Atheismus & Religiosität

Die geläufige Formulierung verdanken wir Luther. Meines Wissens nach entspricht das hebräische Original eher einem "Du sollst nicht morden".
Was Krieg, Exekutionen usw. natürlich unberührt lässt.
Die Stelle stammt aus Luthers Hand, aber auch die Elbfelder (1905), Schlachter (1951) behalten es beim Töten, nur die Neu-Evangelisistische (2009) spricht wieder von Morden. Die King James version sagt ebenfalls You Shall not kill., die Übersetung von 1611 Thou shalt not kill, die katholische Einheitsübersetzung (1980) 7 Du sollst nicht morden,

Mein Standpunkt bleibt aber bestehen, die ersten Gebote sind wesentlich ausformuliert und detailreich, während andere nur in einem Satz zusammengefasst sind, ohne näher darauf einzugehen oder sie zu definieren. Auch die Stelle du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. Diese Formulierung legt jetzt eher eine Zeugenaussagen wie vor einem Gericht nahe. In manchen Übersetzungen wird das gleichgesetzt mit du sollst nicht lügen, welches man gerne Kindern sagt. Oder wie es das Neuevangelische ausdrückt Sag nichts Unwahres über deinen Mitmenschen!

Aber hier sieht man wieder welchen Unterschied die Übersetzung machen kann die man benutzt. Für ein Heiliges Buch das unfehlbar sein soll, ist da einem ziemlich viel Spielraum gegeben.
 
Ehrlich gesagt ja, beides ist nicht fair. Ein gerechter Gott sollte jeden Menschen individuell behandeln und nicht nach dem was einer seiner Vorfahren getan oder nicht getan hat.

Ist ja auch im neuen Bund anders - wird auch schon im AT angekündigt .... (Hesekiel 18)


So wie es formuliert ist, wird doch eigentlich sämtliches töten verboten. Trotzdem finden sich viele Stellen in denen es doch gestattet ist, wie etwa als Strafe für den Bruch mit eben diesen 10. Doch wie sieht es mit Notwehr oder Kriegen aus? Auch alles verboten, oder?
Was ist mit Du sollst nicht stehlen? Keine genauere Definition? Was ist wenn man in einer Notlage ist und sich etwas zu essen stiehlt?

Wie gesagt, es geht dort um Morden. Und die Bibel sieht (im AT) die Todesstrafe und die Kriegstat nicht als Mord. Zur Notwehr gibt es in 3.-5. Mose durchaus noch stellen, die ich jetzt aber nicht alle raussuchen werde.

Zur Notwehr und dem Essen stehlen: Es gibt im AT die Sitte des Ährenlesens, die ja genau dieser Notsituation begegnet (3. Mose 19,9 und 5. Mose 24,19+21)
 
Ist ja auch im neuen Bund anders - wird auch schon im AT angekündigt .... (Hesekiel 18)

Was aber die Moral des AT und damit (das) Gott(esbild) nicht einen Deut besser macht.
Wenn Gott von jeher wusste, dass er lieber barmherzig sein will, warum dann die sadistische Phase?

Und selbst die Barmherzigkeit des Christentums wurde ja nicht ganz sauber eingeführt. Wir haben ja oben schon gesagt, dass das Judentum keine Hölle kennt. Die kam erst mit der Barmherzigkeit des NT, sozusagen als Ausgleich. (?)
Gott ist ab jetzt nicht mehr ein eifersüchtiger Schlächter, der jedes Vergehen mit Tod bestraft, sondern ein liebender Vater, der allerdings die Ausübung des freien Willens nein zu ihm zu sagen, oder schlimmer noch: sogar den ehrlichen Zweifel eines Menschen, (den Gott ja in dessen Geist zulässt) ab jetzt mit ewiger Folter nach dem Tod "belohnt".
Ich weiß nicht, ob das wirklich besser ist.
 
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Was sagt ihr denn dazu, dass der Dalai Lama an der Religion als solches zweifelt und die Ethik als bessere Alternative in Betracht zieht?
Als Budhist ist man wohl ohnehin näher an einem Idealbild der Ethik dran. Spontan fallen mir hier keine radikalen Gruppierungen innerhalb dieser Religion ein, so wie sie im Islam oder Christentum vorkommen.

Siehe auch die sieben Tugenden im Christentum, Demut, Mildtätigkeit, Keuschheit, Geduld, Mäßigung, Wohlwollen und Fleiß. Wie viele Christen halten sich wirklich daran oder kennen diese noch, wenn man sich doch viel mehr mit deren Gegenteil den sieben Todsünden beschäftigt? Oder den zehn Geboten, die zur Hälfte aus religiösen Doktrinen bestehen.

Hier im Vergleich mal die 5 Sinias des Budhismus
  1. Ich gelobe, mich darin zu üben, kein Lebewesen zu töten oder zu verletzen.
  2. Ich gelobe, mich darin zu üben, nichts zu nehmen, was mir nicht gegeben wird.
  3. Ich gelobe, mich darin zu üben, keine ausschweifenden sinnlichen Handlungen auszuüben.
  4. Ich gelobe, mich darin zu üben, nicht zu lügen und wohlwollend zu sprechen.
  5. Ich gelobe, mich darin zu üben, keine Substanzen zu konsumieren, die den Geist verwirren und das Bewusstsein trüben
Das klingt für mich doch viel eher nach einem ethischem Idealbild als nach die ersten drei der 10 Gebote. Auch wenn es hier natürlich parallen gibt wie die Mäßigung und keine ausschweifenden sinnlichen Handlungen. Aber hier kommt du sollst nicht töten und du sollst nicht stehlen als erstes und zweites und nicht fünftes und sechstes.

Ein anderer wesentlicher Teil des Bushismus ist der Edle Achtfache Pfad.
Achtpfad.png
 
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Siehe auch die sieben Tugenden im Christentum, Demut, Mildtätigkeit, Keuschheit, Geduld, Mäßigung, Wohlwollen und Fleiß. Wie viele Christen halten sich wirklich daran oder kennen diese noch, wenn man sich doch viel mehr mit deren Gegenteil den sieben Todsünden beschäftigt? Oder den zehn Geboten, die zur Hälfte aus religiösen Doktrinen bestehen.

Da die sieben Tugenden und die sieben Todsünden aber nicht biblisch sind, ist es auch nicht unbedingt wichtig, diese zu kennen.

Und zur Hälfte bestehen die zehn Gebote auch nicht aus "religiösen Doktrinen" - sondern es sind, je nach Zählung, drei bis vier.
 
Der Buddhismus wird leider gerne verklärt, dabei sind auch Buddhisten nicht vor menschlichen Abgründen gefeit. Omu Shinrikyo berief sich u.a auf frühe Schriften des indischen und tibetanischen Buddhismus, die Tamilen Sri Lankas wurden nicht zuletzt aufgrund ihres hinduistischen Glaubens von der buddhistischen Mehrheit benachteiligt, die Regierung Thailands duldete und unterstützte ab 2004 buddhistische Todesschwadronen, die gegen muslimische Aufständische vorgingen und nicht zu vergessen, dass auch der Buddhismus religiöse Intoleranz kennt. Natürlich, die abrahamitischen Religionen stehen dem in nichts nach, aber der Buddhismus ist eben nicht die friedfertige Religion, als die er gerne gesehen und gehört gewiss nicht auf das Podest, auf das er immer wieder gehoben wird.
 
Da die sieben Tugenden und die sieben Todsünden aber nicht biblisch sind, ist es auch nicht unbedingt wichtig, diese zu kennen.
Deshalb gehören Sie für viele Gemeinden und Konventionen trotzdem zum Christentum dazu, auf gewisse weiße sind sie von der Bibel abgeleitet stehen so allerdings nicht drin da hast du recht. Und trotzdem wurden sie für Jahrhunderte immer gepredigt und werden auch heute noch von vielen eingehalten. Selbiges lässt sich von den Sakramenten sagen, viele der sieben katholischen Sakramente stehen auch nicht in der Bibel und sind trotzdem Teil des Christentums, auch wenn die protestantische Kirche Sie auf die Taufe und Eucharistie reduziert da sich diese noch am ehesten aus der Bibel ableiten lassen.

Und zur Hälfte bestehen die zehn Gebote auch nicht aus "religiösen Doktrinen" - sondern es sind, je nach Zählung, drei bis vier.
4 von 10 oder (5 von 11 wenn wir bei unterschiedlichen Zählweisen sind) sind auch nicht unbedingt ein besserer Schnitt. Da ich das Sabbat Gebot ebenfalls dazu zähle. Wenn man genau ist, zählt auch das Ehebruchverbot dazu, jedenfalls wenn man die Ehe wie es viele Christen tun als Sakrament sieht, und trotzdem inzwischen verbotene Mischehen, mehrmaliges Heiraten und gleichgeschlechtliche Ehen Gang und Gäbe sind. Auch das/die beiden Begehrensverbot/e haben doch etwas sehr dogmatisches an sich. Wenn ich denke das ist ein schönes Haus/Frau, und das dann begehre/beneide im Sinne von das hätte ich auch gerne, kann ja wohl nicht so schlimm sein. Solange ich damit nicht in den Bereich der anderen Gebote wie Ehebruch, Diebstahl oder gar Mord komme.
Womit wir wieder bei der gesagten Hälfte der 10 Gebote (oder 6 von 11 je nach Zählweise) sind.
 
Deshalb gehören Sie für viele Gemeinden und Konventionen trotzdem zum Christentum dazu, auf gewisse weiße sind sie von der Bibel abgeleitet stehen so allerdings nicht drin da hast du recht. Und trotzdem wurden sie für Jahrhunderte immer gepredigt und werden auch heute noch von vielen eingehalten. Selbiges lässt sich von den Sakramenten sagen, viele der sieben katholischen Sakramente stehen auch nicht in der Bibel und sind trotzdem Teil des Christentums, auch wenn die protestantische Kirche Sie auf die Taufe und Eucharistie reduziert da sich diese noch am ehesten aus der Bibel ableiten lassen.

- Heilsarmee: keine Sakramente
- Freikirchen: keine Sakramente

Aber eigentlich brauche ich nicht mit Fakten kommen, denn ...

4 von 10 oder (5 von 11 wenn wir bei unterschiedlichen Zählweisen sind) sind auch nicht unbedingt ein besserer Schnitt. Da ich das Sabbat Gebot ebenfalls dazu zähle. Wenn man genau ist, zählt auch das Ehebruchverbot dazu, jedenfalls wenn man die Ehe wie es viele Christen tun als Sakrament sieht, und trotzdem inzwischen verbotene Mischehen, mehrmaliges Heiraten und gleichgeschlechtliche Ehen Gang und Gäbe sind. Auch das/die beiden Begehrensverbot/e haben doch etwas sehr dogmatisches an sich. Wenn ich denke das ist ein schönes Haus/Frau, und das dann begehre/beneide im Sinne von das hätte ich auch gerne, kann ja wohl nicht so schlimm sein. Solange ich damit nicht in den Bereich der anderen Gebote wie Ehebruch, Diebstahl oder gar Mord komme.
Womit wir wieder bei der gesagten Hälfte der 10 Gebote (oder 6 von 11 je nach Zählweise) sind.


Ich komme mir echt veralbert vor - wenn die zehn Gebote nicht zu dem passen, was ich ihnen negatives andeuten will, deute ich solange rum, bis es "passt". Das kann doch keine Diskussionsgrundlage sein. Ich bin gerne bereit, über Themen zu diskutieren - aber nicht, wenn jemand sich die Wirklichkeit so zurecht biegt und, nur damit seine Behauptung stimmt, anfängt, in Texte was reinzulesen, was da nicht steht ...
 
Man bedenke,der Lamaismus kannte und praktizierte noch die Leibeigenschaft.

Nicht nur das. In Tibet gab es bis weit ins 20. Jh. hinein die Todes- sowie verschiedene Leibstrafen, wie z.B. das Amputieren von Gliedmaßen, Auspeitschungen usw. Außer einer kleinen theokratischen Oberschicht lebte die Mehrheit des Volkes in bitterer Armut, konnte weder lesen noch schreiben und musste Frondienste verrichten. Die Rot-Chinesen sind wahrlich keine Engel, aber ein Paradies war das Tibet der Gelbmützen nunmal für mehr als 90% der Bevölkerung vor der Besetzung nunmal auch nicht.

Natürlich, die abrahamitischen Religionen stehen dem in nichts nach, aber der Buddhismus ist eben nicht die friedfertige Religion, als die er gerne gesehen und gehört gewiss nicht auf das Podest, auf das er immer wieder gehoben wird.

So sieht's aus. Besonders in den westlichen Industrieländern hat sich der Buddhismus seit den 60er Jahren zu einer Art Lifestyle-Religion entwickelt, die mit der Realität oft nichts zu zun hat, sondern bei der sich selektiv bedient wird.

C.
 
Ich komme mir echt veralbert vor - wenn die zehn Gebote nicht zu dem passen, was ich ihnen negatives andeuten will, deute ich solange rum, bis es "passt". Das kann doch keine Diskussionsgrundlage sein. Ich bin gerne bereit, über Themen zu diskutieren - aber nicht, wenn jemand sich die Wirklichkeit so zurecht biegt und, nur damit seine Behauptung stimmt, anfängt, in Texte was reinzulesen, was da nicht steht ...
Ich drehe mir hier gar nichtd zurecht. Ich sage hier nur dass ich die Hälfte der 10 Gebote für dogmatisch halte. Und diese interpretationsweisen habe ich mir auch nicht aus den Fingern gesogen. Diese sind entweder biblisch oder historisch begründet.

Dafür kann ich dir aber mal sagen was wirklich ein sich zurechtbiegen ist. In den USA gibt es nämlich gerade eine Frau, ich glaube sie ist eine Art gewählte Amtsrichterin und ist verantwortlich für die Eheschließungen, weigert sich aber ihr Amt auszuführen wegen der kürzlich Gesetzesänderung zur Gleichstellung der Ehen. Da sie dies für ein Sakrileg gegen die traditionelle Ehe hält. Ist allerdings selbst schon zum vierten mal verheiratet. (und hat witzigerweise vor einem halben Jahr schon unwissentlich ein transsexueller Paar verheiratet.)
Diese Frau verweigert also gerade sämtlichen Eheschließung in ihrem Bezirk und widersetzt sich dem Gerichtsspruch, der Verfassung und ihrem Amtseid. Womit Sie ihren persönlichen Glauben über geltendes Recht stellt. Allerdings ist wohl noch in der Schwebe ob sie dafür suspendiert wird oder gar eine Geld- oder Freiheitsstrafe erwarten wird.

Leider steht mir momentan nur Mobile Geräte zur Verfügung, sonst würde ich wie üblich die entsprechenden Artikel und Quellen verlinken.
 
Nicht das ich das befürworte, doch irgendwie Sitz wieder jemand im Knast für seinen Glauben.

Nein die sitzt im Knast weil sie ihren Job nicht gemacht und einer richterlichen Anordnung nicht gefolgt ist. Wenn man nicht in der Kirche arbeitet, hat man seinen Glauben schlicht mit Hut und Mantel an der Tür abzugeben.
 
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