Ich habe TLJ am Samstag in der englischen Originalfassung gesehen und war positiv überrascht. Der Film ist im Original deutlich ernster und weniger albern als in der deutschen Synchro, die ich als Katastrophe bezeichnen möchte. Manches erscheint in einem ganz anderen Kontext. Die Sprüche von Poe sind im Original weit weniger nervig oder aufgesetzt, selbst das von Pathos triefende deutsche Geschwurbel von Rose hört sich im Orginal längst nicht so schmalzig und lächerlich an. Hux ist in der deutschen Synchro eigentlich schon ein anderer Charakter. Im Original ist Hux autoritär, versnobt und arrogant. Der deutsche Hux hingegen wirkt wie ein dummer kleiner Junge, unfähig und unterwürfig. Das erkannte man bei TFA schon, aber da war es längst nicht so deutllich. Bei TLJ hingegen ist es fatal.
Und so sehr ich Hans-Georg Panczak auch mag und schätze: Seine Stimme passt zum jungen Luke sehr viel besser als zum alten. Das gleiche bei Susanna Bonasewicz, nur hat Leia weniger Dialog und somit fällt es weniger ins Gewicht.
Insofern fühlt sich das Original klar mehr nach Star Wars an als die deutsche Version und der Film kommt nicht so Marvel-mäßig rüber. Die Pros und Contras bleiben weitgehen die selben, aber das englische Original läßt den Film deutlich besser aussehen.
Die Luke/Rey Story ist gut, bleibt aber hinter den Möglichkeiten, denn man hat viel Potenzial verschenkt. Der Baum, die Schriften der Jedi, die Höhle (nicht zu vergessen die Sith-Geister aus dem Artbook) - daraus hätte man so viel machen können. Der Plot um Rey/Kylo ist recht gut, vergleichsweise originell, vor allem Kylo gewinnt, die Darsteller harmonieren.
Der Handlungsstrang um Finn/Rose (plus DJ) ist wenig interessant und zieht sich viel zu lange hin. DJ fügt sich mäßig in die Stoy ein. Auch Poe hat nicht wirklich etwas zu tun, außer den Möchtegern-Han zu spielen. Ich frage mich, wozu man in TFA mit Rey/Finn/Poe ein neues Heldentrio eingebaut hat, in TLJ aber nicht mehr so recht weiß was man mit und Poe anfangen soll. Und so Nebenhandlungen für die beiden schreiben muß, die als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme durchgehen, weil sie sonst gar nichts mehr zu tun hätten.
Die Szenen mit Leia sind auch nicht sehr reizvoll, die Schwebeszene ist einfach furchtbar und auch schauspielerisch überzeugt Leia wenig. Meiner Meinung nach hätte man den Film spätestens nach dem Tod von Carrie Fisher so ändern sollen das Leia den Platz von Holdo einnimmt und mit dem Schiff in den Hyperraum springt.
Auch die Droiden sind verschenkt. R2-D2 hat nichts mehr nennenswertes zu tun, immerhin ist sein Wiedersehen mit Luke aber sehr schön in Szene gesetzt. C-3PO steht nur noch daneben und plappert irgendwas, damit er eben dabei ist. Schade, waren die Droiden in der OT doch stets Teil der Haupthandlung. In den Prequels hatten sie Teils noch eine gewisse Funktion, auch wenn es hier schon sehr erzwungen wirkte. In den Sequels steigert sich das leider noch einmal - 3PO und R2 scheinen nur dabei zu sein, damit sie eben dabei sind.
Dem Film fehlt das, wofür Star Wars bekannt ist: Starke Antagonisten. Tarkin, Darth Vader, der Imperator, Boba Fett.... selbst die Prequels hatten mit Dooku zumindest einen. In den Sequels sieht es da schlecht aus, denn Kylo ist eher die tragische Figur, wie sie Anakin in den Prequels hätte sein müssen. Das macht den Charakter eher besser als schlechter, aber eine wirklich bedrohliche Figur fehlt. Bei Snoke kommt es etwas zum Vorschein, aber die Figur hat keine Zeit für weitere Enntwicklung, da sie früh aus der Story verschwindet. Hux kommt nicht richtig zur Geltung, wenn doch dann nur im englischen Original, da Witzfigur in der deutschen Synchro. Und Phasma ist leider nicht mehr als ein glänzender Stormtrooper mit etwas mehr Dialog, die Figur gibt überhaupt nichts her. TLJ holt nichts mehr heraus, sondern degradiert Phasma nur noch zum bedeutungslosen Nichts. Man hätte Phasma streichen können ohne das es irgendwie auffällt.
Der Film ist relativ mutig, da sich Kylo nicht wie erwartet entwickelt und Snoke bereits aus der Handlung verschwindet. Allerdings hätte man noch den Mut haben sollen, Finn am Ende sterben zu lassen. Die Story ist recht glatt, da den Guten letztendlich alles gelingt, der First Order hingegen wenig. Hätte sich Finn am Ende geopfert um die Reste des Widerstands zu retten können, wäre dem Triumph der Guten ein bitterer Beigeschmack zugefügt worden, der dem Film sehr gut getan hätte.
Wie gesagt, im Originalton wirkt der Film ernster, weniger albern und schmalzig wenn es um die menschlichen Figuren geht. Bei BB-8 hat man es allerdings schon stark übertrieben, daran kann auch der englische Ton nichts ändern. Auch die generell epische Schlußszene gegen einen Stalljungen mit einem Besen zu ersetzen, ist schon ein starkes Stück.
Handwerklich Top, eine der schönsten Episoden. In den Actionszenen nicht so verwackelt und irre schnell wie unter Abrams in TFA. Größtenteils sehr gute Tricks, überzeugendes Designs. Der Kampf mit den Lichtschwertern sieht verdammt gut aus... wie schon TFA das beste was man seit der OT gesehen hat.
Es hat mich überrascht, wie sehr die deutsche Synchro den Grundton des Films ändert. Insofern:
Originalton: 6/10
Synchro: 3/10