Adumar

[ Adumar-System| Adumar | Dogfight über Cartaan City| Samin (Wolve 4), Aiden (Wolve 1), Chett (Wolve 9), Sakura (Wolve 8), Wolves ] 
Dutzende Scharen aus Lichtern erhellten weiter den Himmel über Cartaan-City. Auch wenn das Wetter inzwischen zuzog und die dichte, schwarze Wolkendecke längst den Rand der Stadt passiert hatte, stoppten die tumultartigen Kämpfe am Himmel nicht. Wie wütende Schwärme umkreisten sich die Gegner. Rote und grüne Laserstrahlen mischten sich mit dem Blau der Ionenkanonen, den Feuerbällen explodierender Raketen und Torpedos und den Blitzen, die in unregelmäßigen Abständen aus den Wolken hervorschossen. Mittendrin befanden sich die Wolves, die entschlossen dem grimmigen Mut der Adumari-Piloten entgegentraten. Viele der Zweikämpfe, die sich an diesem Tag in der Luft abspielten, würden sich mit Sicherheit in der Zukunft an einigen Akademien des Imperiums als Lehrvorführung eignen. Zumindest glaubte Samin dies, denn sie selbst zeigte mit unter das Beste an Fliegerei, was sie jemals im Dienste des Sternjägerkorps zustande gebracht hatte. Die feindlichen Elite-Piloten verlangten den Wolves einfach alles ab. Wer hier nur einen Augenblick zögerte, nur den Bruchteil einer Sekunde zweifelte oder die Konzentration fallen ließ, würde sterben. Kein Fehler wurde verziehen - im Gegenteil. Erkannte einer der Piloten eine Schwäche bei einem Kontrahenten, wurde diese gnadenlos ausgenutzt.

Nur mit viel Mühe hatte sich die Rotte um die blauhäutige Chisspilotin aus den Dogfights befreien und den neuen Kurs auf das Sekundärziel setzen können. So jagten die drei TIE/D Defender knapp über die Dächer der Großstadt hinweg, dem anhaltenden Beschuss durch ihre Verfolger ausweichend. Samin traute sich inzwischen nicht mehr, auch nur für wenige Sekunden eine Hand vom Steuerknüppel zu nehmen, denn ständig musste sie ihren Jäger von links nach rechts und wieder zurück manövrieren, um auch ja kein einfaches Ziel darzustellen. Vereinzelte Blicke auf den Taktikschirm verrieten ihr jedoch, dass Foster und Reed ihre Sache gut machten. Die Anzahl der Adumarischen Jäger schrumpfte zusehends, während die TIE Interceptor-Staffeln sie auslöschten um den Wolves den Rücken frei zu halten. In ihrem Rücken machte sich dies nun insbesondere dadurch bemerkbar, dass nach und nach Jäger für Jäger von ihnen abließ, um den Imperialen über dem Zentrum der Stadt die Stern zu bieten. Offenbar waren sie das Katz-und-Maus-Spiel leid, das Samin hier versuchte mit ihnen zu treiben, da sie keinerlei Interesse daran hatte, den Blades einen offenen Kampf zu liefern. Sie wollte die Mission erfüllten. Was bedeutete, die ihr zugewiesenen Ziele zu zerstören. Danach würde sie wohlmöglich immer noch genügend Möglichkeiten dazu haben, ihr Können mit dem der hier beheimateten Flieger zu messen.

Inzwischen hatte auch der letzte Blade von Wolve Vier bis Sechs abgelassen. Aus irgendeinem Grund stellte sich ihnen keiner mehr in den Weg. Samin, die davon ausgegangen war einen umständlichen und zeitraubenden Kurs einschlagen zu müssen, um so vielen Blades wie möglich aus dem Weg zu gehen, hatte nun plötzlich ein freies Feld vor sich. Es war, als wollten die Adumari geradezu, dass sie in diese Richtung flogen. Doch warum sollten sie das tun? Ihr Sekundärziel war eine Anlage etwas außerhalb der Stadtgrenze, geschützt durch das dichte Dickicht eines dort liegenden Waldes. Niemand wusste genau was es war, die Informationen, die ihnen gegeben wurden, sprachen nur von einer ‚militärischen Anlage‘. Was auch immer dies heißen mochte. Es konnte ein unterirdischer Hangar, eine versteckte Waffe oder auch nur ein größeres Versorgungszentrum, etwa ein Munitionslager sein. War das der Grund, warum diese Blades von ihnen abließen? Gab es da draußen nichts, was sich zu schützen lohnte? Der Gedanke pflanzte sich ihn ihrem Kopf fest, und war ein ganzes Stück gewachsen, bis sie die Stadtgrenzen passierten es immer noch keine neuen Feindkontakte gab. Tatsächlich hatte sie gerade ihr Com aktiviert und war kurz davor Major Thiuro ihre Bedenken zu äußern. Er musste jedoch lediglich ein kurzes Knacken hören, denn in diesem Moment tauchte eine Hand voll roter Dreiecke am Rand ihres taktischen Schirms au
f.

„Wir haben Kontakt! Fünf unidentifizierte Jäger“, raunte sie in den Rottenkanal, nachdem sie ihr Com umgeschaltet hatte. Darauf hörte sie Druks raue Stimme, die ihr antwortete: „Die kommen aus Richtung der Sekundärkoordinaten. Das Ding ist ein Hangar.“ Samin sog ein wenig mehr Luft aus ihrem Beatmungsschlauch und begann tief durchzuatmen. „Gut, macht euch bereit. Es sind nur fünf Blades. Wir machen kurzen Prozess und versenken den Hangareingang im Berg.“ Wieder war es Wolve Sechs der antwortete: „Ich glaube nicht, dass es Blade-32 sind, Lieutenant.“

Samin verengte die Augen und schüttelte etwas verwundert mit dem Kopf, was natürlich keiner ihrer Kammeraden sehen konnte. „Was meinst du?“ Noch bevor irgendjemand ein weiteres Wort sagen konnte, erkannte die Offizierin, was er meinen musste. Die roten Dreiecke waren ihnen ein ganzes Stück näher gekommen. Sie flogen sehr viel schneller, als Blades hätten sein können. Aufgrund des schlechten Wetters war es unmöglich durch Sichtkontakt auszumachen, um was es sich handelte. „Könnten B-Wings sein.“ Die Daten, die der Scanner ihr lieferte, machten dies zumindest nicht vollkommen unmgölich. Trotzdem, die Geschwindigkeit war höher. „Nein, was schnelleres.“
„A- Wings? E-Wings?“, diesmal war es Cain.

„Vielleicht. Konzentriert eure Schilde auf die Frontaldeflektoren. Wir werden sehen.“ Wenn dem so war, konnten die Adumari-Piloten unerwarteter Weise auf Rebellen-Technologie zurückgreifen. Das machte das Ganze noch interessanter als es ohnehin schon war.

Ein plötzliches Piepen, gepaart mit einem roten Licht, sagten ihr, dass sie in die Zielerfassung geraten war.
„Raketen!“, konnte sie noch schreien, bevor sie ihre Maschine herumreißen musste, um nicht im nächsten Moment in einem Feuerball zu enden. Die Zeit, die imperialen Piloten dabei verschwendeten, nutzte der noch unbekannte Gegner um weit aufzuschließen. Heftiges Feuer prasselte auf ihnen ihren Schilden ein und obwohl sie immer noch nicht wussten, um welchen Jägertyp es sich handelte, nun war klar, dass es definitiv keine Blade-32 waren. Die wie wahnsinnig um sich schießenden Jäger mischten sich mitten unter sie und nahmen sie zeitgleich von allen Seiten in die Mangel. Obwohl Samin alles aus ihrem Defender rausholte, wirkte es so, als könnte sie dem neuen Feind nicht entkommen. Wie war das möglich?

„Verdammt Gyrr, was ist das?“ Der taktische Offizier der Wolves hatte ihnen von dieser Bedrohung zumindest nichts berichtet.

Mit aufkeimender Wut entschloss sie sich einen Trick zu versuchen. Sie verringerte die Geschwindigkeit für einen Moment und zog in eine vermeintlich langgezogene Linkskurve hinein. Genau in dem Moment, als der Jäger an ihrem Heck ihr folgen musste, beschleunigte Samin auf Höchstgeschwindigkeit und presste ihren Steuerknüppel mit aller Kraft nach rechts. Die überlegene Wendigkeit ihres Jägers sollte den Rest machen. Was dann geschah, konnte die Lieutenant jedoch einfach nicht glauben. Ihr Kontrahent machte die Bewegung mit. Doch selbst wenn der Pilot der Maschine so gut war, es gab keinen bekannten Jäger in der ganzen Galaxie, der einem Defender in so einem Manöver folgen konnte. Während Samin ihren roten Augen noch immer nicht trauen konnte, näherte sich ein weiterer Jäger von Steuerbord. Dieses Mal so, dass Samin ihn mit bloßem Auge erkennen konnte. Was auch immer dieses Ding war, sie war sich ziemlich sicher, dass nicht viele imperiale Piloten ein solches Fluggerät jemals zu Gesicht bekommen hatten. Der schwer bewaffnete Rumpf des Jägers war über einen einzelnen Flügel mit einem weiteren Rumpf verbunden, der fast genauso schwer bewaffnet schien. An seiner Oberfläche konnte die Chiss den hellgelben Kopf eines Astromechs ausmachen, während auf der anderen Seite das Cockpit zu liegen schien. Es hatte drei Triebwerke und als es sich auf die Seite legte um sich in einem schwindelerregenden Manöver hinter sie, und neben seinen Flügelmann zu setzen, konnte sie erkennen, dass das ganze Konstrukt eine Art Z-, oder N-Form aufwies.

Das Piepen und die roten Lichter stoppten nun nicht mehr. Ihre Schilde steckten Treffer für Treffer ein, und es schien egal, welches Manöver sie auch immer unternahm. Diese Jäger klebten an ihr. Ihre Schilde, die mächtigsten Schilde, die irgendein Sternenjäger überhaupt aufweisen konnte, fielen in eine gefährliche Zone. So war es kein Wunder, dass nach kurzer Zeit eines ihrer Zwillingstriebwerke getroffen wurde und Feuer fing. Sie geriet in ein Abwärtstrudeln während ein beachtliches Loch in eine ihrer Seitenflächen geschossen wurde. Der Defender war nicht mehr zu kontrollieren.

Fünf und Sechs! Seht zu, dass ihr hier rauskommt! Zurück zur Stadt, diese Dinger könnt ihr nicht schlagen!“ Der Schweiß tropfte ihr unter dem schützenden Helm in die Augen, während sie mit Pedalen und Steuerknüppel ihren Jäger so sanft stürzen ließ, wie es noch möglich war. Major, hier Wolve Vier. Ich bin getroffen und stürze ab!“ In diesem Moment zerrte die Todesangst an ihr.Foster, schicken sie irgendwas und holen Sie Fünf und Sechs hier raus!“, schrie sie förmlich ins Com. Sie wusste, dass sie weder Major Thiuro, noch Commander Foster oder Captain Reed eine Anweisung erteilen konnte, doch das war in diesem Moment das einzige, das sie beitragen konnte, um ihre Männer zu retten. „Wir bleiben hier Lieutenant…“, begehrte Caranthyr auf, ehe Samin in schroff unterbroch, „… Sie ziehen sich zur Stadt zurück. Das ist ein Befehl.“

Mit einem Auge beobachtete Samin, wie sich die beiden Jäger ihrer Rotte mit Höchstgeschwindigkeit zurückzogen. Mit dem anderen fixierte sie einen der Bäume, in welche sie in wenigen Momenten krachen würde…

[ Adumar-System| Adumar | Im Sturzflug außerhalb der Stadtgrenze| Samin (Wolve 4), Aiden (Wolve 1), Chett (Wolve 9), Sakura (Wolve 8), Wolves ] 
 
[Adumar | Luftraum über Cartann City] Chett Nectu (Wolf 9) mit Aiden Thiuro (Wolf 1), Sakura Mitsumo (Wolf 7), Hess'amin'nuruodo (Wolf 4), Wolves

Ganz blind zu fliegen, war auch für einen erfahrenen Piloten eine Herausforderung. Theoretisch versorgten einen die zahlreichen Displays mit allen Informationen, die man brauchte, um die Maschine durchs Gefecht zu steuern, auch wenn man draußen überhaupt nichts sah. Aber jeder, der schon einmal in einem Cockpit gesessen hatte, wusste, wie hilfreich es war, sich auf die eigenen Augen verlassen zu können. Sie stellten die ideale Ergänzung zu den elektronischen Anzeigen dar und insbesondere in Krisensituationen, in denen es um Millisekunden ging, konnte ein scharfer Blick den Unterschied machen, denn was man selbst sah, ließ sich schneller interpretieren und in eine Reaktion umsetzen als etwas, das man grafisch oder gar als Text und Zahlen dargestellt bekam. Auf diesen Luxus musste die Dritte Staffel nun aber verzichten, denn der Schneefall war extrem dicht. Bis auf ein helles Wirbeln, hinter dem sich absolute Dunkelheit verbarg, war nichts zu sehen. Chett Nectu hatte schon in der Schwärze zwischen den Sternen gekämpft, weitab vom nächsten Planeten, und im Schatten von Planeten oder Monden, die zwischen dem Kampfgebiet und ihrer Sonne standen. Er hatte den Flug durch die schattigen Canyons und finsteren Tunnel auf jenem felsigen Mond im Bastionsystem erfolgreich absolviert. Und er hatte Flüge durch dichte Wolkendecken erlebt. Aber nichts war vergleichbar mit dem Schneegestöber, denn es schien ein Eigenleben zu haben. Das ständige Wirbeln und Wehen hatte etwas Organisches, Lebendiges, das sich als sehr irritierend herausstellte. Wann immer die Augen einen Punkt fanden, den sie fixieren konnten (und es lag in ihrer Natur, das permanent zu versuchen), war er auch schon aus dem Sichtfeld verschwunden und Millionen andere boten sich an. Schon nach kurzer Zeit merkte Chett, dass es das Beste war, gar nicht mehr durch die Fenster zu schauen, sondern sich auf die Bildschirme zu konzentrieren. Sie sagten ihm immerhin noch, in welche Richtung er unterwegs war und wie weit die anderen Maschinen und die schnell ansteigende Berglandschaft entfernt waren.

Er hörte, dass Sakura Mitsumo eine Meldung an den Alphawolf und das Mutterschiff durchgab, in der sie kurz ihre Situation schilderte. Aber weder sie noch Thiuro oder Gyrr sprach davon, die Mission abzubrechen oder zu verändern. Sie würden dennoch versuchen, in ihr Zielgebiet vorzustoßen und die Anlagen dort zu zerstören, auf die sie angesetzt worden waren. Es würde nicht leicht werden, einen ordentlichen Angriff zu fliegen; aber vielleicht war das Wetter nicht nur ein Fluch, sondern sogar ein Segen, denn auch den Gegnern würde es unmöglich sein, sie optisch zu erfassen. Laser, Infrarotsensoren, Suchscheinwerfer und manch andere Systeme hatten keine Chance, sie aufzuspüren. Natürlich gab es auch Gerätschaften, die dazu in der Lage waren - die gleichen, die auch ihnen sagten, wie groß der Abstand zum Flügelmann war und wie hoch sie fliegen mussten, um nicht an der nächsten Felsklippe zu zerschellen - aber andere waren vollends Blind. Vielleicht gelang es sogar, sich einigermaßen unbemerkt und unbehelligt anzuschleichen.

Näher, immer näher kamen sie ihrem Ziel, das verrieten die Computer. Hin und wieder gab die Rottenführerin eine Anweisung, den Kurs leicht zu korrigieren. Schließlich lag die Bergkette, auf deren Gipfeln mehrere Sende- und Empfangsanlagen des planetaren Hyperkommunikationssystems aufgereiht standen, nur noch wenige Kilometer entfernt direkt vor ihnen. Doch dann tauchten auch andere Signale auf den Schirmen auf: Ein gutes Dutzend Flugzeuge oder Sternenschiffe waren in der Luft. Um was es sich handelte, war vorerst unmöglich zu sagen, doch als sie sich weiter näherten, änderten ein paar davon ihren Kurs.

»Eine Patrouille, die uns bemerkt hat und jetzt abfangen will«, mutmaßte Chett. »Die anderen sind langsam; sie könnten auch Transporter oder zivile Flugzeuge sein.«

Spekulationen, die derzeit weder bestätigt noch widerlegt werden konnten. Aber Fakt war, dass nun vier schnell fliegende Objekte von der Seite her auf sie zu kamen, sicher nicht in freundlicher Absicht. Und bevor sie sich versahen, waren Wolf Sieben, Acht und Neun doch in der Situation, die sie eigentlich hatten vermeiden wollten: Sie und die gegnerischen Maschinen umkreisten sich, um einander zu töten. Diese Begegnung endete jedoch rasch. Die feindlichen Einheiten stellten sich als Atmosphärenflieger ziemlich altertümlicher Bauweise heraus, die zwar über Waffen, aber nicht über Schilde verfügten. Sie waren den TIE/Ds in keiner Weise gewachsen. Amon Synn erzielte in rascher Folge zwei Abschüsse, die anderen beiden zogen sich zurück. Zwar hätten sich die Wolves an die Verfolgung machen können, aber das hätte ihrer Mission widersprochen. Noch immer ging es darum, die Bauwerke auf den Berggipfeln zu attackieren, damit Adumar den Kontakt zu seinen Verbündeten verlor und sich mit eventuellen Verstärkungen nicht abstimmen konnte. Der Eiserne Bund war geschwächt, aber noch lange nicht geschlagen, und niemand wusste genau, wie viele Schiffe die anderen Mitgliedswelten schicken konnten, um dem imperialen Angriff zu begegnen.

Die erste Kommunikationsstation fiel ihrer Attacke zum Opfer. Während die beiden Defenders Raketen und Laserstrahlen auf das Hauptbauwerk abschossen, flog Chett mit seinem Interceptor dicht über Parkplätze und Baracken hinweg, um dort mit seinen kleineren Bordwaffen sekundären Schaden anzurichten. Zwei Abwehrgeschütze feuerten einigermaßen ziellos in den verschneiten Himmel. Offenbar war es tatsächlich gelungen, die Adumari zu überraschen. Doch nun wussten sie, dass sie das Ziel eines Angriffs wurden und schon bei der zweiten Station war es nicht mehr so einfach. Hier formierte sich Widerstand gegen die Wolves. Weit härterer, als die vier leicht bewaffneten Gleiter gewesen waren.

[Adumar | Luftraum über Cartann City] Chett Nectu (Wolf 9) mit Aiden Thiuro (Wolf 1), Sakura Mitsumo (Wolf 7), Hess'amin'nuruodo (Wolf 4), Wolves
 
[Adumar | Luftraum über Cartann City] Chett Nectu (Wolf 9) mit Aiden Thiuro (Wolf 1), Sakura Mitsumo (Wolf 7), Hess'amin'nuruodo (Wolf 4), Wolves

Herausforderungen waren nichts was Sakura scheute und sie mochte diese auch. Allein ihr Dasein als Pilotin bedeutete ständig gefordert zu werden oder aber sich selbst zu fordern. Sie hatte absichtlich diesen Beruf gewählt und würde nun auch damit klar kommen müssen, dass nichts so lief wie man es am liebsten hätte. Andererseits wäre das Universum wohl auch langweilig, würde alles wie am schnürchen funktionieren. Wenn man Herausforderungen liebte suchte man sich diese. Es war nicht so, dass sie ein Junkie war - jemand der expliziet solche Herausforderungen ständig suchte - dennoch waren solche durchaus ein Vorteil. Sie schärften das gesamte Bewusstsein. Dennoch war ein Blindflug wie der diese nichts, was sie ständig flogen. Der Schnee war dicht, sehr dicht und veränderte fast beständig seine Richtung. Auch wenn ihre Anzweigen das ein oder andere lieferten, so würde sie sich nicht absolut darauf verlassen können. Es machte Sakura keine Angst, doch ein leichtes Gefühl der Sorge und vor allem des Unwohlseins war im Hintergrund ihres Kopfes zu fühlen. Sie befanden sich in einer Situation die gemeistert werden musste, dies war keine Frage und dennoch war sie etwas anderes als das bisherige. Stets neues zu erleben brachte das Pilotendasein mit sich. Sie waren dafür ausgebildet worden, dass sie stets überrascht werden könnten und das selbst Blindflüge entsehen konnten. Es brauchten nur die Anzeigen auszufallen und sie würden sich auf ihre Sicht konzentrieren müssen. Nun jedoch kam erschwerend hinzu, dass der dichte Schneefall ihnen ebenfalls die Sicht nahm und es mehr als nur schwierig war irgendetwas zu erkennen. Das Gestöber - wobei es heftige Verwehnungen gab die von jetzt auf gleich die Richtung wechselten - machte es sehr schwierig vernünftige Daten zu erhalten. Auch wenn Sakura weiterhin die Richtung bestimmten konnte und wusste wie groß der Abstand zwischen ihr und ihren Flügelmännern war, so würde ein Auftauchen von einem Feind um einiges schwieriger werden. Zwar machte sie Meldung beim Alphawolf über die Situation, doch dies würde an ihrem Auftrag nichts verändern. Dieses war klar und sie hatte vor es zu erfüllen. Scheitern zog sie nicht in Betracht. Sie mussten ihr Zielgebiet erreichen und die dortigen Anlagen vernichten. Dann und nur dann würde diese Mission ein Erfolg werden. Es lag also zum Teil auch an ihnen, daran wie sie handelten, wie sie vorgingen und ob sie dem Befehl folgten ohne irgendwelche Abweichungen vornehmen zu müssen. Sakura ging nicht davon aus, dass alles reibungslos verlaufen würde, dafür flog sie schon zu lange. Es ging niemals alles glatt. Wäre dem so würde sie sich wohl Sorgen machen. Wie auch immer sie das Wetter sehen wollte - ob von Vorteil oder von Nachteil - sie würde das Beste daraus machen. Eines war sicher, so wie sie Probleme damit haben würden ihre Gegener optisch zu erfassen, so würden auch im Umkehrschluss nicht anders sein und dies würde man vielleicht zu einem Vorteil ausarbeiten können.

Sakura versuchte gar nicht darauf zu hoffen, dass sie unbemerkt ihr Ziel erreichen würden sondern rechnete viel mehr damit, dass sie früher oder später auf irgendetwas treffen würden. Das was würde interessanter sein und vor allem wie es ausgehen würde. Auch wenn sie in der Lage dazu war Vermutungen anzustellen, so würde die Wahrheit entweder irgendwo dazwischen liegen oder aber sich als eine gänzlich andere erweisen. Als Rottehführerin machte sie sich also durchaus Gedanken, während sie ihrem Ziel näher kamen. Sie versuchte alle Eventualitäten durchzugehen, stellte jedoch schnell fest, dass auf Grund ihrer Situation alles möglich war. Das Schneegestöber ließ nicht nach, schien eher noch zuzunehmen und musste Sakura immer wieder Korrekturen vornehmen was ihren Kurs anging. Sie befanden sich nur noch wenige Kilometer von ihrem Ziel entfernt, als Nectu Meldung machte, dass eine Patrouille sie bemerkt hatte und sie wohl abfangen wollte. Um was für Objekte es sich genau handelte war unklar. Ob nur zivilie Flugzeuge oder Transproter war nicht zu erkennen, dafür sorgte der Schnee. Eine Spekulation, die sie lüften würden, sollten jene sie wirklich abfangen wollen. Eines jedoch war sicher, vier von diesen Objekten waren schneller und kamen nun der Seite her auf sie zu. Damit war ebenso klar, dass sie handeln würden müssen. Dies war zar ganz und gar nicht das was sie wollte - vor allem war eine Situation die sie hatte vermeiden wollen - dennoch würde sie handeln müssen. Lang verbrachten sie jedoch ihre Zeit nicht mit den Flugobjekten, bei denen es sich um Atmosphärenflieger handelte. Synn erzielte zwei Treffer und damit waren sie diese los. Nun jedoch würde man den Rest darüber informieren, dass der Feind da war.

Die erste Kommunikationsstation viel ihnen schnell zum Opfer, ohne das es gewaltige Probleme gab. Doch dies änderte sich in einem Bruchteil von Minuten. Widerstand formierte sich und diesmal würden sie weit mehr investieren müssen.

"Wir bekommen Gesellschaft. Scheinbar haben sie ein paar Jäger im Gepäck und es scheint mir als ob die Bodenbewaffnung mehr hergibt als gedacht", gab Synn durch das Com mit.

"Ich sehe es. Machen wir uns also auf ein Gefecht gefasst. Versuchen sie ihr Ziel im Auge zu behalten und sich nicht davon abbringen zu lassen. Priorität hat die Zerstörung der gesamten Anlage. Lassen sie sich in keine Dogfights verwickeln. Wir agieren vorerst als geschlossene Einheit", teilte Sakura mit, die nicht vorhatte ihre Gruppe auseinanderbrechen zu lassen.

Dennoch würde es nicht einfach werden. Immerhin konnte sie nicht sagen mit was für Überraschungen ihre Gegner vielleicht noch aufwarten würden. Also konzentrierte sie sich auf das hier und jetzt, schob jeglichen anderen Gedanken beiseite und eröffnete des Feuer. Der Schnee war in diesen Sekunden alles nur nicht schön. Ihre beiden Flügelmänner eröffneten ebenfalls das Feuer, wobei das ihrer Feinde antwortete.

[Adumar | Luftraum über Cartann City] Chett Nectu (Wolf 9) mit Aiden Thiuro (Wolf 1), Sakura Mitsumo (Wolf 7), Hess'amin'nuruodo (Wolf 4), Wolves
 
[Adumar | Nördlich von Cartann City | Luftraum über dem Gebirge] Chett Nectu (Wolf 9) mit Sakura Mitsumo (Wolf 7) und Amon Synn (Wolf 8, NPC). Aiden Thiuro (Wolf 1), Hess'amin'nuruodo (Wolf 4), übrige Wolves über Cartann City.

Immer wieder warf Chett Nectu einen Blick auf den Bildschirm, der schematisch eine Karte der Gegend anzeigte. Zwischen den Gipfeln und Hängen, auf denen die Stationen standen, lagen tiefe Täler. Manche kesselförmig und weitläufig, andere von kleinen, schnell fließenden Flüssen schluchtartig eingeschnitten. Ein unwegsames Terrain, in dem alles Mögliche versteckt sein könnte, und während sie auf die zweite Kommunikationsstation zuflogen, zeigte sich auch immer wieder, dass das tatsächlich der Fall war. Bodengestützte Waffen feuerten auf sie. Mal zuckten Salven von Laserfeuer durch das wirbelnde Weiß, die von Fahrzeugen, Bauwerken oder möglicherweise auch von weitreichenden Infanteriewaffen stammen konnten. Auch Raketen wurden auf sie abgefeuert, aber ihr Zielsystem war nicht gut genug, um sie in dem dichten Treiben klar zu erfassen - sie gingen fehl oder detonierten frühzeitig. Doch eine heftige Explosion, deren Hitze alle Flocken in weitem Umkreis schmolz und so für einen Moment eine Art Loch im Himmel schuf, zeigte, dass die Adumari auch über Waffen verfügten, die ohne einen direkten Treffer gefährlich werden konnten. Die drei Jäger wurden ordentlich durchgeschüttelt, verfolgten ihren Kurs aber weiter. Nectu redete sich ein, dass man diese Waffe - was auch immer es gewesen sein mochte - nicht einsetzen würde, wenn auch gegnerische Maschinen in der Nähe waren, also würde es keinen Beschuss dieser Art geben, sobald sie ihr Ziel erreicht hatten. Nur noch wenige Kilometer. Bergwälder und schroffer Fels brausten unter ihnen hinweg, durch das Wetter vollständig vor ihrem Blick verborgen.

Auch was die Sensorik anging, war ein TIE-Abfangjäger einem Defender deutlich unterlegen. Doch der dunkelhäutige Yaga-Minoer profitierte davon, dass die Maschinen in Kontakt zueinander standen und seine Kameraden ihn mit ihrer Telemetrie verfolgten. So enthielt sein Kartenmaterial nicht nur Fixpunkte, die vorher schon eingezeichnet gewesen waren, sondern auch Positionsangaben über feindliche Einheiten, an der Luft ebenso wie am Boden, soweit die Geräte der TIEs sie entdecken und identifizieren konnten. Diese ganze Region schien gut befestigt zu sein und bestimmt wäre ihnen noch weit stärkerer Widerstand entgegengeworfen worden, wenn die Adumari durch den Angriff auf breiter Front nicht gezwungen worden wären, ihre verfügbaren Staffeln und Bodeneinheiten auf unterschiedliche Gebiete zu verteilen und einen großen Teil ihrer Jagdmaschinen in den Kampf um ihre Hauptstadt zu werfen, wo die anderen beiden Rotten fochten. Die Aufgabe der dritten Rotte war schwierig, aber schaffbar.

Noch bevor sie die zweite Station erreichten, unternahm der Feind erneut einen Versuch, sie abzufangen. Diesmal waren es sechs Maschinen, die sich entschlossen in den Kampf gegen sie warfen. Worum genau es sich handelte, war schwer zu sagen, denn man bekam sie nicht zu Gesicht; doch ihr Flugverhalten deutete darauf hin, dass es sich um leistungsfähigere Fluggeräte handelte als die Atmosphärengleiter, von denen Synn zwei abgeschossen hatte. Blaue und rote Blitze verdampften den Schnee, viel mehr bekam man vom Gegner nicht zu sehen, während man sich ganz auf die Instrumente und die Zielerfassungscomputer verlassen musste, um überhaupt die Chance zu einem Treffer zu haben. Ob man tatsächlich traf, merkte man nur, wenn einer der Punkte auf den Displays plötzlich davon trudelte oder verschwand. Das geschah im ersten Aufeinandertreffen der adumarischen und imperialen Kampfpiloten jedoch nicht, also waren alle sechs Gegner noch flugtauglich. Auch eigene Verluste gab es glücklicherweise noch nicht. Doch die Chancen für einen Abschuss standen auf Seiten der Verteidiger nun deutlich besser, denn während die TIEs ihren Angriffsflug auf den Gebäudekomplex fortsetzten, konnten sich die anderen an die Verfolgung machen und hatten so ständig ein Ziel vor dem Bug. In dem festen Willen, die Angreifer vor Erreichen ihres Ziels zu vernichten, feuerten sie unentwegt, so dass der wirbelnde Schnee permanent in unwirkliches, buntes Leuchten getaucht war. Das Feuer erwidern konnten die Imperialen nicht, denn es mangelte ihnen an der Heckbewaffnung. Insbesondere die TIE/Ds hätten die Chance gehabt, die adumarischen Flieger auszumanövrieren und den Spieß umzudrehen, aber dazu hätten sie ihren Angriffsflug abbrechen müssen, und Mitsumo hatte sich dagegen entschieden. Da die Zeit für die zahlenmäßig deutlich überlegenen Gegner spielte, die womöglich nur durchhalten mussten bis Verstärkung kam, war an dieser Entscheidung nichts auszusetzen.

Leider profitierte Chett in der aktuellen Situation nun nicht mehr von den Schilden seiner Flügelleute. Er bildete noch immer das Ende der Formation: Gegen Beschuss von vorn war er einigermaßen geschützt, aber gegen alles was von hinten kam war er wehrlos. Nur die unangenehm dünne Panzerung des Interceptors stand zwischen ihm und den Laserkanonen, die auf ihn feuerten. Mittlerweile war er fest davon überzeugt, dass sie über das schlechte Wetter und die Sichtweite von Beinahe-Null eigentlich froh sein mussten: Sie beeinträchtigten die Gegner mindestens so sehr wie sie und halfen ihnen dadurch immens, ihren Nachteil auszugleichen. So bewegte sich die Trefferquote der Adumari im einstelligen Prozentbereich und die wenigen Streifschüsse, die sie erzielten, reduzierten die Schildleistung der TIE/Ds oder brannten Lack von Chetts Jäger, doch kam es vorerst nicht zur Katastrophe. Sie erreichten die zweite Station und abermals feuerten Sakura und Amon ihre Flugkörper auf das Herz der Anlage ab, während Nectu mit seinen Laserwaffen die Nebengebäude bestrich, um größtmöglichen Schaden auszulösen und eine schnelle Wiederinstandsetzung zu erschweren. Die Feuer, die sie entfachten, brannten so hell, dass ihr Schein trotz des Schneefalls weithin zu sehen war. Auch dieses Zielobjekt war Vergangenheit.

Doch leider verschwanden mit ihm nicht auch die Verfolger von den Anzeigen. Die ganze Strecke bis zur dritten Station mit sechs bewaffneten Maschinen im Heck zurückzulegen, war keine leichte Prüfung. Und jeden Moment konnten sich dem Gegner weitere Jäger anschließen, die aus der Gegend zusammengezogen wurden, um weitere Ausfälle beim Hyperkommunikationssystem zu verhindern und diesem wahnsinnigen Angriff endlich ein Ende zu setzen. Das Wetter mochte auf Seiten des Imperiums sein, die Zeit war es nicht. So kam es schließlich, wie es kommen musste: Nectu erlitt einen direkten Treffer.

»Mein linkes Triebwerk ist ausgefallen!« rief er über den Lärm des stotternden Ionenantriebs und der Alarmsignale hinweg. In seiner Stimme klang höchste Anspannung, nicht mehr weit entfernt von der Panik. Hektisch versuchte er, die Bewegungen seiner Maschine in den Griff zu kriegen. »Verliere an Tempo und Höhe. Ich kann Ihnen nicht mehr folgen, Sieben; machen Sie ohne mich weiter, ich versuche, ein paar Gegner von Ihnen wegzulocken!«

Im Moment war es das einzige, was er noch zum Gelingen der Mission beitragen konnte. Er kannte seinen Interceptor gut genug um zu wissen, dass die Sache gelaufen war. Keine Chance, nun noch mit den Defenders mitzuhalten; selbst wenn er die verrücktspielende Steuerung wieder unter Kontrolle bekam, würde er sie so sehr ausbremsen, dass die ganze Rotte vernichtet wurde. Ohne ihn kamen sie schneller voran und konnten von den Vorzügen ihrer modernen Kampfmaschinen profitieren. Im Grunde verloren sie den Klotz am Bein, der sie die ganze Zeit schon verlangsamt und eingeschränkt hatte. Wenn ihm außerdem noch ein Adumari oder zwei folgten, anstatt die Verfolgung der anderen fortzusetzen, verbesserten sich deren Chancen womöglich sogar. Ein unfreiwilliges Opfer, das er nun bringen musste. Ohne Sakuras Antwort abzuwarten, lenkte er seine bockende Maschine nach Steuerbord und entfernte sich von der Formation.

»Ich suche mir irgendwo einen geeigneten Ort für eine Notlandung. Wenn die Schlacht vorbei ist, wäre ich dankbar, wenn mich jemand abholt! Neun, Ende!«

Das sagte er, weil er glaubte, dass man es von ihm erwartete. Anstatt in Panik zu verfallen und sein Schicksal zu verfluchen, versuchte er, sich optimistisch zu geben. Ein letztes Bisschen Coolness, das er sich bewahrte. Innerlich hatte er aber wenig Hoffnung, diesen Tag zu überleben. Seine Karten waren von Anfang an schlecht gewesen. Nun stand ihm ein mehr oder weniger kontrollierter Absturz in unebenem, felsigem, teils bewaldetem Gelände bevor. In Feindgebiet, verfolgt von Kampfmaschinen, und noch dazu bei Minusgraden. In der Vergangenheit hatte er viel unverdientes Glück gehabt. Nun, vermutete er, würde es aufgebraucht sein. Das Unvermeidliche holte ihn ein. Er bedauerte nur, dass seine Familie so kurz nach dem Tod seiner jüngeren Schwester bald eine weitere Todesnachricht bekommen würde.

[Adumar | Nördlich von Cartann City | Luftraum über dem Gebirge] Chett Nectu (Wolf 9) mit Sakura Mitsumo (Wolf 7) und Amon Synn (Wolf 8, NPC). Aiden Thiuro (Wolf 1), Hess'amin'nuruodo (Wolf 4), übrige Wolves über Cartann City.
 
[Adumar | Nördlich von Cartann City | Luftraum über dem Gebirge] Chett Nectu (Wolf 9) mit Sakura Mitsumo (Wolf 7) und Amon Synn (Wolf 8, NPC). Aiden Thiuro (Wolf 1), Hess'amin'nuruodo (Wolf 4), übrige Wolves über Cartann City.

Während sein Interceptor über Adumars Bergen an Höhe verlor, blieb Chett Nectu nichts weiter, als die Maschine so stabil wie möglich zu halten und nach dem besten (oder am wenigsten schlimmen) Landungsplatz Ausschau zu halten. Für einen kurzen Moment glaubte er, schon fündig zu sein: Das Display mit dem Geländereilief zeigte ihm eine große ebene Fläche an. Dorthin wollte er steuern, um nach Möglichkeit heil auf den Boden zu kommen. Doch glücklicherweise hörte er ein instinktives Alarmsignal in seinem Hinterkopf, das ihn zwang, genauer hinzusehen. Diese Fläche war zu eben. Es stellte sich bei genauerer Betrachtung der Daten dann auch heraus, dass es sich um einen Bergsee handelte. Schwimmfähig war der angeschossene TIE/in ganz sicher nicht, also war das der denkbar schlechteste Ort für eine Notlandung: An einer Bergflanke zu zerschellen wäre sicherlich besser, als auf den Grund eines eisigen Sees zu sinken und dort vom Wasserdruck zermalmt zu werden oder zu ersaufen, sobald die Luftvorräte erschöpft waren. Da würde er sich doch lieber ein Ziel für einen Selbstmordangriff suchen und seinen Jäger gezielt in irgendeine Anlage des Feindes bohren. Ein schneller Tod. Aber auch ein solches Ziel war nicht auszumachen, so dass er glücklicherweise nicht ernsthaft vor der Frage stand, ob er sein Ende auf diese Weise selbst in die Hand nehmen wollte. Seine Wahl fiel schließlich auf eine steinige Hochebene, die so aussah, als bestünde zumindest der Hauch einer Chance, die Maschine dort runterzubringen, ohne dass sie komplett zerstört wurde.

Leider gestaltete sich der Weg dorthin als ziemlich schwierig. Denn die Triebwerke wollten nicht so wie er wollte. Außerdem wurde Wolf 9 nach wie vor verfolgt. Er wusste nicht genau, wie viele Gegner noch hinter ihm waren, aber er sah hin und wieder helle, farbenfrohe Lichtstrahlen durch das Schneegestöber zucken, die zweifellos kein friedliches Feuerwerk waren. Die Adumari gaben sich nicht damit zufrieden, ihn anzuschießen und aus seiner Formation zu drängen: Sie wollten sicher gehen, dass sie ihn erwischt hatten. Vielleicht ging es dabei um die Erfüllung dessen, was sie für ihre Pflicht hielten, vielleicht um einen Wettkampf um die Abschussmarke. Zynisch lachte Chett über diese Vorstellung: Ja, das war die Art, wie Piloten unsterblich wurden - als namenloses Bildchen verewigt auf dem Rumpf desjenigen, der sie umgebracht hatte.

Ein Laserstrahl streifte sein rechtes Solarpaneel und riss ein Stück davon ab. Das war nun auch nicht mehr wichtig, in der lichtlosen Weiße des Schneesturms waren die Paneele nutzlos. Vielleicht wäre der Interceptor ohne sie sogar besser geflogen, denn sie verbesserten die aerodynamischen Eigenschaften nicht gerade. Der kugelförmige Rumpf alleine hätte auch ein kleineres Ziel abgegeben. aber leider hatten die Konstrukteure keine Möglichkeit vorgesehen, die charakteristischen Flügel abzuwerfen. Am Ende würden sie Chett vielleicht sogar umbringen: Als ein weiteres Stück der beschädigten rechten Solarfläche abbrach, machte sich die Asymmetrie bemerkbar. Der TIE hing nun noch schlechter in der Luft als zuvor. Doch er war der Hochebene nun schon ziemlich nahe. Ohne zu sehen, worauf er zusteuerte, ließ der Kampfpilot die Maschine weiter sinken. Die Instrumente zeigten, dass er noch dreißig Meter über dem Boden war. Achtzundzwanzig Meter. Sechsundzwanzig. Wieder neunundzwanzig. Fünfundzwanzig. Der Boden war uneben, deshalb die schwankenden Messwerte. Vierzehn Meter noch. Dann plötzlich nur noch zwei... er war nur haarscharf über ein solides Hindernis hinweggeflogen. Und dann krachte er plötzlich gegen etwas, obwohl der Bildschirm sichere elf Meter behauptete. Mit einem krachenden Geräusch und einer Wolke sprühender Funken verabschiedete sich das bisher noch intakte linke Solarpaneel. Nectu verlor vollends die Kontrolle. Vor den Cockpitfenstern tauchte plötzlich dar schneebedeckte Erdboden auf und im nächsten Moment prallte der Jäger auch schon darauf. Mindestens einmal überschlug er sich, bevor er sich beim nächsten Aufprall halb in ein Gemisch aus Dreck und Schnee eingrub, einen zwanzig Meter langen Graben zog und dann liegen blieb. Das Triebwerk erlosch stotternd und rote Flammen speiend. Der Repulsor arbeitete noch und versuchte jaulend, das Schiff wieder über den Boden zu heben, doch nichts regte sich mehr.

Auch im Inneren des Cockpits blieb es zunächst totenstill. Doch dann holte Chett keuchend Luft und versuchte, die Orientierung zurückzugewinnen. Er wurde sich seiner Lage bewusst, als er das eingeschlagene Fenster sah und die Erd- und Eisbrocken, die auf seinen Knien lagen. Er hatte überlebt. Ob er auch unverletzt war, das konnte er im ersten Moment nicht sagen. Er stand zu sehr unter Adrenalin, um überhaupt etwas zu spüren. Über sich hörte er die Triebwerke der feindlichen Jäger und ihm wurde klar, dass er keine Sekunde zögern durfte, um den abgestürzten (denn von einer Notlandung konnte man nicht reden) TIE zu verlassen. Umständlich löste er die Gurte, die ihn auf dem Sitz hielten, wühlte sich aus dem Dreck und musste sich mehrmals mit der Schulter fest gegen die Überreste der Luke werfen, bevor diese nachgaben und ein Loch entstand, das groß genug war, um ihn ins Freie zu entlassen. Keuchend kämpfte der Yaga-Minoer sich hinaus auf die Oberfläche eines fremden Planeten. Noch immer waren die Adumari in der Nähe. Sie würden die Absturzstelle bald entdeckt haben und dann entweder bombardieren, um ihm den Rest zu geben, oder nach ihm suchen, um ihn gefangenzunehmen. Wahrscheinlich beides.


»Ich muss hier weg!« sagte er laut, um sich selbst wachzurütteln und davon zu überzeugen, dass Hierbleiben keine Option war. Er griff noch einmal in das Cockpit hinein, stellte aber fest, dass das Fach mit der ohnehin recht kläglichen Überlebensausrüstung nicht erreichbar war. Dann wandte er sich ab und lief davon, ohne überhaupt zu wissen, in welche Richtung. Die zerklüftete Berglandschaft und der Schneefall würden ihm helfen, sich vorerst vor seinen Verfolgern zu verbergen. Aber ewig konnte er sich nicht hier oben verstecken. Ohne Wasser, Nahrung und einen Unterschlupf konnte er nicht lange durchhalten. Wenigstens musste er vorläufig nicht befürchten, zu erfrieren: Sein Pilotenanzug, der auch gegen die unendliche Kälte des Alls isolierte, schien keine großen Schäden davongetragen zu haben und würde ihn eine Weile warm halten, obwohl auch das dank der kalten Atemluft, die er von außen beziehen musste, nicht ewig halten würde. Chett hatte keine Zeit zu verlieren: Er musste nach einem Weg aus dem Gebirge oder nach einer Kommunikationsmöglichkeit Ausschau halten. Alleine hatte er keine Chance. Nur wenn er rechtzeitig befreundete Einheiten erreichte, bevor sein Körper schlappmachte oder der Feind ihn fand, hatte er noch die Aussicht, lebend von Adumar wegzukommen.

[Adumar | Nördlich von Cartann City | Luftraum über dem Gebirge] Chett Nectu (Wolf 9) mit Sakura Mitsumo (Wolf 7) und Amon Synn (Wolf 8, NPC). Aiden Thiuro (Wolf 1), Hess'amin'nuruodo (Wolf 4), übrige Wolves über Cartann City.
 
[Adumar-System | Adumar :||: Cartaan City :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottill; Elfte Kampfgruppe :||: TIE/D „Wolf Eins“ :||: Major Aiden Thiuro allein :]

Neun Meter. Sieben Meter. Fünf Meter. Drei Meter. Dann endlich erwachten die Repulsoren. Quasi in allerletzter Sekunde schien sich der silbergraue TIE-Defender, der sich bis zu diesem Moment im freien Fall befunden hatte, zu fangen und, bevor er noch mit irgendwelchen verlassenen Gleitern am Boden kollidierte, zu stabilisieren. Rasch nahm der Sternjäger wieder an kontrollierter Fahrt auf und sauste förmlich im Eiltempo die verwaiste Häuserschlucht entlang. Das markante, ohrenbetäubende Kreischen, wofür die Maschinen aus dem Hause „Sienar Fleet Systems“ bekannt waren, erfüllte mit einem Mal die gesamte Umgebung. Nein, so leicht ließ sich ein imperialer Pilot – vor allem wenn er Mitglied des wohlbekannten „Wolves' Squad“ war – nicht ins Jenseits schicken. Während es hinter ihm noch einzelne Metallfetzen, die dunkel rauchten, herab regnete, stieg der TIE-Defender derweil schon wieder voller Tatendrang in die windigen Lüfte.

Über eine private Frequenz meldete sich auf einmal der Wing Commander. Begleitet von ständigem Knistern und Rauschen sagte Fosters ernste Stimme zu dem Major:
[Wolf Eins, Ihre dritte Rotte hat das ihnen zugewiesene Zielgebiet endlich erreicht – melden meine Piloten gerade. Somit haben Sie Ihre Rolle als 'Störer der feindlichen Reihen' mit Bravour erfüllt.] Ein Piepsen im Cockpit meldete plötzlich den Erhalt diverser Daten. [Hiermit erhalten Sie nun von mir den Befehl, sich gemeinsam mit Ihren beiden Flügelmännern um Ihr Primärziel zu kümmern. Gute Jagd Major; meine Rotte und Rotte Zwei halten Ihnen den Rücken frei...]

Kaum hatte der Vorgesetzte, der exakt in diesem Augenblick im Cockpit eines TIE-Avenger saß, die Funkverbindung wieder getrennt, sprang der aufmerksame Blick des Bastioners sofort routiniert zu einem klitzekleinen Bildschirm. Koordinaten. Der Wing Commander hatte ihm die Koordinaten für das „strategische Hauptquartier“ geschickt, das sich im Zentrum von Cartaan City befand. Während sein hochmoderner Sternjäger mit Karacho über die flachen Dächer der Fabrikhallen hinweg sauste, orientierte sich Aiden so schnellstmöglich anhand aktueller Sensordaten. Da er in seiner bisherigen Karriere schon ein paar Kampfeinsätze ähnlicher Art geflogen war, war ihm natürlich klar, dass der Feind im Stadtzentrum auf ihn – und seine beiden Kameraden – lauern würde. Neben todesmutigen Piloten, die in Dogfights rasch überaus gefährlich werden konnten, war für die Imperialen auch die Gegenwart bemannter Flakgeschütze eine nicht zu unterschätzendes Risiko. Ja, dieser Befehl stellte gewissermaßen eine erneute Probe des Elitestatus der „Wolves“ dar.

Zwei, Drei – sammeln bei Cresh-Siebzig-Dreizehn“, befahl der Staffelführer nur wenige Sekunden später im strengen Tonfall. „Primärziel 'Aurek' wird angeflogen. Geben Sie mir deshalb sofort Ihren gegenwärtigen Status durch.“

Blitze, so grell wie der zentrale Stern im Sartinaynian-System, zuckten am dunklen Horizont auf die fernen Ausläufer der adumarischen Metropole nieder. Langsam, aber sicher schien sich das Gewitter von den weißen Bergen gelöst zu haben und zog nun ungehindert über das umkämpfte Cartaan City hinweg. Wie klein, wie machtlos musste sich ein Pilot, der in diesen Sturm flog, bloß fühlen? Stets auf der Hut vor weiteren Blitzen oder starken Windböen hatte man zu sein. Reflexe, die womöglich fast schon als „übermenschlich“ galten, musste man haben, wollte man nicht – durch einen Kraftakt der hiesigen Naturgewalten – plötzlich am rauen Gesteinsmassiv zerschellten. Für einen flüchtigen Moment kamen dem Bastioner Mitsumo, Nectu und Synn in den Sinn. Denn auf seinen Anweisung hin hatten sich diese drei Piloten in diesen Sturm begeben müssen, um die Sende- und Störanlagen, die von den Adumari in diesem Gebirge errichtet worden waren, zu zerstören. Bevor der Befehl ihn in irgendeiner Art und Weise belasten – oder sogar ablenken! – konnte, schob er gnadenlos jegliche Gedanken, die im Entferntesten in diese Richtung gehen konnten, zur Seite.

Irimore meldete sich auf einmal über den Rottenkanal zu Wort.
[In Position, Sir. Zwei ist an meiner Seite.]

Tatsächlich hatten sich zwei der drei Maschinen, die gemeinsam die erste Rotte der Staffel bildeten, schon bei den angewiesenen Koordinaten eingefunden. Geschützt durch vier TIE/ad Avenger, die zu den „Guards“ gehörten, kreisten sie konzentriert über einer Fabrik, die sich ziemlich nah am großen Stadtkern befand, als sich ihnen der TIE-Defender „Wolf Eins“ näherte. Dort, wo Wolkenkratzer in die Lüfte ragten, mussten sie hin. Schon jetzt konnte man sehen wie hier und da zwischen den recht hohen Bauwerken einzelne Flakgeschütze schossen. Erneut zuckten grelle Blitze durch den dunklen Himmel – schon deutlich näher zum Zentrum als noch vor ein paar Minuten. Die drei Sternjäger der imperialen Elitestaffel formierten sich schnell zu einem äußerst kurzen V, bevor sie anschließend – begleitet von sechs staffelfremden Kameraden – zusammen ihr Primärziel ansteuerten. Hell, äußerst hell leuchteten ihre Triebwerke auf als man ein weiteres Mal ein hohe Geschwindigkeit anpeilte.

Unter dem schwarzen, schweren Helm atmete Aiden ruhig. Routiniert sprang sein Blick wieder und wieder zum Sensordisplay. Obwohl man sich problemlos ausmalen konnte, dass die Imperialen das „strategische Hauptquartier“ zu einem der primären Ziele auserkoren haben mussten, verhielten sich die adumarischen Streitkräfte im Augenblick noch ziemlich ruhig. Oder lenkten die beiden anderen Teileinheiten der „Wolves“ – sowie weitere im Einsatz befindlichen Maschinen – die Verteidiger zu sehr ab? War Adumar am Ende doch nicht so schlagkräftig wie gedacht? Unwillkürlich kamen dem Bastioner solche Fragen in den Sinn, während er mit seinem Sternjäger im Eiltempo auf eine kleine Ansammlung gläserner Wolkenkratzer zu raste. Sein Herz schlug laut. Sein Herz schlug schnell. Da solche Frontalangriffe immer gewisse Risiken bargen, strömte das Adrenalin in diesem Moment nur so in seine Blutbahnen und Organe. Schweiß perlte ganz langsam seine Schläfen und zwischen den Augen herab. Jedoch ignorierte er dies. Seine Aufmerksamkeit galt einzig und allein dem, was sich „da draußen“ abspielte. Schon konnte er das Primärziel in der Ferne erspähen.


[Adumar-System | Adumar :||: Cartaan City :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottill; Elfte Kampfgruppe :||: TIE/D „Wolf Eins“ :||: Major Aiden Thiuro allein :]

[OP: Im nächsten Post lasse ich die Störsender mal ihre Arbeit machen *gg]
 
[ Adumar-System| Adumar | Im Sturzflug außerhalb der Stadtgrenze| Samin (Wolve 4), Aiden (Wolve 1), Chett (Wolve 9), Sakura (Wolve 8), Wolves ] 

Samin spürte Todesangst. In einem Simulator konnte sie in solchen Situationen immer die Ruhe bewahren. Wohl wissend, dass der simulierte Flug keine Gefahr für die körperliche Unversehrtheit darstellte. Das hier war anders. Die Angst drohte ständig den Geist und die Gelenke einzufrieren. In der Regel war die Elite-Pilotin des Wolve Squad bereits derart an die immer mitfliegende Angst gewöhnt, dass sie sie nicht daran hinderte gute fliegerische Leistung abzurufen. Nun jedoch, da ihr Jäger trudelnd dem Boden entgegenstürzte und der sichere Aufprall nur noch eine Frage der Zeit war, drohte ihr Gehirn alle klaren Gedanken zu blockieren. Sie konnte lediglich den Atem anhalten, während sie den Steuerknüppel mit beiden Händen fest umschlungen hielt. Gleich also würde es vorbei sein. Ihr kurzes, unerfülltes Leben, das stets im Dienste ihres Patriotismus und des imperialen Staats gestanden hatte, würde ein jähes Ende finden. Möglicherweise wäre nach dem Aufprall nicht einmal mehr ein Leichnam übrig, der geborgen und mit militärischen Ehren bestattet werden könnte. Sollte wirklich alles auf diese Art enden? Hatte das Schicksal wirklich für sie einen ebenso ruhmlosen Tod vorgesehen, wie für unzählige Sternjägerpiloten zuvor? Eine tote Dienstnummer mehr, die stillschweigend hingenommen würde als Kanonenfutter für einen größeren Sieg?

Beinahe hätte die Chiss sich ihrer vermeintlichen Vorsehung ergeben. Dann jedoch tauchte ein Gesicht vor ihrem inneren Auge auf. Ein Antlitz, das sie schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte. Es war unverkennbar das Gesicht ihrer Mutter. Schön, mit aristokratischen Zügen und eisblauer Haut. Oh, wie sehr sie sie hasste. Die strenge, gefühlslose und militärische Erziehung war nicht selten geprägt von Drill und seelischem Schmerz. Samin, die aufgrund ihrer halbmenschlichen Herkunft schon immer eine emotionale Persönlichkeit hatte, hatte sich nie etwas sehnlicher gewünscht als eine liebende Mutter, in deren Obhut sie sich geborgen fühlen konnte. Dann verschwamm das Gesicht. Anstelle ihrer Mutter trat nun Irolia, ihre Schwester, die sie inzwischen mindestens ebenso sehr hasste wie ihre Mutter. Das, was Samin an menschlicher Natur zuviel bekommen hatte, fehlte ihrer Schwester auf jede erdenkliche Weise. Sie war berechnend und brutal. Samin hatte seit ihrer mehrmaligen Versetzung zum Wolve Squad immer gehofft, dass sie nie auf das Schiff ihrer Schwester zurückkehren müsste. Niemals hätten diese beiden Anblicke in ihr einen Überlebenswillen geweckt. Warum ließ ihr Unterbewusstsein sie also vor ihrem geistigen Auge erscheinen? Wollte es ihr tatsächlich zeigen, wie unbefriedigend ihr Leben bis dato verlaufen war um ihr die Angst vor dem Tod zu nehmen?

In diesen Momenten spielte sich alles wie in Zeitlupe ab. Unaufhörlich näherte sich der Boden unter der Cockpitscheibe. Die Zahl auf dem Höhenmesser sank Meter für Meter. Dann tauchte das Abbild eines weiteren Gesichtes auf. Vor Schreck setzte in Samins Brust augenblicklich die Atmung wieder ein. Sie spürte wie ihr Herz schneller schlug, beinahe hämmerte. Es war ihre Tochter. Jene Tochter, die sie nie gewollt hatte. Die Tochter, die sie zum Wohle ihrer Jugend und Karriere in ein Heim gab, und so alle Verpflichtungen und Verantwortung beiseiteschob. Das Kind eines Mannes, den sie nie geliebt hatte; das Produkt einer einzigen gemeinsamen Nacht. Sie dachte an ihre eigene Mutter und ihre Schwester. Was für ein Recht hatte sie gehabt beide zu verurteilen, wenn sie ihr eigenes Kind nicht liebte und es abschob? Wie hatte sie diese ganze Zeit mit sich selbst leben können?

Sie biss sich auf die Unterlippe, während sie unter dem Schutz ihres Helmes eine einzelne Träne zurückhielt. Nein. So würde sie nicht sterben. Sie war besser als ihre Mutter. Wie hatte sie es all diese Zeit nur verdrängen können?

All diese Erkenntnisse trafen Samin in Sekundenbruchteilen, während sie weiter dem Tod zuraste. Eine ihrer Hände löste sich aus der Umklammerung des Steuerknüppels und schaltete stattdessen beide Ionen-Triebwerke ab. Sie musste das Feuer am Triebwerk löschen und die Rotation stoppen. Sie schaltete auf die Korrekturdüsen und Repulsoren, versuchte das Schaukeln, Schwingen und Trudeln ihres Jägers in alle Richtungen abzubremsen, so weit bis sie einen einigermaßen geraden Kurs halten konnte. Manövrierfähiger wurde der Jäger dadurch jedoch nicht. Zudem war sie noch viel zu schnell um allein mit den ihr zur Verfügung stehenden Schiffsmechanismen eine saubere Notlandung hinzulegen. Immerhin hatte die Abschaltung der Zwillingstriebwerke den lodernden Feuerschweif zum Ersticken gebracht. Die nächste Herausforderung bestand nun darin, sie wieder zu zünden, um die Kontrolle zurückzubekommen.

Hastig presste sie auf den entsprechenden Schalter. Nichts geschah.

Sie drückte stürmischer. Erneut nichts.

Ein rotes Warnsignal leuchtete im rechten Augenwinkel auf. Sie raste auf einen Hügel zu, der nur so gespickt war von großen Bäumen, an denen sie in wenigen Augenblicken zerschellen würde. Die Lieutenant hatte einen allerletzten Versuch. Über die Konsole leitete sie alle Energie auf die Haupttriebwerke und Korrekturdüsen am unteren Teil des Defenders. Womöglich war die Steuereinheit überhitzt. Dann müsste die Pilotin sie neustarten. Dies dauerte zwar einige Sekunden, doch wenn sie Glück hatte, würde der Abstoß nach unten sie lange genug in der Luft halten um über die Anhöhe zu gleiten. Während der Jäger im Sturzflug weiterraste, holperte er wie ein Stein, der den Abhang hinunter fiel. Die Erschütterungen waren im Cockpit deutlich spürbar. Die letzten paar Meter schloss Samin die Augen und schrie laut. Entweder würde sie gerade so über die Kronen der Bäume brausen, oder im nächsten Moment tot sein.

3…2…1…

Es rumste einmal Laut. Als sie die Augen öffnete, konnte sie einige Blätter davonfliegen sehen. Sie musste einen der Bäume gestreift haben, war ansonsten jedoch unbeschadet. Soweit so gut. Nun galt es jedoch.

Mit geschlossener Faust hämmerte Samin auf den Startknopf ihrer Triebwerke. Es zischte einmal laut - sie befürchtete schon das schlimmste - dann zündeten sie endlich. Mit aller Kraft zog sie am Steuerknüppel, während der TIE/D beschleunigte. Weit vor der nächsten Anhöhe befand sie sich wieder in ausreichender Höhe und hatte ihre Maschine unter Kontrolle.


„Wolve Fünf und Sechs, ich habe einige Schäden eingebüßt, bin aber Okay.“

Sie atmete tief durch, um es selbst fassen zu können.

Alphawolf, wo sind Sie? Ich schlage mich zu Ihnen durch! Wir haben ein Problem. Irgendein unbekannter Jägertyp ist aufgetaucht. Die könnten Probleme machen. Ich sende Ihnen und Lieutenant Gyrr die Daten. Major Thiuro können Sie mich empfangen?“


[ Adumar-System| Adumar | Außerhalb der Stadtgrenze| Samin (Wolve 4), Aiden (Wolve 1), Chett (Wolve 9), Sakura (Wolve 8), Wolves ] 
 
[Adumar-System | Adumar :||: Cartaan City :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottill; Elfte Kampfgruppe :||: TIE/D „Wolf Eins“ :||: Major Aiden Thiuro allein :]

In dem einen Augenblick war das strategische Hauptquartier der Cartaan-Nation, das im Herzen von Cartaan City lag, für die angreifenden „Wolves“ noch gut im Blickfeld. Und nicht einmal eine kurze Hundertstel später waren plötzlich nur noch lilafarbene, tödliche Lichtblitze – Geschosse stationärer Flakgeschütze – zu sehen. Die Verteidiger hatten diese für sämtliche Sternjäger äußerst gefährlichen Kriegsgeräte tatsächlich in den höheren Stockwerken der Wolkenkratzer, die in unmittelbarer Nähe zu dem militärischen Bauwerk standen, positioniert und kosteten nun - womöglich genüsslich – den Überraschungseffekt auf die imperialen Angreifer aus. Jedoch reagierte der Gegner schnell, überaus schnell. Denn weil die ersten Geschosse nicht trafen, hatten vor allem die Mitglieder der namhaften Elitestaffel des Imperialen Sternjägerkorps genügend Zeit, um auf diese neue Gegebenheit in einem angemessenen Rahmen zu reagieren.

Mit einem schlichten Klicklaut gab der Rottenführer, Major Aiden Thiuro, das Startsignal zu einem simplen Ausweichmanöver. Woraufhin sich die drei TIE/D Defender – beinah synchron – mit einem Mal knapp zwei, drei Meter nach unten fallen ließen. Millisekunden für die von Adrenalin komplett durchdrängten Körper der imperialen Piloten. Voller Grimm musterte der athletische Bastioner, der in diesem Augenblick allein im Cockpit von „Wolf Eins“ saß, die neue Situation, analysierte sie und suchte nach einer passenden Lösung. Sein Herz klopfte. Derweil es hinter ihm auf einmal rauchende Trümmer regnete – das Flakfeuer hatte gerade eine Maschine der begleitenden Kameraden erwischt – arbeitete sein Verstand in der Zwischenzeit fieberhaft an einer Gegenstrategie. Blinzeln. Ziemlich ruhig waren seine Bewegungen mit dem Steuerknüppel, die seinen Sternjäger recht kunstvoll um all die baulichen Hindernisse, die sich ihm auf seinem Direktkurs zum Primärziel in den Weg stellten, fliegen ließen.

Näher, immer näher kamen die widerspenstigen Wolkenkratzer als sich auf einmal Foster – über den allgemeinen Kanal – meldete. Bruchstückhaft drang dabei an das Ohr des fliegenden Major:
[Guard …. ge....en. …. bei...lte.! Feu.. ...i!]

Die Störsender! Offenbar hatte die dritte Rotte, angeführt von Flight Officer Mitsumo, bislang noch kein Ziel ausschalten können. Hinderte sie vielleicht das Gewitter an einem schnellen, erfolgreichen Schlag? Oder war womöglich die Gegenwehr im nahen Gebirge größer als hier über der gewaltigen Metropole? Instinktiv sprang sein Blick in die ungefähre Richtung, wo sich die schneeverhangenen Berge – seiner Meinung nach – befinden sollten. Viel konnte er aber nicht sehen. Zum einen ließen es die finsteren Wolken mit ihrem Regen und den grellen Blitzen nicht zu, Zum anderen war Aiden schon zu tief im Herzen der Stadt. Er musste sich in diesem Augenblick also zwangsläufig allein auf die unsichere Pilotin und deren beide Kameraden verlassen! Doch bevor sich nun in ihm allmählich ein mulmiges Gefühl – ausgehend von der Magengegend – ausbreiten konnte, riss ihn eine erneute Salve der adumarischen Verteidiger aus seinen Gedanken. Der Feind hatte die Flakgeschütze in der Zwischenzeit rasch umgestellt!

„Rotte Eins, hier Eins – Torpedoabschuss auf mein Zeichen!“, befahl der Major im strengen Tonfall über den Rottenkanal, obwohl er natürlich wusste, dass nur ein Bruchteil davon bei den beiden Pilot Officers ankommen würde. Noch einmal holte er Luft, nahm das Gebäude mit grimmiger Miene ins Fadenkreuz und sagte dann: „Feuer!“

Ein simpler Knopfdruck reichte schon und der TIE/D Defender, der mit halbiertem Maximaltempo über die unzähligen Dächer von Cartaan City rauschte, spuckte problemlos einen Torpedo aus. Das explosive Geschoss, das im luftleeren Raum mit Leichtigkeit einen Sternjäger in tausend Einzelteile zerfetzen konnte, zündete sogleich und schnellte auf Anhieb davon. Weil die Kanoniere der Flak in diesem Augenblick anscheinend ausschließlich auf die imperialen Maschinen achteten, die sich dem strategischen Hauptquartier nähern wollten, schlängelte sich der entfesselte Torpedo währenddessen unbeachtet von dem Geschütz – sowie dessen Salven – in Richtung Ziel. Näher, immer näher kam das stählerne Gebäude. Hätte man den Wolkenkratzer nicht hier im Herzen dieser Metropole gebaut, er hätte wohl – abgesehen von der Höhe – auch ohne Probleme nach Coruscant gepasst. Doch bevor man diesen Gedanken tatsächlich fassen konnte, zerschellte das klitzekleine Geschoss schon an der Fassade und riss bei der gewaltigen Detonation sämtliches Leben mit sich.

Mengsk und Irimore, die beiden Flügelmänner des Bastioners begleiteten, hatten anscheinend trotz der momentanen Widrigkeiten dessen Befehl verstanden – oder waren am Ende zu einem ähnlichen Schluss gekommen. Denn kaum explodierte die Etage des einen Hochhauses, schalteten kurz darauf zwei weitere Geschosse die anderen, mit einer Flak bestückten Wolkenkratzer aus. Murmelnd lobte der Major die beiden Kameraden für ihren klugen Einsatz. Langsam, aber sicher mauserten sie sich tatsächlich zu echten „Wolves“! Jedoch blieb ihm nicht allzu viel Zeit zum Anerkennen. Immerhin stand ihr Primärziel noch – und über ihnen musste die Orbitalschlacht, die zur selben Zeit stattfand, allmählich zu ihrem Ende kommen. Schließlich drängte gerade die komplette Achte Gefechtsflotte des Galaktischen Imperiums in Richtung Adumar. Während Aiden schluckte, legte sich seine rechte Hand ein weiteres Mal routiniert auf den Schubregler. Der Weg war für sie nun frei...


Zwei, Drei – nehmt euer Ziel ins Fadenkreuz“, wies er an als bloß noch eine Entfernung von knapp zwei oder drei Kilometern zwischen seiner Rotte und dem klobigen Gebäudekomplex lag. „Feuert nach eigenem Ermessen.“

Trotzig und zäh war das Militär der Adumari – daran zweifelten die imperialen Truppen inzwischen nicht mehr. Im Gegensatz zu den Streitkräften bei Ord Cantrell oder Iridonia musste man spätestens zu Zeitpunkt in der Tat sagen, dass allein diese Soldatinnen und Soldaten höchstwahrscheinlich das Rückgrat des „Eisernen Bundes“ darstellten. Sie kämpften mit aller Kraft gegen den übermächtigen Invasor. Jedoch war selbst ihre Stärke nur endlich. Denn als die erste Rotte des berühmten „Wolves' Squad“ die zerstörten Flakgeschütze in rauschendem Tempo hinter sich ließ, stellte sich ihnen kaum noch richtige Gegenwehr in den Weg. Mochten die aktiven und passiven Sensoren der imperialen Maschinen in anderen Stadtvierteln noch die Anwesenheit von T-Eins-B Panzergleitern und AAC-Eins Repulsorpanzern registriert haben, schien die Kampfzone, die das strategische Hauptquartier in Cartaan City umschloss, regelrecht verwaist zu sein. So hatten die Elitepiloten am Ende mit keinen Mühen zu kämpfen als sie anvisierten und anschließend mit dem Daumen den Feuerknopf drückten.

Ungehindert schnellte eine Schar explodierbarer Torpedos auf den Gebäudekomplex zu, bahnte sich problemlos einen Weg ins Innere und detonierte kurz darauf. Den Süd- und den Ostflügel zerriss es auf der Stelle, während der Nord- und der Westflügel – möglicherweise durch eine etwas verstärkte Fassade – noch ein wenig Widerstand leisteten. Obwohl das schrille Kreischen der drei Jagdbomber in diesem Moment ohrenbetäubend war, konnte man den Fliegeralarm, der von dem Areal kommen musste, hören. Der Major und seine beiden eifrigen Flügelmänner waren aber in zu luftigen Höhen, um zu erkennen, ob irgendwelche winzigen Adumari am fernen Boden flüchteten. Hatten man das Gebäude womöglich schon vor der Invasion verlassen? War der Militärgeheimdienst vielleicht auf eine Finte hereingefallen und der Feind koordinierte all seine Truppen längst von einem anderen Ort aus? Mit solchen Fragen konnte sich der Staffelführer in diesem Augenblick nicht beschäftigten, da seine Rotte zum nächsten Angriff ansetzte.

Plötzlich meldete sich – begleitet von starkem Rauschen! – Samin über Funk:
[Alpha... wo si.. ..e? Ich sch...e m... zu Ih.... dur...] Der Kontakt riss mit einem Mal komplett ab. Es dauerte in der Tat ein paar Sekunden bis die Stimme wieder zu hören war. [Maj.. Thi... kön... Sie ...h em...nge...]

Wolf Vier, hier Alphawolf – bitte wiederholen Sie!“, entgegnete der Bastioner und unterdrückte zu fluchen. Was wollte die Chiss? „Ich wiederhole: Bitte wiederholen Sie, Vier.“

Just in dem Moment als der Pilot zu einem dritten Angriff auf den stark lädierten Gebäudekomplex übergehen wollte, machte er zufällig im Augenwinkel ein paar feindliche Maschinen aus. War es am Ende tatsächlich das Quäntchen Glück, das man, saß man wirklich in einem TIE, zum Überleben in einer solchen Schlacht brauchte? Ohne auf irgendwelche abwegigen, abergläubischen Erklärungen zurückzugreifen, würde Aiden diese Frage ihm Nachhinein nicht erklären können. Denn nur weil er diese Angreifer zufällig bemerkt hatte, konnte er abrupt ein Ausweichmanöver einleiten und entging so dem gegnerischen Beschuss. Blitzschnell – viel zu schnell für die gewöhnlichen Maschinen der Adumari – rückten die Sternjäger anschließend zu ihm auf. Was ging hier vor sich? Routiniert glitt sein aufmerksamer Blick zu dem flimmernden Sensordisplay, nachdem seine rechte Hand beiläufig auf der nahen Konsole etwas eingetippt hatte. Sofort nahmen die aktiven Sensoren ihre Arbeit auf; durchleuchteten die feindliche Objekte regelrecht. Doch das Ergebnis sollte den Staffelführer der „Wolves“ letztendlich irritieren.

[Adumar-System | Adumar :||: Cartaan City :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottill; Elfte Kampfgruppe :||: TIE/D „Wolf Eins“ :||: Major Aiden Thiuro allein :]
 
[ Adumar-System| Adumar | Außerhalb der Stadtgrenze| Samin (Wolve 4), Aiden (Wolve 1), Chett (Wolve 9), Sakura (Wolve 8), Wolves ]
Nichts. Es war nichts zu hören. Einzig das nervenzerreißende Rauschen der Statik, unterbrochen von einzelnen Interferenzen wenn das Com-Gerät gerade versuchte einige ankommende Signalfetzen zu interpretieren. Nicht jedoch die feste Stimme des Alphawolfes, die in den Wirren der Schlacht als fester Angelpunkt hätte wirken können. Auch nichts von Gyrr, der irgendwo weit über ihnen den Überblick bewahren sollte. In diesem Moment wäre sie sogar über einen der undisziplinierten Kommentare von DéSkalz glücklich gewesen. Irgendetwas. Doch es kam nichts.

Ein lauter Fluch in Cheunh entfuhr ihren Lippen, für den sie sich in jedem anderen Moment in Grund und Boden geschämt hätte. In diesem dachte sie jedoch nicht einmal darüber nach. Sie musste so schnell wie möglich zu den anderen Wolves vordringen. Sie musste sie warnen. Mit einer solchen Jägertechnik waren sie noch nie zuvor konfrontiert worden und der unvorbereitete, offene Zweikampf konnte die imperiale Elitestaffel wertvolle Leben kosten. Samin presste den Schubregler auf Anschlag und leitete einen Teil der Energie für die Waffensysteme auf die Triebwerke um. Wenn sie Major Thiuro doch nur kontaktieren könnte. Was zum Sarlacc machte Sakura nur? Ihre Rotte hätte diesen Störsender doch schon längst in Asche verwandeln sollen! Für einen kurzen Moment reifte in der Chiss der Gedanke daran, was passiert sein mochte, wenn ihre Freundin auf die gleichen Jäger gestoßen war. So schnell sie konnte wischte sie diesen Gedanken jedoch wieder beiseite. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein! Sakura war eine überragende Pilotin. Was auch immer sie aufhielt – Sakura, Nectu und Synn würden es schaffen.
Samin blieb nichts anderes übrig als von Sekunde zu Sekunde zu denken und ihrem angeschlagenen TIE-Defender gut zuzureden, auf das er doch endlich schneller werde. Die Baumkronen schossen unter ihr hinweg, das Kreischen ihrer Zwillingstriebwerke hallte zwischen Tälern und Hügeln wider, die sie hinter sich ließ um schließlich den Stadtrand Cartaan-Citys zu erreichen
.

„Wied… Vier…“ tönte es plötzlich aus ihrem Helmcom. Auch wenn die Wörter abgehackt und inmitten von unerträglichem Rauschen waren, sie konnte ganz eindeutig die Stimme ihres Staffelführers ausmachen. „Wolve Eins, hier Wolve Vier. Ein unbekannter Jägertyp ist aufgetaucht und auf dem Weg zu Ihnen. Seien Sie vorsichtig! Können Sie bestätigen?“

Sie wartete einige Sekunden, ohne gleich eine Antwort zu erhalten. Die Lieutenant seufzte tief, während ihr Handschuh flink über die Konsole tanzte um den Ursprung der Nachricht auszumachen. Immerhin schien die Herkunft dieses bruchstückhaften Kommunikationsversuchs mit der Richtung übereinzustimmen, die der taktische Schirm ihr für die Position der restlichen Wolves anzeigte. Wolve Sieben bis Neun fehlten zwar vollkommen, doch sie hoffte, dies läge nur daran, dass Sakura inzwischen zu nah an diesem Störsender war, um von ihren Sensoren erfasst werden zu können.

Samin schoss über brennende Gebäude, zerstörte Brücken und Blade- und TIE-Wracks hinweg. Der Kampf, der über Cartaan-City tobte, würde seine Spuren hinterlassen. Auf die eine oder andere Weise. Einige Klicks entfernt konnte sie Dogfights ausmachen. Das mussten sie sein. Diese unbekannten Maschinen hatten bereits zugeschlagen und sich mitten ins Getümmel geworfen. Wenn ihnen der Angriff ebenso überraschend gelungen war, wie er letztendlich gegen Samins Rotte stattgefunden hatte, war der Schaden, der bereits angerichtet war, vermutlich beträchtlich. Hoffentlich war sie rechtzeitig genug, um noch helfen zu können.

„Komm schon“, flüsterte sie als sie die Temperaturanzeige ihrer Ionentriebwerke betrachtete. Sie hatte die ohnehin schon angeschlagenen Motoren die letzten Minuten auf 120 Prozent laufen lassen – zusätzlich gespeist durch die Energie aus den Waffensystemen. Das würden sie nicht länger durchhalten können, wenn Samin nicht Gefahr laufen wollte, dass ihr der ganze Jäger um die Ohren flog. Just in dem Moment, als die Chiss die Energieumleitung rückgängig machte, um wieder vollen Zugriff auf ihre Laserkanonen zu haben, kamen sie in Sichtweite. Imperiale und Adumari, die sich gegenseitig wie aufgescheuchte Insekten durch die Lüfte scheuchten. In den paar Sekunden, die sie hatte um das Geschehen aus der Entfernung zu betrachten, waren bereits drei TIEs in Feuerbälle aufgegangen. Immerhin waren es keine Defender.

Die Lieutenant drückte ihren Steuerknüppel nach unten und tauchte in die Luftstraßen der Häuserschluchten hinab. Wenn sie Glück hatte, würden die Gebäude sie lange genug abschirmen um ihr einen Überraschungsangriff zu ermöglichen. Schlängelnd bahnte sie sich einen Weg durch das Gewirr der Stadt bis etwa einen Klick vor und über ihr einer ihrer Maschinen auftauchte. Ein TIE/D, verfolgt von dreien der N-förmigen, ungeladenen Gäste. So lange sie konnte beschleunigte sie ihren Jäger im geraden Teilabschnitt der Luftstraße, ehe sie abrupt abdrosselte, hochzog und in einer Schleife auf dem Kopf liegend auf Konfrontationskurs endete. Ihr Auftauchen mochte für den eigenen Mann, noch mehr jedoch für die gegnerische Seite völlig unvorbereitet geschehen sein. Es erfüllte jedoch seinen Zweck. Während der Defender buchstäblich eine Armlänge unter ihr hindurch raste, hatte Samin bereits zwei ihrer restlichen drei Torpedos abgefeuert. Einer ging ins Leere, der andere formvollendete seinen kurzen Flug in einer gewaltigen Explosion. Ein High-Tech-Jäger ging auf ihre Liste, während die anderen beiden wenigstens zum Abdrehen gezwungen wurden.

„Gern geschehen, Alphawolf, raunte sie ins Com, nachdem sie gecheckt hatte, wem sie hier gerade das werte Hinterteil freigeschossen hatte. „Was dagegen, wenn ich mich dazu geselle?“ Dank der mehr oder weniger funktionierenden Kurzstreckenkommunikation sollte er sie dieses Mal aber wirklich verstanden haben.

[ Adumar-System| Adumar | Cartaan-City| Samin (Wolve 4), Aiden (Wolve 1), Chett (Wolve 9), Sakura (Wolve 8), Wolves ] 
 
[Adumar-System | Adumar :||: Cartaan City | Stadtzentrum :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottill; Elfte Kampfgruppe :||: TIE/D „Wolf Eins“ :||: Major Aiden Thiuro allein :]

Die Distanz, die anfangs zwischen dem TIE/D Defender-Trio und den feindlichen Objekten gelegen hatte, war binnen kürzester Zeit zu einer ziemlich marginalen Entfernung geschrumpft. Zweifel, die bis zu diesem Moment bei dem kampferfahrenen Piloten noch bestanden haben mochten, waren nun auf einen Schlag spurlos verschwunden. Nein, hier hatten sie es tatsächlich nicht mit dem üblichen Kriegsgerät der Adumari zu tun – davon war Aiden mittlerweile absolut überzeugt. Nein, hier waren sie in der Tat auf eine Neuheit gestoßen, die im aller schlimmsten Fall eine Gefahr für die imperiale Dominanz darstellen könnte. Während diese unheilvolle Erkenntnis unwillkürlich in ihm reifte und sich danach in Rekordzeit unfreiwillig ausbreitete, ließ er seine kugelförmige Maschine mit den drei pechschwarzen Solar-Flügeln jäh in die Tiefe fallen, um so – überaus simpel – einer weiteren Salve auszuweichen.

Unter dem schweren Helm ächzte der Pilot. Langsam, aber sicher machten sich all die Kräfte, die in diesem todbringenden Luftkampf andauernd auf ihn einwirkten, bemerkbar. Nur zu deutlich konnte er spüren wie die angespannten Muskeln brannten, die Glieder unaufhörlich schmerzten und zudem hinter der Schläfe ein nervenaufreibendes Pochen begann. Wie schlecht mochten seine Vitalwerte in diesem Moment nur sein? Empfing die „Hoplite“ da oben überhaupt irgendeinen Datensatz von hier unten? Obwohl in solch einer brenzligen Situation Gedanken wie diese bloß unnötig für Ablenkung sorgten, konnte er sich ihrer – trotz all seiner Professionalität – nicht erwehren. Wann hatte er schon das letzte Mal in einem TIE-Defender gegen einen ebenbürtigen (oder unter bestimmten Umständen sogar besseren) Feind gekämpft? Sein Herz klopfte; der Mund war staubtrocken. Hinter ihm blitzte unheilvoll der Heckschild auf – seine drei Jäger gingen allmählich auf Tuchfühlung.

Mit einer rasenden Geschwindigkeit flog der imperiale Jagdbomber – weiterhin mit drei Maschinen im „Nacken“ – durch eine der unzähligen Häuserschluchten von Cartaan City. Im Gegensatz zu den Piloten, die ihn gerade verfolgten und höchstwahrscheinlich über Ortskenntnis verfügten, schien das Stadtzentrum der gewaltigen Metropole für den Bastioner, der in dem TIE/D saß, nicht mehr als ein Labyrinth zu sein. Der Stresspegel stieg mehr und mehr! Wollte er am Ende nicht zwischen all dem Durabeton und Transparistahl sterben, musste er schnell eine Lösung für seine verzwickte Situation finden. Erste Regentropfen fielen auf einmal vereinzelt auf seinen fliegenden Sternjäger nieder. Das Unwetter, das sich langsam seinen Weg über die Metropole gebahnt hatte, hatte somit endgültig das Herz der Stadt erreicht. Hier und da flimmerte der aktivierte Deflektorschild kurzzeitig bei Kontakt mit dem kühlen Nass von oben. Noch kratzte der Regen nicht an den wertvollen Prozenten.

Kurz darauf blitzte der angeschlagene Deflektorschild am Heck erneut für mehrere Hundertstel auf und ließ Aiden sogleich zur entsprechenden Anzeige blicken. Zwanzig Prozent – mehr hatte er nicht mehr übrig, um sein „Hinterteil“ zu schützen. Der Feind nutzte in diesem Augenblick gnadenlos die eigene Übermacht aus; ließ sich höchstens zu dritt auf einen Dogfight ein. Und weil die Imperialen außerdem noch immer mit der Wirkung der aktiven Störsendern zu kämpfen hatten, schwanden die Siegeschancen für den kampferprobten Major weiter. Doch noch war nicht an den Punkt angelangt, an dem man sich fatalistisch seinem vermeintlichen Schicksal ergab! Noch schlug sein Herz – und befeuerte weiterhin seinen Kampfeswillen. Er atmete deshalb einmal kurz tief durch, trat dann exakt im richtigen Moment das rechte Pedal durch und ließ seinen Sternjäger somit schnell in die nächste lange Häuserschlucht einbiegen. Beinah endlos schien diese überaus breite „Straße“ zu sein.

Just in dieser Sekunde explodierte plötzlich einer der Verfolger hinter ihm, trieb die beiden anderen auseinander und verschaffte „Wolf Eins“ tatsächlich zwei, drei Sekunden zum „Verschnaufen“. Tief im Inneren nahm sich der Bastioner die kostbare Zeit zum Durchatmen. Dabei zog er ganz sanft den Steuerknüppel zu seiner Brust hin, um den Jagdbomber zum Aufsteigen zu bewegen. Er musste aus diesem Labyrinth heraus. Grelle Blitze zuckten zwischen den finsteren Wolken hin und her. Regen, immer mehr Regen fiel auf die graue, ramponierte Stadtkulisse herab. Rauschen war über den Funk zu hören. Jemand nahm anscheinend – per privater Verbindung – Kontakt zu ihm auf. Datenfetzen, die man aufgrund der Störsender kaum entziffern konnte, drangen zu der Recheneinheit, die in dem TIE-Defender verbaut war, durch. „Wolf Vier“ wurde zum Glück trotz allem als richtiger Absender ausgewiesen. Musste er diesen Kampf am Ende doch nicht allein ausfechten?


Vier, hier Eins – 'Banshee Eins' ist zerstört; bleiben noch zwei“, teilte er der Chiss über die private Funkfrequenz mit. Ihm war in diesem Moment vollkommen egal, ob Samin tatsächlich nur ein paar lose Brocken oder gar jedes einzelne Wort verstand. „Bleiben Sie an meiner Seite...“

Die beiden verbliebenen Feinde stiegen nun ebenfalls aus den Häuserschluchten auf. Sie hatten sich ein bisschen von der Stelle abgesetzt, die ihrem Kameraden letztendlich zum Verhängnis geworden war. Dank der vorübergehenden Helligkeit, die ein Blitz ihnen kurz spendierte, konnte Aiden für ein paar Sekunden das Design der gegnerischen Maschinen erspähen: ein N. Nein, in all den Jahren, die er nun schon im Namen des Galaktischen Imperiums Frieden und Ordnung über die riesige Galaxie brachte, hatte er solch ein Modell noch nie gesehen. Doch zum Stutzen blieb keine Zeit. Obwohl sie noch immer immense Probleme mit der Kommunikation hatten, stürzten sich die beiden Maschinen der „Wolves“ nun gemeinsam auf die einstigen Verfolger. Gleich zweier Bluthunde, die endlich ihre Fährte aufgenommen hatten, jagten sie den kuriosen Neuheiten – über den Dächern der Metropole – hinter. Nun waren sie am Zug!

Zwischen den beiden Parteien entbrannte ein Katz-und-Maus-Spiel. Blitzschnell rauschten alle vier Maschinen über die unzähligen Dächer; vorbei an weiteren gewaltigen Wolkenkratzern. Dieses Mal konnte man zwar nicht wirklich sagen, dass die verteidigenden Piloten ihre imperialen Verfolger in ein bestimmtes Gebiet – gewissermaßen in einen fiesen Hinterhalt – zu locken versuchten, aber aus dem Zentrum führten sie sie trotzdem. Offenbar ging es zurück in Richtung Strand. Salve für Salve giftgrüner Lichtblitze jagten die beiden TIE-Defender ihren Zielen hinter. Doch der Feind hielt sich die Jäger auf Abstand. Erneut schien sich deren Ortskenntnis als Vorteil auszuzahlen – und es stand ausschließlich die Frage aus, ob die Jagdbomber, die bislang nicht nur die unangefochtene Elite des Imperialen Sternjägerkorps waren, sondern ebenso die einsame Spitze der gesamten Fliegerschaft in der gewaltigen Galaxie, überhaupt aufholen konnten! Denn gerade als die beiden Imperialen durch einen geschickten Schachzug scheinbar aufgeholt hatten, zündeten die Gejagten – gleich den fetten Raketenbooten aus Cygnus' Produktionsstätten – ihre Nachbrenner.

Mit hell erleuchteten Hecks machten die beiden „Banshees“ einen gewaltigen Satz nach vorn. Man konnte sich als TIE-Pilot kaum vorstellen welche ungeheuren Kräfte genau in dieser kurzen Zeit auf die Körper der Piloten sowie die gesamte Technik einwirken mussten. Konnte man tatsächlich solch einen Schub überleben ohne ohnmächtig zu werden oder bleibende Schäden davon zu tragen? Unter dem Pilotenhelm starrte Aiden ziemlich ungläubig auf die sich schnell entfernenden Objekte. Hatte eine Verfolgung unter solchen Umständen überhaupt noch einen Sinn? Der Griff seiner Hände, die den Steuerknüppel fest umschlossen hatten, wurde noch einen ganzen Tick fester. Kurzzeitig ließ er sogar die Zähne mürrisch knirschen. Und dann passierte das Unglaubliche! Kaum hatten sich beide Feinde – Dank der verfluchten Nachbrenner – auf vier oder fünf Kilometer entfernt, da explodierte plötzlich einer der beiden Sternjäger. Kein Schuss hatte das Objekt erwischt; kein Gegenstand war ihm in die Quere gekommen. Der „Alphawolf“ holte tief Luft. War das ihre zweite Chance?


„Noch ein 'Banshee' ist übrig“, kommentierte er die Situation unnötiger Weise auf der Funkfrequenz mit Samin. Vier, sekundieren Sie mir! Schnappen wir uns diesen Mistkerl.“

[Adumar-System | Adumar :||: Cartaan City | nahe dem Strand :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottill; Elfte Kampfgruppe :||: TIE/D „Wolf Eins“ :||: Major Aiden Thiuro allein :]

[OP: Den drehbaren Turm der N-Wings würde ich im nächsten Post ansprechen wollen, Samin – außer du willst dich der Sache annehmen. *gg]
 
[ Adumar-System| Adumar | Cartaan-City| Samin (Wolve 4), Aiden (Wolve 1), Chett (Wolve 9), Sakura (Wolve 8), Wolves ] 
„Bleiben Sie an meiner Seite…“
Hätte Samin nicht gewusst, dass ihr vorgesetzter Offizier diese Worte gesprochen hatte – Sie ginge womöglich davon aus, dass es genauso gut eine verzweifelte Bitte hätte sein können. Die anhaltenden Interferenzen verzerrten das Gesprochene so stark, dass sie keinen menschlichen Tonfall ausmachen konnte. Aber es machte auch keinen großen Unterschied. Major Aiden Thiuro war einer der besten Piloten der Galaxis. Er war in vielerlei Hinsicht ein Vorbild. Sowohl für sie, als für das gesamte Imperium. Samin würde in jeder Situation seinen Worten folgeleisten.

„Keine Sorge, Sir. Ich möchte gerade auch nicht unbedingt allein sein“, flüsterte sie matt in ihren Helm. Das Comgerät war nicht auf Senden. Zwar zeichnete der Bordcomputer alles mit, doch solange der Staffelführer nach dem Kampf nicht explizit ihre Innenraumgeräusche auswertete, würde er von diesem Kommentar nie erfahren. Sofern sie denn überhaupt ein ‚nach dem Kampf‘ erlebten. Es gab zwar keinen Zweifel daran, dass ihre Flotten im Weltraum einen Sieg davontragen würden, allerdings gehörten sie hier unten zu den kleineren Figuren im Dejarik-Spiel des großen Krieges. Sie war schon beim ersten Aufeinandertreffen mit diesen kuriosen Maschinen nur knapp dem Tod entronnen.

Zunächst waren es jedoch Aiden und Samin, die das Heft in die Hand nahmen. Die beiden TIE-Defender jagten über die Dächer der Stadt hinweg. Das unheilverkündende und legendäre Kreischen ihrer Triebwerke hallte in den Häuserschluchten unter ihnen wider. Selbst der Lieutenant, die inzwischen Jahre im Dienst des Imperiums verbrachte, bereitete dieses Geräusch zuweilen Gänsehaut. Wie mochte es da erst den Zivilisten am Boden gehen? Hoffentlich hatten sie Angst vor dem, was unaufhaltsam kommen würde. Das Imperium würde Frieden und Ordnung über den rebellischen Eisernen Bund bringen. Diese Adumari – diese Piloten, und die Technik die sie offensichtlich am Auge des IGD vorbei entwickeln konnten – die würden den imperialen Streitkräften sicherlich gut zu Gesicht stehen.

Die beiden Wolves jagten ihre Ziele zurück in Richtung Strand. Oder versuchten sie ihnen nur verzweifelt zu folgen? Je länger sie den Versuch unternahmen, den Abstand zwischen den Flügelpaaren zu verringern, desto schneller schienen diese verdammten Dinger zu werden! Zumindest schneller als alles, was Samin bis dato vor ihre Laserkanonen bekommen hatte. Und sie hatte sich bereits mit so ziemlich allem angelegt, was es dort draußen gab. TIEs, Klauenjäger, Uglies, republikanische Jägertypen. Selbst gegen andere TIE-Defender war sie angetreten, als es der Aufstand des verräterischen Ventars von ihr verlangte. Doch nun klappte ihr der Mund auf und verharrte in höchst unangenehmer Stellung. Mit einem riesigen Sprung setzen die feindlichen Jäger plötzlich nach vorn und vergrößerten so den Abstand noch einmal um ein uneinholbares Stück. Kurz fragte Samin sich, ob die ‚Banshees‘ in der Millisekunde, die sie blinzelte, einen Mini-Hyperraumsprung vorgenommen hatten. Doch sie wusste, dass dies vollkommen unmöglich war. Das leuchten ihrer Triebwerke verriet schließlich, dass sie eine Art Nachbrenner gezündet haben mussten. Wenn dies alles vorbei war, musste sie unbedingt beantragen, dass ihre Jäger auch mit soetwas nachgerüstet werden. Die Geschwindigkeit, die die unförmigen Maschinen dadurch aufnahmen, war ungeheuerlich. Fast schon abartig unfair.

Die blau-schwarzen Augenbrauen der Chiss führten einen Tanz unter der undurchsichtigen Kopfabdeckung auf. Einerseits beeindruckt durch solch eine technische Errungenschaft seitens der Adumari, andererseits von dem Gedanken geplagt, wie um des galaktischen Willens sie diese Maschinen stoppen sollten. Da ging einer der verfluchten Jäger augenblicklich ein einen leuchtenden Feuerball auf. Einfach so. Samin hatte keinen einzigen Schuss abgefeuert. Auch die Mündungen der Laserkanonen des Alphawolfes hatten geschwiegen.

Sie musste etwas übersehen haben. Die Ereignisse hatten sich in den letzten Augenblicken überschlagen. Mit Sicherheit hatte sie eine Rakete, oder einen Torpedo oder dergleichen übersehen. Doch auf dem Schirm wurde ihr nichts angezeigt, was nah genug dran gewesen wäre, um einen solchen abzufeuern.


„Noch ein 'Banshee' ist übrig“, kommentierte Wolve Eins die Situation trocken. Samin nahm es hin. Das Glück hatte ihnen einen überraschenden Vorteil verschafft. Das Wie und Warum wollte sie an dieser Stelle zunächst einmal nicht in Frage stellen. Mit einem Klick bestätigte sie, dass sie verstanden hatte.

Es sah beinahe so aus, als wäre auch der zweite Adumari-Pilot durch das plötzliche Ableben seines Kammeraden überrascht worden. Er wurde merklich langsamer, während er über den Strand auf das Meer hinaus steuerte. Die beiden Wolves hingegen hatten Blut geleckt. So schnell, wie es die technischen Voraussetzungen nur ermöglichten, rauschten sie knapp über eine tosende Welle nach der anderen hinweg. Aufspritzendes Wasser hellte nun an jeder Stelle den Schild ihrer Jäger auf. Manchmal kam es von oben, manchmal von unten. Samin warf einen prüfenden Blick auf ihren Höhenmesser. Eigentlich flogen sie gar nicht so nah am Meeresspiegel, allerdings hatte der Sturm inzwischen auch den Ozean erreicht und peitschte ihn so weit auf, dass die Wellen eine gefährliche Höhe erreichten. Zwar hielt der adumarische Pilot weiter aufs offene Meer zu, doch er ließ sie inzwischen immer näher kommen. Was hatte er vor? Für einen kurzen Moment dachte Samin daran, ob es eine Überraschung für sie wäre, wenn sich herausstellte, dass dieser Jäger auch tauchen könnte, ehe sie diese Idee mit einem energischen Kopfschütteln wieder verwarf. Das wäre schließlich mehr als lächerlich. Was würde sie in diesem Moment nur geben, um endlich zu wissen, mit was sie es hier zu tun hatten. Vermutlich würden auch einige ihrer Techniker auf eine Woche Heimaturlaub verzichten, um den N-förmigen Jäger auseinandernehmen zu dürfen…
...Ihr kam da so ein Gedanke...
Auch der TIE/D verfügte schließlich über Spielereien, die sie zu ihrem Vorteil ausnutzen konnten. Sie öffnete ihren persönlichen Kanal zum Staffelführer.


„Sir, um dieses Ding auszuschalten, müssten wir es nicht unbedingt zerstören.“ Sie betonte das letzte Wort dabei besonders. „Ich schlage vor, wir finden raus, was wir hier vor uns haben.Wie um ihren Vorschlag zu untermauern, schaltete sie auf die Ionenkanonen des Jagdbombers um und schoss einen blauen Blitz auf die Schilde ihres Kontrahenten, der derweil bereits wieder in Schussreichweite zu kommen drohte.

[ Adumar-System| Adumar | Über dem offenen Meer | Samin (Wolve 4), Aiden (Wolve 1), Chett (Wolve 9), Sakura (Wolve 8), Wolves ]
[OP: Diese freudige Überraschung für die Zwei überlasse ich ganz deiner Ehre *g*] 
 
[Adumar | Nördlich von Cartann City | Gebirge | vermutlich südlich der Absturzstelle] Chett Nectu (Wolf 9) allein.

Auch auf dem festen Erdboden dominierte der Schnee alles. Das dichte Gestöber war Segen und Fluch zugleich. Segen deshalb, weil Chett Nectu kaum befürchten musste, dass Verfolger ihn aus der Luft entdecken würden. Besser als jedes Versteck, das er hätte finden können. Aber natürlich würden ihn auch seine Staffelkameraden und andere Verbündete kaum finden. Zudem erschwerte das Wetter auch seine eigene Orientierung. Dass er sich nach dem Absturz nach Süden gewandt hatte, war eine reine Vermutung. Da seine Sichtweite kaum zwanzig Meter betrug, konnte er sich nicht an der (ohnehin fremden) Landschaft orientieren, ebenso wenig an der Sonne oder den (ebenfalls unbekannten) Gestirnen. Technische Geräte, die ihm behilflich sein konnten, hatte er nicht aus dem Jäger retten können. Vielleicht, wenn er sich etwas mehr Mühe gegeben und Zeit genommen hätte... aber die Gefahr, dass ihm die Reste seines TIEs um die Ohren flogen oder die Adumari ihn in dieser wehrlosen Situation aufgriffen, war ihm zu groß gewesen. Er hatte schon eine Menge Scheiße erlebt in seiner Laufbahn als Pilot - auf die Erfahrungen einer Kriegsgefangenschaft war er nicht scharf. Deshalb versuchte er auch weiterhin, möglichst weit von der Absturzstelle wegzukommen, um einen Vorsprung zu haben, wenn die systematische Suche nach ihm begann. Allerdings wurde ihm schon nach wenigen Minuten bewusst, dass die Gefangennahme vielleicht nicht die größte, ganz sicher aber nicht die einzige Gefahr war. Er war es nicht gewöhnt, sich in verschneiten Berglandschaften zu bewegen. Um genau zu sein war so etwas völlig neu für ihn. Auf dem unebenen Untergrund, der noch dazu von einer gut fünfzehn Zentimeter tiefen und ständig weiter wachsenden Schneeschicht bedeckt wurde, kam er nur langsam voran. Immer wieder stieß er gegen Steine, die er unter der weißen Decke nicht gesehen hatte, oder trat in unsichtbare Löcher und Spalten. Gelegentlich rutschte er auch aus. Da er wenig sah, musste er sich den Weg um größere Felsen und andere Hindernisse herum ertasten. Solange das Gelände einigermaßen eben blieb, mochte es gehen. Aber wenn er den Rand der Hochebene erreichte, wie sollte es dann weiter gehen? Er war kein Bergsteiger. Wenn er Hänge hinauf- oder hinabkraxeln musste, würde er sich garantiert den Hals brechen. Oder, schlimmer noch: Ein Bein. Dann würde er bewegungsunfähig herumliegen, bis er ein Opfer der Kälte, von Hunger und Durst, der Adumari oder wilder Tiere wurde. Ja, Tiere waren auch so ein Thema... Natürlich hatte in dem Briefing, das sie bekommen hatten, die hiesige Fauna keine Rolle gespielt. Was mochte wohl das größte Raubtier beziehungsweise der übellaunigste Pflanzenfresser auf Adumar sein? Gab es in dieser abgelegenen Gegend vielleicht blutrünstige oder giftige Tiere, die einem Menschen nachstellten oder aggressiv reagierten, wenn man zufällig ihren Weg kreuzte? Wenn er seine rechte Hand nicht brauchte, um das Gleichgewicht zu halten oder seinen Weg zu finden, lag sie fast ständig am Pistolenholster. Chett war heilfroh, dass er zumindest die Waffe hatte. Dass er sich im schlimmsten Fall damit verteidigen könnte, war ein beruhigendes Gefühl.

Nicht nur die Orientierung hatte er verloren, sondern auch das Zeitgefühl. Der Yaga-Minoer wusste bald nur noch, dass er schon eine ganze Weile unterwegs war, konnte aber nicht mehr schätzen, ob es drei Stunden sein mochten oder eine halbe. Seine schwindenden Kräfte waren ein schlechter Maßstab. Allerdings nahm er zur Kenntnis, dass er sich noch immer auf der Hochebene befand. Laut den Anzeigen über das Geländeprofil hatte diese einen Durchmesser von vielleicht zwanzig Kilometern. Wenn er unterstellte, dass er etwa in der Mitte abgestürzt war, hatte er also noch keine zehn Kilometer geschafft. Vielleicht auch noch viel weniger; manchmal hatte er das Gefühl, dass er im Kreis ging oder quasi auf der Stelle trat. Die Anstrengung nahm zu und er keuchte ordentlich. Langsam wurde ihm die Sinnlosigkeit seines Unterfangens immer bewusster und er begann schon über eine Rückkehr zum Absturzort nachzudenken, doch wahrscheinlich würde er den nun überhaupt nicht mehr finden. Also stapfte er weiter voran und sah nichts als schneebedeckte Felsen, blattlose Pflazen und wirbelndes Weiß um ihn herum. Bis er plötzlich vor einem Pfosten stand, an dem mehrere Schilder angebracht waren. Was die Zeichen und Piktogramme darauf bedeuteten, wusste er nicht. Doch es war das erste Bisschen Zivilisation, das er seit seiner unglücklichen Landung sah. Ein Grund zur Hoffnung oder zur Besorgnis? Vorsichtig sah er sich in der Umgebung um. Er entdeckte kleinere Pfosten, die in gleichmäßigen Abständen aus dem Schnee ragten. Nach einiger Überlegung kam er zu dem Schluss, dass sie vermutlich eine Straße für Bodenfahrzeuge markierten. Er schabte mit dem Stiefel den Schnee beiseite und förderte eine dunkle, betonähnliche Schicht zu Tage. Ja, es war eine Straße! Spuren von Reifen, Kufen oder Füßen gab es aber nicht. Der Schnee wirkte unberührt. Wo sie wohl hinführen mochte?

»Klar ist, dass sie irgendwohin führt«, sagte er zu sich selbst. »Besser, als weiter durch die Wildnis zu stolpern.«

Er folgte der Straße. Da der Untergrund glatter und frei von Hinderissen war, kam er gut voran, und die Begrenzungspfosten halfen ihm, seine Richtung zu behalten. Nun fühlte er sich nicht mehr ganz so aufgeschmissen. Allerdings musste er sich natürlich fragen, ob die Straße ihn in Sicherheit oder ihn noch größere Probleme führen würde. Und er musste damit rechnen, auch unterwegs schon auf Fremde zu treffen. Ständig spähte er in das Schneegestöber und hielt Ausschau nach Gestalten oder Fahrzeugen, um ihnen rechtzeitig aus dem Weg gehen zu können. Auch drehte er sich immer wieder um und warf einen Blick zurück. Dennoch bemerkte er das Bodenfahrzeug, das von hinten kam, erst im allerletzten Augenblick. Der Schnee hatte nicht nur das Licht der Scheinwerfer, sondern auch das Geräusch von Motoren und Rädern geschluckt. Gerade noch rechtzeitig hechtete er sich zur Seite und entging knapp einem schweren Unfall. Der Schnee federte seinen Sturz ab und bewies damit wieder einmal, dass er Feind und Verbündeter zugleich war. So schnell der glatte Untergrund es zuließ, rappelte der Pilot sich wieder auf und flüchtete sich in ein Gehölz am Straßenrand. Doch er war selbstverständlich gesehen worden. Hinter sich hörte er ein pneumatisches Zischen, vielleicht eine Tür oder Kanzel, die geöffnet wurde. Eine männliche Stimme rief nach ihm, in Basic mit einem ungewohnten Akzent.

»Hallo! Wo sind Sie? Alles in Ordnung mit Ihnen?« rief der Fremde.

Kein ›Stehen bleiben‹ oder ›Hände hoch‹. Das klang nicht nach einem Verfolger, eher nach einer zufälligen Begegnung. Das war Glück im Unglück. Dennoch hatte Chett kein gutes Gefühl bei der Sache. Jemand hatte ihn gesehen und würde die Begegnung vielleicht den Behörden melden. Dann hatten diejenigen, die bald nach dem Piloten des abgestürzten TIE-Interceptors suchen würden oder das vielleicht schon längst taten, einen wertvollen Anhaltspunkt. Selbst wenn er jetzt die Straße verließ, um sich durch die Wildnis zu schlagen, würden sie ihn wohl rasch finden - spätestens wenn das Wetter besser wurde und man von der Luft oder Satelliten aus Infrarotbilder aufnehmen konnte. Nein, es war aussichtslos, endlos davonlaufen zu wollen. Er musste es ja auch irgendwie zu befreundeten Einheiten schaffen... und dazu bot sich ihm jetzt vielleicht die Gelegenheit. Anstatt weiter ins Dickicht zu fliehen, schlug er eilig einen Bogen und näherte sich dem Fahrzeug dann von hinten. Er erkannte, dass es sich um einen Halftrack handelte: Vorne Zwillingsreifen, hinten Fahrketten. Also ein absolut geländegängiges Fahrzeug, wie geschaffen für diese Wetterverhältnisse und die Berglandschaft, wenngleich vermutlich nicht sonderlich schnell. Der Fahrer war ausgestiegen und leuchtete mit einer Handlampe die Böschung ab. Sonst schien sich niemand in dem Wagen zu befinden. Er entschied, dass er den Halftrack haben musste. Vorsichtig pirschte er sich heran. Der Motor lief, vielleicht konnte er ja einfach einsteigen und losdüsen... doch bevor er die offene Fahrertür erreichte, drehte der Mann sich um und plötzlich stand Chett Nectu mitten im Lichtkegel der Lampe. Auf dem runden, roten Gesicht des Fahrers stand Entsetzen, als dieser bemerkte, dass eine Blasterpistole auf ihn gerichtet war.

»Nicht schießen!« stammelte er und hob die Hände. Das Licht der Taschenlampe verlor sich nun in den Schneeflocken über ihm. »Sie wollen den Truck? Nehmen Sie ihn... hier...«

Er hielt dem Yaga-Minoer etwas hin, das wie eine Hundemarke an einem Kettchen aussah. Vermutlich so etwas wie eine Schlüsselkarte, die man brauchte, um das Fahrzeug nutzen zu können. Wie genau, das musste Chett erst noch herausfinden. Er griff zu. Nun hatte er eigentlich alles was er brauchte; er hätte wegfahren und den kooperativen Mann, dessen Arbeitskleidung auf einen Forstarbeiter oder Ähnliches schließen ließ, zurücklassen können. Leider war die Sache aber nicht ganz so einfach. Der Fremde hatte ihn überdeutlich gesehen. Die imperiale Pilotenkluft samt Helm war unverkennbar. Er konnte keinen Zeugen gebrauchen, der wusste, in welchem Wagen und welcher Richtung er unterwegs war. Noch zögerte er, aber eigentlich war seine Entscheidung schon gefallen. Die Mündung der Waffe zeigte weiterhin auf die Brust des Mannes.

»Bitte...« sagte dieser noch, dann bellte der Schuss. Eine rote Flamme loderte aus dem Fleisch dicht unter dem Kehlkopf des Adumari, der augenblicklich nach hinten umfiel. Dabei drehte er sich um die eigene Achse und landete mit dem Gesicht nach unten im Schnee, der das Plasmafeuer löschte.

Nectu packte ihn sofort an den Füßen und zog ihn von der Straße. Der Arbeiter war größer und schwerer als er, deshalb hatte er keine Chance, ihn auf die Ladefläche des Trucks zu bekommen. Er musste ihn also zurücklassen. In einem Graben, bedeckt mit ein paar Zweigen - mehr stand nicht zur Verfügung. Der Schnee würde den Rest erledigen.

Dann stieg er in die beheizte Fahrerkabine und nahm den klobigen Helm ab. Die Bedienelemente waren blockiert, ließen sich mit der Schlüsselkarte aber entsperren. Darauf folgten ein paar bange Minuten, in denen Chett sich mit der Steuerung des Wagens vertraut machte. Ein begabter Pilot zu sein bedeutete ja nicht zwangsläufig, dass man sich auch am Steuer eines Bodenfahrzeuges sofort zurechtfand, schon gar nicht, wenn dieser auf einem fremden Planeten für eine andere Kultur mit ganz eigenen technischen Normen und Verkehrsbestimmungen gebaut war. Aber überaus kompliziert war die Funktionsweise nicht, und nachdem er an einigen Knöpfen und Schaltern herumgespielt hatte, wusste er was zu tun war.

Er fuhr los und folgte weiter dem Verlauf der Straße, die sich nun langsam in ein flaches Tal hinuter neigte. Hoffentlich zum Fuß der Berge hin.

[Adumar | Nördlich von Cartann City | Gebirge | verschneite Bergstraße | Halftrack] Chett Nectu (Wolf 9) allein.
 
[Adumar-System | Adumar :||: Cartaan City | nahe dem Strand :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottill; Elfte Kampfgruppe :||: TIE/D „Wolf Eins“ :||: Major Aiden Thiuro allein :]

Eher schlecht als recht jagten die beiden TIE/D Defender dem neuen Sternjäger hinterher. Dank der beiden Nachbrenner konnte der Gejagte, der von „Wolf Eins“ kurzerhand „Banshee“ getauft wurde, innerhalb kürzester Zeit den Vorsprung Stück für Stück ausbauen – sollte er nicht wie sein Kamerad ein paar Minuten zuvor an einer Überlastung, die in einer Explosion mündet, sterben. Bislang sah es jedoch nicht danach aus. Und so lockte die adumarische Maschine die imperialen Sternjäger immer mehr aus Cartaan Citys dicht besiedelten Stadtzentrum heraus in Richtung breiter Strandpromenade sowie offenem Ozean. Dort hatten die Verteidiger einige mobile Flakgeschütze zusammengezogen, um die Bodeninvasion, die höchstwahrscheinlich genauso wie die momentanen Angreifer über das Meer kommen sollten, zu erschweren. Sämtliche Landungsschiffe, die sich der Metropole so nähern würden, würden sie aus den sicheren Häuserschluchten heraus mit einem Sperrfeuer begegnen – so hatte „Wolf Eins“, der Staffelführer, die Situation bislang am Rande erfasst.

Über die private Frequenz meldete sich Samin. Weil die beiden imperialen Maschinen ziemlich nah beieinander flogen, schien die gegnerische Kommunikationsstörung nicht so stark zu sein wie sonst:
[Sir, um dieses Ding auszuschalten, müssten wir es nicht unbedingt zerstören.Ich schlage vor, wir finden raus, was wir hier vor uns haben.]

„Keine schlechte Idee, Vier, entgegnete der Bastioner lobend als er sah wie die Chiss demonstrativ ihre Ionenkanone einsetzte. Durch eine geschickte „Abkürzung“ hatten sie den Abstand wieder ein kleines Bisschen verringern können. „Gemessen an der derzeitigen Entfernung zum Ziel kratzen wir gerade aber bloß an der äußersten Grenze unserer Feuerreichweite. Er droht uns also trotzdem noch jederzeit zu entwischen...“

Mit strenger Miene musterte der Major das winzige Ziel in der Ferne. Für menschliche Verhältnisse mochte er zwar sehr gute Augen haben – selbstverständlich ein unleugbarer Vorteil im Luftkampf –, aber auch ihm waren durch die Natur gewisse Grenzen gesetzt. Da die Distanz, die zwischen seiner Maschine und dem feindlichen Objekt lag, mittlerweile etwa drei oder vier Kilometer betrug, zeigte sich seine natürliche Beschränkung und er musste (wohl oder übel) auf die weitaus bessere Technik zurückgreifen. Wie konnten sie endgültig zum Feind aufschließen? Überaus konzentriert dachte der Bastioner über diese eine Problematik nach, während sie – Dank der andauernden Verfolgung – das schreckliche Gewitter langsam wieder hinter sich ließen. Bloß der Wind drängte ab und zu noch mit seinen kräftigen Böen gegen den fliegenden TIE/D Defender; brachte ihn aber so kaum von seinem Kurs ab. Dafür war die Geschwindigkeit, die die Maschine besaß, einfach zu hoch.

Um sich noch ein bisschen mehr an das Objekt, das als „Banshee“ bezeichnet wurde, heranzutasten, schlugen die beiden imperialen Sternjäger kurzerhand einen Weg ein, der sie nicht nur über ein sehr großes Wohngebiet führen sollte, sondern auch über mehrere Freiflächen wie Parks oder Plätze. Die Route barg Risiken, keine Frage, aber hatten die beiden „Wolves“ eine Wahl? Wollten sie den Feind ausschalten, mussten sie die Distanz erst weiter verringern und anschließend die Maschine in einen Dogfight verwickeln. Und dafür mussten sie unter Umständen auch einen gefährlichen Abfangkurs in Betracht ziehen. So schnellten sie also – mit der Gefahr im Nacken, auf ein mobiles Flakgeschütz zu treffen – bewusst auf einen größeren Platz zu. Höchstwahrscheinlich war das Kreischen, das ihre Ionentriebwerke verursachten, problemlos zu orten. Denn kaum hatten sie sich zusammen der freien Fläche genähert, da begrüßte sie auch schon eine Salve – ausgehend vom Boden. Tatsächlich hatten sich nämlich die Route der zwei Imperialen mit der Patrouillenstrecke eines T-Eins-B Panzergleiters gekreuzt. Unermüdlich feuerte dessen Flakgeschütze auf die TIE/D und trieb sie so für einen kurzen Moment auseinander.


Vier, mir kommt gerade eine unkonventionelle, riskante Idee“, griff Aiden plötzlich das Gespräch mit seiner stellvertretenden Staffelführerin auf. „Halten wir uns hier ein wenig zu lang auf, ist unser 'Banshee' zweifelsohne auf und davon. Schon jetzt wächst die Distanz wieder...“ Schnell flog er die eigene Maschine in eine nahe Häuserschlucht, um dem Sperrfeuer zu entgehen. „Wir können dieses Ding hier also nur für die 'Guards' oder 'Ruffians' markieren und nehmen danach auf der Stelle die Jagd wieder auf.“ Sein Blick glitt zu einem Display. Die Verbindung wurde wieder schlechter. „Um seine Flucht zu verhindern, Vier, schlage ich deshalb tollkühn vor, dass wir alle Energie auf unsere Triebwerke leiten. Bringen wir unsere Maschinen an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit!“

Rowan Odai, der Chefmechaniker der Staffel, hätte bei diesem Vorschlag bestimmt wüst protestiert, hätte er auf der weit entfernten Marauder-Korvette „Hoplite“ davon gehört. Die TIE/D Defender, als Krone der imperialen Sternjägertechnologie, waren seine Schätze. Jeden einzelnen Handgriff seiner Untergebenen – sowie der dazugehörigen Piloten – überwachte er stets mit Argusaugen. Fehler ließ er an diesen Maschinen nicht zu; mochten sie letztendlich noch so klein sein. Und nun nahm Aiden, der Anführer dieser namhaften Elitestaffel, allen Ernstes eine Überhitzung der Triebwerke billigend in Kauf. Leitete ihn womöglich der Ehrgeiz? Oder basierte seine Entscheidung auf Kalkül? Schnell glitt der Blick des Major zum aktuellen Schadensbericht. Hier und da hatte der bisherige Luftkampf bloß kleinere Schäden und Beeinträchtigungen als Tribut gefordert. Die Leistung seiner Triebwerke lag zum Beispiel immer noch bei fünfundneunzig Prozent, während seine Laserkanonen schon bei nur noch gut siebenundachtzig Prozent angelangt waren – etwaige Ungenauigkeit beim Feuern noch nicht eingerechnet! Hielt sein TIE/D den möglichen Belastungen also Stand? Würde er den Piloten tatsächlich zu seinem Ziel bringen? Laut schlug das Herz des Bastioner in diesem Augenblick.

„Auf mein Zeichen“, sagte er mit entschlossener Stimme, nachdem er glaubte ein Klicken gehört zu haben und per fixer Konsoleneingabe sämtliche Vorbereitungen für das urplötzliche Sprengen aller bisherigen Belastungsgrenzen abgeschlossen waren. Schneller, immer schneller schlug das Herz in seiner Brust. Während der Mund weiterhin vollkommen trocken war, lief ihm der eiskalte Schweiß noch immer die Schläfen herab. „Drei. Zwei. Eins.“ Seine rechte Hand ruhte mittlerweile längst auf dem Schubregler. „Los!“

Im ersten Augenblick heulten die Ionentriebwerke nur unheilvoll auf. Doch kaum eine Millisekunde später stieß eine gewaltige, fast schon schneeweiße Stichflamme aus dem Heck des TIE/D Defender heraus und brachte die Maschine in Nullkommanichts auf Höchstleistungen. Natürlich drückten die Beschleunigungskräfte den Piloten sogleich mit Leichtigkeit in dessen Sitz. Ihm blieb für einen sehr kurzen Moment sogar jegliche Atemluft weg. Leer, ausgepressten fühlten sich seine Lungen an als der Sternjäger plötzlich mit enormen Karacho durch die Häuserschlucht schnellte. Nur schwerfällig – mit viel Kraft in den Armen – ließ sich der Steuerknüppel bewegen. Verglichen mit dem überaus spektakulären Tempo, das der imperiale Jagdbomber nun an den Tag legte, reagierte er demzufolge ziemlich träge auf die mechanischen Eingaben seines Piloten. Jedoch dachte der „Alphawolf“ – voll und ganz berauscht von der Geschwindigkeit – in diesem Augenblick nicht daran. Vollkommen im „Rausch“ verdrängte er für ein paar Minuten all die Probleme, die mit seiner Entscheidung Hand in Hand gingen. Endlich hatte er die Chance sein Ziel einzuholen!

Je näher der „Alphawolf“ der „Banshee“ kam, desto mehr Alarmsignale meldeten sich plötzlich im Cockpit. Die Triebwerke überhitzten. Laut Diagnoseprogramm lag die Leistungsfähigkeit nur noch bei achtzig Prozent – Tendenz weiter fallend! Des Weiteren war auch die Konstruktion an sich nicht für solche Belastungen ausgelegt. Klappern machte sich hier und da bemerkbar. Eventuell hatte der Jagdbomber sogar schon die eine oder andere Schraube verloren. Nicht zu vergessen war außerdem noch der erhöhte Treibstoffverbrauch. Hatte Aiden bislang stets äußerst sparsam damit gehaushaltet, so trieb er die Nadeln nun unerbittlich in den roten Bereich. Mehr und mehr war es also fraglich, ob der TIE/D Defender die Schlacht überhaupt heil überstehen würde. Doch in diesem Augenblick ließ er sich nicht von irgendwelchen aufkeimenden Sorgen oder Zweifeln beirren. Schließlich hatte er innerhalb kürzester Zeit den Abstand auf sein Ziel beträchtlich verringert. Die Möglichkeit, dass er den ihm unbekannten Sternjägertyp besiegte, bestand – und das motivierte ihn ungemein.


„Bleiben Sie dran, Vier!“, wies er Samin an. „Wir haben den Mistkerl gleich erreicht.“

Den Abfangkurs, den die beiden Imperialen gesetzt hatten, erwies sich schlussendlich tatsächlich als nahezu perfekt. In Kombination mit den überbelasteten Ionentriebwerken sowie der Tatsache, dass der Nachbrenner des Adumari augenscheinlich nicht ewig funktionierte, konnten sie binnen einiger Minuten in der Tat aufholen. Man fand sich dementsprechend auf „Augehöhe“ mit dem fliehenden Feind wieder. Inzwischen konnte man den gegnerischen Sternjäger, der dem Buchstaben Nern glich, sogar durch die Frontscheibe erkennen – flog man in einem sehr günstigen Winkel zum betrachteten Objekt. Schnittig, überaus schnittig wirkte das Ding. Bei einem flüchtigen Blick hatte der Bastioner sogar eine Astromechkuppel vor einer kleinen Radarschüssel erblicken können. Riesengroß prangte zu allem Überfluss außerdem noch das Wappen der „Cartaan“-Nation auf dem spitzen Bug, weshalb ein imperialer Pilot alles in Allem dieses Modell eher weniger als „schön“ bezeichnen würde. Bloß der Respekt vor den bisherigen Leistungen mochte in diesem Fall ein vernichtendes Urteil in letzter Sekunde verhindern.

Doch kaum eine Sekunde, nachdem eine weitere Ionensalve der beiden imperialen Jagdbomber den Gejagten förmlich überzogen hatte, musste Aiden seine anfängliche Meinung noch ein weiteres Mal korrigieren. Denn eine ganz besondere Kleinigkeit hatte er bei seiner ziemlich kurzen Betrachtung nämlich nicht ausgemacht: einen drehbaren Geschützturm. Kaum hatten die ionisierten Schüsse also den feindlichen Deflektorschild ein wenig aufgewühlt, da spuckte die winzige Zwillingslaserkanone auf einmal los. Rubinrote Lichtblitze zuckten durch die kühle Luft. Ein einziges Geschoss traf sogar „Wolf Eins“ und ließ dessen Schild ebenso in einem satten Hellgrün aufflackern. Sogleich ließ sich der TIE/D Defender ein bisschen „fallen“, um aus der feindlichen Schussbahn zu kommen. Schrill heulte noch immer seine Alarmsirene auf, während er weiterhin an dem Objekt dran blieb. Nein, so leicht ließ sich der Pilot, der Schlachten wie Bilbringi, Bastion und Corellia überlebt hatte, nicht in die Flucht schlagen! Jeder Zug, den sein Feind machte, lehrte ihn mehr darüber – diese Devise hatte er sich inzwischen zu eigen gemacht. Danach wollte er nun, da er ihn in einen Dogfight verwickelt hatte, handeln. Sämtliche Gliederschmerzen ignorierend ging er deshalb auch gleich zum nächsten kühnen Angriff über.


„Na, dann zeige mir mal, was du noch so für Überraschungen für mich hast...“, murmelte er.

[Adumar-System | Adumar :||: Cartaan City | Strandpromenade :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottill; Elfte Kampfgruppe :||: TIE/D „Wolf Eins“ :||: Major Aiden Thiuro allein :]
 
[ Adumar-System| Adumar | Cartaan-City| Hangarkomplex CT 3 alpha | Tessa, Techniker (NPC) ]

Es war also soweit. Viel zu früh war das Imperium auf den Plan getreten und war zum Angriff auf Adumar übergegangen. Und das zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Auf jeden Fall vom Stadtpunkt Tessas und der ganzen Entwicklermannschaft aus gesehen. Ihre neueste Entwicklung war zwar eigentlich fertig aber noch immer gab es gewisse Kinderkrankheiten. Einige hatten Sie inzwischen in den Griff bekommen, vor allem die Kompensation der enormen Kräfte beim Einsatz der Nachbrenner, doch vor allem diese selbst machten immer noch Probleme. Nicht dass sie nicht funktionierten, aber es gab Zwischenfälle. Noch ein paar Tage der Ruhe, und der N-Wing wäre allen anderen Jagdbombern, egal welcher Fraktion überlegen gewesen. Aber in diesem Moment... nur mit Glück.

Nur Augenblicke nach diesen Überlegungen gab es Alarm. Feindliche Jagdmaschinen waren in die Atmosphäre des Planeten eingedrungen und die verschiedenen Flugmesser der Adumari stiegen in den Himmel um die Angreifer aufzuhalten. Auch die Piloten in diesem Hangar liefen zu Ihren Maschinen wobei momentan nur 3 einsatzbereit waren, 2 weitere wurden gerade wieder zusammengesetzt wurden. Ein weiteres Erprobungsmodell war frühestens in 12 Stunden wieder einsatzbereit. Als eine der Hauptverantwortlichen in der Entwicklung des Projekts N, befahl sie den 3 Piloten der einsatzbereiten Maschinen nur bei einer direkten Bedrohung des Komplexes aufzusteigen, ansonsten würden sie versuchen nach Ende der Kampfhandlungen mit den Maschinen den Planeten zu verlassen und die Arbeit an anderer Stelle abzuschließen. Gleichzeitig wurde die Weisung ausgegeben, die Daten zu sichern und alles für eine Verlegung bereit zu machen. Alles was zurückgelassen werde, sollte mit Sprengkapseln versehen werden, damit nichts in falsche Hände geraten könne.
Nur wenig später kam die Meldung dass das Hauptquartier der Streitkräfte einem Angriff zum Opfer gefallen sei. Auch die Luftraumüberwachung war eines der Angriffsziele, wurde aber nur teilweise beschädigt, so dass weiterhin mit Daten zu rechnen sei. Auch würden in wenigen Minuten die Störsender aktiviert, um die Kommunikation der Aggressoren zu unterbinden. Die letzte Übermittlung war aber die wichtigste:

Feindliche Maschinen befinden sich im Anflug auf CT 3 alpha, kein Flugmesser zur Verteidigung verfügbar.


Piloten! Startfreigabe nach eigenem Ermessen! ertönte die Stimme des kommandierenden Offiziers über die Kommanlage des Hangars, worauf die Triebwerke der 3 einsatzbereiten Jagdmaschinen ansprangen und die Piloten ihre Maschinen aus dem Hangar lenkten.
Schnellen Schrittes begab sich Tessa in den kleinen Kontrollraum, wo die Sensordaten auf verschiedenen Holos dargestellt wurden. Interessiert verfolgte sie den ersten Einsatz der Maschinen gegen einen echten Gegner. Und anfangs war auch alles in bester Ordnung. Überlegene Geschwindigkeit und Feuerkraft sorgten für einige schnelle Abschüsse, bis einer der Jäger anscheinend ohne Feindeinwirkung vom Holo verschwand.

Markieren sie die Koordinaten! Wir brauchen die Telemetriedaten!
fuhr sie einen der Techniker an, um sich weiter dem Holo zu widmen. In diesen wenigen Augenblicken die sie abgelenkt war, hatte sich das Bild verändert. Aus den Jägern waren gejagte geworden, und der Kampf verlagerte sich über die See. Urplötzlich erlosch auch das Symbol des zweiten Jägers, nachdem die Maschinen die Nachbrenner zum Einsatz gebracht hatten.

Kommunikation! Geben Sie die Weisung hinaus, Nachbrenner nicht, ich wiederhole nicht! einsetzen! blaffte Sie den Mann an der entsprechenden Konsole an.

Ich brauche einen Speeder! und ein Boot. Wir müssen die Datenspeicher suchen, bergen und auswerten!

[ Adumar-System| Adumar | Cartaan-City| Hangarkomplex CT 3 alpha | Tessa, Techniker (NPC) ]
 
[ Adumar-System| Adumar | Über dem offenen Meer | Samin (Wolve 4), Aiden (Wolve 1)]

Die Comverbindung musste wieder gestört sein! Das konnte doch gar nicht sein! Hatte Samins Staffelführer ihr gerade wirklich befohlen die Triebwerke über die Belastungsgrenze zu treiben? Sie hatte ihre ohnehin schon angeschlagenen Zwillingstriebwerke zuvor schon leichtsinniger Weise auf der höchsten Leistungsstufe laufen lassen. Sie nun zu überlasten würde ihr mit Sicherheit die Maschine kosten. Doch bevor sie auch nur den leisesten Hauch eines Einwands äußern konnte, hatte sich ihr Finger wie von selbst auf den Sende-Knopf gelegt und wieder gelöst. Sie sendete das Klicken, das dem jeweiligen Gesprächspartner im Com-Kanal die eigene Zustimmung mitteilte. Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. Warum tat sie das? Das war leichtsinnig. Aber auch… aufregend.

Es ertönte ein lautes Röhren, gefolgt von dem typischen Kreischen des TIE-Jägers – dieses Mal nur viel lauter. Dem Anführer der berühmtesten Staffel des Imperiums gab man einfach keine Widerworte. Während Aiden Thiuro seinen Jagdbomber also auf übernatürliche Geschwindigkeit peitschte, blieb der zweifelnden Chiss nichts anderes übrig, als seinem Beispiel zu folgen. Sie hob ihre linke Hand über den schwarzen Pilotenhelm und legte die entsprechenden Schalter an der Decke des Cockpits um. Dann drückte sie den Schubregler so weit es eben ging nach vorne, ignorierte das rot-blinkende Warnsignal auf dem Schirm und heftete sich an die Fersen ihres Vorgesetzten.

Eins musste sie dem neuernannten Major lassen: Er war erfindungsreich. Der improvisierte Nachbrenner schien wirklich zu funktionieren. Noch jedenfalls. Ein rascher Blick auf die Temperaturanzeige ihrer Triebwerke holte sie jedoch auf den Boden der Tatsachen zurück. Ja, die Ionen wurden durch die zusätzliche Leistung in Geschwindigkeit umgewandelt. Dank Thiuros Idee holten sie ein beträchtliches Stück zum n-förmigen Jäger der Adumari auf. Seinen Vorsprung, den er sich durch seinen Nachbrenner geholt hatte, konnten sie für diesen kurzen Augenblick wettmachen. Lange würden sie dieses Manöver dennoch nicht durchhalten können. Es gab schließlich einen Grund, warum vermutlich noch nie jemand so etwas mit einem TIE-Defender versucht hatte. Sie wanderten in diesem Moment auf dem schmalen Grat zwischen Mut und Dummheit. Die verbaute Technik war hierfür nicht ausgelegt. Ein Defender hatte es eh nie nötig über 100 Prozent zu gehen und zusätzliche Geschwindigkeit generieren zu müssen, warum ihm also die Fähigkeit dazu geben?

Samin spürte es nun ganz deutlich. Die Pedale begannen bei jedem Heruntertreten einen Widerstand zu geben. Auch der Steuerknüppel zitterte unaufhörlich in ihrer Hand. Ein nervenzerreißendes Piepen – ein akustisches Warnsignal – das einem die Dringlichkeit der Situation in die Ohren hämmern sollte, ertönte. Samin biss die Zähne zusammen und schlug einmal kräftig mit der Faust gegen einen Schalter, der das Signal jäh verstummen ließ. Sie wusste, in welcher Situation sie sich befanden. Dazu brauchte sie keinen Computer.


„Komm schon“, flüsterte sie nun zum wiederholten Male an diesem Tag ihrem Lebensraum aus Metall zu. „Lass mich nicht im Stich.“

Die G-Kräfte drückten sie in die Schale ihres Pilotensitzes. Das Atmen viel ihr immer schwerer und sie konnte nicht umhin, eine leichte Benommenheit zu spüren. Doch sie hatten es geschafft. Der Banshee war nun ins Netz geraten. Kaum war er wieder in Zielreichweite, beschossen die beiden Imperialen ihn mit allem, was sie hatten. Leuchtend blaue Blitze durchzogen den dunklen, wolkenüberzogenen Himmel von Cartaan-City und bearbeiteten die Schilde des neuartigen Jägertypens. Die Ionenkanonen der imperialen Elite-Jagdbomber würden in der Lage sein, ihr Ziel auszuschalten, ohne dessen Struktur zu zerstören, doch dafür mussten ihnen einige gute Treffer gelangen. Obwohl Aiden und Samin sich in diesem Augenblick in der Verfolger-Rolle wiederfanden, waren sie nicht vor Unheil sicher. Denn wie sich nur kurze Zeit später herausstellte, war der Banshee sogar noch schlagfertiger als bisher bekannt. Dieses Ding verfügte über einen kleinen schwenk- und drehbaren Laserturm, der auch entgegen der Flugrichtung das Feuer eröffnen konnte. Während der Major seinen Jäger schlagartig fallen ließ, um dem prasselnden Sperrfeuer zu entgehen, zog Samin ihre Maschine schräg nach oben und versuchte so den Winkel zu ändern. Beim Versuch, die Energie der Schilde und Waffensysteme, die auf den Antrieb umgeleitet waren, wieder ihren ursprünglichen Zwecken zuzuführen, knallte plötzlich ein Relais weiter hinten im Cockpit durch. Ein Funkenstrom ergoss sich über den durch den Pilotenoverall geschützten Rücken der Chiss. Es war nicht viel technisches Fachwissen nötig, um zu erkennen, dass ihre Schilde sich soeben verabschiedet hatten. Immerhin waren es jedoch nicht die Triebwerke. Das hätte viel böser ausgehen können.

Thiuro gönnte sich unterdessen keine Atempause und die Chiss konnte ihm nur zustimmen. Sie hatten jetzt eine Chance diesen Feind zu schlagen, diese durften sie sich nicht entgehen lassen. Während er also seinen nächsten Angriff startete, versuchte sie sich abwechselnd hinter und seitlich zum Adumari zu positionieren, um so viel Feuerkraft des Turmes wie nur möglich von ihrem Staffelführer abzulenken. Dieser flog wie ein Besessener. Er ließ sich nicht mehr abschütteln und hatte ihren Gegner in einen erbarmungslosen Dogfight verwickelt. Samin traute sich beinahe nicht einzugreifen, denn beide lieferten sich einen epischen fliegerischen Kampf auf höchstem Niveau. Sie musste einfach Respekt vor dem Können des Piloten des Eisernen Bundes haben. Nicht viele würden so lange überleben, wenn der Alphawolf erst einmal Blut geleckt hatte und einen unbedingt vom Himmel holen wollte.

Gerade schlug die Chiss einen Kurs ein, der die vermutete Flugbahn ihres Kontrahenten kreuzen würde, um ihn so weiter in das Schussfeld ihres Flügelmannes zu treiben, da ertönte plötzlich wieder das Warnsignal. Sie warf einen hektischen Blick auf die Statusanzeige ihres Defenders und erkannte, dass es diesmal tatsächlich die Zwillings-Ionentriebwerke erwischt hatte. Motor Eins, der bereits vorher einen wegbekommen hatte, viel damit ebenfalls aus. Nun war sie bereits kaum mehr zu gebrauchen. Doch war auch damit noch nicht Schluss. Durch ihre urplötzlich verringerte Geschwindigkeit kreuzte sie die Flugbahn des n-Jägers nicht nur, sie stand quasi regungslos mitten im Schussfeld seiner Laserkanonen. Ein Schwall roter Blitze ergoss sich über ihren Jäger und durchlöcherte den Solarflügel auf Steuerbordseite. Ein Schuss traf die Cockpit-Kanzel und zertrümmerte die Steuerelektronik. Zwar sprang ihr Jäger noch nicht in tausend Einzelteile, doch nun gleitete sie manövrierunfähig auf den Rand des Strands zu.


„Ich bin getroffen, Major! Kritisch.“
Samins Atmung wurde hektisch und ein Gefühl von Machtlosigkeit breitete sich in ihr aus, während sie keine Kontrolle mehr über ihr schwebendes Gefährt hatte. „Ich muss notlanden!“ Sie blickte aus dem fassettenartigen Frontfenster und versuchte abzuschätzen, wo sie in etwa landen würde. Wenn sie nicht alles täuschte, würde sie gerade so am Ufer des Strands ankommen. Mit vor Panik zitternden Händen tat sie alles in Ihrer Macht, um den Gleitflug so weit wie möglich zu verlängern, und den Jäger bei einer solchen Geschwindigkeit zu halten, die sie nicht sofort in Staub verwandeln würde, sobald sie in den Sand krachte. Aber es half nichts. Sie konnte nichts tun. Von nun an lag das Schicksal ihrer Maschine nicht mehr in den Händen ihres Könnens.

Sie sah ein, dass sie sich für den Ausstieg vorbereiten musste. Und gerade wollte sie die entsprechenden Sequenzen einleiten, da ging ein Ruck durch den ganzen Jäger. Er schien merklich langsamer zu werden und ein Knacken im Com ertönte.

„Wir geleiten Sie zum Ufer, Wolve 4.“


Es waren DéSkalz und Caranthyr, die ihre Maschinen etwas versetzt hinter sie gesetzt hatten und nun gemeinsam ihre Traktorstrahlen einsetzten, um Samin eine halbwegs sichere Landung zu ermöglichen.

„Verdammt bin ich froh euch zu sehen!“, fuhr es aus ihr heraus. Auch ein heiteres Lachen konnte sie nicht unterdrücken. Und plötzlich ertönten noch viel mehr Stimmen. Es mussten dutzende sein. Anscheinend hatte Sakura es geschafft. Der Störsender schien endlich vernichtet zu sein, denn nun konnte sie unzähliges Stimmengewirr der TIE-Jäger über Adumar hören. Aus den Fetzen, die sie vernahm, konnte sie herausfiltern, dass die Schlacht im All geschlagen war. Und tatsächlich: Als ihre Flügelmänner ihren Jäger mehr oder weniger Sanft auf festem Boden abgeliefert hatten, öffnete Samin die Ausstiegsluke und konnte einen ganzen Himmel voller TIEs und CR25 Truppentransportern erkennen, die in die Atmosphäre eindrangen. Sie nahm ihren Helm ab und blinzelte kurz. Auch wenn es durch Tageszeit und Wolkendecke inzwischen düster war, mussten ihre Augen sich erst daran gewöhnen, nicht mehr hinter einer schützenden Scheibe zu sitzen. Sie schaute in die Richtung, aus der sie gekommen war, und versuchte mit bloßen Auge zu erkennen, ob Aiden Thiuro seinen Kampf gewonnen hatte.

[ Adumar-System| Adumar | Cartaan-City | Strandufer | Samin ]
 
[Adumar | Nördlich von Cartann City | Luftraum über dem Gebirge] Chett Nectu (Wolf 9) mit Sakura Mitsumo (Wolf 7) und Amon Synn (Wolf 8, NPC). Aiden Thiuro (Wolf 1), Hess'amin'nuruodo (Wolf 4), übrige Wolves über Cartann City]

Sakura biss sich auf die Zähne, im Hinterkopf behaltend was ihr Aufgabe war und gleichzeitig ahnend, dass diese Mission ach ihren Tod bedeuten konnte, so wie jede andere auch. Das Terrain jedoch war unwegsam, die Klippen und Ausläufer der Hänge und Gipfel schnitten mitten ins Tal hinein. Zu viele Möglichkeiten für den Feind irgendwo in irgendeinem Winkel eine Überraschung sitzen zu haben. Zu viele Möglichkeiten die in Betracht gezogen werden konnten und Sakura versuchte diese einzuschätzen. Etwas, was schier unmöglich war. Keiner konnte jede Evenutualität beachten. Es gab einfach zu viele Möglichkeiten. Sie alle konnten zutreffen oder auch keines. Woher sollte sie wissen was an der nächsten Ecke war, was sich in einer der Schluchten befand und was vielleicht schon auf sie wartete. Sie konnte nur eines tun, versuchen im Kopf zu behalten was ihre Aufgabe war, zu versuchen die Störsender zu vernichten, gleich was es bedeuten mochte und dennoch gefiel ihr diese Art des Denkens nicht. Erschwerend war das Wetter, der Schnell welcher nicht einfach viel sondern vom Wind in Wirbelartigen ströhmen durch die Landschaft gescheucht wurde. Das Schneetreiben war zu dicht um sich auf irgendetwas verlassen zu können. Waffen feuerten, versuchten sie vom Himmel zu holen und ihnen blieb nicht viel übrig als das Feuer auf gut Glück zu erwidern und darauf zu hoffen, dass einer ihrer Schüsse ins Schwarze traf. Kein wirklich schönes Gefühl, keines auf das mans ich verlassen konnte oder gar wollte. Doch blieb ihnen etwas anderes übrig? Sie hatten keine andere Wahl als das zu tun, zu was man sie geschickt hatte. Innerlich fluchte Sakura über die Umständen. Wenn wenigstens der Schnee nicht wäre, dann wäre es um einiges einfacher. Doch die Natur kannte keine Gesetze und Adumar bewies dies nur zu gut. So als ob man gegen sie wäre, als ob man ihnen nicht nur strotzen, sondern auch wollte das sie scheiterten. Ein scheitern jedoch gab es für die Rottenführerin nicht. Ihr Ego würde dies niemals zulassen. Dafür war sie zu stolz. Auf die ein oder andere Art würden sie es schaffen. Welche, dies würde sich zeigen und dennoch würden sie es irgendwie schaffen. Dies war das Ziel, dies war ihre Motivation, während ihre Jäger durchgeschüttelt wurden. Die Waffen ihrer Feinde keinen Hehl daraus machten was sie von ihnen hielten und dass sie, sollten sie die Chance erhalten, keine Gnade zeigen würden. Wer würde auch schon Gnade mit ihnen haben? Das Ziel kam näher, massiver Fels und Wälder schossen unter ihnen hindurch, noch immer verborgen durch das Schneetreiben.


Ihre Sensorik mochte besser sein als die von Chett und dennoch machte sie dies nicht glücklicher. Die gesamte Region glich einer Festung an Bewaffnung. Feindliche Einheiten in der Luft wie auch am Boden. Es war als ob man hier eine Festung errichtet hätte in dem Wissen, dass man versuchen würde die Störsender zu vernichten. Die Hölle wäre dabei ein weitaus schönerer Ort. Wenn sie könnte würde sie tauschen, doch da dies nicht möglich war mussten sie hier eine Sieg erringen. Ihre Aufgabe war nicht einfach, genau genommen eine Hersauforderung und schwierig. Sie würde viel Geschick erfodern und dennoch war sie nicht unlösbar. Der Glaube konnte Berge versetzen, der Glaube daran es zu schaffen war ein Zentraler Punkt im Kopf der Pilotin und sie würde an diesem festhalten.

Bevor sie jedoch die Station erreichen konnten wurden sie mit dem Feind direkt konftrontiert. Sechs Maschinen, welche sich dazu entschlossen hatten ihnen die Suppe zu versalzen und alles daran setzen würden. Die Adumarie würden nicht kampflos aufgeben, sie würden handeln und sie würden Risiken eingehen. Blaue und rote Blitze brachten den Schnee zum schmelzen. Da sie ihr Ziel erüfflen wollten, sich nicht in irgendwelche Kämpfe verwickeln lassen sollten, besaßen sie nicht viel Spielraum und würden damit ein gefundenes Fressen für ihre Feinde sein. Sakura hätte den Befehl verändern können, doch sie hatte sich entschieden und diesen Faden würde sie beibehalten. Sie würde sich nicht die Blöße geben als Wankelmütig und unüberlegt dazustehen. Das Ziel weiter vor augen jagten ihre Maschinen auf das zu was sie zerstören sollten.

In dem Wissen, das sie Nectu in eine Situation brachte die ihn das Leben kosten konnte, wusste sie auch, dass dies die einzige Möglichkeit war eine Chance zu haben. Noch immer flog er am Ende der Formation, war damit gegen Beschuss von vorn geschützt, doch alles was von hinten kommen würde machte ihn verwundbar. Sie war sich all dessen bewusst und dennoch gab es keine Möglichkeit. Er konnte ihr vorn nicht wirklich helfen, sondern wäre viel mehr ein gefundenes Fressen. Dies war ein Grund warum sie entschieden hatte, dass ihr Flügelmann in "Deckung" gehen sollte. Solange sie zu dritt waren besaßen sie mehr Feuerkraft. Die Gruppe erreichte die zweite Station, sie feuerten, jagten ihre Flugkörper in das Herz der Anlage. Ein Ziel weniger auf ihrer Liste. Ein kleiner Erfolg, welcher sofort bestraft wurde. Die Explosion sorgte dafür, dass ihre Verfolger von der Anzeige verschwanden. Die EXplosion war zu nahe, das Schneetreiben zu dicht und ihre Anzeigen versagten kurzzeitig. Wie lange würden sie so weiter machen? WIe lange würden sie standhalten können bis...

Bis einer von ihnen getroffen werden würde... Es geschah! Der Altpraum hatte begonnen und versetzte Sakura einen Stoß. Wolf Neun meldete das er getroffen war, dass er ihnen nicht mehr helfen konnte. Ihr ganz Persönlicher Alptraum begann, manifestierte sich in ihrem Geist und erschüttert sie. Wer würde die Oberhand gewinnen? Wer würde siegreich aus dem Kampf hervorgehen, aus dem Kampf mit der eigenen Angst? Sie hatte keine Zeit! Sie konnte sich nicht mit ihren eigenen Ängsten befassen, sie konnte nicht zulassen das diese Angst sich in Panik verwandelte.

"Sehen zu das sie sie durchkommen, Neun! Viel Glück."

Mehr konnte sie nicht sagen. Nun lag es an ihr und Synn sich das Vergnügen zu geben. Der Druck auf ihre Zähne wurde stärker. Sie musste ihre Aufgabe erfüllen!

"Acht, wir fliegen weiter. Mein Befehl bleibt bestehen."

Ihre Jäger schossen weiter. Laserblitze jagten durch die Landschaft. Verbissen wie ein Kathund näherten sie sich langsam ihrem nächsten Ziel. Innerlich hoffte sie, dass Nectu es schaffen, dass sie sich widersehen würden. Mehr als diese Hoffnung blieb ihr nicht und sie würde daran festhalten. Ihre Verfolger kamen näher, sie erkannten die Lage in der sie sich befanden, sie versträkten ihr Feuer und als sie Sakura und Synn ein Satz nach vorn machten, eine Spalte überflogen glaube sie einen Schatten zu sehen, eine gewaltigen. Noch ehe sie etwas sagen konnte erhellte ein greller Blitz die Umgebung, gefolft von weiteren, kleineren.

"Ausweichen!", schrie Sakura ins Kom und warf ihren Jäger nach links. Synn reagierte ebenfalls. Die Laser streiften ihr Heck, brachten ihre Schutzschilde zum Knistern, dann folgte beständiges Feuer.

"Wir haben ein Problem, Wolf Sieben. Sieht aus als ob sie eine Bastion errichtet haben", gab Sieben ihr zu verstehen.

Etwas womit er Recht behalten sollte! Innerhalb von Sekunden wurden sie unter Beschuss genommen und dies scheinbar von allen Seiten. Es blieb ihnen nichts anderes übrig als auszuweichen, ihren Kurs immer wieder zu korrigieren und das Feuer zu erwidern. Der vorangegangene Alptraum ging weiter, schien mehr und mehr seinen Höhepunkt zu erreichen. Sakura versuchte einen klaren Kopf zu bewahren, Herrin ihrer selbst zu sein. Nur quälend langsam kamen sie ihrem Ziel näher. Einem Zickzackkurs gleichend jagten die beiden Imperialen Jäger über die nächste Schlucht hinweg. Steckten immer wieder Treffer ein und verteilten welche. Doch auf Dauer würden sie diesem Beschuss nicht standhalten. Ihre Schilder waren bereits auf unter fünfzig Prozent. Sollte sie dies überleben, würde sie dies hier frei geben und die Hölle mieten.

"Sieben, bilde ich es mir ein oder ist da vorn eine weiter Überraschung?", wollte Acht wissen.

Was meinte er? Sakura versuchte etwas zu erkennen, doch dies war gerade nicht möglich. Erst als der Himmel erneut erhellt wurde erkannte sie, was ihr verbliebender Flügelmann meinte. Die letzte Bastion vor dem Ziel. Eine Reihe gepanzerter Abwerstationen.

"Sie haben Recht. Sieht aus wie eine Reihe gepanzerter Abwehrstationen."

"Verdammt und der Rest im Nacken. Keine schönen Aussichten wie ich finde. Was schlagen sie vor, Sieben?", wollte Synn wissen.

Was sollte sie vorschlagen? Es gab nicht viel was sie tun konnten außer direkt darauf zufliegen und ihre Torpedos einzusetzen.

"Torpedos bei einer Distanze von 1500 Metern."

"Verdammt nahe!", gab Synn fast protestierend zurück.

"Ich weiß. Aber so stehen die Chancen gut, dass ein Paar unserer Feinde mit draufgehen."

Wolf Acht bestätigte. Die Distanz schrumpfte, dann schickten beide ihr Torpedos los, damit beschäftigt sich nicht abschießen zu lassen jagten sie über die Explosion hinweg und damit mitten in ihren Untergang hinein. Vom Licht geblendet brauchten ihr Augen zu lange um die nächste Gefahr zu sehen. Ihre Sensoren taub und blind. Ihre Maschinen wurden durchgeschüttelt, wobei Sakura wohl heftiger getroffen wurde als ihr Flügelmann. Ihr Ruder war getroffen, die Schilde vielen just im nächsten Augenblick aus. Flackerten, verschwanden. Ungeschützt jagte sie unkontrolliert auf die Anlage zu.

"Bin getroffen. Schilde ausgefallen...."

Rauschen. Hatte Synn sie gehört? Sakura kämpfte mit ihrer Maschine, kämpfte darum die Oberehand zu gewinnen, während ihr Jäger direkt auf die Anlage zuhielt. Sie würde es nicht schaffen! Dies war ihr klar. Ihr erster Gedanke war aussteigen, doch diesen verwarf sie. Wenn sie schon nichts anderes tun konnte, dann würde sie dafür sorgen, dass ihre Maschine in die Anlage krachte und diese damit wenigstens zerstörte. Es schien unendlich zu dauern bis sie ihren Jäger halbwegs in den Griff bekam. Sie wusste, dass sie den Auslöser für den Schleudersitz betätigte und aus dem Gefährt geschleudert wurde. Sie konnte noch sehen wie ihr Jäger in die Anlage krachte, wie die Explosion sie blendete, dann kam ihr Körper irgendwo im Schnee auf. Sie schlittert einige Meter und pralle mit voller Wucht gegen einen Fels. Das Licht erstarb. Es wurde dunkel.

Synn fluchte innerlich. Die Anlage war zerstört, seine Schilde bei fünf Prozent, seine Rottenführerin abgestürzt. Scheinbar hatte sie sich geopfert. Er konnte es nicht sagen. Die Kommunikation jedenfalls ging wieder, denn er höre Stimmen.

"Wolf eins, hier Wolf Acht. Auftrag erfüllt. Wolf Neun und Sieben verloren. Meine Maschine ist beschädigt. Schilde bei fünf Porzent. Ich weiß nicht ob ich es zurück schaffe", klärte er seinen Staffelführer auf.

[Adumar | Nördlich von Cartann City | Luftraum über dem Gebirge] Amon Synn (Wolf 8, NPC) | irgendwo am Boden Sakura Mitsumo (Wolf 7, bewusstlos) ]
 
[ Adumar-System| Adumar | Cartaan-City| Hangarkomplex CT 3 alpha | Tessa, Techniker (NPC) ]


Tessa musste sich schon fast mit Gewalt vom Geschehen auf dem Projektor losreissen. Aber die Arbeit hatte immer noch vorrang. Am Rande hatte sie mitbekommen, dass ihre Anweisung die Nachbrenner nicht zu benutzen an den noch im Kampf befindlichen Piloten hinausgegangen war, aber ob dieser die Information auch erhalten hatte, konnte sie nicht hören. Ihre Anforderung eines Speeders war hingegen im allgemeinen Trubel untergegangen. Nach mehreren Drehungen um Ihre eigene Achse sah sie jedoch unter einer Plane die Haube eines zivilen Speeders hervorlugen. Schnellen Schrittes begab Sie sich in die hintere Ecke des Hangars, wo dieses Gerät anscheinend schon vor längerer Zeit geparkt worden war. Mit wenigen Handgriffen befreite sie das zivile Modell von seiner Staubschutzhaube, und aktivierte die Repulsoren. Nachdem diese mit einem leisen Brummen zum Leben erwacht waren, wandte sich Tessa nochmals an das Team im Hangar.

Leute! Sichert alle Daten, und lasst so wenig Informationen wie möglich an die Imps fallen. Wenn möglich verschwindet von dem Planeten. Wir werden die Tests andernorts weiterführen. Ich versuche noch die Transponderboxen zu retten, damit wir den Ursachen für die Fehlfunktionen auf den Grund gehen können. Wir sehen uns dann demnächst auf Sluis Van.

Mit diesen letzten Worten sprang sie in den Speeder, und beschleunigte aus dem Hangar hinaus. Noch während sie über das Landefeld des Hangars fuhr, aktivierte sie das Navigationssystem des X-34 um möglichst schnell zu der ersten Absturzstelle zu gelangen. Dank des Luftalarms, der seit dem auftauchen der imperialen Flotte ausgelöst war, hatte sie freie Fahrt, da sich fast alle Zivilisten in die Keller und die unterirdischen Schutzanlagen geflüchtet hatten. So war es Ihr möglich den Absturzort des ersten Versuchsmodells innerhalb von 15 Minuten zu erreichen. Das Bergen des Aufzeichnungsgerätes stellte sich schon als etwas schwieriger heraus, da immer noch vereinzelt kleine Brandherde das durchsuchen der Trümmer erschwerten. Aber nach einer guten halben Stunde hatte Sie dann doch die kleine orange-rote Box ausfindig gemacht und unter einigen anderen Bauteilen hervorgeholt. Nachdem Sie das Bauteil kurz auf äußere Schäden untersucht hatte, legte sie das Teil in den Fußraum des Speeders und programmierte die zweite Absturzstelle in die Navigationskonsole. Diesmal sollte der Weg sie quer durch Cartaan-City führen, wobei sie versuchte in den engeren Straßen zu bleiben, immerhin war ja jederzeit nochmals damit zu rechnen, dass sich die Luftkämpfe wieder über die Stadt verlagern würden.
Nach einer schier endlosen Kurvenfahrt erreichte Tessa schließlich die sich zum offenen Meer hin ausdehnende Wohnbebauung, die einen doch recht luxoriösen Eindruck machte. Und nur wenig später stoppte sie ihr Gefährt direkt am Wasser. Gar nicht so weit von ihrem Haltepunkt entfernt konnte Sie sogar einige der leichten Teile des verlorenen Jägers in der leichten Dünung schaukeln sehen. Anscheinend hatte die Flugmaschine zum Zeitpunkt der Fehlfunktion eine landwärts gerichtete Flugbahn gehabt, so dass die Trümmer dank der Massenträgheit wieder fast bis zum Ufer geflogen waren. Mitten in der Ansammlung von Trümmern konnte Sie ein schwaches grünes Blinksignal ausmachen. Tessa sah sie sich um und entdeckt an einem privaten Pier ein vertäutes Hydrobike, eine Mischung aus Swoop und Kanu. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Sie immer noch alleine hier am Strand war, begab sie sich zu dem Vehikel machte es los, und betätigte den Anlasser. Anfangs langsam und vorsichtig, aber schon bald beschleunigend lenkte Sie das Gerät auf die Ansammlung von Trümmern zu. Dort schaffte Sie es mit Müh und Not nicht ins Meer zu fallen, während Sie das zweite Aufzeichnunggerät aus dem Wasser holte. Inzwischen hatte der Wind aufgefrischt, und Tessa musste ihre komplette Aufmerksamkeit dem Lenken des Wassersportgeräts widmen, so das es ihr komplett entging, dass Sie einerseits ein gutes Stück von Ihrem Landspeeder entfernt wieder auf das Ufer treffen würde, und dass inzwischen ein Imperialer Sternenjäger am Strand gelandet war, nur Unweit der Stelle, an der sie die Küste wieder erreichen würde.
Als Sie dann auch am Ufer war, war es zu spät um sich noch anders zu entscheiden. Sicher war sie inzwischen bemerkt worden. Aber möglicherweise konnte Sie sich ja noch aus der ganzen Geschichte irgendwie herausreden. Also ging Sie los, in Richtung Ihres Landgefährts, immer versucht so zu tun, als ginge Sie die ganze Auseinandersetzung hier auf dem Planeten nichts an.


[ Adumar-System| Adumar | Cartaan-City | Strandufer | Tessa, etwas entfernt Samin ]
 
[Adumar-System | Adumar :||: Cartaan City | Strandpromenade :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottill; Elfte Kampfgruppe :||: TIE/D „Wolf Eins“ :||: Major Aiden Thiuro allein :]

Trotz all der Jahre an Erfahrungen im Luft- und Raumkampf sowie seinem fliegerischen Können im Allgemeinen hatte er es letztendlich nicht verhindern können. Mit einer Salve roter Lichtblitze hatte der „Banshee“ – so nannte der „Alphawolf“ mittlerweile den unbekannten Jägertyp – Samins TIE/D Defender ins Abseits geschossen. Panisch hatte ihre Stimme geklungen als sie ihm den Ausfall über die private Frequenz mitgeteilt hatte – und er hatte nur misslaunig mit den Zähnen geknirscht. Nun musste er den Dogfight mit dem Adumari also tatsächlich allein zu Ende bringen. Während der TIE seiner gegenwärtigen Stellvertreterin eine Notlandung in urbanen Gebiet hinlegte, tastete er sich mit seiner ebenso vom bisherigen Schlachtgeschehen gebeutelten Maschine ein weiteres Mal vorsichtig an den kämpferischen Feind heran.

In einem rasanten Tempo schossen die beiden unterschiedlichen Jagdbomber einen Augenblick lang über Cartaan Citys Häuserdächer hinweg als der TIE/D Defender plötzlich eine abrupte Rolle nach Links machte. Dieses Manöver schenkte ihm in der Tat das nächste Paar ungewisser Minuten, da er so einer Salve entwischt war, die ihn höchstwahrscheinlich genauso wie Samin ins Abseits befördert hätte. Für kurze Zeit vergrößerte sich der Abstand wieder, da der Adumari weiterhin versuchte dem Dogfight rasch zu entfliehen und schnellst möglich in den schützenden Bereich einiger verbündeter Luftabwehrsysteme zu kommen. Nachdem er zwei Kameraden schon verloren hatte, wollte er nicht auch noch draufgehen. Doch der Staffelführer der „Wolves“ ließ nicht locker. Mochte er durch sein Manöver gut ein Dutzend Meter verloren haben, so geißelte er seine Maschine nun ein weiteres Mal zu Höchstleistungen! Schon heulten die kreischenden Triebwerke einmal ohrenbetäubend auf, bevor der TIE einen gewaltigen Satz nach vorn machte.


„Halte durch!“, murrte Aiden beiläufig als sein Diagnoseprogramm auf einmal den Ausfall mehrerer Platinen und Transistoren anzeigte.

Ja, sein momentaner Flugstil forderte einen hohen Tribut. Möglicherweise hatte er die Grenzen des imperialen Jagdbombers noch nie so sehr ausgereizt wie in dieser Schlacht. Stets war der TIE/D der unangefochtene „König des Raumkampfes“ – aber nun musste er sich mit einem etwa gleichstarken Gegner messen. Ungewohnt war diese Situation für den kampferprobten Major. Während unter dem schweren Helm noch immer der Schweiß ungehindert seine Schläfe hinablief und die Mundhöhle so trocken wie eine Wüste war, bereitete er sich seelisch und körperlich auf den nächsten, womöglich letzten Schlag gegen den „Banshee“ vor. Diesen Kampf zu beenden – oder gar zu verlieren –, weil er schlicht das Potenzial seines Sternjägers überschätzt hat, kam für ihn nicht in Frage. Mittlerweile hatte er die Auffassung, dass ihm der Adumari lang genug die Stirn geboten habe.

Über Funk meldete sich plötzlich Foster.
[Eins, kommen Sie zurecht?]

Obgleich das Gewitter, das inzwischen über der Stadt tobte, weiterhin an Fahrt aufgenommen hatte, konnte man die beiden TIE/ad Avenger, die sich „Wolf Eins“ in einem rasanten Tempo näherten, gut erkennen. Sie waren nicht nur in den gleichen, miserablen Zustand wie der Jagdbomber, sondern sie hatten offenbar auch den gleichen Ehrgeiz das Ding vom Himmel zu holen wie er. Salven giftgrüner Lichtblitze zuckten durch die verregnete Dunkelheit, während natürliche Lichtphänomene, grell und zudem mächtig, auf die urbane Gegend niedersausten. Für einen ganz kurzen Moment übertönte ein grollender Donner sämtliche Kampfgeräusche. Es schien tatsächlich so als ob sich der Planet kaum – oder besser überhaupt nicht? – um die Dinge scherte, die gerade auf seiner Oberfläche und in den niederen Regionen seiner Atmosphäre abspielten. Mochten die Menschen an diesem Tag doch ruhig in ihrem eigenen Blut ertrinken, ihn störte es nicht – so schien es jedenfalls.

Piepsend machte sich die integrierte Recheneinheit des TIE auf einmal bemerkbar als die Sensoren am Rande Flaksignaturen bemerkten. 'Anscheinend lockt uns dieser schleimige Hutte wieder in die Nähe seiner Freunde', dachte sich Aiden sogleich, ließ seine Hand routiniert zu der kleinen Konsole über seinen Kopf wandern und machte – per Knopfdruck! – einen Satz Täuschkörper bereit. Danach ließ er die Hand schnell wieder zu ihrem angestammten Platz am Steuerknüppel zurückkehren, um dem „Banshee“ noch eine ionisierte Salve hinterher zu schicken. Höchstens über den Sensordisplay konnte er in diesem Moment – rudimentär – verfolgen wie seine Begleiter, die beiden TIE-Avenger, gleichfalls Druck auf das gemeinsame Ziel ausübten. Einige Schüsse der Imperialen streiften dabei den gegnerischen Deflektorschild; brachten ihn zum Flimmern. Mehr und mehr wurde es bloß noch zu einer Frage der Zeit bis sie die Oberhand endgültig gewonnen hatten.

Und dann war es mit einem Mal soweit! In einem günstigen Augenblick, seine Begleiter hatten den Schild weiter geschwächt (und erste Lücken darin waren plötzlich recht gut zu erkennen), schnellte der Daumen des Bastioner unwillkürlich zum Feuerknopf. Millisekunden vergingen. Dann spuckte der TIE/D auf einmal einen Protontorpedo in Richtung Ziel aus. Natürlich nahm das explodierbare Geschoss an Fahrt auf, setzte sich zügig am Heck des feindlichen Sternjägers fest und „biss“ bei der erstbesten Gelegenheit zu. Die anschließende Detonation war nicht nur sehr gewaltig, sondern hatte für Aiden sogar etwas „Befreiendes“. Selbst die Tatsache, dass dem Pilot der Teufelsmaschine durch dessen Schleudersitz das Leben gerettet wurde, trübte in diesem Moment nicht das Gefühl, das sich ungehemmt in dem ausgelaugten Körper des Imperialen ausbreitete. Mit Unterstützung zweier TIE-Avenger hatte er die Bedrohung, die durch diesen neuen Typ ausging, am Ende beseitigt. Er atmete kurz durch. Sogar seine Glieder entspannten sich für diesen flüchtigen Zeitraum.

Just in dem Moment, als seine Maschine gerade abdrehte, drang plötzlich Lieutenant Gyrrs reizlose Stimme zu ihm durch.
[Null an Eins, bitte melden Sie Ihren Status.]

„Hier Eins, sechs von neun Piloten noch im Einsatz“, gab der Major sogleich durch, nachdem sich die kampffähigen Mitglieder seiner Staffel kurz gemeldet hatten. „Primärziele komplett, Sekundärziele weitestgehend zerstört. Warten auf neue Befehle.“

Rauschen. Dann erneut die monotone Stimme des Givin. [Eins, habe verstanden. 'Executor' hat vorhin den Start der Offensive 'Reek' angeordnet. Erste, kleinere Truppentransporter sind inzwischen schon im Landeanflug auf Cartaan City.] Tatsächlich konnte man die klobigen Transporter, die sowohl die ersten Soldaten als auch das erste Kriegsgerät beherbergten, hier und da schon sehen. ['Reek Eins' tritt in wenigen Minuten in Adumars Atmosphäre ein. Der gesamte Flügel soll ausschließlich dessen Landung sichern. Verstanden, Eins?]

Der Staffelführer antwortete darauf bloß mit einem schlichten Klicken. Durch die große Übermacht, die das Galaktische Imperium mit der Achten Gefechtsflotte ins Katorrs-System geführt hatte, war ein Sieg im Orbit selbstverständlich nur eine Frage der Zeit gewesen. Trotzdem war Aiden für einen kurzen Augenblick erstaunt über die Geschwindigkeit. Anscheinend hatte der „Eiserne Bund“ nicht allzu viel zu Adumars orbitaler Verteidigung aufbieten können. Möglicherweise band Ord Mantell, das zur gleichen Zeit von der Siebten Gefechtsflotte angegriffen wurde, zu viele Streitkräfte. Oder spekulierten die Adumari auf mehr Erfolg bei späteren Guerillakämpfen? Zu viele Gedanken konnte sich der „Alphawolf“ in diesem Moment leider nicht machen. Denn in der Ferne brach langsam die stumpfe Spitze des Acclamators – „Reek Eins“ – durch die Wolkendecke. Tausende Soldaten waren in diesem Monstrum und warteten auf ihren Einsatz. Eine leicht aufgeriebene Staffel TIE-Fighter – so registrierten es die Sensoren – begleiteten den riesigen Truppentransportkreuzer. Für einen Mann wie Aiden Thiuro trotz allem ein majestätischer Anblick!

Acht, hier Eins. Schließen Sie so schnellstmöglich zu Fünf und Sechs auf“, befahl der Bastioner über den Staffelkanal, weil die Kommunikation wieder einwandfrei funktionierte. „Fünf, Sie haben nun das Kommando über Rotte Zwei – und sind gleichzeitig mein Stellvertreter.“ DèSkalz gab bloß ein Klicken von sich. „Rotte Eins, bei mir sammeln. Sofort.“

[Adumar-System | Adumar :||: Cartaan City | Strandpromenade :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottill; Elfte Kampfgruppe :||: TIE/D „Wolf Eins“ :||: Major Aiden Thiuro allein :]

[OP: Ich schätze mal im nächsten (oder allerspätestens im übernächsten) Beitrag dürfte die Schlacht von Adumar dann beendet sein.]
 
[ Adumar-System| Adumar | Cartaan-City | Strandufer | Samin ]

Blinzelnd versuchte Samin etwas zu erkennen. Doch die Sicht war zu eingeschränkt. Die dunkle Wolkendecke verhinderte, dass Lichtstrahlen des nahen Gestirns die planetare Oberfläche erreichten. Mit bloßen Auge konnte die Chiss lediglich immer wieder aufleuchtende helle Blitze, teils wetterbedingt, teils aus den Mündungen der Laserwaffen sehen. Unter den vielen Jägern und Landungsbooten, die inzwischen in die Atmosphäre eingedrungen waren, hätte sie niemals Major Thiuro und den Adumari-Piloten, der sie abgeschossen hatte, ausmachen können.

Seufzend ließ Samin sich zurück in die Cockpit-Kanzel gleiten, nachdem sie zuvor auf dem Rand der Einstiegsluke gesessen und Ausschau gehalten hatte. Die Sauerstoffschläuche des Helms, den sie immer noch in Händen hielt, löste sie von dem Lebenserhaltungssystem auf ihrer Brust und platzierte ihn neben dem Pilotensitz, während sie sich selbst darauf niederließ und die Kommunikationssysteme checkte. Erleichtert stellte sie sofort fest, dass ihr Staffelführer noch lebte, und - im Gegensatz zu ihr - kein Opfer der überragenden neuen Technik der Adumari geworden war.

„Sechs von neun Piloten noch im Einsatz.“ Wenn Samin richtig lag, musste es mindestens einen Piloten aus Sakuras Staffel erwischt haben. Sorgenfalten durchzogen ihre Stirn, während sie sich mit einer Hand durch die schwarzen Haare fuhr, die durch die kürzlichen, nervenzerreibenden Anstrengungen völlig von Schweiß durchnässt waren. Was, wenn es sie sogar selbst erwischt hätte? Inzwischen war es die Elite-Pilotin beinahe gewöhnt, Kammeraden zu verlieren. Doch eine echte Freundin beklagen zu müssen, das war etwas völlig anderes. Davon hatte sie schließlich nicht gerade viele. Wen hatte es sonst erwischt? Nectu? Synn? Sie konnte sich zudem nicht erinnern, Irimore irgendwo auf dem Schirm gesehen zu haben. Doch es war alles so wirr dort oben und die blockierte Kommunikation hatte seinen Teil dazu beigetragen, dass sie sich nun eingestehen musste, keine Ahnung zu haben, wen es inzwischen eigentlich alles erwischt hatte. Sie konnte derzeit nichts weiter tun, als Gyrr zu kontaktieren, um Abholung zu bitten, ihren Peilsender zu aktivieren und darauf zu warten, dass sie jemand von diesem Strand holte.

Immerhin hatte sie das Com-Gerät, das ihr dabei Gesellschaft leistete. Samin schaltete durch die Kanäle, um sich ein besseres Bild darüber machen zu können, was vor sich ging, und erhaschte die Bezeichnung „Reek Eins“. Und tatsächlich, als sie sich nach vorne beugte, die Hände abgestützt auf den vorderen Armaturen ihres Jägers, konnte sie durch das facettenartige Sichtfenster einen Blick auf den atmosphärentauglichen Acclamator erhaschen, der langsam die Wolkendecke durchbrach. Sein Erscheinen sollte das Ende des Kampfes einläuten, und neben unumstrittener Lufthoheit, tausende Soldaten zur Besetzung der neugewonnenen Gebiete auf den Planeten bringen.

Es war jedoch nicht der Anblick der durch die Wolken dringenden Spitze des Schiffes (welches das imperiale Herz in ihr mit Sicherheit mit ehrfürchtigem Stolz erfüllt hätte), welche ihren Blick nun auf sich zog. Stattdessen war es eine Bewegung, die sie in ihren Augenwinkeln wahrgenommen hatte. Draußen auf dem Meer flitze etwas über die Wellen. Samin beugte sich noch etwas weiter nach vorn, sodass ihr Gesicht beinahe die durchsichtige Scheibe berührte. Es war zweifellos ein Gefährt. Vielleicht ein Hydrobike. Und wenn sie nicht alles täuschte, kam es in etwa aus der Richtung, aus der sie selbst gerade gekommen war. Die Chiss keuchte. Ihr warmer Atem beschlug bei dem kalten Wetter unmittelbar das Fenster, sodass sie mit ihrem Ärmel einmal über die feuchte Stelle wischen musste, um immerhin wieder etwas zu erkennen. Was immer es auch war, wenn es seinen Kurs beibehielt, würde es nicht unweit von ihr das Strandufer erreichen.

Als sie diese Erkenntnis traf, kletterte sie umgehend rückwärts auf den Sitz zurück, schaltete alle Systeme, bis auf den Peilsender, des Defenders ab und schwang sich hastig aus der Luke. Es konnte sich zwar auch ganz einfach um einen harmlosen Zivilisten handeln, doch dieses Risiko wollte die Lieutenant nicht eingehen. Wer befand sich schon inmitten einer feindlichen Invasion auf seinen Planeten, draußen auf dem Meer. Und noch viel wichtiger: Wer kam zurück in die Stadt, in der noch immer die Gefechte tobten?

Der Sand knisterte unter den Sohlen ihrer Stiefel als sie auf die Stelle zu rannte, an der sie die Landung des Wasserfahrzeugs vermutete. Sie atmete schwer. Das Design des Pilotenanzugs war für die Kälte des Weltraums, nicht für Sprints an Land gedacht. Als es nur noch wenige hundert Meter vom Ufer entfernt war, warf sie sich hinter einen der Steine, die überall zwischen Strand und Promenade verteilt waren, welcher gerade groß genug war, um sich dahinter verstecken zu können. Hastig glitten Ihre Finger die Hüfte hinunter zum Halfter, öffneten dessen Sicherung und zogen den Merr-Sonn-44-Blaster heraus. Er war er klein und leicht, sehr gut für die persönliche Bewaffnung eines Piloten geeignet, der im Regelfall keine Handfeuerwaffe benötigte. Doch in Samins Handschuhen wirkte er beinahe unhandlich. Zwar musste sie, wie alle imperialen Offiziere, regelmäßig Schusstraining nachweisen, doch als Scharfschütze konnte man sie ganz sicher nicht bezeichnen. Während sie die den Blick nach links und rechts schwenkte, um zu sehen, ob sich noch jemand in der Nähe befand, fiel ihr auch plötzlich der Speeder auf, der etwas weiter abseits direkt am Wasser geparkt war. Aber es war bereits zu spät. Schlitternd rutschte das Hydrobike aus dem Wasser hinaus auf den Sandstrand. Ab stieg eine menschliche Frau (Tessa). Sie war in etwa so groß wie Samin, schlank, mit roten Haaren, die am Hinterkopf zusammengebunden waren. Zwar sah Samin sie zunächst nur von Hinten, doch wirkte nicht gerade wie eine Soldatin. Sie trug weder Uniform, noch Kampfausrüstung. Pilotin war sie ebenso wenig. Ihre Kleidung war zum Fliegen so sehr geeignet wie es ihr Fliegeroverall zu einem Gala-Dinner gewesen wäre. Gerade wollte die Chiss erleichtert durchatmen, da drehte sich die Frau um. Als erstes viel ihr das rechte Auge auf, an dessen Stelle eine mechanische Apparatur saß. Zunächst dachte Samin an eine sehr skurrile Brille, ehe sie erkannte, dass der rote Punkt in der Mitte sich ähnlich bewegte, wie ihre eigene rote Pupille. Es musste also eher etwas wie ein Implantat sein. Da Implantate in der Galaxie jedoch nichts allzu Ungewöhnliches waren, war das für sie weitaus weniger verdächtig, als der orange-rote Flugschreiber, den die fremde Person in ihren Händen hielt.


Aus dem, was die Wolves-Piloten hier sah, konnte sie nur einen Schluss ziehen. Und selbst wenn sie sich täuschte, so war Vorsicht besser als Nachsicht. Sie drückte sich vom Boden ab und lief auf den Rotschopf zu, der ganz offensichtlich nicht mit ihr gerechnet hatte. Samin zielte mit dem Blaster mitten auf die Brust ihres Gegenübers und rief so laut und einschüchternd wie sie nur konnte.

„Halt! Stehen bleiben!“

Sie war inzwischen zu nah, als dass die Fremde noch davon laufen konnte. Auch wenn sie kein Ass mit dem Blaster war, auf diese Entfernung traf selbst sie.

„Wer sind Sie? Was machen Sie da?“


[ Adumar-System| Adumar | Cartaan-City | Strandufer | Samin & Fremdling (Tessa)]
 
[ Adumar-System| Adumar | Cartaan-City | Strandufer | Tessa, etwas entfernt Samin ]

So schnell konnte es gehen. Tessa war noch keine 20 Schritte gegangen, da sprang auch schon eine uniformierte Person (Samin) hinter den am Strand herumliegenden Geröllbrocken hervor, und stürmte mit gezogenem Blaster auf sie zu. Nach einem ersten Schreck konnte sie sich fangen und blieb nach der gerufenen Aufforderung stehen. Was hätte sie auch tun sollen, unbewaffnet wie sie war. Nachdem die blauhäutige Frau nur wenige Meter vor Ihr stehen geblieben war, konnte sie die Imperiale Jägermontur erkennen.

Auf die gerufen Frage wer Sie sei, und was sie da mache, hatte sie nur ein müdes Lächeln übrig.

Da wo ich herkomme, stellt man sich vor, bevor man irgendwelche Fragen stellt. Aber ich will ja mal nicht so sein. Mein Name ist Dr. Tesara.
Und nun stecken sie bitte den Blaster weg. Sie sollte eigentlich sehen können, dass ich unbewaffnet bin.
Was ich hier mache? Das selbe könnte ich Sie fragen. Wieso überfallen sie einen friedlichen Planeten, der nichts verbrochen hat?


Nach dieser fast schon aufmüpfigen Antwort hätte Tessa sich selbst schelten können. Wie konnte sie sich nur so verhalten. Ausgerechnet in diesem Moment in dem Zurückhaltung angebracht gewesen wäre, musste Sie noch Öl ins Feuer gießen. Wo doch dieser Konflikt nichts mit Ihr und Ihrer Arbeit zu tun hatte. Andererseits... wenn das Imperium natürlich von dem neuen Projekt Wind bekommen hatte, konnte es ganz anders aussehen. Aber jetzt war erst einmal Deeskalation angesagt. Nach einem erneuten tiefen Durchatmen setzte sie wieder zum Sprechen an.

Entschuldigen Sie bitte, meine Nerven sind gerade etwas mit mir durchgegangen. Ich gehe hier nur meiner Arbeit nach, das hat nichts mit der militärischen Auseinandersetzung zu tun.

Inzwischen hatte sich Tessa soweit beruhigt, dass Sie auch das Geschehen am Himmel bemerkte. Vor allem das Großkampfschiff das inzwischen fast komplett die Wolkendecke durchbrochen hatte, machte das Ignorieren der Vorgänge eigentlich unmöglich. Ihre Aufmerksamkeit zwar immer noch auf Ihre gegenüber gerichtet, verfolgte sie trotzdem den scheinbar langsamen Landeanflug des Kreuzers. Die Schlacht schien damit geschlagen. Sie konnte nur hoffen, dass die wenigen Techniker, die mit auf dem Planeten waren, sich in Sicherheit gebracht hatten. Aber mit einigen passenden Bemerkungen konnte Sie vielleicht noch weiter von Ihnen ablenken. Noch während Sie über Ihre nächsten Worte nachdachte, donnerten 2 Imperiale Jäger über Ihre Köpfe hinweg, und wackelten soweit man das bei den senkrechten Solarflügeln so nennen konnte mit eben diesen. Anscheinend sollte so die blauhäutige Pilotin darauf aufmerksam gemacht werden, dass man Sie nicht vergessen hatte, und ein Team unterwegs sei. Oder einfach nur, dass man Ihre Position ausgemacht hatte. Tessa hatte davon nicht unbedingt viel Ahnung. Ihr reichte das Wissen um Antriebe und deren technische Eigenheiten.


Also? Wie soll es nun weitergehen? Bin ich Ihre Gefangene oder darf ich zurück in die Stadt?


[ Adumar-System| Adumar | Cartaan-City | Strandufer | Tessa, Samin ]
 
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