Atheismus & Religiosität

Ich sehe das Problem darin, dass sich das menschliche Gehirn "zu weit" entwickelt hat. Um Matthew McConnaughey in der Serie "True Detective" zu zitieren:

„Das menschliche Bewusstsein ist ein Fehltritt der Evolution. Wir sind uns unserer selbst zu sehr bewusst geworden. Die Natur hat einen Blickwinkel auf die Natur geschaffen, der von ihr getrennt ist. Wir sind Kreaturen, die es dem Naturgesetz nach gar nicht geben dürfte. Wir sind Dinge, die sich mit der Illusion abmühen, ein Ich zu besitzen. Diese Glorifizierung von sinnlichen Erfahrungen und Gefühlen – programmiert mit der vollkommenen Gewissheit, dass wir alle jemand sind. Während in Wahrheit doch jedermann niemand ist.“

So in etwa sah ich das bereits schon vor dieser Aussage. Der Mensch denkt in manchen Aspekten einfach zu viel nach, stößt somit schnell an die Grenze des Vorstellbaren. So schustert er sich eine Welt nach dieser Welt zusammen.
Dazu sollte man auch berücksichtigen, dass die großen und modernen Weltregionen maßgeblich die damalige Bevölkerung, welche aus armen und vielleicht auch eher weniger intellektuellen Bürgern bestand, als Brandherd nutzte. Diese Menschen fanden Energie für ein Überleben im schlecht gestellten Diesseits in dem Glauben, dass sie ein weitaus besseres Leben erwartet, wenn sie rechtschaffend und gotteserfürchtig seien.
Das menschliche Bewusstsein kann sich nicht damit abfinden, unbedeutend zu sein.
Jeder soll glauben, an was er möchte. Schlimm ist nur, welchen Stellenwert der pure Glaube an etwas noch nicht einmal greifbarem in allen Bereichen des Weltgeschehens eingenommen hat. Das ist der eigentliche Witz an dem Thema.
 
Immerhin kann man zur Zeit ja auch nicht mal 100% sicher sein ob z.B. der Neandertaler eine anderer Spezies von Menschen war und dann ausgestorben ist, oder von uns ausgelöscht, oder assimiliert wurde. Oder warum sich nur die Primaten zu dieser Art und Stand von Intelligenz weiterentwickeln konnten.

Und inwiefern widerlegt das die Evolutionsforschung?
 
Wir sind Kreaturen, die es dem Naturgesetz nach gar nicht geben dürfte.

Das ist ein Widerspruch. Unsere Existenz ist ein fundamentaler Beweis. Die Erkenntnis, dass aus dem eigenen Gedanken das Sein an sich zu folgern ist, ist dabei die wesentliche Grundlage. Die konkrete Formulierung dieses Gedankens ist viel mehr, als jedes andere Axiom je sein kann.

Außerdem: Ein Naturgesetz ist eine experimentell bestätigte Theorie, die auf empirischer Erfahrung beruht. Wie ist dieser Leitsatz der Wissenschaft mit obiger Aussage zu vereinbaren?
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Entwicklungsweg der meisten Tiere kann (u. a.) anhand von Übergangsformen zurückverfolgt werden. Meines Wissens nach ist das beim Menschen nicht der Fall.
 
Und inwiefern widerlegt das die Evolutionsforschung?
Gar nicht und wollte ich auch nicht. Es ist nur ziemlich interessant auf welchem Wissenstand unsere nächsten Verwandten im vergleich zu uns sind. Da sieht man höchstens mal Mimikri, wie ein Schimpanse versucht ein Werkzeug herzustellen, und dann mit dem Speer fischt oder ein Gorilla sich im aufrechtem Gang übt, und ein Anderer ein paar hundert Worte in Zeichensprache lernt, aber nie die einzigartige Intelligenz des Menschen erreicht, obwohl genetisch keine 2% Unterschied zwischen uns ist.
Wobei da sicherlich potenzial wäre, dass sich die Primaten mal selbst so ein weiteres mal entwickeln könnten, gibt es doch keine Garantie dafür das dies in naher Zukunft passieren wird, sofern da nicht nachgeholfen wird.
Natürliche Auslese braucht halt seine Zeit. Auch wenn kleinere Veränderungen schon innerhalb von ein paar Generationen bemerkbar werden. Der Mensch weiß aber erst seit wann von Genetik? 150 Jahre? Und wendet sie trotzdem schon länger an, indem er Tiere Züchtet und sogar neue Rassen von Hunden, Katzen und anderen domestizierten Tieren erschafft, die dann auf ihre Art wieder ziemlich einzigartig sind. Kühe die mehr Milch geben, Hühner die größer werden und größere und mehr Eier legen, Katzen die exotisch wild aussehen sollen und sonstiges. Oder auch in Botanik werden große Erfolge verzeichnet, Trauben und Melonen ohne Kerne, Tomaten mit größerem Fruchtfleischanteil, duzende von verschiedenen Sorten von Kartoffeln, Äpfeln, Birnen ect.
Im Prinzip spielt der Moderne Mensch des 21 Jahrhundert den eigenen Gott und manipuliert die Natur so gut es ihm möglich ist.
 
@icebär Ich verstehe bzw. deute diesen Gedanken so, dass es nicht um das Infragestellen unserer Existenz / unseres Seins an sich geht. Denn es ist nun mal so wie du sagst: wir sind. Daran ist nichts zu rütteln. Die Frage ist nur, ob dies ein natürlicher Prozess ist. Inwiefern hat die Natur denn bei dem modernen Menschen noch erheblichen Einfluss auf die Entwicklung? Alles, was derzeit die Spezies beeinflusst, geschieht durch vom Menschen selbst geschaffene Faktoren (z.B. die Technik im Alltag und dem medizinischen/wissenschaftlichen Fortschritt).
Der Punkt, an dem die natürliche Evolution die Zügel in der Hand hielt, ist vielleicht schon längst überschritten. Was dann die Frage aufwirft, ob ein evolutionstechnischer "Fehler" nun nicht mehr evolutionsgewollt behoben werden kann.

Um es kurz zu fassen: ab einem bestimmten Punkt in der natürlichen Evolution hat die Spezies Mensch schlechte Eigenschaften beibehalten, die als Resultat den Umstand hervorbringen, dass sich z.B. unsere Gehirne zu weit entwickelt haben.
Dazu habe ich übrigens vor kurzem einen interessanten Artikel gelesen. Es ging um die Geburtsschmerzen bei Frauen - bedingt dadurch, dass das weibliche Becken für das immer größer werdende Gehirn eines Säuglings anatomisch nicht so vorgesehen ist.

Ich hoffe man versteht worauf ich hinaus will, wenn ich von dem Unterschied zwischen natürlicher und nicht von der Natur beeinflusster Entwicklung (also richtige und falsche Entwicklung) spreche. :crazy:konfus:
 
Na ja, ob wir wirklich das einzige denkende Wesen in der evolutionären Geschichte ist, ist zwar wahrscheinlich aber in Anbetracht dessen wie wenig wir von unserer eigenen evolutionären Linie finden auch nicht absolut klar. Ich meine mal was gelesen zu haben, dass alle gefundenen Fossilien unserer Linie (also nicht alle gesamten menschlichen Knochen) auf den Laderaum eines Trucks passen. Da dürfte es unzählige Spezies geben, die wir noch entdecken könnten oder von denen vielleicht auch alle Spuren lange beseitigt wurden. Entsprechend könnte darunter dann natürlich auch eine sein, die es schon vor uns fertig gebracht hatte zu denken. Wobei ich jetzt nicht sicher bin ob denken ein so gutes Kriterium ist, ich meine wieso sollten andere Tiere nicht ebenso denken können? Selbstbewusstsein gibt es ja nicht nur bei uns. Also sage wir eher, eine Spezies auf dem Stand des Homo Sapiens Sapiens könnte es womöglich gegeben haben, denn der wäre ja bekanntlich auch beinahe verschwunden, lange bevor er es geschafft hätte Ackerbau zu betreiben und Städte zu gründen aber bereits vom evolutionären Standpunkt her in der Lage dieses zutun.

Allerdings muss man auch einwenden, so verwunderlich ist es auch nicht, wenn der Mensch einzigartig ist. Über Milliarden von Jahren herrschte ziemlicher Stillstand. Erst vor fünfhundert Millionen Jahren ging es richtig los und es scheint mir, dass humanoide Formen bestimmte Bedingungen brauchen um zu entstehen, wobei die Humanoide Form auch die idealste zusein scheint um eine bestimmte Stufe der Intelligenz zu entwickeln UND diese letztendlich auch zu nutzen. Wenn man sich die evolutionäre Geschichte ansieht, waren immer verschiedene katastrophale Ereignisse dafür zuständig der Evolution einen Stoß zu verpassen und die Artenvielfalt zu einer starken Veränderung zu bringen. Das Leben hat sich nicht nur einfach erholt, stattdessen haben sich ganz neue Spezies aus verschiedenen Linien entwickelt und die Vorherrschaft bestimmter Lebensformen begünstigt oder macht es unwahrscheinlicher, dass sich bestimmte Arten entwickeln können (zusammen mit Faktoren wie dem Klima ecetera pp.). Damit sich Humanoide wie wir entwickeln konnten, mit großem Gehirn, der Fähigkeit Werkzeuge herstellen zu können, sich selbst an unterschiedliche Gegebenheiten und Notwendigkeiten anpassen zu können, waren die vergangenen Zeitalter mit ihrer Vorherrschaft der Dinosaurier, dem anderen Atmosphärengehalt und Pangäa womöglich einfach zu ungünstig. Ich mein, nehmen wir mal Meißner Porzellan oder die langleuchtende Glühbirne. Das sind ja auch keine Wunder, sondern einfach nur das Ergebnis, wenn die richtigen Bedingungen und Elemente zusammenkommen.
 
@Deak
Jeder lebende Organismus wirkt auf seine Umwelt ein und wird wieder gleichermaßen von der Umwelt beeinflusst. Dass dies trotz allem Fortschritt auch heute noch so ist, beweist exemplarisch das Erdbeben vor der japanischen Küste 2011 und seine katastrophalen, globalen Folgen.

Ein paar konkrete Beispiele:
1. Das Beben löste einen Tsunami aus, der zum Tod von über 15.000 Menschen führte.
2. Der Tsunami führte zur Reaktorkatastrophe von Fukushima-Daiichi.
3. Der Atomausstieg in diesem Land ist die Folge einer politischen Panikreaktion, die der kurz zuvor beschlossenen AKW-Laufzeitverlängerung völlig entgegengesetzt war. *
4. Ein riesiger Landstrich in Japan ist unbewohnbar geworden. Trotz allem Wissen und aller Technik ist die Dekontamination rund um Fukushima ein ziemlich verzweifeltes Unterfangen.

* Die AKW-Abschaltung selbst hat auch haufenweise Nebenwirkungen, wie etwa die stark erhöhte Kohleverstromung und die damit zusammenhängende Kohlendioxidproduktion. Ebenfalls ist die Energiewende eine Folge.

Ein simples Erdbeben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Entwicklungsweg der meisten Tiere kann (u. a.) anhand von Übergangsformen zurückverfolgt werden. Meines Wissens nach ist das beim Menschen nicht der Fall.

Die Verwandtschaft von Mensch und Affe ist genetisch ziemlich sicher, völlig unabhängig ob man jede Übergangsform findet oder nicht, was angesichts der besonderen Umstände die es braucht damit Fossilien über so lange Zeit bestehen können sowieso eher unwahrscheinlich ist.
 
@icebär Ja, die Natur hat natürlich weiterhin enormen Einfluss auf die Menschheit. Aber in diesem Fall doch nicht auf die genetische Entwicklung? Es sei denn natürlich, die dort betroffene Bevölkerung verbleibt dort. Nur würden sie durch die radioaktive Strahlung eben auf kurz oder lang degenerative Merkmale davontragen, und das ist in meinen Augen dann letztendlich auch keine direkte natürliche Evolution mehr. Es sind Schäden, die auf das Schaffen des Menschen zurückzuführen sind. Hervorgebracht durch Einwirkung eines Naturereignisses.
 
Menschen sind mit Affen verwandt. Das stimmt.

Den Menschen, wie wir ihn heute kennen, gibt es erst seit 10 000 Jahren. Vergleicht man das mit der Zeit, in der die Dinosaurier lebten, ist das ein Nichts. So gesehen ist von den Sauriern aber überraschend viel übrig geblieben.
 
Den Menschen, wie wir ihn heute kennen, gibt es erst seit 10 000 Jahren.

Nee...sind eher 300.000 Jahre.

So gesehen ist von den Sauriern aber überraschend viel übrig geblieben.

Hä? Ist nicht gerade weil die Dinosaurier so lange auf der Erde weilten die Wahrscheinlichkeit größer Fossilien zu finden? Zudem waren diese auf der ganzen Welt verbreitet, wohingegen nur der Moderne Mensch es zu weltweiter Verbreitung brachte unter den Affen.
 
Aber in diesem Fall doch nicht auf die genetische Entwicklung?

Und ein Leben im Urwald oder der Steppe wirkt sich dagegen auf das Genom aus? ;)

Ne, auch eine Großstadt ist ein Ökosystem. Die Menschen und Maschinen darin sind nicht weniger gefährlich, als es Raubtiere, Parasiten oder Konkurrenten in der Natur auch sind. Wer an dieses Leben nicht angepasst ist, der geht drauf.
 
Und ein Leben im Urwald oder der Steppe wirkt sich dagegen auf das Genom aus?

Zumindest setzen Wissenschaftler hier mit dem Thema Epigenetik an, welches die möglichen Auswirkungen auf die Standardgenetik behandelt.

http://www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/belastung-des-menschen-ermitteln/epigenetik

Aber für mich war so etwas doch schon immer irgendwie klar. Man muss sich doch nur mal die Rückentwicklung der menschlichen Körperbehaarung ansehen. Worauf sonst ist diese zurückzuführen, wenn nicht auf das lokal angepasste Leben?

Ne, auch eine Großstadt ist ein Ökosystem. Die Menschen und Maschinen darin sind nicht weniger gefährlich, als es Raubtiere, Parasiten oder Konkurrenten in der Natur auch sind. Wer an dieses Leben nicht angepasst ist, der geht drauf.

Das streite ich auch nicht ab. Mir ging es um naturgewollte Evolution. Radioaktive Strahlung zum Beispiel bringt selbstverständlich eine natürliche Reaktion am Menschen hervor (jede chemische Reaktion ist natürlich); aber Radioaktivität in dieser Menge, wie man sie in von Menschen gemachten Anlagen findet, ist nun mal aktuell hier auf unserer Erde nicht so von der Natur vorgesehen. Das zeigt schon der Schutz vor kosmischer Strahlung durch die natürliche Lufthülle.
 
Man muss sich doch nur mal die Rückentwicklung der menschlichen Körperbehaarung ansehen. Worauf sonst ist diese zurückzuführen, wenn nicht auf das lokal angepasste Leben?

Vielleicht darauf, dass der Homo Sapiens sich ganz grundsätzlich während der letzten 11.000 Jahre an ein durchschnittlich wärmeres Klima angepasst hat.

Mir ging es um naturgewollte Evolution.

"Naturgewollt" ist so ein Terminus, mit dem ich mich grundsätzlich schwer tue. Das impliziert einen Willen und eine Intelligenz, mit der man verhandeln könne. Hier sogar ganz konkret eine Art Masterplan?

Radioaktive Strahlung zum Beispiel bringt selbstverständlich eine natürliche Reaktion am Menschen hervor (jede chemische Reaktion ist natürlich); aber Radioaktivität in dieser Menge, wie man sie in von Menschen gemachten Anlagen findet, ist nun mal aktuell hier auf unserer Erde nicht so von der Natur vorgesehen. Das zeigt schon der Schutz vor kosmischer Strahlung durch die natürliche Lufthülle.

Biologische Organismen können ionisierende Strahlung bis zu einem gewissen Grad tolerieren, aber irgendwann ist es nun mal zu viel.

Es dürfte im Laufe der Evolutionsgeschichte Millionen von Einzelorganismen quer durch alle Sorten von Flora und Fauna gegeben haben, die durch natürliche Strahlung vom Evolutionsspielchen ausgeschlossen wurden. Biologisch/gesundheitlich kritische Erbgutveränderungen werden sich nämlich nicht durchsetzen können, schon gar nicht über lange Zeiträume von mehreren zehntausend Jahren. Radioaktivität ist meiner Ansicht nach eher eine akute Gefahr, die sich örtlich zwar lange halten kann, langfristig auf den gesamten Genpool jedoch nur geringe Auswirkungen hat.
 
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