Typische rechte Bigotterie.
Sehe ich nicht so. Nicht wirklich. Zumindest ist das wieder so eine der verkürzten Sichtweisen, die der AfD bis jetzt immer geholfen haben.
Denn in deren Weltbild passt ja alles zusammen.
Ich versuche zu erklären was ich meine:
Sowohl Pegida als auch Anti-Maßnahmen-Demos während Corona waren nach AfD schließlich ein sich Wehren gegen die vermeintliche Gängelung durch die Regierung. Da ist für die das Volk aufgestanden und hat sich gewehrt.
Und jetzt? Im Nachgang werden viele Corona-Maßnahmen auf den juristischen Prüfstand gestellt. Einige Urteile sehen hier Rechtsverletzungen. Und was eine normale Aufarbeitung krasser Einschnitte in einer Demokratie sein sollte, wird von den Konsorten jetzt als Bestätigung ihrer Sicht gesehen, dass die Maßnahmen damals schon falsch waren. Es wird praktisch systematisch (also durch unser demokratisches System her) der AfD Recht gegeben. Aus dieser argumentativen Falle sich herauszuarbeiten hat die Politik über die Jahre einfach nicht hinbekommen.
Die aktuellen Demos sind im Gegensatz zu Pegida oder Coronaspazierer für die AfD allerdings auf Regierungslinie und daher auch vermeintlich durch die Regierung orchestriert. Das sind für die lediglich die Systemtreuen, die jetzt Angst bekommen, weil sich das vermeintliche Volk vermeintlich so gut wehrt.
Auch hier, selbes Problem wie bei Corona. Die Regierung ruft ja tatsächlich offen die Bürger auf, sich gegen die AfD zu positionieren, und gibt der Orchestrierungsthese der AfD somit auch noch Recht, anstatt Politik zu machen, die die AfD weniger wählbar macht.
(Bei
Markus Lanz ging das Gespräch vor ein paar Tagen zu den Bauernprotesten in eine ähnliche Richtung.)
Die Politik der letzten Jahre führt sehr oft dazu, dass der geneigte AfD-Wähler gar nicht anders kann, als seine Ansichten bestätigt zu sehen. Das ist ein massives Kommunikations- und Aktionsproblem der Regierungen.
Mag sein, dass die Thesen der AfD auch mitunter wenig Falsifizierbar sind und deswegen oft bestätigt werden, das sollte es den Demokraten aber auch leichter machen sie auseinander zu nehmen.
Wenn ich mir die beiden Beispiele also mit der der internen Logik eines AfDlers angucke, sieht das so aus:
"Coronamaßnahmen sind Diktatur". --->
Coronamaßnahmen teilweise rechtswidrig. ---> "Hab ich ja gesagt! Diktatur!"
"Die Regierung nutzt ihre Macht gegen die kleinen Leute und somit die AfD" --->
Kanzler stellt sich hinter Demonstranten ---> "Siehste, alle vom System bezahlt."
Und dann sagt man dem aus dem Publikum, oder im Zeitungskommentar auch noch zu dieser Schlussfolgerung: "Typische Bigotte Ansichten. Rechtsradikale sagen heute das, morgen dies. Alles Widersprüchlich. Alle Dumm im Kopf." usw. usf..
Was soll der dann denn anderes denken als: "Alles was ich denke wird bestätigt, aber ich bin der Dumme? Ich glaub eher ihr habt Realitätsverlust. Und warum? Vermutlich weil ihr Teil des Systems seid."
Das Einzige was wir ihnen mit dieser Kritik gezeigt haben, ist das wir überhaupt nicht verstehen, wie AfD-Anhänger denken und genau das ist ja ihre Grundthese.
Und mit dieser Bestätigung geht der reinforcing loop, der selbstverstärkende Teufelskreis weiter und die AfD klettert weiter die Umfrageleiter.
TLDR:
Ich glaube, dass das Hinweisen auf "Widersprüche", die innerhalb der AfD-Blase aber "Bestätigungen" sind, uns nicht hilft, sondern der AfD.
Es ist gut gemeint, darauf zu zeigen, aber hat keine guten Konsequenzen.
Wir müssen das anders machen um die AfD wieder richtig klein zu stutzen.