Tagespolitik allgemein

Ich gebe nicht dem Kompromiss die Schuld, sondern dem fortwährenden Kompromiss. Ich bin kein Realitätsverweigerer und mir ist wohl bewusst, dass ein demokratisches Land nur in seltensten Fällen regiert werden kann, ohne Kompromisse zu schließen. Fortwährende Kompromisse allerdings, wie acht Jahre große Koalition, haben die Grenzen im politischen Spektrum aufgeweicht und der Demokratie als solcher keinen Gefallen getan. Demokratie lebt eben nicht nur von Kompromissen, sondern auch von Streit.
Und auch der Streit kann, wenn er im Übermaß auftritt, schädlich sein. Der Streit innerhalb der Regierung, v.a. zwischen Merkel und Seehofer, war z.B. mit Sicherheit nicht förderlich. Streit bzw. Auseinandersetzung ist wichtig, aber an seinem Ende muss dann auch immer wieder der Kompromiss stehen, damit es weiter geht.
 
Die SPD hat jetzt zwei Möglichkeiten wenn sie in eine GroKo geht. Entweder sie drückt dem ganzen einen dicken sozialdemokratischen Stempel auf und verkauft sich in den Sondierungen so teuer wie es nur geht oder aber sie besiegeln als (erneut) mickriger Juniorpartner ihr Schicksal.
Wie sie es machen, mit einer Absage der GroKo ist auch nicht wirklich was gewonnen..
 
Ich sage lediglich, dass es offensichtliche Parallelen gibt.

Die sehe ich nicht und darum ist deine Arbeitshypothese für mich eine Konstruktion. Nur weil es nach den letzten Bundestagswahlen nie zum Abbruch von Sondierungsgesprächen kam, ist der nun durch die FDP gegangene Schritt gewiss kein Ausschlag auf der demokratischen Richterskala und vor allem keine Parallele zur Weimarer Republik.

Das kann man nicht einfach wegdiskutieren [...]

Ich diskutiere gar nichts weg, du hingegen ignorierst mit deinen Bezügen zu Weimar den historischen Kontext, in dem der Untergang der Weimarer Republik überhaupt möglich wurde. Und ja, das ist gefährlich, denn es suggeriert eine aktuelle Krise, die es so überhaupt nicht gibt.

Streit bzw. Auseinandersetzung ist wichtig, aber an seinem Ende muss dann auch immer wieder der Kompromiss stehen, damit es weiter geht.

Ich stimme dir zu. Nur ist meiner Ansicht nach die Zeit des Streitens gekommen, nicht die Zeit eines neuen, weiteren Kompromisses. ;)
 
Ob sich Fau Merkel damit einen Gefallen tut,oder ist das schlicht und ergreifend realitätsfern ? Sollte es zu Neuwahlen kommen würde sich sich auch als Kanzlerkandidatin zur Verfügung stellen.

Quelle: https://www.welt.de/politik/deutsch...ahl-als-Kanzlerkandidatin-zur-Verfuegung.html

Die Alternativen wären ansonsten? Ein Jens Spahn, eine Julia Klöckner? Auch wenn man immer gerne und schnell davon spricht, aber die CDU ist zur Zeit dann doch noch relativ alternativlos was einen Kanzlerkandidaten angeht. In meinem Umfeld z.B. haben nicht wenige die CDU nur wegen des Amts -bzw. Merkelbonus gewählt.
 
Ob sich Fau Merkel damit einen Gefallen tut,oder ist das schlicht und ergreifend realitätsfern ? Sollte es zu Neuwahlen kommen würde sich sich auch als Kanzlerkandidatin zur Verfügung stellen.

Für sie persönlich und die CDU die naheliegende Wahl. Es gibt keinen populären Kandidaten, der innerhalb so kurzer Zeit in Position gebracht werden kann, und selbst bei den ambitionierten Aspiranten, die sich heute nach der Ära Merkel in höchste Würden träumen, wird wohl keiner scharf auf ein Karriereende nach einer schwierig zu kalkulierenden Neuwahl sein.
 
Die Alternativen wären ansonsten? Ein Jens Spahn, eine Julia Klöckner? Auch wenn man immer gerne und schnell davon spricht, aber die CDU ist zur Zeit dann doch noch relativ alternativlos was einen Kanzlerkandidaten angeht. In meinem Umfeld z.B. haben nicht wenige die CDU nur wegen des Amts -bzw. Merkelbonus gewählt.
Alternativlos. Immer wieder Alternativlos. Darum gibt es die ADF. Darum wurde Sie gegründet. Der Name AFD sagt schon alles. Den Namen hat sie wegen der alternativlosen Merkel.
Diktatoren sind Alternativlos. Warum eine Bundeskanzlerin in einer Demokratie?
 
Die sehe ich nicht und darum ist deine Arbeitshypothese für mich eine Konstruktion. Nur weil es nach den letzten Bundestagswahlen nie zum Abbruch von Sondierungsgesprächen kam, ist der nun durch die FDP gegangene Schritt gewiss kein Ausschlag auf der demokratischen Richterskala und vor allem keine Parallele zur Weimarer Republik.

Nö, du sagtest, die gegenwärtige Krise, die sogar unseren Bundespräsidenten zu einem deutlichen Statement (Kurz: "Arbeitet gefälligst zusammen. Das ist euer Job, für den ihr gewählt wurdet!") veranlasst hat, sei gar keine Krise, sondern meine Konstruktion. Mehr darf der Herr Steinmeier hier in dieser Situation gar nicht tun, was im Übrigen auch eine direkte Lehre aus der Weimarer Republik ist.

Ich diskutiere gar nichts weg, du hingegen ignorierst mit deinen Bezügen zu Weimar den historischen Kontext, in dem der Untergang der Weimarer Republik überhaupt möglich wurde.

Quatsch. Ich selbst habe hier klar und deutlich eingeräumt, dass es gravierende Unterschiede in beiden Verfassungen gab und sogar auf heute existierende Schutzmechanismen ausdrücklich hingewiesen. Dass es demnach auch zugrunde liegende historische Unterschiede zwischen damals und heute geben muss, ist da wohl nur noch ne selbstverständliche Binsenweisheit. Das Vorhandensein von solchen Unterschieden sorgt aber auch ganz grundsätzlich nicht automatisch dafür, dass man nicht mehr vergleichen darf oder gar kann.

Und ja, das ist gefährlich, denn es suggeriert eine aktuelle Krise, die es so überhaupt nicht gibt.

Tja, vielleicht wendest du dich mit dieser Kritik besser an die BZ, die von einer Historischen Instabilität spricht, die es seit der Weimarer Republik nicht mehr gab: https://www.berliner-zeitung.de/pol...and-seit-der-weimarer-republik-nicht-28879910

Und damit bin ich raus.
 
Alternativlos. Immer wieder Alternativlos. Darum gibt es die ADF. Darum wurde Sie gegründet. Der Name AFD sagt schon alles. Den Namen hat sie wegen der alternativlosen Merkel.
Diktatoren sind Alternativlos. Warum eine Bundeskanzlerin in einer Demokratie?

Häh, verdreh mal nicht meine Worte. :konfus:
Eine andere Spitzenkandidatin ist zur Zeit für die CDU nicht in Sicht. Oder wer könnte deiner Meinung nach ein ähnliches oder besseres Ergebnis einfahren als Merkel?

Übrigens geht es der SPD imho ganz genauso bei Neuwahlen.
 
Also ich will jetzt wirklich niemanden persönlich etwas. Weder Icebär noch Wonto oder sonstwem.
Aber jetzt mal Butter bei die Fische.
Wenn wir schon den Geist von Weimar beschwören,dann aber richtig.
Also ich sehe in der BRD keine wirklich starken Parteien die die freiheitlich/demokratische Grundordnung vernichten wollen.
Ich sehe keine Parteien weder von rechts noch von links die über starke paramilitärische Kampfverbände verfügen und sich gegenseitig die Birne einschlagen.
Ich sehe keine Bundesbehörden oder Staatsorgane die eifrig daran arbeiten die Demokratie zu zerstören.
Ich sehe keinen Präsidenten der den Saat oder das System dem er vor steht hasst und am liebsten abschaffen möchte.
Ich sehe keinen Präsidenten der am Parlament vorbei Regierungen mit Vollmachten ausstatten kann.
Ich sehe keine Streitmacht die ein Staat im Staate bildet und in die Politik eingreift.
Ich sehe kein Bundesland welches faktisch den Staat beherrscht.

Der Vergleich mit Weimar zieht hier einfach nicht.
Wie @Modal Nodes es vor kurzem treffend ausdrückte, wir werden auch spätestens in vier Jahren wieder ganz normal zur Wahl gehen.
Die BRD ist seit 70 Jahren eine gefestigte Demokratie. Unsere Staats und Verfassungsorgane stehen felsenfest auf dem Boden der Verfassung.
Wir haben Gerichte die zur Not auch die Maßnamen der Politik ausser Kraft setzen dürfen. Wir haben eine freie Presse. Und auch das Volk ist nicht mehr das Volk der Zwischenkriegsjahre.

Also Jungs und Mädels. Ihr könnte heute Abend ganz beruhigt ins Bett gehen,eure Partner oder eurer Stofftier in den Arm nehmen und ganz beruhig einschlafen. Und wenn hir morgen früh aufwacht ist die BRD noch immer ein freiheitlich/demokratischer Staat. Es wird weder morgen früh noch in sechs Monaten ein neuer Führer oder Wozd auf dem deutschen Thron sitzen.
Es ist in Deutschland der Versuch einer Regierungsbildung gescheitert. Das soll in demokratischen Staaten ja mal vorkommen.
Nur weil dies in der BRD nicht üblich ist ist das noch kein Weltuntergang. Zur Not muß eben neu gewählt werden.
Die Herrschaften in Berlin werden schon eine Regierung auf die Beine bekommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
[...] sei gar keine Krise, sondern meine Konstruktion.

Nö, nö. Ich habe gesagt, dass du mit deinem Weimar-Vergleich ein Bedrohungsszenario konstruiert, dass es nicht gibt. Das was du hier als Krise bezeichnest, bedroht gewiss nicht den Fortbestand der Bundesrepublik Deutschland oder unserer Demokratie.

Dass es demnach auch zugrunde liegende historische Unterschiede zwischen damals und heute geben muss, ist da wohl nur noch ne selbstverständliche Binsenweisheit.

Nur das sich auch aus deiner selbstverständlichen Binsenweisheit, selbstverständlich nur Rückschlüsse auf die innenpolitische bzw. staatsrechtlichen Probleme der Weimarer Republik ziehen lassen. Und damit lässt du halt wieder den gesamten bzw. restlichen historischen Kontext außen vor.

Das Vorhandensein von solchen Unterschieden sorgt aber auch ganz grundsätzlich nicht automatisch dafür, dass man nicht mehr vergleichen darf oder gar kann.

Das Nichteinbeziehen solcher Unterschiede sorgt aber mit relativer Sicherheit für die Heraufbeschwörung eines Bedrohungsszenarios, das es so schlichtweg nicht gibt und das sich nach 'nem genauen Blick auch sofort wieder verflüchtigt.

Tja, vielleicht wendest du dich mit dieser Kritik besser an die BZ [...]

Nö.

Und damit bin ich raus.

Meinetwegen, können wir so verbleiben. :)
 
Häh, verdreh mal nicht meine Worte. :konfus:
Eine andere Spitzenkandidatin ist zur Zeit für die CDU nicht in Sicht. Oder wer könnte deiner Meinung nach ein ähnliches oder besseres Ergebnis einfahren als Merkel?

Übrigens geht es der SPD imho ganz genauso bei Neuwahlen.
Ich meinte ja nur das man das Wort Alternativlos seit Jahren in Verbindung mit Merkel hört, sei es der politische Weg oder die Person Merkel.
Sie ist aber zu ersetzen! Es wird sogar Zeit.
 
Ich meinte ja nur das man das Wort Alternativlos seit Jahren in Verbindung mit Merkel hört, sei es der politische Weg oder die Person Merkel.
Sie ist aber zu ersetzen! Es wird sogar Zeit.

Dann nenne es eben anders. Alternativlos ist, wenn man es genau nimmt sowiesi nur der Tod. :zuck:
Zu ersetzen bleibt ein jeder, fragt sich nur wie gut der ist, welcher folgt.
 
Aber jetzt mal Butter bei die Fische.

In Ordnung, das verdient eine längere Antwort.
Aber als kurze Vorbemerkung: Wenn ich sage, dass es Parallelen gibt, dann empfinde es schon als eine reichlich merkwürdige Argumentation, wenn man mir darauf entgegnet, dass aufgrund der Unterschiede ein Vergleich ungültig sei. So ist dein folgendes Urteil nämlich auch nur dann in sich schlüssig, wenn eine ganz bestimmte Grundannahme unterstellt wird:

Der Vergleich mit Weimar zieht hier einfach nicht.

Der Vergleich zieht nur dann nicht, wenn man sich dabei ausschließlich auf den Zeitraum zwischen 1930-1933 beschränkt. Genau das habe ich aber gar nicht getan. Ich sprach nämlich ausdrücklich von der Zeit VOR den Präsidialkabinetten, ein kleines, aber sehr wichtiges Detail, welches hier aber bequemerweise ignoriert wurde.
Also genauer gesagt geht es um den Zeitraum, in dem das parlamentarische System noch gemäß der Weimarer Verfassung voll funktionsfähig war. Mir ging (und geht es immer noch) einzig und alleine um die Erosion des Parteiensystems an sich selbst, wenn ich hier von einem passenden Vergleich zur Weimarer Republik spreche.

Wir sind heute in der Situation, dass sich 6 im Bundestag repräsentierte Parteien die Stimmen in einer Weise teilen müssen, so dass eine effektive Mehrheit einer einzigen Partei nur noch dann gebildet werden kann, wenn es nicht mit rechten Dingen zuginge. Linke, Grünen, FDP, AfD, Union und SPD müssen an der Sperrklausel vorbei, d.h. eine Partei kann bei 5 Konkurrenten maximal überhaupt nur noch 75% erreichen, was an sich schon ein völlig utopischer Wahlausgang wäre.

Real haben alle Parteien jetzt grob zwischen 10% und 30%. Diese Verteilung spiegelt sich in ihren Verhältnissen in ähnlicher Weise durchaus auch in den Wahlergebnissen der Reichstagswahlen zwischen 1920 und 1930 wider, wobei aufgrund der fehlenden Sperrklausel noch mehr Klein- und Kleinstparteien in den Reichstag gelangen konnten. In keiner einzigen Reichstagswahl dieser Periode gelang es einer einzelnen Partei, die 30% zu knacken und man war zwingend auf Koalitionen angewiesen, um regieren zu können. Solange diese durchführbar waren, solange hatte die Weimarer Republik auch ihren wesentlichen verfassungsmäßigen Bestand, an dem auch Hindenburg nicht herum pfuschen konnte.
Bis zur Minderheitsregierung von 1930 hat die Weimarer Republik mehrere Putschversuche und die Gewaltpolitik durch Saalschlägertruppen durchaus verkraftet und dies trotz aller Kaiserreichsromantik und Propaganda. Die Frage, warum ausgerechnet DIESE historische Faktenlage hier keinerlei Erwähnung fand, die schenke ich mir jetzt mal.

Und jetzt finden wir uns an einem sehr ähnlichen Scheideweg wieder, weil Platz #2 und #4 der Bundestagswahlbestenliste keine Koalition eingehen möchten.
Also Minderheitsregierung mit begrenzter Haltbarkeitsdauer, wie 1930?
Oder Neuwahlen, bei denen die AfD sehr wahrscheinlich ob dieses aktuellen Theaters noch weiteren Zuwachs bekommen wird und die erneuten Sondierungen nur NOCH schwieriger sein werden?
Das ist absolutes Neuland, von dem noch überhaupt niemand sagen kann, wie es in 5 oder 10 Jahren zur tatsächlichen politischen Realität wird.

Meine Position ist weiterhin, dass parlamentarische Streitereien nicht zielführend sind, wenn sie einer Regierungsbildung im Wege stehen. Mit den Grünen, der Linken und der AfD sind drei zusätzliche Spieler im Bundestag nun mal knallharte Realität. Je weniger Kooperation unter den Parteien herrscht, umso schwieriger wird das Regieren in Zukunft werden. Und diese Situation halte ich schlicht und ergreifend einfach nicht für ein diffuses Bedrohungsszenario, sondern für das, was uns in den nächsten Dekaden erwarten wird. Das muss man hier diskutieren können und zwar ohne dass mir gleich die Nazikeule um drei Ecken herum unterstellt wird, denn diese hab ich hier wirklich und wahrhaftig außen vor lassen wollen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich könnte mir Ursula von der Leyen gut vorstellen. Die hat Erfahrung und einen ähnlichen Politikstil wie Merkel.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die CDU von der Leyen aufstellt, wenn man mit der amtierenden Bundeskanzlerin ins Rennen gehen kann. Auch Schäuble als KK wäre evtl. denkbar, aber auch hier kann ich mir das nicht so recht vorstellen. Früher hatte ich gedacht, dass Guttenberg mal die Ablöse für Merkel sein könnte, aber da konnte ich auch noch nicht ahnen, welchen Verlauf seine Karriere nimmt.
Den Vergleich mit der WR und heutigen Situation halte ich für gerechtfertigt, zumal @icebär sich auf die frühen Jahre bezog und nicht auf die von @Jedihammer gut resümierten Jahre vor der "Machtergreifung/-übergabe" etc. Allerdings stellt die BRD ein weitaus stabileres System als die WR dar, da wir nicht in einer Nachweltkriegszeit leben und unsere Demokratie nicht mehr in den Kinderschuhen steckt, sondern von einem Großteil unserer Gesellschaft getragen wird und von Verfassungsorganen geschützt wird. Gleichwohl ist es nie verkehrt vor möglichen Negativentwicklungen zu warnen. Da die jetzige Situation aber noch viele verfassungskonforme Möglichkeiten offen lässt, sehe ich keinen Grund von einer Krise zu sprechen.
 
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