Zuletzt gekaufter/gesehener Film - Allgemeiner Filmthread

Train Dreams​
Für mich ist Train Dreams ein guter Film, aber keiner, der mich völlig für sich einnimmt. Ich sehe seine Qualität, ich spüre seine Ambitionen, und trotzdem bleibt eine gewisse Distanz.

Was sofort überzeugt, sind die Bilder. Der Film sieht schlicht großartig aus. Wälder, Schnee, Rauch, Feuer, Eisenbahntrassen, all das hat Gewicht und Präsenz. Die Natur wirkt nicht idyllisch, sondern mächtig und gleichgültig. Man hat ständig das Gefühl, dass der Mensch hier nur ein kleiner Teil eines viel größeren Ganzen ist. Diese Bilder tragen den Film über weite Strecken und bleiben auch nach dem Sehen im Gedächtnis. Sie sind ruhig, manchmal fast entrückt, aber nie beliebig.

Joel Edgerton ist das emotionale Zentrum des Films. Seine Darstellung ist sehr zurückgenommen, fast spröde, und gerade dadurch glaubwürdig. Er spielt keinen Mann, der über sein Leben nachdenkt oder es kommentiert, sondern einen, der arbeitet, leidet und weitermacht. Kaum Worte, viel Körpersprache. Das wirkt ehrlich und passt gut zu dieser Figur.

Inhaltlich hat Train Dreams einen starken Kern. Ein Mann baut mit an einer Welt, die ihn am Ende selbst überholt. Der Fortschritt frisst die Menschen, die ihn möglich gemacht haben. Die Eisenbahn steht hier nicht für Aufbruch, sondern für Verdrängung. Dieser Gedanke trägt den Film und verleiht ihm eine klare Haltung, ohne dass er sie ständig erklären müsste.

Gleichzeitig verliert sich der Film für mich immer wieder in seiner eigenen Zurückhaltung. Er eröffnet viele kleine Erzählstränge, Begegnungen, Lebensabschnitte, lässt sie aber oft versanden. Besonders die Frauenfiguren bleiben auffallend unterentwickelt. Felicity Jones hat Präsenz, bekommt aber kaum Raum. Das Familienleben wirkt stellenweise zu glatt, zu schön, fast wie eine Erinnerung, die sich selbst verklärt. Dadurch verliert der spätere Verlust an Schärfe.

Unterm Strich bleibt Train Dreams für mich ein ruhiger, ernster und sehr sorgfältig gemachter Film, mit starken Bildern und einem überzeugenden Hauptdarsteller. Er ist melancholisch, stellenweise bewegend, aber nicht durchgehend packend.
 
Nachdem ich in den letzten beiden Wochen den Roman Menschenjagd zweimal gehört habe habe ich mir den neuen Runinng Man heute angesehen.
Der Film ist sicher sehr gut gemacht und sehr nahe am Roman.
Was für mich persönlich allerdings sehr viel kaputt macht ist der an den Haaren herbei gezogene und absolut unnötige woke Zeit(un)geist.
Die Darstellung von Sheila,Cathy und Laughlin sind einfach unnötig und nur so weil es heutzutage eben so sein muss.
 
Nachdem ich in den letzten beiden Wochen den Roman Menschenjagd zweimal gehört habe habe ich mir den neuen Runinng Man heute angesehen.
Der Film ist sicher sehr gut gemacht und sehr nahe am Roman.
Was für mich persönlich allerdings sehr viel kaputt macht ist der an den Haaren herbei gezogene und absolut unnötige woke Zeit(un)geist.
Die Darstellung von Sheila,Cathy und Laughlin sind einfach unnötig und nur so weil es heutzutage eben so sein muss.
Jetzt sag bitte nicht weil Sheila und Cathy im Film schwarz sind. :facep:

Edit: Nur mal so, es gab auch andere Race Swaps im Film (Dan Killian ist eigentlich schwarz). Aber das wurde schon 1987 nicht beachtet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Habe jetzt auch Tron III gesehen.
War sehr gut gemacht und auch die Umkehr der Situation fand ich gelungen.
In den den ersten beiden Teilen gingen Menschen aus der realen Welt in die digitale Welt.
Diesmal gingen die Programme in die reale Welt.
 
Der Held von Bahnhof Friedrichstraße
Im Zentrum steht ein Mann, der sein Leben eher verwaltet als gestaltet, einer, der sich eingerichtet hat in einem Zustand zwischen Resignation und Gewohnheit. Die Videothek, die er betreibt, ist dafür ein starkes Bild. Sie ist nicht romantisch verklärt, sondern leicht heruntergekommen, voller Dinge, die einmal wichtig waren und es heute kaum noch sind. Dieser Ort erzählt viel über eine Existenz, die stillsteht, während draußen alles schneller wird.

Als aus einem alten, unscharfen Ereignis plötzlich eine große Geschichte entsteht, zeigt der Film sehr genau, wie bereitwillig alle Beteiligten diese Erzählung aufnehmen. Der Protagonist rutscht hinein, ohne wirklich Ja zu sagen, und bleibt, ohne klar Nein zu sagen. Das ist glaubwürdig, weil es so menschlich ist. Der Film macht daraus kein moralisches Lehrstück, sondern beobachtet, wie aus kleinen Ungenauigkeiten, aus Weglassen und Andeuten etwas wächst, das irgendwann als feststehende Wahrheit gilt. Besonders gut gelingt dabei die Darstellung der Öffentlichkeit, die weniger an Genauigkeit interessiert ist als an einem Bild, das sich gut erzählen lässt.

Charly Hübner spielt diese Figur mit großer Ruhe. Er drängt sich nie in den Vordergrund, sondern lässt viel über Blicke, Pausen und kleine Gesten laufen. Sein Spiel zeigt einen Mann, dem Anerkennung fremd geworden ist und der erst spät merkt, wie sehr sie ihm fehlt. Wenn er beginnt, sich in der neuen Rolle wohler zu fühlen, wirkt das nicht triumphal, sondern eher tastend, fast beschämt. Man spürt, dass ihm das alles zu groß ist, aber auch, dass er nicht die Kraft hat, sich dem zu entziehen.

Der Film profitiert sehr von seinen Nebenfiguren, die nie nur Funktionen erfüllen. Da gibt es Menschen, die glauben wollen, weil es ihnen etwas gibt, und andere, die zweifeln und damit zunehmend allein stehen. Besonders die Begegnungen mit einer Frau, die persönlich von dem damaligen Ereignis betroffen war, bringen eine andere Schwere hinein. Plötzlich geht es nicht mehr nur um Schlagzeilen und Auftritte, sondern um Erinnerung und Verantwortung. Diese Momente sind ruhig erzählt und gerade deshalb eindringlich.

Stilistisch bleibt der Film zurückhaltend. Er erlaubt sich Humor, aber keinen Klamauk. Die satirischen Momente treffen oft genau, ohne laut zu werden. Man erkennt viele vertraute Abläufe wieder, wie schnell aus einer Geschichte ein Selbstläufer wird und wie mühsam es ist, Zweifel überhaupt noch zu platzieren. Der Film zeigt das, ohne den Zeigefinger zu heben. Er vertraut darauf, dass das die Zuschauer die Zusammenhänge selbst erkennt.

Nicht alles sitzt perfekt. Gegen Ende wirkt manches etwas zu glatt, als wolle der Film lieber einen ruhigen Abschluss finden, statt die unangenehmen Fragen wirklich stehen zu lassen. Trotzdem überwiegt der Eindruck eines sehr stimmigen Ganzen.

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße ist warmherzig, manchmal melancholisch und durchgehend gut gespielt.
 
„Sisu: Road to Revenge (2025)“

Der Nachfolger von „Sisu: Rache ist süß (2022)“ ist ebenfalls eine grandiose Actionperle. Dieses Mal spielt die Geschichte im Jahr 1946 und der Held kämpft gegen die russische Armee.

8/10

„The Great Flood (2025)“

Eine Mutter und ihr Sohn werden früh morgens von sintflutartigem Wasser überrascht und versuchen, auf das Dach ihres Wohnblocks zu flüchten.

Klingt erst einmal wie ein Katastrophenfilm, aber das Sci-Fi-Drama aus Südkorea hält Überraschungen parat.

9/10
 
In memoriam Tatsuya Nakadai:
Harakiri (Japan, 1962)
Im Japan des 17. Jahrhunderts taucht vor den Toren des mächtigen Iyi-Clans plötzlich der völlig verwahrloste Ronin Tsugumo Hanshirō (Tatsuya Nakadai) auf. Der rätselhafte Besucher hat einen ungewöhnlichen Wunsch: da sein Leben aussichtslos geworden ist, bittet er um die Erlaubnis, im Hof des Palastes den Samurai vorbehaltenen rituellen Selbstmord begehen zu dürfen. Bevor die Zeremonie beginnt, erzählt der Neuankömmling in Rückblenden aus seiner Vergangenheit. Allmählich schwant den Gastgebern, dass Hanshirō noch etwas anderes im Schilde führt, als zu sterben...

Masaki Kobayashi drehte mit dem vorliegenden Projekt einen, glaubt man den wichtigsten Kritikern, der besten Filme aller Zeiten. Mich hat er enttäuscht, aber vermutlich "scheiterte" das Werk an meinen Erwartungen. Ich hatte im Vorhinein eine epische Rachegeschichte mit viel Action im Kopf; und während es tatsächlich um Vergeltung geht, beschränkt sie sich eher auf den engen, intimen Kreis von Hanshirōs Familie, die aufgrund eines fatalen Missverständnisses teuer bezahlen muss. Das Drama der einzelnen Figuren ist bewegend, hinterlässt beim Zuschauer ein hilfloses Gefühl und treibt ihn angesichts des respektlosen und unnötig grausam auftretenden Iyi-Clans merklich auf Hanshirōs Seite. Gewalt ist - überraschenderweide - rar gesät und der Showdown erfolgt erst in den letzten Minuten, fast epilogartig, nach zwei Stunden recht langsam erzählter Geschichte. 100 Minuten hätten den Film mE kompakter und leichter verdaulich gemacht, zumal einige Szenen recht brutal sind (zB seppuku mit einem dafür klarerweise völlig untauglichen Bambusschwert!). So hat er zwar keine langweilige, aber eine langatmige Note -- auch, weil die Charaktere feierlich und langsam sprechen, indes man eigentlich ahnt, was als Nächstes kommt.

Handwerklich ist alles top, da kann ich nichts bemängeln. Die Kameraeinstellungen führen visuell gekonnt durch die Szenen und verleihen den wichtigen Momenten gebührende Schwerpunktsetzung in den einzelnen Bildkompositionen (was, wie im Fall des todkranken Kleinkindes Kingo, nicht immer leicht verdaulich ist). Schauspielerisch beweist insbesondere Nakadai einmal mehr, dass er sich vor seinem Zeitgenossen Toshiro Mifune keinesfalls zu verstecken brauchte.

6/10 in Schande abgetrennten Zöpfen
 
Der chinesische Kinomarkt ist inzwischen von zentraler Bedeutung für die weltweite Filmwirtschaft. Er ist nicht mehr nur ein großer Absatzraum, sondern ein eigenständiger Faktor, der Erfolge möglich macht.

Das zeigt sich besonders deutlich am Beispiel von Ne Zha 2. Der Film ist nach Einnahmen in US-Dollar der erfolgreichste Film des Jahres und erreicht diese Position nahezu ausschließlich durch den chinesischen Markt. China ist damit erstmals in der Lage, einen globalen Spitzenreiter hervorzubringen, ohne auf internationale Auswertung in größerem Umfang angewiesen zu sein.

Auch bei westlichen Produktionen wird die neue Gewichtung sichtbar. Bei Zoomania 2 stammen von den bisherigen weltweiten Einnahmen in Höhe von 1.280.615.611 US-Dollar allein 539.115.364 US-Dollar aus China. Das entspricht rund 42 Prozent der Gesamteinnahmen. Der wirtschaftliche Erfolg des Films hängt damit in hohem Maße vom chinesischen Publikum ab.

Diese Beispiele machen deutlich, wie sehr sich die Kräfteverhältnisse verschoben haben. Der chinesische Kinomarkt ist heute groß genug, um eigene Blockbuster zu tragen und zugleich über Erfolg oder Misserfolg internationaler Produktionen mitzuentscheiden.
 
Fall Guy (2024)

Als Action Komödie und Hommage an den Beruf des Stuntman funktioniert der Film mit Ryan Gosling und Emily Blunt sehr gut.
Die Liebesgeschichte zwischen den Beiden leider nicht so recht. Besonders die plapperigen Dialoge am Anfang und zwischendrin nerven und stören die Handlung.

Wenn Ryan Gosling jedoch alleine oder in Action mit anderen Stuntleuten zu sehen ist, ist der Film sehr unterhaltsam.
 
Konklave (2024)

Ein sehr spannender Film rund um eine fiktive Papstwahl. Die letzten 30 Minuten sind leider etwas konstruiert, und damit meine ich nicht alleine den finalen Twist.
Trotzdem war die ganze Story sehr mitreißend und man kann sich gut vorstellen, dass die Gespräche und Machtspiele dort genau SO ablaufen.
 
Anaconda (2025)
Anaconda (2025) wollte mehr sein als nur ein weiteres Recycling eines alten Stoffes. Der Ansatz ist sympathisch, die Haltung grundsätzlich wohlwollend, und man merkt dem Film an, dass er mit Liebe gemacht wurde. Trotzdem bleibt am Ende für mich vor allem Ernüchterung. Vieles fühlt sich zu gefällig an, zu vorsichtig, als hätte man Angst davor, wirklich anzuecken oder eine klare Richtung einzuschlagen. Der Humor setzt stark auf bekannte Muster und auf die eingespielte Chemie von Jack Black und Paul Rudd. Das trägt einige Szenen, nutzt sich aber schneller ab, als ich es mir wünsche. Statt pointierter Beobachtungen oder echter Zuspitzung gibt es oft nur ein ironisches Augenzwinkern, das niemandem wehtut.

Am meisten Spaß macht mir tatsächlich der Schlangenexperte. Diese Figur bringt eine angenehm schräge Energie mit und sorgt für Momente, in denen der Film kurz lebendig wird. Gerade im Vergleich dazu fällt auf, wie blass die „Bootskapitänin“ bleibt. Sie ist da, erfüllt ihre Funktion, bekommt aber kaum Profil und hinterlässt keinen Eindruck. Solche Ungleichgewichte ziehen sich durch den Film. Genauso halbherzig bleibt der Meta-Ansatz. Die Idee, sich über Remakes und Nostalgie lustig zu machen, wird zwar angedeutet, aber nie wirklich durchgezogen. Visuell ist das alles ordentlich gemacht, aber selten spannend. Auch die Schlange selbst bleibt erstaunlich wirkungslos, nicht wegen der Effekte, sondern weil sie erzählerisch kaum Gewicht bekommt.

Am Ende ist Anaconda (2025) ein Film, der wohl niemanden verärgert, aber auch niemanden begeistert. Er ist nett, manchmal charmant, oft aber zu brav und zu selbstzufrieden. Man hätte sich mehr Mut gewünscht und weniger Angst davor, auch mal etwas kaputtzumachen. So bleibt ein solides Ergebnis. Ich habe mir weitaus mehr erhofft.
 
Therapie für Wikinger
Therapie für Wikinger gehört für mich zu den schönsten Filmen dieses Jahres. Er nimmt seine Figuren ernst, auch dann, wenn sie sich unmöglich benehmen, und er traut dem Publikum zu, mit widersprüchlichen Gefühlen umzugehen. Das ist bodenständig im besten Sinne. Kein großes Brimborium, kein falscher Trost, sondern ein Film, der still arbeitet und genau deshalb lange nachhallt.

Die Geschichte ist schnell erzählt. Anker kommt nach fünfzehn Jahren Haft aus dem Gefängnis. Er will an das Geld aus einem alten Bankraub, um endlich wegzukommen. Das Problem ist sein Bruder Manfred. Nur er weiß, wo die Beute im Wald nahe dem alten Elternhaus vergraben ist. Doch Manfred lebt inzwischen in einer anderen Wirklichkeit. Er hält sich für John Lennon und reagiert panisch, wenn man ihm diese Identität nimmt. Aus dieser einfachen Ausgangslage entwickelt sich eine Reise zurück an einen Ort, der für beide Brüder mit schlechten Erinnerungen verbunden ist. Dass ein früherer Komplize auftaucht und mit Gewalt Druck macht, verschärft die Situation, ohne sie je zur bloßen Actiongeschichte werden zu lassen.

Was Anders Thomas Jensen (Adams Äpfel) daraus macht, ist typisch für ihn und wirkt dennoch frisch. Der Film ist komisch, oft sehr komisch, aber das Lachen bleibt selten unbeschwert. Viele Szenen sind lustig, weil sie so schräg sind, und im nächsten Moment merkt man, wie viel Schmerz dahintersteckt. Jensen zwingt diese Gegensätze nicht zusammen. Er lässt sie nebeneinander stehen. Genau das macht den Film glaubwürdig. So fühlen sich echte Konflikte an. Man lacht, weil man sonst nicht wüsste, was man tun soll.

Im Zentrum steht Mads Mikkelsen als Manfred. Er spielt diese Figur mit einer Ruhe und Zurückhaltung, die beeindruckt. Manfred ist kein lauter Sonderling, sondern ein Mann, der innerlich irgendwo festgefroren ist. Die John-Lennon-Figur ist bei ihm keine witzige Marotte, sondern ein Schutzraum. Mikkelsen zeigt das mit kleinen Gesten, mit Blicken, mit Pausen. Man hat nie das Gefühl, dass er etwas vorführt. Für mich ist das eine seiner menschlichsten Rollen. Sie wirkt lange nach, gerade weil sie so unspektakulär bleibt.

Nikolaj Lie Kass spielt Anker als Gegenpol. Er ist getrieben, ungeduldig, oft rücksichtslos. Anker hält sich selbst für den Vernünftigen, für den, der sein Leben im Griff haben will. Doch je weiter der Film geht, desto deutlicher wird, dass auch er tief beschädigt ist. Seine Wut und seine Rastlosigkeit wirken wie eine andere Art von Verdrängung. Der Film macht daraus keinen moralischen Zeigefinger. Er zeigt einfach zwei Brüder, die auf sehr unterschiedliche Weise versuchen, mit derselben Vergangenheit klarzukommen.

Die Rückblicke in die Kindheit sind sparsam eingesetzt, aber sie treffen hart. Ein brutaler Vater, Angst, Demütigung. Mehr braucht es nicht, um zu verstehen, warum hier etwas zerbrochen ist. Der Film erklärt nicht alles aus. Er vertraut darauf, dass man die Lücken selbst füllt. Besonders stark ist, dass Manfred sich an manches erinnert, was Anker längst verdrängt hat. Die vermeintliche Krankheit entpuppt sich dabei fast als eine andere Form von Wahrheit.

Sehr eigen ist die Idee, Manfreds Welt nicht zu zerstören, sondern sie zu erweitern. Also tauchen weitere Männer auf, die sich für die anderen Beatles halten. Das ist absurd und manchmal herrlich komisch, wirkt aber nie bloß wie eine Nummer. Dahinter steckt ein einfacher Gedanke. Man erreicht einen Menschen nicht immer, indem man ihn korrigiert. Manchmal erreicht man ihn, indem man ein Stück mitgeht.

Trotz der Gewalt und der Härte hat der Film etwas Warmes. Fast alle Figuren tragen etwas mit sich herum. Niemand ist wirklich heil. Die gezeichnete Wikingerrahmung bringt das auf eine einfache Ebene. Wenn alle verletzt sind, fällt niemand mehr aus der Reihe. Das ist kein kitschiger Trost, aber ein ehrlicher Gedanke. Gemeinschaft entsteht hier nicht aus Stärke, sondern aus gemeinsamem Schaden.

Am Ende verlässt man den Film nicht mit einem klaren Gefühl von Erleichterung, sondern mit einem stillen Nachdenken. Therapie für Wikinger schreit nicht nach Bedeutung. Er erzählt einfach von Menschen, die versuchen, irgendwie weiterzuleben. Vielleicht ist es genau das, was ihn so schön macht. Er bleibt nah an seinen Figuren, urteilt nicht und lässt Raum.

Von mir eine dicke Empfehlung.
 
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