Covid-19

Hat das jetzt mehr mit Lobby Arbeit zu tun, oder damit dass man ein Schulkind länger allein zu Hause lassen kann als ein Kindergarten Kind?

Das hat mehrere Gründe. Kitas haben, anders als Schulen eben, aber schon historisch und sozial bedingt eine kleinere Lobby. Selbst in den Gewerkschaften ist es meist eher ein Nebenzweig, wenn überhaupt.
Hast du in den letzten Monaten mal eine frühpädagogische Fachkraft in einer Talkshow gesehen oder das mal nicht von Kitas und Tageseltern nebensächlich die Rede war?

Selbst in der Stellungsnahme vom Senat wurde die Schulöffnung begründet und von LehrerInnenverbänden getragen, sodass da keiner was sagen kann. Kitas sind halt jetzt offen, zack.

Aufschreie in der Medienlandschaft und Politik.

Zumindest über Social Media habe ich da einige PolitikerInnen gesehen, die sich dazu geäußert haben.
 
Nein. Was jetzt passieren muss, ist dass sich alle Menschen am Riemen reißen, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen. Wie soll man denn bitte jemanden, der seinen Job oder sein Geschäft in den Wochen verloren hat, erklären dass politische Demos auf einmal über den Maßnahmen gegen Corona stehen. Kompletter Humbug und brandgefährlich obendrein. Ich kann nicht mal ein Fünkchen Verständnis entbehren.
 
Zwischen sich sparen und Alexanderplatz liegen dann aber auch noch ein paar Abstufungen. Nur weil die eine Demo einen "guten" Grund hat, darf man nicht alle Hygieneregeln über Bord werfen.
 
In Minneapolis haben die Demos doch schon was bewirkt?

Das zweifel ich doch überhaupt nicht an. Mir geht es jetzt nur um die Corona-Situation.

Ich finde auch gut dass in Minneapolis was bewirkt wurde. Gegen Rassismus sollte man sich generell stellen, nur nochmal, in der jetzigen Situation finde ich öffentliche Demos brandgefährlich.
 
Ja, das mit den Demos ist eine wirklich schwierige Sache. Auf Dauer verbieten kann man sie nicht, unabhängig davon, ob man das jeweilige Thema für wichtig und gerechtfertigt hält oder nicht, das ist halt die Basis unserer Demokratie. Aber wenn es zu so einem starken Zulauf kommt, ist die Einhaltung jeglicher Hygiene- und Abstandsregeln Makulatur. Weder Organisatoren noch Polizei wären in der Lage, sie durchzusetzen, und wenn sie es versuchen würden, käme alles noch schlimmer. Und selbst wenn ein Teil der Demonstranten gewillt ist, sich daran zu halten, die schiere Masse drängt alles zusammen bzw. stellt die Abstände zu und entfaltet eine Eigendynamik. Zumindest einige der Demos waren ja als "Silent Protest" vorgesehen - und dann wurden doch Sprechchöre skandiert.

Insofern bin ich total zwiegespalten: Einerseits fand ich es sehr beeindruckend und bewegend, andererseits denke ich, Leute, muss das gerade jetzt sein (ist ja nicht der erste derartige Fall!)? Einerseits bin ich dankbar, dass es Leute gibt, die das Demo-Risiko auf sich nehmen, das ich mir schlicht nicht leisten kann, andererseits halte ich es auch gesamt-epidemiologisch für unverantwortlich. Und ich frage mich, ob nicht ein Teil der Demonstranten "normalerweise" zum Thema Rassismus / Black Lives Matter nicht auf die Straße gegangen wäre, aber jetzt die Gelegenheit genutzt hat, legal mal wieder etwas zu erleben...


Anderes Thema, bei dem ich auf einer ganz anderen Ebene genauso hin- und hergerissen bin:

Meine Familie (inkl. 2 Hochrisikopersonen 80+) hat heute von sehr lieben, aber vielleicht etwas unbedarften Menschen eine Einladung zu einer Hochzeitsfeier Anfang August erhalten. Obwohl ich diese Menschen wirklich sehr gern habe, bin ich geschockt und regelrecht sauer, wie man so ein potenzielles Superspreader-Event riskieren kann (auch unabhängig von der Frage, ob das dann überhaupt erlaubt ist). Denn da werden auf jeden Fall noch mehr besonders gefährdete Personen dabei sein, und ich kenne die Emotionalität dort, die eine nüchtern auf Abstand bedachte Veranstaltung illusorisch macht. Und jetzt stehen wir vor der Entscheidung, uns sehr nahestehende Menschen mit einer Absage schwer zu enttäuschen, um unsere Gesundheit und unser Leben zu schützen und nicht an etwas teilnzunehmen, das wir generell für unverantwortlich halten...

Wie kann man sowas machen? Ich finde, da zeigt sich, dass strikte Verbote das Leben auch einfacher machen können...

Micah
 
Interessant ist die Meldung, dass die Blutgruppe den Krankheitsverlauf von einer Corona-Infektion beeinflussen kann.

Bereits im März wurde durch eine Studie aus China bekannt, dass die Blutgruppe 0 einen gewissen Schutz bieten kann, während die Blutgruppe A überproportional zu einem schwerwiegenden Verlauf beitragen kann.

Die Vorabversion einer gemeinsamen Studie des Universitätsklinikums Oslo und der Universität Kiel bestätigt anscheinend die chinesische Beobachtung. Demnach häufen sich unter Covid-19-Patienten, die einen Atemstillstand erlitten haben, diejenigen mit der Blutgruppe A und einem positiven Rhesusfaktor (A+). Die Blutgruppe 0 dagegen scheint den ersten Ergebnissen zufolge einen gewissen Schutz zu bieten.

Wenn dem so ist, verhält es sich bei COVID-19 genau andersherum wie bei der Pest. Damals hatten Menschen mit der Blutgruppe 0 die schlechteren Karten.

Mein Professor der Humanbiologie hat im Studium für ein paar Minuten auf einen Zusammenhang von Blutgruppe und einer gewissen Anfälligkeit bzw. des Schutzes vor bestimmten Krankheiten aufmerksam gemacht. Wer sich dafür interessiert, googeln. Insgesamt kommt die Blutgruppe 0, die ja stark mit der Blutgruppe A in der Bevölkerung vertreten ist, gar nicht so schlecht weg.
 
Meine Familie (inkl. 2 Hochrisikopersonen 80+) hat heute von sehr lieben, aber vielleicht etwas unbedarften Menschen eine Einladung zu einer Hochzeitsfeier Anfang August erhalten. Obwohl ich diese Menschen wirklich sehr gern habe, bin ich geschockt und regelrecht sauer, wie man so ein potenzielles Superspreader-Event riskieren kann (auch unabhängig von der Frage, ob das dann überhaupt erlaubt ist). Denn da werden auf jeden Fall noch mehr besonders gefährdete Personen dabei sein, und ich kenne die Emotionalität dort, die eine nüchtern auf Abstand bedachte Veranstaltung illusorisch macht. Und jetzt stehen wir vor der Entscheidung, uns sehr nahestehende Menschen mit einer Absage schwer zu enttäuschen, um unsere Gesundheit und unser Leben zu schützen und nicht an etwas teilnzunehmen, das wir generell für unverantwortlich halten...

Wie kann man sowas machen? Ich finde, da zeigt sich, dass strikte Verbote das Leben auch einfacher machen können...

Ja, vor solchen Problemen standen wir auch schon... das ist wirklich eine verzwickte Situation. Eine Ablehnung würde zumindest Befremden auslösen, aber ich kann absolut nachvollziehen, wenn man das täte.

Durch diese Lockerungsmassnahmen haben eben (leider) viele das Gefühl, es ist vorbei; meine Mutter gehört auch dazu.

Wir haben geplant, in den Sommerferien zu ihr zu fahren und deswegen mit Beginn der Ferien erst mal zwei Wochen in freiwillige Quarantäne gehen, vor allem weil die Kinder ja wieder Teilzeit in die Schule gehen und trotz allem ein Grundrisiko bleibt.

Aber sie fängt jetzt wieder an, alle ihre tausend Bekannten zu besuchen, sie einzuladen usw. sodass wir wohl ein größeres Risiko haben von ihr angesteckt zu werden als umgekehrt. Und da mein Mann auch Risikopatient ist und ich zumindest eine ungünstige Blutgruppe habe ( @SamRockwell das hätte ich auch gelesen) überlegen wir tatsächlich, das Unternehmen abzublasen, was auf völliges Unverständnis stoßen wird, da sie ihre Enkel eben nur so sehen kann.

Es gibt einen neuen Podcast von Herrn Drosten. Hier die Zusammenfassung:

https://www.n-tv.de/wissen/Drosten-Die-Nase-spielt-eine-wichtige-Rolle-article21835255.html

Wichtig ist also, dass der MNS auch die Nase bedeckt!!

Ein Kommentar vom Tagesspiegel, der meine Meinung nicht besser ausdrücken könnte:

https://m.tagesspiegel.de/berlin/sc...-fuer-den-besten-schutz-gesorgt/25902202.html

Und hier noch aus dem Liveticker von n-tv:

+++ 06:13 US-Nationalgarde nach Einsatz bei Protesten positiv getestet +++
In der US-Nationalgarde sind nach ihrem Einsatz bei Anti-Rassismus-Protesten in Washington Fälle der Ansteckung mit dem Coronavirus aufgetreten. Dies teilte eine Sprecherin der Nationalgarde-Einheit der Hauptstadt mit. Zur Zahl der Infektionsfälle wollte sie keine Angaben machen. Die Ansteckungsfälle unter den Soldaten dürften die Sorgen schüren, dass die derzeitigen Massenproteste in den USA eine erneute starke Ausbreitung des Virus befördern könnten. Die Mitglieder der Truppe seien vor und nach ihrem Einsatz bei den Protesten auf das Coronavirus getestet worden, sagte die Sprecherin. Präsident Donald Trump hatte am Sonntag den Rückzug der Nationalgarde aus Washington angeordnet.

Ich hoffe sehr, dass nicht die Demos die Ursache sind.
 
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Zum Thema Impfstoff stellen sich mir die ganze Zeit folgenden Fragen:

- Was ist, wenn kein Impfstoff entwickelt werden kann?
- Was ist, wenn es den Impfstoff erst in 5 Jahren für die breite Masse gibt?
- Was ist, wenn der Impfstoff nicht 100% Schutz aufweist?
- Was ist, wenn der Impfstoff ausgerechnet schlecht von jenen Menschen vertragen wird, die ihn dringend bräuchten?

Den Artikel im Tagesspiegel finde ich an einigen Stellen ziemlich reißerisch. Die Situation in Israel und auch in Göttingen ist nicht "außer Kontrolle", sondern es werden die in solchen Fällen geplanten Maßnahmen ergriffen und bei Erfolg wieder gelockert.

Ich habe "flatten the curve" immer so verstanden, dass man die Infektionsrate möglichst niedrig halten muss, um die medizinische Versorgung und auch die öffentliche Versorgung (Müllabfuhr, Verwaltung, Lebensmittelhandel etc.) gewährleisten zu können.
Von Ausrottung des Virus oder komplette Vermeidung von Ansteckungen habe ich zumindest nur ganz vereinzelt gehört.

Die jetzige Strategie ist nicht (mehr) "flatten the curve", sondern geht in die Richtung, Superspreader Events zu minimieren und einzelneAusbrüche schnell und konsequent zu verfolgen und zu unterbrechen.
Bisher gelingt dies hierzulande gut.

Auf eine Hochzeit mit vielen Personen würde ich vermutlich nicht gehen, verstehe aber auch die Überlegungen der Brautleute.
Auf Umarmungen und angeregte, längere Gespräche kann man zu solch einem Ereignis schwer verzichten. Dann lieber nächstes Jahr hoffentlich richtig feiern.

Für Massendemonstrationen habe ich zur Zeit kein Verständnis.

Neben dem Drosten Podcast schaue ich mir auch regelmäßig diese Kurven hier an:

https://www.deutschlandfunk.de/coro...icklungen.2897.de.html?dram:article_id=472799

Da sind die jeweiligen Lockerungen mit aufgeführt.
 
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In der US-Nationalgarde sind nach ihrem Einsatz bei Anti-Rassismus-Protesten in Washington Fälle der Ansteckung mit dem Coronavirus aufgetreten.

Wie ich gestern schon angemerkt habe, war eine Ansteckung absehbar. Wird aufgrund der Demos die hier in Deutschland stattgefunden haben, bestimmt auch so auftreten. In diesem Sinne waren die Demos alo nicht von Vorteil-leider.
 
Wie ich gestern schon angemerkt habe, war eine Ansteckung absehbar. Wird aufgrund der Demos die hier in Deutschland stattgefunden haben, bestimmt auch so auftreten. In diesem Sinne waren die Demos alo nicht von Vorteil-leider.

Und vor dem Hintergrund, dass besonders Menschen aus finanziell und/oder sozial schwachen Bevölkerungsschichten gefährdet sind, doppelt bitter.

https://www.sueddeutsche.de/politik/coronavirus-usa-schwarze-sterberate-1.4872535!amp

@Raven Montclair wir haben eben einen Brief von der Schulleitung erhalten, dass die Grundschule vor den Sommerferien wieder komplett geöffnet wird.
Die Begründung ist das aktuelle Infektionsgeschehen und wissenschaftliche Erkenntnisse, dass feste Gruppen wichtiger sind als die Gruppengröße.
Finde ich interessant.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
@Raven Montclair wir haben eben einen Brief von der Schulleitung erhalten, dass die Grundschule vor den Sommerferien wieder komplett geöffnet wird.
Die Begründung ist das aktuelle Infektionsgeschehen und wissenschaftliche Erkenntnisse, dass feste Gruppen wichtiger sind als die Gruppengröße.
Finde ich interessant.

Durch feste Gruppen fällt das Nachvollziehen der Infektionsketten leichter, aber ich finde, es ist besser Infektionsketten mit kleineren Variablen nachzuvollziehen.

Bei 15 Kindern nebst Familien habe ich eben nur 15 Ketten zu verfolgen, und keine dreißig. Und wenn die Ansteckung festgestellt wird, sind ja schon ein paar Rage ins Land gegangen und auch die Familen/Geschwisterkinder hatten ihrerseits Kontakte, beruflich und privat.
 
Ich finde die kleinen Gruppen auch besser. Und dann fahren ja viele in den Urlaub und verbreiten wiederum ihre Viren, bzw. schleppen sie aus anderen Ländern ein...

Ich bin auf den Herbst und Winter gespannt.
Wir können dann auch auf der Arbeit nicht mehr so lüften wie zur Zeit.
 
Ich verstehe die Welt nicht mehr.
Jetzt,wo fast überall gelockert wird müssen wir seit Montag auch im Betriebsgebäude Masken tragen.
Und wir sind als zweite Welle der Zusteller im Regelfall über 5 Meter von den Kollegen weg.
 
Durch diese Lockerungsmassnahmen haben eben (leider) viele das Gefühl, es ist vorbei; meine Mutter gehört auch dazu.

Wir haben geplant, in den Sommerferien zu ihr zu fahren und deswegen mit Beginn der Ferien erst mal zwei Wochen in freiwillige Quarantäne gehen, vor allem weil die Kinder ja wieder Teilzeit in die Schule gehen und trotz allem ein Grundrisiko bleibt.

Aber sie fängt jetzt wieder an, alle ihre tausend Bekannten zu besuchen, sie einzuladen usw. sodass wir wohl ein größeres Risiko haben von ihr angesteckt zu werden als umgekehrt.

Ist mir auch schon aufgefallen, dass die Risikopatienten selbst teilweise weniger besorgt und vorsichtig sind als ihre Angehörigen, die sie indirekt schützen, indem sie das Virus nicht zu ihnen tragen. Hängt vielleicht damit zusammen, dass die Älteren einen möglichen Tod generell gelassener sehen, vielleicht aber auch damit, dass es um ihr eigenes Leben geht, das sie bei Spaß gegen Schutz abwägen. Es ist ja auch wirklich etwas anderes, ob man sagt, ich will jetzt wieder meine Freunde sehen, sonst ist mein Leben nicht lebenswert, und das damit verbundene Risiko nehme ich in Kauf. Oder es darum geht, dass man durch das Sehen seiner Freunde, also für seinen egoistischen Spaß, das Leben von jemand anderem riskiert.


Und da mein Mann auch Risikopatient ist und ich zumindest eine ungünstige Blutgruppe habe ( @SamRockwell das hätte ich auch gelesen) überlegen wir tatsächlich, das Unternehmen abzublasen, was auf völliges Unverständnis stoßen wird, da sie ihre Enkel eben nur so sehen kann.

Ich finde euch da absolut konsequent. Vielleicht könnt ihr ihr das ja auch noch klarmachen, so dass sie sich in der Zeit vor eurem Besuch zurückhält.


Wichtig ist also, dass der MNS auch die Nase bedeckt!!

Das war aber auch schon vorher so, da es ja auch bzw. insbesondere um die durch die Nase ausgeatmete Luft geht, und dass die Viren enthalten kann, daran hat sich anhand der neuen Erkenntnisse nichts verändert.


Zum Thema Impfstoff stellen sich mir die ganze Zeit folgenden Fragen:

- Was ist, wenn kein Impfstoff entwickelt werden kann?
- Was ist, wenn es den Impfstoff erst in 5 Jahren für die breite Masse gibt?
- Was ist, wenn der Impfstoff nicht 100% Schutz aufweist?
- Was ist, wenn der Impfstoff ausgerechnet schlecht von jenen Menschen vertragen wird, die ihn dringend bräuchten?

So argumentieren ja viele, die der Meinung sind, wir sollten unser normales Leben wieder aufnehmen und eben das Risiko der Infektion tragen (bzw. die, die das nicht wollen/können, sollen sich halt einschließen), weil wir ansonsten vielleicht nie wieder normal leben können.

Natürlich wäre es im schlimmsten Fall möglich, dass eines oder gar alle dieser Dinge eintreffen. Aber es wird ja sehr viel Forschungsenergie und Geld hineingesteckt, da muss man einfach hoffen, dass es zumindest einigermaßen klappt, denn sonst muss man (gerade als jemand, der tendenziell zur "Einschließfraktion" gehört) ja total verzweifeln.

Wenn ich mich recht erinnere, hat Drosten im Podcast auch mal gesagt, dass er keinen Grund sieht, warum ein Impfstoff nicht funktionieren sollte, und das ist eine Einschätzung, auf die ich viel gebe. :)

Zeitlich liegen die realistischen Schätzungen ja bei 12-18 Monaten, das heißt ab März gerechnet könnte es nächstes Jahr um diese Zeit soweit sein. Aber bis dahin müssen wir uns tatsächlich auf ein mehr oder weniger (je nach Jahreszeit) anormales Leben einrichten. Und es wird dann natürlich sehr interessante Verteilungsdiskussionen geben, sowohl über die Regionen als auch die Personengruppen, die den Impfstoff zuerst bekommen. (Und dann, ganz, ganz, gaaaaaanz hinten vielleicht in 5 Jahren oder so, werden dann noch die Unwilligen zwangsgeimpft. :p)

Was die letzten beiden Punkte betrifft, wäre es wahrscheinlich eher untypisch, wenn es nicht so wäre. 100 % Schutz (bzw. in 100 % der Fälle eine wirksame Immunreaktion) gibt es wahrscheinlich bei keinem Impfstoff, und ja, gerade Menschen, die zur Risikogruppe gehören, vertragen Impfungen meist auch schlechter bzw. ihr Immunsystem baut keinen (ausreichenden) Schutz auf.

Aber dafür haben wir ja den Herdenschutz: Wenn eine ausreichende Zahl von Menschen geimpft ist, und insbesondere natürlich die, die mit vulnerablen Gruppen und Personen zu tun haben, dann kommt das Virus gar nicht erst zu ihnen hin, so dass es nicht so schlimm ist, wenn sie nicht selbst geimpft werden können. Und auch wenn der Impfstoff eine Infektion nicht komplett verhindern sollte, sondern die Erkrankung nur in (fast) allen Fällen auf einen Schnupfen abschwächt, wäre ebenfalls schon sehr viel gewonnen.


Auf eine Hochzeit mit vielen Personen würde ich vermutlich nicht gehen, verstehe aber auch die Überlegungen der Brautleute.
Auf Umarmungen und angeregte, längere Gespräche kann man zu solch einem Ereignis schwer verzichten. Dann lieber nächstes Jahr hoffentlich richtig feiern.

Richtig, genau das ist das Problem. Klar kannst Du so eine Veranstaltung, gerade wenn sie draußen stattfindet (was geplant ist, aber natürlich letztlich kurzfristig-wetterabhängig) weitestgehend sicher machen, durch Abstände, kein Umarmen/Händeschütteln, vielleicht gar Maskentragen, solange gerade nicht gegessen wird, keine Musik, damit nicht so gebrüllt werden muss usw. Aber macht das dann noch Spaß? Will man so seine Hochzeit feiern? Man kann doch trotzdem zum geplanten Termin heiraten und dann die große Sause später machen, wenn alle sie unbeschwert genießen können...

Ich habe dieses Jahr auch bewusst auf meine Geburtstagsfeier verzichtet, die in ihrem sehr kleinen und entspannten Rahmen wesentlich beherrschbarer gewesen wäre als so eine Hochzeit, weil die Sicherheitsmaßnahmen und das verbleibende Unsicherheitsgefühl nur alles vermiest hätten.


Ich verstehe die Welt nicht mehr.
Jetzt,wo fast überall gelockert wird müssen wir seit Montag auch im Betriebsgebäude Masken tragen.
Und wir sind als zweite Welle der Zusteller im Regelfall über 5 Meter von den Kollegen weg.

Vielleicht ist das ja eine Reaktion auf die erst in den letzten Wochen so richtig klar gewordene Aerosol-Problematik? Die müsste nämlich eigentlich dazu führen, dass eine ganze Reihe Vorgaben angepasst werden, aber die offiziellen Mühlen scheinen da extrem langsam zu mahlen. Oder vielleicht ist es auch der Aspekt, dass jetzt alle Mitarbeiter wieder höhere Risiken im Privatleben eingehen können, über Kinder in Schulen und Kitas Infektionen in die Familien kommen können etc.

Ich fände es gut, wenn bei mir auf der Arbeit (wo nur wenig Home-Office umgesetzt wurde und stattdessen die Kontakte durch andere Maßnahmen begrenzt wurden) entschieden würde, dass man außerhalb seines Büros eine Maske tragen muss, mindestens aber, wenn man sich zusammen mit anderen Personen oder länger in einem "Fremdraum" aufhält (um nicht unbedingt bei jedem Abholen eines Ausdrucks oder Gang auf's Klo das Ding aufsetzen zu müssen).

Ich weiß, dass andere Firmen, die wochenlang mehr oder weniger komplett Home Office hatten und jetzt beschränkt wieder Leute in die Büros lassen, eine Maskenpflicht haben. Das ist der Nachteil daran, dass es bei uns relativ normal weitergelaufen ist (und ja auch genau das, was Du ausgedrückt hast): Wie willst Du den Leuten klarmachen, dass sie jetzt auf einmal, wo es "doch fast kein Corona mehr gibt" (Anführungszeichen weil ich das nicht glaube!) eine Maske aufsetzen sollen, während wir durch die "heiße Phase" auch ohne gut gekommen sind?


Und um den Mammutbeitrag noch etwas länger zu machen, zu den hessischen Entwicklungen vom Tage:

Hier brechen jetzt auch alle Dämme: Grundschulen im Normalbetrieb ohne Abstandsregeln ab 22. Juni, Kindergärten ebenso ab dem 5. Juli. Erklärt wird von der Politik dabei selbstverständlich nix, nur verkündet. Das ist besonders besorgniserregend, weil der eine Grund, der akzeptabel wäre, problemlos kommunizierbar wäre (nämlich, dass man Erkenntnisse hat, dass es ungefährlich ist). Also ist es wohl ein reines Experiment und Vabanquespiel, ein Einknicken vor den Elterngruppen und Wirtschaftsvertretern, die die Kinder endlich wieder "aufgehoben" haben wollen.

Wenn ich google, wie sich bereits jetzt die Corona-Fälle in Schulen und Kitas bundesweit ansammeln (natürlich alles "Sonder- und Einzelfälle", bei denen die Infektion "anderswo" (weiß man, wo?) stattgefunden hat :rolleyes: ) wird mir ganz anders. Außerdem: Wenn ständig das Damoklesschwert über einem schwebt, dass das Kind wegen eines Falls in seiner Gruppe/Klasse nicht nur "einfach so", sondern sogar verschärft quarantänemäßig wieder 14 Tage daheim sitzt, kann man das dann verlässliche Betreuung nennen?

Besonders "schlau" auch das Konzept, mit der Schulöffnung 2 Wochen vor den Sommerferien zu beginnen. Zwar werden dann durch den Ferienbeginn mögliche Infektionsketten innerhalb der Schulen unterbrochen. Aber was wird wohl passieren, wenn die Familienreise zu einem mit Glück noch ergatterten Urlaubsdomizil gefährdet ist, weil im Fall einer Infektion in der Klasse das Kind zu Beginn der Ferien unter Quarantäne steht? Oder wenn (symptomlos, unerkannt) infizierte Kinder das Virus in die Urlaubsregionen oder zu den für die Ferienbetreuung benötigen Großeltern tragen?

Ganz toll, meine liebe Landesregierung! :rolleyes:

Micah

PS: Was ist eigentlich mit der Bundeskanzlerin? Gefühlt ist sie seit den "Öffnungsdiskussionsorgien" kurz nach Ostern komplett abgetaucht. Ich habe den Eindruck, sie will nichts davon zu verantworten haben, und das gruselt mich ebenfalls...
 
So argumentieren ja viele, die der Meinung sind, wir sollten unser normales Leben wieder aufnehmen und eben das Risiko der Infektion tragen (bzw. die, die das nicht wollen/können, sollen sich halt einschließen), weil wir ansonsten vielleicht nie wieder normal leben können.

Natürlich wäre es im schlimmsten Fall möglich, dass eines oder gar alle dieser Dinge eintreffen. Aber es wird ja sehr viel Forschungsenergie und Geld hineingesteckt, da muss man einfach hoffen, dass es zumindest einigermaßen klappt, denn sonst muss man (gerade als jemand, der tendenziell zur "Einschließfraktion" gehört) ja total verzweifeln.

Ich bin auch zuversichtlich, dass es eine Impfung geben wird. Aber solange: Take care!

Ein Kollege meines Mannes stammt aus Bergamo, und dort war es wirklich so, dass alle Familien (auch seine) einen oder mehrere Todesfälle zu beklagen hat. Er kann überhaupt nicht nachvollziehen, wieso jetzt so schnell „ hochgefahren“ wird, weil er sozusagen hautnah via Skype mitbekommen hat, wie dramatisch es ist, wenn sehr viele gleichzeitig infiziert sind.

Ich fände es gut, wenn bei mir auf der Arbeit (wo nur wenig Home-Office umgesetzt wurde und stattdessen die Kontakte durch andere Maßnahmen begrenzt wurden) entschieden würde, dass man außerhalb seines Büros eine Maske tragen muss, mindestens aber, wenn man sich zusammen mit anderen Personen oder länger in einem "Fremdraum" aufhält (um nicht unbedingt bei jedem Abholen eines Ausdrucks oder Gang auf's Klo das Ding aufsetzen zu müssen).

Das ist bei uns der Fall, ich arbeite für ein amerikanisches Unternehmen und das wurde sehr frühzeitig sehr ernst genommen, mit Masken, Plexiglastrennwänden, Dauerbelüftung und immer nur zwei Personen gleichzeitig, der Rest HO oder Schichtdienst. Ich arbeite jetzt teils von zuhause und fahre erst spätabends los, mein Kollege macht freiwillig Nachtschicht.
Wir mussten sogar (auch vom Betriebsrat genehmigt) unterschreiben, dass wir uns verpflichten dem Hygieneplan zu folgen (inkl. Selbstquarantäne nach Urlaub).
Und trotzdem gibt es Kollegen, die ohne Maske unterwegs sind und hoffen, nicht erwischt zu werden :confuse:, spricht man sie an, werden sie patzig. Für sie ist die Epedemie vorbei!

PS: Was ist eigentlich mit der Bundeskanzlerin? Gefühlt ist sie seit den "Öffnungsdiskussionsorgien" kurz nach Ostern komplett abgetaucht. Ich habe den Eindruck, sie will nichts davon zu verantworten haben, und das gruselt mich ebenfalls...

Den Eindruck teile ich. Ich glaube auch, dass sie befürchtet, dass alles Erreichte den Bach runter geht, aber sie hat nicht die Macht dagegen anzukommen.

Sehr unnett finde ich auch Herr Streek, der jetzt überall rumposaunt, der Lockdown wäre zu hart gewesen und jetzt alles besser gewusst hat.

In England hat man eine Woche zu spät gelockdownt, mit schlimmen Folgen.

Meine Hoffnung ruht auch auf dem Impfstoff. Mein Sohn macht sich sehr viel Stress, seit die Schule wieder aufgestartet ist, weil er Angst hat, seinen Papa anzustecken. Er trägt auch im Klassenzimmer Maske, trotz Mindestabstand und Dauerbelüftung. Ich will gar nicht dran denken, wie das sein wird, wenn der Regelbetrieb wieder los geht.

Wir werden daher beim Besuch bei Oma so oft es geht draußen sein, zumindest zu den Mahlzeiten (sie hat glücklicherweise eine große überdachte Terrasse) und in die Einliegerwohnung einziehen, die seit dem Tod meiner Oma leer steht. So haben wir auch ein separates Bad.

Wenn wir sehen, es geht trotzdem nicht, fahren wir halt wieder, da muss Oma dann durch.

Hier noch ganz interessant eine leider kleine Studie über die Aussagekraft bestimmter Blutparameter:

https://www.n-tv.de/wissen/Bluttest-kann-Covid-19-Verlauf-vorhersagen-article21838843.html
 
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