Endor - Schlucht
Der Wind wurde stäker, die Dämmerung entfaltete sich über Endor, dem Waldmond. Trügerisch schön brach die Nacht herein, nur der eisige Hauch des Todes lag in der Luft, und peitschte von einer Wand der Schlucht an die andere. Ein kaum merkbarer Schauer wanderte Phol's Rücken hinunter, seine Augen suchten das Licht in der Dunkelheit. Er hörte Tomm's mentale Botschaft, doch irgendwie schien sie an seinem Inneren vorbei zu gleiten. Er hatte die Grenze zwischen der Realität und dem Surrealen überschritten, sein Verstand schien nur noch schwerlich zu arbeiten, seinen Gedanken galten einzig und alleine seiner Mutter. Planen, strategisches Vorgehen hatten nun keinen Platz mehr in seinem Kopf, nur seine Gefühle schlugen in ihm, wie ein gewaltiges Herz, das zu zerspringen drohte. Als die Sith aus der Höhle schritten, schirmte Phol sich gänzlich in der Macht ab, seine Gefühle, seine Sorgen, seine Gedanken. Niemand würde seine Verletzlichkeit wahrnehmen können, niemand würde ihn unter Druck setzen können. Wie ein Mantel hüllte sich die Macht um ihn, wie ein Magnet zog er sie an, um sich und seine Freunde zu schützen. Eine elektrische Spannung lag in der Luft, als die Gestalt im schneeweisen Umhang auf ihn zu schritt. Die rotglühenden, flackernden Augen Menari's stachen sich in sein tiefstes Inneres hinein, wie ein Brandmal schienen sie längst verborgene Gefühle und Erinnerungen auszugraben, ob Phol es wollte oder nicht. Der Schauer der Dunkelheit und Stille lastete nach Menari's Worten über den Anwesenden, wie ein Knebel über dem Mund. Der Wind zog sich wie ein Tuch um Phol's Hals, das ruhige Atmen viel ihm schwer. Seine Konzentration schien kurze Zeit zu schwanken, die Macht sich wieder aus seinem Fokus zu lösen, doch der junge Jedi hielt sie tapfer aufrecht. Erst als Celia seine Hand nahm, schien Phol aus seiner Trance zu erwachen, und wie das lodernde Feuer brannte ihr Kuss auf seiner Wange. Er sah das Grinsen Menari's sich zu einem weiten Lachen ausbreiten, seine Stimme hallte wie in einem steinernen Grab und schien alles um ihn herum zu erschüttern. Ein Stich durchzuckte Phol's Geist, bei dem Gedanken daran, dass Celia Menari einen weiteren Angriffspunkt geliefert hatte, der ihn ihm gegenüber verletztbar machte. Phol reagierte augenscheinlich nicht auf Celia's Worte, stattdessen sandte er ihr eine tief verschleierte Botschaft über die Macht:
Du darfst deine Gefühle nie preisgeben, Celia. Sie machen dich und andere verletztlich! Sei achtsam, Menari's Aufmerksamkeit wird nun auch auf dir liegen, da er unsere Verbundenheit gespürt hat...
Leise und fast unmerklich spürte Phol, wie Celia sich mit dem Weg des kalten Windes etwas nach hinten fallen lies. Er spürte ihre Angst über ihren Fehler und sandte ihr noch ein kurzes aufbauendes Gefühl, mit dem er ihr zeigen wollte, dass er ihr nicht böse war, und dass er sie sehr lieb hatte. Nur zu gut hätte ihm diese Berührung getan, wenn sie nicht in dieser Situation gewesen wäre.
Das immer lauter werdende Seuseln des Windes peitschte um Phol's Kopf, die Kälte wehte tief in seinen Umhang und unter seine Kapuze. Langsam bewegte er seine Hände zu seiner Kopfbedeckung und legte sie leicht nach unten, so das Menari nun sein Gesicht mustern konnte. Er spürte dessen Blicke auf seinem Gesicht, dass er wohl nicht richtig erkennen konnte. Und doch merkte er wohl, dass Phol teils noch der alte war, und sich teils verändert hatte. Die Narben mussten ihm aufgefallen sein, sie waren neu, und aber auch die immer noch schreckhaft wirkenden, strahlenden blauen Augen, die wie früher noch seine Leidenschaft preisgaben.
Phol musterte sein Gegenüber ein letztes Mal. Menari hatte sichtlich an Stärke, so wie auch an Überheblichkeit zugelegt. Vielleicht war nun genau das seine Schwäche. Schmerzend lag die Kälte auf Phol's Haut, der düstere Blick seines ehemaligen Freundes lies ihn nicht unberührt. Der Chiss legte seinen weissen Umhang sanft ab und lies ihn seinem Körper hinunter gleiten, dabei lächelte dieser arrogant dem jungen Jedi zu. Phol ertrug dieses Aufspielen nicht länger. In ihm loderte etwas, dass er in dieser Situation als Entschlossenheit bezeichnen würde.
Langsam lies Phol die Hände aus den Ärmlen seines weiten Umhangs frei, er legte ihn allerdings nicht ab. Der Wind peitschte durch seine Kleider und legte sein eigens gefertigtes Lichtschwert frei. Dann erhob Phol entschlossen und direkt das Wort gegen Menari:
Du hast also doch, mein alter Freund, nicht um ein anderes Schicksal gekämpft, wie du es einst vor Augen hattest. Nun stehst du vor mir, als Verbrecher, genau als das, was dir immer schon als Zukunft vorher gesagt wurde. Die Anderen hatten wohl doch Recht mit dir, und irgendwie enttäuscht mich das, ich hielt dich für willensstärker und klüger.
Das Böse wird niemals siegen, so wie wir es uns einst träumten, mein alter Freund...
Aber nun, sei es wie es sei! Ich werde mir nun holen, was du mir genommen hast, ich werde mir holen, was zu mir gehört!
Phol's Tonfall wurde mit jedem Wort lauter und wütender. Er konnte Menari's Augen leuchten sehen, seine Worte hatten ihn mehr als nur gekrängt. Doch der Chiss hatte keine Zeit zu antworten, Phol handelte schneller, wie jeder Gedanke gedacht sein konnte.
Die Macht um sich herum erfassend, schleuderte er seinen Körper in einer atemberaubenden Geschwindigkeit nach oben, Phol wollte über Menari hinweg, zu seiner Mutter. Sein Umhang flackerte wie eine Flamme hinter ihm drein. Einen Moment lang erhaschte er Sunida's Blick in der Höhle, gefesselt und gepeinigt. Zorn keimte ihn Phol auf, und Menari handelte. Nahezu ebenso schnell hob sich der Sith in die Lüfte, seine rote Klinge aktiviert schoss er auf Phol zu. Gedankengegenwärtig riss der junge Jedi sein Lichtschwert mit der Macht von seinem Gürtel und aktivierte die grüne Klinge mit einem surrenden Ton innerhalb kürzester Zeit. Wie zwei Adler stießen Phol und Menari fast 3 Meter über dem Boden zusammen, das Krachen der Lichtschwerter erfüllte die ganze Schlucht mit einem markerschütterndem Klang. Die Hoffnung und das Blut barsten aneinander wie das Wasser auf den Felsen und die untergehende Sonne auf den Horizont. Alle anderen Beteiligten schienen einen Moment wie gebannt, während Phol und Menari wenige Sekunden hatten, um sich kurz in die Augen zu sehn, bis sich ihre Schwerter erneut in der hohen Luft trafen...
Endor - Schlucht