Covid-19

Die Infektionszahlen sind glücklicherweise sehr niedrig, insofern ist die Chance sehr gering, sich aktuell zu infizieren. Dadurch wähnen sich die Menschen aber auch in trügerische Sicherheit. In Deutschland hat fast niemand einen persönlichen Schicksalsschlag erlebt wie in Bergamo. Für viele Schüler ist die Gefahr deshalb zu abstrakt, zu weit weg (wie auch für viele Erwachsene). In den Schulen wird zwar in Gegenwart von Lehrern auf Abstandsregeln geachtet, aber es gehört zum Alltag, dass Schüler außerhalb des Klassenraums diese immer wieder missachten. Die Klassen sind zwar geteilt, aber die Schüler haben außerhalb des Unterrichts weiterhin Kontakt zu Schülern der anderen Klassenhälfte oder anderen Klassen.

Als vor fünf Wochen meine geteilte Klasse an zwei bis drei Tagen wöchentlich wieder in die Schule zurückkehrte, hatten zunächst drei Familien große Bedenken, weil Familienangehörige eindeutig stark gefährdet sind (Lunge, Herz). Letztlich haben sie ihre Kinder geschickt, auch in Vertrauen auf die niedrigen Infektionszahlen. Beobachte ich aber die drei Schüler im Schulalltag, muss ich immer wieder feststellen, dass sie sich nicht immer so verantwortungsvoll handeln wie sie müssten, wenn es in ihrer Gruppe den Ernstfall geben würde.

Und der Ernstfall kann schnell eintreten: Vor zehn Tagen teilte mir eine Mutter mit, dass der Sohn einer Arbeitskollegin ihres Ex-Mannes positiv auf COVID-19 getestet wurde. Die Arbeitskollegin ihres Ex-Mannes klagte über Halsschmerzen, ihr Ex-Mann auch. Das Problem: Mein Schüler hat seinen Vater mehrfach in seiner möglichen Inkubationszeit besucht, mit ihm gegessen. Außerdem: Ein Freund aus einer anderen Klasse hat das Wochenende bei ihm verbracht. Beide sind natürlich erst nach einer Testung in die Schule zurückgekehrt, glücklicherweise war das Ergebnis negativ. Zwischen Testung und mitgeteilten Ergebnis lagen keine 24 Stunden.

Mein Gesundheitsamt wird erst aktiv, wenn ein positiver Befund bestätigt wird. Handelt es sich nur um einen Verdachtsfall, geht der Schulbetrieb normal weiter, ohne dass es jemand erfährt. Meine Schulleitung hat keinen Kollegen über die potentielle Gefahr informiert. Ich war es, der aus eigenem Entschluss eine Kollegin informiert hat, die gesundheitlich sehr stark gefährdet ist und die unmittelbar vor ihrem ersten Präsenzunterricht stand. Sie sollte die Gefahr kennen, auch wenn die Chance sehr gering war, dass mein Schüler am letzten Unterrichtstag infiziert in seiner Lerngruppe saß (langes Pfingstwochenende seit dem letzten Unterrichtstag). Meine Kollegin sollte die Wahl haben. Sie hat sich dafür entschieden, sich an jenem unklaren Tag in meiner Lerngruppe vertreten zu lassen. Die drei Elternhäuser mit angegebenen Risikogruppen in meiner Klasse habe ich nicht informiert, weil alle drei Schüler nicht zur Lerngruppe des Verdachtsfall gehören.

In den letzten Wochen gab es einige Verdachtsfälle an meiner Schule, die zu einer Testung führten. Man bekommt die Verdachtsfälle aber nur durch Zufall im Kollegengespräch mit. Im Mai / Anfang Juni sind Halsschmerzen generell verbreitet.
 
Das folgende Video ist kein Trost für Menschen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, für Menschen mit existenzielle Sorgen und Nöte, es kann aber Menschen, die nur von Einschränkungen betroffen sind, nachdenklich machen.

Im Unterricht habe ich in diesem Schuljahr in meiner Klasse u. a. "Nationalsozialismus" und "Zweiter Weltkrieg" behandelt. Aktuell befinden wir uns in den Nachkriegsjahren. Letzte Woche haben meine Schüler festgestellt, dass spätestens ab 1939 für unsere Vorfahren für mindestens zehn Jahre keine Normalität herrschte, während die COVID-19-Pandemie wahrscheinlich in ein, zwei Jahren für uns Geschichte sein wird.

Insofern war ich für dieses Video empfänglich, als ich es gestern von einer Bekannten erhielt. ;)

 
Zum Thema Impfung noch:
Jetzt mal abgesehen von Corona, müsste man dieses Thema stärker in den Vordergrund rücken und die Bevölkerung aufklären.

Wenn über die Masern berichtet wird, stehen immer alternativ gesinnte Eltern im Vordergrund, die ihre Kinder ganz bewusst nicht impfen lassen wollen. Aber es gibt ganz viele Menschen gerade in meinem Jahrgang (Anfang 80er), die sich ebenfalls noch impfen lassen müssten.


Und ich persönlich finde die Hürden für eine Impfung hoch. Erstmal telefonisch bei der Kinderärztin durchkommen. Teilweise muss ich da 20 mal anrufen. Dann einen Termin ergattern und hoffen, dass das Kind an dem Tag nicht erkältet sein wird.
Dann im schlimmsten Fall über eine Stunde im verschnupften Wartezimmer sitzen und das ganze dann im Fall von MMR noch mal im nächsten Jahr.
Da in diesem Jahr die Einschulungsuntersuchung ausgefallen ist, wurde ich auch nicht auf die Auffrischung der Tetanusimpfung hingewiesen.

Ich halte mich für gut informiert und engagiert, aber nicht alle Eltern haben die Kraft und die Informationsquellen dazu.

Mir wären tatsächlich die Reihenimpfungen in der Schule und im Kindergarten lieber. Aber das ist heutzutage wohl nicht mehr machbar, wenn das Tragen eines Mundschutzes für wenige Minuten schon ein schlimmer Eingriff in die körperliche Unversehrtheit darstellt.

@micah wir wohnen auch in Hessen und ich habe tatsächlich Angst, dass wir wegen einer Quaratäneanordnung nicht in die Ferien fahren können. Wir hatten die Ferienwohnung schon im Herbst gebucht, innerhalb von Süddeutschland und wollen da eh unter uns bleiben. Wenn jetzt kurz vorher noch was passiert...
Mein Mann ist Lehrer und bekommt bald eher einen Herzinfarkt statt Corona. Ständig wird etwas Neues angeordnet, immer kurzfristig und kaum umsetzbar. :(
 
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Zum Thema Impfung noch:
Jetzt mal abgesehen von Corona, müsste man dieses Thema stärker in den Vordergrund rücken und die Bevölkerung aufklären.

Wenn über die Masern berichtet wird, stehen immer alternativ gesinnte Eltern im Vordergrund, die ihre Kinder ganz bewusst nicht impfen lassen wollen. Aber es gibt ganz viele Menschen gerade in meinem Jahrgang (Anfang 80er), die sich ebenfalls noch impfen lassen müssten.


Und ich persönlich finde die Hürden für eine Impfung hoch. Erstmal telefonisch bei der Kinderärztin durchkommen. Teilweise muss ich da 20 mal anrufen. Dann einen Termin ergattern und hoffen, dass das Kind an dem Tag nicht erkältet sein wird.
Dann im schlimmsten Fall über eine Stunde im verschnupften Wartezimmer sitzen und das ganze dann im Fall von MMR noch mal im nächsten Jahr.
Da in diesem Jahr die Einschulungsuntersuchung ausgefallen ist, wurde ich auch nicht auf die Auffrischung der Tetanusimpfung hingewiesen.

Ich habe meine Kinder von Anfang an nach Stiko Empfehlungen durchimpfen lassen (ich selbst bin auch geimpft), daher hatte ich glücklicherweise den Stress nicht, weil die Termine immer gleich bei den U-Untersuchungen über die Jahre mit gemacht wurden.

Bei den Schulen läuft es auch total unterschiedlich mit dem Nachweis. Ich musste noch nicht tätig werden, eine Kollegin musste für Ihre Tochter (1. Klasse) eine Imofausausweiskopie einreichen, für ihren Sohn (4. Klasse, gleiche Schule), wurde eine Bescheinigung des Kinderarztes eingefordert. o_O
 
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Ein Kollege meines Mannes stammt aus Bergamo, und dort war es wirklich so, dass alle Familien (auch seine) einen oder mehrere Todesfälle zu beklagen hat. Er kann überhaupt nicht nachvollziehen, wieso jetzt so schnell „ hochgefahren“ wird, weil er sozusagen hautnah via Skype mitbekommen hat, wie dramatisch es ist, wenn sehr viele gleichzeitig infiziert sind.

Ja, das ist wirklich der Nachteil davon, dass wir (hoffentlich nicht nur bisher!) so glimpflich davongekommen sind. Dadurch konnten die Verharmloser und Öffnungsfanatiker erst Oberwasser kriegen, weil nur die allerwenigsten schwere Verläufe oder Todesfälle im eigenen Umfeld erlebt haben.

There is no glory in prevention...


Und trotzdem gibt es Kollegen, die ohne Maske unterwegs sind und hoffen, nicht erwischt zu werden :confuse:, spricht man sie an, werden sie patzig. Für sie ist die Epedemie vorbei!

Wobei natürlich die Krux an dem ganzen ist, dass diejenigen, die keine Maske aufsetzen (sofern es keine FFP2/FFP3-Masken sind), nicht in erster Linie sich selbst, sondern vor allem die anderen gefährden. Deswegen funktioniert es ja nur über eine Pflicht, die auch kontrolliert wird und ggf. Strafen zur Folge hat.

Und natürlich nicht nur das Tragen der Maske an sich, sondern auch das richtige Tragen. Wie viele Leute haben das Ding unter der Nase, als "Kinnwärmer" oder (mein "Favorit") von einem Ohr baumeln... :rolleyes:


Sehr unnett finde ich auch Herr Streek, der jetzt überall rumposaunt, der Lockdown wäre zu hart gewesen und jetzt alles besser gewusst hat.

Ja, der wird mir auch immer unsympathischer. Versteht er eigentlich, wie er mit dem Feuer spielt, für den Fall, dass wir einen Neuanstieg von Infektionen bekommen und wieder striktere Maßnahmen erforderlich sind? Die Bereitschaft der Bevölkerung wird dann mit Verweis auf solche Behauptungen im Keller sein! Dabei war ja kurz zuvor diese Studie herausgekommen, die anhand einer Analyse aus 41 Ländern belegt, dass und welche Maßnahmen effektiv waren (und zwar insbesondere die Schulschließungen!). Aber das ist ja kompliziert und eine "unerwünschte" Botschaft, also wird sie lange nicht so stark öffentlich wahrgenommen.

Um noch so ein schönes englisches Zitat zu bringen: "A lie will be halfway around the globe before the truth has got its pants on."


Meine Hoffnung ruht auch auf dem Impfstoff. Mein Sohn macht sich sehr viel Stress, seit die Schule wieder aufgestartet ist, weil er Angst hat, seinen Papa anzustecken. Er trägt auch im Klassenzimmer Maske, trotz Mindestabstand und Dauerbelüftung. Ich will gar nicht dran denken, wie das sein wird, wenn der Regelbetrieb wieder los geht.

Da hast Du aber einen tollen Sohn! :) Man kann nur hoffen, dass mehr Leute aller Altersgruppen vernünftiger und verantwortungsbewusster sind, als es in dem medialen Geschrei häufig erscheint.

Ist es übrigens nicht so, dass die Schulpflicht aufgehoben ist bzw. aufgehoben werden kann, wenn eine Risikoperson im Haushalt ist? Vielleicht wäre das ja auch für euch eine Möglichkeit, wenn es ganz schlimm kommt.


Die Infektionszahlen sind glücklicherweise sehr niedrig, insofern ist die Chance sehr gering, sich aktuell zu infizieren. Dadurch wähnen sich die Menschen aber auch in trügerische Sicherheit.

Wenn sie halt wirklich so gering sind... Ich fürchte, dass viele Fälle im Moment einfach nicht erfasst werden, weil viele gar keine oder nur ganz milde Symptome haben, und eben nicht mehr wie zu Beginn des Ausbruchs alle sofort getestet werden wollen (wer kann sich noch an die Schlangen vor den Testcentern und die Diskussion, wer getestet werden "darf", erinnern?), sondern das aus Angst vor den persönlichen (Quarantäne, Pläne im Eimer) und gesamtgesellschaftlichen (wieder mehr Einschränkungen) Folgen lieber vermeiden, so lange es geht.

Möglicherweise sieht man im Moment also wirklich nur die Spitze des Eisbergs. Schließlich müssen ja die wenn auch wenigen Fälle, die immer wieder aufpoppen, sich irgendwo angesteckt haben. Ich finde es sehr schade, dass man jetzt, wo die Lage relativ überschaubar ist und die Gesundheitsämter das ja alles hinkriegen sollten, nicht mehr Informationen über die Zahlen hinaus erhält, z. B.:

Wo sind die Ansteckungen wahrscheinlich erfolgt und unter welchen Bedingungen?
Wie viele Fälle sind Teil von bereits bekannten Infektionsketten und wie viele kommen "aus dem Nichts"?
Wie viele der Personen waren sogar als Teil eines bekannten Ausbruchs schon in Quarantäne, so dass zu hoffen ist, dass sie niemand sonst mehr angesteckt haben?

Ich hoffe, dass zumindest ersteres mittlerweile irgendwo erfasst wird, um es später auswerten zu können und dann beurteilen zu können, welche Situationen gefährlich sind und welche Maßnahmen ausreichen und welche nicht.


In den Schulen wird zwar in Gegenwart von Lehrern auf Abstandsregeln geachtet, aber es gehört zum Alltag, dass Schüler außerhalb des Klassenraums diese immer wieder missachten. Die Klassen sind zwar geteilt, aber die Schüler haben außerhalb des Unterrichts weiterhin Kontakt zu Schülern der anderen Klassenhälfte oder anderen Klassen

Das gilt nich nur für Schulen / Schüler. Eine Freundin, die im Kindergarten arbeitet, ist auch ganz fassungslos, dass sie innerhalb des Kindergartens einen Riesen-Aufwand betreiben, damit sich Kinder unterschiedlicher Gruppen keinesfalls begegnen - und dann kommen die Eltern zum Abholen, quatschen vor dem Haus bunt gemischt untereinander und lassen die Kinder alle miteinander in Kontakt kommen. :wallb

Ich will schon wieder was zitieren, darf ich nochmal? ;)

"Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher."


Mein Gesundheitsamt wird erst aktiv, wenn ein positiver Befund bestätigt wird. Handelt es sich nur um einen Verdachtsfall, geht der Schulbetrieb normal weiter, ohne dass es jemand erfährt. Meine Schulleitung hat keinen Kollegen über die potentielle Gefahr informiert.

Ja, der Informationsfluss unter Berücksichtigung von Datenschutzfragen ist wirklich ein Problem!

Ich habe mich auch schon gefragt, ob es kommuniziert würde, wenn jemand im weiteren Kollegenkreis, dem ich vielleicht im Gang nahe gekommen bin oder der ausnahmsweise mal in meinem Büro war, Verdachtsfall oder positiv ist. In solchen Fällen wäre ich ja keine Kontaktperson nach den RKI-Kriterien, aber das schließt eben nicht komplett aus, dass man sich nicht doch angesteckt haben kann. Ich würde es aber gerne wissen, um mich dann für eine Weile von den Risikopersonen in meinem Umfeld fernhalten zu können.


Das folgende Video ist kein Trost für Menschen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, für Menschen mit existenzielle Sorgen und Nöte, es kann aber Menschen, die nur von Einschränkungen betroffen sind, nachdenklich machen.

Ja, das ist wirklich ein gutes Video, vielen Dank dafür! :)

Ich fürchte nur, dass es die Menschen, die es am meisten sehen sollten, nicht sehen werden...

Insbesondere der Punkt mit dem Gejammere über die Masken, das finde ich so unfassbar albern!

In den ersten, dramatischen Wochen im März/April dachte ich, so ähnlich fühlt sich wohl Krieg an, was die Verunsicherung auf individueller und gesellschaftlicher Ebene betrifft. Wobei natürlich vieles am Krieg schlimmer ist, andererseits er aber wenigstens nicht die Möglichkeit von Nähe und Gemeinschaft als essenzielles menschliches Bedürfnis, zum Trost und zur Ablenkung, nimmt, wie das jetzt ja der Fall ist.

Was mir anhand des Videos aber erst so richtig klargeworden ist, ist dass die Zeit zwischen den Weltkriegen ja eigentlich auch Dauerkrise war, mit Spanischer Grippe, Weltwirtschaftskrise und dann, nach nur wenigen Jahren "Goldene Zwanziger" schon die Nazi-Machtergreifung...


Mir wären tatsächlich die Reihenimpfungen in der Schule und im Kindergarten lieber. Aber das ist heutzutage wohl nicht mehr machbar, wenn das Tragen eines Mundschutzes für wenige Minuten schon ein schlimmer Eingriff in die körperliche Unversehrtheit darstellt.

Das ist vielleicht weniger das Problem (denn meines Wissens bestand schon in meiner Kindheit die Möglichkeit, der Teilnahme an der Reihenimpfung zu widersprechen bzw. ohne Einwilligung der Eltern war man halt nicht dabei), sondern vielmehr, dass die Behörden / Amtsärzte diesen Aufwand nicht mehr leisten können / sollen (Stichwort Kaputtsparen des staatlichen Gesundheitsdienstes).

Auch so Sachen wie öffentlich angekündigte Schluckimpfungstermine, zu denen man freiwillig hingehen konnte, gibt es ja seit ca. Ende der 80er nicht mehr.

Aber vielleicht wird sich im Rahmen der Sars-CoV-2-Impfung so etwas ja wieder etablieren. Ich glaube, anders wird das logistisch auch gar nicht hinzukriegen sein.

Micah
 
There is no glory in prevention...

Wie wahr...

Um noch so ein schönes englisches Zitat zu bringen: "A lie will be halfway around the globe before the truth has got its pants on."

Noch besser...

"Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher."

Eines meiner Lieblingszitate...

Und natürlich nicht nur das Tragen der Maske an sich, sondern auch das richtige Tragen. Wie viele Leute haben das Ding unter der Nase, als "Kinnwärmer" oder (mein "Favorit") von einem Ohr baumeln... :rolleyes:

Ich kenne noch den Kehlkopfschutz und den Hutersatz.

Ja, der wird mir auch immer unsympathischer. Versteht er eigentlich, wie er mit dem Feuer spielt, für den Fall, dass wir einen Neuanstieg von Infektionen bekommen und wieder striktere Maßnahmen erforderlich sind? Die Bereitschaft der Bevölkerung wird dann mit Verweis auf solche Behauptungen im Keller sein! Dabei war ja kurz zuvor diese Studie herausgekommen, die anhand einer Analyse aus 41 Ländern belegt, dass und welche Maßnahmen effektiv waren (und zwar insbesondere die Schulschließungen!). Aber das ist ja kompliziert und eine "unerwünschte" Botschaft, also wird sie lange nicht so stark öffentlich wahrgenommen.

Für mich ein klarer Fall von Geltungssucht. Er ist ja auch mit dem Ex-Bild Chef Dieckmann und Michael Mronz verquickt und nutzt jetzt die BILD als Plattform.

Da hast Du aber einen tollen Sohn! :) Man kann nur hoffen, dass mehr Leute aller Altersgruppen vernünftiger und verantwortungsbewusster sind, als es in dem medialen Geschrei häufig erscheint.

Ist es übrigens nicht so, dass die Schulpflicht aufgehoben ist bzw. aufgehoben werden kann, wenn eine Risikoperson im Haushalt ist? Vielleicht wäre das ja auch für euch eine Möglichkeit, wenn es ganz schlimm kommt.

Wenn die Zahlen bei uns im LK hochschnellen würden, wäre das eine Alternative. Aber momentan, nehmen wir das (hoffentlich) zur Zeit geringe Risiko in Kauf, weil wir wissen, wie verantwortungsbewusst er ist und wir hoffen, dass mit der Routine das Ganze für ihn entstresst wird.
 
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Vielen Dank für den Link! Das Interview fand ich in Teilen ganz interessant, aber insgesamt beschäftigt es sich für meinen Geschmack zu viel mit den (eher oberflächlichen) Themen Bild und (inszeniertem) Virologen-Zickenkrieg. Und was Streeck betrifft, wird leider nur die erste Affäre mit der Heinsberg-Studie diskutiert, nicht der erneute Fauxpas von letzter Woche, der darauf schließen lässt, dass er entweder nichts gelernt hat oder das ganze eben doch Kalkül war / ist, was auch immer die Motivation dahinter ist. (Diese Fehlstelle des Interviews könnte natürlich damit zusammenhängen, dass sowas immer einen gewissen Vorlauf hat, und der neue Fauxpas schlicht noch nicht berücksichtigt werden konnte.)

Was ich im Interview ansonsten noch vermisse, ist eine Auseinandersetzung mit der Verschiebung des Schwerpunktes der Berichterstattung, der mir seit Wochen, im Prinzip seit Beginn der Lockerungen, auffällt, und zwar quer durch alle und auch in seriösen Medien: Die Meldungen über Infizierten- und Todeszahlen (national wie weltweit) rücken immer mehr in den Hintergrund im Vergleich zu den Themen Lockerungen, Auswirkungen der Einschränkungen und Wirtschaftshilfen.

Während man sich am Anfang schier überschlagen hat vor Horrormeldungen und die Art der Schlagzeilen durchaus Panik zu schüren geeignet war ("Infizierten- und Todeszahlen erneut gestiegen" - ja was denn auch sonst? :rolleyes:), gibt es mittlerweile gehäuft Nachrichtensendungen inkl. der Tagesschau, in denen diese Infos gar nicht mehr vorkommen, und in der Zeitung muss man sie oft auch versteckt in Artikeln über Lockerungsmaßnahmen suchen.

Da wundert es nicht, wenn Menschen, die sich nicht von sich aus damit befassen, sich in dem Gefühl wiegen, dass das Virus selbst "durch" ist und nur die Auswirkungen der Bekämpfung noch eine Rolle spielen, mit den entsprechenden Folgen für das eigene Verhalten und weitere Lockerungs-Forderungen.

Natürlich sind die für Deutschland gemeldeten Neuinfektionszahlen derzeit erfreulicherweise (und für mich von Tag zu Tag wieder überraschend) beruhigend niedrig und konstant, dennoch finde ich, dass diese Information - nüchtern und mit einer entsprechenden Einordnung (Wochenend- und Nachmeldeeffekte, spezielle Ausbrüche) - in die Hauptnachrichtensendung gehört. Sowie auch gelegentliche Sammelmeldungen über Fälle in Schulen, Kitas, Gaststätten etc. Das würde vermitteln: Ja, das Virus ist noch da und auch wenn im Moment kein Grund zur Panik besteht, ist es weiter sinnvoll und notwendig, vorsichtig zu sein.

So wie es läuft, habe ich dagegen den Eindruck, dass die Stimmung ganz subtil in eine bestimmte Richtung gelenkt werden soll. Vielleicht soll über die wahrscheinlich eher unproblematischen Sommermonate zu möglichst viel Konsum, Freizeitaktivitäten und Reisen animiert werden, um vor dem möglicherweise im Herbst/Winter wieder erforderlichen Runterfahren wenigstens ein bisschen was eingenommen zu haben. :verwirrt:

Micah
 
Sowie auch gelegentliche Sammelmeldungen über Fälle in Schulen, Kitas, Gaststätten etc. Das würde vermitteln: Ja, das Virus ist noch da und auch wenn im Moment kein Grund zur Panik besteht, ist es weiter sinnvoll und notwendig, vorsichtig zu sein.

Einem unbestätigtem Kommentar zu Folge lässt sich auf der Seite des RKI die Fallzahlen nach Alter gestaffelt gar nicht mehr so leicht finden wie noch in den vergangenen Monaten. Wundert mich nicht, wenn so die ein oder andere Verschwörungstheorie hochkocht, immer hin fällt das ja ganz gut mit der massiven Öffnung von Kita und Schule einher und die Neuinfektionen gerade bei jüngeren Menschen sind in den letzten Wochen deutlich angestiegen.
 
Einem unbestätigtem Kommentar zu Folge lässt sich auf der Seite des RKI die Fallzahlen nach Alter gestaffelt gar nicht mehr so leicht finden wie noch in den vergangenen Monaten. Wundert mich nicht, wenn so die ein oder andere Verschwörungstheorie hochkocht, immer hin fällt das ja ganz gut mit der massiven Öffnung von Kita und Schule einher und die Neuinfektionen gerade bei jüngeren Menschen sind in den letzten Wochen deutlich angestiegen.

Ja, ich hatte ja vor ein paar Tagen schon geschrieben, dass ich es ausgesprochen unbefriedigend finde, dass man bei den aktuell niedrigen Zahlen nicht auch Infos über das wie und wo veröffentlicht. Oder auch, dass man bei den großen Ausbrüchen nach dem großen "Anfangsaufreger" nur selten weitere Infos bekommt - gab es weitere Folgefälle, gab es schwer Erkrankte oder gar Todesfälle (am Anfang heißt es ja fast immer "symptomlos" oder "nur milde Symptome", was aber eben auch daran liegt, dass sich die schweren Verläufe erst in der zweiten Woche herauskristallisieren)?

Wenn man nach Infektionen in Kitas und Schulen googelt, bekommt man aus den letzten Wochen viele Treffer in den Regionalmedien. Auch hier aber leider oft nur die Erstmeldung und dass weitere Kontaktpersonen identifiziert und getestet werden, nicht aber, wie diese Tests ausgingen, also ob es weitere Ansteckungen gab.

Auch wenn es möglicherweise nicht alle Fälle abdecken würde, würde beispielsweise eine wochenweise Zusammenfassung dieser Meldungen den überregionalen Medien inkl. Fernsehnachrichten schon gut zu Gesicht stehen.

Micah
 
Mein Bruder geht nach aktuellem Stand nicht davon aus dass er, wie die Jahre zuvor, Weihnachten zu Besuch kommt, selbst wenn es bis dahin “normalen” Flugverkehr geben sollte.
Ich kann ihn schon verstehen. Stunden lang mit 300 Leuten in einem Flugzeug, dann vielleicht zwei schöne Wochen in Deutschland, nach der Rückkehr dann dank Corona schwer krank und dem amerikanischen Gesundheitssystem ausgesetzt sein. Da hätte ich auch kein Bock drauf.

trotzdem ziemlicher Mist. 2020 kann man echt in die Tonne kloppen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hätte die letzten vier Tage eigentlich auf Langeoog verbracht. Aber in meiner Reisegruppe hätte es drei Risikopatienten gegeben. Im Vorfeld erschien die Überfahrt mit der Fähre unkalkulierbar. Wir habe die Reise an Bekannte abgetreten. So kam ich zu einem intensiven Arbeitswochenende. ;)
 
Mein Bruder geht nach aktuellem Stand nicht davon aus dass er, wie die Jahre zuvor, Weihnachten zu Besuch kommt, selbst wenn es bis dahin “normalen” Flugverkehr geben sollte.
Ich kann ihn schon verstehen. Stunden lang mit 300 Leuten in einem Flugzeug, dann vielleicht zwei schöne Wochen in Deutschland, nach der Rückkehr dann dank Corona schwer krank und dem amerikanischen Gesundheitssystem ausgesetzt sein. Da hätte ich auch kein Bock drauf.

Ja, kann ich gut verstehen. Dazu dann noch die Angst, dass er die ganze Familie mit dem im Flugzeug eingefangenen Virus anstecken könnte... Dann lieber gar nicht.

Ich weiß noch, wie es kurz vor dem Ramadan hieß, stellt euch mal vor, wir müssten Weihnachten unter solchen Bedingungen feiern, so schlimm ist das jetzt für die Muslime, und ich dachte, ähm, Leute, aller Wahrscheinlichkeit nach werden wir Weihnachten genau so feiern...


2020 kann man echt in die Tonne kloppen.

Ja, leider. Und ich dachte zu Anfang des Jahres noch, was für eine schöne Zahl, die zu schreiben macht richtig Spaß, die müsste doch ein gutes Karma haben. Sauber daneben gelegen! :rolleyes: :mad: :(

Micah
 
Hier ein ganz interessanter Podcast über die verschiedenen Strategien der einzelnen Länder und was es gebracht hat:

https://www.n-tv.de/mediathek/audio/Die-Wiener-Geheimwaffe-im-Corona-Kampf-article21842401.html

Aber scheinbar bringt es auch nichts, hautnah in New York dabei gewesen zu sein:

+++ 00:22 Gouveneur droht New Yorkern mit neuem Lockdown +++
Weil viele New Yorker am Wochenende trotz der Corona-Beschränkungen in großen Gruppen vor Bars zusammenstanden und auf der Straße feierten, hat Gouverneur Andrew Cuomo erbost mit der Rückkehr zu strikten Corona-Auflagen gedroht. Sein Büro habe 25.000 Beschwerden über Verstöße gegen die Regeln zur Wiedereröffnung von Geschäften erhalten, teilte Cuomo mit. Viele New Yorker waren an dem sonnigen Wochenende nach draußen geströmt. "Viele Verstöße gegen Abstandsgebot, Partys in der Straße, Restaurants und Bars beachten Gesetze nicht", schrieb Cuomo auf Twitter. "Gesetz durchsetzen oder der Staat wird handeln", warnte er lokale Behörden. Der Gouverneur veröffentlichte ein Video, auf dem hunderte Menschen zu sehen waren, die Freitagabend in einer Straße in Manhattan feierten. Cuomo schrieb dazu: "Bringt mich nicht dazu, dahin zu kommen." Restaurants und Bars dürfen Essen und Trinken zum Mitnehmen anbieten. Sitzplätze draußen sind aber verboten.

Die Menschen scheinen unbelehrbar zu sein.
 
Definitiv. In meinem entfernten Bekanntenkreis gibt es auch so welche, die am Wochenende zum campen mit Kind und Kegel lecker nach Holland an die See fahren und sich da mit massig Leute treffen, Fotos werden dann natürlich fleissig auf Facebook geteilt- einfach nur dumm.

Ich hatte gehofft, zumindest Bewohner von New York und ähnlich betroffenen Regionen würden genügend Weitsicht und Verstand walten lassen.
 
Das scheint die Nebenwirkung zu sein wenn man den Leuten Generationenlang einprägt das sie die freiesten Bürger auf der Welt sind und "alles erlaubt" ist, wenn man dann mal eine wirklich ernste Situation hat, die aber nicht offensichtlich ist, gibt es eben vermehrt Leute die meinen die Regeln gelten nicht für Sie.
 
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