Sam Rockwell
durch Titel Gebeutelter
Train Dreams
Für mich ist Train Dreams ein guter Film, aber keiner, der mich völlig für sich einnimmt. Ich sehe seine Qualität, ich spüre seine Ambitionen, und trotzdem bleibt eine gewisse Distanz. Was sofort überzeugt, sind die Bilder. Der Film sieht schlicht großartig aus. Wälder, Schnee, Rauch, Feuer, Eisenbahntrassen, all das hat Gewicht und Präsenz. Die Natur wirkt nicht idyllisch, sondern mächtig und gleichgültig. Man hat ständig das Gefühl, dass der Mensch hier nur ein kleiner Teil eines viel größeren Ganzen ist. Diese Bilder tragen den Film über weite Strecken und bleiben auch nach dem Sehen im Gedächtnis. Sie sind ruhig, manchmal fast entrückt, aber nie beliebig.
Joel Edgerton ist das emotionale Zentrum des Films. Seine Darstellung ist sehr zurückgenommen, fast spröde, und gerade dadurch glaubwürdig. Er spielt keinen Mann, der über sein Leben nachdenkt oder es kommentiert, sondern einen, der arbeitet, leidet und weitermacht. Kaum Worte, viel Körpersprache. Das wirkt ehrlich und passt gut zu dieser Figur.
Inhaltlich hat Train Dreams einen starken Kern. Ein Mann baut mit an einer Welt, die ihn am Ende selbst überholt. Der Fortschritt frisst die Menschen, die ihn möglich gemacht haben. Die Eisenbahn steht hier nicht für Aufbruch, sondern für Verdrängung. Dieser Gedanke trägt den Film und verleiht ihm eine klare Haltung, ohne dass er sie ständig erklären müsste.
Gleichzeitig verliert sich der Film für mich immer wieder in seiner eigenen Zurückhaltung. Er eröffnet viele kleine Erzählstränge, Begegnungen, Lebensabschnitte, lässt sie aber oft versanden. Besonders die Frauenfiguren bleiben auffallend unterentwickelt. Felicity Jones hat Präsenz, bekommt aber kaum Raum. Das Familienleben wirkt stellenweise zu glatt, zu schön, fast wie eine Erinnerung, die sich selbst verklärt. Dadurch verliert der spätere Verlust an Schärfe.
Unterm Strich bleibt Train Dreams für mich ein ruhiger, ernster und sehr sorgfältig gemachter Film, mit starken Bildern und einem überzeugenden Hauptdarsteller. Er ist melancholisch, stellenweise bewegend, aber nicht durchgehend packend.




