten glitt, erfasste dessen Ende nur geschwärzte Oberflächen und tanzende Ascheflocken. Nicht auch das kleinste Blatt egal welcher Farbe war übrig geblieben. Etwa mittig im größten Raum war etwas aus dem Boden heraus gebrochen, hatte metallische Zahnreihen kreiert, die eine Art Vulkanschlot zierten. Direkt darüber an der Decke war dann der Auswurf eingeschlagen, hatte die Stelle eingedrückt und teilweise schmelzen lassen. Danach war die Welle wohl durch den kompletten Garten inklusive einiger angrenzender Räume gefegt und hatte einfach alles eingeäschert. Hybris Blick verfinsterte sich merklich, als er dies sah, denn sein Magen knurrte bereits und er war noch immer nicht bereit das Zeug von den Mutanten zu essen, die sich von einer anderen Quelle bedient hatten als dem Garten. Aber noch gab es Hoffnung. Die Hauptwucht der Explosion und des Feuers hatten der große und die anderen bepflanzten Räume abbekommen. Doch es gab noch welche, in denen nur Sachen gelagert worden waren, in denen es also einfach nur Luft zum verzehren gab, aber sonst nichts brennbares. Der König konnte also durchaus noch verpackte Nahrung finden. Auf diese Suche begab er sich nun, doch Galain ging weiter, auch wenn Hybris nur allzu gerne zugesehen hätte.

Zuerst fand Hybris/Galain Var'ran und seine Leichen nahe der Repulsortrage, wobei die gesamte Szenerie durch ein Feuer erhellt wurde, welches viele Meter weiter aus einer Wand herausgebrochen war und im Augenblick durch wer weiß was in dieser am Leben erhalten wurde. Die toten Körper waren nicht direkt getroffen worden, doch eine Schockwelle hatte sie alle samt in eine Ecke des doppelt aufgebrochenen Raumes geschleudert und dort zu einer makaberen Pyramide aufgestapelt. Den Wagen hatte es ebenfalls erwischt, doch sein Gewicht hatte die Richtung beeinflusst und so war er aus dem Raum heraus in den nächsten hinein geschleudert worden und lag dort nun einsam vor sich hin. Hybris beachtete ihn ebenso wenig wie den Dreck und Müll, durch den Galain marschieren musste. Stattdessen befahl er dem Untoten die Seile von seinem Rücken zu nehmen und damit alle Leichen aneinander zu binden, sodass er sie – dank Schwerelosigkeit – mit minimalem Kraftaufwand hinter sich herziehen konnte. Da sie bereits alle auf einem Haufen lagen und Hybris nicht den Nerv hatte, sich bei dem Zusammenschnüren allzu viel Mühe zu geben, band Galain sie einfach so aneinander, wie sie gerade lagen. Das Seil stammte vom Schiff und gehörte dort zum winzigen Hangar. Einer Nabelschnur gleich sollte es das Mutterschiff mit den Landungsschiffen verbinden, damit diese nahe von ihrem sicheren Hafen operieren konnten. Denn allzu optimistisch schien man nicht gewesen zu sein, dass die kleineren Schiffe von sich aus wieder zurück fanden. Noch ein Grund mehr, sie vorerst nicht anzurühren oder sie gar so zu benutzen, wofür sie angeblich da waren. Als würde Hybris sich auf ein Schiff verlassen, welches für Landungen auf einem Planeten gedacht war, dem aber selbst die Erbauer nicht zutrauten, dass es von alleine wieder in den Hangar kam. Weitere Details hatte sich der Lord aber nicht angehört, bezweifelte aber, dass das Seil tatsächlich am Landungsschiff hängen würde, würde dieses auf einen Planeten landen. So lang konnte es unmöglich sein. Es war aber lang genug um das Paket aus vertrockneten Leichen plus Var'rans kopflosen Körper zusammenzubinden. Um die Festigkeit zu überprüfen ließ Hybris den Sith Spawn ein paar mal kräftig daran ziehen, doch es schien alles zu halten, auch wenn überall Arme und Beine raus hingen.

Der nächste Ort mit mehreren Leichen würde der sein, wo die Gestaltwandler lagen und deshalb ließ Hybris Galain auch in diese Richtung marschieren. Inzwischen war Rah wieder zurückgekommen und unterhielt sich mit Vaneb. Hybris wollte eigentlich weghören und alles am Rande seines Sichtfeldes ausblenden, doch er war am Ende zu paranoid und hörte doch zu. Das Gehirn des Bioschiffes schirmte ihn seinerseits aber ziemlich gut ab. Nur der helle Bildschirm verriet ihn, schaute man zu genau hin. In ihrer Unterhaltung ging es mal wieder um Vaneb und seine Freundin. Das interessierte den Lord sogar noch weniger als alles andere, doch er konnte sich nicht dazu zwingen wegzuhören. Obwohl Rah nicht so dumm war, genau an diesem Ort irgendwelche Pläne zu schmieden, die Hybris schaden konnten, so traute der Sith ihm trotzdem zu, dass er das eine oder andere wichtige Detail fallen ließ, welches er irgendwann mal gegen ihn verwenden konnte. Im Moment nahm der Gerüstete an Hybris würde sich voll und ganz auf Galain konzentrieren. Wenn also nicht jetzt, wann dann...


[Weltraum "F5" - Bioschiff im leeren Raum - Kommandobrücke (Gehirn) - Hybris, Chrysa, Rah, und Vaneb(VIP-NPCs)]
 
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Lord Hybris saß nach wie vor hinter dem Gehirn des Schiffes und Vaneb, der sein Scharfschützengewehr immer noch nicht hatte abstellen wollen, stand Rah gerade gegenüber und sah so aus, als würde er selbst den Wänden zutrauen, dass sie ihn im Schlaf auffraßen. Rah konnte leider nicht viel dagegen tun, also seine Stimmung heben oder ihm das Gegenteil versichern. Er selber sah es kaum anders. In über drei Jahrzehnten war er nie auf so einem Schiff gewesen und hatte sich nie mit so einer Mannschaft auseinandersetzen müssen. In Filmen und Spielen waren sie ihm unzählige Male begegnet und er hatte noch viel öfter darüber nachgedacht, wie es wohl sein würde, wäre er wirklich unter ihnen. Die immer wiederkehrenden Tagträume, diese kleinen gesponnenen Geschichten rund um sein alternatives Ich, in welchem er seine – nicht sonderlich ernst genommene – Religion zu etwas Wahrhaftigen verwandelt hatte, um sich selbst ins Zentrum zu setzen und … nun ja, alles zu tun was ihm gefiel. In diesen phantastischen Geschichten war er oft mit solchen Wesen und an solchen Orten zusammen gewesen. Nun stand er in solch einem Ding und hatte binnen weniger Tage mit fast allen Formen von Albträumen zu tun gehabt. Es war eine Sache wegen Liebe in einem lächerlichen Kult zu sein und alles notwendige zu tun, doch etwas anderes tatsächlich in einer Welt aus „Magie“ und „Göttern“ zu stehen. Hybris besaß Macht, konnte Seelen an sich binden und Untote kontrollieren. Es war real und der Mensch Duh Rah kam immer noch nicht so recht darauf klar. Wie sollte er dann Vaneb helfen, wenn er selbst noch herausfinden musste, wie er es sollte? Nun, eigentlich gab es da sogar etwas. Ein Tipp bzw. Vorschlag eines alten Bekannten, den Rah schon lange hinter sich gelassen hatte und dessen Gesicht im Meer aus Gesichtern seiner Vergangenheit untergegangen war. Aber der Spruch war geblieben, obwohl Rah ihn nie auf sich hatte anwenden können. Tue so als ob, dann wird es real. Irgendwie so ähnlich hatte er es ausgedrückt. Man schuf sich – auf sich selbst bezogen – seine eigene Realität. Man konnte sich selbst so weit täuschen, dass alles wahr werden konnte, wenn man es nur wollte. Doch er hatte nie daran geglaubt, dieses Konzept nie übernehmen können. Sein emotionsloser Blick auf sich selbst bewies dies. Er konnte Freude, ja sogar Mitleid empfinden, doch schaute er auf sich selbst, dann sah er … nichts. Hybris hatte es schon richtig erkannt. Sich selbst gegenüber empfand er nichts und so gab es auch keinen Motivator, der ihn zur Selbsttäuschung antreiben konnte.

Dann muss ich eben das Zweitbeste tun.

Er würde ihn anlügen. Also Vaneb, nicht sich selbst. Es sah gerade schlimm aus. Ja, die ganze Geschichte war ein einziger Albtraum, eine Hölle für sie alle und Hybris, der den Höllenfürsten der corellianischen Höllen in nichts nachstand, war ihr Meister, ihr Wächter und Folterer. Für Rah gab es kein Entkommen. Er besaß gar nicht die nötige Motivation um aus diesem Loch herauszukommen. Seine Liebe war dahin und ihm fiel keine Seele ein, die ihn vermissen oder nach ihm suchen würde. Wie konnte er bei all dieser Bedeutungslosigkeit auch irgendwo in sich den Wunsch finden, sich zu retten? Nein. Das würde nicht geschehen. Aber Vaneb war es wert. Er und die Mädchen, die von ihrer Vergangenheit noch nicht vollständig gebrochen worden waren. Und wenn er dabei drauf ging, sie würde er retten. Dafür würde er mit Hybris kämpfen, dafür würde er sich in eine wandelnde Leiche verwandeln oder sich für die Ewigkeit in dieses Schwert einsperren lassen. Er konnte das, denn er selber fand keinen Grund, weshalb er leben sollte. Aber im Tod, in diesem Augenblick des Sterbens, da kann ich einen Sinn finden. Nur einmal. Mehr brauche ich auch nicht. Aber bis dahin muss ich Vaneb selbst einen Grund geben zu leben. Also lüge ich. Tut mir leid, Junge, aber besser als die Wahrheit.

„Sie müssen sich eh erst einmal selbst zurecht finden. Ich schlage vor, wir schauen uns die Landungsschiffe doch mal genauer an.“
„Okay... wie du meinst.“

Vaneb wollte nicht so recht mit der Sprache herausrücken und Rah wiederum nicht zu direkt nachfragen, doch er machte sich auch so Gedanken. Rahs Theorie nach war der Teenager neben ihm von der Realität erschlagen worden. Er hatte gerade sein Mädchen getroffen und sich ihr angenähert und nun gab es die gar nicht mal so unrealistische Chance, dass sie alle in diesem verfluchten Schiff sterben würden und dann gab es natürlich das nicht weniger unwahrscheinliche Szenario, in welchem Hybris jede potenzielle Leiche dem Schiff zum Fraß vorwerfen würde. Glaubte er, er könne nur von hier weg kommen, indem er ein paar der Mädchen opfert, er würde es tun, da war sich Rah ziemlich sicher. Und Vaneb mochte gerade von vielen Quellen gleichzeitig Angst eingejagt bekommen, doch er war nicht dumm. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen hatte er ähnliche Überlegungen angestellt. Zusammengefasst fühlte sich der junge Mann also nicht nur überfordert, sondern auch hilflos, weshalb er seine Waffe ja auch nicht mehr aus den Händen lassen wollte. Er konnte sein Mädchen nicht beschützen und das es auch noch alle wussten oder er zumindest glaubte, dass es alle wussten, schadete seiner Laune nur noch mehr. Rah wollte es aber nicht dazu kommen lassen. Für sich selbst gab es keine Hoffnung mehr, aber für den Teenager schon. Sein Leben lag doch noch vor ihm.


[Weltraum "F5" - Bioschiff im leeren Raum - Gang - Rah und Vaneb(VIP-NPCs)]

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[Weltraum "F5" - Bioschiff im leeren Raum - Kommandobrücke (Gehirn) - Hybris und Chrysa(VIP-NPC)]


Nachdem der Gerüstete und Vaneb verschwunden waren, hatte Hybris sich wieder auf sein Pad konzentriert. Das Duo hatte nichts brauchbares von sich gegeben und so dachte der Lord wieder nur an die nächsten Schritte. Galain stand inzwischen auch wieder im Gang mit den toten Gestaltwandlern, doch er war leer. Nur noch vergossenes Blut und Reste von Haut und Fleisch bedeckten den Boden und die Wände. Eine Spur, so chaotisch, breit und unregelmäßig, dass kein Verstand dahinter gesteckt haben konnte, führte weiter den Gang hinunter in einen Bereich, der noch von Molas Beleuchtungstunneln gerade so eben erhellt wurde. Diese hatte der Riese auf dem Weg hierher mehr als einmal gesehen und sie schienen ihre Energie nicht aus dem Maschinenraum zu beziehen, den Hybris nach wie vor für einen Ort der absoluten Zerstörung hielt. Wo die Energie aber auch herkam, sie wurde dankbar angenommen. Galain folgte der Spur und kam schließlich an einer T-Kreuzung an. Auch hier herrschte Schwerelosigkeit, doch die Leichen der Formwandler klebten nach wie vor am Boden. Auf einer Länge von mehr als zehn Meter lagen sie da und wirkten trotz Kälte noch viel zu frisch. Sie aneinander zu binden würde nicht ganz so leicht werden. Zumindest war dies Hybris erster Gedanke, doch dann überdachte er seinen ursprünglichen Plan und befahl Galain die toten Körper einfach auf den bestehenden Leichenball zu packen. Dies war dann auch der Zeitpunkt, bei welchem Hybris die Kopfhörer abnahm. Nicht weil die Gestaltwandler fleischige und blutige Fäden zogen, als der Sith Spawn sie vom Boden aufklaubte und dabei entsprechende Geräusche machte. Die hörte der Sith gar nicht. Aber da der untote Herglic Energie sparen musste, sollte er die Leichen mit Muskelkraft und nicht der Macht aufsammeln und das ging mit Reibungsgeräuschen einher, dass der Lord nicht zuhören wollte. Wie es schien hatte Hybris dieses eine existierende Geräusch im Universum gefunden, welches in ihm Unbehagen auslöste.

Gründlich wie Galain nun mal war brauchte er gute zehn Minuten, wobei dies in beinahe absoluter Finsternis geschah, denn der Riese blockierte das wenige Licht, welches aus der Ferne zu ihm schien. Doch dann blieb er plötzlich stehen, was so aussah, als wäre das Bild eingefroren und Hybris hatte auch kurz genau daran gedacht, doch dann sah er in einem der wenigen durchkommenden Lichtstrahlen ein Fleischstückchen schweben. Er setzte das Headset wieder auf und gab den nächsten Befehl. Ab zum Maschinenraum. Aber nur über eine Umweg, denn nun wollte Hybris endlich etwas sehen und zwar dauerhaft. Also ließ er Galain zu dem Gang von Mola gehen und sich vor die Lichter knien. Auf den ersten Blick schienen sie alle zu einer Kette zusammengebunden worden zu sein, die ihre Energiequelle wer weiß wo hatte. Doch als der Sith nicht sah, was er brauchte, ließ er Galain wie ein monströses Kind weiter krabbeln und schließlich fand er eine Unterbrechung der Kette. Da die Kamera direkt auf den Boden gerichtet war, sah man nicht weshalb es nicht weiter ging. Galain schaute daraufhin auf und „plötzlich“ war da ein gewaltiges Loch vor ihnen. So groß, dass es den Untoten mühelos verschluckt hätte. Ohne zielgerichtete Luma war die Tiefe von diesem Krater nicht einmal zu erahnen, doch falls Hybris sich nicht total täuschte, dann musste irgendwo in der Richtung der Maschinenraum sein. Wobei er sich da gut und gerne täusche konnte. Das er den Herglic bisher so gut hatte führen können und das trotz Dunkelheit, eingeschränktem Sichtfeld, nachlassender Erinnerungen und auch nicht unbedingt dem besten Orientierungssinn, war sowieso schon ein Wunder. Aber wie dem auch sei: Die Kette war keine Lichterkette in dem Sinne. Es musste mehrere Energiequellen geben. Da es dort, wo Galain gerade hockte, gleich drei davon gab, riskierte Hybris es und ließ ihn eine davon einfach herausreißen. Seine Klauen fanden den Weg unter die Kabel, drückten sie zu den Handflächen, um sich dann zu einer Faust zusammenzuschließen. Dann zog er und die Befestigungen gaben sofort nach. Und die Lichter blieben an. Daraufhin zog er weiter am Kabel, bis er das komplette Ding in den riesigen Klauen hielt. Da die Lichterkette immer noch leuchtete, musste die Energiequelle also an ihnen dran stecken und es gab durchaus gewisse „Anbauten“ und „Klötzchen“ an ihnen dran, doch keine davon erkannte der Sith als Miniaturenergiezelle. Nicht das er Ahnung davon hätte.

Ein paar Minuten später strotzte Galains Linke nur so vor Lichtern. Leider waren sie alle klein und nicht dazu gedacht, nur in eine Richtung zu scheinen, weshalb die Lichtausbeute mager war, aber etwas anderes hatte er vorerst nicht. Damit marschierte er dann, nachdem sich Hybris nochmals neu orientiert hatte, in Richtung Maschinenraum. Wobei sie dabei das gewaltige Loch umgehen mussten. Hinunter kam Galain trotzdem, wobei er nun auch zum Werkzeug von Hybris Neugier wurde, der den Riesen immer wieder in diese oder jene Richtung leuchten ließ, damit er den wahren Sternzerstörer sehen konnte, der nicht mehr von Illusionen rein und aufgeräumt gehalten wurde. Hinzu kam, dass es nun etwas gab, was es zuvor unerklärlicherweise nicht gegeben hatte. Die Gänge, Treppenhäuser und Räume waren voll von skelettierten Leichen, Schrott, Müll und anderen Hinterlassenschaften. Als hätte man auf den oberen Ebenen tatsächlich aufgeräumt oder den Unrat zumindest so in Ecken gestopft, dass sich diese Haufen bei Schwerelosigkeit nicht aufspalteten, es hier unten aber nicht getan. Deshalb musste Galain sich nun ständig den Weg frei schlagen und schieben und mehr als einmal tauchte dabei die Leiche eines Tars auf. Hm. Kann das Schiff eigentlich auch Knochen verdauen?

[Weltraum "F5" - Bioschiff im leeren Raum - Kommandobrücke (Gehirn) - Hybris und Chrysa(VIP-NPC)]
 
[Weltraum "F5" - Bioschiff im leeren Raum - Gang - Rah und Vaneb(VIP-NPCs)]

Rah warf dem Teenager neben sich noch kurz einen Blick zu, dann streckte er den Rücken durch und versuchte dabei so weise wie möglich auszusehen.

„Du brauchst dir keine Sorgen um Leira zu machen. Hybris kann nicht auf euch beide verzichten und ihr seid mir unterstellt. Egal was passiert, euch wird es gut gehen.“
„Aber was ist mit den anderen?“
„Wir wissen beide, wie Hybris tickt. Er hat mehr oder weniger direkt gesagt, dass er wirklich ALLES tun und opfern wird um sein Ziel zu erreichen. Glücklicherweise kann er das nicht alleine. Er braucht uns und er hat jetzt schon in uns … wie hat er es ausgedrückt … „investiert“. Ich kann dir nicht versprechen, dass wir alle retten können. Aber ich kann dir zumindest versprechen, dass ich es versuchen werde. Aber selbst dann stehst du und Leira nicht auf dieser Liste.“

Rah blieb stehen und sah Vaneb, als auch der stehenblieb, fest in die Augen und was er daraufhin sagte, meinte er genau so und er hoffte, dass es auch so in seiner Stimme zu hören war:

„Ich lasse ihn nicht an euch ran. Im Zweifel werde ICH alles nötige tun, um ihn daran zu hindern.“
„Aber … aber warum eigentlich, Rah? Warum tust du das für uns?“
„Weil … na, ihr seid jung, habt euer Leben noch vor euch. Du hast nur gegen deine Eltern rebelliert, so wie es fast alle Jungs und Mädchen in deinem Alter tun. Deshalb hast du dieses Schicksal doch nicht verdient. Es ist unfair.“

Rahs rechte Hand schoss vor und wischte die Luft vor ihnen beiden zur Seite.

„Ich HASSE Ungerechtigkeit. Du, sie, ihr beide, ihr seid gute Menschen, die einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Ihr seid nicht perfekt, seid auch nicht das Beste was die Menschheit zu bieten hat, aber ihr habt nicht aufgegeben!“

Nun landete seine Hand auf Vanebs Schulter.

„Und so lange ihr nicht aufgebt, so lange ihr leben und zusammen sein wollte, so lange werde ich euch helfen. Weil ihr es wert seid, weil ihr es euch verdient habt! Nicht aus Mitleid oder Verantwortungsgefühl. Sondern wegen dem was ihr seid und tut.“

Und weil es meinem Tod einen Sinn gibt. Hybris wird euch niemals gehen lassen. So wenig wie mich, wenn ich erst einmal in der Basis den Kommandanten spiele. Aber jeder weitere Tag gefährdet euch mehr. Aber ich bin nur ein Mann. Ich kann nicht alle retten.

„W-wie können wir … wie … danke.“

Vaneb schien Rah umarmen zu wollen, deutete es dadurch an, dass er seine Waffe zur Seite drehte und die Arme öffnete, doch der Gerüstete konnte es nicht ertragen, denn er fürchtete sich davor. Nicht vor der Umarmung selbst, sondern vor dem, was für ihn dahinter stand. Vertrauen und damit kam die lähmende Angst vor dem Versagen, vor dem Enttäuschen. Rah konnte auf sich selbst blicken und ohne jedes Selbstmitleid seine eigene wertlose Existenz anerkennen. Sich selbst zu enttäuschen oder selbst gesteckte Erwartungen nicht zu erfüllen, Fehler zu machen und sich getäuscht zu haben, all das konnte er emotionslos wegstecken. Dort griff seine Logik und sein Pragmatismus. Aber nicht bei anderen. Sobald er sich an sie band und sie ihn vertrauten, da schreckte er davor zurück und sei es auch nur vor den ausgesprochenen Worten oder Gesten der Zuneigung.


„Dank mir erst, wenn wir aus dieser Hölle raus sind, ja? Tust du mir den Gefallen?“


Rah schniefte kurz und blinzelte ein paar mal, dann lächelte er gezwungen tapfer. Vaneb war ein Spiegelbild seiner Selbst und straffte sich nach den selben „Ich darf jetzt nicht emotional sein“-Reaktion auf die eben noch zwischen ihnen stehende Spannung. Beide nickten und gingen weiter. Rah seufzte innerlich und versuchte dann sich bewusst zu beruhigen. Was er aber bis zum Eintreffen im Hangar nicht schaffen würde. Vaneb vertraute ihm bereits und er konnte diese Tatsache nicht mehr leugnen und mit diesem Eingeständnis, welches eigentlich ein Geschenk sein sollte, kam eine Last auf seinen Schultern, die keine Rüstung der Welt mildern konnte. Wie sollte er jemals ruhig schlafen können, gab es auch nur die geringste Chance auf Versagen? Ich werde für den Rest meines Lebens ihren Schutzengel spielen. Und da ich sie gegen Hybris verteidige, werde ich dabei meine Seele verlieren. Aber lieber meine, als ihre. Lieber meine verpfuschte Zukunft, als ihre. Ich stecke doch eh in einer Sackgasse … nein, eigentlich ... nicht mehr. Hm … ich muss das Bild ändern. Eigentlich stehe ich jetzt als Säule in einem ausgetrocknetem Flussbett und dieser Fluss kommt zurück. Auf mir stehen Vaneb und Leira, vielleicht auch noch all die anderen Kinder. Ja, sogar Ryga, diese freche kleine Göre. Selbst sie hat Hybris nicht verdient. Es ist unwichtig, dass ich ertrinken werde. Ich muss nur lange genug durchhalten, damit sie gerettet werden können. Das … verdammt sollst du sein, Hybris. Jetzt hast du mir viel zu früh einen Sinn im Leben gegeben.

Im Hangar angekommen, mussten die beiden feststellen, dass sie nicht allein sein würden. Aramond und Maly waren bereits da und standen gerade in einer Ecke. Der Raum war gerade mal groß genug, damit Galain in diesem stehen konnte und so breit, das zwei der flachen Schiffe, die Rochen ohne Schwanz ähnelten, nebeneinander passten und Raum für die Umrundung ließen. Die beiden Landungsschiffe saßen in einer Art Kuhle oder nach oben offenen Abschussröhre und waren mit gut einem halben Dutzend Tentakeln mit dem Hangar verbunden. Jeweils eins pro Schiff pulsierte, als würde Blut durch sie hindurch fließen oder irgendwelche Flüssigkeiten ausgetauscht werden. Dort, wo bei normalen Schiffen aus Metall die Hangarschilde waren, gab es hier nur eine transparente Wand, die Grate und wellenförmige Auswüchse besaß, als wäre die Wand ein Muskel und könne geöffnet werden. Licht in dem Sinne gab es in dem Hangar nur wieder in Form der grünen Splitter in allen Oberflächen. Dafür strahlte aber ein deutlich hellerer - ebenfalls grüner - Schein indirekt von außen hinein, denn die „Lüftungsschlitze“ des Bioschiffes, welche von alle Objekten an Bord am hellsten leuchteten, befanden sich scheinbar ganz in der Nähe. Farblich orientierte sich auch hier alles an schwarz, dunkelgrün und dunkelbraun. Mal von den Schiffen und ihren Abschussbuchten abgesehen, gab es direkt über ihnen längere Auswüchse und wiederum Wurzeln die aus diesen ragten, als könne man mit ihnen irgendetwas mit den Schiffen darunter tun. Sie ähnelten denen auf der Krankenstation, waren Rahs Verständnis nach also wahrscheinlich tatsächlich dazu da die Lander zu warten oder zu heilen oder wie man das auch immer nennen sollte. Ansonsten war der Hangar leer. Wie auch in anderen Räumen versteckten sich die meisten Lagerorte in den Wänden und vor genau so einem Punkt schien auch das Paar zu stehen, als Vaneb und er eintraten. Da die „Türen“ sich nicht geräuschlos öffnen ließen, wurden sie angekündigt und so starrten Aramond und Maly sie schon an, als sie eintraten.

„Oh. Ich dachte wir wären hier allein.“
„Dachten wir auch … was wollt ihr hier? Hybris hat doch uns herum geschickt.“
„Hat er das? Davon wusste ich nichts … und was wir hier machen? Wir wollten uns mal ein bisschen Abstand gönnen.“

Rah musterte das Paar und entdeckte dabei eines der Pads, welche an alle Gruppen ausgeteilt worden waren, bevor die Fury sich aufgelöst hatte. Im Augenblick war es aber scheinbar aus.

„Na ja … genau genommen wollten wir auch mal für uns allein sein.“
„Aber dann ist uns aufgefallen, dass wir vielleicht doch ein bisschen arbeiten sollten. Also haben wir den … Reaktor dieses Raumes gesucht.“
„Verstehe … und wir stören jetzt.“
„Ach quatsch. Wir gehen eh gleich. Haben ihn schon gefunden.“

Rah versuchte einen Blick auf die Wand zwischen dem Paar zu werfen, doch schaffte es von seiner Position aus nicht.

„Gute Frage … wie erkennt man die Stellen dafür überhaupt? Sieht ja immer alles gleich aus.“

„Stell keine dummen Fragen und komm einfach her, Rah.“
„Na wenn ich so freundlich drum gebeten werde.“

Sie traten an das Paar heran, die wiederum zur Seite gingen. Auf den ersten Blick sah in der Ecke alles aus wie gehabt. Die chitinartige Substanz sah wie die Panzerplatten eines Insektes oder eines Pflanzenfressers aus, der schon alle Räuber aus der Ferne davon überzeugen wollte, dass keiner seinen Schild durchdringen konnte. Meist sah es aus, als wäre Magma erkaltet und hätte überall scharfkantige Grate, Dornen und Abbruchkanten hinterlassen, die jeden verbluten lassen würden, sollte er auch nur einmal drüber fassen. Tatsächlich war die Außenhülle des Bioschiffes auch genau so, doch im Inneren sorgten – bisher nicht näher erklärte – Prozesse dafür, dass es mehr Schein als Sein war. Aramond fasste nun über die Wand und dabei auch über die scheinbaren scharfen Kanten, zuckte dabei aber nicht zurück, obwohl er keine Handschuhe trug.


„Du weißt wie sich die Wände anfühlen?!“
„Ja. Wie … sehr sehr hartes Gummi. Man muss schon alle Kraft aufbieten, damit es leicht nachgibt.“
„Genau. Aber in jedem der einzelnen Organismen gibt es einen … na ja...“
„Ein Maul.“
„Ein Reaktor, Mund, was auch immer. Halt der Teil, wo man Biomasse einfüllen kann, damit der Organismus direkt versorgt wird. Hybris wollte, dass wir solch strategisch wichtigen Punkte kennen, sollte mal irgendwer auf die Idee kommen dieses Schiff zu kapern.“
„Dieses Schiff ist auf lästige Weise leicht zu verteidigen.“
„Scheiße ja. Das macht es aber auch um so schwerer darin zu leben.“
„Wir werden es jawohl hoffentlich nicht allzu lange als Wohnort bezeichnen müssen. Also? Wie erkenne ich den Reaktor?“
„Siehst du die Stelle hier? Die besonders gefährlich aussieht? Das ist der Schalter.“

Aramond legte seine Fingerspitzen auf eine von Graten und Dornen übersäte Stelle an der Wand und drückte dann darauf. Sie gab erst leicht nach und dann schien eine Grenze überschritten worden zu sein und plötzlich tauchte seine Hand binnen eines Herzschlages fast vollständig ein. Es gab kein Klickgeräusch oder eine anderweitige Bestätigung für die richtige Handhabung. Stattdessen öffnete sich links neben dem Druckknopf, der sich fast direkt in der Ecke auf Kniehöhe befand, ein annähernd kreisrundes Loch, wobei sich die „Türen“ zu allen Seiten hin zurückzogen, als würde eine Schnecke zurückzucken. Fast sofort erfüllte ein nur allzu bekannter Geruch den Hangar. Der Geruch nach der Biomasse, in die sich alles organische Material verwandelte, welches man hinein warf. Es roch wie die Wände zugleich erdig, leicht nach Verwesung und Blut und vor allem nach Wald. Ein Hauch davon war beinahe angenehm, doch Rah bekam nun eine volle Ladung ab und drehte sich deshalb weg.

„Jap, eindeutig der Magen, danke, reicht.“

Aramond drückte nochmals auf den selben Punkt an der Wand und die Öffnung schloss sich langsam wieder. Nach etwa zehn Sekunden war das Loch verschwunden, doch es brauchte nochmals eine halbe Minute um die Struktur der Wand nachzuahmen.

„Und ihr notiert das auf das Pad? Habt ihr inzwischen etwa eine Ladestation gefunden?“
„Tun wir.“
„Und haben wir. Im Maschinenraum. Der Adapter ist ein Monster für sich, aber immerhin können wir damit Energiezellen aufladen.“
„Machen wir aber nicht. Also dürfen wir nicht.“
„Ja, klar.“
„Wir haben es trotzdem probiert.“
„Ging aber nicht.“
„Also...?“
„Schalten wir das Pad nur kurz ein, notieren alles und deaktivieren es dann wieder.“
„Vielleicht findet Hybris ja noch Ersatzenergiezellen.“

Als hätte der im Urlaub befindliche Höllenfürst Corellias bemerkt, dass man über ihn sprach, meldete er sich genau in diesem Augenblick...

[Weltraum "F5" - Bioschiff im leeren Raum - Hangar - Rah, Vaneb, Aramond und Maly(VIP-NPCs)]
 
[Weltraum "F5" - Bioschiff im leeren Raum - Hangar - Rah, Vaneb, Aramond und Maly(VIP-NPCs)]

Der Lord hatte gute Nachrichten, auch wenn diese Früchte in einem Bett aus totem Blattwerk lagen. Denn den Maschinenraum gab es tatsächlich nicht mehr. Alle Chiss waren verschwunden, vermutlich eingeäschert oder tief ins All geschleudert und damit war auch jede Chance auf die Wiederherstellung der Energieversorgung dahin. Aber wie gesagt, es gab auch etwas positives zu berichten. Der sich um seine Längsachse drehende Sternzerstörer hatte es irgendwie geschafft die Überreste der Fury einzufangen und diese hatte Galain gefunden. Unter anderem auch Rahs Helm in der Kiste. Außerdem weitere, die aber alle geschlossen waren. Den Inhalt kannte der Gerüstete dennoch, denn er wusste welche Kisten am weitesten von den Thermaldetonatoren gelagert worden waren. Nahrung war zwar keine in ihnen, dafür aber medizinische Vorräte, Energiezellen und noch irgendwelchen technischen Kram mit vielen Kabeln, Anschlüssen und Adaptern. Außerdem gab es, mit etwas Glück, auch Ersatzkleidung. Doch diese Kiste hatte am Rand des Explosionsradius gestanden. Sie konnte genau so gut atomisiert worden sein. Aber wie dem auch sei, Hybris ließ Galain nun alles einsammeln und dann zurück zum Bioschiff bringen, wobei er sich dabei über die Außenhülle bewegte. Des weiteren meldete sich Chrysa – mit nur ein paar Minuten Abstand – ebenfalls und berichtete von den Erfolgen des Königs. Der hatte nämlich tatsächlich Kisten gefunden, in denen sich etwas befand. Er konnte nicht nachsehen, ohne die potentielle Nahrung im Zweifel zu gefährden, weshalb sie nicht mit Sicherheit wussten, was drin steckte. Aber er nahm sie dennoch mit. Außerdem hatte er in den vom Hauptraum am weitesten entfernt liegenden Nebengärten noch Pflanzen gefunden und diese eingesammelt. Er war wie Galain auf dem Rückweg und würde bald ankommen. Rah und Vaneb würden sie begrüßen gehen, während Aramond und Maly sich weiter umsahen. Das Quartett trennte sich nach einer kurzen Verabschiedung und Rah rief einige der Mädchen, die er zuvor schon für gewisse Arbeiten eingeteilt hatte, zur Andockschleuse. Darunter war auch Leira, die er mit Vaneb losschicken würde, damit das frisch verliebte Paar mal wieder ein bisschen Zeit für sich hatte. Da er sie mit den Pflanzen losschicken würde, damit sie sich anschauen konnten, ob sie nicht vielleicht doch noch zu retten war – woran er keine Sekunde lang glaubte -, konnte er das sogar irgendwie rechtfertigen. Vaneb erklärte er dies aber nicht. Der verstand das sowieso.

Auf der Brücke hatte Hybris alle Hände voll zu tun damit Galain davon abzuhalten sich in Risse und Löcher in der Außenhülle des Sternzerstörers zu stürzen. Da dieser nun keinen Partikelschild mehr besaß, welcher Trümmer, Asteroiden und wer weiß was noch für Materie vom Einschlag abhielt, sah die Hülle ziemlich arg mitgenommen aus, obwohl gar nicht mal so viele Explosionen aus dem Inneren es nach Außen geschafft hatten. Besagten Hagel hörte Hybris sogar trotz Vakuum ganz dumpf und weit entfernt, selbst dann wenn sie Galain quasi vor die Füße flogen. Das Licht an seiner Pranke war aber tatsächlich hilfreich, auch wenn er trotzdem deutlich langsamer gehen musste als üblich. Außerdem bemerkte Hybris nun etwas an sich, was er in all den Jahren zuvor nie hatte erleben müssen: Sich permanent drehende Blickwinkel vertrug sein Magen nicht. Er musste ständig die Augen schließen oder wegschauen, damit er den sich drehenden Sternzerstörer bzw. die Trümmer drum herum lange genug ertragen konnte, um Galain Befehle geben zu können. Da das Bioschiff direkt vor dem Untoten lag und dieses auch so wunderbar vor sich hin leuchtete, konnte Hybris die Rotation des Sternzerstörers live miterleben und das gefiel seinem Organismus gar nicht. Jetzt gerade sah er auch wieder weg und betrachtete die Wand, genauer gesagt einen der grün leuchtenden Einschlüsse. Er befand sich nahe genug, um ihn berühren zu können und so fiel ihm auf, dass der Kristall oder was auch immer es war, etwas sich bewegendes in sich eingeschlossen hatte. War es Rauch? Eine Flüssigkeit? Ein Plasma oder Licht? Er konnte es nicht sagen, streckte aber auch nicht die Hand aus. Später.

Maly und Aramond verließen den Hangar wieder und begaben sich zu den Unterkünften. Es gab funktionale Einzelquartiere für fünfzig Besatzungsmitglieder. Einrichtung: Ein Einzelbett, eine Art Tisch für nur einen Stuhl, den normalerweise an der Wand hing. Besagten Stuhl gab es nicht, denn man konnte bzw. musste vom Bett aus arbeiten, nur dann eben ohne Rückenlehne. Schließlich gab es noch einen Kleiderschrank, in den man Dinge wie Hemden aber nicht wie üblich reinhängen konnte, sodass man sie in Reihe vor sich sah, sondern hintereinander. Man sah nur das vordere Kleidungsstück vollständig. Neben diesen Standardquartieren gab es dann noch zehn für Offiziere, die vor allem für die Arbeit gedacht waren, denn dort gab es mehr Platz für den Tisch und sogar einen Stuhl, wobei letzterer wie die auf der Brücke waren und sich auch in eine Kuhle im Boden setzen konnten. Außerdem gab es jeweils einen Sichtschirm und einen Miniaturholoprojektor. Beides kam mit einem gewaltigen fleischigen Klotz, den das Paar zwar noch nicht identifiziert hatte, sie aber an den aus dem Maschinenraum erinnerte. Hier schien man Biotechnologie mit klassischer aus Metall und Drähten verbunden zu haben und dafür brauchte man offenbar diese Kästen. Aber selbst zu diesen Quartieren ging das Paar nicht, denn es gab noch drei für zwei Personen bzw. für die Ranghöchsten. Hybris selber nahm eines von den Offiziersquartieren, wie er bereits klargestellt hatte. Rah ebenso und eigentlich kannte das Paar keinen anderen, der sich die größten Quartiere gesichert hatte. Aber es sollte wohl wen geben. Nachgefragt hatten sie aber nicht. Nachdem sie dort angekommen waren, schob Aramond eine Art Schlüssel in das Schloss. Dieses war mehr ein Schlitz und das Gegenstück sah wie ein fleischiger Ast aus, deren kleinen Tumore unterschiedlich stark nachgaben, wenn man sie eindrückte. Im Riss gab es dann wohl verschieden stark verdichtete Auswüchse, die genau dies taten. Denn er musste den Schlüssel nur einführen und dann öffnete sich die gepanzerte Tür auch schon. Wie alle Eingänge zu den Quartieren war auch dieser überdurchschnittlich dick und sah brutal und blutsaugend aus. Sollte irgendwer das Pech haben und sein Gesicht wurde über so eine Tür gezogen, er konnte sich von allem verabschieden, was auf seinem Schädelknochen lag. Das Quartier selbst war nicht wirklich sehr viel größer als die anderen, doch es gab ein Doppelbett, doch dafür wieder nur einen normalen Tisch, der an der Wand hing. Der Kleiderschrank war größer, aber von der selben Art. Leider gab es, wie auch in allen anderen Quartieren, keine eigene Nasszelle oder ein Bad. Dafür gab es Gemeinschaftsbäder am Ende der Flure, die – wie sie sich nur allzu gut erinnern konnten – nicht dazu einluden, allzu viel Zeit in ihnen zu verbringen. Das Schiff war wahrlich nicht auf Luxus ausgelegt worden.


„Hast du schon alle Wände abgesucht?“
„Nein. Willst du das jetzt etwa tun?“

Aramond stand tatsächlich noch am Eingang und betastete die Wand rechts daneben. Das Quartier neben ihnen, in welchem sie auch schon mal gewesen waren, fing nur gut fünf Zentimeter weiter schon an. Die Wände waren also nicht allzu dick, doch dafür gut isoliert und stark. Sie hatten schon einen kleinen Schreiwettbewerb hinter sich, um dies zu beweisen. Als Maly ihm die Frage stellte, die schon diesen auffordernden Unterton besaß, sah er nach links und entdeckte seine Freundin, die er im Geiste als seine Frau bezeichnete, auf dem Bett sitzen. Das Gestell war wieder irgendetwas von diesen Organismen, doch wenigstens bei der Matratze und dem Bettzeug hatte man sich auf das Klassische verlassen. Bequemer ging immer, doch für die Bedeutung hinter ihrer Einladung, die ihr anzügliches Lächeln darstellte, reichte es allemal. Alle, vor allem Hybris, waren gerade beschäftigt. Wenn nicht jetzt, wann dann? Aramond lächelte ebenfalls und ließ von der Wand ab, trat einen Schritt vor, damit sich die Tür hinter ihm endlich schloss und begann dann sich auszuziehen, als er auf Maly zuging.

An der Schleuse kam der König gerade an. Rah, der eben noch durch das „Fenster“ geschaut hatte, trat zurück und gab Vaneb und den Mädchen mit einer Geste zu verstehen, es ihm gleich zu tun. Zog man den König und Galain, der direkt hinter diesem stand, ab, dann passte nicht mehr sonderlich viel in den Druckausgleichsraum zwischen den beiden Schleusenschotts. Doch dank der Macht und mangelnder Muskeln, die ermüden konnten, war es gegangen, auch wenn sich hinter dem Schott vor ihnen gar nichts mehr bewegen konnte. Als es sich öffnete trat der König, dessen rostfarbenes Exoskelett mit Reif bedeckt war, als erstes hinaus. Dahinter gab es die Kisten und nur Galains vorspringende Schnauze war zu erkennen. Der bewegte sich – wohl auf Hybris Anweisung hin – nicht und wartete, bis der murmelnde und tuschelnde Trupp alle Kisten vor ihm weggetragen hatten. Alle, bis auf die eine, in der Rahs Helm sein musste. Die stand nun neben dem Gerüsteten, der vor allem den Logistiker gespielt und nicht selber mit angepackt hatte. Nur bei einer der Kisten, die ganz oben aufgestapelt worden war und sich als zu schwer erwies, packte er mit an, denn Galain selbst tat nichts und auch der König verschwand schweigend in eine der Gänge. Alle Mädchen bis auf Leira machten sich auf dem Weg zum Lager, zur Krankenstation, zu den Quartieren mit ihren Bädern und noch einer Hand voll anderer Bereiche des Schiffes. Die Freundin von Vaneb und dieser selbst hockten - mit Lampen aus einer der Kisten - in diesem Augenblick vor einer offenen Kiste, in welche der König die Pflanzen gestopft hatte, die der Kälte des Alls ausgesetzt gewesen waren. Als Rah sich zu ihnen gesellte und sie seinen Schatten bemerkten, da sahen sie auf und sahen dabei nicht sonderlich zuversichtlich aus. Rah lächelte verschmitzt und nickte in Richtung Hangar. Dort würde in nächster Zeit, sofern Aramond und Maly inzwischen gegangen waren, wie sie es behauptet hatten, keiner mehr auftauchen. Leira wusste noch nichts davon und sah entsprechend fragend aus, doch Vaneb zog sie mit sich und erklärte ein paar Dinge, tat sonst aber so, als wären Hybris Ohren überall und ihre Liebe verboten, obwohl das ja gar nicht der Fall war. Aber gerade in diesen chaotischen Zeiten brauchten alle, die gerade jemanden an ihrer Seite hatten, genau diesen Jemand bei sich und Zeit für sich. Zumindest rechtfertigte Rah das so und würde sich auch so vor Hybris positionieren, sollte dieser nachfragen. Außerdem gab es gerade eh nicht genug Arbeit für alle. Ja, eigentlich war dies sogar noch eine bessere Verteidigung, denn die konnte der Lord nicht so einfach für sich nutzen. Was er tun würde.

Als auch Galain gegangen war, hockte Rah sich vor seine eigene Kiste und untersuchte sie auf Beschädigungen, als wolle er sich erst versichern, dass der Inhalt wirklich heil war, bevor er überhaupt hinein sah. Tatsächlich wusste er nicht wirklich, wieso er es gerade machte. Er ließ seine Hände, die nun nicht mehr in Handschuhen steckten, über die Kiste gleiten. Und dann, er wollte sie gerade öffnen, da fiel ihm ein, wieso er das gerade tat. Der Behälter stand für eine Erinnerung und diese kam nun wieder an die Oberfläche und ließ sein Herz schmerzen und Sehnsucht in ihm aufflammen. Doch sobald er merkte, dass er mal wieder in alte Muster verfiel und an unmögliche Liebschaften denken wollte, konzentrierte er sich auf sich selbst und wie wertlos er doch war. Wie sinnvoll es doch war, dass er einsam war. Das ihre Liebe keine Chance hatte, dass es keine Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft gab, ließ seine Seele wieder erkalten und ihn eine Art pervertierte Zufriedenheit verspüren. Er konnte ihr nur noch auf diese Weise helfen, ihr nur noch auf diese Weise seine Liebe zeigen. Indem er sich fern hielt und dafür sorgte, dass sie seinen Tod nicht bedauern würde. Das sie ihn vergaß, für so unwichtig hielt, dass sie von sich aus keinen Versuch der Kontaktaufnahme mehr unternahm, das war sein letztes Geschenk an seine letzte große Liebe. Als er die Kiste öffnete und den zeremoniellen Totenhelm heraus nahm und in dessen schwarze Augenhöhlen starrten, nickte er. Ja. So und nicht anders wird es laufen.

[Weltraum "F5" - Bioschiff im leeren Raum - Andockbereich - Rah (VIP-NPCs)]
 
[Weltraum "F5" - Bioschiff im leeren Raum - Brücke- Hybris, Galain und Chrysa (VIP-NPCs)]

Rah tauchte schließlich auf der Brücke auf, noch immer in seiner Rüstung steckend und zusätzlich dazu trug er nun auch noch seinen Helm. Hybris, der gerade bei Chrysa stand und sich mit ihr über den Erfolg des Außeneinsatzes unterhielt, drehte sich halb um und sah dabei zu wie der Gerüstete den schmalen Aufgang zur Brücke hinauf kam. Etwas ahnend streckte der Lord seine Machtfühler nach dem depressiven Mann aus und fand, was er vermutet hatte. Eine Barriere, frisch hochgezogen, was man an ihrer beinahe greifbaren Stärke erkannte. Lebenslang aufgebaute und aufrechterhaltene Schilde zum Schutz der Seele waren irgendwann maßgeschneidert und fühlten sich schwächer, dafür aber reiner an. Im Augenblick verbarg sich Rah hinter einer massiven Mauer aus totem Gestein, viel zu mächtig für die einfache Aufgabe den Blick in sein Innerstes zu verhindern und Hybris kannte nur eine Hand voll Gründe, weshalb man so überreagierte. Er formulierte den Gedanken aber nicht weiter aus und drehte sich um. Schließlich benutzte er die Depression von Rah und wollte sie nicht heilen.

„Ich habe schon erfahren, was alles in den Kisten war. Dein Helm. Funktioniert er noch?“
„Tut er.“

Der Gerüstete stellte sich neben Hybris, griff sich hinten an den Nacken und betätigte dort einen Knopf, woraufhin es ein Zischen gab und er den Helm abnehmen konnte, welchen er mit der rechten Hand weiter festhielt. Ein ausdrucksloses Gesicht, nein, eine versteinerte Maske in Form eines menschlichen Gesichtes kam zum Vorschein und weil das Licht auf der Brücke mal wieder unter aller Sau war, konnte Hybris die Augenfarbe des Mannes erneut nicht richtig bestimmen. Wann immer er sich auf ein dunkles Grün oder Blau festlegte, drehte Rah seinen Kopf ein Stück zur Seite und plötzlich war es wieder eine andere Farbe. Jetzt, da er die riesige Qualle vor sich musterte, wirkten sie braun und stumpf. Seine Zopf hatte sich irgendwann in den letzten Stunden aufgelöst und seine wilde dunkelbraune Mähne umrahmte nun sein fettloses Gesicht mit den hohen Wangenknochen und dem schmalen Kinn. Kurz dachte der Sith an einen Anzati und Umbaraner, dann verwarf er auch diesen Gedanken wieder. Hybris war dennoch, so wenig er es zugeben wollte, fasziniert davon. Rah war kein Machtnutzer, der sein Gehirn manipulieren konnte und doch hatte er all seinen Schmerz in sich eingeschlossen. Er war das genaue Gegenteil von einem Sith. Die Willenskraft, die er aufbringen musste um nicht verzweifelt aufzuschreien, musste immens sein und genau das weckte die Gier in Hybris. Denn auch deshalb wollte er diesen Mann haben.


„In ein paar Minuten werden wir wissen, ob es reichen wird.“
„Was, wenn nicht? Was passiert, wenn wir nicht genug für einen Sprung haben?“
„Kommt drauf an wie viel fehlt.“

Rahs Blick wanderte über die Brücke und landete schließlich auf Hybris, der ihn wiederum die ganze Zeit angestarrt hatte. Kein Muskel zuckte, keine Regung war in der Macht zu spüren. In diesem Augenblick blockte der Gerüstete alles ab, egal wie heftig es ihn erschüttern musste.

„Und wenn nur eine Leiche fehlt?“
„Nicht, dass wir das so genau messen könnten. Aber im Zweifel werden wir das Bioschiff die zurückgelassene Andockbucht am Sternzerstörer fressen lassen.“
„Hat Chrysa nicht gesagt, dass das Maul nicht benutzt werden kann?“
„Es kann nicht geöffnet werden, ja. Nicht vom Schiff aus. Manuell schon. Ich würde das übernehmen.“
„Wie?“
„Mit der Macht. Von hier aus. So weit ich das verstanden habe, blockiert eine Art Nervenschaden die „Muskeln“ des Mauls. Das müsste ich überbrücken können.“
„Angenommen auch das geht nicht.“

Hybris Blick verfinsterte sich leicht.

„Rede nicht drum herum. Auf was spielst du an?“

„Du weißt genau, was ich meine.“
„Ah. Du glaubst, ich würde irgendeines der Mädchen opfern, richtig? Weil ich sie ursprünglich zurücklassen wollte.“
„Klingt für mich naheliegend.“
„Zugegeben. Die Option besteht. Es besteht aber ebenso die Option Galain zu opfern. Alles ist besser als hier im Nirgendwo zu verrecken. Aber bevor es so weit kommt, verfüttern wir die Einrichtung. Glücklicherweise bestehen viele Dinge im Inneren aus wiederverwertbarem Material.“
„Lieber auf dem Boden schlafen … ja.“
„Exakt.“

Daraufhin schwiegen die beiden eine Weile und starrten vor sich hin. Schließlich nickte der Lord in Richtung Rahs Helm.

„Ich habe mir ein paar Gedanken über den Kult gemacht.“
„Ach … so?“
„Ja. Ich halte nichts von Religion. Ich wollte dieses Konzept nie nutzen, um dadurch Macht zu erlangen. Aber... es gibt Beispiele in der Geschichte der Sith, die eigentlich dafür sprechen, es doch zu tun und manche, und das dürfte dir jetzt gefallen, haben beiden Seiten genutzt.“
„Aha? Ein nicht nur an sich denkender Sith?“
„Es war natürlich eher Zufall. So wie bei mir manchmal. Zufälligerweise waren manche Konzepte auch gut für die Ausgenutzten. Wie dem auch sei. Jeder Sith, der Unsterblichkeit erlangen will, stößt irgendwann auf all diese Geschichten über die gescheiterten Versuche genau dies zu erreichen.“
„Und eine davon hat etwas mit Religion zu tun?“
„Mehrere. Religion, Kulte, Staatsdoktrinen und weitere Konzepte, die ganze Planetenbevölkerungen zu Werkzeugen degradierten. Vielleicht ist dein Kult also doch nützlich. Wenn es so angepackt wird, wie ich es will. Aber da du ihn konstruieren würdest, müsstest du damit einverstanden sein. Damit kann ich leben.“
„Okay … und was genau soll das jetzt heißen?“
„Kurz und bündig: Ich will, dass du ein religionsartiges, auf eine Planetenbevölkerung anwendbares Konzept erarbeitest, welches dazu führt, das mein Schwert mit Seelen aufgeladen wird. Du kannst dabei tun und lassen was du willst, damit du diese Religion trotzdem für gerecht hältst.“
„Das ist unmöglich. Das kann ich dir jetzt schon sagen. Jeder, der in dein Schwert geht, ist dort vielleicht für Jahrtausende eingesperrt. Nur wenige, Mörder, Vergewaltiger und solch Abschaum, haben das verdient. Aber nicht ein ganzer Planet. Da kann ich gar nicht genug an der Schraube drehen, damit das für mich akzeptabel wird.“
„Verstehe.“

Wieder wurde es eine Weile still und beide dachten nach. Der Moment, in welchem Chrysa ihnen Neuigkeiten zu berichten hatte, schien aber einfach nicht kommen zu wollen, sodass sich Rah schließlich doch gezwungen sah etwas zu sagen.

„Aber das wird dich nicht davon abhalten diesen Plan weiter zu verfolgen oder?“

„Nein.“
„Klar...“
„Alle müssen irgendwann sterben... wenn es ihnen ein gutes Gefühl oder Hoffnung gibt, wenn sie es alle an einem Ort tun, vielleicht auch indem sie durch mich sterben, dann ist es doch was für sie...“
„Ihr Bewusstsein wird an das Schwert gebunden oder nicht? Ich dachte sie kriegen das dann alles mit?“
„Das Thema hatten wir schon... ja, tun sie. Es gibt überall in der Galaxis Beweise dafür, dass das so funktioniert. Nur eben in klein.“
„Das kann ich Unschuldigen nicht antun.“
„Dann überlege dir, wie du es kannst.“
„Wie denn? Kann ich das Schwert verändern? Wie es die Seelen an sich bindet?“
„Nein.“
„Ja … was denn sonst?“
„Dann musst du eben die Seele ändern.“

Nun folgte nicht nur Schweigen, sondern auch die zumindest von Rah herbeigesehnte Unterbrechung von der Celegianerin und die Nachricht war eine gute. Sie konnten springen. Doch das Thema Kult war damit noch nicht durch, so viel war Rah klar...

[Weltraum "F5" - Bioschiff im leeren Raum - Brücke- Hybris, Galain und Chrysa (VIP-NPCs)]
 
[Weltraum "F5" - Bioschiff im leeren Raum - Maschinenraum- Hybris, Varensis und Orthos (VIP-NPCs)]

Der Maschinenraum war der einzige Raum, den Hybris bisher noch nicht betreten hatte. Nun stand er in diesem und sah sich um. Varensis, der Barabel, kletterte gerade auf dem herum, was der Magen und zugleich Speicher des gesamten Schiffes darstellte. Es war eine mehrheitlich schwarzes Organ, dick gepanzert und wie die Außenhülle und bestimmte Innenwände rau und gierig nach jenen, die über die Oberfläche gerieben wurden und dabei alles abgeben mussten, was sich auf dem Knochen befand. Doch hin und wieder gab es auch transparente Flecken wie Fenster und in eines von diesen schaute der agile Reptiloide gerade, wobei er sich nur mit den Füßen festhielt, während er mit den Klauenhänden in seinen Gürteln wer weiß was suchte. Der Barabel mit dem gruseligen Grinsen, aber dem freundlichen Gemüt und dem geradezu unnatürlichen Optimismus und der guten Laune hatte gerade eben, kaum das Hybris den Raum betreten hatte, seinen Wunsch geäußert und war danach, ohne eine Antwort abzuwarten, wieder gegangen. Wobei gegangen hier bedeutete, dass er sich auf alle Viere hinunter ließ und wie von einer Giftspinne gebissen davon machte. Sein besonderer Gefallen war relativ einfach zu erfüllen, denn er wollte einfach nur eine Gefährtin an seiner Seite. Er hatte nicht einmal konkretisiert, wofür genau, also ob er einfach nur eine weibliche Angehörige seiner Spezies als Kumpel haben oder sich eine richtige Frau samt Familie wünschte. In der Macht waren auch keine Details herauszufinden, weshalb Hybris später noch einmal mit ihm reden musste. Vorerst ließ er ihn aber arbeiten, denn der Barabel war einer von nur zwei Technikern und im Augenblick so etwas wie der Chefingenieur, wobei er sich den Titel mit dem Zweiten teilte.

Der stand am Fuße des „Herzens“, auf dem Varensis gerade stand, und starrte zu diesem hoch. Es gab auf dem gesamten Schiff eine Art Konsole zur Überwachung bestimmter Bereiche und Funktionen, die alle mit dem Boden bzw. den „Organen“ verwachsen waren und mit Hilfe von speziellen Flüssigkeiten und Gasen den Status von etwas anzeigen konnten. War die Anzeige mit der roten Flüssigkeit, die sich immer ganz links befand, zum Beispiel voll, dann war das betreffende System voll einsatzbereit. So wie man es Hybris erklärt hatte, konnte sich dieses Zeug, das vom Organismus selbst hergestellt wurde, sogar verfärben und damit anzeigen, wenn etwas nicht stimmte. Eine Vergiftung oder innere Verletzungen würden sie schwarz oder bräunlich verfärben, während die falsche Nahrung im Falle des Maschinenraumes die Flüssigkeit verwässern, also blass rot werden ließ, während sie im Augenblick blutrot war. Ortho der Verpine war aber ebenso wenig bewusst und gezielt an all dem hier ausgebildet worden, wie sein Kollege ein paar Meter über ihm. Deshalb versuchten sie, seit sie auf das Schiff gekommen waren, sichtbares mit dem zu verbinden, was diese Überwachungsmonitore anzeigten, die kaum größer waren als ein Pad. Da Hybris gerade so eben im richtigen Winkel zum zweiten Chefingenieur stand, um die tragbare Konsole in seinen insektoiden Greifern ablesen zu können, sah er, dass der rote Zylinder vollständig gefüllt war. Varensis kletterte eigentlich nur deshalb noch über ihnen herum, weil sie bisher nicht hatten feststellen können, woran man das innerhalb des „Magens“ ablesen konnte. Dieser war wegen der eingeschlossenen grünen und leuchtenden „Kristalle“ im schwarzen Mantel des Herzens auch von Innen beleuchtet und so konnte man da wohl irgendetwas erkennen. Selber nachgesehen hatte der Sith bisher aber noch nicht. Während der Barabel nun irgendeine Art Werkzeug nutzte, mit dem er wohl besser durch die Fenster schauen konnte, betrachtete Hybris den Rücken des spindeldürren Verpinen. Der hatte ebenfalls schon seinen Wunsch geäußert. Er wollte seinen eigenen Schwarm besitzen. Nicht in dem Sinne, dass er ihr Anführer sein würde, sondern das er einfach eine Art Familie um sich haben wollte. Neben all seiner überschwänglichen Freude und der Energie, die in ihm steckte, fühlte er sich einsam. Nicht so stark wie Rah, aber ähnlich. Da Verpinen, sofern man sie nicht für den Kampf einsetzen wollte, ausgezeichnete Diener abgaben, würde Hybris ihm diesen Wunsch durchaus gerne erfüllen. Nur war auf dem jetzigen Bioschiff kein Platz dafür und auf genau diesem sollte Ortho ja bleiben.

Dieser Gedanke führte zu einem weiteren, der die Augen des Lords geradezu aufleuchten ließ. Seine beiden Chefingenieure waren nämlich davon überzeugt, dass dieses Schiff wachsen konnte. Es stimmte zwar, dass die äußere Hülle zu starr war, um sich mal so eben auszuweiten, doch konnten sie den Organismus dazu bringen diese auszudünnen, dann wäre es möglich. Im Moment limitierten nämlich nur zwei Dinge das weitere Wachstum: Eine ausreichende Nahrungsversorgung, die man bei besserer Infrastruktur und Geldmitteln ja sicherstellen konnte und die Schutzlosigkeit bei dem Prozess des Wachsens. Die Hülle würde dabei derart schwach sein, dass selbst ganz normale Mikroasteroiden und die kosmische Strahlung ins Innere gelangen konnten, wenn sie Pech hatten. Sie mussten also einen geschützten Ort finden, eine Art sicheren Hafen, in welchem sie sich verstecken konnten. Und den gab es noch nicht einmal gedanklich, weil sie bisher nicht die Zeit gehabt hatten sich damit auseinanderzusetzen. Aber Hybris spürte bereits das freudige Kribbeln in seinen Eingeweiden, dachte er an sein eigenes Bioschiff, groß und stark genug bewaffnet um sich mit einem Sternzerstörer anlegen zu können. Schaffte er es dann Ortho seinen Schwarm zu geben, er könne seine komplette Ingenieursmannschaft nur aus ihnen rekrutieren und dank ihrer organischen Kommunikation, die ohne jede Technik funktionierte und eine Reichweite von Kilometern besaß, würden sie höchst effizient sein. Und sollte mal irgendetwas passieren und es starben welche, sie konnten sich gerade zu lächerlich einfach vermehren. Doch wie gesagt: So schön der Gedanke auch war, er konnte jetzt nicht weiter gedacht werden. Zuerst mussten sie hier weg.

Der Maschinenraum sah tatsächlich wie ein Herz von Innen aus, wobei man dann ein paar Abstriche hatte machen müssen, damit es auch wirklich funktioniert. Innerhalb des „Raumes“ gab es dann noch ein Herz, wobei der „Magen“ die linke Kammer darstellte. Die rechte Seite des Organismus wurde durch eine monströse Apparatur dominiert, die nur noch entfernt an eine Seite vom Herzen erinnerten. Sie stellte die Kernschnittstelle der Biotechnologie mit der Klassischen dar und vereinte in sich obendrein den Schwerkraftgenerator, einen Umwandler von „Bioenergie“ in Strom, mehrere Stützsysteme für das Gehirn und auch alle anderen symbiotischen Geschöpfe und auch das „Immunsystem“. Letzteres war wieder ein für sich allein stehendes Tier, dessen ursprünglichen absolut tödlichen und aggressiven Verteidigungssysteme so angepasst worden waren, dass er nun alles verteidigte, dann aber eben ohne die beinahe selbstzerstörerischen Methoden. Oder, um es mit Hybris Worten auszudrücken, man hatte die Säure verdünnt. Das Biest war aber nach wie vor wild und keinesfalls auf Streicheleinheiten aus. Ihm passte es auch nicht, dass man es missbrauchte und ja, das bekam es mit. Es musste dafür in einer Konstruktion sitzen, die der von Chrysa auf der Brücke ähnelte, nur das die durchsichtige Hülle durch Streben aus unnachgiebigem Chitin ausgetauscht worden war. Der sichtbare Teil von dem ovalen Wesen besaß eine wellenartige Struktur, als wäre sie übertrieben fett und man hätte ihren Körper an mehreren Stellen unterschiedlich stark gestaucht. Zwischen den Falten gab es Fäden, die sich zu „Wäldern“ formiert hatten und minimal, aber sichtbar Abstand von den anderen Gruppen hielt. Diese kleinen wurmartigen Fortsätze wanden sich und schienen regelrecht aus ihren Tälern heraus kriechen zu wollen, weshalb die Kreatur noch widerlicher aussah, als sie sich anhörte. Sie roch zwar nach nichts nennenswertem, doch die Geräusche, die sie permanent von sich gab, waren mindestens zornig, wenn nicht rasend. Hybris hatte noch nie eine wütendere Kreatur erlebt, die so lange gegen ihre Gefangennahme angekämpft hatte. Der Grund dafür war zumindest für den Sith leicht herauszufinden, denn die Macht sagte es ihm. Das Immunsystem wurde gequält, damit es seinen Job erledigte. Die Apparatur, die sie gefangen hielt, folterte sie unablässig. Sie litt fortwährend unter Schmerzen und reagierte dann auf eine Weise, dass das gesamte Schiff dadurch vor all dem geschützt wurde, was sich in der Luft befand oder durch seine Bewohner an es abgegeben wurde, wenn sie zum Beispiel duschten oder auch nur gewisse Teile berührten. An diesem Wesen erkannte Hybris dann auch endlich die Handschrift der Sith. Bevor er im Maschinenraum angekommen war, da hätte dieses Bioschiff von jedem konstruiert worden sein können, doch nun nicht mehr.


„Wie sieht es aus? Können wir endlich los?“
„Sehr gut, ja, sehr gut.“ antwortete Varensis und steckte gleichzeitig sein Werkzeug zurück in den Gürtel. Unten drehte sich Ortho halb zu Hybris um und nickte so schnell, dass der Lord einen Augenblick dachte, dem Verpinen würde gleich der Kopf abfallen.
„Natürlich, klar, natürlich, alles klar. Wir können los, los können wir.“ schob der Barabel noch hinterher und sprang zurück auf dem Boden. Sein Kollege ließ sein „Pad“ einfach los und es wurde entlang der Wurzel zurück in eine Vertiefung unter sich gezogen.
„Alle Systeme bereit, wir können los, Mylord.“ sagte nun auch Ortho, wobei er einen harten Akzent besaß, der den Sith dazu zwang ziemlich viel zu interpretieren.
„Gut. Chrysa meinte, die Koordinaten sind eingegeben. Könnt ihr den Hyperraumantrieb von hier aus starten?
„Das können wir, ja, das können wir.“
„Na dann los. Ich will mir das mit ansehen.“

Von Hybris bzw. dem Eingang zum Maschinenraum aus gesehen hinter den inneren Herzkammern gab es eine weitere Station, die als solche nicht erkannt werden konnte, wusste man nicht was es war. Dort saß die Schnittstelle zwischen Energieversorgung und der eigentlichen Technik, die dieses Schiff in den Hyperraum bringen würde. Alle Details dazu, die man dem Lord bisher erzählt hatte, waren derart verwirrend, dass er sie jetzt schon beinahe alle wieder vergessen hatte. Kurz und bündig ausgedrückt konnte man sagen, dass es kompliziert war dieses Schiff springen zu lassen. Zumindest kompliziert genug, um Varensis und Ortho einzuspannen, die nun gemeinsam in den hinteren Bereich gingen...

[Weltraum "F5" - Bioschiff im leeren Raum - Maschinenraum- Hybris, Varensis und Orthos (VIP-NPCs)]
 
[Weltraum "F5" - Bioschiff im leeren Raum - Maschinenraum- Hybris, Varensis und Orthos (VIP-NPCs)]

Hybris folgte dem Technikerduo mit etwas Abstand. Als man diesen Raum entworfen hatte, waren wohl viele Kompromisse notwendig gewesen. Der Boden, der auf normalen Schiffen pedantisch waagerecht ausgerichtet wurde, damit eine darauf liegende Kugel nicht einmal auf die Idee kommen konnte in eine bestimmte Richtung zu rollen, den hatte man hier nicht verwenden können. Die Stiefel des Lords marschierten über unzählige kleine Erhebungen und Vertiefungen und nie hatte er das Gefühl gerade auf einem normalen Untergrund zu gehen. Darüber hinaus waren die Organismen auch nicht darauf erpicht Wege für Humanoide frei zu lassen und die Konstrukteure des Bioschiffes hatte nicht immer ihren Willen durchsetzen können. Deshalb gab es auch keinen schnurgeraden Pfad zur Konsole für den Hyperraumsprung. Varensis sprang erst – wieder auf allen Vieren – an die linke Herzkammer, richtete sich dann neu aus und sprang schließlich direkt zum Ziel. Der deutlich dünnere Ortho quetschte sich zwischen den beiden dominierenden Apparaturen des Maschinenraums hindurch und selbst er musste dabei seitlich hindurch gehen, wobei er dabei gleichzeitig über eine Art Kabel am Boden laufen musste. Hybris konnte beide Wege vergessen und ging daher auch langsamer hinterher, als es seine Neugier ihm befahl. Als seine Augen aber keinen „menschlichen“ Weg fanden, den er ohne Mühe hätte beschreiten können, griff er auf seine Macht zurück und levitierte sich selbst durch die Lücke zwischen den beiden Herzstücken. Der Bereich vor der monströsen Konsole bot dann glücklicherweise doch genug Platz für alle drei, auch wenn sie dafür einander zumindest an den Zehen und Hacken berühren mussten. Barabel und Verpine standen nebeneinander und jeweils ein Arm ging auf den Bereich des jeweils anderen hinüber, sodass sie sich eigentlich hätten im Weg stehen müssen. Doch ihr deutlicher Größenunterschied und die unterschiedliche Dicke ihrer Arme sorgte für eine auf eine unheimliche Weise perfekt passende Koexistenz. Sie sahen einander nicht einmal an, sondern starrten auf einen klassischen Sichtschirm, wie man ihn tausendfach auf Raumschiffen und Basen aus Metall fand. Nur die Bedienung war – für Hybris - nicht gerade alltagstauglich. Knöpfe, Schalter und Regler, die ja alle kleinste Bauteile und Kabel benötigten, gab es hier nicht. Dafür fleischige, an Pilze erinnernde Auswüchse, knochenartige Strukturen, die wie mit einer dünnen grünen Haut bedeckte Rippen aussahen und die als Regler dienten und Vertiefungen, in die beide Techniker ihre Finger hineinsteckten. Dort drehten sie diese oder veränderten die Eindringtiefe und falls Hybris die Bewegungen an Varensis Klauenhänden nicht falsch interpretierte, dann beugte dieser auch sein unterstes Fingerglied, wenn er in den Vertiefungen war.

„Wie sieht es aus?“
„Einen Augenblick, ja, einen Augenblick?!“
„Es ist kompliziert, Mylord.“
„Ja, ich weiß. Der Organismusverbund will eigentlich nicht in den Hyperraum springen und ihr müsst ihn dazu quasi überreden. Schon klar. Aber könnt ihr … gibt es keinen sichtbaren Vorschritt? Woran man erkennt, wie weit ihr seid?“
„Nein. Tut uns leid, Mylord. Es ist eine Gefühlssache.“
„Gefühl, ja, Gefühl.“

Auf dem Schirm selbst sah man die Anzeigen für den Hyperraumantrieb. Also wie viel Energie zur Verfügung stand, wie bestimmte einzelne Systeme liefen und so weiter. Hybris wurde kaum daraus schlau bzw. würde nur anhand dieser Informationen keinen Sprung machen können. Aber es blinkte immerhin nichts in einem Warnfarbton auf oder leuchtete anderweitig bedrohlich. Es änderten sich am unteren Bildschirmrand auch ständig Zeichen und Zahlen. Zumindest glaubte der Sith, es sein welche, denn die Sprache kannte er nicht. Als er sich aber vorbeugte, da konnte er nachvollziehen, dass zumindest Varensis auf genau diese Bereich starrte. Bei Verpinen konnte man das freilich nicht, da ihre Facettenaugen dies nicht zuließen. Da er also eine unbestimmte Zeit lang würde warten müssen, lehnte sich Hybris wieder zurück, die Hände auf dem Rücken, obwohl er sie lieber vor der Brust hätte, dies aus Platzmangel aber nicht tun konnte. Chrysa, die ihm mindestens genau so viel über die Abläufe im Maschinenraum erzählt hatte, wie die beiden Techniker zusammen, war auch nicht sonderlich hilfreich gewesen, wenn es um eine exakte Zeitangabe ging. Im Prinzip konnte es Stunden dauern und keiner konnte das vorhersagen, denn wie gesagt, die beiden Techniker waren nie hier für ausgebildet worden. Nur ihre lebenslange Erfahrung als Techniker an unkonventionellen Orten, in denen sie mit unkonventionellen Technologien hatten arbeiten müssen, half ihnen grade. Selbst die Celegianerin auf der Brücke konnte nicht helfen und sie war ja noch am ehesten für genau diesen Job herangezüchtet bzw. verändert worden. Am Ende klammerte sich der Sith Lord nur an einen positiven Aspekt. Wusste das Duo erst einmal, wie sie das Schiff dazu brachten sich in den Hyperraum zu stürzen, sie würden es in Zukunft sehr viel schneller wiederholen können.


„Wir haben es. Macht euch bereit, Mylord.“ verkündete Ortho schließlich und während der eine Teil von Hybris Verstand noch dabei war die Worte des Verpinen richtig zu interpretieren, da sahen seine Augen bereits die Veränderung am unteren Bildschirmrand. Die Zeichenketten waren verschwunden und hatten einem einzigen Wort(?) Platz gemacht, welches grün unterlegt war und leicht pulsierte. Kaum sich der Bedeutung bewusst, hallte die Stimme der Celegianerin in seinen Kopf wieder und so wie die beiden Techniker vor ihm den Kopf hoben, als lauschten sie etwas, hörten es wohl alle. Der Sprung wurde verkündet und im nächsten Augenblick durchlief ein Ruck den Maschinenraum und schließlich erschien auf dem Sichtschirm eine Abbildung, die wohl den Hyperraumtunnel darstellen sollte.
„Geschafft, jawohl, geschafft.“
„Gute Arbeit ... könnt ihr von hier aus die Ankunftszeit anzeigen lassen?“
Denn Hybris konnte keine Zahlen oder einen herunter zählenden Countdown entdecken. Auf seine Frage hin zogen beide Techniker ihre jeweiligen Finger aus den drei Vertiefungen und Ortho betätigte einen „Pilz“ am Rand der Konsole. Einen Augenblick später erschien ein neues Fenster über allen anderen Anzeigen, welches eindeutig die Ankunftszeit und sogar die Anzahl der Sprünge kundtat. Zwei Stunden und vier Sprünge, womit der Lord irgendwie auch gerechnet hatte. Sie wollten schließlich zu einem Planeten innerhalb des unbekannten Raumes, wo es keine eingezeichneten sicheren Routen gab.
„Ihr bleibt sicherlich hier oder?“
„Jawohl, Sir, jawohl.“
„Braucht ihr eine Ablösung? Kann euch überhaupt irgendwer ablösen?“
„Ja und nein, meine ich, ja und nein.“
„Keine Ablösung, Mylord. Wir unterrichten aber später die anderen.“
„Verstehe. Dann tut das. Wen soll ich euch schicken? Dann kann derjenige gleich zuschauen.“
„Chel und Antenn. Sie haben uns schon zuvor geholfen.“

Dabei handelte es sich um den Chistori, dessen gewalttätiges Potential dem von Rake gleich kam und Antenn war dann der dämonische Zanibar. Beide hatten bei der Repulsortrage neben den Technikern gestanden. Wo sie sich im Augenblick aufhielten, musste der Lord erst noch erfragen. Aber für den Moment versprach er sie zu schicken, dann verließ er den Maschinenraum. Kaum einen Schritt aus diesem gemacht, war die Sache mit der Frage schon wieder Vergangenheit. Stattdessen öffnete sich der Sith der Macht und ließ diese das komplette Schiff durchfluten, während er langsam Richtung Schnauze ging. Dort gab es – neben dem Raum für das Maul – auch noch eine Art Taktikzentrale, in der die wenigen Bordwaffen koordiniert werden konnten, sollte das im Gehirn nicht möglich sein. Dorthin wollte er aber eigentlich nicht. Es ging nur um irgendein Ziel am Ende des Schiffes, sodass er alle an Bord befindlichen Personen erfassen konnte.

Zuerst fand er Aramond und Maly und es dauerte nur eine Hand voll Sekunden um ihr wortwörtliches Treiben als solches zu identifizieren. Hybris Reaktion war jedoch ein Lächeln und kein entnervtes Augenrollen. Sollte das Paar sich doch ruhig lieben und in jeder freien Sekunde aufeinander liegen, er würde dies schon auszunutzen wissen. Tatsächlich würde er ihre Beziehung sogar unterstützen und Hindernisse wie auch Störfaktoren beseitigen. In diesem Zustand brauchte er nur einen von beiden zu bedrohen und damit bekam er auch den anderen zu fassen. Ähnlich war es bei dem nächsten Duo. Vaneb und … vermutlich Leira. Letztere konnte Hybris noch immer nicht eindeutig durch die Macht bestimmen, weil er sich einfach nicht die Mühe machen wollte. Doch den Farmerssohn, den erkannte er inzwischen. Auch sie befanden sich gerade zusammen und alleine in einem Raum und falls der Lord sich nicht irrte, dann handelte es sich um den Hangar. Das erkannte er deshalb, weil die Landungsschiffe sich leicht von der Umgebung unterschieden, sie also aus einem anderen Material bestanden als Hülle und Innenwände. Das junge Paar war eigentlich für die geborgenen Pflanzen zuständig. Dies aber im Hangar zu tun ergab wenig Sinn, weshalb die Gedanken des Sith automatisch weiter wanderten und sich auf Rah richteten, den er auch als nächstes bemerkte. Er stand auf der Brücke, ein halbes Dutzend Mädchen bei ihm, die Rattataki aber nicht dabei. Sein bisher fähigster Entscheidungsträger schien Vaneb eine Auszeit gegönnt zu haben. Doch das zu der falschen Zeit. Hybris änderte kurzfristig sein Ziel und steuerte nun auf die Brücke zu. Das Paar würde er nicht angehen. Sie hatten vermutlich eh nur auf Rah gehört. Doch der Gerüstete musste ein wenig zurechtgestutzt werden, bevor er sich zu viel erlaubte...


[Weltraum "F5" - Hyperraum Richtung ??? - Bioschiff - kurz vor der Brücke - Hybris]
 
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Langsam und beherrscht betrat Hybris die Brücke. Zuerst sah er nur Chrysa in ihrem Tank und nur am Rande etwas, das zuvor nicht dagewesen war. Als er dann weit genug hinauf gestiegen war, erkannte er dieses Etwas als eine Kiste und vor dieser hockte Rah gerade und wühlte in ihr. Da der Deckel den Inhalt abschirmte, musste Hybris die Brücke erst richtig betreten um ihn sehen zu können. Doch noch konzentrierte er sich nicht darauf. Stattdessen trat er daran vorbei, beachtete Rah scheinbar nicht und ging zum großen Holoprojektor an der Stirnseite der Brücke, welchen er schlicht Auge nannte, obwohl die vielen Kameras und die an sie angeschlossenen Sichtschirme an den Arbeitsstationen viel eher als Augen zu bezeichnen waren. Das Hologramm zeigte gerade nicht das Bioschiff, sondern nur einen Punkt, den sie selbst darstellten, und ihr Ziel. Der Planet war nur insofern bekannt, dass er dank seines Sterns eine Kennnummer erhalten hatte. Zivilisiertes Leben gab es dort so wenig wie irgendetwas von größerem Interesse, wobei sich bisher keiner die Mühe gemacht hatte, mal etwas näher hinzuschauen. Bekannt war: Es gab dort eine lebensfreundliche Vegetation und genau deshalb war er ihr Ziel. Vier Sprünge würde es geben, damit sie an einem Schwarzen Loch, einem Neutronenstern und einer Gaswolke vorbei kamen, die sie alle vernichten konnten. Tatsächlich war die Strahlung des mittleren Körpers sogar die größte Gefahr für das Schiff, dessen Hülle wegen des „Nahrungsmangels“ dünner als sonst war. In ungefähr zwanzig Minuten würden sie wieder aus dem Hyperraum kommen müssen und dies war auch der letzte Punkt im normalen Raum, in welchem sie sich Probleme leisten konnten. Unweit ihres Ankunftspunktes gab es ein Gesteinsgürtel, der eindeutig mal ein Planet gewesen war und zumindest theoretisch noch organisches Leben barg. Alle anderen Zwischenstopps boten nicht einmal das. Hybris dachte über all das kurz nach, dann drehte er sich um, als er bemerkte, wie nervös ihn dieser Umstand machte. Dann doch lieber in der Nähe dieses Sternzerstörers sterben als in ein Schwarzes Loch gesogen werden, weil ihnen der Treibstoff ausging.

Rah stand inzwischen wieder und offenbarte dank dem, was er in der Hand hielt, was sich in der Kiste befand. Es war eine Uniform, welche er nun von sich streckte. Hybris starrte sie an und brauchte noch ein paar Sekunden mehr, um darauf zu kommen, dass man sie ihm gerade anbot. Ein kurzer Blickkontakt folgte, dann trat er auf den nun nicht mehr Gerüsteten zu und nahm die Uniform entgegen. Wie Rah erklärte, handelte es sich eigentlich um ein Stück, welches der Mann für sich selbst zurückgelegt hatte. Die Kiste, wie Hybris nun feststellen musste, war voll mit persönlichen Dingen aller Art, aber Oberbekleidung gab es keine mehr. Da dem Lord seine eigenen Stoffen regelrecht vom Körper hingen und nur noch durch Fetzen zusammengehalten wurden, nahm er das Geschenk an und zog sich auch gleich um. Als er dann selber wie ein Chiss-Offizier aussah und den Stoff ausreichend in die Länge gezogen hatte, weil er nicht wirklich passte, musste er sich ein unterdrücktes Lachen von Rah gefallen lassen. Denn mit diesem Gehabe benahm sich Hybris wie Ryga zuvor, als auch diese so unzufrieden mit ihrer Uniform gewesen war und der Lord verstand sie nun, denn auch in ihm wuchs der Drang heran sich die Ärmel abzureißen. Er tat es nicht, nickte dafür aber in Richtung Hauptausgang. Rah verstand und sie begannen einen Sparziergang durch das Schiff, wobei Hybris inzwischen die beiden gesuchten Männer gefunden hatte, die er in den Maschinenraum schicken wollte. Die Mädchen, die er zuvor auf der Brücke gespürt hatte, waren wieder verschwunden. Galain, noch immer dort stehend, wurde mal wieder zurückgelassen.


„Du hast Vaneb und Leira in den Hangar geschickt?“
„Ja. Wir haben ja auch keinen richtigen Raum für ihre Arbeit. Keine Küche oder dergleichen.“
„Noch ein Wort mehr und ich erkenne das als Lüge an, Rah."
„Ja okay, erwischt. Ich wollte, dass sie ein bisschen Zeit zusammen verbringen.“
„Und das gerade jetzt?"
„Ja, natürlich, klar. Entschuldige.“

Hybris blieb stehen und zwang den Mann neben sich mit einer Geste ebenfalls dazu. Sein Gesicht war ausdrucklos, doch die Augen glühten und in seiner Stimme schwang mehr als eine Drohung mit.

„Sollte ich merken, dass meine bisweilen lockere Art oder Zugeständnisse zu Disziplinlosigkeit führen, dann kann ich mich gerne wie ein Militär oder echten Sith aufführen. Zwing mich nicht dazu den Mantel des Firmenbesitzers, der nur Arbeitnehmer beschäftigt, abzulegen und ihn durch eine Sith Robe zu ersetzen.“

„Das wird nicht passieren.“
„Denn du wirst dafür sorgen, ja. Bis wir sicher sein können, dass an unserem Zielort alle Reserven aufgefüllt wurden, hat hier keiner frei. Niemand kennt das Schiff so gut, dass er sich das erlauben könnte. Außerdem muss deine Truppe noch ausgebildet werden und Aramond und Maly haben sicherlich auch noch etwas beizusteuern.“
„Ja, natürlich, das werde ich … wobei... wo sind die beiden überhaupt?“
„In ihrem Quartier. Lass sie wissen, was ich gerade gesagt habe und was ich will. Keiner wird bestraft, denn es gab keine eindeutigen Anweisungen. Naiverweise nahm ich an, sie seien nicht notwendig.“
„Die Situation ist gerade nur einfach zu chaotisch und neu und du als Arbeitgeber auch zu neu. Das wird sich schon bald alles ändern und das auch ohne, dass du den Sith heraushängen lassen musst. Ich werde mich jetzt um alles kümmern.“
„Tue das. Nachdem wir aufgetankt und unser nächstes Ziel anvisiert haben, kriegen alle frei, die nicht gerade das Schiff fliegen. Bis dahin erwarte ich Disziplin. Und nun geh.“

Sie nickten einander noch einmal zu und dann trennten sich ihre Wege auch schon. Hybris gelangte schließlich in jenen Bereich, in welchem sich fast nur die normalen Crewquartiere befanden. Die und einer der Gemeinschaftsräume, in welchem die Gesuchten sich gerade befanden. Sie und die drei Rattataki. Der abtrünnige Sith Lord kam schließlich in dem Gang an, der zu diesem Raum führen würde. Rechts und links befanden sich die Einzelquartiere mit ihren merkwürdigen Türen, alle nur dadurch beleuchtet, dass die Erschaffer des Schiffes hier besonders viele grüne Einschlüsse in die Wände haben einfließen lassen. Ganz am Anfang, als er das erste mal an so einer Reihe von Türen vorbei gekommen war, hatte er noch ein Muster darin erkennen wollen. Hatte in der Anordnung der schwach leuchtenden Kristalle etwas sehen wollen, doch da gab es nichts. Weder standen sie für Zahlen, noch für irgendwelche Wörter oder dergleichen. Die Anzahl der „Lampen“ war absolut willkürlich und auch jetzt, als er wieder durch ihre Reihen schritt, erkannte er keinen Hinweis darauf, wen welches Quartier gehörte oder wodurch man sie voneinander unterscheiden konnte. Aber er sah den Gemeinschaftsraum an Ende, der zwar auch eine Art Tür besaß, die aber stets offen blieb. Klein wie alles auf dem Schiff war, war es auch dieser. Es gab nur einen zentralen Tisch und dann noch drumherum mit der Wand verbundene Sitzbänke. Die waren erstaunlich weich und man hatte dem Sith versichert, dass sie durchaus als improvisiertes Bett verwendet werden konnten. In diesem Augenblick saß der Chistori Chel dem Eingang direkt gegenüber. Er trug noch immer seinen teuer aussehenden schwarzen Anzug mit den Flicken am Kragen, hatte die Kapuze aber zurückgeschlagen und grinste vor sich hin, während er die Hauptattraktion beobachtete. Ryga und eine ihrer Schwestern standen auf dem Tisch und vollführten unabhängig voneinander Bewegungen aus, die nach einem Schaukampf aussahen, wobei sie dabei aber in die selbe Richtung – Chel – schauten. Als Hybris beinahe angekommen war, entdeckte er Antenn linksseitig und die letzte Rattataki rechtsseitig. Beide starrten das Schauspiel an, wobei der dämonische Erwachsene dabei eher gleichgültig aussah. Chel, der Hybris schon hatte kommen sehen, machte eine Geste und die beiden Mädchen auf dem Tisch stoppten mitten in der Bewegung.

„Ryga. Nimm deine Schwestern und geh zu Rah. Er hat neue Aufgaben für euch.“

Hybris bekam eine Bestätigung, dann verschwand das Trio auch schon und was auch immer sie in letzter Zeit getan hatten, sie besaßen noch genug Energie um es rennend zu tun. Der Zanibar mit seinem hellgrauen, kaum weniger teuer ausschauenden Anzug lächelte leicht, wobei das bei ihm bedeutete, dass sich die Falten neben seinen lippenlosen Mund leicht verzogen. Chel mit seinen Augen, die Hybris nach wie vor nicht ausmachen konnte, beugte sich vor und ließ seine schweren Unterarme auf den Tisch knallen, wobei die Platte die Wucht auffing und es kaum ein Geräusch gab.

„Chel. Antenn. Werdet ihr jetzt mit mir reden?“

„Ganz wie ihr wünscht, Hybris.“
„Klar, warum nicht?“
„Ihr sollt den beiden Technikern im Maschinenraum über die Schultern schauen, damit auch ihr das Schiff steuern könnt. Aber zuvor möchte ich eure Wünsche hören. Chel?“
„Ich will nicht länger als notwendig auf diesem Schiff bleiben. Ich suche die Herausforderung und Technik ist nicht mein Ding.“
„Den Blutrausch kann ich spüren. Bemerkenswert, dass du die Disziplin aufbringen kannst, um dem entgegen zu wirken. Herausforderung sagst du. Was genau? Ein Gegner, den du mit deinen bloßen Händen zerlegen kannst?“
„Ich will Sith töten.“
„... und?“
„Sie fressen.“
„Ah. Steckt da irgendein tieferer Sinn dahinter.“
„Ja.“
„Sehe schon. Dann behalte ihn für dich. Willst du auch durch so einen Kampf sterben?“
„Ich habe nicht vor mich durch einen Sith töten zu lassen.“

Chel zuckte leicht mit den Schultern und lehnte sich dann wieder zurück.

„Ich sterbe, wenn ich sterbe. Punkt.“
„Dein Wunsch passt mir gut, auch wenn du mir erst noch beweisen musst, dass du als Nicht-Machtnutzer überhaupt eine Chance gegen einen Sith hast.“
„Den Beweis werde ich euch liefern.“
„Gut … Antenn. Dein Wunsch?“
„Zuerst alles zerstören, was dem Mann, der mich erschaffen hat, etwas bedeutet und ihn dann töten. Sagt mir wo er sich befindet und ihr habt mir den Gefallen erwiesen.“
„Also nicht Var'ran.“
„Nein. Er hat mich nur eingesammelt, als ich auf der Suche nach meinem Schöpfer war.“
„Hast du irgendwelche Anhaltspunkte?“
„Einen Namen. Ein Künstlername, genau genommen. Nebelklinge.“
„Das … könnte dauern.“
„Ich weiß.“
„Sonst nichts?“
„Ihr sprecht auf meine Bedürfnisse an.“
„Tue ich.“
„Ich habe einen Blick auf eure Mädchen geworfen.“
„Warum?“
„Sie schreien so schön, wenn man sie foltert. Es ist erregend. Aber eure Mädchen sind ja tabu. Ihr müsst mir nur erlauben, mir andere zu besorgen, wo auch immer ihr mich hinführt. Ich konnte meiner Leidenschaft lange nicht nachgehen ...“
„Einverstanden.“

Antenn verbeugte sich beinahe feierlich.


„Dann bin ich zufrieden.“
„Dann geht jetzt in den Maschinenraum!"

Die drei trennten sich also wieder und Hybris blieb zurück, nun auf einer der Bänke sitzend. Antenns Grausamkeit und Vorlieben waren ein weiterer Glücksgriff. Behielt er den Mann in seiner Nähe, er würde fast immer auf Quellen von Schmerzen und damit Energien der dunklen Seite zurückgreifen können...

[Weltraum "F5" - Hyperraum Richtung ??? - Bioschiff - Gemeinschaftsraum - Hybris]
 
Weltraum - O-2 - An Bord der Swingblade - Maalras, Susa Mukan, geheimer Passagier

"Wir haben vorhin Ord Janon passiert und dürften mal ganz grob geschätzt in neun bis elf Stunden auf Serenno ankommen. Warum denn die Eile - fühlst du dich etwa in schlechter Gesellschaft?"

Enzo Maalraas Rohadri warf einen konzentrierten Blick auf die unzähligen Anzeigen des Cockpits und überprüfte laienhaft die Daten der Koordinaten und ob diese mit den Aussagen der hübschen menschlichen Schmugglerin übereinstimmten. Das war nicht unbedingt sein Fachgebiet, also beließ er es dabei und holte aus dem silbernen Etui zwei Zigaretten heraus. Mit einem dankenden Lächeln griff Susa zu und angelehnt an der Wand des Cockpits ließ er die vergangenen vierundzwanzig Stunden revue passieren. Als er sich unmittelbar nach seiner Flucht aus dem Huttenraum auf der Flucht aus den galaktischen Regionen mit großem Einfluss der republikanischen Regionen befand, hatte ihn die Black Sun kontaktiert. Die Organisation, die ihn bei der Suche nach den Mördern seiner Familie unterstützt hatte, hatte ihm ein Angebot unterbreitet; nähere Kooperation und die Möglichkeit einer Aufnahme in das Syndikat. Der Hybrid aus Mensch und Kage musste nicht zweimal nachdenken, um seine Entscheidung zu fällen. Sein gesamtes Leben über hatte er alleine auf sich gestellt gegen die gefühlt ganze Galaxie angekämpft. Das Gestern war ein Geschenk, doch wer sollte ihm versprechen dass es auch ein Morgen geben würde? Maalraas vertraute nach all dem, was ihm in seinem Leben widerfahren ist, niemanden und auch nicht der Schwarzen Sonne. Geschäft war Geschäft und mehr gab es für ihn noch nicht. Und geschäftlich betrachtet war es allerhöchste Zeit, sich einen starken Rücken zu beschaffen. Er hatte zugesagt, was auch erklärte, dass er in diesem YT-2000 Fracher saß und eine unbekannte Person aus den imperialen Regionen nach Serenno befördern sollte - gemeinsam mit der Schmugglerin Susa Makan. Sein erster Auftrag für die Black Sun.

"Hast du schon ein Wort mit diesem Kerl gewechselt? Ich muss schon sagen, er macht einen interessanten Eindruck...schick gekleidet und mysteriös mit dieser geheimnisvollen Stille."

Riss ihn Susan aus seinen Gedanken.

"Nein"

Entgegnete der Fastmensch knapp, deutete ein leichtes Kopfschütteln an und inhalierte den würzigen Tabak. Er hatte überhaupt keine Ahnung, wen sie dort transportierten und wieso und ihm wurde strengstens untersagt, diesem Mann irgendwelche Fragen zu stellen. Susa rollte nur genervt mit den Augen.

"Du gehörst auch nicht zur gesprächigen Sorte Mensch, stimmt's?"

"Ja, richtig. Die Anweisung lautet, den Job zu erledigen und keine Fragen zu stellen. Mehr muss ich auch nicht wissen und du auch nicht."

Die gesamte Galaxie um sie herum, schien nur in länglichen Strichen um sie herum vorbeizuziehen. Maalraas nahm für einen kurzen Augenblick seine schwarz-goldene Sonnenbrille ab und betrachtete dieses faszinierende schwarz-weiße Farbenspiel. Es gab gewisse Anblicke, an die man sich eben nie gewöhnte...

"Und was ist mit uns beiden? Wir dürfen doch offen untereinander sprechen, soweit ich es verstanden habe. Also erzähl mir doch mal was. Wer bist du überhaupt?"

"Maalraas.""

Antwortete er, wohl wissend, dass die Schmugglerin das „alles“ schon wusste. Susan zeigte sich mehr als gesprächig. Ihre freche und offensive Art mochte er sogar, aber das bedeutete für Enzo noch lange nicht, sich auf ihre Spielchen einzulassen. Zumindest nicht jetzt, wo sie sich mitten bei der Arbeit befanden. Die blonde junge Frau grinste ihn verständnislos an und wies ihm mit einem Kopfnicken an, ihr Cockpit zu verlassen. Was brachte es auch schon, hier dumm herumzustehen, wenn nicht um ein wenig zu plaudern, um die Reise zumindest gefühlt zu beschleunigen? Der gerissene Verbrecher erwiderte das Grinsen mit einem knappen Schmunzeln und machte sich dann in den Frachtraum, wo der Kerl noch immer auf einer der Vorratskisten saß und seine vergoldete Klinge säuberte. Der dunkelhäutige Mann hatte einen goldenen Anzug mit weißem Muster an und blickte Malraas emotionslos an, der seinerseits ein ausgesprochen edles Outfit bestehend aus einem burgunderroten Hemd, schwarzer Hose und schwarzen halbhohen Lederstiefeln trug. Zwei goldene Ketten hingen um seinen Hals und beide seiner Handgelenke waren mit ebenfalls goldenen Armbändern geziert.

"Weißt du, wer ich bin?"

Stellte ihm der Fremde diese Frage. Enzo wartete einen Moment und drückte seine Zigarette aus.

"Nein, will und soll ich auch gar nicht wissen. Tut mir leid Kumpel, aber...-"

"Man nennt mich den Regenbringer. Ich habe viele Jahre das Imperium auf Dubrillion bekämpft und dort eine Rebellion angeführt. Da ihr mir dabei helft, mich nach Serenno zu bringen, hielt ich es nur für allzu fair, mich knapp vorzustellen. Das ist zumindest die wichtigste Information, mit der Leute meinen Namen assozieren."

Wurde er schlagartig unterbrochen und ohne die Gelegenheit diese verdammt miese Situation irgendwie abwenden zu können, wusste er prompt, um wen es sich bei der Person handelte. Enzo hob fragend eine Augenbraue und musterte diesen Regenbringer von Kopf bis Fuß. Das fing ja schon ausgesprochen toll an. Dubrillion war die imperiale Welt, über der sie den Mann an Bord genommen haben, ansonsten wusste Maalraas nichts von einer Rebellion dort. Er hatte überhaupt keine Ahnung vom Geschehen außerhalb republikanischer Grenzen, zumindest nicht aus authentischen Quellen. Alles, was er seit etwa zwanzig Jahren bewusst gehört hatte, war dass es sich beim Imperium um eine verachtenswerte Diktatur handelte. Diese Berichte nahm er nicht allzu ernst, da er die Republik selber in ihrer scheinheiligen Korruption verachtete. Sie war maßgeblich an der misslichen Lage seiner Familie beteiligt und nicht zur Stelle, als diese den Schutz des Staates am dringendsten benötigte. Fast seine gesamte Familie wurde ausgelöscht und als er dafür Rache fand, wurde er als Verbrecher gebrandmarkt und gesucht. Mit dieser Geschichte konnte ihn der Regenbringer nicht beeindrucken.

"Du hast gerade den maßgeblichen Bestandteil der Geheimhaltung unseres Plans über Bord geworfen, ohne dass ich oder irgendwer überhaupt danach gefragt hätte. Respekt, Mister Regenbringer."

"Ich arbeite nun mal nicht gerne mit Leuten zusammen, die ich nicht kenne oder die mich nicht kennen. Wo wir jetzt also schon dabei sind..."

"Vergiss es, Kumpel."

Winkte Enzo diesen Versuch schon im Ansatz ab und setzte sich auf die andere Seite des Frachtraums. Das war genug Gequatsche fürs erste. Die letzten Stunden ihrer Reise verbrachte er im Halbschlaf, aus dem er geweckt wurde, als der unauffällige Frachter aus dem Hyperraum sprang. Im Cockpit offenbarte sich vor ihnen der gräulich grüne Planet Serenno. Susa ließ den Frachter sanft auf die neutrale Welt anfliegen.

"Willkommen über Serenno."

"Da ich mittlerweile wenn auch ungewollt Bescheid weiß, wäre es unfair es dir zu verheimlichen. Der Kerl behauptet, er wäre ein Widerstandskämpfer, den sie den Regenbringer nennen. Das wird aber nichts daran ändern, dass wir ihn am vereinbarten Ort absetzen und dann auf weitere Instruktionen warten. Es ist schon schlimm genug, dass er mich vollschwätzen konnte."

"Ein Rebell also? Hah! Meine Eltern wären vor Stolz ganz aus dem Häuschen. Und da soll mir noch jemand sagen, wir wären die Bösen in dieser Galaxie."

Enzo verstand die Freude der Schmugglerin nicht. Sie oder ihre Eltern hatten wohl keine Ahnung, zu was die Republik selbst in der Lage oder besser gesagt zu was nicht. Während sie sich im Anflug befanden, zog er sich seinen schwarzen Mantel über. Sein Vater war tot und er hasste diesen Staat und seine verdammten 'Kämpfer'. Er lebte für sich im hier und jetzt und hatte kein Interesse an irgendeiner Politik. Sein momentanes Interesse lag nämlich voll und ganz darin, diesen Kerl dort unten abzusetzen und ihren erfolgreichen Job mit einer großzügigen Nase Spice zu feiern.

Im Anflug auf Serenno - An Bord der Swingblade - Maalras, Susa Mukan, der 'Regenbringer'

Weiter geht es dann im Serenno-Thread
 
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[Weltraum "F5" - Hyperraum Richtung ??? - Bioschiff - Gemeinschaftsraum - Hybris]

Hybris hatte nun nicht nur die Zeit, sondern auch das Bedürfnis sich mit allen Mutanten zu unterhalten. Vor allem seit er mit den ersten geredet und Teile ihrer Geschichte gehört hatte. Entgegen seiner ersten Vermutung waren sie nämlich nicht alle von Var'ran verändert worden. Er hatte sie nur eingesammelt und dann sicherlich auch noch seine Sith Alchemie dazu getan, doch der Ursprung ihrer Selbst lag scheinbar woanders. Auch war das Bioschiff nicht von dem inzwischen im Seelenschwert hausenden Executor konstruiert worden, Chrysa aber gleichzeitig dafür so weit verändert worden, dass sie es steuern konnte. Sie würde er deshalb sowieso noch ausfragen müssen, doch er wollte es sich für später aufheben. Zuvor würden alle anderen angesprochen werden. Da der König den Sith noch am ehesten reizte, suchte er diesen nun auch auf. Seine Spezies, die Givin, waren eigentlich perfekt dafür geeignet entweder im „Gehirn“ oder im „Herzen“ eingesetzt zu werden und doch hielt er sich in keinem von beiden Bereichen auf. Als Trostpreis hätte dann noch Hangar und die Waffenkontrollstation herhalten können, doch selbst dort war er nicht. Stattdessen befand er sich in dem höchsten begehbaren Punkt im Schiff. Dort, wo es wohl eine Andock – und Umsteigemöglichkeit gab. Vor diesem Schacht befand sich ein Sammelraum inklusive zwei kleine Umkleideräume für jeweils eine Person. Anzüge, die dort normalerweise lagern sollten, gab es aber nicht, weshalb die gesamte Sektion jetzt und in naher Zukunft relativ nutzlos war. Aber sie war eben abgeschieden und der König schien diese Einsamkeit zu suchen. Zumindest hatte die Celegianerin etwas in der Richtung behauptet, nachdem sie den Sith über seinen Aufenthaltsort aufgeklärt hatte. Denn mit der Macht suchte Hybris nun nicht mehr. Er wappnete sich für die nächsten Zwischenstopps. Keine Energie sollte verschwendet werden und außerdem hatte Chrysa ohnehin nicht viel zu tun. Zu der Ebene unter der obersten Sektion kam man entweder über Umwege, indem man die „Turbolifte“ nahm oder man machte es wie Hybris und der König auch. Es gab im gesamten Schiff nur eine Hand voll Wartungsschächte und nur einer davon führte senkrecht von unten nach oben und natürlich endete er dort, wo der König gerade saß.

Hybris kletterte also gerade diesen Tunnel hoch, nur durch das schwache Licht der leuchtenden Kristalle beleuchtet. Die Röhre hatte außerdem noch drei für den Sith unangenehme Eigenschaften. Zum einen stand die Luft in diesem. Es gab keinen spürbaren Luftzug und damit war es hier – zumindest gefühlt - sogar noch wärmer als sonst wo. Des weiteren waren die Sprossen der Leitern eine Art Knochen, der mit einer ledrigen Schicht bedeckt und damit an dem eigentlichen Schacht befestigt worden war. Besagte Substanz gab immer ein Stück weit nach, sobald sie Hybris Gewicht tragen musste und da die Lichtverhältnisse so mies waren, spielte seine Phantasie verrückt und ließ ihn glauben er würde über zu Brei geschlagene Leichen steigen, denn genau so fühlte es sich an. Als würde er über einen Teppich aus Leibern treten, deren Knochen alle pulverisiert worden waren, ohne dabei aber die Haut zu verletzten. Dazu passende Geräusche gab es dann auch noch dazu, wobei der Sith diese größtenteils ignorieren konnte. Der dritte Faktor war die fehlende Linearität. Weil das Schiff aus vielen Organismen bestand und zumindest zum Teil auch wild gewachsen war, gab es nicht den einen geraden Schacht, sondern viele die aneinander gereiht worden waren und bei denen man auch keinen Wert auf gerade Linien gelegt hatte. Deshalb wusste Hybris auch nie, wie weit er denn nun war und wie viel er schon hinter sich hatte. Alle Zehn bis fünfzehn Meter änderte sich genug, damit er den Überblick verlor. Die Übergänge waren dann auch nicht sonderlich sanft und gut verborgen, sondern richtig hart. Was aber auch seine Vorteile hatte, denn so konnte er sich auf diesen Absätzen, die zum Teil so tief waren wie er, hinsetzen und sich ausruhen. Was er auch ohne Seelenschwert musste, denn die Macht nutzte er ja wie gesagt nicht und die Tage, in denen seine geklonten Muskeln ihn einem Sportler gleich überall hätten hin tragen können, hatte er längst hinter sich gelassen. Dies plus die widerliche Wärme lehrten den abtrünnigen Sith Lord eine wichtige Lektion. So wenig Lust er auch auf die fleischigen Turbolifte hatte, diesen Trip durch die Wartungsschächte würde er sich nie wieder freiwillig antun.

Viel zu viele schweißtreibende Minuten später, die er wegen seiner einzigartigen Physiologie gar nicht schwitzend verbracht hatte, kam er oben an und die für den Wärmeaustausch in seinem Nacken installierten Bioimplantate stießen ein bisschen Dampf aus, der selbst bei guten Lichtverhältnissen kaum zu sehen gewesen wäre. Der Raum, in welchem er nun mehr lag als hockte, war kaum größer als sein vaporisiertes Quartier auf der Fury und bot doch genug Platz für ein fünf Mann starkes Außenteam. Sofern man keine Berührungsängste hatte. Im Augenblick saß der König am hinteren Ende im Schneidersitz, dort, wo die nächste Leiter hoch zur kreisrunden Luftschleuse führte. Womit er nur gut drei Meter entfernt war. Im vorherrschenden Zwielicht war er kaum zu erkennen und doch verdeckte er genug Leuchtkristalle, damit man ihn erkannte und sei es eben nur als Schatten. Nun weitete Hybris seine Machtsinne doch aus und richtete sie auf den König aus. Da er zuvor noch nie einem anderen Givin so nahe gekommen war um ihn länger abtasten zu können, wusste er nicht wirklich, was normal war bei dieser Spezies. Das er auf einen Ruhepol stoßen würde, den nichts im Universum erschüttern konnte, wusste er ja inzwischen und tatsächlich hatte sich in der Hinsicht nichts geändert. Aber dem Lord fiel ein Unterschied auf. Chel und Gedderone waren ähnlich ruhig und strahlten zum Teil eine krankhafte Gleichgültigkeit aus. Doch bei ihnen fühlte es sich normal an, als wäre diese Charaktereigenschaft natürlich über die Zeit hinweg gewachsen. So wie man Hass, der ja auch über die Zeit wachsen musste, von einem Wutausbruch unterscheiden konnte, so konnte Hybris auch die Gleichgültigkeit der Cyborg von dem des Königs unterscheiden. Der Mann vor ihm täuschte sie alle.


„Wirst du mit mir reden?“

Die Frage musste er jedem stellen. Chrysa hatte erklärt, dass keineswegs jeder der zehn veränderten Männer und Frauen von Var'ran zum Schweigen gebracht worden war. Manche hatten freiwillig geschwiegen und darunter war auch der König. Er war in der Hinsicht ziemlich eigen. Warum, dass konnte selbst die Celegianerin nicht sagen, obwohl er mit ihr sprach. Sichtlich reagierte der gekrönte Exoskelettträger schon mal gar nicht und auch in der Macht war kaum etwas wahrzunehmen. Aber „kaum“ war ungleich „nichts“. Er hatte Hybris also zumindest registriert. Der setzte sich nun – ebenfalls im Schneidersitz – vor den König, dessen rabenschwarzer Ganzkörperanzug ihn noch schattenhafter erscheinen ließ. Das Zwielicht war so Menschenaugen-feindlich, dass der Sith es irgendwann aufgab etwas erkennen zu wollen. Und dann wartete er einfach nur, denn der König antwortete eine ganze Weile nicht.

„Fragt. Ich werde antworten, Gieriger. Sprecht. Ich werde schweigen.“


Die Stimme des Königs klang leicht hallend, als würde sie im Inneren seines Exoskeletts erst einmal zigfach hin und hergeworfen werden, bevor sie austrat. Einen Akzent konnte Hybris nicht heraushören, doch dafür immerhin eine Nuance von Emotionen, die er aber nicht identifizieren konnte. Anhand der Betonung der Worte wusste er aber, dass er Fragen stellen, sich ein normales Gespräch aber sparen konnte. Auf seinen neuen Titel oder Namen reagierte Hybris nicht. Auch gedanklich nicht. Man hatte ihn schon schlimmeres genannt und meist entsprachen diese Bezeichnungen ohnehin der Wahrheit. Hybris war gierig. Punkt.

„Alle nennen dich nur König. Hast du keinen anderen Namen?“
„Habe ich.“
„Du willst ihn aber nicht benutzen?!“
Schweigen. Rhetorische Fragen fielen wohl unter „Gespräch“.
„Warum bist du hier oben? Alleine?“
„Ich bin gerne allein.“
Das war eine Lüge, so weit Hybris es feststellen konnte, doch er sah keinen Sinn darin es seinen Gegenüber ins rostige Gesicht zu sagen.
„Das passt aber nicht zu einem König. Warum nennst du dich also so?“
„Ich bin einer.“
„Du bist also ein König? Aber ohne Reich oder wie?“
„Ich bin, was sein sollte.“

Das war wenig hilfreich und doch verlief das Gespräch in den nächsten Minuten genau so weiter. Der König war zwar mitteilsamer als Gedderone und auch nicht immer ganz so einsilbig, doch er hielt sich trotzdem stark zurück. Seine Worte waren immer wohl überlegt und gleichzeitig rätselhaft genug, sodass Hybris immer und immer wieder nachhaken musste. Schlussendlich ergab sich aber ein Bild, auch wenn manches davon zweifelhaft war. Das fing schon allein damit an, dass er behauptete über 1000 Jahre alt zu sein. Kein Givin wurde so alt und selbst mit der modernsten Medizin konnte ein Gehirn nicht so lange erneuert werden. Irgendwann starb es einfach, selbst wenn man alle anderen Organe ersetzen konnte. Zugegebenermaßen behauptete der König aber auch nicht von Standardjahren zu sprechen, weshalb die Zahl im Grunde bedeutungslos war. Ein König war er wohl wirklich gewesen, auch wenn sein Reich längst zerstört worden und verfallen war. Er bezeichnete sein Volk als seine Kinder, denn er sah sich als ein Vater, der die Pflicht übernommen hatte sie alle zu führen und zu schützen. Sie waren im Übrigen keine Givin gewesen, denn das Volk war ein Zusammenschluss aus vielen Spezies gewesen, die auf einem fruchtbaren Planeten eine Kolonie gegründet hatten. Der Titel des Königs war einfach nur bei einer Abstimmung gewählt worden und hatte wenig mit dem Ursprung davon zu tun. Verantwortlich gefühlt hatte er sich dennoch, es am Ende aber nicht geschafft. Die Kolonie, eine einzige Stadt mit vielen Millionen Einwohnern, war dahingerafft worden. Ihr Wunsch, sich von der Verderbtheit der Republik und des Imperiums fern zu halten, hatte sie leider auch von deren Errungenschaften getrennt und so waren die wenigen wirklich kompetenten Ärzte und Forscher nicht in der Lage gewesen Dinge wie Krankheiten und Seuchen aufzuhalten. Obwohl allein dies nicht zu dem Untergang geführt hätte. Den Todesstoß versetzten ihm dann die Opposition, wobei dieses Wort nicht annähernd zu jenen Verrätern und Feinden des Staates passte, welche gegen ihn intrigierten. Der Bürgerkrieg, den sie schließlich auslösen konnten, vernichtete alle. Alle bis auf den Givin. Seine loyalen Diener hatten ihn zum Preis ihres eigenen Lebens retten können. Doch zu dem Zeitpunkt war das Volk schon tot gewesen oder hatte im unaufhaltsamen Sterben gelegen. Dank des Krieges hatte gar keiner mehr die Krankheiten aufhalten können, die den König nichts hatten anhaben können. Dann hatte er das getan, weshalb er sich so nannte wie er sich nannte und wieso er alleine für sich blieb. Er hatte seine „Kinder“, egal ob Freund oder Feind, bestattet und er allein für sich, ohne jede Unterstützung, hatte sich die Bürde der Trauer und des Mitleides aufgeladen. Er war in Häuser und Wohnungen gegangen und hatte gesucht - und meist auch gefunden -, was er für die Begräbniszeremonien gebraucht hatte. Natürlich hatte er sie zuvor nicht alle gekannt. Ihre Geschichten, ihren Schmerz und ihre Angst, ihre Hoffnungen und Träume. Obwohl er sich als Vater verstanden hatte, war er am Ende doch nur ein Staatsoberhaupt gewesen, zu beschäftigt um sich um jeden persönlich kümmern zu können. Aber nicht am Ende.


Laut dem Givin dauerte es Jahrzehnte, auch weil er sich um sich selbst kümmern musste. Manchmal hatte er über Wochen hinweg niemanden begraben können, dann wieder mehrere pro Tag und das Monate am Stück. Für ihn viel zu früh, war er natürlich nicht mehr dazu in der Lage gewesen die verwesenden und skelettierten Leichen zu identifizieren, weshalb er diese vorerst liegen ließ und sich nur um jene kümmerte, die in ihren vier Wänden gestorben waren. Was schon genug gewesen waren, denn die Seuchen waren unerbittlich gewesen. Der Planet war abgeschieden gewesen und Handel hatte es nie gegeben, weshalb er – zumindest laut seiner Aussage, die von der Macht nicht als Lüge enttarnt wurde – die gesamte Zeit über allein und ungestört geblieben war. Zwischenzeitlich waren die Kraftwerke ausgefallen, wenn auch nicht indem sie explodiert waren, aber Energie hatte ihm trotzdem irgendwann gefehlt und es war dunkel geworden. Hybris versuchte sich während der Geschichte in den Mann hineinzuversetzen, doch er konnte es nicht. Was auch immer ihn am Anfang dazu getrieben hatte sich derart auf seine eigene Schuld zu fokussieren, sodass er sich gezwungen sah jeden einzelnen Toten persönlich und alleine zu bestatten, so als wären sie alle geliebte Familienmitglieder, es hatte ihn zwangsläufig verändert. Selbst wenn die Zahl übertrieben war, selbst wenn nur die Hälfte stimmte, Hybris konnte die Narben sehen, die der Givin nicht verbergen konnte. Er konnte sie sehen, weil er sie eben nicht sehen konnte. Vor gar nicht mal so langer Zeit hatte Hybris geglaubt, er würde eine absolute Verteidigung kennen. Eine, die keinen Seelenschmerz durch ließ. Doch er hatte sich geirrt. Der König vor ihm hatte ihn eines besseren belehrt. Wie genau es funktionierte wusste er nicht, doch Schmerz war zugleich Wunde und Baumaterial für eine Mauer, die diese Wunden verbarg. Der Geist versuchte sich damit zu schützen, denn sonst würde man daran zerbrechen und sterben. Der König war zu einem Meister darin geworden. Doch all das führte bei dem Sith vor allem zu einem, nämlich der Frage: Wieso hatte er es getan?

[Weltraum "F5" - Hyperraum Richtung ??? - Bioschiff - Vorraum für Obere Andockschleuse - Hybris und König (VIP-NPC)]
 
[Weltraum "F5" - Hyperraum Richtung ??? - Bioschiff - Vorraum für Obere Andockschleuse - Hybris und König (VIP-NPC)]

Da der König selber keine Fragen stellte, konnte Hybris eine Weile lang über dessen Worte nachdenken. Er selber glaubte an kein Jenseits oder an eine allgemein gültige Geisterwelt für alle, in der die Verstorbenen noch mitbekamen, was mit ihren Leichen passierte. Sie suchten die Ort ihres Todes nicht heim, verfolgten ihre Verwandten oder Mörder nicht. Nur die Macht vermochte ähnliches zu schaffen und selbst dann war es kein Selbstläufer. Es bedurfte immer eines Machtnutzers, der diese Geister erschuf. Die hatte es in der Kolonie aber nicht gegeben und so war die Arbeit des Königs, sein Opfer, sinnlos gewesen. Keine der Toten hatte von dem Mitleid und der Anteilnahme gewusst und wahrscheinlich hatten eher mehr als weniger ihren König kurz vor ihrem Tod verflucht. Er hatte es also für sich selbst getan. Doch was brachte ihn das? Mal von den seelischen Wunden abgesehen? Vor Hybris saß ein wer weiß wie alter Mann, der sich so viel Leid aufgeladen hatte, dass er scheinbar nur noch daraus zu bestehen schien. Ein Netz aus Disziplin, alten Charaktereigenschaften und so etwas wie einer Meditationstechnik hielt diesen Tumor zusammen, der roh, blutend und alles infizierend in seinem Inneren hockte und ihn auf der Stelle töten würde, sollte dieses Netz auch nur die kleinste Schwachstelle aufweisen. Deshalb sprach er auch so gewählt, wie Hybris glaubte. Jedes gedachte und gesprochene Wort konnte diesen Selbstschutz beschädigen und er wählte die Einsamkeit um die auf ihn einprasselnden neuen Eindrücke zu kontrollieren. Es war ja nun nicht so, als würde er nie mit anderen interagieren oder sprechen. Aber er war er es auch nicht, der den Kontakt suchte. Wegschicken tat er aber niemanden. Das erledigte meist sein Schweigen. Aber: All das war nur Theorie, die der Nicht-Psychologe Hybris sich gerade zusammen reimte. Deshalb fragte er schließlich doch weiter.

„Glaubst du an ein Leben nach dem Tod? Glaubst du, dass die Toten wissen, was du getan hast? Oder hast du es nur für dich getan und wenn ja wozu?“


Der rostige König ließ sich erneut Zeit um zu antworten. Während er dies tat, bewegte er sich nicht und auch in der Macht waren die Bewegungen auf der „Wasseroberfläche“ so marginal, dass selbst ein so erfahrener Machtnutzer wie Hybris sich nicht sicher sein konnte, die Wellen überhaupt gesehen zu haben. Ein gewaltiges Monster hauste im Meer und egal wie stark es sich bewegte, oben kam so gut wie nichts an. Auch das bewies wie erfahren der König war. Ob die 1000 Jahre doch stimmten, fragte sich Hybris und erneut glitten seine Gedanken in diese Richtung ab. Er hatte sich eigentlich ausgiebig mit dem Thema beschäftigt und war schließlich zu dem Schluss gekommen, dass – mal von ein paar nur für die Spezies selbst geltende Biomechanismen, die nicht übertragen werden konnten, abgesehen – nur die Macht dazu fähig war ein so langes Leben zu garantieren und selbst dann war auch das kein Selbstläufer. Hybris selbst war mal für kurze Zeit dazu fähig gewesen, indem er seine Zellen erneuert hatte, doch diese Fähigkeit war ihm wieder genommen worden und nun starb sein Gehirn wie jedes andere auch. Die Anzahl der Zellteilungen war nun mal begrenzt. Auf der anderen Seite war die Galaxis groß und die Artenvielfalt und ihre Mutationen unüberschaubar. Aber eigentlich ging es ja eh um etwas anderes, wie Hybris nach einer Minute feststellen musste. Es ging darum, ob ein Givin durch seine Disziplin und das zugelassenen Mitleid irgendwann eine Art Immunität gegenüber den Schaden einer seelischen Wunde aufbauen konnte. Gab es bei dem König kein zu viel? Wurde der Kokon aus Leid nur stärker, je größer die Schichten waren, die auf ihn einwirkten? Verdichtete sich alles so weit, dass keine Last des Universums diese schützende Hülle durchdringen konnte? Konnte man diese Metapher überhaupt auf die Psyche anwenden? Hybris wusste es nicht. Aber er fand es auf jeden Fall höchst faszinierend.

Dann endlich, nach gefühlt einer Stunde, hob der König leicht seinen Kopf. Es war kaum zu sehen und doch genug, da er sich sonst nie bewegt hatte. Jetzt schien es dem Sith so, als würde er ihn direkt ansehen und seine Antwort war … unbefriedigend. Denn sinngemäß behauptete der König: Er sei ihr Vater gewesen und er habe die Rolle ernst genommen, unabhängig davon was alle anderen gedacht hatten. Ein Vater und eine Mutter trauerten um ihre Kinder und davor machten sie sich Sorgen und taten – im besten Falle – alles um sich um sie zu kümmern, ohne sie gleichzeitig in einen Käfig zu sperren. Diese Messlatte hatte er sich selbst gelegt und er war daran gescheitert. Vor seinem „Job“ als Staatsoberhaupt war er nie in der Politik gewesen, sondern hatte sich nur regional um kleinere Kommunen gekümmert, die er dann auch tatsächlich hatte überblicken können. Zu seinem Unglück (Hybris Worte) war dieser Anspruch nicht der Realität gewichen, als er „Vater“ von Millionen geworden war. Er hatte sich geweigert anzuerkennen, dass König ungleich Vater war. Es war schlicht unmöglich sich um alle angemessen kümmern zu können und doch hatte er es versucht. Etwas, dass seine Gegner auszunutzen gewusst haben. Der Bürgerkrieg war so gesehen auch sein Schuld, zumindest sah er es selber so. Seine Ansprüche hatten zu Konflikten geführt und am Ende allen das Leben gekostet. Und dann war er eben als einziger Überlebender losgezogen und hatte getan, was seiner Meinung nach alle Eltern tun sollten, starben ihre Kinder vor ihnen. Das er allein gewesen und eine gewaltige Zahl von Beerdigungen vor sich gehabt hatte, war kein Grund gewesen es sein zu lassen. Damals hatte ihn der Glaube an ein Leben nach dem Tod geholfen und auch zu glauben, die Toten würden es bemerken. Inzwischen, - laut eigener Aussage - Jahrhunderte später, glaubte er dies nicht mehr. Aber er bereute es dennoch nicht. Jeder verdiente Mitleid, denn selbst die grausamsten Persönlichkeiten waren doch nur die Summe all ihrer furchtbaren und unverdienten Erlebnisse in der Vergangenheit. Der König sprach es nicht direkt an, doch so gesehen bemitleidete er sogar Hybris. Er tat es, weil es der Sith in seiner Entwicklung wirklich schwer gehabt haben musste, damit er so enden musste. Kein behütetes Kind, umgeben von einer liebenden Familie, Freunden und einer intakten Gesellschaft, würde zu so jemanden werden. Deshalb verdienten auch Massenmörder und Psychopathen Mitleid. Sie verdienten es zum Ende hin umarmt zu werden. Und sie verdienten es ihre Geschichte zu erzählen und dann die Absolution erteilt zu bekommen. Daran glaubte der König immer noch.


„Warum bist du dann hier?“

Die Antwort kam schneller. Executor Var'ran hatte ihn im Grund genommen nicht eingesammelt oder entführt. Er war freiwillig mit ihm mitgegangen. Aber auch nicht wegen dem Alchemisten. Der war zu dem Zeitpunkt noch zu weit von seinem Tod entfernt, als das sich der Givin seiner hatte annehmen wollen. Nein, er hatte nur zwei Begleiter bei dem Mann entdeckt, die er für bereit hielt. Einmal war das Hoom, der Mensch und Topoc, der Krevaaki-Khil Mischling. Für sie war er mitgekommen, damit sie ein würdiges Ende finden und sich zumindest in den letzten Momenten ihres Lebens weder einsam noch ausgestoßen fühlten. Auf dieser Mission befand sich der König und er trug so viele furchtbare Geschichten und Schicksale in sich, dass allein ihre schiere Masse den Zusammenbruch verhinderten. Es war zu viel und dann doch wieder nicht zu viel. Hybris verstand es nicht so recht, doch versuchte er es jetzt auch nicht mehr. Für ihn war es schon zu viel eine Person zu treffen, die solch ein unvoreingenommens und bedingungsloses Mitgefühl in sich trug. Für den Sith gerade zu unvorstellbar, der seine eigene Empathie als Grenze des Möglichen ansah und selbst die trieb ihn nicht zu so etwas.

„Ich werde auch für euch da sein.“
verkündete der König plötzlich und streckte langsam eine Hand aus. Obwohl so langsam wie von einem Sterbenden, zuckte Hybris zurück und sprang auf. Nicht nur das er nicht scharf auf eine Berührung war, egal von wem, der Gedanke, dieser Mann könne ihm Absolution erteilen, war als würde man ihm sein komplettes Wesen rauben. Sein zielgerichtetes Handeln ohne jede Moral um Unsterblichkeit zu erlangen war sein Ich. Ohne das … würde man ihm all seine Verbrechen vergeben, als wären sie nie geschehen, was wäre er dann? Nicht nur Hybris Körper ekelte sich vor dieser Vorstellung, sondern auch der Geist, der mit Zorn reagierte und den König auf der Stelle vernichten wollte.
„Nichts dergleichen wirst du tun, König“ zischte der Sith Lord und ballte beide Hände zu Fäusten, doch nicht sichtbar hinter seinem Rücken.
„Ich bin nicht auf dich angewiesen.“
„Nein.“
„Dann sag mir jetzt deinen Wunsch und ich verschwinde wieder.“
„Vergebung“ antwortete er nach einer Weile und wieder schien es, als würde er Hybris anstarren, obwohl er den Kopf nicht angehoben hatte. Hybris, noch immer geladen, schnaubte verächtlich.
„Ja, sicher. Die paar Millionen, die auf dein Konto gehen. Klar werde ich wen finden, der sagt: Ach, ist doch kein Problem. Kann doch jedem mal passieren.“ entgegnete Hybris sarkastisch und drehte sich auf dem Absatz um, nur um zu begreifen, dass er ja anders herum die Leiter hinunter steigen musste. Also drehte er sich nochmals um 180°.

„Und spare dir dein Mitgefühl, wenn du mich anstarrst. Es tropft dir aus den Poren.“

Damit meinte er, dass die Macht kaum spürbare, aber eindeutig existierende Spuren von Mitleid entdeckte, wenn der König mit ihm sprach. Als brauchte Darth Hybris jemand wie den König. Als bräuchte er Mitleid! Deutlich wütender als gedacht und sogar leicht verstört verschwand der Sith wieder. Er hatte mit allem gerechnet. Aber nicht mit Mitgefühl, welches an ihn gerichtet war. Mit Hass konnte er umgehen. Mit Mördern, die ihn aus den unterschiedlichsten Gründen tot sehen wollten, Jedi eingeschlossen. Doch Mitleid? Mit ihm? Das war … er konnte es nicht einmal in Worte fassen...

[Weltraum "F5" - Hyperraum Richtung ??? - Bioschiff - Vorraum für Obere Andockschleuse - Hybris und König (VIP-NPC)]
 
[Weltraum "F5" - Hyperraum Richtung ??? - Bioschiff - Vorraum für Obere Andockschleuse - Hybris und König (VIP-NPC)]

Obwohl Hybris den selben Weg hinunter nahm, ging es diesmal schneller. Aber nicht weil er den Weg schon kannte oder es hinunter leichter war. Sondern weil er sich jetzt nur auf seine Gedanken konzentrierte und so gar nicht mitbekam was um ihn herum war. Es war nicht zu leugnen. Dass man ihm alle Verbrechen vergeben könnte, war wie ein Schock gewesen. Nur wieso, dessen war er sich noch nicht sicher. Spontan glaubte er an eine Art Existenzkrise, sollte es passieren. Denn nur ein amoralischer Mensch konnte Unsterblichkeit erlangen. Jedi mochten länger leben können und dann auch noch auf einem höheren Level, waren also körperlich länger topfit. Aber selbst sie erreichten keine Unsterblichkeit. Ihr mit der Macht eins werden war etwas anderes, so wie auch Sith Geister nicht ewig existieren würden. All das war notwendig und doch nicht genug. In Hybris Augen konnte nur ein unmenschlicher Mensch die Grenzen der Sterblichkeit überwinden und deshalb musste er bei aller Ethik, bei aller Menschlichkeit und dergleichen das genaue Gegenteil sein. Er musste sich dazu zwingen. In seiner Vorstellung war er also nur dann erfolgreich, wenn er sich wie jemand benahm, der es verdiente von der gesamten Galaxis verachtet zu werden. Das dann einfach jemand kam und ihm sagte, dass das schon okay sei, das er ihm vergab oder alles gut werden würde, war wie ein Sprung auf Null, auf den Anfang zurück, als wäre nie irgendetwas gewesen. Diese lächerliche König würde ihm gar nichts vergeben. Im Gegenteil. Er würde ihm noch schlimmeres zeigen, noch ungeheuerlichere Grausamkeiten offenbaren.

Beruhige dich. Du überreagierst!

Richtig. Wieso regte er sich überhaupt auf? Es war ja nicht so, als würde der König über Macht verfügen. Eine Berührung würde Hybris Existenz nicht bedeutungslos machen. Es wäre nicht viel mehr als eine Geste guten Willens und diese wäre nur so viel wert wie Hybris ihr beimaß. Merkwürdigerweise reichte diese simple Logik nicht aus um die Wut in dem Sith zu besänftigen. Weshalb neue alte und wirklich neue Bedrohungen auftauchten. Einem Gewitter gleich schlugen die Bilder und Sequenzen auf ihn ein, doch er wollte es so. Er wollte den Ursprung seines Zorns finden, den er auf den König umgeleitet hatte. Unter anderem tauchten – natürlich nur phantasierte – Bilder seiner Fury auf, die gerade explodierte, gefolgt von Dingen, die er dadurch verloren hatte. Seine beiden Droiden, seine Codewörter und Datenbanken, seine spezielle Robe, all die alchemistischen Ingredienzien und Experimente und selbst seine Schülerin, die er danach bereitwillig aufgegeben hatte, schmerzten. Er hatte es bisher verdrängt, sich einfach nicht damit beschäftigt, doch nun drangen sie auf ihn ein und er merkte wie es ihn beeinflusste. Wie sein Aufsetzen auf die Leitersprossen aggressiver wurde, wie seine Finger sich noch fester um sie schlossen und wie er schneller atmete und wäre ein Spiegel in Sichtweite gewesen, er hätte sicherlich ein perfektes Sith Gesicht samt scheinbar glühender Augen gesehen. Var'ran hatte so viel zerstört und Hybris seinerseits ihn nur töten und in sein Schwert einsperren können. Aber es war keine befriedigende Strafe gewesen, wie ihm nun auffiel. Er hatte ihn nicht sinnlos foltern, ihn nicht von Raum zu Raum treiben und ihn Stück für Stück zerhacken können. Es war schnell gegangen und dann hatte sich auch noch die Zerbrechlichkeit des Executors offenbart. Der Mann war ein Illusionist gewesen. Gut in dem was er gerne tat, schlecht in allem anderen, was einen Sith ausmachte. Hybris hatte nur einen vertrockneten Leichnam erschlagen, der lange hatte ignorieren können, dass er bereits tot war. Die Wut auf dieses unbefriedigende Ereignis war aber nicht genug, denn sie entsprach ohnehin nicht seinem Charakter. Er war keiner, der Spaß an der Folter hatte. Ja, es gab so Momente, in denen er sich auf diese Weise abreagierte, doch die Zeit schaffte es genau so gut die Hitze aus dem System zu vertreiben. Nein. Deshalb war er gerade nicht so zornig auf den König geworden.

Es ist das verfluchte Imperium!

Genauer gesagt Allegious. Der hatte ihn nicht einfach nur zum Lord befördern und dadurch die Kontrolle über den Zirkel der Alchemisten erlangen wollen, sondern Hybris auch noch als Verbündeten deklariert. Öffentlich. Und Hybris war damals so dämlich gewesen und hatte keine Schritte unternommen, um diese Lüge auch als solche zu enttarnen. Doch der Imperator hatte sicherlich in diese Richtung Maßnahmen ergriffen, sodass jeder, der seinen Thron wollte, glauben musste, Hybris sei wirklich sein Verbündeter. Folglich würden sie ihn ebenso vernichten wollen wie Allegious. Außerdem war er viel zu schnell aufgestiegen. Aus dem Nichts kommend, hatte er mal so eben den Zirkelgroßmeister Posten an sich gerissen und danach auch nicht unbedingt viel getan um Frieden zu schließen. Der Pakt mit den Technomanten war in der Hinsicht so gut wie wertlos. Als könne er, gerade er als Neuer, die alten Fehden beenden. Er hatte sich nur Feinde gemacht, auch unter den Alchemisten selbst, und deshalb würden alle an seinem Untergang mitwirken wollen. All das konnte Hybris akzeptieren. Aber wirklich wütend machte ihn die wenige Zeit, die man ihm gab. Allegious Schwäche machte ihn wütend. Wäre Hybris gleich am Anfang der Herrschaft des jetzigen Imperators zum Zirkelmeister ernannt worden, er hätte noch genug aus dem Zirkel heraus holen können, sodass die Kosten-Nutzen-Rechnung stimmte. War er aber nicht und so stimmte die Kalkulation nicht. Nun jagte ihn der Sith Orden und sobald er irgendwo außerhalb davon auftauchte und ein neues Leben aufzubauen versuchte, würde auch das Imperium mitmachen wollen. Denn Hybris besaß ja Geheimnisse, verfügte über Zugriff auf Datenbanken und andere interne Systeme. Zumindest glaubten sie es und wer konnte es ihnen verübeln? Das sie seine Feinde waren, war für ihn aber eigentlich auch okay. Aber nicht für das bisschen, was er aus dem Zirkel hatte heraus holen können.

Und was mache ich mit Saphenus?


Eine Unbekannte, die den abtrünnigen Lord ebenfalls beschäftigt hielt, wenn auch nicht in letzter Zeit. Der Zabrak wusste zwar nicht viel über ihn, konnte aber trotzdem gefährlich werden. Allein ihre gemeinsame Zeit während der Ausbildung hatte ein schwaches Band zwischen ihnen entstehen lassen. Was gut für Jedi war, war jedoch schlecht für die Sith. Außerdem konnte er im schlimmsten Falle die Basis auf Tawarwaith finden, sofern er denn den Planeten fand. Da Hybris genau diese Geheimbasis wiederaufzubauen gedachte und auch trotz Saphenus theoretischem Verrat daran festhalten wollte, konnte es zu einer nahezu tödlichen Katastrophe kommen, sollte der Executor wirklich auf der Seite des Feindes stehen. Womit die Optionen auch schon feststanden: Entweder er machte ihn zu einem Verbündeten oder er tötete ihn. Letztere war relativ einfach. Noch war der Sith nicht sonderlich viel mächtiger als noch zu seiner Zeit als Warrior und falls er sich auf Korriban aufhielt, dann würde Hybris sogar leicht an ihn heran kommen. Er wollte diesen Weg aber nicht gehen. Ja, es war leicht. Aber war es das wert? Oder anders: War es notwendig? Dummerweise hing der Zabrak zu sehr an den Sith, ihre Vergangenheit und Kultur. Er war nicht annähernd so pragmatisch wie sein Meister, der sich selber nicht einmal als echten Sith bezeichnete. Falls der Executor also in einem Anflug von irrationalem Stolz zu dem Schluss kam, Hybris sei ein Feind der Sith, was ja durchaus stimmte, dann konnte alles in die Brüche gehen.


Aber ich kenne seine Schwachstelle. Und wenn ich es jetzt noch schaffe, die Sith nicht als mein Ziel darzustellen, dann reicht das. Hoffentlich.


Natürlich mussten die Sith ausgerottet werden. Die Jedi konnten lästig sein, doch waren sie kein Feind in dem Sinne. Sie waren eher wie Insekten, die am anderen Ende der Stadt lebten. Theoretisch konnten diese nun von Haus zu Haus wandern und irgendwann bei Hybris ankommen, um ihn dann zu terrorisieren. Wahrscheinlicher war aber, dass er zu ihnen ging oder einen Besucher zu sich holte, der in diesem verseuchten Jedi-Haus gewesen war. Oder, auf die reale Welt bezogen: Solange Hybris die Jedi nicht besuchte, zu nahe an ihren Tempeln vorbei lief und den Jedi loyal gegenüber stehende Leute zu sich ließ, würden sie kein Problem darstellen. Natürlich würden sie ihn zu fassen versuchen, so wie jedes Insekt einer lohnenden Beute hinterher jagte. Aber die Galaxis war groß und die Anzahl an verbrecherischen Machtnutzern und normalen Kriminellen Legion. Sie würden ihn niemals finden. Vor allem, weil Hybris aus den Sphären der Macht verschwinden würde. Nicht mal wegen der Jedi, sondern wegen der Sith. Ihre Inquisitoren waren mit ziemlicher Sicherheit bereits auf dem Weg.


Weshalb ich auch so schnell wie möglich nach Korriban muss.

Nicht um
Saphenus zu konfrontieren. Aber seine loyalsten Diener waren dort. Vielleicht. Falls sie nicht auch schon tot waren. Versuchen musste er es aber, denn jemanden wie Rake fand er nicht mal so eben wieder. Ob er Sharoh ebenfalls mitnehmen würde, da war sich der Lord noch nicht sicher. Es kam wohl darauf an, was der Trandoshaner mit seiner Zeit auf Korriban angefangen hatte. Und wenn Hybris schon mal gedanklich auf dem roten Wüstenplaneten war, dann musste natürlich auch an einen gewissen kaputten Sith Anwärter gedacht werden, der inzwischen hoffentlich bereits tot war. Durch Kopfgeldjäger ermordet, die seinem Wahnsinn genau dort ein Ende gesetzt haben, wo es sich für einen angehenden Sith gehörte.

All diese Gedanken beschäftigen Hybris so lange, dass er den Abstieg durch den Wartungstunnel kaum mitbekommen hatte. Auch hatte sein Pläne schmieden ihm die Wut aus den Bauch genommen und über alles die Kälte der Logik und Analytik gelegt. Er würde den König wie jeden anderen Mutanten einzusetzen wissen und falls er sich quer stellte, dann missbrauchte er ihn eben einfach. Als würde Hybris tatsächlich eigene Meinungen und Wünsche zulassen! Sie würden ihm dienen. So oder so. Genau so wie den zerbrochenen Menschen und den nicht weniger komischen Tentakelkopf. Die beiden würde er als nächstes besuchen gehen...


[Weltraum "F5" - Hyperraum Richtung ??? - Bioschiff - Gang im Zentrum des Schiffes - Hybris]
 
[Weltraum "F5" - Sternensystem BBh-78-G - Rand des Systems - In der Nähe des äußersten Planetens - Bioschiff - "Herz"-Brücke - Hybris und Topoc, Chrysa und Galain (NPCs)]

Der Besuch bei dem Krevaaki-Mischling und Menschen war dann doch anders verlaufen als gedacht. Die beiden waren, so hatte es ausgesehen, zwar mit die kompliziertesten Wesen auf diesem Schiff, doch mit ihnen und ihren Wünschen durch zu sein sollte eigentlich nicht allzu lange dauern. Psychisch stark mitgenommen, hätten sie nicht viel bieten dürfen und doch stand Topoc, nun ohne seinen Sack über dem Kopf, neben Hybris auf der Brücke und zusammen starrten sie auf den Bildschirm vor ihnen. Inzwischen war das Bioschiff - ein Name fehlte immer noch - am Ziel angekommen und die Frontkamera übertrug ihr Bild direkt auf den Schirm von Hybris. Da es keinen Kommandostuhl gab, hatte sich der Lord einfach in eine der Einbuchtungen gesetzt, als wäre er ein normaler Brückenoffizier. Der riesige mit Tentakeln und zusammengefalteten Flügeln bestückte Mann neben ihm schwieg, so wie er es fast immer tat, sprach man ihn nicht direkt an. Im Grunde genommen ähnelte er Rah, doch im Gegensatz zu diesem besaß dieser Mann keinerlei Mitteilungsbedürfnis. Außerdem besaß er ein paar Ticks, von denen eine im Augenblick gar nicht zu Tage trat, während die andere auf Grund des Blickwinkels nicht sichtbar war. Zweitere Eigenschaft äußerte sich nämlich in den oft ruhelosen Augen. Ursprung dieses Verhaltens war eine Fehlinterpretation im Gehirn des Mannes. Er konnte eine bestimmte Form von Lichteinstrahlung nicht ertragen, die ihn dazu zwang den Blick ständig abzuwenden. Für ihn unglücklicherweise reichte es dieser Fehlschaltung nicht, dass er direkt rein schauen und dann auch nur eine Farbe egal welcher stärke nicht sehen durfte. Es kam immer auf den Blickwinkel an, also wie die „Lichtinformation“ auf sein Auge traf. Würde er jetzt auch nur einen Zentimeter zur Seite treten, manches könnte er nun anschauen, anderes wiederum nicht. Machte er den Fehler und schaute er hinein, sein Gehirn interpretierte diesen Reiz als Schmerz. Der war nicht sonderlich stark und ähnelte mehr einem schwachen Juckreiz. Doch Hybris wusste schon wie er diesen Mann foltern konnte, war es irgendwann mal notwendig. Für den Moment behielt er ihn jedoch an seiner Seite. Als Berater. Er war zwar kein Militärstratege oder Diplomat und an Waffen ausgebildet worden war er auch nicht, doch dafür verfügte er über reichlich Lebenserfahrung. Der Großteil seiner DNA stammte von den Krevaaki, einer Spezies, die ohne jede Manipulation und Hilfen bis zu 130 Jahre alt werden konnte. Der Alchemist hatte dem noch ein paar Jahre hinzugefügt, sodass der knapp 100 Jahre alte Topoc jetzt in etwa die Hälfte seiner Lebenszeit um hatte und damit über deutlich mehr Lebenserfahrung verfügte als zum Beispiel Hybris. Das lag auch daran, dass der Mann mit den Tentakeln gerne reiste. Also zumindest bevor ihn der inzwischen kopflose Executor hatte einfangen können. Da dieses Zusammentreffen zum Teil üble Folgen nach sich gezogen hatte, konnte selbst Topoc nicht wirklich sagen, ob er sich nicht verändert hatte oder sich im Augenblick einfach nur auf Grund der Ereignisse anders verhielt. Wie es auch immer aussah, nun war er weit weniger reiselustig und blieb deshalb auch bei Hybris. Sein Wunsch war einfach: Er wollte beschäftigt werden. Deshalb setzte der Sith ihn auch auf der Brücke ein, wo jeder Zeit neue Impulse auf ihn eindrangen. Das er dabei ständig schmerzhaften Lichtimpulsen ausgesetzt war, störte ihn scheinbar wenig. Zumindest musste er nicht vor dem „Auge“ stehen. Dort zu arbeiten wäre dann vermutlich Folter.

„Das habe ich mir irgendwie anders vorgestellt.“sagte Hybris trocken und lehnte sich leicht nach vorne. Man hatte ihm nicht wirklich gesagt, wie ihr Ziel aussah. Er war aber von einem intakten Planeten ausgegangen, den sie irgendwie seiner Biomasse berauben konnten. Der Sichtschirm zeigte ihm aber ein anderes Bild und es wurde von Chrysa sogleich kommentiert. Einen normalen Planeten mit Atmosphäre und all dem hätten sie ohnehin nicht plündern können. Selbst Gasriesen wiesen zu wenig Organismen auf. Der eisige Planet vor ihnen, der eigentlich größtenteils von einem – nun eben zugefrorenen – Ozean bedeckt war, hingegen schon. Sie mussten nur durch seine Eisdecke brechen. Die war aber selbst an der dünnsten Stelle mehrere Kilometer dick. Ein gewaltiger Gletscher bedeckte also … alles. Positiv war, dass selbst die schwachen Bordwaffen ausreichten um diesen Panzer aufzubrechen. Ungünstig war, dass sie selbst Energie brauchten. Diese bekam das Bioschiff – beinahe schon klassisch – über Solarenergie. Der Stern im System würde sie also versorgen. Die Energieausbeute war aber erwartungsgemäß gering. Denn sonst würde der Planet ja auch keine gefrorene Eiskugel sein. So weit vom Zentrum des System entfernt, gab es gerade mal genug Energie für die Frontkanone. Der Rest würde für die Erhaltung der internen Systeme drauf gehen müssen. Aber wenigstens starben sie so nicht. Kurz und bündig: Sie würden erneut sehr lange warten müssen. Manch einem an Bord gefiel das, weil so unbequeme Entscheidungen vertagt wurden, doch Hybris selbst verlor die Geduld. Das er warten musste, beruhigte ihn kaum. Dennoch lehnte er sich nun wieder nach hinten und brachte so die Tentakeln von Topoc zurück in sein Sichtfeld. Der Krevaaki-Mischling hatte dem Lord eine unerwartete Offenbarung beschert. Eigentlich hasste Hybris es, wenn sich ständig irgendetwas am Rand seines Sichtfeldes bewegte. Doch die sich permanent windenden Auswüchse, die so zahlreich waren, dass sie einem Bart glichen, beruhigten ihn irgendwie. Neben seiner geheimen Leidenschaft für Feuer schien auch diese Tentakel auf ihn einzuwirken und so wie Topoc die ersten drei Jahrzehnte seines Lebens nichts von seiner Lichtanfälligkeit gewusst hatte, weil er am Grund von Meeren und Ozeanen gelebt hatte, so war auch Hybris dies verborgen geblieben, weil er nie zuvor länger als ein oder zwei Minuten neben einem humanoiden Ozeanbewohner verbracht hatte. Für seine Anstellung als Berater taugte dieser Umstand freilich nicht. Es war aber ein netter Bonus.

Was den Menschen betraf, der nicht mit auf die Brücke gekommen war, wusste Hybris noch nicht so recht was er mit ihm anstellen sollte. Hoom sah aus wie ein Monster, doch dumm war er nicht. Nur nicht gebildet. Eine gewisse Form der „Bauernschläue“ steckte aber in ihm. Sie beschränkte sich auf handwerkliche Dinge, für die man keine Maschinen brauchte oder zur Verfügung standen und in der Wildnis würde er auch ohne zivilisatorische Ausrüstung überleben können. Im Grunde war er also wie Rake, nur eben ohne Macht. Und die geradezu angeborene Feindseligkeit. Wie Topoc war er körperlich stark. Selbst seine Narben und Wunden hatten diesen Umstand nicht ändern können. Er arbeitete gerne mit den Händen, wie der Krevaaki-Mischling Hybris erzählt hatte. Es beruhigte den Menschen wohl irgendwie und je lauter und wilder er arbeitete desto umgänglicher wurde er danach. Sein Wunsch war leicht zu erfüllen, wenn auch nicht im Moment. Nämlich Schmerzfreiheit. Der Executor hatte ziemlich gute Arbeit geleistet. Seine alchemistischen Gifte hatten Hoom nicht nur äußerlich entstellt, sondern ihn auch innerlich „verbrannt“. Seine Existenz war eine einzige Qual und nur das teils willkürliche auf Dinge einschlagen hielt ihn von einer Raserei oder dem Wahnsinn ab. Topoc versuchte ihm zu helfen wo er konnte, doch meist sah das dann nur so aus, dass er nicht im Weg stand und ihm Dinge brachte, die er zerstören konnte. So schaffte es der Mensch dann auch nur einzuschlafen. Er verausgabte sich völlig und brach dann irgendwann zusammen und schlief einen unruhigen und meist auch nicht sonderlich langen Schlaf. Sein Gedächtnis litt darunter ebenso wie eben seine Laune. Bei dem Schlafmangel aber auch kein Wunder. Schlecht für ihn war, dass er keine Cyborgs in seiner Nähe duldete und auch nicht mehr sonderlich viel von medizinischen Instrumenten hielt. Die restliche Mannschaft würde ihn also nicht behandeln. Ohnehin schien diese Schicksalsgemeinschaft fast nur aus Egoisten zu bestehen, die selbst diesen gemeinsamen Nenner zu ignorieren schienen. Nun ja. Gedderones Passivität und Gleichgültigkeit waren natürlich auch nicht sonderlich hilfreich. Aber wie dem auch sei: Hybris würde Hoom helfen, sobald er wieder genug Mittel zur Hand hatte und dann würde dieser Mann alles für ihn tun. Im Augenblick lag der Mensch in seinem Quartier und schlief unfreiwillig. Auf Topacs Wunsch hin hatte Hybris ihn nämlich ins Reich der Träume geschickt. Die Ohnmacht war heftiger als üblich, würde aber trotzdem keinen regulären Schlaf ersetzen können.

Gerade als Hybris Gedanken sich wieder von dem Menschen entfernten, da begann Chrysa mit dem Beschuss des Eisplaneten. Da das Bioschiff der Strahlung des Sterns permanent ausgesetzt sein musste, beschoss das Geschütz den Nordpol des Planeten, sodass der sich munter um seine eigene Achse drehen konnte und trotzdem das Ziel nicht außer Reichweite brachte. Die abgefeuerten Projektile hatten etwas tränenförmiges und zogen eine Art bröckelnden Schweif hinter sich her. Die Farbe variierte von Gelb zu Rot und war im Mittel eher Orange. Die kleinen „Kometen“ bestanden aus einer Form von Plasma. Im jetzigen Stadium eignete es sich jedoch nicht für den Kampf gegen andere Schiffe. Die Durchschlagskraft reichte schlichtweg nicht. Raketen, kleine Asteroiden, Jäger ohne Schilde und Drohnen würde man aber noch schaffen, obwohl die Schussfrequenz in Hybris Augen ausbaufähig war. Ein guter Pilot würde wohl eher keine Probleme mit den Geschützen haben...


[Weltraum "F5" - Sternensystem BBh-78-G - Rand des Systems - In der Nähe des äußersten Planetens - Bioschiff - "Herz"-Brücke - Hybris und Topoc, Chrysa und Galain (NPCs)]
 
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