Coruscant

Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation - mit einem NPC

Riuen war vollkommen außer Atem, als er in der Krankenstation ankam. Wie in einem schlechten Film rief er nach Hilfe und ihm schien es, eine schier unendliche Ewigkeit zu dauern, bis endlich jemand auf ihn reagierte. Der Arzt, Pfleger oder was auch immer der Cereaner war, sah furchtbar jung aus, zu jung, um halbwegs kompetent zu sein und der Chiss war kurz davor, nach jemand anderem zu verlangen, als dieser ihn beinahe zeitgleich in einen angrenzenden Raum führte und die Anweisung gab, Elise auf das Bett dort zu legen. ‚
Was ist geschehen?‘, wollte er wissen, während er begann, Elise zu untersuchen. „Elise Bennet, meine Meisterin, Mensch. Sie ist einfach zusammengebrochen, ohne Grund, sie hat gekrampft und sich verdreht … Ich habe keine Ahnung.“
Angespannt beobachtete Riuen, wie die jungen Hände des Jedi sich routiniert über Elise bewegten, wie er ihren Puls, die Atmung und die Refelxe überprüfte, während Elise aussah, als schiefe sie fest. Kleine medizinische Instrumente glitten über ihre Haut, blinkten, piepsten, sandten Daten an ein Terminal, das sich neben dem Bett befand. Riuen konnte nichts davon deuten, wünschte sich, der Cereaner würde etwas sagen, erklären, doch der Kerl war allein auf Elise fixiert und dem Chiss blieb nichts anderes, als dessen Blicke zu deuten – und die verrieten nichts Gutes. Nein, hätte Riuen eine Wette abgeben müssen, er hätte gesagt, dass dieser Mann so wenig verstand, wie er selbst.

‚Ihre Vitalzeichen sind instabil‘, murmelte der Cereaner mehr zu sich selbst als zu dem Chiss. ‚Aber es gibt keinen äußeren Befund. Keine Verletzungen, keine sichtbare Ursache für den Anfall.‘ Ach was, hatte Riuen ihm nicht genau das eben gesagt?

„Ich sagte doch: Sie war bei Bewusstsein, sie hat gesprochen, dann... ist sie einfach weggerutscht. Wie - wie kann das ohne Grund passieren?“ Riuens Stimme zitterte, zwischen Wut und Verzweiflung.

Der Cereaner ignorierte ihn nicht, allerdings antwortete er auch nicht sofort. Stattdessen öffnete er Elises Augenlider, leuchtete mit einem kleinen Scanner hinein, überprüfte ihre Pupillenreaktion. Dann kramte er eine Nadel hervor, injizierte Elise irgendetwas. ‚
Das sollte ihre neurologischen Muster stabilisieren‘, erklärte er knapp. Doch selbst dabei klang seine Stimme nicht überzeugend. Dann kam das Schweigen. Nur das rhythmische Piepen des Monitors erfüllte den Raum und kam es Riuen nur so vor, oder starrten sie beide darauf? ‚Ich finde nichts. Keine Infektion. Keine Vergiftung. Kein Trauma. Es ist, als hätte ihr Körper beschlossen, einfach... abzuschalten.‘

„Aber das geht doch nicht! Sie ist jung, sie war auf einer verfluchten, gefährlichen Mission,“
Riuen trat einen Schritt näher ans Bett, seine Hände zu Fäusten geballt. „Ihr seid Arzt und Jedi. Ihr müsst etwas sehen, spüren, oder jemanden rufen, der kompetenter ist und nicht irgendetwas herumstammelt, dass ein Stümper besser diagnostizieren könnte!“ Riuen hatte die Fäuse gelöst und gestikulierte nur wild, dieser Arzt trieb ihn in den Wahnsinn. Wie konnte er so ruhig und gelassen sein und nichts finden? Dabei machte es den Chiss rasend, dass der andere sich eine halbe Ewigkeit – nein, eine ganze! – Zeit nahm, bevor er den Blick hob.
‚Ihr wartet besser draußen.‘ Da war etwas Unmissverständliches in der Stimme des Cereaners, Riuen erkannte die Nuance sofort. Leise fluchend verließ er den Raum. „Ich will sofort Bescheid wissen, wenn Ihr etwas herausfindet!“ Dann begann das Warten.
Riuen lief den Flur auf und ab, immer wieder, zählte die Gänge, um sie gleich wieder zu vergessen.
Er musste Ian rufen. Der würde helfen können, denn Ian war ein exzellenter Heiler. Ja, wenn jemand etwas wissen würde, dann er. Ian hatte ein paar Dutzend von diesem C-Virus geheilt. Das würde er dem Cereaner an den Kopf werfen, diesem inkompetenten Vollidioten!

Beinahe schnaubend vor Wut, lief Riuen auf das Zimmer zu, in dem Elise untersucht worden war, als die Türe zischend zur Seite glitt. Der Spitzkopf war nicht mehr allein. Eine Ärztin war neben ihn getreten und Riuen spürte, wie ihm alles aus dem Gesicht fiel, als er in 4 ernste Augen blickte.

„Was ist es?“, fragte er kleinlaut, als er den beiden in den Raum folgte und Elise anstarrte, die aussah, als schliefe sie.

Die Ärztin sah ihn an, ernst, nüchtern, fast klinisch. Gab es hier keinen normalen Personen mehr? Irgendwer, der Emotionen zeigte? Verflucht und eins. Da war kein Mitleid, keine falsche Hoffnung in ihrem Blick. Gar nichts. Wie ein Blechkopf. Wie der andere. Der Cereaner aber stand mit verschränkten Armen am Fußende des Bettes, den Blick auf die Anzeigen gerichtet, die kaum Veränderung zeigten. Sah aus, wie vorhin. Riuens Herz schlug bis zum Hals, aber seine Stimme war leise, fast demütig, als er sich wiederholte: „
Was ist es?“

Die Ärztin trat einen Schritt zur Seite, bedeutete ihm mit einer knappen Geste, näherzutreten. ‚Wir haben sehr gründliche Untersuchungen vorgenommen,‘ begann sie ruhig. ‚Blutbild, Neuro-Scan, Gewebeproben, molekulare Analysen. Auch eine vollständige meditative Prüfung durch Seron Tenovi hier.‘ Sie nickte kurz in Richtung des Cereaners, der sich nicht regte. Dann fuhr sie fort: ‚Wir haben keine bekannten Erreger gefunden. Keine bekannten neurotoxischen Substanzen, keine systemische Entzündung, kein Hinweis auf das C-Virus oder vergleichbare Varianten.‘

Riuen blinzelte. „Aber... was dann? Sieht sie so aus, weil es nichts ist?“

‚Nicht ganz.‘
Die Ärztin ging um das Bett herum, nahm ein kleines Pad zur Hand und tippte etwas ein. Auf dem Bildschirm erschien eine stark vergrößerte Aufnahme von Elises Schulter – unter der Haut eine Art feine Narbe. ‚Wir haben etwas Ungewöhnliches gefunden: eine alte Bisswunde, vermutlich Monate alt. Gut verheilt, fast unsichtbar mit bloßem Auge. Der Gewebeabrieb deutet jedoch auf etwas Unnatürliches hin – die Struktur der regenerierten Zellen ist leicht verändert.‘

„Eine Bisswunde?“
Riuens Stimme kratzte plötzlich. „Eine Bisswunder soll schuld sein?In seinem Kopf ratterte es. Wenn Elise gebissen wurde, hatte sich vielleicht ein Virus eingeschlichen. Inaktiv, passiv, was auch immer, er hatte keine Ahnung von Medizin und noch weniger von Erregern. Alkohol und Erregung? Ja. Aber so was? Nein. Nein, er hatte keine Ahnung, keinen Verdacht

Der Cereaner sprach nun zum ersten Mal wieder, seine Stimme war ruhig, fast zu ruhig. ‚
Der Abdruck ist nicht humanoid. Wir konnten kein bekanntes Muster zuordnen. Und das Immunsystem Ihrer Meisterin scheint bei dem Vorfall bereits reagiert zu haben – allerdings hat es sich rasch beruhigt, als ob…‘

Als ob es sich angepasst hätte‘, beendete die Ärztin den Satz. ‚Oder als ob das Virus, das sie damals infiziert hat, sich eingeschlichen hat, ohne Alarm auszulösen. Es zeigt keine Übereinstimmung mit bekannten Viren, auch nicht mit dem C-Virus. Aber es greift gezielt das zentrale Nervensystem an – es scheint, als sorge es dafür, dass etwas in ihrem Körper mutiert, aber dieser kämpft dagegen an.‘

„Mutiert .. In was?“
Riuens Stimme war krächzend. Er war im falschen Filmsi, wie konnte etwas ihren Körper dazu bringen, zu mutieren?

Das wissen wir nicht.‘

Das war ein Schlag ins Gesicht. Auch wenn die Ärztin ihn das erste Mal ansah mit einem Hauch von Emotion. So etwas wie… Zum Sarlacc damit.

‚Die Veränderungen sind subtil. Noch. Es ist, als würde etwas in ihr vorbereitet – nicht nur biologisch, sondern auch neurologisch. Und ihr Körper wehrt sich. Auf allen Ebenen. Das erklärt die Krämpfe, den Zusammenbruch. Sie ist in einem inneren Krieg.‘

‚Ihre Vitalzeichen sind ein Abbild dieses Kampfes‘,
ergänzte der Cereaner. ‚Immer wenn das Virus einen Durchbruch versucht, reagiert ihr System mit einer extremen Gegenmaßnahme. Aber das kostet Kraft. Viel Kraft.‘

„Warum fällt sie dann nicht einfach ins Koma? Oder … stirbt?“
Riuen klammerte sich an einen Rest Logik.

‚Weil sie stark ist,‘ sagte die Ärztin leise. ‚Stärker, als viele es wären. Aber auch das hat Grenzen. Und wir wissen nicht, wie lange sie diesem Zustand standhalten kann – oder was genau passiert, wenn der Körper verliert.‘

Riuen starrte von einem zur anderen und wieder zurück.
Ihr habt keine Ahnung, das ist es, oder? Einfach. Keine. Verfluchte. Ahnung.“ Seine Stimme wurde immer dünner und er klang, als wäre er heiser.
„Ich hole Ian, der wird wissen, was es ist. Ich meine, ihr – ich hole Ian!“

Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation - mit zwei NPCs


 
Coruscant - Raumhafen - an Bord der "Thunderchild" - Rissa Vendon

Während sie auf ihre Startfreigabe wartete, scrollte Rissa noch einmal gelassen durch ihre Einsatzbefehle. Im Prinzip war ihre Mission sehr offen gefasst - das kam häufig vor, wenn der Rat freundlich gesagt kaum Ahnung hatte, was sie wirklich erwarten würde. Bei dieser Aufgabe hier war das wirklich kein Wunder. Erst gestern hatte Rornan Elliundi unter höchster Geheimhaltung eingeweiht, und Rissa knabberte tatsächlich noch immer an der Ungeheuerlichkeit, die da hinter den Kulissen stattgefunden hatte. Sie erlaubte sich darüber kein Urteil, dazu wusste sie nicht alle Einzelheiten. In der Tat war die Lage nun allerdings ernst, und Rissas Aufgabe war es jetzt, aus dem kleinen Trumpf, den die Jedi in der Hand hielten, ein wenig Vorteil herauszuschlagen.
Ein Lord der Sith war nun keine Kleinigkeit. Angesichts des Hintergrundes, vor dem er in die Räumlichkeiten des Ordens gekommen war, war das alles aber eine hochkomplexe Angelegenheit. Noch herrschte "Frieden", das bedeutete, dass andere Voraussetzungen galten und sie vorsichtig sein musste mit der Gestaltung der Geschichte. Kein offener Schlagabtausch, es würden eher unterschwellige Botschaften sein.

Hoffentlich waren die anderen beiden Teilnehmer dieses Einsatzes ähnlich geschult. Bei Rrooow sollte das kein Problem darstellen, immerhin war Diplomatie Teil ihres Jobs, genau wie bei Rissa. Bei Wes Janson aber war sie sich unsicher. Nicht, weil sie ihn nicht schätzte, sondern nur, weil sie ihn nicht gut genug kannte. Sie hatte noch nie so eng mit ihm zusammengearbeitet, und es würde sich erst zeigen müssen, was der Rat für sonstige Fähigkeiten außer den allseits bekannten besaß. Leider würde sie erst auf Umbara auf die beiden anderen treffen, aber dies ließ sich auf Grund des engen Zeitplanes nun einmal nicht ändern; und was sich nicht ändern ließ, darum brauchte man sich auch nicht den Kopf zu zerbrechen.

Sie wartete noch immer, als eine "Eilmeldung" auf ihrem Gerät erschien. Eine Eilmeldung der "Galactic City Times", die den Verlauf ihrer Unterredungen empfindlich beeinflussen würde... Stirnrunzelnd überflog sie die Nachricht, die definitiv keine gute war, und lud dann sofort das eingebettete Video herunter, um es sich im Hyperraum genauestens ansehen zu können. Vermutlich sollte sie ein, zwei ungeplante Stopps einlegen, nur um zu checken, wie sehr die politische Lage sich während ihrer Reise änderte.
Der Rat hatte gehofft, dass das Imperium sich gegenseitig erst einmal in die Haare bekommen würde, doch dem war wohl nicht so, im Gegenteil. Nun war die Republik im Zugzwang. Dass man die beiden Jedi, geschweige denn den kompletten Rat, ausliefern würde, bezweifelte Rissa doch sehr. Dazu waren die Beziehungen zwischen Republik und Jedi zu gut, auch wenn sie unter dieser Sache nun sicher gelitten hatten. Aber einen solch offenen Bruch konnte der Kanzler sich nicht leisten...

Ihre Konsole piepte mit der Startfreigabe, und Rissa schob alle Analysen in den Hintergrund. Sie würde sich auf der Reise intensiv damit beschäftigen, um vorbereitet zu sein - jetzt sollte sie erst einmal schauen, dass sie den Vogel in die Luft bekam...


Coruscant - Raumhafen - an Bord der "Thunderchild" - Rissa Vendon
 
Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation - mit Riuen, Ärzten

'Ich bin Elise.

Ich liege im Bett der Krankenstation, und doch ist dieses Wort – „liegen“ – kaum mehr als eine vage Erinnerung daran, was es bedeutet, Kontrolle über den Körper zu haben. Ich befinde mich jenseits der Schwelle des Bewusstseins, eingeschlossen irgendwo zwischen Dasein und Auflösung, schwebend in einem endlosen, grausamen Halbschlaf. Ich weiß, dass die Ärzte um mich herum sind, dass Riuen an meinem Bett stand, verzweifelt, außer sich – ich spüre seine Aura, seine Sorgen, die wie Stacheln auf meiner Haut brennen. Ich nehme jede Bewegung, jedes gesprochene Wort wahr, als wäre ich unter Wasser und alles käme in dumpfer, verzerrter Gestalt zu mir. Es ist eine unfreiwillige Wachheit. Unendlich nah dran am eigenen Körper und doch so hoffnungslos weit weg davon.

Ich kann nicht sprechen. Ich kann nicht einmal ein Fingerglied bewegen, nicht die Augen öffnen, nicht antworten auf die schmerzvollen Fragen, die von außen an mich herangetragen werden. Ich schreie in meinem Inneren, aber kein Laut dringt nach außen. Mein Körper ist ein Schlachtfeld, meine Gedanken der Zeuge des Kampfes, der in mir wütet.

Jeder Herzschlag,
jedes Zucken im Nervenstrang

wird von diesem fremdartigen Virus begleitet, das sich wie feine Sporen durch meine Nervenbahnen zieht, seidenweich und gleichzeitig aus vibrostählernen Klingen geschmiedet. Es ist kein herkömmliches Virus. Es lebt von der Macht selbst, zögert zwischen physischer und metaphysischer Präsenz. Ich habe das schon einmal gespürt. So unnatürlich, verdorben und boshaft.

Die ersten Symptome waren noch schwach: eine Leere hinter der Stirn, Zittern in den Händen, das mal hier mal da kam, ein kurzes Blackout, weggelächelt. Aber jetzt, da die Ärzte verwirrt an den Anzeigen stehen, tobt der Sturm ohne Mitleid. Ich empfinde ununterbrochen, wie die fremden Muster in mein Nervensystem eingreifen, als hätte jemand sengende Nadeln unter meine Haut gestoßen. Da ist kein Punkt ohne Schmerz, keine Zelle, die ruhig und selbstverständlich ihrer Arbeit nachgeht.

Das Virus, geboren aus Hexerei und basierend auf der Macht, denn nichts anderes machte Sinn für sie, webt sich durch meine Synapsen. Es ist intelligent, wissend, als spürte es meine Gedanken. Es filzt mein Gedächtnis nach Schwachstellen ab, jagt mir Erinnerungen – Szenen meiner Kindheit, meiner Ausbildung, ein geflüstertes Wort meiner Mutter – blitzschnell durch den Kopf, als wollten sie mich ablenken. Ich kann nicht verhindern, wohin mein Geist getragen wird. Mal sind es helle Bereiche, Lichtblicke aus vergangenen Tagen, dann wieder vernarbte Schatten der Schuld, jeder Zentimeter meines Lebens wird in Sekundenbruchteilen durchforstet.

Mein Immunsystem ist auf Überleben programmiert.

Ich spüre, wie meine weißen Blutkörperchen in verzweifelter Geschwindigkeit an die Orte des Geschehens stürmen. Die Mediziner und Riuen besprechen "keinen äußeren Befund", aber ich weiß: Im Innern findet ein apokalyptischer Wettlauf statt. Meine Neutrophilen, Makrophagen und Killerzellen schlagen Alarm. Sie erkennen das Virus als Fremdkörper, doch gleichzeitig spüren sie, dass dies kein normaler Feind ist. Manche meiner Zellen sterben sofort ab; die anderen versuchen Fressprozesse, um das Virus einzukapseln, doch immer wieder passt es sich an, zerlegt und tarnt sich, wie der Schatten eines Gedankens. Über das Blut breitet sich eine latente Hitze aus, als würde ich innerlich glühen, gleichzeitig ist mir eiskalt; abwechselnd friert mein Körper, als wäre ich nackt in einer Schneefeldspalte. Jeder Muskel spannt sich unbewusst, verkrampft, löst sich erst, um im nächsten Moment wieder zu schmerzen, als würde ein gigantisches Tier immer wieder seine Krallen durch meinen Leib ziehen.

Doch das ist nur die biologische Seite. Ich spüre es dunkellila, flackernd, als ob sich feine Wurzeln durch mein Bewusstsein ziehen, tastend, wachsend, immer tiefer. Wo ich sonst einfach bin – ein Teil der Macht, verbunden mit allem Lebendigen – spüre ich jetzt Verfremdung, als lebe etwas anderes in mir, das an meinen Energiebahnen nagt. Das Virus benutzt meine eigene Sensitivität, verstärkt Störungen ins Unermessliche. Ich kann die Schwingungen der Macht ringsum nicht mehr filtern, jeder Gedanke, jedes Echo, jede Angst der Menschen im Tempel wird zum Nadelstich in meinem Bewusstsein.

Gleichzeitig läuft in meinem Geist ein unendlicher Abwehrkampf ab, ein inneres Ringen, das mir all meine Kraft raubt. Meine Macht, die ich früher nutzte, um Licht zu bringen, wehre ich nun gegen mich selbst – oder besser: gegen das, was sich mit mir verschmelzen will. Ich habe das Gefühl, das Virus schiebt Schatten über meine hellsten Gedanken, will mein "Ich" neu definieren, mich gefügig machen, als Werkzeug für etwas Fremdes.

Der größte Schrecken ist aber nicht der körperliche Schmerz – so allumfassend und bohrend er auch sein mag, so als würde rotes, glühendes Metall in meinen Nervenbahnen rotieren. Es ist vielmehr die Erkenntnis, dass meine Persönlichkeit zersplittert wird. Das Virus verschiebt meine Erinnerungen, mischt sie wild durcheinander, bringt mich an den Rand des Vergessens. Ich kämpfe dagegen, halte an Bildern fest – der Flur des Jedi-Tempels, das Sonnenlicht auf Coruscant, Riuen. Wenn du die Bilder doch nur sehen könntest.

Im Inneren sehe ich eine Landschaft aus Rauch, zerklüftete Grate aus Schmerz und Entsetzen, die sich immer wieder auftun und schließen. Das Virus will mich zwingen, aufzuhören, meine eigenen Gedanken zu denken. Es drängt darauf, Erinnerungen an Freunde, an meine Mission, an alles, was ich bin, abzustreifen, wie eine häutende Schlange.

Doch ich bin noch nicht tot.

Und so liege ich hier: Augen geschlossen, Körper schlaff, um mich herum die Stimmen der Ärzte, die Flüche meines Schülers, die Stille des Tempels – und in meinem Inneren das Getöse meines eigenen Überlebenskampfes.'

Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation - mit Riuen, Ärzten
 
Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation - Intensivstation - vor Eowyns Zimmer, Sarina mit Malek

War das seine Art, ihr "Vergiss es" zu sagen? Hm. Schien fast so. Auch wenn Patientenversorgung eher aktiv war als vor einer Tür rumzulungern, aber sie wollte mal nicht so sein, außerdem wusste sie ja echt nicht, was Sache war. Vielleicht war die Patientin gerade nur kurz auf dem Klo und hatte ihn rausgeschickt oder so.
Sie ruderte ein bisschen zurück, immerhin hatte sie echt keinen Plan, warum er hier genau rumstand. Wahrscheinlich hatte er schon seine Gründe. Und sie musste echt aufpassen, nicht so grantig zu werden wie Eleonore manchmal, nur, weil sie gestresst war. Das musste wirklich anders laufen.

Also noch mal Kommando auf Anfang. Und Tadaa, der Typ war ja doch ein bisschen offen. Hätte sie nicht das ganze Zeug in den Händen gehalten, sie hätte abgewunken, so aber mussten nur Worte reichen.


"Ach quatsch, du hilfst so lang du kannst, wenns zu lang wird, verschwindest du einfach wieder. Jede Minute hilft. Dank dir!"

Die Patientin schien ihm am Herzen zu liegen, vielleicht war er ja ihr Padawan oder so? Sein Lächeln jedenfalls machte ihn auf jeden Fall noch schnuckeliger. Sollte er öfter machen... Ging das auf sein oder auf ihr Gemüt, was sie durchmachte? Vielleicht auf beide, was auch verständlich war. So was war einfach immer mist, ganz ehrlich.

"Verständlich. Manche Sachen sind einfach beschissen."

Nicht gerade die feine Art, so zu reden, aber manchmal musste man nun mal klare Worte finden. Sachen wie unheilbare Krankheiten, Dinge, die zum Tod führten... Einfach... nun ja, eben beschissen.

"Es hilft ihr sicher, wenn du da bist und sie das nicht allein durchmachen muss. Umso besser, wenn ihr das sogar klar ist."

Schließlich waren sie hier im Jedi-Tempel, und Sarina würde wetten, dass mindestens ein Drittel der Leute hier einfach einen Schuss in der Birne hatten und nicht kapierten, wenn Hilfe notwendig oder eben wenigstens nützlich und wertvoll war. Sie selbst tickte da völlig anders, sie war sich definitiv nie zu schade, um Hilfe zu bitten oder auch zu begreifen, wenn sie mal alleine nicht weiterkam. Oder auch mal hilflos war und umso mehr Unterstützung brauchte. Gut, war in der letzten Zeit nicht wirklich vorgekommen, aber sie wusste, dass sie das konnte.
Die Patientin ja anscheinend auch, wenn der Kerl hier dastand und sie unterstützte. Gut, dass es noch realistische Seelen hier im Tempel gab.

Der Typ stellte sich vor, und Sarina lächelte ihm zu.


"Hi, Malek", gab sie zurück und ließ sich einen Teil ihrer überladenen Fracht abnehmen.

Sie wies ihm mit dem Kopf die Richtung und ging voraus, bis sie im großen Zimmer 310 angekommen waren. Da saßen die sieben betröppelten Padawane und Anwärter und warteten immerhin halbwegs geduldig darauf, dass jemand ihnen bei der Wundversorgung half. Sarina machte sich mit Maleks Unterstützung gleich an die Arbeit - vier anstatt zwei Händen war doch bei der Anzahl der Wartenden eine große Erleichterung...


Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation - Zimmer 310 - Sarina mit Malek und 7 weiteren NPCs
 
~ Coruscant | Jedi-Tempel | Krankenstation | Bahandlungszimmer 310 ~
Sarina Thorne + Malek


Gemeinsam kümmerten sich Malek und Sarina um die verletzten Padawane und Anwärter – Verbrennungen und Verbrühungen. Es war keine schwierige Aufgabe, nicht einmal eine besonders fordernde, doch sie hatte etwas Beruhigendes. Während er Verbände anlegte, Salben auftrug und leise Anweisungen gab, spürte Malek eine innere Ruhe, die er lange nicht mehr gefühlt hatte.
Trotzdem ließ ihn eine Frage nicht los, ‚Wie konnten so begabte junge Menschen, denen der Zugang zu solch einem gewaltigen Schatz an Wissen offenstand, sich durch derart banale Dummheiten verletzen? Offenbar schützte nicht einmal die Macht vor kindischem Leichtsinn.‘

Ein leiser Anflug von Ärger keimte in ihm auf, als er daran dachte, dass einige dieser ‚Rotzlöffel‘, wie er sie in diesem Moment innerlich nannte, bereits einen Meister an ihrer Seite hatten und er nicht.
Doch kaum war der Gedanke zu Ende gedacht, bereute er ihn.
Er wusste es besser. Wenn er in seiner Jugend nicht selbst so töricht gewesen wäre, wäre er längst weiter. Vielleicht sogar ein Ritter. Doch so, wie es war, konnte er niemandem Vorwürfe machen. Schon gar nicht in Gedanken.

Als die sieben Patienten versorgt waren, trat Sarina mit einer beeindruckenden Mischung aus Strenge und Humor auf. Ihre Standpauke war eindeutig und so effektiv, dass die jungen Jedi den Raum mit gesenktem Kopf verließen.

Malek beobachtete sie dabei. Nicht aus oberflächlichem Interesse, sondern mit wachsender Sympathie. Es war ihre direkte, unverstellte Art, die ihm gefiel. Sie sagte, was sie dachte, ohne verletzend zu werden. Und als sie sich von den Padawanen abwandte, huschte ein verschmitztes Lächeln über ihr Gesicht, das einfach ansteckend war.

Malek erwiderte es automatisch, während er begann, die übrigen Materialien zu sortieren – einige Reste in den Müll, anderes zurück in die Behälter.


„Sarina, ich muss sagen, das war eine angenehme Abwechslung. Auch wenn ich die Verbrennungen dieser Nasen nicht unbedingt als angenehm bezeichnen würde… aber ich glaube, du weißt, was ich meine.“


Ein leicht verlegenes Lächeln begleitete seine Worte, doch er ließ sich davon nicht aus dem Konzept bringen.

„Es hat mich wirklich gefreut, dich kennenzulernen. Ich hoffe, man begegnet sich wieder. Das wäre wirklich schön. Also… bis bald.“


Er verabschiedete sich mit einem kurzen Nicken und verließ das Behandlungszimmer. Auf dem Weg zurück zur Intensivstation begegnete er einem Heiler, der ihn erkannte und ihm einige Anweisungen für den nächsten Schritt in Eowyns Heilungsprozess gab. Malek hörte aufmerksam zu, nickte, bedankte sich – dann ging er weiter.

Vor der Tür zur Rätin blieb er stehen, klopfte sanft und wartete einen Moment, bevor er den Raum betrat.

„Guten Tag, Rät… Eowyn,“


Verbesserte er sich ruhig.

„Ich hoffe, es geht Ihnen etwas besser. Hat der Besuch Ihnen gutgetan?“


Er ließ ihr Zeit zu reagieren, ehe er die neuen Anweisungen weitergab.

„Ich habe Instruktionen vom Heiler erhalten. Es ist an der Zeit, behutsam mit ersten Bewegungen zu beginnen – langsam aufstehen, wenn möglich, ein paar Schritte machen. Aber nur so viel, wie es Ihnen guttut. Ich bin da, um Ihnen zu helfen. Wenn Sie es möchten.“


Dann hielt er kurz inne, sein Ton wurde etwas weicher, fast fürsorglich.

Doch bevor wir damit anfangen… haben Sie noch einen Wunsch, den ich Ihnen erfüllen kann?“


Mit einem warmen, aufrichtigen Lächeln stand Malek neben ihrem Bett und wartete. Geduldig, ruhig – und bereit, da zu sein, wo man ihn brauchte.



~ Coruscant | Jedi-Tempel | Krankenstation | Intensivstation | Eowyns Zimmer ~
Rätin El’mireth .::. Malek
 
Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation - Intensivstation - Eowyns Zimmer, alleine

Eowyn hätte sich am liebsten eingerollt, doch selbst ein Positionswechsel war für sie alleine eine schwere Aufgabe. Das Spezialbett verhinderte immerhin größtenteils Druckstellen, so dass man sie nicht andauernd drehen musste, aber der Nachteil war, dass sie meist auf dem Rücken lag, und da rollte es sich nur schwer ein mit gelähmten Beinen. Vielleicht hätte es ihr geholfen, sich klein zu machen, all das Schwierige, Komplizierte auszusperren, aber so lag sie eben einfach nur da, die Augen geschlossen, die Gedanken überall. Sie musste irgendwie versuchen... nein, erreichen... wieder zu Eowyn zu werden. Das schwierige war nur, dass sie gar nicht genau wusste, wer Eowyn eigentlich gewesen war. Denn schon vor Bastion hatte sie sich nicht wie sie selbst gefühlt, hatte Sorge gehabt, dass er sie nicht mehr lieben würde, wenn er herausfand, wer sie eigentlich war. Da waren aber auch schon viele Dinge gewesen, die sie nicht hatte leiden können. Ihre ausbrechenden Gefühle zum Beispiel und vor allem, die sie nicht mehr unter Kontrolle gehabt hatte. War es da nicht irgendwie besser, so wie es jetzt war - viel weniger zu spüren? Dann die vielen falschen Entscheidungen, die sie getroffen hatte, und an die sie sich noch gut erinnerte. Das würde ihr nun eigentlich auch nicht mehr passieren können, wenn sie weiterhin einfach das tat, was man ihr sagte. Nur, wenn man es ihr nicht sagte, so wie bei Brianna... dann konnte es eben schief gehen. Aber war das überhaupt noch wichtig, dass sie "richtige" Entscheidungen traf? Immerhin war das Virus zerstört, der Imperator tot, sie bald keine Rätin mehr, sobald sie mit Wes reden konnte und er sein Versprechen einlöste. Sie würde keine wichtigen Entscheidungen mehr einfach so treffen müssen, und sie war ja nicht alleine. Er hatte sie nicht verlassen, bis jetzt, und anscheinend würde das erst einmal so bleiben. Sie musste nur hoffen, dass ihm nicht irgendwann auffallen würde, wie zerstört sie war. Falls es ihm auffiel... dann hoffentlich vor einer Hochzeit. Oder falls es ihr eben nicht besser gehen würde... auch das musste sie abwarten. Sie wusste, dass er nicht oberflächlich war, dass er sie nicht wegen einer kleinen Narbe verlassen würde, aber... das hier? Das war etwas ganz anderes. Mal davon abgesehen, dass sie auch innerlich eben genauso aussah wie äußerlich...
Aber sie hatte Zeit. Viel Zeit. Sie war müde, von alledem, was in den letzten Monaten und Jahren passiert war, und wenn es nach ihr ginge, dann würde sie diesen Tempel in den nächsten Wochen nicht verlassen. Vielleicht nicht einmal ihr Zimmer, wo auch immer das in ein paar Monaten sein würde. Andererseits sollte sie sich anstrengen, zu genesen...

Eowyn atmete einmal zitternd tief durch. Es war ein riesengroßes Schlamassel, das alles. Dankbar sein. Sie war noch hier. Im Gegensatz zu Ahna...

Es war eine Weile her, dass er gegangen war, als es wieder an der Tür klopfte.
Herein, sagte sie mehr oder weniger laut in den Raum hinein. Wer auch immer es war, würde vermutlich sowieso hineinkommen, egal, ob sie reagierte oder nicht. Auf einer Intensivstation war eine Tür irgendwie nur reine Höflichkeit.
Es war Noiz, der den Raum betrat, wie immer ruhig und gelassen. Mit der Anrede hatte er noch immer Probleme, aber Eowyn hatte aufgehört, dem Beachtung zu schenken. Eigentlich spielte es keine Rolle, nicht wahr? Vor allem, nachdem sie vorhatte, ihn wieder loszuwerden.

Hallo, gab sie leise zurück und wappnete sich innerlich dem Gespräch, das sie nun führen musste. Sie konnte es nicht mehr länger vor sich herschieben. Danke. Ja, es war... nett. Immerhin wusste sie nun, dass es ihm... dass es Ian, sie musste sich anstrengen, besser ging. Und alles andere ging Noiz nichts an.

Dieser fuhr aber fort, und es klang absolut so, als solle sie sich in den nächsten Minuten aus dem Bett schwingen und mit Noiz durch ihr Zimmer laufen. Sie wusste, dass sie dazu nicht in der Lage war, sie spürte ihre Beine ja noch immer nicht, aber wenn die Heiler und Noiz der Meinung waren, sie sollte es probieren, nun gut, dann würde sie es eben versuchen. Noiz war groß, er war hoffentlich in der Lage, sie festzuhalten, wenn sie stürzte, so dass sie sich keine weiteren größeren Verletzungen zuziehen würde. Doch selbst falls... sie hatte Zeit. Dann würde eben alles wieder heilen.

Aber anstatt sofort loszulegen, fragte er noch nach einem Wunsch. Wünsche... Einen Moment starrte sie den Mann einfach nur an, dann schüttelte sie langsam den Kopf. Sie hatte keinen wirklichen Wunsch; keinen, den man erfüllen konnte. Oder doch. Sie wollte das nicht ansprechen, aber es schien so, als ob sie müsste. Denn das hier war keine Möglichkeit, das hier ging so nicht weiter.
Sie wies mit dem Kopf auf den Stuhl, auf dem vorher jemand anderes gesessen war.
Setzt Euch doch kurz.
Eowyn wartete, bis er ihr folgen konnte, dann fuhr sie fort. Weil sie ohnehin nicht die richtigen Worte finden würde, das hatte sie noch nie, versuchte sie es gar nicht erst. Immerhin gab sie sich Mühe, ihm ab und an in die Augen zu sehen.

Ihr macht Eure Aufgabe gut. Trotzdem, ich brauche keinen Privatpfleger. Richtet das bitte Eurer Vorgesetzten aus. Es gibt sicher wichtigere Aufgaben, als darauf zu warten, ob sich etwas tut, und mit jedem Tag wird es unwahrscheinlicher. Ich weiß das. Ich brauche keine Sonderbehandlung, Ihr habt bestimmt genug zu tun. Ich danke Euch aber sehr für Eure Zeit. Sie machte eine kleine Pause, bevor sie fortfuhr.
Wir können jetzt die Instruktionen ausführen.

Es würde nicht funktionieren, aber man sagte, sie machte. So funktionierte alles wesentlich besser als früher.

Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation - Intensivstation - Eowyns Zimmer, mit Malek
 
~ Coruscant | Jedi-Tempel | Krankenstation | Intensivstation | Eowyns Zimmer ~
Rätin El’mireth .::. Malek


Malek hörte der Rätin aufmerksam zu, stand regungslos da, als hätte sich jede Bewegung in ihm zurückgezogen. Kein Stirnrunzeln, kein Seufzen, keine Veränderung in seinem Blick. Doch innerlich war da ein leises Ziehen, ein vertrautes Gefühl von Enttäuschung – nicht über sie, sondern über sich selbst.
Wieder hatte er es nicht geschafft, Anerkennung zu finden. Nicht als Padawan, nicht als Helfer, nicht einmal als einfacher Pfleger. Es war kein Vorwurf, den er ihr machte. Im Gegenteil. Vielmehr war es eine Erkenntnis, die sich still in ihm festsetzte: Vielleicht war dies genau der Platz, an den die Macht ihn führte. Die einfachen Aufgaben. Die, bei denen man nichts falsch machen konnte.

Er nickte nur kurz zur Rätin, ohne etwas an seiner Haltung zu verändern, und stellte sich neben ihr Bett.


„Wenn das Euer Wunsch ist, werde ich diesen berücksichtigen und respektieren.“


Seine Stimme war ruhig, fast emotionslos, ohne Bitterkeit – aber auch ohne den Funken, der zuvor noch darin gelegen hatte. Das Lächeln, das er ihr sonst schenkte, war verschwunden.

„So, dann versuchen wir heute einfach, dass Sie sich hinsetzen können. Machen Sie bitte nur so viel, wie Sie vertragen.“


Er trat einen Schritt zurück und beobachtete sie mit einem Blick, der müde wirkte – nicht vom Tag, sondern von dem inneren Gewicht, das auf ihm lag. Seine Augen verrieten mehr, als ihm lieb war, Traurigkeit, vielleicht sogar das Gefühl des Scheiterns.
Die Übung zog sich hin. Eowyn kämpfte, doch der Fortschritt war gering. Der Frust war ihr anzusehen, auch wenn sie kaum etwas sagte. Malek erkannte den Punkt, an dem es nicht mehr weiterging – weder für sie noch für ihn.


„Wir werden heute am besten aufhören.“

Er wartete einen Moment, sammelte sich. Dann nickte er ihr noch einmal zu, formell, distanziert.

„Es war mir eine Ehre, Euch helfen zu dürfen. Ich wünsche Euch eine erfolgreiche Genesung… vielleicht auf ein anderes Mal.“


Ohne weiteren Kommentar verließ Malek das Zimmer. Er sah sich nicht noch einmal um.
Sein Weg führte ihn direkt zurück in seine Unterkunft. Die Geräusche des Tempels umgaben ihn, doch sie erreichten ihn nicht. Selbst als Thomes ihn ansprach, winkte er nur stumm ab, ohne ein Wort.

Wenig später lag er auf seiner Pritsche, starrte schweigend zur Decke und wartete, dass der Schlaf kam oder irgendetwas anderes, das die Gedanken verdrängte. Doch in dieser Nacht kam nichts. Nur das Gewicht einer Frage, die er sich nicht traute, laut zu stellen. ‚Reicht das, was ich bin, überhaupt noch aus?

Malek hatte kaum geschlafen oder vielleicht gar nicht. Die Stunden der Nacht waren still an ihm vorbeigezogen, während er regungslos auf seiner Liege lag, den Blick an die dunkle Zimmerdecke geheftet. Sein Magen war schließlich das Einzige, was ihn aus diesem Zustand der Leere riss, ein mahnendes Ziehen, das ihm deutlich machte, dass er das Abendessen ausgelassen hatte.
Noch war es früh gewesen und der Tempel schlief größtenteils, nur leise Schritte und gedämpftes Stimmengewirr verrieten vereinzelt Bewegung in den Gängen. In der Kantine war es ruhig, fast friedlich gewesen. Malek nahm ein einfaches Frühstück, setzte sich an einen der vielen freien Tische und versuchte, einen Moment durchzuatmen.

Dann flackerten plötzlich alle Bildschirme auf es kam eine sonder Nachrichtensendung.
Zuerst schenkte er dem Ganzen keine große Beachtung – bis sich um ihn herum Köpfe erhoben, Stimmen flüsterten, Blicke sich veränderten. Er spürte es, noch bevor er verstand, was gesprochen wurde. Eine Unruhe griff um sich, sie war greifbar und elektrisierend.

Der Imperator war tot. Getötet von Jedi.
Und Rätin El’mireth war beteiligt gewesen.

Er starrte auf den Bildschirm, den Löffel in der Hand vergessen. Die Worte hallten in ihm nach, wirr und gewaltig zugleich. Freude, Angst, Stolz – alles mischte sich in ihm zu einem Sturm, der ihn nicht zur Ruhe kommen ließ. Der Imperator war tot... und Eowyn war Teil dieses Moments gewesen. All seine Gefühle verstießen gegen den Jedi-Kodex, aber dies war ihm gerade egal gewesen.
Sein Körper bewegte sich, ehe sein Verstand hinterherkam. Aufgestanden, gerannt – durch die Korridore, die Treppen hinauf, vorbei an Heilerinnen, an Padawane, an Meistern. Nichts war in diesem Moment wichtiger als sie zu sehen und mit ihr zu sprechen.

Er klopfte an, doch diesmal wartete er kaum. Die Tür öffnete sich, und Malek trat ein.
Ohne Zögern stellte er sich vor sie, die Hände leicht zitternd, den Atem schwer vom schnellen Lauf, die Worte bereits auf der Zunge, lange bevor sein Verstand sie filtern konnte.


„Rätin El’mireth... ähm... Eowyn… ach, auch egal jetzt.“


Seine Stimme war lauter als beabsichtigt, aufgeladen, getrieben von Emotion.

„Ich muss Nein sagen. Nein, ich akzeptiere es nicht. Ich werde Sie weiterhin auf Ihrem Weg zur Regeneration begleiten. Und Sie werden aktiv daran mitarbeiten!“


Er hielt kurz inne, holte tief Luft.

„Hören Sie auf mit diesem negativen Gerede. Und ja – Sie brauchen Hilfe. Ja, Sie brauchen eine Sonderbehandlung. Und wissen Sie was? Sie haben sie verdient!“


Der Ton überschlug sich fast. Seine Worte waren nicht durchdacht, nicht vorbereitet. Sie kamen aus einem Ort, der sonst ruhig in ihm schlief.

„Sie haben den Imperator getötet. Ein Monster. Und Sie haben überlebt. Sie sind durch Hölle und Dunkelheit gegangen und stehen noch immer hier. Also glauben Sie mir, wenn ich sage – Sie können auch das hier schaffen.“


Er machte einen Schritt nach vorn, die Hände angespannt an den Seiten.

„Die Heilung beginnt im Kopf, und Sie wissen das. Sie haben nicht aufgegeben, als Sie ihm gegenüberstanden. Also tun Sie das jetzt auch nicht.“


Seine Stimme war jetzt fester, getragen von einem inneren Feuer, das selten in ihm aufflammte.

„Wenn Sie schon nicht für sich selbst kämpfen wollen, dann tun Sie es für die, die Sie gerettet haben. Für all jene, die Sie jetzt als Heldin sehen. Für all die Wesen, die an Sie glauben. Und... für mich.“


Er schluckte. Die Worte waren gesprochen, und in der Stille, die danach folgte, wurde ihm bewusst, was er da gerade getan hatte.
Sein Blick wich nicht von ihr, doch er spürte, wie sich die Hitze in seinem Gesicht sammelte. Röte kroch ihm langsam die Wangen hinauf.
Was hast du da gerade gesagt...
Die Scham setzte langsam ein, zögerlich, aber mit wachsender Wucht. Er hatte sich vergessen, hatte sich gehen lassen. Ein Gefühlsausbruch – das Gegenteil von allem, was ihm beigebracht worden war.
Doch selbst inmitten der Unsicherheit wusste er, jedes seiner Worte war ehrlich gewesen. Und vielleicht – nur vielleicht – hatte sie es hören müssen.



~ Coruscant | Jedi-Tempel | Krankenstation | Intensivstation | Eowyns Zimmer ~
Rätin El’mireth .::. Malek
 
Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation - Intensivstation - Eowyns Zimmer, mit Malek

Noiz traf die Wahl, stehen zu bleiben und nahm ihre Worte völlig regungslos auf. Keine verletzten Gefühle, kein Bitten, schlichte Akzeptanz. Für einen ganz kurzen Moment war Eowyn erleichtert, bis sich Skepsis in ihr regte. Er war zu gelassen. Niemand war so gelassen. Und als er zu ihr trat, hätte es ein Droide sein können, der mit ihr sprach. Die Wärme, die er sonst ausstrahlte, die in seinem Gesicht und seiner Stimme zu lesen war, war nicht mehr da. Dafür war sie verantwortlich. Es war ihr doch irgendwie gelungen, ihn zu verletzen, auch wenn das nicht ihre Absicht gewesen war und es überhaupt nicht um ihn persönlich ging. Aber sie war es Leid, dass alle ein Aufheben um sie machten. Sie war ein Nichts, ein Niemand, nur irgendeine verrückte Fügung der Galaxis hatte dazu geführt, dass sie in dieses Schlamassel hineingerutscht war.
Sie konnte ihr Worte allerdings nicht zurücknehmen, und sie relativieren war ebenfalls nicht möglich - sie hatte schließlich gemeint, was sie gesagt hatte. Sie hatte betont, dass es nicht um ihn ging. Sie hatte sich bedankt. Mehr konnte sie nicht tun. Den Rest würde die Zeit erledigen müssen.

Jetzt aber war sie selbst an der Reihe.

Immerhin erst selbstständig sitzen vor dem stehen oder gehen. Selbst das schien ihr aber aktuell eine große Hürde zu sein. Ihre Bauchmuskeln mussten sich noch von all den Operationen erholen, und sie brauchte sie umso mehr, wenn ihre Beine nicht helfen konnten. Ihr linker Arm war glücklicherweise wieder so gut wie neu und konnte viel Gewicht tragen. Trotzdem war es... mühsam. Sie war schon gesessen, ja, hatte sich aber nicht selbst in diese Position gebracht. Aber sie würde es lernen müssen - ganz gleich, ob sie ihre Beine jemals wieder spüren würde oder nicht.
Sie strengte sich an, immer und immer wieder, aber es wurde kaum einfacher. Im Gegenteil, ihre Muskeln schrieen nach Erholung, aber sie gestattete ihnen diese nicht. Ihr neuer Auftrag lautete "aufstehen" - also würde sie aufstehen.
Irgendwann aber war es vorbei und Eowyn sank erschöpft in ihre Kissen. Wieder hätte sie sich gerne auf die Seite gerollt - sie musste akzeptieren, dass es nun einmal nicht ging. Außerdem war es unhöflich Noiz gegenüber, welcher sich nun verabschiedete.

"Ich danke Euch", gab Eowyn zurück, wollte noch mehr sagen - doch der Moment war vorbei und kurze Zeit später war Noiz aus dem Zimmer getreten.

Mit schlechtem Gefühl schloss Eowyn ihre Augen. Sie hatte... es falsch gemacht, oder? Sie hatte den Anwärter verletzt, trotz ihrer Worte.
Wegen ihrer Worte. Aber hatte sie nicht auch ein Recht darauf, Entscheidungen zu treffen?
Nein, hatte sie eben nicht, erkannte sie ihren Fehler sofort. Das wusste sie doch. Hatte sie längst erkannt! Hatte sie sich nicht immer wieder gesagt, keine Entscheidungen mehr alleine zu treffen, sondern zu tun, was man ihr sagte, so, wie es einfach funktionierte? Weil ihr Widerstand
immer zu Problemen führte? Wie kam sie auf die Idee, die Entscheidung der Heiler nicht zu akzeptieren?

Mit der Faust drückte sie gegen ihre Stirn und biss sich auf die Lippen. Dummdummdumm. Fehler. FEHLER! Aber sie konnte nicht zurück. Wenn sie es rückgängig machte, und damit wieder eine falsche Entscheidung traf... Es war... Einfach alles falsch.
Sie würde sich ab sofort nur auf eines konzentrieren - wieder gesund zu werden. Das wollten alle von ihr - also musste sie sich noch mehr anstrengen dafür. Dafür, und für nichts sonst.

***

Die nächste Nacht direkt aus dem Schlund.
Eowyn ließ noch immer die Lichter an, damit sie wenigstens keine Panikanfälle bekam, aber erholsam war ihr Schlaf, der bei weitem nicht tief war, auf gar keinen Fall. Noch immer schreckte sie immer wieder hoch - da war es hilfreich, wenn das Licht brannte. Vermutlich... sollte sie sich Schlaftabletten geben lassen, oder so etwas? Schließlich konnte sie nicht gesund werden, wenn sie kaum schlief...
Es war früh, das wusste sie, auch, wenn sie kein Fenster hatte, aber mittlerweile konnte sie anhand der Lautstärke vor ihrer Tür ausmachen, ob der Tag schon begonnen hatte - und das hatte er bereits, wenn auch erst seit kurzem. Vermutlich würde bald irgendjemand Frühstück bringen, sobald es auf der Station angekommen war. Ab sofort dann simples Krankenstationsfrühstück. So, wie es sein sollte...
Ihr Kom piepte, einmal, zweimal, mehrmals, und kurz darauf klopfte es an der Tür. Sie kam nicht einmal dazu, neben dem Griff an ihr Kom "herein" zu sagen, als Noiz hineinstürmte. Ja, regelrecht stürmte - so energisch hatte sie den Anwärter noch nicht erlebt. Er war eindeutig hergerannt, und stirnrunzelnd sah Eowyn ihn an, als er nicht einmal die richtige Anrede fand. Was bei allen Märkten war in ihn gefahren?

Verblüfft öffnete sich leicht ihr Mund, als der Mann ihre gestrige Unterhaltung quasi nahtlos fortsetzte und das in einem Tonfall, den er noch niemals angeschlagen hatte, ganz im Gegenteil. Sie hatte ihn als ruhigen, zurückhaltenden, immer zuvorkommenden Menschen kennengelernt, aber nun hatte ihn irgendetwas - oder irgendjemand, vermutlich sie selbst - aufgebracht. Er sprach mit ihr beinahe wie mit einem Kleinkind und erteilte ihr sogar Befehle. Was bei allen Sonnen war in ihn gefahren? Sie brauchte keine Sonderbehandlung, sie war verletzt wie so viele andere auch - wen interessierte ihr Rang?! Womit, verdammt noch mal, hatte sie das verdient - durch ihren Verrat an den Jedi? Ihre Unfähigkeit, den Kodex einzuhalten?

Doch dann stockte ihr der Atem und sie starrte Noiz an.

Was.

Woher -

Ihre Hände begannen, unkontrolliert zu zittern. Woher. Wusste. Er. Bescheid. Wer hatte seinen Mund nicht halten können und einen Anwärter eingeweiht? Die Zahl der Wissenden war viel zu klein. Nicht einmal die Heiler wussten, wie genau sie sich ihre Verletzungen zugezogen hatte. Wie hatte...
Sie stand nicht, sie
lag, aber diese Kleinigkeit war irrelevant. Noiz' flammende Ansprache ging weiter. Sie konnte das hier schaffen? Aber wie, wie, wenn sie ihre Beine nicht spürte? Wie, wenn selbst die Heiler nicht mehr viel wussten?
Ja, natürlich, die Psyche war sicher wichtig, da hatte er ja recht, aber bei einem durchtrennten Rückenmark half das doch auch...Als sie vor ihm stand... kurz sah sie wieder die gelben Augen, das von Hass verzerrte Gesicht, direkt vor ihr, während ihr Lichtschwert... WOHER WUSSTE ER?

Fahrig griff ihre zitternde Linke nun endgültig nach dem Kom, ohne, dass sie den Blick vom Anwärter abwandte. Entweder jemand hatte nicht dicht gehalten... oder... oder... Kämpfen für die anderen. Die sie gerettet hatte - und für jene, die... W.A.S...

Nicht nur er wusste Bescheid.

"All jene"... "jetzt"...

Alle.


Alle wussten es.

Das konnte nur eines bedeuten... Der Imperium hatte reagiert. Und Brianna... war nicht hier und in jetzt noch größerer Gefahr.

Eowyn biss sich auf die Lippen, versuchte, trotz der Enge in der Brust zu atmen, während sie auf Noiz starrte, ohne ihn wirklich wahrzunehmen. Sie wussten Bescheid. Die kleine Hoffnung, dass die Sith diese Karte nicht ausspielen würden, war dahin. Sie war dumm gewesen, überhaupt zu hoffen, aber Gefühle ließen sich nur schwer kontrollieren. Und jetzt...


Shavit, flüsterte sie, während die Geräte um sie herum schneller zu piepen begannen. Shavit... Neinneinnein... Nein... Sie konnte es nicht ändern. Es war geschehen. Sie hatte gewusst, dass das passieren konnte. Atmen. Beruhigen...
Automatisch begann sie mit den einfachen Atemübungen, und das Piepen wurde ruhiger.


Ich... ich bin keine Heldin, stotterte sie dann, noch leicht atemlos und fokussierte Noiz wieder. Konzentration. Nicht für... für einen... Mord... Wer war sie, zu bestimmen, wer leben durfte? Sie keuchte noch immer etwas, sie hatte aufgegeben, ihre Hände unter Kontrolle zu bekommen. Aber seine Worte... je mehr sie in sie hineinsickerten... Je mehr sie sie in Zusammenhang brachte mit Briannas, seinen und Murrrars...
Aber Ihr habt trotzdem mit zwei Sachen recht, flüsterte sie dann. Ich akzeptiere Euer Nein... und... ich werde mehr kämpfen müssen. Weil sie es wollte - nicht nur, weil alle anderen sie dazu drängten. Nicht für alle anderen, nicht für Euch... aber für mich. Und für... Ian. Auch, wenn sie sich nicht sicher war, wer sie selbst eigentlich war - umso wichtiger, dass sie kämpfte, oder? Vielleicht könnt Ihr mich ab und an daran erinnern, falls ich es vergesse...
Aber viel wichtiger, viel drängender war eines: Aber woher wisst Ihr Bescheid? Was bei allen Märkten ist passiert? Das Imperium...? Fragend, voll Sorge und ja, auch ein wenig verängstigt, sah Eowyn den Anwärter an.

Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation - Intensivstation - Eowyns Zimmer, mit Malek
 
Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation - mit Eowyn

Der Herzschrittmacher störte nicht, das wusste er. Vielleicht. Ja, vielleicht wusste Ian tatsächlich, dass Eowyn diese Neuerung nicht störte, war der Mann aber ehrlich zu sich selbst, dann wusste er nicht, wie er selbst mit dieser Sache umgehen sollte.
Da war nun ein kleines Gerät in seinem Körper, das dafür sorgte, dass sein Herz schlug. Würde Ian sich eingehend damit beschäftigen, fürchtete er, dass es ihn stören könnte. Allein deshalb, weil er wusste, ja, weil er absolut wusste, dass es ihm unermesslich Angst bereitete, abhängig von etwas zu sein, dass er nicht mehr kontrollieren konnte. Morichro hatte ihm oft geholfen, er war ein begnadeter Heiler. Jetzt aber hing sein Leben von einem Gerät ab, das jederzeit den Geist aufgeben, das jeder, der darüber Bescheid wusste, einfach angreifen konnte. Zwei Mal hatte Ian entsetzliche Schmerzen gespürt, als sein Herz ihm deutlich gemacht hatte, nicht mehr schlagen zu wollen.

Für mich sind es nur Narben, Wyn“, widersprach er ihr sanft, „auch wenn ich verstehe, dass sie dich stören. Habe ich doch selbst lange gebraucht, meine zu akzeptieren.“ Die, anders als die ihren, viel heftiger, dafür aber nur an seinem Rücken waren. Und ihre Beine? Ich bin sicher, der halbe medizinische Trakt wird dafür kämpfen, dass du wieder auf die Beine kommst. Und ich – wenn ich es kann, werde es auch versuchen, wenn du willst. Falls es nicht funktioniert, baue ich dir den schönsten Schwebestuhl, den die Galaxis gesehen hat.“ Sie würde regenerieren, Eowyn war eine Kämpferin, egal wie sehr sie sich aufgab – ihr Körper würde kämpfen. Eowyn mochte von sich behaupten, nicht mehr zu existieren, doch unabhängig von der ‚alten’ Eowyn, die sie verloren glaubte. Ihr Körper war der Gleiche. Ihr Unterbewusstsein würde kämpfen – auch der Teil, der unbewusst war.
„Egal was geschieht, wir bekommen das hin. Wir geben uns nicht auf, du hast es eben gesagt.“ Am liebsten wäre Ian noch länger bei seiner Verlobten geblieben, doch er spürte, dass da Präsenzen vor der Türe waren und ihm saß ein Termin, der seine eigene Gesundheit betraf im Nacken, so musste er gehen.
Er nickte den beiden (Sarina und Noiz) zu, deutete eine Verbeugung an und verschwand in einem der nahegelegenen Behandlungszimmer.

Hinlegen und schlafen. Das war das einzige, an das Ian nach der Behandlung noch denken konnte, aber jemand hämmerte wie ein Verrückter gegen die Zimmertüre seines Einzelzimmers. Ein seltsamer Luxus. Als Ian schwerfällig öffnete, stand ein völlig aufgelöster Chiss vor ihm, der so schnell sprach, dass Ian im ersten Anlauf nicht verstand, was der überhaupt von ihm wollte. „
Riuen“, versuchte er diesen zu beruhigen, „atme. Ich habe überhaupt nichts verstanden.“

Es dauerte, bis Ian begriff, dass es um Elise ging und Riuen verlangte, dass er sie sich sofort ansehen musste. Auf dem Weg erklärte der Chiss, dass Elise von etwas gebissen worden war und sie mit etwas infiziert war, das keiner verstand. Da sei etwas in ihrem Körper, gegen das dieser kämpfe, aber vielleicht verlieren könnte. Nicht das C-Virus. Irgendetwas, das keiner verstand, wiederholte er mit Nachdruck.
Als sie in Elieses Zimmer kamen, war keiner der beiden ‚Vollidioten‘, wie Riuen sie genannt hatte, mehr im Raum, dafür aber ein Droide.
Elise lag auf dem Bett und sah aus, als würde sie schlafen, auch wenn sie an einem halben Dutzend Gerätschaften angeschlossen war. Der Droide fasste zusammen, was Riuen bereits gesagt hatte, ging aber mehr ins Detail. Neurologische und biologische Veränderungen hatte sein Freund nicht erwähnt.
Was genau sie gebissen hatte, war unklar – die zurückgebliebene Narbe war zu schwach, als dass sie Aufschluss darüber gegeben hätte.

„Vielleicht gibt es einen Bericht“, wandte Ian sich zum Chiss. „Wenn sie auf einer Mission gebissen wurde, hat sie vielleicht festgehalten, was es war oder wie es aussah.“

Zum Missfallen Riuens wandte Ian sich Elise erst richtig zu, nachdem er alle Informationen vom Droiden bekommen hatte.
Sie waren sich schon einmal begegnet, Bennet war dem Mann in Erinnerung geblieben.

„Ich hätte Euch gerne unter anderen Umständen wiedergesehen“, begann Ian und ignorierte Riuen, der irgendetwas im Hintergrund murmelte.
„Ich werde die Macht nutzen, und Euch genauer untersuchen…“ Ian wusste nicht, ob da etwas von dem, was er sagte, ankam. Elise war komatös und niemand würde darauf antworten können, doch für den Fall, dass etwas zu ihr durchdrang, wollte er, dass sie vorbereitet war.
Ian schloss die Augen und das Erste, was er tat, war, sich genau auf ihren Körper und dessen Funktionen zu fokussieren. Ihr Herzschlag, der Atmen, der Blutfluss. Ian brauchte einen Überblick.

Was Ian als erstes wahrnahm, erschreckte ihn. Denn als er
genauer spüren wollte, warnte ihn etwas, das er nicht zuordnen konnte. Ian stockte, was von Riuen nicht unbemerkt blieb. ‚Was? Was spürst du? Sag es mir!‘, kam sofort. „Riuen, lass mich sie untersuchen. Ich muss mich konzentrieren. Sobald ich etwas habe, das ich benennen kann, werde ich es dir sagen. Entweder schaffst du, mich nicht zu stören, oder du musst draußen warten.“ Erneut konzentrierte Ian sich auf Elise, blendete den Chiss aus. Ian wusste nicht, was ihn mehr beängstigte. Die Tatsache, dass in Bennets Körper ein Krieg zu toben schien, war das eine. Das andere hingegen … Ian wurde jäh zurückgestoßen, so heftig, dass er sich nicht auf dem Stuhl halten konnte, den er zu der Bennet gezogen hatte. Riuen war zur gleichen Zeit aufgesprungen. ‚Was, bei den verrotteten Knochen des Imperators ist?!; schrie der Chiss nun schrill, als Ian sich aufrappelte. Noch bevor sein Herz heftiger schlagen konnte, spürte Ian eine eigene Veränderung im Körper – der Schrittmacher begann sofort entgegenzuwirken und für Sekunden hatte der Mann das Gefühl, dass zwei Dinge von ihm Besitz ergriffen hätten. Zwei fremde. Dieses Gerät in seinem Inneren und das, was ihn eben gewarnt hatte. Das, was in Elise wütete.
Doch bevor Ian noch etwas sagen konnte, öffnete sich erneut die Türe und zwei Wächter traten ein.

Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation - mit Riuen, Wächtern, Elise
 
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