Crimson schrieb:
Oh ja... als ich da gestern früh leicht verkatert draufgeklickt hab, dachte ich im ersten Moment wir hätten den 1. April.
Wäre es mal der 1. April gewesen. Wenn ich Überschriften wie "Otto stand Justin Bieber bei" (!!!) lese, dann wird mir eigentlich nur noch speiübel. Glaubte man der Bild, dann hat dieses Land wahrhaftig keine anderen Sorgen, als sich um einen grob fahrlässigen Kerl zu sorgen, den es ins Fernsehen vor ein Millionenpublikum zog und der nun die Konsequenzen für seine gewollte Aufmerksamkeit zahlt.
Und was da derzeit abgeht, lasse ich auch nicht mehr unter "Mitgefühl" laufen. Mit der Kampagne, die das Blättchen grad fährt, beweist es nur einmal mehr, dass es sich um das Dreckigste und Widerwärtigste in einer Medienlandschaft handelt, die im Gros ohnehin aus elenden Lügnern und Relativierern besteht.
Utopio schrieb:
Die Freiwilligkeit ist aber auch nur ein Argument, wenn man über komische Unterhaltungssendungen spricht.
Wehe dem, der so bei gefährlichen Berufen oder Finanzanlagen argumentiert. Da ist das Geschrei gleich groß.
Stirbt bspw ein Feuerwehrmann im Einsatz, dann ist das tragisch.
Aber Berufsrisiko. Mitgefühl ja, Jammern und Heucheln? Nein. Mir geht es auch noch nicht einmal um das menschliche Schicksal dahinter. Sicher ist das für die Familie des Sprungakrobaten grad eine harte Zeit, die ich nicht durchleben will, aber zum einen kann ich nicht mit der ganzen Welt Mitleid haben (grad zu Weihnachten flehen einen ständig irgendwelche Augen aus dem TV heraus an, was ich zum Glück umgehen kann, weil ich gar kein Fernsehen habe und es nur sehe, wenn ich mal bei meinen Eltern bin) und zum anderen finde ich den Umgang der Medien mit solchen Schicksalen nur noch pervers. Da wird man mehr oder minder in einen Mitleidshype gedrängt, dessen Sinn sich mir nicht erschließt. Entweder haben die Redakteure eine morbide Freude dabei, das Leid anderer auszuschlachten oder eben der Konsument. Beides ist eher ein Zeichen gesellschaftlicher Armut, aber sei es drum ...
Vor kurzem wurde übrigens ein junger Mann von einer Horde Asozialer vom Fahrrad gezerrt, so brutal zusammengeschlagen, dass er wahrscheinlich sein Augenlicht verlieren wird und all das für ein Handy und eine Geldbörse. Komischerweise fehlte da der BILD-Live-Ticker, die Genesungswünsche, betende "Stars" oder eine Ministerpräsidenten, die zutiefst geschockt ist. Legt sich aber jemand bei einer Live-Sendung auf die Fresse (pardon, aber so ist es), rauscht es im Blätterwald, wie ich es zuletzt bei der Loveparade 2010 erlebte.
Um es also in einem Wort zusammenzufassen: Widerlich.